dem Kommerzienrat Arnold Hueck in Neuhückeswagen, Kreis Lennep, den Charakter als Geheimer Kommerzienrat und dem Universitätskassenrendanten und Quästor Hans Jonas in Marburg den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen. 3 “ Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: aus Anlaß der diesjährigen Großen Kunstausstellung in Düsseldorf dem Maler Karl Huck in Wien, dem Bildhauer, Professor August Gaul in Grunewald bei Berlin, dem Maler, Professor Fritz Erler in München, dem Bildhauer, Prosessor Cipri Adolf Bermann in München und dem Maler, Professor Louis Feldmann in Düsseldorf die goldene Medaille
für Kunst zu verleihen. v
9 Finanzministerium.
Zu Steuerinspektoren sind ernannt: die Katasterkontrolleure Berg in Lüdinghausen, Bordfeld in Dinslaken, Francke in Posen, Hancke in Neu Ruppin, Han isch in Worbis, Hegener in Meschede, Janik in Birnbaum, Jürgensmeyer in Oldesloe, Kinkel in Brakel, Koster in Mörs, Kraiger in Siegen, Loesdau in Osterode O.⸗Pr., Plentz in Potsdam, Thiele in Niebüll, Vollmer in Essen, der Katasterkontrolleur und Rentmeister Grotewold in Ziegenrück sowie der Kataster⸗ sekretär Guckel in Hildesheim.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 21. November.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel
Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.
In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichseisenbahnamt auf⸗ estellte tabellarische Uebersicht der Betriebsergebnisse Hent . Eisenbahnen (ausschließlich Bayerns) für den Monat Oktober 1911 veröffentlicht, auf die am Sonnabend
.W. an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.
Baden. “
Seine Majestät der Kaiser und König ist, W. T. B.“ zufolge gestern abend von Baden⸗Baden in
„.
Donaueschingen eingetroffen und auf dem Bahnhof vom
Fürsten zu Fürstenberg empfangen worden. Mecklenburg. .
Der Landtag hat gestern bei der Beratung des Steuer⸗ gesetzentwurfs den Antrag auf Einführung einer Jung⸗ gesellensteuer angenommen. Wie „W. T. B.“ meldet, sollen unverheiratete über 30 Jahre alte Männer um 25 Proz. höhere Steuern als verheiratete zahlen, wenn sie nicht t ihnen “ wohnen,
für Familienangehörige, die mi gesetzlich zu sorgen haben.
Oesterreich⸗Ungarn. 88
8—
Der Arbeitsausschuß der nationalpolitischen Kom
mission des böhmischen Landtages hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Einführung des allgemeinen Wahlrechts zum Land tag mit allen gegen drei Stimmen der Tschechen abgelehnt und ferner gegen den Einspruch des Regierungsvertreters be⸗ schlossen, daß der Oberstlandmarschall vom Kaiser ernannt, seine beiden Stellvertreter aber vom Landtag gewählt werden
sollen. Großbritannien und Irland.
Im Oberhause richtete gestern der Earl of Ports⸗ mouth an den Kriegsminister Haldane eine Anfrage nach
dem gegenwärtigen Zustand der Territorialarmee.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Kriegs⸗ minister im Laufe seiner Erwiderung, es sei die Aufgabe derer, welche für die Ausrüstung eines Expeditionskorps verantwortlich seien, alle Umstände zu erwägen, unter denen es gebraucht werde. Wenn dieses Expeditionskorps für lange Zeit oder weit weg gehe, werde eine entsprechend eingeübte territoriale Streit⸗ macht da sein; denn sie müsse an demselben Tage, an dem das Expeditionskorps abgehe, dem Heere einverleibt werden. (Zwischenruf des Earl of Portsmouth: Und Belgien ?) Haldane erwiderte: Wenn man einen solchen hypothetischen Fall an⸗ nehme, sei es die Aufgabe der für die Verteidigung des Landes Ver⸗ antwortlichen, darauf zu sehen, daß geeignete S getroffen
rden. itärstrategie, die in dem Augenblicke, in dem sie entständen, behandelt werden müßten. Die für die Verteidigung der Heimat während der Ab⸗ wesenbeit des Expeditionskorps verfügbaren Streitkräfte seien für die
— ziu deren Erfüllung sie berufen sein könnten, genügend. l gebe er zu, daß es befriedigender wäre, wenn die territoriale
würden. Dies seien aber Aufgaben der Marine⸗ und Mi
ihre volle Friedensstärke gebracht würde.
— In der gestrigen Sitzung des Unterhauses fragte der Abgeordnete Baring (Unionist), wann Sir Edward Grey die bn 1 e werde, und ob bar. Premierminister Asqui se die Zusicherung geben wolle, eine Gelegenheit zu einer ausreichenden Debatte über
diese ärung gewährt werden würde.
Der Premierminister erwiderte, obiger Quelle zufolge, daß die Regierung mehr als einmal erklärt habe, daß sie eifrig darauf
bedacht sei, möglichst bald eine Gelegenheit für eine Debatte 5 82 venae edacht,
heiten zu bieten. Die Regierung habe
ser sein zu warten, bis das Marokkoab .
in der französischen mer verhandelt worden sei.
im Laufe dieser Woche geschehen würde, fügte der ini 8— er nicht, wenn ihm auch mit⸗
sei, veinlich wäre. Die Regierung 2.- unter diesen Umständen die Erklärung und die
2 litik im Unterhause nicht länger ver⸗ 2* Montag, den 27. d. M., für diesen werde die Debatte mit einer
worden daß es nicht wahrs Debatte
Sir Erward Grev Frankreich.
Die Deputiertenkammer beriet gestern über die Fest⸗ der Interpellation Bouge, die sich auf die de Selves in der Kommission für die äußeren
sezung des
Angelegenheiten abgegebene Erklärung und auf die Unordnung in der Verwaltung des Ministeriums des Aeußern
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ schlug der Minister des Aeußern de Selves als Zeitpunkt den Tag der Interpellationen über er Abg. Bouge antwortete, daß die Angelegenheit keinen Aufschub dulde, und warf dem Minister vor, er habe die deutsch⸗französischen Verhandlungen gepflogen, ohne in die spanischen Dokumente Einsicht genommen zu haben. der Befürchtung Ausdruck, da
die auswärtige Politik vor.
e Selves weder im Lande noch im Auslande die nötige Autorität besitze. Der Minister antwortete hierauf, die Kammer werde binnen kurzem zu den Debatten über das deutsch⸗ französische Uebereinkommen zusammentreten und Gelegenheit haben, sie kein Vertrauen zu ihm hege. präsident Caillaux richtete das Ersuchen an die Kammer, sie möge die Beratung der Interpellation mit der Debatte über die auswärtige Er werde diesen Beschluß als einen Ausdruck des
es zu sagen, Der Minister⸗
olitik verbinden. Vertrauens ansehen. Die Kammer beschloß mit 374 gegen 145 Stimmen, die Besprechung der Interpellation zu vertagen. — Der Vorsitzende des Kammerausschusses für auswärtige Angelegenheiten Deschanel beschäftigt sich in seinem heute zur Verteilung gelangten Bericht über das Budget des Mi⸗ nisteriums der Auswärtigen Angelegenheiten ein⸗ Umgestaltungen, Vorkommnisse obiger Quelle Errichtung eines Generalsekretariats, die Schaffung eines Beamten⸗ statuts, um willkürliche Beförderungen und Begünstigungen zu verhindern, und eine genaue Ueberwachung der Ausgaben, um allen Unregelmäßigkeiten ein Ende zu machen. Sehr ausführlich be⸗ handelt Deschanel die Marokko⸗Angelegenheit und zollt der von der Regierung befolgten Politik, insbesondere der Expedition gerettet worden seien, Sodann weist er auf die schwierige Finanz⸗ lage Marokkos hin, die durch das Disagio und den Mangel an Hartgeld hevorgerufen worden sei. Schließlich hebt Deschanel Frankreichs mit 42 Millionen im Jahre 1906 auf 52 Millionen im Jahre 1910 gestiegen sei.
dienstlichen
wendigkeit 1 befürwortet,
nach Fes, die die Europäer
seine Anerkennung.
Rußland. Die Reichsduma hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, betreffend Sicherung der Krankheitsfällen, in zweiter Lesung angenommen.
Niederlande.
In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer er⸗ der Minister des Aeußern „W. T. B.“, daß die Verhandlungen zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen mit Venezuela fortgesetzt werden würden, und gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß das deutsch⸗ französische Marokkoabkommen dem Handel die wirtschaftliche Gleichberechtigung sichere.
Arbeiter
Meldung des
Das Budget für das nächste Etatsjahr beziffert, T. B.“ meldet, die Ausgaben auf 34 111 361, die auf 30 452 604 beträgt demnach 3 658 757 Pfund und ist um 4 128 633 geringer als im Vorjahre. Von den Ausgabenentfallen 12 Millionen Pfund auf den Staatsschuldendienst, acht Millionen auf das Kriegs⸗ budget und 1 ¼ Millionen auf das Marinebudget. Der Bericht hebt das ständige Wachsen der Einnahmen ohne Zuhilfenahme neuer Steuern hervor und empfiehlt Sparsamkeit in den Aus⸗ gaben, um eine neue Anleihe zu vermeiden. vertierung der Anleihen von 1855 und 1896 ist infolge der und Tripolisfragen Schwierigkeiten auf eine günstigere Zeit verschoben worden. — In der Deputiertenkammer begannen gestern die Verhandlungen über das Chesterprojekt, das einer amerikani⸗ schen Gesellschaft den Bau und Betrieb einer 2000 km langen Eisenbahn von Charput nach Wan mit Abzweigungen nach Jumurtalik und Suleimanie gewährt. — Der Erste Sekretär des Sultans Halid Zia⸗Bey
hat, obiger Quelle zufolge, die Würde eines Senators nieder⸗ gelegt und damit die Schlichtung des Konflikts zwischen dem Senat und dem Kabineett erleichtert. — Der französische Botschafter hat der Pforte bekannt egeben, daß die französische Regierung dem türkischen Roten Halbmond unter Gewährung der nötigen Ver⸗ günstigungen gestattet habe, auf dem Wege nach Tripolis si Das Komitee des Roten Halbmondes hat darauf beschlossen, eine Sanitätsmission nach Benghasi zu senden. — Nach einer beim Kriegsministerium eingetroffenen Depes che
T. B.“ vorgestern vormittag e Akabah am Roten Meer der Stadt zerstört. Nach
Einnahmen türkische Pfund. Das Defizit
Die geplante Kon⸗
hervorgerufenen
Tunis zu passieren.
haben laut Meldung des wei italienische Kriegschif ombardiert und einige Tei einer anderen türkischen Meldung sind bei der Beschießung nur die Kaserne und das Militärhospital beschädigt wordben.
Amerika.
Nach einem vom „Reuterschen Bureau“ verbreiteten Tele⸗ gramm aus Mexiko ist an der Nordgrenze die Mobilisation von fünfundzwanzigtausend Mann angeordnet worden.
— Einer Depesche des „W. T. B.“ zufolge ist der Prä⸗
Dominikanischen ermordet
Republik
Da die diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Persien abgebrochen sind, hat Persien laut Meldung des seinen Streit mit Rußland in die Hände der britischen Regierung gelegt und diese gebeten, vor⸗ zuschlagen, welches Verfahren Persien einschlagen solle. hat auch seine Bereitwilligkeit ausgedrückt, einem etwaigen Rate zu folgen und, wenn es notwendig sein sollte, angesichts der force majeure die russischen Forderungen zu erfüllen, voraus⸗ sischen Truppen, wenn sie noch nicht ab⸗ , nicht vorrücken oder, wenn sie schon auf⸗ auf russisches Gebiet zurückkehren. persische Regierung stellt in Abrede, daß Morgan Shuster vorgegangen sei, während die Verhandlungen zwischen seinen Beamten und dem russischen Generalkonsul noch schwebten.
Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, hat zwischen Vorposten der Aufständischen, die auf Nanking vorrücken, und er ein Scharmützel stattgefunden, Man glaubt, daß eine Schlacht
„Reuterschen Bureaus“
gesetzt, daß die ru gesandt worden sin gebrochen sind,
der Streitmacht der Verteidi das unentschieden geblieben bevorsteht.
Aus Canton wird gemeldet, daß der Admiral Lichun der provisorischen Regierung Entlassungsgesuch gereicht habe, weil er mit ihren
8
8 8 .;
Schwedische Missionare, die gestern abend in Tientsin ein⸗
trafen, berichten, obiger Quelle zufolge, daß in Sianfu die Schulvorsteherin Frau Beckmann und fünf ausländische Kinder ermordet worden seien, ebenso ein im chinesischen Post⸗ dienst stehender Deutscher und viele chinesische Mädchen. Viele haben auf den Rat der Konsuln Tschungking ver⸗
Alkfrika. Der König und die Königin von England sind,
„W. T. B.“ zufolge, gestern abend an Bord des Dampfers „Medina“ in Port Said eingetroffen. Lord Kitchener begab sich sofort an Bord. Der Khedive, der türkische Prinz Zia Eddin und der Premierminister waren ebenfalls erschienen, um die Majestäten zu begrüßen.
— Nach Meldungen der „Agenzia Stefani“ aus Tripolis
haben vorgestern an der östlichen Front die gewohnten kleinen Angriffe stattgefunden, diesmal aber mit weniger Nachdruck. Wie aus Tobruk vom 16. d. M. gemeldet wird, zerstörte eine italienische Abteilung einen Teil der Telegraphenlinie nach dem Golf von Solum, wobei ihr die Araber unter Führung türkischer Offiziere Widerstand leisteten. Die Italiener
hatten drei Verwundete, der Feind hatte zahlreiche Verluste. Nachrichten aus Derna bestätigen, daß die italienischen Stedungen in der Nacht zum 17. d. M. heftig angegriffen wurden, daß aber der Angriff zurückgeschlagen wurde.
Parlamentarische Nachrichten. 8
Bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten, die am 20. d. M. im Stadtkreise Breslau stattgefunden hat, erhielt, wie „W. T. B.“ berichtet, Vogel (Zentr.) 780, Dr. Ehlers (fortschr. Volksp.) 506 und Stadt⸗ verordneter Löbe (Soz.) 370 Stimmen. Die erforderliche Stichwahl begann Nachmittags 4 Uhr. Bei dieser erhielt Dr. Ehlers 875 und Vogel 776 Stimmen. Dr. Ehlers ist
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somit gewählt. 8
Koloniales.
Die Motorschiffahrt in den Kolonien.
Durch die Neuerwerbungen Deutschlands im Congo⸗ gebiet ist die Frage einer Motorschiffahrt auf dem Congo und seinen Nebenflüssen Sangha und Ubangi auch für uns aktuell geworden. Einem interessanten, der Technischen Kom⸗ mission des Kolonialwirtschaftlichen Komitees in Berlin erstatteten Bericht des Ingenieurs Dr.⸗Ing. h. c. Diesel⸗München entnehmen wir auszugsweise folgendes:
Im allgemeinen erfordern die afrikanischen Flußläufe wegen ihrer ungemein wechselnden Wassermengen, der unregelmäßigen Beschaffen⸗ heit ihres Bettes, der zahlreichen Stromschnellen usw. ganz spezielle Bootskonstruktionen, meistens mehr oder wenigec flachgehende Boote. In dieser Beziehung bestehen für die Technik keinerlei Schwierigkeiten, um die sich ergebenden Aufgaben zu lösen. Man ist imstande, den Schiffen die Gestalt und den Tiefgang sowie die sonstigen Eigenschaften zu geben, die für die einzelnen Fälle erforderlich sind. Die Dampf⸗ schiffahrt auf dem Nil und die schon sehr rege Dampfschiffahrt auf dem Congo geben hierfür sehr gute Beispiele; ein weiteres Beispiel ist ein 1300 pferdiges, gegenwärtig im Bau befindliches Motorboot für den Congo, das bei 500 t Deplacement nur 1,10 m Tiefgang hat. Es ist gelungen, durch Einbauen des Pelatn in einen Tunnel im Schiffsboden auch dann noch einen befriedigenden Antrieb zu bekommen, wenn der größte Teil des Propellers über dem Wasserniveau steht. Man kann behaupten, daß wir imstande sind, für jedes überhaupt noch einigermaßen schiffbare Gewässer ein geeignetes Boot herzustellen. Es ist daher auch die Möglichkeit eines Wasserverbindungsweges zwischen dem Congobecken und dem Tschadsee, zwischen den Flüssen Ubangi und Schari, zwischen dem Kamerunfluß Sanaga und dem in den Congo fließenden Sangha nicht ausgeschlossen. Kurz, schnelle, praktische Kolonialboote mit Motorantrieb und geringem Tiefgang könnten in den Tropen Aufgaben lösen, an die wir heute kaum zu denken wagen. K
Weniger einfach als die Frage des Schiffes ist die des Motors. Der Gedanke, die Feleniahemäsfe zu einer ausgedehnten Motor⸗ schiffahrt auszunutzen, liegt so nahe und ist von so ungeheurer Trag⸗ weite für die Verwertung der Kolonien überhaupt, daß es kaum begreiflich erscheint, daß dessen Durchführung nicht schon längst in An⸗ griff genommen wurde. Es erscheint so einfach und verhältnismäßig billig, Dampfschifflinien auf diesen schöven, Tausende von Kilometern langen Flüssen einzurichten und mit deren Hilfe die Schätze des Innern nach den Küsten zu bringen; und doch ist diese Möglichkeit bisher einzig und allein an dem Mangel eines geeigneten Motors gescheitert. Die Dampfmaschine ist für 82. Zweck allerdings probiert worden, auch auf einigen Flüssen, namentlich auf dem Nil und auf dem Congo, zur Anwendung gekommen; sie ist aber für eine allgemeine, großzügige Lösung der Frage nicht brauchbar. Abgesehen von dem unerschwinglichen Preis der Kohle in den Kolonien, ist ein Maschinen⸗ betrieb mit Kohlen undenkbar, weil es an Transportmitteln fehlt, um die erforderlichen Mengen an die verschiedenen Stationen des Innern zu schaffen. Die einzige bisher mögliche und vielfach angewandte Lösung war der Betrieb der Dampfschiffe mit Holz. Bei größerer Ausdehnung des Verkehrs würden aber dadurch die Waldbestände derart gefähidet, daß hierauf umfangreiche Schiffahrtsprojekte nicht aufgebaut werden können.
Was die Verwendung von Explosionsmotoren anbelangt, so werden in den Kolonien im allgemeinen schon recht viele Motorboote benutzt, aber niemals in dem Sinne einer wirklichen Motorschiffahrt, und zwar aus dem Grunde, weil der für solche Motoren erforderliche Brennstoff, abgesehen von seiner Gefährlichkeit und der Schwierigkeit seines Transportes, zu teuer ist. Nun ist der vor etwa 14 Jahren als stationäre Maschine entstandene Dieselmotor seit einigen Jahren auch zur Schiffsmaschine ausgebildet worden und wird heute in allen Größen und Formen, die für Kolonialschiffahrt überhaupt in Betracht kommen, von einer Reihe deutscher Firmen hergestellt. Wenn die älteren Motorarten wegen ihres Brennstoffes aus der Kolonialverwertung ausscheiden, so ist beim Dieselmotor gerade der Brennstoff, den die Maschine im rohen Urzustand direkt im Zylinder verbrennt, der Grund seiner Verwendbarkeit, ferner der außerordentlich geringe Brennstoffverbrauch dieser Maschine und . ihre Einfachheit wegen der völligen Abwesenheit von Neben⸗ betrieben, wie Dampfkessel, Gaserzeuger usw. Dieser Motor gebraucht
zu .n. Betriebe beliebige Rohöle, gleichgültig welcher Herkunft,
insbesondere die rohen Erdöle in dem Zustand, wie sie in⸗Quellen aus dem Boden kommen. Diese Rohöle sind billig und in den Hafen⸗ städten der ganzen Welt fast zu dem gleichen Preis von 40 bis 70 ℳ für die Tonne zu haben. Von diesem Brennstoff verzehrt der Dieselmvtor für 1 effektive PS⸗Stunde nur etwa 200 g, sodaß der Brennstoffpreis für diese Leistung sich nur auf durchschnittlich 1 ₰ stellt. Da die Dieselmotorschiffe an den Flußmündungen oder den Kopfstationen beliebig viel flüssigen Brennstoff aufnehmen können, sind sie imstande, tätsaggiich wochenlange Fahrten ohne die Not⸗ wendigkeit von Brennstoffstationen auszuführen. Hieraus folgt, daß man auch im Innersten von Afrika keine höheren Betriebskosten für die Kraft als an der Küste und in Europa hat.
Diese Verhältnisse wurden zuerst von dem jetzigen König der Belgier erkannt, der ein großes Dieselmotorpostschiff für den Congo⸗
Fortschritten in den Ver⸗
waltungsgeschäften nicht zufrieden ist.
fluß, das erste wirkliche Tropenmotorschiff, bauen läßt. Das Schiff
“
hat eine Länge von 60 m, eine Breite von 8 m, einen Tiefgang von 1,10 m und ein Deplacement von 500 Tonnen; die Geschwindigkeit beträgt 25 km in der Stunde. Mit einem solchen Schiffe läßt sich die Fahrt von Leopoldville nach Stanleyville, dem eigentlichen Zentrum Afrikas, hin und zurück in 6—7 Tagen machen, wenn man auch die Nacht zur Fahrt mitbenutzt. Diese Initiative des Königs der Belgier hat dann auch die Gründung der „Société Anonyme des Pétroles du Congo“ mit einem Kapital von 6 Millionen Franken zur Folge gehabt, die sich der belgischen Kolonialverwaltung gegenüber ver⸗ pflichtet hat, den Congo und seine GI“ Nebenflüsse entlang
etroleumlager anzulegen. Hiermit ist die erste Bedingung zu einer regelmäßigen Motorschiffahrt auf dem Congo und seinen Neben⸗ flüssen, die Lieferung des erforderlichen Brennstoffes, erfüllt.
In geeigneten Flußgebieten macht die Schiffahrt mit Diesel⸗ motoren im Feßigen Stadium die Eisenbahn überflüssig; ein großzügig organisiertes Verkehrssystem mit Dieselmotorschiffen kann die Reich⸗ tümer des Landes in einfacher und billiger Weise drainieren und nach den Küsten führen. Für unser neues, durch die Marokkover⸗ handlungen erworbenes Kamerun⸗Hinterland ist die Frage der Schiffahrt verhältnismäßig günstig lösbar, da es den großen schiff⸗ baren Nebenfluß des Congo, den Sangha, vollständig umfaßt und dadurch die Verbindung Kameruns mit dem Congofluß in deutschen Besitz bringt; ebenso ist ein Zugang zu dem größten und wichtigsten Nebenfluß des Congo, dem Ubangi, geschaffen. Diese schiffbaren Ver⸗ bindungen werden für die Erschließung und wirtschaftliche Durch⸗ dringung Kameruns und seines Hinterlandes eine Hauptrolle spielen, und es ist nicht ausgeschlossen, daß hierdurch dieses in so bösem Rufe stehende Hinterland zu einer nützlichen und einträglichen Kolonie aus⸗ “ cSe g 1 och wenig bekannt ist die Möglichkeit, die fetten pflanz⸗ lichen und tierischen Oele ebenfalls im Dieselmotor 8. zu verbrennen. Schon im Jahre 1900 war in der Pariser Ausstellung ein kleiner Dieselmotor aufgestellt, der auf Veranlassung der franzö⸗ sischen Regierung ständig mit Erdnußöl betrieben wurde und dabei gut arbeitete. Die französische Regierung hatte dabei die Verwertung der in den afrikanischen Kolonien in großen Mengen vorkommenden und leicht zu kultivierenden Erdnuß im Auge, weil auf diesem Wege die Kolonien aus eigenen Mitteln mit Kraft und Industrie versehen werden könnten, ohne daß sie genötigt wären, Kohle oder selbst flüssige Brennstoffe einzuführen. In neuester Zeit sind derartige Versuche in großem Maßstabe von Herrn Diesel mit vollem Erfolge wiederholt worden Die heute unscheinbar aussehende Tatsache der Verwertbarkeit von fetten Oelen pflanzlichen und tierischen Ursprungs kann unter Um⸗ ständen im Laufe der Zeit dieselbe Wichtigkeit erlangen, wie sie heute die natürlichen Erdöle und Teererzeugnisse haben. Nach einem eng⸗ lischen Urteil dürfte der Dieselmotor nicht nur aus eigenen Mitteln der Kolonien betrieben werden können, sondern dadurch selbst wieder in hohem Maße die weitere Ausbildung der Landwirtschaft beeinflussen. Abgesehen hiervon, bestehen Aussichten, daß man auch in Afrika, wie in allen anderen Weltteilen, Petroleum sinden wird.
Die Wichtigkeit der Motorschiffahrt in unseren Kolonien und deren Folgen können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die ganze Verkehrepolitik der Kolonien kann dadurch auf neue Wege gelenkt werden, die ungleich rascher zum Ziele führen und größere Ergebnisse erwarten lassen. —
Dem Vortrag des Ingenieurs Dr. Diesel folgte eine sehr an⸗ geregte Diskussion. „Regierungsrat Tecklenburg, Konsul in Boma am Congo, berichtete über seine Erfahrungen in den Kolonien mit den bisherigen kleinen Motorbooten. Professor Romberg von der Technischen Hochschule in Charlottenburg verbreitete sich über technische Fragen, namentlich über die Frage, ob das Rad⸗ schiff oder das Propellerschiff geeigneter sei. Geheimer Legations⸗ rat Rose vom Deutschen Seefischereiverein sprach aus seinen Er⸗ fahrungen mit den dert denischern heraus den Wunsch aus, die Kolonial⸗ maschinen möchten möglichst derb und einfach ausgeführt werden, und es möchten Stationen mit entsprechendem Personal für Repara⸗ turen und Instandhaltung eingerichtet werden. Geheimer Rat Smick⸗München befürwortete auf das lebhafteste die Dieselschiffahrts⸗ projekte und sprach den Wunsch aus, man möge sie nicht auf das Congogebiet und seine Nebenflüsse beschränken, sondern alle deutschen
Kolonien einbeziehen. Dr. Schlechter sprach über seine Erfahrungen im Sangha⸗Gebiet und über die Möglichkeit des Anbaues von Erd⸗ nüssen. Er empfahl auch die Verwendung des Kokosnußöles für den Motorbetrieb.
Die Verhandlungen führten zu folgendem Beschluß: „einen Aus⸗ schuß zu bilden mit der Aufgabe, die Frage der Motorschiffahrt in den Kolonien dauernd zu verfolgen und ein Schiffahrtsprogramm aufzustellen unter Berücksichtigung der hydrographischen Verhältnisse, der für die Verfrachtung in Betracht kommenden Güter, der Be⸗ schaffung des Rohöles usw. Der Ausschuß soll sich ferner mit der Aufgabe befassen, ob und inwieweit die Verwendung in den Kolonien heimischer Pflanzenöle, z. B. Erdnußöl, Palmöl, Kokosnußöl, für den Betrieb der Motoren in Frage kommt..“. “
Nr. 93 des „Zentralblatts der Bauverwaltung, heraus⸗ 8 im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 18. November at folgenden Inhalt: Amtliches: Runderlaß vom 7. November 1911, betr. Versuche im Bauwesen. — Dienstnachrichten. — Nichtamtliches: Die Neuanlagen in Bad Nauheim. (Fortsetzung.) — Ueber die neu⸗ zeitliche Baukunst in Ungarn. — Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart. — Die Piazza di San Ignazio in Rom. — Einfluß der Straßenteerung auf Pflanzen. — Sens. über die Verteilung der Radlasten durch die Gleisbettung. — Vermischtes: Beschäftigung deutscher Ingenieure bei der niederländisch⸗indischen Regierung. — Wettbewerbe für Entwürfe zum Rathaus in Ebingen und für einen Laufbrunnen auf dem Jülichsplatz in Cöln. — Allgemeiner Be⸗ bauungsplan für die Außenteile der Stadt Cöln. — Querverkehr auf
Brücken.
Nr. 41 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 18. November hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 9. November 1911, betr. Kleiderkasse; vom 9. November 1911, betr. die Vergebung von Leistungen und Lieferungen; vom 11. No⸗ vember 1911, betr. Festsetzung von Pauschvergütungen für Dienstreisen nach nahe gelegenen Orten. — Nachrichten.
Statistik und Volkswirtschaft.
I“ Beziehungen des Alkoholgenusses zum Verbrechen
erhalten neue Unterlagen in der kürzlich veröffentlichten bayerischen Juͤstizstatistik für das Jahr 1910. Nach dieser sind im 1e. See bei den bayverischen Gerichten 8674 Verurteilungen von Personen, je die strafbare Handlung im Zustande der Trunkenheit begangen haben, 8* darunter 190 Verurteilungen von Personen, deren strafbare Hand⸗ kung auf gewohnheitsmäßtgen Alkoholgenuß zurückzuführen war, rechts⸗ räftig geworden. Die etztere Zahl, mit der ersteren verglichen, be⸗
stätigt zugleich die noch nicht genügend bekannte Tatsache, daß nicht
die Gewohnheitstrinker das Hauptkontingent der auf Alkoholgenuß zurückzuführenden Straftaten stellen, sondern die Gelegenheitstrinker. Sia und auffällig ist aber an dieser Statistik gegenüber früheren
ttatistiken die Feststellung, daß die Wagschale sich mit so uber⸗ wältigendem Uebergewicht auf die Seite der Gelegenheitstrinker neigt. Von obigen 8674 Verurteilten wurden zusammen 10 042 straf⸗
bar Handlungen begangen, wovon 5006, also beinahe die Hälfte,
e
gefaͤbrliche Körperverletzungen waren. Doch bleibt die Statistik noch 5
rächtlich hinter der. Wirklichkeit zurück, da sie den mittelbaren
A holeinfluß nicht erfassen konnte, z. B. die Fälle, in denen der
Tag.“ — Den Vortrag des Wegener über „China und seine gegenwärtige Lage“.
und später dur ü- —— der Chinesen, der ausbreitenden Handelsbeziehungen. Den wichtigsten Beistand zur Oeffnung des großen Reiches von 11 Millionen eee en kilometern Flächeninhalt mit 320 Millionen Einwohnern hat, in e lanzen Begeutung 885 S. gee gewürdigt, die europäisch⸗ nische Maschi istet; 1 9 8 Jia 8* vösch nenkultur geleistet; denn ihr gegenüber erwachte gedehntem Maße, und fortan waren die Fremden als Träger di angestaunten und in ihrem Wert wohl verstandenen Neuerungen düse angesehen. Es ist nichts weniger als zufällig, daß die erste allgemeine -2 e Erhebung des Landes, die wir zurzeit erleben, ungefähr mit dhß usbau eines Eisenbahnnetzes zusammenfällt, das den und Süden des Reiches mit der Mitte in engere — erührung bringt und seine Fäden ebenso nach der Küste wie nach 82 entlegenen Westprovinzen auszustrecken beginnt. Das mußte un⸗ edingt einen gewaltigen Umschwung herbeiführen; denn nichts war, mit ülleiniger Ausnahme der großen, von den mächtigen Strömen Pege enen Verbindungen zu Wasser, so rückständig in China als die
.
“
übermäßige Alkoholgenuß zunächst zur Vermögenszerrüttung ur
zu Unterschlagungen, Betrug usw. führte. Auch sSn. unn enng nur die Fälle berücksichtigt werden, in denen das Strafverfahren aus⸗ reichende Anhaltspunkte für den Einfluß des Alkoholgenusses auf die Tat geliefert hatte. Häufiger, als zu erwarten war, kamen auch Fälle vor, in denen keine Bestrafung eintreten konnte, weil der Täter bei Begehung der Tat sinnlos betrunken war (150). Bei Berück⸗ sichtigung aller dieser Umstände würde sich die Gesamtzahl noch wesentlich höher stellen. “ .“ 98
Zur Arbeiterbewegung.
Der alte Bergarbeiterverband hielt am 19. d. M. an 14 verschiedenen Orten des Ruhrreviers stark hhase arbeiterversammlungen zur Beratung der Lohnfrage ab. Die Ver⸗ sammlung in Gelsenkirchen war von über 2500 Personen besucht, die in Dortmund von über 2000 Personen. In beiden Versamm⸗ lungen wurden, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, Resolutionen gefaßt, in denen die Leitungen der großen Bergarbeiterverbände aufgefordert werden, nunmehr mit bestimmten Lohnforderungen an die Gruben⸗ besitzer heranzutreten.
Aus London wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Die Ab⸗ stimmung der Angestellten der Eisenbahnen enthüllt eine sehr kampflustige Stimmung unter den Angestellten in Südwales. Ueber 90 % der Angestellten der Taff —Vale Bahn haben, wie berichtet wird, für den Ausstand gestimmt. Die Weichensteller der Great Western Bahn in Cardiff haben eine Entschließung
efaßt, die der Unzufriedenheit mit den geringen, von der Regierungs⸗ ommission gewährten Zugeständnissen Ausdruck verleiht und fordert, daß der Wochenlohn um 3 Schilling erhöht werde. Eine Massenver⸗ sammlung der Eisenbahnarbeiter in Newcastle hat ver⸗ gangene nacht beschlossen, den Angestellten zu raten, für den Ausstand zu f B
In Hull griff, wie „W. T. B.“ meldet, eine Rotte von ausständigen Arbeitern der dortigen Oelmühlen zwei mit 88 e Wagen 2 und bewor die Polizei mit Steinen vorauf diese blank zog. ehrere Polizeibeamte wurde . Ein Mann wurde verhaftcr 6 M6
Kunst und Wissenschaft.
A. F. In der Novemberversammlung der Gesellschaft fü Erdkunde wurde durch Stimmzettel zum Ersten e Gha⸗ füür das Jahr 1912 Geheimrat, Professor Dr. Penck wiedergewählt und auf seinen Vorschlag durch Zuruf die bisherige Zusammensetzung des Vorstands bestätigt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Vorsitzende folgende Erklärung: „Wir stehen heute unter dem Eindruck der großen Veränderungen, welche sich in Ausdehnung der Grenzen des deutschen Kolonialbesitzes vollzogen haben und es kann erwartet werden, daß der Verfügende der Gesellschaft für Erdkunde dazu das Wort ergreift und ab⸗ wägt, welcher Gewinn dem unvermeidlichen Verlust gegenübersteht. Ich sehe jedoch davon ab, dies zu tun, da der kompetenteste Kenner des Französischen Congo und des Tschadseegebietes, Seine Hoheit der Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg in der Januarsitzung unserer Gesellschaft Bericht über seine neueste Reise, die ihn gerade in die
öö Gebiete geführt hat, erstatten wird. Abzuwägen die deutschen
nteressen, welche in Marokko in Frage kommen, gegenüber denjenigen, welche sic an den Gewinn eines 889, lichen Teiles von Französisch Congo knüpfen, ist nicht möglich. Leider muß ich sagen, daß die deutsche geographische orschung in Marokko sich nicht in gleichem Maße ausgedehnt hat wie unsere wirtschaftliche Tätigkeit daselbst, und daß wir daher in unserer geographischen Kenntnis des Landes vornehmlich auf französische Quellen angewiesen sind. Ich muß beklagen, daß die Erforschun fremder Länder durch Deutsche etwas einseitig geworden ist. Es ist selbstverständlich, daß unsere Kolonten unsere Aufmerksamkeit in vollem Umfange fesseln müssen; es ist ferner nötig, daß sich Deutschland an den großen geographischen Aufgaben, wie der Erforschung der Polarwelt, aktiv beteiligt. Aber es sollten deutsche Forscher auch sonst allgemeiner auf der Erde anzutreffen sein, als dies gegenwärtig der Fall ist. Zweifellos trifft man französische Forscher öfter als deutsche an den verschiedenen Teilen der Erde. Frankreich fördert nicht bloß die einzelnen Forscher, sondern auch seine wirtschaftlichen Interessen dadurch, daß es zahlreichen namentlich jüngeren Leuten Gelegenheit bietet, zu reisen. Uns fehlt in Deutschland eine ähnliche Einrichtung wie die der französischen Missions Scientifiques, und kein Augenblick erscheint geeigneter, auf die Notwendigkeit einer solchen Fnsttbe hinzuweisen, wie der heutige
Abends hielt der Professor Dr. Georg
Der Redner, welcher zu wiederholten Malen in China gew is 1900 50 Tage, später etwa 1 Jahr lang, begann mit 8. e daß, wer China nur kurze Zeit durch Reisen und Aufenthalt im Lande
kennen gelernt, ungleich geneigter sei, darüber zu urteilen, als wer sich
lange dort aufgehalten habe. Denn je tiefer man in chinesi eindringe, um so schwerer begreiflich werden ö weniger verständlich der widerspruchsvolle Charakter dieses Volkes.
Im Grunde genommen, ist es kaum zu verwundern, daß di 2 mfaten, von 85 Europäern Ficht verftantes werden. 8en s dis 1 in die letzten Jahrhunderte, ja eigentlich bis in die Hülfte des 19. 3e ja eigentlich bis in die zweite
1 rhunderts von uns systematisch fern gehalten. ie anders waren seit den Tagen Alexanders des Cc fe Be⸗
Ueebungen zu Indien, mit dem wir nahezu beständig in Fühlung blieben 8 3 viel näher steht als die mongolische Bevölkerung Chinas.
wir zurück, so hatte Europa in der langen Zeit des Fühat. ueaen allein durch die Reiseberichte Marco Polos Nachrichten von dem Lande und Volk im fernen Osten empfangen; selbst wichtige Er⸗ findungen, die China lange vor uns gemacht: das Schießpulver, die Beöügerunst das Papier, das Porzellan, blieben uns vorenthalten.
een davon, daß der arische Teil der indischen Bevölkerung uns
as änderte sich erst durch die Wirksamkeit der christlichen Missio 9 die sich ganz allmählich gehen einen eeeae Regierung wie des Volks,
egierde des Volkes in fast allen Kreisen in aus⸗
erkehrsstraßen über Land und die hier anwendbaren Verkehrsmittel.
Waren und sind diese Verkehrswege doch häu
m b . o beschaffen, üßest nicht einmal Wagenverkehr gestatleten. ige; 88 8 8 en die durch große Entfernungen geschiedenen Bevölkerungen des 1 eiten Reiches einander fremd. Die Entwicklung eines Gemeingefühls chien unter dem Druck der Sich bierigkeiten des Bekanntwerdens Verständigung fast unmög desee . 2 er vornehmlich vns t die egierenden, für die vrveg. p * 1242 die Gouverneure der umfangreichen
ich. Der Schutz der Entfernung
1 ten der Not und des Mißwachses ab
8 für die Bevölkerung. Der Vortragende 8 — in der Landkarte ein sehr anschauliches Bild der Topographie inas, welche der schroffen Gegensaͤtze eine Menge bietet: düsteres
Gebirgsland von großer Ausdehnung und lachende Ebenen von fast
unbegrenzer Erstreckung, Wüste und Salzsteppe im äußersten We
und wunderbare Fruchtbarkeit in den Berpe zm dnß bften⸗ R. dec parallelen Gebirgsketten des Südens und den sanften Geländen der Mitte und des Ostens. Hier ist es namentlich der Löß, jenes bei uns seltene, als Fruchterde bedeutsame Zerfallprodukt, der den Boden⸗ reichtum des Landes bedingt. Aehnliche Verschiedenheiten ergibt bei der weiten Erstreckung des Reichs nach Nord und Süd das Klima: dort Verwandtschaft mit dem Klima des benachbarten Sibiriens, hier beinahe subtropische Verhältnisse. Von einem im wesentlichen konti⸗ nentalen Klima sollte man auf ein Vorherrschen von Trockenheit und häufige Zeiten großer Dürre schließen. Es darf aber gesagt werden, daß bedeutende klimatische Schädigungen dieser Art erheblich seltener sind als die „von Ueberschwemmungen herbeigeführten, zuweilen furchtbaren Nöte, und auch an diesem Punkte zeigt sich die ungeheuere Erstreckung des Reichs, der lose Zusammenhang der ein⸗ zelnen Teile desselben, die bisher mangelhafte Organisation des Ver⸗ kehrs als ein Hindernis für rechtzeitige Vorheugung und Bekämpfung von Gefahren, die so häufig mit elementarer Gewalt hereinbrechen. Nicht zuletzt sind alle diese Verhältnisse auch als ein Hauptgrund dafür anzusprechen, daß eine Vermischung und Verschmelzung der ein⸗ zelnen Bevölkerungsteile wenig bemerkbar ist. Es gibt typische körperliche Verschiedenheiten zwischen den Bewohnern der einzelnen Provinzen; die Chinesen des Südens sind meist kleiner als die der nördlichen Provinzen, und erst jüngst erschreckend in die Erscheinung getreten ist ja der nicht nur sprachliche Gegensatz zwischen Chinesen
und Mandschu. Diese Erwähnung lenkte den Vortragenden
hinüber zu den Ursachen der gegenwärtigen Volksbewegun die größer und nachhaltiger sei als irgend eine Ebö und ihren Ausgangspunkt in der zweifellosen Bevorzugung des Mandschuelements durch die seit beinahe drei Jahrhunderten herr⸗ schende Mandschudynastie habe. Solange ein so energischer Wille, wie der der Kaiserin⸗Witwe, die vor drei Jahren vom Schauplatz abtrat, bestimmend und der Schutz der Entfernung wirksam gewesen sei, seien die Elemente der Unzufriedenheit im Schach gehalten. Gegenwärtig abe gewinne es den Anschein, als werde die Bewegung siegreich sein und mit Unterstützung der, wie oben gezeigt, durch den Eisenbahnbau ge förderten grundstürzenden Aenderungen China in einen modernen Ver⸗ fassungsstaat verwandeln. Gänzlich unsicher sei dabei, wie sich unter dem Einfluß einer wesentlich nationalistischen Bewegung das Ver⸗ hältnis zu den Fremden gestalten werde, ob andauernd freundlich oder feindseliger als bisher. Die äußerliche Annäherung, welche die Neuerer durch Beseitigung der Sitte des Zopftragens herbeizuführen anfangen, sei hoffentlich als ein Zeichen dafür aufzufassen, da China bei seiner Einordnung in die Kulturwelt von der Absicht freundlicher Beziehungen zu den Fremden erfüllt sei. Die nächste Zeit verspreche wichtige Entscheidungen zu bringen.
Bauwesen.
Ueber die Wirtschafts⸗ und Nebenräume e a sprach der Geheime Regierungsrat Dr.⸗Ing. Hermann Muthesius vor den Mitgliedern des Vereins für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin. Er führte etwa aus : In der Entwicklung der menschlichen Wohnung bemerkten wir zwei Richtungen: die nach immer weiter⸗ gehender Aufspaltung der Räume, entspringend aus der Verschiedenheit der Lebensansprüche, und die des Verlassens der Repräsentation zu gunsten des Gebrauchs. Im neunzehnten Jahrhundert trat hierzu noch der früheren vollständig unbekannte Gesichtspunkt der Befunsbeitspflege. on den drei Raumgruppen, den Wohnräumen den Wirtschaftsräumen und den Schlafräumen, fällt den Wirtschafts raͤumen die Bedeutung zu, dof sie für den wirklichen Komfort des Bewohners am unentbehrlichsten sind. Die Wichtigkeit der Wirt⸗ schaftsräume wird neuerdings mehr und mehr erkannt, nach⸗ dem sie in einer Zeit der Wohnungsentwicklung, in der auf der einen Seite sich die Menschen in die Großstädte zusammendrängten und auf der anderen Seite eine Sucht nach Aeußer⸗ lichkeit vorherrschte, einer vollständigen Verschrumpfung anheimgefallen waren. Als bezeichnend für die Berliner Verhältnisse führte der Redner die in der Mietwohnung in weitem Umfange gebräuchliche Vereinigung von Speisekammer und Klosett an, derart, daß die Speisekammer nur durch eine dünne Rabitzwand von dem Klosettraum abgetrennt ist. Die engen Verhältnisse der städtischen Etage wurden zunächst auf das Landhaus übertragen. An der Hand des Studiums
Anschauung ganz enormen Raum einnehmen, eht man jedoch au
jetzt in Deutschland dazu über, sie geräumiger - veehe. 4. duch Lage ist ebenerdi „ weil dies die Bewirtschaftung erleichtert und weil außerdem dem Eindringen der Küchengerüche in die Wohnräume hier am wirksamsten entgegengetreten werden kann. Dies wird am voll⸗
kommensten erreicht durch die Unterbringung der Wirtschaftsräume in
einem Wirtschaftsflügel, wobei allen Wirtschaftsräumen, vorzüglich aber der Küche, eine Durchlüftung durch Gegenzug gegeben werden kann.
Die Anordnung der Wirtschaftsräume im Keller, wie sie in Deutsch⸗ land auch beim Einzelwohnhaus noch fast allgemein ist, ist eine Ueber⸗ tragung aus den städtischen engen Raumverhältnissen, die für das einzeln stehende Haus keinen Sinn hat, aber durch die Baupolizei⸗ verordnung in den Vororten von Berlin zur üblichen Form geworden
ist. Im Gegensatz zu der jetzigen Küche in der städtischen Mietetage,
in der gleichzeitig gekocht, aufgewaschen und angerichtet wird, und in der außerdem die Dienstboten ihre Mahlzeiten einnehmen, die Stiefel geputzt werden, muß das Ideal der Anlage darin scjehen werden, daß für jede dieser Arbeiten des Wirt, chaftsbetriebes besondere Räume vorgesehen sind. In der Küche wird dann lediglich gekocht, das Abwaschen des Ge⸗ schirrs geschieht in einer Spülküche, die Speisen werden in Speise⸗
kammern aufbewahrt, und zwar getrennt in solchen für trockene und für nasse Vorräte. Für das Putzen ist möglichst ein besonderer Raum zu schaffen, der mit Wasserzufluß zu versehen ist und der möglichst in jedem Geschoß wiederholt werden muß. Zum Aufenthalt und für die Mahlzeiten der Dienstboten ist ein besonderes, wenn auch kleines Leute⸗ zimmer zu schaffen. Sehr erwünscht ist für alle Fälle ein kleiner, mit einem Außenfenster versehener, schrankartiger Raum für das Trocknen der Wischtücher. Eine Heizschlange der Warmwasserbereitungsanlage sowie das geöffnete Fenster sorgen für das rasche Trocknen, und die Küche wird befreit von den verunstaltenden, an irgend welchen Stellen aufgehängten Tüchern. Die den Wirtschaftsräumen zukommende Lage ist die Nord⸗ lage, einmal aus dem Grunde, weil die Sonnenseiten des Hauses notwendigerweise durch die Wohn⸗ und Schlafräume in Anspruch werden müssen, aber auch deshalb, weil das Nordlicht das beste und gleichmäßigste für die in der Küche vorzunehmenden Arbeiten ist. Wichtig ist es, daß von den Wirtschaftsräumen aus der Eingang überwacht werden kann und daß von ihnen aus ein Weg zur Ein⸗ gangstür möglich ist, der nicht die Halle des Hauses kreuzt. In den Kellerräumen lagert man zumeist seinen Wein; doch ist es in einem Hause mit Zentralheizung schwierig, einen Raum für Weißwein zu schaffen. Ein solcher kann durch besondere Absonderung eines Kellerabteils oder durch Anlage eines Tief⸗ kellers gewonnen werden. In welchen Räumen des Hauses man Obst aufbewahren soll, muß die Erfahrung lehren. Denn Obst ver⸗ langt einen Raum, der nicht zu trocken und doch nicht feucht ist. Das Richtige ist in manchen Fhsern der Dachboden, in anderen der Keller. Die Waschküche in den eller zu legen, bietet den Vorteil des guten Rauchabzuges und des geringen Geräusches, aber den Nachteil, daß der Brodem das ganze Haus durchzieht. Deshalb legt man sie zu⸗ meist in den Dachboden und nimmt den Nachteil in Kauf, daß die Wäsche, wenn sie im Freien getrocknet wird, über die Tre ope ge⸗ schafft werden muß. Im Schlafzimmer offenbart sich am auffa endsten die Wandlung der Anschauungen über Gesundheitspflege, die im neunzehnten Jahrhundert eingetreten ist, und zwar am meisten am Bett, das aus dem eingebauten Himmelbett mit Federbettdecken zu einer freistehenden, alle Anforderungen der Waschbarkeit und der Zugänglichkeit der Einzelteile erfüllenden Ruhestätte geworden ist. Für die Schlafzimmer dürfen nicht, wie es in der Mietetage häufig der Fall ist, die am ungünstigsten gelegenen,
spärlich beleuchteten, kleinen Hinterräume benutzt werden, sondern ge⸗ I
der englischen Häuser, bei denen die Wirtschaftsräume einen für unsere