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infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Cöln
getroffenen Wahl den früheren Gerichtsassessor Dr. jur. Max
Berndorff daselbst als besoldeten Beigeordneten der Stadt Cöln für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren und infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Gummersbach getroffenen Wahl den unbesoldeten Beigeordneten Karl Ewald Branscheid daselbst in gleicher Amtseigenschaft
auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.
Nichtamtliches. FZXX1X“X“““ Preußen. Berlin, 3. September 1912. Gestern abend fand im weißen Saale des hiesigen König⸗ lichen Schlosses bei den Kaiserlichen und Königlichen Majestäten Paradetafel statt. Während des Mahles brachte Seine Majestät der Kaiser und König, „W. T. B.“ zufolge, den nachstehenden Trinkspruch aus:
„Ich spreche den beiden Armeekorps zu dem heutigen Paradetage Meine vollste Anerkennung aus. Es ist das erste Mal, daß ein Linien⸗ Armeekorps gemeinsam mit der Garde vor seinem obersten Kriegs⸗ herrn defiliert hat, und Ich sage dem braven dritten Korps Meine freudige und dankbare Zufriedenheit, daß es in dieser hervorragenden Weise neben der Garde bestadnden hat. Die Märker haben ine gute militärische Geschichte hinter sich, und sie sind im auf der Zeiten mit der Geschichte des Königshauses und äit ihren Königen zusammengewachsen. Hat das Leibgrenadier⸗ eit seinen Titel und Namen erfochten, dasselbe durch Entblößen seines Hauptes, bei ihm vorbeizog. Seit dem 16. August edem märkischen Regiment der Helm ge⸗ togen werden, wünsche Ich dem dritten Armeekorps und Meiner Armee olche Regimenter und einen solchen Geist, der bei Mars la Tour bewährt wurde, und solche Führer, wie Konstantin Alvensleben es war. Es lebe das dritte Armeekorps! Hurra! Hurra! Abends um 10 ½ Uhr hat Seine Majestät vom Pots⸗
damer Bahnhof aus die Reise nach der Schweiz angetreten.
Großbritannien und Irland.
Anmtlich wird bekannt gegeben, daß die britische Regie⸗ rung die förmliche Forderung an die Vereinigten Staaten richten wird, den Streit über den Hay⸗Pauncefote⸗Vertrag und en Panamakanal einem Schiedsgericht zu übertragen.
Im Gegensatz zu der gestrigen Meldung des „Daily Telegraph“ erfährt das „Reutersche Bureau“, daß die englische Regierung bis jetzt keine Antwort von China auf die eng⸗ lische Denkschrift, betreffend Tibet, erhalten habe.
Türkei. Wie die Konstantinopeler Blätter melden, kam es an der
türkisch⸗griechischen Grenze bei Tirnovo zu neuen Grenz⸗
zwischenfällen, wobei es auf beiden Seiten 15 Schwer⸗ verwundete gab. — In der Gegend von Kastania im Distrikt Katerina fand, „W. T. B.“ zufolge, ein Kampf zwischen Gendarmen und einer griechischen Bande statt, wobei zwei Griechen fielen und ein Gendarm verwundet wurde. — Eine aus fünf Mann bestehende Militärstreifwache fiel bei Manovic im Bezirk Taschlidscha in einen von einer serbischen Bande gelegten Hinterhalt. Ein Soldat wurde getötet, ein zweiter verwundet, die übrigen entkamwen. 1 Amerika.
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Blättermeldung
aus Washington hat das Staatsdepartement von dem Gesandten der Vereinigten Staaten in Mexiko Wilson ein Telegramm erhalten, in dem gemeldet wird, daß 2000 Amerikaner in Cananea von den Rebellen eingeschlossen seien. Die Einnahme der Stadt sei bevorstehend und ein Gemetzel zu be⸗ fürchten. Wilson drängt das Staatsdepartement, von der merikanischen Regierung die schleunige Entsendung von Truppen zur Befreiung der Amerikaner zu verlangen. Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, erklärte der stellvertretende Staatssekretär Wilson, daß die britische Note betreffend den Panamakanal dem Steaats⸗ departement zugegangen sei. Die Note werde erst nach der Rückkehr des Staatssekretärs Knox beantwortet werden.
Nuch
hat eine s Generals gefunden.
Wie die „Agence H Kavallerieabteilung, die am 30. Monod aufgebrochen war, d 3 Während einer Rast wurden sten beschossen. Die Angreifer flüchteten in die des Ued Bu Regreg.
Ueber den Kampf der Kolonne Mangin am August auf der Höhe des Marabuts Ouledsibaili, 10 km lich von Suk el Arba, wird dem „W. T. B.“ aus Mazagan meldet, daß nur ein Teil der Mahalla El Hiba in voll⸗ nmener Auflösung nach Marrakesch zurückgelangen konnte. Zahlreiche Feinde wurden von der verfolgenden Kavallerie mit blanken Waffe, viele auch durch Artilleriefeuer getötet. Kolonne Mangin ist am 30. August früh in Ouhai ein⸗
Sie hatten nur neun Verwundete und keinen Toten.
General Lyautey hat, wie die Pariser Blätter
entschieden die Zurückziehung einer vom Kriegsministerium
Mai d. J. erlassenen Verfügung verlangt, durch die
zifizierten“ Teilen Marokkos stehenden Truppen die Kriegszulage entzogen wurde. Die Wirkung dieser Verfügung hätte sich unter anderem darin geäußert, daß die Fremden⸗ legionäre dutzendweise fahnenflüchtig würden, und daß die Offiziere und Unteroffiziere, die vor einigen Monaten nach Marokko gehen wollten, diese Absicht aufgegeben hätten. Man habe kürzlich in den einzelnen Regimentern von Amts wegen die Offiziere bestimmen müssen, die im Besatzungskorps dienen sollen.
Nach einer Blättermeldung aus Tanger haben die
bala⸗Leute in der Nähe von Elksar einen spanischen
zier festgenommen, für dessen Freilassung sie ein hohes Lösegeld verlangen. 2
◻2 92
—5*
Nr. 40 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 30. Auguft 1912, hat fol⸗ genden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennung; Ermächtigungen zur Vornahme von Zivilstandshandlungen; Exequaturerteilungen. — 2) Maß⸗ und Gewichtswesen: Zulassung eines Systems von Elek⸗ trizitätszählern zur amtlichen Beglaubigung. — 3) Polizeiwesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Nr. 35 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 28. August 1912 hat folgenden Inhalt: Personalnachrichten. — Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank⸗ beiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera. — Desgl. gegen Gelbfieber. — Gesetzgebung usw. (Oesterreich.) Viehseuchenüberein⸗ kommen. — (Steiermark) Sommerfrischen usw. — (Frankreich.) Fleisch, Wurstwaren usw. — Konservierung von Lebensmitteln. — (Luxemburg) Viehseuchenpolizei usw. — Tierseuchen im Deutschen Reiche, 15. August. — Desgl. im Auslande. — Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.⸗Bez. Königsberg.) — Ver⸗ handlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen usw. (Deutsches Reich.) Entwürfe zu Festsetzungen über Lebensmittel. — III. Deutscher Kongreß für Säͤuglingsfürsorge. — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Ratschläge für Aerzte bei Typhus und Ruhr. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
Koloniales.
Das Septemberheft der Zeitschrift für tropische Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolonialwirtschaftlichen Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle einen längeren Aufsatz von Dr. S. V. Simon, betitelt „Studien über den Reisbau auf Java“. Wenn auch die Reisaussuhr Javas gegenüber derjenigen der hinterindischen Länder infolge der großen Einwohnerzahl der Insel verschwindend klein und für den Welthandel fast bedeutungslos ist, so befindet sich doch die Reiskultur in Java auf einer so hoben Stufe, daß sie viel⸗ fach vorbildlich gewesen ist, wenn es sich um die Neueinführung oder um eine Verbesserung dieser Kultur in anderen Tropenländern handelte. An diese Abhandlung schließen sich Mitteilungen von Dr. F. Zacher über Schädlinge tropischer Kulturen, und zwar zunächst über Schädlinge der Kokospalme, von denen durch die Forschungen Gehrmanns in Samoa und Froggatts auf den Salomon⸗ und Fidschi⸗ inseln eine Reihe neuer bekannt geworden ist. Beide Aufsätze werden durch anschauliche Abbildungen erläutert. Ch. Böhringer gibt einen interessanten Ueberblick über die Gewinnung von Ceylonkautschuk und anderen Produkten im ersten Halbjahr 1912. Ferner enthält das Heft kleinere Beiträge über den Handel Deutsch Ostafrikas und Togos, eine Statistik der Plantagen des Schutzgebietes Neuguinea sowie kurze Mitteilungen über verschiedene tropische Produkte u. a.
Statistik und Volkswirtschaft. Dichtigkeit der Bevölkerung im Deutschen Reich
und in den Einzelstaaten. Nach den endgültig festgestellten Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 betrug die ortsanwesende Bevölkerung im Deutschen Reich am Zählungstage 64 925 993 Personen (32 040 160 männlichen und 32 885 827 weihlichen Geschlechts). Seit dem 1. Dzember 11905 ist die Einwohnerzahl um 4 284 504 ode; um 7,97 % gewachsen. (Im Jahrfünfte vom 1. XII. 1900 bis 1. XII. 1905 war sie um 4 274 31] oder 7,58 % gestiegen.) Der Ueberschuß der Geburtenziffer über die Zahl der Sterbefälle (das natürliche Wachstum der Bevölkerung) in dem fünfjährigen Zeitraum von 1905 bis 1910 hat 4 444 408 betragen; da aber die Zunahme der Bevölkerung sich aus dem Geburten⸗ überschusse und der Differenz zwischen der Zahl der Zugewanderten und der der Abgewanderten zusammensetzt, im letzten Jahrfünfte 1905/10 nun die Abwanderung um 159 904 größer war als die Zuwanderung, nuß man diese Zahl von dem fünfjährigen Geburtenüberschusse abziehen, um die tatsächliche Bevölkerungszunahme zu gewinnen. Der Flächeninhalt des Deutschen Reichs beträgt nach den neuesten Ermittlungen ausschließlich der Wasserflächen 540 857,62 qkm. Es kamen also auf je 1 qkm durchschnittlich 120,04 Einwohner (vo 10 Jahren 104,24, vor 20 Jahren 91,42). In den einzelnen Staaten und Landesteilen ist die Dichtigkeit sehr verschieden. Abgesehen von der Stadt Berlin, in der 32 665 Einwohner auf je 1 qkm kommen, weisen die überwiegend städtischen Hansestaaten die größte Dichte auf, nämlich Hamburg 2448, Bremen 1168, Lübeck 392 Einwohner auf je 1 qkm; sodann folgen das König⸗ eich Sachsen (321), die Rheinprovinz (264), Reuß aã. L. (230), Westfalen (204), Reuß j. L. (185) und Sachsen⸗ Altenburg (163). Andererseits sind am dünnsten bevölkert: Mecklen⸗ burg⸗Strelitz (mit 36 Einwohnern auf je 1 qkm), Mecklenburg⸗ Schwerin (49) und Waldeck (55), demnächst in Preußen: Ostpreußen (56), Pommern (57) und Hohenzollern (62). Das Königreich Bayern mit 91 Einwohnern auf je 1 qkm ist erheblich dünner bevölkert als das gesamte Königreich Preußen (115), doch übertrifft die Pfalz (158) an Dichtigkeit der Bevölkerung alle Provinzen Preußens mit Aus⸗ nabme der Rheinproviaz und Westfalens. (Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs 1911, Heft 4.)
Die Dampfpflüge in EEC“ 1E11911. Seit der e
Dampfpflüge, die für den 1. April 1904 erfolgte, haben diese in sehr erheblichem Maße sich vermehrt; die Anzahl der Dampfpflüge ist im Laufe der sieben Jahre bis zum 1. April 1911 um 64 21 v. H., und zwar von 394 auf 647 G Dabei sind es die leistungsfähigeren Dampfpflüge mit 2 Lokomotiven, die eine noch stärkere Zunahme er⸗ fahren haben; ihre Zahl ist von 347 auf 610, also um 75,8 b. H. gestiegen, während di zurückgegangen ist. e und Staatsanzeiger 1905, Nr. 106) gesagt worden ist, daß aller Wahrscheinlichkeit nach nur etwa 1 v. H. des preußischen Acker⸗ landes mit Dampf gepflügt wird, so dürfte diese Größe inzwischen auf mehr als das 1 ¾ sache angewachsen sein, weil im Laufe der letzten Jahre auch beim Zweilokomolsvensystem immer größere und leistungs⸗ fahigere Dampfpflüge gebaut und in Betrieb gesetzt worden sind. So betrug am 1. April 1905 die gesamte Leistung fahigkeit der damals vorhandenen 407 Dampfpflüge (mit 770 Lokomobilen bezw. Lokomotiven) 34 576 Pferdestärken, auf eine Dampfpfluglokomotive entfielen daher 44,9 PS; 1911 dagegen hatten die vorhandenen 1257 Dampfpflugloko⸗ mobilen eine Leistungsfähigkeit von 81 062 PS aso war eine jede Lokomobile im Darchschnitt 64,5 PS stark. Die gesamte maschinelle Leistungs⸗ fähigkeit hatte sich mehr als verdoppelt, und in annähernd gleichem Maße dürfte wohl auch die Ausdehnung der mit Dampf gepflügten Fläche in Preußen zugenommen haben. Immerhin dürfte selbst bei Berücksichtigung der von den Petrol⸗, Benzin⸗ usw. Motor⸗ pflügen geleisteten Arbeit, bis heute erst ein sehr geringer Teil, höchstens 2 ½ 3 v. H. des preußischen Ackerbodens mittels motorischer Kraft bearbeitet werden. Eine weitere Ausdehnung des Motorenb triebes liegt sewohl im landwirtschaftlichen Interesse als uch im Interesse der Maschinenbauindustrie. Die stärkste Dampf⸗ pflugbenutzung findet man in der früher landwirtschaftlich rückständigsten Provinz Pos 37 Dampfpflüge besitzt; in zweiter Linie folat
8-c hes EI1“ 2 Schlesien ampfpflügen und erst in dritter, mit 131 Dampf⸗
erstmaligen Zählung der in Preußen verwendeten in se
der Einmaschinenpflüge sogar von 47 auf 37
Jenn an dieser Stelle vor sieben Jahren (Reichs⸗
—
1 8 N —
pflügen, die seit altersher landwirtschaftlich am meisten fortgeschrittene Pro⸗ vinz Sachsen. In weitem Abstande folgen Westpreußen mit 57, Branden⸗ burg mit 55, Pommern mit 27 Dampfpflügen, während Ostpreußen Anfang April 1911 erst 16, Hannover 13 Dampfpflüge aufwies. Im Westen der Monarchie ist die Dampfbodenkultur noch spärlicher ver⸗ breitet; Westfalen hatte am 1. April 1911 nur 6, Hessen⸗Nassau 4, Rheinland 3, Schleswig⸗Holstein 2 Dampfpflüge.
1 8 (Nach der „Stat. Korr.“)
Ueber die wirtschaftliche und technische Bedeutung der Kohlen für Deutschland
macht der Professor Dr. L. Milch in seiner im Verlag von Quelle u. Mevyer in Leipzig erschienenen Schrift „Die Bodenschätze Deutschlands“ folgende Angaben:
Deutschland steht als kohlengewinnendes Land an dritter Stelle; es wird in seiner jährlichen Förderung nur von den Vereinigten Staaten von Amerika und von Großbritannien über⸗ troffen; hinter ihm folgen erst in weitem Abstand Frankreich, Oesterreich⸗Ungarn und Belgien, wie die nachstehende, die Förderung des Jahres 1908 darstellende Tabelle zeigt (die Zahlen sind metris Tonnnen (t) = 1000 kg): “ 8
Förderung von Seeirk ken Braunkohlen 377 252 000 t ¹)
265 690 000 t 147 671 000 t 67 615 000 t 36 874 000 t 749 000 t 15 150 000 t 33 220 000 t
Vereinigte Staaten von Amerika.
Großbritannien und Irland. Deuftsehes Rieh. .. Fraau — Oesterreich⸗Ungarn.. 1“ J 1A““ —.
Die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung geht am besten aus der Zahl der in den Kohlenbetrieben beschäftigten Arbeiter und aus dem Wert der geförderten Kohle hervor. Die mittlere Belegschaft der in den deutschen Steinkohlenbetrieben im Jahre 1908 beschͤftigten Arbeiter betrug 590 991 Mann, in den deutschen Braunkohlenbetrieben 76 429 Mann; der Wert der ge⸗ förderten deutschen Kohle, als Verkaufswert am Ursprungsort ausgedrückt, erreichte in demselben Jahre für Steinkohle 1 521 887 000 ℳ, für Braunkohle 180 920 000 ℳ. Für 1909 sind die entsprechenden Zahlen für Steinkohle: 148 788 000 t im Werte von 1 519 222 000 ℳ bei einer mittleren Belegschaft von 613 224 Mann, für Braunkohle: 68 657 600 t im Werte von 178 980 000 ℳ bei einer mittleren Belegschaft von 74 972 Mann; für 1910 für Steinkohle: 152 827 800 t im Werte von 1 526 604 000 ℳ bei einer mittleren Belegschaft von 621 121 Mann, für Braunkohle: 69 547 300 t im Werte von 178 618 000 ℳ bei einer mittleren Belegschaft von 73 095 Mann.
Von dieser deutschen Förderung entfällt der weitaus größte Teil auf Preußen, im Jahre 1908: 139 002 000 t Steinkohle und 55 457 000 t Braunkohle, im Jahre 1909: 139 906 000 t Steinkohle und 56 030 000 t Braunkohle; nach der vorläufigen Ueber⸗ sicht für das Jahr 1910 wurden in Preußen von einer Belegschaft von 574 000 Mann 144 Millionen Tonnen Steinkohle und von 56 000 Mann 56,6 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert; in ganz Deutschland wurden in dem gleichen Jahr nahezu 153 Millionen Tonnen Steinkohle und fast 69,5 Millionen Tonnen Braunkohle ge⸗ wonnen. Für die einzelnen Reviere lagen bei Abfassung der Schrift ie endgültigen Förderungszahlen des Jahres 1909 vor; nach iesen wurden gefördert: im rheinisch⸗westfälischen Revier
Millionen Tonnen, in Oberschlesien (preußischer Anteil
berschlesisch⸗polnisch⸗mährischen Beckens) 34,6 Millionen
onnen, im Saar⸗Nahe⸗Revier 14,4 Millionen Tonnen, in
Niederschlesien (preußischer Anteil des niederschlesisch⸗böhmischen
Beckens) 5,6 Millionen Tonnen, in den verschiedenen Revieren des
Königreichs Sachsen 5,4 Millionen Tonnen, im Worm⸗Inde⸗Becken
2,5 Millionen Tonnen und in den kleinen Becken von Wettin⸗Löbejün und der Wälderkohle zusammen 1,1 Million Tonnen
Bis auf die Becken des Königreichs Sachsen, den Anteil Lothringens mit einer Förderung von 2,5 Millionen Tonnen und den Bayerns mit 4 Million am Saar⸗Nahe⸗Becken befinden sich sämtliche Reviere im Die volkswirtschaftliche Stellung des Deutschen Reichs (in diesem Falle wesentlich Preußens) erscheint noch günstiger, wenn man die im deutschen Boden vorhandenen Steinkohlenvorräte berück⸗ sichtigt. Eine sichere Schätzung ist natürlich unmöglich; der berechnete Wert hängt von sehr verschiedenen Faktoren ab, von der angenommenen Ausdehnung des Beckens, von der Tiefe, bis zu welcher man die erreichbare Kohle annimmt, von der unteren Grenze der Mächtigkeit der Flöze, die man noch als abbauwürdig erachtet, und anderen mehr. Naturgemäß gelangen bei dieser Unsicherheit der Grundlagen für die Rechnung verschiedene Forscher zu verschiedenen Ergebnissen, doch macht sich jetzt allgemein das Bestreben geltend, möglichst ungünstige Werte anzunehmen, sodaß die errechneten Zahlen als Minimalwerte angesehen werden können, die sicher hinter den tatsächlich vorhandenen Vorräten erheblich zurückbleiben. Gegenwärtig werden bei vorsichtiger Schätzung für die wichtigsten deutschen Reviere folgende Mengen ab⸗ bauwürdiger Kohle angenommen:
für das westfälische Revier (bis 1500 v11A4** ca44“*“ öc 8* das Saarrevier (bis 1000 m Tiefe,
Flöze mindestens 70 cm mächtig). für Niederschlesien und Sachsen. 1t
I
158,4 Milliarden To.
Diese Schätzungen sind grundlegend für die volkswirtschaftlich bedeutungsvollste Frage nach dem Zeitpunkt der voraussicht⸗ lichen Erschöpfung der Steinkohlenlager. Die Annahmen für diesen Zeitpunkt müssen naturgemäß noch weiter auseinandergehen als die Mengenschätzungen, da zu den dort sich geltend machenden Unsicherheiten noch die Notwendigkeit hinzutritt, die von dem Kohlen⸗ bedarf abhängige Produktion kommender Zeiten in Rechnung zu stellen. Aber auch hier erweist sich, wie man auch die Rechnung aufstellt, die Lage Deutschlands als besonders günstig; es ergibt sich (nach F Frech) für die beiden wichtigsten deutschen Kohlenfelder, das niederrheinisch⸗ westfälische und das oberschlesische, eine Erschöpfungsdauer über ein Jahrtausend hinaus (für das Saarrevier eine Abbauzeit von annähernd 500 Jahren, für Niederschlesien und Sachsen eine solche von 200 — 250 Jahren), während England bei seiner gewaltigen jährlichen Produktion und seinen geringeren Kohlenvorräten einer Er⸗ schöpfung schon in annähernd 300 Jahren entgegensieht und in Frank⸗ reich die vorhandenen Kohlenvorräte in annähernd 500 Jahren ab⸗ gebaut sein dürften. Noch ungünstiger sind die Aussichten für Nord⸗ amerika, dessen Vorräte infolge seiner gewaltigen jährlichen Produktion schon in erheblich kürzerer Zeit aufgebraucht sein werden, falls nicht Maßnahmen der Gesetzgebung hemmend wirken. 1 — ²) Im Jahre 1907 betrug die Förderung 435 779 000 t. Während des Druckes wurden die endgültigen Zahlen für
1 ) 1910 bekannt; nach ihnen betrug
die Förderung: der Wert: 460 700 t 308 877 000 ℳ 58 026 000 „
e in Ober 1I1 öa11111114“4“] im Königreich Sachsen.. 1u6“ 5 in den Becken von Wettin, Löbejün, Wälderkohle, Ibbenbüren. rheinisch westfälischen Revier Worm⸗Inde⸗Becken 6 Saarrevier
Zur Arbeiterbewegung.
Zur Metallarbeiterbewegung im Cöln⸗Mülheimer Bezirk (vgl. Nr. 198 d. Bl.) berichtet die „Köln. Ztg.“, daß am 1. d. M. mehrere Versammlungen, die vom christlichen Metall⸗ arbeiterverband einberufen worden waren, dort startgefunden haben. Die Forderungen, die bekannt sind und die sich im besonderen auf eine Verkürzung der Arbeitszeit auf wöchentlich 56 Stunden erstrecken, waren am 10. August den 50 in Betracht kommenden Betrieben übermittelt worden. Die dem Arbeitgeberverband der Metallindustriellen angeschlossenen Unternehmen vertraten den Stand⸗ punkt, die Forderungen nur zum Teil bewilligen zu können. Mit acht irmen soll, wie in den Versammlungen weiter erklärt worden ist,
ein Abschluß im Sinne der Forderungen bevorstehen. Es wurde zum Ausdruck gebracht, daß, falls von den anderen Betrieben ein weiteres Entgegenkommen nicht erfolge, in den nächsten Tagen ein Ausstand unvermeidlich sei. Im Cöln⸗Mülheimer Bezirk sind etwa 50 000 Metallarbeiter ansässig. 1 8 Aus Marseille wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Die von der Regierung zur Entscheidung des Streits zwischen den ein⸗ geschriebenen Seeleuten und der Compagnie Messageries Maritimes ernannten Schiedsrichter haben die Erklärung ab⸗ gegeben, daß die Gesellschaft nicht verpflichtet sei, die Löhne ihrer Schiffsmannschaften zu erhöhen. Die eingeschriebenen Seeleute nahmen in einer Versammlung Kenntnis von dem die Mannschaften der Messageries Maritimes betreffenden Schiedsspruch. Sie be⸗ schlossen, sich diesem Schiedsspruch zu unterwerfen, bei den anderen Gesellschaften aber den Ausstand fortzusetzen (Vgl. Nr. 202 d. Bl.) In Tolosa (Spanien) ist, „W. T. B.“ zufolge, der all⸗
gemeine Ausstand erklärt worden. Es kam zu Ruhestörungen.
Die Gendarmerie mußte die Ausständigen zerstieuen. (Vgl. 1“ v“ “
Nr. 205 d. Bl.) 2 Wohlfahrtspftlege.
8 Der Guttemplerorden veranstaltet eine Antialkohol⸗ ausstellung im Abgeordnetenhause in Berlin (Prinz Albrecht⸗ straße 5), die bis zum 7. d. M. von 4—8 Uhr und am Sonntag, den 8. d. M. von 10—1 Uhr und von 3—7 Uhr geöffnet ist.
Kunst und Wissenschaft. 1“
Anders als die Menschen sehen die Tiere die Welt, in der sie leben. Bei den höheren Wirbeltieren ist der Unterschied wegen der Aehnlichkeit der Sinnesorgane nicht sehr groß, aber je weiter man die Stufenleiter des Tierreichs abwäris steigt, desto größer wird er. Auf dieses in Deutschland wegen des Mangels biologischer Laboratorien mnoch nicht untersuchte anziehende Gebiet der Biologie weist J. von Uexkull in einem Aufsatze der „Deutschen Revue“ (Deutsche Ver⸗ lagsanstalt Stuttgart⸗Leipzig) hin, der den Titel ⸗Die Merkwelten der Tiere’ fuͤhrt. Das Wort Merkwelt hat von Uexkull an Stelle des früher von ihm gebrauchten Wortes Umwelt neuerdings für den Welt⸗ ausschnitt eingeführt, den ein Lebewesen aus seiner Umgebung, in der es lebt, herausgreift. Das menschliche Auge nimmt Merkmale der Form, der Farbe, der Größe und der Bewegung wahr. Von allen diesen Merk⸗
alen kennt z. B. die Pilgermuschel nur eins, soweit es sich ur ie Sehfähiskeit handelt, nämlich die Bewegung. Durch ihre hundert Augen sieht sie nichts als eine Bewegung, wenn sich ihr Feind, der
eestern, naht, und ähnliches gilt von allen anderen Sinnesorganen. Bleiben wir beim Seestern: für den Menschen ist er ohne Geschmack gesprochenen Geruch haben. Nähert er sich ihr, so macht sie ver⸗ chiedene Wahrnehmungen. Erstens bemerkt sie eine Bewegung, weitens ein allgemeines chemisches Merkmal, das wir nicht weiter analpsieren können, und drittens den Druck, der bei der Berührung es Seeigels mit den Tentakeln auftritt. Es kommt aber noch eins inzu, nämlich die Reihenfolge, in der diese Merkmale nacheinander bei der Annäherung des Seestern
zund Geruch, für die EA“ jedoch muß er einen aus⸗
s auf die Pilgermuschel wirken. Erst wirkt die Bewegung des Seesterns auf die Augen, dann werden die Tentakeln der Pilgermuschel autgestreckt, die chemische und taktile Sinnesorgane tragen, von denen die chemischen zuerst gereizt werden. Durch diese Merkmalskombination wird der Feind sicher wahrgenommen hund nun sendet das Zentralnervensystem eine Erregungswelle zum
sgroßen Bewegungsmuskel der Schalen und die Muschel schwimmt davon. Wahrscheinlich ist der Merkmalskompler „Seestern“ der einzige,
er in der Welt der Pilgermuschel zur Gegenstandsbildung verwendet ird. Andere Reize, die sie empfindet, werden nicht miteinander ver⸗ bunden, und dann wäre die Welt der Pilgermuschel sehr ärmlich. Ihre ganze Organisation verlangt aber nur die Kenntnis dieses einen Wesens, des Seesterns. Bei jedem Tiere ist einzeln zu erforschen, auf welche Gegenstände es reagiert und wie diese wirken, wenn man ein voll⸗ tändiges Bild der Merkwelt entwerfen will. Für jedes Tier erhält man dann eine besondere Welt, je nach dem, was es aus der Um⸗ gebung herausgreift, und hierbei merkt man mit Erstaunen, daß iere, die in der gleichen Umgebung leben, völlig verschiedene Merk⸗ welten besitzen. Der Seestern z. B., der für die Pilgermuschel die Merkmalskette: optische Bewegung — chemischer Reiz — Berührung gildet, ist in der Merkwelt der Seeigel durch die gleichfalls zeitlich eordnete Merkmalskette: schwacher chemischer Reiz — starker chemischer Reiz — Berührungsreiz vertreten. In der Merkwelt der Seeigel aber unterscheidet sich der Seestern in nichts von einer fäure⸗ ildenden Nacktschnecke, die gleichfalls durch die eben angeführte Merkmalskette dargestellt wird. Von allem, was in der Umgebung eines Tieres vorhanden ist, werden natürlich Feinde und Beutetiere ach Merkmalen herausgegriffen, während gleichgültige Tiere von be⸗
jebigen Hindernissen, wie z. B. Steinen, kaum unterschieden werden.
Der vierte Marburger Oberlehrerkursus findet von ienstag, 8., bis Donnerstag, 10. Oktober d. J, in Marburg statt. Die Themata der Vorlesungen sind folgende: I. Philologisch historische Abteilung: Geh. Reg.⸗Rat Prof. Dr. Vogt: „Die neuere Nibelungen⸗ orschung’. Geh. Reg.⸗Rat Prof. Dr. Maaß: „Goethe und Plato“. Prof. D. Heitmüller: „Die bhellenistischen Mpsterienreligtonen und as älteste Christentum“. Prof. Dr. Wechßler: „Adolf Tobler ind die französische Syntax“ (mit Proben aus dem „Misantbrope*). Prof. Dr. Brackmann: „Neue Methoden der Geschichts⸗ wissenschaft“. II. Mathematisch „naturwissenschaftliche Abteilung: heh. Reg.⸗Rat Prof. Dr. Korschelt: „Regeneration und
Entwicklung“. Prof. Dr. Neumann: „Ueber das Relativitäts⸗
rinzip“. Prof. Schulze: „Neueres aus Radioaktivität und Elektronik“. Privatdozent Dr. André und Privatdozent Dr. Herr⸗ ann: „Neuere Anschauungen über Gebirgsbildung“. Prwatdozent Dr. Take: „Ueber Funkentelegraphie, mit Versuchen. Dr. Stuchtey: Die Luftfahrt als Mittel zur Erforschung der Atmosphäre, mit Ver⸗ auchen und Lichtbildern“. Die Teilnehmer werden gebeten, wenn gend möglich, sich bis zum 30. September (unverbindlich) bei dem Geschäftsführer, Prof. Dr. A. Thiel, Marburg a. L., Weißenburg⸗ lraße 36, anzumelden. Dieser ist zu jeglicher Auskunft wie auch zur esorgung gewünschter Privatwohnungen bereit.
Die schweizerische nationale Kunstausstellung, die oen der im In⸗ und Ausland wohnenden schweizerischen Kunstler⸗ chaft zahlreich beschickt ist, wird am 15. September in Neuen⸗ lurg eröffnet werden. Bisher sind 890 Kunstwerke angenommen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Ueber die Vertilgung der Wanderheuschrecken durch akterien wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Die un eheuren Ver⸗ kerungen, die von Zeit zu Zeit durch Züge der Heuschrecken in Süd⸗ nd Osteuropa, in Asien, Afrika. und Amerika an den Feldfrüchten gerichtet werden, sind seit dem Altertum bekannt und gefürchtet. c ein Schwarm dieser Tiere in der Luft dahinzieht, ver⸗ ünstert er das Tageslicht, und wo er niederfällt, ist in kürz ster rist alles Pflanzenleben vertilgt, selbst Baumrinden und Holz werden erzehrt. Alle Bemühungen, die Milliarden Heuschrecken, welche sche Schwärme bilden, abzuhalten oder zu vernichten, haben bis
1“
zetzt höchstens nur teilweise Erfolge aufzuweisen gehabt. Jetzt hat nun die Natur selbst auf ein Mittel zur Vertilgung dieser gefräßigen Tiere hingewiesen, und es ist in Amerika bereits mit Erfolg benutzt worden. In Pukatan hat nämlich eine Bakterienepidemie innerhalb zweier Jahre das Land von den dort auftretenden Heuschrecken befreit. Nach Mitteilungen an die Pariser Akademie der Wissenschaften hat ein bestimmter Bazillus (Coccobacillus acridiarum sp. nov.) eine solche Einwirkung auf die Heuschrecken, daß diese nach 12⸗ bis 36 stündiger Erkrankung eingehen und der Darminhalt dieser Insekten eine fast reine Kultur des Bazillus darstellt. F d'Heselle, der hierüber genaue Untersuchungen anstellte und die spezifische patho⸗ logische Wirkung der Coccobazillen nachwies, wurde daraufhin von der argentinischen Regierung ersucht, diese Einwirkung auf die Heuschrecken, die alljährlich in großer Ausdehnung das Paranagebiet verheeren, zu studieren. Es ergab sich, daß je nach der Virulenz der Bazillenkulturen die Heuschrecken schon nach 6 bis 8 Stunden, spätestens nach 36 bis 60 Stunden verendeten. Diese Versuche waren an 250 bis 300 Heuschrecken im Laboratorium ausgeführt worden und fanden dann Bestätigung durch Experimente im großen. So wurde auf einer Prärie von 5 ha, die von Heu⸗ schrecken heimgesucht war, ein Liter der Kulturflüssigkeit ausgegossen, und die Folge war, daß im Verlauf von wenigen Tagen die meisten Heuschrecken zugrunde gingen. Dazu kommt, daß die Infektion sich außerordentlich rasch verbreitet, denn schon nach einigen Tagen hatte sie sich bis zu 50 km Entfernung ausgedehnt, jedenfalls übertragen durch infizierte Heuschrecken. Es scheint sonach in dem erwähnten Bazillus endlich ein Mittel gefunden zu sein, um der Heuschrecken⸗ plage wirksam entgegenzutreten.
St. Petersburg, 3. September.
Schätzung des Statistif
r. (W. T. B.) Nach der chen Zentralkomitees übertrifft die dies jährige
Ernte die vorjährige bedeutend. Der Mehrertrag beläuft sich im
ungünstigsten Falle auf 116 Millionen Pud.
Verkehrswesen.
Bremens Seeschiffahrt seit 1908.
Der neueste Band des „Jahrbuchs für bremische Statistik“, der eingehende vergleichende Uebersichten über Bremens Schiffs⸗ und Warenverkehr im Jahre 1911 und in den Vorjahren bietet, läßt er⸗ kennen, daß Bremen, nachdem es mit der Korrektion der Unterweser ein bis jetzt noch einzigartig dastehendes Werk geschaffen und sowohl in Bremerhaven wie in Bremen Häfen gebaut hat, die als muster⸗ gültig angesehen werden, dank dieser tatkräftigen Selbsthilfe als deutsche Seehandelsstadt bedeutend vorwärts gekommen ist, nicht nur absolut, sondern auch relativ im Vergleich mit den anderen Nordsee⸗ häfen. Besonders die letzten Jahre haben Bremen verhältnismäßig mehr gefördert als z. B. die mit ihm konkurrierende größere Hafen⸗ stadt an der Elbemündung, deren Binnenschiffahrtstraßen bis Berlin, Breslau und Böhmen gehen.
Was die Schiffsankünfte im Seeverkehr anbelangt, so bietet sich folgendes Bild dar: ö
Bremen Zunahme gegen
Reg.⸗Tons das Vorjahr 190b98 3 882 000 — Lö5 280 76 000 1910. 172 000 1911. 387 000
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1908. 1909. 1910. 1911.
270 000 472 000 520 000 zusammen 1 262 000, in % gegen 1908: 10,51. Demnach ist Bremen in den letzten drei Jahren verhältnismäßig rascher fortgeschritten als Hamburg. Dies gilt für den Bremer See⸗ verkehr im ganzen, für die Ankünfte für bremische Rechnung in allen Weserhäfen. Dabei ist die Stadt Bremen am besten weg⸗ gekommen, auch Brake und Nordenham haben sich gut entwickelt.
Blickt man nun auf die Richtungen des bremischen Seeverkehrs, so bemerkt man, daß im Jahre 1908 647 000 t = 16,4 v. H. aus deutschen Häfen kamen, 1911 dagegen 843 000 t = 18,4 v. H. Der Anteil der deutschen Häfen ist also sowohl absolut wie relativ sehr gewachsen. Von dem Verkehr mit deutschen Häfen entfallen allein 560 000 t auf den mit Hamburg, der sich sehr kräftig entwickelt. Er umfaßt hauptsächlich den Gütertransport durch Seeleichter. Bei der für Bremen wichtigsten transatlantischen Verbindung, derjenigen mit den Vereinigten Staaten von Amerika, liegen die Verhältnisse anders. Da ist die absolute Tonnenzahl von 1 466 000 auf 1 511 000 gestiegen, der relative Anteil dagegen von 37,8 auf 33,4 v. H. zurückgegangen. Die Ursache ist der Rückgang der Auswanderung; ihm hatte sich noch der Einfluß der kleineren Baumwollernte in Amerika für die beiden zwischenliegenden Jahre hinzugesellt, doch hat dieser für 1911 aufgehört, was denn auch im Vergleich mit dem Vorjahr einen Zuwachs von 86 000 t be⸗ wirkt hat. Brem ens Handelsverkehr mit Mittel⸗ und Südamerfka zeigt umgekehrt seit 1908 einen Rückgang von 348 000 auf 308 000 t. Derjenige mit Asien hat sich auf gleicher Höhe gehalten und jener mit Australien um 11 000 t zugenommen. Geradezu verdoppelt baben sich die Ankünfte von Afrika: jetzt 76 800 t gegen 38 000 t vor drei Jahren.
Bei der Bestimmung der Schiffe zeigt sich in einigen Punkten ein charakteristischer Unterschied. Sehr viele Schiffe, die in Bremen mit Baumwolle, Reis, Getreide, Holz, Kohlen ankommen, gehen in Ballast nach englischen Kohlenhäfen. Von England angekommen sind nur 390 Schiffe von zusammen 406 000 t (davon leer 44 500), nach England abgegangen dagegen 1136 Schiffe von zusammen 1 254 000 k (davon leer nicht weniger als 912 000 t, d. h. ein Fünftel der ganzen ausgehenden Tonnage). Von Britisch Ostindien sind 14 Schiffe von zusammen 38 000 t angekommen, fast ausnahmslos von den hinter⸗ indischen Reishäfen, dorihin abgegangen nur 3 von zusammen 9500 b, alle nach Kalkutta. Die Dampfschiffahrtsgesellschaft „Hansa“ läßt die Schiffe ihrer ostindischen Linie nach Hamburg fahren, den Verkehr der bremischen Waren jedoch durch Leichter vermitteln; so kommt es, daß trotz des geringen direkten Schiffsverkehrs Waren im Werte von 41 Millionen Mark (darunter Reis nur im Werte von 12 Millionen Mark) von Britisch Ostindien gekommen und solche im Werte von 12 Millionen Mark dorthin abgegangen sind. Die bedeutende Zahl von 91 500 t aus dem östlichen Rußland angekommener Schiffe betrifft nur Noworossisk am Schwarzen Meer.
Die deutsche Flagge sieht man in dem Zeitraum von 1906 bis 1911 in den Weserhäfen von 2 377 000 auf 2 935 000 t steigen. Das ist die große Mehrheit der Gesamttonnage und eine ganz stattliche Zunahme; doch ist der relative Anteil um ein kleines gefallen, nämlich von 67,7 v. H. auf 65,0 v. H. Weitaus der größte Teil der deutschen Schiffe trägt neben dem schwarz⸗weiß⸗roten Banner Bremens rot⸗weiß gestreifte Flagge. In dem genannten Zeitraum mehrte sich die Tonnage der Ankünfte unter dieser Flagge in den Weserhäfen von 2 040 000 auf 2 441 000 Tons. Der relative Anteil sank von 57,9 auf 54,0 v. H. Der verhältnis⸗ mäßige Rückgang ist also noch etwas größer als der der deutschen Flagge im allgemeinen. Immerhin macht die bremische noch reichlich die Hälfte der Gesamtheit aus. Die übrigen deutschen Flaggen waren, wie folgt, beteiligt:
1906 1911
die preußische ... mit 42 600 Tons 95 300 Tons „Eu 56 900 hamburgische 250 9009 „ 329 800 18 lübeckische k 2 800 „ 2 300 9„ 1890 „ 8 800 . Wie man leicht sieht, erfreut sich die preußische Flagge des größten relativen Fortschritis. Die starke Beteiligung der hamburgischen Flagge ist wesentlich auf den Leichterverkehr zurückzuführen, nicht auf den Großseeverkehr. — Unter fremden Flaggen ist die englische
weitaus am stärksten vertreten, unter der 1906 848 000 Tons, 1911 1 04 000 Tons ankamen, demnächst die norwegische (gestiegen von 56 000 auf 127 000), worauf überraschenderweise die österreichische folgt, die sich von 22 600 auf 119 300 Tons gehoben hat. Noch mehr wird überraschen, daß darauf schon die griechische folgt (gestiegen von 15 400 auf 75 800 Tons). Diese Erscheinung dürfte mit der starken Getreideeinfuhr vom Schwarzen Meer zusammenhängen. Der Schiffs⸗ verkehr unter russischer Flagge, der 1906 noch 26 100 t betrug, ist bis auf 1900 t gesunken. Sonst sind noch zu erwähnen die schwedische Flagge (54 500 t), die dänische (30 500), die niederländische (60 200), die französische (11 500) und die spanische (23 700). Unter der Flagge der Vereinigten Stanten von Amerika sind seit 1906 nur 9 Schiffe auf der Weser gewesen, seit 1909 keins. Dabei war es ein Schiff unter amerikanischer Flagge, das als allererstes in den alten Hafen zu Bremerhaven einfuhr. “ 8 Am 1. September treten im Telegrammverkehr mit Westafrika folgende ermäßigte Worttaxen in Kraft: ͤ111“4“ 11114454* Goldküste: Accra, Sekondi ... übrige Anstalten.. 11ö1ö“ Nigeria, Nord⸗ und Süd⸗ 2) 3): veebe]; Sierra Leone: Cline Town, Sierra Leone, Water Stre Bendu und übrige Anstalten im Distrikt 1111114*“ b“ Für Ueberseetelegramme zu halber Gebühr werd entsprechend ermäßigte Worttaxen erhoben.
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Nachdem die Verkehrsstörung auf der transandinischen Eisenbahn behoben ist, werden die deutschen Briefposten für Chile (mit Ausnahme der für Punta Arenas, die durch die Magellanstraße gehen) nicht mehr über New York — Panama, sondern wieder auf dem schnelleren Wege über Buenos Aires und die Anden befördert.
„ Der Chefingenieur des Panamakanals Goethals hat, wie „W. T. B.“ meldet, in einem Schreiben an das Hafenamt erklärt, der Kanal werde noch im Jahre 1913 fertiggestellt werden.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Mittwoch, „Mignon“ gegeben. Frau Böhm van Endert singt die Titelrolle. Fräulein Alfermann, die bereits vor den Ferien wiederholt die Rolle des Fräulein von Veltheim in „Der große König“ gastweise gesungen hat, tritt in der Rolle der Philine zum ersten Male als neuverpflichtetes Mitglied im Königlichen Opernhause auf. Den Wilhelm Meister singt Herr Kirchhoff, den Lothario: Herr Bronsgeest, den Laöërtes: Herr Habich, den Friedrich: Herr Dahn, den Jarno: Herr Krasa. Der Kapellmeister von Strauß dirigiert.
Das Königliche Schauspielhaus bringt morgen eine Auf⸗ führung des Freytagschen Lustspiels „Die Journalisten“, mit den Damen Arnstädt, Thimig, Butze und Vollmer sowie den Herren Vollmer, Keßler, Clewing, Boettcher, Werrack, Patry, Vallentin und Eichholz in den Hauptrollen.
Die nächste Klassikeraufführung im Deutschen Theater wird Shakespeares „König Heinrich der Vierte“ sein. Die Proben haben unter der Leitung von Max Reinhardt bereits begonnen. — Die Schauspielschule des Deutschen Theaters tritt nunmehr in das achte Jahr ihres Bestehens. Das neue Schuljahr beginnt in den ersten Tagen des Oktober. Die Aufnahmeprüfungen finden in der zweiten Hälfte September statt. Der Unterricht ist unent⸗ geltlich.
Das Schillertheater wird in der ersten Hälfte seines Winter⸗ spielplans einer Reihe von Bühnendichtern, die im Jahre 1912 das 50. Lebensjahr vollenden, durch Aufführung ihrer Werke eine Dankes⸗ schuld abtragen. In der ersten der Jubiläumsaufführungen der neuen Winterspielzeit soll der im Juli gewesene 50. Geburtstag Ludwig Fuldas am 12. September nachträglich durch eine Neueinstudierung seines „Talisman“ gefeiert werden. Am 25. September wird dann zu Ehren des 50. Geburtstages Max Dreyers dessen Schauspiel „Des Pfarrers Tochter von Streladorf“ neu in den Spielplan aufgenommen. Es reiht sich am 7. Oktober, an dem Otto Ernst das 50. Lebensjahr zurücklegt, eine Neueinstudierung von „Flachsmann als Erzieher“ an. Für den 50. Geburtstag Gerhart Hauptmanns, den 15. No⸗ vember, hat die Bühnenleitung das Drama „Elga“ des schlesischen Dichters erworben.
Im Lustspielhause bleibt „Ein Königreich m. b. H.“ bis Freitag auf dem Spielplan. Die Wiederaufnahme des Schwankes „So’n Windhund“ von Curt Kraatz und Arthur Hoffmann findet am Sonnabend, den 7. d. M., statt.
Das Märkische Wandertheater beginnt seine sechste Spielzeit mit zwei Schauspielertruppen am 14. bezw. 17. September. Die ersten Vorstellungen umfassen folgende Stücke: „Minna von Barn⸗ helm“, „Die Jüdin von Toledo“, „Hamlet“, „Die Journalisten“ „Einsame Menschen“, „Fuhrmann Henschel“, „Die deutschen Klein⸗ städter“, „Die Lokalbahn“, „Jakob und Kristoffer“.
„Flammenzeichen“, ein fünfaktiges Drama von Jon Leh⸗ mann, wird am 5. Oktober d. J. am Hoftheater in Stuttgart zum ersten Male aufgeführt werden.
In dem morgen, Mittwoch, Abends 8 Uhr, im Dom stattfindenden Orgelkonzert des Königlichen Musikdirektors, Hof⸗ und Dom⸗ organisten Bernhard Irrgang werden Fräulein Hilde Ellger (Alt) und Herr Professor Fritz Struß (Violine) mitwirken. Programme (10 ₰) berechtigen zum Eintritt.
Am nächsten Donnerstag, Abends 6—7 Uhr, veranstaltet der Organist Walter Fischer das erste Orgelkonzert nach den Ferien in der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniskirche. Mitwirkende ist Fräulein Agnes Leydhecker (Alt). Das Programm enthält Orgel musik von Bach und Liszt sowie die Karfreitagsmusik aus „Parsifal“ von R. Wagner. Außerdem werden geistliche Gesänge von Bach und Beethoven vorgetragen. Eintrittskarten zu 1 ℳ (Stuhlplatz) und zu 50 ₰ (Kirchenschiff) sind bei Bote u. Bock, A. Wertheim, in der Küsterei (Achenbachstraße 18/19) und Abends am Eingang der Kirche käuflich.
Mannigfaltiges. 8 Berlin, 3. September 1912.
Die Leitung der Kindererholungsstätten vom Roten Kreuz in Eichkamp und in Schönholz teilt mit, daß sie ihren Betrieb im Gegensatz zu den Ferienkolonien, wie alljährlich, bis zum 1. Oktober aufrecht erhält und daß noch eine größere Anzahl von Plätzen vorhanden sind. Bei dem klaren und warmen Wetter dürften diese Kuren ganz besonders für skrophulöse und lungenschwache Kinder geeignet erscheinen. “
Anfang September und 1. Oktober d. J. beginnen im Heim II des Vereins „Jugendschutz“, Beuthstraße 14, neue billige Lehr⸗ gänge für Kochen und Handarbeit (Schneidern, Weißnähen und Schnittzeichnen, Stopfen, Flicken, Putz). In den Haushaltungs⸗ schulen der beiden Berliner Heime des Vereins (Heim I: Stralauer⸗ straße 52, Heim II: Beuthstraße 14) sowie im Heim III in Neuzelle bei Frankfurt a. O. findet sich Gelegenheit zur hauswirtschaftlichen