1912 / 78 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Mar 1912 18:00:01 GMT) scan diff

S.

durch u einem politischen Beamten. Der Einwand, daß auch deutsch⸗ polnische Beamte die Zulage bekommen, ist nicht stichhaltig, denn wir haben gehört, daß unter den mittleren und unteren eamben nur ehr wenig Polen sind. Wir wollen nicht bestreiten, daß eine Steeichung der Ostmarkenzulage die betreffenden Beamten bort treffen wird, aber da mögen sich die Beamten bei der Regierung bedanken. Wir sind überdies stets bereit, der Gesamtheit der Beamten im Wege Gehaltsaufbesserung ihr Gehalt so zu erhöhen, 8 den Be⸗ amten im Osten für den Ausfall der Zulage ein Ausglei geschaffen wird. Man darf eine Korruptionsprämie nicht bewilligen, weil die zu Korrumpierenden sich daran gewöhnt haben. Seit Jahrzehnten wird in der Behandlung der Polen Unrecht auf Unrecht getürmt, und nun verlangt man von ihnen so viel Gerechtigkeitsgefühl, daß sie für die Vorlage stimmen. Das ist dasselbe, wie wenn ein Mann, auf dessen Kopf ein Preis ausgesetzt ist, nun gebeten wird, diesen Preis noch aus seiner eigenen Tasche zu bezahlen. Diese Politik ist unge⸗ recht, töricht und nutzlos, sie ist ein Erzeugnis E“ Ge⸗ pensterfurcht. Die Alldeutschen sind viel gemeingefährlicher als die olen, sie wollen die Rheinmündung annektieren und ganz Marokko wirtschaftlich und politisch germanisieren. Die Polen wollen nur nicht als Bürger zweiter b behandelt werden. Eine Politik, die ein Volk mit barbarischen Mitteln verpreußen will, kann nur Nieder⸗ lagen auf Niederlagen herbeiführen. Wir sind stets prinzipielle Gegner der „Vers luckungspolitik“ gewesen. „Es ist kein Wunder, daß die preußisch⸗deutsche Regierung noch jetzt an Verdauungs⸗ beschwerden infolge ihrer Polenpolitik leidet.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraet ke:

Meine Herren! Ich möchte dem Herrn Vorredner sogleich er⸗ widern, daß ich auch heute noch auf dem Standpunkte stehe, daß ich keinen Sozialdemokraten in der Reichspost⸗ und Tele⸗

graphenverwaltung dulde. (Lachen bei den Sozialdemokraten.

1— Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Lachen Sie doch nicht! Wenn es eines Beweises bedürfte, daß dieser Standpunkt der einzig richtige und notwendige ist, dann hat der Herr Vorredner und sein Fraktionsfreund Zubeil den Beweis in der krassesten Weise geliefert. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Denn Sie haben nichts weiter getan, als die Beamten zum Streik aufgefordert. (Er⸗ neute Zustimmung rechts und im Zentrum. Lachen und Zurufe bei den Sozialdemokraten.)

Meine Herren, der Herr Vorredner sprach immer davon, Sie ließen sich nur leiten von Recht, Gerechtigkeit und Billigkeit, und Sie werben nicht um die Postbeamten. Ich möchte Ihnen hier ein Flugblatt zeigen: „Die Postbeamten und die Reichstagswahlen“,

welches von Ihrer (zu den Sozialdemokraten) Partei in vielen Tausenden von Exemplaren den Postbeamten in Kuverts zugeschickt worden ist. (Hört! hört! rechts und im Zentrum.) In diesem Blatte, das voll von unzutreffenden Behauptungen ist, heißt es am Schluß in fettem Druck folgendermaßen: Die mittleren und unteren Postbeamten haben wahrhaftig keinen Grund, mit ihrer Verwaltung zufrieden zu sein. LLebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Wenn sie wollen, daß es besser wird, müssen sie sozialdemokratisch

wählen.

(Erneute Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Aber Sie fordern sie ja auf, Sie werben um sie; das will ich Ihnen ja bloß beweisen. Ihr Fraktionsgenosse führte ja gerade an: Sie werben nicht um sie, sondern Sie treten nur für Recht und Gerechtigkeit ein: nennen Sie das so? Dann heißt es da weiter:

Sie wären dumm genug, wenn Sie sich wiederum vor den Karren

der bürgerlichen Parteien spannen würden.

(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten. Lachen rechts und im Zentrum.)

Die nächste Reichstagswahl muß eine Abrechnung mit der Reaktion

sein. Die Postbeamten können zu dieser Abrechnung ein gutes

Teil beitragen, wenn sie sozialdemokratisch wählen.

(Lebhafte Zurufe: Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Gewiß haben Sie das geschrieben. Aber sehr wahr ist auch, daß Ihr Aus⸗ spruch vorher, Sie werben nicht um die Gunst der Postbeamten, unrichtig war. (Lebhaft. Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Da werden Sie nicht rufen: das ist wahr. Meine Herren, all Ihr Werben wird Ihnen nichts nützen. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ich habe früher schon zum Ausdruck gebracht, daß sich die Postbeamten dagegen verwahren, daß Sie als ihre Vertreter hier auftreten. Das auszusprechen, bin ich wohl berechtigt, da ich die Gesinnungsart der Beamten besser kenne als Sie (Beifall rechts und im Zentrum) und weiß, daß Sie die Beamten beleidigen, wenn Sie ihnen, wie es der Herr Abg. Zubeil getan hat, Eidbruch zumuten. (Unruhe und Zurufe bei den Sozialdemokraten.) (Glocke des Präsidenten.)

Meine Herren, Sie haben es sehr wohlfeil, wenn Sie sagen: wir treten für die Beamten ein. Sie halten hier lange Reden, und wenn es darauf ankommt, abzustimmen, was tun Sie dann? Sie stimmen nicht für den Etat. Haben Sie schon für einen Etat gestimmt? (Hört! hört! recht und im Zentrum. Lachen bei den Sozialdemokraten.) Bringen Sie doch das auch zum Ausdruck! Sie treten hier auf und sagen: wir sind die einzigen, die für euch wirken, und dabei bewilligen Sie keinen Pfennig. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Das muß auch einmal ausgesprochen werden, damit die Beamten das erfahren.

Aber nun noch zu einer weiteren Sache, die zeigt, wie Sie (zu den Sozialdemokraten) die Beamten einschätzen. Am 16. hat Ihr Fraktionsgenosse Sachse hier bei Besprechung eines Prozesses, der ent⸗ standen ist aus Anlaß eines zuerst in dem Organ des Deutschen Steigerverbandes erschienenen Artikels folgendes gesagt:

Die Steiger sind bespitzelt und beschnüffelt worden; und schließlich haben sich der Zechenverband und der bergbauliche Verein ich nenne absichtlich beide Namen, damit sich keiner ausreden kann, er sei nicht gemeint; sie sind ein und dasselbe durch die Post die Adressen der Steiger verschafft, die noch die „Steiger⸗ zeitung“ halten. Gestern war der Prozeß. Laut behördlicher An⸗ ordnung durften gestern auffallenderweise die Postbeamten vor Ge⸗ richt nichts aussagen.

Das sind die eigensten Worte Ihres Herrn Kollegen Sachse. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Na und?) Sehr hübsch, daß Sie das bestätigen! Der von mir erwähnte Artikel ist in mehrere Zeitungen übergegangen, und einige, der in Essen erscheinende „Allgemeine Beobachter“, der „Essener Anzeiger“ und das in Bochum erscheinende „Volksblatt“ brachten den Artikel unter der Ueberschrift „Bespitzelung des Steigerverbandes mit postalischer Hilfe“ und knüpften daran schwere Beleidigungen gegen die Postbeamten. Gegen die verantwortlichen Redakteure dieser beiden Zeitungen ist wegen be⸗ leidigender Aeußerungen Strafantrag gestellt worden (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Natürlich !), nachdem die von den Oberpostdirektionen

Düsseldorf, suchungen die Grundlosigkeit der Staatsanwaltschaft bei den Landgerichte dem Antrag der Reichspostverwaltung gemäß g Redakteure die Anklage wegen Beleidigung erhobe Das Gerichtsverfahren hat stattgefunden, klar durch eidliche Aussagen bewiesen worden, dabei nicht beteiligt sind, und es ist verkündet worden, schuldigung unrichtig sei. Wenn nun der Herr Abg. Sachs am 16. früh das vielleicht n die Verhandlung stattgefund

Dortmund, Münster sofort angestellten eingehenden Unter⸗ Verdächtigung ergeben hatten. Die n in Essen und Bochum hat egen die beteiligten n. Nun was kommt und dabei ist daß die Postbeamten daß die Be⸗ (Hört! hört! rechts und im 3 e auch zu entschuldigen ist, daß er och nicht gewußt hat, weil am 15. een hat, so habe ich doch absichtlich ge⸗ wartet und habe mir wieder einmal die Ueberzeugung vers wollen, ob Sie die Ehrlichkeit haben, (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Ehrli sagen wir: ob Sie den Mut forderung zu bekennen: wir ha

jetzt heraus?

nun offen einzugestehen chkeit? Ehrlichkeit?) Oder n und ohne vorherige Auf⸗ ben den ehrenwerten Stand der Post⸗ beamten beleidigt, und zwar öffentlich vor dem Reichstage, nachdem wir nun erfahren haben, zutreffend sind, daß auf den Postbe nehmen wir das zurück. Das ist

haben, offe

daß unsere Behauptungen nicht amten dieser Makel nicht haftet, hier in diesem Falle wieder nicht Darum möchte ich Ihnen hier bloß erwidern: beamtenschaft lebt nicht allein vom Essen, bewahrt haben, und die müssen Sie auch ehrlich sein (Zwischenrufe bei den Sozial sagen, Sie müssen gestehen: wir sind fal wir müssen das offen bekennen an derselben Stelle, klage erhoben haben: die Angriffe sind zu unrecht erhoben; wir ver⸗ künden das hier. So lange Sie das nicht tun, werden die Post⸗ beamten überzeugt sein, daß Sie nicht ihre Freunde sind, wie Sie es immer darzustellen belieben. (Beifall rechts und im Zentrum. Lachen bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Sachse (Soz auf einem Telegramm. beamter“ mit dem Ausdruck (Hört, hört! rechts und im Ze der Prozeß geht weiter. Es s t entweder Postbeamte

sondern sie will ihre Ehre bewahren und müssen auch demokraten), oder ich will sch unterrichtet gewesen und wo wir die An⸗

seinerzeit gesagt habe, Ulerdings der Ausdruck verwechselt worden. t zu früh,

arin war a Polizeibeamter“ Jubeln Sie ni ollen 1900 Bestechungsgelder bezahlt sein, womi oder Buchdruckereipersonal bestochen

worden ist.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraetk Ich muß hier noch einmal hervorheben, daß das ge liche Urteil dahin

fällte gericht⸗ gelautet hat, daß festgestellt ist, daß eine In⸗ diskretion seitens der Postbeamten nicht begangen worden ist. hört! rechts und im Zentrum.) Alles andere kommt hier gar nicht in Betracht. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Der Herr Abg. Sachse hat seinerzeit gesagt, die Indiskretion sei nur durch Post⸗ beamte ermöglicht worden. Das ist nicht zutreffend. Deshalb sage ich, wir hätten erwarten dürfen, daß nach so langer Zeit der Vorwurf gegen die Postbeamten zurückgenommen wird; denn es ist ein schweres wenn er das Briefgeheimnis verletzt. Alles andere kommt nicht in Betracht. (Beifall! rechts und in der Mitte. Widerspruch bei den Sozial⸗ demokraten.)

Abg. Dr. Oertel (d Betriebe keine

Vergehen für jeden Postbeamten, Das mußten Sie von selbst tun.

Wenn der Staatssekretär in seinem det, so handelt er nur pflicht⸗ uf monarchischer Grundlage d in diesem Bestreben wird Freunde und auch der Der Vorredner aus dem seine Ausführungen meinen eigenen

Für die Be⸗

Sozialdemokraten dul Er kann in einem Reiche, das a demokraten niemals dulden, un Zustimmung meiner politische großen Mehrheit dieses He Hause wird es mir nicht nicht im einzelnen ei „Erlaß“ in der „Deutschen Ta⸗ ichnung „Erlaß“ danke ich ver die ich eigentlich ni

Ich verzichte darauf, flache oder gewölbte Busen au ssache. Die Aeußerung, liches Machwerk des schwarzbla bereits einmal er und nicht b. uns darüb nfrage wird

übelnehmen, wenn ich auf Ich würde dann gegen eszeitung“ verstoßen. indlichst, es liegt darin eine gewisse t verdiene, aber von jener mich darüber auszulassen, ob der Briefmarken schöner ist, das ist daß die Reichsfinanzreform ein uen Blocks sei, habe ich, wenn ehört; sie wird durch Wieder⸗ Wir werden wohl noch er mit den Herren zu unter⸗ uns wohl noch bei dem be⸗ ich aber Verwahrung ein⸗ use als eine Korruptions⸗ varkenzulage ist eine staatliche Ein⸗ tionsprämie zu beze die Polen werden mit dieser Der Abg. Wendel sah es als Postbeamten etwa die A⸗ deren Vertreter ansehen wollten.

t auch derselbe Vorwurf teidigen; es gibt gewisse t, sondern die man mit Recht interessant war es, sondern apodi artei gestimmt hät er weiß also der Abg. ldemokratische Kandidaten tig zu halten. der Bedeutung ihres Zahl Sozialdemo⸗ teresse der Beamten an. orten des Abg. Wendel ven Resistenz oder Wendel sagte,

eamten nicht auf andere Weise titionen hülfen nichts, und ssive Resistenz und ich, wie die Be⸗ Darin liegt eine Es wird ihnen eine H noch für das Deutsche Reich er⸗ mten den Abg. Wendel auf das das für eine Rede⸗ Das würde ich doch als eine n ich nicht befürchtete, daß der en Verstoß gegen die parlamen⸗ Die Postbeamten sind zum Gehor⸗ Treue werden sie nicht ehorsam, so sind sie treu⸗ g verfallen. (Lachen bei den ständnis für ein heiteres Lachen, uälten Eindruck. Der Vor⸗ es Zentrums erklärt, postlagernde hr zu belegen. Die Tendenz dieser Art und Weise aber, wie der warf, ist parlamen

Anerkennung, gern annehme.

ich mich recht erinnere, holung nicht glaubhaft einmal Gelegenheit

sonderen Titel b. legen, daß die Ostmarken prämie beze richtung, un her eigentli Bezeichnung

eschäftigen.

ichnet wird. d die hier als Korru nicht Sitte. aum einverstanden sein. einen Defekt der Intelligenz Pauli oder Beck als ihre b direkt wird diesen Abgeordneten dami ch brauche sie da Anwürfe, gegen die man s ritzen niedriger Wendel nicht etw le Beamte für seine Wahlgeheimnis.

ichnen, war bis⸗ an, wenn die

gegen nicht zu ver ich nicht verteid hängen läßt.

daß der Abg. davon sprach, daß vie Wir haben Wendel, daß viele Beamte

mt haben? Die Herren ich glaube, daß unsere Berufes durchdrungen kraten gewählt hätte Mit Recht hat der eine Anlockung,

die Postbeamten sich und verstehe ni vorgingen, papierne er hat nachher expressis der Streik sei möglich, amten nicht zu diesem Zwangsmi schwere Beleidig lung zugemutet, sprießlich ist, ich hof entschiedenste de wendung: Treue demagogische Redensart bezei e Bezeichnung a

a hypotheti

cheinen das für rich u sehr von ie in großer

Beamten viel sind, als daß Ich nehme das im Staatssekretär in den einen Anreiz zur passi

daß die Post solutionen und verbis hinzugefügt, die paß ihm unverständ ttel schritten.

und es sei

ung unserer die weder ehrenhaft, fe, daß die

savouieren werden. Was ist das bis zum Hungertuch! chnen, wen Präsident dies tarische Ordnung ansehen sam und zur Treue verp Brechen sie die und als solche der Verachtung ch habe ja Ver t doch einen zu geg jen die Anregun

Zuschlagsgebü

flichtet, und die Treue und den

Sozialdemokraten.) aber Ihr La redner hat si Sendungen mit einer nur zu billigen. Die Namen Roeren hinein

Es handelt sich gar nicht um harml schwert werden soll, ndliteratur, die pornographische Litera⸗ Das werden auch die (Lachen bei den

örderung er sondern au wird die Schmutz⸗ und Schundli nde der Jugend befö

sten Linken nicht wün

tur, in die Här von der äußer

demokraten.) Ihr Lachen kennzeichnet Sie besser al

äter bi

schlossenen Briefumschlägen versandt. Bei mir haben si beklagt, daß sie solche An 8

nicht schnüffeln, aber wenn im Aeußeren schon sich der Schmutz

nügend kennzeichnet, dann könnte hier doch etwas schärfer zugegtif werden. möchte den Herren auch empfehlen, sich genise Gerichtsentscheidungen zu erinnern, nach denen die Zusendung solce Literatur als Beleidigung bestraft werden kann. Hier haben n

ein Mittel, von dem noch lange nicht genug Gebrauch gemacht wi

Wir Konservativen sind bereit, alle berechtigten Wünsche der Piß⸗

beamten zu unterstützen, soweit sie durchführbar, erfüllbar und m.

den Gesamtinteressen vereinbar sind. Deshalb stimmen wir auch! Resolution, die die Zulage von 300 an die Postassistenten betrif

zu. Ferner sind wir bereit, der Resolution zuzustimmen, die eine h weiterung des Erholungsurlaubs der Postbeamten in angemessen Weise wünscht. Dieser Resolution steht ein durchschlagendes 2 denken nicht entgegen. Unsere Postbeamten haben schwere Arbeit; leisten, der Urlaub wird ihnen nötig sein und muß ihnen bewill werden. Es ist mir mitgeteilt worden, daß den Telegraphenbeamt die bisher einen dreiwöchigen Urlaub erhielten, in diesem Inh nur ein zweiwöchiger Urlaub gewährt werden soll. Ich gland es bedarf nur dieser Anregung, um den Staatssekretär zu d anlassen, sich dieser Angelegenheit anzunehmen. Ich habe die Alz⸗ eines Postagenten in einem stark bevölkerten Dorfe zu beobacht Gelegenheit gehabt; auch diese Agenten bedürfen des Urlaubs. 6 wollen sich im Jahre nur ein paar Tage aus ihrem Amte entfem und wünschen, daß ihnen für diese Zeit ein Vertreter gestellt wit Was die Pensionskasse der Postagenten anlangt, so würde ich Bedenç tragen, für die Resolution zu stimmen, wenn sie die Gründung ein solchen Pensionskasse, verlangte; denn was der Steaatssekre gesagt hat, läßt sich nicht ohne weiteres von der Hand weisen. 2 Resolution lautet aber nur dahin, demnächst Erwägungen über! Errichtung einer solchen Pensionskasse anzustellen und das Ergebh in einer Denkschrift mitzuteilen. Warum soll man nicht eine solt Denkschrift den Postagenten unterbreiten, damit sie sehen, was ggh ihren Wunsch spricht, wenn das Ergebnis dieser Erwägungen ist,

die Errichtung einer solchen Kasse nicht notwendig ist. In mein Brust sind zwei Seelen, einmal die Zeitungsseele und dann die La wirtsseele. Als Zeitungsmann muß ich mich darüber beklagen,

das Postzeitungsamt die Termine, zu denen F die Zeitun aufgeliefert werden müssen, immer früher rückt, sohaß die nerveng mürbende Arbeit ins maßlose wächst. Der Staatssekretär hat vielle keine rechte Vorstellung von dieser zermürbenden Arbeit, er bue mich aber nur 8. Ich habe das Empfinden, daß hier be leicht etwas mit Beamten gekargt und die Sparsamkeit etwas zu s gepflegt wird, deren glühender Verehrer ich sonst bin. Die grch Zeitungen bedienen sich nicht des Postzeitungsamts, sie schicken en Expreßboten an die Züge, der keucht mit riesigen Ballen durch

Sperre, schleppt sie in das Abteil, und dann werden am Bestimmung ort die Zeitungen verteilt. Dadurch wird der kleinen Provingpn große Konkurrenz gemacht, die kleine Provinzpresse, die im allgemen gesund ist, und an deren Erhaltung gerade wir ein großes Inten haben, muß geschützt werden. Es müßte deshalb eine Novelle e gebracht werden, durch die der Expreßbote in einer gewissen W. beseitigt wird, wie es im Jahre 1900 in dem Entwurfe der

bündeten Regierungen vorgeschlagen worden ist. Ich weiß sed

nicht, was gegen eine Verbilligung der Preßtelegramme spricht. 9h

befinde mich da in freundlicher Uebereinstimmung mit dem . Wendel; ich kann das „freundlicher“ ja in Anführungsstriche setß Da der Geschmack unserer Zeit nur noch das goutiert, was der d. graph bietet, so muß man mitmachen. Die ausländische Prese uns gegenüber in Vorteil, da dort für Preßtelegramme billigen bührensüte bestehen. Mit dem Abg. Kiel stimme ich damit üben daß es zweckmäßig sein würde, wenn wir die Abgabestempel auf. Briefen wieder einführten. (Zuruf: Ankunftsstempel!) Ankuft stempel ist nicht ganz richtig, es ist nicht die Zeit der Ankunft Briefes, sondern der Abgabe des Briefes an den Briefträger. Ger in der Presse ist es ungeheuer wichtig, nachweisen zu können, doi Brief zu der und der Stunde erst abgegeben worden ift. Schnelligkeit wird durch das jetzige Gebaren gefördert, aber ich mit Reuter: Firigkeit ist gut, aber Richtigkeit auch.é Vich ließe sich die Firigkeit mit der Richtigkeit in Einklang bringen. n kommt die Landwirtsseele zur Sprache. Das platte Land ist im betriebe wie ein Aschenbrödel behandelt worden. Ich weiß, Staatssekretär, daß Sie für das platte Land ein besonders wm pers haben, und daß die Mißstände zum großen Teil an den tetch ichen Verhältnissen liegen. Uns in der eichshauptstadt sin Postbestellungen manchmal zu zahlreich, aber ich will nichts dang sagen und mich nicht als großstadtfeindlich enthüllen. Draufen dem platten Lande ist man mit der zweimaligen Bestellung zufuch Nun ist vor ein paar Jahren von oben herab angeordnet worden, n zuprüfen, ob nicht die zweimalige Bestellung durch eine einmalig! gelöst werden könnte. Wenn ein solcher Ort auch keine Sonns bestellung hat, so wird eine Sendung, die am Sonnabend ein nachdem der Briefbote schon den Ort verlassen hat, volle zwei! liegen bleiben und manchmal erst am Montagabend in die Hände Empfängers gelangen. Eine zweimalige Briefbestellung aif Hlatten Lande ist unbedingt erforderlich. Die Vororte der Großft 8 vor dem platten Lande sehr bevorzugt, und sie gehen in in

ünschen denn doch manchmal etwas weit. So verlangen un 0

Ortsgenossen in den Vororten jetzt schon einen Vorortsverkeht 25 km um Berlin. Schließlich kommen wir noch zu 50 km. dem Lande draußen ist es ganz anders; ich wohne in einem la Orte, den ich dem Staatssekretär nachher privatim nennen Dieser Ort liegt 3 km von der nächsten Stadt entfernt, aber 1 barortsverkehr gibt es nicht. Ich habe gehört, dees andem⸗ nicht besser ist. Der Staatssekretär, als der Mann der rechtigkeit, wird es nachempfinden, daß die armen Landorte sich die reichen Vororte von Berlin sehr benachteiligt fühlen mnl Zwei kleine Städte, die nur 10 km voneinander entfernt liegen, sich bitter beschwert, daß ein Brief später in die andere Stad lange, als nach Berlin. Hier liegt eine gewisse soziale Aufgade die gelöst werden muß. Gedenkt der Herr Staatssekretär, dem c die Fernsprechgebührenordnung wieder einzubringen? In er stadt wird Diebstahl an der Zeit häufig durch den Fernsplege trieben, und wenn er nicht vermieden werden kann, so soll wenigstens mit höheren Gebühren bestraft werden. Draußen dem Lande kann man den Fernsprecher meistens nur benutzen, man noch besondere Gebühren bezahlt. Auch hier ist das plathe der Großstadt gegenüber benachteiligt, und es ist dringend nokde⸗ daß der Mindestsatz für das platte Land herabgesetzt wird. die Anlegung neuer Fernsprechlinien auf dem Lande muß weng werden. Ich möchte bemerken, daß wir bereit sind, der Rege die von nationalliberaler und freisinniger Seite eingebracht 9 stimmen, wonach Postpakete an Soldaten bis zu 5 kg portoft fördert werden können. An dieser Portofreiheit hat gera dc wirtschaft ein großes Interesse. Ich kann dem Abg. Wen zustimmen, wenn er in unserer Postverwaltung den burvauflan Geist wittert. Das ist so ein Schlagwort, das überall angerg wird, wenn man etwas sagen will und nichts sagen bvenn Zentrumsredner hatte recht, als er auch in der Sozia Rrsch den bureaukratischen Bazillus hinwies. Gerade dort macht n gewisse bureaukratische Gestaltung und Gesinnung breit, füß 1 nicht verantwortlich bin, und die das hohe Haus auch ni essiert. Unsere Postverwaltung befindet sich auch nicht, vich Stagnation, auch so ein sGön⸗ Schlagwort. Sie läßt eilg nicht an Neuerungen fehlen. Wie man es nicht allen rech g kann, das haben wir erfahren bei der Abschaffung des dienstes und bei der Geld⸗ und Paketbestellung. E 1 tagsruhe gefordert. Jetzt tut es die Postverwaltung, 1 mal wieder der Teufel los. Man sagt, es müßten d 8 5 Beamte eingestellt werden. Aber diese kosten Geld, un

die am meisten schreien, bewilligen gar nichts. Wir

et S s Worte. Die Schmutzliteratur oder doch ihre Ankündigung wird häufig in unde

t, de preisungen unverschlossen erhalten haben, z dann in die Hände ihrer Angehörigen gelangen konnten. Die Post h

8

Geschäftsführung des Staatssekretärs durchaus einverstanden. Wir bitten ihn, in der Weise wie bisher weiter zu arbeiten und besonders auf dem Standpunkt zu verharren, den er mit unleugbarer Ent⸗ schiedenheit der Sozialdemokratie gegenüber eingenommen hat. Ich gebe der herzlichen Hoffnung Ausdruck, daß wir den Staatssekretär noch lange in seinem Amte sehen. 8

Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke:

Meine Herren! Damit es nicht den Anschein gewinnt, als ob ich wirklich alle Wünsche des Herrn Vorredners, wie er „fürchtet“, erfüllen wollte, möchte ich Ihnen gleich eine Verfügung in betreff der Landbestellung vorlesen, die schon im Jahre 1910 erlassen worden ist. Es ist ja vollkommen erklärlich, daß, wenn von jedem der einzelnen Herren Abgeordneten immer nur gesagt wird: ihr wirtschaftet zu teuer, ihr müßt sehen, noch billiger zu wirtschaften, und wenn dementsprechend Verfügungen in die Provinz gehen, die äußerste Sparsamkeit anordnen, daß dann bei der Prüfung der Verhältnisse auch ein bischen zu weit gegangen werden kann. So mag es hier und da auch vorgekommen sein, daß bei der Prüfung, ob bei der Landbestellung etwa zu weit gegangen ist, Einschränkungen statt⸗ gefunden haben, die nicht aufrecht erhalten werden können. Aus diesem Grunde haben wir bereits am 9. Juli 1910 folgende Ver⸗ fügung erlassen:

Nach zahlreichen in letzter Zeit hier eingegangenen Beschwerden gewinnt es den Anschein, als ob einzelne Oberpostdirektionen bei Ausführung der Verfügung vom 13. Juli 1909, wonach das Be⸗ dürfnis zur Beibehaltung der vorhandenen mehrmaligen Land⸗ bestellung einer Nachprüfung zu unterziehen war, nicht immer mit der nötigen Unterscheidung und Mäßigung vorgegangen sind. Ins⸗ besondere ist aufgefallen, daß Einschränkungen in der Zahl der täa⸗ lichen Bestellungen vielfach lediglich von der Einwohnerzahl der zu bestellenden Ortschaften abhängig gemacht worden sind, ohne daß die Zahl der abzutragenden Sendungen genügende Berücksichtigung ge⸗ funden hat. Durch die Aufhebung von seit vielen Jahren be⸗ stehenden zweiten Werktagsbestellungen ist in weite Kreise der Landbevölkerung große Beunruhigung hineingetragen worden, die zu höchst unerwünschten Preßerörterungen geführt hat. Den Ober⸗ postdirektionen wird deshalb zur Pflicht gemacht, bei der Aufhebung der Landbestelleinrichtungen mit Vorsicht zu verfahren und unter Umständen vorher die beabsichtigten Beschränkungen mit maß⸗ gebenden Interessenten zu erörtern.

Die Zentralbehörde hat sich also auf den Standpunkt gestellt, daß die Postdienststellen, bevor sie bestehende Bestellungen beschränken, sich genau vergewissern sollen, ob das wirklich angängig ist. Ich glaube, daß in letzter Zeit auch keine Klagen nach dieser Richtung geltend gemacht worden sind.

Dann hat der Herr Abg. Oertel die Frage an mich gerichtet, wie es mit der Fernsprechgebührenordnung steht. Ja, alle die⸗ jenigen Herren, die in der letzten Session daran mitgearbeitet haben, eine Fernsprechgebührenordnung zustande zu bringen, werden sich über⸗ zeugt haben, daß die Regierung bei allen diesen Erörterungen nicht hat erkunden können, wohin die Wünsche gehen. Der Eine wollte dies, der Andere wollte jenes, der Dritte wollte wieder noch etwas anderes haben. Bei allen Bemühungen ist nicht klar geworden, nach welcher Richtung hin eine Vorlage wirklich Anklang finden könnte. Wir haben Ihnen seinerzeit klargelegt, welche Grundsätze wir bei der Gebührenordnung verfolgten; die sind nur zum Teil anerkannt worden. Aber die meisten Herren haben eine entschiedene Meinung, welche Bestimmungen sie nun für richtig hielten, überhaupt nicht kundgegeben, sodaß die Regierung sich nicht in der Lage befindel, Ihnen jetzt eine Vorlage zu machen.

Der Herr Vorredner trat dann für die Resolution betreffs der Soldatenpakete ein. Das ist ja ein alter Wunsch, der hier zur Geltung gekommen ist. Die Regierung hat sich auch früher diesem Wunsche gegenüber möchte ich sagen nicht so ganz ablehnend verhalten. Die Ausführung würde annähernd eine Million Mark kosten. Dieser Ausfall allein war aber nicht der Ausführung der Resolution hinderlich, sondern hauptsächlich die Kontrolle, die not⸗ wendig sein würde, um den früher hervorgetretenen Mißbräuchen ent⸗ gegenzutreten. Denn die Herren, die früher dem hohen Hause an⸗ gehört haben, werden sich erinnern, daß auch viel Unfug damit getrieben wird, daß Soldaten Sachen zugeschickt worden sind, die garnicht für den Soldaten selbst, sondern für andere bestimmt sind, lediglich um das Porto zu sparen. Nun ist ja die Gebühr für Pakete bis 3 kg sehr gering: 3 kg kosten 20 ₰. Daß das nicht ein⸗ schränkend wirkt, möchte Ihnen vielleicht daraus klar sein, daß wir gegenwärtig über 5 Millionen solcher Soldatenpakete haben. Die Sache wird noch einmal geprüft werden. Das Militär ist auch kaum in der Lage, die notwendige Kontrolle auszuüben; das heißt bei den eingehenden Paketen zu prüfen, ob es sich um Gegenstände handelt, die für den Soldaten bestimmt sind, oder etwa auch um andere Sachen, wie Damenhüte oder sonstige Sachen, die die Braut schickt, die er ausbessern lassen soll. Durch solche Kontrolle erhält der Vor⸗ gesetzte Einblick in das, was geschickt wird, und das paßt dem Soldaten schließlich auch nicht.

Dann ist der Wunsch wegen der Preßtelegramme aus⸗ gesprochen worden. Das ist ganz richtig: wir haben Preßtelegramme gegen ermäßigten Preis nur nach den überseeischen Ländern, was für die Presse von Wert ist, weil die Auslandgebühren sehr hoch sind. Hier im Innern sind die Gebühren sehr niedrig. Die Herren wissen,

die Telegraphenverwaltung mit sehr großer Unterbilanz arbeitet.

Die Engländer haben die Ermäßigung für Preßtelegramme. Aber ich

glaube mich richtig zu erinnern, daß diese Erleichterung, die der Presse gewährt wird, den Etat der englischen Verwaltung mit einem Zuschuß

von ungefähr 8 Millionen Mark jährlich belastet. Dann dürfen wir auch nicht vergessen, daß bei unserem ausgebildeten Fernsprechsystem die Presse wie den Herren ja auch bekannt sein wird sehr aus⸗ giebig von dem Telephon Gebrauch macht und dadurch große Erspar⸗ nisse gegen früher erzielt. Nun kommt noch hinzu, daß neuerdings Brieftelegramme eingeführt sind, die gerade Abends benutzt werden können, und die ziemlich schnell die Nachrichten überbringen.

Da wir nun gerade bei der Presse sind, möchte ich anführen: wenn der Herr Vorredner über weitgehenee Verlängerung der Schlußzeit für Zeitungen hier in Berlin klagt, so ist es möglich, daß das mit dem großen. Aufschwung des Zeitungswesens und mit den vorläufig noch nicht ausreichenden Räumen „beim Postzeitungsamt zusammenhängt. Wir haben dort eine Vergrößerung in Angriff ge⸗ nommen und im nächsten Jahr wird der Neubau fertig sein, sodaß dann

mehr Personal eingestellt werden kann; gegenwärtig ist dazu kein genügender Raum vorhanden.

Dann möchte ich noch einmal auf die Frage der Postagenten zurückkommen, die von dem Herrn Vorredner wie auch von den Herren, die gestern gesprochen haben, erwähnt worden ist: die Agenten verwalteten manchmal sehr große Postanstalten und seien den ganzen Tag über beschäftigt. Ich glaube, es waltet da ein kleines Miß⸗ verständnis ob. Die Verwaltung steht den Agenten freundlich gegen⸗ über und hat auch dauernd darauf Bedacht genommen, die Gehälter der Agenten zu erhöhen. Aber wir dürfen eins nicht vergessen, daß vielfach solche stark belasteten Agenturen nur auf Wunsch der Agenten selbst Agenturen bleiben, weil sie es angenehm empfinden, eine Ein⸗ nahme von 1250 pro Jahr zu haben; sie unterziehen sich daher gern der Mühe, um das nicht zu verlieren. Ich könnte Ihnen viele Fälle anführen, wo auf Wunsch der betreffenden Agenten von einer Umwandlung der Agentur in ein Postamt Abstand ge⸗ nommen worden ist.

Nun habe ich schon ausgeführt, daß die Wünsche der Postagenten dahin gehen, eine Pens ionskasse zu gründen. Wir haben uns mit dieser Frage beschäftigt, Ermittlungen angestellt, und wir stellen gegenwärtig das Material zusammen. Außerdem haben die Agenten auch Ermittlungen veranlaßt und uns das Material zur Verfügung gestellt. Wir werden das prüfen und sehen, ob es möglich ist, den Wünschen zu entsprechen. Tatsächlich liegt es so, daß ein großer Teil der Agenten überhaupt nicht das Bedürfnis hat, für solche Kassen große Ausgaben zu machen. Eins dürfen wir nicht vergessen, daß sich für viele durch die neue An⸗ gestelltenversicherung die Verhältnisse auch bessern werden. Für diese Versicherung zahlt die Verwaltung die eine Hälfte, die Agenten die andere Hälfte der Beiträge. Also eine Verbesserung der Lage der Agenten nach Abgabe der Agentur liegts schon vor und wird auch weiter angestrebt werden.

Das wären wohl die Hauptpunkte (Zuruf rechts: Urlaubs⸗ frage in Stettin!) Ueber den Urlaub in Stettin kann ich keine Auskunft geben; aber wir werden gern Ermittlungen anstellen. Ich kann mir nicht denken, daß Post⸗ und Telegraphenbeamte in dieser Beziehung verschieden behandelt werden sollten. Möglich wäre es, daß ein Teil der Beamten, die verpflichtet waren, bei längerer Ausdehnung des Urlaubs andere zu vertreten, das nicht gern tun wollte, und infolgedessen der Urlaub beschränkt werden mußte.

Abg. List⸗Eßlingen (nl.): Die Art und Weise, wie der Abg. Wendel meinen Freund Beck angegriffen hat, hat der Abg. Dr. Oertel bereits zurückgewiesen; ich muß aber gegen jene Aeußerung noch besonders protestieren. Mein Freund Beck hat sich das Ver⸗ trauen der Postbeamten verdient. Die Grundsätze von Recht und Billigkeit hätten die Sozialdemokraten den höheren Postbeamten gegenüber zeigen können; das haben sie nicht getan. Der Staats⸗ sekretär sagte gestern, daß er die Berechtigung der Organisation der Unterbeamten anerkenne. Die Organisation muß sich allerdings in den gesetzlichen Grenzen halten. Die allgemeine Klage der Unter⸗ beamten ist, daß die Besoldung eine so ungleichmäßige ist. Wir haben deshalb die Resolution eingebracht, das Besoldungsgesetz dahin abzuändern, daß eine Nte der Dienstzeit, die Arbeiter und Handwerker in Reichsbetrieben zurückgelegt haben, auf das Be⸗ soldungsdienstalter möglich ist. Wenn bei gewissen Kategorien Bevorzugungen in dieser Beziehung stattgefunden aben, dann ist das nicht zu billigen. Ich möchte den Staatssekretär bitten, diesen berechtigten Wünschen ein geneigtes Ohr zu schenken. Solche Unstimmigkeiten in der Besoldung schaffen nur Unzufriedenheit. Eine Ausgleichuug dieser Diffenzen würde beruhigend wirken und auch der Postverwaltung nützen. Ein mäßiger Erholungsurlaub macht sich stets bezahlt, auch wenn er mit einigen Kosten verbunden ist. Das gilt auch von der Postverwaltung. Sviere ist die Frage der Herab⸗ setzung der Arbeitszeit der Unterbeamten. Eine Dienstzeit von 11 Stunden ist eine sehr lange Arbeitszeit, wenn ich die Sache auch nicht so schwarz ansehe wie der Abg. Zubeil. Im Interesse der Gesundheit der Beamten wäre aber doch eine Verkürzung der Dienstzeit nötig. Eng⸗ land hat nur eine tägliche Dienstzeit von 8 Stunden, Frankreich von 8 bis 9 Stunden. Es wäre doch zu erwägen, ob das nicht auch bei uns möglich sei, wenigstens annähernd. Alle diese Reformen würden jedenfalls die Postbeamten zu schaffensfreudigen und arbeitswilligen Beamten machen und der Sozialdemokratie das Wasser abgraben. Es ist mitgeteilt worden, daß noch 858 Oberpostpraktikantenstellen vorhanden seien, die erst bis 1920 in Inspektorstellen verwandelt werden sollen. Das hat Beunruhigung in diesen Kreisen erweckt; ich bitte um Aufklärung. Was die Portofreiheit für Soldaten⸗ postpakete betrifft, so haben wir unsere frühere Forderung beschränkt auf Postpakete an Soldaten bis zu 5 kg. Die Gefahr, daß Dinge an Soldaten befördert werden, die nicht für den Bedarf des Soldaten bestimmt sind, ist nicht so groß wie die, daß Soldaten solche Sachen an Personen ihrer Heimat senden. Der Einwand gegen diese Resolution ist wohl mehr ein fiskalischer; der Ausfall würde auch gar nicht so groß sein. Ich bitte den Staatssekretär, seinem fiskalischen Herzen einen Stoß zu geben und anzuregen, daß diese Resolution sich zu einem Gesetz verdichtet. Ich erkenne an, daß in unserer Postverwaltung ein frischer Zug herrscht der die Bedürfnisse des Lebens erfaßt. Nanchmal wird ja au etwas bureaukratisch vorgegangen, ein verknöcherter bureaukratischer Zug geht jedenfalls gicht durch unsere Postverwaltung wie der Abg. Wendel meint. Ob ein allgemeines, gleiches einheitliches internationales Porto auf dem nächsten Postweltkongreß zu erreichen ist, lasse ich dahingestellt, dagegen wäre es wohl zu er⸗ reichen, daß das Zehnpfennigporto wenigstens mit den bena barten Ländern durchgeführt wird. Die beteiligten Handelskreise würden das mit Freuden begrüßen. Ein weiterer Wunsch ist, daß auch im inter⸗ nationalen Verkehr die sogenannten Fensterbriefe zugelassen werden, und daß die Unterschiede zwischen Drucksachen und Warenproben und Geschäftspapieren fallen, oder wenigstens die Warenproben im Porto etwas besser behandelt werden als bisher. Die Textilbranche ist durch die hohen Porti für Warenproben sehr benachteiligt. Das Höchstgewicht der Warenproben sollte auf 500 g erhöht werden. Im ganzen is unsere Postverwaltung der Entwicklung des Verkehrs gefolgt. Je mehr 88 das tut, um so mehr wird sie in Anspruch genommen, und desto höher werden ihre Erträge sein. Ein billiger Verkehr kon auch dem Fiskus zugute.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraet 1e;

Meine Herren! Ich kann den letzten Grundsatz, den der Herr Vorredner zum Ausdruck gebracht hat, nur voll unterschreiben, daß die Postverwaltung, soweit es möglich ist und soweit sie alle Schwierig⸗ keiten heben kann, gern für die Ausbildung des Verkehrs das möglichste tun wird. Wenn es nicht in allen Fällen gelingt, so sind manchmal die Verhältnisse stärker als der beste Wille.

Was nun die Wünsche anbetrifft, die betreffs der Ausbildung des Weltpostvereins zum Ausdruck gekommen sind, so möchte ich nur erwidern, daß der Wunsch, mit den Nachbarländern ein billigeres Porto zu haben, ja bekannt ist und daß die Verwaltung auch bestrebt ist, dem Rechnung zu tragen. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß sich dem sehr große Schwierigkeiten entgegenstellen, daß die Nachbarländer aufs olche

Ermäßigungen nicht eingehen wollen und nicht eingehen können, und iwar aus einem sehr einfachen Grunde. Sie sagen sich: wenn ich mit

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einem meiner Nachbarn solche Verkehrserleichterungen treffe, muß ich sie mit allen treffen; sonst wird das so ausgelegt, als wenn ich für den einen Nachbar mehr übrig hätte als für den andern, und darin liegt die Schwierigkeit. Ich darf Ihnen verraten, daß wir vor einigen Jahren einmal soweit waren, mit einem der Nachbarstaaten solches Abkommen treffen zu können. Da hieß es plötzlich, obgleich wir das schon längere Zeit verabredet hatten: wir können uns nicht darauf einlassen, weil wir, wenn wir mit euch das machen, es auch mit den andera Nachbarn machen müssen, und die wollen das nicht. So liegen die Verhältnisse, und den Herren ist weiter aus den Zeitungen bekannt, daß in Frankreich und England die Generalpostmeister erklärt haben, sie können sich lauf solche Erleichterungen von England mit Frankreich und von Frankreich mit England nicht einlassen, weil der Ausfall zu groß ist. Also daran scheitert der Abschluß engerer Postunionen häufig. Das, was der Herr Vorredner angeführt hat, ist vollständig richtig, daß manchmal auf eine kleine Entfernung der Brief ebenso viel kostet, wie auf eine sehr weite Entfernung. Das finden wir aber bei allen Einheitstaxen, und darauf beruht ja gerade die Kraft des Welt⸗ postvereins, daß ein Einheitssatz festgesetzt worden ist, der auf nahe und weite Entfernungen gilt; nur dadurch ist es möglich, daß man den Einheitssatz so billig hat festsetzen können.

Auf dem nächsten Kongreß wird voraussichtlich dem Wunsche Rechnung getragen werden, daß die Fensterbriefe allgemein in den Weltpostverein eingeführt werden.

Der Herr Vorredner hat sich dann vielfach mit Unterbeamten⸗ wünschen beschäftigt, und das haben ja auch heute und gestern andere der Herren Redner getan, u. a. auch der Herr Abg. Freiherr von Gamp, dem ich gestern bei der vorgerückten Stunde nicht mehr antworten konnte. Ich möchte im großen und ganzen nur wiederholen, daß seitens der Reichspostverwaltung ein Mißtrauen gegen die Beamtenorganisationen nicht besteht, daß aber nicht, wie der Herr Vorredner es tut, nun geschlossen werden kann, da kein Miß⸗ trauen besteht und da diese Vereinigungen sympatisch angesehen werden, nun alle ihre Wünsche erfüllt werden müßten. Das ist gar nicht mög⸗ lich, gar nicht ausführbar, denn schließlich gehen die Wünsche in vieler Beziehung zu weit.

Der Herr Vorredner hat dann besonders angeführt, daß ein großer Unterschied in der Besoldung der nach 1905 angestellten und vor 1905 angestellten gehobenen Unterbeamten be⸗ stände. Ja, meine Herren, bei Regelung von Besoldungsverhältnissen wird es immer vorkommen, daß für den Uebergang einzelne sehr gu fortkommen; das war auch 1905 der Fall, als die früheren gehobenen Unterbeamten, die eine starre Zulage von 200 ℳ, davon 150 pensionsfähig, bezogen hatten, in eine neue Gehaltsklasse übergeführt wurden und nun natürlich nicht weniger Nun kann man aber daraus nicht herleiten,

Beamten, die jene Zulage gar nicht bezogen haben,

werden sollten, wie die anderen; für die jetzt zur Anstellung kommenden gelten die im Besoldungsgesetz festgesetzten allgemeinen Grundsätze. Eine Schädigung tritt nie ein; die anderen kann man sagen sind sehr gut fortgekommen und sind glücklicher gewesen, aber die jetzigen bekommen das Gehalt, das der einzelne Beamte nach de Besoldungsgesetz zu beziehen hat.

Dann hat der Herr Vorredner die Frage wegen der Versor⸗ gung der Oberpostpraktikanten, die Beförderung in Inspektor⸗ stellen angeregt. Mir ist es nicht erinnerlich, daß wir jemals erklärt hatten, bis 1914 würden alle diese Beamten in Inspektorstellen einge⸗ rückt sein. Es muß ein Irrtum sein. Nach der Zahl werden es ungefähr 800 Oberpostpraktikanten sein, die unterzubringen wären; nach dem jetzigen Stande würde es ungefähr 8 Jahre dauern, bis die Letzten in Inspektorstellen eingerückt sein werden.

Dann hat der Herr Vorredner die Dienststunden erwähnt und hat sich auf das Arbeitsmaß eingelassen. Er hat angeführt, daß die Unterbeamten 69 Dienststunden hätten. Die Zahl der Dienst⸗ stunden besteht zwischen 60 und 69, und selbstverständlich ist die höchste Zahl nur da angebracht, wo ein ganz leichter Dienst ist, und ich habe hier eine Zusammenstellung, aus der Sie ersehen können, daß von den 121 170 im ganzen Reichspostgebiet befindlichen Unterbeamten 80 000, also etwa 75 v. H. unter 63 Dienststunden wöchentlich und nur 422 oder 0,4 v. H. ein Arbeitsmaß von 68 69 Stunden haben. Das ist auch ganz natürlich. Wir haben die Verfügung erlassen, daß an großen Orten und wo der Dienst sehr anstrengend ist, mehr nach der unteren Grenze gegangen wird; das sind 60 Stunden, und ich kann nicht ein⸗ sehen, daß diese Zahl zu groß sei, insbesondere mit Rücksicht darauf, daß bei Festsetzung des Leistungsmaßes der Nachtdienst eineinhalbfach gerechnet wird.

Betreffs des Erholungsurlaubs ist mir nicht bekannt, daß in irgend einer Weise die Beamten der Reichspost⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung ungünstiger gestellt seien als die Beamten irgend einer anderen Verwaltung.

Was dann die Resolution wegen der Soldatenpakete an⸗ langt, so glaube ich, hat der Herr Vorredner mich wohl nicht richtig verstanden. Ich habe mich bereits bei Beantwortung der Wünsche des Herrn Abg. Oertel dahin ausgedrückt, daß wir die Sache prüfen wollen und daß die Geldfrage nicht allein entscheidend sein wird.

Nun möchte ich auf die Wünsche zurückkommen, die sonst in bezug auf die Beamten ausgesprochen worden sind. Da ist vielfach davon die Rede gewesen, daß die Beamten eine neue Organi⸗ sation wünschen, und daß es sich doch empfehle, eine niedere Karriere einzuschieben. Diese Ideen sind ja vielfach verbreitet; es ist ja auch viel darüber geschrieben worden. Alles ruft immer nach neuen Organisationen, obwohl wir seit 1900 in einer Neuorganisation be⸗ griffen sind. Um es ganz kurz einmal zu sagen: was hat denn die neue Organisation bezweckt? Früher hatten wir drei Kategorien von Beamten: Unterbeamte, Assistenten, Eleven, also höhere, mittlere, untere Beamte. Den unteren Beamten und den mittleren Beamten war keine Gelegenheit gegeben, irgendwie einmal weiter zu kommen · Da nun die Beamten der mittleren Gruppe zum Teil mit denen der höheren Gruppe, während deren jüngerer Zeit, zusammenarbeiteten, so stellte sich der Mißstand heraus, daß Beamte, die den gleichen. Dienst verrichteten, verschieden besoldet wurden. Hierzu⸗kam, daß die mittleren Beamten in ziemlich jungen Jahren! dasEndziel erreichten und nun 30 Jahre lang und länger auf demselben Flecke sitzen mußten

dieser Zustand ist nicht richtig; man soll jedem Gelegenheit geben, weiter zu kommen. Dementsprechend erfolgte erstens die

Schaffung der gehobenen Unterbeamten und zweitens der Möglichkeit

und nicht vorwärts kommen konnten. Da sacted wanmngʒ. .. .