1912 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Sep 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Wählbar sind die Vorsitzenden der Landwirtschaftskamm Stellvertreter und die Mitglieder der Kammervorstände.

Bei Stimmengleichheit entscheidet das vom Vorsitzenden zu ziehende Los. Im übrigen wird das Wahlverfahren durch die Ge⸗ schaftsordnung 7 Abs. 2) geregelt und bis zu deren Erlaß vom Vorsitzenden bestimmt.

Bei der erstmaligen Wahl kann die Wahlperiode durch Beschluß der Verbandsversammlung auf einen kürzeren Zeitraum als drei Jahre

beschränkt werden.

Das Amt als Verbandspräsident oder stellvertretender Verbands⸗

räsident erlischt, wenn der Inhaber die Wählbarkeit (Abs. 1) verliert.

Scheidet der Verbandspräsident oder sein Stellvertreter vor Ab⸗ lauf der Wahlperiode aus, so ist für den Rest der Wahlperiode ein Ersatzmann zu wählen.

Ist bei Ablauf einer Wahlperiode der neue Verbandspräsident noch nicht gewählt, so führt der bisherige Verbandspräsident die Ge⸗ schäfte bis zur Wahl des Nachfolgers weiter.

Berlin, den 8. September 1912.

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. . GFeeiherr von Sorlemses

Der Kreistierarzt Brandes zu Militsch ist in die Kreis⸗ tierarztstelle zu Hanau versetzt worden. 8

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das im Steuerjahr 1912 kommunalabgabepflichtige Reineinkommen der Stralsund⸗Tribseer Eisenbahn aus dem Betriebsjahre 1911 auf 17 500 festgesetzt worden ist.

Stettin, den 11. September 1912.

Der Königliche Eisenbahnkommissar.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 166) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1911 der Dahme⸗Uckroer Eisenbahn auf 31 500 festgesetzt worden ist.

Halle (Saale), den 10. September 1912.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J. V.: Féaux de Lacroix.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzsammlung Seite 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß im laufenden Steuerjahre aus dem Betriebe der Bentheimer Kreisbahn ein kommunalabgabepflichtiger Rein⸗

errtrag nicht erzielt worden ist.

Münster (Westf.), den 10. September 1912. Der Königliche Eisenbahnkommissar.

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Angekommen:

Seine Erzellenz der Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow vom Urlaub. Abgereist: Seine Erzellenz der Staatsminister und Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer nach der Provinz Ostpreußen.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 13. September 1912.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der mit dem R.⸗P.⸗D. „Goeben“ bis Schanghai beförderte Ablösungstransport für das Schutzgebiet Kiautschou auf dem Geschwaderbegleit⸗ chiff „Titania“ am 11. September in Tsingtau eingetroffen, S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ ist am 11. September in Canton

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eingetroffen.

Frankreich.

Im gestrigen Ministerrat machte, wie „W. T. B.“ meldet, der Ministerpräsident Poincaré Mitteilungen über die Marokkoangelegenheit und die Lage im Orient. Der Unter⸗ richtsminister Guisthau teilte mit, daß ein Lehrersyndikat und verschiedene Syndikatssektionen beschlossen hätten, sich dem Auf⸗ lösungsbeschluß der Regierung nicht zu fügen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Dupuy kündigte die Eröffnung einer öffentlichen Sammlung zugunsten der Opfer der Explosion von Clarence an. Der Präsident Falliéères zeichnete 5000 Fr., der Ministerrat dieselbe Summe. Der Minister Dupuy legte ferner ein Dekret, betreffend Einsetzung einer außerparlamentarischen Kommission, zur Unterschrift vor, die finanzielle Verbindungen zur schnellen Durchführung großer Arbeiten in der Binnen⸗ und Seeschiffahrt in Vorschlag bringen soll. Der Ackerbau⸗ minister wird dem Staatsrat eine Vorlage über einen außer⸗ ordentlichen Kredit von 250 000 Fr. zur Bekämpfung der großen Feldmaus in den östlichen Departements unterbreiten.

Die Brester Handels kammer richtete, wie „W. T. B.“ meldet, an den Marineminister das Ersuchen, er möge, falls die Entsendung des dritten Geschwaders nach dem Kriegs⸗ hafen von Toulon nicht mehr rückgängig gemacht werden könne, dem Hafen von Brest unter anderm ein leichtes Ge⸗ schwader von sechs Panzerschiffen mit voller Besatzung zuteilen, die Torpedoboots⸗ und Unterseebootsflottillen verstärken sowie in Brest ein Schulgeschwader errichten.

Rußland. 1 1““ Allerhöchsten Ukas ist die Reichsduma auf⸗ gelöst worden. Die Neuwahlen beginnen am 23. Sep⸗ tember. Die Eröffnung der neuen Duma findet am 28. No⸗ vember statt. Italien. 88

Der Handelsminister Nitti führte gestern den Ver⸗ waltungsrat der staatlichen Versicherungsanstalt mit einer Rede ein, in der er, „W. T. B.“ zufolge, in großen

Zügen den Zweck der Anstalt auseinandersetzte. Er teilte mit, daß ein Vertrag für die Abtretung der Policen bereits mit den bedeutendsten amerikanischen, österreichisch⸗ ungarischen, deutschen, französischen, englischen und italienischen Ge⸗ sellschaften abgeschlossen sei. Mit den übrigen aus⸗ ländischen und italienischen Gesellschaften seien die Verhandlungen noch im Gange. Die Versicherungsanstalt könne ihre Arbeit bereits mit der Verwaltung von Papieren im Werte von 500 Millionen beginnen, deren Wert auf eine Milliarde anwachsen werde, sobald die schwebenden Verhand⸗ lungen zum Abschluß gelangt seien. Die Versicherungsanstalt habe daher bereits jetzt eine größere finanzielle Macht als die größten und ältesten Versicherungsgesellschaften in Italien. Der Minister drückte sein größtes Vertrauen auf ein gedeihliches Wirken der Anstalt aus. Der Präsident des Verwaltungsrats Stringher pries den Ministerpräsidenten Giolitti, der den Plan einer staatlichen Versicherungsanstalt erdacht, und den Handels⸗ minister Nitti, der ihn verwirklicht habe.

Nach Informationen des Ministers des Aeußern erhält die Pforte, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, fortgesetzt sehr günstige Versicherungen bezüglich der Haltung der Großmächte gegenüber den Balkanstaaten. Bulgarien, Serbien und Griechenland hätten friedliche und freundschaft⸗ liche Versicherungen abgegeben. Der griechische Gesandte Gryparis habe gestern dem Minister des Aeußern erklärt, daß die jüngst in Athen und in den Provinzen Griechenlands ab⸗ gehaltenen Versammlungen nicht eine solche Bedeutung hätten, daß sie die friedliche und freundschaftliche Haltung der Regierung gegenüber der Türkei beeinflussen könnten. Die Regierung werde weitere Versammlungen sowie eine Fortsetzung der Agi⸗ tation verhindern. Gryparis stellt auch die angeblichen mili⸗ tärischen Vorbereitungen Griechenlands in Abrede. Der bulgarische Ministerpräsident Danew erklärte gegenüber dem türkischen Geschäftsträager in Sofia die ihm von gewissen Zeitungen zugeschriebenen kriegerischen Erklärungen für falsch.

Eine offiziöse Note erklärt ferner gegenüber den beun⸗ ruhigenden Nachrichten in einem Teil der auswärtigen Presse über die Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien folgendes: Die Beziehungen zwischen dem Kabinett in Sofia und der Pforte sind getragen von dem Geist des Vertrauens und der Versöhnlichkeit. Dank dieser günstigen Stimmung ist zu hoffen, daß die zwischen den beiden Staaten schwebenden Fragen, selbst gewisse Fragen wirtschaftlicher Art, bald in für beide Länder befriedigender Weise geregelt werden würden.

Der Minister des Aeußern stellt, „W. T. B.“ zufolge, die Blättermeldung, daß die Friedensverhandlungen zwischen der Türkei und Italien am’ Bairamfeste unterzeichnet werden würden, in Abrede. Die Vorbesprechungen nähmen eiten solchen Verlauf, daß man einen günstigen Ausgang annehmen könne, doch seien sämtliche Veröffentlichungen über die Ver⸗ handlungen einfache Vermutungen, da die Vorbesprechungen zwischen den beiden Ländern vollkommen geheim gehalten würden. Des weiteren stellt der Minister das Gerücht von Truppensendungen nach Südalbanien in Abrede.

Die Pforte hat die Behörden der Wilajets aufgefordert, Vorschläge zu Reformmaßnahmen in bezug auf die sozialen Bedürfnisse jeder einzelnen Provinz zu machen, um zur Er⸗ gänzung des Reformgesetzes beizutragen, dessen Anwendung unbeschadet der entsprechend den örtlichen Verhältnissen Albaniens zu treffenden Maßnahmen auf die gesamte Türkei ausgedehnt werden soll.

Serbien.

Das neue Kabinett setzt sich, wie „W. T. B.“ meldet, folgendermaßen zusammen: Präsidium und Aeußeres Nikola Pasitsch, Finanzen Patschu, Krieg General Putuik, Inneres Protitsch, Justiz Politschewitsch, Kultus Lluja Jowanowitsch, Bauten Johann Jowanowitsch, Volkswirtschaft Kostu Stojano

witsch. Amerika.

Nach dem Bericht des brasilianischen Finanz⸗ ministers über die Finanzlage haben die Nationaleinkünfte seit 1902 stark zugenommen und bezifferten sich im verflossenen Jahre auf 506 000 Contos gegenüber 320 000 Contos im Jahre 1902. Wenn diese Zunahme keine vorzügliche Finanz⸗ lage gezeitigt habe, so liege das an den großen Ausgaben, die in dem erwähnten Zeitabschnitt von 300 000 auf 600 000 Contos gestiegen seien. Der Finanzbericht tritt dringend für die Notwendigkeit ein, die Ausgaben zu vermindern und sie in den Grenzen der Einnahmen zu halten. Die auswärtige Schuld beziffert sich nach dem Bericht auf 83 000 000 Pfd. Sterl. und 300 000 000 Fr. gegen 77 000 000 Pfd. Sterl., welche im Jahre 1911 zurückgekauft worden sind. Der Garantiefonds beträgt 1 100 000 Contos und 12 500 000 Pfd. Sterl. Die ausgezeichnete wirtschaftliche Lage des Landes wird dargetan durch die große Zunahme der Zolleinnahmen und der Steuererträgnisse. Ferner betont der Bericht, daß die Lage des Kautschukgeschäfts bedroht werde durch die indische Konkurrenz und daß man befürchte, es werde in den Jahren 1915 1917 eine Krisis eintreten. Der Minister weist dringend auf die Notwendigkeit hin, auch den Anbau anderer landwirt⸗ schaftlicher Erzeugnisse als Kaffee und Kautschuk zu fördern.

Eine Depesche des „W. T. B.“ aus Marfa in Texas meldet, daß sich die Stadt Ojinga den Aufständischen er⸗ geben hat. Orozco hat sich darin festgesetzt.

Asien.

Der Kaiser von Japan hat eine Amnestie erlassen, deren Ausführung in ihren Einzelheiten er den Behörden über⸗ läßt. Weiter hat er für wohltätige Zwecke eine Million ge⸗ stiftet. Um den Trauerfeierlichkeiten, die heute morgen um 8 Uhr begannen, beizuwohnen, hatten sich seit Mitternacht un⸗ geheure Menschenmengen in den Straßen von Tokio an⸗ gesammelt.

Wie dem „W. T. B.“ aus Mukden berichtet wird, hat ein Teil der chinesischen Schutztruppen der südlichen Vor⸗ orte gemeutert, da der Sold nicht ausgezahlt wurde.

Der

Aufstand konnte jedoch unterdrückt werden. Ein Teil der 20. Division ist zur Aufrechterhaltung der Ordnung in die Stadt gelegt worden. 7

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Ergebnisse der Fleischbeschau bei dem in

preußische Zollinland eingeführten Fleische fi Jahr 1911.

Wie alljährlich hat jetzt das Königlich preußische Statistische Landesamt für das Jahr 1911 einen eingehenden Bericht über die Ergebnisse der Fleischbeschau bei dem in das preußische Zollin land eingeführten Fleische in der „Statist. Korresp.“ veröffentlicht, dem die folgenden Angaben entnommen sind:

Wie in den Vorjahren bestanden 55 Untersuchungsstellen in Preußen für eingeführtes frisches und zubereitetes Fleisch sowie zu⸗ bereitete Fette. An frischem Fleische wurde, wie im Vorjahre, am meisten Rindfleisch, einschließlich Kalbfleisch, eingeführt, während noch 1909 das Schweinefleisch erheblich überwogen hatte, das nunmehr aus der Einfuhr nahezu verschwunden ist. Die der Untersuchung unterworfenen Mengen von Rindfleisch betrugen, nach Abzug von 10 kg, die nicht untersucht wurden, 5 687 475 kg gegen 5 509 313 kg im Jahre 1910. Die Zunahme ist also nicht sehr be⸗ deutend, denn sie erreichte diesmal nur 3,23 % gegen 21,46 % im Vorjahre Die weitaus größten Mengen wurden, wie in früheren Jahren, in Cöln zur Untersuchung gestellt (2 236 090 kg). Mit größerem Abstande folgt Düsseldorf (981 428 kg). Mehr als je, 500 000 kg, gingen noch über Elberfeld (574 196 kg) und Berlin (511 778 kg). Die Zunahme ist bei beiden Untersuchungsstellen, namentlich aber in Berlin, beträchtlich. Nach Berlin gehen neuerdings größere Mengen aus Schweden auf dem Wege über Trelleborg⸗Saßnitz. Dagegen ist die Einfuhr über Woyens, das im Vorjahre ganz plötzlich sehr hehe Zahlen aufwies, wieder stark gesunken. Die Einfuhr geht mithin nach wie vor vorzugsweise über westliche Untersuchungs⸗ stellen, während im Osten lediglich Berlin von, allerdings stark wachsender Bedeutung ist.

Die Einfuhr von frischem Schweinefleisch ist ganz auf⸗ fallend gesunken, und zwar schon seit dem Jahre 1909. Damals waren es 6 053 836 kg, 1910 nur noch 1 383 769 kg und 1911 gar nur noch 20 185 kg, was seit dem letzten Jahre eine Abnahme von nicht weniger als 98,54 % bedeutet. Erinnert sei auch daran, daß 1906 die Einfuhr noch mehr als 9 Millionen Kilogramm betragen hatte. Erklärt wird diese Abnahme von verschiedenen Untersuchungsstellen damit, daß die ausländischen Preise + Fracht und Zoll so hoch geworden seien, daß sie mit den inländischen vielfach nicht mehr in Wettbewerb treten könnten. Die größten Mengen wurden diesmal nickt, wie früher, in Kaldenkirchen, sondern in Suderwick untersucht (10 399 kg). Eine bemerkenswerte Zunahme hat auch hier Berlin, wo früher kaum aus⸗ ländisches Schweinefleisch untersucht wurde; allerdings übertrifft auch diesmal die Menge nur wenig 2000 kg.

Die Einfuhr an sonstigem frischen Fleisch hat sich etwas gehoben und steht nicht mehr wie früher stets an letzter Stelle. Sier betrug allerdings auch nur 61 865 kg gegen 56 338 kg im Jahre 1910. Wiederum ragt unter den Untersuchungsstellen Stettin mit mehr als der Hälfte hervor (35 377 kg), nächstdem Berlin mit etwas über 10 000 kg. Für Stettin bedeutet das eine Zunahme, für Berlin einen Rückzgang. Dann könnte noch Cöln mit 6889 kg er⸗ wähnt werden, weil die Menge, die im vorigen Jahre über diesen Platz ging, ganz unbedeutend war.

Wesentlich beträchtlicher als die Einfuhr von frischem Fleisch

war die an zubereitetem Fleisch, das allerdings zum größten Teile aus Därmen besteht. Hiervon wurden im Berichtsjahre, nach Abzug der nicht untersuchten Mengen von 10 819 kg, im ganzen 13 939 986 kg eingeführt gegen 13 533 119 kg im Vorjahre. Es ist also wieder eine Steigerung der Einfuhr eingetreten, und zwar von 3,01 %, während von 1909 auf 1910 eine Abnahme ven 4,23 % zu beobachten war. Die Einfuhr hat immer geschwankt, ist aber, solange die Statistik besteht, stets bedeutend gewesen, am höchsten 1907 mit über 15 Millionen Kilogramm. Man ersieht daraus, welche erheb⸗ lichen Mengen ausländischen Rohmaterials zur inländischen Wurst⸗ fabrikation verwendet werden. Die Beanstandungen dieser Sendungen, die in den letzten Jahren ständig zurückgegangen waren, sind seit 1910 wieder gestiegen; im letzten Jahre betrugen sie 107 212 kg gegen 45 801 kg im Vorjahre. An der Einfuhr sind fast alle Unter⸗ suchungsstellen beteiligt, am stärksten Stettin mit 2 854 723 kg, Berlin mit 2 341 205 kg, Altona mit 2 142 555 kg, Frankfurt a. M. mit 1 399 832 kg und Cöln mit 1 097 737 kg; das sind dieselben Untersuchungsstellen in derselben Reihenfolge wie im Vorjahre, jedoch ist zu bemerken, daß die ersten drei eine mehr oder minder große Ab⸗ nahme, die beiden letzten dagegen eine Zunahme erfahren haben. Im übrigen ragten auch in früheren Jabren diese Einfuhrstellen stets besonders hervor, wenn auch die Reihenfolge nicht immer die gleiche war. Der Gewichtsmenge nach folgt jetzt das zubereitete Rind⸗ fleisch, einschließlich Kalbfleisch, von dem nach Abzug der nicht untersuchten Mengen 651 328 kg zur Untersuchung gestellt wurden. Das ist eine erhebliche Steigerung gegen das Vorjahr, da in diesem nur 443 706 kg eingeführt wurden; die Zunahme beträgt 46,79 %. Die Beanstandungen hielten sich annähernd in denselben Grenzen wie 1910, sie betrugen diesmal 14 265 kg, waren also ziemlich hoch. Die weitaus größten Mengen gingen, wie in früheren Jahren, über Altona, nämlich 424 110 kg. Dann folgt Tilsit mit 130 189 kg, weiter Stettin mit 41 341 kg, Berlin mit 24 646 kg und Geeste⸗ münde mit 24 280 kg. Die beiden letzteren Plätze sind gegen das Vorjahr neu, sie hatten 1910 keine nennenswerte Einfuhr; dagegen fehlen diesmal Muͤnster in Westfalen und Rendsburg, deren Einfuhr im vorigen Jahre, wenn auch nicht gerade bedeutend, so doch immer⸗ hin nennenswert war. 1911 hatte Münster aber gar keine und Rends⸗ burg nur eine ganz unerhebliche Einfuhr.

Die Einfuhr von Schweineschinken, die seit Jahren mit nur einer Unterbrechung im Jahre 1909 zurückgegangen ist, fiel abermals um rund ein Drittel und betrug 1911 nur noch 9039 Stück oder 63 210 kg. Davon mußten noch 42 Stück im Gewicht von 269 kg beanstandet werden. Für die preußische Fleischversorgung hat also der ausländische Schinken so gut wie jede Bedeutung verloren. Die Einfuhr ging, wie im Vorjahre, meistens über Bentheim, Weener und Altona.

Noch geringer ist die Einfuhr von Speck, zudem ist sie um nicht weniger als 52,11 % gesunken und beträgt jetzt nur noch 15 241 kg. Hierbei sei daran erinnert, daß noch im Jahre 1905 mehr als 6 Millionen Kilogramm eingeführt wurden, daß damals also der aus⸗ ländische Speck für die heimische Fleischversorgung noch eine Bedeutung besaß, die er jetzt gänzlich verloren hat. Die Einfuhr ging diesmal hauptsächlich über Duisburg⸗Ruhrort, Düren und Duisburg, während im Vorjahre St. Jobann⸗Saarbrücken und Coln an der Spitze standen. 8

Wesentlich größer ist die Einfuhr von sonstigem zubereiteten Schweinefleisch, und außerdem ist sie ganz gewaltig gestiegen; sie beträgt jetzt 497 131 kg gegen 133 854 kg im Vozjahre, das sind also 363 277 kg oder 271,40 % mehr. Diese starke Zunahme ist be⸗ merkenswert, weil im Vorjahre ein beträchtlicher Rückgang von mehr als 52 % stattgefunden hatte. Gleichwohl ist ja nicht zu verkennen, daß diese Menge trotz ihrer großen Zunahme noch immer nicht be⸗ deutend genug ist, um in der preußischen Fleichversorgung eine wesent⸗ liche Rolle zu spielen. Fast die gesamte Einfuhr erfolgte über Altona (486,289 kg) wie auch in früheren Jahren.

An sonstigem zubereiteten Fleisch wurden nur 2420 kg eingefucrt, 1587 kg oder 39,61 % weniger als im Vorjahre. Fast alles ging wie bisher über Tilsit.

Unter den zubereiteten Fetten nimmt wie stets bei weitem die erste Stelle das Schweineschmalz ein, von dem 52 998 494 kg zur Untersuchung gestellt wurden, das sind 18 985 268 kg oder

Endlich

im Jahre 1910. Diese starke Zunahme ist um so beachtenswerter, als die eingeführten Mengen ausländischen Schweineschmalzes seit Jahren im Rückgange waren. Es läßt sich denken, daß die hohen Butterpreise des letzten Jahres auf vermehrten Verbrauch des billigeren amerikanischen Schweineschmalzes gewirkt haben. Gleichwohl ist aber die Höchstzahl von mehr als 66 Millionen Kilo⸗ ramm, die das Jahr 1906 brachte, noch lange nicht erreicht. Beachtens⸗ ist, daß die Beanstandungen diesmal außerordentlich stark zurück⸗ gegangen sind; während im Vorjahre 235 975 kg beanstandet werden mußten, waren es jetzt trotz der Zunahme von fast 56 % nur noch 135 307 kg. Die Hauptmenge der Einfuhr ging, wie in früheren Jahren, wieder über Stettin; diesmal waren es 20 722 379 kg. Dann folgt Königsberg in Preußen mit 4 660 029 kg, weiter Duis⸗ burg mit 3 670 817 kg, Danzig mit 3 627 150 kg, Altona mit 2779 053 kg, Cöln mit 2 115 252 kg, Frankfurt am Main mit 1 539 723 kg, Emmerich mit 1 439 533 16. Goch mit 1 378 179 kg Düsseldorf mit 1 335 367 kg, Duisburg⸗Ruhrort mit 1 326 533 kg, Kleve mit 1 254 882 kg. Die anderen Untersuchungsstellen, von denen im übrigen nur wenige gar nicht in Frage kamen, hatten je weniger als 1 Million Kilogramm Einfuhr. Im Vorjahre hatten nur folgende Plätze mehr als 1 Million Kilogamm Einfuhr: Stettin, Königsberg in Preußen, Danzig, Berlin, Duisburg, Altona und Cöln. Wie man sieht, erscheinen diese Untersuchungsstellen nebst vielen neuen wieder, mit Ausnahme von Berlin, dessen Einfuhr auf 35 594 kg gesunken ist. Das wird damit erklärt, daß eine Großfirma ihre Untersuchungen jetzt in Hamburg vornehmen läßt. 8

Sehr bedeutend ist auch die Einfuhr von Rindertalg, premier jus und Oleomargarin, doch ist sie um 1 321 569 kg oder 4,12 % gefallen und betrug noch 30 751 642 kg. Beanstandet wurden 118 737 kg gegen 181 114 kg im Jahre vorher. Die größten Mengen kamen über Kleve (8049 691 kg), Altona (6 125 472 kg), Goch (3 724 212 kg), Emmerich (2015 523 kg), Stettin (1 398 806 kg), Cöln (1 393 319 kg), Neuß (1 378 765 kg), Bent⸗ heim (1 329 903 kg), Duisburg (1 273 508 kg), Crefeld (1197669 kg) und Elberfeld (1 143 929 kg). Neu ist in dieser Reihe nur Elber⸗ fäld, die übrigen Plätze standen auch im Vorjahre schon voran, und zwar in erster Linie Kleve. Die Einfuhr von Margarine ist so gut wie verschwunden, sie betrug nur noch 205 kg gegen 2198 kg im Vorjahre. Auch die Einfuhr von Kunstspeisefetten hat jede Bedeutung verloren; denn es wurden nurch noch 15 987 kg zur Unter⸗ suchung gestellt, während es im Vorjahre immer doch noch 112 696 kg gewesen waren. ““

Mebhr Beachtung verdient die Einfuhr von sonstigem Fett warmblütiger Tiere, da sie sehr gestiegen ist und jetzt 977 986 kg beträgt gegen nur 475 034 kg im Vorjahre; die Mengen haben sich also mehr als verdoppelt Weit stärker sind aber die Beanstandungen gestiegen, die 1910 nur 1759 kg, diesmal aber 26 326 kg betrugen. Mehr als die Hälfte der ganzen eingeführten Menge kam über Altona (495 653 kg), 162 909 kg wurden dann noch in Flensburg zur Unter⸗ suchung gestellt, während die anderen Plätze 100 000 kg nicht er⸗ reichten. Es kommen überhaupt nicht viele Untersuchungsstellen in Frage, von den 55 im ganzen vorhandenen sind es nur 13, darunter 2 die je noch nicht 10 kg zu untersuchen hatten.

55,82 % mehr als

Zur Arbeiterbewegung.

Nach mehrmonatiger Dauer hat die Lohnbewegung der Friseurgehilfen des Wuppertals, wie der „Köln. Ztg.“ aus Elberfeld gemeldet wird, ihr Ende erreicht. Eine außerordentliche Hauptversammlung des Verbandes der Friseurgehilfen, Zreigverein Elberfeld⸗Barmen, beschloß, die Lohnbewegung abzubrechen. Haupt⸗ sächlich galt sie neben einer Erhöhung der Bezahlung der Beseitigung des Kost⸗ und Wohnzwanges bei den Arbeftgebern. Nach einer Mitteilung der Freien Innung sewie der Freien Vereinigung der Friseure und Perückenmacher haben nur neun Meister den neuen Tarif anerkannt.

In Boeschepe bei Hazebrouck verlangen, wie dem „W. T. B.“ aus Paris telegraphiert wird, die Hopfenpflücker eine Lohn⸗ erhöhung, weil ihnen durch das andauernde Regenwetter die Arbeit sehr erschwert werde. Da diese verweigert wurde, verübten sie zahl⸗ reiche Ausschreitungen. Die Landwirte ersuchten die Behörden um Schutzmaßnahmen.

Im Schweizer Buchdruckereigewerbe ist, wie die „Frkf. Ztg.“ aus Zürich erfährt, zwischen Arbeitgebern und 6“ 88 Nach drei

fünf Jahre ein neuer Lohntarif vereinbart worden. Jahren tritt eine Verkürzung der Arbeitszeit ein.

Aus Washington wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Der Kom⸗ missar Neill vom Arbeitsamt ist ersucht worden, zwischen den Verwaltungen der Chesapeake and Ohio und der Norfolk and Western Eisenbahn und ihren Angestellten zu vermitteln. Letztere beanspruchen eine Lohnerhöhung. Die Southern Rail⸗ road Companies und ihre Angestellten haben die Vermittlung des Arbeitsamtes in der Frage der Lohnerhöhung ebenfalls angenommen.

Kunst und Wissenschaft.

Aluf der Ebene bei Memphis, nahe den bekannten Kolossen, ist durch einen glücklichen Zufall eine 1800 Zentner schwere, aus einem einzigen Stück Alabaster gearbeitete Sphinx gefunden und aus dem Sand und Schlamm, die sie bedeckten, heraus⸗ gearbeitet worden. Das Bildwerk ist 14 Fuß hoch und 26 Fuß lang. Da in jener Gegend Alabaster nicht vor⸗ kommt, muß der gewaltige Block, aus dem die Sphinx hergestelt wurde, aus Oberägypten bis an den Fundort geschafft worden sein. Die Figur zeigt keine Inschrift, doch schätzt, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, der Professor Flinders Petrie, der Leiter des britischen archäologischen Instituts in Aegypten, ihr Alter auf über 3000 Jahre. Außer diesem gewaltig großen und eigenartigen Funde wurden in seiner Nachbarschaft noch eine Reihe anderer Altertümer gefunden, die z. T. bis auf eine Zeit von 5—6000 Jahren zurückreichen, so aus Gräsern geflochtene korbartige Särge und Sandalen sowie irdenes Opfergerät. Von neueren in Aegypten gemachten Funden ist ferner neben Gräbern zahlreiches Hausgerät zu nennen: Teppiche, Betten und zartgewebtes Bettleinen. Ihr Fundort ist das 35 Meilen südlich von Kairo gelegene Tarkhan. Ebendort fand man einige halbdurch⸗ sichtige Vasen, die die Namen des ältesten uns bekannten ägyptischen

Königs, des Menes oder Mena, tragen.

Vom 17. bis 20. Oktober wird in Leipzig die dritte Tagung

der Gesellschaft für Hochschulpädagogik stattfinden. Von den öffentlichen Veranstaltungen seien erwähnt: Die Aus⸗ stellung hochschulgeschichtlicher Literatur und neuerer akade⸗ mischer Lehrmittel, die Ausstellung für akademische Leibespflege (Turnen, Sport, Spiel) und die Ausstellung der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe. Von den Ansprachen und Vorträgen seien zunächst eine Arzahl Berichte über die Formen des akademischen Unterrichts genannt, die mit Führungen durch die entsprechenden Einrichtungen und Anstalten der Universität Leipzig verbunden sein werden: so über die Unterrichtsformen in der Physik, der Mathematik, der Mineralogie, der Literatur⸗ geschichte; eine Führung wird auch durch den Professor Dr. Wundt im Institut für experimentelle Pspchologie statt⸗ finden. Daneben stehen Vorträge von Professor Spranger über die Wandlungen im Wesen der deutschen Universitäten seit 100 Jabren und Dr. A. Fischer über akademischen Unterricht und Charakterbildung. werden Aussprachen über neue akademische Lehrmittel, insbesondere über „Projektionsapparat, Kinematograph und Ver⸗ wandtes“ sowie über „Stimm⸗ und Sprachübungen im akademischen Unterricht⸗ und über „Ausgestaltung der akademischen Körperkultur“, stattfinden. Ausfühkliche Programme sind zu erhalten durch die Buchhandlung Alfred Lorentz, Leipzig, Kurprinzstraße 10, und Dr. Schmidkunz, Berlin⸗Halensee, Joachim Friedrichstraße 6.

Wie entstanden die Salzlagerstätten? Die in Deutsch⸗ land in großer Menge vorkommenden Kalisalzlager sind von der allergrößten Bedeutung für den Ackerbau der ganzen Welt, dem sie das für den Pflanzenwuchs nötige Kali geben, und besonders für Deutschland, das durch seinen Reichtum an Kalisalz eine Art Monopol in der Kaliindustrie erhalten hat. Aber obwohl Industrie und Wissenschaft sich mit der Salzfrage aufs eingehendste beschäftigen, ist man über manche Eigemümlichkeit des Salzvorkommens noch im unklaren. In der letzten Nummer der „Umschau“ Wochen⸗ schrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik in Frankfurt a. M., legt der Professor Dr. Svante Arrhenius seine An⸗ sichten über die Vorgänge bei der Salzlagerbildung dar. Die älteren Forscher nahmen an, daß die Schichten durch vulkanische Ausbrüche in die Höhe getrieben worden seien und daß sich daraus die Ver⸗ biegungen der Salzschichten erklären. Eine ganz andere Meinung ver⸗ tritt Arrhenius. Er nimmt an, daß die Salzschichten anfangs hori⸗ zontal lagen. Durch chemische Einflüsse, durch die die Salzton⸗ schichten teilweise plastisch wurden, seien in den Schichten Buchtungen und Einrisse entstanden. Nun seien die schweren Bergmassen, die auf diesem Breibett ruhten, immer tiefer gesunken und hätten den Salz⸗ brei vertikal nach oben gedrückt. 1 b

Literatur.

Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren e vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelm⸗ straße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

Volksbote. Ein gemeinnütziger Volkskalender auf das Jahr 1913. Mit einem Notizkalender als Zugabe. 76. Jahrgang. 0,50 ℳ. Oldenburg i. Gr., Schulzesche Hofbuchhandlung. b

Der Gesellschafter. Volkskalender für Norddeutschland für 1913. 0,50 ℳ. Oldenburg i. Gr., Gerhard Stalling.

Berliner Kalender für 1913. 1 ℳ. Berlin SW. 48, Wilhelmstr. 10. Martin Oldenbourg.

Deutscher Ostmarkenkalender für 1913. 0,50 ℳ. Berlin W. 62, Bayreutherstr. 13. Deutscher Ostmarkenverein.

Bauwesen.

Ein Wettbewerb um Entwürfe für Steinzeichnungen als Schmuck für Eisenbahnabteile wird vom Bund deutscher Verkehrsvereine in Leipzig und der Firma R. Voigtländers Verlag in Leipzig bis zum 1. Dezember d. J. erlassen. Für Preise stehen 1000 zur Verfügung. Dem Preisgericht gehören u g. an: Ge⸗ heimer Rat Professor Dr. Max Klinger sowie die Professoren an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe Franz Hein, Horst⸗Schulze und Max Seliger. Zur farbigen Darstellung in einer Querform von 17 zu 28,5 cm sollen zunächst 58 Bilder ge⸗ langen, darunter die Rathäuser in Bremen, Breslau und Zeitz, das Krantor in Danzig, aus Erfurt der Dom und die Severikirche, das Heidelberger Schloß, aus Cöln die Rheinansicht, verschiedene Bilder aus Leipzig und Lübeck, Magdeburg, Mannheim, Potsdam, Trier usw. Die Bezeichnung des Dargestellten muß wirkungsvoll und gut lesbar sein. Die 20 besten Entwürfe werden vom Preisgericht außer der auf sie fallenden Vergütung von 175 mit je einem Ehrenpreis von 50 ausgezeichnet. Alle über diese 20 Bilder ausgewählten Entwürfe werden mit 175 vergütet. A“

Ein internationaler Wettbewerb um Vorentwürfe für ein Nationalmuseum und eine Staatsbücherei in Sofia (Bulgarien) wird bis zum 1. Dezember d. J. ausgeschrieben. Drei Preise von 4000, 2500 und 1060 Fr. sind ausgesetzt. Für Ankäufe sind 1500 Fr. vorgesehen. Im Preisgericht werden drei nicht bulgarische, von Architektenvereinigungen oder Staatsverwaltungen bezeichnete Architekten vertreten sein. Näheres ist von der Ephorie „Br. Ev. u. Chr. Georgiew“ in Sofia zu erfahren.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Saatenstand und Ernteaussichten in Norwegen

Ende August 1912. früher gemeldet, begann es nach einer ziem⸗ lich lang andauernden Trockenperiode Ende Juli in ganz Süd⸗ norwegen zu regnen. Der Regen hat seitdem mit ganz kurzen Unterbrechungen in Ost⸗ und Südnorwegen angedauert, sodaß die Menge der Niederschläge bedeutend über dem normalen Maß steht. Zum Teil waren die Regengüsse sehr reichlich und von Gewittern begleitet. In Westnorwegen bis nach Romsdalsamt ist gleichfalls viel Regen gefallen, jedoch waren dort öfters Tage, an denen es nicht regnete. Die guten Aussichten, die man für die Ernte Ende Juli hegte, sind deshalb im Laufe des August bedeutend verringert worden. Es zeigt sich, daß viel Heu noch nicht eingebracht ist, insbesondere auf den höher gelegenen Weiden in Ostnorwegen; aber auch in der Ebene steht auf zahlreichen Bauerngütern noch ziemlich viel Heu auf den Wiesen. Dasselbe ist bedeutend geschädigt worden; ein großer Teil davon dürfte als Futter nicht mehr zu gebrauchen sein. Man nimmt indessen an, daß der Schaden nicht so be⸗ deutend ist, daß er einen großen Einfluß auf die Gesamtheuernte des Landes ausüben wird. An vielen Orten hat sich das Ge⸗ treide gelegt, und da der Boden durch den Regen stark aufgeweicht ist, ist der Gebrauch von Maschinen sehr erschwert worden. Das Mähen wird daher erschwert und sehr verzögert werden, auch wenn jetzt gutes Wetter kommt. In Romsdalen und den Dront⸗ heimämtern war das Wetter dagegen bedeutend besser (in einzelnen Gegenden der Drontheimämter sogar zu trocken), und die Ernte hat hier unter günstigen Verhältnissen stattgefunden. In Nordlandsamt hat die Trockenheit länger angedauert, und die Ernte wird deshalb dort durchweg unbedeut’nd ausfallen. Tromsö und Finmarken hatten günstiges Wetter, und das Heu ist gut unter Dach gekommen. Die Heumenge soll in Tromsö⸗Amt ziemlich über mittel und in Finmarken mittel sein. Nachtfrost ist fast nirgends vorgekommen.

Von den Getreidearten haben in den Bezirken, wo es ge⸗ regnet hat, die Wintersaat und die Erbsen bieher am meisten gelitten. An Roggen wird es in denjenigen Gegenden, wo der Roggenanbau eine Rolle spielt, eine große Menge geben; aber die Qualität ist weniger gut. Die Frühjahrssaat wird ebenfalls eine reiche Aus⸗ beute geben, die Qualität aber hauptsächlich von der künftigen Witterung abhängen. Ein großer Schaden ist bei der Frühjahrs⸗ saat bislang noch nicht eingetreten, wenn man davon absieht, daß das Getreide an den Stellen, wo es sich zeitig gelegt hat, leicht wird und zum Teil auch von Rost angegriffen ist. Da die Temperatur aber ziemlich hoch war, ist die Reife trotz des Regens schnell vor sich ge⸗ gangen, und es besteht die Gefahr, daß viel Getreide überreif werden und ausfallen wird, bevor es zum Mähen kommt. In Ostnorwegen ist fast noch gar keine Frühjahrssaat eingefahren. In Westnorwegen dagegen hat man einen ganzen Teil unter Dach gebracht. In dem nördlichen Drontheim⸗Amt wird die Mengeder Getreideernteunter mittel sein, aber die Qualität wird als sehr gut bezeich et. Die Kartoffeln und Rüben (Turnips) haben überall südlich des nördlichen Drontheim⸗ Amts gute Aussichten; es besteht aber die Gefahr, daß die Trocken⸗ fäule, die sich jetzt unter den Kartoffeln auszubreiten beginnt, einigen Schaden anrichten kann. Nördlich Drontheims werden die Wurzel früchte den Ertrag eines knappen Mitteljahres gehen, ausgenommen Tromsö⸗Amt, wo die Auessichten als gut bezeichnet werden. Die Weiden stehen gut; die Ausbeute ist aber doch weniger befriedigend, da das Vieh bei dem feuchten Wetter nicht gedeiht. Das Einsammeln von⸗wilden Beeren, ins⸗ besondere Berghimbeeren (Multer) ist durch das stete Regenwetter erschwert worden. Die Obsternte wird für Aepfel und Birnen weniger gut ausfallen, für die Steinfrüchte und Gartenbeeren etwa mittel. Das Gemüse steht in den Gegenden, wo starker Regen fiel, außerordentlich üppig; Kohl und Mohrrüben neigen aber infolge des vielen Regens zum Platzen; ebenso hat derselbe unter den

Wie schon

empfindlicheren Pflanzen einigen Schaden angerichtet. In den Drontheim⸗Aemtern sollen für Gemüse gute Aussichten bestehen. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsuls in Kristiania vom 5. Sep⸗ tember 1912.) 3

Ernteergebnisse und Getreidehandel in Rumänien. Die bereits gegen Ende Juli hier und da geäußerten Be⸗ fürchtungen, daß der Ausfall der diesjährigen Ernte den allgemein gehegten außerordentlichen Erwartungen doch nicht in vollem Umfange entsprechen werde, haben sich im Laufe des Berichtsmonats August mehr als begründet erwiesen. Der Ertrag bleibt sowohl in Menge, als auch in Güte hinter dem vorjährigen erheblich zurück, wenn auch zugegeben werden kann, daß die ausgiebigen Niederschläge der letzten Wochen den durch lange Trockenheit bereits vielfach ernstlich gefährdeten Mais⸗ feldern noch sehr zustatten kamen. Ueber das endgültige Ergebnis gehen die Schätzungen noch immer recht weit auseinander.

Das Getreidegeschäft gestaltete sich ziemlich lebhaft. Ob⸗ wohl keineswegs sehr große Zufuhren zu verzeichnen waren, gelangten doch recht ansehnliche Mengen zur Ausfuhr. .

In Weizen war die Nachfrage Italiens etwas zurück, egangen. Dagegen zeigten Belgien und Süddeutschland größere Kauftust⸗ und zwar am Oberrhein für bessere Sorten, während in Belgien die geringeren gesucht waren. Dagegen zeigten Holland und Belgien in Roggen ausschließlich für bessere Sorten Interesse. Die leichteren Sorten wurden infolge der konkurrenzunfähigen Preislagen vernach⸗ lässigt. In Gerste ist eine starke Preissteigerung eingetreten, die in erster Linie auf vermehrte Nachfrage Belgiens zurückgeführt wird, dessen eigne Ernte durch langandauernde Nässe sehr gelitten hat. Aehnlich lagen die Verhältnisse in dieser Hinsicht in England.

Die Nachfrage aus dem Lande selbst nach Hafer war groß. Die hiesigen Preise sind im Auslande höchstens unter Anbietung feinerer Qualitäten zu erreichen.

Das Maisgeschäft blieb trotz weiterer Nachfrage nach Laplata⸗ mais auch im Monat August fest. Italien blieb dafür Hauptkäufer und zahlte die besten Preise. Ueber den Ausfall der neuen Mais⸗ ernte läßt sich, wie schon eingangs angedeutet, noch nichts Bestimmtes sagen.

Die Ausfuhr an Getreide über Sulina seewärts betrug in der Zeit vom 28. Juli bis 31. August: 8 Weizen. 8 785 t Roggen.. 57 t Mais. b Gerste. t e;, 2

Die Seefrachten waren fest, es wurde Rotterdam / Antwerpen 13/1 bis 13/6 gezahlt. Die Leichterfrachten wurden gegen Ende des Monats infolge gesteigerter Nachfrage gleichfalls fester.

Die Preise betrugen bei 1000 kg cif Kontinent prompt:

Wetten 78/9 „/0. . .. 175,—— 80,881 20/ .. 7-

Roggen 72/73 75/76

t Helenen.

Gerste 59/60. je nach Muster

68/69 u“

Hafer 48/49 je nach Muster 11126³* 135,— 8e 1111“*

(Bericht des Kaiserlichen Generalkonsuls in Galatz

vom 7. September 1912.)

143/146 158/160 153/156

Ernteergebnisse und Getreidehandel in Bulgarien. Bei günstiger Witterung nahmen im Laufe des Monats August die Bauern die Druscharbeiten in Angriff; außerdem wurden die Bohnen eingeheimst; gegen Monatsende wurde an verschiedenen Orten des Schumlaer und Varnaer Kreises bereits mit der Neubestellung der Felder begonnen. Nach den vorliegenden Druschergebnissen sind die Schätzungsziffern vom Monat August d. J. über den Ertrag

Weizenernte weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und kann für den hiesigen Bezirk sowohl qualitativ wie quantitativ nur als be⸗ friedigend bezeichnet werden. Nach amtlichen Zusammenstellungen er⸗ gibt der diesjährige Weizenertrag: 8 ½ —- 18 hl auf den ha und 65 72 kg auf den hl gegen 25 30 5 5 79 8 ’' im Jahre 1911.

Mais steht weiter sehr schön.

Zahlen über den Ertrag der Bohnenernte sowie der mit Getreide angebauten Flächen stehen noch aus.

Infolge der steigenden Preise waren gegen Monatsschluß in Weizen, Gerste und Bohnen etwas Zufuhren wahrzunehmen; sie be⸗ 1b 6 den Varnaer Platz während des Monats August (in

onnen): in Waggons in Wagen zusammen in Weien . 850 yw“ in Gerste. 1I1I11 191 548 11990 506 626.

Der Getreidehandel war bis jetzt ein schwacher und be⸗ schränkte sich zumeist auf das Platzgeschäft, in dem die hiesigen Mühlen als Käufer, besonders in Weizen, auftraten. Zur Ausfuhr kamen 4277 t Weizen nach Belgien und 542 t nach Hamburg; Mais, Bohnen und Raps in kleinen Mengen bezog ebenfalls Antwerpen, daneben auch Griechenland und Aegypten.

An Preisen notierte für den dz fob Varna (Ende des Monats)

für Weizen je nach Qualität Fr. 17,50 19,50. SD’We 1 25,00 29,00. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Varna vom 6. September 1912.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Griechenland.

Durch Königliches Dekret ist gegen Herkünfte aus Sar⸗ din ien vom 31. v. M. ab und aus Beirut vom 2. d. M. ab eine dreitägige QOuarantäne angeordnet worden, wobei die Reisezeit nicht mitgerechnet wird.

Bulgarien. * Die bulgarische Regierung hat die Stadt Damaskus und ihre Umgebung für choleraverseucht erklärt und angeordnet, daß für die Herkünfte von dort die bei Choleragefahr festgesetzten ge⸗ sundheitspolizeilichen Maßnahmen Anwendung zu finden haben

Verdingungen. (Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingeseben werden.) Belgien.

18. September 1912, 11 Uhr. Börse in Brüssel: von 27 Standarttafeln für die Telegraphenverwaltung. lastenheft Nr. 1170. 2 Lose. Sicherheitsleistung insgesamt Eingeschriebene Angebote zum 14. September.

25. September 1912, 1 Uhr. Ebenda. Lieferung von Ersatz⸗ teilen für Lokomotiven und Tender. 53 Lose. Eingeschriebene An⸗ gebote zum 21. September. Speziallastenheft Nr. 767.

5. Oktober 1912, 12 Uhr. Station Namur; Lieferung von Röhren, Gußeisen, Blei usw. für die Station Pavillons. 5000 Fr. Sicherbeitsleistung 500 Fr. Spestallastenheft Nr. 302 kostenfrei. Eingeschriebene Angebote zum 1. Oktober. Lastenhefte koͤnnen vom Buroau des adjudications in Brüssel, Rue des Augustins 15, bezogen

Lieferung Spezial⸗ 4900 Fr.

werden. 8

in Gerste, Roggen und Hafer zutreffend; hingegen ist der Ausfall der