Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Geheime Rat von Conrad bringt den nachstehenden Aller⸗ höchsten Erlaß zur öffentlichen Kenntnis:
Anläßlich der diesjährigen vor Mir abgehaltenen Manöver ist ein Teil der Provinz durch erhebliche Einquartierungslasten stark in An⸗ spruch genommen worden. Aus den Mir erstatteten Meldungen über die Unterkunftsverhältnisse während der Manöver habe Ich zu Meiner lebhaften Freude ersehen, daß den Truppen seitens der Einwohner ein freundliches Entgegenkommen und eine bereitwillige, fürsorgliche Auf⸗ nahme zuteil geworden ist. Mögen sich alle Beteiligten Meiner dank⸗ baren Anerkennung hierfür versichert halten. Ich beauftrage Sie, dies sogleich bekannt zu geben
Lager bei Oschatz, den 13. September 1912.
(gez.) Wilhelm R.
1 An den Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hertha“
am 13. September in Villa Garcia (Arosabucht), S. M. S.
Vineta“ am 14. September in Malta und S. M. S. 2 2 8 8
14. September in Tsingta ingetroffen
8
Wilhelmshaven, 16. September. Seine Majestät der Kaiser und König ist gestern, Abends gegen 9 Uhr, hier eingetroffen, begab sich auf dem Wasserweg an Bord der „Hohenzollern“ und nahm daselbst Wohnung.
Bayern. Die ‚Korrespondenz Hoffmann“ meldet aus Berchtesgaden: Seine Majestät der Deutsche Kaiser hat aus Anlaß des Abschlusses der Kaisermanöver an Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten ein Handschreiben gerichtet, in dem er seinen Dank für die Zustimmung zur Teilnahme der bayerischen Kavallerieregimenter sowie seine vollste Anerkennung für deren Leistungen und kriegsgemäße Ausbildung ausspricht.
Sachsen.
Seine Majestät der Kaiser und König hat an Seine Maäjestät den König von Sachsen ein Handschreiben gerichtet, das nach „W. T. B.“ folgenden Wortlaut hat:
Durchlauchtigster, großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder!
Seit dem Hinscheiden Eurer Majestät in Gott ruhenden Herrn Vaters haben in diesem Jahre die beiden Königlich Sächsischen Armeekorps zum ersten Male vor Mir Manöver abgehalten. Die dabei gezeigten Leistungen der Armeekorps haben Mich durchaus befriedigt, und Ich bin zu Meiner lebhaften Freude erneut von der Ueberzeugung durch⸗ drungen, daß die Königlich sächsischen Truppen auf der Höhe kriegs⸗ tüchtiger Ausbildung stehen und allen an sie herantretenden Anforde⸗ ruagen gewachsen sein werden. Eure Majestät wollen sich Meines herzlichen Dankes hierfür versichert halten. Die aufrichtige Freund⸗ schaft und Zuneigung für Eure Majestät lassen Mich zugleich heute den Wunsch hegen, Eure Majestät Meinem Heere, dem Sie schon so wohlgesinnt nahe zu stehen geruhen, noch enger verbunden zu wissen. In diesen Empfindungen möchte Ich Eure Majestät daher bitten, die Stellung als Generalfeldmarschall in der preußischen Armee anzunehmen. Meine Armee wird stolz darauf sein, Eure Majestät auch in der Reihe der preußischen Generalfeldmarschälle be⸗ grüßen zu dürfen, in einer Würde, die Ihre unvergeßlichen, in Gott ruhenden Vorfahren in der Regierung, des Königs Albert und
des Königs Georg von Sachsen Majestät, viele Jahre bekleideten. Die von Mir Eurer Majestät Kriegsminister, dem Generalobersten Freiherrn von Hausen gezollte Anerkennung für seine Führung des Oberkommandos der blauen Armee wollen Eure Majestät aus Meiner in Abschrift beigefügten Order an denselben entnehmen. Ich würde Mich herzlich freuen, wenn Eure Majestät auch Ihre braven Truppen und deren Führer Meine ganz besondere Zufriedenheit mit ihren hervor⸗ ragenden Leistungen wissen und Eurer Majestät Landeseinwohnern mit⸗ teilen lassen möchten, daß es Mir eine besondere Genugtuung gewesen ist, zu erfahren, daß Meine Truppen trotz der erheblich vermehrten Ein⸗ quartierungslast überall eine freundliche und fürsorgliche Aufnahme gefunden haben. Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freundschaft verbleibe Ich Eurer Majestät freundwilliger Vetter und Bruder.
Lager bei Oschatz.
(gez.) Wilhelm R.
Oesterreich⸗Ungarn. Wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, treten die Dele⸗ gationen am 23. September zusammen.
Frankresch.
Nach einer offiziösen Mitteilung werden die sechs Panzer⸗ schiffe des dritten Geschwaders voraussichtlich dem Hafen von Biserta zugeteilt werden, da man nicht daran denken könne, die Verpflegung und Instandhaltung der gesamten Flotte dem Hafen von Toulon allein zu überlassen.
Türkei.
Von „W. T. B.“ aus Konstantinopel übermittelte Nach⸗ richten aus zuverlässiger Quelle besagen, der letzte italienische Vorschlag bei den Friedensverhandlungen sei dahin ge⸗ gangen, die Türkei erkläre die Unabhängigkeit Libyens und gebe ihre dortigen Interessen dadurch auf. Italien werde sich dann mit den Eingeborenen verständigen. Die Pforte soll diesen Vorschlag für unannehmbar erklärt haben. Es verlautet, daß die ottomanischen Unterhändler Lausanne verlassen haben.
Serbien.
September erlassene Ausfuhrverbot für Futtermittel ist am Sonnabend auf⸗ Es bleibt nur das Ausfuhrverbot für Kleie
Das am 6. Getreide und
gehoben worden.
weiter in Kraft.
8 Amerika.
Das Marineamt in Washington kündigte amtlich an, der Panamakanal werde im Herbst 1913 dem Verkehr über⸗ geben werden. Die Ankündigung beruht auf dem letzten Be⸗ richt der Armeeingenieure. Ferner gab das Marineamt be⸗ kannt, die Atlantische Flotte werde in diesem Winter vor Einlassung des Wassers in den Kanal bei Colon versammelt werden.
Der brasilianischen Kammer ist, „W. T. B.“ zufolge, ein Gesetzentwurf unterbreitet worden, der die Regierung er⸗ mächtigt, mit Hilfe der privaten Industrie ein Untersee⸗ kabel längs der Küsten Brasiliens zu legen.
Nachdem die Aufständischen in Mexiko nach der Niederlage bei Oajaca diese Stadt verlassen hatten, kam es bei einer Ortschaft in der Nähe zu einem erbitterten Kampfe, e die Verbündeten 41, die Aufständischen 150 Tote atten.
Der Prinz Heinrich von Preußen wird morgen von Yokohama aus an Bord S. M. S. „Scharnhorst“ über Kobe und Nagasaki nach Tsingtau abreisen.
Der englische Gesandte in Peking hat, wie „W. T. B“ meldet, der chinesischen Regierung mitgeteilt, daß England die ’ neue chinesische Anleihe nicht unterstützen werde.
Die in Paodingfu stehende dritte Division wird nach Meldungen aus China zur Verstärkung der gegen die Mon⸗ golen zusammengezogenen Truppen in die Mandschurei ge⸗ sandt werden.
Vom italienisch⸗türkischen Kriegsschauplatz liegt folgende Meldung der „Agenzia Stefani“ vor: General Briccola, der Kommandant des Besatzungskorps in der Cyrenaica, der gegen⸗ wärtig in Derna weilt, meldet durch Funkspruch aus Derna unter dem 14. d. M.: Am Morgen besetzte General Reisoli eine starke Stellung, die die Gegend von Kasr el Lebon und weiterhin die Straße nach Sidi Azi beherrscht. Der Besetzung ging ein Kampf mit starken feindlichen Abtei⸗ lungen voraus, denen durch Gewehr⸗ und Geschützfeuer starke Verluste zugefügt wurden. Die Befestigung der eingenommenen Stellung ist sofort in Angriff genommen worden. Die Ver⸗ luste der Italiener betrugen drei Todte und zehn Ver⸗ wundete.
Ueber die Lage in Marokko wird dem „W. T. B.“ unter dem 15. d. M. aus Rabat, dem Sitze des Generalresidenten, telegraphisch gemeldet, daß die Abteilung des Obersten Savy, die einen Lebensmitteltransport begleitete, vorgestern in Sidi ben Olitschan angekommen sei, nachdem sie einen Angriff von etwa hundert Reitern und Nichtberittenen während des Durch⸗ zuges durch Bu Krischa zurückgeworfen hatte.
Wohlfahrtspflege.
Der diesjährige (III.) Deutsche Kongreß für Säug⸗ lingsfürsorge, veranstaltet von der Deutschen Vereinigung für Säuglingsschutz, findet unter dem Vorsitz des Kammerherrn Dr. von Behr⸗Pinnow am 20.— 22. September in Darmstadt statt. Für die Tagesordnung sind folgende Referate vporgesehen: Einheitliche Organisation der Ausbildung von Säuglingspflegerinnen; Säuglings⸗ pflege als Lehrgegenstand in den Unterrichtsanstalten für die weibliche Jugend; Berufsvormundschaft, Pflegekinderaufsicht und Mutter⸗ beratungsstelle; Gesetzliche Regelung des Krippenwesens in Deutsch⸗ land. Auskünfte erteilt der Sekretär des Kongresses, Oberarzt Dr. Rott, Charlottenburg, Privatstraße, Kaiserin Auguste Victoria⸗Haus.
Die Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung in Münster (Westf.) stiftete aus Anlaß ihres 150jährigen Jubiläums 50 000 ℳ für die Aschendorffsche Hauskasse, die insbesondere bei Tod und In⸗ validität in Wirksamkeit tritt. Unter den Angestellten wurden je nach Gehalt und Dienstdauer 15 000 ℳ verteilt.
Die Spinnerei Heinrich Otto u. Söhne in Unter Boi⸗ hingen hat aus Anlaß ihres 50jährigen Geschäftsjubiläums zur Unterstützung bedürftiger Arbeiter 100 000 ℳ gestiftet. 1“
Literatur.
10. Sonderheft der Architektur des XX. Jahrhunderts. Wilhelm Kreis, Kaufhausneubau L. Tietz A.⸗G., Elberfeld. Text von Dr. Creutz. Verlag von Ernst Wasmuth A.⸗G., Berlin. Preis 6 ℳ, für Abonnenten 3,50 ℳ. In dem neuen Elberfelder Waren⸗ haus hat Professor Kreis⸗Düsseldorf ein künstlerisch bedeutendes und eigenartiges Bauwerk größten Maßstabs geschaffen. Auf einem sehr langgestreckten Grundstuck erhebt sich das riesige Gebäude uüber einfachster rechteckiger Grundform mit lang durchgehendem Satteldach, das an den Schmalseiten durch gewaltige Giebel geschlossen ist. Eine Belebung der Längsseite des Hauses wird erreicht durch Ueberspannen des mittleren Teiles mit einem großen, flachbogig gehaltenen Giebel und eine rhythmische Anordnung flachrund vortretender Erker. Die aufstrebende Wirkung der Pfeiler wird, im Gegensatz zu Messels Warenhaussystem, aufgehoben durch kräftige Horizontalgesimse am Dach und unter dem letzten Stockwerk. In der Auflösung der großen Fassade durch ein Vor⸗ und Zurückspringen vieler Einzelheiten enisteht durch wohl über⸗ legte Verteilung von Licht und Schatten ein K nstwerk von feinstem malerischen Reiz. Die Ornamentik tritt nicht als überflüssige Zutat oder nur schmückendes Motiv auf, sondern sie dient zur Verstärkung der beabsichtigten architektonischen Wirkung. Das Innere des großen Hauses ist in geschickter Weise durch drei in der Größs nicht be⸗ deutende Lichthöfe, die eine leichte Orientierung ermöglichen, gegliedert; es ist besonders hervorzuheben, daß die natürliche Beleuchtung sehr gut ist. Die Räume sind sehr übersichtlich angeordnet und in ihrer Ausstattung wohl durchgearbeitet.
Technik.
A. F. Nach dreimonatiger Unterbrechung der Versammlungen des Berliner Vereins für Luftschiffahrt fand die 319. Ver⸗ sammlung am 9. September in den Räumen des Künstlerhauses unter großer Beteiligung statt. Nicht weniger als 50 neue Mitglieder wurden aufgenommen und lebhafter Dank gespendet der Firma Siemens⸗ Schuckert für die Stiftung des in den Besitz des Vereins übergegangenen Ballons „S. S.“ sowie an Bildhauer Roch für die Schenkung eines wohlgetroffenen Reliefbildes des langjährigen Vereinsvorsipenden und Begründers des Deutschen Luftfahrerverbandes, Geheimen Regie⸗ rungsrats Professors Dr. Busley. Für den am 26. Oktober in Stuttgart stattfindenden Luftfahrertag wurden 15 Vertreter ge⸗ wählt und der Stiftung einer Summe von 1000 ℳ zugestimmt, welche für die Ende des laufenden Monats beginnende Herbstflugwoche zu Preisen für die größte erreichte Höbe verwendet werden soll. Es folgte der Bericht des Obmanns der sportlichen Leiter der Nachtziel⸗ fahrt vom 29. Juni, deren Erfolg als recht günstig bezeichnet werden darf, weil bei einer Enffernung von 200 km die vier Preisträger in allernächster Nähe des Zieles gelandet sind. Jateressante Einzelheiten von der Fahrt erzählten Dr. Bröckelmann und Ingenieur Gericke, die beiden ersten Preisempfänger. Ueber die Organisation und den Verlauf des mit großem Erfolge durchgeführten Fluges „Rund um Berlin“, an dessen Veranstaltung auch der Kaiserliche Automobil⸗ klub und der Kaiserliche Aeroklub beteiligt waren, berichtete sodann Herr Max Krause. Als wohlüberlegt bewährte sich der von Ingenieur Hans Grade herrübrende Gedanke, Start und Ziel an einem Punkte zu vereinigen, wodurch dem Publikum die Gelegenbeit geboten war, dreimal den Abflügen und ebenso oft dem Ankommen der Sieger beizuwohnen. Bezüglich der Leistungen und der Namen der Sieger verwies der Vortragende auf das veröfentlichte Protokoll des Preisgerichts, dem im ganzen ca. 69 000 ℳ in Geldpreisen zur Verfügung standen, hier eingeschlossen 10 000 ℳ von der Heeres⸗ verwaltung und 10 000 ℳ vom Reichsamt des Innern, und außerdem der vom Minister der öffentlichen Arbeiten gestiftete Ehrenpreis, bestehend aus einer Bronzefigur in Höhe von 110 cm, den Bogenschützen von Uphues darstellend und von Gladenbeck u. Sohn gegossen. Dieser Ehrenpreis ist dem ersten Sieger Leutnant Krüger außer einem Geldpreis von 26 836 ℳ zugefallen, während auf den zweiten, dritten und vierten Sieger, Anton Baierlein, Karl Caspar
8
und Helmuth Hirth, 18 810, 8613 und 4743 ℳ entfielen. Erwähnt wurde noch, daß der Sieg Krügers auf Harlan⸗Eindecker erzielt ist während Baierlein mit einem Otto-⸗Zweirecker, Caspar und Hirth mit Rumpler⸗Taube ihre Erfolge erreicht haben.
Den Vortrag des Abends hielt Hauptmann a. D. Dr. A. Hilde⸗ brandt über „Orientierung aus Luftfahrzeugen bei Sicht der Erde und Luftfahrerkarten“. Der Vortragende, selbst in der Ballonphotographie geschult und erfahren wie kaum ein zweiter führte eine Reihe prächtiger Lichtbilder vor, die an der Hand seiner klaren Erläuterungen den Beweis erbrachten, wie vor allem die Flug⸗ zeugführer einer gewissen Schulung bedürften, um sich vor Sehfehlern zu hüten und aus den bis zu einem gemw issen Grade verzerrten Bildern, die man von oben sieht, das richtige Bild zu gewinnen. Diese Verzerrungen hängen bei von der Sonne getroffener Landschaft immer mit den Schatten der Gegenstände zusammen, die man aus der Höhe ja unter ganz andern Sehwinkeln siebt als an der Erdoberfläche. Es ist aber natürlich von der größten Wichtigkeit, z B. bei Auswahl eines geeigneten Landungsplatzes, das Gelände richtig zu sehen, Er⸗ höhungen und Vertiefungen in ihm gehörig einuschätzen. Uebung macht auch hier den Meister, und sie wird allmählich gewonnen, in⸗ dem man das Bild von oben, wo es sich dem Auge und im Licht⸗ bilde darstellt, immer wieder mit den Karten vergleicht. Die genaue Anfertigung letzterer, die Art, wie auf ihnen die Geländeverschiedenheiten sichtbar gemacht sind, ist daher von großer Wichtigkeit. Daß man es auch auf diesem Gebiet zu schönen Fort⸗ schritten gebracht, erwies der Vortragende durch Vorlage und Er⸗ läuterung schwarzweißer und mehrfarbiger Karten. Dieser Teil seines Berichts gab dem Vortragenden willkommenen Anlaß, der Verdienste zu gedenken, welche sich um das Luftfahrkartenwesen der unvergeßliche Oberstleutnant Moedebeck, sowie Dr. Peucker, Dr. Gasser und andere erworben haben. Reicher Beifall lohnte dem Redner.
1“
In Liverpool ist eine Erfindung ausgeprobt worden, die für die Schiffahrt von großer Bedeutung werden könnte Die beiden Brüder Hodgkinson haben einen Schiffsmelder erfunden, der die Nebel⸗ horn⸗ und Dampfpfeifenzeichen so zu analysieren imstande ist, daß man die Bewegungsrichtung entgegenkommender Schiffe unmittelbar von ihm ablesen kann. Er besteht, wie die „Umschau“ (Heraus⸗ geber Professor Dr. Bechhold in Frankfurt a. M.) mitteilt, aus einer „Trommel“ und einem „Indikator“. Die Trommel ist oben in der Takelung angebracht; der Indikator dagegen, der mit ihr durch elektrische Leitungen verbunden ist, irgendwo am Platze der Offiziere vom Dienst. Die Trommel, der Empfänger, besteht aus lauter einzelnen Zellen, von denen jede nur für Schallwellen aus einer bestimmten Richtung empfindlich ist. Den einzelnen Zellen entsprechen beim Indikator Glühlampen, die durch Auf⸗ leuchten anzeigen, welche Zelle getroffen worden ist. Aus dem nacheinander erfolgenden Äufleuchten der Lampen läßt sich der Kurs eines Fahrzeuges, das im Nebel sonst nicht erkennbar ist, und nur durch den Ton des Nebelhorns, dessen Richtung das menschliche Ohr jedoch nicht heraushören kann, seine Anwesenheit verrät, einfach ablesen. Gegen mechanische Erschütterungen sind die Zellen un⸗ empfindlich. Für den Fall, daß die Nebelhörner verschiedener Schiffe gleichzeitig ertönen, lassen sich Zellengruppen für einzelne Richtungen usschalten, sodaß man die Richtung der entgegenkommenden Fahr⸗ zeuge nacheinander erkennen kann. “
vA1“
Land⸗ und Forstwirtschaft. Ernteergebnisse und Getreidehandel in Spanien. Die diesjährige Getreideernte hat in Spanien verhältnismäßig früh stattgefunden Soweit die aus den einzelnen Provinzen vor⸗ liegenden, noch ziemlich unbestimmt lautenden Nachrichten über ihr Ergebnis erkennen lassen, bestätigt es sich mehr und mehr, daß sich ie anfangs gehegten Hoffnungen vielfach infolge andauernder Dürre nicht erfuͤllt haben. Unter den von der Ungunst der Witterungs⸗ verhästnisse betroffenen Landesteilen befinden sich manche für die Weizenproduktion in hohem Grade wichtige, wie die Provinzen Salamanca, Valladolid, Toledo, Ciudad Real, Palencia und andere Bezirke der beiden Kastilien. Es dürfte daher die Schätzung von Sachkundigen, wonach die diesjährige Getreideernte um 25 % hinter der des Vorjahres zurückstehen soll, der Wahrheit ziemlich nahbe kommen; sie steht auch im wesentlichen im Ein⸗ 1 mit den vorläufig von der Regierung bekannt gegebenen An⸗
gaben.
Die Preise haben sich innerhalb des letztverflossenen Monats kaum verändert. Der Markt war ruhig. Sowohl Käufer als auch Verkäufer verhielten sich abwartend.
Es wurden für den Doppelzentner Weizen bezahlt:
am 3.8. 10. 8. 17. 8. 24.8. 8 in Arevalo. LPWBösNeae ees⸗ v00 1666 238 Medina del Campo 24,54 24,83 24,83 24,838 „ „ Balatbtllblbl“ Eingeführt wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres:
Weizen: 1912 231 786 dz im Werte von 5 018 167 Peseten 1911 869 3533 4 „ 18 818 315 2 65811 8 „ 13 818 021
1910 . Mais:
1912 161 982 dz im Werte von 2 632 207 Peseten EE6Z“ 8 „ 15 792 401 4 PPFEöö5Zö E2 „ 10 266 379 3
—. 49 238 dz im Werte von 1 563 643 Peseten
v1141414*“ 6 988 8 2 157 826 d. Gerste und andere Getreidearten (außer Hirse):
1912 . 2 707 dz im Werte von 41 006 Peseten bI 8 8 813 013 1“ “ . „ 1 226 993
Ausgeführt wurden im gleichen Zeitraum:
a. Reis: 1915 276 131 Peseten I 469 661 „ 985 803
1910 b. Gerste: 34 043 dz im Werte von 646 820 Peseten
11111“ EE11“
1912. 321 826 Peseten v““ L“ 8 8 „ 211 onstige Getreidearten (außer Weizen und Mais): 912 38 356 dz im Werte von 636 402 Peseten 8 390 [255 5 „ 552 343 v“ L“ 8 6 513 „ (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Barcelong vom 5. September 1912.)
6 422 dz im Werte von 190 922 8 8 229ö 5 .
16 938 dz im Werte von
5 5 8
Budapest, 14. September. (W. T. B.) Der Saatenstands⸗ bericht des Ackerbauministeriums vom 9. September d. J. schätzt gegenüber dem 19. August den Ertrag an Weizen auf 46 656 830 Meterzentner gegen 45 002 961; Roggen 13 644 422 Meterzentner gegen 13 513 136; Gerste 15 195 479 Meterzentner gegen 14 636 557; Hafer 11 514 718 Meterzentner gegen 11 603 581; Mais 48 614 653 Meterzentner gegen 51 056 073 und Kartoffeln 52 013 789 Meter⸗ zentner gegen 53 779 854. 2
gos., Rey untergegangen.
Verkehrswes en.
Dampfer „Kamerun“, der auf der Reise von — 22,— am 23. August) nach Westafrika bei Grand eee— (Elfenbeinküste) gestrandet ist, sind wahrscheinlich die — Postamt Hamburg 1 zugeführten Briefposten für Lome, m vom mando Po, Kribi, Bata, Eloby, Libreville (Gabun) und 5. Diese Briesposten haben nur en enthalten, deren Beförderung mit dem Pampfer „Kamerun“ den Absendern gewünscht war, mit Ausnahme derjenigen für In ndo Po, mit der alle etwa vom 11. August ab aufgekommenen abungen b fördert worden sind, soweit sie keinen entgegenstehenden
itvermerk trugen.
io endung
Sonnabend wurde, wie „W. T. B.“ aus Basel gemeldet „Zin Gegenwart zablreicher Abordnungen aus der Schweiz und 8,₰ Schiffahrtsschleuse bei Augst, welche die
euischland die Schiffa chleuse st, 8 d rtsetzung der Rheinschiffahrt bis Rheinfelden ermöglicht feberlich
öffnet.
Am
In Agu in Togo ist am 6. Se ptember eine Reichstele⸗ aphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. nu liegt an der Eisenbahn Leme⸗Arome — Palime 105 bm von Lome fernt. Die Wortgebühr für Telegramme nach Agu ist dieselbe wie Telegramme nach den übrigen Orten des Schutzgebiets. .
Theater und Musik.
öniglichen Opernhause wird morgen „Cavalleria stscana“ in Verbindung mit „Bajazzi“ wiederholt. In den suptrollen sind die Damen Kurt, von Scheele⸗Müller, Parbs die Herren ommer, Habich bezw. Fräulein Easton und die Herren Maclennan, achmann, Bronsgeest und Philipp beschäftigt. Der Kapellmeister von trauß dirigiert. — Als Nachmittagsvorstellung zu ermäßigten Preisen rdam Sonntag, den 22 September „Die Fledermaus“ aufgeführt. Die amen Alfermann (Rosalinde), Saccur als Gast (Adele), Goetze rlofskv), von Holbein (Ida) sind mit den Herren Pbilipp (Eisen⸗ in), Patry (Frank), Sommer (Alfred), Vollmer (Frosch), Dahn alt.) Krasa (Blind) in den Hauptrollen beschäftigt. Fräulein Peter d Fräulein Geisel tanzen die Balletteinlage des zweiten Aufzuges. er Kapellmeister Dr. Besl dirigiert. 1 Im Königlichen Schauspielhause wird „Der se König“ von J. Lauff wiederholt.
morgen
Seine Königliche Hoheit der Prinz „Regent Luitpold t, wie dem „W. T. B.“ aus München gemeldet wird, die Generalintendanz der Hoftheater und der Hof⸗ üsik das nachstehende Handschreiben gerichtet: „Beim Abschluß Richard Wagner⸗ und Mozart⸗Festspiele, die auch heuer wieder en so schönen Verlauf genommen haben, spreche ich den Künstlern und gestellten der Generalintendanz sowie den zur Mitwirkung berufenen itten meine vollste Anerkennung aus. Dabei gedenke ich mit aufrichtiger auer des dahingeschiedenen Generalintendanten Freiherrn von veidel, dem es nicht mehr vergönnt war, seine aufopfernde tigkeit für die Vorbereitungen der Vorstellungen im Prinzregenten⸗ ater mit ihrem prächtigen Verlauf belohnt zu sehen. Die Rück⸗ u auf die nunmehr abgeschlossenen Festspiele lenkt unsern sck vor allem auf den Meister der Töne, der mit seinem istlersschen Lebenewerke dem deutschen Volke ein so tbares Vermächtnis hinterlassen hat. Das kommende ühr wird die hundertste Wiederkehr des Tages bringen, dem Richard Wagner das Licht der Welt erblickt hat. Zur nleitung der Feier an diesem Gedenktage bestimme ich, daß die armorbüste des großen Tondichters in der Walhalla, dem meinem höchstseligen Vater errichteten Ehrentempel deutscher öße, aufgestellt wird. Das Staatsministerium des Innern für chen⸗ und Schulangelegenheiten wird mit dem Vollzuge dieser iner Anordnung beauftragt. — Auf die Nachricht von der ge⸗ anten Aufstellung der Büste Richard Wagners in der Walhalla t der Fürst Albert von Thurn und Taxis den Prinz⸗ genten telegraphisch gebeten, diese Büste stiften zu dürfen. ine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat seine Zu⸗ mmung dazu erteilt.
In Stuttgart fand, wie „W. T. B.“ berichtet, am 14. d. M. s Anlaß der Einweihung der neuen Hoftheater die erste stvorstellung im Großen Hause statt. In dem pracht⸗ len, von Professor Littmann errichteten Bau hatte sich eine glreiche und auserlesene Gesellschat zusammengefunden. Ihre ajestäten der König und die Königin erschienen t den Angehörigen des Königehauses in der großen hfloge. Ferner waren anwesend die Staatsminister, das diplomatische rrs, die Hofgesellschaft usw. Besonders zahlreich waren die Leiter deutschen Bühnen, an ihrer Spitze der Graf von Hülsen⸗ eseler und der Graf von Seebach, vertreten. Weiter füllten
bedeutendsten dra vatischen Schriftsteller, hervorragende bnenkünstker und zahlreiche Vertreter der Presse aus allen seren Städten Deutschlands das Haus. Das Festspiel, zu dem eiherr Konrad zu Putlitz den verbindenden Text verfaßt hatte, lie einige hervorragend glänzende Bühnenbilder dar. Den Mittel⸗ kkt der Aufführung bildete eine sinnige Huldigung für Ihre gjestäten den König und die Königin. Der kunstlerische Höhepunkt r die Szene der Festwiese aus den „Meistersingern“ und Schillers v Nach der Festvorstellung fand im Königsbau Festma
Mannigfaltiges. Berlin, 16. September 1912.
Aus Anlaß des 75 jährigen Bestehens der Firma orsig fand am Sonnabendvormittag in der mit Flaggen und üinen Schwingen geschmückten Montagehalle der mechanischen Werk⸗ ttt des Tegeler Werkes ein Festakt statt. Der Kommerzienrat nst von Borsig begrüßte zugleich im Namen seines Bruders Konrad eiu der Feier Erschienenen: den Minister für Handel und Gewerbe Dr. hdow, den Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach, den Ober⸗ isidenten von Conrad, den Oberbürgermeister Wermutb, den Stadt⸗ ordn tenvorsteher Michelet, ferner zahlreiche Vertreter der übrigen gatsbehörden und Kommunalv rwaltungen der Naͤchbargemeinden rlins, de, Technischen Hochschule u. a. sowie die Beamten und Arbeiterschaft der Firma, namentlich die Jubilare, von denen über 50, 18 über 40 und 120 über 25 Jabre der Firma gedient ten. Dann gab er einen eingehenden Ueberblick über die Ent⸗ klung des Werkes und schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät Kaiser und König. Heerauf ergriff der Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow Wort, er fahrte, „W T. B.“ zufolge, etwa aus: „Meine Herren! Es gereicht mir zur besonderen Freude, der Firma orsig zu ihrem Gedenktage die Gluckwünsche der Königlichen aatsregierung auszusprechen vnd damit die Anerkennung der Ver⸗ rste zum Ausdruck zu bringen, die sie sich um die heimische dustrie und um das Gemeinwohl erworben hat. Auf⸗ pachsen noch unter den Tradit onen des alten Preußen, hat gust Borsig mit scharfem Blick die Anforderungen der neuen 8* erfaßt“ und starken Willens das von ihm errichtete rk aus dem Rahmen handwerksmäßiger Arbeit zum umfassenden ikdetti b entwickelt Wer sich den Stand der Industrie in diesem de vor 75 Jahren vergegenwärtigt, muß die Kühnheit bewundern, der Bo sig im Besitze von wenigen tausend Talern im Ma⸗ nenbau den Kampf gegen das überlegene Ausland aufzunehmen gte und wie er es in kurzer Zeit zuwege brochte, besonders im omotivau sein Vaterland vom Ausland unabhängig zu machen. t schnehem Verständnis betrat er die Wege der neuen Technik, auf ihnen bald führend voranzuschreiten. Er schuf dem
über die Grenzen seiner Heimat⸗ stadt, diese selbst aber war stolz auf ihn und sein Werk. „Vater Borsig“ und die Maschinenbauer waren hier geradezu volkstümlich. Sein Sobn Albert dehnte das überkommene Eisenwerk und die väterliche Maschinenfabrik weiter aus und führte ihr durch die Be⸗ gründung der Berg⸗ und Hüttenwerke in Oberschlesien die Hilfsmittel zu, deren der moderne Großbetrieb bedarf. Er drang mit der Liefe⸗ rung von Lokomotiven im Auslande erfolgreich vor, und Borsigsche Maschinen, Borsigsche Dampfkessel erlangten durch die Güte der Konstruktionen Weltruf. Als er frühzeitig abberufen wurde, ließ er nicht bloß seine Kinder, ließ er auch sein Werk verwaist zurück Ihnen, den jetzigen Inhabern der Firma, war es nicht vergönnt, das Werk des Vaters in ruhiger Fortentwicklung weiterzuführen. Bei des Vaters Tode noch im Alter der Kindheit stehend, haben Sie es erst 16 Jahre später übernehmen können und dann in Gemeinschaft mit Ihrem jungen, auf dem Kampffeld der Arbeit gefallenen Bruder auf der alten Grundlage neu aufbauen müssen. Sie haben die großen Betriebe und das Hüttenwerk in Oberschlesien erweitert und durch Neuanlagen verstärkt, das Tegeler Werk ganz neu er⸗ richtet und sich eine wirksame Vertretung im Auslande geschaffen. So ist es Ihnen gelungen, Ihrer Firma im Lokomotivbau wieder eine bedeutende Stellung zu erringen, daneben Ibre Fabrikation von anderen Maschinen und von Dampfkesseln zu einer ganz ungewöhn⸗ lichen Mannigfaltigkeit und Vielseitigkeit zu bringen und im Au-lande deutscher Arbeit neue Absatzgebiete zu erobern. Den Weltruf der Firma haben Sie neu begründet. Nach fünfundsiebzigjährigem Bestehen ist sie, wie einst, ein hochangesehenes Glied der vaterländischen Industrie — dank Ihrer unermüdlichen Tätigkeit, die freilich eine wesentliche Stütze in der Sympathie fand, die dem Namen Borsig vom Vater und vom Großvater her entgegengebracht wurde. Die Königliche Staats⸗ regierung hat die Verdienste der Firma A Borsig um die Hebung der deutschen Eisenindustrie, den stets bewährten patriotischen Sinn ihrer Leiter oft und gern anerkannt. August Borsias junges Unternehmen erfreute sich der wohlwollenden Förderung Beuths, dem zu Ehren dann Borsig der Lokomotive, mit der er auf der Berliner Gewerbeausstellung von 1844 Aufsehen erregte, den Namen Beuth gab. Die Staats⸗ bahnverwaltung, die staatlichen Bergbaubetriebe stehen in dauernden Geschäftsbeziehungen zu Ihrer Firma und würdigen die Güte der Er⸗ zeugnisse Ihrer Werke. Heute darf ich Ihnen, den Chefs der Firma, einen besonderen Beweis hoher Anerkennung überbringen. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, Ihnen beiden zum heutigen Tage den Charakter als Gebeimer Kommerzienrat zu verleihen. Ich überreiche Ihnen die Patente mit meinem herzlichen Glückwunsch. Es ist bekannt, daß Sie an dem Wohlergehen Ihrer Angestellten und Arbeiter ein lebhaftes persönliches Interesse nehmen und besonders bemüht sind, zu ibnen ein gutes, auf Gerechtigkeit und Wohlwollen begründetes Ver⸗ hältnis zu erhalten; deshalb wird es Sie, hoffe ich, freuen, daß Seine Majestät ferner geruht haben, mehreren Ihrer Mit⸗ arbeiter zu diesem Tage Auszeichnungen zu verleihen.“ Der Minister gab diese Auszeichnungen sodann bekannt und schloß: „Auch Ihnen spreche ich meinen Glückwunsch aus. Mögen Sie alle noch lange zusammen wirken zur Förderung Ihres Werkes und zur Ehre der heimischen Industrie.“ 1 Es folgten Ansprachen des Oberbürgermeisters von Berlin Wermuth und der Obmänner zahlreicher Abordnungen industrieller Körperschaften. Zum Schluß gab der Geheime Kommerzienrat Konrad von Borsig den Gefühlen des Dankes für die Glückwünsche und Spenden Ausdruck. Abends fand im Festsaal des Hotels „Der Kaiserhof“ ein Festmahl zu 350 Gedecken statt, bei dem der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach einen Trink⸗ spruch auf die Brüder Ernst und Konrad von Borsig ausbrachte. Die Kinderheilstätten vom Roten Kreuz in Hohen⸗ lychen begingen gestern, hiesigen Blättern zufolge, die Feier ihres zehnjäbrigen Bestehens. Einem Festakt in der Heilstätte, zu dem sich die Mitglieder des Vorstands, Generalarzt Dr. Werner, Staatsminister von Moeller und der Professor Pannwitz sowie Freunde und Gönner des Vereins in großer Zahl eingefunden hatten, folgte die Grundsteinlegung zu einer Mittelstands⸗ heilstätte für tuberkulöse Frauen, bei der der Kammerherr von Roedern im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin die ersten Hammerschläge tat. Das Ministerium des Innern war durch den Ministerialdirektor, Professor Dr. Kirchner, das Ministerium der öffentlichen Arbeiten durch den Ministerialdirektor Hoff vertreten.
Namen Borsig einen Ruf weit
Die Eröffnungsvorstellung im Zirkus Schumann bot am Sonnabend ein glänzendes Bild aus allen Gebieten zirzensischer Kunst. In flotten „Voltigen“ zeigten sich zunächst zwei Damen, denen sich in Einzelnummern ein russischer „Troikareiterakt“, ein Tscherkessenreiter und das von Herrn Ernst Schumann, dem Neffen des Direktors, gerittene Springpferd „Dublin“ gleichwertig anreihten. Von Ernst Schumann wurde auch ein „Der goldene Ritter“ be⸗ nanntes Reiterstück mit dem Schulpferd „Don Carlos“ ausgeführt, in welchem Herr Schumann sich als ein heachtenswerter Schulreiter zeigte. Wenn ihm auch die selbstverständliche Ruhe und Sicherheit seines Oheims noch nicht in solch hbervorragender Weise wie diesem eigen ist, so sind seine Leistungen ungeachtet dessen als vollwertig zu be⸗ zeichnen. Dasselbe gilt von seinen Freih itsdressuren, die gleichfalls all emeinen Beifall des ausverkauften Hauses fanden. Ganz be⸗ sondere Anerkennung verdienten die von Herrn Kommissionsrat Schu⸗ mann erfundenen, von acht trefflichen Reitern ausgeführten neuen Sportspiele: „Schleifenraub“, „Wettstreit im Säͤbelkopf⸗ schlag“ und Preiswettkegeln zu Pferde“’, von denen das letztere bei den Zuschauern das meiste Interess Mit gespanntester Aufmerksamkeit wurden alle Würfe der an⸗ galoppferenden Kegelschützen begleitet, und jeder „Sandhase“ und „Alle Neune“ fanden im Publikum stürmischen Widerhall. Den Glanzpunkt der reitkünstlerischen Darbietungen bildete aber die von dem Direktor selbst auf dem bisherigen Rennpferd „Dünkelberg“ ge⸗ rittene „Champagnerschule“, in der das edle Tier zwischen zahlreichen aufgestellten Flaschen alle Gänge der hohen Schule mit Gewandtheit und Sicherheit unter seinem Lehrmeister ausführte. Einen gleich vor⸗ trefflichen Eindruck hinterließen auch die Freiheitsdressuren des Herrn Bono, bei dem Pferde aller Größe und Art sowie auch sechs wohl⸗ afgerichtete schwarze Pudel mitwirkten. Ebenso verdient Herr Willy Manns lobende Erwaͤhnung, der mit seinem 2000 Pfund schweren Zugpferd „Goliath“ die hohe Schule so ladellos ritt, als säße er auf einem zierlichen Zelter. Zwischendurch zeigten sich noch zu allgemeiner Belustigung eine Anzahl gelehriger Hunde, von denen ein schöner weißer Pudel in seinen Leistungen an diejenigen des „klugen Hans“ erinnerte. Ikarische Spiele zu Fuß sowie zu Pferd und Esel, Luft⸗ turner, die tatsächlich „lebenden Propellern“ glichen, komische Rad⸗ fahrer, die erstaunliche neue Künste zeigten, sowie lustige Clownszenen reihten sich ein und vervollständigten das reiche, buntgestaltete Programm. ““
Cöln, 16. September. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Gestern nachmittag 4 Uhr 15 Minuten überfuhr ein Güterzug auf dem Straßenüvergang in Kilometer 11,9 — 12,0 der Strecke Remagen — Adenau zwischen den Stationen Neuenahr und Ahrweiler einen Kraftwagen. Fünf Insassen wurden herausgeschleudert und leicht verletzt. Der Wagen wurde zer⸗ t-ümmert. Die Verletzten wurden durch den Bahnarzt in ein Krenkenhaus befördert. Der Betrieb ist nicht gestört. Die Schuld trifft den Kraftwagenführer.
Recklinghausen, 16. September. (W. T. B.) Auf der Zeche „Auguste Viktoria“ sind am Sonnabendmorgen durch Zubruchgehen einer Strecke ein Steiger und zwei Bergleute verschüttet worden, deren Bergung bisher noch nicht gelungen ist.
Wilbelmshaven, 14. September. (W. T. B.) Heute mittag wurde südwestlich von Helgoland bei einem Durchbruche⸗
fand.
manöver während eines Gefechtebildes das Torpedoboot „G 171‧ durch das Linienschiff „Zähringen“ gerammt. Das Torpedoboot sank noch 15 Minuten und liegt auf 30 m Wassertiefe 16 Seemeilen sürwestlich von Helgoland. Die Unfall⸗ stelle ist bezeichnet. Bergungsarbeiten sind eingeleitet. Nach den bisherigen Feststellungen werden vermißt: Verwaltungs⸗ schreiber Michelsen, Torpedomaschinistenmmnaat Möller, Tor⸗ pedomaschinistenmaat Koitsch, Torpedoheizer Buß, Torpedo⸗ heizer Wichmann, Torpedomatrose Schulz (Friedrich). Der Torpedomaschinistemmaat Danzerbrink ist nach vergeblichen Wiederbelebungsversuchen gestorben. Der Obermatrose Schimmel⸗ pfeng wurde mit einem Schenkelbruch in das Marinelazarett Wilhelmshaven gebracht. — Die zweite Torpedobootsflottille, zu der das verunglückte Torpedoboot „G 171“ gehört, ist heute abend um 6 Uhr in Wilhelmshaven eingelaufen; sie hatte die Flaggen halbstock gesetzt. 8
München, 16. September. (W. T. B.) Die „Münchener Neuesten Nachrichten“ melden, daß zwei Pontons beim Abbrechen einer bei Altötting über den Inn geschlagenen Brücke in der Nacht zum Sonntag untergegangen sind. Vierzehn Pioniere seien ins Wasser gefallen und zwei von ihnen ertrunken.
Stuttgart, 16. September. (W. T. B.) Die Sozialdemo⸗ kratie veranstaltete gestern vormittag 23 Protestversamm⸗ lungen gegen die Fleischteuerung. Nach den Versammlungen begaben sich viele Teilnehmer nach dem Schloßplatz. Sodann zogen die Teilnehmer, die die „Marseillaise“ sangen, auf den Marktplatz. Auf beiden Plätzen wurden Ansprachen gehalten. Ein großer Trupp zog an dem Ministerium des Innern, vor dem ein starkes Aufgebot an Schutzmännern stand, vorüber. Die Massen begaben sich dann, sozialdemokratische Lieder singend, durch die Königs⸗ und Tübingerstrafe nach dem Marienplatz. Die Polizei verhielt sich zurückhaltend.
Braunschweig, 15. September. (W. T. B.) Der Zweite Reichsdeutsche Mittelstandstag wurde heute vormittag unter starker Beteiligung von Mitgliedern aus allen Teilen des Reichs durch den Vorsitzenden, Bürgermeister Dr. Eberle aus Nossen mit einer den Arbeitsplan entwickelnden Ansprache über des Mittelstandes Notlage eröffnet. Vertreter hatten ent⸗ sandt von den Behörden des Reichs das Reichsamt des Innern und das Reichepostamt, vom preußischen Staat das Ministerium der öffentlichen Arbeiten und die Zentralgenossenschafts⸗ kasse, ferner das braunschweigische Ministerium und die Königlich sächsische Staatsregierung, die alle die Förderung des Mittelstandes in Aussicht stellten. Huldigungstelegramme wurden abgesandt an Ihre Majestäten den Kaiser und den König von Sachsen sowie an Seine Hoheit den Regenten des Herzog⸗ tums Braunschweig.
Bremen, 14. September. (W. T. B.) Die 26. Genossen⸗ chaftsversammlung der Seeberufsgenossenschaft, die heute in Bremen stattfand, war außerordentlich zahlreich besucht. um Vorsitzenden wurde Rich. C. Krogmann⸗Hamburg gewählt.
wichtige Beschlüsse über neue Unfallverhütungs⸗ vorschriften für Dampfer und Segler gefaßt, u. a. über Rudern der Besatzung in Rettungsbooten, neue Auslegung des Begriffs „Passagierdampfer“ im Zusammenhang mit Einrichtungen drahtloser Telegraphie, grundlegende Aenderung und Verschärfung der Be⸗ stimmungen über die Schotten und die Verstauung losen Getreides, Trennungsschotten von Motorbooten, Beseitigung der bisherigen Ver⸗ günstigung des Freibordverschiffens in großer Küstenfahrt. — Ge⸗ nehmigt wurden auch die vom Vorstand vorgelegten neuen Satzungen nebst Wahlordnung.
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Wien, 15. September. (W. T. B.) Die Beratungen des 23. Internationalen Eucharistischen Kongresses (vgl. Nr. 220 d. Bl.) sind gestern geschlossen worden. Der nächste Kongreß findet vom 24. bis 27. April 1913 auf Malta statt. Abends war in der Hofburg für die Teilnehmer am Kongreß Empfang, zu dem der Kaiser Franz Joseph mit sämtlichen hier weilenden Mitgliedern des Kaiserhauses erschienen war. — Den Abschluß und den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete die heutige Sakramentsprozession, die sich durch die ganz außer⸗ ordentliche Beteiligung der Wiener Bevölkerung und durch die aus dem ganzen Reiche herbeigeströmten Massen zu einer großartigen Kundgebung gestaltete. Das Programm erfuhr trotz des strömenden Regens und der kühlen Witterung keine wesent⸗ liche Aenderung, und auch der Kaiser Franz Joseph ließ sich nicht abhalten, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Der zwei Kilometer lange Zug bewegte sich vom Stephansdom über die Rotenturmstraße, den Franz Josephskai und die Ringstraße zum äußeren Burgtor. Als die Spitze des Zuges den inneren Burgplatz erreicht hatte, machte der Zug Halt. . Kardinallegat van Rossum und die übrigen Kirchenfürsten begaben sich dann in die Hofburgpfarrkirche, wo der Kardinallegat van Rossum eine Messe las. Nach Beendigung der feierlichen Handlung löste sich der Zug auf.
London, 14. September. (W. CC NZIEEEEIbn dreadnought „Audacious“ ist in Birkenhead heute glücklich vom Stapel gelaufen.
Belfast, 15. September (W. T. B.) Während eines Fuß⸗ ballspiels kam es hier am Sonnabendnachmittag zu ernsten Aus⸗ schreitungen. Angehörige der einen Partei entfalteten eine grüne Flagge, die sie unter die Zuschauer trugen. Die Anhänger der anderen Partei entfalteten den Union Jack. Daraufhin kam es zum Handgemenge, Mauer⸗ und Feldsteine wurden geschleudert. Binnen kurzem befanden sich Tausende von Leuten in einer wütenden Schlägerei. Ueberall sah man Menschen blutend zu Boden fallen. Auch Revolverschüsse wurden während des Kampfes abgefeuert. Die Schutzleute waren machtlos. Erst herbei⸗ gezogenen Verstärkungen der Schutzmannschaft gelang es, die Menge auseinanderzubringen. Krankenwagen schafften insgesamt 58 verletzte Personen ins Krankenhaus, von denen 5 Schuß⸗ wunden hatten und mehrere bedenklich verletzt waren. Am Abend war die Stadt ruhig. Verhaftungen wurden nicht vorgenommen.
Paris, 16. September. (W. T. B.) Aus mehreren Gegenden Südwest⸗Frankreichs, namentlich aus Bordeaux, Bayonne und Pau, wird gemeldet, daß in der vergangenen Nacht dort eine ziemlich heftige Erderschütterung verspürt worden sei.
St. Petersburg, 14. September. (W. T. B.) Ein Tages⸗ befehl des Kriegsministers macht bekannt: Während eines Umrittes des Kaisers auf dem Chodynkafelde kam der unerhörte Fall vor, daß ein Soldat aus der Front lief, um dem Kaiser ein Bittgesuch zu überreichen. Um Wiederholungen vorzubeugen, hat der Kaiser dem Kommandanten des Moskauer Militärbezirks befohlen, dem Kommandeur des XIII. Armeekorps eine Vorhaltung zu machen, dem Kommandeur des betreffenden Regiments eine strenge Rüge zu erteilen, dem Kommandeur des ersten Bataillons das Kommando zu nehmen und die Chefs der Kompagnie und des Zuges, dem der Soldat angehört, zu entlassen.
Kißlowodsk (Kaukasus), 15. September. (W. T. B.) In⸗ folge starker, anhaltender Regengüsse ist hier eine große Ueber⸗- schwemmung eingetreten. Brücken sind fortgerissen, viele Häuser stehen unter Wasser, zahlreiches Vieh ist in den Fluten um- gekommen.
Auch ist die Wasserleitung beschädigt worden, sodaf die Stadt ohne Wasser ist.
Madrid, 16. September. (W. T. B.) Wie aus San Se⸗ bastian und anderen Städten Nordspaniens gemeldet wird,
Der Kaiser, die Erzherzoge, der