1912 / 56 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Mar 1912 18:00:01 GMT) scan diff

„Lpz. Ztg.“ zufolge, erneut aufgenommen worden. In vier Versamm

lungen, in denen die Maßnahmen besprochen wurden, die zur erfolg⸗

erschienen, wurde die Bewegung ein⸗

tten von den 805 Bäckereibetrieben ipzigs 250 die Forderungen der Gesellen anerkannt.

Die in London gepflogenen Verhandlungen zur Beilegung des Ausstandes der englischen Bergarbeiter (vgl. Nr. 55 d. Bl.) berichtet, bisher 1. keinem Ergebnis geführt.

ergarbeiter, die Vor⸗

en Durchführung notwend leitet. Im vorigen Jahre

haben, wie „W. T. B.“ Ein gestern gefaßter Beschluß der chläge der Regierung abzulehnen

Mehrheit zustande

chwacher

nur mit

macht en, auf die Vorschläge der Anweisungen nach London gesandt worden, schlossenen Sätzen der Mindestlöhne festzuhalten. handlungen zwischen den Hasß

und der Regierung sind auf näch

und schottischen Industriebezirke die beginnende Stockung in vielen

Die

die Ausfuhr von Kohle ein. verkehren.

Dampfer der regulären Linien export von Hull hat so gut 50 Dampfer liegen aus Mangel

und Industrie über.

in den Verkehrsplänen

bekannt, da inl. b Fast alle Eisenbahnen

scheinlich sind.

ständigen verhalten sich ruhig.

Die in Arlington befindlichen Baumwoll⸗ und Woll⸗ spinnereien haben, wie dem „W. T. B.“ aus Lawrence (Massa⸗ chusetts) gemeldet wird, gestern eine Lohnerhöhung von 5 % zuge⸗

tanden; diese erstreckt sich auf 20 000 Arbeiter.

olgend, hat die American Wollen Company die Löhne in ihren 33 Spinnereien in Neu England und in New York um 5 % er⸗ Diese Lohnerhöhung kommt etwa 30 000 Arbeitern zugute. eht dahin, daß die übrigen Spinnereien hnliche Zugeständnisse machen werden, sodaß der langwierige Ausstand

höht. Die allgemeine Meinung

damit beendet würde. (Vgl. Nr. 54 d. Bl.)

Kunst und Wisseuschaft.

In der deutsch⸗asiatischen Gesellschaft sprach gestern der ünchen über das Er führte etwa

Dr. reiherr von Mackay aus M . chinesischen Valutaproblems“.

problems liegt darin, daß noch einmal vor dem Abendland das Schau⸗ ae sich bietet ie si Famit Rer ndels⸗ und Verkehrsgesetze si etet, wie sie im Mittelalter die Lebensbedingungen der be cichschar Volkswirtschaften und deren 8 Vezsedun en zu einander umbildete ei

eruesten doch wieder durch den in der Welt

spiel einer gänzlichen Umwälzung der Geldwert⸗

internationale er bei vielen Verglei einzig dastehenden Charakter der cht formen ein ungewöhnliches Gepräge erhält. 2 wicht der Frage erscheint nicht minder groß:

chinesischen

s findet allgemein eine cbfültge Beurteilung. Rach der Hatir News“ ist der Beschluß gekommen. Es

weiter gemeldet, daß die Vertreter der Bergarbeiter keine Regierung

esa h Viele der waren von ihren Gewerkschaften mit bestimmten unbedingt an den he⸗ bot.

werksbesitzern, den Bergarbeitern te Woche vertagt worden.

Inzwischen treffen aus verschiedenen Orten der nordenglischen Nachrichten ein Betrieben. Die

Great Central Eisenbahn⸗Gesellschaft macht von dem

Gesellschaft Der Kohlen⸗ wie aufgehört. S-.s n Len, f Handel

Glasgow fest. Die Geschäftsstockung greift langsam auf Hande 8 8 Der Verkehr zu Lande und zu Wasser ist sehr ernstlich in Mitleidenschaft gezogen, selbst die großen Linien geben enderungen wahr⸗ *9 geschraͤnkten Dienst vor, doch glaubt man nicht, daß der Per⸗ beleeeren. mit dem Kontinent betroffen werden wird. Die Aus⸗

sozialen Daseins⸗ Das weltpolitische Ge⸗ die Interessen der Handelsgroßmächte im fernen Osten nehmen von Jahr zu Jahr ge⸗

Umfang a

es nichts als eine denkbar

wird Voll⸗

einzugehen. aber immerhin

Alle Ver⸗ der einen Sprung ins Dunkle

über

läßt nur die

Gegen im Hafen im

werk energisch vollendet.

einen ein⸗ ö Im Verein für

6. d. M., Abends 8 ½ Uhr, : Berlin, eine

Deren Beispiel

„Lohengrin“, Szene.

den Telramund: Her ischoff.

egeben.

Hauptrollen, Luck.

direktor Dr.

Thema „Die

meister von Strauß. ein Vorgang, 8

Berlin, 2.

und die Leit und Kapitalaustauschs in ein geregeltes, 1 Metallmarkts nicht gefährdetes Bett ist nur durch Festigung der chinesischen Valuta möglich, eine Maßregel, die zugleich für das Land selbst als Vorbedingung der Gesundung der hältnisse er cheint: ohne Währungsreform keine Verwaltungsreform. Das derzeitig herrschende System läuft theoretisch auf eine Kupfer⸗ währung mit ergänzender Silberwährung hinaus; verworrene wesens, die dem Land jährlich Millionen über Millionen kostet. Der erste, im Anfang dieses Jahrhunderts unternommene Versuch zur Be⸗ seitigung der Mißstände war ein vollkommener Fehlschlag, das zweite Unternehmen gleicher Art vom Jahre 1908 mißglückte gleichfalls, - uf die Grundlagen 28 1 egonnenen Reform, die beste Aussichten auf glückliches Gelingen Sie sieht vom plötzlichen Uebergange zur Goldwährun

mit der Befestigung des Geldumlaufs auf der Silbereinheitsmünze, dem Jua n von 24,17 g Feingehalt, wodurch zugleich beste Gelegenheit zur Einführung des Dezimalsystems bei möoͤglichst geringer Störung der in den chinesischen Privatwirtschaften eingebürgerten Formen des Geldverkehrs sich bietet. 1 anleihe zur Beschaffung der nötigen harten Reserven mit der Vier⸗ ihr vom Parlament verliehenen Recht Gebrauch und schränkt mächtebankgruppe war abgeschlossen, die Verhandlun en mit den Ver⸗

- tretern dieser kapitalgebenden Nationen über die Reformprogramms waren dem Abschluß nah, als die Revolution aus⸗ brach: aber gerade die Republik der Mitte hat offenbar nur dann irgend welche Aussichten auf Bestand und Kraftentwicklung, wenn sie das von der gefallenen Monarchie als Torso hinterlassene Reform⸗

Bauwesen.

deutsches Kunstgewerbe Dr. Werner G Tragödie der Vortrag findet im großen Festsaale des Künstlerhauses statt und wird durch zahlreiche Lichtbilder erläutert sein.

8 Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen,

mit Herrn Kirchhoff als Vertreter der Titelrolle, in

Die Elsa singt 1 Denera, die Ortrud: Fräulein Ober, r B

wird „Der Rosenkavalier“, mit den Damen Kurt, Artöt⸗de Padilla, Dux, Rothauser und den Herren Mang, Bischoff und Henke in den Dirigent beider Abende ist der Generalmusik⸗ 8

Im Königlichen Schauspielhause r ersten Male das neu einstudierte Schauspiel „1812“ von Orto von der 8 b 8 wird 8 1. Se

28. 38p. roße König“, drei Bilder aus seinem Leben von J. Lauff, in der aus: Die kulturgeschichtliche Bedeutung des chinesischen Währungs⸗ Fegge sen Be setzung der Hauptrollen mit den Damen Andrejewa⸗ Sktilondz, Ressel, Heisler, den Herren Clewing, Staegemann, Geisen⸗ dörfer, Kraußneck, Keßler u. a. aufgeführt.

Mannigfaltiges.

Am Montag, Abends 7 ½ Uhr, findet im nstlerhause die 315. Vereinsversammlung des Berliner Vereins für Luft⸗

der Ströme dieses Güter⸗ 28

von den Schwankungen des innerpolitischen Ver⸗

praktisch bedeutet Anarchie des Geld⸗

Getränke

zu der dritten 1910

karten zu 1

g und begnügt sich Grundlage einer

bedeutete, ab

Heute na Die Währungs⸗

urchführung des

die schwersten

verzeichnen durchzogen und andere Ladenfenster bis

Fen sowie des

88

spricht am egemann über das tadtbaukunst. Der

9

Sonntag,

(Anfang 7 Uhr.) Am Montag s

ätzt.

zertrümmert.

Paris, 2. in Tourcoing

wird morgen zum

Dirigent ist der Kapell⸗

fahrt statt. ericht sein über einige vom Berliner Verein für Luftschiffahrt ver⸗ anstaltete wissenschaftliche Fahrten. Es 8 1

Dr. Süring über „Neuere meteorologische Aufgaben für ballon“ und Professor Dr. Lüdeling und Dr. Budig über Erfahrungen beim Potentialgefälles im Freiballon“.

Der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger wird, nachdem der erste „L Trinkbrunnen in Wort, Bild und Lied“) im Charlottenburger Rat⸗ haus bei zahlreichem Besuch einen schönen Montag, den 4. März, Berliner Rathauses eine Wiederholung veranstalten. sind an der des Kaufhauses des Westens, bei der Buchhandlung J. M. Spaet Geschäftsstelle des genannten Vereins (Uhlandstraße 146) zu haben.

Downing sterscheiben des Regierungvgebäudes. 60 Personen verhaftet. Mrs. Pankhurst, die bekannte Leiterin der Frauenbewegung. Eine Frau feuerte einen Revolverschuß ab, der im Kolonialamt eine Fensterscheibe zertrümmerte. Die Anhängerinnen der Bewegung machten dann in Regent Street einen neuen Angriff und schlugen die Schaufenster ein; gegen fünfzig Polizeibeamte waren allein in Regent Street tätig. Unter den Geschäftsleuten herrscht Bestürzung. Insgesamt wurden 152 Anhängerinnen des Frauenstimmrechts ver⸗ haftet, aber gegen Bürgschaften wieder freigelassen. Der Gesamtschaden an zerbrochenen Fensterscheiben wird auf 85000 es Unter anderen

amburg⸗Amerika⸗Linie und des Norddeutschen Lloyd

11“““

In dieser Sitzung wird der Hauptvortrag ein

Es werden sprechen: Professor den Frei⸗ d2 „Einige Registrieren des luftelektrischen

Messen und Gäste sind willkommen.

„Brunnenabend“ („Der Erfolg gezeitigt hat, Abends 8 ½¼ Uhr, im Bürgersaal des Eintritts⸗

(Königstraße 52) und auf der

Flugplatz Johannisthal bei Berlin, 1. März. (W. T. B.)

Lmiits wollte der Flieger Jeannin einen selbstgebauten Nieuport⸗Eindecker mit hundertpferdigem Argusmotor ausproben. Aus einer Höhe von 10 bis 15 m steil zur Erde. Das Flugzeug wurde vollständig zertrümmert. Der Flieger kam mit dem Schrecken davon.

choß der Apparat plötzlich

London, 2. März. (W. T. B.) Der gestrige Nachmittag hat

Ausschreitungen von Anhängerinnen des

Frauenstimmrechts, die seit dem Anfange dieser Bewegung zu ewesen sind, mit sich gebracht. Große Trupps von Frauen hitehall, Piccadillv, Haymarket, Bondstreet Verkehrsstraßen

Westends und zertrümmerten

Geschäftshäuser. Einige Frauen Street vor und zerschlugen Wohnsitzes des Premierministers Bis zum Abend wurden

Unter den Verhafteten befand sich auch

der roßen

wurden Fenster der Häuser der

März. 82 T. B.) In einer Wollkrempelei explodierte gestern abend ein Kessel. Vier

Arbeiter wurden ““ zwanzig verwundet, mehrere von diesen lebensgefährlich. wurden vollständig zerstört.

Pau, 1. März.

ch. Zwei Arbeitssäle und ein Warenmagazin

(W. T. B.) Der Flieger Védrines hat

seinen neuen Schnelligkeitsrekord aufgestellt, indem er in einer

März 1912.

Stunde eine Strecke von 164 km 300 m im Aeroplan zurücklegte.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und

Zweiten Beilage.)

Thyheater. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗

aus. 59. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Frei⸗ . sind aufgehoben. Lohengrin. Romantische in drei Akten von Richard Wagner. Musi⸗ kalische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Dr. Muck. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Anfang 7 Uhr.

8 uspielhaus. 63. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Achtzehn⸗ hundertundzwölf. Schauspiel in fünf Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Montag: Opernhaus. 60. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Rosenkavalier. Komoödie für Musik in drei Akten von Hugo von Hofmannsthal. Musik von Richard Strauß. Musikalische Leitung: Herr Generalmusik⸗ direktor vr Ueas. Herr Regisseur Bach⸗ mann. nfang 7 r.

S auspielhäus. 64. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der

roße König. Drei Bilder aus seinem Leben von Josef Lauff. Musik von Weiland Seiner Majestät dem König. Für die szenische Aufführung einge⸗ richtet von Josef Schlar. Anfang 8 Uhr.

Opernhaus. Dienstag: La Traviata. Mittwoch: Tannhäuser. Donnerstag: Königs⸗ kinder. Freitag: Der Rosenkavalier. Sonnabend: Mittags 12 Uhr: Symphoniematinee. Abends 7 ½ Uhr: VIII. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle. Sonntag: Don Juan.

Schauspielhaus. Dienstag: Der Bettler von Syrakus. Mittwoch: Achtzehnhundertund⸗

ölf. Donnerstag: Der große König.

reitag: Doktor Klaus. Sonnabend: Ge⸗ chlossen. Sonntag: Der große König.

Neues Operntheater. Dienstag: Sondervorstellung für den Beamtenwirtschaftsverein: Mignon. An⸗ fang 8 Uhr.

“;

Deutsches Theater. Sonntag, Abends 7 ½ Uhr: Biel Lärm ke- bebcse.

Montag: Penthesilea.

reitag, den 8. März, Abends 8 Uhr: nubsrett im „Zirkus Schumann“: Jedermann.

1 Kammerspiele.

Sonntag, Abends 8 Uhr: Eine glückliche Ehe.

Montag: Offiziere. 8

Auf⸗

Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Logenbrüder. Abends 8 Uhr: Große

und Tanz

Rosinen. Originalposse mit Gesan ernauer und

in drei Akten (5 Bildern) von R. R. Schanzer. Montag und Dienstag: Große Rosinen. Mittwoch, Nachmittags 3 ½ Uhr: Torquato Tasso. Abends: Große Rosinen. Ponnerstag und Freitag: Große Rosinen. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Herodes und Mariamne. Abends: Große Rosinen.

Theater in der Königgrätzer Straße. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Fallissement. Abends 8 Uhr: Die fünf Frankfurter.

Montag: Die fünf Frankfurter.

Dienstag: Königin Christine.

Mittwoch und folgende Tage: Die fünf Frank⸗ furter.

Lessingtheater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Rosenmontag. Abends 8 Uhr: Gudrun. Ein Trauerspiel in 5 Akten von Ernst Hardt. 3

Montag: Erde. Hierauf: Komtesse Mizzi.

Dienstag: Ibsen⸗Zyklus: 3. Vorstellung: Die Stützen der Gesellschaft.

Neues Schauspielhaus. Sonntag, Abends 8 Uhr: Das Familienkind. Schwank in 3 Auf⸗ zügen von Fritz Friedmann⸗Frederich.

Montag: Ueber unsere Kraft, 2. Teil.

Dienstag: Das Familienkind. 8

Mittwoch, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Agnes Ber⸗ nauer. Abends: Das Familienkind. .

Donnerstag: Heiligenwald.

Freitag: Ueber unsere Kraft, 2. Teil.

Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. Abends: Das Familienkind. b

Komische Oper. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu kleinen Preisen: La Traviata. Abends 8 Uhr: Die Zauberflöte.

Montag: La Traviata.

Dienstag: Undine.

Mittwoch: Der Troubadour.

Donnerstag: Die Zauberflöte.

Freitag: Der Freischütz.

Sonnabend: Zar und Zimmermann.

Aurfürsten-Oper. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die lustigen Weiber von Windsor. Abends 8 Uhr: Der Schmuck der Madonna. Oper aus dem neapolitanischen Volksleben in drei Akten. Handlung und Musik von Ernianno Wolf⸗Ferrari.

Montag: Abonnementsvorstellung der Serie Blau: Zum ersten Male: Die verkaufte Braut.

Dienstag: Abonnementsvorstellung der Serie Rot: Die verkaufte Braut.

Mittwoch: Quo vadis 2

Donnerstag: Der Schmuck der Madonna.

Freitag: Abonnementsvorstellung der Serie Gelb: Die verkaufte Braut.

Sonnabend: Quo vadis?2

Schillertheater. o0. (Wallnertheater.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Probekandidat. Schauspiel in vier Aufzügen von Max Dreyxer. Abends 8 Uhr: Gräfin Lea. Schauspiel in fünf Aufzügen von Paul Lindau. 8 8

Montag: Gräsin Lea.

Dienstag: Emilia Galotti.

Charlottenburg. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Don Carlos. Ein dramatisches Gedicht in fünf Akten von Friedrich Schiller. Abends 8 Uhr: Kyritz⸗Pyritz. Posse mit Gesang in 5 Blldern von H. Wilken und O. Justinus.

Montag: Kyritz⸗Pyritz.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Sonntag, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Ein Walzertraum. Operette von Franz Lehar. Abends 8 Uhr: Wiener Blut. Operette in drei Akten von Johann Strauß.

Montag und folgende Tage: Wiener Blut.

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das große hre Lustspiel in drei Akten von Pierre olf. Abends 8 Uhr: Die Damen des Regiments. Schwank in drei Akten von Julius Horst und Artur Lippschitz.

Montag und folgende Tage: Die Damen des Regiments.

Residenztheuter. (Direktion: Richard Alexander.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kümmere dich um Amelie. Abends 8 Uhr: Alles für die Firma. Schwank in drei Akten von M. Hennequin und Georges Mitchell. In Szene gesetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Bolten⸗Baeckers.

Montag und folgende Tage: Alles für die Firma. b

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonntag, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und .. drei Akten von Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesan 2 von Alfred Schönfeld, Musik von J. Gi 1

Montag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗

chaft. In Vorbereitung: Autoliebchen.

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: B 88 Abends 8 Uhr: Das kleine Café. Lustspiel in drei Akten von Tristan Bernard.

Montag und folgende Tage: Das kleine Café.

Konzerte.

Philharmonie. Sonntag, Mittags 12 Uhr: Philharmonischer Chor. Dirigent: Prof. Sieg⸗ fried Ochs. Oeffentliche Hauptprobe zum IV. Konzert. Die hohe Messe in H⸗Moll.

Montag, Abends 7 ½ Uhr: Philharmonischer Chor. Dirigent: Prof. Siegfried Ochs. IV. Konzert. Die hohe Messe in H⸗Moll von Johann Sebastian Bach.

Saal Bechstein. Montag, Abends 7 ½ Uhr: 2. Konzert von Bruno Eisner (Klavier). Mitw.: K. K. Prof. Arnold Rosé und K. K. Prof. Friedrich Buxbaum.

Choralion-Snal. Sonntag, Abends 8 Uhr: 2 französischer Mufik, gegeben von Professor Henri Marteau und

August Spanuth. Mitw.: Haus Bassermann

Beethoven-Saal. Montag, Abends 8 Uhr:

2. Klavierabend von Emil Frey.

Klindworth-Scharwenna⸗Saal. Sonntag, Abends 8 Uhr: Konzert von Richard Grünwald (Zither). Mitw.: F. Grünwald (Zither) und Karl Henze (Gitarre).

Birkus Schumann. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 große Vor⸗ stellungen. Nachmittags hat jeder Erwachsene ein eigenes Kind frei unter 10 Jahren auf allen Sitz⸗ plätzen, jedes weitere Kind unter 10 Jahren halber 2 .— In beiden Vorstellungen: Ausgewähltes

rogramm. Nachmittags und Abends: Das neue Ausstattungsstück „Das Motorpferd“ in fünf Akten. (Die Nachmittagsvorstellung endet mit dem 4. Bilde.)

Zirkus Busch. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 Aroße Galavorstellungen. Jeder Besucher hat Nachmittags ein angehöriges

Kind unter 10 Jahren auf allen Sitzplätzen frei,

weitere Kinder unter 10 Jahren halbe Preise⸗ Galerie volle Preise. In beiden Vorstellungen: das glänzende Programm. Nachmittags: Auf v22 tigen Wunsch: U 20, Originalausstattungs⸗ stück des Zirkus Busch in fünf Bildern. Abends: Das neue Manegeschauspiel 7 Bildern.

„Die Hege“ in

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Maria von Rheden mit Hrn. Re⸗ r e. Kammerherrn Grafen von Ber Schönfeld (Rheden bei Brüggen, Hannover Hannover). Frl. Sara⸗Therese von Alten mit Hrn. Ernst Frhrn. von te eh, z. st. Berlin, Bleibtreustr. 31 Warow). Fer Annemarie Grube mit Hrn. Oberleutnant Bolkmann (Berlin).

Geboren: Eine Tochter: z. S. Middendorff (Kiel). Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Hermann von Stuelpnagel (Darmstadt). Fr. Geheime Regierungsrat Ida Stoeckel, geb. Meinicke (Bres⸗ lau). Fr. Pauline von Johnston, geb. von

Kramsta (Breslau).

Hrn. Oberleutnant

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (eenschließlich Börsen⸗Beilage), und die offizielle Gewinnliste der Wohlfahrts⸗

Dienstag: Der Kilometerfresser.

de Guaita (Violoncello). 1. Abend.

(II. Violine), Luecco Amar (Blratsche) und Carlo

Lotterie zu Zwecken der Deutschen S ggebiete IV. Serie.

1 den Reichshaushalt für das Rechnungsjahr 1910.

8 9

b dem die 2

Deutscher Reichstag 17. Sitzung vom 1. März 1912, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Zur ersten Beratung steht zunächst die Rechnung über

Nach dem Abg. Noske (Soz.), dessen Rede in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, ergreift das Wort der Abg. Erzberger (Zentr.): Die Rechnung von 1910 gewährt ein weit günstigeres Bild von der Reichsfinanzgebarung, als die Zeit vorher; es erhellt aus ihr materiell, wie die Sanierung der Reichs⸗ finanzen fortgeschritten ist. Etwas mehr als früher ist durch die Verwaltung auch das Kontrollrecht des Reichstages beachtet worden, indem die Etatsüberschreitungen erheblich geringer geworden sind. Dig 41 Millionen Mehrausgaben gegen den Entwurf find nicht ohne weiteres Etatsüberschreitungen, weil sie auf gesetzlichen Verpflich⸗ tungen beruhen; wirkliche Ueberschreitungen sind davon nur 9,5 Mil⸗ lionen. Im Auswärtigen Amt, beim Reichsheer und bei der Marineverwaltung ist der Reisekostenfonds tatsächlich wieder ganz gewaltig überschritten worden; und die Begründung, die dafür ge⸗ geben wird, muß direkt verurteilt werden: die Ueberschreitung betraäͤgt za. 600 000 allein beim Militäretat; der Reichstag hatte 570 000 Mark gestrichen, und nun sagt man uns, wenn dieser Abstrich nicht erfolgt wäre, würde keine Ueberschreitung eingetreten sein! Das heißt also doch nur: wenn der Reichstag auch die Kürzung vor⸗ genommen hat, ausgeben tun wir das Geld doch! Die Aufmerksam⸗ eit der Rechnungskommission muß auf diese ungeheure Ueberschreitung von nicht weniger als 12 % gegen den Etat ganz besonders gelenkt werden. Bei den Manöverkosten ist eine Besserung eingetreten. Die in Kiautschou vorgekommenen Ueberschreitungen werden auch mit den dortigen klimatischen Verhältnissen begründet. Dann muß das Klima dort sehr schlecht sein, denn der frühere Kollege, der dorthin ging, ist nicht wieder in den Reichstag gekommen.

Staatssekretär des Reichsschatzamts Wermut h:

Die Ausführungen der beiden Herren Vorredner sind im wesent⸗ lichen dazu bestimmt, die Verhandlungen in der Rechnungskommission vorzubereiten, und ich möchte sie dieser Bestimmung auch ihrem Hauptteile nach nicht entziehen. Wenn der Herr Abg. Erzberger die Bemerkungen über die Mehrausgabe an Reisekosten namentlich des Kriegsministeriums heftig angegriffen hat, so kann ich auch vom Standpunkt der Finanzverwaltung aus nur bedauern, daß derartige erhebliche Ueberschreitungen vorgekommen sind, insbesondere auch, nach⸗

2

Zudgetkommission Abstriche vorgenommen hatte. Ich möchte

aber darauf aufmerksam machen, daß das Reisewesen und Reisekosten⸗

wesen bei der Heeresverwaltung doch zu einem sehr großen Teil auf

reglementarischen Vorschriften beruhen, die sich nicht ohne weiteres so⸗

8

8

8

fort abändern lassen, Vor allen Dingen aber gestatte ich mir hervor⸗ zuheben, daß die Abstriche in der Budgetkommission erfolgten zu einer Zeit, als man noch nicht darüber Bescheid wußte, welchen Inhalt die

neuen Reisevorschriften haben würden, und daß wir uns alle damals

8

8

darüber klar gewesen sind, daß die Abstriche nur etwas ins Un⸗

gewisse hinein erfolgen könnten. Das Uebrige wird sich in der Rech⸗

nungskommission des Näheren erörtern lassen und die Herren der

Heeresverwaltung werden eingehend darüber Rede stehen.

Ich weiß nicht, ob ich schon Gelegenheit gehabt habe, dem Herrn

Abg. Noske auf seinen wiederholten Wunsch zu erwidern, es möchten auch die Gründe mitgeteilt werden, aus welchen Minderau sgaben

8 ¹ 2 8 8 5

8

8.

erfolgt seien.

Dagegen habe ich Bedenken. Zunächst entspricht dies gar nicht dem Zweck der ganzen Uebersicht. Die Uebersicht ist dazu bestimmt, von Ihnen die Genehmigung zu erhalten für die Ausgaben, welche wir über die von Ihnen genehmigten Beträge heraus geleistet

haben. Natürlich müssen wir, um Ihre Genehmigung zu erhalten, eine Erläuterung geben, welche Sie in die Lage setzt, sich zu ent⸗

schließen, ob Sie unser Verfahren für genehmigungsfähig halten oder

nicht. Das trifft aber bei den Minderausgaben nicht zu. Wir haben

ie Ansätze in den Etats stets nur betrachtet als eine Ermächtigung

z Ausgaben, und wir sind deshalb nicht verpflichtet, das kann auch gar nicht einmal im Wunsche des Reichstags selbst liegen,

die Positionen voll zu erschöpfen.

Also der Zweck, weshalb wir die

8

Mehrausgaben begründen, ist ein ganz anderer als der Wunsch, mit welchem die Begründungen für die Minderausgaben verlangt werden.

Ferner würde es, glaube ich, eine sehr erhebltche Belastung dieser Uebersicht sein, wenn wir unsere Mitteilungen so weit ausdehnten. Schließlich aber läge darin ein Verfahren, das nicht besonders er⸗ mutigend auf die Sparsamkeit wirken würde. Denn die Finanz⸗ verwaltung würde dann in die Lage kommen, die Fachressorts zu einer verantwortlichen Aeußerung darüber aufzufordern, weshalb sie zu wenig ausgegeben hätten. Daß dies für die Zukunft der Enthalt⸗ samkeit sehr förderlich sein würde, möchte ich bezweifeln.

Ddie Frage, warum Minderausgaben gemacht sind, kommt ja meist einmal zum Austrag; denn wenn Minderausgaben von erheb⸗ licher Bedeutung, namentlich längere Zeit hindurch, erfolgt sind, so wird sich die Budgetkommission die Frage nicht entgehen lassen. Ent⸗ weder also wird die Verwaltung selbst unter Mitwirkung des Reichs⸗ schatzamts zu der Erkenntnis kommen, daß die Positionen zu hoch

1 eingesetzt waren, oder die Budgetkommission wird ihrerseits fragen: „Wie kommt es, daß da in einem Jahre oder seit längerer Zeit so

erhebliche Minderansgaben eingetreten sind?“, und erforderlichenfalls

e demn die Position nach den von uns zu gebenden Aufklärungen für

die Zukunft anders bemessen.

Ich glaube also, daß ein erhebliches praktisches Bedürfnis für eine Aenderung hier nicht vorliegt, und kann meinerseits nur in Aus⸗ sicht stellen, daß wir bts auf weiteres bei dem bisherigen Verfahren beharren werden.

Württembergischer Militärbevollmächtigter Generalmajor von Graevenitz: Der Abg. Erzberger hat die hohen Manöverkosten in Württemberg bemängelt. Da ich selbst an diesen Manövern teil⸗ genommen habe, so kann ich mitteilen, daß von seiten der Behörden alles geschehen ist, um diese Kosten auf das geringste 8 zu be⸗ schränken. Dies ist leider mit Rücksicht auf die Natur des Geländes und die Witterungsverhältnisse nicht möglich gewesen. Es sind auch einige Nachübungen notwendig gewesen. Sei „Jahren sind wir be⸗ müht, die betreffenden Mittel im Etat zu erhöhen. Bisher ist uns dies nicht gelungen. Sollte es uns in den nächsten Jahren gelingen, so werden auch keine Etatsüberschreitungen vorkommen.

Die Vorlage wird der Rechnungskommission überwiesen.

„Es folgt die Beratung der Denkschrift über die Aus⸗ führung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihe⸗ gesetze. Eine Debatte erhebt sich nicht; der Reichstag er⸗ kennt an, daß durch die Vorlegung den gesetzlichen Be⸗ stimmungen genügt ist.

Das Haus geht dann über zur ersten Beratung der all⸗

emeinen Rechnung über den Reichshaushalt ür 1907. Abg. Noske (Soz.): Der Pensionsetat hat 1907 eine starke Erhöhung aufgewiesen, hauptsächlich infolge der Zwan spensio⸗ nierungen zum Zwecke der Verjungung des Uffziertorp Wie schon früher von mir gerügte Praxis künstlicher Hinauszögerungen der Ver⸗ e einzelner Offiziere behufs Beföoörderung in eine höhere Charge zum Zwecke der Erlangung einer höheren Pension ist noch immer nicht abgestellt worden. Der Rechnungshof hat festgestellt, daß die württembergische Heeresverwaltung einen Oberleutnant durch⸗ aus unberechtigt g. en Aggregiertenfonds nahm, bis er Hauptmann wurde, und dann schleunigst in Pension ing. Die Reichskasse wird damit unrechtmäßig bis an den Tod dieses Herrn mit einem Mehr von 684 jährlich belastet. Solche ungerechtfertigten Begünsti⸗ gungen müssen aufhören. Aehnliche Fälle sind mehrfach vor⸗ gekommen. Anderseits sind Pensionierungen erfolgt, die das denkbar unliebsamste Aufsehen erregt haben. Es ist einfach ein Skandal, wenn hohe Offiziere oder hohe Beamte wegen Dienstunfähigkeit sich pensionieren lassen, mit Pensionen von 8⸗ oder 10 000 abgehen und im Dienste des Privatkapitals mit 30⸗ oder 40 000 dotierte Stellen annehmen, wie das noch in den allerletzten Tagen vor⸗ gekommen ist. Das wirkt im Volke um so aufreizender, wenn gleich⸗ zeitig den kleinen Beamten oder ehemaligen Soldaten ihre kümmer⸗ lichen Pensionen genommen oder verweigert werden.

Abg. Erzberger (Zentr.) bedauert, daß die Rechnung für 1907 erst nach 5 S vorgelegt wird, und gibt anheim, in ein zu erwartendes Komptabilitätsgesetz den Endtermin für die Vorlegung der Rechnungen hineinzuschreiben. Das neue Reichskontrollgesetz scheint gut zu arbeiten. Die Rechnungen an Ort und Stelle abgenommen, das heißt. auf ihre materielle Richtigkeit geprüft werden, denn daß sie formell korrekt sind, werden wir auch ohne Prüfung glauben, und es hat keinen Zweck, daß z. B. im Bereiche der Marine⸗ verwaltung jährlich allein aus Wilhelmshaven, Kiel und Danzig 24 000 kg Rechnungen nach Potsdam geschickt werden. Zulagen aus Fonds für einmalige Ausgaben dürfen nur gewährt werden, soweit der Etat dazu die Berechtigung gibt; in dieser Richtung bewegt sich ein Monitum des Rechnungshofes. Die Verwaltung ist ferner nicht berechtigt, sich über die Vorschriften des Dispositivs des Etats hin⸗ wegzusetzen, wie es bei Militärbauten, z. B. in Potsdam, mehrfach festgestellt worden ist; das ist eine e des Budgetrechts des Reichstages. In dem Falle des württembergischen Offiziers muß sich die Rechnungskommission durchaus auf den Standpunkt des Rech⸗ nungshofes stellen. Ein anderer Fall betrifft einen Stabs⸗ apotheker, der nach 9 ¼ Jahren Dienst wegen Dienst⸗ unfähigkeit ausscheiden sollte und die Konzession zu einer Apotheke erlangte, aber noch Jahre weiter dienen durfte, um nach zehnjährigem Dienst eine lebenslängliche Pension zu erwerben. Da haben die vorgesetzten Behörden an der Erschleichung einer Pension direkt mitgewirkt; solche Dinge können gar nicht scharf genug ver⸗ urteilt werden.

Generalmajor von Graevenitz: Die Uebernahme des Ober⸗ leutnants auf den Aggregiertenfonds beruht auf folgendem: Der Ober⸗ leutnant hatte gar keine Veranlassung, seinen Abschied zu erbitten, bevor er sich die Pension eines Eskadronchefs verdient hatte. Er hatte die Qualifikation dazu. Er wurde dem Aggregiertenfonds über⸗ wiesen, weil er abkommandiert war und eine Bberleulmantts telle hatte. Die Verwaltung war der Ansicht, daß den etatsrechtlichen Grundsätzen Genüge geschah.

e⸗ Generalleutnant Bacmeister: Die Pensionierung der Offiziere geschieht nach gesetzlichen Bestimmungen. Die Offiziere werden nicht länger gehalten, als es ihre Dienstfähigkeit zuläßt. Es lag in dem betreffenden Falle des Apothekers ein klagbares Recht, es lag eine Dienstbeschädigung vor, auf Grund deren er schon früher hätte ausscheiden können. Auf die Konzessionierung von Apotheken hat die Militärverwaltung keinen Einfluß. Es genügt zur Pensio⸗ nierung, daß die volle Feldstdienstfähigkeit nicht vorliegt. Der Ober⸗ stabsapotheker hatte ein erhebliches Ohrleiden und war also nicht dienstfähig. Die Verwaltung hat nicht zu Unrecht gewartet, sie hat den Zeitpunkt selbst bestimmt, wann er ausscheiden mußte. Ich muß also entschieden bestrbair daß die gesetzlichen Bestimmungen verletzt worden sind.

Abg. Erzberger (Zentr.): Die Herren suchen zu retten, was zu retten ist. Wenn aber alles in Ordnung wäre, dann wäre die Be⸗ anstandung des Rechnungshofes nicht zu begreifen. So einfach ist die Sache nicht. Die Verwaltungen daben doch Gelegenheit, dem Rechnungshof das Material zu unterbreiten, und der Rechnungshof pflegt nur in seltenen Fällen mit solchen Moniten an den Reichstag sn kommen. Wir werden ja sehen, ob der Rechnungshof ein übereiltes Arteil gefällt hat. Uebrigens: was ist „Dienstbeschädigung“? Dar⸗ über entscheidet lediglich die Militärverwaltung. Das Auffallende ist, daß der Apotheker 10 Jahre im Dienst gewesen ist und nun mit einem Male eee. wurde. Sonderbar, wie solches sich fügt! Gewiß hat die Militärverwaltung keinen Einfluß auf die Apotheken⸗ konzession. Aber der Betreffende darf sich gar nicht um eine Kon⸗ zession bewerben, ohne vorher seinem Oberst Mitteilung zu machen. Das ist 9 Monate vorher geschehen, und doch hat man den Herrn noch 9 Monate trotz seiner Dienstunfähigkeit erhalten! Die Kommission sollte einen schriftlichen Bericht erstatten.

Staatssekretär des Reichsschatzamts Wermuth:

Meine Herren! Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich in diese lebhafte Debatte über den Oberleutnant und den Stabsapotheker mit einigen schwerflüssigen allgemeinen Bemerkungen hineinfahre. Ich wollte nicht unterlassen, gegenüber dem Herrn Abgeordneten Erzberger, der sich beschwert hat, weil die Rechnung so spät vorgelegt sei, hervorzuheben, daß sie schon im vorigen Jahre fertig gewesen ist, daß wir aber unterlassen haben, sie vorzulegen, weil die Rechnungs⸗ kommission des Reichstags selbst es wünschte. Sie war nämlich so sehr mit früherem Material belastet, dessen Bewältigung ihr be⸗ kanntlich nicht leicht geworden ist, daß es zwecklos erschienen wäre, ihr noch diese weitere Vorlage zuzumuten. Daß sie überlastet war, geht auch daraus hervor, meine Herren, daß die mit der Rech⸗ nung korrespondierende Uebersicht von 1907 von uns dreimal hintereinander dem Reichstage vorgelegt worden ist und erst im Jahre 1911 kurz vor dem Auseinandergehen des Reichstags ihre Erledigung gefunden hat. Im übrigen wird ja nach dem jetzt neu eingeführten Verfahren eine wesentliche Beschleunigung eintreten, sodaß die Be. mängelung des Herrn Abg. Erzberger eine praktische Befürchtung für die Zukunft wohl nicht mehr zu erzeugen braucht.

Was die Zahlung von Zulagen an Beamte aus einmaligen Fonds anlangt, so ist diese Frage erledigt durch den § 3 des Be⸗

soldungsgesetzes und zwar im Sinne der Wünsche des Reichstags und im Sinne der Bemerkungen des Rechnungshofs.

Endlich wollte ich mir noch erlauben, auf die Frage des Herrn Abg. Erzberger zu antworten, in welchen Fällen der Rechnungshof Prüfungen an Ort und Stelle vorzunehmen beabsichtigt. Der Rech⸗ nungshof hat sich mit dieser Materie ungemein eingehend befaßt und hält örtliche Besichtigungen sowohl zwecks Erleichterung und Beschleunigung der Prüfung der einzelnen Rechnungen, als auch im Interesse der Mitglieder und Revisionsbeamten des Rechnungshofes, die dadurch ihre Erfahrungen und Kenntnissse bereichern, in folgenden Fällen für angezeigt: bei wirtschaftlichen Unternehmungen des Reiches; bei Stellen, bei denen die Vergebung von Lieferungen und dergleichen regelmäßig in erheblichem Umfange vorkommt; bei Verwaltungen großer Bestände und Vorräte; bei Stellen, bei denen in technischer oder wirts chaftlicher Hinsicht wesentliche Aenderungen eingetreten sind oder häufig einzutreten pflegen; bei Verwaltungen, bei denen Einnahmen oder gewisse Aus⸗ gaben nur an Ort und Stelle eingehend kontrolliert werden können, sowie endlich in Ansehung von Selbstbewirtschaftungsfonds und bei einzelnen namhaften oder bei gewissen Arten von Bauausführungen.

Das sind die Grundsätze, deren Durchführung der Rechnungshof auf die Dauer ins Auge fassen möchte. Er hat nun für die nächste Zukunft ein detailliertes Programm darüber aufgestellt, welche Besichtigungen an Ort und Stelle er zunächst vorzunehmen beabsichtigt. Ich möchte Ihnen das nicht im einzelnen vortragen; die Liste steht auf Wunsch sehr gern zur Verfügung. Jedenfalls geht daraus hervor, daß der Rech⸗ nungshof bestrebt ist, sich dem Ziele der eben verlesenen Grundsätze mit ziemlicher Beschleunigung zu nähern.

Generalleutnant Bacmeister: Der Rechnungshof stützt sein Monitum auf die Ansicht, daß es zuweit geht, von einem Militär⸗ apotheker unter allen Umständen eine so weitgehende Felddienst⸗ fahigkeit zu fordern. Dies ist der Kardinalpunkt. Alle Militär⸗ apotheker des aktiven Dienststandes müssen im Mobilmachungsfalle mitgehen. Die Einzelheiten werden in der Kommission erörtert werden.

Abg. Noske (Soz.): Allerdings war die Rechnungskommission im vorigen Jahre sehr überlastet. Das Unrecht der württembergi⸗ schen Militärverwaltung begann mit dem Augenblick, wo sie den Ober⸗ leutnant auf den Aggregiertenfonds übernahm, der keinen anderen Zwecken dient. Die Vertreter der Militärverwaltung können die im Reichstage auftauchenden Zweifel nicht beseitigen, auch wenn sie noch so kategorische Versicherungen abgeben.

Abg. Dr. Graf von Posadowsky (b. k. F.): Ich habe gar nichts dagegen, wenn jemand glaubt, nach seinen Verhältnissen nicht mehr weiterdienen zu müssen, daß er aus dem Staatsdienst aus⸗ scheidet. Ich halte es aber für durchaus unzulässig, wenn ein solcher Mann, der noch fähig ist, schwierige und verwickelte Geschäste in Privatstellungen zu übernehmen, aus dem Reichsfonds eine Pension erhält, wodurch nur der öffentlichen Meinung Anlaß zu Mißtrauen gegeben wird. Die Ausführungen des Abg. Erzberger beleuchten nur die Notwendigkeit, daß das Deutsche Reich mit seinem Milliarden⸗ etat endlich ein Komptabilitätsgesetz bekommt, damit auch die Kon⸗ trolle über die Ausführung des Etats, nicht bloß über die Auf⸗ stellung, ermöglicht wird. Aber in ein solches Gesetz Bestimmungen von einem kleinlichen Gesichtspunkte hineinzubringen, die die Tätig⸗ keit der Verwaltung lähmen, wäre ein Fehler. Ich kann nur dringend wünschen, daß ein splches Gesetz bald vorgelegt wird.

Die Vorlage geht an die Rechnungskommission, ebenso ohne Diskussion die Rechnung der Kasse der Ober⸗ rechnungskammer für 1909.

Hierauf setzt das Haus die Spezialberatung des Etats des Reichsamts des Innern fort und nimmt die allgemeine Debatte beim ersten Ausgabetitel „Gehalt des Staatssekretärs“ wieder auf.

Abg. Dr. Werner⸗Gießen (wirtsch. Vgg.): Es ist viel davon die Rede gewesen, die soziale Reform nicht einschlafen zu lassen, und es liegen uns in dieser Beziehung eine Reihe von Anträgen vor. Eine soziale Reform darf sich nach unserer Meinung nicht nur auf die unselbständigen Arbeiter beschränken, sondern muß sich auch auf die selbständigen Arbeiter erstrecken in Gewerbe und Landwirtschaft. Ge⸗ länge dies, so würde man der Sozialdemokratie den Boden entziehen. Man hat den Bauern Brotwucher dorgeworfen. Dieser Vorwurf ist unbegründet; die Arbeit der Bauern muß erleichtert und geschützt werden. Ich nenne die Entschädigung bei Manövern und für Quartier⸗ lasten. Der Bauer muß geschützt werden durch eine entsprechende Schutzpolitik, um ihn an die Scholle zu fesseln. Bei den Teuerungs⸗ debatten ist von sozialdemokratischer Seite behauptet worden, der kleine Bauer habe von dem Schutzzoll keinen Nutzen. Der Bauer weiß ganz genau, was er von dem Getreidezoll hat, ebenso wie der Arbeiter 8 was er von dem Industriezoll hat. Es gibt darüber eine ganze Menge statistischer Feststellungen, die das bestätigen. Die Steigerung der Bevölkerungsziffer stellt uns vor die Notwendigkeit, den Bauernstand zu fördern, 27 98 um den Fleischkonsum zu fördern. Dem Abg. von Gamp möchte ich bemerken, daß auch bei uns im Westen ein Bauernlegen durch den ebfgrundeest stattfindet, um diesen Besitz abzurunden. Ein 1“ alte ich aber für wünschenswe Der Freisinn allerdings wird damit nicht einver⸗ standen sein.“ Die Erfahrung lehrt, daß die Sozialdemokratie sich gerade dort einnistet, wo Großgrundbesitz besteht. Eine wi 8. Aufgabe ist auch die Urbarmachung von Oedländereien und Hoch⸗ mooren. Die Förderung des Bauernstandes ist auch notwendig im Interesse der Gesunderhaltung des Volkes und der Stärkung des Inlandmarktes. Man ist allzu sehr geneigt, das Schutzzollsystem als ein rein agrarisches System zu bezeichnen. Das ist ein großer Irrtum. Die Schutzzollpolitik hat der Industrie, dem Gewerbe und der ganzen Arbeiterschaft genützt. Eine gute Folge war auch, daß wir nicht mehr soviel Auswanderer nach Amerika abgeben wie früher. Es ist nur zu bedauern, daß wir unsere Kolonialpolitik nicht früher inauguriert haben. Jedenfalls war Fürst Bismarck in dieser Be⸗ jehung weitsichtiger als die Liberalen. Ein ausreichender Seuchen⸗ sbaß ist notwendig, wenn auch zuzugeben ist, daß die Sperrmaß⸗ regeln sehr nachteilig für die Bauern gewirkt haben. Wir wolle nicht vergessen, daß die Seuchen vom Auslande zu uns eingeschlepp wurden. Unsere Grenzen sind durchaus nicht geschlossen, aus Däne mark allein wird eine große Menge Rindvieh zu uns eingeführt. Di Landarbeiterfrage ist anders zu behandeln als die Industriearbeiter frage. Die Industrie arbeitet mit Maschinen, die Landwirtschaft in der Hauptsache mit lebendigen Kräften. Dem Landarbeiter gilt als Ideal der kleine Bauer, die Fessetung auf der eigenen Scholl während die Sozialdemokraten offen aussprechen, los von Grun und Boden, wenn der Landarbeiter revolutioniert werden soll. Da schrieb 1906 der Schriftleiter der „Bremer Bürgerzeitung“, der jeht ja in den Reichstag eingezogen ist. Die Schutzzollpolitik ist etwas Zweckmäßiges, doch nicht etwas Prinzipielles; für den Liberalismus allerdings ist der Freihandel eine Doktrin. Heute noch leidet unser Mittelstand unter den Wunden, die ihm die unbeschränkte Gewerbe⸗