1911 / 272 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Nov 1911 18:00:01 GMT) scan diff

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beginnend, Konzert selbst aufweist. Billette sind bei Bote u. Bock erhältlich.

Das Königliche Schauspielhaus bringt morgen Schillers „Maria Stuart“. Die Titelrolle spielt Frau Willig, die Elisabeth: Frau Poppe; außerdem wirken die Herren Sommerstorff, Nesper, Kraußneck, Mannstaedt und Geisendörfer in den anderen Hauptrollen mit. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. Wegen anhaltender Krankheit der Frau Schramm wird am Sonntag, den 19. d. M. statt der ursprünglich angesetzten Auf⸗ des Lustspiels „Die glückliche Hand“ das Lustspiel „Die

ournalisten“, zum ersten Male mit Herrn Clewing in der Rolle des Bolz, wiederholt. Die für die 258. Abonnementsvorstellung („Die glückliche Hand“) an der Theaterkasse gekauften Eintrittskarten be⸗ halten Guͤltigkeit für die neuangesetzte Vorstellung („Die Jour⸗ nalisten“), können aber auch an der Vormittagskasse im Königlichen Schau⸗ spielhaus und am Tage der Vorstellung an der Vormittags⸗ und Abend⸗ kasse bis zum Beginn der Vorstellung gegen Erstattung auch der Vorverkaufsgebühr zurückgegeben werden. Eine spätere Zurücknahme der Eintrittskarten findet nicht statt. In der am 23. d. M. statt⸗ findenden Aufführung von Heinrich von Kleists Fragment „Robert Guiscard“ werden die Hauptrollen von den Damen Ressel und von Arnauld sowie den Herren von Ledebur, Kraußneck, Staͤegemann und Gelsendörfer dargestellt.

Die Uraufführung von Karl Sternheims fünfaktiger Komödie „Die Kassette“ findet am Sonnabend, den 25. Novpember, im Deutschen Theater statt. Die Regie führt Felix Hollaender. Am Sonntag, den 26. November, wird Sternheims Komödie in den Kammerspielen zum ersten Male wiederholt.

Im Theater in der Königgrätzer Straße findet in Ab⸗ änderung des Spielplans an Stelle der angekündigten Vorstellung auch am Fn eine Aufführung der „Spielereien einer Kaiserin“, mit Frau Tilla Durieux in der Hauptrolle, statt.

In der Komischen Oper geht morgen, Sonnabend, Karl Maria von Webers romantische Oper „Der Freischütz“ in Szene. Die Hauptpartien sind, wie folgt, besetzt: Agathe: Martha Arndt; Aennchen: Lilly Grebin; Max: Max Nicolaus; Kaspar: Theodor Hieber; Ottokar: Otto Saltzmann; Cuno: Harry Hand. Die Regie sübr der Obegfgisser Proseter Heinric Gattinger, Hirigent is de

apellmeister Wilhelm Reich. Am Sonntagnachmittag wird bei kleinen Preisen „Der Troubadour“ gegeben. Der Sonntag⸗ und Dienstagabend bringt eine Wiederholung des „Freischütz“. Als zweite volkstümliche Vorstellung bei besonders ermäßigten Preisen wird am Montag die Oper „Sibirien“ gegeben. Am Mittwoch (Bußtag) bleibt das Theater geschlossen. In Vorbereitung sind: „Rigoletto“ und „La Traviata“.

Ottilie Gense, die einst gefeierte Schauspielerin, die Schwester des verstorbenen Komponisten Richard Genée und des in Berlin lebenden bekannten Schriftstellers Professor Dr. Rudolf Gense, ist, wie hiesige Blätter melden, in Eberswalde gestorben. Anfang der sechziger Pahre des neunzehnten Jahrhunderts war sie als Soubrette ein beliebtes Mitglied der Krollschen Bühne und des Friedrich Wilhelm⸗ städtischen Theaters (jetzt Deutsches Theater), wo sie in Stücken von Dohm, Kalisch, Weirauch und anderen Meistern des Berliner Humors mit großem Erfolg auftrat. Ottilie Genée war am 4. August 1834

zu Dresden geboren.

Berichtigung. In dem Bericht über die Aufführung des „Rosenkavaliers“ in Nr. 270 d. Bl., Hauptblatt, ist im ersten Absatz auf der vierten Seite, Zeile 12 und 15 von oben, anstatt „Faninal“ beidemal „Lerchenau“ zu lesen.

(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges. Berlin, 17. November 1911.

Zu Beginn der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten edachte der Vorsteher Michelet des Ablebens des Geheimen Nedizinalrats, Professors Bernhard Fränkel, der als einer der

bedeutendsten Männer der medizinischen Wissenschaft auch mit Erfolg als Bürgerdeputierter für das städtische Heimstättenwesen tätig gewesen ist. Hauptgegenstand der ö. war der Bericht des vorberatenden Ausschusses über die Vor⸗

lage, betreffkend die Aufnahme einer neuen Anleihe

Theater. Kaiserin.

voraus, die das gleiche Programm („Parsifal“) wie das in Höhe

von 323 Millionen Mark. Der Ausschuß empfahl, das Anleihebedürfnis auf 35 Millionen weniger, als die Magistratsvorlage vorsah, nämlich auf 288 000 000 Föltafefen und die staatliche Genehmigung hierfür nachzusuchen. Die Anleihe soll in Teilbeträgen begeben werden, ihre Tilgung mit 2 v. H. er⸗ folgen, die Verzinsung mit 3 ½ oder mehr v. H. stattfinden.

u einer Erörterung gab nur die Frage Veranlassung, ob ½ Millionen, die der Magistrat für den Ankauf eines neuen Geländes zur Errichtung einer Obst⸗ und Gemüse⸗Großmarkthalle eingesetzt hat, bewilligt werden sollten. Die Mehrheit der Versammlung sah in dieser Forderung die Aufhebung des früheren Gemeindebeschlusses, wonach die Großmarkt⸗ halle für den gesamten Marktverkehr auf dem städtischen Gelände an der Kniprodestraße gebaut werden soll. Bei der Abstimmung wurde die Streichung der 7 ½ Millionen für den Ankauf eines neuen Markthallenterrains nach einem Antrag des Stadtv. Jacobi beschlossen. Die übrigen Posten der Anleihe wurden nach den Vorschlägen des Ausschusses ohne Debatte angenommen. Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung. 18

Gestern abend gegen 10 ½ Uhr wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, in Mittel⸗ und Süddeutschland, in Oesterreich, in Ober⸗ italien und in der Schweiz ein Erdbeben, das zum Teil Schaden Sö. verspürt. Folgende telegraphische Meldungen darüber

iegen vor:

Erfurt, 17. November. Aus ganz Thüringen gehen Meldungen über das gestern abend bemerkte Erdbeben ein. Das seismographische Institut in Jena stellt die Entfernung des Herdes auf 100 km fest. Auch in Magdeburg wurde gestern abend ein leichter Erdstoß verspürt.

Frankfurt a. M., 17. November. Gestern abend 10 Uhr 25 Minuten wurde hier ein kurzer starker Erdstoß „wahrge⸗ nommen. Verschiedene Häuser haben große Risse erhalten. Die Bewohner eilten bestürzt, teils nur notdürftig bekleidet, auf die Straße. Die Feuerwehr und Rettungswache mußten vielfach in Tätigkeit treten, doch sind ernsthafte Unfälle nicht vorgekommen. Auch aus Mainz und Heeahgc laufen Meldungen über Erdstöße ein. An verschiedenen Orten sind die Fernsprechleitungen gestört.

München, 17. November. (Amtlich.) Die Erdbebenstation der Königlichen Sternwarte teilt mit: Um 10 Uhr 25 Mi⸗ nuten 50 Sekunden war gestern in München ein sehr starkes Erdbeben zu verzeichnen. Der Seismograph reagierte darauf derart, daß er herausfiel und wieder hineingerichtet werden mußte. In den einzelnen Lokalitäten und Wohnungen war das Beben stark zu verspüren.

Leipzig, 17. November. Das gestrige Erdbeben wurde auch

ier wahrgenommen, doch scheint es keinen Schaden angerichtet zu baben. Ebenso wurde in Plauen i. V. gestern abend 10 ½ Uhr ein Beben von 1 ½ Minuten Dauer verspürt, das die Richtung von West nach Ost hatte und von dumpfem Rollen begleitet war.

Stuttgart, 17. November. Hier wurde gestern abend ein Erdstoß verspürt, der so heftig war, daß Gegenstände im Zimmer sich bewegten und zum Teil umfielen. Viele Personen eilten auf die Straße hinaus. In allen größeren Orten Schwabens waren um 10 Uhr 27 Minuten gleichfalls drei hintereinander folgende starke Erdbeben bemerkbar. In Rottweil war die Erschütterung so heftig, daß verschiedene Gegenstände in den Zimmern herunterfielen. Am Schwarzen Tor stürzte ein Kamin ein. Bei ver⸗ schiedenen Häusern fielen von den Dächern Ziegel herab. Auch wurden Risse an den Wänden festgestellt. Die Ein Soßnerschaft stürzte entsetzt auf die Straße, in der Befürchtung, das Erdbeben könne sich wieder⸗ holen. Verschiedene Leute wollen einen starken Blitz und einen heftigen Luftdruck wahrgenommen haben. In Ebingen scharten sich etwa 500 Mann um ein Feuer, das auf dem freien Felde angezündet wurde. Mehrfach schlugen die Kirchenglocken an. Der Bahndamm zwischen Lautlingen und Ebingen ist gerissen. Der Verkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. In Lautlingen entstand infolge des Erdbebens in einem Elek⸗ trizitätswerk durch Kurlschkuß Feuer. Das Werk selbst sowie ein dazu gehöriges Wohnhaus und eine benachbarte Mühle wurden vollständig eingeäschert. In Laufen a. d. Eyach stürzte in einem Gasthaus eine Decke ein. Auch sonst werden Giebeleinstürze gemeldet. Personen sind nach den bisherigen Nach⸗ richten nirgends zu Schaden gekommen.

Konstanz, 17. November. Gestern abend um 10 Uhr 25 Mi⸗ nuten zeigte sich am westlichen Himmel ein starker, blitzähnlicher Feuerstrahl. Man verspürte ein starkes, wellenartiges, mehrfach

Theater in der Königgrätzer Strafe. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Spielereien einer

141“

WV“ 1141A4“

von Norden nach Süden sich bewegendes Erdbeben, durch das Kamine einstürzten, Häusermauern barsten und viele Gebäude stark beschädigt wurden. Der Bevölkerung hat sich große Aufregung bemächtigt. Große Steine sowie eine vier Meter hohe Kreuzblume sind vom Turme des Münsters auf die Straße gefallen. Ebenso stürzte die fünf Meter hohe Kolossal⸗ 5 er Germania, die auf dem Gebäude der Oberpostdirektion steht, auf das Straßenpflaster und zer⸗ sprang in kleine Stücke. Ein Dienstmädchen wurde aus dem ersten Stock herausgeschleudert und erheblich verletzt. Zahl⸗ reiche Dächer sind abgedeckt worden. Auch in Villingen fiel ein Teil des Kirchturms auf die Straße.

Hechingen, 17. November. Das Erdbeben hat dem Stamm⸗ schloß des Kaisers, der Burg Hohenzollern, übel mitgespielt. Die Besatzungskompagnie mußte ihre dort gelegene Kaserne verlassen und die Nacht auf dem Exerzierplatze im Freien verbringen. Die Figuren am Schlosse wurden schwer beschädigt, die Türme zeigen große Risse.

Mülhausen (Elsaß), 17. November. Gestern abend gegen 10 Uhr 28 Minuten wurden hier zwei Erdstöße von außer⸗ gewöhnlicher Heftigkeit verspürt, die sich von Westen nach Osten bewegten. Ueberall liefen die Leute vor Schreck auf die Straßen, in denen vielfach Trümmer von herabgefallenen Schorn⸗ steinen und Ziegeln lagen. In den oberen Stockwerken vieler Wohnungen weisen die Wände starke Sprünge auf. Von einem Seitenturm der reformierten Stephanskirche ist ein zentnerschwerer Steinblock heruntergestürzt. Soweit bis jetzt bekannt ist, sind Personen nicht zu Schaden gekommen. Im Stadttheater mußte die Vorstellung abgebrochen werden, da die Besucher vor Schreck davon liefen.

Wien, 17. November. Gestern um 10 ½ Uhr Abends wurde in der ganzen Stadt ein 1 ½ Minuten andauerndes Erdbeben verspürt, das die Richtung von West nach Ost zu nehmen schien und von mehreren kurzen Schwankungen begleitet war.

Mailand, 17. November. Hier wurde gestern abend 10 Uhr 30 Minuten eine Erderschütterung von einigen Sekunden Dauer ver⸗ spürt, die auch in Lecco, Varese und anderen nahegelegenen Ort⸗ schaften wahrgenommen wurde.

Bern, 17. November. In der ganzen Schweiz ist gestern abend das Erdbeben etwa zehn Sekunden lang in der Richtung von West nach Ost verspürt worden. In den Theatern zu Bern und Zürich brach eine Panik aus, die Besucher stürzten, Fenster⸗ schelben einschlagend, auf die Straße; mehrere Personen wurden ohn⸗

Cuxhaven, 17. November. (W. T. B.) Der englische Dampfer „Carnarvon“ stieß bei der Ausfahrt aus dem Nordostseekanal mit dem einlaufenden norwegischen Herings⸗ dampfer „Nordlyset“ zusammen. Beide wurden schwer und auf den Strand gesetzt. Bergungsdampfer sind nach der Unfallstelle abgegangen.

Wien, 16. November. (W. T. 59 Heute nachmittag drang der Hauslehrer Matkovic in die Wohnung des pensionierten Sektionschefs des Justizministeriums von Holzknecht ein und tötete durch Revolverschüsse dessen 17jährigen Sohn Georg sowie die 24 jährige Tochter Marie. Er verwundete den 21 jährigen Sohn Robert schwer und erschoß sich dann selbst. Als Beweggrund zu der Tat gilt die Zurückweisung seiner Bewerbung um die Hand der Tochter.

Toulon, 17. November. (W. T. B.) Zehn Matrosen der Kriegs chiffe „République“, „Suffren“ und „Marceau“ sind unter schweren Vergiftungserscheinungen erkrankt. Einer der Erkrankten ist bereits gestorben. Der Zustand von vier anderen ist bedenklich.

Lorient, 16. November. (W. T. B.) Die Telegraphen⸗ drähte, welche die Werftleitungen mit der elektrischen Zentrale im Arsenal und den Hauptwerkstätten sowie den funkentelegraphischen Posten der Seepräfektur verbinden, wurden von unbekannten Uebeltätern an zwei Stellen zerschnitten und zum größten Teil gestohlen.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Garten. Die Dame in Rot.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer

Kantstr. 12.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Operette in drei Akten von

Klindworth⸗Scharwenka⸗-Saal. Sonn⸗ abend, Abends 8 Uhr: Einziger Kammermusik⸗ abend des Brüsseler Streichquartetts.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 246. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. Der Rosenkavalier. Komödie für Musik in drei Akten von Hugo Hof⸗ mannsthal. Musik von Richard Strauß. Musi⸗ kalische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Dr. Muck. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. An⸗

fang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 257. Abonnementsvorstellung. Maria Stuart. Trauerspiel in 5 Aufzügen von 2 ich Schiller. Regie: Herr Regisseur Keßler.

nfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 247. Abonnementsvor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. Die Zauberflöte. Oper in vier A von Wolfgang Amadeus Mozart. Tert von Emanuel Schikaneder. Neueinrichtung für die Königliche Oper. Anfang 7 ½ Uhr. b

6. 258. Abonnementsvorstellung.

Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die

Journalisten. Lustspiel in vier Aufzügen von Gustav Freytag. Anfang 7 ½ Uhr. 3

Neues Operntheater. Sonntag, Nachmittags

Auf Allerhöchsten Befehl: Zweite

für die Berliner Arbeiter⸗

schaft: Minna von Barnhelm oder: Das

englück. Lustspiel in fünf Aufzügen von

3. (Die Eintrittskarten werden durch die Zentral⸗

Volkswohlfahrt nur an Arbeitervereine,

ben. Ein Verkauf an einzelne

Deutsches Theater. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Turandot. 11“ 1“ Sonntag: Turandot. Montag: Peuthesilea. Freitag, den 24. November, Kammerspiele. ““ Sonnabend, Abents 5 Uhr: Nathan der Weise. Soantag: Nathaun der Weise. Maontag: Gawan. 8

Berliner Theuter. Zonnabend, Abends Uhr:

am ersten Male: Ahnengalerie. 22 Nachmtttags 3 ÜUhr⸗ Einer von unsere

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Fallissement. Abends: Spielereien einer Kaiserin. Montag: Spielereien einer Kaiserin.

Lessingtheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das weite Land. Tragikomödie in 5 Akten von Arthur Schnitzler.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Abends: Das weite Land.

Montag: Glaube und Heimat.

Rosenmontag.

Neues Schauspielhaus. Sonnabend, Nach⸗ mittags 3 ¼ Uhr: Agnes Bernauer. Ein deutsches Trauerspiel in 5 Akten von Friedrich Hebbel. Abends 8 Uhr: Hans Sonnenstößers Höllen⸗ fahrt. Ein heiteres Traumspiel von Paul Apel.

Sonntag: Hans Sonnenstößers Höllenfahrt.

Montag: Büxl.

Komische Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Freischütz.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Troubadour. Abends: Der Freischütz.

Schillertheater. 0. (Wallnertheater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Madame Sauns⸗Géne. Lustspiel in vier Akten von Victorien Sardou.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Urbild des Tartüff. Abends: Madame Saus⸗Gene.

Montag: Madame Sans⸗Gene.

Charlottenburg. Sonnabend, Nachm. 3 ½ Uhr: Prin Hlcsi von Homburg. Schauspiel in fünf 82 zügen von Heinrich von Kleist. Abends 3 Uhr: Don Carlos. Ein dramatisches Gedicht in 5 Akten von Friedrich Schiller.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Maria Stuart. Abends: Das Käthchen von Heilbronn.

Montag: Don Carlos.

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ensemblegastspiel des „Neuen Schau⸗ spielhauses Die Vergnügungsreise. Ein Reise⸗ vamfe. in vier Stationen von Fritz Friedmann⸗ Frederich.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Renaissance. Abends: Die Vergnügungsreise.

Montag und folgende Tage: Die Ver⸗

Julius Brammer und Alfred Grünwald. Musik von Robert Winterberg.

Sonntag, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Ein Walzer⸗ traum. Operette von Franz Lehar. Abends: Die Dame in Rot.

Montag und folgende Die in Rot.

Residenztheater. (Direktion: Richard Alerxander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ein Walzer von Chopin. Schwank in drei Akten von Kéroul und Barré6. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Bolten⸗Baeckers.

Sonntag und folgende Tage: Ein Walzer von Chopin.

Thaliath eater. (Direktion: Kren und Schönfeld.)

Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Kindervorstellung: Sneewittchen. Abends 8 Uhr: Polnische Wirt⸗ schaft. Schwank mit Gesang und Tanz in 3 Akten von Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Musik von J. Gilbert.

Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗

schaft.

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Mein Baby. Burleske in drei Akten Margaret von Mayo.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Francillon. Abends: Mein Baby.

Montag und folgende Tage: Mein Baby.

Tage: Dame

Konzerte.

Singakademie. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Konzert von Ralph H. Leopold (Klavier) mit dem Philharmonischen Orchester, Dirigent: Dr. Erust Kunwald.

Sual Bechstein. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Klavierabend von Alfred Schroeder.

Berthoven⸗Banl. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

2. Abonnementsabend des Böhmischen Streich⸗ quartetts. Mitw.: Cergei Tanéjew (Klavier).

Birkus Schumann. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Grande Soirée high Life. Zum Schluß: 1000 Jahre auf dem Meeresgrund. Ent⸗ worfen und inszeniert vom Direktor Albert Schumann. Vorher: das auserwählte Pro⸗ gramm.

Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 große Vorstellungen. In beiden Vor⸗ stellungen (ungekürzt): 1000 Jahre auf dem Meeresgrund.

Birkus Busch. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. U. a.: „Max und Moritz“ und „Pepi“, die drei Schimpansen (groß⸗ artige Dressurleistung). Zum Schluß: U 20, Bitginalaugtatzungsstüc des Zirkus Busch in fünf

dern.

Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 Vorstellungen.

Familiennachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberleutnant von Wartenberg (Frankfurt a. O.). Hrn. Leutnant Thilo von Trotha (Braunschweig). Hrn. Ober⸗ leutnant Georg Steffen (Saarbrücken). Eine Tochter: Hrn. Curt Grafen Ludwig von Haug⸗ witz (z. Zt. Brahetrolleborg, Korinth Fyen, Däne⸗ mark). Hrn. Gottfried von Kalckreuth (Hack⸗

pfüffel).

VPerantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen

(einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichen⸗ beilage Nr. 94 A und 94 B).

mochten es Steuern, Zölle oder Gebühren sein.

zeiger.

1911.

Handel Deutschlands mit Getreide und Mehl.

8

Nach Erntejahren, beginnend mit dem 1. August.

1) Ein⸗ und Ausfuhr.

Vom 1. August bis 10. November (Mengen in dz = 100 kg).

2) Mehlausfu

oder zollfrei

Davon sofort verzollt

Davon Ausfuhr aus

dem freien Verkehr

Gattung, Ausbeuteklasse 1911 1910

1911 1910 1911 1910

1909 1910 1909 1911

1909

514 289 303 042 32 170 70 283

608 935 298 921

71 032 105 925

366 333 209 439 14 895 73 972

Roggenmehl: 1. Klasse (0— 60 v. H.).. 60 65 v. H. 0 65 v. H.). .

1 325 558 8 123 784 664 897 11 313 143

177 407 2 049 397 2 448 752

3 755 52 121

1 322 558 7 577 992

903 503 8 949 296

1 162 239 8 377 674

921 689 8 643 192

3 212 13 541

1 917 591 1 690 513 2 106 627 2 774 482 2 975 3 399

46 997 38 142

1 165 546 6 268 004

582 818 7 620 787

1 024 277 6 519 990

337 587 9 464 011

Roggen. Weizen.. Malzgerste. Andere Gerste Gerste ohne nähere Ang. 1“ 1“ Roggenmehl. Weizenmehl.

1 474 686 1 719 631 2 664

34 097

1 545 948 1 765 156 3 131

32 604

3) Einfuhr in den freien Verkehr nach Verzollung.

3 199 089 1 084 566

1 497 949 1 286 73

978 310 7 066 621 716 017 7 484 996

3 286 257 3 045 371 1 711 502 2 036 288 99 297

180 156 135 196

1 175 951 785 467 156 352 75 366 4233 514 473 503 0133 469 291

1 201 553 2 077 180 3 395

29 906

1 117 494 174 382 514 901 471 846

1 077 066 145 430 609 475 536 637

1 471 449 739 426

791 327

366 351 500 831

108 794 133 057 533 350 422 621 6 043 79 437 16 504

68 027

500 755 427 563 3 746 26 225 27 179 14 869 1 173

1ö6 Roggenschrotmehl’“) ..

Weizenmehl: 469 019 1. Klasse (0—30 v. H.) . 408 338 6 685] 2 . über 30 70 v. 9) 2 421

3 9 38 194 4. 0 720 v. 9. 9 909 5. „(0 75 v. H. 6 705 2 991 Hartweizenmehl’'è) . 3 452 5 754

*) Ausbeute für jede Mühle besonders festgesetzt.

70 —-75 v.

67

18 4) Niederlageverkehr.

Davon verzollt

verzollte Menge Warengattung

beim unmittelbaren Eingang in den freien Verkehr

bei der Einfuhr von Niederlagen, Freibezirken usw.

Verzollt Einfuhr auf Niederlagen, von

in Freibezirke usw. Nieder⸗ lagen,

1910 1909 1911 1910

1909 1911* 1910 1909

Frei⸗ bezirken

1909 8cs

1911 1910 1911 1910

1 015 026 6 514 755

337 587 9 463 795 1 540 441

1 301 801 6 780 278

601 075 9 287 777 8 590 946 1 613 271] 1 353 779 1 903 514 2 370 146

1 154 607 7 5990 523 729 306

Roggen.. Weizen. Malzgerste. Andere Gerste ““ Roggenmehl.. Weizenmehl ... 21 024 22 622 17 037

Berlin, den 17. November 1911.

582 8

19 631

1 162 121 6 265 269 6 716 006 7 620 712 7 484 882 1 472 932 1 765 156 1 719 631 2 077 180 192 134 147 192 133 21 21 273

247 970 560 494 9 356

1 977 753 215 692 284 495

139 680 515 009 18 269

1 667 065 140 339

973 074

181 533 dcge 7 062 973

527 550] ꝙWeizen

13 300] Gerste. 1 106 064 Füte Iu“

153 478 Mais.. 183 883 292 966 Roggenmehl

1]Weizenmehl 1 393 1 349 389

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

1 200 301

301 281 1 603 794 2 319 766 503 449 683 596

87 168 626 936 175 820

15 164 522 869 133 025 278 798 145 394

157 012 1 309 988 1 631 395

18929 1 311 053 1 359 894 wie 3, 442 905 488 960 Spalte 81⁷ß332 027 386 996 697 302 174 307

624 311 4 428 19 517 12 900 82236 2 555

Deutscher Reichstag. 207. Sitzung vom 16. November 1911, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Das Haus setzt die zweite Beratung des Entwurf eines Gesetzes, betreffkend den Ausbau der deutschen Wasser⸗ und die Erhebung von Schiffahrtsabgaben, ort.

Ueber den Anfang der Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Abg. Dr. Heinze⸗Dresden (nl.) in seiner Rede fortfahrend: Auch im § 3 liegt eine Verbesserung dadurch vor, daß die Schiff⸗ fahrtsabgaben nur für künftige Verbesserungen verwendet werden dürfen. Aber unklar bleibt doch, wer die Kosten für die Unter⸗ haltung der Elbe trägt. Wie läßt sich herausrechnen, wieviel von den Stromrezulierungen zu Nutzen der Schiffahrt, wieviel im all⸗ gemeinen Interesse erfolgt sind? Theoretisch liegt nach dem § 11 die Entscheidung darüber, ob die vorgesehenen Projekte ausgeführt werden sollen, bei den Einzelstaaten. Wenn die sächsische Staats⸗ verwaltung oder der sächsische Landtag nicht ihr Einverständnis erklären, würden Abgaben nicht erhoben werden können. Dadurch würde also rechtlich der sächsische Staat ein Einspruchsrecht haben. Aber wenn das auch rechtlich der Fall ist, so wird dieser Vorteil durch die Macht der Tatsachen wieder aufgehoben. Es ist fraglich, ob Sachsen, ob der sächsische Landtag in der Lage ist, dem Druck auf die Dauer Widerstand zu leisten. Die Vorzüge, die die Kommissionsberatung gegenüber dem Entwurf gebracht hat, werden dadurch also wieder illusorisch gemacht. Nach dem Entwurf ist es ferner denkbar, daß auf der Elbe Abgaben erhoben werden, während der Rhein abgabenfrei ist, sodaß dadurch eine Verschiebung des Gütertransvortes stattfinden würde. Die Rheinschiffahrt konkurriert jetzt schon mit der Elbeschiffahrt. Das Hauptbedenken gegen das Gesetz beruht aber in der Aenderung des Art. 54 der Reichsver⸗ fassung. Dieser Artikel bürgte bisher dafür, daß Schiffahrtsabgaben nur mit den größten Schwierigkeiten durchgesetzt werden konnten. Wenn aber dieser Artikel geändert ist, wird eine weitere Erhöhung der Schiffahrtsabgaben außerordentlich leicht möglich sein. Wir werden deshalb nicht nut gegen einzelne Teile, sondern gegen das Gesetz im ganzen stimmen. ““ Abg. Günther⸗Sachsen (fortschr. Volksp.): Die nach Abschluß der Kommissionsverhandlungen in der Presse aufgetauchten Gerüchte, daß die Stimmung in Sachsen zugunsten der Vorlage umgeschlagen sei, sind schon gestern als jeder Begründung entbehrend bezeichnet worden. Gewiß sind an der Vorlage Verbesserungen vorgenommen worden; aber sie können den Verzicht auf die Abgabenfreiheit nicht rechtfertigen. Bekanntlich hat sich die preußische Regierung geweigert, ihr Material für die Vorlage den Interessenten bekannt zu geben; der „preußische Minister der öffentlichen Arbeiten meinte, 68 könne sich nicht darum handeln, ein Plebiszit über die Vorlage herbeizuführen. Diese Haltung des Vertreters des führenden deutschen Staates ist sehr charakteristisch. In der grund⸗ sätzlichen Opposition gegen die Vorlage hat sich in Sachsen jedenfalls. nichts geändert. Die neuen Gebühren sollen als das Ent⸗ gelt für die Stromverbesserungen anzusehen sein, meint der Minister von Breitenbach. Das stimmt jedenfalls nicht für die Vergangenheit; die Elbzölle sind nach jahrzehntelangen Kämpfen aufgehoben worden,

Die neuen Gebuhren

sind ja auch keineswegs ausschließlich für Flußkorrektionen und Kanalisierungen bestimmt. Daß der Aufschwung der Binnenschiffahrt und des Handels von der Einführung der Abgabenfreiheit datiert, kann kein Kundiger bestreiten. Mit der Behauptung des Kommissionsberichts, daß die Gegner der Vorlage den Ausbau der deutschen Ströme hmmen, wird lediglich die öffentliche Meinung irregeführt. Die preußische Sorge und Liebe für Süddeutschland, wie sie in der Kommission der Minister von Breitenbach bekundet hat, ist keineswegs ganz uneigennützig. Es spielt hier der famose § 19 des preußischen Kanalgesetzes bedenklich hinein. Der württembergische Minister von Pischek aber stattete gestern tiefgerührt dafür seinen Dank ab; er machte den Eindruck eines Mannes, der den Vorteil seines Geschäftes schon in der Tasche hat. Wenn für die süddeutschen Interessen eine solche liebevolle Sorgfalt bekundet wird, so muß man sich nur wundern, daß nicht mindestens dasselbe Interesse Sachsen zuteil geworden ist. Noch vor wenigen Tagen ist eine Eingabe des Gesamtvorstandes des Verbandes sächsischer Industrieller an den Reichstag gelangt, worin mit aller Bestimmtheit betont wird, daß die Beseitigung der Abgabenfreiheit die schwerste Benachteiligung des Handels und der Industrie Sachsens zur Folge haben muß. So freund⸗ lich wie Württemberg ist also Sachsen durch Preußen nicht behandelt worden; vielleicht hofft der württembergische Minister des Innern, daß die guten Wirkungen des jetzigen freundlichen Verhältnisses zu Preußen auch auf die württembergischen Eisenbahnen nicht ausbleiben werden. Von solchen Eisenbahnschmerzen wissen wir in Sachsen ja auch ein Lied zu singen. Auf die öffentliche Meinung berief sich der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten; er scheint darunter die Mebrheit des preußischen Abgeordnetenbauses zu verstehen, die tat⸗ sächlich nur eine Minderheit des Volkes vertritt. Daß auf dem Ge⸗ biete der Stromregulierung der Elbe für die Landeskulturinteressen noch außerordentlich viel zu tun übrig geblieben ist, geht auch aus einer Eingabe des Deichhauptmanns von Wangenheim⸗Wake an die Regierung hervor; insofern trifft die Drohung Preußens, eventuell keine Etatsmittel für Stromregulierungen mehr einzustellen, auch die Landwirtschaft und kann daher nicht ernst gemeint sein. Ueber die technische Möglichkeit der Niedrigwasserregulierung bestehen die größten Zweifel bei den Sachverständigen. Eine Vertiefung des Fahrwassers würde nur bei niedrigem Wasserstande von Nutzen sein. Was die Finanzierung des Unternehmens betrifft, so bewegen sich die Angaben der Regierung in ganz willkürlichen Grenzen. Der Verkehr auf der Elbe ist katsächlich um über 1 Milliarde Tonnenkilometer zurückgegangen. Als s. Z. die Abgabenfreiheit auf den deutschen Stroͤmen erstrebt wurde, verfolgte man unter preußischer Führung gemeinnützige nationale Ziele. Heute ist es anders. Die preußische Regierung ist nicht an den Ausbau der Saale herangegangen. Auch die Wünsche bezüglich der Lahn haben bei ihr keine Gegenliebe gefunden. Oesterreich hat nach allem, was wir hier gehört haben, auf die Abagabenfreiheit auf der Elbe nicht verzichtet. Wenn man gemeinsame nationale Ziele so stark betont, wie der Eisenbahnminister es getan hat, dann muß man sich der Zeit erinnern, wo Preußen für die Abgabenfreiheit eintrat. In der Preisgabe der Abgabenfreiheit liegt ein Schwinden des seinerzeit siegreichen nationalen Einheitsgedankens.

Abg. Winckler (dkons.): Wir sind es gewohnt, daß von Sachsen meist Widerspruch erhoben wird, wo man parti⸗ kularistische Interessen zu sehen glaubt. Wenn wir sehen, wie aus Sachsen Widerspruch erhoben wird, so könnte man ja den Spieß umdrehen und von sächsischem Partikularismus sprechen. Aber ich will es gegenüber den liebenswürdigen Sachsen nicht tun. Zu meiner Freude haben wir gestern von dem württembergischen

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Minister eine Rede gehört, die eine Bewertung der gemeinsamen Interessen stark betonte. Neben dem Antrag Strombeck liegt jetzt ein Antrag Zehnter vor, den Art. III a (Definition des Begriffs „künstliche Wasserstraßen“) zu streichen. Ich möchte dem Antrag Zehnter den Vorzug gehen. Durch den Art. II ist die Absicht einer Interpretation des Art. 54 überholt worden. Eine solche Inter⸗ pretation ist jetzt überflüssig. Der Abg. von Gamp hat gestern die Anregung gegeben, die Zusammensetzung der Beiräte zu ändern. Der Rheinbeirat ist von 46 auf 92 Mitglieder in der Kommission erhöht worden. Ich stimme dem Abg. von Gamp zu, daß ein kleinerez Kreis sich über alle diese Fragen leichter verständigen kann; einem Antrage, der diese Zahl herabsetzt, würden wir zustimmen. Die längste Rede hat gestern der Abg. Gothein gehalten. Ich will nur einen einzigen Punkt herausgreifen: er hat es sich nicht versagen können, seinen sachlichen Widerspruch gegen die Vor⸗ lage einzukleiden in Angriffe gegen den Ministerialdirektor Peters. Das ist ja nichts Neues. Der Minister sprach gestern mit Recht von dem Opfermut aller Mitarbeiter an der Vorlage. Der Abg. Gothein hat den Ministerialdirektor Peters persönlsch angegriffen, und das ist auch in die Presse gekommen. Ich freue mich, daß der Abg. Gothein seine Angriffe gestern wiederholt hat. Ich bin dadurch in der Lage, ihm hier antworten zu können. Diese Angriffe hätten einen anderen wohl mürbe machen können, der nicht so wie der Ministerialdirektor Peters von dem Bewußtsein durchdrungen war, eine gute Sache mit guten Waffen zu vertreten. Um den preußischen Staat wird es allezeit gut bestellt sein, wenn in seinem Beamtentum sich allezeit Männer finden werden, die ihren Platz mit solcher Pflichttreue ausfüllen, wie wir es an dem Ministerialdirektor Peters gesehen haben, und die sich ihrer besonderen Aufgabe mit solcher geistigen, seelischen und körperlichen Hingebung widmen, wie wir es mit Bewunderung bei Peters gesehen haben. Solche Männer siehen dann auch turmhoch über solchen Angriffen, wie die des Abg. Gothein waren.

Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Peters: Ich kann der Auffassung vollkommen zu⸗ stimmen, daß die Schiffahrtsabgaben auf der Elbe die Produktions⸗ kosten nicht verteuern werden. Für die Schiffahrtsabgaben wird ja ein Aequivalent durch die Stromverbesserung gegeben. Infolge des niedrigen Wasserstandes in diesem Jahre sind die Getreidetransporte von Rotterdam nach Mannheim um 3 teurer gewesen; hätten wir schon jetzt die Vertiefung der Wasserrinne gehabt, so würden die Transvortkosten billiger gewesen sein. Solche Stromverbesserungen sind gerade der Zweck des Gesetzes. Es klingt zwar parador, aber ist doch wahr, daß die Verteuerung des Getreides nicht durch die Schiff⸗ fahrtsabgaben herbeigeführt wird, sondern gerade durch diejenigen, die deren Einführung zu verhindern suchen. Der Abg. Heinze meint, daß die Schiffahrtsabgaben schließlich vom Mittelstande werden getragen werden müssen, aber Mittelstandsvereinigungen, z. B. der Müllerkongreß von 1907, haben sich zugunsten der Schiffahrtsabgaben ausgesprochen. Für die Elbe gilt es auch daß die hervorgetretenen Mängel nicht an denen liegen, die die Schiffahrtsabgaben einführen wollen, sondern an denjenigen, die der Elbe die notwendige Stromverbesserung vor⸗ enthalten. Es ist davon gesprochen worden, daß die nationale Ein⸗ beit durch die Verschiedenbeit der Tarife durchbrochen werde; da aber die Selbstkosten den Maßstab für die Tarife bilden müssen, so ist die Einheitlichkeit der Tarife ein Widerspruch in sich selbst, und man tut der Regierung mit solchen Ausführungen unrecht. Das Reich soll nur den Rahmen für die Möglichkeit der Finanzierung von Strom⸗ bauten schaffen, die nach wie vor die Einzelstaaten beschließen sollen

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