Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Wilhelmshöhe, 25. August. Graf v. Pourtalds, Rittm. a. D. zuletzt Eskadr. Chef im Drag. Regt. König Friedrich III. (2. Schles.) Nr. 8, der Charakter als Major verliehen.
Königlich Sächsische Armee.
Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Generalkommandos.
Die Zahlmeister: Grunicke vom 1. Hus. Regt. König Albert Nr. 18, zum I. Bat. 13. Inf. Regts. Nr. 178, Winkler von der II. Abteil. 1. Feldart. Regts. Nr. 12, zum III. Bat. 16. Inf. Regts. Nr. 182, Jehring vom II. Bat. 4. Inf. Regts. Nr. 103, zum 1. Hus. Regt. König Albert Nr. 18, Kasten vom II. zum III. Bat. 12. Inf. Regts. Nr. 177, Zacher von der Reitenden Abteil. 1. Feldart. Regts. Nr. 12, zum II. Bat. 16. Inf. Regts. Nr. 182, Benedict vom III. Bat. 12. Inf. Regts. Nr. 177, zum I. Bat. 16. Inf. Regts. Nr. 182, — unterm 1. Oktober d. J. versetzt; Häntsch, dem II. Bat. 1. (Leib⸗) Gren. Regts. Nr. 100, Thomas, 1 .Tainbat. Nr. 19, — zugeteilt. 8 ““
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Aschersleben getroffenen Wahl den bisherigen besoldeten Bei⸗ geordneten (Zweiten Bürgermeister) Dr. jur. Arthur Bunde daselbst als Ersten Bürgermeister der Stadt Aschersleben für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren und
infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Konitz getroffenen Wahl den Kreiskommunal⸗ und Kreisspar⸗ kassenrendanten a. D. Vollert daselbst als unbesoldeten Bei⸗ geordneten der Stadt Konitz für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren zu bestätigen.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. September 1912. Der Königlich niederländische Gesandte Baron Gevers ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
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Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. a horst“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders und S. M. „Leipzig“ am 4. September in Tsingtau, der Reichspost⸗ dampfer „Yorck“ mit der heimkehrenden Ablösung aus dem Schutzgebiet Kiautschou (1. Teil) am 2. September in Hamburg
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Die Kammer der Reichsräte genehmigte in ihrer gestrigen Sitzung die neue von der Kammer der Abgeordneten bereits angenommene Lokalbahnvorlage, die einen Gesamt⸗ aufwand von 8 Mill. Mark erfordert, und begann darauf die Beratung über den Lotterievertrag mit Preußen. Berichterstatter war der Graf Crailsheim. Bekanntlich hatte die Kammmer der Abgeordneten den Lotterievertrag mit Preußen abgelehnt und der Regierung empfohlen, eine eigene bayerische Klassenlotterie einzurichten. Im Ausschuß der Kammer der Reichsräte wurde jedoch der Vertrag mit Preußen genehmigt. Der Berichterstatter ersuchte das Plenum, dem Beschluß des Ausschusses beizutreten. Ueber den weiteren Verlauf der
Beratung wird dem „W. T. B.“ aus München gemeldet: Der Finanzminister befürwortete die Annahme des Vertrags us finanziellen Gründen, während sich der Reichsrat von Schanz gen die Annahme aussprach. Hierauf ergriff der Ministerpräsident von Hertling das Wort. Er führte u. a. aus: Er dringend die Annahme des Staatsvertrags mit Preußen ie Klassenlotterie auch aus politischem Gesichtspunkte. Bei den Erörterungen in der Abgeordnetenkammer und in der Presse hätten neben der wirtschaftlichen und finanziellen Frage auch gewisse Imponderabilien mitgespielt. Im politischen Leben dürfe man Bedeutung der Imponderabilien nicht unterschätzen und man fe nicht vergessen, daß solche Imponderabilien nach zwei wirksam sein könnten. Wenn auf der einen Seite Stimmungen sich geltend machten, die zur Ablehnung ge so müßten auf der anderen Seite Ver⸗
gen hervorgerufen werden. Bavern nehme zurzeit im
urchaus gute Stellung ein, und die Beziehungen Bavy schen Bundesstaaten seien durchaus befriedigend. Da Baverns im Bundesrat so ausgezeichnet sei, oßen Teile der langjährigen ausgezeichneten Vertretung, ürfen,“ fuhr der Minister⸗ te keiner eine vor
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Stellung auch in Baäyern im Reiche einnimmt durch besondere Vorrechte
nderen Bundesstaaten ausgezeichnet ist, verdanken wir marck und rechnen es ihm hoch an. Wir würden es nicht f wenn diese Bayern zugebilligten Vorrrechte von anderen Bundesstaate nicht mit gleicher Freudigkeit egrüßt worden wären. Wir müssen aber außerordentlich vorsichtig und diese Stellung zu den übrigen Bundesstaaten mit größter Rücksicht auf deren etwaige Empfindlichkeit wahren. Es wäre nichts gefäbrlicher, als wenn Bavyern in dieser Frage, die von Bavern selbst worden ist, und die zu eingehenden Verhandlungen geführt räglich auf die Seite stellen würde. Wer sich selbst auf lt, wird von anderen auf die Seite gelegt, wo er die notwendig hätte. Der tut nicht gut, der wieder auf die freundliche Unterstützung mit Wenn wir mit der größten Rücksicht auf die mnderer Bundesstaaten unsere Stellung im Reiche rauchen wir nicht alles nachzumachen, was von anderen Bundesstaate gemacht wird. Wenn wir aber lungen angeregt haben, müssen wir eine Ver⸗ chten, wenn nun plötzlich diese Verhandlungen nicht Ich bin der Meinung, daß eine preußenfreundliche Gesinnung mit einer lebhaften Betonung des baverischen Selbst⸗ gefuhls und des bayerischen Patriotismus wohl vereinbar ist. Der
Redner bat schließlich das Haus, dem Staatsvertrage zuzustimmen. In der dann erfolgten Abstimmung wurde die Vorlage
mit allen gegen drei Stimmen angenommen.
Die Kammer der Abgeordneten verwies in ihrer heutigen Sitzung den Staatsvertrag mit Preußen über die Klassenlotterie zu neuerlicher Beratung an den Finanz⸗
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Der udolstädter Landtag wurde gestern nnan von dem Staatsminister von der Recke durch Verlesung der Thron⸗ rede eröffnet. Die Thronrede kündigt die Vorlage des Staats⸗ haushaltsetats für die Finanzperiode 1912/14 an. Ferner wird die nachträgliche Genehmigung von vier bereits erlassenen Gesetzen, darunter der bekannten Teuerungszulage, erbeten.
Schweiz.
Die gestrige Rundfahrt des Deutschen Kaisers durch das Manövergelände ging, wie „W. T. B.“ meldet, über Dietswil, Fischingen und Gaehwil, wobei der Kaiser den rechten Flügel von Rot und den linken Flügel von Blau im Marsche sah. Der Kaiser stieg auch unterwegs aus und begab sich in die Schützengräben, wo er die Gewehre der Leute in die Hand nahm und diese ansprach. Das Publikum war überall in hellen Haufen herbeigeströmt und brachte dem Kaiser allenthalben die herzlichsten Kundgebungen dar. Gegen 10 Uhr kehrte der Kaiser auf die Höhen bei Kirch⸗ berg zurück, beobachtete hier die weitere Entwicklung des. Gefechts und unterhielt sich lange Zeit mit dem Obersten Wille, dann mit dem Bundespräsidenten. Gegen Mittag kam es zu heftigem Gewehrfeuer. Blau stürmte nach einem größeren Umgehungsmarsch die Höhen. Um 12 Uhr 30 Minuten der Kaiser im Automobil nach Frauenfeld und von dort nach er Karthause Ittingen, einem ehemaligen Kloster, das jetzt im Besitz des Obersten von Fehr ist. Oberst von Fehr führte seine Gäste durch die Räume, die wertvolle Altertümer enthalten, dann wurde im ehemaligen Refektorium das Frühstück eingenommen. Um 3 Uhr 15 Minuten erfolgte die Abfahrt in Automobilen nach Frauenfeld und von dort mit Sonderzug nach Zürich. Hier fand in der Villa Rietberg ein Abendessen statt, an dem außer den Herren des Kaiserlichen Gefolges auch die zur Person des Kaisers kommandierten schweizerischen Offiziere und der Oberst Wille teilnahmen. Nach Tisch befuhr der Kaiser auf dem Schiff „Stadt Zürich“ den See, den Hunderte von beleuchteten Booten belebten. Ein großes Feuerwerk beschloß dieses ““ Seenachtfest, das von klarem Wetter begünstigt wurde.
Heute früh um ½ 5 Uhr ist der Kaiser mit Sonderzug wieder nach Wil ins Manövergelände gefahren. Das Wetter ist heute unfreundlich.
Frankreich.
Der Kriegsminister hat an die Korpskommandeure ein Rundschreiben gerichtet, in dem er, wie „W. T. B.“ meldet, auf das nachdrücklichste daran erinnert, daß es den aktiven Offizieren verboten sei, unter irgend einem Vorwande einer Vereinigung politischen oder religiösen Charakters anzu⸗ gehören, und daß Zuwiderhandelnde streng bestraft werden würden. Was die Reserve⸗ und Landwehroffiziere und die Offiziere des Ruhestandes anlange, so dürften diese keinen Vereinigungen angehören, die den Zweck verfolgen, Maßnahmen der Militär⸗ behörden zu erfahren und sich — namentlich in Beförderungs⸗
fragen — in die Tätigkeit der Kriegsverwaltung einzumischen.
28 Rußland.
Das Handelsministerium hat in den Voranschlag der außerordentlichen Ausgaben für 1913 einen Kredit von 18 Millionen Rubel für die Errichtung und den Ausbau von Handelshäfen eingestellt. ö1XA“
Türkei.
In Anwesenheit von 55 früheren Parlamentsmitgliedern, 4 Senatoren und 24 Abgesandten beriet gestern der jung⸗ türkische Kongreß über die Beteiligung an den Parlamentswahlen. Die Debatte verlief, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, sehr stürmisch. Unter anhaltendem Lärm sprach sich der Kongreß durch Aufheben der Hände gegen die Teilnahme an den Wahlen aus. Darauf wurde die Sitzung unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen wurde die Abstimmung wiederholt und in namentlicher Abstimmung mit 66 gegen 13 Stimmen eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Das Komitee für Einheit und Fortschritt, das die Kammerschließung als einen Angriff auf die Verfassung betrachtet, hat beschlossen, an der Wahl teilzunehmen, um durch gesetzliche Mittel der Nation ihre Rechte zurückzugeben. In der nächsten Sitzung, die am Sonnabend stattfindet, soll die Neuordnung des Komitees beraten werden.
Dem „Wiener K. K. Telegr.⸗Corresp.⸗Bureau“ geht eine Depesche aus Konstantinopel zu, wonach dort zuverlässige Meldungen vorliegen, daß die Behörden in Mitrowitza nur noch dem Namen nach ihre Aemter ausüben. Die Ver⸗ waltung werde ebenso wie die Gerichtsbarkeit von einem Wohlfahrtsausschuß ausgeübt, dessen Entscheidungen von der Gendarmerie vollstreckt würden. Issa Boletinatz zeigte dem Wali von Kossowo die Bildung des Wohlfahrtsausschusses an, indem er mitteilte, die Nation wolle über ihre Angelegen⸗
heiten selbst entscheiden. 1
Wie „W. T. B.“ aus Tokio meldet, empfingen der Kaiser und die Kaiserin gestern früh gemeinsam die Mit⸗ glieder des diplomatischen Korps mit ihren Damen. Ein solcher Empfang hat bisher in Japan noch nicht statt⸗ gefunden, denn früher hielten die Majestäten getrennte Audienzen ab. Die Diplomaten zogen sodann vor dem Sarge des Kaisers Mutsuhito vorüber. Der englische Botschafter Macdonald als Doyen des diplomatischen Korps trat darauf vor und verlas eine französische Ansprache, in der er der Kaiserlichen Familie das Beileid der Mitglieder des diplomatischen Korps ausdrückte und die Tugenden des verstorbenen Herrschers hervorhob. So⸗ dann legte er namens des diplomatischen Korps einen silbernen Kranz auf dem Sarge nieder. v““
Afrika. 1
Wie die „Agence Havas“ aus Rabat vom 3. d. M. meldet, hat der General Lyautey ein sofortiges Vorgehen der Ab⸗ teilung des Oberst Mangin gegen den Prätendenten El⸗ Hiba beschlossen, um die in Marrakesch gefangen gehaltenen Franzosen zu befreien und da die Untätigkeit dem Ansehen Frankreichs im Süden schädlich erscheint. Der Aufbruch des Oberst Mangin soll binnen drei Tagen erfolge 1
“ In der Gegend von Mekines macht sich eine gewisse Gärung unter den Beni Mter bemerkbar. Alle Vorsichts⸗ maßregeln sind getroffen.
Mehrere Pariser Blätter veröffentlichen eine Meldung aus Elksar, wonach ein französischer Schützling, als er einen Dieb festnehmen wollte, von einem spanischen Schützling und der spanisch⸗marokkanischen Polizei angegriffen und ver⸗ wundet wurde. Das Haus des französischen Schützlings, dessen Neffe von einem spanischen Soldaten getötet wurde, sei geplündert und verbrannt worden. Dabei seien die Spanier in die ihnen verbotene Zone eingedrungen. Ferner wird gemeldet, daß Raisuli, dessen Absetzung von den Spaniern verlangt wurde, in Tanger eingetroffen sei, und zwar lediglich auf Ersuchen der englischen Gesandtschaft, welche den für die Ruhe Nordmarokkos e Zwist zwischen Raisuli und den Spaniern beilegen wolle.
Der Leiter des in Tanger erscheinenden Blattes „El Hakk“, Rifaat, und der ägyptische Offizier Mahmud Zaki, die auf Befehl des Sultans verhaftet worden waren, sind nach Casablanca eingeschifft worden. Die letzte Nummer des Blattes ist beschlagnahmt worden, weil sie Angriffe auf den Sultan und einen Aufruf zu einer allgemeinen Erhebung gegen Ende des Ramasan enthielt.
Statistik und Volkswirtschaft,
Unfallversicherung, Unfälle und Unfallasten beim deutschen Bergbau im Jahre 1911.
Der jetzt erschienene 27. Verwaltungsbericht der Knappschafts⸗ berufsgenossenschaft für das Jahr 1911 gibt ein Bild davon, welchen bedeutenden Umfang die Unfallversicherung beim deutschen Bergbau angenommen hat. Der Versicherung unterlagen 838274 Personen, d. s. 12 497 mehr als im Vorjahre. Die von diesen Versicherten verdienten Löhne beliefen sich auf 1170 Millionen Mark; auf 1 Versicherten entfällt eine Lohnsumme von 1395,48 ℳ gegen 1344,62 ℳ im Jahre 1910. 8
Die Zahl der angemeldeten Unfälle, die im Jahre 1886 erst 22 497, auf je 1000 versicherte Personen 65,45 betrug, ist seitdem fast ununterbrochen nicht nur absolut, sondern, worauf es ankommt, auch relativ, im Verhältnis zur Zahl der Versicherten, gestiegen, absolut auf 111 641 im Jahre 1910 und 114 669 im Jahre 1911, d. s. 135,20 und 136,79 auf 1000 versicherte Personen. In etwas geringerem Verhältnis steigerten sich die Zahlen der entschädigungspflichtigen Unfälle. Ihre Gesamtzahl be⸗ lief sich für das Jahr 1886 auf 2267, für 1910 dagegen auf 12 155 und für 1911 auf 12 213; die auf 1000 Versicherte be⸗ rechnete Zahl stellte sich auf 6,60 im ersten Jahre und auf 14,72 bzw. 14,57 in den Jahren 1910 und 1911. Im Jahre 1908 ent⸗ fielen auf 1000 Versicherte 16,03 neu angemeildete entschädigungs⸗ pflichtige Unfälle, seit dieser Zeit ist ein langsomer Rückgang der Verhältniszahl (auf 1000 Versicherte) zu verzeichnen; hieraus läßt sich der Schluß ziehen, daß wenigstens der Höhepunkt in der Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle überschritten ist. Die relative Unfallziffer des Berichtsjahres mit 14,57 ist niedriger als die des Jahres 1993, die 14,60 betrug. Tödliche Unfälle erlitten im Berichtsjahre 1689 (im Vorjahre 1571) Personen, die 1198 Witwen, 3396 Kinder (Enkel) und 58 sonstige entschädigungsberechtigte Verwandte hinterließen. Auf je 1000 Ver⸗ sicherte entfielen 2,01 (1,90) tödliche Unfälle. Die Zahl unterla während der zurückl'egenden 26 Jahre großen Schwankungen, im Jahre 1886 betrug sie schon 2,13, im Jahre 1908 sogar 2,57. Eine regelmäßige Steigerung oder ein solcher Rückgang im Laufe der Jabre ist nicht festzustellen, weil die Zahl der tödlichen Unfälle von Massen⸗ unfällen und unglücklichen Zufällen abhängt, deren Beseitigung nicht in der Macht der Berufsgenossenschaft liegt.
Auch im Berichtsjahre ist der Anteil der Unfälle, die durch die mit allen getroffenen Maßnahmen nicht zu beseitigende Gefährlichkeit des Betriebes an sich entstehen, wieder gestiegen. Die Zahl der Un⸗ fälle dieser Art stellte sich im Berichtsjahre auf 8494, d. s. 69,55 % (im Vorjahre waren es 69,01 %) aller entschaͤdigungepflichtigen Un⸗ fälle. Auf Mängel des Betriebs sind 129 Unfälle oder 1,06 % (gegen 1,23 % im Vorjahre) zurückzuführen. Durch die Schuld der Mit⸗ arbeiter und der Verletzten selbst entstanden 3590 oder 29,39 % der entschädigungspflichtigen Unfälle (gegen 29,76 % im Vor⸗ jahre). — Nach einer auf 18 Jahre sich erstreckenden Uebersicht über die Häufigkeit der Unfälle an den einzelnen Tagen der Woche weist von den Wochentagen der Montag, an dem eine Anzahl von Bergleuten feiert, die geringste Zahl von Unfällen mit 15,56 % auf; der Dienstag steht mit 16,86 % gerade so hoch wie der Sonnabend, weil der Sonntag und der Montag nach Be⸗ richten von Bergrevierbeamten durch viele Bergleute in unsolider Weise als Feiertage benutzt werden, die den Körper und Geist mehr anstrengen als die Berufsarbeit; Mittwoch, Donnerstag und Freitag zeigen nur geringe Unterschiede in den Unfallzahlen. Im Berichtsjahre 1911. ist in der Verteilung der Unfälle auf die Wochentage insofern eine Veränderung eingetreten, als einmal wieder die größte Zahl der Un⸗ fälle nicht auf den Dienstag, sondern auf den Sonnabend entfiel; am Sonnabend ereigneten sich 19 412, am Dienstag 19 391 angemeldete Unfälle; der Unterschied beträgt nur 21 Fälle, im Vorjahre wies aber der Dienstag 727 Fälle mehr auf als der Sonnabend. Es bleibt abzuwarten, ob diese Erscheinung eine dauernde wird. Von den Wochentagen hat der Montag aus dem schon mitgeteilten Grunde wieder die geringste Zahl von Unfällen; vom Dienstag bis Freitag sällt die Zahl herab, was auch in früheren Jahren schon der Fall war.
Die von den Betriebsunternehmern allein aufzubringenden Unfall⸗ lasten erreichten im Jahre 1911 die Höhe von 33 ½ Millionen Mark: davon erhielten die Verletzten und ihre Hinterbliebenen 26 ½ Millionen Mark, an freiwilligen Kosten der Fürsorge innerhalb der ersten 13 Wochen nach dem Unfalle wurden 313 000 ℳ aufgewendet. Dem Reservefonds, der nun mehr als 67 Millionen Mark beträgt, wurden etwa 4 ½ Millionen Markzugeführt. Der Betriebsfonds erhielt 2 ½ Millionen Markzugewiesen, er beträgt jetzt über 8 Mill. Mark. Die Koften der Unfalluntersuchung, der Feststellung der Entschädigungen und der Rechtsprechung berechnen sich auf 3,9 % und die Verwaltungskosten auf 3,1 % der Jahres⸗ umlage. Auf einen Versicherten entfallen 39,87 ℳ Beitrag, auf 1000 ℳ Lohnsumme 28,57 ℳ. Für den Ausbau von Kranken⸗ häufern, die Einrichtung von Rettungsstellen und die Versuchsstrecken zur Abwendung von Unfällen sind gröoßere Beträge aufgewendet.
Von den beim Reichsversicherungsamt gegen die Rentenfest⸗ setzungen eingelegten Rekursen wurden 2278 = 84,90 % zugunsten der Berufsgenossenschaft und 404 = 15,06 % zugunsten der Verletzten Die durchschnittliche Vollrente eines Verletzten betrug
45 ℳ.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Maschinenschlosser der Maschinenbau⸗Aktien⸗ Gesellschaft Tigler in Duisburg⸗Meiderich hatten wegen Nichterfüllung eingereichter Forderungen ihre Kündigungen eingereicht. Jetzt ist, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, auf folgender Grund⸗ lage eine Einigung erzielt und der Ausstand vermieden worden: Die Firma gewährt allen im Maschinenbau beschäftigten Arbeitern eine 5 prozentige Lohnerhöhung und verbessert ebenfalls die Akkordlöhne. Nach fünfjähriger Anstellung wird den Arbeitern ein Urlaub von 6 Tagen, nach 10jähriger Beschäftigung ein Urlaub von 12 Tagen unter Fortzahlung des Lohnes gewährt. Der Krankenkassen⸗ vorstand wird als Arbeiterausschuß von der Firma anerkannt.
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Wohlfahrtspflege. Dienstbotenerziehung.
Von dem Gedanken ausgehend, daß die beste Erzieherin eines Dienstmädchens die eigene Mutter und, wo diese versagte, eine kluge und tüchtige Hansfrau ist, die sich des Ernstes ihrer Aufgabe genau so bewußt ist wie ein guter Lehrherr, dem man ein junges Menschen⸗ kind anvertraute, wird in Frankfurt a. M., wie die „Soztial⸗ korrespondenz“ berichtet, durch den dortigen Hausfrauen⸗ bund ein neuer und beachtenswerter Versuch zur Dienst⸗ botenerziehung gemacht. Die in dem Bunde vereinigten Haus⸗ frauen sind davon überzeugt, daß es gar nicht schwer ist, gute Dienstboten zu erziehen. Sie fordern, daß man mit dieser Erziehung möglichst frühzeitig beginnt, wie ja auch meistens nur derjenige ein guter Handwerker werden könne, der gleich nach der Schulzeit zu einem tüchtigen Meister in die Lehre komme. Also hat sich der Frankfurter Hausfrauenbund, der ein gemeinnütziges Unternehmen ist, zum Ziel gesetzt, gesunde Mädchen gleich nach ihrer Entlassung aus der Volksschule zu gewissenbaften und erfahrenen Hausfrauen in den Dier st, gewissermaßen in die Lehre zu bringen, und zwar gegen einen Monatslohn von 10 ℳ, zunächst erst auf Probe. Nach vier Wochen verpflichten sich bei gegenseitigem guten Auskommen Herrin und Dienerin kontraktlich, das Verhältnie nicht vor einem Jahre zu lösen. Ist dies geschehen, so besuchen Aufsichte damen des Hausfrauenbundes regelmäßig die Familie, in der das Mädchen untergebracht ist, und dieses wie auch die Herrin kann etwaige Anliegen und Klagen vorbringen. Wenn die Lehrzeit abgelaufen ist, stellt die Hausfrau dem Mädchen ein Zeugnis aus, das wohl meistens so ausfällt, daß es ihm ein gutes Fortkommen ermög⸗ licht. Nachdem die Lehrzeit abgelaufen ist, pflegt der Hausfrauen⸗ hund die Mädchen auf ihren Wunsch in andere Stellungen zu bringen. Eine Schwierigkeit liegt darin, passende Hausfrauen für die Ziele des Bundes zu finden. Natürlich vertraut dieser die Schulentlassenen nicht einer beliebigen Familie an, sondern er trifft eine gewissenhafte Auswahl. Ist aber erst einmal ein Stamm tüchtiger Hausfrauen gewonnen, so hat es auch mit der passenden Unterbringung ferner keine Not.
8 Kunst und Wissenscha
In Berlin ist der außerordentliche Professor der Theologie und Direktor der christlich⸗archäologischen Sammlungen an der Berliner Universität D. Nikolaus Müller im 56. Lebensjahre gestorben. Nach vollendetem Universitätsstudium, dem er in Erlangen, Berlin und München obgelegen hatte, promovierte Müller in Erlangen im Jahre 1881 auf Grund einer Arbeit über lateinische Inschriften des bristlichen Galliens und wandte sich dann dem Sonderstudium der Kirchengeschichte und christlichen Archäologie zu; nach mehrjährigem Studienaufenthalt in Italien habilitierte er sich 1887 in Kiel; 1890 folgte er einem Rufe als außerordentlicher Professor an die hiesige Universität; 1897 verlieh ihm die Berliner theologische Fakultät die Würde eines Ehrendoktors. Die Forscherarbeit des Dahingeschiedenen erstreckte sich hauptsächlich auf christliche Archäologie und auf neuere Kirchengeschichte seit der Reformationszeit. Auch der Persönlichkeit und dem Wirken Philipp Melanchthons hat er mehrere Schriften ge⸗ widmet; von der kritischen Gesamtausgabe der Werke Martin Luthers bearbeitete er den 8. und 9. Band.
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Bei Kreuznach sind vor einigen Jahren die Ueberreste eines römischen Landhauses aufgedeckt worden, in dessen Hauptraum der Fußboden mit einem gut erhaltenen Mosaik belegt ist, das dreizehn Jagd⸗ und Kriegsszenen darstellt. Aufgedeckt wurde auch eine gut angelegte Zentralheizung, die die Wärme aus einem besonderen Heizraum in gemauerten Kanälen in die einzelnen Zimmer des Land⸗ hauses leitete. Um den interessanten Fund, namentlich den kostbaren Mosaikboden, dauernd der Oeffentlichkeit zu erhalten, hat die Stadt Kreutnach das Grundstück angekauft und über der Ausgrabungsstelle ein Schutzhaus errichtet, dessen Besichtigung freisteiht᷑.
Literatur.
— Von den durch die Königliche Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Denkmälern der preußischen Staatsver⸗ waltung im 18. Jahrhundert (Acta Borussica) ist die zweite Hälfte des fünften Bandes erschienen (Verlag von Paul Parey in Berlin; Preis 26 ℳ). Die in dem Bande gesammelten 554 Akten fallen in die Zeit vom 4. Januar 1736 bis zum 31. Mai 1740 und sind von G. Schmoller und W. Stolle bearbeitet. Seine letzten Regierungs⸗ und Lebensjahre zeigen Friedrich Wilhelm I. in rastlosem Eifer auf allen Gebieten der Staatsverwaltung tätig. Seine eigenste Schöpfung, das Generaldirektorium, wird fortgesetzt als wichtige Zentrale der gesamten inneren Verwaltung gefördert, ausgebaut und bis in die Einzelheiten beaufsichtigt. Auch auf den Einzelverwaltungen in den Provinzen ruht nach wie vor des Königs scharfes Auge. Nament⸗ lich die jüngeren Provinzen trachtet er in ihrer Entwicklung weiter zu bringen und den älteren anzuähnlichen. Eine große Zahl der mitgeteilten Urkunden beziehen sich auf die Verhältnisse im Cleveschen nicht weniger auf die in Preußen und Litthauen, denen die besten Kameralisten zugeteilt werden und wohin der Kronprinz entsandt wird; auch die in Litthauen angesiedelten Salzburger Protestanten haben sich dauernd der Fürsorge Friedrich Wilhelms zu erfreuen. Auf dem Gebiete des Rechtswesens ist in diesen Jahren vor allem der von Cocceji geleitete Versuch einer großzügigen Justizreform zu nennen, die einstweilen an dem Kostenpunkt scheiterte. — Nachdem vor zwei Jahren zugleich mit der ersten Hälfte des jetzt vollständig vor⸗ liegenden fünften Bandes auch der zehnte erschienen war, ist die große Veröffentlichung über die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung Preußens im 18. Jahrhundert nunmehr lückenlos bis zum Beginn des siebenjährigen Krieges ausgeführrert.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Der Saatenstand in Preußen zu Anfang September 1912. Auf Grund der von den landwirtschaftlichen Vertrauensmännern rechtzeitig bei dem Königlichen Statistischen Landesamte eingegangenen 4572 Berichte über den Stand der Saaten in Preußen am Anfang des Monats September wird in der „Stat. Korr.“ folgendes mitgeteilt: Die Witterung im Monat August ist entgegen der im vorigen Berichte gemeldeten Trockenheit in das Gegenteil umgeschlagen. Gleich zu Anfang des Monats trat Kälte, verbunden mit allzu reich⸗ lichen Niederschlägen und heftigen Winden, ein und erstreckte sich über das ganze Staatsgebiet. Unterbrochen wurde das unfreundliche Wetter nur von wenigen schönen und trockenen Tagen, sodaß der häufig ge⸗ äußerte Wunsch, es möchte bald Sennenschein und Wärme eintreten, seine Berechtigung haben dürfte. Die Erntearbeiten haben sich infolgedessen sehr verzögert. enn auch in einigen, weniger hart getroffenen Teilen des Staates alle Getreidearten gut eingebracht worden sind, so kann man diese älle doch nur als Ausnahmen bezeichnen. Anderseits wird aus dem reise Wittgenstein (Berleburg) berichtet, daß noch keine Garbe ein⸗ worden ist. Zu den durch die Witterung verursachten Schwierigkeiten kommt noch, daß infolge der Dürre im Juli Winter⸗
und Sommerkorn fast gleichzeitig reif wurde, und man vollauf mit dem Schneiden des Getreides beschäftigt war.
Im allgemeinen kann man aus den eingesandten Berichten er⸗ sehen, daß Röggen und Gerste — allerdings nicht immer tadellos, teilweise sogar mit Auswuchs — zum überwiegend größten Teil ein⸗ gebracht sind. Nur vereinzelt steht von diesen beiden Fruchtarten noch etwas auf dem Felde. Der Körnerertrag des Roggens befriedigt nicht ganz so, wie man erwartet hatte; das Korn soll vielfach klein geblieben sein. Stroh ist genügend geerntet worden, jedoch befürchtet man, daß zu Futterzwecken nicht alles verwendet werden kann, weil es häufig nicht genügend trocken eingebracht worden ist Gerste, die bin und wieder nicht sehr lohnen soll, hat meist die Farbe verloren und scheint für Brauzwecke wenig geeignet zu sein.
Auch ein großer Teil Weizen ist geborgen, doch ist viel Aus⸗ wuchs zu verzeichnen, und von guter Ware kann nur in seltenen Fällen gesprochen werden. Der Ertrag befriedigt sehr, man klagt nur allzu oft über schlechte Beschaffenheit der Körner und fürchtet, daß sie als menschliches Nahrungsmittel keine Verwendung finden können.
Am meisten haben Hafer, Erbsen, Wicken und das Menge⸗ getreide zu leiden gehabt. Von diesen Fruchtarten wird nur ganz vereinzelt berichtet, daß sie gut und fehlerfrei eingefahren sind. Der Hafer ist fingerlang ausgewachsen, sodaß die Stiegen nur unter Kraftanwendung auseinandergerissen werden können. Der Verlust an Körnern ist sehr groß, bedingt teils durch den heftigen Wind, der die Aehren ausschlägt, teils durch die vielen Arbeiten, die infolge des fort⸗ währenden Regens mit dem gemähten Getreide vorgenommen werden mußten. Die Erbsen und Wicken platzen vielfach auf und laufen aus. Ueber die E träge ist man daher noch sehr im Zweifel. Die vormonatlichen Vorschätzungen sind häufig herabgesetzt, zum Teil ist überhaupt kein Ertrag angegeben worden. Stroh ist zwar in genügender Menge vorhanden, wird aber, da es nicht eingebracht werden kann, als ver⸗ dorben und zu Futterzwecken nicht verwendbar bezeichnet. Die sich als Durchschnitt für den ganzen Staat ergebende Begutachtungsziffer für Hafer ist infolgedessen von 2,7 im Vormonat auf 2,8 zurück⸗ gegangen — wenn 1 „sehr gut“, 2 „gut“, 3 „mittel (durchschnittlich)“, 4 „gering“ und 5 „sehr gering“ bedeutet —; eine geringe Besserung ist nur in den Regierungsbezirken Köslin, Stralsund und Sigmaringen festzustellen.
Die Kartoffeln, die schon unter der Dürre im Juli gelitten hatten und sich nach den ersten Regentagen zu erholen begannen, leiden jetzt durch die anhaltende Nässe. Sie blühen zum zweiten Mal und wachsen durch, vielfach wird auch schon über Fäule geklagt. Letzteres trifft aber wohl nur bei den auf schweren Boden gepflanzten Kartoffeln zu, während leichterer Acker und Sand die Feuchtigkeit noch in sich aufnimmt. Wenn nicht bald Wärme eintritt, rechnet man nicht mehr mit einer guten Kartoffelernte. Der Stärkegehalt soll sehr gering sein. Trotzdem wird der allgemeine Stand besser be⸗ wertet als im Vormonat. Die Staatsnote ist daher auch von 3,0 auf 2,7 gestiegen.
In demselben Maße hat sich die Begutachtung der Zucker⸗ rüben — von 2,6 auf 2,3 — gebessert. Allgemein wird von ihnen berichtet, daß sie stark ins Kraut wachsen, während die Rübe selbst klein bleibt und wenig Zuckergehalt aufweist. Auch hier wünscht man dringend Sonnenschein, der für die Zuckerbildung unerläßlich ist.
Die Futterrüben zeigen einen guten Stand und lassen auf lohnende Erträge hoffen. Sie werden mit 2,3 gegen 2,6 im Vor⸗ monat bewertet.
Sehr genützt hat der Regen den Futtergewächsen, besonders dem Klee. Der vorjährige Klee ist freilich schlecht geblieben und hat häufig Weidezwecken gedient, der diesjährige hat sich aber gut ent⸗ wickelt und zeigt üppigen Wuchs. Die Staatsnote ist daher auch von 3,4 auf 2,7 in die Höhe gegangen.
Für die Wiesen wie auch für den eben genannten Klee würde es von großem Vorteil sein, wenn dem Regen jetzt warmes Wetter folgen würde, da das Gras im letzten Monat nur wenig gewachsen ist. Auch wird berichtet, daß viele Flußwiesen überschwemmt sind und nicht gemäht werden können. Hin und wieder hat man schon mit dem Schneiden begonnen, wenn auch sehr zum Nachteil für den Heugewinn. Das Grummet kann nicht eingebracht werden und fängt an zu verderben. In einigen Bezirken, namentlich des Regierungs⸗ bezirks Gumbinnen, ist der zweite Schnitt wegen Futtermangels ab⸗ gehütet worden. Die Staatsnoten stellen sich für Rieselwiesen 81 2,4 und für andere Wiesen auf 2,7 gegen 2,5 und 3,1 zu Anfang August.
An Schädlingen werden besonders Sperlinge, Hamster, Mäuse — letztere treten nicht allzu häufig auf —, Engerlinge und Frittfliegen genannt. Während über Sperlinge nur in den Regierungsbezirken Wiesbaden und Düsseldorf geklagt wird, werden Hamster nur in Be⸗ richten aus den Bezirken Breslau, Magdeburg und Erfurt erwähnt. Die Kartoffeln leiden wiederum vielfach unter der Blattroll⸗ und Kräuselkrankheit sowie unter Schwarzbeinigkeit.
Die Bestellung der Aecker zur Wintersaat ist noch weit zurück⸗ geblieben. Teils hat es an der genügenden Zeit gefehlt, da man allzu reichlich mit dem Getreide beschäftigt war, teils ist auch der tiefer liegende Boden derart aufgeweicht, daß man dort mit Gespannen nicht arbeiten konnte.
Mit den letzten Berichten der landwirtschaftlichen Vertrauens⸗ männer sind wiederum Vorschätzungen für Winterweizen und ⸗roggen, Sommerweizen, ⸗roggen und ⸗gerste, Hafer und Kartoffeln erbeten worden. Die Ergebnisse werden in einigen Tagen veröffentlicht werden.
Bauwesen. Ein Wettbewerb um Entwürfe für ein Schulhaus in
Treuen i. Sachsen wird mit Frist bis 15. November für die im Königreich Sachsen ansässigen Architekten ausgeschrieben. Drei Preise von 800, 500 und 300 ℳ sind ausgesetzt. Dem Preisgericht gehören u. A. an: Professor Vogel und Stadtbaurat Goette in Plauen sowie Stadtbaumeister Kittler in Treuen. Die Unterlagen verabfolgt gegen
1 ℳ der Schulausschuß in Treuen.
in Wettbewerb um Vorentwürfe für die Neu⸗
ung des Herrmannsbades in Lausigk wird für
Architekten bis zum 20. Oktober ausgeschrieben bei drei
Hreisen von 1500, 1000 und 500 ℳ. Dem Preisgericht gehören u. A.
an: Oberbaurat Scharenberg, Baurat Tschammer und Architekt
Hänsel in Leipzig. Die Wettbewerbsunterlagen werden gegen 3 ℳ
cf Badeverwaltung der Aktiengesellschaft Herrmannsbad ver⸗ abfolgt.
Verkehrswesen.
Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen trat gestern in Stuttgart im Königsbau zur diesjährigen Verbands⸗ versammlung zusammen. Nach der Eröffnungsrede des Präsidenten Redlin begrüßte der Ministerpräsident von Weizsaecker die Anwesenden im Namen der württembergischen Staatsregierung. Der Minister erkannte, wie „W. T. B. meldet, die Verdienste des Vereins um die Entwicklung des zentraleurvpäischen Eisenbahnwesens an. Die glänzende Entwicklung des Eisenbahnwesens führe mit Not⸗ wendigkeit zur Untersuchung der Frage der Vereinfachung der Staats⸗ verwaltung. Auf diesem Gebiete begrüße er die Anwesenden als Kampfgenossen. Im Namen der Stadt Stuttgart bewillkommnete der Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager die Anwesenden.
Das Londoner Handelsamt hat abgeänderte Bestimmungen erlassen, wonach die nach dem Ausland bestimmten Dampfer genügend Rettungsboote mitführen sollen, um alle an Bord befindlichen Personen aufnehmen zu können. Die neuen Bestimmungen treten am 1. Januar 1913 in Kraft. b XXX“
Verdingungen.
Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen
Fxpedition wäbrend der! dienststunden von 9 — 3 Uhr eingesehen werden.)
Generaldirektion des Königlichen Arsenals in Venedig und gleichzeitig diejenigen in Spezia, Neapel und Taranto. 24. Sep⸗ tember 1912, Vormittags 11 Uhr: Lieferung von weißer Baumwoll⸗ leinwand in 2 Losen, und zwar: 1. Los im Werte von 40 700 Lire, 2. Los im Werte von 44 890 Lire. Offerten und Quittung über Zahlung der Sicherheitsleistung (4070 Lire für das 1. Los, 4490 Lire fü s 2. Los) bis 23. September 1912. Näheres in italienischer
rache beim „Reichsanzeiger“.
Marineministerium in Rom und gleichzeitig die Generaldirektionen der Königlichen Arsenale in Spezia, Neapel, Venedig und Taranto. 24. September 1912, Vormittags 11 Uhr: Lieferung von Gegenständen aus Kautschuk und ähnlichen Gegenständen in drei Losen im Gesamtwerte von 308 300 Lire. Offerten und Quittung über Zahlung der Sicherheitsleistung (30 830 Lire insgesamt) bis 23. September 1912. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs
anzeiger“. Belgien.
11. September 1912, 10 Uhr. Maison communale in Etter⸗ beek bei Brüssel: Wettbewerb für die Einrichtung der Heizung und Lüflung in der Schule an der Chaussee St. Pierre. Sicherheits⸗ leistung: 10 % des Verdingungsbetrags. Lastenhefte und Pläne (2 Fr.) vom Stadtsekretariat. Eingeschriebene Angebote zum 9. Sep⸗ tember.
14. September 1912, 11 Uhr. Ministère des colonies, Brüssel, Rue des Ursulines 27: Lieferung verschiedener Hölzer für die Schiffahrt auf dem Congo. Lastenheft Nr. 3876 vom Bureau des adjudications in Brüssel, Rue des Augustins 15, zu beziehen. Eingeschriebene Angebote zum 11. September.
20. September 1912, 2 Ubhr. Maison communale in Auderghem bei Brüssel: Einrichtung der Heizung und Lüftung in verschiedenen Schulen. Eingeschriebene Angebote zum 19. September. Bedingungen vom Stadtsekretariat. 1“
Bulgarien. 1
Kreisfinanzverwaltung in Sofia. 12.,25. September 1912: Lieferung von Gummimaterialien für die bulgarischen Eisenbahnen. Anschlag 12 787,50 Fr. Kaution 639 Fr.
Ebenda. 13./26. September 1912: Lieferung von Lichtpaus⸗ papier für die bulgarische Eisenbahndirektion. nschlag 5496 Fr. Kaution 275 Fr. Die Lastenhefte sowie die Verzeichnisse Nr. 378 und 367 und sonstigen Unterlagen zu den obigen beiden Lieferungen liegen an Wochentagen in der Materialienabteilung der General⸗ direktion für Eisenbahnen und Häfen in Sofia und bei den bulgarischen Handelskammern zur Einsicht aus.
Theater und Mufik.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Freitag, eine Wiederholung von Puccinis „Madama Butterfly“ in der be⸗ kannten Besetzung der Hauptrollen statt. Der Kapellmeister von Strauß dirigiert. — Für Sonntag ist eine Wiederaufnahme der „Lustigen Weiber von Windsor“ in Aussicht genommen, in der Herr Schwegler, der neuverpflichtete Bassist, den Falstaff, Fräulein Alfer⸗ mann erstmalig die Frau Fluth singt. — Am Montag wird „Aida“, mit Frau Kurt in der Titelrolle und Herrn Jadlowker als Radames gegeben. Fräulein Leisner setzt als Amneris ihr Gastspiel fort, und Herr W. Engel vom Stadttheater in Zürich singt als Gast den Amonasro.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Der große König“ von J. Lauff in der bekannten Besetzung wiederholt. — Am 10. September wird, neueinstudiert, Albert Lindners vier⸗ aktiges Trauerspiel „Die Bluthochzeit“, mit den Damen Poppe, Ressel, von Mayburg sowie den Herren Clewing, Geisendörfer, Kraußneck, Pohl und Zimmerer in den Hauptrollen, aufgeführt. Die Regie führt Herr Dr. Reinhard Bruck.
In den Räumen des Kammerspielhauses fand gestern die Hauptversammlung der Gesellschaft für deutsche Volks⸗ festspiele unter dem Vorsitz des stellvertretenden Vor⸗ sitzenden Rechtsanwalts Dr. Jul. Lubszynski⸗Berlin statt. Der Generalsekretär der Gesellschaft Freiherr Karl von Gersdorff⸗Berlin erstattete den Jahresbericht über das bisherige Wirken der Gesellschaft und ihre Entwicklung. Durch Vermittlung der Gesellschaft sei es ermöglicht worden, in verschiedenen Landesteilen minderbemittelten großen Schichten der Bevölkerung klassische Vorstellungen zu niedrigen Eintritts⸗ preisen zu bieten. Besonders dankbar sei die Gesensschaft für das Interesse, das Max Reinhardt ihr nach wie vor entgegenbringe. Die Verbindung mit Max Reinhardt und seinen Veranstaltungen werde auch in Zukunft dieselbe innige bleiben. Aus der Versammlung wurde noch angeregt, nicht nur wie bisher in den großen Städten, sondern auch in kleinen Städten die Ver⸗ anstaltung von Volksfestspielen zu fördern. Die Neuwahl des Vor⸗ stands hatte folgendes Ergebnis: I. Vorsitzender: Dr. Wilhelm Ritter von Borscht, Oberbürgermeister von München; I. stellvertretender Vorsitzender: Dr.⸗Ing. Hermann Muthesius, K. Preuß. Geheimer Re⸗ gierungsrat; II. stellvertretender Vorsitzender: Dr. J. Lubszynski, Berlin I. Schriftführer: Heinrich Nefft, Berlin, II. Schriftführer: Dr. Richard Graf von Schwerin, Berlin, Schatzmeister: Alfred Löwenberg, Kom⸗ merzienrat, Berlin. Als Generalsekretär wurde wieder Karl Freiherr von Gersdorff, Berlin, bestellt. — Die Geschäftsstelle der Gesellschaft befindet sich in Berlin, Albrechtstraße 16. 8
Mannigfaltiges. Berlin, 5. September 1912.
Nach einem Besuch im Kriminalmuseum besichtigten die Vertreter der schwedischen Presse gestern, wie „W. T. B.⸗ berichtet, verschiedene städtische Schulen. Sodann begaben sie sich nach dem Rudolf Virchow⸗Krankenhause, dessen Anlagen die lebhafte Bewunderung der fremden Gäste erregten. An die Be⸗ sichtigung schloß sich ein von der Stadt Berlin gegebenes Frübstuck, bei dem der Stadtrat Kalisch die Gäste begrüßte. Vom Krankenhause ging die Fahrt nach dem Zoologischen Garten.
Auf der Treptower Sternwarte wird der Direktor Dr. F. S Archenhold am Sonntag, Abends 7 Uhr, einen Vortrag über: „Die Bewohnbarkeit der Welten“, halten; am Montag, Abends 7 Uhr, lautet das Thema: „Unser Wissen von den Sternenwelten“. Beide Vorträge sind gemeinverständlich und mit zahlreichen Licht⸗ und Dreh⸗ bildern ausgestattet. Mit dem großen Fernrohr wird am Tage ein heller Stern, am Abend der „Jupiter“, ein Sternhaufen oder ein Fixstern gezeigt. Kleinere Fernrohre stehen den Besuchern zum Auf⸗ suchen beliebiger Himmelskörper kostenlos zur Verfügung.
Bonn, 5. September. (W. T. B.) Der auf dem Fluge Paris — Berlin hier gelandete Flieger Astley ist heute früͤh 7 ½ Uhr mit seiner Begleiterin, Fräulein Davies, nach Brüssel auf⸗
Wien, 4. September. (W. T. B.) Heute vormittag fand im Sitzungssaale des Abgeordnetenhauses in Anwesenheit des deutschen Geschäftsträgers Prinzen zu Stolberg⸗Wernigerode, des Justiz⸗ ministers und Unterrichtsministers und der Spitzen der Zivilbehörden die feierliche Eröffnung des 31. groß⸗deutschen Juristen⸗ tages statt (vgl Nr. 211 d. Bl.). Die Teilnahme war überaus zahlreich, sodaß Saal und Tribünen überfüllt waren. Der frühere Justizminister Klein begrüßte namens des Ortsausschusses die Ver⸗ sammlung und schlug die Wahl des Wirklichen Geheimen Rats, Pro⸗ fessors Dr. Brunner⸗Berlin zum Vorsitzenden vor, die dieser unter lebhaftem Beifall annahm. Brunner bestellte dann unter anderm zum Mitvorsitzenden den früheren Justizminister Klein⸗Wien und den Justizminister Dr. von Schmidlin⸗Stuttgart. Nachdem der Professor Brunner ein Begrüßungsschreiben des Ministerpräsidenten Grafen von Stürghk verlesen hatte, der durch seine Krankheit am Erscheinen ver⸗ hindert sei, hieß der Justizminister Dr. von Hochenburger namens der österreichischen Regierung und Justizverwaltung den