1911 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Nov 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. November.

Nach der im Reichsversicherungsamt gefertigten

Zusammenstellung, die auf den Mitteilungen der Vorstände der Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrich⸗ tungen beruht, betrug die Zahl der seit dem 1. Januar 1891 bis einschließlich 30. September 1911 von den 31 Versicherungs⸗ anstalten und den 10 vorhandenen Kasseneinrichtungen be⸗ willigten Invalidenrenten (§§ 9, Absatz 2 und 10 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes und 15 Absatz 2 des Invalidenversicherungsgesetzes) . . . . . . 1 952 328. Davon sind Hnfolge Todes oder Auswanderug

des Berechtigten, iedererlangung der Erwerbs⸗

fähigkeit, Bezuges von Unfallrenten oder aus anderen 8 Gründen weggefallen . . . . ö““

sodaß am 1. Oktober 1911 liefen. 936 229

gegen .928 882 am 1. Juli 1911.

Die Zahl der während desselben Zeitraums be⸗ willigten Altersrenten (§§ 9 Absatz 4 des In⸗ validitäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes und 15 Absatz 3 des Invalidenversicherungsgesetzes) betrug 501.

Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Berechtigten oder aus anderen Gründen weg⸗ gesallen ... 111“

sodaß am 1. Oktober 1911 liefen.

am 1. Juli 1911.

Invalidenrenten gemäß § 16 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes (Krankenrenten) wurden seit 1616bbewilligt.

Davon sind infolge Todes, Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit oder aus anderen Gründen ͤ1111“ sodaß am 1. Oktober 1911 liefen.

gegen am 1. Juli 1911.

Beitragserstattungen sind bis zum 30. September 1911 bewilligt: a. an weibliche Versicherte, die in die Ehe getreten 22214 882 .2 181 674,

407 255, 91752 95 470

gegen

107 979, 16 173 16 433

gegen

b. an versicherte Personen, die durch einen Unfall dauernd erwerbs⸗ unfähig im Sinne des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes geworden sind

gegen

an die Hinterbliebenen von Ver⸗ sicherten 1 u“

gegen 492 671,

1b zusammen . . 2 723 867

bis zum 30. Juni 1911. 8

1““

SDesterreich⸗Ungarn.

111“

8 Wie das „Wiener K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ errährt, hat der Ministerpräsident Freiherr von Gautsch auf Grund des gestern abgehaltenen Ministerrats dem Kaiser die Entlassung des Kabinetts unterbreitet.

Als Nachfolger des Freiherrn von Gautsch gilt, der „Neuen Freien Presse“ zufolge, der bisherige Unterrichtsminister Graf Stürgkh, der in der letzten Woche zweimal vom Kaiser in Audienz empfangen worden ist.

8 Der Präsident des ungarischen Abgeordnetenhauses Albert Berzeviczy, der mehrere Wochen hindurch bemüht war, die Opposition zur Einstellung der Obstruktion gegen die Wehr⸗ vorlage zu bewegen, veröffentlicht laut Meldung des „W. T. B.“ eine Erklärung, aus der hervorgeht, daß seine Verhand⸗ lungen mit der Opposition gescheitert sind und daß

folgedessen die Regierung nicht beabsichtigt, mit der Oppo⸗ sition in direkte Verhandlungen zu treten, da die Anschauungen der verschiedenen Fraktionen der Opposition auseinandergehen,

odaß keine Aussicht vorhanden ist, die Erledigung der Wehr⸗ vorlage durch eine Verständigung mit der Opposition sicher⸗

zustellen.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses richtete der Abg. Ronaldshay an den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes die Anfrage, ob und aus welchen Gründen die russische Regierung gegen die Verwendung schwedischer Offiziere zur Reorganisation der persischen Gendarmerie Vor⸗ stellungen erhoben habe, und ob der Vorschlag der persischen Regierung, schwedische Offiziere in dieser Eigenschaft an⸗ zustellen, von dem britischen Auswärtigen Amt unterstützt oder bekämpft werde.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte Sir Edward Grey in Beantwortung der Anfrage, daß die russische Regterung gegen die Verwendung schwedischer Offiz ere zur Organisierung der persischen Gendarmerie als eines von der persischen Armee gesonderten

eiles keine Einwendungen erhoben und de britische Regierung die schwedische Regierung benachrichtigt habe, daß sie gegen die Anstellung on schwedischen Offizieren in dieser Eigenschaft nichts einzuwenden habe.

Im weiteren Verlaufe der Sitzung fragte der Abg. King den Staatssekretär Grey, ob indische Truppen nach Persien gesandt worden seien, ob ferner die persische Regie⸗ rung su dieser Aktion beigetragen habe, und wann die Truppen zurückkehren würden.

9. Sir Edward Grey erwiderte auf die erste Frage, daß er sie bejahen könne, und auf die zweite, daß die persische Regierung nichts getan habe für den Zweck, zu dessen Erfüllung die Truppen abgesandt worden seien. Denn die Sicherheit britischen Lebens und Eigentums in Buschir und anderswo habe nach Ansicht der britischen Regierung nooch nicht erreicht werden konnen. Die persische Regierung sei davon verständigt worden, daß, sobald es ihr gelinge, die Wiederherstellung der Sicherheit durchzuführen, die Verstärkungen der britischen Konsulatswachen zurückgezogen werden würden; es sei jedoch nicht möglich, den wahrscheinlichen Zeitpunkt anzugeben, wann diese Maß⸗ nahmen von seiten der persischen Regierung durchgeführt sein würden. Der Staatssekretär bejahte die ferner an ihn gerichtete Frage, ob die persische Regierung gegen diese Maßregeln Einspruch erboben habe, und erklärte, die persische Regierung habe das Ersuchen gestellt, daß

die Verstärkung der britischen Konsulatswachen nicht durchgeführt!

38 8 werden möge. Aber die britische Regierung sei mit Rücksicht auf die Berichte von der gegenwärtigen Gefahr für Leben und Eigentum nicht in der Lage, diesem Ansuchen zu entsprechen. Auch die russische Re⸗

ierung habe zur Verstärkung der Konsulatswachen nach einem Platze bende Mann und nach einem andern zwischen hundert und zwei⸗ hundert Mann abgesandt.

Das Oberhaus hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, in zweiter Lesung den Entwurf eines Gesetzes zum Schutze des literarischen und künstlerischen Eigentums an⸗ genommen, dem das Unterhaus bereits zugestimmt hat und in dem das Urheberrecht in Einklang mit den Bestimmungen der

erliner Konvention gebracht 1

Frankreich.

3

Der Präsident Fallières hat gestern, wie „W. T. B.“

meldet, das Dekret unterzeichnet, durch das die Kammern zum 7. November einberufen werden, und ferner ein Dekret, durch das das erste und zweite Geschwader zu einer Flotte vereinigt werden, um so die Ausbildung unter einem einzigen Kommando zu bewirken. Zum Oberbefehlshaber der Flotte ist der Vizeadmiral Boué de Lapeyrére ernannt worden.

Der Ministerrat hat gestern den Entwurf zur

Linderung der Lebensmittel⸗ und Mieteteuerung

genehmigt. Rußland.

Die Dumakommission hat in der gestrigen Sitzun laut Meldung des „W. T. B.“ die Verlegung des General⸗ konsulats für Indien aus Bombay nach Kalkutta und die Er⸗ richtung eines Konsulats in Kobdo und eines Vizekonsulats in Aigun gebilligt und ferner eine Erweiterung des Konsulats⸗ netzes in China und der Mongolei sowie in Argentinien und

Suͤdamerika in Anbetracht der wachsenden Auswanderung von

Russen vorgeschlagen. .

Der König hat, wie präsidenten Giolitti 100 000 Lire für die Familien der in den Kämpfen in Tripolis Verwundeten und Ge⸗ fallenen und die gleiche Summe dem Roten Kreuz übersandt. Desgleichen haben Banken, Sparkassen und andere Institute sowie Privatpersonen beträchtliche Summen zur Unterstützung der gefallenen und verwundeten Soldaten ange⸗

Der Kriegsminister hat an die Korpskommandanten eine Zirkulardepesche gerichtet, worin er ihnen laut Meldung des „W. T. B.“ von den heldenhaften Angriffen der türki⸗ schen und arabischen Streitkäfte, der Eroberung zweier Forts in Tripolis, von großen Verlusten der Italiener, der Erbeutung einer großen Menge von Kriegsmaterial und von der Gefangen⸗ nahme zahlreicher Feinde sowie davon Mitteilung macht, daß die Italiener in die Stadt fliehen und daß die Kämpfe fort⸗ dauern.

Die kreih gnalversammlung istt sich, wie „W. T. B.“ meldet, nach reren geheimen Sitzungen ein⸗ stimmig überdgeeworden, die die Beibehaltung der gegenwärtig vror weriee Regierung auf der Insel mit sich bringen würde.iee Umstände für geeignet zur Ausfühfung d NPereinigung mit Griechenland vom 24, Sept. .ehält sich vor, später über die Mittel, die die us füͤhr scheiden.

1“

Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ aus Hankau haben am Sonnabend bei Tagesanbruch 5000 Revolutionäre die Regierungstruppen westlich von den Ansiedlungen der Europäer angegriffen und nach heftigem Kampfe die Haupt⸗ bahnstation wiedergenommen, wobei ihnen auch ein Maäxim⸗ geschütz in die Hände fiel. Die Kaiserlichen zogen sich in die Rennbahn zurück. Inzwischen feuerten die Batterien des Nord⸗ forts von Wutschang auf die Kanonenboote und zwangen sie, fluß⸗ abwärts zu gehen. Nachdem die Kaiserlichen Verstärkungen erhalten hatten, rückten sie wieder vor und bedrohten die linke Flanke der Revolutionäre. Auf beiden Seiten gab es Hunderte von Toten und Verwundeten. Die Revolutionäre bewiesen großen Mut und gingen unter Hurrarufen kaltblütig gegen die Maxim⸗ geschütze vor. Die Kaiserlichen benutzten jede Deckung, gingen sparsam mit der Munition um und befolgten mit der Exakt⸗ heit von Maschinen die Befehle, die ihnen durch Horn⸗ und Pfeifensignale übermittelt wurden. Mehrere Granaten fielen in die europäischen Besitzungen, töteten und verwundeten einige Chinesen, richteten sonst aber nur geringen Schaden an. Ein fremder Dampfer ging mit einer Anzahl Hulks flußabwärts, um dem erwarteten Bombardement zu entgehen. Andere Dampfer nahmen die europäischen Frauen an Bord, während auf den Hulks sich Tausende von Chinesen befanden, die in europäischen Firmen angestellt sind. Später am Tage nahmen die Kaiserlichen die Bahnstation den Revolutionären wieder ab. Der Flotte des Admirals Sah war es trotz eines einstündigen Bombardements nicht gelungen, die Batterien nordwärts von Wutschang zum Schweigen zu bringen. Die Schiffe zogen sich ohne ernsthafte Beschädigungen zurück. Der Admiral Sah hat die Europäer benachrichtigt, daß er Wutschang nicht beschießen werde, bevor Hankau eingenommen sei. Sämtliche Straßen in der euro⸗ päischen Niederlassung sind stark verbarrikadiert. Freiwillige und Marinesoldaten halten ständig Wache. Es bereitet Schwierigkeiten, für die Ansiedelungen Lebensmittel zu be⸗ schaffen, da die Zufuhr abgeschnitten ist.

Wie das „Reutersche Bureau“ weiter aus Canton meldet, hat der Vizekönig dem Verlangen des Volkes nach der Er⸗ klärung der militärischen und finanziellen Unabhängigkeit der Provinz Kwangtung nachgegeben, aber bei schwerer Strafe die Entfaltung der Unabhängigkeitsfahne verboten.

Yuanschikai hat an die Regierung telegraphisch das Ersuchen gerichtet, einen interimistischen Premier⸗ minister zu ernennen, während er alle Angriffe der Kaiser⸗ lichen einstellen lassen und unverzüglich mit Liyuanheng wegen eines endgültigen Friedensschlusses in Unterhandlungen treten werde. Muanschikai will sich, falls er nicht auf andere Weise Unterhandlungen herbeiführen könne, in das Lager der Aufständischen nach Wutschang begeben. 1

Afrika. 8

UMHeber die jüngsten Ereignisse in Tripolis liegen nunmehr auch von türkischer Seite amtliche Meldungen vor. Ein gestern vom türkischen Kriegsministerium veröffentlichtes e des Kommandanten von Tripolis besagt,

„W. T. B.“ meldet, dem Minister⸗

In der Nacht vom 26. Oktober unternahmen Truppen und Frei⸗ willige einen alggemeinen Sturm gegen die italienischen Stellungen, wobei sie die Verteidigungslinie der Italiener an einzelnen Punkten durchbrachen. hindurch bis zur Stadt. längeren heftigen Angriffen alle Verteidigungslinien des Feindes, der zurückgeworfen wurde. Der Feind konnte den gegen die Befestigungen von Said Misri und Hani gerichteten Sturmangriffen nicht stand⸗ halten, räumte die Forts und floh. Truppen und Freiwillige be⸗

setzten die Positionen und nahmen die Verfolgung der Küchtigen auf. 1 3

Der Feind eröffnete aus seiner Stellung hinter der b

linie das Feuer mit seinen Schnellfeuergeschützen und Mitrailleusen und wurde hierbei von der in den Verschanzungen verborgenen In-⸗

fanterie unterstützt. großen Mut an

die Festungen zu Fall, auf denen sodann die ottomanische Flagge ge⸗ hißt wurde. Die Verluste des Feindes sind unbekannt. hatten etwa 40 bis 50 Tote und etwa hundert Verwundete.

Trotzdem legten die ottomanischen Truppen

Bei der türkischen Botschaft in Berlin eingelaufene

amtliche Telegramme besagen:

In der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober griffen türkische Truppen, durch Freiwillige unterstützt, die Italiener an. Die feindliche w Bei diesem Kampf, der bis zum nächsten Tage, 4 Uhr Nachmittags, dauerte, wurde der

Linie wurde an mehreren Punkten durchbrochen.

Feind bis zu dem Vorort Mahalla zurückgedrängt. In der Nacht

vom 27. auf den 28. Oktober wurde der Angriff erneuert. Die Italiener wurden in die Flucht geschlagen und verließen die Forts 8 Seidoe, Misri und Hani, wo sie zahlreiche Vorräte, Munition und

Maulesel zurückließen. Die Verluste der Italiener sind bedeutend,

die der Türken betragen ungefähr 40 Tote und 100 Verwundete. Nach den letzten Nachrichten sind die Jlaliener gezwungen, die Verteidigung

auf die Stadt selbst zu beschränken.

Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht demgegenüber eine Mitteilung, der zufolge die aus türkischer Quelle stammenden

Nachrichten über angebliche Niederlagen der italienischen Truppen in Tripolis jeder Begründung entbehren. Der General

Caneva versichere in einem gestern vormittag abgesandten Ferner erklärt

Telegramm, daß die Lage unverändert sei. die italienische Botschaft in Berlin laut Meldung des „W. T. B.“, angesichts der Nachrichten, die über die Lage des italienischen Expeditionskorps in Tripolis veröffentlicht

worden seien, halte sie es für nützlich, folgende Mitteilung zu machen, durch die die gegenwärtige Lage auf dem Kriegs⸗

schauplatz genau bezeichnet werde:

Die Italiener sind in allen Kämpfen zu Wasser und zu Lanke ohne Ausnahme Sieger geblieben. Derna, Homs und Tobruk besetzt, indam fie den Feind schlugen und ihn zwangen, sich zurückzuziehen. Feindes zurückgeschlagen worden, wobei ihm sehr schwere Verluste zugefügt worden sind. Die italienischen Truppen Kanonen und zwei Fahnen erbeutet. kein Kampf mehr stattgefunden.

Parlamentarische Nachrichten. 3 Bei der Reichstagswahl im 7. Ratiborer Wahl⸗

kreise am 27. Oktober sind nach den endgültigen amtlichen

Feststellungen, wie „W. T. B.“ meldet, insgesamt 18 351 gültige Stimmen abgegeben worden; davon haben der Grund⸗

besitzer Sapletta in Ratibor (Zentr.) 8682, der Pfarrer

Banas in Lubowitz (Pole) 4399, der Regierungsrat Lüdke in Ratibor (Reichspartei) 3467. der Schwoob in Kattowitz (Soz.) 1800 Stimmen erhalten. Zer⸗ splittert sind drei Stimmen. Es ist somit Stichwahl zwischen Sapletta und Banas erforderlich, die am 8. November statt⸗ fin den wird. 1

Bei der Reichstagsstichwahl im 1. Wahlkreise Konstanz⸗Ueberlingen am 227. sind nach dem vom „W. T. amtlichen Wahlergebnis insgesamt 29 159 Stimmen abgegeben worden, von denen der Gärtnermeister Hermann Schmid in Singen (nl.) 15 113 und der Landgerichtsdirektor Freiherr Dr. Karl von Rüpplin (Zentr.) in Konstanz Stimmen erhalten haben. Schmid ist somit gewählt.

badischen

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Hopfenernte in Preußen im Jahre 1911.

Dem Erlasse des Reichekanzlers vom 24. April 1899 entsprechend wird die Hopfenernte in Deutschland nach den Erträgen derjenigen Ortschaften berechnet, in denen mindestens 5 Hektar mit deeser Frucht art bestellt sind. Solche Hopfengemeinden wurden in Preußen für das Jahr 1911 nur 45 ermittelt, deren Pflanzungen von zusammen 843,9 Hektaren nach den Schätzungen der Ortsvortände 1796 Doppel⸗ zentner Dolden lieferten oder als Staatsdurchschnitt 2,1 dz ergaben Hieran sind nach der „Stat. Korr.“ beteiligt: .

9 die 1 mit Doppelzentnern Regierungs⸗ Hopfen⸗ & im vom bezirke gemeinden Hektaren ganzen .

Allenstein. 31

Franfurt... 0

Posen 612 1

Magdeburg . . 8 629 3

Wiesbaden . . . 450 7.

Sigmaringen. 74 8,0.

Der Hopfenbau aller in den genannten 6 Regierungebezirker liegenden Ortschaften umfaßte 1082,0 ha. Von den Hopfenanlagen der Orte mit weniger als 5 ha Fläche, zusammen 238,1 ha, ent⸗ fallen auf den Regierungsbezirk Allenstein 160 ha, auf Frankfurt 4,0, Posen 118,8, Magdeburg 53,5, Wiesbaden 12,0 und auf Sigmaringen 33,8 ha, deren Ernte nach dem für jeden Regierungsbezirk gefundenen Durchschnitsertrage zusammen 718 dz ergibt. 8

Schließlich sind noch die Erträge in den Regierungsbezirken ohne

Hopfengemeinden in Rechnung zu stellen, nämlich von 6 ha im

Regterungsbezirk Königsberg, 3 in Gumbinnen, 3 in Lünehurg, 2 in Koblenz und 1 in Trier, zusammen 15 ha. Für die Berechnung der Ernte von diesen Flächen gilt der oben als Staatedurchschnitt fest⸗ gestellte Ertrag, nach dem zusammen weitere 32 dz gewonnen wurder sodaß sich die Hopfenernte Preußens von insgesamt 1097 h⸗ auf 25 46 dz Dolden berechnet.

Die Güte, die nur für die im dritten Jahre und länger be⸗ stehenden Pflanzungen erhoben wird, isr in diesem Jahre sehr ver⸗

schieden. Im Staatsdurchschnitt sind 24 v. H. der Ernte dieser An⸗

lagen als sehr gut, 18 als gut, 27 als mittel, 6 als unter mittel und 25 als gering beurteilt worden. In den einzelnen Regierungsbezirken er⸗ gaben sich Hundertteile: 3

f s 8 unter büt

8 mmittel gering Allenstein... i8 100 Magdeburg . . . 34 Wiesbaden b

Sigmaringen..

Ein Teil der Angreifer drang durch die Palmenhatne Der türkische rechte Flügel durchbrach nach

den Tag und brachten nur durch Gewehrfeuer

Die Türken

Sie haben Tripolis, Benghasi, Seitdem sind alle Angriffe des

haben zahlreiche Nach der Schlacht vom 26. hat

Gewerkschaftssekretär

Oktober B.“ verbreiteten endgültigen

14 046

Zur besseren Uebersicht der Schwankungen in Menge und Güte der Hopfenernten sind nachstehend die Erhebungsergebnisse für die einzelnen Jahre seit 1899 zusammengestellt, und zwar:

1 ddie Beschaffenheit der Högfen⸗ 18,ö geernteten Dolden

bau ganzen Hektar sehr in Hundertteilen

ha dz dz gut gut mittel untte gering 2524 14 134 8 58 41 2425 12 003 38 45

2294 8 670 2 1

2238 9 939 18

2129 9 146 28

2191 9 160 42

2175 16 018 46

2064 8 082 23

1946 10 231 15

1684 9 283 34

1084 3 256 13

1910 1158 7 601 53

19u 2 546 88 15 18

In keinem der Vorjahre war der Ertrag so wenig lohnend wie 1911. Auch zeigt vorstehende Uebersicht, abgesehen von geringen Schwankungen, eine stete Abnahme des Aubaues, und zwar in den 12 Jahren seit 1899 um 56,5 Hundertteile.

1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909

111“

ScUeo᷑ene aEPEFEegngen CFSwC-SdoCe00;

d0

ZZur Arbeiterbewegung.

Am Montag fanden, wie hiesige Blätter melden, in Berlin vier Versammlungen der Damenschneider und⸗schneiderinnen sowie der Heimarbeiterinnen statt, in denen zu dem drohenden Ausstand Stellung genommen wurde. Die Arbeiter und Arbeiterinnen bestehen auf einer 15 % igen Lohnerhöhung. Bei einem allgemeinen Ausstand würden etwa 50 000 Personen in Frage kommen. 1

Die Lage in der westfälischen Tabakindustrie verschärft sich weiter. Ueber 1000 unorganisierte Arbeiter haben, wie die „Frkf. Zta.“ erfährt, in den letzten Tagen die Arbeit niedergelgt und sich den Ausgesperrten angeschlossen. Weitere Arbeitsniederlegungen Unorganisterter stehen bevor. (Vgl. Nr. 246 d. Bl.)

In der Angelegenheit des Ausstands in der S chokolade⸗ und Zuckerwarenindustrie in Dresden ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, ein Vergleich abgeschlossen worden; die Arbeiter erhalten eine Lohnerhöhung. Heute sollte die Arbeit wieder aufgenommen

werden. (Val. Nr. 247 d. Bl.) b Aus London wird dem „W. T. B.“ telegraphirt: Die Eisenbahngesellschaften fahren fort, Lohnerhöhungen an⸗ zukündigen. Die London and Northwestern „Railway hat gestern Lohnerhöhungen bewilligt, die sich auf jährlich 80 000 fund belaufen werden. Trotz der Zugeständnisse der Gesell⸗ chaften dauert die Bewegung unter den Arbeitern an. Sie erließen gestern eine ihre Forderungen enthaltende Erklärung, die den Gesellschaften unterbreitet werden soll. In 35 Paragraphen werden darin im einzelnen die Fragen der täglichen Arbeitszeit, der Feiertage, der Lohnerhöhung und die son stigen Wünsche der Arbeiter behandelt Das Verfahren gegen die aus Anlaß des französischen Eisenbahnerausstandes vom vorigen Jahre strafrechtlich verfolgten Leiter des Eisenbahnersyndikats ist, wie „W T. B.“ meldet, durch Entscheidung der Anklagekammer des vom Kassationshof mit der Angelegenheit betrauten Appellgerichts in Orléans eingestellt worden. In dem Erkenntnis heißt es, ein Zusammenhang zwischen der Streikbewegung, den Sabotagefällen und den gewaltsamen Arbeitsstörungen könnte nicht festgestellt werden. KAKunst und Wissenschaft. 8 Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin hält am 4. d. M, um 6 ¾ Uhr Abends, eine allgemeine Sitzung im großen Saal des Architektenhauses, Wilhelmstraße 92. Der Professor Dr. Georg Wegener wird über „China und seine gegenwärtige Lage“ sprechen. u“““

A. F. Einen Ausflug nach Marienfelde unternahm die „Brandenburgia“, Gesellschaft für Heimatkunde, an einem vom Wetter begünstigten Oktobernachmittag zur Besichtigung der Orchideengewächshäuser von O. Beyrodt. Die Häuser be⸗ herbergen z. Z. etwa 150 000 Orchideen in 3000 verschiedenen Arten. Die Jahreszeit war nicht eben glücklich für den Besuch gewählt, denn die blüh nden Gewächse waren zurzeit in der Minderheit. Aber diese Minderheit war doch von so überwältigenden Reizen, daß die Gesellschaft sehr befri digt schied, nachdem sie, von den Gärtnern des Besitzers geführt, viel interessante Belehrung auf ihrer Wanderung durch die Gewächshäuser empfangen hatte.

In der ersten ordentlichen Versammlung der „Brandenburgia“ im Winserhalbjahr am letzten Mittwoch lud der Professor Dr. Pniower zum B such einer Ausstellung ein, die zurzeit im Märkischen Pro⸗ vinzir! Museum veranstaltet ist. Sie bezweckt, die Entwicklung Groß Berlins und der Mark Brandenburg in Bildern zu zeigen und hat eine Reihe von Kupferstichen, Lithographien Aquarellen aus dem Besitz des Museums in einem Saale vereinigt. Die Bilder umfassen die Zeit vom 16. Jahchundert bis 1850. Nächst Berlin ist Potsdam stark vertreten, doch auch Brandenburg, Rheinsherg, Schwedt, Küstrin, Boitzenburg, Britz (in einem Aquarell aus 1845) u. se f.

Neber Kulturbilder aus der Steinzeit der Mark Brandenburg sprach dann Dr. Albert Kiekebusch. An der Hand trefflicher Lichtbilder erklärte der Redner die verschiedenen Gräbertypen, die sich auf märkischem Boden finden. Als die ältesten sind wohl die Dolmengräber anzusprechen, schlichte Steinsetzungen mit flachem Deckstein. Sie finden sich vereinzelt in der Uckermark und scheinen bei ihrer Schlichtheit vielfach und an den verschiedensten Stellen der Erde von den verschiedensten Völkern unabhängig er⸗ funden, nicht etwa abgesehen und nachgeahmt worden zu sein; denn sie finden sich ganz ähnlich in Nordafrika, Portugal, Frankreich, ja in Ostasien. Sie bilden gewissermaßen die Urform einer Grabstätte, die, verglichen mit älteren, roheren Bestattunnsformen, wie sie auch heute noch bei manchen Naturvölkern gebräuchlich sind, von der Vorstellung ausgingen, daß die Verstorbenen zu ehren und zu schützen seien, z. B. gegen die Tiere des Waldes. Das war schon ein nicht zu unterschätzender Kulturmmnfang. Aus den Dolmeneinzelgräbern entwickelten sich dann die sogenannten Hünen⸗ ketten, Massengräber, ähnlich durch Steinsetzungen und Stein⸗ zäune geschützt und durch große Einze blöcke Wächter an den Flanken noch besonders bezeichnet. Sie gehören schon einer vorgeschritteneren, der zweiten Periode der Steinzeit an und finden sich auch in Dänemark und Schweden. Eine dritte Gruppe von Einzelgräbern ist durch das Vorhandensein einer Zugangsöffnung zum Grabinnern gekennzeichnet. Sie finden sich in e Erhaltungs⸗ zustande namentlich auf der schwedischen Insel „Ostagotland“. Alle diese Grabstätten waren über der Erde. Eine vierte Gruppe eröffnet die Reihe der unterirdischen Gräber, die fortan dauernd, der feineren Empfindung des Menschen entsprechend, im Gebrauch blieben. Sie waren in ihrer ersten Gestalt Steinkistengräber unter einer nicht allzu tiefen Bodendecke. In ihnen wurden die Toten meist in Hocker⸗ stellung beigesetzt. Zahlreiche Skelettfunde, die auch in der Mark mehrfach gemacht worden sind, lassen an dieser Bestattungsweise keinen Zweifel. Gräber dieser Art scheinen in ganz Norddeutschland eine gewisse Grenze nach Süden nicht zu überschreiten, die Berlin noch füdlich läßt. Ein Vergleich nordischer Gräber mit ägyptischen, einer fehr alten Zeit angehörigen, zeigt, daß die Beisetzung der Toten in Hockerstellung hier wie dort üblich war. In diesem Punkte ist es schon mehr fraglich, ob nicht Beeinflussung und Nachahmung vor⸗ liegt. Es sind diese germanischen Gräber, die auch auf märkischem Boden uns die Zeugnisse einer schon in der letzten Periode der Stein⸗ zeit vorhandenen gewerblichen Tätigkeit in der Herstellung von Ton⸗ gefäßen erhalten haben, Gefäßen, die sich in Gräbern finden, auch schon vor

von Liebig, Lavoisier, Berzelius und

der Zeit, da nach Einführung des Leichenbrandes sie als Urnen Verwen⸗ dung fanden. Der Vortragende erläuterte nun an zahlreichen Bildern von Gefäßen aus Gräbern, was sie uns in ihren Formen, ihrer Technik, in der Anbringung von Seitenösen und Henkeln ꝛc., vor allem in ihrem Schmuck durch auf verschiedene Art ausgeführte, mehr oder weniger zierliche Muster auf ihrer Oberfläche erzählen und lehren. Ver⸗ gleichendes Studium dieses jetzt sehr bedeutenden Materials fördert da in der Tat die merkwürdigsten Ergebnisse zu Tage, Zeugnisse für wahr⸗ scheinliche Berührungen von sehr entfernt voneinander wohnenden Be⸗ völkerungen. Dr. Ki kebusch erklärte dies an den vorgeführten Typen von Kreuzstichschmuck, von Schnurkeramik und Bandkeramik, von dem eigentümlichen Schmuck und den besonderen Formen. Die Gefäße aus dem Anhaltischen zeigen, was diesem Typus den Namen des Bernburger Typus eingetragen hat. Er sprach dann auch von dem Henkelstein⸗Typus aus der Pfalz, dem Gegensatz zwischen diesem und der nordischen Tiefstichkeramik, endlich von dem Rössener Typus (Thüringen), der auf eine Mischkultur zwischen der dem deutschen Süden angehörigen Band⸗ und der nor⸗ dischen Tiefstichkeramik schließen läßt, wie nicht minder auf schon vorhandene Beziehungen zu dem Kulturgebiet im Südosten unsers Erdteils. Fa Schluß seiner mit großem Beifall aufgenommenen Mitteilungen berichtete der Vortragende noch von einem merkwürdigen Funde, den er, aufmerksam gemacht durch den Pfarrer Wolfram des Dorfes Nakel bei Friesack, nahe diesem Dorfe emacht hat, nämlich 4—5 durch Pfostenlöcher, wie in Buch, deutlich ezeichnete Wohnplätze, die vergraben lagen unter einer 3 —4 m hohen Sanddüne. Die Seltsamkeit eines Sandhügels unter diesen Um⸗ ständen wird noch dadurch erhöht, daß sich etwa 1 m unter der Ober⸗ fläche eine Humusschicht und, an sie anschließend, eine ziemlich aus⸗

gedehnte Brandschicht findet. Zum Schluß sprach noch der Vorsitzende, Geheimrat Uhtes über märkische Fisch⸗ und Krebszucht. Die seit 7 Jahren zur Einbürgerung ausländischer, meist englischer, Aalbrut getroffenen Ver⸗ anstaltungen haben den allerbesten Erfolg gehabt. illionen junger Aale sind nach glücklicher Ueberwindung aller Schwierigkeiten in den märkischen Gewässern ausgesetzt worden und gedeihen nach Wunsch und Voraussicht. Sie sind besser als die bisher aus Italien, Aegypten und der Türkei bezogene Marktware. Die Männchen werden 45 50 cm, die Weibchen bis 60 cm lang. Die angenehme Folge ist, daß trotz der allgemeinen Preissteigerung die Aalpreise bei uns eher billiger geworden sind. Noch ist man indessen über die Naturgeschichte des Aales nicht völlig im Reinen. Es werden fortgesette Studien darüber getrieben, auch in Dänemark. Von dorther ist eine Veröffentlichung darüber in naher Aussicht. Es be⸗ steht doch ein merkwürdiger Unterschied zwischen dem Interesse, das heute, auch von den Fischern, an der Fischzucht genommen wird, und dem in vergangenen Zeiten. Heute steht im Vordergrunde die wissenschaftliche Erforschung der Lebensweise der Fische, der förderlichen und hinder⸗ lichen Bedingungen, wofür der Fischer ein dankbares Verständnis be⸗ kunde, früher dagegen ein beständiges Streiten über die rechtliche Seite des Fischereibetriebes und die von Innungen, Rittern, Klöstern be⸗ gehrten Fischereigerechtigkeiten. Eine Unzahl von Bestimmungen und Verordnungen, anhebend schon um 1100, bringt von Buchwald im ersten Bande seiner „Fischerei⸗Regesten“ zur Kenntnis; im Laufe des nächsten Jahres wird das wertvolle Werk mit einem zweiten Bande geschlossen werden. Auch die Urkunden der Hasvel⸗ fischerei werden demnächst von Besthorn herausgegeben werden. Die älteste Fischerinnung in Deutschland, die von Würz⸗ burg, hat vor kurzem ihr 900 jähriges Jubiläum gefeiert. Der Vortragende hat an dem Feste in dem eigenen Hause der Innung teilgenommen und war angenehm berührt von der Pietät, mit der die alten Erinnerungen dort gepflegt und die wertvollen Reliquien aus dem Mittelalter sorgfältig in Schränken aufbewahrt werden, auch von der achtungsvollen Behandlung und Mitfreude an der Feier durch Stadt⸗ und Landesbehörden. Auch dort hat man indessen die Ver⸗ ehrung des Alten nicht so weit getrieben, um sich dem Geist der Neu⸗ zeit zu verschließen. Ueberall ist der Fischereibetrieb jetzt auf einem anderen Fuß wie früher. Die jungen Fischer werden in die Fischer⸗ schule geschickt, in der zugleich wissenschaftliche Unterweisung und Uebungen in den Berufsarbeiten geboten werden. Eine solche Schule mit erfreulichen Ergebnissen besteht in Friedrichs⸗ hagen. Im benachbarten Köpenick wird nun am 8. November

Fein Fischertag stattfinden, bei dem der Gebrauch des an der Unterelbe

benutzten Wurfnetzes gezeigt werden soll. Die Förderung der Teich⸗ fischerei gehört zu den eifrig verfolgten Aufgaben der Fischereivereins der Provinz Brandenburg. Sie gewinnt von Jahr zu Jahr größere Wichtigkeit, weil die Flußfischerei unter der Einwirkung der Industrie und ihrer Abfallwässer zurückgeht. Kaum eine andere preußische Provinz ist so geeignet zur Pflege dieses Zweiges der Fischerei als die unsere wegen der großen Anzahl kleiner stehender Gewässer, Teiche, Seen, die sie besitzt, hier eingeschlossen die besonders geeigneten Dorfteiche. Wie aber die Fische am besten füttern? Die Frage sorgfältig prüfend, ist man zu einem anscheinend seltsamen Mittel gelangt. Man düngt die Teiche, sage den Teichgrund, unter Umständen sogar mit Kunst⸗ dünger, um einen kräftigen Wuchs an Wasserpflanzen zu erzeugen, die eine Welt kleiner Lebewesen ernähren, die wieder den Fischen zur Nahrung dienen. Diese Bestrebungen haben einen so günstigen Erfolg gezeitigt, daß mit Unterstützung der Staatsregierung die Anlage einer große Teichwirtschaft von 30 Teichen von je einem Morgen bei Sachsenhausen in der Nachbarschaft von Oranienburg geschaffen worden ist. Gelingt dieser Versuch, so will man das Verfahren auf die größeren und kleineren Waldseen der Mark ausdehnen. Kaum minder erfreuliche Fortschritte hat seit dem Jahrhundertanfang die märkische Krebszucht gemacht. Bekanntlich hatte eine vorher ganz un⸗ bekannte Krankheit, die Krebspest, die früher in allen unseren Ge⸗ wässern heimische Krebszucht vorübergehend vernichtet. Die Pest war 1877 zuerst in Frankreich aufgetaucht, verbreitete sich 1878 und 79 über Süddeutschland nach Sachsen und Mecklenburg und ver⸗ nichtete 1880 im Oder⸗ und Elbigebiet der Mark fast alle Krebse. Seit 1895 erlosch die Seuche nach und nach, seit 1900 ist sie vollständig verschwunden und hier und da, selbst im besonders heimgesuchten Spreewald tauchen seit mehreren Jahren wieder Krebse auf. Es ist also an der Zeit, unsere an⸗ sc einend nicht mehr gefährdeten Gewässer wieder mit Krebsen zu be⸗ setzen. Der provinziale Fischereiverein hat sich dies zur Aufgabe ge⸗ stellt. Eine Krebszüchterei ist bei Angermünde errichtet worden, be⸗ stimmt, zunächst die Mark mit junger Krebszucht zu versorgen. An Stelle der früheren sogenannten „Krebsgehege“, in denen wahllos junge Krebse herangezogen wurden, hat man in Angermünde die Ge⸗ schlechter sorgfältig getrennt und bringt im Oktober ein Männchen und zwei Weibchen zusammen. Letztere legen je etwa 200 Eier. Die ihnen entschlüpfenden Jungen werden den Eltern sofort entzogen und in besonderem Gefäß mit gehacktem Fischfleisch gefüttert. Es scheint, daß alle diese Versuche von gutem Erfolg begleitet sind und daß Aussicht besteht, unsere Gewässer wieder, wie vor 40 Jahren noch, mit dem wohlschmeckenden Krustentier zu bevölkern.

Zur Errichtung eines van t Hoff⸗Denkmals und zur Begründung einer van t Hoff⸗Stiftung hat jetzt eine große Zahl von Chemikern aller Länder einen Aufruf erlassen, der im wesentlichen folgendes enthält: „Am 1. März 1911 starb Jacobus Hendricus van t Hoff, einer der größten Chemiker unserer Zeit. Er öffnete der chemischen Forschung gänzlich neue Wege und übte dadurch auch auf verwandten Gebieten der Wissenschaft, zum Beispiel in der Medizin, so großen Ein⸗ uß, daß seine Entdeckungen für die ganze Menschheit unmittelbaren dutzen getragen haben. Seinen Zeitgenossen erwächst deshalb die Pflicht, ihrer Dankbarkeit für das, was er sie gelehrt hat, durch ein bleibendes Zeugnis Ausdruck zu geben. Zu diesem Zwecke eignet sich wohl in erster Linie die Errichtung eines Denkmals, das den Namen van 't Hoff auch außerhalb des Fachkreises der Nachwelt erhalten wird. Neben den Monumenten in Holland für Staatsmänner, Dichter und Maler errichtet, neben den Denkmälern Bunsen werde jetzt auch

II

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van t Hoff ein Denkmal gewidmet. Amsterdam scheint uns die Stadt zu sein, wo das Denkmal zu errichten ist. Hier ist van t Hoff ja am längsten als Universitätslehrer tätig gewesen hier hat er die meisten Schüler gebildet, hier schließlich hat er seine wichtigsten Entdeckungen gemacht und auegearbeitet. Doch wir haben daneben noch einen weiteren Plan. Wir hoffen, daß die Beiträge uns so reichlich zugehen werden, daß wir auch eine van 't Hoff⸗Stiftung zur Förderung der Chemie, im weitesten Sinne des Wortes, gründen können. Wir sind uns bewußt, daß hierzu be⸗ trächtliche Summen erforderlich sind, doch wir vertrauen, daß alle Schüler, Verehrer und Freunde van 't Hoffs in der ganzen Welt, ob sie den wissenschaftlichen Kreisen gehören oder nicht, es sich zur Ehre rechnen werden, einen Beitrag zu geben, um van t Hoffs Namen dauernd der Nachwelt zu erhalten und ihm zu Ehren die Entwicklung der Chemie zu fördern.“ Als Sammelstelle in Deutschland dient die Schatzmeisterei der Deutschen Chemischen Gesellschaft.

Wohlfahrtspflege.

Zwecks Verbilliaung der Arbeiterernährung beabsichtigt, wie die „Sozialkorrespondenz“ berichtet, die Harpener Bergbau⸗ Aktiengesellschaft auf ihrem Gute Geeste an der Bahnlinie Münster Emden eine Wurst⸗ und Fleischkonservenfabrik zu errichten, um den ganzen Betrieb besser ausnützen zu können. Auf dem Gute Geeste besitzt die Harpener Bergbau⸗Aktiengesellschaft bekanntlich eine Schweinemast⸗ und Zuchtanstalt von sehr beträchtlichem Umfange, die in erster Linie zum Herstellungspreise Fleischwaren an die Ange⸗ stellten und Arbeiter abgibt. Nachdem im verflossenen Jahre zwei Mastställe für je 400 Tiere neu gebaut worden sind, betrug am 30. Juni d. J. der Zuchtschweinebestand 471 Sauen, 21 Eber, 2250 Ferkel und Zuchtschweine, während an Mastschweinen 2095 aufgestallt waren. Durch⸗ schnittlich werden im Jahre 6000 Schweine gemästet. Die Direktion der Hamburg⸗Amerika⸗Linie hat beschlossen, denjenigen ihrer Beamten, die weniger als 3000 jährliches Gehalt beziehen, mit Rücksicht auf die Teuerung der Lebensmittel vorläufig bis zum 31. März 1912 den Mittagstisch in ihren beiden Kantinen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Sie gibt dafür an die betreffenden Beamtenkategorien Bons aus. Die Fabrikleitungen in St. Ing⸗ bert lassen für ihre Arbeiter etwa 60 000 Zentner Kartoffeln, Weiß⸗ kraut usw. aufkaufen und geben diese an die Arbeiter zu niedrigem Preise ab. Während der Marktpreis der Kartoffeln dort 4,50 bis 5 beträgt, erhalten die Arbeiter nunmehr solche für 3,60 und die Beqnemlichkeit der ratenweisen Zahlung an die Werkskassen.

Auch Fleisch und Fische sollen demnächst im großen bezogen werden.

Eine Statistik der vereinigten deutschen Brüderhäuser

zeigt, daß die Wichernsche Idee, christliche junge Männer für die

Linderung der mannigfachen Nöte des Volkslebens auszubilden und hinauszusenden, immer mehr an Boden gewinnt. Nicht weniger als 3226 Berufsarbeiter der inneren Mission standen am Anfang dieses Jahres auf den verschiedensten Arbeitsfeldern. Innerhalb der letzten drei Vierteljahre ist ihre Zahl auf 5000 gewachsen. In der Stadt⸗ mission waren 141 tätig, 222 arbeiteten in der Gemeinde⸗ und Ge⸗ meinschaftspflege, 100 sind Jugendhelfer und Sekretäre, 41 Seemanns⸗ und Flußschiffermissionare, 52 wirken als Pastoren unter den aus⸗ ewanderten Deutschen Amerikas, 241 stehen in Rettungshäusern und Frziehungsanstalten, 378 sind Hausväter in Herbergen, Trinker⸗ rettungsanstalten usw., 42 Hausväter in Alrbeiterkolonien, 86 Hausväter in Alters⸗, Siechen⸗ und Feierabendhäusern, 105 selb⸗ ständige Pfleger in Idioten⸗, Irren⸗, Epileptikeranstalten, 8 selb⸗ ständige Krüppel⸗, Blinden⸗ und Taubstummenpfleger, 32 Kranken⸗ pfleger, 13 Kolporteure und Gefangenenpfleger, 33 Missionslehrer und Handwerker, 680 assistierende Gehilfen in den verschiedensten Berufen, 98 genügten ihrer Militärpflicht, 581 stehen gegenwärtig in der Ausbildung in den 17 Brüderhäusern Deutschlands, und 161 sind bereits im Ruhestand. Die Ausbildungszeit dauert drei bis fünf Jahre und ist eine theoretische und praktische. Sie geschieht völlig kostenlos. Die Gehälter sind in den letzten Jahren wesentlich aufge⸗ bessert und entsprechen den der mittleren Beamten. Auch für das Alter ist hinreichend gesorgt, da jedes Brüderhaus eigene Pensions⸗ und Witwenkassen hat.

Literatur.

Von den „Meister⸗Novellen neuerer Erzähler“, die im Verloge von Hesse und Becker in Leipzig erscheinen, liegt ein 7., von Richard Wenz mit einer Einleitung versehener Band vor, in dem Novellen von Rud. Hans Bartsch, Ida Boy⸗Ed, El⸗Corre;, Otto Ernst, Emil Ertl, Wilhelm Fischer, Hans Hoffmann, Timm Kröger, Rudolf Presber, Anton Schott und Karl Söhle geboten werden (geb. 3 ℳ). Im Durchschnitt handelt es sich bei den in diesen Band aufgenommenen Novellen um bessere Unterhaltungs⸗ lektüre; eine höhere literarische Bewertung verdient nur „Der steierische Weinfuhrmann“ von Bartsch, wohl die wertvollste aus des Dichters beliebten „Bitter⸗süßen Liebesgeschichten'. Die gemeinsame Bezeichnung „Meister⸗Novellen“ für die in dem Band vereinigten Erzählungen ist zweifellos viel zu hoch gegriffen.

Im Verlag von Hesse und Becker in Leipzig ist eine Ausgabe der Deutschen Sagen von den Brüdern Grimm erschienen, die der Professor am Königlichen Friedrichs⸗Gymnasium in Cassel Adolf Stoll besorgt hat. Der Herausgeber hat den stattlichen Band, in dem beide Teile der Deutschen Sagen vereinigt sind, mit einer kurzen Einleitung versehen, in der der Leser über die Entstehung des wertvollen Buches, dem Jakob und Wilhelm Grimm zehn Jahre des Sammelns widmeten, unterrichtet wird. Jeder Freund deutschen Volkstums wird es dem Verlag und dem Heraus eber Dank wissen, daß neben dem Märchenband nun auch das mit Recht einst vielgepriesene Sagenbuch der Gebrüder Grimm in einer ge⸗ diegenen und billigen Volksausgabe wieder weiten Kreisen zugänglich gemacht worden ist Der Preis von nur 2 für das in Leinen ge⸗ schmackvoll gebundene Exemplar ermöglicht seine Anschaffung für jede Schüler⸗ und Volksbücherei. Außerdem sind eine feinere Ausgabe zu 3, eine Liebhaberausgabe zu 5 hergestellt. ö

In demselben Verlage hat der gleiche Herausgeber eine erstmalige Ausgabe der Lebenserinnerungen des jüngeren Bruders von Jakob und Wilhelm Grimm, von Ludwig Emil Grimm ver⸗ anstaltet. Ludwig Emil war Maler und Radierer; er lebte von 1790 bis 1863 und begann sein Leben als 44 jähriger Mann zu beschreiben. Er stand nicht nur mit seinen berühmten Brüdern bis zu Ende in engstem Verkehr, sondern auch Goethe, Achim von Arnim, Brentano, Görres, Heine u. a. hervorragende Zeitgenossen sind mit ihm in Beziehungen getreten. Ludwig Emil zeigt sich in diesen Lebenserinnerungen als ein trefflicher Schilderer, und der Leser gewinnt ein anschauliches Zeitbild aus seinen Aufzeichnungen. Der Herausgeber hat gründliche und reiche Anmerkungen zu dem Text geliefert. Das mit 39 Bild⸗ nissen und Abbildungen ausgestattete Buch kostet in Leinwand 3, in Geschenkband 4 ℳ.

Derselbe Verlag hat eine neue Ausgabe der in vielen Kreisen hochgeschätzten „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ von Wilhelm von Kügelgen herausgegeben, die durch Mit⸗ teilungen über die weiteren Lebeneschicksale des Verfassers und Auszüge aus Briefen Kügelgens beides zusammengestellt von seiner Tochter ergänzt wurden. Professor Dr. Adolf Stern hat zu dem Buch, das 1gg mit zahlreichen Abbildungen versehen ist, eine Einleitung geschrieben. Der Preis dieses Bandes beträgt in Leinen 2,50 ℳ, ir Geschenkausstattung 3 ℳ. ö“

Verkehrswesen.

Die Frist zur Erledigung von Unbestellbarkeitsmel⸗ dungen bei Paketen mit und ohne Nachnahme im Verkehr zwischen Deutschland und dem südwestafrikanischen Schutzgebiet beträgt statt 3 Monate fortab 4 Monate.