Scchule und Kirche, der Dienst⸗ und Lehrherren unterstützen, ergänzen und weiterführen.
Verschieden sind und müssen sein die Wege, die nach diesem Ziele hinführen oder nach einem dieser Ziele zunächst hinführen. Welcher Weg zu wählen ist, was für ein Verein im einzelnen Falle zu be⸗ gründen ist, das hängt ab von der Persönlichkeit, die die Leitung über⸗ nimmt, von der Jugend, um die es sich handelt, von der Umgebung, den Bedürfnissen, die vorliegen, von den Verhältnissen und den Möglichkeiten, die sie geben. So haben wir die Tore weit geöffnet, und da ist es selbstverständlich, daß das Tor nicht verschlossen werden konnte den christlichen und konfessionellen Vereinen. Sie haben seit Jahrzehnten in dieser Arbeit gestanden und haben vielfach Vor⸗ bildliches geleistet (Bravo! rechts und im Zentrum); auch sie sind uns herzlich willkommen, und sie sollen nicht anders behandelt werden wie die anderen Vereine (Bravo! rechts und im Zentrum), nicht vor⸗ gezogen, aber auch nicht nachgestellt werden.
Mein Herr Vorredner bat sich mit trefflichen Worten über die Art und Weise der Verteilung der Mittel ausgesprochen; das ist in der Tat eine schwierige Aufgabe: denn es kommt hier nicht etwa dar⸗ auf an, die Summe nun in der Weise gerecht zu verteilen, daß jeder Verein etwas bekommt, der eine nicht mehr als der andere, sondern der Gesichtspunkt muß leitend sein, wie am besten unsere Ziele erreicht werden können, welcher Verein diesen Zielen unter den besonderen Verhältnissen, unter denen er steht, am besten dienen kann, wo das Bedürfnis nach einer Unterstützung besteht, da müssen die Mittel hingegeben werden. Das bedarf der eingehenden und individuellen Prüfung in jedem einzelnen Falle, und das ist selbst⸗ verständlich von Berlin aus nicht möglich, und deshalb mußten die Mittel dezentralisiert werden, damit dann draußen in der von mir skizzierten Weise verfahren wird. Ich habe mir jedoch eine bestimmte Summe reserviert, um einzelne besondere Ver⸗ anstaltungen, die vorbildlich dienen können und die besonderer Mittel bedürfen, mit Rücksicht auf die Zwecke, denen sie dienen, unterstützen zu können. Bei alle dem aber wollen wir mit den staatlichen Mitteln nur ergänzend eintreten. Wir erwarten, daß die Mittel, die von anderer Seite bisher geflossen sind, auch weiter fließen werden, und daß immer noch mehr von privater Seite hinzutritt. Das ist auch in manchen Fällen schon geschehen. Ich habe da einen im Auge, eine Stadt, in der eine große Stiftung ge⸗ macht worden ist, in Halle, wo jetzt ein schönes Jugendheim mit allen Bedürfnissen mitten in die Arbeiterviertel hineingestellt werden soll. Das ist ein schönes, beherzigenswertes Beispiel; hoffentlich werden ihm recht viele folgen. (Bravo!)
Wo nun in einem Ort eine größere Anzahl von Vereinen be⸗ steht, da kommt es vor allem darauf an, daß die angeschlossenen Vereine sich nicht gegenseitig befehden. (Sehr richtig!) Ein jeder Verein soll seiner Eigenart nachleben; aber er soll auch den Nachbar nach seiner Eigenart leben lassen. Die Vereine sollen sich nicht gegenseitig die Mitglieder abjagen, sie sollen ihre Werbekraft an die Jugend richten, die noch keinem der an⸗ geschlossenen Vereine angehört; sie sollen nicht in Feindschaft, sondern in ehrlichem, fröhlichem Wettkampf nebeneinander arbeiten und nach der Palme ringen, das Beste für die Jugend in ihren Vereinen zu schaffen und zu leisten. Es wird gerade die Aufgabe der Orts⸗ ausschüsse sein, da versöhnend und vermittelnd zu wirken, die Vereine zusammenzuführen, auch einmal, wie es ja auch schon geschieht, eine gemeinschaftliche Feier zu veranstalten, um Vorurteile und Miß⸗ verständnisse zu beseitigen.
Es wäre von den verbängnisvollsten Folgen, wenn es zu ernsten Zwistigkeiten zwischen unseren käme. Ich habe aber das Vertrauen zu dem gesunden Sinn der Männer, die draußen in der Jugendbewegung stehen, daß sie das verhindern werden, daß sie die großen Ziele, die großen Gesichtspunkte stets im Auge behalten und nicht andere Rücksichten in den Vordergrund treten lassen. Das möchte ich von hier aus mit allem Nachdruck in das Land hinaus⸗ rufen an unsere treuen Helfer dort, die sich in so erfreulich großer Zahl eingefunden haben, zu denen sich auch unsere Armee gesellt Leutnant und Feldmars uns hochwillkommene Mitarbeiter.
Meine Herren, wenn ich so, undeschadet der Selbständigkeit und Eigenart der Vereine, für ihr friedliches Mit⸗ und Nebeneinander⸗ wirken eindringlichst eingetreten bin, so kann ich doch, so ungern ich es in diesem Zusammenhang auch tue, nicht an der sozialdemokratischen Ingendorganisation vorübergehen. Sie hat einen Umfang und eine Bedrohlichkeit gewonnen, daß man dazu Stellung nehmen muß. Diese Organisation hängt in ihrem Ursprung und auch heute noch mit der antimilitarischen Propaganda der Jugend zu⸗ sammen. Zu Anfang wollte bekanntlich die sozialdemokratische Parteileitung nichts wissen. Das Eisen war ihr zu heiß, um es in die Hand zu nehmen; auch wollte sie sich nicht ent⸗ schließen, die Ingend parteipolitisch zu organisieren. Man fürchtete, in der „jungen Garde“ sich cine Zuchtrute für die eigene Partei zu binden. Aber wie es dort gewöhnlich geht: die Radikalen drangen mit ihren Auffassungen durch, und auf dem Parteitag wurde be⸗ schlossen, eine politische, eine panteipolitische Organisation, um die Arbeiterjugend zu polit sieren und zu revolutionieren. Das ist damals von einem bekannten Führer der Partei — wir haben die Worte am Sonnabend non dieser Tribüne gebört — programmatisch verkündet worden, und die mit Feuereifer an die Arbeit und schufen in kürzester Zeit eine weitverzweigte Organisation. Auch der pberste Gerichtsbof, als er sich mit diesen Dingen zu befassen hatte, stellte außer Zweifel, daß es sich um eine politische, um eine parteipolitische Organisation handelt. Deswegen ist es auch ganz falsch, wenn uns immer vorgeworfen wird, wir heßten die Polizei cine doch auch berechtigte Bewegung bekämpfen. Meine Herren, die Pofiei bat dabei nur ihre Pflicht getan. Sie hat dem Gesez zu seinem Recht verholfen; denn es steht doch nun eimmad, und nicht ohne Grund, in dem Reichsvereinsgesetz, daß Ingendliche von politischen Organisationen und Ver⸗ anstaltungen ausgeschlossen sein sollen. (Serr richtig: rechts. Meine Herren, wenn die Sozialbempfraten wirklich leriglich Ingend⸗ pflege trieben, dann Lonme ibnen die Polizei cbenso wenig anbaben, wie den anderen Vereinen (kebhafte Zustimmung) Es ist gewiß eine gute und eim schöne Sache, die Zugend in Geseng⸗ und Turn⸗ vereimen zu verrinigen, Ingentheime zu begrünten, um dort der Ingent Erbalung und Belebrung zu heien. Das baben ja unsere
8 Vereinen
(Bravo!)
b dado
radikalen 5 eriechter v„ TFvraPlnlnmntemn eleeeheee. Eigen
Sozialdemokraten haben es ihnen jetzt nachgemacht. Aber sie haben
diese Veranstaltungen mit ihrem politischen Zweck durchtränkt, sie
haben sie benutzt, um dort das Klassenbewußtsein, den Klassenhaß in
die Gemüter der Jugend einzupflanzen, sie zu revolutionieren und zu
politisieren und aus ihnen die Rekruten zu schaffen, die später in
ihre Reihe eintreten sollen.
Und, meine Herren, es sind ja nun auch gerade die Radikalsten der
Radikalen, die sich mit dieser sozialdemokratischen Jugendbewegung
befassen. Ausgerechnet Frau Rosa Luxemburg ist es gewesen (Heiterkeit),
die neulich bei einer großen Vereinigung von Jugendlichen an sie das
Wort zu richten hatte, und es stand dann in der sozialdemokratischen
Zeitung, daß die jungen Leute mit begeisterten, mit leuchtenden Augen
den zündenden Ausführungen dieser Dame gefolgt sind (oh weh! rechts),
dieser Dame, deren blutiger Radikalismus selbst der sozialdemokratischen Partei oft genug schon zuviel geworden ist. Das Herz kann einem weh tun bei dem Gedanken an diese arme, irregeführte Jugend (Lachen bei den Sozialdemokraten — lebhafte Zustimmung), bei der Vor⸗ stellung, wie der Haß in ihre jungen Gemüter gepflanzt wird, in diese noch nicht urteilsreifen Köpfe. (Sehr richtig!) Welche Frucht wird daraus hervorgehen! Haben nicht doch vielleicht Ihre (zu den Sozial⸗ demokraten) besonneneren Führer recht gehabt, als sie vor einer Politisierung der Jugend warnten? Ob sie Ihnen nicht selbst einmal über den Kopf wächst, und ob nicht doch in Ibren Reihen auch heute noch Väter und Mütter sind, die mit stillem Grauen diesem Treiben zusehen (Zu⸗ stimmung), die doch noch nicht alles, elterliche Autorität, Haus, Famille, alles, alles auf⸗ und untergehen lassen wollen in der großen soztaldemokratischen Partei? (Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Die Zukunft wird es lehren. Aber mit einer solchen Jugendpflege können wir nicht paktieren. Da muß ein tiefer Graben gezogen werden, und der uns aufgedrungene Kampf muß aufgenommen werden. (Sehr richtig!) Meine Herren, das wird ein Kampf um Schule und um Jugenderziehung in einem ganz anderen Sinne sein, als davon wohl sonst in diesem Hause die Rede ist. (Sehr wahr!) Meine Herren, das wird ein Kampf von einem Ernst und von einer Tragweite sein, daß er die Meinungsverschieden⸗ heiten der bürgerlichen Parteien über Schule und Jugend⸗ erziehung weit zurückstellt und verblassen läßt. (Sehr richtig!) Sie, meine Herren, werden gewiß an Ihren Auffassungen über Schule und Jugenderziehung festhalten; aber alle bürgerlichen Parteien müssen sich in einer geschlossenen Phalanx aufstellen gegen solche Angriffe auf unsere Schule, auf unsere Jugend (Bravo); und, meine Herren, dieser Kampf ist zu führen von uns, den Erwachsenen, von uns allein, unsere Jugend wollen wir von Ihnen fern halten, sie darf nicht hineingezogen (Zustimmung und Beifall.)
Wenn uns nun von gegnerischer Seite vorgeworfen wird, daß das doch geschehe, und dasür neuerdings als Beweis angeführt wird, wir wendeten uns ja mit unseren Maßnahmen nicht an die welbliche Iugend, und das täten wir nur deshalb nicht, weil die Frauen nicht Soldaten, nicht Wähler würden, so ist das in der Tat eine naive Beweisführung; auf den Gedanken ist wahrhaftig kein Mensch gekommen. (Na, na! bei den Sozialdemokraten. Sehr gut! bei den anderen Parreien.) Es ist ia auch gar nicht richtig, daß wir für die weibliche Jugend nichts täten; wir haben auch bisher schon ihr geholfen, und im Etat steht auch eine freilich nur bescheidene Summe, um Veranstaltungen im Interesse der weiblichen Jugend⸗ pflege zu unterstützen. Nein, meine Herren, solche Rücksichten sind nicht irgendwie maßgebend gewesen, als wir uns zunächst darauf be⸗ schränkten, die Jugendpflege für die männliche Jugend stärker in die Hand zu nehmen. Der Grund dafür war die Größe der Aufgabe, die uns bevorstand, war die Erwägung, daß wir zunächst einen Teil dieser Aufgabe in Angriff nehmen wollten, um Erfahrungen zu sammeln, und dann wollten wir weiter sehen.
Also, meine Herren, Politik muß ausgeschlossen sein aus unseren jugendlichen Organisationen. Wir würden damit nicht nur gegen das Gesetz verfahren, sondern wir würden auch das Falscheste tun,
wir tun könnten. Von Politik soll dort nicht die Rede sein, nicht von der Sozialdemokratie; je weniger dort von ihr ge⸗ (Sehr richtig!) Wir wollen an die unsere sonstigen Ideale, die uns durchs Leben begleiten, heranbringen: die Freude an allem Schönen und Guten, Gottesfurcht, Vaterlandsliebe (aha! bei den Sozialdemokraten), Heimatliebe, Tapferkeit, Ehrlichkeit, Entschlossenbeit, Reinheit, Zuverlässigkeit, das ist es, was Ernst und im Spiel bei unserer Jugend pflegen und fördern wollen. (Bravo!) von selbst ergebend aus dem, womit wir sie beschäftigen wollen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)
Dahin, meine Herren, gehören auch die Leibesübungen.
n s selbst willen, um den jugendlichen Körper zu stählen, der Hauptsache ist uns die Leibesübung
auch nur ein Mittel zu jenem Zweck. (Sehr richtig!) Gewiß sollen von ihr fern gehalten werden die Auswüchse des Sports,
werden.
Jugend
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pflege
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und ich bin da durchaus auch der Meinung, die hier vom Herrn Abg. von Goßler auf der Tribüne dargelegt worden ist; da ich seinen Namen genannt habe, will ich auch gleich auf die andere von ihm vorgebrachte Angelegenheit eingehen und mitteilen, daß ich mit dem Herrn Eisenbahnminister in Verbindung getreten bin und dort Ent⸗ gegenkommen gefunden habe, sodaß zu erwarten ist, daß in kurzem all⸗ gemeine Erleichterungen unter gewissen Voraussetzungen für die Aus⸗ flüge von Vereinen gegeben werden, die unseren Organisationen an⸗ geschlossen sind. (Bravo!) Der von Herrn von Goßler genannte Professor Sohnrev ist mir wohlbekannt, und ich stehe seinen Be⸗ strebungen durchaus sympathisch gegenüber. Er erhält ja übrigens dafür auch aus dem landwirtschaftlichen Etat schon stattliche Beihilfen. Wenner aber auch tatig ist auf dem Gebiete der Jugendpflege, so steht nichts im Wege, auch ihn an unseren Mitteln teilnehmen zu lassen. (Sehr gut!) Fortbildungsschulen sind ebenso ein Mittel. Wir wollen sie weiter pflegen und fördern; wir wollen mit ihnen die berufliche Geschicklich⸗
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keit der jungen Leute erhöhen, aber vor allem doch auch durch sie ver⸗ edelnd und sittlich religiös auf die Jugend einwirken. (Bravo!)
Meine Herren, wir wenden uns mit all den Mitteln an die guten und nicht an die bösen Instinkte der Jugend. Die Jugend will nicht hassen, sie will lieben, will bewundern, will sich begeistern. (Sehr gut! und Bravo!) Da müssen wir einsetzen, und da haben wir das Uebergewicht. (Sehr richtig! rechts. Abg. Dr. Liebknecht: Na, haben Sie eine Ahnung!) Da stehen uns andere Hilfsmittel zur Verfögung als jenen. Wir lonnen unserer Jugend erzählen von
Glauben
Aber nicht aufdringlich, sondern sich
u * 8
in den Tod gegangen sind, die Gut und Blut für das Vaterland gelassen haben, von Männern und Frauen, die ihr Leben im Dienste der Armen und Kranken verzehrt haben (Abg. Hoffmann: Vielleicht sagen Sie noch von Schiller und Goethe was! — Rufe rechts: Ruhe!); wir können Ihnen erzählen von den Großtaten unseres Volkes aus der Geschichte, die jene in den Staub ziehen und der Jugend vergällen! Das ist nicht im Sinne der Jugend. Und deshalb gehört auch heute noch die bei weitem größte Zahl der Jugendlichen
zu unseren Vereinen, und sie wird dort bleiben, wird welter zu ihnen kommen und wird jene meiden. Freilich nur dann, meine Herren, wenn wir unsere Pflicht tun, wenn wir nicht die Hände in den Schoß legen. Aber pessimistisch brauchen wir nicht zu sein. (Sehr richtig!) Wir können mit einem siegesfrohen Optimismus an die Arbeit gehen, wenn wir alle auf der Warte stehen; hier heißt es jetzt wirklich: alle Mann an Bord; jeder muß in seinem Kreis mitwirken, mithelfen. Wenn hier ausgeführt worden ist, daß mein Erlaß vom 18. Januar 1910 den Erfolg gehabt habe, daß diese Angelegenheit jetzt überall auf der Tagesordnung steht, sich jetzt überall die Hände regen, so ist das ganz gewiß erfreulich. Aber, meine Herren, das darf kein Strohfeuer sein, das schnell erlischt. (Sehr richtig!) Es muß ein dauernd brennendes, wärmendes Feuer sein, das seine Flammen weit hinaus ins Land zeigt. Und auch Sie, meine Herren, müssen mitwirken, daß das Feuer nicht erlischt, daß es ihm nie an Nahrung gebricht. Die Königliche Staatsregierung wird das ihre dazu tun. Sie hat mit dem vollen Bewußtsein von der ge⸗ waltigen Bedeutung der Aufgabe sie aufgenommen, und sie wird und kann sie nicht wieder aus der Hand legen. (Allseitiges lebhaftes Bravo!)
Abg. Dr. Schepp (fortschr. Volksp.): Das Zentrum hat zwei Redner gegen den deutschen Lehrerverein vorgeschickt, aber ich kann nicht daß die Herren etwas Ernsthaftes gegen ihn vorbringen konnten. Auch Herr Heckenroth hat in die Leitsätze des Lehrertages in Hannover alles mögliche hineingelegt, was nicht in ihnen steht. Die Tatsache, daß die Sozialdemokratie sich jetzt eingehender mit der Jugendpflege beschäftigt, ist nicht der Grund füͤr die größere Jugend⸗ fürsorge in den bürgerlichen Kreisen; es ist vielmehr die Aenderung der sozialen Verhältnisse. Die jungen Leute sind der Aufsicht des Meisters nicht mehr unterstellt, die Entwicklung von Industrie und Handel hat sie unabhängiger gemacht, viele Familien sind nicht mehr in der Lage, die Jugenderziehung richtig zu leiten. Wo finden wir z. B. noch das gemeinsame Mittagsmahl? Lesen Sie doch das schöne Buch von Richard Nordhausen „Zwischen 14 und 18 da finden Sie die Gründe für die Notwendigkeit der Jugendpflege. Was soll man dazu sagen, wenn eine Bergwerksgesellschaft einen Vertrag des Inhalts ab⸗ schließt, daß, wenn der Sohn eines Bergmannes nicht wieder Bergmann wird, er nicht in der Werkswohnung des Vaters bleiben darf, sondern auszitehen muß? Auf den Vorwurf, die Lehrerschaft neige zur Sozial⸗ demokratie, brauche ich nicht näher einzugehen; der Gegensatz zur sozialdemokratischen Jugendbewegung ist immer stark genug hervor⸗ gehoben worden. Ich verweise auf die Worte des Rektors Peters aus Kiel, auf die Worte des Stadtverordneten Lehrers Stark aus Magde⸗ burg auf dem Lehrertag in Hannover. Auch gegen die Mitarbeit der Geistlichen ist eine durchaus neutrale Haltung eingenommen worden. Das Wort „parltätisch“ in dem sozialdemokratischen Antrag paßt uns
—
sagen,
vereine nicht für geeignet, Jugendpflege in unserem Sinne zu be⸗ treiben; denn sie sind weiter nichts als Rekrutenschulen für die sozial⸗ demokratische Partei. Die Flugblätter, die von dieser verbreitet werden, enthalten Schmähungen gegen die Schule und die Lehrer⸗ sthaft. Heinrich Schulz schreibt z. B.: „Die meisten Lehrer betreiben
den Beruf wie ein Handwerk, von denken.“ Allerdings kommen auch von anderen Seiten ähnliche So
ge
Aeußerungen vor, das will ich nicht leugnen.
gefagt: binemgehen, die Euch 8 Jahre verprügelt haben.“ In unserem Antrage haben wir gesagt, daß die Mittel au „geeignete“ Ver⸗ einigungen verteilt werden sollen, und die sozialdembkratische Jugend⸗ organisation halten wir nicht für eine geeignete Vereinigung. ist unser Standpunkt klar präzisiert. Die Jünglingsvereine haben gewiß manches Gute geleistet; aber nach meinen Erfahrungen im Kreise Siegen habe ich doch einige Bedenken zer Es gibt dort eine ganze Reihe von Vereinen unter christlich⸗sozialer Leitung, die weiter nichts sind, als christlich⸗soziale Parteiorganisationen. Wir müssen den jungen Leuten Gelegenheit geben, auch konfessionell⸗neutralen Boden kennen zu lernen; auf diesem Stand⸗ punkt steht auch der neugegründete Bund „Jungdeutschland“. wir dafür sorgen, daß die kleinen Organisationen in eine zusammengefaßt werden, dann werden wir auch zu einem großen einheitlichen Jugendorgan kommen, an dem es jetzt vollständig fehlt. Dem konservativen Antrage, auch Mittel für die weibliche Jugend⸗ pflege bereitzustellen, stimmen wir zu. an, tüchtige Rekruten zu erziehen, sondern auch gesunde heranzubilden; denn diese sind die Vorbedingung für gesunde Rekruten. Den Grundsatz: non multa, sed multum! muß 1 zur Richtschnur nehmen, damit diese vielen einzelnen Vereine abgelöst werden durch eine kräftige, einheitliche Jugendorganisation, denn nur die Einigkeit macht stark. Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): So schnell, gedacht hat, geht es mit der Jugendpflege nicht vorwärts; eine Aufgabe, die so unlösbar ist wie die Quadratur des Zirkels
Da treten ein paar Magistratssekretäre und ein paar Lehrer zusammen, und fertig ist die Jugendorganisation! Es kommt auch vor, daß
und daß sie sich sofort nachber wieder auflösen. Alle möglichen Vereine werden durch den goldenen Regen staatlich heraufgepäppelt, nicht nur die kirchlichen Vereine, sondern auch alle möglichen „militärischen“ Jugendverein?; da wird unter dem man übt — größeres Vergnügen können Sie uns ja gar nicht bereiten, als so unter der Leitung des Pastors, des Leutnants und des Landrats Jugendpfleg
zu treiben; da trieft alles von Königstreue, Vaterlandsliebe, Gottes furcht usfw. Auch die Rede des Kultusministers war ein neuer Beweis von diesem komödiantenhaften Gebaren (Vizepräsident Dr. Krauf
ruft den Redner zur Ordnung). Gott für König und Vaterland“ sind sicher mit einem gewissen Augurenlächeln aufgenommen worden, und ich glaube, daß auch be dem Abg. Kesternich eine kleine Mentalreservation vorhanden war. Ach, der Zentrumspatriotismus! Es giht jetzt keine patentierteren
abhalten. Unsere Organisationen will man aber als international hinstellen. Da lachen ja die Hühner. Sie (zum Zentrum) sind ja geradezu Parvenüs des Patriotismus! Sie haben ja noch vo kurzem mit der Sozialdemoktatie zusammen an einem Schandpfahl gestanden und sind kaum erst losgebunden worden! Di Kriminalität in Berlin, vor allem unter der Jugend, ist geringer als in denjenigen Gegenden, wo das Zentrum herrscht. Das ist der Erfolg unser r Erziehungsarbeit in der Jugend,
die Statisik beweist gerate das Gaegenteil. Allerdings besteht noch außerordentlich viel Elend; aber um die Kriminalität herab zudrücken, müssen die wirtschaftlichen Zustände geändert werden. Lesen Sie sich den Bericht der Kinderschutzkommission für Berlin
unseren Helten und unseren Konigen, von Männern, die für ihren
eine vernichtende Sprache. Aber darum küͤmmert sich unsere offizielle 8
Es kommt nicht nur darauf Mütter
Die Worte des Abg. Kesternich „Mit
gar nicht; aber außerdem halten wir die sozialdemokratischen Jugend⸗
dem sie möglichst wenig belästigt sein wollen; man hat deshalb auch keinen Grund, ihrer freundlich zu hat ein Berliner
Pastor — die Angelegenheit wird jetzt untersucht — den Kindern „Ihr werdet doch nicht in die Jugendvereine derjenigen Leute
Damit gegen diese Vereine. den
Wenn große
8
der Minister sich
wie man es sich das ist
Aber die Gründung von Jugendvereinen wird mit Hochdruck betrieben.
solche Vereinigungen gebildet werden, nur um Geld zu bekommen,
Segen des Pastors Krieg gespielt, sich darin, wie man Menschenfleisch vernichtet. Ein
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8
Patentpatrioten, als Sie es heute sind. Und dabei haben Sie inter⸗ nationale Jugendorganisationen, die sogar internationale Kongresse
1
8 8
.
NUeberboupt kann man von einer Steigerung der Kriminalität der Jugendlichen nicht sprechen;
und Umgegent durch; die dort mitgeteilten Tatsachen sprechen geradezu
Würfelspiel
lasse es r 8 1 W3 8 nur so aus dem Walde herausschallen, wie es hineingeschallt
KSrno Pugendpflege ablehnen wird.
8 1“
Jucgendbemegung nicht, die mit so vielem Tamtam und Hurra ein⸗ seeit 488 äen . sozialdemokratischen Jugendbewegung können Snn ehn; fangen; Sie können es nur, wenn Sie die Feniae 8 ie se st vernichten. Die bürgerliche Jugendbewegung Ut en et worden an dem revolutionären Feuer der Sozial⸗ demo sie ist erweckt worden durch die Posaunenstöße unserer naen ewegung. Aber es bleibt bei dieser Bewegung bei einem Angstp rodukt um die wirklichen sozialen Schäden kümmern Sie sich Fesri Erst wir mußten uns um den Mutterschutz und den n erschutz kümmern, um eine starke und gesunde Jugend zur Ver⸗ teidignng ‚unseres Vaterlandes zu erhalten, eine Frage, der 8igg eigentlich am meisten annehmen müßten. Mit dröhnenden edensarten und hohlem Pathos wird hier die Jugendpflege gemacht. Der Sozialdemokratie wirft man vor, sie hätte das politische Moment in die Jugendbewegung hineingetragen. Will jemand noch diese Behauptung wiederholen, ohne sich dabei die Zunge abzubeißen? Ist doch Herr Dr. Pieper, der sicher uft diesem Gebiete Sachverständiger und für das Zentrum eine P 8 ist, für die politische Erziehung der Jugend eingetreten! 8g for ere denjenigen auf, hervorzutreten, der mit gutem Gewissen bel aürien kann, daß in der Schule, in den konfessionellen Orga⸗ Pgf mien, in den hurra⸗patriotischen Jugendorganisationen nicht Po - getrieben wird. Sie beanspruchen für sich das Monopol 8 Zugend zu politisieren, aber bekämpfen uns, die wir nur in e. uns befinden. Sie kämpfen mit falscher Maske, unter falsches Flaase Kämpfen Sie doch einmal mit offenem Visier! Aber Sie haben ja nur einen Mut traurigster Art. Der Minister hat erklärt, daß der Unterrichtserlaubnisschein auch von den Lehrern anderer Jugendorganisationen gefordert würde. Mir scheint das nicht der Fall zu sein; ein Beweis ist mir die Rede des Abg. Dr. Heß der sich bitter daruͤber beklagt hat, daß von dem Turn⸗ wart eines katholischen Turnvereins ein Unterrichtserlaubnisschein gefordert wurde; solche Fälle scheinen also nur sehr selten vor⸗ zukommen. Der Kultusminister hat für sich das Recht heraus⸗ genommen, die Entscheidung des Reichsgerichts zu korrigieren. So lange, wie nicht das Reichsgericht eine andere Entscheidung gefällt hat, hat der Kultusminister die Pflicht und Schuldigkeit, sich dem Urteil des Reichsgerichts zu fügen. Es ist gänzlich un⸗ erfindlich, woher der Kultusminister Kenntnis von den Gründen hat, aus denen eine Plenarentscheidung des Reichsgerichts über diese Frage herbeigeführt werden soll. Und dann hat jetzt der Kultus⸗ minister schon Kenntnis von einem Vorgang, der sich vor wenigen Wochen ereignet hat, während er damals nach Monaten noch nichts, von der Entscheidung des Reichsgerichts wissen wollte. Die Argurnente des Ministers gegen Jugendvereine (Zuruf: Der Minister ist ja nicht anwesend!) .. ach, der leere Stuhl dort hört genau 9 was ich sage, wie der Kultusminister. Die Argumente des F gegen unsere Pugendvereine sind ganz unerhört. Der 1 inister hat auch meine Ausführungen damit zu widerlegen gesucht daß er in dem Falle Konietzki behauptete, daß dieser schon gestorben sei. Ich habe darauf an Konietzkt telegraphiert: „Kultusminister be⸗ hauptet, Sie seien tot“. Darauf habe ich am 24. März die Antwort bekommen: „Bestätige, daß ich noch lebe und recht gesund bin“. Ich vil, g. einmal sehen, ob der Kultusminister angesichts dieses Hereinfalls noch einmal so bestimmt auftreten wird. Die Rede des Abgeordneten Kesternich war so charakteristisch für die Jugend⸗ bewegungsbestrebungen, daß wir gar nichts weiter wünschen können als daß diese seine Ausführungen in das Volk hinausgebracht werden, damit man weiß, welcherlet dunkelmännertsche Bestrebungen bei uns in Preußen und Deutschland am Werke sind, welche Geistesknechtung welche Finsternis, welche Muckerei, welche Scheinheiligkeit bei uns herrscht. Wir können in unserer Jugendbewegung keine Kinderschlaf⸗ liedchen singen lassen, wir brauchen aufrüttelnde und kräftigende Gedichte. Eine starke, aufrüttelnde Kost muͤssen wir den Proletarierkindern geben. Das Schicksal der proletarischen Jugend ist kein Schlaf, ist ein Kampf. Das Geschlecht des Proletariats ist zum Kampf geboren und muß zum Kampfe erzogen werden, Sie aber möchten es erziehen zum Sparen, zum Ausbeuten, damit es politische Heloten werden. Auch wir wollen es erziehen in kriegerischem Geiste, aber in edlerem Sinne 95 Sie, nicht chauvinistisch, nicht in dem Geisse, der bereit ist, auf ater und Mutter zu schießen, sondern im Sinne eines Krieges gegen alle Rückständigkeiten unserer Gesellschaft, gegen alle Reaktion die besonders in Preußen⸗Deutschland immer kühner ihr Haupt erhebt, zum Heroismus nicht der Menschenschlächterei, sondern der Selbst⸗ aufopferung für die größten Ideale der Menschheit, für den Fen des ganzen Menschengeschlechts. Der Abg. Gronowski 1..“ Scherzverse zitiert, aus denen er auf den moralischen 8 Utand. der sozialdemokratischen Jugendbewegung schließen wollte. Ich erinnere ihn aber nur an ein Lied, das von katholischen vegehe ehe gesungen worden ist, in dem die Roheit, Gemeinheit n lngerhr He verherrlicht wird. Da heißt es, daß wir alles, Bcenig den Weg kommt, kaputtschlagen, alles wird aus dem Sani Paherausgemorfen, das Klavier wird auch herausgeworfen, das 1 Sdent mwits zertrümmert, selbst die Wiege mit dem Kind fliegt dich h 8 ges 1n; Das sind die moralischen Anschauungen Ihrer wüg 8. ber Sie wissen ja gar nicht einmal, wen Sie aus⸗ dan S. ene e Iüre eigenen. Abgeordneten Gronowski aus, Kinde bie Müisi her damals das Lied, in dem es heißt, daß dem vnüpfte eis ga el ndurch den Nabel gespießt wird, und Enüg vFecnn die Bemerkung: so denkt die Sozialdemo⸗ Pespagh be. das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. die Iugen 8 nis gesst zu sagen: so denkt das Zentrum über Lom mersbuch He sicher “ von Ihnen, denen das alte Prn eber Freund ist. Ich will nicht der Prüderie das jengz. ich habe meine Freude an Ruvppigkeiten. Aber 8 89.en; Ssberilieder in sozialdemokratischen Liederbüchern als Lae 88 1 bezeichnet, muß doch auch diesen Liedern gegen⸗ ein Kancien. Ne n. Ich erinnere an das Lied: „Es war einmal 8 Kandtdat⸗ er ganz entsetzlich saufen tat“, das damit schließt, daß -S Land dat auf Examina und Christenheit pfeift. In dem Liede „O Academia heißt es: „Gar manch’ Dukaten gab ich her bei O, G eelenge hesl bab⸗ ich keinen Heller mehr. Unne. ber hören Sie nur weiter: „Vater und weiß ich iceerin Haus, vergessen ist ihr einz'ger Sohn, jetzt ists dih mehtt mehr ein noch aus, o Academia. Nur eine 8 inie. Fen 8 mich, sie wohnt „im fernen Heimatland, eine moralisehe g ersetzte ich, 0 Academia“. Ist das nicht wirklich nü alische Gemeinheit? (Lachen rechts und im Zentrum). Ich
at. Oder ke 8 ; — s 8 daaeseg L1“ nicht weiter das schöns Lied von Eduard und (Wegneehi 8 5 Lied, in dem sogar die Religion verhöhnt wird: h Segeten e Teufel auf dem Schneegebirg der Eifel Hunde dauß henegseh sich ergötzt und ein alter Erdenlümmel Sundenten ef ungfrau hetzt“? Das haben Sie alles als 8- dbeczge 8 ohne sich etwas Böses dabei zu denken. Wenn ann eh “ in sosialdemokratischen Büchern stehen, ble . Ste nt 5 genug Worte der Entrüstung. Nun mag der Die Jugendor Bepess noch einmal mit seinen Anklagen auftreten. 8 nöch 6 1ne Proletariats wird einseitig verfolgt, mag ationen künnd gG sein, um die anderen konfessionellen Organi⸗ serade ideale h rt siah niemand. Die proletarische Bewegung verfolgt rnst meinen üre e, Fber sie wird brutal unterdrückt. Wenn Sie es sind ahn loe beng haben Sie unsere Anträge anzunehmen, die das eutung durh ih 8 we sollen, die die Schulkinder vor der Aus⸗ erden Siu . liche Arbeit schützen sollen usw. Natürlich ber die Rede eeess Anträge ablehnen, auch die Nationalliberalen, inferen Aent Herrn Schepp beweist, daß auch die Volkspartei ntrag auf 28.. der Mittel für die 8 Sie benutzen nur den Umstand, daß baterentrag von uns gestellt ist, als Vorwand, um diesen Antrag ir wußien ves hnen unbequem ist. Das dient zur Aufklärung. 8 gestellt ün aß unsere Anträge abgelehnt werden, aber wir haben lülngen Hienh Sie auf Ihre Tendenz festzunageln und die schein⸗ Redensarten über die Jugendpflege zu brandmarken. In dem
Die Sozialdemokratie will keinen Haß säen, sondern in die Jugend nur die Liebe pflanzen, die Liebe für alles Große und Schöne, für die Volkswohlfahrt und die großen Ziele des Menschengeschlechts. Sie aber wollen die Jugend erziehen zum Haß gegen uns. Sie mögen alle Polizeihunde gegen unsere Jugendbewegung hetzen, wir haben keine Angst vor ihnen. Unsere Jugendbewegung erstarkt nur unter der Bedrückung. (Nachdem der Redner bisber über 2 ½ Stunden gesprochen hat, unterbricht ihn Vizepräsident Dr. Krause: Sie bürfen die Geduld des Hauses nicht zu sehr in Anspruch nehmen!) Ich bin anderer Ansicht, ich spreche zur Sache, wenn ich ausführe wie aus politischen Gründen gegen unsere Jugendpflege vorgegangen wird. (Vizepräsident Dr. Krause: Das gehört nicht zur Sache Sie können nicht die ganze Politik aufrollen 8. — Lebhafter Beifall rechts und lebhafte Schlußrufe.) Sie unterhalten sich lange über Gestütetat und ähnliche Sie interessierende Dinge, aber hier wollen Sie nichts hören. Unparteilichkeit, soziale Fürsorge und politische Freiheit verlangt das Volk. Sie werden die Sozialdemokratie nur bekämpfen, wenn Sie ihre Forderungen erfüllen, aber nicht mit einer Politik der Verdummung. Die proletarische Jugendbewegung ist ebenso unüberwindlich, wie die proletarische Bewegung überdupe Sie mögen sich noch so sehr die Köpfe darüber zerbrechen. Abg. Winckler (kons.) zur Geschäftsordnung: Die Rede, welche soeben zu Ende gegangen ist (nach 2 ¾ Stunden), ist ein Beweis dafür, wie bedauerlich es ist, daß die Geschäftsordnung nicht b tet an die Hand Füb bet der zweiten Etatsberatung ie Reden in einer gewissen zeitlichen re die Geaane 8 verbe ssen zeitlichen Begrenzung zu halten und die „Abg. Hoffmann (Soz.): Diese Rede ist nur ein 2 is “ e. ne Angriffen und das bin Hemeis hneide ortes endli inmal gesc verde bas Si vrrveset Poen. h einmal gesagt werden mußte, was Sie Abg. Dr. Liebknecht: Wir stehen in der Jugendfrage alle anderen Parteien. Wenn Sie einen gerechten Masstab haes wollen, so summieren Sie die Dauer aller anderen Reden und der Rede des Kultusministers, dann erst kommen Sie der Wahrheit nahe. Uebrigens war es nötig, auf Angriffe des Kultusministers bei früheren Gegenständen der Beratung zu antworten. G Abg. Dr. von Schenckendorff (nl.): Auf die politischen Er⸗ örterungen werde ich in anderem Zusammenhange zurückkommen, ich spreche jetzt vorwiegend als Mitarbeiter oder Vertreter derjenigen großen Kreise des Volkes, von denen der Minister gesagt hat, daß alle nationalen Kräfte einig mitwirken müßten. Der Staat hat die Jugendpflege nicht unvermittelt aufgenommen. Nach der Denkschrift sind schon 60 000 Lehrkräfte ausgebildet. Aber auch die praktische Jugend⸗ pflege in den Fortbildungsschulen wurde schon seit 1905, besonders aber nach dem bedeutsamen Erlaß vom 15. Juli 1908 aufgenommen, dem ein vollständiges Programm der Jugendpflege zugrunde lag. Diese Bestrebungen sind seit dem vorigen Jahre nur allgemeiner ins Werk gesetzt worden, und der Staat wendet ihnen jetzt erhebliche Mittel zu. Wie der Juͤgendpflegeerlaß vom 18. Januar 1911 gewirkt hat, ist noch nicht zu beurteilen, aber die Regierung ist mit ganzem Ernst an die Aufgabe herangetreten. Was die Organisationsfrage betrifft, so gibt es Orts⸗, Kreis⸗ und Regierungsausschüsse. Unausgebildet ist nur noch die Spitze des Ganzen, der Landesausschuß. Zweck⸗ entsprechend werden diese Organisationen nur wirken, wenn jäͤhrlich ein weiterer Kreis von Förderern und Sachverständigen, dem zu berichten ist, berufen wird; darin möchte ich besonders die Ge⸗ meinden zahlreich vertreten sehen. Ueber die Ergebnisse müßte das⸗ Wesentlichste veröffentlicht werden. So werden die ganzen — estrebungen zu einer Sache des Volkes gemacht werden. Die Bildung der Jugendklubs in Berlin hat gute Vorgänge gezeigt. Die Kritik an der Verteilung der Staatsmittel würde sich mildern, wenn der Minister vorweg auf Vorschlag der Regierungen Bedürfnisse be⸗ friedigte, die von allgemeiner Natur und bleibender Art sind, d. h. die Schaffung von Jugendheimen, Turnhallen, Spielplätzen, Schwimm⸗ gelegenheiten und die Bereitstellung von Werkstätten für den Hand⸗ fertigkeitsunterricht. Der Staat wird nicht selbst Unternehmer sein dürfen, sondern soll nur unterstützen. Aber mit der Bildung von Kinderhorten müßte der Staat kräftig einsetzen. Die Ausdehnung der Jugendpflege auf die weibliche Jugend kann ich auch nur bestens befürworten, aber es war durchaus richtig, erst an einer Stelle einzu⸗ setzen. Man muß aber eines bedenken, daß das Ganze freiwillige Einrichtungen schafft, das ist der Charakter der Jugendpflege. Der Staat muß nun auch die Gebiete durch Anregung und Unterstützung beackern, wo er schon jetzt einen aßgebenden Einfluß hat, das ist die Schule, die Fortbildungsschule und die Hochschule. Bei der Zusammenfassung aller nationalen Kräfte wird es möglich sein, mit Erfolg der vorhandenen destruktiven Strömung der Zeit eine aufbauende entgegenzusetzen. Möchte diese Bewegung, die Staat 858 ööö Regierung und Volk zusammenschmiedet, mmer weitere Ausbreitung finden Juge Nutzen und dem Vaterland zum Segen! 8 “ 8g 1u.“
Darauf wird die Debatte geschlossen.
Der Antrag der Volkspartei betreffs Schutzes der Kinder v Mißbrauch wird gegen die Stimmen der Antragsteller, der Polen und der Sozialdemokraten abgelehnt, ebenso der darauf be⸗ zügliche sozialdemokratische Antrag gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Polen. CYr. 8 4 2 8 u 1b Der Antrag der Sozialdemokraten auf Unterstützung der freien Jugendbewegung wird gegen die Stimmen der Antrag⸗ L11“ der Antrag der Volkspartei auf Verteilung der Mittel an geeignete Korporationen ohne religiöse oder politische Rücksichten wird gegen die Stimmen der Antragsteller und der Sozialdemokraten abgelehnt. NaC . 4.4 8 8 5 . Antrag Friedberg betreffs Vorlegung einer Denkschrift wir für erledigt erklärt, der weitere Antrag Friedberg betreffs Mitteilung der Verteilung des Fonds an die einzelnen Korpo⸗ rationen wird angenommen. Der Antrag Goßler (weibliche Jugendpflege) wird Unterrichtskommission überwiesen.
Der Etatsfonds wird bewilligt. “ XS2 . 1 . — 8 . 2 „Das Kapitel der allgemeinen Fonds wird ohne bewilligt. Paronk 2. . Darauf vertagt sich das Haus. wrauppräsihent Dr. Freiberr von Erffa: Es ist mir soeen die raurige Nachricht geworden, daß einer der ältesten Veteranen Hauses, der Gebeime Justizrat Albert Traeger, beute im 82 Jahre seines Lebens abberufen worden ist. Der Entschlafene 8 dem Hause mit kurzen Unterbrechungen fast 33 Jahre ange⸗ hört und an unseren Arbeiten stets hervorragenden Anteil genommen. Ich bitte Sie. zum Zeichen der Teilnahme sich von Ihren Plätzen zu erheben. Ich konstatiere, daß das geschehen ist. Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch (Kultusetat.)
8
v11“
10 Uhr.
Nr. 12 des „Eisenb grord 8 „
Nr. 12 des „E ahnverordnungsblatts“, herausgegeden im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. vom 25. März. bat solgenden Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten; vom 19. März 18 12, betreffend Freifahrtordnung; vom 21. März 1912, detrecFend Aenderungen bei den Eisenbahnbetriebs⸗ usw. Aemtern. — Nachrichten.
ugenblick. mo Sio G 1 8 dm genblick, wo Sie unsere Anträge ablehnen, sind Sie gebrandmarkt.
Statistik und Volkswirtschaft. 8.
Ein⸗ und Ausfuhr einiger wichti ger Waren in der Zeit bvom 11. bis 20. März der beiden letzten Jabre. 3
Einfuhr Ausfuhr 8 im Spezialhandel dz = 100 kg 1912
14 937 7 700
4 025 128 1 032
2 433 918 728 5 187 729 16 563
Warengattung
1912 227 486 41 071 8 251
68 046 25 585
19 967 21 946 3 651 743 ¹) 2794 148 8 60 640 1 652 409 2 853 576 2 277 954
228 616 525 571 25 132
1 764 2 124 392 14
1911
Baumwolle.. Flachs, gebrochen, ge⸗ wungen usw.. . Hanf, roh, gebrochen, ge⸗ schwungen usw. . . Jute und Jutewer Merinowolle im Schweiß Kreuzzuchtwolle im EEEEEE1öö1““ JeIöXX“ Steinkohlen.. Braunkohlen . . . . Erdöl, gereinigt (Brenn⸗ und Leuchtöl).. Chilesalpeter.... 8 aes 1X“ Rohluppen, Rohschienen, Rohblöcke usw. .. Träger, eiserne .. Eisenbahnschienen 1 Straßenbähnschienen Eisenbahnschwellen aus Eisen..
157 876 13 764
139. 42 249 17 935
1) 737 3858 6 912 890 15 232
225 218 41 209 342 332 15 723 128ö ²) 22 255 272 079 ²) 268 058
84 785 120 606 172 964] 26 2 3 55 65 EEE1 23. “ Feingold, legiertes Gold, Barren aus Bruch⸗ Z“ Deutsche Goldmünzen. Fremde Goldmünzen. 8 0,67 Einschließlich; ¹) von eisen⸗ oder mimganhaltiger Gasreinigungs⸗ masse, Ferrocyanschlamm, Konverterschlacken, ausgebranntem eisen⸗ haltigen Schwefelkies, ²) des Ferroaluminiums, Ferromangans und anderer nicht schmiedbarer Eisenlegierungen, ³) der Eisenbahnlaschen und -unterlagzplatten aus Eisen, *) ohne Barren aus Bruchgold. Berlin, den 26. März 1912. 8 Kaiserliches Statistisches Amt
elbrück.
Handel und Gewerbe.
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 26. März 1912: Ruhrrevier. Oberschlesisches Revier gelt .. 2968 “ Niecht gestellt. 20
206 396 118 012
191 573
Nach dem Bericht der Gesellschaft für elektrisch und Untergrundbahnen in Berlin (Hochbahngesellschaf Jahr 1911 hatte das Geschäftsjahr 1911 für das Unt sofern besondere Bedeutung, als es einen gewissen Ahschluß der lang⸗ jährigen, für die schrittweise Entwicklung des Schnellbahnnetzes ge⸗ führten Verhandlungen gebracht hat, die das Ziel verfolgten, große Durchmesserlinien für Berlin und seine Nachbargemeinden mit einheit⸗ er und zweckmäßigen Betriebsverhältnissen zu schaffen. T Berlin über die Frankfurter Allee⸗Linie ist das letzte Glied für ein solches zusammenhängendes Bahnnetz gewonnen worden Das Betriebsergebnis d und Untergrundbabn (Streckenlängs Da ergebnis der Hoch⸗ und Untergrundbahn (Streckenlänge Ende 1911: 17,8 km) für das Jahr 1911 stellt sich im Vergleich mit dem des Vorjahres wie folgt: Einnahmen 8 166 428 ℳ B 7525 935 ℳ), Fabrgäste 62 585 512 (i. V. 56 886 741). Die Durch⸗ schnittseinnahme auf einen Fahrgast betrug 13,05 ₰ gegen 1323 im Vorjahre. Der größte Ta ehr fiel auf den 5. Februar mit 220 516 Fahrgästen und 30 511 ℳ Einnahme, der geringste Verkehr auf den 30. Juli mit 99 562 Fahrgästen und 13 631 ℳ Einnahme. Der Wagenpark bestebt aus 251 gen, und zwar 130 Motorwagen und 112 Anhängewagen r2 de. See ergher 7n ängewagen. Flachbabn Warschauer Brücke — Lichtenberg (2,8 km) erbrachte 125 720 (i. 95 310) ℳ Ueber die Bautätigkeit der Gesellschaft enthält der Bericht u. a. folgende Ausführungen: Auf dem größten Teil der Untergrundbahn⸗ strecke vom Spittelmarkt über den Alexanderplatz nach der Schönbauser Allee ist der Tunnelkörper fertiagestellt; die Spreeunfertunnelung ift auf der füdlichen Hälfte durchgeführt, auf der nördlichen in Ausfübrung Nach erreichter Verständigung mit der Stadt Berlin über die mit der Frankfurter Allee⸗Linie zusammenhängenden Entwurfsänderumgen zuf emerbelntst ir 80⸗ Klosterstraße, auf dem Platz selbst und in der Münzftraße wieder aufgenommen worden. Auf der Hochbahnstrecke in der Schönhauser Allee ist der Aufbau der Pfeiler nahezu beendet und mit der Aufstellung der Eisenkonstruktionen degannen. Die Eröffnung der gesamten Strecke bis zur Ringbahn ist zum Frübjahr 1913 in Aussicht genommen worden. Die Banarbeiten der Strecke vom Wittenbergplatz nach dem Nürnberger Platz und nach dem Kurfürsten⸗ damm sind im Jult des Berichtsjahres begonnen warden. Die Aus⸗ schachtungen sind bis auf kurze Abschnitte i damm
2₰ — 2*
2*
22 — —.
scheFwengen find bis auf kurne zmitte im Kurfürstendamm und in der Nürnberger Straße beendigt; die Herstelung des Tunnelkörperd ist in größerer Ausdehnung begonnen und erheblich fortgeschritten. Die Betriebseröffnung dieser Linien ist für den Herdst 1913 in Aus⸗ sicht genommen. Das Kraftwerk in Ruhleben ist fertiggestellt: d
Probebetried wurde am 1. Novemder 1911 aufgenammen. Die Be.
8 1 †. Nod 8 Imm m. Die Ds⸗ nutzung des im Bau hesindlichen Betriebsdabnhoafs ist sür den kommenden Herbst in Aussicht genommen. Mit dem Umhau des Gletsdreiecks zu einem Kreuzungsbahnbof soll im Laufe die begonnen werden. — Die Diwidende der Gesellschaft betra
— Der Versand der Werke des Stahlwerksverk Produkten B betrug laut Meldung des Februar 1912 insgesamt 580 616 t (Roöstab im Januar 1912 und 481 421 t in Fedruar 1 fallen auf Stabeisen 339 527 t gegen 340 836 hesr 2 8. 8 dmdt 68 598 t gegen 71 5 8 bezm. 88 420 t, Bleche 99, 6829 1 ge. 102 996 besw. 82 975t, Rödeen 21 493 t gehen 17 Söt dezm 14 507 t, Gußs⸗ und Schmiedefticke 21 280 t gegen d4 Tl desm. 4822 L. nt v Hestrigem seedenten ordentlichen Gepere Nerammlung . lgemsinen Petreleum⸗Induütrie Aktien⸗Gesell⸗ shas, in weicher 1 ¼ 801 000, „& Akken dertveten waren, wurde laut Meldang E. K Bo. die mit dem o. September 191⁄ ab⸗ sFlüssesde Bülans für des sedente Gesckästszadr. genebmigt vnd ent⸗ prechend dem Verschlage der Berwolkung deschlessen, aus dem Jahrcs. erträgnts l 889 ℳ zu Abschreidungen zu verwenden und 61 123 ℳ auf neue Rechaung vorczutragen.
I der geseren Setzung des Aufsichtsrats der Aktken. geellschaft fär Verkedrswesen wurde laut Meldung des „W T. I. a8s Berlin die Verteilung einer Dividende daon 18 hg Emn Veriabr 12 ½ Je) beschlossen. 3 — In der Aufsichtsratssitzung der Norddeutschen Celku losefadrik Aktiengesellschaft laut Nesdhs . X r aus Köntgsderg beschlossen, der auf den 25. April meranmden Genezalversammlung eine Divdidende von 14 % (bn Vorz 12 89 nad Voxnahme der Abschreibungen und Rücklagen I⸗lNen. — Die Generalversammlung der Hamburg⸗Ameriks⸗Linie
alen gegen eine Sthaume
bat laut Meldung des „W. T. B.“ mit die Erhöhung des Grundkapitals um 25 Millkenen Mart
Berichtsjahre erfolgte Verständigung mit der Stadtgemeinee