stadt in dem Sohne einen neuen, kräftigen Führer Birterlassen Sudermann hat in der Verarbeitung des überreichen Stoffes sein großes dramatisches Können nicht verleugnet. Der Knoten ist kunstvoll geschürzt, und seine Lösung vollzieht sich unter Anwendung aller dramatischen Kunstmittel. Ja, diese Kunstmittel sind fast zu reichlich angewendet, und der Zuschauer wird ihrer gelegentlich zu sehr bewußt. Eine seelische Vertiefung ist vornehmlich in einem Akt erreicht, in jener Szene, wo der Gehlendete⸗ seiner Frau, die jetzt dem Tyrannen gehört, und der Tochter, die des Tyrannen Sohn ausgeliefert
erden soll, gegenüber tritt. Lykon möchte die immer noch geliebte, unglückliche Gattin schonen. Wie weit kann er es, ohne Gefährdung seiner hohen Sendung, die bedrohte Vaterstadt zu retten? Hier hat der Dichter wirkliche Herzenstöne gefunden, und doch mangelt dieser Szene die letzte künstlerische Vollendung. Lykon ist in Gefahr, dem Herzenszuge folgend, in eine Enoch Arden⸗Rolle gedrängt zu werden. Er widersteht der Versuchung und bleibt der Mission des Vater⸗ landsretters treu. Die dichterische Gestaltung dieses Seelenkampfes ist aber sprunghaft; hier fehlen in der Folge der sich be⸗ kämpfenden Gefühle einige Glieder. Sehr geschickt und dramatisch wirksam ist die Einführung des geblendeten Bettlers, die Art, wie er das Volk und dann die lebensfrohe adelige Jugend von Syrakus gegen den Tyrannen und zum Widerstand gegen die Karthager entflammt. Auch den Gefahren, die dem Dramatiker im letzten Akt drohen, hat Sudermann mit Erfolg zu begegnen gewußt, nur hätte er hier die allzu durchsichtige Spannung vermeiden sollen, die er dadurch hervorruft, daß Lykon vor selan letzten Auftreten tot gesagt wird. An dem Erfolg des Abends war in hervorragender Weise Herr Clewing beteiligt, der in der Rolle des Lykon zum ersten Male im Königlichen Schauspielhause auftrat, undden künstlerischen Ruf, den er sich am Berliner Theater erworben hat, voll bestätigte. Wirkte er im Vorspiel als jugendlicher Feldherr warmherzig, frisch und überzeugend, so war seine Darstellung des geblendeten Hettlers nicht nur von erschütternder, die Grenzen nie 1. Reglistik, sondern auch von einer außergewöhnlichen Beseelung, die sich im vorletzten Akt, in dem die unbesiegliche Glut der heldenhaften Seele den gemarterten siechen Körper des Geblendeten mit sich reißt, zu wahrhafter 5 der Darstellung steigerte. Neben Herrn Clewing muß Frau Poppe, die die Philarete spielte, in erster Reihe genannt werden. Auch die übrigen Rollen befanden sich in geschickten, eifrigen Händen. Herr Pohl hätte den Arratos aber wohl mehr über das Typische er⸗ heben können, auch war sein Sprechen undeutlich, ja er blieb an einigen Stellen unverständlich. Die Regie hatte sehr hübsche Bühnen⸗ bilder geschaffen; besonders das Gelage der syrakusanischen Jünglinge im vorletzten Akt war farbenprächtig und reich bewegt. Das Publikum folgte der Aufführung mit sichtlicher Spannung und lohnte sie mit fast einmütigem Beifall. Der Dichter mußte nach den Aktschlüssen wiederholt erscheinen, um den Dank für sich und auch für den Darsteller der Titelrolle entgegenzunehmen.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonnabend, eine Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ in folgender Be⸗ setzung statt: Eva: Fräulein Dux; Magdalene: Frau von Scheele⸗ Müller; Hans Sachs: Herr Bachmann; Walter Stolzing: Herr Kirchhoff; David: Herr Henke; Pogner: Herr Knüpfer: Kothner: Herr Höpfl. Die Rolle des Beckmesser singt Herr 8 Schultz vom Großherzoglichen Hoftheater in Weimar als Gast. Dirigent ist der Kapellmeister Blech. (Anfang 7 Uhr.) 8.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen zum ersten Male „Der Bettler von Syrakus“ von H. Sudermann wiederholt.
Der „Berliner Lehrer⸗Gesang⸗Verein“, dessen Konzerte weit über Berlin hinaus eines berechtigten Rufes sich erfreuen, feiert im Dezember zugleich mit dem Jubiläum seines 25 jährigen Bestehens das des Dirigenten Professors Felix Schmidt. Die Reihe der Festkonzerte aus Anlaß dieser Doppeljubelfeier eröffnet der Verein mit einem Wohltätigkeitskonzert am 26. d. M., Abends 8 Uhr, in der Königlichen Hochschule für Musik. Der ganze Reinertrag fließt dem Militärhilfsverein des III. Armee⸗ korps zu. Freunde des deutschen Volksliedes werden es mit be⸗ sonderer Freude begrüßen, daß das Programm eine reiche Auswahl der schönsten und beliebtesten Chöre aus dem Volksliederbuch enthält, das auf Veranlassung Seiner Majestät des Kaisers herausgegeben worden ist. Als Solistinnen wirken die Schwestern Fräulein Palma und Gisela von Päszthory (Violine und Klavier) mit. Eintritts⸗ karten sind bei Bote und Bock (Leipziger Straße 37 und Tauenzien⸗ straße 7), A. Wertheim (Leipziger Straße 132 und Kantstraße 3)
b. bkei dem Rektor Krüger (Keibelstraße 31/32, Fernsp. VII. 12 994) zu haben.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.) mMannigfaltiges. -u““ Berlin, 20. Oktober 1911.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten beglück⸗ wünschte zunächst der Vorsteher Michelet den Stadtv. Gericke, der ein Vierteljahrhundert den Vorsitz des Ausschusses für die Wahl von unbesoldeten Kommunalbeamten inne hat. Namens des Magistrats sprach der Oberbürgermeister Dr. Kirschner dem Jubilar die Glück⸗ wünsche aus. Nachdem die Versammlung sodann das Andenken des ver⸗ storbenen Stadtv. Lemp in der üblichen Weise geehrt hatte, wandte sie sich der Erledigung der auf der Tagesordnung stehenden geschäftlichen An⸗ gelegenheiten zu. Die einzelnen Vorlagen wurden in der Mehrzahl ohne Debatte teils endgültig, teils vorläufig verabschiedet. Eine längere Aussprache fand nur über die vom Magistrat beantragten Abänderungen der Bestimmungen über den Unterricht in den Berliner Hilfsschulen statt. Sie wurden schließlich mit großer Mehrheit angenommen. — Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Das Luftschiff „Schwaben“ ist gestern gegen 3 Uhr 35 Mi⸗ nuten über Berlin eingetroffen. Es näherte sich Berlin, wie „W. T. B.“ berichtet, längs der Linie der Lehrter Bahn, flog über Charlottenburg, das Brandenburger Tor, die Straße Unter den Linden nach dem Königlichen Schloß und wendete etwa über dem Alerxanderplatz in der Richtung nach Johannis⸗ thal. Von einer Etrich⸗Rumpler⸗Taube und einem Harlan⸗Eindecker umkreist, ist das Luftschiff um 4 Uhr über dem Flugplatz eingetroffen. Um 4 Uhr 40 Minuten erfolgte etwa 100 m vor der Halle die Landung, nachdem zwei Landungs⸗ versuche mißlungen waren, weil das Luftschiff wegen der hohen Zu⸗ schauertribünen nicht tief genug herabgehen konnte, sodaß es gezwungen war, den Flugplatz und seine Umgebung wiederholt zu umkreisen. dher Landung wurde die „Schwaben“ wohlbehalten in die Halle gebracht.
Die Eröffnungsfeier an der Handelshochschulle Berlin für das Winterhalbjahr 1911/12 findet am 28. d. M., Nachmittags 1 Uhr, in der Aula statt. Nach Erstattung des Jahresberichts über das fünfte Studienjahr wird der Rektor Professor Dr. A. Binz die Festrede über „Die Mission der Teerfarbenindustrie’“ halten.
Die Deutsch⸗Südamerikanische Gesellschaft veranstaltet am Mittwoch, den 25. d. M., 8 ½ Uhr, im Vereinslokal, Bülow⸗ straße 97, einen Vortragsabend. Der Pastor Faulhaber spricht über „Die erste Weltumsegelung durch Magalhaes“. Gäste (Herren und Damen) sind willkommen.
Bonn, 19. Oktober. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser und König ist gestern abend 7 Uhr 30 Minuten, von Aachen kommend, zum Besuch Seiner Durchlaucht des Prinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Adolf zu Schaumburg⸗Lippe hier eingetroffen. Die Stadt ist festlich geschmückt. Heute unternahm Seine Majestät eine Automobilfahrt, an der auch der Prinz Wund die Prinzessin Adolf zu Schaumburg⸗Lippe teilnahmen. Im Automobil Seiner Majestät des Kaisers hatten der Oberpräsident der Rheinprovinz, Staatsminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Schorlemer⸗Lieser Platz genommen. Die Fahrt ging über Brühl und Lechenich, wo die alte Burg
ülpich und die alte Kirche besucht wurden, die Erinnerungen an König Chlodwig bietet, weiter über Euskirchen, Rheinbach, Altenahr, wo das Frühstück eingenommen wurde, durch das Ahrtal, wo Seine Majestät die Neubauten der Ahrbrücke sah, die im Jahre 1910 durch das Hochwasser zerstört wurden, dann durch die Eifel über Adenau und Mayen nach Schloß Bürresheim, dem Grafen von Renesse gehörend, das aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die Fahrt ging dann über Nieder⸗ mendig zum Laacher See, wo die Klosterkirche Maria Laach unter der Führung des Abtes Freiherrn von Stotzingen besichtigt wurde, ferner durch das Tal der Nette nach Andernach
im Rheintal und ü ber Remagen zurück nach Bonn, wo Seine Majestät gegen 6 Uhr eintraf. Allerhöchstderselbe wurde überall herzlich begrüßt. — Seine Majestät der Kaiser nahm Abends um 9,30 Uhr von einem Zelte im Earten des Palais Schaumburg einen Fackelzug der Bonner Studentenschaft ab.
Düsseldorf, 19. Oktober. (W. T. B.) In Gegenwart der Staatsminister von Dallwitz und Dr. Lentze, des Oberpräsidenten von Westfalen Prinzen von Ratibor und Corvey, des Divisionskomman⸗ deurs, Generalleutnants von Schenck, des Landeshauptmanns der Rheinprovinz Dr. von Renvers und der Spitzen der staat⸗ lichen, provinzialen und städtischen Behörden fand heute mittag die feierliche Einweihung des neuen Re⸗ E ebäudes statt. Der Regierungspräsitdent Dr. Kruse hielt die Festrede. Der Minister des Innern von Dall⸗ witz erinnerte in seiner Ansprache an die geschichtlichen Beziehungen des Niederrheins zu Brandenburg⸗Preußen und an die Verdienste der Hohenzollern um die Jülich⸗Kleveschen Lande und ging dann auf die hohe industrielle Bedeutung des Duüsseldorfer Bezirks und seine Weltstellung ein. Der Minister gab darauf bekam t, daß Seine Majestät der Kaiser und König für einen Sitzungssaal des Regie⸗ rungsgebäudes sein Bildnis geschenkt habe. Der Oberpräsident der Rheinprovinz, Staatsminister Freiherr von Rheinbaben, der durch den Kaiserbesuch in der Rheinprovinz am Erscheinen verhindert war, ließ durch den Oberpräsidialrat von Hagen seine Glückwünsche ausdrücken. Namens der Stadt sprach der Oberbürgermeister Dr. Oehler. An einen Rundgang durch das Gevbäude schloß sich ein Festmahl in der städtischen Tonhalle an.
Baden⸗Oos, 19. Oktober. (W. T. B.) Das Luftschiff „L. Z. 9“ ist um 3 Uhr 18 Minuten nach zwanzigstündiger vor der Halle gelandet. Die eigentlicke Fernfahrt atte bis 10 Uhr gewährt, von da an kreuzte das Schiff über dem Rheintal. (Vgl. Nr. 247 d. Bl.)
Manchester, 20. Oktober. (W. T. Als ein Straßen⸗ bahnwagen den steilen Abhang bei Mossly unweit Manchester hinunterfuhr, verlor der Wagenführer die Herrschaft über die Bremse. Der Wagen durchbrach eine Mauer und stürzte über eine Eisen⸗ bahnbrücke auf die Schienen hinab. Vier Personen wurden getötet, sieben verletzt.
Macon (Georgia), 19 Oktober. (W. T. B.) Der Flieger Eugen Ely ist während eines Schaufluges abgestürzt und bald darauf seinen Verletzungen erlegen.
Nr. 42 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 18. Oktober 1911 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. — Desgl. gegen Pest. — Desgl. gegen Cholera. — Medizinalbericht von Württemberg, 1909. — Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Weinkontrolle. — (Deutsches Reich und Großbritannien.) Schlafkrankheit. — (Preußen.) Mücken⸗ plage. — Syphilis. — Heilanstalten. — Wasserleitungen. — Fleisch⸗ beschau. — Geflügeleinfabr. — Trichinöse Schweine. — Feuer⸗ bestattung. — (Anhalt.) Bakteriologische Fleischbeschau. — (Oester⸗ reich. Böhmen.) Tollwut. — (Japan.) Fabrikgesetz. — Tier⸗ seuchen im Auslande. — Maul⸗ und Kauensenche in Groß⸗ britannien. — Tierseuchen in Portugal 1909 und 1910. — — Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Togo, Bayern.) — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Aerztliche Vorprüfungen, 1909/10. — (Sachsen. Leipzig.) Krankenkassenwesen, 1910. — (Baden.) Infektions⸗ krankheiten, 1909. — (Großbritannien. Irland.) Nahrungsmittel⸗ kontrolle, 1909. — (Island.) Sterbefälle ꝛc., 1907 und 1908. — Ge⸗ schenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. — Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, September — Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betr.
den Verkehr mit Nahrungsmitteln (Mineralwasser, Käse, Konserven).
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
plägpe sind aufgehoben.
Theater.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 224. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. Die Meistersinger von Nürnberg. Oper in drei Akten von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. An⸗ fang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 229. Abonnementsvorstellung. Der Bettler von Syrakus. Tragödie in fünf
Akten und einem Vorspiel von Hermann Sudermann. In Sene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. An⸗ fang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. stellung. Gewöͤhnliche Preise.) Dienst⸗ und Frei⸗ f Die Zauberflöte. Oper in’ vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Tert von Emanuel Schikaneder. Neueinrichtung für die Königliche Oper. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 230. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Prinz Friedrich von Homburg. Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von Heinrich von Kleist. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Operntheater. Kurzes Gastspiel des „Schlierseer Bauerntheaters“ (Leitung: Direktor Taver Terofal). Sonnabend: Zum ersten Male: Der Zerrissene. Ein lustiges Bauernstück in drei Akten mit Gesang und Tanz nach Johann Nestroys gleichbetitelter Posse für die Schlierseer frei be⸗ arbeitet von Richard Manz. Musik von Ernst Hanke. Anfang 8 Uhr.
Neues Operntheater. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Der Stammhalter. Bauernposse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Carl Frey. b 8 Uhr: Der Zerrissene.
225. Abonnementsvor⸗
Deutsches Theater. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Sonntag: Penthesilea. 88 Montag: Faust, 1. Teill. Kammerspiele. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Arzt am Scheidewege. Sonntag: Vertauschte Seelen. Montag: Lanval.
Berliner Theater. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Ein Fallissement. — Abends 8 Uhr: Bummelstudenten. Posse mit Gesang und Tanz in fünf Bildern nach E. Pohl und H. Wilkens. Musik von Conradi.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Einer von unsere Leut. — Abends: Bummelstudenten.
8 .“
Theater in der Königgrützer Straße. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Hundstage.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Fallissement. — Abends: Spielereien einer Kaiserin.
Montag: Hundstage. ““
Lessingtheater. Das weite Land. Arthur Schnitzler. 8
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Neu einstudiert: Rosenmontag. — Abends: Das weite Land.
Sonnabend, Tragikomödie in 5 Akten von
Neues Schauspielhaus. Sonnabend, Nach⸗ mittags 3 ½ Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Grill⸗ parzer. — Abends 8 Uhr: Büxl. Komödie in drei Akten von Arno Holz und Oskar Jerschke.
Sonntag: Büxl. 1“
Montag: Josephine.
Komische Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ensemblegastspiel des „Neuen Operettentheaters“: Die keusche Susanne. Operette in 3 Akten von Georg Okonkowsky. Musik von Jean Gilbert.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die schöne Risette. — Abends: Die keusche Susanne.
Montag und folgende Tage: Die keusche Susanne.
Schillertheater. 0. (Wallnertheater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Es lebe das Leben. Drama in fünf Akten von Hermann Sudermann.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Urbild des Tartüff. — Abends: Es lebe das Leben.
Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Antigone. Tragödie von Sophokles, übersetzt und für die Bühne bearbeitet von Adolf Wilbrandt.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Maria Stuart. — Abends: Antigone. “
Montag: Es lebe das Leben.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Dame in Rot. Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Musik von Robert Winterberg.
Sonntag, Nachmittags 3 ¼½ Uhr: Ein Walzer⸗ traum. Operette von Franz Lehar. — Abends: Die Dame in Rot.
Montag und folgende Tage: Die Dame in Rot.
Abends 8 Uhr:
Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Sonnabend,
Abends 8 Uhr: Der Großfürst. Schwank in drei Akten von Artur Landsberger. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Meyers. Schwank
hin drei Akten von Friedmann⸗Frederich. — Abends:
Der Großfürst. Montag und folgende Tage: Der Großfürst.
Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ein Walzer von Chopin. Schwank in drei Akten von Kéroul und Barré6. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Bolten⸗Baeckers.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Gretchen. — Abends: Ein Walzer von Chopin.
Montag und folgende Tage: Ein Walzer von
Chopin.
Thaliath eater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Polnische Wi aft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Leülsch 81 Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. — von Alfred Schönfeld, Musik von
Gilbert.
Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗ schaft.
Trianonthenter. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Mein Baby. Burleske in drei Akten von Margaret Mayo.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fraucillon. — Abends: Mein Baby.
Montag und folgende Tage: Mein Baby.
Konzerte.
Singakademie. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Konzert von Charlotte Boerlage⸗Reyers (Ge⸗ sang) und Emil Telmanyi (Violine) mit dem Philharmonischen Orchester, Dirigent: Dr. Ernst Kunwald. v“
Saal Bechstein. Sonnabend, Abends 71 Klavierabend von Luise Gmeiner.
Beethoven-Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr: 1. Abonnementsabend des Böhmischen Streich⸗ quartetts. Mitw.: Alexander Siloti (Klavier).
88 8 1
Blüthner-Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Konzert von Alfred Sittard (Orgel).
Alindworth-Scharwenka-Saal. abend, Abends 8 Uhr: Liederabend von Elisabeth Hartmann. 8
Birkus Schumann. Sonnabend, Abends 7 Uhr:
SGrande Soirée high Life. — Zum Schluß: Das Manegeschaustück: 1000 Jahre auf dem
Meeresgrund. Entworfen und inszeniert vom Direktor Albert Schumann. — Vorher: das große Programm.
Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 große Vorstellungen.
Birkus Busch. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr⸗ Große Galavorstellung. U. a.: Karl Hagenbecks Schimpansen „Max und Moritz“ (bisher uner⸗ reichte Dressurleistung). — Zum Schluß: U 20, Originalausstattungsstück des Zirkus Busch in fünf Bildern.
Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 Vorstellungen.
Familiennachrichten.
Frl. Emmy von Schlieben mit Hrn⸗ Major Fritz von Raumer (Guhrau, Bez. Breslau — Breslau).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Friedrich von Wenden⸗Griebnitz (Alt — Hrn. Ober⸗ leutnant Georg von Wühlisch (Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Regierungsrat Dr. Moll (Zehlen⸗ dorf a. d. Wannseeb.).
Gestorben: Hr. Wirklicher Geheimer Rat Wil⸗ helm Stemrich (Berlin). Hr. Generalmajor z. D. Benno von Heineccius (Charlottenburg). — Hr. Pfarrer Ottokar Dahms (Berlin). — Hr⸗ Konsul Georg Grotstück (Berlin).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Neun Beilagen
(einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichen⸗ beilage Nr. 86 A und 86 B).
Sonn⸗
8
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88
Er
en Reichsanzeiger und Königlich Preußischen et
Berlin, Freitag, den 20. Oktober
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Qualität
1911 gering
mittel Verkaufte
Oktober Marktorte
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
Menge
Tag niedrigster V höchster niedrigster ℳ ℳ
höchster niedrigster höchster Doppelzentner
ℳ ℳ ℳ ℳ
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aatsanzeiger.
Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach überschläglicher Schätzung verkauft dem Doppelzentner (Preis unbekannt)
Am vorigen Markttage
Durch⸗ schnitts⸗ preis V ℳ
Durchschnitts ⸗ preis
für 1 Doppel⸗ zentner
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Berlin, den 20. Oktober 1911.
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16,20 16,50 16,50 — 119 17,50 18,20
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Gerste. 16,00 — 19,50
17,30 17,40 14,20 14,80 17,90 18,00 16,00 16,20 16,50 17,00 16,35 17,50 — 21,00 — 19,50 20,20 20,40 21,25 21,50 18,50 —
16,00
—
18,20 16,70 17,40 17,00 17,40 18,00
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16,00 16,20 16,40
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19,30 19,50 — 18,30 18,30 18,50 1ge n .
gaaaiserliches Statistisches Amt. 8 van der Borght.
19,23 17. 10.
19,20 12. 10. 20,10 12.
20,50 12. 10. 19,90 18. 10.
22,63 12. 10. 12. 10. 12. 10.
12. 10. 2. 10.
17. 10.
12. 10. 12. 10.
12. 10. 2. 10.
12. 10. 18. 10. 12. 10.
18,2 13. 10. 18,60 12. 10. 19,00 12. 10. 18,710 12.10.
⸗* * * *
Remerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. in liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
8
Deutscher Reichstag.
Die Rede des Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück, die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms nicht mehr mitgeteilt werden konnte, lautet:
Meine Herren! Nur noch einige kurze Ausführungen zu dem, was die letzten Herren Redner gesagt haben.
Was zunächst die von verschiedenen Seiten bemängelten staats⸗ rechtlichen Ausführungen über die Zuständigkeit der Reichsleitung gegenüber den Regierungen der Bundesstaaten betrifft, so möchte ich nur darauf aufmerksam machen, daß das, was ich hier gesagt habe, der Auffassung entspricht, die, solange ich denken kann, stets von dieser Stelle vertreten worden ist, nämlich: die Ausführung der Gesetze und ihre Handhabung ist Sache der Bundes⸗ staaten, die Beaufsichtigung des Reiches kann daher nur so weit gehen, als die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers reicht, sie kann also nicht hinausgehen über eine Einwirkung auf die Bundes⸗ regierungen. Wenn nun gesagt wird: ja, der Einfluß der Reichs⸗ leitung müßte weiter gehen, sie müßte einen unmittelbaren Zwang darauf ausüben können, daß nicht bloß die Grundsätze, die sie auf⸗ gestellt hat, anerkannt, sondern auch in den einzelbundesstaatlichen Behörden angewendet werden —, so möchte ich nur darauf aufmerksam machen, daß ein derartiger Einfluß immer nur moralischer Art sein kann, daß mir irgend ein Zwang
nicht zur Verfügung steht. (Rufe: Oh! oh! bei den Polen.)
Ich bin aber ferner der Ansicht, daß ein derartiger Druck überhaupt nicht nötig ist. Denn ich halte es für eine selbstverständliche Sache, daß jede Regierung in Deutschland, möge sie sein, welche sie wolle, und möge sie heißen, wie sie wolle, es für eine ihrer vornehmsten Pflichten ansehen wird, das, was sie für grundsätzlich richtig an⸗ erkannt hat, mit aller Energie zur Durchführung zu bringen. Diese Auffassung habe ich insbesondere auch von dem preußischen Herrn Minister des Innern. Ich kann nur wiederholen: ich bin überzeugt, daß der Herr Minister des Innern seine Auffassung über die Be⸗ deutung und die Tragweite der in Rede stehenden Bestimmungen des Vereinsgesetzes, über die er mit der Reichsleitung einig ist, auch mit allem Nachdruck in der Praxis zur Durchführung bringen wird. Wenn das aber der Fall ist, so ist auch die weitere Konsequenz, die ich gezogen habe, richtig, daß es zweckmäßiger ist, der⸗ artige Spezialfälle, wie wir sie hier erörtern, in den Einzellandtagen zur Sprache zu bringen, weil die Herren dort etwaige Beschwerden an diejenige Stelle richten können, welche bereit und in der Lage ist, Remedur eintreten zu lassen. (Zurufe links und bei den Polen: Der Herr Minister kann auch hierher kommen!) — Meine Herren, die bundesstaatlichen Minister können nur insoweit hierher kommen, als sie in ihrer Eigenschaft als Bevollmächtigte zum Bundesrat ihre Regierung vertreten. Aber an sich ist der Reichstag nicht der Ort, an dem ein bundesstaatlicher Minister sich über seine Tätigkeit in dieser seiner Eigenschaft zu ver⸗
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antworten hat. (Sehr richtig! rechts. Zuruf links: ist hundertmal geschehen!) Das möchte ich hier noch einmal mit aller Entschieden⸗ heit festgestellt haben. Es ist also ganz gleichgültig, wer an dieser Stelle den Reichskanzler vertritt. Wir können unter keinen Um⸗ ständen unsererseits hier Erklärungen abgeben oder Verpflichtungen eingehen, die in den Rahmen der Verantwortlichkeit der einzelnen Bundesstaaten fallen.
Nun ist seitens eines anderen Herrn Vorredners bemängelt worden, ich hätte mich etwas reserviert verhalten hinsichtlich der Beurteilung der strittigen Rechtsfragen, die hier erörtert worden sind, und an denen die Bevölkerung draußen namentlich in Anbetracht der bevorstehenden Wahlen ein großes Interesse nähme. Gewiß meine Herren, ich habe mich im wesentlichen referierend verhalten, ich habe es vermieden, Stellung zu nehmen zu Fragen, die zwischen verschiedenen Gerichten strittig sind, und das mit gutem Grunde. Jede Interpretation, die ich hier abgebe, endet in ihrer Wirksamkeit mit den Grenzen dieses Raumes. Ich bin ohne Einfluß auf die Gerichte, und es muß ver⸗ wirrend wirken, wenn hier eine Auffassung vertreten wird, die dann draußen von der Bevölkerung als zutreffend erachtet, aber nachher von den zuständigen Gerichten reprobiert wird. (Zuruf von den Sozialdemokraten.) Der Reichskanzler soll sich die Gerichte langen? Nein, meine Herren, er soll sich die Gerichte nicht langen, sondern es ist ein alter Grundsatz in Deutschland und in den deutschen Bundes⸗ staaten, daß die Verwaltungsbehörden und die Minister keinen Einfluß
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