1912 / 122 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 22 May 1912 18:00:01 GMT) scan diff

lebnenden Standpunktes manche Ausführungen gemacht, welche die Staatsregierung an sich ohne weiteres als zutreffend anerkennt; sie haben aber aus diesen Ausführungen Folgerungen gezogen, die nach unserer Ueberzeugung nicht richtig sind. Ich sehe nicht ein, warum die rechtliche Konstruktion, auf welche das Gesetz gestützt ist, so unfaßbar, so abwegig sein sollte. Es ist dargelegt worden, daß eine Verpflichtung besteht, die Allgemeinheit möglichst vor der Not⸗ wendigkeit zu bewahren, Armenunterstützung zu gewähren. Diese Verpflichtung ist das notwendige Korrelat des Rechts jedes Staats⸗ bürgers, dann, wenn er für sich oder seine Familie nicht selber sorgen kann, den Unterhalt von der Allgemeinheit zu empfangen; ein jeder hat die Pflicht, diese Last nicht mißbräuchlich auf die Allgemeinheit abzuschieben: das ist ein Grundsatz öffentlichen Rechts; er soll nicht durchgeführt werden durch Strafmaßregeln, auch nicht durch zivil⸗ prozessuale Mittel; deshalb sind alle Ausführungen verfehlt, die dartun sollen, daß der Entwurf der gesetzlichen Grundlage entbehre, weil er mit dem Strafgesetzbuch und mit der Zivilprozeßordnung unvereinbar sei. . Wenn der Herr Abg. Boisly gesagt hat, neben der Klage im Zivilprozeß auf Alimentation könne die Erfüllung dieser Verbindlich⸗ keit nicht noch im Verwaltungswege erzwungen werden, so ist daran nur richtig, daß ein privatrechtlicher Anspruch der Angehörigen gegen

das Haupt der Familie besteht; dieser Anspruch wird eben durch das

Gesetz nicht berührt; es handelt sich hier vielmehr um den öffentlich⸗ rechtlichen Anspruch der Allgemeinheit, vertreten durch den Armen⸗ verband, gegen den einzelnen, seiner Unterhaltspflicht gegenüber der Familie zukünftig zu genügen und mit dieser Pflicht nicht mißbräuchlich die Allgemeinheit zu belasten; das ist kein privatrechtlicher Alimen⸗ tationsanspruch.

Der angebliche Verstoß gegen das Strafgesetzbuch ist in der Kommission und auch heute wieder damit begründet worden, daß dieses Gefetz bei Materien, die es selbst behandele, die Regelung durch Landesstrafgesetz ausschließe. Der Grundsatz ist an sich richtig, aber hier nicht anwendbar, weil der Entwurf eben keine strafrechtliche Regelung enthält. Daß die Einführung polizeilicher Zwangs⸗ maßregeln, wie sie hier in Rede stehen, durch das Strafgesetzbuch nicht ausgeschlossen ist, wird auch in der fachwissenschaftlichen Literatur durchaus anerkannt. Ich will vor allem auf den bekannten Kommentar von Olshausen hinweisen, worin unter anderem gesagt wird, „die Bestimmung des Strafgesetzbuchs im § 361 Nr. 10 berühre nicht

1““

gewendet werden, sondern die Ausnahme wird zur Regel werden. Die schwersten Verbrechen dürfen nur von einem ordentlichen Gerichte abgeurteilt werden, hier aber, werden gewisse Elemente ohne richterlichen Spruch mit einer Strafe belegt, die schwerer ist als die Zuchthausstrafe. Ich verstehe es, daß man dieses Gesetz nicht vor den Reichstag, sondern vor den Landtag gebracht hat, denn im Reichstage wäre man doch auf Schwierigkeiten gestoßen. Den Betroffenen ist es ganz gleich, wenn ihnen gesagt wird: Du darfst diese Arbeitsanstalt beileibe nicht als eine Strafe ansehen, sondern nur als eine polizeiliche Zwangs⸗ maßregel. Die Arbeitsscheuen werden erfahrungsgemäß im Arbeits⸗ haus nicht gebessert, sondern gehen nachher erst recht zugrunde. Das Gesetz wird zu politischen Zwecken gebraucht werden. Die Kommission hat zwar das Gesetz verbessert, aber die Verbesserungen reichen noch nicht aus, um das Gesetz nicht als Polizeigesetz zu arakterisieren. 1 1— 8 Kardorff (freikons.): Der Abg. Hirsch hat gegen die Verwaltungsbehörden einen schweren Vorwurf erhoben, daß sie das Gesetz zu politischen Zwecken gebrauchen könnten; ich weise diesen unberechtigten Vorwurf gegen die Objektivität der Verwaltungsbehörden auf das entschiedenste zurück.

Damit schließt die allgemeine Besprechung über den Inhalt des ganzen Gesetzes. Bei § la, der die Voraussetzungen für die Unterbringung in eine Arbeitsanstalt enthält, bittet.

Abg. Fürbringer (nl.) die Regierung um eine Erklärung, wie es in der Provinz Hannover mit der Bestimmung gehalten werden soll, daß der Kreisausschuß bezw. der Stadtausschuß über die Unter⸗ bringung beschließen soll; er wünscht, daß in den für die Verwaltung der allgemeinen Landesangelegenheiten selbständigen Städten der Provinz Hannover an die Stelle des Kreisausschusses der Magistrat trete.

§ 1 a wird mit dem oben erwähnten Antrag Braemer angenommen. Der Rest des Gesetzes wird nach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. Dr. Liebknecht (Soz.) und Brandhuber (FZentr.) zu einzelnen Paragraphen in der Kommissionsfassung mit einigen redaktionellen Aenderungen angenommen.

Gegen die sofortige Vornahme der dritten Lesung erhebt Abg. Kuhr (fortschr. Volksp.) geschäftsordnungsmäßig Wider⸗ spruch, da die Beschlüsse der zweiten Lesung erst gedruckt vor⸗ liegen müssen. Die dritte Lesung wird deshalb von der Tages⸗ ordnung abgesetzt. G 8

Das Haus vertagt sich. Gegen den Vorschlag des Präsidenten, morgen die dritte Lesung des Besitz⸗ festigungsgesetzes auf die Tagesordnung zu setzen, erhebt Abg. Nissen (Däne) geschäftsordnungsmäßig Widerspruch, da zwischen der zweiten und dritten Lesung ein Tag liegen müsse.

Wetterbericht vom 22. Mai 1912

„Vormitt

ags 9 ¼ Uhr.

8

Name der Beobachtungs⸗ station

Barometerstand auf 0 ° Meeres⸗ niveau u. Schwere in 45 ° Breite

Wind⸗ richtung, Wind⸗ stärke

Wetter

Temperatur

Celsius Ntederschlag in

in

2

Stufenwerten“*) Barometerstand vom Abend

Witterungs⸗ verlauf der letzten 24 Stunden

NMo. 122.

Borkum

NW

2‿ S

,5

1 halb bed.

756 vorwiegend beiter

zum De

ö

Keitum

757,

NNO 3

heiter

755

meist bewölkt

Hamburg

756,8 N

3 bedeckt

——— —9

756

ziemlich heiter

Swinemünde

755 8 N

2 Regen

755 Nachts Niederschl.

Neufahrwasser

756,7

Windt.

Nebel

756

meist bewölkt

Memel

757,6

WNW2 Dunst

8 3 755

Nachm Niederschl.

Aachen

755,8 O

1 Regen

13 4 757

Hannover Berlin

756,1

N

Dresden

OSO 1

754,5 SSO 1

bedeckt

13 3 756

Nachts Niederschl.

3pedeckt

14 3 756

Nachts Niederschl.

wolkig

17 0 756

ziemlich heiter

Breslau

Bromberg

755,5 O

754,6 SO S bbeiter

19 0 757

ziemlich heiter

wolkenl.

19 0 756

E11““

ütsch

Dritte Beilage

2

eiger und Königlich P

Berlin, Mittwoch, den 22. Mai

11““

Deu

8*

t

Anmtliches.

Deutsches Reich. schlands mit Getreide

Nach Erntejahren, beginnend mit dem 1. August.

Vom 1. August bis 10. Mai (Mengen in dz = 100 kg).

V

reußischen Staatsanzeiger.

meist bewölkt

3 bedeckt

14 2 756

Vorm. Niederschl.

753,8 NW

2 Regen

14 4 754

Gewitter

Karlsruhe, B.

3 Regen

15 4 755

Gewitter Waren⸗

München

755,0 W

Zugspitze

526,3

2 Regen

13 4 755

Gewitter gattung

SO- 2 Schnee 0,2

,dOgeEEddSSSoooeOSSS

529

meist bewölkt

Stornoway

760,2 NO

Malin Head

756,4

ONO 6

800 760

(Wilhelmshav.)

meist bewölkt 1911/12

5 halb bed.

halb bed.

—+

757

(Kiel

1910/11

1909/10

Davon sofort verzollt

oder zollfrei

1911/12

1910/11

1909/10

1911/12

1910/11

1909/10

1911/12

e1) ziemlich heiter

Roggen . 2 835 991

Valentia

758,4

ONO 1

halb bed.

754

(Wustrow i. M.) vorwiegend heiter

17 918 613 1 951 200

Weizen.. Malzgerste

Scilly

Aberdeen

758,9

halb bed.

753

Andere Gerste

(Königsbg., Pr.) Gerste ohne

ziemlich heiter

26 293 197

1 heiter

759

aanhalt. Niederschl.

nähere Ang. Nais .

441 516

(0ee , 4 520 062

Shields

757,2 N2

Holyhead

753,1

Isle d'Aix

756,7

wolkig

St. Mathieu

755,5

WNW3

wolkig

V

7474 672 10 534 138 798

(Magdeburg) Nachts Niederschl. (GrünbergSchl.) ziemlich heiter

Feehce 1 Weizenmehl.

4

3 1

0

13

757 Nachts Niederschl.

(Mülhaus., Els.)

4 303 963 19 657 849 2 415 850 24 437 221

5 681 489

7 7

102 839

103 184 11 523 148 253

2 402 213 20 198 890 1 985 567 19 310 245

4 403 091 5 688 987

29 316

8 647 127 389

14 636 830 21 218 857

2 213 309 1 067 239

588 503 947 283 8 620 95 032

3 5

3 601 250 16 432 686 1 680 264 20 355 419

3 973 828 5 535 231

8 481 95 831

2 086 791 17 047 704 1 384 310 16 276 887

3 043 875 4 264 755

8 420 86 545

7 701 949 4 380 869

321 713

3 525 797

369 390 1 128 658 1 188 967

3) Einfuhr in den freien Verkehr nach Verzollung.

7 005 720 4 692 832

3 749 431

1 387 096 1 618 669

237 993

451 069

5 746 855

3 146 346 215 613

4 651 354

400 857 1 019 789 1 348 563

7 540 702

2 954 291]7

13 504

2 874 492

357 1 127 715 1 184 884

11 211

2 581 983

196 1 384 955 1 608 286

79 5 701 522

1 831 569 25 846

3 789 964 307

Gattung, Ausbeuteklasse

1911/12

1910/11

1. Klasse

1 019 288 1 343 557

Roggenmehl: 0—60 v. H.).. über 60— 65 v.

0—65 v. H.) .„

Roggenschrotmehl“)) ..

Weizenmehl:

.Klasse (0—30 v. H.).. 89 (über 809 9. v. 8) 7 .H.)

artweizenmehl“).. *) Ausbeute für jede Mühle besonders festgesetzt.

H.)

.

1 127 459 668 868 75 480 166 924 216 187

1 184 037 999 613 3 660 133 444 21 483 11 221 14 616

1 384 421 849 672 154 173 229 810 150 766

1 607 311 1 271 949 13 241 246 782 49 138

8 640

1 018 819 680 521 69 719 161 594 106 985

1 343 264 1 113 457 6 212

101 008 67 626 49 904

17 561

5 057

4) Niederlageverkehr.

(Friedrichshaf.) Gewitter

Davon

verzollt

Verzollt

Einfuhr auf Niederlagen, in Freibezirke usw.

Der Widerspruch wird von den Sozialdemokraten und Polen mit den erforderlichen 15 Stimmen genügend unterstützt, es muß ihm also stattgegeben werden.

Ausfuhr von Niederlagen, Freibezirken usw.

von Nieder⸗ lagen,

(Bamberg) verzollte Menge

Nachm Niederschl.

beim unmittelbaren Eingang in den freien Verkehr

landesgesetzliche Vorschriften betreffend die Zulässigkeit polizeilicher Zwangsgewalt gegen die Unterhaltungspflichtigen“. Professor

bei der Einfuhr von Niederlagen, Freibezirken usw.

2 2

bedeckt V 1 490; 756

wolkenl. 15 3 756

SO SW

753,7 755 3

Grisnez Paris

Kohlrausch in Königsberg hat sich gerade zu dem gegen⸗ wärtigen Entwurf geäußert und betont: „er vermöge nicht einzusehen, das auf die Rechtsnatur der korrektionellen Nachhaft ankommen solle, wenn nur die vorgeschlagene neue Maßregel keine Strafe sei. Auch der § 5 des Einführungsgesetzes zum Strafgesetzbuch würde dann der Landesgesetzgebung nicht präjudizieren; denn wenn diese hiernach auf bestimmte Strafarten beschränkt sei, so gelte das nur für den Fall, daß sie wirklich strafen wolle; daß aber das neue Gesetz nicht strafen wolle, nehme er jedenfalls für den Entwurf an, welcher Auffassung über den Begriff der Strafe man sich auch anschließen möge“: er hält die vorgeschlagene Regelung also gleichfalls für zulässig. Auch zu § 5 des Einführungsgesetzes zum Strafgesetzbuch hat Olshausen den⸗ selben Grundsatz ausgesprochen. In von Liszts Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft, Bd. 15, befindet sich ein Aufsatz von Seuffert, in welchem aus⸗

Abg. Busch (Zentr.) bittet, den Antrag Ditfurth wegen der Diäten und der Freifahrkarten für die Abgeordneten morgen auf die Tagesordnung zu setzen. .

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) bittet, den Antrag des Prinzen zu Löwenstein wegen der Unterstützung der Binnenschiffer, der schon vor einigen Tagen von dem Antragsteller begründet ist, zur weiteren Be⸗ ratung auf die Tagesordnung zu setzen. 8 b

Präsident Dr. Freiherr von Erffa teilt mit, daß er diesen Antrag für übermorgen in Aussicht genommen habe.

Abg. Dr. Schepp (fortschr. Volksp.) erhebt Widerspruch gegen den Vorschlag des Präsidenten, morgen die dritte Lesung des Arbeits⸗ scheuengesetzes auf die Tagesordnung zu bringen. 1b

Abg. von Pappenheim (kbons.) bemerkt, daß seine Freunde auf den Antrag Ditfurth vorläufig wegen der anderen Geschäfte des Hauses verzichten wollten. Er habe ferner den Präsidenten schon gebeten, den Antrag des Prinzen zu Löwenstein auf die Tagesordnung u setzen.

1 segen. Dr. Liebknecht (Soz.): Ich bin sehr erfreut, daß Seine Majestät der König von Pappenheim den Präsidenten schon darum gebeten hat. (Lebhafte Ohorufe rechts. Präsident Dr. Freiherr

Vlifsingen

Helder

[7561 D0

7547 OSO 2 heiter S 3 balb bed.

heiter

14 0 756

13 0 756

1911/12

Christiansund Skudesnes

Vardö

754,6

NO

758,7 NW A bedeckt

2 heiter

2 wolkig

NW A woltig 8

Skagen

753,9 WSW wolkenl.

10, 0 750

8.3 756

0 755

1910/11

1909/10

1911/12

1910/11

1909/10

1911/12

1910/11

1909/10

1911/12

1910/11

Frei⸗ bezirken

usw.

1911/12

1910/11

1909/10

Roggen.. Weizen ..

2 649 740

0 759

5

16 384 634

9 3 753

Malzgerste. Andere Gerste

1 134 994 26 685 789

Hanstholm

754,7 W

3 wolkig

9 4 753

fe 4 057 968

Kopenhagen

756,3 NW

2 beiter

Stockholm

755,9 WSWs heiter

10 3 755

gais 7 079 600

121 0 755

Roggenmehl. 571

4 195 652 18 147 063 1 768 322 25 149 706 4 461 598 6 177 594 1 046

Weizenmehl. 1 68 339

Hernösand

757,35 NO

Haparanda

758,2 NO

Peedectt. 2 heiter

70s757

10 3 758

Wisby

756,3 Windst. wolkenl.

10 4 754

Karlstad

Archangel 760,1 WNW 3 wolkig

754,2 S

4 bedeckt

11 0754 6 5 756

5

65 709

2 366 491 18 550 918 1 426 867 19 513 848 3 391 933 4 957 585 1 058

54 278

Berlin, den 21. Mai 1912.

2 203 021 14 630 297

3 581 878 5 947 253

483 60 801

3 596 441 16 427 553

1 067 239 1 680 218 21 218 412 20 353 437

3 971 195 5 535 231

1 046 62 142

2 079 439 17 040 458 1 384 249 16 276 673 3 041 185 4 264 653 1 055 52 550

——

446 719

1 754 337 67 755

5 467 377 476 090 1 132 347 88

7 538

599 211 1 719 510 88 104

4 796 269 490 403 642 363

3 567

287 052

1 510 460

42 618

3 237 175 350 748 692 932

3

1 728

Hete Mais

Kaiserliches Statistisches Amt. Delbrück.

8

Feccen Weizen 1 Gerste 1

Roggenmehl Weizenmehl

622 682 3 281 783 6 192 304 931 559 1 527 389 1 914

43 764

02 713 25 163 59 206 07 661 67 953

3 042 52 422

3 4: 1 1

227 41 844

161 247 1 426 578 308 209 651 305 369 033 943

57 841

1 304 666 226 782

1 167 448 450 873

2 141 10 383

45 333

1 314 777 189 767 861 390 400 550 501

5 006

geführt wird:

Als zweifellos wird es angesehen, daß landesgesetzliche Be⸗ stimmungen in Geltung bleiben und weiter erlassen werden können, welche den Polizeibehörden Zwangsmittel an die Hand geben, um im Verwaltungswege pflichtvergessene Personen zum Unterhalt ihrer Angehörigen zu nötigen, soweit ein polizeilich zu schützendes öffent⸗ liches Interesse vorliegt.

. Auch von Hippel steht in seinen Schriften über die Bekämpfung

von Bettel, Landstreicherei und Arbeitsscheu durchaus auf dem gleichen

Standpunkte.

Also, meine Herren, so ganz allein steht die Staatsregierung mit ihrer Auffassung nicht; ich halte ihren Standpunkt für wohl begründet und glaube, ihn mit gutem Gewissen vertreten zu können.

Der Herr Abg. Styczynski hat nun noch darauf hingewiesen, daß bei den Beratungen über das Gesetz, betreffend den Unterstützungs⸗ wohnsitz, diese Frage anders beurteilt worden sei. Da habe ich aber doch etwas anderes gefunden. Es ist nämlich in der Kommission des Reichstags zur Auslegung des § 61 Abs. 2 ausdrücklich festgestellt worden, „daß das Recht, anderweit Verpflichtete im Verwaltungswege zur Erfüllung ihrer Pflicht anzuhalten, wo es gesetzlich bestehe, durch die Vorschriften des damals vorliegenden Gesetzentwurfs nicht alteriert

erde“; dabei ist besonders hingewiesen worden auf die Art. 6 bis 15 der preußischen Novelle vom 21. Mai 1855. Diese Artikel enthalten aber Vorschriften ganz gleicher Art wie die jetzt in Rede stehenden. Also, ich glaube, daß in der Tat die Rechtsgrundlage nicht so übel ist, wie die Herren Vorredner sie aufgefaßt haben; ich habe keinen Zweifel, daß sich bei der späteren Anwendung des Gesetzes die vor⸗ geschlagenen Rechtsgarantien als genügend erweisen werden; das hohe Haus möge diese Rechtsgarantien prüfen; die Regierung ist der An⸗ sicht, daß die Rechtsgarantien, wie sie jetzt vorgesehen sind, durchaus genügen werden.

Nun hat der Herr Abg. Boisly noch ausgeführt: da in dem vor⸗ geschlagenen Verfahren die Vernehmung des Unterhaltspflichtigen nicht durch richterliche, sondern durch Polizeibeamte erfolgen solle, liege die Gefahr von Mißgriffen und Personenverwechselungen besonders nahe; ich vermag diese Befürchtungen nicht zu teilen; Irrtümer können schließlich in jedem, auch im gerichtlichen Verfahren vorkommen. Daß die Verhältnisse bei der Anwendung dieses Gesetzes aber besonders schwierig liegen, kann ich nicht einsehen; die Verhältnisse, die zu be⸗ urteilen sind, scheinen mir verhältnismäßig einfach zu sein. Indessen betreffen diese Fragen nicht die eigentlichen Rechtsgrundlagen des Gesetzes, und nur zu diesen wollte ich sprechen. Ich bin der Meinung⸗ daß die Rechtsgrundlage durchaus ausreichend und wohlvertretbar ist⸗ Ich empfehle dringend die Annahme des Gesetzes. (Bravol rechts.)

Abg. Hirsch⸗Berlin (Soz.): Meine Freunde lehnen den Ge⸗ setzentwurf ab, weil das Gesetz von den Verwaltungsbehörden zu politischen Zwecken gehandhabt werden könnte, und weil diese Materie der Reichsgesetzaebung vorbehalten ist; unsere Bedenken in dieser Hinsicht sind in der Kommission nicht beseitigt worden. Die Regierung steht allerdings mit ihrer Ansicht nicht allein, aber es gibt auch hervorragende Rechtslehrer, die der entgegengesetzten Ansicht sind, man kann also nicht sagen, daß der Rechtsboden dieses Gesetzes so sicher sei. Das Gesetz wird nicht nur ausnahmsweise an⸗

—1 2 760 Technischen Hochschule in Karlsruhe.

Studiengang. . S Vor⸗ und Zuname. Besuchte Hochschulen. Diplomprüfung. 8 Dissertation.

Reifezeugnis. Ort und Zeit der Geburt. (Technische und sonstige Fachrichtung. Hochschule. Titel, Verlag bezw. Zeitschrift

Heimatsort. Pgtalt eeinschl. der Universitäten 84 (Photographie.) Datum der Ausstellung. Zeit des Besuchs. Datum des Diploms. Referent und Korreferent.

Riga 7567 BSWZ bedeckt —10, 0 755 Wilna 757,5 SSW heiter 16 0 757. Gerti 7802 ”NS 1wolken,⸗ 12 9 761 Warschau 756,6 OSO 1 heiter 17 1 757 Kiew 761,7 NO l wolkenl. 14 0 762 Wie 755,2 Windst. Nebel 14 2 756 Gewitter 754,8 Windst. bedeckt 8— 17 2 756 Nachm. Niederschl. 758,8 S Iwoltig 18 7b1

757,3 S 2 bedeckt 18 2 759 759,3 SO Zbedeckt 17 2 760 wolkig 6

765,0 Nebel

Doktori 8 1 von Erffa bittet, diese ganz überflüssigen Bemerkungen zu unter⸗ 8 ringenieurpromotionen an der

lassen.) Wenn der Antrag des Prinzen zu Löwenstein nicht schon morgen herankommt, haben wir keine Garantie mehr, daß er noch vor der Vertagung erledigt wird.

Abg. Freiberr von Zedlitz (freikons.) meint, daß die Ver⸗ tagung des Hauses erst am 8. Juni stattfindet und deshalb noch manches nach Pfingsten erledigt werden könne.

Der Praäsident wünscht, daß morgen zuerst die Sachen er⸗ ledigt werden, die noch an das Herrenhaus gehen müssen, will aber den Antrag Ditfurth morgen mit auf die Tagesordnung nehmen.

Der Antrag Schepp auf Absetzung der dritten Lesung des Arbeitsscheuengesetzes von der morgigen Tagesordnung wird genügend unterstützt.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr. (Kleinere Vorlagen, Anträge, Petitionen.)

Name

des Promovierten.

Datum des Doktor⸗ ingenieur⸗ diploms.

Abteilung für Ingenie urwesen. Techn. Hochsch. Stuttgart: Geodäsie Das württembergische Präzi 8 ZE1 . äzisionsnivellement“. 1. 1912. 8 6 1 (Oktober 1899 bis Techn. Hochsch. Stuttgart. von Carl aEenenüben n912 Her . uö“ 2. 5. 1902. Geh. Hoftat, Prof. Dr. Hald. Korref: Geh. Oberbaurat, Prof. Dr.⸗Ing. Engesser. 1 1 8

Paul Werkmeister, 9. 4. 1878. Stuttgart. Heimatsort: Stuttgart.

Friedrich⸗Eugens⸗ Realschule (Oberrealschule) Stuttgart. 11. 7. 1899.

2

Cagliari Thorshavn Seydisfjord Rügenwalder⸗ münde Stegneß Krakau Lemberg Hermanstadt Triest Reykjavik (5Uhr Abends) Therbourg Clermont Biarritz 75 Nizza Perpignan 58,1 N Belarad Serb. 71 Brindist 1 Moskau Lerwick Helsingfors Kuopio Genf Lugano I Säntis 5958,7 Budapest 756,8 Portland Bill 752,1

.

Max Beger, 14. 3. 1879. Heidelberg. Heimatsort: Heidelberg.

„Richard Betzel, 30. 1. 1884. Dühren. Heimatsort: Dühren.

Jakob Günzburg, W. 5. 1886. Welisch. Heimatsort: Welisch.

Abteilung für Chemie. 6

Techn. Hochsch. Karlsruhe: 7 Sem. Chemie. „Beitrag zur Wirkung des Ozons (Oktober 1898 bis Juli 1900 Techn. Hochsch. Karlsruhe. den Schwefel⸗. 6G. Heeansce düs dodgnh und Oktober 1901 bis März 2. 2. 1906. Karlsruhe 1912. Ref.: Geh. Rat, Prof. Dr. Tlhn 3 ochsch Karlsruhe: Chemie Zereler, ö heof. Hr. Druck 8 8 1 „Zur Theorie der Des ion“. 11 Sem. (Oktober 1904 bis Techn. Hochsch. Karlsruhe. Koburger Tageblattes, Coburg 1511. ücherei Sdes 15. 12. 1908. Korref.: Geh. Hofrat,

Juli 1909 und Oktober 1910 Rat 3 gcs Man 51- 8. 1g iraf weef u. „Hochsch Karlsruhe: hemie. „Ueber die Darstellung und die Ei aft 10 Sem. (Oktober 1905 bis Techn. Hochsch. Karlsruhe. gtah ctgnane fungen. genschaften Lof⸗ Juli 1910). 22. 2. 1909. Feögrhceret, Karlsruhe 1912. Ref.: Prof. Dr.

8 “] F. Haber. Korref.: Geh. Rat, Prof. Dr. Engler. Universität Straßburg: 6 Sem. Chemie. „Zur Kenntnis der bche mischtn ofe e⸗ 8ee Techn.Hochsch. Karlsruhe Säuren“. Buchdruckeret Ludwig Kaiser, Karlsruhe

Serzst Cog gis Fen 11g echn. 0 3 arlsruhe: 1911. Ref.: Geh. Rat, .Dr. Engler. K 8. San. . 5 Prof. Dr. Engler. Korref

12 Sem. (Herbst 1905 bis niversitä oskau: 4 Sem. „Ueber die Bildung von Hydroxamsäurechlori (Oktober 1903 bis Juli 1905); Nitrokörpern 88 über die ö G

Nitrokörper“. G. Braunsche Hofbuchdruckerei, Karlsruhe 1911. Ref.: Geh. Rat, Prof. Dr.

Universität München: 1 Sem. (Oktober 1905 bis März 1906); : Engler. Korref.: Prof. Dr. F. Haber.

Oberrealschule Heidelberg. 12. 7. 1898,

13 2 112 19 0. 19 0 17 15 6

7 50 Worm. Niederschl. 755 757 759 761 749 762

755,7 bedeckt 753,9 756,4 757,8

759,3 756,4

763,2

30. 7. 1910. Gut

bestanden.

Windst. 31. 1. 1912.

O 3 wolkig SSO 2 balb bed. SO Zswolkenl. Windst. Regen

O 1 wolkenl.

753,6 S9

Nr. 22 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 17. Mai hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennung; Bestellungen; Er⸗ mächtigung zur Vornahme von Zivilstandshandlungen; Exequatur-⸗. erteilungen; Entlassung. 2) Zoll⸗ und Steuerwesen: Ergänzung und Aenderung der Anlage D der Zuckersteuerausführungsbestimmungen (Herstellung von Pergamentpavier); Aenderung im Warenverzeichnisse zum Zolltarif (betr. den polierfähigen Kalkstein); Aufnahme von Orten in das Verzeichnis der Orte, an denen sich gemäß der Wein⸗ zollordnung zuständige Zollstellen befinden; Aenderung der Postzoll⸗ ordnung; Zulassung eines zollfreien Veredelungsverkehrs mit in⸗ ländischem gebleichten Baumwollengarn zur Herstellung von Läufern usw.; Veränderungen in dem Stande und den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. 3) Medizinal⸗ und Veterinärwesen: Be⸗ stimmungen über die Viehseuchenstatistik und den Nachrichtendienst bei Viehseuchen. 4) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Nr. 22 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, Uesategegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 18. Mai, hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 30. April 1912, betr. die dem Internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfracht⸗ verkehr beigefügte Liste. Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: 19. vom 13. Mai 1912, IV. B. 2. 310, betr. Hessischer Arten- an den Beamtenstellen des Gemeinschaftsdienstes. Nach⸗ richten.

ziemlich heiter ziemlich heiter vorwiegend heiter Nachts Niederschl.

(Lesina) meist bewölkt

Realgymnasium Karlsruhe. 20. 7. 1904.

13. 2. 1912.

Fr

17. 5. 1911. 191

*

Bestanden.

0 2

Alexander⸗Gymnasium Riga. 4. 6. 1905.

Bischöfl. Gymnasium Straßburg i. E. 21. 6. 1902.

Bestanden.

755 757 758 759 758 759 761 762 759 758 759 1758 758 757 561

14 14 13 13 17

4 bedeckt 2 bedeckt 3 bedeckt Nebel 1wolkenl. Isbedeckt bedeckt wolkenl. halb bed. bedeckt bedeckt 2ᷓbedeckl bedeckt bedeckt Schnee Regen 3 halb bed. 766,8 NNW 4 beiter 17 Corusia 761,7 SW 3 bedeckt 14

is 0,4; bis 2,4;

*) Die Zahlen dieser Rubrik bedeuten: 0= 0 mm; 1⸗— 0,1 bis 0,4; 2— 0,5 74

9.2½ 88 84 4 = 6,5 bis 12,4; 5 = 12,5 bis 20,4; 6 = 20,5 bis 31,4 7 = 81,5 bis 44,4; 8 = 44,5 bis 59,4; 9 = nicht gemeldet.

Die Luftdruckverteilung ist fortdauernd gleichmäßig. Ein Hochdru b gebiet über 65 mm über Island entsendet einen Ausläufer guch 88 K Heimatsort: Nordsee, sonst herrschen meist flache Tiefdruckgebiete; Minima Ründ. arleruhe⸗Grünwinkel. über dem Kanal, über Südnorwegen, über Schlesien und ü6e, vFess 22 eon Weißmann, österreich. In Deutschland ist das Wetter bei schwachen Norden .10. 1889. Tarnopol. außer im östlichen Binnenland kühler, im Süden trübe, im deutf 84 Heimatsort: Tarnopol. vielfach heiter; der Süden hatte verbreitete Gewitter, Mitte land und die Ostküste hatten vielfach Regenfälle.

Deutsche Seewarte.

Gut bestanden.

5 René Hug, 21. 12. 1883. Dürtheim i. E. Heimatsort: Türkheim i. E.

Gymnasium Moskau.

13. 6. 1903. Chemie.

Techn. Hochsch. Karlsruhe. 19. 7. 1909.

Boris Jürgens, 30. 5. 1885. Rogkau. Heimatsort: Moskau⸗

Mit Auszeichnung bestanden.

8 8 7 113 13 21 1 16 12

Unsversität Freiburg i. B.: 3 Sem. (April 1906 bis Juli 1907); Techn. Hochsch. Karls⸗ ruhe: 7 Sem. (Oktober 1907 bis März 1911).

Universität Breslau: 2 Sem. (Herbst 1905 bis Juli 1906); Techn. Hochsch. Karlsruhe: 9 Sem. (Oktober 1906 bis März 1911).

Techn. Hochsch. Karlsruhe: 11 Sem. (Oktober 1905 bis März 1911).

Techn. Hochsch. Karlsruhe: 8 Sem. (Oktober 1906 bis März 1910).

Urse Ne eeas HeMersdeWresät Thesas AAeeheur .““ ——

756,9 756,9 756,6

Chemie. Techn. Hochsch. Karlsruhe. 15. 5. 1911.

8 11““ Gymnasium Czenstochau. 3. 6. 1906.

Norbert Kon, 27. 7. 1887. Nasielsk. Heimatsort: Nasielsk.

1

uszeichnun bestanden. 8

„Ueber Einwirkung von Diphenylketen auf carbonyl⸗ haltige Verbindungen“. Druckerei „Udzialowa“, Czenstochau 1911. Ref.: Geh. Rat, Prof. Dr. Engler. Korref.: Geh. Hofrat, Prof. Dr. Bunte.

Chemie. „Ueber das Aussalzen von Seifen“. Druckerei un

Techn. Hochsch. Karlsruhe. Verlagsanstalt vorm. R. Sar; u. Co., S un⸗

25. 1. 1910. burg i. E. 1911. Ref.: Geh. Rat, Prof. Dr.

Bunte. Korref.: Prof. Dr. F. Haber.

„Ueber das Verhalten einiger Pilze zu Aminosäuren

. ruhe Ref.: Geh. Rat, Pro r. Engler. Korref.: Prof. Dr. Haber.

„Ueber die Abgabe von elektrisch geladenen Teilchen

durch einen glühenden Platindraht während der Katalyse von Knallgas“. Druck von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1912. Ref.: Prof. Dr. F. Haber. Korref.: Geh. Rat, Prof. Dr. C. Engler.

13. 6. 1911.

8 Mitteilungen des Königlichen Aöronautischen Observatoriums, veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau. Drachenaufstieg vom 21. Mai 1912, 8 bis 9 ½ Uhr Vormittags: Station 122 m

16,3 78

8 Theodor Richert, 2. 11. 1887. Buchsweiler. Heimatsort: Buchsweiler.

Otto Saladin, 7. 11. 1887. Karlsruhe⸗Grünwinkel.

Gymnasium Buchsweiler i. E. 4. 7. 1905.

Oberrealschule Karlsruhe. 28. 6. 1906.

8. 3. 1911. 1. 3. 1912.

Gut bestanden.

Chemie. Techn. Hochsch. Karlsruhe. 26. 10. 1910.

7. 3. 1911. Bestanden. 28. 2. 1912.

500 m 1000 m ¹ 2000 m 3000 m] 3920 m

12,3 8,8 4,, 0,2 5,0 F 8 e. vwawF Waw Wind⸗Richtung. W W S 3 * 1ve; 7 12 14 14 16 14 Himmel größtenteils bedeckt, untere Wolkengrenze bei 970, obere bei 1700 m Höhe. Zwischen 2360 und 2390 m Höhe Temperatur⸗ zunahme von 7,0 bis 7,3 c.

Seehöhe..

Temperatur (O 9)

echn. Ho Karlsruhe. 14. 12. 1909.

Techn. Hochsch. Karlsruhe: 10 Sem. (Oktober 1906 bis Juli 1911 1.

Oberrealschule Jaroslau. 22. 5. 1906.

öö