“ “ “ 1 Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs ist der Präsident der Eisenbahndirektion Kattowitz Sarre in Amtseigenschaft zum Eisenbahnzentralamt nach Berlin ersetzt. Versetzt sind ferner: 3 die Regierungsräte Pursche, bisher in Saarbrücken, und Dr. Albrecht Hirt, bisher in Königsberg (Pr.), als Mit⸗ glieder der Eisenbahndirektion nach Posen; der Oberhaurat Dütting, bisher in Kattowitz, als Ober⸗ baurat zum Eisenbahnzentralamt nach Berlin; der Geheime Baurat Liepe, bisher in Mainz, als Mit⸗ glied der Eisenbahndirektion nach Essen; b die und Bauräte Trenn, bisher in Essen, als Mitglied der Eisenbahndirektion nach Mainz, Nellessen, bisher in Wittenberge, nach Tempelhof als Fers hnc eines Werkstättenamts bei der Eisenbahnhauptwerkstätte daselbst und Höfinghoff, bisher in Tempel of, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Halle . “ des Eisenbahnbaufachs Haupt, bisher in Glückstadt, als Vorstand des Eisenbahnbetriebsamts 3 nach Frankfurt (Main), von Braunek, bisher in Schlawe, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebsamts nach Glückstadt und Lucas, bisher in Corbach, zur Eisenbahn⸗ direktion nach Kattowitz sowie dder Regierungsbaumeister des Maschinenbaufachs Martini, bisher in Bromberg, nach Wittenberge als Vorstand (auftrw.) eines Werkstättenamts bei der “ daselbst. “ Der Eisenbahnverkehrskontro eur Karl Raedel, bisher in Thorn, ist unter Versetzung nach Kreuzburg (Oberschl.) und Verleihung der Stelle des Vorstands des Eisenbahnverkehrs⸗ mts daselbst zum Eisenbahnverkehrsinspektor ernannt. In den Ruhestand sind getreten: der Ober⸗ und Geheime Baurat Klopsch bei der Eisen⸗ bahndirektion in Halle (Saale) sowie „die Geheimen Bauräte Gustav Schmitz, Mitglied der Eisenbahndirektion in Cöln, und Mayr, Vorstand des Eisen⸗ bahnwerkstättenamts 1a in Cöln⸗Nippes.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Oberförster Hooß in Eberswalde ist die Oberförster⸗ stelle Weilmünster und dem Oberförster Overbeck in Strom⸗ berg die Oberförsterstelle Mackenzell übertragen worden. Dem Weinbauwanderlehrer Philipp Neumann in Bern⸗ M kastel ist der Titel Weinbauinspektor verliehen worden
Ministerium des Innern. Landratsamt
“ 1“
Finanzmini m.
erregierungsrat Moehring in Münster ist die Stelle des Oberregierungsrats für das Stempel⸗ und Erb⸗ schaftssteuerwesen bei der Oberzolldirektion Münster verliehen
woörd
Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml.
S. 357) sind bekannt ” 1 (EGefevs
1 das am 29. November 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für den Deichverband Adlig Bartelshagen⸗Dabitz in Barth im Kreise
Franzburg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stralsund Nr. 2 S. 4, ausgegeben am 11. Januar 1912;
2) das am 11. Dezember 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungs⸗ und Drainagegenossenschaft Siddau in Siddau im
Kreise Friedland durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 2 S. 14, ausgegeben am 11. Januar 1912;
3) der am 11. Dezember 1911 Allerhöchst vollzogene zweite Nach⸗ ters zu dem Statut für den Linkuhnen⸗Seckenburger Entwässerungs⸗ verband vom 14. März 1859/3. Februar 1902 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 2 S. 9, ausgegeben am 11. Januar 1912;
20) das am 18. Dezember 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für die Dörenbrock⸗Genossenschaft in Lienen im Kreise Tecklenburg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Münster Nr. 2 Beilage S. 19, ausgegeben am 11. Januar 1912;
. 5) das am 18. Dezember 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für die Wassergenossenschaft zur Regelung der alten Leine in Gilten im Kreise Fallingbostel durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Lüneburg Nr. 2 Betlage, ausgegeben am 12. Januar 1912; 8ö86) das am 18. Dezember 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für die Dorffeld⸗Genossenschaft in Lienen im Kreise Tecklenburg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Münster Nr. 3 Beilage S. 27, ausgegeben am 18. Januar 1912.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. Februar.
In der am 1. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück abge⸗ haltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem An⸗ trag, betreffend Aenderung des Gesellschaftsvertrags der Bayerischen Handelsbank in München, die ecana erteilt. Der Entwurf eines Gesetzes über den usammenstoß von Schiffen sowie über die Bergung und ilfeleistung in Seenot wurde den zuständigen Ausschüssen ü erwiesen. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.
11141A“ 11“
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind vorgestern S. M. S.
„Victoria Louise“ in Cadix, S. M. Tpdbt. „S. 90“ in Tschingkiang und S. M. S. „Jaguar“ in Amoy, ferner gestern S. M. S. „Gneisenau“ in Tsingtau angekommen.
1
Die formellen Verhandlungen des ungarischen Minister⸗
präsidenten Grafen Khuen⸗Héderväry. mit der Opposition über die Einstellung der Obstruktion gegen die Wehrvor⸗ lage haben gestern begonnen. Wie „W. T. B.“ meldet, ver⸗ handelte ¶ Khuen⸗Héderväry gestern mit Kossuth, heute wird er auch die Führer der übrigen oppositionellen Fraktionen
aufsuchen.
Frankreich.
Der Ministerpräsident Poincaré hat gestern den Di⸗ rektor des allgemeinen Sicherheitswesens im Ministerium des Innern Hennion empfangen, der ihm über die Prüfung Bericht erstattete, die mit den gegenwärtig in Le Frioul weilenden 29 türkischen Reisenden der „Manouba“ von der besonders dazu eingesetzten Kommission vorgenommen worden ist. Die Untersuchung hat nach einer Note der „Agence Havas“ ergeben, daß bei 27 von ihnen nicht scheint bezweifelt werden zu können, daß 8 Mitglieder des Roten Halbmonds sind. Ihnen wird infolgedessen gestattet werden, ihre Reise nach Sfax fortzusetzen. Was die beiden anderen angeht, so ist der eine von ihnen ernstlich krank und wird bis zu seiner Genesung in Le Frioul bleiben. Der andere, bei dem Papiere gefunden wurden, die einige Ungewißheit über seinen wirklichen Charakter bestehen lassen, wird nicht die Er⸗ laubnis erhalten, nach Tunis zu gehen; er wird vielmehr er⸗ sucht werden, das französische Gebiet in anderer Richtung zu verlassen.
— Der Kriegsminister Millerand hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Erlaß seines Vorgängers Messimy für nichtig er⸗ klärt, durch den die Präfekten ufg. e dert worden waren, halbjährlich über die Offiziere zu berichten, die etwa eine politische Inkorrektheit bekundet oder eine antirepublikanische Haltung an den Tag gelegt haben. Millerand erklärt in dem hierauf bezüglichen Rundschreiben an die Präfekten, daß sie selbstverständlich die Aufgabe hätten, über jede inkorrekte politische Kundgebung von Beamten oder Offizieren zu be⸗ richten, ebenso wie die Regierung das Recht habe, in be⸗ stimmten Fällen direkte Auskunft über die Haltung irgend eines Offiziers zu verlangen, daß aber regelmäßige Berichte nig Art dem Interesse und dem Ansehen der Armee zuwider⸗ aufen.
— Die mit der Aufstellung eines Planes für die Organisierung des französischen Protektorats über Marokko betraute interministerielle Kommission hat ihre Arbeiten beendet. Ihr Bericht wird der marokkanischen Re⸗ gierung in allernächster Zeit übermittelt werden. Wie „W. T. B.“ meldet, soll nach diesem Bericht das Pro⸗ tektorat Frankreichs in weitestem Maße die Mitfearbeit der marokkanischen Regierung in sich schließen. Der Machsen soll in seinen wesentlichen Organen bestehen bleiben,
und die öffentlichen Dienste sollen unter Mitwirkung fran⸗
zösischer Ratgeber versehen werden, die die scherifische Verwal⸗ tung zu beaufsichtigen haben würden. Eine unmittelbare Ver⸗ waltung durch Frankreich ist nirgends vorgesehen, sondern lediglich ein Zusammenarbeiten mit der marokkanischen Regierung.
— In der gestrigen Sitzung des Senats erklärte der Finanzminister Klotz bei der allgemeinen Besprechung des Budgets, er sei überzeugt, daß niemand um die notwendigen Ausgaben zur Verteidigung des Landes feilschen werde, und wies auf die Notwendigkeit neuer Kredite für das militärische Flugwesen, die Verwirklichung des Flottenprogramms und die Ersetzung des Panzerschiffes „Liberté“ hin. Der Minister führte, obiger Quelle zufolge, sodann weiter aus:
Niemand könne andererseits daran denken, die Entwicklung der sozialen ben hintanzuhalten, aber man müsse sich bemühen, den Steuerzahlern keine neuen Opfer aufzuerlegen. Das Land stehe am Vorabend einer Reform der direkten Steuern, aber die Ein⸗ kommensteuer dürfe nur auf Grundlage der Gerechtigkeit und Billig⸗ keit reformiert werden. Diejenigen, die nur das Notwendigste be⸗ säßen, müßten entlastet, diejenigen aber, die Ueberfluß bätten, in mäßigem Umfange stärker herangezogen werden. Es sei vernünftig, von der Einkommensteuer keine Erhöhung der Einnahmen zu erwarten.
Darauf wurde die allgemeine Diskussion geschlossen.
der Deputiertenkammer stand gestern eine Interpellation betreffks Tunis zur Besprechung.
Im Laufe der Debatte verlas der Abg. Jauros eine Depesche der „Times“ aus Tanger, wonach eine französische Gesellschaft Ein⸗ geborene gezwungen habe, ihre Häuser zu verlassen, und ihnen nur eine geringe Entschädigung gewährt habe. Die Gesellschaft habe die Anrufung des französischen Geschäftsträgers als Schiedsrichter ab⸗ gelehnt. Der Ministerpräsident Poincar erklärte, diese Nachricht sei noch nicht bestätigt; er habe auf eine Anfrage noch keine Antwort erhalten. Meldungen dieser Art würden öfter verbreitet, doch habe sich bis jetzt noch keine als richtig erwiesen.
Die der Kammer zugegangene Vorlage über den Nach⸗ tragskredit von 58 448 000 Fr. für militärische Aus⸗ gaben in Marokko während des Jahres 1911 umfaßt laut Meldung des „W. T. B.“ nicht den Sold und die normale Unterhaltung des Besatzungskorps, da diese bereits durch das ordentliche Kriegsbudget von 1911 gedeckt sind. In dem ver⸗ langten Nachtragskredit ist u. a. eine Forderung von zwei Mil⸗ lionen Francs für den Bau einer Eisenbahn von Lalla Marnia nach Taurirt enthalten.
Rußland.
Die Kommission der Reichsduma hat gestern laut Meldung des „W. T. B.“ die Gesetzesvorlage, betreffend Errichtung eines Vizekonsulats in Choi, angenommen.
Spanien. 1
Ueber den Verlauf der Debatte über die allgemeine Heanan der Deputierten kammer berichtet das „W. T. B.“, wie folgt:
Der radikale Abg. Lerroux wandte sich lebhaft gegen die kon⸗ servativen Politiker, die sich mit den liberalen Parteien nicht verständigen könnten. Der Abg. Lacierva beschuldigte die Regierung uneingestandener Behiedungfn zu Lerroux und hielt es für unrichtig, daß eine solche unmoralische Regierung im Amt bleibe. Der Ministerpräsident Canalejas wandte sich hierauf mit Unwillen gegen die Be⸗ schuldigung Laciervas. Lerroux habe niemals die Gunst der Gutgesinnten, sondern nur den Dank und die Freundschaft Ver⸗ urteilter erstrebt. Zum Schlusse richtete Canalejas an die Konser⸗ vativen folgende Mahnung: „Wenn Sie wollen, seien wir Feinde! Aber seien wir es in vornehmer und freimütiger Weise! Ich appelliere darum an das Gewissen des Landes“. Die Kammermehrheit zollte dem Ministerpräsidenten starken Beifall.
Portugal. In der gestrigen Sitzung der Abgordnetenkammer verlas der Justizminister Maciera einen Dringlichkeits⸗ antrag, wonach die bei den jüngsten Ereignissen verhafteten
“ 1
Personen fugx wasisch in Gruppen zu je 25 von den Militär⸗ gerichten abgeurteilt werden sollen und als Berufungsinstanz nur das Oberste Millitärgericht zuständig sein soll. Ministerpräsident Vasconcellos gab sodann eine Uebersicht über die Ausstandsbewegung, die dem Inhalt der vor⸗ gestern verbreiteten offiziösen Note entspricht, und erklärte laut Bericht des „W. T. B.“:
Der Streik in Evora sei von den Reaktionären angestiftet worden. In Lissabon sei es denselben reaktionären Elementen ge⸗ lungen, die Arbeiterklasse zum Anschluß an den Streik in Evora zu bewegen, und sie hätten auch den Versuch gemacht, die Soldaten nn den Kasernen zur Anarchie zu verleiten. Obwohl der Streik nicht allgemein gewesen sei, hätten doch viele Glieder des Staatswesens feiern müssen, und die Regierung ei infolgedessen im Einvernehmen mit den Behörden zu dem Schlusse gelangt, daß die Verhängung des Belagerungszustandes und die Aufhebung der konstitutionellen Garantien geboten seien, sollte das Land nicht gefährdet sein. Demgemäß sei verfahren worden.
Der Ministerpräsident schloß seine Ausführungen, indem er darauf hinwies, daß der Justizminister der Kammer die Maßnahmen vorgeschlagen habe, die die Regierung im Hinblick auf eine schnelle Anwendung der Justiz auf die Verhafteten für notwendig erachte. Nachdem die Führer verschiedener politischer Gruppen die Haltung der Regierung gebilligt hatten, gelangte ein Beschlußantrag zur Annahme, der der Regierung das volle Vertrauen der Kammer ausspricht. Ferner wurde ein Antrag angenommen, nach dem der Belagerungs⸗ zustand und die Aufhebung der konstitutionellen Garantien sowie die außerordentlichen Befugnisse des Militärs im Bezirk und in der Stadt Lissabon während eines Monats bestehen bleiben sollen. Das Haus beriet hierauf über den Vorschlag des Justiz⸗ ministers.
— Wie der „Agence Havas“ gemeldet wird, ist die Aus⸗ standsbewegung zu Ende und die Regierung Herrin der Lage. .
Schweiz.
Das deutsche Kronprinzenpaar ist, wie h T. B.“ meldet, mit Gefolge gestern nachmittag zu mehrwöchigem Auf⸗ enthalt in Celerina eingetroffen.
Niederlande.
In der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, der Justizminister, daß das letzte Motu proprio in Holland keine Gültigkeit habe. Darauf nahm die Kammer die Revision des Militär⸗ gesetzes an, wonach das Heereskontingent von 17 500 auf Mann erhöht wird bei einer Dienstzeit von 81 ½ Mo⸗ naten.
Serbien.
Das Kabinett Milowanowits hat gestern, einer Meldung des „W. T., B.“ 2Hsilch dem geonite den schriftlichen Antrag überreicht, die Skupschtina mit Rücksicht auf die ungünstige parlamentarische Lage aufzulösen. Für den Fall, daß der König dem Antrage nicht zustimmen sollte, hat Milowanowitsch die Demission des gesamten Kabinetts an⸗ geboten.
8 Bulgarien. Der Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist gestern nachmittag zur Feier der Großjährigkeitserklärung des Kronprinzen Voris in Sofia eingetroffen und, wie „W. T. B.“ meldet, auf dem Bahnhof von dem König Ferdinand, den Ministern des Auswärtigen und des Krieges sowie den Spitzen der Militär⸗ und Zivilbehörden empfangen worden. Nach herzlicher Begrüßung, Abschreiten der Front der Ehrenkompagnie und Vorstellung der gegenseitigen Gefolge fuhr der König mit seinem hohen Gaste nach dem Königlichen Schloß, wo der Ptinz von den bulgarischen Prinzen und der Königin begrüßt wurde. Amerika.
Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Depesche aus der Stadt Mexiko geben der Präsident und das Fehe⸗ zu, daß die von Zapata angezettelten Unruhen zu einer so ernsten Gefahr geworden sind, wie sie die neue Regierung noch nicht erlebt hat. Die Truppen Zapatas operieren jetzt in den Staaten Morelos, Mexiko, Guerrero und sogar im Bundesdistrikt. Madero gibt jedoch nicht zu, daß der Aufruhr der Anhänger Zapatas mit der Bewegung in Ciudad⸗Juarez zusammenhängt. “
Wie Depeschen des genannten Telegraphenbureaus berichten, sind dem vorgestrigen Aufruhr in Ciudad⸗Juarez in der Nacht weitere Unruhen gefolgt. Betrunkene Empörer plünderten Gastwirtschaften, Läden und Privatwohnungen. Fünfzehn Personen, darunter Fremde und Frauen, sind ins Gefängnis gebracht worden. Ein Zug der Mexiko⸗Zentralbahn, der nach Mexiko fahren sollte, ist 998 dem Bahnhof Juarez angehalten und die Fahrgäste sind nach El Paso zurückgeschickt worden. Die Aufrührer haben die Bahnlinie nach dem Süden zerstört und eine Bekanntmachung erlassen, die Emilio Vasquez Gomez zum vorläufigen Präsidenten proklamiert und erklärt, Madero sei 1“ nich nachgekommen, und die Wahlen eien ungültig; der Kongreß sei aufgelöst u üss e ohne gesetzliche Kraft. fs 8 ü seig Feüsclät
Asien.
Der Gouverneur von Zizikar ist, wie „W. T. B.“ meldet vom Generalgouverneur beauftragt worden, im Bezirke von Chailar unverzüglich die chinesische Obrigkeit wieder⸗ herzustellen. Der Gouverneur weigert sich unter Berufung auf den Truppenmangel, dem Befehle nachzukommen.
Die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet aus Kuldscha, daß nach einem unentschiedenen Zusammenstoß von Regierungstruppen und Revolutionären bei Urumtschi der Gouverneu lligt habe, Friedensverhandlungen zu
Parlamentarische Nachrichten.
Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Vetaee 86-
Statistik und Volkswirtschaft.
Deutschlands auswärtiger Handel im Nach und im Jahre “ Seeer Nach dem Dezemberhefte der „Monatli 1 auswärtigen Handel Deutschlands“ baben EöI 9G
im Dezember 1911 die Einfuhr 5 942 951 t 4614 Stück, darunter 4568 Pferde (gegen 6 357 493 2 18 8.
ter 6737 Pferde, im Dezember 1910), die Aus⸗ 2177 Stüg⸗ h⸗ ferner 10n Stück, darunter 1106 Pferde (gegen
13 t, 1h 88 2 S. 889 Stück, darunter 850 Pferde, im Dezember
1910), . 85
1911 die Einfuhr 68 363 326 t und 143 470 Stück,
Pferde (gegen 64 496 059 t und 149 961 Stück,
unter 149 104 Pferde, im Jahre 1910), die Au sfuhr 59 110 535 t
— 8768 Stück, darunter 7940 Pferde (gegen 54 172 573 t und 7869 Stück, darunter 7116 Pferde, im Jahre 1910).
ben Millionen Mark erreicht: Die Werte haben i in der GCinfuhr 88873 an Waren und
tallen (gegen 867,9 und 37,4 im Dezember 1910), 77,9 2 Waren und 15,5 an Edelmetallen (gegen
1 fuhr 1568s 8. a P.
delmetallen (gegen 8930,0 und 375,9 im Jahre 1 ,„ in
Pe8 as uhr 8101,8 an Waren und 118,1 an Edelmetallen (gegen 7474,06 und 169,5 im ͤͤ11114X4X“*“;
Zur Arbeiterbewegung.
In dem Gebiete der Webereiindustrie von Ost⸗Lancashire ist, wie „W. T. B.“ berichtet, von neuem eine schwierige 2. aetstanden, da die Gewerkschaftler im Gegensatz zu dem kürzlich geschlossenen Abkommen fortfahren, nichtorganisierte Arbeiter unaufhörlich zu belästigen und einzuschüchtern. Die Beamten der Gewerkschaft sind nicht imstande, dem Abkommen Geltung zu verschaffen. In Kreisen der Arbeitgeber denkt man be⸗ reits an eine neue Aussperrung. — In Nelson fanden feindselige Kundgebungen gegen die katholischen Arbeiter statt, die von der Polizei geschützt werden mußten. In einigen Webereien traten die Arbeiter in den Ausstand und erklärten, sie würden die Arbeit nicht eher wieder aufnehmen, bis die katholischen Arbeiter, obwohl diese gewerkschaftlich organisiert sind, entlassen worden wären. (Vgl. Nr. 23 d. Bl.) G 4 1 In Levallois⸗Perret, wo, einer Nachricht des „W. T. B. aus Paris zufolge, die Kraftwagenfahrer im Ausstande sind, ver⸗ suchten zwei Taxameterkraftwagengesellschaften ihre Wagen gestern früh in den Verkehr zu berah infolge davon kam es zu stößen zwischen Ausständigen und Polizei eamten. Mehrere Wagen wurden umgeworfen und die Polster zerfetzt. wei Polizeibeamte und ein Chauffeur wurden verletzt. Zwei ersonen wurden verhaftet. Die Polizei mußte zum Revolver reifen, um die Ausständigen zu zwingen, a. Die Aus⸗ Kadigen versuchten, einen Kraftwagen in . rand zu stecken, wurden 8† von derr anen 8 1-. gg. 8 Eö der Aus⸗ ständigen sprach sich für die Fortsetzung des Ausstand aus. Der scrach an im Fertlecher Kohlenbecken hat sich, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, auf die Gruben „Aumonier“ un 8 ausgedehnt.
Kunst und Wissenschaft.
In der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbe⸗ museums sind im Monat Februar graphische Arbeiten von Professor Heinrich Wolff⸗Königsberg ausgestellt. Die Ausstellung veranschaulicht in Arbeiten eines Künstlers die verschiedenen Techniken des Kupferstichs, des Holzschnitts, der Lithographie und der Silhouetten⸗
kunst und ist wochentäglich von 10 bis 10 Uhr unentgeltlich geöffnet.
Im Institut für Meereskunde, Georgenstraße 34 — 36, spricht am 5. Februar der Professor P. Krainer⸗Berlin über den Schiffsantrieb durch Gasmaschinen. (3., vorletzter Vortrag der Reihe: Entwicklung, Konstruktion und Bau der Schiffsmaschine), mit Vorführungen und Lichtbildern, am 6. Februar der Professor? riederichsen⸗Greifswald über Vorpommerns Küsten und Seebäder (mit Lichtbildern), am 9. Februar der Professor A. Manes⸗ Berlin: aus der Geschichte der Seeversicherung. — Beginn der Vor⸗ träge 8 Uhr Abends. Eintrittskarten zu 0,25 ℳ sind an den Vortragsabenden von 6 Uhr an in der Geschäftsstelle (Georgen⸗ straße 34 — 36) zu haben. be
A. F. Im Theatersaal der „Urania“, Taubenstraße, sprach am Mittwochabend Herr Georg Escherich über seine Reise nach Abessynien, die er im Jahre 1909, einer Einladung Kaiser Meneliks folgend, ausgeführt hat, nachdem er 2 Jahre früher schon einmal in der Landeshauptstadt Adis Abeba gewesen war. Dies mal dehnte der Reisende seine Forschungen auf die wenig bekannten Ge⸗ biete im Süden und Südwesten des Landes aus und drang bis zum Rudolfsee vor, der seit seiner Entdeckung und Benennung durch Samuel Telekt von Europäern nicht besucht worden ist. Was der Vortragende über seine Reiseerlebnisse mitteilte und durch zahlreiche Bilder veranschaulichte, ließ Abessynien im Lichte einer Unkultur er⸗ scheinen, die zwar nicht überrascht, da ihre Schilderung sich mit den Berichten anderer Besucher des Landes deckt, von der man aber an⸗ zunehmen geneigt war, daß sie in häufiger Berührung mit westlicher Kultur sich im letzten Jahrzehnt zum Besseren gewandt habe. Keine Spur von einem Aufschwung konnte der Reisende entdecken, fast im Gegenteil hierzu mußte er die Ueberzeugung gewinnen, daß sich mancherlei im Vergleich zu seinem früheren Auf⸗ enthalt zum Schlechtern gewandt habe. So hat die Leichtig⸗ keit, mit der europäische Feuerwaffen erworben werden können, das Volk mit einer Fügdleidenschaft erfüllt bezw. dies Erbübel wilder Völkerschaften so gesteigert, daß bereits eine bedrohliche Verringerung des Wildbestandes eingetreten ist und schleunigst zum Schutz des Tier⸗ bestandes Maßregeln getroffen werden sollten. Der angeborenen und schwer ausrottbaren Trägheit der Abessynier dient diese Vorliebe für das Weidwerk bestens, weil mit leichter Mühe ausreichende Nahrung zu beschaffen ist, womit verglichen der Ackerbau jedenfalls viel mühsamer ist. Die Folge ist u. a., daß die Menschen nicht nur auf dem Lande, sondern auch in den größeren Städten wie Harrar und Adis Abeba nach wie vor in so schlechten fensterlosen Hütten von Kuppelform wohnen, daß solche eben nur mit den schlechtesten afri⸗ kanischen Negerhütten auf eine Stufe zu stellen sind. Straßenbilder aus den genannten beiden Städten geben hiervon einen Begriff. Eigentlich verdienen diese Straßen den Namen „Straßen“ gar nicht, denn nicht einmal der Versuch, für Mensch und Vieh, geschweige für Fahrzeuge, gangbare Wege zu schaffen, liegt vor, und ersichtlich ist, von Straßenreinigung nirgends die Rede. Bei diesem Verkehrselend berührt es nun Pe. seltsam, daß Abessynien bereits im Besitz einer Eisenbahn ist. iese ist auch danach! Sie läuft vom Hafen Djibuti in Französisch Somaliland an der Grenze von Britisch Somaliland in südwestlicher Richtung, erreicht, nach kurzer Strecke auf nicht abessynischem Boden, das abessynische Hoch⸗ land und fährt etwa 200 km landeinwärts bis zu
unkte, von dem aus zwei Wege über das Gebirge nach
dis Abeba abzweigen. Die Tarife dieser Eisenbahn sind aber so ungemein teuer, daß z. B. der Vortragende auf der kurzen Strecke für sich und sein Gepäck 7 Francs mehr zu zahlen hatte, als die ganze Reise von München nach Djibuti gekostet. Natür⸗ lich sind die hohen Tarife dieser Eisenbahn für die abessynische Ein⸗ und Ausfuhr nichts weniger als förderlich. Was in Bildern von Land und Leuten gezeigt wurde, verbesserte die im vorstehenden wiedergegebenen Ein⸗ drücke mit nichten, obgleich mehrfach der Redner Empfehlendes über die vorgeführten Typen, ihre kräftigen Körper, ihre Anstelligkeit und Ausdauer sagte. Die Hörer gewannen nachher aus den Reiseerlebnissen am Rudolfsee nicht gerade den Eindruck großer Zuverlässigkeit dieser Leute, da der Reisende wiederholt in der Gefahr schwebte, von ihnen in der Einöde einer wasserlosen Grassteppe im Stich gelassen zu werden, eine Gefahr, die um so größer war, als mangels eines Dolmetschers die Verständigung nur mit Hilfe einiger im Gedächtnis behaltener Worte der abessynischen Sprache möglich war. Auch was von Land⸗ schaftsbildern gezeigt de, ließ zu ist in trostlose Einöden
einem
Lorbeau
lose Steppen, kahle Felsberge, bestenfalls Flächen mit vereinzelten Bäumen, blicken. Naͤchst dem Bilde einer riesigen, prächtig In⸗ wachsenen Sykomore war die Photographie eines 8 bis 10 Fuß hohen Termitenhügels von Interesse. Von letzterem wurde erzählt, daß er die Eigenschaften von Erdpech nach dem Verlassen durch die Insekten annehme. Bemerkenswert war auch eine Aufnahme vom Ufer des mächtigen Rudolffees, welcher in seiner großen Aus⸗ dehnung den Anblick eines Meeres bietet. In der sumpfigen Niede⸗ rung um den See hatte der Reisende und seine Begleitung furchtbar von den Moskitos zu leiden. Fast die ganze Begleitmannschaft er⸗ krankte an Malaria, und der Führer konnte sich nur durch angemessenen Chiningebrauch vor der Krankheit bewahren. — Ersichtlich ist nach allem die Hoffnung, Abessynien der Kultur zu gewinnen, nur gering.
1 “
Literatur. 8
Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren ee. bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, ilbelmstraße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt. Meine Erlebnisse in der Gefangenschaft am Olymp nebst Schilderung der Entwicklung des Klephtenwesens. Von Ingenieur Edwart Richter. 1,20 ℳ. Leipzig, Oskar Born. Palmström von Christian Morgenstern. 3. Aufl. Berlin W. 35, Derfflingerstraße 16, Bruno Cassirer. Von Robert Henseling. und zahlreichen Abbildungen. (Naturwissen⸗
Sternbüchlein für 1912. Mit 12 Sternkarten schaftliche Volksbücher Nr. 41 — 43). 0,75 ℳ. Stuttgart, Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, Franckhsche Verlagshandlung. Ludwig Windthorst. Ein Lebensbild von Dr. Julius Bachem. 0,25 ℳ. Freiburg i. Br., Herdersche H Arthur Schopenhauer als romantischer Philosoph. Von Ernest Seillière. Autorisierte Uebertragung von Fr. von Oppeln⸗Bronikowski. 3 ℳ, gebdn. 4,50 ℳ. Berlin W. 30, Aschaffenburgerstraße 16, Hermann Barsdorf. 1 Interessante Kriminalprozesse von Hugo Fried⸗ laender. Eingeleitet von Justizrat Dr. Erich Sello. V. Band 3 ℳ, gebdn. 4 ℳ. Berlin W. 30. Aschaffenburgerstr. 16. Her⸗
mann Barsdorf. . und sein Hof. II. Abteilung:
Friedrich der Große sein Berlin und Sanssouci oder Friedrich der Große 8” ier
seine Freunde. Historischer Roman von L. Mühlba Bände. Mit 59 Illustrationen. 10. Aufl. 6 ℳ; in Prachteinband 7,50 ℳ. I. Band. Berlin W. 30. Aschaffenburgerstr. 16, Her⸗ mann Barsdorf.
Eines Erfinders Lehr⸗ und Wanderjahre. 2,80 ℳ. Oldenburg i. Gr., Verlag Industria.
Land⸗ und Forstwirtschaft
An der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin findet in der Woche vom 4. bis 9. März 1912 ein landwirtschaftlicher Unterrichtskursus für praktische Landwirte und Verwaltungsbeamte statt. Die Teilnahme ist sowohl am ganzen Kursus als an einzelnen Tagen möglich. Weitere Auskunft erteilt das Rektorat der Hochschule in Berlin N. 4,
i Invalidenstraße 44.
Handel und Gewerbe.
In der heutigen Sitzung der Anleihekonsortien von 1912 wurde bekanntgegeben, daß auf die zur Zeichnung aufgelegten 500 Millionen Mark 4 prozentiger Deutscher Reichs⸗ und preußischer Staatsanleihen gezeichnet wurden 553 Millionen Mark; davon 145,2 Millionen Schuldbuch⸗, 84,3 Millionen Sperrzeichnungen und 323,5 Millionen freie Stücke. Beschlossen wurde, daß den Zeichnungsstellen die Schuldbuch⸗ zeichnungen und die Sperrzeichnungen voll, die Zeichnungen auf freie Stücke zu ungefähr 83 Prozent zugeteilt werden sollen.
(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe’ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Verkehrswesen.
8 “ 8 An Stelle der bisherigen Ortsbezeichnung Rixdorf tritt im Post⸗, Telegraphen⸗ und Fernsprechdienst die Ortsbezeichnung Neukölln.
Nach einer amtlichen Meldung ist wegen starken Treibeises im Swinestrom der Betrieb der Eisenbahn und der städtischen Fähre zwischen Swinemünde und Ostswine gestern eingestellt worden. Die Dauer der Störung ist unbekannt. Der Personen⸗ und Güterverkehr
wird übe Stettin geleitet. 8
Verdingungen.
Der Zuschlag auf die von dem Wes . öe der Kaiser⸗ lichen Werft zu Wilhelmshaven am 15. Januar 1912 ver⸗ dungene Einebnung von 23 ha aufgespülten Geländes der neuen Torpedowerft ist der Firma L. Wiesenfeldt, Wilhelmshaven, zum Preise von 0,065 ℳ für 1 qm übertragen worden.
(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staats⸗ anzeiger“ ausliegen, können in den chentigen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 U.
Niederlande.
7. Februar 1912, 12 Uhr. Intendantur der 1. Division im Haag, im Geschäftszimmer der Militärbäckerei: Lieferung von 70 000, kg harten und 70 000 kg weichen Weizens. Bedingungen sind für 0,10 Fl. bei der Firma Gebr. van Cleef im Haag erhältlich.
10. Februar 1912, 2 Uhr. Gemeindeverwaltung von Zand⸗ voort (Provinz Nordholland) im Rathause: Für die Gemeinde⸗ wasserleitung Lieferung von: 1) etwa 883 650 18. gasecserne gerade Muffenröhren; 2) etwa 34 170 kg gußeiserne Hil sstücke; 3) etwa 22 km Röhrenleitung. Das Besteck und die Zeichnungen sind auf der Gemeindeschreiberei in Zandvoort — soweit der Vorrat reicht — gegen Bezahlung von 6 Fl. erhältlich. Auskunft wird am Sonn⸗ abend, den 3. d. n. M., Nachmittags 2 Uhr, auf dem Rathause in Zandvoort erteilt.
12. Februar 1912, 12 Uhr. Stadtverwaltung in Amsterdam im Rathause: Bau einer Ammoniumsulfatfabrik und zweier ober⸗ irdischen Teerbehälter auf dem Gelände der südlichen städtischen Gas⸗ anstalt (Zuider⸗Gemeente⸗Gasfabriek) im Groot⸗Duivendrechtsche Polder (Gemeinde Ouder⸗Amstel). Besteck und Bedingungen sind vom 27. Januar d. J. ab in der Stadtdruckerei (Nes) gegen Bezahlung von 2 Fl. (mit 2 Zeichnungen) erhältlich. uskunft wird im Di⸗ rektionsgebäude auf dem Gelände der gedachten Gasanstalt während der Woche erteilt, die dem Verdingstage vorhergeht. Die Besichtiguno wird am Mittwoch, den 7. Februar d. J., Vormittags 10 Uhr, stattfinden.
r eingesehen werden.)
8
Theater und Musik. 8
Konzerte.
Am Montag fand im Blüthnersaal das fünfte von Sieg mund von Hausegger geleitete große Symphoniekonzer des Blüthnerorchesters statt, in der eine Symphonie in D⸗Moll von Hermann Bischof, die ursprünglich für die Svmphonieabende der Königlichen Kapelle ausersehen war, zum ersten Male erklang. Das Werk, das, obzwar in Form einer Symphonie gegliedert, nicht die Einheitlichkeit einer solchen aufweist, erreicht im schönen Adagio des dritten Satzes seinen Höhepunkt. Im allgemeinen ist diese Musik gut gemacht,
aber mehr der denkende als der empfindende Musiker kommt darin zum
Herrn von Hausegger gelang es, Interesse für das Werk zu erwecken,
und das durch ihn zum Siege
der Kammermusikvereinigung
Vortragenden an das Werk, in dem
Eindruck. Bläser und Mozarts instrumente
Serenade für Streicher und Bläser.
zwischen 85 machte.
früheren Gelegenheiten verwendet. Die Wum alle Darbietungen trat dies bei H. Wolfs „Kartenlegerin“
„Auf
aßhner rezitierte.
biegsame 8 und die e
und hielten die
Das am
sie durch eine Zugabe dankte. mußte 8 wiederholen. war besonders eindrucksvoll.
immer ganz einwandfreies machte, leitete Professor Zajie — Die Opernschule des
Operntheater
oldene Kreuz“ geführt.
von der sorgfältigen nachwuchses ablegten, wenn au
lich hervorgehoben zu werden: Nuri), Olga Corelli (Susanne), Frania Lewinger (Martha), Erna
Herren: Walter Mann (Almaviva Bartolo und Bombardon).
Größe empfinden ließ, hervor.
lebender Deutscher, Werk geschaffen,
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Es war schade, daß Dasselbe
wird. schwendet wurde.
lebensfähig. von Miß Emily Gresser gespielt.
Fran⸗ Liszt, bearbeitet von F. ammersänger Felix harmonische Orchester spielte unter glänzend.
mutete die Erfindungsgabe an.
Solonummern vor, in denen der
betont wurde. und auch angemessen im
Alexander Schwartz
Liedern von Schumann, Schubert,
den lebhaften Beifall des Publikums Im übrigen enthielt das Programm Lustspielouvertüre, Richard Strauß, svmphonische Dichtung „Tod und Verklärung“, sowie vier Lieder mit Orchesterbegleitung von Richard Strauß, die Hermine d'Albert künstlerisch vornehmem Vortrag zu schloß mit wohlverdienten Ehrungen 81 Siepesah von Hausegger rte B
brachte wieder eine Reihe köstlicher Gaben. 5 anläßlich der Feier des 200. Geburtstages des großen Königs einer Komposition Friedrichs des Großen eingeräumt. Satz aus dem dritten Flötenkonzert mit Begleitung des Streich⸗ quintetts und des Cembalo standen da verzeichnet und erfüllten die Herzen mit Ehrfurcht und Bewunderung.
und zwei Hörner stand eine Robert Kahn auf dem Programm:
fränkischen Themen erzielten in ihrer feinen, überaus liebenswürdige Wirkungen; das Werk zeigte so zarte, schlichte Klangreize, so viel leicht und jierlich fließende Melodik, 1 es
beiden älteren Nachbarn eine recht gute ie beifallsfreudigen Hörer zeigten 2 herzlicher Freude an den reinen Kunstgenüssen dieses Abends erfüllt. — Der Liederabend von Frieda Rickertsen bot, gleichfalls am Mon⸗ tag, im Klindworth⸗Scharwenkasaal Die ruhig ausstrahlende, klare Altstimme wird, anerkannt vornehme Vortragsweise interessant zu
und „Schmetterling“ Dr. Oskar Groteck, vom Vorja demselben Tage im Choralionsaal einen Vortragsabend, er in seiner einfachen und dabei doch so ergreifenden Weise Dichtungen von Walther von der Vogelweide,
Sein bedeutendes lebendig gaben den einzelnen Schilderungen förmlich plastische Gestaltung Zuhörer bis zum Schluß besonders fesselten die Soldatenballaden von Tage zuvor im Schillertheater Charlottenburg veranstaltete Sonntagskonzert brachte die Streichquartette in F⸗ und D⸗Dur von Rubinstein und Mozart und dazwischen eine Reihe von Liedern, die von der Königlichen Sängerin Erna
etragen wurden. Letztere hatte reichen B
Das reizende „Kindergebet“ von Reger Auch ein mit Cellobegleitung gesungenes Lied Bei der Streichmusik wirkten Professor Grünfeld, Kammermusiker Hasse, sowie Gottlieb Kutschko und Gertrud Steiner⸗Rothstein mit. usammenspiel bisweilen
geschrittenen Könnens einer großen Anzahl ihrer Gestalt einer Opernaufführung. Es wurden hierbei e. aus „Die Hochzeit des Figaro“, Lohengrin“, „Tiefland“ u unter Direktor Robert Robitscheks Leitung un itwirkung des Konservatoriumsorchesters und der Chorschule an Es waren größtenteils recht gelungene? Darbietungen, sowo gesanglich wie auch in v 8 ünstlerischen ch hier und da noch das Seeen hervortrat. Von den mitwirkenden Damen verdienen besonders rühm⸗ Gertrud Heinig (als Cherubin un
gefügt durch den Antipoden jenes Stils, Mozart, dessen Ouvertüre z der Oper „Don Giovanni“, für die Konzertaufführung nach der Opern⸗ partitur ergänzt von F. Busoni, eigentli ausmachte. Busoni hat, ohne die klare Lin verletzen, etwas Herrliches geschaffen, er hat ihr ein bestimmtes Kolorit gegeben, das diese zarte Musik rassiger, temperamentvoller gestaltete durch Verwendung der Blechinstrumente. Einen Mißgriff bedeutete aber wohl eine Komposition von Charles Martin Loeffler (Heidnische Dichtung) nach Virgil. hat sich um die Geschmacks dort einen großen Namen gemacht, hat aber hier ein das unserm Empfinden so fremd ist, daß diese Musik auf unser Ohr gar keinen Reiz ausübt. Drehen und Deuteln um ein unbedeutendes Thema, interessiert und kautschukartig bis zur Ermüdung gedehnt und gezerrt soviel Mühe und Zeit daran ver⸗ ilt von der symphonischen Kom⸗ Position für Geige und Orchester „Memento mêôri“ von Ma ogrich. Wenn dem Komponisten auch eine gewisse Gabe, musikalis zu illustrieren, zugestanden sein soll, Der überaus schwierige
Senius meisterhast ausführte.
Das Beste leistete wohl
sändig Die Begleitung zum Liederabend von Frieda M Klindworth⸗Scharwenkasaal, übernommen;
Wort; aus den verborgenen Tiefen genialen Schaffens stammt sie nicht.
durch seine anfeuernde Leitung sodaß der anwesende Komponist dankend entgegennehmen konnte. Marx Regers bereits bekannte
Stimme und
mit großer Der Abend
Gehör brachte.
gefü lüthnerorchester. —
Das gleichzeitig in der Singakademie veranstaltete dritte Konzert
der Königlichen Kapelle Die erste Stelle war
Der zweite und erste
ie volle Hingabe der Emil Prill das Flötensolo blies,
der künstlerische Ernst in der Darstellung machten einen erareifenden Zwischen dem Es⸗Dur⸗Konzert für bestrickendem Divertimento
Klavier und für Streich⸗ neue Komposition von „Aus der Jugendzeit“, eine Die naiven, hie und da alt⸗ stilvollen Verarbeitung
igur sich von ehrlicher und
einen reichen Genuß. wie bereits bei werden konnte, geschmackvoll kommt noch hinzu, gestalten. Besonders sowie bei hervor. — ab an ei dem
einer Wanderung“ von Schumann re her bereits bekannt,
Geißler, Ibsen und Richard sprechtechnisches Talent, das gestaltende Vortragsweise
im Bann. Ganz Max Geißler. —
Denera vor⸗ eifall zu verzeichnen, für den
Obwohl sich ein nicht bemerkba⸗
die Ausführenden sicher über all
Hindernisse hinweg, so daß zuletzt der Erfolg auch hier nicht ausblieb onservatoriums Klindworth Scharwenka gab an demselben Montag im Neuen Königliche recht interessante Proben des erfreulich vor
ihrer Zugehörigen in nzelne und „
insicht, die ein beredtes Vorbildung des
geugnis ũühnen⸗ ige
Margarete Steingräber (Elsa) Ebenhöh Tlees9 sdere von den und Colas) und Julius Guttmann
Ganz unzulänglich waren jedoch di Partien des Telramund und der Ortrud i uͤberhaupt wohl die Wagnersche Oper no wirkenden ging. — An demselben Montag fand ein Musikabend i
der Philharmonie statt, wo Ferruccio Busoni als Dirigen
unter Mitwirkung namhafter Künstler wie Rudolph Ganz (Klavier), Emily Gresser (Violine) und Felix Senius (Ges.), Bernhard Irrgang (Orgel) mit dem Philharmonischen Orchester Werk
aus dem Verlage von G. Schirmer, Zunächst eine Suite aus den Orchesterwerken von Bach, mit aus eführtem Kontinuo zum Konzertvortrage Mahler: ein Werk von bezaubernder Anmut und Frische. art Bachs trat am meisten in der breithinströmenden, von der durchbrausten Duvertüre, die den Altmeist Der andere Eckpfeiler des Abends wurde
„Lohengrin“ vertreten, wie ch über die Kräfte der Mit⸗
New York, zu Gehör bracht
bearbeitet von Gusta Die Eigen⸗ Orgel ter in seiner ganzen Wucht und
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das Hauptstück des Abends e dieser sprühenden Musik zu
„A Pagan Poem“ Loeffler, ein jetzt in Boston Bildung des musikalischen
Es ist ein das nirgend
o ist doch dieses Werk nicht Violinpart wurde meisterhaft Neben diesen Werken stand das
Sonett 104 von Petrarca, für eine Tenorstimme und Orchester von
Vokalpart der Das Phil⸗ der genialen Stabführung Busonis
Busoni, deren
Im Bechsteinsaal trat am Dienstag Johanna Senfter mit neuen Kompositionen an die Oeffentlichkeit. für Klavier und Violoncello, die von 9 Johannes Hegar vorgetragen wurde, und später Lieder, welche von Emmy Küchler⸗Weißbrod gesungen wurden. überaus einfach in der Form gehalten,
Es gab eine Sonate Marie Kaufmann und
Die Stücke sind und ebenso anspruchslos Die Pianistin trug noch einige Rhythmus mit besonderer Krost der Cellist, der ver⸗ Klange seinen Part spielte. — eyer⸗Heinze im gleichfalls am Dienstag, hatte es wurden denn auch
Brahms einige Kompositionen des