1912 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Apr 1912 18:00:01 GMT) scan diff

* 8

der Diözese Loburg, Regierungsbezirk Magdeburg geistlichen und

angelegenheiten.

Königliche Akademie der Künste.

Bekanntmachung.

Ministerium d

Der für das Jahr 1912 auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei Karl Slechen im Betrage in dem statt⸗

gehabten Wettbewerb dem Maler Kurt Albrecht in 1 e

aausgeschriebene Preis der 8 von 1500 zu einer Studienreise nach Italien ist

h Studierender an der akademischen Hochschule für d ildenden Künste daselbst, zuerkannt worden. Berlin, den 19. April 1912.

. Der Senat, Sektion für die bildenden Künste 8 A. Kampf.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Den Domänenpächtern Fritz Koschmider 8 I Hagena zu Königshof, Karl Kahl zu ernhard Knönagel zu Bergfried im Regierungsbezir

I.

Ministerium des Innern.

Der Polizeileutnant Franz Schulze beim Königli Felig worden.

Der Polizeileutnant Posemann ist unter Feelaffung beim Königlichen Polizeipräsidium in Berlin zum Polizeihauptmann

befördert worden. 8

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml.

S. 357) sind bekannt gemacht:

1) der Allerhöchste Erlaß vom 3. Februar 1912, betreffend die Genehmigung des von dem 27. und 28. Generallandtage der West⸗ eußischen Landschaft beschlossenen Nachtrags zu dem revidierten

8

pr.

Reukement dieser Landschaft, durch die Amtsblätter

der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 9 S. 67, ausgegeben am 2. März 1912,

der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 10 S. 119,

ausgegeben am 7. März 1912,

der Königlichen Regierung zu Bromberg Nr. 9 S. 65, aus⸗

gegeben am 29. Februar 1912, und

der Königlichen Regierung zu Köslin Nr. 9 S. 65, aus⸗

gegeben am 29. Februar 1912;

8 2) das am 3. Februar 1912 Allerhöchst vollzogene Statut für die Genossenschaft zur Regulierung der oberen Czarna in Seesken im Kreise Oletzko durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 10 S. 74, ausgegeben am 7. März 1912;

3) das am 15. Februar 1912 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft Bojehnen im Kreise Tilsit durch das Amtsblatt der Regierung zu Gumbinnen Nr. 12 S. 93, ausgegeben am 21. März 1912;

8 der Allerhöchste Erlaß vom 19. Februar 1912, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadt Cöln für die An⸗

legung eines Volksparkes, durch das Amtsblatt der Königlichen Re⸗

gierung zu Cöln Nr. 13 S. 81, ausgegeben am 27. März 1912;

5) das am 19. Februar 1912 Allerhöchst vollzogene Statut für die Meliorationsgenossenschaft der Broekhuyser Heide in Broekhuysen im Kreise Geldern durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Dässeldorf Nr. 11 S. 115, ausgegeben am 16. März 1912;

6) der Allerhöchste Erlaß vom 26. Februar 1912, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts

a. an die Kleinbahn⸗Aktiengesellschaft Kiel —Segeberg für den Bau einer Kleinbahn von Kiel (Gaarden) über Wankendorf nach Segeberg, einschließlich der auch der Kleinbahn Kiel Schönberg dienenden Gemeinschaftsanlagen und der Ver⸗ bindung nach dem künftigen Verschiebebahuhofe der Staats⸗ eisenbahn bei Kiel, und

an die Kleinbahn⸗Aktiengesellschaft Kiel Schönberg in Kiel für die Verlegung ihrer Gleise zwecks Einführung der Klein⸗

bahn in den neuen Gemeinschaftsbahnhof Kiel (Gaarden), durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 13 S. 199, ausgegeben am 23. März 1912;

7) der am 11. März 1912 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dan Statut für den Deichverband Heiligenwalde in den Kreisen Königsberg und Wehlau vom 21. Juli 1906 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 14 S. 250, ausgegeben am 4. April 1912;

8) das am 12. März 1912 Allerhöchst vollzogene Statut für die Genossenschaft zur Entwässerung des Schwarten Venns in Mesum im Kreise Steinfurt durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung

Müns r Nr. 13 Sonderbeilage S. 123, ausgegeben am 28. März 1912.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 12 Preußischen Gesetzsammlung enthält unter Nr. 11 186 den Staatsvertrag zwischen dem Königreiche vven. und dem Großherzogtume Sachsen, betreffend die urchführung der Grundstückszusammenlegungen und der

damit verbundenen Ablösungen im Großherzogtume Sachsen durch die Königlich preußischen Auseinandersetzungsbehörden, vom 18. Juli 1908, und unter

Nr. 11 187 die Bekanntmachung, betreffend die Ratifikation des zwischen Preußen und dem Großherzogtume Sachsen ab⸗ geschlossenen Staatsvertrags vom 18. Juli 1908 über die Durchführung der Grundstückszusammenlegungen und der damit verbundenen Ablösungen im Großherzogtume Sachsen durch die Königlich preußischen Auseinandersetzungsbehörden, vom 13. April 1912. 6

Berlin W., den 22. April 1912.

9 önigliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

der

8

Aichtauuliches. Deutsches Reich. 8

Preußen. Berlin, 23. April.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern vormittag im Achilleion auf Korfu die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini, des

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Pfarrer Vierthaler in Rosian zum Superintendenten zu ernennen.

Kirschfeld, 1 und

osen ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden.

chen olizeipräsidium in Berlin ist zum Polizeihauptmann be⸗

Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie von Lyngcker und des Chefs des Marinekabinetts, von eh

Der WMasschuß des Bundesrats hielt heute eine Sitzung.

Freiherrn dmirals

Dem „Hamburger Correspondenten“ zufolge hat die See⸗ berufsgenossenschaft das Reichsamt des Innern ersucht durch Vermittlung des Auswärtigen Amts offiziell bei der englischen Regierung die baldige Einberufung einer inter⸗ nationalen Konferenz zu beantragen, in der die Frage der Ausrüstung mit Sicherheitsvorkehrungen, insbesondere mit Rettungsbooten, bei den dem internationalen Passagierverkehr dienenden Dampfern durch internationale Vorschriften geregelt werden soll.

Uebersicht der Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren für bis zum Schlusse des Rechnungsmonats März 1912.

die Zeit vom 1. April 1911

Die Solleinnahme nach Abzug der Ausfuhrvergütungen usw. hat betragen

Die Isteinnahm hat betragen

im Monat März

Laufende Nummer

vom Beginne des Rechnungsjahrs bis zum

Im Reichshaushaltz. etat ist die Einnahme für das Rechnungsjahr 1911 verans lagt auf

vom Beginne des

sahrs Fabes usse is zum usse

des Monats des Monats März März

3

4 6 7

58 977 716 1 237 770 2 945 519

12 757 754 4 435 666

16 437 814

67 491 913 772

abaksteuer.. igarettensteuer uckersteuer Salssteuer Verbrauchsabgabe für Branntwein Essigsäureverbrauchsabgabe.. Schaumweinsteuer Leuchtmittelsteuer 1 115 680 1-e 1 675 951 rausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 11 700 571 Spielkartenstempel. 179 424 Wechselstempelsteuer 1 635 952 Reichsstempelabgaben: A. von Wertpapieren 6 219 524 B. von Gewinnanteilschein⸗ und Zins⸗ bogen 16“ 1 898 688 C. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ geschäften.. 1 831 699 D. von Lotterielosen: a. für Staatslotterien 1 255 199 b. für Privatlotterien 650 984 . von Frachturkunden 1 687 099 . von ver onenfahrkarten 1 258 478 . von Erlaubniskarten für Kraftfahr⸗ 301 231 1 032 305 248 676 3 365 272 3 933 955

zeuge an Mitglieder 168 139

28S9SSSnhn

—B—

. von Vergütungen von Aufsichtsräten . von Schecks K. von Grundstücksübertragungen 15. Erbschaftssteuer 16.] Statistische Gebühr

638 291 000 14 549 000 25 814 000

151 919 000 58 250 000

163 476 000

641 000 10 876 000 12 261 722 8 963 000 18 729 543 15 776 000

125 806 925 123 462 000 1 936 307 1 852 450 19 170 157 17 190 000

53 124 544 11 128 208 23 720 546

31 841.˙999 10 820 931 17 515 361 21 346 728

3 451 589

5 719 821 3 088 612 39 124 679 43 039 473 1 871 839

731 156 548 11 539 356 30 681 356

170 123 486 58 340 446

195 198 415

762 401 10 812 830

774 253 341 11 507 096 34 423 940

160 574 307 58 894 841

211 107 890

892 746 12 088 269 14 283 292 1 20 581 124

128 238 077 2 029 614 19 561 385

54 208 718 11 421 783 24 211 869

31 841 999 11 041 767 17 872 817 21 782 375

3 522 030

5 836 552 3 151 645 39 929 608 43 039 473 1 894 740

57 071 493 686 249

3 126 979 14 318 916 5 678 939 15 881 951 99 748 811 651 15 817 1 794 070

10 799 097 221 250 1 603 233

6 095 134 1 775 713 1 794 501 1 255 199

637 964 1 653 358 1 233 308

295 206

1 011 659 243 702 3 296 891 3 933 955 168 139

49 000 000

15 430 000

36 605 500

8 330 000 14 994 000 19 600 000

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Tpdbt. „Taku“ vorgestern in Weihaiwei eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses gab der Parlamentsuntersekretär Acland auf eine Anfrage wegen der Schließung der Dardanellen laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Erklärung ab:

Wenn England auch in seiner Mitteilung an die türkische Regie⸗ rung das Recht der Türkei anerkannt habe, Maßregeln zur Selbst⸗ verteidigung zu ergreifen, habe es doch die Hoffnung ausgedrückt, daß die türkische Regierung eine Möglichkeit ausfindig machen werde, die Durchfahrt durch die Dardanellen für den fremden Handel sobald als möglich wieder zu öffnen, mit Rücksicht auf den großen Schaden, der der Handelsschiffahrt durch die Schließung der Dardanellen verursacht werde. Man habe Grund zu der Annahme, daß die türkische Regie⸗ rung sich der Wichtigkeit dieser Frage voll bewußt sei, aber unter den obwaltenden Umständen keine Zusicherung abgeben könne.

Hierauf wurden verschiedene Anfragen, den Untergang der „Titanic“ betreffend, an den Handelsminister Buxton gerichtet.

In Beantwortung der Anfragen erklärte Buxton, daß sofort Schritte unternommen worden seien, eine Untersuchungskommission zu bilden, die mit peinlichster Sorgfalt die Ursachen des Unterganges der „Titanic“ feststellen solle. Angesichts des außergewöhnlichen Ernstes des Ereignisses halte er die Sonderernennung eines Mannes von juristischer Bedeutung für geboten, der, unterstützt durch Beisitzer, ein unabhängiges Untersuchungsgericht bilden solle. Inzwischen halte der Beirat für die Handelsschiffahrt Sitzungen ab zur Beratung verschiedener Mißstände, die bei der Titanic⸗Katastrophe zutage etreten seien. Sobald er die Ergebnisse der Untersuchungs⸗ ommission und des Beirats für die Handelsschiffahrt erhalten habe, werde er dem Hause mitteilen können, ob eine weitere Unter⸗ suchung durch die Kommission oder den Beirat nötig sein werde, und ob diese Untersuchung einen nationalen oder internationalen Charakter zu tragen habe. Im späteren Verlauf der Sitzung gab der Minister bekannt, daß Lord Mersey, der frühere Präsident der Admiralitäts⸗ abteilung des Obersten Gerichtshofes, mit der Untersuchung des Un⸗ glücks der „Titanice“ beauftragt worden sei. Er werde Vollmacht erhalten, Zeugen vorzuladen. Das Zeugnis von Passagieren werde, wenn erforderlich, in den Vereinigten Staaten abgenommen werden. Die White Star⸗Gesellschaft habe sich verbürgt, daß alle Mitglieder der Besatzung der „Titanic“, deren Zeugenaussagen von dem Ge⸗ Füestsbof für notwendig erachtet werden sollten, persönlich erscheinen werden.

Frankreich.

Der Ministerpräsident Poincaré hat den Gesandten Regnault aufgefordert, über die Ursachen der Ereignisse in Fes schleunigst Untersuchungen anzustellen und der Re⸗ gierung so schnell als möglich einen begründeten Bericht zu⸗ gehen zu lassen.

Rußland.

In der Reichsdnma wurden gestern die von den Okto⸗ bristen, Kadetten und Sozialdemokraten eingebrachten Inter⸗ pellationen über die Vorgänge in den Lena⸗Gold⸗ wäschereien erörtert. Der Führer der Oktobristen Gutschkow betonte dabei, wie „W. T. B.“ meldet, daß die Menge keine Gewalttätigkeiten begangen habe, die den Waffen⸗ gebrauch des Militärs gerechtfertigt hätten.

Türkei.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Saloniki ist die Kabelverbindung mit Chios, Tenedos, Rhodus und Imbros

unterbrochen.

Imbros berichtet jedoch mittels Heliographen,

daß gestern zwanzig italienische Kriegsschiffe vor der Insel vorüberfuhren in der Richtung auf die Dardanellen. Kawala ist die Meldung eingetroffen, daß vor Lemnos ein lebhafter Verkehr italienischer Kriegsschiffe herrsche, eine Landung italienischer Truppen bisher aber noch nicht erfolgt sei.

„Infolge der Vervollständigung der Minenanlagen ist die Zone vor den Befestigungen des Großen Kaps auf eine Entfernung von 3 km für alle Fahrzeuge gesperrt worden. Auch die Annäherung zu Lande ist strengstens untersagt. Nur das bekannte Fahrwasser bleibt für die von Pilotschiffen ge⸗ leiteten Handelsschiffe offen. 8 u“

„Die chinesische Regierung hat nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ das Kolonialamt aufgehoben mit der Begründung, daß die Mongolei, Tibet und Chinesisch⸗ Turkestan jetzt Teile der Republik geworden und keine Kolonien

mehr seien. Afrika.

Nach den letzten Telegrammen des Generals Moinier an den Kriegsminister herrscht, wie „W. T. B.“ meldet, jetzt in Fes vollkommene Ruhe. Die Verluste der Franzosen während des Aufstandes und der darauffolgenden Kämpfe sind 15 Offiziere und 40 Mann tot und 4 Offiziere und 70 Mann verwundet. Außerdem wurden 13 Zivilpersonen, sämtlich Franzosen, getötet. Ein Drittel des Stadtviertels Mellah in Fes ist während der Meuterei in Brand gesteckt worden. Fünfzig Leichen von Juden wurden geborgen.

Aus Tanger wird, obiger Quelle zufolge, gemeldet, daß die die scherifische Mahalla in Arbaua und Suk el Arba be⸗ fehligenden französischen Offiziere, Hauptmann Vary und Leutnant Thierit, dringend und wiederholt die Entsendung von 200 bis 300 algerischen Schützen verlangt hätten, um etwaigen Auf⸗ standsgelüsten der scherifischen Soldaten vorzubeugen. Diesem Ersuchen sei jedoch bisher nicht Folge gegeben worden. Nach einer Meldung aus Arsila vom gestrigen Tage hat der Dschebala⸗Stamm die scherifischen Truppen in Arbaua an⸗ gegriffen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses CC81 befinden sich in der Ersten und Zweiten

eilage.

In der heutigen (44.) Sitzung des Reichtags, welcher der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück, der Staats⸗ sekretär des Reichsmarineamts, Großadmiral von Tirpitz, der Kriegsminister, General der Infanterie von Heeringen, der Staatssekretär des Reichskolonialamts Solf und der Staats⸗ sekretär des eehhes Kühn beiwohnten, wurde die Generaldiskussion der ehrvorlagen in Verbindung mit dem Gesetzentwurf, betreffend die Beseitigung des Brannt⸗ weinkontingents, fortgesetzt.

Abg. Gans Edler Herr zu Putlitz (dkons.): Die Wehrvorlagen werden mit militärischen Bedürfnissen begründet, damit, wenn die letzten Konsequenzen gezogen werden müssen, unsere Wehrmacht auch genügend stark ist. Es war erfreulich, wenn aus den gestrigen Eiklä⸗ rungen der Regierung hervorging, daß zurzeit unsere Beziehungen zu

unseren großen Nachbarländern gut sind. Wir dürfen uns trotzdem darüber nicht im unklaren sein, daß durch Volksströmungen in anderen

Ueber

indern plötzliche Explosionen entstehen können. Das haben wir schon 5 und wir müssen deshalb allen Vorkommnissen gewachsen fein. Darum müssen wir begangene Versäumnisse gut machen. Daß wir Explosionen ausgesetzt sind, wird in weiten Kreisen bei uns im Lande empfunden. Das ist auch der Grund dafür, daß in vielen Bevölkerungsschichten Bedenken laut geworden sind nach der Richtung hin, ob die Vorlage auch so weit geht, wie man gewünscht hätte. Wir haben das Vertrauen zu unserer Heeresleitung, daß sie das fordert, was notwendig ist, um unsere Heeresmacht auf der Höhe zu balten und sie eventuell auf sie zu bringen. Wir werden daher in der Kommission zu prüfen haben, ob das Ge⸗ forderte genügend ist. Es ist konservativer Grundsatz, in Heeresfragen der Heeresleitung zu vertrauen. Die geplanten Aenderungen in der Organisation laufen in erster Linte darauf hinaus, die Friedens⸗ ormationen schneller in die Kriegsformationen überzuführen. eirne Gründe setzt die Denkschrift genau auseinander. Die Vorlage ist abe auch dazu bestimmt, einer Ueberalterung unseres Offizier⸗ korps vorzubeugen. Das ist meiner Ueberzeugung nach das Wichtigste, was in der Heeresvorlage verlangt wird. Die Erhöhung der Präsenz⸗ ziffer ist ebenso wie die Vermehrung der Offizierstellen deshalb von größter Die Marinevorlage wird ebenso wie die Heeresvor lage damit begründet, daß sich die Notwendigkeit einer anderen Organisation herausgestellt hat. Der Staatssekretär hat ja die entstandenen Mängel genügend auseinandergesetzt. Ich will dann noch einmal das wiederholen, was der Kollege Spahn mir gestern vorweggenommen hat, daß das Schwergewicht unserer Wehrkraft auf unserem Landheer ruht, weil wir glauben, daß in den Kriegen die letzte und wichtigste Entscheidung dem Landheer und nicht der Fiotte zufällt. Dann müssen wir darauf hinwirken, daß die Löhnung der Mannschaft erhöht wird. Wir sind der Ansicht, das es wünschens⸗ wert ist, sie so früh wie möglich eintreten zu lassen. In einer Denk⸗ schrift ist die Deckungsfrage begründet worden, und zwar sehr aus⸗ ührlich die aus bereitstehenden Mitteln. Die Vorschläge stehen auf gesunden und soliden Finanzgrundsätzen, wie sie im Jahre 1909 von dem Staatssekretär mit den Parteien vereinbart worden sind.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen 64.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen und Unter⸗ richtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz beiwohnte, die zweite Beratung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗ etats für das Rechnungsjahr 1912 fort.

Der Etat der Staatsschuldenverwaltung wird ohne Debatte genehmigt. Auf Grund des 63. Berichts der Staatsschuldenkommission über die Verwaltung des Staats⸗ schuldenwesens wird der Hauptverwaltung der Staatsschulden hinsichtlich der im Bericht bezeichneten Rechnungen Entlastung erteilt.

Der Etat der Rechnungskammer wird gleichfalls ohne Debatte genehmigt.

Darauf wird die Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten und zwar die gestern abgebrochene Debatte über das Kapitel „Höhere Lehranstalten“ bei den Fuschüfsen für die vom Staate zu unterhaltenden Anstalten etzt, wozu der Antrag der Abgg. Ernst (fortschr. Volksp.) und Genossen vorliegt:

die Regierung zu ersuchen, die Lehrpläne der Volks⸗

schule und der höheren Lehranstalten in organische Verbindung zu bringen und die bei den staatlichen höheren öö noch bestehenden Vorschulen allmählich auf⸗ zuheben“.

Abg. Wollkowski (kons.) bemängelt die Unzulänglichkeit der Klassen⸗ und Bibliothekräume des staaklichen Gymnasiums in Neustadt in Westpreußen. Eine Anzahl von Schülern habe wegen dieses Raummangels von der Aufnahme in die Anstalt zurückgewiesen werden müssen. Es seien schon früher Baupläne aufgestellt gewesen, die Angelegenheit scheine aber ins Stocken geraten zu sein. Der Redner fragt, ob wenigstens im nächsten Etatsjahre an den Bau werde herangegangen werden. .

Regierungskommissar, Geheimer Oberregierungsrat Tilmann erklärt, daß die Regierung die Gründe für den Erweiterungsbau wohl anerkenne, Mittel in dem Etat gegenwärtig jedoch nicht liquid ge⸗ wesen seien.

Abg. Freiherr von Los (Zentr.): Zur Leitung des Gymnasiums in Kleve sind bisher ausschließlich evangelische Direktoren berufen worden. In der Bevölkerung besteht die Befürchtung, daß dadurch der Charakter der Anstalt einseitig konfessionell festgelegt wird. Die Bevölkerung erwartet eine Erklärung, daß der paritätische Charakter der Anstalt nicht geändert und daß bei künftiger Vakanz ein katholischer Direktor berufen wird.

Ministerialdirektor Dr. von Bremen: Durch die Ernennung des evangelischen Direktors ist nichts an dem Charakter der Anstalt geändert worden.

Abg. Dr. Wagner⸗Breslau (freikons.): Die große Vermehrun der Lehrbücher und der ungeheure Wechsel in ihnen hat sich vielfach ju einer wahren Landplage ausgewachsen. In dieser Klage stimmen nicht bloß die großen Verlagsanstalten, sondern auch die Sortimenter überein. Alle Augenblicke erscheint ein neues Lehrbuch; oft hat der neue Be⸗ arbeiter nur einige wenige Zahlen hinzugesetzt, dann muß dieses neue Lehrbuch benutzt werden, und die alten Auflagen sind wertlos ge⸗ worden. Ein besonderer Uebelstand ist ferner der, daß den Text⸗ ausgaben fremdsprachlicher Werke bei jedem Stück von Molidre oder Scribe ein eigenes Vokabularium beigegeben bezw. besonders verkauft wird. Ich halte dies auch pädagogisch für unzweck⸗ mäßig; es ist kein Vorteil für die Schüler, gewöhnt ihnen vielmehr eine gewisse Denkfaulheit an. Früher war es anders; wir Aelteren nahmen unser großes, dickleibiges Lexikon zur Hand und bemühten uns, mit einigem Nachdenken den passenden Ausdruck zu finden. Das nannte man präparieren; gestorben sind wir daran auch nicht. In jedem Falle sollte dem Uebelstande der allzu häufigen Neuauf⸗ legung von Schulbüchern und Textausgaben entgegengetreten werden.

ür einen Familienvater, der oft versetzt wird, eine große Familie hat und unausgesetzt andere Bücher anschaffen muß, ergibt sich daraus eine große Belastung. Das Ministerium sollte ein wachsameres Auge darauf haben und diese Produktion auf das richtige Maß zurückführen.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft. 1

Zur Arbeiterbewegung. v1 ein all⸗ gemeiner Ausstand der Setzer, mit Ausnahme derjenigen der

In Sarajewo ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, Staatsdruckerei, ausgebrochen. Die Tagesblätter erscheinen in kleinen Streikausgaben, die der übrigen ist eingestellt worden. Die Ursache des Ausstandes ist ein Tarifstreit.

Aus New York wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Der Vorsitzende des Lokomotivführerverbandes, Stone, kündigte nach Empfang der Antwort der Eisenbahndirektoren (vgl. Nr. 95 d. Bk.) auf die Forderungen der Arbeiter an, daß auf 50 Bahnen westlich von Chicago und nördlich vom Potomacflusse der Streik der Lokomotivführer nunmehr beginnen würde. Von dem Aus⸗ tand werden 34 000 Arbeiter betroffen, von denen 32 200 organisiert ind. Auf die betreffenden Bahnen entfallen 53 % des Verkehrs des andes. Das Bundeseinigungsamt hat seine Dienste angeboten, und

tone will das Angebot den Arbeitern unterbreiten.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Dritten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Dem Berichte über die letzte allgemeine Sitzung der Gesell⸗ schaft für Erdkunde ogkbcsr 96 d. Bl.) sei der Vortrag des Oberleutnants von Wiese und Kaiserswaldau über Bangassu, Rafai und Semio, die drei großen Sultanate Zentral⸗ afrikas, nachgetragen. Der Vortragende führte etwa aus: Man wird sich aus dem Vortrage des Herzoas Adolf Friedrich zu Mecklenburg über seine letzte Expedition nach Afrika erinnern, daß am 25. Dezember 1910 in der deutschen Station Kusseri am Schari der Vortragende vom Chef der Expedition beauftragt wurde, eine Zweigexpedition nach Osten zum Nil anzutreten und hiermit die Verbindung zwischen Tsad⸗ See und Oberlauf des Nils aufzunehmen. Da jedoch zu dieser Zeit die schweren Kämpfe der Franzosen in Wadai stattfanden und da ferner ein militärisches Vorgehen der Franzosen egen den Sultan Mohammed Senussi von Dar Kutti in Ndele in Aussicht stand, verweigerte das französische Gouverne⸗ ment die Erlaubnis, in gerader Richtung vom Tsad⸗See nach dem Nil hindurchzugehen, bezw. etwas südlicher über Ndele und weiter nach Hofrat en Nahas auszubiegen. Oberleutnant von Wiese war daher gezwungen, noch weiter südlich um die unruhigen Gebiete herum⸗ zugehen, also vom Tsad⸗See zum Ubangi zurückzukehren und an diesem Fluß entlang durch das Gebiet der Bandas Mogwandi und die drei Sultanate von Haut Ubangie zu wandern. Am 1. Januar 1911 wurde in Begleitung des Expeditions⸗ meisters Roeder von Fort Lamy aus die Reise nach diesem Plane an⸗ getreten und zwar zunächst nach Fort Archambault. Leider erkrankte gleich in den ersten Tagen Roeder, welcher als Begleiter auf der ganzen Reise zum Nil ausersehen war, am Schwarzwasserfieber und mußte am Schari zurückgelassen werden, von wo er später nach der deutschen tation Kusseri zurückbefördert worden ist. In Fort Archambault sollte sich Ober⸗ leutnant von Wiese mit Dr. Schubotz für die Weiterreise zum Nil vereinigen; aber infolge eines Mißverständnisses war Dr. Schubotz in demselben Augenblick den Schari entlang nach Norden abmarschiert, wo vom Redner die Reise nach Süden angetreten wurde. Da Dr. Schubotz zu spät von diesem Vorbeimarsch erfuhr und auch mit großen Trägerschwierigkeiten zu kämpfen hatte, so kam es, daß er den nunmehr voranmarschierenden Ober⸗ leutnant von Wiese nicht mehr einholen konnte. Die Ver⸗ einigung der beiden Herren fand erst wieder am Nil statt, wohin auch Dr. Schubotz, stets in einer Entfernung von einem Monat hinter der ihm vorangehenden Kolonne hermarschierend, von Jakoma am Ubangi aus, dem Laufe des Uelle⸗Flusses bis nach Lado am oberen Nil folgend, endlich gelangte. Die erste Kolonne trat am 15. Februar die Reise von Fort Possel am Ubangi nach Osten an. Auf kleinen Booten, mit Banziri⸗Ruͤderern bemannt, gelangte man Mitte März nach Mobay in das Gebiet der Sango, eines an beiden Ufern des Ubangi 5b Fischervolkes. Dieser Gruppe gehören auch die weiter östlich wohnenden Yakoma an, bei denen reichhaltige ethnographische Sammlungen gemacht werden konnten. Die Pakoma schmelzen Eisen aus einem daran reichen Gestein mit leichter Mühe und gutem Erfolge und haben eine Eisenindustrie bemerkenswerter Art entwickelt. Auch sind sie geschickte Elfenbeinschnitzer. Sehr verheerend hat in diesen Gegenden die Schlafkrankheit gewirkt, worüber interessante Beobachtungen anzustellen waren. Yakoma liegt am Vereinigungspunkt des Uelle und des Mbomu zum Ubangi. Während Oberleutnant von Wiese Mbomu⸗ aufwärts marschierte, folgte Dr. Schubotz Uelle⸗aufwärts. Er hatte diesen Weg gewählt hauptsächlich um dem wertvollen, noch nicht lebend angetroffenen Okapi nachzugehen. Oberleutnant von Wiese gelangte zunächst nach Bangassu, dem ersten der drei beasen Sultanate von Haut Ubangie. Bei dem noch gänzlich unbekannten Volk der Nsakarra erhielt er Einblicke in das Leben und Treiben dieser zentralafri⸗ kanischen Menschenfresser und konnte den ethnographischen Sammlungen wichtige Beiträge zuführen. großen und, gleich dem ersten, von England und Frankreich vollständi unabhängigen Sultanat am Mbomu⸗Fluß. Hier herrschen, selb Mohammedaner, aber um Glauben oder Unglauben ihrer Unter⸗ tanen sich nicht kümmernd, die Azande Banjia über die unterworfenen Ureinwohner des Landes. Weiter nach Osten kam die Expedition in das Sultanat Semio, zurzeit das größte und mächtigste Sultanat der Azande avungura, der am oberen Mbomu, oberen Uelle und im südlichen Bahr el Ghazal herrschenden Klasse. Hier gelang es dem Oberleutnant von Wiese, wertvolle Beiträge zur Geschichte der Azande zu beschaffen, z. B. die Stammbäume der Sultansfamilie bis 300 Jahre zurück festzustellen. Der Marsch durch diese Sultanate war wenig angenehm; denn es war hier 1 mehr auf Unter⸗ stützung von Regierungsposten und von iederlassungen von Konzessionsgesellschaften zu rechnen, und der Einfluß der Europäer erwies sich gleich Null. Träger⸗ und Verpflegungsmangel war an der Tagesordnung. Häufig rissen die der Expedition zugeteilten Träger und Ruderer samt ihren Booten aus, und die Expedition mußte mit den wenigen Kisten, die ihr von den Eingeborenen nicht gestohlen waren, tagelang auf Träger⸗ oder Boots⸗ ersatz harren. Um große Bevölkerungszentren, wie bisher angenommen, handelt es sich in diesen Gebieten nicht. Im Gegenteil erwies sich das Land als recht dünn bevölkert und die geringe Bevölkerung durch die verschiedensten Krankheiten, wie Schlafkrankheit, Elephantiasis, Lepra, verseucht. Der Weitermarsch begann zu dieser Zeit, da bereits die Regenzeit einsetzte, und täglich der Himmel seine Schleusen öffnete, ziemlich unangenehm zu werden. Nach Ueberschreitung der Wasserscheide zwischen Congo⸗ Ubangi einer⸗, Nil andererseits, welche auch die vereinbarte politische Einflußgrenze zwischen Frankreich und England ist, gelangte die Expedition in den südlichen Bahr el Ghazal und hiermit zu den interessanten Völkerstämmen der Pambia, Bellanda, Gollo u. a., etwas östlich von den Gebieten, in denen Professor Schweinfurth einst seine Forschungen beßrieben hatte. Von Tamburu aus, wo ebenfalls ein dem Geschlecht Azande avungura angehöriger Sultan sittzt, ging es nun weiter nach Norden durch die Ueberschwemmungsgebiete des Wau⸗ und Sueh⸗Flusses. Dieser 16tägige Marsch war mehr Wasserpartie als Landmarsch. Beständig gingen in den reißenden Flüssen, die durchschritten oder durchschwommen werden mußten, Lasten verloren, und recht schwierig war es manchmal am Abend, ein trockenes, erhöhtes Plätzchen zu finden, um das Lager aufzuschlagen. Zweimal mußte auf Bäumen über dem Wasser übernachtet werden. Als jedoch Wau erreicht war, eine Station der englisch⸗ ägyptischen Sudanverwaltung, hatten die Haupt⸗ schwierigkeiten, dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen der englischen Offiziere, ein Ende. Fortan war das Weiterkommen gewähr⸗ leistet. Von Wau ging es mit Booten den Waufluß entlang, dessen 5—6 m breite Fahrrinne häufig durch Grasbarren verstopft war. Man kam aber stets glücklich durch, was sonst nicht immer gelingt; denn es soll vorkommen, daß Boote monatelang in den Sümpfen stecken bleiben und weder vor⸗ noch rückwärts können. Nach 14 tägiger Fahrt wurde am See No offenes Wasser und ein kleiner, 8n die Expedition wartender Gouvernementsdampfer erreicht. Mit diesem ing die Fahrt auf dem Bahr el Ghazal⸗Fluß zum Weißen Nil. An dieser großen Wasserstraße angelangt, durfte Oberleutnant von Wiese sich am Ende aller Schwierigkeiten des Transports und der Wanderung sehen. In ununterbrochener Fahrt ging es über Faschoda nach Khartum, wo bald auch Dr. Schubotz von Lado aus Vohlbehalten eintraf. Beide Herren traten dann im November über Wadi Halfa, Assuan, Luxor, Kairo die Heimreise an. Der mit großem Beifall aufgenommene Vortrag war von nicht weniger als 75 farbigen Lichtbildern begleitet, die mit Land und Leuten bekannt machten und zuweilen bezaubernde Landschafts⸗ bilder zeigten. Alle drei Sultane der besuchten Sultanate hatten sich bereitwillig pbotographieren lassen der Herrscher von Rafai in einer Phantasieuniform, die ihn einem eee General ähnlich erscheinen ließ, auch trug er auf der Brust einen französischen Orden. Er ist ein verh,g niamoshg junger, der Sultan von jahrter Mann. 2 von Eingeborenen,

wie Fischfang,

emio dagegen ein be⸗ esonders interessant waren die zahlreichen Bilder häufig inmitten ihrer vielseitigen Beschäftigungen, Eisenverarbeitung, Flechterei, Hüttenbau, Keramik.

Weiter ging es nach Rafai, dem zweiten

1 . 11““ Männer, Frauen und Kinder machen einen besseren Eindruck als die Angehörigen mancher anderen afrikanischen Völkerschaften. Namentlich verunstalten sie Gesicht und Körper nur in geringem Maße. Es gibt ziemlich intelligente Gesichter bei beiden Geschlechtern. Die Sultane üben eine unumschränkte Macht über ihre Untertanen und strafen häufig auf entsetzliche Weise, wie durch das Abhauen von

änden und Armen. Sie erschweren im Interesse ihres Harems den

ännern das Heiraten auf alle Weise. Einst waren diese Sultanate die Lieferanten für den Sklavenhandel, und die Machtstellung der vom Vortragenden genannten Geschlechter geht auf jene schlimmen Zeiten zurück, die jetzt selbst für die Türkei überwunden sind. Wie lange die z. Z. noch völlig unabhängigen Sultanate ihre Unabhängig⸗ keit behaupten werden, das hängt wohl ebenso von der Sicherung des Besitzes der Nachbargebiete in Händen der europäischen Staaten ab, als von dem immer stärker hervortretenden Gegensatz der Unkultur Sen gegen die unter europätschem Einfluß stehenden

ebiete.

Literatur.

—, Emil Ertl: Der Salto mortale und andere Geschichten. Verlag der Deutschen Dichter⸗Gedächtnis⸗Stiftung. Dies Buch, das in freundlichem Plauderton einen bunten Kranz Erzählungen bringt, kann man als Unterhaltungslektüre empfehlen.

Die durch ihre guten farbigen Nachbildungen wertvoller Ge⸗ mälde rühmlichst bekannte Kunstanstalt Trowitzsch und Sohn in Frank⸗ furt a. O. hat das in der Schack⸗Galerie in München befindliche Gemälde von Karl Spitzweg „Serenade in Vielfarbendruck ver⸗ vielfältigen lassen. Die Wiedergabe des stimmungsvollen Bildes ist trefflich gelungen und liefert wieder einen Beweis von der Höhe der Technik des Farbendrucks, wie er in der genannten Kunstanstalt aus⸗ geübt wird. Das Blatt, das in öuöe (49 64 cm) die des Originals nahezu erreicht, kostet 256 ℳ. Es sei als gediegener Wandschmuck bestens empfohlen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Stand der Wintersaaten in den Niederlanden am 8. April 1912.

(Nach einer Veröffentlichung des Königlich niederländischen Ministeriums für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel.) Die

Herbstbestellung konnte unter günstigen Verhältnissen stattfinden. In der zweiten Hälfte des September und im Oktober fiel ziemlich viel Regen, sodaß die Saaten, obwohl der Boden im vergangenen Sommer ausgetrocknet war, unter der Einwirkung des andauernd milden Klimas bald aufgingen. Nur für die Kohlsaat, den Kümmel und den jungen Klee kam der Regen zu spät, sodaß von der Kohlsaat beinahe nichts, von dem Kümmel nur wenig und vom Klee bedeutend weniger als in FI Jahren übrig geblieben ist. Bis zu Neujahr blieb die Temperatur hoch, besonders war die Witterung im Dezember Sa ae ecs mild, was nament⸗ lich den Wiesen und Weiden zugute kam, die im vergangenen Sommer zum größten Teil verbrannt waren. Im Januar und Februar trat an einigen Tagen strenger Frost ohne Schnee ein, wodurch im Norden des Landes erheblicher Schaden angerichtet worden ist. Dagegen brachte die zweite Hälfte des Februar milde Witterung, die den Feldern sehr zuträglich war. Insbesondere hatte das Gras einen für diese frühe Jahreszeit überaus üppigen Wuchs. Demgemäß konnte das Vieh bereits vor geraumer Zeit zur Weide gebracht werden. Allerdings hat es unter der Kälte der letzten Wochen fehr zu leiden gehabt. Dieses unfreund⸗ liche Wetter hat auch die Entwicklung der Saaten zurückgehalten und vielen Gersten⸗ und Roggenfeldern Uns ferm geschadet, als sie eine un⸗ Farbe zu zeigen beginnen. Im Osten von Groningen, in

renthe, Südholland, im Westen von Nordbrabant und in der Gegend an der Zaan wird über das Auftreten von Mäusen und in Overyssel und Nordbrabant über den hohen Wasserstand geklagt.

Der Stand des Weizens ist überall gut, in den Provinzen Gelderland, Süd⸗ und Nordholland und Seeland sogar sehr gut. Der Roggen steht gleichfalls überall gut, in einigen Gegenden auch sehr gut. Die Gerste ist im allgemeinen gut durch den Winter ge⸗ kommen. Nur in Groningen haben verschiedene Felder umgepflügt werden müssen. Von der Kohlsaat steht beinahe nichts und dieses wenige außerdem nur mittelmäßig. Kümmel. In den für den Anbau von Kümmel wichtigsten Teilen der Niederlande, wie Groningen, Nordholland, Südholland und Seeland, und im Westen von Nordbrabant, sind“ die meisten Kümmelfelder umgepflügt worden, sodaß nur ein kleiner Teil stehen geblieben ist. So wird die diesjährige Anbaufläche im Westen von Nordbrabant im B““ zu der vorjährigen nur auf 10 bis 20. v. H. geschätzt. Der Stand des Kümmels ist wenig befriedigend, nämlich in Groningen mittelmäßig bis ziemlich gut, in Nordholland auf Lehmboden mittelmäßig, auf Moorboden ziemlich gut, in Süd⸗ holland und Seeland mittelmäßig und in Nordbrabant ziemlich schlecht. Der Klee steht in den meisten Gegenden mittelmäßig und ziemlich gut, in Seeland durchschnittlich gut.

Verkehrswesen.

Die Wagengestellung im Ruhrkohlenbezirk hat in den letzten Tagen eine ganz außerordentliche, bis dahin noch nicht da⸗ gewesene Höhe erreicht. Waͤhrend im Herbst 1911 die höchste Tages⸗ leistung sich auf 34 857 offene Wagen belief, sind am 19. April (Frei⸗ tag) 36 473 und am 20. April (Sonnabend) 38 468 offene Wagen, davon 31 367 für Kohlen und Koks und 7101 für andere Güter,

gestellt worden.

Da im oberschlesischen Kohlenbezirk am 20. April 11 855 offene Wagen gestellt worden sind, so belief sich die Gesamt⸗ wagengestellung in den beiden großen Kohlenbezirken allein auf über 50 000 Wagen. Diese Leistung ist um so bemerkenswerter, als auch sonst der Bedarf an offenen Wagen im Deutschen Staatsbahnwagen⸗ verbande ganz außerordentlich Soch war, sodaß am 20. April der Gesamtbedarf den des Vorjahres um über 16 000 Wagen, d. s. rund 17 v. H., überstieg.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen, Mittwoch, in Abänderung des Spielplanes und, wie bereits bekanntgegeben, statt der ursprünglich angezeigten Aufführung von „La Traviata“ R. Wagners „Tannhäuser“, mit Herrn Kirchhoff als Vertreter der Titelrolle, in Szene. Die Elisabeth singt Frau Kurt, die Venus: Fräulein Rose, den Hirtenknaben: Fräulein Dietrich, den Landgrafen: Herr Fischer, den Wolfram: Herr Bronsgeest, den Walter: Herr de den Biterolf: Herr Bachmann. Der Kapellmeister Blech dirigiert.

Im Königlichen Schauspielhause fängt morgen die Vor⸗ stellung der dramatischen Dichtung „Der große König“ von J. Lauff, entgegen den ersten Ankündigungen, bereits um 7 ½ Uhr an.

Pie Sozietät des Deutschen Künstlertheaters ist, wie einige Blätter melden, am Sonnabend mit einem Stammkapital von 790 000 gegründet worden. Zum Direktor wurde Willy Grun⸗ wald ernannt; Sozietäre snn⸗ Tilla Durieux, Karl Forest, Oskar Fuchs, Berta Gieseke, Gerhart Hauptmann, Hilde Herterich, Else Lehmann, Emil Lessing, Theodor Looß, Hans Marr, Heinz Monnard, Ernst Neßler, Emanuel Reicher, Gustav Rickelt, Rudolf Rittner, Oscar Sauer, Mathilde Sussin, Annaliese Wagner, Paul Wegener.

Der Organist, Professor Hermann Deckert veranstaltet am Mittwoch, den 1. Mai, Abends 8 Uhr, in der Neuen Kirche (Gendarmenmarkt) ein Konzert unter Mitwirkung von Fräulein Gertrud Noack (Gesang) und Herrn Edmund Holtzheuer (Violine). Eintrittskarten zu 2, 1,50 und 1 sind bei dem Küster der Neuen Kirche Gutschmidt (Kronenstr. 70) sowie am Konzertabend in der Sakristei dieser Kirche zu haben.

(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)

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