1912 / 249 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Oct 1912 18:00:01 GMT) scan diff

8.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Generalarzt und Korpsarzt des VIII. Armeekorps Dr. Hünermann zum etatsmäßigen Mitgliede des Wissen⸗ schaftlichen Senats bei der Kaiser ernennen sowie b den Rechnungsräten Ploetz und Grae ber beim Ministerium des Innern den Charakter als Geheimer Rechnungsrat und dem Geheimen Rechnungsrevisor bei der Oberrechnungs⸗ kammer Fraude den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen. 11“ I1 8

Seine Majestät der König haben Allergnä igst geruht: dem Kaufmann Wilhelm Koppe, Inhaber der Firma A. Micha, zu Berlin, dem Kaufmann Paul Rakenius, Carl Rakenius u. Co., zu Berlin, 8 8 dem Kaufmann Paul Ditges, 2 kitinhaber der Firma Emil Heidkamp und Paul Ditges, zu Potsdam, dem Kaufmann Frißs Inhaber der Firma F. W. Borchardt, zu Berlin und 8 C“”“ und Tapezierer Franz Mecklenburg zu Königs⸗Wusterhausen das Prädikat eines Königlichen Hof⸗

lieferanten sowie 1 8. der vglane Emma Bankowsky, geb. Strobach, In⸗ haberin der Firma Wilhelm Bankowsky, zu Berlin das Prä⸗ dikat einer Königlichen Hoflieferantin und 18 dem Uhrmacher Otto Fritz, Inhaber der Firma Löbner, zu Berlin das Prädikat eines Königlichen Hofuhrmachers

zu verleihen.

Mitinhaber der Firma

F. 8

. ⸗.

Auf Ihren Bericht vom 30. September d. J. will Ich der Gemeinde Obergeckler, Kreis Bitburg, behufs Er⸗ werbung der zur beabsichtigten Verlegung des Weges von Ober⸗ geckler nach Hütten erforderlichen Grundstücke auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (Gesetzsamml. S. 221) das Ent⸗ eignungsrecht verleihen. Der eingereichte Plan folgt zurück.

Jagdhaus Rominten, den 5 Oktober 1912.

Wilhelm R. von Breitenbach. An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt Dr. Termeer in Wissen a. d. Sieg ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Frank⸗ furt a. M., mit Anweisung seines Amtssitzes in Wissen a. d. Sieg ernannt worden.

8 5 Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der bisherige Oberlehrer am Realgymnasium zu Wanne i. W. Dr. Ludwig Keisker ist zum Kreisschulinspektor in Hamm ernannt worden. 8 6

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 5.n Dem zum Kreistierarzt ernannten Kreistierarztassistenten Max Sommer ist die Kreistierarztstelle in Marggrabowa, Oletzko, verliehen worden.

8 8 8 86

Seine Erzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat H Dienstangelegenheiten nach Dresden.

Richlamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 18. Oktober 1912.

8 8 Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben, wie „W. T. B.“ meldet, heute vormittag das Jagd⸗ chloß Hubertusstock verlassen und Sich über Berlin nach Pots⸗ dam begeben, wo Sie im Mausoleum bei der Friedenskirche Kränze am Sarge Weiland Seiner des Kaisers Friedrich, dessen Geburtstag heute ist, niederlegten. Von dort aus setzten die Majestäten die Fahrt nach dem Neuen Palais fort. Seine Majestät der Kaiser gedenkt heute abend nach Hamburg und Wihhelmshaven abzureisen.

8

Diejenigen Persönlichkeiten, die durch Abgabe von Karten hrer Majestät der Kaiserin und Königin ihre Glückwünsche zu Allerhöchstderen Geburtsfeste darzu⸗ bringen beabsichtigen, können die Karten am Montag, den 21. Oktober d. J., von Vormittags 10 Uhr bis Abends 6 Uhr und am Dienstag, den 22. Oktober d. J., bis 12 Uhr Mittags, im Königlichen Schlosse zu Berlin, Portal 4, links, und in Potsdam zu denselben Zeiten im Königlichen Stadtschlosse, in der Ecke am Lustgarten, am Aufgange zur früheren Wohnung Ihrer Kaiserlichen Königlichen Majestäten, abgeben.

8

In der am 17. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde die Vorlage, betreffend ein Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien über Unfallversicherung, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Zur Annahme gelangte der Antrag der Ausschüsse wegen Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zum Gesetze, betreffend die Vergütung des Kakaozolls bei der Ausfuhr von Kakaowaren, vom 22. April 1892. Der Südwestafrika⸗ nischen Bodenkreditgesellschaft wurden die Rechte einer Kolonial⸗ gesellschaft verliehen. Demnächst wurde über die Wahl eines Direktoriumsmitglieds und von höheren Beamten der Reichs⸗ versicherungsanstalt für Angestellte, über die Festsetzung des Ruhegehalts von Reichsbeamten und über verschiedene Ein⸗ gaben Beschluß gefaßt.

Wilhelms⸗Akademie zu S . en.

Die hiesigen Vertreter Bulgariens, Serbiens un Griechenlands haben, wie „W. T. B.“ meldet, heute amtlich mitgeteilt, daß ihre Regierungen gestern abend der Türkei den

„W. T. B.“ ist S. M. S. „Hansa“ am

Laut Meldung des, SM S Fliis“ 1I S. M. S. 2

16. d. M. in Philadelphia und in Nanking eingetroffen.

C“ e 1 Dem engeren Ausschuß der Ritterschaft und Landschaft zu Rostock ist ein vin Tubsch Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs zugegangen, das in der Anlage einen neuen Verfassungsentwurf der mecklenburgischen Staats⸗ regierung enthält. Wie „W. T. B.“ meldet soll danach in Zukunft der allgemeine Landtag für Mecklenburg⸗Schwerin aus 84 Abgeordneten bestehen. Von diesen entsenden 20 Abgeordnete die Ritterschaft, 20 die Landschaft, 20 die einzelnen Berufsstände und die Amtsversammlung im Domanium, 10 Abgeordnete die ländliche Bevölkerung, 10 Abgeordnete die Städte und vier werden von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog auf Lebenszeit ernannt. Für Mecklenburg⸗Strelitz ist eine ähnliche Zusammensetzung des Landtags vorgesehen. Das Wahlverfahren für die Wahlen der Abgeordneten aus allgemeinen Wahlen ist nach dem preußischen Dreiklassenwahlsystem festgesetzt. Die Wahlen finden öffentlich und indirekt statt. b

Oesterreich⸗Ungarn. 1 Die österreichich⸗ungarische Regierung hat, wie „W. T. B. meldet, die Souveränität Italiens über Libyen anerkannt.

Großbritannien und Irland. Im Unterhause erklärte gestern der Parlamentsunter⸗ sekretär Acland auf die Anfrage, ob die englische Re⸗ gierung die Türkei bei der Aufnahme einer Anleihe in London unterstützt habe, laut Meldung des „W. T. B. 3 Die Behauptung, daß dies geschehen sei, entspreche nicht den Tatsachen. Wegen einer türkischen Anleihe seien Finanzkreise weder an die Regierung herangetreten, noch habe die Regierung in einer solchen Angelegenheit irgendwelche Besprechungen mit Finanzleuten gehabt. Auf eine Anfrage wegen der Stellung der britischen Offiziere, die der türkischen und der griechischen Regierung zu Reorganisationszwecken ur Verfügung gestellt seien, führte der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Grey aus: Im türkisch⸗italienischen Kriege sei den in türkischen Diensten stehenden Offizieren gestattet worden, auf ihrem Posten zu verbleiben mit der Maßgabe, daß sie an den Feindseligkeiten nicht teilzunehmen hätten und daß idre Dienstleistungen nicht darauf berechnet seien, eine kriegführende Partei im Kriege zu unterstützen. Er könne nicht ein⸗ sehen, warum der im türkisch⸗italienischen Kriege befolgte Kurs nicht als Präzedenzfall für zukünftige Kriege dienen solle. Rußland.

Auf die Erklärung des Marineministers, daß die bewilligten Kredite im Betrage vbn 8 Millionen Rubel für den Bau von Schiffsdocks nicht ausreichend seien, da die Baukosten neun Millionen betragen würden, hat der Ministerrat laut Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, der Reichsduma eine Vorlage zur Bewilligung eines Ergänzungskredits zu unterbreiten. Um einer Behinderung der Getreideausfuhr aus den Häfen des Asowschen und Schwarzen Meeres vor⸗ zubeugen, die infolge des Krieges und einer Schließung der Dardanellen eintreten könnte, hat die russische Regierung, obiger Quelle zufolge, bei der Pforte energische Vorstellungen erhoben und sich mit den Großmächten in Verbindung gesetzt, um für die Handelsschiffe freie Durchfahrt durch die Dardanellen unter neutraler Flagge zu erwirken. Die von der türkischen Regierung bewilligte viertägige

die Abfahrt befrachteter griechischer nach nichtgriechischen Häfen wird in Rostow als unzureichend angesehen. Da zu befürchten ist, daß die griechischen Dampfer nach Ablauf der Frist beschlagnahmt werden, so sind die Exporteure an die russische Regierung mit dem Er⸗ suchen herangetreten, bei der Pforte vorstellig zu werden, damit sie diese Bedingungen durch die Bestimmung ersetzt, daß die griechischen Schiffe innerhalb zweier Tage na Bekanntmachung der Bestimmung ihre Standhäfen zu verlassen haben und sämtliche Häfen einschließlich der griechischen anlaufen dürfen.

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Pes ür ampfer

Italien.

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge wird amtlich folgender Erlaß hinsichtlich des Gesetzes vom 25. Februar 1912, das Tripolitanien und die Cyrenaika in vollstem Umfange unter die Oberhoheit des Königreichs Italien stellte, zu dem Zwecke veröffentlicht, um die Befriedung der genannten Provinzen durchzuführen: P Artikel Amnestie wird den Bewohnern von Tripolitanien und der Cyrenaika gewährt, die an den Feindseligkeiten teilgenommen und sich aus Anlaß dieser Feindseligkeiten bloßgestellt haben, soweit es sich nicht um gemeine Verbrechen handelt. Daher wird niemand, welcher Klasse und Lebensstellung er auch angehören mag, verfolgt oder in seiner Person, seinem Eigentum und der Aus⸗ übung seiner Rechte gestört werden wegen von ihm begangener politischer oder militärischer Handlungen oder wegen während der Feindseligkeiten von ihm geäußerter Meimungen. Die Personen, die sich aus diesem Grunde in Haft befinden oder deportiert worden sind, werden sofort in Freiheit gesetzt. 8 Artikel 2: Die Einwohner Tripolitaniens und der Cyrenaika werden wie in der Vergangenheit auch weiterhin vollständigs Freiheit in der Ausübung des muselmanischen Kultus genießen. Der Name Seiner Kaiserlichen Majestät des Sultans, als des Kalifen, wird weiter in den öffentlichen muselmanischen Gebeten erwähnt werden, und seine Vertretung wird in einer von ihm er⸗ nannten Person anerkannt. Die Einkäünfte dieses Vertreters werden aus den lokalen Eingängen bestritten werden. Die Rechte der frommen Stiftungen werden wie in der Vergangen⸗ heit geachtet werden, und die Muselmanen werden in keiner Weise behindert werden in ihren Beziehungen zu ihrem religiösen Oberhaupt, dem genannten Kadi, dessen Ernennung durch den Scheik ül Islam erfolgt, und zu den Naibs, die von dem Kadi ernannt werden sollen und deren Einkünfte ebenfalls aus den lokalen Eingängen bestritten verden sollen. 1 Cen 3: Der genannte Vertreter wird auch bei dem Schutz der Interessen des ottomanischen Staates und der ottomanischen Untertanen, soweit sie in den beiden Provinzen nach dem Gesetz vom 25. Februar 1912 verbleiben, anerkannt werden.. Artikel 4: Durch ein anderes Dekret wird eine Kommission er⸗ nannt werden, an der auch die Notabeln der Eingeborenen teilnehmen

Maßnahmen vorzuschlagen, die auf liberalen Grundsätzen beruhen und lokale Sitten und Gebräuche achten. 4 Das Dekret ist vom König in San Rossore am 17. Ok⸗

tober gezeichnet und Z“ Giolitti und allen Ministern gegengezeichnet. düs Stefani“ bekannt gibt, haben die deutsche und die österreichisch⸗ ungarische Re⸗ gierung der italienischen am 11. d. M. ihren Ent⸗ schluß zur Kenntnis gebracht, die volle und unbegrenzte Souveränität Italiens über Libyen un⸗ mittelbar nach der Herstellung eines Einvernehmens zwischen Italien und der Türkei anzuerkennen. Demnach wird die Anerkennung der Souveränität Italiens über Libyen durch Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn sofort nach der Veröffent⸗ lichung des italienisch⸗türkischen Abkommens über die Zurück⸗ ziehung der türkischen Truppen aus Libyen in Kraft treten. 1 Türkei. Der Sultan hat den Erlaß, der den Arabern von Tripolitanien und der Cyrenaika Autonomie ge⸗ währt, vorgestern unterzeichnet. Der „Agenzia Stefani“ zu⸗ folge hat der Erlaß folgenden Wortlaut: u“ Da meine Regierung sich einerseits in der Unmöglichkeit befindet, Euch die wirksame Hilfe zu geben, die erforderlich ist, um Euer Land zu verteidigen, da sie andererseits um Euer gegenwärtiges und zukünftiges Wohlergehen besorgt ist und die Fortsetzung des für Eure Familien verhängnisvollen und für unser Reich gefährlichen Krieges vermeiden will, und da sie die Absicht hat, in Eurem Lande

rieden und Wohlfahrt wieder aufleben zu lassen, verleihe ich Fais kraft meiner Herrscherrechte die volle und ganze Auto⸗ nomie. Euer Land wird nach einem neuen Gesetz und nach besonderen Verordnungen regiert werden, an deren Ausarbeitung Ihr durch Euren Rat mitwirken werdet, damit sie Euren Bedürf⸗ nissen und Gewohnheiten entsprechen. Ich ernenne zu meinem Ver⸗ treter bei Euch meinen treuen Diener Chemseddin Bey, den ich mit dem Schutz der osmanischen Interessen in Eurem Lande beauftrage. Das Mandat, das ich ihm übertrage, hat eine Dauer von fünf Jahren. Nach dieser Frist behalte ich mir vor, sein Mandat zu erneuern eder einen Nachfolger zu bestellen. Da es unsere Absicht ist, daß die Bestimmungen des Scheriatgesetzes dauernd in Kraft bleiben, behalten wir uns zu diesem Zwecke die Ernennung eines Kadis vor, der gemäß den Vorschriften des Scheriats die Naibs aus den Reihen der örtlichen Ulemas ernennen wird. Die Bezüge des Kadis werden von uns bezahlt, die unseres Vertreters sowie die des Scheriats werden aus den örtlichen Einkünften entnommen

del werden. 1 8 Die Pforte hat gestern früh der serbischen und der bulgarischen Gesandtschaft eine Note übermittelt, die laut Meldung des „W. T. B.“ besagt: 1“ Wegen der bulgarischen und serbischen Note, die eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Türkei darstellt, und wegen der Mobilisation dieser beiden Staaten und der täglichen Scharmützel sieht die Pforte, trotz ihres Wunsches, den Frieden zu erhalten, daß der Friede zwischen der Türkei, Serbien und Bulgarien weiterhin unmöglich ist. Sie hat sich daher entschlossen, der Mission der Ge⸗ sandten von Bulgarien und Serbien ein Ende zu setzen, und fordert sie auf, ihre Pässe zu nehmen und mit ihrem Personal das ottomanische Gebiet so schnell als möglich zu verlassen. 8 Dies wird als Kriegserklärung betrachtet. Die Pforte hat durch Vermittlung ihrer Botschafter eine Nöote an die Mächte gerichtet, in der sie von dem Beschluß bezüglich Bulgariens und Serbiens Kenntnis gibt und ihn rechtfertigt. Der griech ische Gesandte, der keine Mitteilung der Pforte erhalten hatte, stattete gestern dem Minister des Aeußern Noradunghian einen Besuch ab und erklärte, wenn der Grund für die Nichtzustellung seiner Pässe darin liege, daß die Pforte keine griechische Note erhalten habe, so sehe Griechenland eine der serbischen und bulgarischen gleichlautende Note als über⸗ reicht an. Noradunghian erwiderte, der Beschluß, dem bul⸗ garischen und dem serbischen Gesandten die Pässe zuzustellen, sei im vorgestrigen Ministerrate gefaßt worden. Da die oben

Ministerrats erfolgt sei, werde die Frage dem nächsten Minister⸗ rat vorgelegt werden, der über die gegenüber Griechenland ein⸗ zunehmende Halgang beschließen werde. Die Tatsache, daß die Pforte Griechenland bisher nicht den Krieg erklärt hat, wird, wie das Wiener K. K. Telegraphenkorrespondenzbureau mitteilt, als Anzeichen dafür betrachtet, daß die Pforte immer noch hoffe, Griechenland, wahrscheinlich durch einen modus vivendi in der Kretafrage, zurückzuhalten.

Die Vertreter der Türkei in England, Frankreich und Rußland werden diesen Mächten eine Note überreichen, in der gegen die Zulassung kretischer Deputierter in der griechischen Kammer, die den früheren Versicherungen der Mächte widerspreche, Einspruch erhoben wird. Nach Meldungen des „W. T. B.“ haben die türkischen Armeen den Befehl erhalten, gegen Serbien und Bulgarien die Offensive zu ergreifen.

Seit vorgestern sind Kämpfe zwischen Türken und Montenegrinern an der Tara, einem Zufluß des Drin, vor Plevlje, sowie beim Plavasee im Gange. Die „Agence Havas“ meldet aus Konstantinopel, daß die Türken bei Podgoritza einen großen Sieg über die Moöntenegriner davongetragen und mehrere Geschütze erbeutet hätten. Amt⸗ liche Meldungen des türkischen Kriegsministeriums besagen, daß die Kämpfe bei Krania in der Gegend von Tuzi mit einem Erfolge der Türken geendet haben. Die Montenegriner haben sich zurückgezogen. Auf türkischer Seite wurden zwei Offiziere und 15 Mann getötet, drei Offiziere und 51 Mann verwundet. Die Verluste der Montenegriner werden auf 500 Mann ge⸗ schätzt. Die Kämpfe bei Gusinje dauern an. Die Türken haben den Posten Politzi besetzt und ein Geschütz sowie Munition genommen.

Einer amtlichen Meldung aus Belgrad zufolge hat gestern bei Prepolac ein Kampf stattgefunden, der sich gegen die Forts des Lagers Kopaonik richtete. Der Angriff erfolgte von türkischer Seite, während sich die Serben in der Defensive hielten. Der türkische Vorstoß wurde durch das Artilleriefeuer der Serben gehemmt. ,

Das griechische Marineministerium teilt mit, daß die Kanonenboote A und D gestern früh um 21 ½ Uhr in die Meerenge 8eg und Aktium eingedrungen und um 4 ½ Uhr in Vonitza eingetroffen sind. Es gelang den Türken trotz der zahlreich vorhandenen Sperrforts nicht, die Durchfahrt zu verhindern.

Eine griechische Bande hat bei Philates, Wilajet Janina, einen türkischen Militärtransport überfallen und weggenommen. 8 8

Griechenland. 8

Die griechische Regierung hat nach einer Meldung der „Agence d'Athènes“ ihren Gesandten in Konstantinopel beauftragt, der Pforte die Kriegserklärung zu über⸗ mitteln, indem sie gleichzeitig den verbündeten Nationen

sollen, um für die beiden Provinzen zwil⸗ und verwaltungsrechtliche

brüderlichen Gruß sendet.

erwähnte Erklärung Griechenlands nach der Sitzung des⸗⸗

1“

Der Direktor der Nationalbank erklärt, wie W. T. B.“ meldet, daß die metallischen Reserven und Depots der Bank im Auslande so beträchtlich seien, daß jede Besorgnis ausgeschlassen sei. Die Bank werde es nicht nötig haben, zu

außergewöhnlichen Maßnahmen ihre Zuflucht zu nehmen. Der türkische Gesandte ist mit dem Gesandtschafts⸗ personal gestern abend nach Konstantinopel ab ereist.

1 Serbien. Die serbische Regierung hat, wie das „Wiener K. K. Telegraphenkorrespondenzbureau“ meldet, gestern nachmittag ihrem Gesandten in Konstantinopel Nenadowitsch die Kriegs⸗ erklärung an die Türkei übersandt und ihn beauftragt diese heute früh der Pforte zu übermitteln und hierauf Konstantinopel sofort zu verlassen. Gleichzeitig hat die Re⸗ gierung den Großmächten die Kriegserklärung mitgeteilt. Der König Peter ist heute früh in Begleitung des Prinzen Georg und des Ministerpräsidenten Pasitsch nach Nisch abgereist. Der Kronprinz hat sich mit seinem Stabe bereits gestern dorthin begeben.

Bulgarien.

Der König, der gestern ins Hauptquartier abgereist ist, hat laut Meldung des „W. T. B.“ folgendes Manifest an die Nation erlassen:

Bulgaren! Im Laufe meiner 25 jährigen Regierung habe ich stets in friedlicher Kulturarbeit den Fortschritt, das Glück und den Ruhm Bulgariens erstrebt und nur in dieser Richtung habe ich die bulgarische Nation sich beständig entwickeln sehen wollen. Aber die Vorsehung hat anders entschieden. Für die bulgarische Rasse ist der Augenblick gekommen, der es erheischt, auf die Wohltaten des Friedens zu verzichten und die Hilfe der Waffen anzurufen für die Verwirk⸗ lichung eines großen Problems. Jenseits des Rila⸗ und Rhodope⸗ gebirges waren unsere Blutsbrüder und Religionsgenossen bis heute, dreißig Jahre nach unserer Befreiung, nicht so glücklich, ein er⸗ trägliches menschliches Dasein zu erlangen. Alle Anstrengungen, die sowohl von den Großmächten, wie seitens der bulgarischen Regierungen gemacht worden sind, um dieses Ziel zu erreichen, haben nicht die Be⸗ dingungen geschaffen, die diesen Christen den Genuß der Menschen⸗ rechte und der Freiheit gestatten. Der Seufzer von Millionen von Christen hat unsere Herzen erschüttern müssen, die Herzen ihrer Stammes⸗ und Religionsgenossen, die wir unsere Freiheit und unser friedlichs Leben einer großen christlichen Befreierin verdanken. Und die bulgarische Nation erinnerte sich der vprophetischen Worte des Zar⸗Befreiers: Das heilige Werk muß zu Ende geführt werden. Unsere Friedensliebe ist erschöpft. Um der christlichen Be⸗ völkerung in der Türkei zu helfen, bleibt uns kein anderes Mittel übrig, als uns zu den Waffen zu wenden. Wir sehen, daß dies das einzige Mittel ist, mit dem wir ihnen den Schutz des Lebens und des Eigentums sichern können. Die Anarchie in den türkischen Provinzen bedrohte selbst unser nationales Leben. Nach den Metzeleien in Istip und Kotschana hat die türkische Regierung statt den Gepruüften Gerechtigkeit und Genugtuung zu gewähren, wie wir es gefordert haben, die Mobilisierung ihrer militärischen Streitkräfte angeordnet. Unsere Langmut ist so auf eine harte Probe gestellt worden. Die menschlichen und christlichen Gefühle, die heilige Pflicht, den Brüdern zu helfen, wenn sie mit der Vernichtung bedroht sind, die Ehre und Würde Bulgariens legten mir die gebieterische Pflicht auf, die für die Verteidigung des Vaterlandes bereiten Söhne unter die Fahnen zu rufen. Unsere Aufgabe ist gerecht, groß und heilig. In dem Glauben an den Schutz und den Beistand des Allmächtigen bringe ich es zur Kenntnis der bulgarischen Nation, daß der Türkei zur Verteidigung der menschlichen und christlichen Rechte der Krieg erklärt worden ist. Ich befehle der tapferen bulgarischen Armee, in das türkische Gebiet zu marschieren. An unserer Seite und mit uns kämpfen mit dem gleichen Ziel gegen den gemeinsamen Feind die Armeen der mit Bulgarien verbündeten Balkanstaaten, Serbien, Griechenland und Montenegro. Und in diesem Kampfe des Kreuzes gegen den Halbmond, der Freiheit gegen die Tyrannei, werden wir die Sympathien aller derer haben, die die Gerechtigkeit und den Fortschritt lieben. Möge, gestützt auf diese Sympathien, der tapfere bulgarische Soldat der Heldentaten seiner Väter und Ahnen eingedenk sein und der Tapferkeit seiner russischen Lehrer und Befreier. Möge er von Sieg Sieg eilen.“ Nun vor⸗ wärts und Gott mit uns!

Das Manifest ist vom Könige unterzeichnet und von den Ministern gegengezeichnet.

Der Ministerpräsident Geschow hat über das Rund⸗ schreiben der Pforte, betreffend die Note der Balkan⸗ sgha obiger Quelle zufolge, nachstehende Erklärungen ab⸗ gegeben:

„Mit einem Hochmut, der schlecht zu der Rolle paßt, die die Türkei im europäischen Konzert spielt, hat die Türkei soeben erklärt, die gleichlautende Note der drei Balkanstaaten verdiene kelne Ant⸗ wort. Es genügt, an die Definition dieser Rolle zu erinnern, die Lord Salisbury auf dem Berliner Kongreß gegeben hat, um den komischen Charakter dieser Erklärung zu verstehen. Lord Salisbury sagte: Die militärischen Opfer, die zur Zeit des Krimkrieges zwei Westmächte gebracht haben, um die Türkei vor dem Zerfall zu retten, und die soeben abgehaltene Konferenz, die eine gleiche Gefahr ab⸗ wenden soll, wären ein überflüssiges Einschreiten gewesen, wenn die Lürkei nicht eine, Macht wäre, die zu ihrem Fortbestehen vom Schutze der „anderen abhängt.“ Dieser Staat, der von anderen abhängig ist, um erxistieren zu können, findet, daß eine von drei unabhängigen Staaten überreichte Note keine Antwort verdient. Die Türkei macht außerdem den Balkan⸗ staaten den Vorwurf, sie hätten es an Achtung den Großmächten gegenüber fehlen lassen. Es ist lächerlich, zu sehen, wie eine Re⸗ gierung, die seit dem Krimkriege nur alle ihre Verpflichtungen gegen⸗ über den Schutzmächten, von denen sie abhängt, mit Füßen trat, uns büfwirft, wir hätten es an Achtung ihren Schützern gegenüber fehlen assen.

—— Die Regierung hat ihren Gesandten in Konstantinopel Sarafow beauftragt, der Pforte folgende Mitteilung zu unterbreiten:

Da die Pforte nicht auf die gleichlautende Note geantwortet hat, die die Regierungen von Bulgarien, Serbien und Griechenland ihr am 13. Oktober überreicht haben, und da die Lage, die bereits duch die Beschlagnahme von serbischer Munition und griecht⸗ schen Dampfern, die seitens der Türkei unter dem Bruch des Völkerrechts vorgenommen worden ist, sehr ernst war, durch Angriffe auf bulgarische und serbische Vorposten unter Verletzung internationaler Grundsätze und außerdem durch den Abbruch der Beziehungen zwischen Bulgarien und dem ottomanischen Reiche noch drohender geworden ist, so hat die Regierung ihren Ge⸗ sandten Sarafow beauftragt, der Pforte mitzuteilen, daß von dem Augenblick der Ueberreichung der Note an Bulgarien sich im Kriegszustande mit der Türkei betrachte.

Amerika.

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Merxiko Madero hat den Befehl gegeben, daß sich alle regulären und irregulären Truppen zur Einschließung von Veracruz vereinigen ollen, um den General Felix Diaz, den die Regierung für den gefährlichsten Aufruͤhrer hält, niederzuwerfen. Wie „W. T. B.“ meldet, ist Veracruz von der Landseite aus bereits vollständig abgeschnitten. Die Regierung hat die Eisen⸗ ahnen aufgefordert, alles Bahnmaterial zurückzuziehen und

errichten. Kein Zug wird über die Linien der Bundestruppen hinaus verkehren. 125 Mann der Bundestruppen aus Orizaba, die mit einem Vorposten der Aufständischen südlich von der Stadt zusammentrafen, haben sich mit diesen vereinigt. Die vollständige Einschließung des Generals Diaz hängt von der Loyalität der Kanonenboote ab.

Der amerikanische Kreuzer „Desmoines“ hat Befehl erhalten, mit voller Geschwindigkeit von Progreso aus nach Veracruz zu gehen, um die amerikanischen Interessen zu schützen. Der Kapitän ist, obiger Quelle zufolge, ermächtigt worden, nach eigenem Ermessen zu handeln, und darf, wenn er es für nötig hält, Matrosen landen.

Afien. Deer russische Gesandte in Peking Korostovetz ist auf seiner mongolischen Mission in Urga eingetroffen. Wie das „Reutersche Bureau“ mitteilt, soll er die freundschaftlichen Beziehungen zwischen China und der Mongolei wiederherstellen. „Nach einer amtlichen chinesischen Meldung haben Tibetaner 400 Mann der Leibgarde des Generals Tschungyi angegriffen, unmittelbar nachdem die chinesischen Truppen zum Rückmarsch nach China über Kalkutta aufgebrochen waren. 6 Der Generalresident Liautey ist vorgestern von Casa⸗ blanca in Rabat angekommen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Reichstagsabgeordnete Oberstleutnant a. D. Rittergutsbesitzer Oscar von Normann, konservativen Reichstagsfraktion, 82 wie „W. T. B.“ meldet, gestern vormittag auf Schloß Barkow im Kreise Greifen⸗ hagen nach längerem Leiden im 69. Lebensjahre gestorben. von Normann gehörte seit 1890 dem Reichstag und seit 1897 dem preußischen Abgeordnetenhause an und vertrat in beiden Parlamenten den Wahlkreis Greifenberg⸗Cammin im Re⸗ gierungsbezirk Stettin.

1— und Vorsitzender der

Die Zentralauskunftsstelle für Auswanderer in Berlin (W. 35, Am Karlsbad 10) hat im dritten Vierteljahr 1912 (vom 1. Juli bis 30. September) in 5176 Fällen Auskunft an Aus⸗ wanderungslustige kostenfrei erteilt, und zwar in 4300 Fällen schrift⸗ liche und in 876 Fällen mündliche. Beantwortet wurden insgesamt 6679 Anfragen über die verschiedenen Auswanderungsgebiete. Davon bezogen sich 3007 auf die deutschen Kolonien, und zwar auf Deutsch Südwestafrika 1010, auf Deutsch Ostafrika 580, auf Kamerun 128, auf Togo 52, auf Samoa 70, auf Kiautschou 84, auf Deutsch Neuguineg 42, auf die Karolinen, Palau und Marianen 14, auf die afrikanischen Kolonten im allgemeinen 193 usw. Unter den fremden Auswanderungsgebieten steht Argentinien mit 719 Anfragen an der Spitze; dann folgen Canada mit 414, die Vereinigten Staaten von Amerika mit 409, Südbrasilien mit 393, Mittelbrasilien mit 171, Brasilien im allgemeinen mit 147, Chile mit 103, Niederländisch Indien mit 47, England mit 45, der Süd⸗ afrikanische Bund mit 43, China und Rußland mit je 41, die Türkei mit 39, Aegypten mit 38, Frankreich mit 31, Mexiko mit 28, Italien mit 25, Queensland mit 24, Uruguay mit 23, Rumänien mit 22, Oeslerreich⸗Ungarn mit 21, Paraguay mit 20, Bolivien, Marokko und Britisch Indien mit je 19, Spanien mit 18, Nordbrasilien und Südaustralien mit je 16, Peru, Japan und die Schweiz mit je 13, Neuseeland mit 11, Nicaragua mit 10. Der Rest verteilt sich auf Columbien, Costarica, Ecuador, Guatemala, Haiti, Honduras, Kuba, Panama, San Domingo, San Salvador, Venezuela, Zentralbrasilien, Abessinien, Algerien, Belgisch Congo, Britisch Ostafrika, Britisch Westafrika, Französisch Ost⸗ und Westafrika, die Goldküste, die Kanarischen Inseln, Liberia, Madeira, Portugiesisch Ost⸗ und Westafrika, Spanisch Westafrika, Tunis, Französisch Indien, Hongkong, Persien, die Philippinen, Siam, Sibirien, Neusüdwales, Viktoria, Westaustralien, die Fidschi⸗ und Sandwich⸗Inseln, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Griechenland, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, Serbien usw. 1 Von den 3100 Anfragenden, die ihr Alter angaben, waren 409 weniger als 20 Jahre, 1986 w20 bis 30, 528 30 bis 40, 159 40 bis 50 und 18 über 50 Jahre alt; und von den 4001 Fragestellern, die Angaben über ihren Personenstand machten, waren 2925 ledig, 1058 verheiratet und 18 verwitwet.

Nach dem Berufe waren unter den Anfragenden am stärksten die Kaufleute, Handwerker und Landwirte vertreten. Von den An⸗ fragenden bezeichneten sich 260 als mittellos, während mehr als 1300 über zum Teil recht erhebliches Kapital verfügten, z. B. 56 über 10 00 ℳ, 44 über 15 000 ℳ, 42 über 20 000 ℳ, 21 über 25 000 ℳ, 26 über 30 000 ℳ, 14 über 50 000 ℳ, 5 über 80 000 ℳ, 7 über 100 000 usw.

Von den Anfragen kamen aus Preußen 2975, und zwar aus Brandenburg mit Berlin 1142, aus der Rheinprovinz 372, aus West⸗ falen 243, aus der Provinz Sachsen 228, aus Schlesien 225, aus Hannover 172, aus Hessen⸗Nassau 137, aus Schleswig⸗Holstein 137, aus Ostpreußen 97, aus Pommern 90, aus Westpreußen 86, aus Posen 45 und aus Hohenzollern 1. An der Spitze der übrigen deutschen Staaten steht das Königreich Bayern mit 441; dann folgen Hamburg mit 364, das Königreich Sachsen mit 336, Württemberg mit 167, Baden mit 165, Elsaß⸗Lothringen mit 83, Hessen mit 64, Braunschweig mit 46, das Keegeoctamn Sachsen mit 36, Bremen mit 33, Sachsen⸗Coburg und Gotha mit 23, Mecklenburg⸗Schwerin mit 21, Oldenburg mit 19, Anhalt mit 14, Reuß j. L. mit 13, Lübeck mit 12. Aus den deutschen Kolonien kamen 20 Anfragen, aus dem Auslande 322, davon 158 aus Oesterreich⸗Ungarn, 36 aus der Schweiz, 22 aus England, 15 aus den Vereinigten Staaten von Amerika, je 14 aus Belgien und Frankreich, 13 aus Canada usw.

Zur Arbeiterbewegung. In Cöln hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine vom christlichen Verband einberufene öffentliche Bäckergesellenversammlung stattgefunden, in der folgende Entschließung einstimmig gefaßt wurde: „Die Versammlung erkennt die unbedingte Notwendigkeit an, die Lohn⸗ und Arbeitsverhältnisse im Colner Bäcker⸗ und Konditorgewerbe tariflich zu regeln, insbesondere das Kost⸗ und Logiswesen zu beseitigen. Sie beauftragt die in Betracht kommenden Organisationen, alles zu tun, um eine Lohnbewegung im nächsten Frühjahr im Cölner Bäcker⸗ gewerbe erfolgreich durchführen zu können.“ Nachdem die Hilfsarbeiter der Union⸗Gießerei⸗Aktien⸗ gesellschaft in Königsberg i. Pr. am 16. d. M. wegen einer ihnen verweigerten Lohnerhöhung die Arbeit niedergelegt hatten, hat, wie „W. T. B.“ erfährt, die Direktion nunmehr den gesamten Be⸗ trieb stillgelegt. Es kommen rund tausend Arbeiter in Betracht. In Kladno hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, ein Ausstand der Kohlenarbeiter auf den Schacht der Buschtiehrader Bahn ausgedehnt. 3 8

neue Endstationen in Orizaba, Jalapa und Tierra Blanca zu

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Die Berliner Gesellschaft für Anthropologie er⸗ freute sich am Mittwoch des Vorzuges, von dem Leiter der F 1Sneen Expeditionen, Herrn Leo Frobenius in Person, durch die im Abgeordnetenhause z. Zt. vexanstaltete Ausstellung „Von Atlantis nach Aethiopien“ geführt zu werden. Einleitend erläuterte der nach fünf von 1904 bis 1912 unternommenen anstrengenden Afrika⸗ reisen in blühender Gesundheit wieder neue Pläne vorbereitende verdiente Forscher an einer Karte die von ihm zu verschiedenen Zeiten und in wechselnder Begleitung ausgeführten Reisen. Sie schließen sich zu einem Reisewege zusammen, der von Algier und Tunis nach Aegypten, nilaufwärts nach Nubien in den Ostsudan, von dort durch den Zentral⸗ und Westsudar nach den atlantischen Küstenländern und endlich südwärts in das Innere des Congolandes führte. Zu gelegener Zeit sind auch Nord⸗ togo und Nordkamerun besucht worden. Eine außerordentlich große Sammlung der interessantesten Dinge von archäologischem, geschichtlichem, ethnologischem, kunstgewerblichem und künstlerischem Werte bildet das Ergebnis dieser achtjährigen Forschertätigkeit. Die Ausstellellung er⸗ schöpft den Inhalt der Sammlung bei weitem nicht. Ueber⸗ reich ist auch durch den Expeditionsleiter und seine Reisegefährten photographiert, skizziert und gemalt worden. Auch aus diesem bild⸗ lichen, darstellenden, Teil des Archivs der Deutschen Forschungsexpedition sind nur die markantesten Blätter und Bilder ausgestellt worden. Die Anordnung der eine Galerie, den Korridor, den Festsaal und fünf andere Säle des Abgeordnetenhauses füllenden Aus⸗ stellung ist mit viel Geschmack und äußerst übersichtlich getroffen. Die Besucher wandeln, den von einem „Ausstellungsführer“ gegebenen Weisungen folgend, ungefähr denselben Weg, der oben als von den Expeditionen eingeschlagen bezeichnet ist, beginnend mit Algier und Tunis, endigend mit dem Congo. Glanzpunkte sind die in dem Fest⸗ saal entfalteten Bilder aus den Städten des Zentral⸗ und Westsudans und die überraschenden Leistungen des heimischen Kunstgewerbes, der Bronzegießerei, Steinschleiferei, Glasarbeit sowie eine Sammlun edelster Plastik in Gestalt von Porträtköpfen aus Terracotta au dem atlantischen Teil des Sudans. Hier machte Herr Frobenius auch mit den hervorragend wichtigen Ermittlungen bekannt, die ihm auf ethnologischem und geschichtlichem Gebiet geglückt sind. Er denkt darüber in der nächsten Sitzung der Gesellschaft für Anthropologie aus führlicher zu berichten. 8

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Das Institut für Meereskunde an der Universitä Berlin veranstaltet auch in diesem Winter eine Reihe öffent licher Vorträge und volkstümliche Vortragsreihen, die im großen Hörsaal des Museums, Georgenstraße 34— 36, abgehalten werde sollen. Diese öffentlichen Vorträge und Vortragsreihen sollen Sinn und Verständnis für das Meer und seine Erscheinungen, den Reichtum seines Lebens und dessen wirtschaftlichen Wert sowie für die volks wirtschaftliche und staatliche Bedeutung von Schiffahrt, Seeverkehr und Seemacht in weiteren Kreisen anregen und verbreiten. Sie sind gegen Lösung der Einlaßkarten jedermann zugänglich. Die Einlaß karten werden in den Geschäftsräumen des Instituts, Georgen straße 34 36, wochentäglich von 12 bis 3 Uhr und an den Vortragsabenden selbst von 6 Uhr ab verausgabt, und zwar als Tageskarten für den einzelnen Vortrag zu 0,25 ℳ, Dauerkarten für den Besuch der „Oeffentlichen Vorträge“ zu 6 und Dauerkarten für die volkstüm⸗ lichen Vortragsreihen I zu 0,60 und II zu 1 ℳ. Die Dauerkarten sind vom Inhaber mit Namensunterschrift und Wohnungsangabe zu versehen. Für Mitglieder von Vereinen und Gewerkschaften ist beim Bezug durch diese Körperschaften der Preis für die Dauerkarten zu den volkstümlichen Vortragsreihen auf 0,40 und 0,60 ermäßigt. Für den einzelnen Vortrag dieser Reihen werden am Vortragsabend selbst auch Tageskarten zu 0,25 ausgegeben. Auf Wunsch werden Karten gegen Voreinzahlung oder unter Nachnahme des Betrages und des Portos durch die Post zugesandt. Bei kleineren Beträgen empfiehlt sich Voreinzahlung in Briefmarken. Di stellung ist unter Vermeidung jeder persönlichen Adresse an das „Institut für Meereskunde’, NW. 7, Georgenstr. 34 36, zu richten. Das Institut für Meereskunde gibt jährlich 12 Vor⸗ träge als „Meereskunde, Sammlung volkstümlicher Vorträge“ heraus. Diese Vorträge sind einzeln für 0,50 ℳ, im ganzen Jahrgang für 5 käuflich. Den Käufern der Dauerkarten für den Besach der „Oeffentlichen Vorträge“ wird der 7. Jahrgang der „Meereskunde“ gegen Ende des Jahres 1913 unentgeltlich verabfolgt. Der erste Vortrag in diesem Winter findet am 5. November (Abends 8 Uhr) statt. Der Professor an der Prager Universität Grund wird über „Zwei Jahre Adriaforschung“ sprechen.

Die Vereinigung der Kunstfreunde (Ad. O. Troitzsch) in Berlin, Markgrafenstraße 57 und Potsdamer Straße 23, hat das neueste Verzeichnis ihrer Bildervervielfältigungen veröffentlicht, aus dem wieder hervorgeht, daß die Leitung der Vereinigung mit Erfolg bestrebt ist, eine möglichst vielseitige Auswahl unter hervorragenden Gemälden ihren in der vollkommensten modernen Technik hergestellten Wiedergaben zugrunde zu legen. Unter denjenigen Bildern, die in letzter Zeit neu unter die Nachbildungen der Vereinigung befinden sich Eduard von Gebhardts „Bergpredigt“, Arnold Böcklins „Meeresbrandung“, Fritz von Willes „Heide in der Eifel“, Moritz von Schwinds „Morgenstunde“ und 8 „Hochzeitsreise, Karl Spitzwegs „Hypochonder“, Wilhelm Müller Brieghels „Brandende See“, Anselm Feuerbachs „Idylle aus Tivoli“, Franz von Defreggers „Anbetung der Hirten“, Hans Buchners Fhlee und Kirschen“ und „Rosen und Trauben“; von Werken alter Meister wurde u. a. Murillos „Himmelfahrt Mariä“ nachgebilder. Die Bilder sind entweder als Doppelblätter (Bildgröße 68 ½ 92 cm, Kartongröße 96 % 123 cm), als Normalblätter (44 64 c-cm; 74 v95 cm) oder als Halbblätter (29 ½ 37 cm; 51 61 cm) erschienen. Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hinge⸗ wiesen, daß man sich die Mitgliedschaft der Vereinigung durch Zahlung eines Jahresbeitrags von 20 erwirbt. Jedes Mitglied erhält dafür ein Vereinsbild nach freier Wahl unter allen bereits veröffent⸗ lichten Vereinsblättern in Normalgröße, oder zwei Halbblätter oder vier Mappenblätter; gegen Nachzahlung von 20 kann ein Doppel⸗ blatt erworben werden. In jedem dritten Jahre der Mitgliedschaf erhalten die Mitglieder ein zweites Blatt zu 20 als Prämie. Die Kündigung der Mitgliedschaft muß mindestens drei Monate vor Ablauf jedes zweiten Vereinsjahres erfolgen, widrigenfalls sie als für zwei weitere Jahre bestehend angenommen wfird. Anmeldungen werden in den oben bezeichneten Geschäftsräumen der Gesellschaft an⸗ genommen; das Vereinsjahr beginnt am 1. Oktober und die Mit⸗ gliedschaft erstreckt sich auf mindestens zwei Jahre.

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1.“ Literatur.

Ueber die Stellung des Deutschtums in Amerika sind in den letzten Jahren mehrere größere Arbeiten veröffentlicht worden. Das Hauptgewicht war in ihnen auf den Nachweis des Einflusses gelegt, den das deutsche Element auf das geistige und wirtschaftliche Leben der Neuen Welt ausübt. Von anderem Gesichtspunkt aus ist eine umfangreiche Schrift abgefaßt, die der Professor an der Cornell⸗Uni⸗ versität Albert B. Faust unter dem Titel: Das Deutschtum in den Vereinigten Staaten in seiner geschichtlichen Entwicklung hat erscheinen lassen und das auch in einer deutschen Ausgabe (Verlag von B. G. Teubner in Leipzig; geb. 10 ℳ) vorliegt. Wie schon der Titel besagt, bietet das Buch eine geschichtliche Darstellung der deutschen Ein⸗ wanderung von ihren ersten Anfängen bis auf die Jetztzeit. Inner⸗ halb dieses geschichtlichen Rahmens werden dann die hervorragendsten Persönlichkeiten aus dem deutschen Einwandererstrom und ihre und ihrer Landsleute Arbeit auf kulturellen und wirrlschaftlichen

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Gebieten gewürdigt und die Stellungnahme des deutschen Elements

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

zu wichtigsten Fragen des öffentlichen Lebens der Vereinigten Staaten