1912 / 227 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Sep 1912 18:00:01 GMT) scan diff

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Amtsrichter Ernst Krüger bei dem Amtsgericht und

em Landgericht in Cöln, die Rechtsanwälte Fritz Julius

berger vom Landgericht II bei dem Landgericht I in Berlin, Hagen aus Jülich und Stehr aus Ohligs bei dem Amts⸗ ericht und dem Landgericht in Cöln, Hinz aus Graudenz bei em Amtsgericht und dem Landgericht in Danzig, der frühere Rechtsanwalt Dr. Graff bei dem Amtsgericht in Kemberg, die Gerichtsassessoren Wilhelm Kühne bei dem Kammergericht, Thode bei dem Oberlandesgericht in Kiel, Kraus, Dr. Max Liebert und Dr. Siegfried Moses bei dem Landgericht I in Berlin, Bruno Hoffmann und Dr. Rust bei dem Land⸗ gericht II in Berlin, Gildemeister bei dem Landgericht in Hagen, Niemeyer bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Hildes⸗ heim, Hesse bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Cöln, Mehl bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Saar⸗ brücken, Heinrich Stroh bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ gericht in Elbing, Niewolinski bei dem Amtsgericht und ritz Wolff bei dem Amts⸗ osen, Beck bei dem Amts⸗ owsky bei dem Amtsgericht in Festenberg, Epping bei dem Amtsgericht in Buer, Zenzes bei dem Amtsgericht in Gelsenkirchen, Dr. Ulmer bei dem Fig in Fischhausen, Dr. Kluge bei dem Amtsgericht enburg, die früheren Gerichtsassessoren Bergwerksdirektor

dem Landgericht in Gleiwitz, Dr. Hermann Müller bei dem Oberlandesgericht in Kiel, Dr. Sabersky und Schiemann bei dem Landgericht I in Berlin, der elsaß⸗lothringische Gerichtsassessor Menne bei dem

dem Landgericht in Konitz, Dr. gericht und dem Landgericht in gericht in Sorau N. L., Orze

in Ei a. D. Dr. Schoemann bei

Landgericht in Magdeburg. 8 Zu Gerichtsassessoren sind ernannt: Nienaber, Rieß, Marximilian König, Wendlandt, Bruck, Walter Krüger, Dr. Moser im Bezirk des Kammer⸗ erichts, Dr. Kurt Sternberg, Graf von Rothkirch Frei⸗ herr von Trach, Dr. Reuter im Bezirk des Oberlandes⸗ gerichts zu Breslau, Feldt im Bezirk des Oberlandesgerichts zu Cassel, Pfeffer, Oppenheimer im Bezirk des Ober⸗ landesgerichts zu Cöln, Weskott im Bezirk des Oberlandes⸗ E zu Düsseldorf, Rinke, Forckenbeck im Bezirk des berlandesgerichts zu Hamm, Walter Hinz, Düsing im Bezirk des Oberlandesgerichts zu Marienwerder, Dr. Lotze im Bezirk des Oberlandesgerichts zu Naumburg a. S., Dr. Richard Dr. Nordmann im Bezirk des Oberlandes⸗ „Heinrich im Bezirk des Oberlandes⸗

Aus dem Justizdienste sind geschieden: die Gerichtsassessoren Lampe infolge seiner Uebernahme in die Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern, Oertel infolge seiner Uebernahme in die Verwaltung der direkten Steuern.

Den Gerichtsassessoren Siegfried Bernstein, Dr. Ebeling und Dr. Siegfried Jacob ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Justizdienst erteilt. 8 Der Landgerichtsrat Buchholtz in Cottbus, der Amts⸗ richter Steinberg in Naugard, der Erste Amtsanwalt, Ssctaatsanwaltschaftsrat Dr. Weygand in Düsseldorf, die Rechtsanwälte und Notare Justizrat Paul Michaelis in Berlin, Justizrat Gustav Stroh in Elbing, Keck in Segeberg und Czygan in Sensburg und der Rechtsanwalt Dr. Borinski sowie der Gerichtsassessor Waldemar Schwarz sind gestorben.

Ministerium für Handel und Gewerbe. 8 88

Der Firma Franz Clouth, Rheinische Gummi⸗ warenfabrik mit beschränkter Haftung in Cöln⸗Nippes st die Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen in

Silber verliehen worden

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Bekanntmachung.

ie im Etatsjahre 1911 eingelösten Staats⸗ schuldurkunden (Schuldverschreibungen und Schatzanweisungen) über 258 227 607 73 sind heute nach Vorschrift des § 16 des Gesetzes vom 24. Februar 1850 von der Staats⸗ schuldenkommission und uns unter gemeinschaftlichen Verschluß genommen worden. Verzeichnisse der eingelösten Schuldurkunden, geordnet ach Schuldgattungen, Litern, Nummern und Geldbeträgen, iegen in der Zeit vom 25. September bis 24. Oktober d. J., werktäglich von 9 bis 1 Uhr, bei der Kontrolle der Staats⸗ apiere, Berlin SW., Oranienstraße 92/94, Erdgeschoß links, m Schalter 1 zu jedermanns Einsicht aus.

Berlin, den 13. September 1912.

auptverwaltung der Staatsschulden. Zwicker.

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Bekanntmachung.

Nachdem über die Rechnungen der Staatsschuldentilgungs⸗ kasse und der für das Etatsjahr 1909 von beiden Häusern des Landtages Entlastung erteilt worden ist, sind die nach diesen Rechnungen eingelösten und nach unserer Bekanntmachung vom 25. Oktober 1910 in Verwahrung

genommenen Staatsschuldurkunden über 23 614 322 76 heute in Gemäßheit des § 17 des Gesetzes vom 24. Februar 1850 im Beisein von Mitgliedern der Staats⸗ schuldenkommission und unserer Verwaltung durch Feuer vernichtet worden.

Berlin, den 13. September 1912.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Zwicker.

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Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für

Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer aus der Provinz Ostpreußen;

Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichsjustizamts Lisco vom Urlaub.

die Referendare

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Kriegsfertigkeit aus. Rominten,

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in kirchenpolitischen gebunden, die deß 1482 fassungsbeilage Casselmann habe

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beseitigen.

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lichen Regierung Goedecke in Geldern der Königlichen Regierung in Münster und der Regierungsrat Dr. Janik aus Gumbinnen der König⸗ lichen Regierung in Lüneburg zur weiteren dienstlichen Ver⸗ wendung überwiesen worden.

Die Regierungsreferendare Lange in Breslau, Prien in in Potsdam haben die zweite

Posen und von S z en höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Staatsprüfung

Wilhelmshaven, Herbstmanöver der Flotte hat Seine Majestät der Kaiser und König laut Meldung des „W. T. B.“ folgenden Funk⸗ spruch an die Flotte gerichtet: Ich spreche der Hochseeflotte und den ihr für die Herbstübungen zugeteilten Verbänden sowie den Streitkräften der Küstenverteidigung Meine volle Anerkennung für die Mir gezeigten Leistungen und den wärmsten Dank für die mühevolle, treue Arbeit zur Hebung unserer

Deutsches beiae 1“

Preußen. Berlin, 23. September 1912.

Dem Regierungsassessor Dr. Kieckebusch in Posen 98 die kommissarische Verwaltung des Landratsamtes im Kreise Strelno, Regierungsbezirk Bromberg, übertragen worden.

Der Regierungsassessor Sack aus Büren ist der König⸗ in Gumbinnen,

8”

1 Der Präsident der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse, Wirkliche Geheime Oberfinanzrat Dr. Heiligenstadt ist von Dienstreise nach Berlin zurückgekehrt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 20. d. M. S. M. S. „Jaguar“ in Nagasaki und S. M. au“ in Canton eingetroffen.

22. September. Kaiserlichen und Königlichen Majestäten und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Viktoria Luise in Groß Rominten erfolgte, wie „W. T. B.“ meldet, Nachmittags 4 Uhr 10 Minuten. Vom Bahnhof fuhren die Majestäten und Krinzefhan im Automobil nach dem Jagdschloß Rominten, ie um 4 Uhr 30 Minnten eintrafen.

5* 2 2 2 2 ne Königliche Hoheit Joseph in Bayern, der zweite, im 25. Lebensjahre stehende Sohn des verstorbenen Herzogs Karl Theodor, der vor einigen Tagen erkrankte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, um 8 Uhr 20 Minuten sanft verschieden. 1 Ein gestern abend ausgegebenes Bulletin 6gGee. 1 Seine Königliche Hoheit der Herzog Franz Josep Tagen in Possenhofenlerkrankt, und zwar an einer akut einsetzenden sieberhaften Halsentzündung. Tagen, aber das Fieber blieb fortbestehen. sich in ursächlichem Zusam menhange mit dieser infektiösen Halsent⸗ zündung die ersten Zeichen von d begann und rasch aufsteigend die Rumpfmuskulatur und auch die Atmungsorgane ergriff. Infolge des Fortschreitens der Lähmung nach den Atmungsorganen besteht Lebensgefahr. Bei der vorgestrigen Beratung der Kirchengemeinde⸗ ordnung in der Reichsratskammer kam der Minister⸗ räsident Dr. Freiherr von Hertling auf die Angriffe zurück, ie Abg. Dr. Casselmann in der Sitzung der Zweiten Kammer am 11. September gegen ihn wegen seiner damaligen Berichte über die Kirchengemeindeordnung gerichtet hatte, und erklärte laut Bericht des „W. T. B.“: ngriff sei nur ein Glied der ununterbrochenen Kette von Angriffen, die seit sieben Monaten gegen ihn gerichtet würden, und die alle dahin abzielten, ihn als ungeeignet erscheinen zu lassen, die Stelle zu bekleiden, auf die ihn das A Deshalb dürfe er nicht schweigen, denn sonst könnte sein Schweigen neuerdings Anlaß zu Angriffen geben.

Fragen er beschworen habe.

dem

irgendwie sodann Anstoß Schwierigkeiten erwähnt habe, die aus dem Widerspruch zwischen Konkordat und Religionsedikt entstanden seien, und daß er als ferneres Ziel der Gesetzgebung bezeichnet habe, diese Schwierigkeiten zu Er habe damit an den ordnungsmäßigen, verfassungs⸗ mäßigen Weg gedacht und gerade deswegen habe er das in der Ferne liegendes bezeichnet. einem „Antasten der Kronrechte“ gesprochen habe, so müsse er das als eine öö bezeichnen. Der Minister drückte schließlich seine Befriedigung aus über das nun zustande kommende, auf dem Boden der Verfassung stehende Kirchengemeindegesetz. Nachdem das Haus den von der Abgeordnetenkammer vor⸗ genommenen Abänderungen ohne Debatte zugestimmt hatte, wurde die Kirchengemeindeordnung in namentlicher Abstimmung einstimmig angenommen. 1 Gn der vorgestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wandte sich der Verkehrsminister von Seid⸗ lein gegen den Abg. von Buttmann, der ausgeführt hatte, daß in der Pfalz nicht so viele Lokomotiven um alle Züge führen zu können, und daß im Falle eines nur die Regierungsräte stellen könne und ß schinen und das Personal stellen müßte. Minister erklärte, obiger Quelle zufolge: Aus wirtschaftlichen Gründen gingen preußische Lokomotiven wie auch umgekehrt bayerische auf die Nachbarstaaten über, das sei auch in Baden, in den Reichslanden usw. der Fall. Diese Vereinbarungen seien so getroffen, daß sich die Leistungen gegenseitig ausglichen. Der Abgeordnete möge doch daran denken, welche Schlüsse im Auslande aus solchen Darstellungen gezogen werden könnten. bedauere diese Ausführungen lebhaft und stelle fest, daß die Pfalz⸗ bahnen in jeder Hinsicht den Anforderungen gewachsen seien, die im Kriegsfalle an sie gestellt werden würden.

der Regierungsassessor

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Flußkbt.

22. September. Am Schlusse der

Die Ankunft Ihrer

Bayern.

der Herzog Franz

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war vor neun

Diese besserte sich zwar in den nächsten Vor drei Tagen machten

mung geltend, die an den Füßen

(gez.) Professor Müller.

llerhöchste Vertrauen berufen

Er wisse sich die Verfassung ihm nicht in zweiten Ver⸗ Der Abg. daß er die

durchaus an

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Rechtsbestand der rütteln zu wollen.

daran genommen,

1b Ziel als ein Wenn man ihm gegenüber also von

seien,

Der

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Wie „W. T.

nach Wien abgereist.

Oesterreich⸗Ungarn.

8 B.“ aus Budapest meldet, dreißig Abgeordnete, Mitglieder der nachmittag unter Führung des Grafen Michael von Karolyi

eeldet, sind siebenund⸗ positionsparteien, gestern

—— Der ungarische Finanzminister Teleszky gab gen im Wahlbezirk Nagybecskerek einen Rechenschafisberith der sich zu einem Exposé zum Penehg mteg⸗ gestaltete die wirtschaftliche Lage des Landes eingehend beleuchtete. Minister erklärte, obiger Quelle zufolge: 8

Die volkswirtschaftliche Lage des Landes ist günstig, was auch Schlußrechnungen von 1911 erweisen, die mit 62 Millionen Ues schuß abschließen, wobei von der im Budget vorgesehenen Ren emission von 156 Millionen nur 112 Millionen emittiert wur Auch in diesem Jahre war eine Emission unnötig. Im nächt Jahre wird angesichts der geplanten großen Investitionen 8 Rentenemission beabsichtigt. Diese Emission wird größer sein alz Investitionen, weil auch Mittel beschafft werden sollen, um Volkswirtschaft tunlichst zu Hilfe zu kommen. Von Schwigt keiten kann bei uns nicht die Rede sein. Die Kreditschwie keiten sind hauptsächlich auf Zurückziehung des ausländisf Kapitals zurückzuführen. Von willkürlichen oder übermifßi Kreditentziehungen kann überhaupt nicht die Rede sein, n. weniger davon, daß auf der Budapester Börse ungesun Verhältnisse herrschen oder übermäßiges Börsenspiel getrieben nisß Man kann höchstens von vorübergehenden Schwierigkeiten spretz⸗ bei deren Gesundung der gemeinsamen österreichisch⸗ungarischen Not⸗ bank eine sroße Mission zufällt, die beweist, daß sie diese Auf besser erfüllt, als eine selbständige Bank tun könnte. Auch die n gierung und die Großbanken werden ihr Möglichstes zur Saniern der Verhältnisse tun.

Großbritannien und Irland.

Der russische Minister des Aeußern Ssasanow hat vy gestern nachmittag in Begleitung des Botschafters Graf Benckg⸗ dorff dem Staatssekretär Grey im Auswärtigen Amt ein Besuch abgestattet, der nach einer Meldung des „W. T. P. den Charakter einer nicht förmlichen Vorbesprechung für t. Konferenz in Balmoral trug, wohin Ssasanow gestern aben abgereist ist.

Die jüngsten Erlasse der Admiralität lassen die künftzg Bedeutung Nordschottlands für die Marine erkenne Obiger Quelle zufolge werden danach die gesamten englische Torpedojägerflottillen vollständig mobilisiert unter dem Kon⸗ mando eines Senior Commodore sich am 27. September i der Scapabay, der neuen strategischen Flottenbasis in da Orkneyinseln, zu kombinierten Manövern versammeln. T—h. Flottillen, die die erste Gefechtslinie ausmachen, stehen jet ständig in Dienst und umfassen vier große Depotkreuzer, ach schnelle Kreuzer und 68 neue schnelle Torpedojäger. Dies das erste Mal, daß sämtliche Flottillen des ersten Geschwader unter dem Kommando des ältesten Offiziers vereinigt, g gemeinsamen Manövern zusammentreten. 8

8 ESpanien.

Nach einer Depesche des „W. T. B.“ aus Barcelom haben die Eisenbahner beschlosfen, ihrem Komitee das Ve⸗ trauen auszusprechen; das Komitee wird den Streik erklärm, wenn ihm der Zeitpunkt günstig erscheint. Damit wird der geplante Streik als gescheitert betrachtet

Die Pforte hat vorgestern das Proto rats, betreffend die für sämtliche Provinzen der Türkei b⸗ schlossenen Reformen, veröffentlicht. Laut Meldung des

T. B.“ heißt es in dem Protokoll:

Der Minister des Aeußern hat dem Ministerrat einen Bericht vor⸗ gelegt, der auf die bekannten Erklärungen der Botschafter bezüglich der Lage in Rumelien und die Albanien betreffenden Beschlüsse somte die Besprechungen des Botschafters in St. Petersburg Turchan Pasch mit dem Minister des Aeußern Ssassonow Bezug nimmt und wie Notwendigkeit darlegt, den Provinzbehörden klare Instruktionen z erteilen, um die Ursachen aus der Welt zu schaffen, die ein gutes Ein⸗ vernehmen zwischen den verschiedenen Bevölkerungselementen Rumelien verhindern, um Billigkeit in den Beziehungen zwischen der Bebvölk⸗⸗ rung und den Behörden und die Aufre VerFltanf der öffentlichen Ordnung zu sichern, sowie schließlich die Beschlüsse betreffs Albanien in der ganzen Türkei nach den lokalen Bedürfnissen durchzuführen. Der Ministerrat 8. auch den dieselben Fragen betreffenden Bericht des Ministers des Innern vom 10. d. M. zur genommen, worin folgende Maßnahmen empfohlen werden: 8 1) Fortsetzung der See der allgemeinen Gesetze überal, wo eine Gerichtsorganisation besteht; in denjenigen Wilajets Albaniens, wo eine solche Organisation nicht besteht, soll bis zur Einführung solcher Organisationen wegen der Verschiedenheit der Bevölkerumg das lokale Gewohnheitsrecht angewendet werden. Das Justi⸗ ministerium soll diesbezügliche Gesetzentwürfe vorbereiten und den Parlament vorlegen. 2) Die Leiter der Ressortministerien haben alles aufzuwenden, bei der Bestellung von Beamten sich nicht von Rücksichten auf die Rasee oder Religion leiten zu lassen. Unter den die erforderliche Eignung besitzenden Personen ist jenen der Vorzug zu geben, welche die öt⸗ lichen Gebräuche, Sprachen und Bedürfnisse kennen. 3) Die Ministerien für Unterricht und Ackerbau werden auf⸗ gefordert, in allen Hauptorten der Wilajets und der Sandschaks, deren Einwohner dreihunderttausend Personen übersteigen, Lyzeen und Land⸗ wirischaftsschulen zu errichten und in den Lehrplan dieser Schulen die Ortssprache aufzunehmen. 8 4) Kredite zu bewilligen für die Errichtung theologischer Lehr⸗ anstalten überall dort, wo ein Bedürfnis hierfür vorhanden ist. 5) Da sich das Arbeitsministerium bereits mit dem Bau von erforderlichen Eisenbahnen und Straßen beschäftigt, sollen alle Pro⸗ vinzen aufgefordert werden, den Ministerien für öffentliche Arbetter und für Ackerbau die noch erforderlichen Eisenbahnlinien, Straßen, Ausbaggerungen der Flüsse und Bewässerungen namhaft zu machen, um den Handel und Ackerbau sowie die Ausbeutung der Gruben und Waldungen zu fördern. 9 6) Die Wilajets aufzufordern, unverzüglich eine detalllierte Liste der Gemeinden anzulegen, deren Bildung angezeigt erscheint. 7) Auf alle Wilajets Rumeliens die Entschließung, betreffend den Militärdienst der rbanesischen Rekruten, die außer in Kriegs⸗ zeiten und bei außerordentlichen Ereignissen im Innern des Landes den Dienst in den Heimatkorps ableisten sollen, in analoger Weise anzuwenden.

Wie „W. T. B.“ meldet, hat die Pforte, sicheren Informationen zufolge, nach Ablehnung des letzten italienischen Vorschlages, der die Proklamation der Unabhängigkei Libyens geclancs einen Gegenvorschlag gemacht, der darauf hinauslief, in Libyen ein autonomes Regime bei gleichzeitiger italienischer Okkupation zu errichten. An der Spitze der Verwaltung soll ein Würden⸗ träger stehen, dem eine ähnliche Stellung wie dem Khediven von Aegypten zuzubilligen sei. Darauf machten die italienischen Delegierten neuerlich einen Gegenvor⸗ schlag, wonach Italien die Anwesenheit eines eeinzigen ottomanischen Würdenträgers in Libyen zulassen wollte, der den Rang eines Paschas einnehmen und sich nur mit den An⸗ gelegenheiten des Vakufs und dem Dienst der öffentlichen

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koll des Minister

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Schuld be en sollte. Der türkische Ministerrat beriet über diesen Vorschlag. Die Meinungen waren geteilt. Nach laugen

batten sprach sich die Mehrheit der Minister für Ablehnung 2 Gegenvorschlages und für Fortsebung des Krieges aus.

Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge sind vor⸗ gestern dreihundertfünfzig Kreter, darunter einige Offiziere, in Marathon Campos auf Samos ganz unerwartet gelandet und marschieren gegen Karlovasi und Vathy, um zum Aufstand zu schüren. Die türkische Besatzung hat sich in Vathy, wo ein Zusammenstoß wahrscheinlich ist, verschanzt. Die französische Regierung hat sich entschlossen, den Panzer⸗ kreuzer „Bruix“, der augenblicklich in Kanea ist, nach Samos zu entsenden. Es wird erwartet, daß England diesem Bei⸗

iel folgt. 8. Das mit dem französischen Dampfer „Danube“ in Saloniki angelangte, für Serbien bestimmte Kriegs⸗ material, von dem bereits zwanzig Waggons mit Erlaubnis der türkischen Regierung nach Serbien unterwegs sind, ist gestern infolge plötzlich eingetroffener Anordnungen der Pforte in der Grenzstation Zibeftsche zurückgehalten.

Bulgarien.

Mit Rücksicht auf die bisher erzielten ausgezeichneten Ergebnisse und zur Erleichterung des Getreidetransports durch Verwendung der für den Transport der Truppen in Anspruch enommenen Waggons sind, wie „W. T. B.“ meldet, auf Beschluß der Regierung, entgegen den ursprünglichen Dispo⸗ sitionen, die großen Manöver am Sonnabend beendet

orden. Die „Bulgarische Telegraphen⸗Agentur“ meldet:

Gegenüber Konstantinopler Meldungen, daß die Pforte beun⸗ ruhigende Informationen bezüglich der Haltung Bulgariens erhalten und daß ein sofort einberufener Ministerrat die Maßnahmen beraten habe, die die türkische Regierung zu treffen habe, um der⸗ artigen alarmierenden Gerüchten die Spitze zu bieten, sind wir er⸗ mächtigt, zu crklären, daß der Pforte keine alarmierende Mitteilung zukommen konnte, da die bulgarische Regierung sich von der von ihr eingehaltenen Linie friedlicher Haltung nicht entfernt hat, was am besten dadurch dargetan wird, daß die Truppen, die an den großen Manövern bei Schumen teilgenommen haben, wieder in ihre Gar⸗ nisonorte beordert wurden.

Asien.

Nach Meldungen der „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“ aus Sudschbulak hat zwischen Kurden des Manguren⸗ stammes, die längst auf die Seite der Türken übergegangen waren, und türkischen Fußsoldaten, die auf Befehl der türkischen Gesandtschaft in Teheran den Manguren eines der von ihnen eingenommenen Dörfer wegnehmen sollten, ein heftiger zusammenstoß stattgefunden, bei dem es mehrere Tote und Verwundete gab. Die Türken zogen sich in Unordnung zurück.

In Täbris macht sich eine Bewegung zugunsten des früheren Schahs bemerkbar, von dessen schleuniger Rückkehr die Bevölkerung ein Ende der Anarchie erhofft.

Der chinesische Finanzminister hat, wie „W. T. B.“ meldet, kategorisch die Bedingungen der Sechsmächte⸗

ruppe abgelehnt, die eine starke Sicherheitskontrolle und bas Optionsrecht bei zukünftigen Anleihen, die innerhalb der nächsten fünf Jahre erfolgen würden, vorsehen. ,

Auf Befehl aus Peking sind die Kriegsoperationen gegen die innere Mongolei unterbrochen und, der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge, der General⸗ gouverneur beauftragt worden, die Friedensverhandlungen wieder aufzunehmen. 8

Aus Charbin in der xb eingetroffene briefliche Meldungen bestätigen, daß die chine ischen Expeditions⸗ truppen gegen die Mongolen in grausamster Weise vorgegangen sind und weder Weiber noch Kinder geschont haben. Nach der Plünderung und Einäscherung eines Klosters wurde die das Kloster umwohnende Bevölkerung niedergemacht. In der Um⸗ gegend von zwei anderen zerstörten Mongolenklöstern wurden mehrere Tausend Mongolen massakriert. Viele von ihnen wurden lebend verbrannt, die Leichen der Weiber und Kinder verstimmelt. Der Fürst Unai, dessen Familienmitglieder um⸗ gebracht worden sind, konnte sich und seine Gattin mit knapper Not in Sicherheit bringen. 1 . 8

Nach dem Beispiel des eigentlichen China werden überall in der Mandschurei Abteilungen der Gesellschaft „Schutz des Vaterlandes“ organisiert. Die Gesellschaft hat die Aufgabe, die Mandschurei, die Mongolei und Tibet für China zu bewahren. Die Verwaltungsbehörden haben aus Peking die Weisung erhalten, die Gesellschaft zu unterstützen.

Afrika.

Am Tage der Ankunft des Generalresidenten Lyautey in Saffi hat sich ein Zwischenfall ereignete, über den „W. T. B.“ wie folgt berichtet:

Ein eingeborener Scheich, Mohammed Ben Kadur, der sich als Makler des spanischen Schutzgenossen Garrero bezeichnete, ließ zwölf Reiter gefangen nehmen, die mit dem Kaid Adfa f. kommen waren, um Lvautey einen Besuch abzustatten. Die französischen Behörden unternahmen bei dem spanischen Konsul in Saffi Schritte, um die Freilassung der Gefangenen zu erwirken. Zuerst erklärte der spanische Konsul, von dem Vorfall nichts zu wissen, dann als er des Gegenteils überführt wurde, antwortete er dem Vertreter des französischen Konsuls, daß dieser ohne Auftrag des Generalresidenten handle. Der spanische Konsul wußte nämlich nicht, daß der Generalresident an Bord des „Du Chayla“ durch ein drahtloses Telegramm des vor Saffi ankernden Kriegsschiffes „Jules Ferry“ auf dem laufenden gehalten wurde, und leiseete böswillig Widerstand, indem er den Vertreter des ea9 Konsuls dreimal anlog. Lyautey ließ daher den spanischen onsul wissen, daß er angesschts seiner Hallung die Freilassung der Ge⸗ fangenen, die willkürlich eingekerkert worden seien, durch den Machsen bewirken lassen werde. Da diese dringende Aufforderuns ohne Ant⸗ wort blieb, benachrichtigte der Generalresident den Khalifen, der den

kommandanten des Tabors beauftragte, mit seiner Truppe einzu⸗ schreiten und die Gefangenen zu befreien. Dies geschah dann auch ohne Zwischenfall. Zwei Gefangene waren schon vorher gegen Löse⸗ geld freigelassen worden. 1 Der Generalresident Lyautey ist vorgestern in Rabat eingetroffen. . der rätendent El Hiba hat Tarudant verlassen und sich nach Süden gewandt. Vierzig Kilometer von Marrakesch 8 neue Ansammlungen 8 El Hiba günstig gesinnten esfiana und Taggane gemeldet. .

Das fürkische Kriegsministerium veröffentlicht, wie „W. T. B.“ meldet, Telegramme aus Benghasi, wonach der Angriff der Italiener am 14. d. M. bei Derna, ins⸗ besondere gegen die Positionen Said Abdullah schließlich vwrückgesc=hlagen wurde. Auf türkischer Seite wurden zwei

reiwillige getötet und ein türkischer Soldat sowie ein Araber verwundet. Die Verluste der Italiener waren größer. Eine

g Depesche berichtet über den Kampf am 17. d. M.: Die

urko⸗Araber griffen die zehn Kilometer östlich von Derna befind⸗

lichen Positionen an. Der Kampf dauert fünfzehn Stunden. Die

ö

Turko⸗Araber besetzten zu Beginn des h-de ses die Positionen im italienischen Zentrum, die sie jedoch, na die Italiener, die von dem Feuer der Kriegsschiffe unterstützt wurden, Ver⸗ ö erhalten hatten, wieder räumen mußten. Auf seiten er Türken sind ein Leutnant und hundert Mann re ulärer und Miliztruppen getötet und zwei Offiziere sowie etwa undert Mann, darunter der Chef der Senussi, Said Hamid, verwundet worden. Die Türken erbeuteten 110 Gewehre und eine Menge Kriegsmaterial. Die Verluste der Italiener werden auf über zweihundert Tote geschätzt. . 1“

Ze diesen Depeschen des türkischen Kriegsministeriums ver⸗ öffentlicht die „Agenzia Stefani“ folgende Note: 1

Auch bei den vollständigsten Niederlagen geht die ottomanische Regierung von dem bisher befolgten System der Unwahrheit nicht ab. Selbst die türkische Version gibt zu, daß die Türken und Araber die eroberten Stellungen preisgeben mußten. Was die arabisch⸗türkischen Verluste anlangt, so ist bekannt, daß die italienischen Truppen bereits am 19. d. M. 1134 Leichen von Feinden begraben haben. Viele . Leichname wurden am folgenden Tage bereits beerdigt auf⸗ gefunden.

Der General Ragni meldet, obiger Quelle zufolge, unter dem 20. d. M. telegraphisch aus Tripolis:

Heute habe ich mich, wie ich beschlossen hatte, nach einem er⸗ bitterten Kampfe von zehn Stunden Dauer der Oase Zanzur, der westlich gelegenen Höhe Sidibelbai und einer weiteren südlich gelegenen Höhe bemächtigt. Seit dem Abend vorher waren die zu der Aktion bestimmten Trupven zwischen Gargaresch und Zanzur zu⸗ sammengezogen worden. Ein Teil der Truppen, unterstützt von Artillerie, sollte quer durch die Oase 8e. die sich im Norden bis zum Meere, im Süden bis zur Wüste ausdehnt. Gegen 5 ½ Uhr begann die Artillerie das Feuer. Nach einer halben Stunde drangen die Truppen in die Oase ein und besetzten sie nach einem heftigen und er⸗ müdenden Kampfe. Gegen 8 ⅛½ Uhr wurde die Höhe Sidibelhai erobert und dort die llaltenische Flagge gehißt. Dann wurden unverzüglich die Befestigungsarbeiten begonnen. Gegen Mittag schien der Kampf, der stets guͤnstig für die Italiener verlaufen war, abzuflauen, bis dann eine starke feindliche Kolonne, die aus Suani Beni Aden hervorbrach, in den Kampf hineingezogen wurde. Sie war bereits durch Drachen, die über den Steinbrüchen von Gheran in der Mitte der Straße Zanzur— Gargaresch aufgestiegen waren, und durch den Luft⸗ schiffer Novellio gemeldet worden. Ich befahl darauf der Reserve, vorzurücken. Die italienischen Truppen warfen die Angriffe dieser feindlichen Kolonnen, die so beftig erfolgten, daß so⸗ gar die Artilleristen das Seitengewehr ziehen mußten, zurück und gingen unverzüglich, unterstützt durch die hinzuge⸗ kommene Reserve, zum Gegenangriff über. Der Feind wurde dadurch zur Flucht gezwungen und einige Kilometer lang durch die italienischen Truppen verfolgt. Um 6 Uhr begann der Kampf schwächer zu werden, und mit einbrechender Nacht hörte er vollständig auf. Die italienischen Truppen biwakierten in den eroberten Stellungen, die weiterhin befestigt werden. Die Verluste der Italiener werden auf zweihundert Tote und Verwundete geschätzt, die des Feindes sind sehr bedeutend, aber noch nicht genau festgestellt worden.

Kunst und Wissenschaft.

In der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunst⸗ ewerbemuseums, Prinz Albrechtstraße 8, beginnt das Winter⸗ halbjahr 1912/13 am 14. Oktober. Die Anmeldungen haben daselbst Zimmer 55 in der Zeit vom 23. bis 28. September von 9. bis 2 8 zu erfolgen. Hierbei sind von den Bewerbern Arbeiten vor⸗ zulegen, die ein Urteil über ihre Befähigung und über Art und 88e der bisher genossenen Vorbildung gestatten. Die Aufnahme⸗ prüfungen, von deren Ergebnis die zunächst probeweise Aufnahme ab⸗ hängt, finden vom 3. bis 9. Oktober statt. Literatur.

München undseine Bauten. Herausgegeben vom Bayerischen a. Eehn und Ingenieurverein. Verlag von F. Bruckmann A⸗G., Müncken. Preis gebunden 24 ℳ. Seit der Herausgabe des „Bau⸗ technischen Führers durch München“ als Festschrift zur Generalver⸗ sammlung des Verbandes Deutscher Architekten⸗ und Ingenieur⸗ Vereine im Jahre 1876 ist keine umfassende Veröffentlichung über Münchens Bauten erfolgt, und so gab dem Bayerischen Architekten⸗ und Ingenseurverein die diesjährige Verbandstagung in München den Anlaß zur Herausgabe des vorliegenden größeren Werks. Die Aufgabe war eine zweifache: es sollte den geschichtlichen Bauten Münchens eine würdige Aufnahme in dem Buche gesichert werden, und das architektonische Schaffen der Neuzeit in vollem Umfang Platz finden. Eine kurze Einleitung gibt Aufschluß über die geologisch⸗ geographischen und die klimatisch⸗meteorologischen Verhältnisse der Stadt und dann führen uns Dr. Trautmann und Professor Dr. Willich in das geschichtliche Werden des Orts ein. Das Ergebnis der ersten vierhundertjährigen Entwicklung stellt sich in dem Sandtnerschen Holzmodell vom Jahre 1571 dar, das sich im wesentlichen mit dem München der Gotik deckt, einer Stadt schlichter Schönheit mit klar geführten Verkehrsstraßen und über⸗ raschend weiträumigen Platzanlagen. Die Türme der Frauenkirche beherrschen das Stadtbild mit den verschiedenen Typen 'der Bürger⸗ haͤuser, Klosteranlagen, Herbergen und Höfe, die in zahllosen Stichen und Aufnahmen nach Sandtners Modell dargestellt sind. Die Zeit der Renaissance konnte die germanische Bauart nicht verdrängen, sondern brachte eine Verschmelzung itallenischer und deutscher Kunst hervor, wie sie sich in der Michaeliskirche von Sustris kundgibt, und erst das Barock und Rokoko verbreiten eine italienische und französische Fremd⸗ herrschaft in der Kunst, die mit ihrem Geiste Schlösser, Kirchen und Patrizierhäuser durchsetzt. Wir sehen, wie der Klassizismus unter englischen Einflüssen selbständige, harmonische Schöpfungen hervor⸗ bringt, und bewundern schluüßlich den gewaltigen Bausinn Ludwigs I., der aber den Niedergang der Kunst im Bruch mit der Ueberlieferung nicht mehr aufzuhalten vermag. Die Bestrebungen zum Wieder⸗ anschluß an die beimische Ueberlieferung gingen vom Kunstgewerbe⸗ verein aus. Die auf dieser Richtung liegenden Bauten meist noch beute tätiger Künstler bilden den zweiten Teil des Buches. Alles, was in München an Kirchen, Privatbauten, Staatsbauten und städti⸗ schen Bauten Bedeutenderes bis in die jüngste Zeit e wurde, ist hier unter erläuternden Angaben der zuständigen 2 rchitekten wieder⸗ gegeben. So spricht Professor von Schmidt über die Kirchen, Svnagogen, Friedhofbauten mit ihren Nebengebäuden; Professor Littmann gibt einige geschichtliche Daten über die Münchener Theater, um dann die neueren Anlagen und die Saalbhauten zu würdigen, und F. von Tiersch führt uns durch die Hotels, Cafés und Wirtschaften, deren Entwicklung mit den Brauhäusern parallel geht. Es folgen, von anderen bekannten Persönlichkeiten erklärt, Vereinshäuser, unge⸗ zählte Geschäfts⸗ und Miethäuser, Verwaltungsgebäude, Banken, Ein⸗ familienhäuser, Baugruppen für Kleinwohnungen, Pavillons, Gärten und Denkmale. Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung bewirkte auch eine bedeutende Zunahme der staatlichen Bautätigkeit; es er⸗ folgten die nach Umfang und nach ihrer künstlerischen Auffassung bedeutenden Anlagen im Bereiche der einzel⸗ nen Ministerien, der Kreisgemeinde Oberbayern und der Neuhau des dentschen Museums. Schließlich fand das weite Gebiet der städtischen Bauten ausführliche Aufnahme; neben den Hochbauten wurden auch Angaben über Wasserversorgung, Kanalisation, Straßen⸗, Wasser⸗ und Brückenbau, Stadterweiterung und Bauordnung, Straßenbahn, Gasanstalt usw. nicht vergessen; einiges Wissenswerte über Baumaterialien,

Das Werk ist gediegen ausgestattet und enthält 1200 Fenüscce Ab⸗ bildungen sowfe einen Staffelbauplan 1:20 000. Die sehr sorg⸗ fältige Vorbereitung des Materials und die mustergültige Bearbeitung durch hervorragende Fachmänner des Vereins machen es recht wertvoll.

Fischerei.

A. F. Den lange gehegten Vorsatz einer Besichtigung des „Königlichen Biologischen Instituts für Binnenfischerei am Müggelsee hat die „Brandenburgia“, Gesellschaft für Heimat⸗ kunde, gelegentlich einer Wanderfahrt nach Friedrichshagen ausgeführt. Schon vor Jahren war vom zweiten Vorsitzenden der Gesellschaft, Geheimen Justizrat Uhles, welcher auch dem Deutschen Fischereiverein nahe steht, in einem längeren Vortrag (vergl. Nr. 122 des „D. R.⸗A. vom 27. Mai 1910) zu diesem Besuche eingeladen worden. Unter der Aegide des genannten Herrn und geführt vom Direktor des Instituts, Professor Dr. Schiemenz, gewannen die überaus zahlreich erschienenen Mitglieder der „Brandenburgia“ im Laufe weniger Stunden einen sie in hohem Grade fesselnden Einblick in die wichtigen Aufgaben und Arbeiten der von dem jungen märkischen Provir zialfischerewverein unter Besiegung zahlreicher Schwierigkeiten ins Leben gerufenen Anstalt. Nachdem die Fischzuchtbassins, die Teichanlagen und die mannigfaltigen Lehr⸗ mittel in Augenschein genommen und erläutert waren, erfreute Professor Schiemenz im großen Lehrsaal, dessen Fenster auf den prächtigen See hinausgehen, durch einen in großen Zügen unterrichtenden Vortrag: Zweck der Anstalt ist, der Binnenfischerei ein allseitiger Berater zu sein, sie nach äußerster lichkeit zu fördern und die verschiedensten Interessenten, vom einfachen Fischer, bis zum hohen Wasserbaubeamten, zu belehren. Dieser Zweck bedingt die ein⸗ gebende Beschäftigung mit einer großen Fülle von besonderen Aufgaben, die ausnahmslos sorgfältig studiert und wissenschaftlich be⸗ handelt sein wollen, die jedoch nicht bloß Arbeit für den Kopf, sondern auch für die Hände und vornehmlich für die Augen bieten, denn ein hochwichtiges Hilfsmittel der notwendigen Forschung bildet das Ver⸗ größerungsglas. An erster Stelle steht natürlich die Vertiefung unserer biologischen Kenntnis der Wassertiere und der Pflanzen, soweit diese in Beziehung zu den ersteren stehen, der Bedingungen ihres Ge⸗ deihens, der Verhütung von Krankheiten und das Studium dieser. Unter den Wassertieren sind es aber bei weitem nicht die Fische allein, die interessieren, sondern in hohem Grade auch die niederen Tiere, diesen zur Nahrung dienen, oder gleich den Krebsen dem Fang unterliegen. Es gibt auch Schädlinge, die es genau kennen zu lernen gilt. Wichtig ist hierbei das Studium der Beschaffenheit des Wassers nach der chemischen Seite, der in ihm gelösten mineralischen und organischen Stoffe, deren dauernde Verträglichkeit mit dem Gedeihen der Lebewesen im Wasser, wobei die Gefahr der vorübergehenden oder dauernden Verunreinigung durch industrielle Abwässer eine beträchtliche Rolle spielt. Hierher gehört auch die Untersuchung der Ausscheidungen aus dem Wasser, des Schlammes und seiner Einwirkung auf das Tierleben. Wichtig ist aber vor allem die wirtschaftliche Seite der Tätigkeit des Instituts, die sich anlehnt an die biologische Kenntnis über Fortpflanzung, Ernährungsnotwendigkeiten, Wanderungen ꝛc. Ueber Wanderungen der Fische sind die abergläubischsten Vorstellungen verbreitet, in die mit dem Licht der Beobachtung und Forschung hineinzuleuchten ist. Bei Teich⸗ und Seewirtschaft ist die Entscheidung von Wichtigkeit, welche Mengen von Wassertieren in der gegebenen Begrenzung aus⸗ kömmliche Rahrung finden, woran sich die Frage der jewetligen Aus⸗ dehnung des Fischfanges, z. B. seine etwaige Einschränkung auf große Fische und dergleichen knüpft. Im Müggelsee wird ganz intensiv ge⸗ fischt, wobei man von der Ansicht ausgeht, die Fische nicht zu groß werden zu lassen, da bei sehr großen und alten Fischen ihr Fleischzuwachs nicht im Verhältnis steht zu ihrem Nahrungsbedarf. Hechte von 40 50 Pfund Gewicht, wie z. B. nicht selten aus den masurischen Seen gezogen werden, sind unwirtschaftlich; ein Fisch von dieser Größe . 8 Nahrung. Große Fische pflanzen sich auch nicht mehr fort. Karpfen werden aus der gleichen Erwägung nur 3 bis 4 Jahre geschont. Es muß so gefisct werden, daß der ganze See durchgesiebt wird, und als Grundsatz festgehalten werden, auf das Hektar nicht sowohl viele Fische als ein großes Gewicht Fischfleisch zu gewinnen. Es liegt auf der Hand, daß, um zu diesem Ziele zu gelangen, an erster Stelle auf das Studium der Ernährungsverhältnisse viel Aufmerksamkeit zu verwenden ist. Auf diesem Wege vorwärtsschreitend und Belehrung vor allem unter den gern solche annehmenden Fischern verbreitend, darf man hoffen, unsere Binnenfischerei wieder zu der Bedeutung für die Volksernährung hinaufzubringen, die sie in früheren Jahrhunderten in viel höherem Grade hatte. Manche Verhältnisse sind ja in unseren Tagen der Erreichung dieses Zieles, JSb dem Versand auf große Entfernungen im Wege des Handels vie günstiger als in früheren Zeiten, die weder Eisverpackung noch den Vorzug der schnellen Beförderungsmittel kannten und sich mit dem schwerfälligen Fischkasten behelfen mußten. Zußunsten der märkischen Seen ist der Markt „Berlin“ ja noch viel aufnahmefähiger für Süßwasser⸗ fische zu gestalten als gegenwärtig, wo er jährlich bereits fi 9 ½ Millionen Mark frische Fische (an Forellen allein u. g. für 250 000 ℳ) umsetzt. Der von manchen Seiten erstrebte höhere Gewinn aus dem Wasser ist sicherer durch verständige Fisch⸗ zucht unter Aufrechterhaltung billiger Preise, als durch bohe Preise zu erzielen. Auch die Heranzüchtung der sogenannten „Edel⸗ fische“, z. der von bestimmten Lebensbedingungen abhängigen Maräne, hat zurückzutreten hinter der Versorgung des Marktes mit marktgängiger, allgemein verbrauchsfähiger Ware. Der praktische Fischer sagt recht bezeichnend: Mir sind die Stinte lieber!

Eine Besonderheit der Anstalt am Müggelsee ist die Heran⸗ züchtung und die Verteilung junger Aale. Die Aalbrut kommt teils aus England, teils von der deutschen Seeküste, und die richtige Verteilung der gegenwärtig an 10 Millionen Stück jährlich betragenden Aale ist aus dem Grunde mit einer ge⸗ wissen Schwierigkeit verbunden, daß in dem jugendlichen Zustande die männlichen und weiblichen Tiere schwer zu erkennen Empfänger der in zahlreichen Gewässern auszusetzenden 2 eines gewissen Verhältnisses zwischen den beiden eschlechtern sicher sein wollen, wenn auch jetzt feststeht, daß die der 7 laichen. Diese Sonderung und Sortierung, zu der die jungen Fischer angelernt werden, erfolgt in der Anstalt. Es sei be⸗ diesem Anlaß darauf hingewiesen, daß die letzten Zweifel, die sich an die Naturgeschichte des Aales knüpften Jahren noch bestanden, endgültig, wie folgt, Herbst, vor Eintritt der Geschlechtsreife, 1 1- Aele aus den tief im Binnenlande gelegenen Gewässern talabwärts. Ihnen gesellen sich im Unterlauf der Ströme die kleineren Männchen zu. Beim Eintritt in das Meer erleiden die Aale eine Metamor⸗ phose, denn sie erhalten große, den optischen Verhältnissen der Tiefsee angepaßte Augen. Erst in der Tiefe von 2000 m, d. h. an einer Linie, die von der spanischen Nordküste, Irland östlich lassend, nach Norden zieht, laicht der Aal. Die wenige Zentimeter langen, glashellen Jungfische tragen einen breiten Flossensaum. Allmählich ihre Gestalt verändernd, steigen sie auf und ziehen sich zur Küste, wo sie nach 1—3 Monaten (in Irland und England früher als in Deutschland) eintreffen, um in die Flußmündungen einzudringen, hier als „Montée“ längst bekannt. Etwa bis 25 cm lang findet man sie im Unterlauf der Flüsse. Hier bleiben die Männchen, während die viel größer sich entwickelnden Weibchen, oft die kleinsten Rinnsale benutzend, bis zum Oberlaufe der Flüsse aufsteigen. Die weib ichen Aale sind somit wirtschaftlich viel wertvoller als die Männchen. Im Anschluß an die hervorragend wichtige Rolle, welche in den Betätigungen der Biologischen Anstalt der Aal spielt, wurde die Gesellschaft zuletzt an die Bassins geführt, welche den jungen Aalen zugewiesen sind. Man befand sich hier je an einem aus Stein⸗ platten errichteten Bassin von etwa 1 m Wassertiefe, auf dessen Grunde sich eine starke Schicht weißen Sandes ausgebreitet zeigte. in eisernes, auf beiden Seiten offenes Rohr von etwa 30 cm lichter Weite lag am Boden des Bassins; aber

gelöst sind: In

Baukonstruktionen und Preise wird mitgeteilt.

zunächst sah man trotz des klaren Wassers nicht einen einzigen

kostet alljährlich 100 an

welche

denn

8

Aale nur in der Tiefsee

und bis vor wenigen

wandern die weiblichen