i das Andenken des großen Gelehrten für alle Zeiten zu ehren, der Bezeichnung des Königlichen Instituts Infektionskrankheiten in Berlin, das für Robert errichtet worden und zwanzig Jahre lang en ist, am Schluß den Namen beauftrage den Minister des dieses Meinen Erlasses.
Achilleion, den 29. Mä
seine Arbeitsstätte ge⸗ „Robert Koch“ hinzufügen. Innern mit der Bekanntgabe
Wilhel 16 von Dallwitz.
Auf Ihren Bericht vom 24. März d. J. reise Culm, welcher den B Schnittpunkt der Kreischausseen C
will Ich dem au einer Pflasterstraße vom ulm — Unislaw und Baiersee dem Bahnhof Unislaw beschlossen hat, zur Aus⸗ hmens das Enteignungsrecht nach über die Enteignung von Grundeigentum erdurch verleihen. Die eingereichte Karte
Unislaw nach führung dies Maßgabe des Gesetzes vom 11. Juni 1874 hi folgt zurück. Achilleion, Corfu, den 1. April 1912. Wilhelm R.
von Breitenbach.
Minister der öffentlichen Arbeiten.
es Unterne
Auf den Bericht vom 23. März d. J. Stadt Odenkirchen im Regierung Grund des Gesetzes vom das Recht verleihen, das
sbezirk Düsseldor etzsamml. S. 221) zur Erweiterung des evangelischen Friedhofs und zu der damit verbundenen Verlegung des Mühlen⸗ weges erforderliche, auf der zurückfolgenden Handzeichnung vom 30. November 1911 mit roter Farbe angelegte und mit den Zahlen 1, 2, 3, Za, 4, 4a, 5, 5a, 6, 6a bezeichnete Grund⸗ eigentum im Wege der Enteignung zu erwerben. Achilleion, Corfu, den 1. April 1912. Wilhelm R. von Trott zu Solz. von Dallwitz.
stlichen und Unterrichtsangelegen⸗
11. Juni 1874 (Ges
An die Minister der gei heiten und des Innern.
Auf den Bericht vom 21. zurückfolgt, will Ich etzes vom 11. Juni 1874 (Gesetzs verleihen, der elektris
März d. J., dessen Anlage der Stadt Barmen auf Grund des Ge⸗ amml. S. 221) das Recht das zur Legung von zwei Verbindungskabeln chen Ueberlandzentrale in Hattingen trizitätswerk in Barmen in Anspruch zu nehmende Grund diesem Zwecke mit einer dauernden Be⸗ zu belasten.
Achilleion, Corfu, den 1. April 1912. Wilhelm R. von Breitenbach. An die Minister der öffentlichen Arbeiten und des Innern.
und dem Elek⸗
eigentum zu schränkung
von Dallwitz.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
„Dem Vorsteher der Gravierabteilung der Reichsdruckerei V ozgt ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Aus Anlaß der Neuorganisation der verwaltung des Ministeriums für Lan Domänen und Forsten tragen worden:
die Stelle des meliorationstechnischen Regierungs⸗ und
Wasserbau⸗ iums fi dwirtschaft, Meliorationsbauverwaltung) ist über⸗
für die Provinz Ostpreußen mit dem Amtssitze in Königs⸗ berg i. Pr. dem Regierungs⸗ und Baurat Knauer, Vorstand des Meliorationsbauamts I in Königs
berg i. Pr.; für die Provinz Westpreußen
mit dem Ametssitze in Danzig (auftragsw.) dem Baurat Arndt, bisher Vorstand des Meliorationsbauamts in Oppeln;
für die Provinz Brandenburg mit Potsdam dem Regierungs⸗ und Baurat Oberpräsidium der Provinz arbeiter im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen Forsten und während dessen Beschäftigung im M Landwirtschaft, Domänen und Forste Vorstand des
dem Amtssitze Mothes, bisher beim Brandenburg, zurzeit als
inisterium für n (auftragsw.) dem Baurat Meliorationsbauamts Düsseldorf;
für die Provinz Pommern mit dem Amtssitze in Stettin dem Regierungs⸗ und Baurat Sarauw, bisher beim Ober⸗ präsidium der Provinz Pommern;
für die Provinz Posen mit dem Amts dem Regierungs⸗ und Baurat Krüger, Meli orationsbauamts in Bromberg;
für die Provinz Schlesien mit dem Amtssitze in Breslau bisher beim Oberpräsidium
zsitze in Bromberg bisher Vorstand des
dem Geheimen Baurat Fischer, der Provinz Schlesien;
für die Provinz Sachsen mit dem Amtssitze in N dem Regierungs⸗ und Baurat Klinkert, Meliorationsbauamts in Minden;
für die Provinz Schleswig⸗Holstein mit dem Amt Schleswig dem Regierungs⸗ und Baurat bisher Vorstand des Meliorationsbauamts in
für die Provinz Hannover mit dem Amt dem Geheimen Baurat Recken, bisher beim der Provinz Hannover;
für die Provinz Westfalen mit dem Amtssitze in Münster dem Regierungs⸗ und Baurat Dubislaw, bisher beim Ober⸗ präsidium der Provinz Westfalen;
für die Provinz Hess Cassel dem Geheimen Ba des Meliorationsbauamts in Cassel; provinz und die Hohenzollernschen Lande mit z (auftragsw.) dem Baurat E Meliorationsbauamts in Liegnitz.
Ueberwiesen sind als Hilfsarbeiter: der Baurat Ippach, bisher Vorstand des Meliorations⸗ bauamts in Charlottenburg, unter Versetzung nach Hannover dem meliorationstechnis Provinz Hannover,
G tagdeburg bisher Vorstand des
Timmermann, Schleswig;
ssitze in Hannover Oberpräsidium
en⸗Nassau mit dem Amtssitze in Hennings, bisher Vorstand
für die Rhein dem Amtssitze bisher Vorstand des
in Koblen
chen Regierungs⸗ und Baurat für die
der Regierungsbaumeister Hüpeden, bish rationsbauamt in Cassel, unter nach Potsdam dem meliorationstechnischen Regierungs⸗ und Baurat für die Provinz Brandenburg.
Versetzt sind: die Bauräte Schüngel, bisher Vorstand des Meliorations⸗ bauamts in Fulda, in gleicher Amtseigenschaft an das Melio⸗ rationsbauamt II in Düsseldorf, Drees, bisher Vorstand des Meliorationsbauamts in Lüneburg, in gleicher Amtseigenschaft nach Cassel, Giraud, bisher Vorstand des Meliorationsbauamts in Konitz, in gleicher Amtseigenschaft nach Hannover, Wenzel, bisher beim Meliorationsbauamt I in Magde⸗ burg, nach Fulda als Vorstand des dortigen Meliorations⸗ bauamts,
die Regierungsbaumeister Busch, bisher Vorstand des Meliorationsbauamts in Hannover, in gleicher Amtseigenschaft nach Hildesheim,
Helmrich, bisher Vorstand des Meliorationsbauamts II in Königsberg i. Pr., in gleicher Amtseigenschaft nach Liegnitz,
Waldheim, bisher Vorstand des Meliorationsbauamts in Briesen Westpr., in gleicher Amtseigenschaft an das Melio⸗ rationsbauamt J in Königsberg i. Pr.,
Neumann (Ernst), bisher beim Meliorationsbauamt II in Magdeburg, nach Briesen Westpr. als Vorstand des dortigen Meliorationsbauamts,
Rössing, bisher bautechnischer Hilfsarbeiter im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin, nach Königsberg i. Pr. als Vorstand des dortigen Meliorations⸗ bauamts II,
’ ert, bisher beim Meliorationsbauamt in Aurich, nach Konitz als Vorstand des dortigen Meliorationsbauamts,
Rothe, bisher beim Meliorationsbauamt in Frankfurt a. O., nach Lüneburg als Vorstand des dortigen Meliorations⸗ bauamts,
Schirmer, bisher beim Meliorationsbauamt in Stettin, nach Schleswig als Vorstand des dortigen Meliorations⸗ bauamts,
Hummell, bisher beim Meliorationsbauamt in Minden, nach Lippstadt als Vorstand des dort neu errichteten Meliorations⸗ bauamts,
Freund, bisher beim Meliorationsbauamt in Osnabrück, nach Bromberg als Vorstand des dortigen Meliorations⸗ bauamts,
von Reiche, bisher beim Meliorationsbauamt in Köslin, nach Oppeln als Vorstand des dortigen Meliorations⸗ bauamts.
Uebertragen ist: dem Meliorationsbauinspektor Czygan in Charlottenburg die Verwaltung des Meliorationsbaumts in Charlottenburg, dem Regierungsbaumeister Ibrügger in Minden die Verwaltung des Meliorationsbauamts in Minden.
Der Regierungsbaumeister Liczewski, bisher beim Meliorationsbauamt in Oppeln, ist unter Belassung seines Amtssitzes in Oppeln dem Oberpräsidenten der Provinz S. (Oderstrombauverwaltung) in Breslau überwiesen worden.
8 Finanzministerium.
Dit Katasterämter Sulingen im Regierungsbezirk Hannover und Rotenburg (Han.) im Regierungsbezirk Stade sind zu besetzen.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 22. April.
I Königlich dänische Gesandte von Hegermann⸗ Lindencrone ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen. 8
1 8 8
In der Dritten und Vierten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichseisen⸗ bahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Betriebs⸗
ergebnisse deutscher Eisenbahnen (ausschließlich Bayerns) nach dem Stande am Ende des Monats März 1912 veröffentlicht, auf die ame Sonnabend v. W. an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist .
Oesterreich⸗Ungarn.
Sämtliche kroatische Abgeordnete des österreichischen Abgeordnetenhauses sind mit einigen kroatischen Mitgliedern des ungarischen Abgeordnetenhauses, einigen dalmatinischen Landtagsabgeordneten und ehemaligen Abgeordneten des kroati⸗ schen Landtags laut Meldung des „W. T. B.“ vorgestern zur Beschlußfassung über ein einheitliches Vorgehen gegen die Auf⸗ hebung der Verfassung in Kroatien zusammengetreten.
— Die Minister des Kabinetts Khuen⸗Hedervary sind, obiger Quelle zufolge, auch in das Ministerium Lukacz über⸗ gegangen. Das Finanzportefeuille übernimmt der Staats⸗ sekretär des Finanzministeriums Teleszky. Zum Minister von Kroatien wird von Josipovich ernannt werden, der dieses Portefeuille bereits im Ministerium Wekerle inne hatte. Der Ministerpräsident vereinigt in seiner Hand die Ministerien des Innern und a latere. 8
Frankreich.
In dem vorgestern abgehaltenen Ministerrat teilten laut Meldung des „W. T. B.“ der Ministerpräsident Poincaré, der Kriegsminister Millerand und der Marineminister Delcassé die Funkentelegramme mit, die aus Fes einge⸗ troffen sind und deren letztes die Wiederherstellung der Ruhe meldet. Der Ministerrat erachtete es für seine Pflicht, Regnault die Instruktionen vom 1. April zur Errichtung des Protektorats zu bestätigen. Der Kriegsminister teilte mit, daß sich gegenwärtig 26 570 Soldaten in Marokko befinden, davon 7260 in den Gebieten von Mekines und Fes. Die scherifischen Truppen sind 6000 Mann stark, davon befinden
eine lange Konferenz mit dem Kriegsminister Millerand und den Generalen Liautey und d'Amade über militärische Marokko betreffende Fragen. Außerdem konferierte Poincaré mit dem italienischen Botschafter.
Türkei.
Ministerrat hat den Text der Antwortnote der Pforte auf den Vermittlungsschritt der Mächte genehmigt. Die Ant⸗ wort, die nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegraphen⸗ Korrespondenbureaus“, ohne die türkischen Friedensbedingungen zu forrmulieren, eine entschiedene Zurückweisung der italienischen Bedingungen enthält, wird vom Minister des Aeußern den Botschaftern bei dem heutigen Empfange mitgeteilt werden.
— Die Dardanellen sollen, obiger Quelle zufolge, so lange gesperrt bleiben, als die italienische Flotte im Archipel kreuzt. Zahlreiche Dampfer, die von Fonstonttnopen in den Archipel und ins Mittelmeer abgehen sollten, sind im Hafen ver⸗ blieberr. Die Telegraphenverbindungen mit dem Archipel und den Küsten Kleinasiens sind unterbrochen.
Der Hafenkommandant von Saloniki hat von Rhodos die amtliche Mitteilung erhalten, daß gestern sieben italienische Panzerschiffe und drei Torpedofahrzeuge dort eingelaufen und nach dreiviertelstündigem Aufenthalt wieder in See gegangen seien. Nach Meldungen von Chios und Tenedos sind dort gleichfalls italienische Kriegsschiffe gesehen worden. Zwei italienische Kriegsschiffe haben vorgestern Alatsata bei⸗ Tschesrne bombardiert, aber nur unbedeutenden Schaden angerichtet.
— Der zwischen dem Bautenministerium und den Orient⸗ bahnen abgeschlossene Vertrag, betreffend den Bau und den Betrieb der Bahnlinie Uesküb —Kalkandelen Go⸗ stivar, ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestern unterzeichnet
worden. Serbien.
Die seit der Verkündung des Komt ssariats begonnene Boykottagitation gegen die ungarische In dustrie hat nach der „Neuen Freien Presse“ in Belgrad zur Bildung eines besonderen Boykottkomitees geführt, das es als seine Mufgabe betrachtet, den Boykott gegen alle Waren aus Oesterreich⸗Ungarn ins Werk zu setzen. Bisher richtete sich die
General Garioni einen Vor
Beweguunng allerdings nur gegen die in Belgrad stattfindende Warenausstellung des ungarischen Handelsmuseums.
Nach den gestrigen Stich wahlen, in denen drei Regierüungskandidaten, ein Jungradikaler, ein Nationalist und zwei Fortschrittler gewählt wurden, hat die Regierungs⸗ partei S33, die Opposition 82 Mandate. Eine Nachwahl ist noch erforder lich. 1
Amerika.
Der amerikanische Senat hat vorgestern, wie „W. T. B.“ meldet, èine Entschließung angenommen zugunsten von Ver⸗ trägen mit den großen Seemächten über die Be⸗ stimmung der Kurse der Ozeandampfer, ihre Schnelligkeit, ihre Mittel zur Lebensrettung, ihre Apparate für drahtlose Telegraphie und ihre sonstige Ausrüstung, um eine Katastrophe wie die der „Titanic“ zu verhindern.
Ailien. 8
Nachrichten von der arabischen Küste besagen, der „Agenzia Stefani“ zufolge, daß die Schar der Anhänger des Scheik Idris von Mekka bis zum Yemen immer wachse. Die Macht des Scherifs von Mekka und des IJmam Jahia sei sehr ge— schwächt. Letzterer sei mit wenigen Anhängern vom Bachil⸗ stamm isoliert. Die mächtigen Harbstämme, die sich in der Umgebung von Mekka befinden und die Straßen zwischen Mekka zund Medina innehaben, hätten sich gegen den Scherif von Mekka empört. Gemeldet wird ferner die Meuterei türkischer regulärer Truppen gegen Suleiman Pascha. — Nach Meldungen der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ hat der Präsident Nuanschikai Huan zum Präsidenten des Iligebietes und den Gouverneur von Urumtschi zum Präsidenten der Provinz Hsinchiang ernannt. Der letztere wünscht, die beiden Provinzen zu vereinigen und an ihre Spitze zu treten, hiergegen aber erhebt Huan Ein⸗ spruch. Beide halten bei Schicho Truppen in Bereitschaft, bis die Verhandlungen, deren Erfolg jedoch für zweifelhaft gilt, beendet sind. Alle Mongolen des Iligebietes haben sich für un⸗ abhängig erklärt und die Beziehungen zur chinesischen Republik abgebrochen. Die Versuche, ihren Entschluß zu erschüttern, sind erfolglos geblieben. An verschiedenen Orten ist es zu Zu⸗ sammenstößen gekommen, in deren Verlauf es auf beiden Seiten Verwundete gab. Auch unter den Kirgisen ist eine Gärung zum Ausbruch gekommen. Wie „W. T. B.“ aus Kaschgar meldet, haben meu⸗ ternde Soldaten der Garnison von Aksu den Taotai Tscheng sowie den Gebietsschef getötet. Dem früheren Taotai Pingsueitschang ist es gelungen, Ruhe zu schaffen. Leben und Gut der remden sind außer Gefahr.
8 Afrika.
Der Aufstand in Fes ist, wie bereits gemeldet, nieder geworfen und die Ruhe wiederhergestellt. Von W B. verbreiteten Nachrichten zufolge haben die französischen Truppen gegen tarrsend Gefangene gemacht; zahlreiche andere Meuterer sind in die Umgegend entflohen und haben sich in Häusern ver steckt, die von Streifwachen durchsucht werden, während in der Nähe aufgestellte Posten die Flüchtlinge dann ö sollen Die Zahl der ermordeten französischen Zivilpersonen beträgt wahrscheinlich acht. Angehörige einer anderen Nation scheinen nicht um gekommen zu sein. Die gesamten Verluste in den Kämpfen vom 17. bis zum 19. April betragen 25 Tote, darunter zwei Hauptleute und etwa 60 Verwundete. Nach einer Meldung er „Agerrce Havas“ sind bei der Plünderung des Judenviertels etwa 1000 Juden getötet worden. Die Zahl der verwundeten Juden ist sehr beträchtlich und das Elend unter diesen sehr groß. Der General Moinier, der bei seinem Vormarsch auf Fes bei den Stämmen, durch deren Gebiete er marschierte, keinerlei (Gärung festgestellt hat, ist gestern morgen in Fes eingetroffen.
Wie die „Agenzia Stefani“ aus Buchamez meldet, schickte der General Garioni am 19. d. M., als ein Aeroplan einige Araberhaufen im Süden und Südwesten des Forts gemeldet hatte, sofort ein Bataillon Askaris, unterstützt von einen Bataillon des Infanterieregiments Nr. 60, aus, um die Araber zu zersprengen. Die Italiener zwangen die Araber, die schwere Verluste hatten, zur Flucht. Zu gleicher Zeit ließ
soß gegen die Ostseite der Halb⸗
sich 4000 in Fes. Die Besetzungstruppen an der algerisch⸗ marokkanischen Grenze belaufen sich euf 10 400 Mann.
Hierbei gelang es, andere Araberhaufen
8
insel Macabez machen.
Am Nachmittag hatte der Ministerpräsident Poincaré
Ein gestern unter dem Vorsitz des Großwesirs abgehaltener
sehung, es hat die hohe
lebhafte Feuer der italienischen
Seid Said unter das s us Sei ihnen beträchtliche Verluste beizu⸗
Artillerie zu nehmen und bringen.
“
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (53.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen und Unter⸗ richsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz beiwohnte, die zweite Berratung des Etats des Ministeriums der geistlichen un d Unterri chtsan gelegenheiten für 1912, und zwar zunächst die Debatte über das Kapitel „Höhere Lehranstalten“ und die dazu gestellten Anträge Eickhoff sfortschr. Volksp.), betrefferrd Vereidigung der Kandidaten des höheren Schulamts bei Beginn des staatlichen Vorbereitungs⸗ dienstes, Engelbrecht (freikons.), betreffend beschleunigte Einführung des gemeins a men Unterbaues der höheren Schulen, namentlich in kleinen und mittleren Städten, und Ernst (fortschr. Volksp.), betreffend allmähliche Aufhebung der bei den statlichen höheren Lehranstalten noch bestehenden Vor⸗
schulen, fort.
Abg. Graf von Carmer⸗Zieserwitz (kons.): Nachdem 1900 die Schulreform abgeschlossen war, fiel das viel bestrittene Vorrecht der humanistischen Gymnasien. Einige Schulmänner und Aerzte in Frankfurt am Main haben ein Memorandum ausgearbeitet, in dem eine nochmalige Schulreform verlangt wird. Glücklicherweise hat die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mitgeteilt, daß von einer Aenderung des bisherigen Systems nicht die Rede sein könne. Das Memorandum richtete seine Spitze gegen das humanistische Gymnasium, gegen die klassischen Sprachen, das Lateinische und Griechische, für eine Verkürzung der Stundenzahl. Das Griechische sollte wahlfrei werden und eventuell durch das Englische ersetzt werden. Nach meiner Meinung ist das Griechische das Essentiale, das Herzstück des humanistischen Unterrichts. Mit dem Fortfall des Griechischen würde das Todesurteil gegen das humanistische Gymnasinen gefällt. Das Griechische ist auch für das juristische Studium nicht zu entbehren. Wem das Griechische zu schwer ist, kann ja andere höhere Lehranstalten besuchen. Das humanistiche Gymnasium ist ein unersetzliches Mittel der Er⸗
Blüte des deutschen Volks herbeigeführt. Wir sind deshalb immer voll für das humanistische Gymnasium eingetreten, und wir sind entschieden Gegner der Ersetzung des Griechiscen durch das Englische. Der Extemporale⸗Erlaß des Kultusministers ist sehr einschneidender Natur. Er geht davon aus, daß die Extemporalien einseitig für die Beurteilung der Leistung des Schülers verwendet worden sind, zu häufig getrieben wurden, daß in manchen eine große Fülle gesuchter Schwierig⸗ keiten ds Studium dem Schüler verleideie und erschwerte, und daß sie die Schüler nerpös machten und einen unerträglichen Druck auf sie ausübten. Gewiß sollen zur Beurteilung der Schüler auch die häuslichen und die mündlichen Klassenleistungen herangezogen werden. Aber in überfüllten Klassen kann der Lehrer den einzelnen Schüler nicht so oft herannehmen, um seine Leistung beurteilen zu können. Da sind Extemporalien ein sehr erwünschter Maßstab. Die schriftlichen Klassenarbeiten wurden ja früher aller⸗ dings zu allerlei schwierigen Tüfteleien mißbraucht; es ist gut, daß diese Auswüchse beseitigt werden. Aber was wird nun an die Stelle der Ertemporalien gesetzt? Am Schluß der Stunde sollen ils Ersatz Sätze diktiert und alle 4—6 Wochen schriftliche Klassenarbeiten geschrieben werden. An sich ist die Klassenarbeit ein Ideal, aber der Zeitraum von 4—6 Wochen ist zu lang. Es geht auch zu weit, wenn die Arbeiten nur jzensiert werden, wenn die Mehrzahl der Schüler die Aufgaben genügend löst. Damit wird der Segen der Einrichtung wieder vollständig aufgehoben. Unter den 40 Schülern einer MNormalklasse sind doch unter allen Um⸗ ständen 10, die nicht mitkommen, sei es, daß sie nicht befähigt, oder daß sie faul sind; diese quantité négligeable würde es in der Hand haben, die übrige Klasse zum Arbeiten oder zum Nicht⸗ arbeiten anzuhalten. eben Urteil über die Leistungen seiner Schüler eingeschränkt, zumal da auch die Technik der unerlaubten Hilfsmittel, der Uebersetzungen und sonstigen Eselsbrücken eine ungeahnte Vollkommenheit erreicht hat und eine Täuschung des Lehrers über die Fähigkeiten des Schülers weit leichter als früher ermöglicht. Wenn nun der Junge sitzen bleibt, wird ein Sturm der Entrüstung der Eltern die Folge sein; denn der Junge hatte ja doch allen Anforderungen ent⸗ sprochen. Wird der Schüler aber versetzt und steht er schließlich vor dem Abiturientenexvamen, so muß er Klausurarbeiten liefern, und das kann er dann nicht; da aber nicht alle durchfallen dürfen, so wird eben das Niveau der Leistung herabgesetzt. Das halte
hich auch für sehr bedenklich, gerxade in einer Zeit, in der der Andrang
auch unbefähigter und ungeeigneter Elemente so außerordentlich groß ist. Es geht durch unsere ganze Zeit ein sentimentaler, wehleidiger Zug, der die Schonung, das Persönliche Wohlbefinden zuungunsten der Leistung vielezu sehr in den Vordergrund stellt. Damit muß ge⸗ brochen werden. Der Schüler muß in der Schule Zucht und Selbst⸗ beherrschung lernen; was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Die Selbstzucht, das Sichzusammennehmen, das Sichkonzentrieren lernt man nicht erst im praktischen Leben; damit muß schon in der Schule angefangen werden. Sonst häufen wir nur die Zahl der ver⸗ krachten Existenzen. Wir begrüßen mit Freuden die Beschneidung der zweifellsen Auswüchse der bisherigen Extemporalien, aber die Bestimmung über die Nichtzensierung gollte nicht aufrecht erhalten werden. — Die Stellung der Direktoren, die schon an sich sehr schwierig und verantwortungs voll ist, sollte u. a. durch Einschränkung des Schreibwerks tunlichst entlastet werden. b .
Abg Dr. Heß (Zentr.): Mitt der Ueberweisung des Antrags Engelbrecht an die Unterrichtskommission sind wir einverstanden. er Kultusminister wird sich darüber nicht wundern, daß der Extemporale⸗Erlaß im Mittelpunkt der Erörterungen bei diesem Kapitel steht, denn wohl noch nie hat ein Ministerialerlaß ein so ausgedehntes Aufsehen exregt. Ich hoffe ja auch meinerseits nicht, deß meine Ausführungen erreichen werden, daß der status quo ante wiederhergestellt wird; ich bringe aber meine Bedenken umsomehr vor, als sie von dem allergrößten Teile des Zentrums ge⸗ teilt werden und nur eine kleine Minderheit den Erlaß billigt. Der Erlaß betont ausdrücklich, daß eine Herabsetzung der Leistung nicht beabsichtgt wird; aber tatsächlich wird eine Herabsetzung der Leistungen die Folge sein. Ueber seine Absichten mit dem Erlaß hat der Minister in der Budgetkommission bemerkt, daß die zutage getretenen Mißstände hätten beseitigt werden müssen. as waren das für Mißstände, machten sie eine solche radikale Kur notwendig? Gewiß, es gibt solche Lehrer, die ihre straffe Zucht demit zu wahren suchen, daß sie mit den Klassenarbeiten drohen, sie als Schreckmittel nicht entbehren können. Das sind aber nur ganz seltene Ausnahmen, und solche Lehrer sind auch in den Lehrkörpern sehr wohl bekannt, sodaß ihre Urteile bei dem Endurteil über den Schüler berücksichtigt werden. Ich kann nicht zu⸗ geben, daß die Leistungsfähigkeit unserer Schüler herab⸗ gegangen war. Allerdings bestehen vor allem in den Großstädten mancherlei Mißstände. Aber es fragt sich doch, ob man der zu⸗ nehmenden Nervosität dadurch Rechnung tragen kann, daß man die nforderungen an den Schüler in solcher Weise herabsetzt. Das eben mit seinem Konkurrenzkampf wird immer schwerer; da muß man ganze Männer für das Leben erziehen. In dieser Hinsicht waren e Extemporalien ein ausgezeichnetes Regulativ; gerade der strenge Arbeltezwang ist uns auf der Schule gar nicht schlecht bekommen.
“
Der Lehrer wird dadurch ebenfalls in seinem
Durch die Presse ist der Brief einer Mutter an den Kultusminister gegangen, in dem es begrüßt wird, daß die Schüler und mit ihnen die Mütter und Geschwister von der scheußlichen Extemporaliennot befreit werden; es hieß weiter in dem Brief, daß die Extemporalien den Frieden des Hauses stören und an den Nerven der Kinder und Mütter zehren. Solchen Müttern müßte das Betreten der Studierzimmer ihrer Söhne durch Ministerialerlaß verboten werden. Im Interesse des sozialen Ausgleichs läge es auch, wenn die Forde⸗ rungen an den Gymnasien nicht herabgesetzt würden; wir müssen der Vermehrung des Gelehrtenproletariats energisch entgegenarbeiten. „Wenn in England so großer Wert auf Spiel und Sport gelegt wird, so brauchen wir dies noch lange nicht England nachzumachen. Wir haben England in vieler Beziehung überholt. Nervösere Leute als in England gibt es doch nirgends auf der Welt. In der „Schlesischen Zeitung“ hat sich Professor Hillebrand scharf gegen den Erlaß aus⸗ gesprochen. Er führt darin aus, daß die Unwissenheit, wenn sie den Vorzug hat, allgemein zu sein, privilegiert wird; was für eine Generation werde man mit dieser Methode erziehen! Ich möchte den Wunsch aussprechen, daß dieser Erlaß möglichst bald wieder verschwindet. Wenigstens aber müßte der Minister dafür sorgen, daß durch Ausführungsverordnungen die Bedenken gegen den Erlaß beseitigt werden. Uee muß etwas Ruhe in den Unterrichtsbetrieb einziehen. Der Minister sagte in der Kom⸗ mission, daß er nicht wolle, daß eine Kirchhofsruhe in den Schulbetrieb einziehe; das wollen wir auch nicht. Aber die von den besten und idealsten Absichten geleiteten Reformbestrebungen können sehr leicht durch ihre Intensität einen Charakter annehmen, bei dem die dadurch hervorgerufene Beunruhigung mehr schadet als nützt. Den Schutz des humanistischen Gymnasiums muß ich auch in diesem Jahre wieder proklamieren, womit nicht gesagt werden soll, daß wir gegen die Ausgestaltung der Realanstalten etwas einzuwenden haben. Die Anordnung, daß die in dem höheren Schuldienst tätigen Lehrer das Mittelschullehrerexamen nachmachen assen, bringt eine gewisse Härte mit sich. Wenigstens von einem bestimmten Lebensalter ab müßte die nachträgliche Ablegung des Examens erlassen sein. In einer Obertertia ist der Geschichtsunterricht während eines ganzen Jahres nur von Seminarkandidaten, und zwar von fünf ver⸗ schiedenen, erteilt worden. Da kann doch kein gedeibhlicher einheit⸗ licher Unterricht erwartet werden. Aus Sparsamkeitsrücksichten werden manchmal mehrere Klassen beim Religionsunterricht kombiniert, sodaß öfters mehr als 50 Schüler zusammensitzen. Das geht doch zu weit. Den Direktoren muß eine besondere Schreibkraft zur Verfügung ge⸗ stellt werden. Vielleicht wäre dies der erste Schritt auf dem Wege, daß überhaupt das Schreibwerk in Preußen vereinfacht wird.
(Schluß des Blattes.)
Dem Hause der Abgeordneten sind eine
schrift über die Entwicklung der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen in Preußen nebst 4 Anlagen und ein Beiheft dazu, enthaltend: A. Nachweisungen, betreffend die vom Staate aus dem Fonds zur Förderung des Baues von Kleinbahnen gewährten Beihilfen, und zwar I. im Laufe des Kalenderjahres 1911 voll gezahlte Beihilfen, II. noch nicht voll gezahlte Bei⸗ hilfen, B. eine Nachweisung der aus demselben Fonds bis zum Schlusse des Kalenderjahres 1911 in Aussicht gestellten Staats⸗ beihilfen und C. eine Feh über die bis zum Schlusse des Etatsjahres 1910 aufgekommenen Rückeinnahmen auf Staatsbeihilfen für Kleinbahnen, zugegangen. 8
Statistik und Volkswirtschaft.
1. Zur Arbeiterbewegung. “ Die Aussperrung in der Schuh⸗ und Schäfte⸗ industrie der Wermelskirchener, Dabringhausener, Burscheider und Hilgener Gegend, über die wiederholt be⸗ richtet wurde, ist, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, jetzt, nach zwölf⸗ wöchiger Dauer, beendet worden, nachdem die bei der Wermels⸗ kischener Schuh⸗ und Schäftefabrik von Iserhardt u. Kattwinkel aus⸗ ständigen Arbeiter nach zweitägiger Verhandlung sich bereit erklärt haben, die Arbeit bedingungslos wieder aufzunehmen. Die Fabrikanten werden die Arbeiter nach ihrem Ermessen wieder einstellen. Heute sollte zunächst die Wiedereinstellung der Zuschneider und dann nach Bedarf die der andern Arbeiter erfolgen. Wegen einer von den Fabri⸗ kanten zugesagten Verkürzung der Arbeitszeit wird noch verhandelt.
In Hamburg hat gestern eine Versammlung von Schauer leuten im Gewerkschaftshause mit 963 gegen 304 Stimmen den in Vorverhandlungen vereinbarten Lohntarif an genommen. Dadurch ist der Frieden im Hamburger Hafen auf drei Jahre gesichert. (Vgl. Nr. 94 d. Bl.) 6
Die Arbeiterunruhen in den Goldwäschereien am Lenastrom (vgl. Nr. 96 d. Bl.) sind, wie „W. T. B.“ berichtet, nach einer amtlichen Mitteilung dadurch veranlaßt worden, daß die Verwaltung den dortigen Arbeitern, die sich im Ausstand befanden, nur einige Nebenforderungen, aber nicht die Hauptforderungen bewilligte, daß sie ferner verlangte, die Streikenden sollten ihre Wohnungen räumen, ihnen die Lieferung von Lebensmitteln, die sonst nicht zu beschaffen waren, verweigerte und das Streikkomitee verhaften ließ. Die großen Verluste an Menschenleben sind dem Umstande zuzuschreiben, daß eine Kompagnie Soldaten gegen einen 3000 Mann starken Zug Streikender, der sich zum Verwaltungsgebäude begeben wollte, auf 110 Schritt Entfernung zu feuern begann und die an der Spitze des Zuges be⸗ findlichen Leute, die von den hinten befindlichen vorwärts gedrängt wurden, nicht ausweichen konnten. — Zur Untersuchung der Vor⸗ gänge sind der Generalgouverneur von Irkutsk und ein Vertreter des Handelsministeriums dorthin abgereist.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Wer trinkt Milch? Nicht Frauen oder Kinder, sondern haupt⸗ sächlich Männer, besonders Arbeiter, Kutscher ꝛc. Diese überraschende Tatsache ist dem neuen Jahresbericht des Gemeinnützigen Vereins für Milchausschank in Berlin (E. V.), (Vorsitzender Kommerzienrat Conrad von Borsig) zu entnehmen. In seinen 12 Milch⸗ häusern Groß Berlins verkaufte er im Jahre 1911 fast 1 000 000 Glas Milch zu 5 ₰, in seinen Werkausschänken weit über eine halbe Million Flaschen Vollmilch zu 10 ₰. Die allgemeine Preis⸗ steigerung für Milch hat der Verein nicht mitgemacht. Im Laufe der nächsten Monate werden drei neue Häuser eröffnet. (Berlin O., NW., Neuköoölln). Während mehrere größere Provinz⸗ städte nach dem Vorbild von Brandenburg a. d. Havel gegenwärtig solche Milchhäuser mit städtischer Unterstützung oder ganz aus städtischen Mitteln errichten und dem Verein kostenlos zur Verfügung stellen, fehlt es seitens der Gemeinden Groß Berlins leider fast ganz an so wirksamer Förderung der Volksernährung und damit der Volks⸗ gesundheit. In Kürze wird der Verein die ersten Verkaufsstellen für Magermllch eröffnen, diesem wertvollen und mit Unrecht arg vernach⸗ lässigten Nahrungsmittel, für das seit Jahren Aerzte und Volks⸗ freunde warm eintreten. Der Jahresbericht ist von der Geschäftsstelle Berlin⸗Wilmersdorf, Tübingerstr. 1, zu beziehen. 8
“ 8
Die Hannoverschen Gummiwerke Excelsior, vormals Hannoversche E1414“ Aktiengesellschaft, haben laut Meldung des „W. T. B.“ aus Hannover aus Anlaß ihres fünfzigjährigen Bestehens zum Besten der vorhandenen Pensionskasse für die Beamten und Arbeiter des Werks 100 000 ℳ gestiftet.
von ihrem B 8 8 “
Kunst und Wissenschaft.
Die diesjährige Große Berliner Kunstausstellung im Landesausstellungspark wird am Sonnabend, den 27. d. M., 8 mittags 4 Uhr, feierlich eröffnet werden.
8
„Wie „W. T. B“ aus Stuttgart gemeldet wird, stiftete Seine Majestät der König aus Anlaß der Generalversammlung des Schwä⸗ bischen Schillervereins dem Schillermuseum ein Jugendbildnis Schillers, das die Schwester des Dichters, Christophine Reinwald, der gemacht hat.
8
9
Literatur.
— Das Maiheft der von Richard Fleischer herausgegebenen Monatsschrift „Deutsche Revue“ (Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart und Leipzig; vierteljährlich 6 ℳ) hat folgenden Inhalt: Wirkl. Geh. Rat Adolf Wermuth: Die Gesundung der Reichs⸗ finanzen; Vizeadmiral a. D. von Ahlefeld: Basis für eine deutsch⸗ englische Verständigung; K. Th. Zingeler (Sigmaringen): Briefe des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern an den Großberzog Friedrich . von Baden; Stabsarzt Dr. Ziebert (Graudenz): Ist das Lebensrätsel ein naturwissenschaftliches oder ein philosophisches Problem? Geh. Rat Prof. Dr. von Ullmann (München): Völkerrecht und Politik; General der Infanterie C. von Goßler: Stuart und Zeppelin; Prof. Otfried Nippold (Oberursel a. T.): Die internationale Völkerrechtsakademie im Haag; Aus den ungedruckten Memoiren Rangabés (Schluß); Ferdinand Hueppe, Professor an der Universität in Prag: Teurung und Unterernährung; Hans von Beseler, General der Infanterie z. D.: Aus Georg Beselers Frankfurter Briefen 1848/49 (Fortsetzung): Dr. Otto von der Pfordten, Universitätsprofessor in Straßburg i. E.: Weltauffassung und Weltgestaltung; Berichte aus allen Wissenschaften: Technik: Prof. Dr. Rohland (Stuttgart): Technik und Ethik. Lite⸗ rarische Berichte. Eingesandte Neuigkeiten des Bü cher
1““
26g
Theater und Musik.
Neues Schauspielhaus. “
Dem dreiaktigen Schauspiel Gustav Collijns „Der Turm
des Schweigens“, das am Sonnabend auf der Bühne am Nollen⸗
dorfplatz zum ersten Male aufgeführt wurde, sollte man eigentlich mit
Schweigen begegnen, denn es ist eine Dilettantenarbeit, die nicht vor
die Oeffentlichkeit gehört. Dem Zuschauer wird eine Liebesepisode der
Königin Semiramis vorgeführt, deren Herz vom Inderkönig bezwungen
wird, gegen den sie im Felde liegt. Der Hohevpriester der Istar, der die Königin, nachdem er nach ihrem Willen ihren Gemahl beseitigt hatte, 11 fürchtet seinen Einfluß durch den neuen Geli⸗bten der Herrscherin zu verlieren; er erinnert sie an einen alten Schwur, nie mehr einem Mann anzugehören und jeden, der sich ihr in Liebe nahe, zu opfern. Der edle Inderfürst will die Königin vor dem Wort⸗ bruch bewahren und folgt dem Hohenpriester freiwillig in den „Turm des Schweigens“, wo ihn der Tod erwartet. Der dürftige Stoff ist mit einem kaum zu überbietenden dramatischen Ungeschick aufgebaut; nach einer schleppend⸗breiten Exposition werden die spärlichen Konflikte über⸗ hastet und rein äußerlich gelöst. Zu einer innerlichen Charakteristik finden sich kaum Ansätze; die Sprache ist ebenso trivial wie papieren. Die Regie hatte, sei es der Anweisung des Verfassers folgend, sei es aus eigener Erfindung, fast die ganze Handlung auf eine mächtige und steile Steintreppe verlegt, die zur Wohnung der Semiramis heraufführt. Das gab den Mitwirkenden, namentlich Frau Durieux, die die Semiramis spielte, Gelegenheit, einige turnerische Gewandtheit zu zeigen; schauspielerisches Können erwies sich den in dem Stück um⸗ gehenden Schemen gegenüber machtlos.
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Kurfürstenoper.
In der Kurfürstenoper wurde am Sonnabend zum ersten Male
eine dreiaktige Musiktragödie „Oberst Chabert“ von Wolfgang von Waltershausen aufgeführt Es war ein erfolgreicher Abend, und die Kritik kann in den starken Beifall, der gleich nach dem ersten Akt einsetzte und sich bis zuletzt noch steigerte, eben falls einstimmen. Der Komponist, der auf der Bühne kein Neuling mehr sein soll, ist auch der Verfasser des Textbuches, dessen Stoff er einer Erzählung von Balzac entnahm. Es sei gleich hervorgehoben, daß die dramatische Unterlage der Oper viele Vorzüge besitzt; echt bühnenmäßig empfunden, voll Handlung und Spannung, straff gebaut und doch auch nicht ohne lyrische Stimmung, erschüttert sie den Zuschauer und übt schon an und für sich eine kräftige Wirkung aus. Der Oberst Graf Chabcct, der bei Preußisch Eylau gekämpft hat, wurde verwundet und für tot in ein Massengrab geworfen. Er erwachte aber wieder von seiner Betäubung, arbeitete sich heraus und kehrte nun unter die Lebenden zurück. Hier aber hält man ihn für wahnsinnig oder für einen Betrüger. Seine eigene Frau, die einen anderen, den Grafen Ferraud, geheiratet hat, verleugnet ihn, obgleich sie ihn erkennt, weil sie ihr gegenwärtiges Gluͤck nicht preisgeben will. Aber sie wird doch endlich gezwungen, ihr Unrecht einzugestehen, und ihr zweiter Mann führt sie in die Arme des rechtmäßigen Gatten zurück. Sie kämpft immer noch um ihr Glück und verlangt von Chabert Entsagung, sagt ihm, daß sie ihn nie geliebt habe. Dieses Ge⸗ ständnis trifft ihn, der alles Elend ertrug in der Hoffnung, sein ge⸗ liebtes Weib wiederzugewinnen, ins Mark, und er scheidet nun frei⸗ willig aus dem Leben, das ihm nichts mehr bieten kann. An seiner Bahre nimmt die Frau, überwältigt von der Größe seiner Liebe, Gift. Zu dieser stark bewegten Handlung schrieb der Verfasser die entsprechende Musik. Erfinderischer Sinn und eine meisterliche Beherrschung des modernen Orchesters setzten ihn in den Stand, äußerst charakteristisch und farbig zu gestalten, sodaß mit der so unter⸗ malten und von musikalischem Leben durchfluteten Hand⸗ lung zusammen ein einheitliches Werk von hoher Schön⸗ heit und packender, nachhaltiger Wirkung entstanden ist. Die Regie, zu der diesmal Dr. Schmieden herangezogen worden war, hatte für belebte Bühnenbilder gesorgt, und die musikalische Leitung des Kapellmeisters Selmar eyrowitz förderte die Schönheiten der Partitur restlos zu Tage. Die Gräfin Chabert sang Frau Gura⸗Hummel, die man nach längerer Zeit wieder auf einer Berliner Bühne zu sehen Gelegenheit hatte. Stimmlich gut aufgelegt und mit eindrucksvollem Spiel, schuf sie eine Gestalt, die man nicht leicht vergißt. Ergreifend war Herr von Zawilowski als Graf Chabert in seiner leidenschaftlichen Darstellung, wie in der Verwendung seines kräftigen Baritons. Herr kerkel gab den Ferraud und wußte das Liebenswürdige und das Männ⸗ liche der Figur, Lyrisches und Dramatisches in Gesang und Spiel gut zu vereinigen. Ueberhaupt standen alle Mitwirkenden auf einer Höhe, die eine volle, abgerundete Wirkung gewährleistete, so u. a. die Herren Begemann (Advokat), Pacyna (Korporal), Wissiak (Schreiber). Für den starken Beifall dankte der anwesende Komponist. Sein packendes Werk dürfte hier wohl recht oft wiederholt werden.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Dienstag, eine Wiederholung des „Rosenkavaliers“ statt. Die Damen Kurt, Artôt de Padilla, Easton sind mit den Herren Knüpfer, Bachmann, Krasa usw. in den Hauptrollen beschäftigt. Der Kapellmeister von Strauß dirigiert. Die ursprünglich für Mittwoch, den 24. d. M. vorgesehene Aufführung von „La Praviatab, mit Fräulein Hempel in der Titelrolle und Herrn Kirchhoff als Alfred Germont, ist auf Sonnabend, den 27. d. M. verlegt worden. Am Mittwoch wird eine Wiederholung des „Tannhäuser“ in Szene gehen.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen (Shake⸗ speares Geburtstag) „Julius Caesar“ in Szene. Die Titelrolle spiel Herr Zimmerer, die anderen Hauptrollen sind mit den Damer von Arnauld und Poppe sowie den Herren Kraußneck, Sommerstorff,
Pohl, Eggeling und Geisendörfer besetzt. Den Mare Anton spielt