rm. 9 ¼ Uhr.
1
bildete das ergreifend schöne Requiem in C⸗Moll von Cherubini, das stehen zwei erlauchte deutsche Namen nahe. Aus einer von Albrecht
unter der Leitung des bewährten Dirigenten der Kirchenchor mit bestem Gelingen vortrug. Die Sängerschar ist gut geschult und ver⸗ b : fügt über ein vorzügliches Stimmenmaterial, sodaß im Zusammenwirken von seiner Mutter Abschied nimmt, eine Reihe von Reimen ein⸗ Name der mit dem Orchester recht gute Klangwirkungen erzielt wurden. — geflochten. Von der Hand des Hans Sachs stammt eine der zahl⸗ Beobachtungs⸗ Maria Seret van Eyken erfreute, ebenfalls am Freitag, in der keichen älteren Fassungen des Stoffs „Die Comedi vom sterbend station stärtk Singakademie wieder durch Fülle und Wohllauk ihrer in der rei en Menschen!. 8 2½ arke
Mitttellage besonders schönen Mezzosopranstimme. Namentlich gelangen Die Eröffnung der Kurfürsten⸗Oper ist nunmehr auf —
infolge der bedeutenden Gestaltungskunst und der klaren Textaussprache Freitag, den 8. Dezember, Abends 8 Uhr, festgesetzt worden; auf⸗ Bortum 766,5
der Künstlerin Lieder dramatisch bewegten Inhalts, wie z. B. „Die geführt wird Nicolais Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, Kestum 767,7 Löwenbraut“ (Schumann) ausgezeichnet. Tiefen Eindruck hinter⸗
mit Rezitativen von Dr. Otto Neitzel. Die Regie führt Martmilian ö 768 6 ließen auch zwei Tondichtungen von H. van Eyken. — Moris, die musikalische Leitung hat der Kapellmeister Selmar — h. 21 Die pianistischen Leistungen von Vida Llewellyn, die sich an dem⸗ Meyrowitz. Die Besetzung ist folgende: Frau Fluth: Tana Swinemünde 772, selben Abend im Blüthnersaal hören ließ, sind noch so unzu⸗ Neufahrwasser 775,5
Dürers wenigen dichterischen Arbeiten, dem innigtiefen Gebet „Be⸗ — Witterungs⸗ verlauf der letzten „ 8 24 Stunden “ “ 3 “
trachtung auf die Todesstund“ sind in der Szene, in der „Jedermann“ 8 Wind⸗ 8 3
richtung,
Niederschlag in
Stufenwerten *)
Barometerstand vom Abend
Dunst Nachm.Niederchl. „ 8 8 8 8. 8 bedeckt — 3 3 766 Nachts Niederschl. z 1 K ch P ; sch St z g bedeckt 767] meist bewölkt eiger und onig 1 reuj 1 en ac⸗ san. eil er. bedeckt 772 Vorm. Niederschl. uöu6“ 8 8
bedeckt 775 Ziemlich heiter wolkig 777 ziemlich heiter
b” — .
6 8
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SUG. 9 ln*
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282—
Oumiroff; Frau Reich: Elisabet Zenker; Anna: Helene Selia; 8 nglich, daß sie vorläufig keinen Anspruch auf öffentliche Beachtung Memel 777,3 erheben können. — Die Damen Hilly Tibo (Sopran) und Jacoba Repelaer (Alt) gaben an demselben Freitag einen Lieder⸗ und Duett⸗ bend im Klind worth⸗Scharwenkasaal. Die Damen verstehen ihre gut ineinanderklingenden, Stimmen mit warmem Ge⸗ fäbt zu beleben und erwecken durch den Ernst, mit dem sie sich hrer Gesangskunst widmen, freundliche Anteilnahme. Die Altistin trug inige Lieder von Richard Strauß mit bemerkenswerter Innigkeit vor. — Eddy Brown, dessen außerordentliches Geigentalent bereits bei seinem ersten Auftreten glänzend in die Erscheinung trat, bestätigte, benfalls am Freitag, im Beethovensaal die günstige Beurteilung eines Könnens von neuem. Die Kraft und Frische seines Tons, die lbewußte, gereifte Auffassung und das tiefinnerliche Empfinden einer temperamentvollen, großzügigen Vortragsweise leuchteten uch diesmal hervor und brachten ihm im Zusammenspiel dem Philharmonischen Orchester abermals reichen Erfolg. lJ. a. brachte er auch ein Werk von W. Berger „Im Sturme’“, on Viktor von Woikowsky⸗Biedau mit Geschick und Geschmack nstrumentiert, mit gutem Gelingen zum ersten Male zu Gehör. Dazwischen sang Frau Charlotte Boerlage⸗Reyers mit ihrer hellen, ausgiebigen Sopranstimme und anregendem Vortrage einige Arien und Lieder, von welchen letzteren Mendelssohns „Aus dem Hohenlied“ (mit Harfenbegleitung) einen ganz besonders eihnaeficen Reiz ausübte. — Die als nreslliche iiterpretin klassischer Musik geschähte Pianistin Elly Ney⸗von Hoogstraten gab in der Philharmonie (Freitag) einen „Brahms⸗Abend“, bei dem sie auch der Eigenart dieses Komponisten voll gerecht wurde. Die verschiedenen Intermezzi, Capriccios, die leichtbeschwingten Walzer, mehrere Sonaten, alles wurde mit tiefem Verständnis wiedergegeben. Besonders machte von den Sonaten zum Schluß die in C⸗Dur mit ihrem glänzend vorgetragenen Andante den nachhaltigsten Eindruck. Die vollendete Beherrschung der Technik und die bei allem Temperament geschmackvolle Abstufung der Ton⸗ stärke des Spiels traten überall hervor. Auch der bei der F⸗Dur⸗Sonate mitwirkende Violoncellist Lennart von Zwevgberg führte seimnen 38 wacker durch und wußte seine Hörer zu fesseln, wenn auch die onreinheit bisweilen nicht ganz einwandfrei schtien. — Marix Loevensohns Nenheitenabende im Harmoniumsaal brachten am Freitag die erste Aufführung eines Klavierquintetts von Philipp Scharwenka, das mit ungewöhnlicher Teil⸗ nahme begrüßt wurde. Der geschätzte Komponist entwickelte auch in diesem neuen Werk eine herzhaft frische und leichtquellende Er⸗ findungsgabe; eine klare, das Ohr bestrickende Melodik, ein kräftiger Rhypthmus zeichneten alle drei Sätze aus, die in ihrer gesunden Stimmung und mit ihrem straffen Aufbau die Hörer andauernd fesselten; an herzlichem Beifall war denn auch kein Mangel. Außer⸗ dem standen auf dem Programm ein Klavierquintett von Déösiré Paque und Lieder von J. Weißberg und M. Reger, welche die be⸗ kannte Altistin G. Fischer⸗Maretzky vortrug.
Am Sonnabend trat im Blüthnersaal Milly Wildner, eine begabte junge Geigerin, mit gutem Erfolge auf; sie ver⸗ fügt nicht nur über eine sauber gebildete, schon recht bedeutend ent⸗ wickelte Technik, sondern auch über einen sicheren Vortrag. Das Blüthner⸗Orchester unter Professor Felix Berbers Leitung begleitete das D⸗Dur ⸗Konzert von Brahms und ein Konzert von E. Jaques⸗Dalcroze recht anerkennenswert. — Julia Culps an demselben Tage im Beethovensaal gegebener Liederabend hatte, wie seine Vorgänger, eine ungemein zahlreiche Besucherschar angelockt. Köstliche Liedergaben waren es auch, die diese selbstschöpferische Künstlerin mit fein abgewogener Vortragskunst ihren begeisterten Zuhörern bot. Die Namen Schubert und Brahms zierten das kurzgehaltene Programm, und die vollendete Wieder⸗ gabe der Lieder rief wahre Beifallsstürme hervor. — Mathilde Gilow zeigte sich am Sonnabend im Klindworth⸗ Scharwenkasaal wiederum als eine mit reichen, schönen Stimm⸗ mitteln besonders begabte Sängerin. Ihr weicher, runder Ton von angenehmer Klangfarbe und bis in die höchsten Lagen klarer Reinheit und das zarte, glockenhelle Piano sowie eine bedeutend vorgeschrittene Koloraturfertigkeit kamen eindringlicher als bisher zur Geltung und gewannen ihr im Verein mit der anspruchslosen Art, sich zu geben, aller Sympathien. Freilich geht die junge Künstlerin immer noch nicht genug aus sich heraus und weiß im Vortrage ihr inner⸗ liches Mitempfinden des Gesungenen noch nicht überzeugend genug auszudrücken, sodaß darunter die Gesamtwirkung naturgemäß leiden muß. Zum Schluß des Konzerts machte sich das weniger bemerkbar, sodaß eine Arie aus „La Traviata“ sich als eine nach jeder Richtung hin heachtenswerte Leistung kennzeichnete. Lob verdient auch die deutliche Aussprache, die das Mitlesen der dem etwas bunt zusammengestellten Programm beigegebenen Liedertexte völlig ent⸗ behrlich machte. Als Begleitung hatte Fräulein Gilow abwechslungs⸗ voll teils das Klavier, teils ein Streichquartett bezw. die Klari⸗ nette gewählt. Leider war das Spiel des Pianisten stellenweise etwas zu farblos, und auch die Spieler der Streichinstrumente waren wenig zulänglich. — Im Choralionsaal fand, eben⸗ falls am Sonnabend, ein Liederabend statt, den die Altistin Berta Goetz veranstaltet hatte; sie trug mit gut⸗ geschulter Stimme eine große Reihe älterer und neuerer Lieder vor, die sich mit Recht lebhaften Beifalls zu erfreuen hatten. — Eine recht tüchtige Pianistin, Vera Epstein⸗Benenson, brachte zu derselben Zeit in der Singakademie Konzerte von Mozart und Chopin zu Gehör, bei denen sich die Dame der Unterstützung des Philharmonischen Orchesters unter Dr. E. Kunwalds Leitung versichert hatte. Die perlende eh r; ihres Spiels fiel ebenso angenehm auf wie der weiche, klangschöne Anschlag; der Ausdruck hätte etwas kräftigere Farben vertragen können. Im ganzen aber konnte man an den Leistungen der Dame seine Freude haben. — Die bekannte Sängerin Grete Hentschel⸗Schesmer konzertierte am Sonnabend im Bechsteinsaal. Wenn sich auch eine bisweilen schwankende Tongebung auch diesmal bemerkbar machte, so entschädigten dafür die besonders ansprechende Mittellage und die ö deutliche Aussprache. Auch der Vortrag zeugte von Verständnis und Empfindung und vermochte zu interessieren. Außer Liedern von Liszt R. Strauß, Mahler und Schillings sang die Konzertgeberin au solche von Eduard Behm, die dieser ebenso wie die anderen Ge⸗ sänge am Klavier begleitete. Der Stimmungsgehalt dieser letzt⸗ genannten reizvollen Kompositionen hätte etwas kräftiger von der Sängerin herausgeholt werden können. 8
8 p
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittwoch, eine Wiederholung von Méhuls „Joseph in Aegypten“ (Neubearbeitung und Rezitative von M. Zenger) statt. Herr Kraus singt die Titel⸗ rolle, Fräulein Dux den Benjamin, Herr Fischer den Jakob, Herr Hoffmann den Simeon. In den übrigen Hauptrollen sind die Herren Sommer, Philipp und Bachmann beschäftigt. Der Kapellmeister von Strauß dirigiert.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen H. Suder⸗ manns Tragödie „Der Bettler von Syrakus“ wiederholt.
Das Gastspiel des Deutschen Theaters im Zirkus Schumann am Freitag, den 1. Dezember, bringt das alte Spiel von „Jedermann“, das Hugo von Hofmannsthal unter Benutzung alter Ausgaben neugeformt hat. Dem Mysterium „Jedermann“
“
Falstaff: Sergej Warjagin; Fenton: Kurt Frederich; Fluth: Konrad von Reich: Artur Pacyna; Spärlich: Hans Siegfried; Dr. Cajus: Willi Kaiser; Wirth: Richard Wissiak. Die Eintritts⸗ plätze zur Eröffnungsvorstellung betragen 5, 10, 15 und 20 ℳ. Vorbestellungen auf Billette werden im Theaterbureau, Kurfürsten⸗ straße 101, entgegengenommen. 3 8 Der Mengeweinsche Oratorienverein (Dirigent: Fritz Krüger) veranstaltet am 6. Dezember, Abends 8 Uhr, in der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniskirche zum Besten der unter dem Pro⸗ tektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Eitel⸗Friedrich stehenden Goßnerschen Kleinkinderbewahranstalt eine Auf⸗ führung des Weihnachtsoratoriums von Joh. Sebastian Bach. Mitwirkende sind: Maria Knüpfer⸗Egli, Königliche Sängerin (Sopran), Anna Lange Linden (Alt), Jan Trip (Tenor), Otto Schwendy (Baß), Walter Fischer (Orgel) und das Berliner Symphonieorchester.
Flammenzeichen“, ein Drama in fünf Akten von Jon Lehmann, erlebte, wie die Vertriebsstelle des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller mitteilt, am Stadttheater in Eisenach seine erfolgreiche Uraufführung. Der Verfasser wurde mehrmals nach den Areschkäf en vo den Vorhang gerufen.
8
8 Mannigfaltiges. Berlin, 28. November 1911.
Ueber das Thema „Schule und Elternhaus“ wird der Oberlehrer Dr. Driesen auf einem Charlottenburger Eltern⸗ abend, der am 30. November, Abends 8 Uhr, im Festsaal des Charlottenburger Rathauses stattfindet, sprechen, und zwar auf Veranlassung des Allgemeinen Charlottenburger Lehrerinnenvereins (Gruppe der Lehrerinnnen an höheren und mittleren Schulen). Nach dem Vortrag findet eine Aussprache statt. Gäste sind auch ohne Einführung willkommen.
Der Kunstverlag von Raphael Tuck u. Sohn in Berlin hat drei Reihen von fein ausgestatteten Postkarten herausgegeben, auf denen Feldblumensträuße wiedergegeben sind. Die Karten sind nach Originalaquarellen Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin August Wilhelm von Preußen hergestellt. Der Ertrag aus dem Verkauf ist ausschließlich für wohltätige Zwecke bestimmt. Die vor einiger Zeit von demselben Verlag im Höchsten Auftrage veröffent⸗ lichte Kartenreihe nach Originalen Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Eitel⸗Friedrich von Preußen hat bisher einen Reinertrag von etwa 1000 ℳ erbracht, der dem Preußischen Frauen⸗ und Jung⸗ frauenverein zugeführt worden ist.
Königsberg i. Pr., 27. November. (W. T. B.) Die In⸗ sassen des Ballons „Ostpreußen“, die nach ihrer Landung in Windau (Rußland) festgehalten worden waren, sind gestern wieder freigelassen worden.
Freiburg, 27. November. (W. T. B.) Heute morgen 4 Uhr 10 Minuten wurde in der oberen Rheinebene ein Erdstoß ver⸗ spürt, der von leichtem Rollen begleitet war.
Baden⸗Oos, 27. November. (W. T. B.) Das Luftschiff „Schwaben“ ist heute nachmittag gegen 4 Uhr wieder ein⸗ und nach glatter Landung in die Halle gebracht worden.
Hamburg, 28. November. (W. T. B.) Zu der angeb⸗ lichen Explosion in der Nähe des gestrandeten Dampfers „Prinz Joachim“ (vgl. Nr. 279 d. Bö.) die neun Mann getötet haben soll, teilt die Hamburg⸗Amerika⸗Linie mit, eine Dvnamit⸗ explosion könne nicht vorliegen, da der Dampfer keine Explosivstoffe eladen habe. Die Besatzung des „Prinz Joachim“ befinde sich aut telegraphischer Auskunft an Bord, und niemand von ihr sei verunglückt.
Paris, 27. November. (W. T. B.) Heute begann hier die Versteigerung der Kleinodien des früheren Sultans Abdul Hamid. Der Erlös des ersten Tages beziffert sich auf ungefähr drei Millionen Francs.
„Madrid, 28. November. (W. T. B.) Die Studenten, die mit der Haltung, welche die Regierung infolge der Ereignisse in Barcelona einnimmt, unzufrieden sind, b für ganz Spanien erklärt.
Lissabon, 27. November. (W. T. B.) Der Teil der Stadt,
in dem es gestern aus Anlaß der Ausweisung zweier Chinesen zu
Unruhen gekommen war, hat heute wieder sein gewöhnliches Aussehen angenommen.
Doéva, 27. November. (W. T. B.) Rumänische Bauern, die von Aufwieglern aufgereizt worden waren, drangen bei Nacht mit Aexten in die ungarische Staatsschule der Gemeinde Szent Andras im Komitat Hunyad ein, wo sie Möbel zerstörten und den Schulsaal verwüsteten. Die Aufwiegler hatten zu diesen Aus⸗ schreitungen aufgereizt, weil gegen sie eine Untersuchung wegen Gewalt⸗ tätigkeiten eingeleitet worden war, die sie bei der Schuleinweihung im vorigen Jahre verübt hatten. Die Aufwiegler unternahmen den An⸗ griff auf die Schule, nachdem sie schon früher versucht hatten, durch Bedrohung die friedliche Bevölkerung vom Besuch der Staats⸗ schule abzuschrecken. Da den Behörden Drohbriefe zugegangen waren, die weitere Ausschreitungen ankündigten, wurde eine Ver⸗ stärkung der Gendarmerie angeordnet. 8
Mitteilungen des Königlichen Asronautischen Observatoriums, G veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau. Drachenaufstieg vom 27. November 1911, 8 bis 8 ¾ Uhr Vormittags:
rbe Seehöhe 122 m 500 m 1000 m 1230 m
Temperatur 899 — 0,6 — 2,2 — 3,6 0,0 Rel. Fchtgk. (% 96 94 94 80 Wind Richtung. 0 080 080 0802 „ Geschw. mps. 6 12 10 2 Himmel ganz bedeckt. Zwischen 1120 m und der größten er⸗ reichten Höhe T turzunahme von — 3,8 bis
J858 768 3
bedeckt
765
meist bewölkt
A œ
wolkig
768
meist bewölkt
771,6
4
bedeckt
770
72181
Elrelbeleel
9 8 U
wolkig
774,1
Nebel
1770 773
meist bewölkt
ziemlich heiter
meist bewölkt
7755 v664 768,6 S.
Bromberg.
Frankfurt, M.
bedeckt
775
meist bewölkt
Regen
765
Nachts Niederschl.
Dunst
767
Karlsruhe, B. 768,3
wolkig
767
770,5
Nebel
770
Nachts Niederschl. meist bewölkt
meist bewölkt
533,2
Arlbelwobbeloalde
halb bed.
533
meist bewölkt.
Stornoway
d0
halb bed.
Malin Head
756
bedeckt
758
wolkig
759
wolkig
758
wolkig
759
[Wünelmshav] 759 Nachm. Niederschl. (neh;
meist bewölkt
(Wustrow i. M.)
meist bewölkt
(Königsbg., Pr.)
ziemlich heiter
(Cassel
meist bewölkt
(Magdeburg)
meist bewölkt
wolkig
29
(GrünbergSchl.)
Isle d'Aix
3 Regen
(Mülhaus., EIs.) 761 anhalt. Niederschl
St. Mathieu
bedeckt
760
(Friedrichshaf.) vorwiegend heiter
Vlissingen
sbeiter
762
764
Nebel
1 764
2 2 1 bedeckt 1 2
Nebel]
1 3 763
(Bamberg)
meist bewölkt
2 wolkenl.
2 0770
Christiansund
SS — 5 halbbed.
5 0 769
Skudesnes
SSO S wolkig
0 767
WNWSbedeckt
0 759
SSW 6 bedeckt
12 771
Hanstholm
SSO 3 bedeckt
Kopenhagen
S 3 Dunst
771
Stockholm
773,9 SSO 2bbedeckt
Hernösand
Haparanda — 768,7 WSW. wolkenl.
7742 8 2 bedeckk
774,7 S 2 bedeckt
767
[7715 SO 2Regen
766,2 WNW 3 bedeckt
Petersburg
77,8 W 2 bedeckt
779,7 SSO 1 wolkenl.
780,58 SS Iwolkenl
782,5 Windst. wolkenl. — 12
80,X NR wolken]. — 9 0 779
772,7 OSO 2 Nebel
773,6 S 1 bedeckt
555 773
7714 N 3 halb bed.
0 771
— —
772 meist bewölkt
meist bewölkt
7722 NO 2 wolkenl.
767,9 SO wolkig
Thorshavn
Seydisfjord
5 752,1 SSO b wolkig 2
Rügenwalder⸗
728 9 S wolkig 773,9 SSO A bedeckt
762,7 SSW 3 wolkig
775 5 Windst. bedeckt
haben den Generalstreik Hermanstadt
777,65 S0 2 bedeckt 775,0 SO bedeckt
meist bewölkt
I meist bewölkt meist bewölkt Zanhalt. Niederschl
—
meist bewölkt
(5 Uhr Abends)
772,6 Windst. Gewitt. 740,5 SO SRegen
750
(Lesina)
ziemlich heiter
Cherbourg
762,3 SSW 3 Sunst
761
763,5 Windst. bedeckt
3 763
762,9 S 3 wolkig
2 762
Perpignan
763,5 SW 2 wolkig
Belgrad, Serb.
774,1 OSO 2 balb bed.
763
772
v72s W
771,7 W heiter
0
768
wolkenl.
777
755,1 OSO 6 bedeckt
☛
765
Helsingfors
777,9 SW 1 heiter
775,3 W halb bed.
778 775
—
768,9 SO. 2 bedeckt
767,8 W bedeckt.
771,8 NW Regen
768 767
770
— —
Budapest 774,9 OSO 1 Dunst
566,2 SW 6 wolkig
565
772 meist bewölkt
Portland Bill
759,1 SO Regen
761,5 S *) Die Zahlen dieser Rubrik bedeuten: 0= 0 mm; 1 = 0,1 bis 0,4; 2 = 0,5 bis 2,41
8 = 2.5 bis 6,4; 4 = 6,5 bis 12,4; 5 = 12,5 bis 20,4; 6 = 20,5 bis 81,4; 7 = 381,5 bis 44,4; 8 = 44,5 bis 59,4; 9 = nicht gemeldet.
Das gestrige Hochdruckgebiet hat weiter zugenommen, sein Maximum über 782 mm liegt über Westrußland und erstreckt seinen Einfluß bis nach Norwegen, Jütland und dem Rhein; ein Tiefdruck⸗ gebiet unter 740 mm südwestlich von Island zieht, ohne bisher Großbritannien zu berühren, heran. — In Deutschland ist das Wetter überwiegend trübe und im Süden ruhig; im Norden wehen mäßige südöstliche Winde; westwärts des Rheins ist es milder, sonst ist die Wärmeänderung gering; der Westen hatte verbreitete Niederschläge⸗
756,0 SSW bedeckt
—
1 heiter
IEee
Deutsche Seewarte⸗
Deutscher Reichstag.
“ Sitzung vom 27. November 1911, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend Eisenbahnbauten im ostafrikanischen Schutzgebiet. E11“
Gouverneur Dr. Solf: ys. 9 Meine Herren! Der Zweck der Vorlage über die ostafrikanische Zentralbahn ist die Weiterführung der Linie Daressalam über Tabora nach den Gestaden des Tanganjikasees. Das Projekt dieser Zentral⸗ bahn, wie es in einer Denkschrift im einzelnen näher ausgeführt worden
ist, entspricht einem Wunsche der Budg tkommission und ist die
Konsequenz früherer Etatsbewilligungen. Die Zentralbahn, die bis etzt in Tabora ihren Abschluß gefunden hat, würde sich nicht in dem Maße rentieren, wie bei einer Weiterführung dieses Schienengleises nach dem Ufer des Tanganjikasees. Die Länder, die am Tanganjikasee liegen, waren schon in der früheren Zeit unter der Herrschaft des Karawanenverkehrs dem indischen Ozean tributpflichtig. Durch die Weiterführung der Bahn nach dem Tanganjika würde der Verkehr wesentlich erleichtert werden.
Die Denkschrift, die Ihnen vorgelegt worden ist, erläutert die finanzielle, wirtschaftliche und technische Seite der Unternehmer so umfangreich und so sorgfältig, daß ich mich im einzelnen auf diese Denkschrift beziehen darf.
Ich möchte dabei hervorheben, daß diese Vorlage nur ein Bau⸗ stein zu dem Gebäude der afrikanischen Verkehrspolitik ist, zu dem
mit der Zustimmung des hohen Reichstags im Jahre 1908 das Fun⸗
dament gelegt worden ist. Es gereicht mir zur ganz besonderen Freude,
aß diese erste Vorlage, die ich dem hohen Hause im Namen der ver⸗ bündeten Regierungen zu überreichen die Ehre habe, auf die ureigene Arbeit des Herrn Staatssekretärs von Lindequist zurückzuführen ist der sich gerade dieser Aufgabe mit besonderer Sorgfalt und Liebe ge⸗ widmet hat.
Ich möchte zur Erläuterung nur zwei Punkte hervorheben. Der eine Punkt betrifft eine kleine Un stimmigkeit in der der Denk⸗ schrift beigegebenen Karte. Wenn Sie die Karte übersehen, werden Sie sie schwer mit dem Texte in Uebereinstimmung bringen können, da die nach Süden geführte Linie kürzer zu sein scheint als die jetzt gewählte Linie nach Udjidji. Das ist so zu erklären, daß man aus Sparsamkeitsgründen eine alte, in etwas zu kleinem Maßstabe ge⸗ zeichnete Karte genommen hat. Ich habe eine Karte anfertigen lassen, aus der unzweifelhaft hervorgeht, daß die von uns gewählte Trace, die Ihnen vorgelegt wird, die beste ist.
Einen zweiten Punkt möchte ich noch erwähnen. In der Presse sind seit einigen Tagen Wünsche bezüglich der Regelung der Tarife in Verbindung mit der Fortführung der Zentralbahn nach dem Tanganjikasee zur Sprache gebracht. Meine Herren, ich kann Ihnen mitteilen, daß bereits seit geraumer Zeit der Gouverneur von Ost⸗ afrika Erhebungen über diese Tariffragen angestellt und daß er bereits dem Kolonialamt darüber berichtet hat. Es werden Staffeltarife in 5 verschiedenen Klassen eingeführt werden, sodaß den Wünschen der Pflanzer, daß auch die Weißen auf ihre Kosten kommen, in jeder Beziehung Rechnung getragen wird. (Bravo! rechts.)
Abg. Erzberger (Zentr.): Die Vorlage sieht ganz harmlos aus, enthält aber tatsächlich eine Nachforderung von 52 Millionen Mark; es handelt sich um einen verschleierten Nachtragsetat. Seit der Staatssekretär Wermuth an der Spitze des Reichsschatzamts steht, sind wir glücklicherweise mit Nachtragsetats verschont vebhe. dieser Nach⸗ tragsetat bricht aber mit seinen Grundsätzen, und ich bedauere, daß er in diesem Falle dem Drängen eines Ressorts nachgegeben hat. Wir müssen verlangen, daß für das Etatsjahr ausreicht, was wir dafür bewilligt haben, und daß nur in ganz außergewöhnlichen Fällen Nachtragsetats gemacht werden. In der Kommission werden wir die Frage besprechen müssen, ob wir zu dem gefährlichen Weg der Nachtragsetats wieder zurückkehren sollen. Wenn jetzt auch mit Hilfe dieser Vorlage durch die sofortige Fortführung der Bahn 1 ½ Millionen erspart werden, wer garantiert uns dafür, daß wir nicht später wieder 4 bis 5 Millionen zuzahlen müssen, weil die Bahn zu schlecht gebaut ist? Man kann sich nicht über die Sache dadurch hinwegsetzen, daß es heist, für 1912 werde nichts ver⸗ langt, denn wer heute für den Weiterbau der Bahn stimmt, muß später neue Mittel bewilligen, wenn das Geld ausgeht. Tatsächlich bedeutet die Vorlage eine Mehrausgabe von 52 Millionen Mark. Die Bahn Daressalam —Morogoro ist erst seit 3 bis 4 Jahren fertig⸗ gestellt, und jetzt will man sie vollständig umbauen mit 5,4 Millionen Mark, nachdem sie erst mit 20 Millionen Mark vor wenigen Jahren gebaut ist. 1906 haben mein Freund Müller⸗Fulda und ich in der Budgetkommission darauf hingewiesen, daß die ausführende Firma minderwertiges Material verwende. Vom Bundesratstisch erklärte man aber unsere Nachrichten einfach für unzutreffend, und jetzt zeigt sich, daß 5,4 Millionen für die Verbesserung notwendig fend. Es wird auch in der Kommission die Frage sehr zu prüfen sein, ob nicht der Bauherr regreßpflichtig gemacht werden kann. Erst wenn man überzeugt ist, daß die Baufirma ihre Pflicht erfüllt hat, darf man an die Genehmigung der 5,4 Millionen heran⸗ treten. Wie kommt es ferner, daß die Strecke um 50 km kürzer geworden ist, als man vorgesehen hatte; das ist doch auch für afrikanische Verhältnisse keine ganz kurze Strecke, die man wohl bei den Berechnungen hätte voraussehen müssen. Im Novemberheft des „Plutus“ weist der Abg. Südekum auf einen recht eigentüm⸗ lichen Vorgang bei dem Bau der Otavibahn hin. Er teilt dort mit, daß, die Firma, die die Bahn an uns verkauft hat, und die Bank, die diese Firma finanziert hat, schon 1901 im Besitze eines interessanten Gutachtens des Sachverständigen Christopher James waren, das in Aussicht stellt, daß ein Bahnbau von Otavi an das Meer herunter sich nicht rentieren wird. Wäre dieses Gut⸗ achten bekannt gewesen, so hätte der Reichstag sicherlich nicht in den Abschluß des Kaufvertrags gewilligt. Kaum aber haben wir die Bahn verstaatlicht, da kommt das Gutachten heraus. Aus diesen Gründen halte ich es für absolut notwendig, daß wir in der Kommission in eine Prüfung aller Details der Denkschrift ein⸗ gehen. Ich würde es für grundverfehlt halten, wenn der Reichstag in einer Hurrastimmung auf diese eingehende Prüfung verzichtete. Ich gebe ohne weiteres zu, daß wirtschaftliche, militärische und volitische Gründe für die Fortsetzung der Bahn sprechen. In Tabora kann die Bahn unmöglich ihren Endpunkt erreicht haben. Ich halte den Bahnbau im deutschen Interesse für nötig, ganz gleich, ob Belaien seine Bahn vom Kongo nach dem Tanganjikasee baut oder nicht. Finanziell ist es aber notwendig, zu prüfen,
ob eine angemessene Verzinsung in absehbarer Zeit zu erwarten ist oder nicht. Der Grundsatz: keine Anlagen ohne Deckung, gilt natürlich auch für werbende Anlagen. Für einen kleinen Fort⸗ schritt halte ich es, daß, abweichend von dem bisherigen Verfahren, davon abgeseben werden könnte, die in der Bauzeit fälligen Zinsen dem Anleihebedarf zuzuschlagen. Ich möchte wünschen, daß künftig immer so verfahren wird. Durch die Neubauten entsteht eine größere Belastung des Schutzgebietsetats von zusammen 117 Millionen Mark. Dieser Betrag mit 4 % verzinst und mit 0,6 % getilgt ergibt von 1915 ab eine Mehrausgabe für Ostafrika von 5 ½ Millionen Mark. Wie sollen diese 5 ½ Millionen Mebrausgaben aufgebracht werden? Diese Frage bitte ich in der Kommission zu beantworten. 1906 sind durch die Hüttensteuer die Einnahmen um rund 1 Million gestiegen. 1915 rechnet man mit einer weiteren Steigerung um 1,6 Millionen. Ist das die natürliche Zunahme der Hüttensteuer, oder ist darin schon eine Erhöhung dieser Hüttensteuer enthalten? Dann würden immerhin noch 4 Millionen fehlen; wo sollen die her⸗ genommen werden? Der Hinweis auf den Ueberschuß aus 1910 von 4 Millionen Mark scheint mir das Allerbedenklichste; man darf doch nicht dauernde Ausgaben auf so schwankende Einnahmefaktoren fundieren. Eine weitere Antwort auf diese Frage finde ich in der ganzen Begründung nicht. Eine finanzielle Sicherheit muß doch wenigstens annähernd gegeben sein. Man wird in der Kommission eine angemessene Erhöhung der Hüttensteuer ins Auge zu fassen und auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen haben. An sich ist eine solche Erhöhung nicht ohne weiteres zu verwerfen, vielmehr hat diese Steuer als Erziehungsmittel der Schwarzen zur Arbeit ihre hohe Bedeutung erwiesen. Man wird die Erhöhung vielleicht nur in einigen Bezirken und nur in mäßigem Umfange einführen dürfen; das zu prüfen, wird dem Gouvernement vorzubehalten sein. In den unabhängigen Sultanaten der noch unerschlossenen Gebiete muß mit größter Vorsicht operiert werden; es sind Nachrichten hierher ge⸗ drungen, wonach in diesen Gebieten die schwarzen Soldaten der Schutztruppe sich gegen die Eingeborenen böse Uebergriffe erlaubt haben. Man hat auch in weiteren Distrikten von Deutsch⸗Ostafrika den Eindruck eines Konfliktes zwischen dem Gouverneur und dem Kommandeur der Schutztruppe; der letztere muß unbedingt dem Gouverneur untergeordnet sein, die Tatenlust des militärischen Chefs darf da nicht allein entscheiden. Lieber als Unzufriedenheit zu erregen, indem man Steuern ausschreibt, die nicht oder nur gewaltsam erhoben werden können, sollte man mit dem Bahnbau noch ein Jahr warten. Die uns inzwischen zugegangene Denkschrift über den Fortgang der Eisenbahnbauten in Ostafrika gibt von der wirtschaftlichen Entwick⸗ kung kein richtiges Bild, weil hier der Verkehr hauptsächlich den Transport der Eisenbahnbaumaterialien umfaßt: in Togo, wo zurzeit keine Bahn gebaut wird, siebt es mit den Verkehrsziffern sehr schlecht aus. Was die Tarife betrifft, so muß hier auch den Wünschen der Kolonie endlich Rechnung getragen werden; wir dürfen eine sub⸗ ventionierte Linie nicht länger in der Gestaltung der Tarife voll⸗ ständig frei und unabhängig lassen. Bezüglich der wirtschaftlichen Bedeutung des Projektes kann man ja wohl die gute Meinung der Denkschrift teilen, und meine Freunde teilen sie, sie wollen aber finanzielle Klarheit und wollen namentklich nicht das bisherige finanz⸗ politische Programm des Reichsschatzamtes aus diesem Anlaß um⸗ geworfen wissen. Ich beantrage die Verweisung des Entwurfs an die Budgetkommission.
Staatssekretär des Reichsschatzamts Wermuth:
Ich kann nicht in vollem Maße zugeben, daß die Reichsfinanz⸗ verwaltung in Sachen der Tanganjikabahn einen ungewöhnlichen und unerwarteten Grad von Nachgiebigkeit gezeigt hätte, wie sie ihn leider sonst vielfach zeigt. Ich gebe von vornherein bereitwillig zu, daß das Ermächtigungsgesetz, das Ihnen vorgelegt ist, gleichzeitig die Wirkung eines Nachtragsetats äußert, obwohl ich annehmen möchte, daß nach Lage der Verhältnisse die Form des Ermächtigungsgesetzes richtig gewählt ist. Ich gebe ferner zu, daß im Jahre 1909 die Ihnen bekannte bestimmte Verständigung getroffen worden ist, wonach zu⸗ nächst einmal das Eisenbahnbauprogramm für sämtliche Kolonien seinen natürlichen Ablauf finden sollte, ehe man an neue Unter⸗ nehmungen geht.
Aber, meine Herren, das alles spricht nicht gegen die unsererseits jetzt von Ihnen erbetene Ermächtigung, und zwar aus dem Grunde, weil man von vornherein nicht nur vorausgesehen hat, sondern bestimmt davon ausgegangen ist, daß die Mittellandbahn vom Ozean ab bis an den Tanganjikasee gehen sollte. Man hat zunächst die Strecke bis Tabora ins Auge gefaßt und dafür die Mittel erbeten. Aber man hat den festen Entschluß gehabt — und zwar haben Sie ihn mit uns gehabt —, die Bahn dann weiter fortzusetzen, wenn die Strecke bis Tabora fertig sein würde. Das einzig Unerwartete ist, daß diese Strecke verhältnismäßig früh fertig wurde. Daß auch Sie, meine Herren, sich klar darüber gewesen sind, daß die Fortsetzung erfolgen werde — und zwar alsbald erfolgen werde —, geht auch schon aus dem Etat hervor. Im Etat für 1911 bei Ost⸗ afrika, außerordentlicher Etat, Kap. 1 Tit. 2, heißt es: „Darlehen an die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft zur Fortführung der Eisen⸗ bahn Daressalam— Mrogoro bis Tabora, 4. Rate, und zu Vorarbeiten für die Fortführung der Bahn bis an den Tanganjikasee.“ (Hört! hört! rechts.) Man hat also diese Vorarbeiten von vornherein ins Auge gefaßt, doch offenbar mit dem Zweck, die Weiterführung vorzu⸗ nehmen, sobald man mit dem ersten Stücke fertig geworden wäre.
Daß das nun unter denselben Bedingungen, namentlich auch mit denselben Arbeitskräften geschieht, wie sie für das erste Stück zur Anwendung gekommen sind, ist doch wohl ganz natürlich und richtig. Und daß von diesem Gesichtspunkt aus eine empfindliche Einbuße entstehen würde, wenn der Unternehmer bloß aus äußeren, aus Etatsrücksichten gezwungen würde, alle seine Arbeiter und Be⸗ amten zurückzuziehen und nach Europa zu übernehmen, daß ist Ihnen in der Begründung zu dem Gesetzentwurf näher dargelegt worden. Ich möchte dabei hinzufügen, daß wir nicht etwa werden beabsichtigen können, das Argument der Fortbeschäftigung von Unternehmern und Arbeitern auch auf künftige Bahnen auszudehnen. Das würde allerdings eine Folgerung sein, die uns vielfach in eine Zwangslage bringen könnte, eine Zwangslage, der sich die Finanzen auf keinen Fall unterwerfen würden. Aber hier handelt es sich nicht darum, sondern lediglich um die bereits geplante Fortführung eines einheitlichen Unternehmens. Das ist keine Abweichung vom Pro⸗ gramm, und insofern werde ich allerdings auch sagen dürfen, daß die Finanzen von vornherein darauf gerechnet haben und darauf rechnen mußten, daß im Laufe der nächsten Periode derartige Forderungen an sie herantreten würden.
Nun handelt es sich hier ja, wie mir der Herr Abg. Erzberger gewiß zugeben wird, tatsächlich um eine zweifellos werbende Aus⸗ gabe, für welche nach unseren strengsten Finanzgrundsätzen eine An⸗ leihe zulässig ist. Diese Anleihe schlagen wir Ihnen vor. Es wäre sehr erwünscht, wenn für die Anleihe die ausreichende Verzinsung bereits von vornherein durchaus sicher wäre. Kenner der Verhältnisse nehmen das an. Ich bin durchaus bereit, mich den Zweifeln anzu⸗ schlieen, welche in dieser Beziehung erhoben werden. Aber darum kann man doch nicht eine derartige werbende Anlage behufs Er⸗ schließung eines ganz neuen Gebietes und behufs Fortführung einer Bahn an ihren natürlichen Endpunkt unterlassen, weil in den ersten Jahren vielleicht noch nicht die erforderliche Verzinsung eintreten wird. Gerade bei den übrigen Bahnen sowohl Deutsch Ostafrikas wie in anderen unter gleichen Bedingungen stehenden Gegenden hat man die Erfahrung gemacht, daß eben durch die Fortführung die Rentabilität besser wurde, und daß eben deshalb die Anleihen wohl angelgt waren. Ich glaube, das wird auch hier der Fall sein, und wir haben gerade hier keinen Anlaß, pessimistische Erwartungen zu hegen. Auf alle Fälle sind die Finanzen überhaupt und jedenfalls nach Lage des Etats im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr geeignet, hiergegen Widerspruch zu erheben. Sie müssen ihrerseits von der Voraussetzung ausgehen, daß Ostafrika allmählich in die ent⸗ stehenden Lasten hineinwachsen wird, wie es auch anderwärts der Fall gewesen ist.
Dabei kann ich natürlich den von dem Herrn Abg. Erzberger in Augsicht gestellten Anregungen wegen Erschließung neuer Einnahme⸗ quellen nur mit lebhaftem Interesse entgegensehen. Aber mit diesem Vorbehalte erlaube ich mir auch meinerseits, Ihnen die Vorlage zur Annahme zu empfehlen. (Bravo! rechts.)
Gouverneur Dr. Solf:
Meine Herren! Ich bin zunächst dem Herrn Abg. Erzberger dafür dankbar, daß er sich der Bahn sympathisch gegenübergestellt hat. Im einzelnen hat er aber so viele Bedenken geltend gemacht, daß es der Regierung nur erwünscht sein kann, wenn das hohe Haus beschließt,
daß die Vorlage der Budgetkommission zuerteilt wird. Ich bin der
festen Ueberzeugung, daß wir Ihnen in der Budgetkommission nach⸗ weisen können, daß das Schutzgebiet von Deutsch Ostafrika wohl die Finanzkraft besitzt, um die ihr durch dieses Bahnprojekt aufgelegten Lasten tragen zu können.
Im einzelnen möchte ich auf die Bedenken nicht eingehen. Ich halte mich aber verpflichtet, die Baufirma Holzmann und Co. in Frankfurt am Main gegen den Vorwurf in Schutz zu nehmen, den der Herr Abgeordnete Erzberger gegen diese Firma er⸗ hoben hat. „(Abg. Erzberger: Ich häbe keinen Namen genannt!) — Es ist aber so bekannt, daß diese Firma Holzmann und Co. gebaut hat, daß ich hier nicht Versteck spielen kann. (Heiterkeit.)
Also, meine Herren, die Tatsache, daß der Umbau des Schienen⸗ gleises und der Umbau des Unterbaues der Bahn von Daressalam nach Morogoro notwendig geworden ist, ist nicht zurückzuführen auf eine mangelhafte Arbeitsleistung dieser Firma, sondern einfach darauf, daß der Zweck der Bahn ein ganz anderer geworden ist. Diese Bahn ist wie alle Bahnen in der ersten Zeit der Kolonialverwaltung lediglich als eine Stichbahn gebaut worden, hat aber jetzt eine ganz andere Aufgabe bekommen, und der leichtere Unterbau ist jetzt nicht mehr stark genug, um den größeren Verkehr zu bewältigen. Das ist der Grund, weshalb wir eine Neuforderung für den Ausbau haben müssen, und nicht etwa, daß die Firma Holzmann und Co. die Regierung schlecht bedient hat. Ich halte es für meine Pflicht, das in der Oeffentlichkeit festzustellen.
Ueber die übrigen Punkte werden wir in der Budgetkommissien des weiteren in Muße verhandeln können.
Abg. Dr. Wagner⸗Sachsen (dkons.): Der Abg. Erzberger hat ja mit großem Geschick und Fleiß alles zusammengetragen, was man gegen diese Vorlage ins Feld führen kann. Wenn man auch formelle Bedenken gegen die Vorlage äußern könnte, so ist sie doch sicher materiell vollständig begründet. Man könnte höchstens Bedenken erheben, daß man einem sterbenden Reichstag noch im letzten Augenblick eine Vorlage macht, die eine moralische Belastung des neuen Reichstags bedeutet. Mit guten Gründen hat der Reichstag seinerzeit der Fortführung des Programms zugestimmt. Allerdings die Vermehrung der Zinsenlast um 5,5 Millionen für den notwendigen Umbau ist bedenklich. Ob es damals an der nötigen Voraussicht gefehlt hat, will ich nicht untersuchen, jedoch bin ich nicht der Meinung des Abg. Erz⸗ berger, daß wir jetzt die Vorlage in einer gewissen Hurrastimmung annehmen. Sie ist notwendig für die Entwicklung des Schutz⸗ gebietes, und sie bringt unter allen Umständen für die Zukunft den allergrößten Nutzen. Die Bahn wird, wie wir von dem Stell⸗ vertreter des Staatssekretärs des Kolonialamts gehört haben, sehr bald Ueberschüsse bringen, noch viel größer wird der mittel⸗ bare Nutzen einer solchen Bahn für die Hebung der Verteidigungs⸗ fähigkeit des Landes, für seine militärische Sicherheit sein. Hätte man damals in Südwestafrika eine Bahn hergestellt, so hätte man Hunderte von Millionen erspart und den Aufstand zur rechten Zeit unterdrücken können. Eine solche Bahn, wie sie hier vorgeschlagen wird, wird für die Hebung der allgemeinen Kultur, von Handel und Wandel und für die Finanzkraft der dortigen Bewohner von der größten Bedeutung sein. Selbstverständlich sind wir mit der Ueber⸗ weisung der Vorlage an die Budgetkommission, nachdem so viele Zweifel erboben sind, einverstanden. Ich möchte nur noch dem Wunsche Ausdruck eben, daß dem einmütig gefaßten Beschlusse des Reichstags entsprechend der Dank für die in den Kolonien Ge⸗ fallenen durch Errichtung eines Denkmals bald abgestattet werden möge.
Abg. Noske (Soz.): Was das Reich für ein besonders glänzendes Geschäft gemacht hat, als es sich die Otavibahn auf⸗ schwatzen ließ, darüber werden wir uns später ausführlich unterhalten. Niemand hat daran gedacht, daß diese Vorlage hier dem Reichstag noch vor Toresschluß gemacht werden würde, und es ist zweifelhaft, ob sie noch mit Muße erledigt werden kann. Noch im vorigen Jahre hat die Regierung erklärt, daß das ostafrikanische Schutzgehiet mit dem Bahnbau noch so belastet sei, daß eine weitere Belastung nicht zu verantworten sei. Jetzt sollen eventuell noch die beiden Gebiete Urundt und Ruanda zum Zweck der Verzinsung und Amorti⸗ sation des Bahnbaues zur Hüttensteuer neu derangezogen werden; das kann leicht dazu fübren, daß sich die streitharen Männer dieser Gebiete zu Aufständen in Bewegung setzen. Auf Renta⸗