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Ohne Diskussion wird die Vorlage der verstärkten Agrar⸗ kommission überwiesen, desgleichen die Vorlage wegen Bildung eines Entwässerungsverbandes für die Rawa und ihre Zuflüsse in Oberschlesien. 1
Den Gesetzentwurf, betreffend die Vertretung der Berliner Synagogengemeindo, hat die Kommunal⸗ kommission abgelehnt. Wie der Referent, Landeshaupt⸗ mann a. D. von Dziembowski, ausführt, ist die Reformbedürftigkeit der Verhältnisse der Gemeinde allgemein anerkannt worden, da diese bis auf 140 000 Seelen an⸗ gewachsen sei. Die Wege der Seac würden jedoch von den beiden innerhalb des Judentums vorhandenen entgegengesetzten Richtungen zu verschieden beurteilt, und so hat die Kommission weitere Erwägungen bei dieser unklaren Sachlage für erforder⸗ lich gehalten. Sie empfiehlt dem Hause, die Vorlage, nach der die Zahl der Vorstandsmitglieder der Gemeinde (jetzt 7) auf höchstens 15, die der Repräsentanten auf höchstens 45 (jetzt 21) erhöht, sowie die Vorstandsmitglieder bis zu einem Drittel der Gesamtzahl gegen Besoldung angestellt werden können, abzulehnen und die Regierung zu ersuchen, in anderer Weise au die Beseitigung der Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten, welche hinsichtlich der Verwaltung und in sonstiger Beziehung durch das starke Anwachsen der Gemeinde herbeigeführt sind, Bedacht zu nehmen und zu erwägen, ob ähnliche Maßnahmen auch für andere Synagogengemeinden erscheinen. Die eingegangenen Petitionen sollen der
egierung als Material überwiesen werden.
Ministerialdirektor Dr. Freund: Dieses kleine Gesetz hat in der Kommission ein eigenartiges Schicksal erfahren. Das Bedürfnis ist allseitig anerkannt worden. Bedenken sind gegen die zu schaffende
Möglichkeit der Anstellung eines Drittels der Vorstandsmitglieder als besoldete Beamte erst infolge von Petitionen entstanden, die an das Haus gekommen sind, und die von einer solchen Maßnahme eine 8 “ befürchten, während sie eine Dezentralisation wünschen. Nuun hindert aber die Annahme des Gesetzes eine solche Dezentrali⸗ sation, wie sie ja übrigens heute schon auf dem Gebiete des Armen⸗ wesens in der Gemeinde in weitem Umfange besteht, nicht im geringsten. Wird die Vorlage abgelehnt, so wird auch die Lage der ettenten verschlechtert; ihre Aussicht wird bei Annahme des Gesetzes ößer, mit der Vermehrung der Zahl der Vorstandsmitglieder haben sie sich selbst einverstanden erklärt. Die Ermöglichung der An⸗ stellung besoldeter Vorstandsmitglieder ist ein Gebot der Verwal⸗ tungstechnik; bei der Ausdehnung der Gemeinde sind die Verwaltungs⸗ arbeiten nicht mehr im Ehrenamte wahrzunehmen. Auf die An⸗ nahme, wenigstens des ersten Teils der Vorlage, legt die Regierung den größten Wert. Herr D. Dr. Graf von Zedlitz⸗Trützschler: Die Kom⸗ munalkommission hat sich gegen die Vermehrung der Vorstands⸗ und Repräsentantenmitglieder nict ausgesprochen, diese sogar für notwendig . Freltsn, selbst in unbeschränkter Zahl abweichend von dem Gesetz von 1847. Der Widerstand der Kommission gegen das Gesetz bezog sich nur auf die Frage, ob der Zeitpunkt dazu schon gekommen sei. Bei der letzten Repräsentantenwahl sind die Wahlen mit 5200 gegen 3900 Stimmen erfolgt. Die Minderheit kann nach den jetzigen Verhältnissen nicht zur Geltung kommen; auch im Vorstand sitzt kein einziger Vertreter it. Das schien zunächst die Anstellung einen Ermittlung öglichkeit von Aenderungen in der Organisation des Wahlrechts nahe zu legen. Auch sonst scheint uns die Prüfung der in den Petitionen vorgetragenen Beschwerden angezeigt, bevor man sich auf die Vorlage einläßt. Durch die einstweilige Ablehnung ge⸗ schieht niemandem ein Unrecht. DHerr Dr. Bender⸗Breslau nimmt den in der Kom⸗ ission abgelehnten Antrag, die Vorlage so zu gestalten, daß die Beschränkung der Höchstzahl der Mitglieder des Vorstandes und der Repräsentontenversammlung in dem Gesetz vom 23. Juli 1847 auf⸗ gehoben und das Verhältnis der Vorstandsmitglieder zur Re⸗ präsentantenversammlung von 1:3 festgesetzt wird, wieder auf. Gegen diese Fassung habe kein Kommissionsmitglied etwas eingewendet, auch die Petenten seien damit einverstanden. Man müsse dem dringenden Bedürfnis einer modernen Gestaltung der Berliner Synagogen⸗ gemeindeverwaltung entgegenkommen; den Maßnahmen, durch welche die Petenten sonst sich beschwert fühlen, werde dadurch in keiner Weise präjudiziert.
Ministerialdirektor Dr. Freund: Wir sind bereit, alle die Re⸗ Faraffoßzen zu erwägen, welche die Petition aufführt; aber wir glauben, 1 e Reformfragen mit den kleinen Verbesserungen, die wir vor⸗ schlagen, gar nicht im Zusammenhange stehen und deren Ablehnung nicht rechtfertigen. Gegen den eben von Herin Bender aufgenommenen Antrag hat die Staatsregierung inhaltlich keine Bedenken.
Damit schließt die Diskussion.
Nachdem der Referent nochmals für die Kommissions⸗ vorschläge eingetreten ist, wird die Vorlage fast einstimmig ab⸗ 8* Der Antrag Bender findet nicht die genügende Unter⸗ tützung. Die von der Kommission vorgeschlagene Resolution wird angenommen. Die Petitionen werden der Regierung als Material überwiesen.
Die Verfügung vom 23. März 1912, durch welche die Pese acber und Fahrkosten der Eichmeister und Eichmeister⸗ Peh lfen bei Dienstreisen zur Ge ihrer technischen
ienstgeschäfte anderweit festgesetzt sind, wird durch Kenntnis⸗ nahme für erledigt erklärt.
In der einmaligen Schlußberatung des 63. Berichts der Staatsschuldenkommission über die Verwaltung des Staats⸗ schuldenwesens beantragt der Referent Herr Del brück, der Hauptverwaltung der Staatsschulden in Uebereinstimmung mit
dem Abgeordnetenhause Entlastung zu erteilen. Das Haus beschließt dementsprechend ohne Debatte. 16
Es folgen Kommissionsberichte und Petitionen.
Ueber die Petition des Weichenstellers a. D. Johann Rüschmann zu Kiel⸗Gaarden um Nachzahlung von Gehalt und Erhöhung seiner Pension wird nach dem Antrage des Referenten der Finanzkommission, von Reichenbach⸗Goschütz, zur Tagesordnung übergegangen, ebenso auf Antrag desselben Berichterstatters über die Petition des Kalkulatorvorstehers a. D. Osieglowski in Königsberg i. Pr. um Gleichberechtigung der aus Anlaß der Verstaatlichung der ostpreußischen Südbahn übernommenen Beamten bezüglich der Gewährung von Pension usw. mit den Staatsbeamten. „Herr Wallraf⸗Cöln referiert für die Kommunalkommission über die Petition des Gemeinderats von Gellep⸗Stratum um Be⸗ wahrung der Gemeinde Gellep⸗Stratum vor einer Schädigung durch die Stadt Crefeld bei einer von dieser gewünschten Eingemeindung. Die Petition wird der Regierung als Material überwiesen.
Herr Dr. Hillebrandt berichtet über die Verhandlungen der Unterrichtskommission zur Petition von Borchers und anderen Studierenden der Technischen Hochschule zu Aachen, namens der an dieser Hochschule bestehenden Korporationen mit Mensurprinzip. Die Petition geht auf Aenderung der Gesetzesbestimmungen, nach denen studentische Schlägermensuren als Zweikampf mit tödlichen Waffen angesehen werden. Die Petenten haben angeführt, daß bei insgesamt 60 000 Mensuren der letzten Jahre eine tödliche Ver⸗ letzung überhaupt nicht vorgekommen sei. Die Kommission hat anerkannt, daß die betreffende Korporation in schwieriger Lage sich befinde, da das Reichsgericht entschieden habe, daß die bei den Studentenmensuren gebrauchten Schläger tödliche Waffen seien; sie empfiehlt die Ueberweisung der Petition zur Berücksichtigung. Die Mensur sei als Waffenübung der studentischen Jugend und als Mittel, den Charakter des jungen Mannes zu stählen, nur
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„Herr Dr. Borchers bittet, den Kommissionsantrag mög⸗ lichst einstimmig anzunehmen. Die schlagenden Korporationen hätten einen sehr schweren Stand, und sie trügen doch gerade zur Festigung des Verantwortlichkeitsgefühls und des Pflichtgefühls der heran⸗ wachsenden studentischen Generation in erster Linie bei. err Dr. Hamm: Gegen die Entscheidung des Reichsgerichts
hat sich die gesamte Fachpresse ausgesprochen. Die Schlägermensuren werden dadurch in eine Höhe gehoben, die sie gar nicht ver dienen, bei der sich aber die jungen Herren etwas geschmeichelt fühlen. Auch die Turniere hat man nicht als Zweikampf angesprochen. Im Vorentwurf zum neuen Strafgesetzbuch findet sich schon eine Milderung. Bestimmungsmensuren und auch sog. „Kontrahagen“ können nun und nimmer als ernste Kämpfe angesehen werden. Die Entscheidung des Reichsgerichts klebt zu sehr am Buchstaben. err Dr. Neuber: Ich bin in meinen jungen Jahren eine Zeitlang Paukdoktor gewesen und weiß, daß es auf den Mensuren ganz ungefährlich zugeht. Was früher vielleicht noch gefährlich war, ist ausgemerzt, seit wir die Antisepsis haben. In Göttingen flickt ein Paukdoktor seit 25 Jahren; ihm ist kein Todesfall vorgekommen. In Heidelberg sind in den letzten 25 Jahren 20 000 Mensuren aus⸗ gefochten worden, ebenfalls ohne Todesfall. Die Schlägermensur ist der ungefährlichste Sport, ein populärer Sport, bei dem die Händel auf ritterliche Art ausgemacht werden, ein vornehmer Sport, den wir der studentischen Jugend erhalten wollen. ⁸☚¶hR. ¶¶¶ Der Kommissionsantrag wird angenommen. †fl — Fea Die Petition des Magistrats 7 Glogau um Ausbau der Realschule zu Glogau zu einer Oberrealschule soll nach dem Antrage desselben Berichterstatters der Regierung zur Er⸗ wägung überwiesen werden.
Herr Freiherr von Bissing befürwortet Ueberweisung zur Berücksichtigung.
Ein Regierungskommissar entgegnet: In Glogau sind zwei Königliche Gymnasien mit mäßiger Frequenz. Es ist sehr fraglich, ob daneben in einer Stadt von 25 000 Einwohnern noch eine dritte höhere Vollanstalt errichtet werden sollte. Ein dringendes Bedürfnis liegt kaum vor, denn Ostern 1911 sind von den 14 Schülern, welche die Abschlußprüfung bestanden, nur 4 zur Oberrealschule übergetreten, darunter kein Glogauer; von den 11 diesjährigen Absolventen der Schule soll nur einer in eine Ober⸗ realschule übergegangen sein. Daß Schwierigkeiten beständen, in den Oberrealschulen der Nachbarschaft, Hirschberg usw. unterzukommen, ist der Unterrichtsverwaltung nicht bekannt geworden.
Herr Dr. Soetbeer⸗Glogau: Die Angelegenheit hat das hohe Haus schon im vorigen Jahre beschäftigt. Die Stadt ist bisher bei der Regierung auf unüberwindlichen Widerstand gestoßen, obwohl sie keinen Pfennig Staatszuschuß verlangt. Der Ausbau der Schule ist im Interesse der Stadt dringend erforderlich, wie auch im anderen Hause der Abg. Quehl überzeugend dargetan hat. Die Regierung hat auf seine Ausführungen aber eine Antwort nicht gegeben; auf die Petition der städtischen Behörden hat sie mehr kurz als bündig damit geantwortet, daß sie über den Verbleib der 14 mit der Schlußprüfung Abgegangenen Ermittlungen anstellte. leidet nicht etwa an W1“ wie es nach den Ausführungen des Kommissars erscheinen könnte. Die beiden Gymnasien sind rein humanistisch, und das eine ist evangelisch, das andere katholisch; die Möglichkeit realistischer Ausbildung besteht in Glogau nicht. Die Vermutung, daß die Stadt Glogau das katholische Gymnasium beseitigen oder ihm das Leben schwer machen wolle, erkläre ich hier in aller Form für unbegründet. Tatsächlich erwägt aber die Unterrichtsverwaltung die Umgestaltung eines der Gymnasien in ein Realgymnasium, und 6 hat sich dafuͤr nicht das katholische, sondern das evangelische ausgesucht. Diesen Widerspruch in der Haltung der Unterrichtsverwaltung kann ich nicht verstehen. An Realgymnasien ist in der Umgebung Glogaus durchaus kein Mangel. In der Prima der Realschule sitzen zurzeit 23 Schüler, von denen 18 die Oberrealschule besuchen wollen.
Das Haus beschließt mit großer Mehrheit nach dem An⸗ trage des Herrn von Bissing.
Die Finanzkommission beantragt durch ihren Bericht⸗ erstatter Herrn Dr. Hillebrandt, die Petition der Gemeindebehörden der Stadt Bünde G um Ver⸗ staatlichung des Realprogymnasiums zu Bünde der Regierung zur Erwägung darüber zu überweisen, ob eine Erhöhung des Staatszuschusses eintreten soll.
Ohne Diskussion beschließt das Haus demgemäß. Damit ist die Tagesordnung erledigt.
Das neu berufene Mitglied Herr von Bieler ist in das Haus eingetreten.
Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr. (Kleinere Vorlagen, Petitionen.)
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Haus der Abgeordneten. 72. Sitzung vom 14. Mai 1912, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Ueber den Beginn der Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden. Die erste Beratung des Eisenbahnanleihegesetzes. wird fortgesetzt. 1 Abg. Dr. Hahn (kons.) fortfahrend: In Hannover handelt es sich darum, große Heiden und Moorflächen aufzuschließen; dazu sind aber gute Eisenbahnverbindungen nötig. Die Bahn⸗ verbindung von Hannover nach Cuxhaven ist immer noch nicht zu Ende geführt; diese Bahn hätte auch eine große strategische Bedeutung. Zwei Projekte sind vorgeschlagen, von Bremervörde über Bederkesa oder über Otterndorf. Außerdem ist noch ein drittes Projekt aufgetaucht, es ist aber zu bedauern, daß vom Ministerium noch keine Erklärung für eine dieser Linien erfolgt ist. Die Niveau⸗ übergänge von der Lübeck Büchener Bahn nach der Hamburger Bahn müssen auf jeden Fall beseitigt werden. Zu wünschen wäre, daß die Staatsregierung einen Plan aufstellte über die vorgesehenen Projekte, und daß in den Jahren der Depression möglichst viel F wird; das würde unserm ganzen Wirtschaftsleben zugute ommen. Abg. Sauermann (GZentr.) dankt für die in der Vorlage enthaltene Linie Oberhausen —Hohenbudberg, deren Ausbau aber möglichst beschleunigt werden müsse, und wünscht die Einführung des Personenverkehrs sowie die Einlegung von durchgehenden Zügen auf der neuen Linie Oberhausen —-Homberg — Baerl — Geldern. Am linken Rheinufer entwickle sich die Industrie mit neuen Schachtanlagen immer mehr, und es müsse deshalb eine Verbindung mit der rechten Rheinseite und der dortigen bedeutenden Industrie ge⸗ schaffen werden. In dem von der Linie durchschnittenen Stadt⸗ teil Duisburg —Beeck müsse ein Personenbahnhof geschaffen werden. wünscht Redner eine Beschleunigung des Eisenbahnbaues von berhausen nach Wesel; die Verzögerung schädige schwer die Inter⸗ essen der Stadt Hamborn. Schließlich bittet er dringend, bei der Erweiterung des Bahnhofs Dinslaken ganze Arbeit zu machen. Abg. Müller⸗Prüm (Zentr.) befürwortet die Salmtalbahn und eine Gabelung nach Bitbur — Neuerburg und nach Gerolstein, sowie die Enztalbahn, das ist die Fortführung der Linie Neuerburg nach Irrel. Durch diese letztere Strecke würde der Kreis Prüm eine direkte Verbindung nach Trier erhalten. Abg. vom Rath (nl.): Von einem Abgeordneten, der keine Eisenbahnwünsche vorbringt, wurde mir auf meine Frage geantwortet: Ich wüßte nicht, wo in meinem Wahlkreise eine Bahn hingelegt werden sollte. Das scheint wirklich das ersehnte Land der Phäaken
»
hausen—Herborn kann ich nur unterstützen. Für den Norden des Kreises Wetzlar ist die Linie Wetzlar —Gladenbach über Hohensolms — Mudersbach und deren Fortsetzung durch den Kreis Biedenkopf von außerordentlich hoher Bedeutung. Da der Abg. Dr. Beumer ver⸗ hindert ist, verweise ich auch noch auf die durchaus unzulän lichen Bahnhofsverhältnisse in Duisburg, der dringend eines Neubaues edarf.
Abg. Fleuster (Zentr.) tritt für den Bau einer Nebenbahn von Heimbach nach Kalterherberg ein, wodurch der in seiner indu⸗ striellen und landwirtschaftlichen Entwicklung durchaus lahmgelegte Kreis Montjoie mit Düren und dem Rhein verbunden würde.
„Abg. Dr. Arning (nl.) betont die Notwendigkeit des Baues einer Bahn von Hannover über Langenhagen nach Celle, um die Strecke Hamburg — Hannovper zu verkürzen. Ferner sei der Ausbau der Strecke Hannover — Holzerode nötig. Die seet Nienburg — Schwarmstedt und Nienburg — Stadthagen müsse er dringend emp⸗ fehlen. Redner befürwortet schließlich noch den Ausbau des Bahn⸗ hofs Nienburg. Abg. Stanke (Zentr.) wünscht den Ausbau der bereits be⸗ willigten Strecke Hultschin —Hatsch zum Anschluß an Ratibor.
Abg. Graf von Spee (Zentr.) fordert eine Verbindung zwischen Neuß und Rommerrskirchen.
Abg. Waldstein (fortschr. Volksp.) beklagt die schlechte Ver⸗ bindung zwischen Hamburg und Hannover; die Luftlinie zwischen diesen beiden Städten sei 50 % kürzer als die Bahnlinie. Die Ver⸗ bindung zwischen Hamburg und Altona sei leider zuungunsten von Altona verändert worden. Ebenso ließe der Zugverkehr auf der Strecke Hamburg — Cuxhaven viel zu wünschen übrig. Der Bahn⸗ hof der Stadt Schleswig müsse endlich in einen menschenwürdigen Zustand gesetzt werden. Ueberhaupt sei die Stadt Schleswig von der Eisenbahnverwaltung immer zurückgesetzt worden.
Abg. Klußmann (nl.) bittet um eine neue Schnellzugver⸗ bindung zwischen Bremen und Geestemünde, und zwar für die Züge, die von Berlin in Bremen eintreffen. Redner wünscht weiter eine Nebenbahnstrecke Geestemünde — Bederkesa sowie den Ausbau der Strecke Bremervörde nach Bederkesa und dann weiter über Flögeln — Wannhöden in der Richtung nach Altenwalde — Cuxhaven.
„Abg. S m. dte For (nl.) wünscht bessere Zugyerbindungen zwischen Forst und Weißwasser im Interesse der Glashüttenbetriebe.
Abg. Dr. Wendlandt inl.) bittet, den D⸗Zug 85 in Nieder⸗
Meißners und des Ringgaues durch Eisenbahnen. Die Bahnhofs⸗ umbauten von Eschwege und Schmalkalden müßten so sehr als möglich beschleunigt werden.
Abg. Hoeveler (Zentr.) bemängelt, daß die bewilligte Strecke Mörs—Geldern immer noch nicht im Bau weiter gekommen ist, und bittet, den Bahnhofsumbau in Geldern möglichst zu beschleunigen.
Abg. von Wentzel (kons.) wendet sich gegen die Bestrebungen, die darauf hinausgehen, die geplante Bahn von Bentschen nach Rackwitz nach Grätz zu leiten. Dadurch würden die Interessen seines Wahl⸗ kreises Bomst schwer geschädigt werden.
Abg. Geisler (Zentr.) tritt dafür ein, daß das Kraftwerk für den elektrischen Eisenbahnbetrieb in Schlesien im Kreise Neurode er⸗ richtet wird und nicht im Kreise Waldenburg, und wünscht eine Ver⸗ besserung des Bahnhofs Glatz.
Als 151. Redner in der Debatte spricht sich
Abg. Dr. Dumrath (nl.) für die Linie Bremervörde —Beder⸗ kesa — Cuxhaven aus.
Geheimer Oberbaurat Sprengell: Die Eisenbahnverwaltung wird die hier vorgetragenen zahlreichen Wünsche und Anregungen zum Ausbau des Eisenbahnnetzes und zur Ausgestaltung des Fahrplanes sorgfältig prüfen. Sie wird es sich angelegen sein lassen, die Aus⸗ 8 nach der Dringlichkeit zu treffen.
Budgetkommission.
Der Antrag Ditfurth (kons.) auf Einführung von Anwesenheitsgeldern und Freifahrkarten für die Abgeordneten wird wegen der vorgerückten Zeit abgesetzt.
Es folgt die zweite Beratung des Antrags Schiffer (nl.) u. Gen. auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend die Deklaration und Ergänzung des § 4 des Gesetzes über das Diensteinkommen der Lehrerund Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen vom 26. Mai 1909. 1
Die Kommission schlägt vor, den Antrag folgendermaßen su fassen: Die Leiter von Schulen mit sechs oder mehr auf⸗ teigenden Klassen erhalten eine pensionsfähige Amtszulage von mindestens 700 ℳ, Leiterinnen derartiger Schulen eine solche von mindestens 500 ℳ, andere Schulleiter und Schul⸗ leiterinnen eine solche von mindestens 200 ℳ jährlich. Ob ein Lehrer (Lehrerin) Schulleiter (Schulleiterin) ist sowie ob eine Schule als solche mit sechs oder mehr aufsteigenden Fülan anzusehen ist, entscheidet endgültig die Schulaufsichts⸗ ehörde.
Die Abgg. Freiherr von Zedlitz (freikons.) u. Gen. beantragen dazu:
„die Regierung zu ersuchen, dem Abgeordnetenhause bald⸗ möglichst eine Denkschrift über die Gestaltung der Amtszulagen auf Grund des § 24 des Lehrerbesoldungsgesetzes vorzulegen.“
Abg. Heckenroth (kons.): Mit der Fassung des Antrages durch die Kommission sind wir einverstanden. Es würden aber dadurch eine ganze Reihe von Gemeinden mehr belastet werden. Wir erwarten deshalb eine Zusicherung der Regierung, daß da, wo es nötig ist, leistungsschwache Schulverbände durch die Ergänzungs⸗ zuschüsse unterstützt werden. Die Deklaration war notwendig, um die bedauerliche Differenz zwischen der Verwaltung und der Recht⸗ sprechung über Paragraphen aus der Welt zu schaffen.
Abg. Dr. Glattfelter (gZentr.) erklärt ebenfalls die Zu⸗ stimmung seiner Freunde zu dem Antrage.
Abg. Dr. von Campe (nl.): Die Deklaration entspricht durch⸗ aus dem Sinne des Gesetzes. Das durch die Auslegung des Ober⸗ verwaltungsgerichts entstandene Unrecht mußte endlich beseitigt werden. Dem Antrage des Abg. Freiherrn von Zedlitz stimmen wir zu, damit wir immer das nötige Material zur Beurteilung dieser Verhältnisse zur Verfügung haben. „Geheimer Oberregierungsrat Klotzsch: Die Regierung ist mit dem Antrage einverstanden. Obwohl der Gesetzentwurf eine Deklaration des Gesetzes von 1909 ist, tritt er dech erst mit dem Tage der Verkündung in Kraft, hat also keine rückwirkende Kraft. Ueber die Frage der Ergänzungs⸗ zuschüsse habe ich bereits in der Kommission eine Erklärung abgegeben. Den Kreisen stehen zur Unterstützung leistungs⸗ schwacher Schulverbände Ergänzungsfonds zur Verfügung. Den An⸗ trag des Abg. Freiherrn von Zedlitz bitte ich abzulehnen, in der Schulstatistik sind immer alle Angaben, die zur Beurteilung nötig. sind, vorgelegt worden. 8 Abg. Freiherr von Zedlitz (freikons.): Die Schulstatistik ist ein außerordentlich umfassendes Werk, und es ist für den Abgeordneten außerordentlich schwer, das herauszuziehen, was zur Beurteilung der vorliegenden Frage von Wert ist. Ich möchte meinen Antrag in dem Sinne aufrecht erhalten, daß die Staatsregterung in ihm eine Auf⸗ forderung erkennen soll, aus dem weitschichtigen Material der Schul⸗ statistik diejenigen Daten zusammenstellen zu lassen, die für die Frage von Wert sind. 1 Abg. Gyßling (fortschr. Volksp.): Eigentlich besteht ein Widerspruch zwischen dem Worte Deklaration und der Bestimmung, daß das Gesetz keine rückwirkende Kraft hat. Da das ganze Haus sich aber einig ist, kann man über diese Frage hinweggehen, Auch⸗ ich richte an die Regierung die Bitte, die zu stark belasteten Ge⸗ meinden aus den Ergänzungsfonds zu unterstützen.
(Schluß in der Zweiten Beilage.
zu sein, der Eisenbahnphäaken. Die Bitte des S8
um Abänderung des Fischereigesetzentwurfs und die Petition von Fischern in Mönkebude wegen Entschädigung für eine ihnen streitig gemachte Fischereigerechtigkeit im Stettiner Haff, werden der Regierung auf Antrag der Agrarkommission als Material überwiesen, Böhlendorff⸗Kölpin (kons.) darauf gedrungen hat, daß
hone halten zu und wünscht den weiteren Aufschluß des 8 1 der Fischerei auf dem Weserstrom wird auf Antrag derselben
gesetzten Antrag morgen wieder auf die Tagesordnung zu
Damit schließt die Besprechung, die Vorlage geht an di
Niiederösterreich. DOberösterreich..
Steiermark
Zweite
No. 117.
Beilage
11
zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußi
Berlin, Mittwoch, den 15. Mai
(Schluß aus der Ersten Beilage.
Abg. Dr. Maurer (nl.) glaubt doch, über die Bedenken, daß die Deklaration nicht rückwirkende Kraft haben soll, nicht so leicht hinweggehen zu können.
Nach einer kurzen Bemerkung des Abg. Sülte⸗ meyer (kons.) wird der Gesetzentwurf sowie der Antrag Freiherr von Zedlitz angenommen.
Das Haus stimmt darauf dem Gesetzentwurf ohne Debatte auch in dritter Lesung zu.
Nachdem der Antrag der Abgg. Engels mann (nl.) u. Gen. wegen Unterstützung der durch Hagelwetter heim⸗ gesuchten Weinbaugebiete an der Nahe auf Wunsch des An⸗ tragstellers von der Tagesordnung abgesetzt ist, erledigt das Haus noch eine Reihe von Petitionen, zumeist persönlichen und lokalen Inhalts.
Die Petition von dem Berufsfischerverband in Weißenfels
nachdem bezüglich der letzteren der Abg. von
die Untersuchungen der Regierung über die Rechtslage endlich einmal abgeschlossen worden. Eine Petition von Fischern in Geestemünde um Freigabe
Kommission der Regierung als Material für die Verhandlungen mit den Nachbarstaaten überwiesen.
Ueber eine Petition des Landmessers Schmidt in Berlin, betreffend die durch Verwaltungsmaßnahmen eingeleitete Ver⸗ staatlichung des Landmesserwesens, wird zur Tagesordnung übergegangen.
Präsident Dr. Freiherr von Erffa schlägt für die Tagesordnung für morgen auch Anträge aus dem Hause vor.
Ein Antrag Engelsmann, auch seinen heute ab⸗
setzen, wird angenommen.
Scchluß nach 4 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 12 Uhr. (Kleinere Vorlagen, Wahlprüfungen; Anträge aus dem Hause; Petitionen.) 114“ 1“
Bericht
den Stand der Feldfrüchte, Kleeschläge, Wiesen Gund Weiden in Oesterreich Anfang Mai 1 912.
(Zusammengestellt im K. K. Ackerbauministerium.) 8 Tabellarischg Nebersicht. 1
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Klassifikation des Standes der Feldfrüchte, Klee⸗ shläge, Wiesen und Weiden ¹)
Länder und Landesteile
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Kärnten Krain Nordtirol und Vorarlberg Südtirol Küstenland.. Dalmatien.. Böhmen.. Mähren Schlesien Westgalizien... Se Bukowina... Gesamtdurchschn. do. (Mai 1911) do. (Mai 1910) 8
Anmerkung. ¹) Klassifikationsnote 1 = sehr gut, 2 = über⸗ mittel, 3 = mittel, 4 = untermittel, 5 = sehr schlecht. Die Noten
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für die einzelnen Länder beziehungsweise Landesteile sowie für den
Gesamtdurchschnitt sind aus den Klassifikationsziffern für die einzelnen Berichtsgebiete, und zwar unter Zugrundelegung der durchschnittlichen Ernteerträge, berechnet.
Ein Strich bedeutet, daß die betreffende Frucht gar nicht oder nur in sehr beschränktem Ausmaße gebaut wird, ein Punkt, d Brichte nicht in genügender Anzahl einlangeen.
Witterungsverlauf in der Zeit vom 1. A 1. Mai 1912.
Verglichen mit den Vormonaten war der April in ganz Oester⸗ reich sehr kühl und mit Ausnahme des Küstengebietes arm an Nieder⸗ schlägen. In der ersten Hälfte der Berichtsperiode sind in allen Reichsratsländern sehr niedrige Temperaturen, vielfach intensive Fröste und teilweise erßegce Schneefälle zu verzeichnen gewesen. An der Adria war lebhafte Bora häufig.
Allgemeine Bemerkungen.
Weiz en und Roggen haben im allgemeinen durch das kalte, stürmische Wetter, in den Alpen⸗ und Sudetenländern überdies durch Trockenheit, gelitten und die Fröste und andauernden kalten Winde beeinträchtigten in erster Linie den Stand der schwächeren Spät⸗ saaten, ganz besonders aber des Roggens auf leichteren Böden in den Sudeten⸗ und Karpathenländern.
Gerste und Hafer werden in den Gebirgsgegenden der Alpen⸗, Sudeten⸗ und Karpathenländer an einigen Orten zwar noch ausgesät, doch ist der Anbau im großen und ganzen, besonders der des Hafers, nunmehr fast durchweg beendet. Frühzeitige Saaten konnten sich in⸗
welcher Teil, der Verschiffer in
welchen im Monat April Wärme und vielfach auch Feuchtigkeit nicht in genügender Menge zur Verfügung standen, sind entweder schütter und ungleichmäßig oder noch gar nicht aufgegangen, weshalb aus⸗ giebiger warmer Regen dringend notwendig wäre.
Mit dem Anbau von Mais wurde wegen der anhaltenden kühlen Temperaturen in Ostgalizien und der Bukowina kaum begonnen, während die Saatbestellung in den südlichen Alpen⸗ sowie in den Südländern nahezu abgeschlossen ist. In den letztgenannten sprießt frühgebauter Mais bereits aus dem Boden empor.
Kartoffeln sind — ausgenommen die Karpathenländer, wo große Bodennässe die Ackerarbeiten verzögerte, und einige Gebirgs⸗ gegenden in den Alpen⸗ und Sudetenländern — fast überall gelegt. Bei den gut aufgegangenen Frühkartoffeln wurde in den südlichen Alpen⸗ und selbst in den Südländern das junge Kraut vielfach durch Reif beschädigt und das Legen mußte daher auch an vielen Orten
wiederholt werden.
Zuckerrüben. Der Anbau ist in den Karpathenländern erst teilweise durchgeführt, hingegen in Niederösterreich sowie in den Sudetenländern fast gänzlich beendet. Zeitige Rübensaaten erhalten hier und da schon die erste Hacke, lassen in der Entwicklung aber viel zu wünschen übrig; den späteren Saaten, die erst teilweise zu zeilen Fginaen, dete die zum rechtzeitigen Ankeimen nötige Wärme und
euchtigkeit. Futterrüben. Die Bestellung, die heuer fast überall eine Ver⸗ zögerung erlitten hat, ist in den Karpathenländern noch immer im Rückstande, im übrigen nunmehr aber größtenteils ausgeführt; auf⸗ elcnen sind bisher erst sehr wenige Saaten.
raut. Das Aussetzen der Pflanzen, die anfangs in großer Zahl
erfroren sind, wird zumeist erst jetzt besorgt und ist sogar in den Südländern noch in vollem Gange. Klee. Rotklee und Luzerne wurden infolge häufiger Fröste und Reife, nicht minder aber durch die andauernden kalten Winde in der Bestockung sowie im Wachstum gehemmt und hierdurch die vornehmlich in Niederösterreich, in den Sudenten⸗ und teilweise auch in den Karpathenländern größtenteils ohnehin lückenhaften Kleeschläge noch mehr gelichtet. Der baldige Eintritt wärmerer Witterung sowie aus⸗ giebiger Niederschläge wäre dringend notwendig. b
Wiesen. Die zu Anfang April schon ziemlich weit vor⸗ geschrittene Vegetation erlitt durch das Frostwetter, in den Alpen⸗ und Sudetenländern überdies durch die Trockenheit, nicht bloß eine er⸗ hebliche Beeinträchtigung, sondern vielfach eine Stockung. Die Gras⸗ narbe auf Niederungswiesen, von denen in Dalmatien und insbesondere in Ostgalizien noch viele unter Wasser stehen, ist im allgemeinen zwar dicht, aber wenig entwickelt, und höher gelegene, beziehungsweise krockeme Wiesen zeigen nur ganz unbedeutende Fortschritte im Wachstum er Gräser. 1
Weiden, zumal mehr trockene, weisen keinen gedeihlichen Gras⸗ wuchs auf und die Alpweiden sind wiederholt von Neuschnee bedeckt worden, so daß es fast überall an Weidegelegenheit fehlt.
Hopfen. Die Stöcke zeigen ein Scences Aussehen und Ansätze zu günstigem Triebe. Nur wären auch für diese Kultur ein baldiger Regen und wärmere Temperaturen sehr erwünscht, da die Pflanzen teilweise bereits aus dem Boden hervorsprießen. Der Schnitt ist schon beendet, und jetzt werden die Stangen gestellt beziehungsweise die Drähte gezogen. (Wiener Zeitung.)
8
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Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innern “ gestellten „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“.)
Kriegsrisikos bei Geschäftsabschlüssen mit indischen Firmen. In Calcuttaer Handelskreisen ist letzthin die Frage erörtert worden, Europa oder der Auftraggeber in Indien, bei einem Abschluß zu den bekannten c. i. f.⸗Bedingungen für die Deckung eines Kriegsrisikos verantwortlich zu halten sei. Wie es heißt, soll der Vorstand der Bengal Chamber of Commerce sich auf eine diesbezügliche Anfrage dahin geäußert haben, daß nach seiner Meinung der Verschiffer, nachdem er einen Preis auf Basis der c. i. f.⸗Bedingungen für eine bestimmte Ware angenommen habe, auch für c. = Kostenpreis, i. = die Versicherung und f. ä= Frachtrate verantwortlich sei, und daß im Falle einer Er⸗ böbung in einem dieser Punkte er, d. h. der Verschiffer, und nicht der Auftraggeber die Folgen zu tragen habe. Diese Meinung wird auch von einer Calcuttaer Rechtsanwaltsfirma unterstützt, während eine andere Rechtsanwaltsfirma eine bestimmte Antwort nicht gegeben hat. Man müsse annehmen, daß ein auf der Basis der c. i. f.⸗Bedingungen gemachter Abschluß jedes in dieser Beziehung in Frage stehende Risiko für den Besteller decken sollte, und daß ein etwa entstehendes und zu deckendes Kriegsrisiko, falls besondere gegenteilige Abmachungen nicht vorher getroffen sind, zu den gewöhnlichen Möglichkeiten des Handels gerechnet werden muß, die dem Verkäufer zur Last fallen. (Bericht des Handelssachverständigen bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Calcutta.)
Uebernahme des
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 14. Mai 1912:
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen
Gestellt. 27 926 9 948 Nicht gestellt — —
— Die Generalversammlung der Victoria zu Berlin, Allg. Vers.⸗Akt.⸗Ges. vom 14. Mai genehmigte die Verteilung des Ueberschusses nach den Vorschlägen des Aufsichtsrats und der Direktion. Von dem Jahresüberschuß von ℳ 36,4 Mill. (im Vorjahr 34,3 Mill.) werden den mit Gewinnanteil Versicherten überwiesen
Summe der für jede Versicherung seit ihrem Beginn bezahlten Jahres⸗
und 122,6 Millionen Mark.
Vorjahre. zu Rücklagen verwandt.
für das verflossene Geschäftsjahr, dem ersten nach
Es wurde beschlossen, von dem
ℳ 34,1 Mill., und zwar in der großen Todesfallversicherung 3 % der
prämien, in der Unfallversicherung 40 %, in der Volksversicherung 25 % und in der Erlebensfallversicherung 10 % einer Jahresprämie. Die Aktionäre erhalten bar für jede Aktie 390 ℳ. Der Lebensversicherungs⸗ bestand wuchs um 188,4 Millionen Mark (i. V. 168,6) auf 2 Milliarden
— Die Gesamtversicherungssumme der Victoria, Feuer⸗ Vers.⸗Akt.⸗Ges., stieg um 502 Millionen auf 3370 Millionen Mark und die Prämieneinnahme um 628 705 ℳ auf 4 886 688 ℳ. Für Schäden waren zu zahlen 2 229 601 ℳ, d. s. 866 928 ℳ mehr als im Von dem Ueberschuß von 927 353 ℳ wurden 561 131 ℳ Die Aktionäre erhalten 175 ℳ auf jede Aktie.
— In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats der Werschen⸗ Weißenfelser Braunkohlen⸗Aktiengesellschaft in Halle a. S. wurde laut Meldung des „W. T. B.“ der Rechnungsabschluß der Vereinigung mit der Waldauer Braunkohlen⸗Industrie Aktien⸗Gesellschaft und der Erwerbung der Kuxe der Gen Christoph⸗Friedrich, vorgelegt.
Bruttogewinn von 1 871 987 ℳ zu Abschreibungen 820 088 ℳ zu verwenden, der auf den 28. Juni ein⸗
11 % wie im Vorjahre vorzuschlagen und einen Gewinnrest von
261 227 ℳ auf neue Rechnung vorzutragen.
— Beim Rheinisch⸗Westfälischen Kohlensyndikat be⸗ trug, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Essen, der rechnungsmäßige Kohlenabsatz im April 1912 bei 24 (im gleichen Monat des Vor⸗ jahres 23) Arbeitstagen 6 196 470 (Vorjahr 5 460 767) t oder arbeitstäglich 258 186 (Vorjahr 237 425) t. Von der Betesfigs die sich auf 6 304 285 (Vorjahr 6 025 569) t bezifferte, sind 98,29 (Vorjahr 90,63) % abgesetzt worden. Der Versand einschließlich Landdebit, Deputat und Lieferungen der Hüttenzechen an di eigenen Hüttenwerke betrug bei 24 (Vorjahr 23) Arbeits⸗ tagen 4 892 043 (Vorjahr 4 439 742) t Kohlen oder arbeitstäglich 203 835 (Vorjahr 193 032) t, bei 30 (Vorjahr 30) Arbeitstagen 1 595 375 (Vorjahr 1 377 400) t Koks oder arVrbeitstäglich 53 197 (Vorjahr 45 913) t, bei 24 (Vorjahr 23) Arbeitstagen 325 915 (Vorjahr 302 197) t Briketts oder ebetcts (Vorjahr 13,139) t. Hiervon gingen für Rechnung des Syndikats 4 317 428 (Vorjahr 3 851 424) t Kohlen oder arbeitstäglich 179 893 (Vorjahr 167 453) t, 1 040 694 (Vorjahr 844 913) t Koks oder arbeitstäglich 34 690 (Vorjahr 28 164) t, 311 961 (Vorjahr 290 8 8 Briketts oder arbeitstäglich 12 998 (Vorjahr 12 611) t. ie Förderung stellte sich insgesamt auf 7 520 187 (Vorjahr 6 738 190) oder arbeitstäglich auf 313 341 (Vorjahr 292 965) t und im März 1912 auf 6 096 079 oder arbeitetäglich auf 234 465 t. In der Beiratssitzung wurde die Umlage für das zweite Viertel jahr für Kohlen auf 9 % (bisher 12 %) für Koks auf 7 (bisher 6 %) und für Briketts auf 9 % (bisher 12 % festgesezt. Die sich daran anschließende Zechenbesitzerversamm lung genehmigte nachträglich die vom Vorstand für Mai in Anspruch genommenen Beteiligungsanteile und setzte diese für Juni in Kohlen auf 95 %, für Koks auf 75 % (bisher 78 %) und für Briketts au
85 % (wie bisher) fest. (Für April und Mai wurden wegen der nich übersichtlichen Marktlage Beschlüsse über die Beteiligungsanteile i Kohlen nicht gefaßt.) Die ordentliche Hauptversammlung genehmigt den Jahresbericht sowie den Rechnungsabschluß für 1911 und erteilt der Verwaltung Entlastung.
— In der gestrigen Aufsichtsratssitzung der Deutsche Levantelinie wurde laut Meldung des „W. T. B.“ aus Hambur beschlossen, der auf den 11. Juni einzuberufenden außerordentlichen Generalversammlung außer der Neuwahl zweier Mitglieder de Aufsichtsrats, die in Bremen ihren Wohüsih haben, erneut die Er⸗- höhung des Aktienkapitals um 3 Millionen Mark vorzuschlagen. Der Aufsichtsrat ist übereinstimmend der Ansicht, daß die durch Bereit⸗ stellung dieser Mittel beabsichtigte Vergrößerung des Schiffsparks unter dem Gesichtspunkte einer ordnungsmäßigen Durchführung des Fahr⸗ planes und der ständig zunehmenden Entwicklung des Geschäfts, vor allem nach den Gebieten des türkischen Reichs, als dringend erforder⸗ lich zu betrachten sei. Dazu komme noch, daß sich gegenwärtig die Möglichkeit zum Erwerb einiger für den Betrieb geeigneter Dampfer bietet. Für die Ausgabe der neuen Aktien, welche den bereits vor⸗ handenen gleichberechtigt und vom 1. Juli 1912 an gewinnberechtigt sein sollen, sollen die gleichen Bedingungen gelten, wie sie in der der Generalversammlung vom 3. April 1912 vorgelegten Offerte eines Uebernahmekonsortiums vorgesehen waren.
Der Versand des Stahlwerks verbandes an Produkten 4 betrug laut Meldung des „W. T. B.“ aus Dösseldorf im April 1912 468 293 t (Rohstablgewicht) gegen 669 924 t im März d. J. und 440 416 t im April 1911. Hiervon entfielen auf Halbzeu 130 047 t gegen 158 690 t bezw. 124 927 t, auf Eisenbahnmateria 151 276 t gegen 266 511 bezw. 137 352 t, auf Formeisen 186 970 b gegen 244 723 t bezw. 178 137 t.
— Die württembergischen Staatseisenbahnen verein⸗ nahmten im Monat April 1912 bei einer Betriebslänge von 2088 km (2039 km): 7 120 000 ℳ (gegen def. mehr 388 000 ℳ). Einnahme vom 1. April bis letzten April 1912: 7 120 000 ℳ (gegen def. mehr 388 000 ℳ). — Laut Meldung des „W. T. B.“ betrugen die Ein⸗ nahmen der Anatolischen Eisenbahnen vom 23. bis 29. April 1912: 259 272 Fr. (+ 54 002 Fr.), seit 1. Januar 1912: 4 162 497 Fr. (+ 618 516 Fr.). — Die Einnahmen der Macedonischen Eisen⸗ bahn (Salonik — Monastir) betrugen vom 23. bis 29. April 1912: Stammlinie (219 km) 71 615 Fr. (mehr 10 040 Fr.), seit 1. Januar 1912: 1 006 449 Fr. (mehr 50 771 Fr.).
New York, 14. Mai. be. X. B.) Der Wert der in der vergangenen Woche ausgeführten Waren betrug 17 560 000 Dollars gegen 17 130 000 Dollars in der Vorwoche. 8
Santos, 13. Mai. (W. T. B.) Die Surtaxeeinnahmen für die Sao Paulo⸗Kaffeezollanleihe ergaben für die Zeit vom 1. bis 11. Mai 1912: 23 600 Pfd. Sterl.
8
Berliner Warenberichte.
Produktenmarkt. Berlin, den 15. Mai. Die amtlich ermittelten Preise waren (per 1000 kg) in Mark: Weizen, Normalgewicht 755 g 231,25 — 231,50 Abnahme im laufenden Monat, do. 227,00 — 226,00 — 226,25 Abnahme im Juli, do. 207,25 — 207,00 bis 207,25 Abnahme im Sevptember, do. 207,00 — 206,75 — 207,00 Abnahme im Oktober, do. 207,50 — 207,75 Abnahme im Dezember. Matt. Roggen, inländischer 199,00 ab Bahn, Normalgewicht 712 g 201,50 — 201,00 Abnahme im laufenden Monat, do. 199,75 — 199,50 Abnahme im Juli, do. 180,00 — 179,25 — 179,50 Abnahme im Sep⸗ tember, do. 179,50 — 179,25 Abnahme im Oktober. Matter.
Hafer, Normalgewicht 450 g 202,25 — 202,00 Abnahme im laufenden Monat, do. 201,75 — 202,00 Ahnahme im Juli, do. 177,25 bis 177,00 Abnahme im September, do. 177,75 — 177,25 Abnahme im Pesegbe. Meather B
ais geschäftslos.
“ ehl (per 100 kg) ab Bahn und Speicher Nr. 00 26,50 — 29,50. Still.
Rpggenmehl (per 100 kg) ab Bahn und Speicher Nr. 0 und 1 23,20 — 25.40, 85 Abnahme im Juli, do. 22,45 Abnahme im September. att.
Rübzöl für 100 kg mit Faß 68,00 — 67,80 — 67,90 Abnahme im Oktober. Matter.
Berlin, 14. Mai. Marktpreise nach Ermittlungen des Königlichen Poltzeipräsidiums. (Höchste und niedrigste Preise. Der Doppelzentner für: Weizen, gute Sorte †) 23,10 ℳ, 23,08 ℳ. — Weizen, Mittelsorte †) 23,06 ℳ, 23,04 ℳ. — Weizen, geringe Sorte †) 23,02 ℳ, 23,00 ℳ. — Roggen, gute Sorte †) 20,00 ℳ, —,— ℳ. — Roggen, Mittelsorte †*) —,— ℳ, —,— ℳ. — Roggen, geringe Sa —,— ℳ, —,— ℳ. — Futtergerste, gute Sorte*) 21,10 ℳ, 20,70 ℳ. — Futtergerste, Mittelsorte*) 20,60 ℳ, 20,20 ℳ. — Futtergerste, geringe Sorte*) 20,10 ℳ, 19,70 ℳ. — Hafer, gute Sorte*) 21,80 , 21,40 ℳ. — Hafer, Mittelsorte*) 21,30 ℳ, 21,00 ℳ. — bee geringe Sorte *) 20,90 ℳ, 20,60 ℳ. — Mais (mixed) gute ort⸗ 19,20 ℳ, 18,90 ℳ. — Mais (mixed) geringe Sorte —,— ℳ, —. K. — Mais (runder) gute Sorte 19,30 ℳ, 18,60 ℳ. — Richtstroh 7,00 ℳ, 6,80 ℳ. — Heu 9,80 ℳ, 8,40 ℳ. — (Markthallen⸗ preise.) Erbsen, gelbe, zum Kochen 50,00 ℳ, 34,00 878 1— Speisebohnen, weiße 56,00 ℳ, 30,00 ℳ. — Linsen 80,
folge der ungünstigen Witterung hisher nicht normal entwickeln und wurden tellweise in feuchten Prce gelbspitzig. Die Spätsaaten,
zuberufenden Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von
40,00 ℳ. — Kartosfeln (Kleinhandel) 13,00 ℳ, 8,00 ℳ. Mnds1e8 von der Keule 1 kg 2,40 ℳ, 1,70 ℳ, do. Bauchsleisch 1