1912 / 253 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Oct 1912 18:00:01 GMT) scan diff

deutscher Gedichte und

und Gediegenes zu setzen. wart“

6

mit Bedauern eine Neigung des „Kunstwart“ zum Schematisieren und

bei dieser belehrenden, sanft

wüchsen derfortgeschrittensten Moderneauf. Der verdienstvolle Herausgeber

des Pharuskreises einen breiten Platz

gedeihlich wirken Wunsches zwingt aber

entwickeln konnte, ist menschli

1 8* gediegener Kunstblätter und Künstlermappen, wertvoller Sammlungen Balladen, durch einen zuverlässigen Ratgeber bei der Auswahl der Lektüre u. a. weiten Kreisen die Möglichkeit bot, an Stelle des als wertlos und schlecht Gekennzeichneten Echtes Dieser gute Kampf ist vom Kunst⸗ mit unermüdlichem Eifer geführt worden, und jeder Volksfreund muß sich des zweifellos erzielten Erfolges auf⸗ richtig freuen. Unvergessen soll es dem „Kunstwart“ auch bleiben, daß er nicht nur bereits anerkannte Größen weiteren Kreisen näher⸗ brachte, sondern daß er auch manchem Vergessenen oder Unter⸗ schätzten die verdiente Beachtung verschaffte. Diese Anerkennung schließt den Wunsch, daß die Zeitschrift weiter blühen und möge, in sich; die Aufrichtigkeit dieses zugleich, mit einigen Bedenken nicht zurückzuhalten. Schon vor mehreren Jahren wurde an dieser Stelle erade in ihm eine solche Neigung sich

ja sehr erklärlich. In den seither verflossenen Jahren hat sie sich leider nicht verringert. Doppelt fällt bevormundenden Art die unbestimmte Mangel einer solchen gegenüber manchen Aus⸗

Schulmeistern festgestellt; wie

Stellungnahme, ja der

des „Kunstwart“ hat ja eine gewisse Vorliebe für das izarre und Manierierte, daß er aber Darbietungen wie z. B. den „Gedichten“ gönnt und sich zugleich jedes seltsam. Eine Gefahr für die

Urteils über sie enthält, berührt doch 1 darin

gedeihliche Weiterentwicklung des „Kunstwart’ muß man auch

erblicken, daß er seit einigen Jahren immer weitere Erscheinungs⸗

kunst“, behandelt,

Grenzen hinauswächst.

Anndernfalls

formen des modernen Lebens in den Kreis seiner Betrachtungen zieht. Unter dem fast beliebig dehnbaren Begriff „Ausdrucks⸗ den er sich als Grenze gesteckt hat, wird beinahe alles von der Veredelung der Hupensignale bis zu den Fragen der großen Politik. Es ist natürlich und notwendig, daß eine Zeitschrift wie der „Kunstwart“ über ihre ursprünglichen Maßhalten und größere Vorsicht wäre bei diesem Weiterrücken der Grenzen aber doch geboten; auch gehören für die neuen Stoffgebiete wirklich erfahrene und zuverlässige Mitarbeiter. liegt die Gefahr vor, daß diese treffliche, verdienstvolle

Zeitschrift verflacht und sich bestenfalls in kleinen „Anregungen“ ver⸗

nand Gregorovius liegt

Niveau,

Das wäre lebhaft zu bedauern,

zettelt. geleisteten

schätzung der bisher vom „Kunstwart“ Befürchtung Ausdruck gegeben.

Ferdinand Gregorovius: Wanderjahre in Italien. Auswahl in zwei Bänden mit dem Porträt des Verfassers, zwei Karten und einem biographischen Nachwort von Dr. H. Houben. (Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig; geb. 8 ℳ). Da die fünf Bände umfassende vollständige Ausgabe der „Wanderjahre“ schon durch ihre Kostspieligkeit an einer weitgebenden Verbreitung behindert wird, ist diese Auswahlausgabe dankbar zu begrüßen, zumal in ihr die inter⸗ essantesten, den Italienbesucher am meisten fesselnden Abschnitte vereinigt sind. Die große Bedeutung der Schilderungen Italiens durch Ferdi⸗ in der seltenen Vereinigung, daß der Schil⸗ derer ein tiefgründiger Kenner der politischen Geschichte Italiens in allen ihren Epochen wie ihrer Kunst und zugleich ein Schriftsteller, ausgestattet mit hervorragenden dichterischen Eigenschaften, gewesen ist. Diese Vorzüge heben seine Schilderungen auf ein so hohes daß man sie neben Goethes Italienische Reise zu stellen berechtigt ist. Wer diese zwei Bände zur Hand nimmt, wird sich bis zur letzten Seite gefesselt finden. Er 19 vor sich die italicnische Landschaft mit ihren verschwenderischen beizen von einem Künstler im Anschauen und Schildern dargestelt und durchflutet von dem bunten Menschenstrom der vielgestaltigen Volksstämme. Und auf jedem Schritt berührt der Wanderer geschichtlichen Boden; hier wuchsen nicht nur Staaten und Völker empor und gingen zugrunde: hier wurden die großen Kämpfe der europäischen Menschheit bis an die Schwelle der neuen Zeit durchkämpft und hier erblühte selbst noch inmitten eines politischen und sittlichen Chaos sondergleichen eines der reichsten Kunstzeitalter, das die Menschheit kennt. Durch diese Ueberfülle der Erinnerungen und Denkmäler, der Geschichte einer versunkenen Zeit

und 8 aus Wert⸗ rbeit ist dieser

und des überschäumenden Lebens zwischen ihren Ruinen, ist Gregorovius

mit enner glänzenden und. doch K

Dichter, vereint er ein 1’“ Die

ein vortrefflicher Führer. Geschichtsforscher und Gelehrsamkeit mit Anschaulichkeit und Phantasie, chuchten Dargelluaqs weise. T vorliegende Auswahl seiner „Wanderjahre“ wird jeder Kenner Naliens mit Genuß und mit Sehnsucht lesen; ebenso kann das Buch als Vor⸗ bereitung für eine Italienreise nachdrücklich empfohl d

Theater. Deutsches Theater.

Königliche Schauspiele. Donners⸗ tag: Opernhaus. 224. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Lohengrin. Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Regie: Herr Oberregisseur Droescher.

nfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 228. Abonnementsvor⸗ stellung. Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel in drei Abteilungen von Friedrich Hebbel. 1. Abend: Erste Ab⸗ teilung: Der gehörnte Siegfried. Vorspiel in einem Aufzug. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Zweite Ab⸗ teilung: . Tod. Ein Trauer⸗ spiel in 5 Aufzügen. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Anfang

7 ½ Uhr.

Neues Operntheater. Gastspiel des „Schlierseer Bauerntheaters“ (Leitung: Direktor Paver Terofal). Der Glücks⸗ schmied. Volksstück mit Gesang und Tanz in drei Akten von Hartl⸗Mitius nach einer Idee von Arthur Schubart. Musik von Emil Kaiser. Einstudiert vom Königl. bayer. Hofschauspieler Hans Neuert. Anfang 8 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 225. Abonne⸗ mentsvorstellung. (Gewöhnliche Preise.) Figaros Hochzeit. Komische Oper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text nach Beaumarchais, von Lorenzo Daponte. Deutsche Uebersetzung revidiert von H. Levi. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 229. Abonnementsvor⸗ stellung. Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel in drei Abteilungen von Friedrich Hebbel. 2. Abend: Dritte Ab⸗ teilung: Kriemhilds Rache. Ein Trauer⸗ spiel in fünf Aufzügen. Anfang 7 ½ Uhr.

Neues Operntheater. Gastspiel des „Schlierseer Bauerntheaters“ (Leitung: Direktor Faver Terofal). Der Prinz Natzi. Burlesker Bauernschwank mit Gesang und Tanz in drei Aufzügen (nach einem vorhandenen Stoff des J. von Plötz) von Richard Manz. Musik von Emil Kaiser. Anfang 8 Uhr.

(2. Teil.)

Freitag: Totentanz. Sonnabend: (1. Teil.) Sonntag: (2. Teil.)

Donnerstag, Abends 8 Freund Teddy.

Freitag und folgende Freund Teddy.

zauber. Sonntag, Nachmittags Aktienbudiker.

Straße. Die fünf Frankfurter.

Sonnabend, fünf Frankfurter.

Sonnabend, Frack.

zu je Regierungs⸗

Elsa:

dirigiert.

Im

Donnerstag, Kinder

Steenberg:

Behrend;

von „Der aus.

A gnossen Rien die Ausgaben etwas über 48 000 ℳ. auf Antrag der Direktion Hundertjahrfeier der Freiheitskriege

„Blücher“

Donnerstag,

Abends 7 ½ Uhr: König Heinrich IV.

König Heinrich IV. König Heinrich IV.

Kammerspiele.

Uhr: Tage:

Berliner Theater. Donnerst, Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Freitag und folgende Tage: Film⸗

Der

1“ 88 Theater in der Königgrützer Donnerstag, Abends 8 Uhr: Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler. Freitag: Königin Christine.

Nachmittags Kabale und Liebe. Abends: Die

Sonntag: Die fünf Frankfurter.

Lesfsingtheater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Frau vom Meere. Feitag, Hedda Gabler. onnabend: Tantris der Narr.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗ tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 104 a.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der gut sitzende spiel in vier Akten von Gabriel Dregely.

Freitag: Der gaut sitzende Frack. Nachmittags 3 ½ Egmont. Abends: Der gut sitzende

Frack. Lust⸗

Sonntag: Der gut sitzende Frack

Preisbewerbung für Stadt Schwerte der Stadt unter den n, und Rheinland geboren oder ansässig sind. gesetzt von 1500, 1200 und 900 ℳ; b je 400 ist vorbehalten. Dem ericht gehören u. a. an:

rnsberg, Königliche Bauräte

owie Stadtbau⸗ tadtbauinspektor Januar 1913 ein⸗ d Unterlagen für 3 zu beziehen, die

und Baurat Mund in Claren und Kullrich, meister Bierbach in Schwerte, ferner als Vertreter Ühlig in Dortmund. Die Entwürfe sind bis 15. zureichen, die Bedingungen un den Bewerbern erstattet werden.

Im Königlichen Ope „Lohengrin“ gegeben. hier tagenden internationalen sellschaftsanzug zu erscheinen. Frau Telramund: Herr Bischoff, den Heerru des Königs Heinrich hat gastweise Herr Hoftheater in (Anfang 7 Uhr.)

Im Königlichen Sche 1. und 2. Teil von Friedrich Hebbels en gehörnte Siegfried“ und „Siegfrieds Tod“ aufgeführt. rollen liegen in den Händen der von Arnauld sowie der Herren Mühlh Mannstädt, Boettcher, Werrack, Eggeling,

Schillertheater O. (Wallnertheater)

der Erzellenz“ Schumann statt.

Im Theater am 25. Aufführung von Bis auf die Titelrolle, die auf

der geschmackvollen Ausstattung der Spielleitung Viktor Schwarz bei ausverkauftem Offenbachsche Operette dürfte sich d Spielplan halten.

In der am Freitag im Thea stattfindenden Neueinstudierung t sind die Hauptrollen folgendermaßen bese Triesch; Axel Oxenstjerna: Friedrich Zelni Magnus de la Gardie: Arthur Maria Eleonore: Rudolf mann Allerts: Walter Schott; Whitlock: Conrad Callehn; ein Rudolf Bernauer.

Am 27.

schlechten Wetters wegen nur Besten der Mitglieder ließ Beamten, Schulen, Vereinen wurden 10 ermäßigt. Zöglinge von Waisenhäu Die.Einnahmen betrugen nahezu 52. Die Bücher wurden allmonat

Im nächsten Jahr wird der zweiter Teil, das Heimatspiel Ein Trachtenvolksfest soll gleichfalls jener Zeit gedenken lassen.

Mein Mein

3 ½ Uhr:

Uhr:

Bauwesen.

a. d. Es der

Stadtbaurat, in Dortmund

Theater und Musik.

Hafgren⸗Waag, die Ortrud:

Altenburg übernommen.

Schauspielhause wird

Damen

die erste Aufführung des vieraktigen von Ernst von Wolzogen

Gustav Charles und

Olga Engl;

fer: Herr Habich. Erich Thieß vom Herzoglichen Der Kapellmeister Paur

morgen „Nibelungen“, und zwar „Der Die Haupt⸗ Poppe, Willig, Butze und hlhofer, Kraußneck, Geisendörfer, Eichholz und Pohl.

ndet morgen, ustspiels „Die und William

Pläne zu einem Rathaus in der Ruhr, ausgeschrieben vom Magistrat Architekten, die in den Frorintfn Westfalen

ind drei Preise aus⸗ Ankauf weiterer Entwürfe

rnhause wird morgen, Donnerstag, Die Besucher werden aus Anlaß der zurzeit Ausstellungskonferenz gebeten, im Ge⸗ Herr Berger singt die Titelrolle, die Frau Plaichinger, den

Die Rolle

der

Nollendorfplatz fand am Montag die „Orpheus in der Unterwelt“ statt. Reinhold Pasch übergegangen ist, war das Werk ebenso besetzt wie bei der Erstaufführung und errang in des Münchener Künstlertheaters unter unter musikalischer Leitung von lebhaften Beifall. Die aher noch geraume Zeit auf dem

ter in der Königgrätzer Straße von Strindbergs „Königin Christine“ t: Königin Christine: Irene ;Klaus Tott: Fritz Delius; Bergen; Karl Gustav: Otto Gebühr; Ebba Brahe: Maria Lux; Anton Teubler; Johan Holm: Bruno Kastner; Kauf⸗

Alfred Kühne; Bourdelot: Hermann Pfanz; Pimentelli:

Bauer: Arthur Weinschenk.

Oktober, Mittags 12 ½ Uhr, findet

Anteil nehmen wollen an der

der Erde“

einen Ueberschuß von

Fereitt. geprüft.

gegeben.

ein Gastwirt: Hans Die Spielleitung hat Die Vorstellung beginnt um 7 ½ Uhr.

im Lessing⸗ Museum (Brüderstraße 13) eine vom Schriftsteller Louis Wolff⸗ Castel und dem Arbeitsausschuß der (Naturtheater zu Potsdam) einberufene lichkeiten statt, die Deutschen Festspielhauses. das von der Stadt Potsdam unterstützte ist öö geprüft worden.

Herr Eine Vorstellung zum Besten der Nationa

Deutschen Heimatspiele Versammlung von Persön⸗ Gründung eines Der Geschäftsbericht über Naturtheater zu Potsdam Es wurden 87 Vorstellungen egeben, sieben fielen wegen Regens lflugspende ergab 100 ℳ, eine zum ß an 300 zur Verteilung gelangen. die Eintrittspreise oft bis zu sern, Krüppelasylen u. a. m.

2D. ℳ6,—

Komödienhaus. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Zarin. Schauspiel in drei n von Melchior Lengyel und Ludwig

iro.

Freitag: Die Zarin.

Sonnabend: Zum ersten Male: Die Generalsecke. Lustspiel in drei Akten von Richard Skowronnek.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der rote Leutnant. Abends: Die Generalsecke.

Montag und folgende Tage: Die Generalsecke.

Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Die Kinder der Exzellenz. Lustspiel in vier Aufzügen von E. von Wolzogen und W. Schumann.

5 Der Talisman.

Sonnabend: Flachsmann als Er⸗ zieher. 86

Charlottenburg. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Des Pfarrers Tochter von Streladorf. Schauspiel in drei Auf⸗ zügen von Max Drevyer.

Freitag: Flachsmann als Erzieher.

Sonnabend: König Lear.

Montis Operettentheater. Früber: Neues Theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Goldner Leichtsinn. Operette in drei Akten von Charles Alfredy.

Freitag: Zum ersten Male: Der Frauenfresser.

Sonnabend: Der Frauenfresser.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Wiener Blut. Abends: Der Frauenfresser.

Lustspielhaus. Eriedrichstraße 236.) Donnerstag, Abends Uhr: Mein alter Herr. Lustspiel in drei Akten von Franz Arnold und Viktor Arnold.

Frehng und folgende Tage: Mein alter Herr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: So 'n Windhund!

In der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniskirche veranstaltet der Organist Walter Fischer morgen, Donnerstag, Abends 6—7 Uhr, ein Orgelkonzert, bei dem Fräulein Anna Hesse (Sopran) sowie Herr Paul Elgers und Frau Hilde Fordan⸗Elgers (Violine) mit⸗ wirken. Die Vortragsfolge verspricht Regers Choralphantasie „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ sowie César Francks Pièsce symphoniqne, außerdem Gesänge und Violinkompositionen von

ändel und Bach. Eintrittspreise wie gewöhnlich.

Mannigfaltiges. Berlin, 23. Oktober 19122.

An der Handelshochschule Berlin findet am 2. November,

Nachmittags 1 Uhr, in der Aula die Jahresfeier statt. Nach Er⸗ stattung des Berichts über das sechste Studienjahr wird der Rektor, Professor Dr. A. Binz die Festrede über „Volksernährung und chemische Industrie“ halten.

Der Verband zum Schutze des deutschen Grund⸗ besitzes und Realkredits wird am 4. und 18. November 1912, Abends 8 Uhr, in dem ihm zur Verfügung gestellten Baracken⸗ hörsaal der Königlichen Universität eine Reihe von Vor⸗ trägen über das Wertzuwachssteuergesetz zwecks Ausbildung der Teilnehmer für die praktische Anwendung veranstalten. Die Vorträge hat der Justizrat Knopf⸗Berlin übernommen sie bezwecken keine Stellungnahme des Verbandes, sondern dienen lediglich der sachlichen Einführung in das Gesetz und seiner erleichterten An⸗ wendung. Eintrittskarten werden kostenlos von der Geschäftsstelle des Verbandes verabreicht.

der Deutschen Vereine vom T. B.“ zufolge je eine Expedition nach der Türkei, nach Griechenland und nach Bulgarien. Außerdem wird der Deutsche Wohlfahrtsverein (Deutsches Krankenhaus) in Konstantinopel, soweit seine Einrichtungen und die von Seiner Majestät dem Kaiser zur Verfügung gestellten Rãume der deutschen Botschaft ausreichen, Verwundeten und Kranken Auf⸗ nahme, Pflege und ärztliche Behandlung gewähren. Die für die Durchführung der Hilfstätigkeit erforderlichen erheblichen Mittel er⸗ scheinen durch ansehnliche Zuwendungen bereits gesichert; eine öffent⸗ liche Sammlung ist nicht beabsichtigt. 111“

Das Zentralkomitee Roten Kreuz entsendet „W.

(W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: streifte bei der Einfahrt in den des von Cölbe

Kirchhain, 23. Oktober. Am 22. d. M., 9 Uhr Abends, Bahnhof Kirchhain die Zuglokomotive kommenden Güterzuges 8749 die über Distanz stehende Vorspannlokomotive des Güterzuges 6850, sodaß letztere mit sämtlichen Achsen auf der Worabrücke entgleiste. Das Hauptgleis Marburg— Cassel war drei Stunden gesperrt. Durch den entgleisten Tender wurde die Schrankenwärterin Michaelis, die unbefugterweise die Eisenbahnbrücke benutzen wollte, getötet. Sonstiges Personal wurde nicht verletzt. Die Schuldfrage steht noch nicht fest. 1—

Oktober. (W. T. B.) Die

Queenstown (Tasmania), 23. die North⸗Llyell⸗Grube

Behörden haben sich genötigt gesehen, unter Wasser zu setzen, da sich das 42 Leichen befinden sich noch in der Grube.

Newport, 23. Oktober. (W. T. B.) Zu Ehren des Ge burtstags der Deutschen Kaiserin feuerten

die Station der Marineschule und die Linienschiffe „Virginia“

Feuer immer weiter ausdehnt. G (Vgl. Nr. 248 d. Bl)

gestern die Forts,

und „Arkansas“ Salut. Sämtliche Kriegsschiffe im Hafen einschließ⸗

lich der Torpedobootflotte Die amerikantschen Offiziere

besuch ab. W1“ 2,— 1.2 Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Eisten uͤnd Zweiten Beilage.)

Residenztheater. Donnerstag,Abends

8 Uhr: Gemütsmenschen. Schwank in drei Akten von Fritz Friedmann⸗ Freitag und folgende Tage:

menschen.

Theater

liebchen.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Liebesbarometer. drei Akten von Romain Coolus.

Freitag und folgende Tage: Liebes⸗

barometer.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der selige Toupinel.

am Nollendorfplatz. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Gastspiel des Münchener Künstlertheaters: Orpheus in der Unterwelt. zwei Aufzügen von Offenbach.

Freitag und folgende Tage: Orpheus in der Unterwelt.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Autoliebchen. Tanz in drei Akten von Gesangstexte Musik von Jean Gilbert.

Freitag und folgende Tage: Auto⸗

Blüthner-Saal. Donnerstag, Abend 8 Uhr: Konzert von Robert Imand (Violine) mit dem Blüthner⸗Orchester unter Leitung von Ignatz Waghalter Mitw.: Frau Paula Werner⸗Jensen (Gesang).

rederich. emüts⸗

Choralion-Saal. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr:

Burleske Oper in Goll.

zeigten am Großmast die deutsche Flagge. r re statteten dem Kommandanten des Schul⸗ schiffes „Viktoria Luise“ Kapitän z. S. Frey einen Gratulations⸗

Klavierabend von Camillo

Zum Schluß: Mensch! Vier Bilder aus Indien.

Birhkus Busch. Donnerstag, Abends

7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Be⸗ sonders hervorzuheben: Vorführung des Lenkballons ohne Bemannung! Ferner: Houdini! Die Kehecs unter Wasser. Zum Schluß: Die große Pantomime: „Unter Gorillas“.

—n! Familiennachrichten.

Posse mit Gesang und Jean Kren,

von Alfred Schönfeld.

Lusispiel in

Hrn. Oberleutnant Joachim von Bitter

Destinn.

Singakademie. Donnerstag, Abends 1. Heß⸗Quartetts.

Saal Bechstein. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Liederabend von Ella Kun⸗ in Am Klavier: Erich J. Wolff.

Beethoven⸗Saal. Abends 8 Uhr: Liederabend von Vittoria

8 Uhr:

wald.

D'Ornelli.

Konzerte. 8

Philharmonie. Donnerstag, Abend 8 Uhr: Einziges Konzert von Emmy

(Hannover). Gestorben: Hr. Chrlistian Moritz von Prittwitz u. Gaffron (Guhlau, Kr. Reichenbach). Hr. Rittergutsbesitzer Fheee ans Schenck zu Schweins⸗ erg (Schloß Buchenau). Fr. Helene von Kardorff (Böhlendorf).

Kammermusikabend des b Verantwortlicher Redakteur:

Verlag der Expedition (Heidrich) Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Donnerstag,

Am Klavier: C. V. Bos

Zirkus Schumann. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten.

Der unsichtbare

Verlobt: Frl. ee Jobst üt

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. 1

Ikönne auch die

1“

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 83. Sitzung vom 22. Oktober 1912, Mittags 12 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

* UMeber den Beginn der Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Auf der Tagesordnung stehen zunächst Kommissionsberichte über Petitionen.

Ueber eine Petition des Reichsverbandes deutscher Städte mit vdem Sitz in Pleß um Abänderung des Kreis⸗ und Pro⸗

inzialabgabengesetzes wird ohne Distussion gemäß dem An⸗ trage der Gemeindekommission zur Togesordnung übergegangen.

Zu einer Reihe von Petitionen um Abänderung der Städte⸗ bezw. Landgemeindeordnung, dahin gehend, daß den Frauen das Wahlrecht in der Gemeinde unter den gleichen Be⸗ dingungen verliehen werde, unter denen die männlichen Gemeindeangehörigen es besitzen, beantragt die Gemeinde⸗ kommission Ueberweisung an die Regierung als Material.

Weitere Petizionen verlangen die Abänderung der Landgemeinde⸗ ordnung dahin gehend, daß den Frauen die persönliche Aus⸗ übung ihres Gemeindewahlrechts verliehen werde. Der Preußische Landesverein für Frauenstimmrecht in Berlin will den § 109 der Landgemeindeordnung dahin geändert wissen, daß Frauen an den Sitzungen der Gemeindeversammlungen (Gemeindevertretung) teilnehmen können. Auch hier beantragt die Gemeindekommission Ueberweisung als Material; von der Fortschrittlichen Volkspartei ist Ueberweisung zur Berücksichtigung beantragt.

Die Ortsgruppe Frankfurt a. O. des Vereins für Franen⸗ stimmrecht beantragt eine Abänderung des § 5 der Städteordnung dahin, daß auch die Frauen das Bürgerrecht und damit das Recht zur Teilnahme an den Wahlen und die Be⸗ fähigung zur Uebernahme von Aemtern in der Gemeinde⸗ verwaltung und zur Gemeindevertretung erhalten. Der Preafach⸗ Landesverein für Frauenstimmrecht in Berlin und der Ostpreußische Provinzialverein für Frauenstimmrecht in Königsberg wollen die Städteordnung und die Landgemeindeordnungen dahin abgeändert wissen, daß auch die Frauen das aktive und passive Gemeindewahlrecht auf der Grundlage des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahl⸗ rechts erhalten. Hier beantragt die Gemeindekommission eben⸗ falls Ueberweisung als Material.

Die Unterrichtskommission hat über eine Petition des Katholi⸗ schen Frauenbundes in Cöln um Zuziehung der Frauen zu den Schulkommissionen beraten und beantragt Ueberweisung dieser

etition an die Regierung zur Berücksichtigung. Eine Petition des he Landesvereins für Frauenstimmrecht in Berlin um Ein⸗ ührung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für beide Geschlechter ist von der Petitions⸗ kommission beraten worden, die Uebergang zur Tagesordnung beantragt.

Diese sämrlichen Petitionen werden auf Antrag des Abg. Trimborn (Zentr) gemeinsam besprochen. Von den Sozial⸗ demokraten ist der Antrag eingebracht, sämtliche Petitionen der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen.

Abg. Hirsch⸗Berli (Soz.) tritt unter großer, andauernder Unruhe des Hauses, die mehrfach das Einschreiten des Vizepräsidenten Dr. Porsch notwendig macht, für den Antrag seiner Parteifreunde ein. Er verweist auf die große Zahl dieser Petitionen, bekämpft die Argumente, mit denen die Regierung in den Kommissionen ihre ablehnende Haltung verteidigt habe, führt das bedeutende An⸗ wachsen der Zahl der selbständigen im Erwerbsleben tätigen Frauen an und fordert außer dem aktiven auch das passive Wahlrecht. Ebenso wie die Beseitigung des ungerechten Dreiklassenwahlsystems 1 Gewährung eines wirklich freien Frauenwahlrechts nur öO—115 Abg. Strosser (kons.): Aus den Ausführungen des Vor⸗ redners geht deutlich hervor, daß die Petitionen lediglich darauf hin⸗ auslaufen, eine Vorstufe zu sein für das politische Frauenstimmrecht. Dies ergibt sich auch daraus, daß die Petitionen von Frauenver⸗ einen, von dem Verein für das Frauenstudium u. a. aus lehen. Wenn der Vorredner gemeint hat, daß es sich hier um eine Forderung der Frauen handelt, so möchte ich doch betonen, daß nicht alle Frauen auf diesem Standpunkt stehen, daß es ganz außerordentlich weite Kreise in der Frauenwelt gibt, die von dem politischen Stimmrecht nichts wissen wollen. Ich habe namens meiner Freunde zu erklären, daß, ebenso wie wir es früher schon wiederholt getan haben, wir das politische Stimmrecht für die Frauen unter keinen Umständen wünschen, daß wir nicht wünschen, daß die Frau jemals in die politische Arena eintritt. Bei dieser Frage scheiden andere Seiten der Frauen⸗ frage vollständig aus. Wir haben durchaus ein Verständnis dafür, daß die noch manche Wünsche und Forderungen hat, die der Erfüllung harren, und wir sind auch durchaus bereit, uns diesen Forderungen nicht zu versagen. Wir verstehen auch das „Erhabene“ in der Frauenwelt, wir sind durchaus durchdrungen davon, daß in der Frauenwelt noch außerordentlich viel Erhabenes zu sichern und zu⸗ schützen ist, und zwar gerade zu schützen gegen dasjenige, was sich in der neuesten Zeit in weiten Kreisen breit gemacht hat. Darum möchte ich das Haus bitten, dem Antrage auf Ueberweisung der Petitionen als Material nicht öe sondern über diese Petitionen zur Tages⸗ ordnung überzugehen.

Abg. Dr. Schepp (fortschr. Volksp.): Wir haben uns für den Antrag auf Ueberweisung der Petitionen zur Berücksichtigung ent⸗ schlossen, weil wir meinen, daß eine Reform sowohl der Städteordnung pe der Landgemeindeordnung dringend notwendig ist. Namentlich die Vororte von Berlin haben unter den Bestimmungen der bestehenden Landgemeindeordnung recht sehr zu leiden. Wir sind von jeher dafür eingetreten, daß eine Erweiterung des Arbeits⸗ und Tätigkeitsgebietes der Frau herbeigeführt werde, daß den Frauen Gelegenheit gegeben werde, mitzuarbeiten besonders in den Kommunen auf dem Gebiete der Schule, der Armen⸗ und Waisenverwaltung. Diese Gebiete werden sich immer mehr erweitern, das bedingen schon allein die ver⸗ aänderten wirtschaftlichen und Erwerbsverhältnisse. Wir sind selbst⸗ Ferständlich dafür, daß das Recht derjenigen Frauen, die bisher in den

andgemeinden das Wahlrecht hatten, es aber persönlich nicht ausüben önnen, nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch wirklich ausgeübt werde. Wenn behauptet worden ist, daß die Frauen dieses Recht niemals oder höchst selten ausüben würden, so beweift dies nicht, sie dieses Rechtes nicht wert sind. Mit demselben Rechte könnte man auch gewissen Männern bei den Landtagswahlen das Wahlrecht Futziehen, weil sie noch nicht reif seien für das Landtagswahlrecht. Nach der bestehenden Landgemeindeordnung können nur diejenigen Personen als Zuhörer den Sitzungen der Gemeindevertretungen bei⸗ wohnen, die auch stimmberechtigt sind. Auf Grund dieser Be⸗ Uimmung sind die Frauen ausgeschlossen, obwohl es doch eine ganze Anzahl von Gegenständen in jenen Gemeindevertretungen gibt, für die die Frauen das regste Interesse haben müssen. Das Erwerbs⸗ und wirtschaftliche Leben hat sich vollkommen verändert, und die Zahl der erwerbstätigen hat sich bedeutend vermehrt. Wenn dadurch ie Frau einmal in die Oeffentlichkeit hineingedrängt worden ist, dann muß man ihr auch die Möglichkeit einer erweiterten Betätigung im öffentlichen Leben geben. Wir wollen uns ja nicht auf alle Punkte

no

*

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 23. Oktober

der Petitionen festlegen, aber es muß doch endlich einmal ein Fort⸗ schritt erzielt werden. Daß durch diese Betätigung der Frau im öffent⸗ lichen Leben eine Nivellierung herbeigeführt werden koönnte, daß die Frauen ihre guten Eigenschaften verlieren würden, befürchten wir nicht.

Abg. Trimborn (Zentr.): Daß die Frauen sich in der letzten Zeit mehr für das öffentliche Leben interessieren, muß jeder zugeben, der unbefangen die Entwicklung des letzten Jahrzehnts beobachtet hat. Zu dieser Stärkung des Interesses der Frau am öffentlichen Leben hat in erster Linie der Umstand beigetragen, daß die Frau heute in fortschreitendem Maße gezwungen ist, sich am Erwerbsleben zu be⸗ teiligen. Aber nicht bloß das wirtschaftliche, auch das politische Inter⸗ esse der Frau ist in der neueren Zeit gewachsen, nicht bloß die Sozial⸗ demokratie, auch bürgerliche Parteien haben es sich angelegen sein lassen, die Frau politisch aufzuklären. Tatsächlich haben denn auch die Frauen in der letzten Zeit einen wachsenden politischen Einfluß ge⸗ wonnen. Derjenige kennt seine eigene Frau schlecht, der da behauptet, sie hätte keinen Einfluß. Manch einer hat seine liebe Not, sich dieser Einflüsse zu erwehren. Wenn man unter den Frauen eine Ab⸗ stimmung darüber vornehmen würde, ob sie das aktive und passive Wahlrecht haben wollen, dann würden Sie wohl sehr erstaunt über das Ergebnis sein. Die Frauen sind sich in ihren eigenen Reihen über diese Fragen selbst noch nicht klar. Die Frauen haben doch Ge⸗ legenheit genug, sich sonst im öffentlichen Leben zu betätigen, und sie machen davon nicht einmal genug Gebrauch. Auf dem Gebiet der Wohltätigkeit, in Vormundschaftsdingen und in der Armenpflege bietet sich für die Frau ein großes Feld der Tätigkeit. Und dieses Gebiet weiter auszubauen, das soll das Bestreben der Frauenwelt sein, und wir werden ihnen dazu jede Unterstützung leihen. Der Ein⸗ fluß der Frauen auf die Schule kann ganz besonders ein guter sein. Hier bietet sich reichlich Gelegenheit, in christlichem Sinne zu wirken.

Abg. Graf Moltke, (freikons.): Man muß unterscheiden zwischen Rechten und Ansprüchen der Frauen, von denen besonders die letzteren zum Teil einen politischen Charakter haben. Was die Ver⸗ tretung der Frauen in den Gemeinden anlangt, so würde es sich dabei wesentlich um eine Aenderung der Landgemeindeordnung handeln. Meine Freunde stehen hier, ebenso wie in der Frage der Verleihun des politischen Stimmrechts an die Frauen, auf dem Standpunkt, da man ohne Grund hieran nicht ändern soll, da die bestehenden Ver⸗ hältnisse wohl begründet sind und kein Anlaß zur Aenderung vorliegt. Ich habe mich schon früher dahin ausgesprochen, daß man solche Fragen, die das Interesse der ganzen Nation angehen, nicht nach Rücksichten auf die Bedürfnisse des Tages und nicht aus formalistischen oder aus Nützlichkeitsgründen entscheiden soll. Das deutsche Volk ist größ geworden, gerade weil es der Frau im ganzen öffentlichen Leben die richtige Stellung gegeben hat. Soll man der Frau wirklich eine Stellung einräumen, die sie in das politische Leben und in die politi⸗ schen Kämpfe hineinzieht? Das entspricht weder der Tradition noch dem wirklichen Interesse der Frau. Das Temperament der Frau wird sie, wenn sie in das öffentliche Leben gestellt wird, in Gefahren bringen, die in der Natur der Frau liegen. Die Frau läßt sich von Inspirationen und Aspirationen leiten. In bezug auf die Teilnahme der Frau an den Schuldeputationen schließen sich meine Freunde dem Antrag auf Ueberweisung zur Berücksichtigung an. Gerade auf diesem Gebiete mitzuhelfen, ist die Frau nach ihrer natürlichen Anlage berufen.

Abg. Hausmann (nl.): Die vorliegenden Petitionen haben mit der Frauenfrage im allgemeinen nichts zu tun, sondern sie müssen für sich betrachtet werden; darüber gehen nun die Meinungen aus⸗ einander. Der eine glaubt, daß dies das Richtige wäre, der andere glaubt, daß das andere richtig wäre. Ich möchte mich für die Kommissionsanträge aussprechen; allerdings kann, nachdem die Frau eine Stellung im Erwerbsleben erhalten hat, in absehbarer Zeit einmal die Frage des Frauenwahlrechts an uns herantreten. Aber ich bestreite, daß in diesem Augenblick schon der Zeitpunkt gekommen ist, wo man an diese Frage herangehen kann. Die Kommission hat die Petitionen nicht abgelehnt, sondern sie hat es nur nicht für so dringend gehalten, daß die Regierung schon jetzt dazu Stellung Fhmen mußs Ichebitte Sie“ nar die eim Peiction beteefss d.? Teits nahme an Schulkommissioney zur Berücksichtigung zu überweisen und im übrigen ebenfalls nach den Anträgen der Kommissionen zu verfahren.

Abg. Lippmann (Fortschr. Volksp.): Ich kann der Meinung nicht folgen, daß diese Petitionen mit der Frauenfrage überhaupt nichts zu tun hätten. Nachdem die Frau einmal in das Erwerbs⸗ leben eingetreten ist, will sie auch Rechte im politischen Leben haben. Neun Millionen Frauen stehen heute im Erwerbsleben; man kann die Frauen bheute nicht mehr dem Schutz des Hauses allein überweisen. Die Anzahl der Ehen genügt gar nicht mehr, um den Frauen die Sicherheit des Hauses zu bieren, die Frauen müssen das Haus verlassen und müssen erwerben, um nicht zu hungern. Wer unter den Gesetzen eines Landes steht, will auch an der Fest⸗ legung der Gesetze mitwirken, die über sein Erwerbsleben bestimmen. An der Frauenfrage können wir nicht vorbei, wenn wir diesen Petitionen gerecht werden wollen. Von dem konservativen Redner haben wir ein „Niemals“ gehört, von dem Zentrumsredner und von dem nationalliberalen Redner ein „Noch nicht“. Unser Redner hat dagegen erklärt: schon jetzt. Das bezieht sich auf die Petitionen um das kommunale Stimmrecht, nicht um das Stimmrecht im Staatsleben. Wenn man den Frauen die Mitwirkung an der Ver⸗ waltungstätigkeit und an der sozialen Fürsorge zugesteht, was bleibt denn dann noch übrig, um ihre Forderungen zu erfüllen? Dem Abg. Trimborn gefallen die Frauen als Richter nicht. Ich weiß nicht, wesche Erfahrungen er damit gemacht hat, aber in der kommunalen Tätigkeit handelt es sich gar nicht um richterliche Entscheidungen. Wir sollten froh sein, wenn die Fessel der alten Städteordnung, die uns hindert, beseitigt wird, um die Frau voll und ganz wirken zu lassen. Wir würden den Segen an unserem Leibe verspüren. Glauben Sie doch nicht, daß die Frauen darauf los⸗ wirtschaften würden, z. B. in Armensachen; sie würden im Gegenteil den unverschämten Armen entsprechend begeanen und die verschämten Armen besser behandeln als wir. Wenn die Nichtteilnahme der Frauen gut sein soll, weil sie historisch ist, so kann man diesen Einwurf gegen jeden Fortschritt machen. Dann hört jede Entwicklung auf. Wohl, nur eine Minderheit würde sich in diesem Hause finden, die die Entwicklung Preußens nur darin, was historisch ist, sehen will; dann würden wir nur als Versteinerung weiter leben. Wenn gesagt ist, die Frauen würden Objekte des politischen Kampfes werden, so wollen wir, daß sie nicht Objekt, sondern Subjekt im Kampfe werden, daß sie am Kampfe mitwirken. Ist es richtig, einen Bruchteil von 9 Millionen der Bevölkerung, die Frauen, die ihrem Erwerb genau so wie die Männer ohne jedes politische Recht zu lassen? Das geht nicht an. Es wird sich allmählich herausstellen, daß wir die Frauen nicht bloß als Objekt, sondern auch als Subjekt der Gesezgebung auf allen den Gebieten brauchen, wo ihnen der Abg. Trimborn ein so gutes Zeugnis aus⸗ gestellt hat. Wir sind für Ueberweisung zur Berücksichrigung, weil die gesteigerte Arbeitstätigkeit und die fortgeschrittene Bildung der weiblichen Bevölkerung die Frauen berechtigen, auch politische Rechte auszuüben.

Damit ist der Schluß der Erörterung eingetreten. Der Antrag auf Ueberweisung der Petitionen, welche die Erweiterung der Rechte der Frauen 1 Abänderung der Städte⸗ und Landgemeindeordnung

verlangen, an die Regierung zur Berücksichtigung wird gegen die

zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Sta

Stimmen der Fortschrittlichen Volksvartei, der Polen und der ee abgelehnt und die Ueberweisung als Material be⸗ ossen.

Die Petition, betreffend die Mitwirkung der Frauen in den Schulkommissionen, wird einstimmig der Regierung zur Berück⸗ sichtigung überwiesen.

Ueber die Petitionen, betreffend das allgemeine Frauenwahlrecht, wird gesondert verhandelt werden.

Eine Petition des Vorstandes des Beamtenvereins u. a. in Bergen a. Rügen um Einführung der Städteordnung in Neuvorpommern und Rügen will die Gemeindekommission der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen wissen.

Abg. Rewoldt (freikons.) befürwortet einen von ihm in Ge⸗ meinschaft mit den konservativen Abgg. von Hennigs und Graf v. d. Gröben gestellten Antrag auf Ueberweisung zur Erwägung. Der Kommissionsbeschluß gehe zu weit und passe namentlich auf die Ver⸗ hältnisse der größeren in Betracht kommenden Städte nicht. Auch müsse erst gründlich geprüft werden, ob die Städteordnung unver ändert zur Einführung gelangen könne.

Geheimer Regierungsrat Dr. Conze: Daß es erwünscht ist, die alte, noch aus schwedischer Zeit stammende Städteverfassung zu refor⸗ mieren, ist von der Regierung wiederholt anerkannt worden. Nicht anerkannt werden konnte dagegen ein dringliches Bedürfnis, diese Reform auch gegen den Willen der betreffenden Stadtverwaltungen vorzunehmen. Reformbedürftig erscheinen hauptsächlich die Bestimmungen über die Anstellung der Bürgermeister, das Kooptationsrecht des Magistrats, die Amtsdauer der Magistratsmitglieder, das Wahlverfahren bei der Ergänzung des Bürgerkollegiums, die ständische Einteilung der Buͤrger. In neuerer Zeit haben Anträge der Beteiligten Anlaß zu erneuter Prüfung der Sache gegeben; es ist mit den Vertretern der 14 Städte verhandelt worden; es wünschen aber keineswegs alle „Magistrate und Bürgerschaften die Einführung der Städteordnung von 1853, sondern es werden ganz wesentliche Vorbehalte gemacht, besonders in der Richtung der Aufrechterhaltung von Sonderrechten, so der Befreiung von der Staatsaufsicht. Die Verhandlungen mit diesen Stadtvertretungen schweben noch, und so erscheint die Ueber⸗ weisung zur Erwägung als das Zweckmäßigere.

Abg. Heine (nl.): Wir bleiben bei dem Kommissionsantrage stehen, denn es muß endlich ein Schritt vorwärts auf dem Wege zu

dieser Reform geschehen.

Abg. Lippmann (fortschr. Volksp.): Wenn die Stadt⸗ verwaltungen der Reform widersprechen, weil es sich um etwas „Historisches“ handle, so muß doch festgestellt werden, was heute in den Städten von Neuvorpommern und Rügen „historisch“ ist. In der Stadt Bergen auf Rügen wir haben auf der Rechten einen aus⸗ gezeichneten Kenner dieser Dinge, der mir meine Angaben bestätigen wird gibt es drei Klassen von Bürgern: die erste bilden die Kaufleute und die diesen gleich zu achtenden Personen, die zweite sind die selb⸗ ständigen Handwerker und Ackerbürger und die diesen gleich zu achten⸗ den Personen, die dritte sind die Tagelöhner, die unselbständigen Handwerker und sonst alle, die nicht den ersten beiden Klassen an⸗ gehören. Nur aus der ersten Klasse dürfen die Ratsherren gewählt werden, die sich denn auch aus sich heraus verjüngen; sie beememen die Geschicke der Stadt; nicht der Bürgermeister hat die politische Gewalt, sondern das Ratsherrenkollegium in seiner Gesamtheit. Erste und zweite Klasse zusammen wählen die sog. Repräsentanten. Die dritte Klasse hat überhaupt kein Wahlrecht. Das ist in den Städten Neuvorpommerns und Rügens „historisch“.

Abg. Hirsch⸗Berlin (Soz.): Wir treten für die Ueberweisung zur Berücksichtigung ein, nicht etwa weil wir die Städteordnung von 1853 für gut halten, sondern weil sie immer noch besser ist als der derzeitige Zustand.

Abg. Freiherr von Maltzahn (kons.): Ich bitte, den Antrag der Abgg. Rewoldt u. Gen. abzulehnen. Die von dem Abg. Lipp⸗ mann gegebenen Daten sind im ganzen durchaus zutreffend, nur beziehen sie sich lediglich auf die kleinen Städte, während die beiden größeren, Greifswald und Stralsund, in der Zwischenzeit ihre Verfassung

so-eänes, hahen. dan. diese. perzotteten. Zustände, dort nicht mehr vorhanden sind. In den” kleinen Städten aber be⸗ stehen immer noch die Normen von 1790 und 1815 aus schwedischer Zeit. Die schwedischen Städte haben längst diese alten Verhältnisse beseitigt. Der Wunsch der städtischen Bürgerschaft nach einer besseren Ordnung ist daher vollkommen gerechtfertigt. Welches die Verhältnisse sind, die einer Reform dringend bedürfen, ist zum großen Teil schon angeführt worden; ich möchte einiges davon noch speziell hervorheben. Das Bürgerschaftliche Kollegium hat das Recht, drei Kandidaten zur Wahl des Bürgermeisters vorzuschlagen, jede andere Stimme ist ungültig. Die Senatoren werden auf Lebenszeit gewählt. Stirbt ein Magistratsmitglied, so wählt der Magistrat mit seinem Kooptaltionsrecht einfach einen ihm genehmen Mann hinein. Die Sitzungen des Kollegiums sind geheim; auch daran wird mit Recht Anstoß genommen. Besonders rücknändig sind die Bestimmungen über die Auswahl der Bürgermeister; die Aufnahme von Anleihen ist unbeschränkt, Staatsaufsicht gibt es nicht. Die Polizeigewalt eines Kollegiums verhindert natürlich die rasche Durchführung notwendiger Maßnahmen. Die „Erwägungen“ sind ja im Zuge, also muß jetzt ein Schritt weiter gegangen werden. Daß sich die Beteiligten da⸗ gegen sträuben, ist ja doch nicht verwunderlich. Kommt die Städte⸗ ordnung, so muß aber gleichzeitig durch einen hohen Zensus Vorsorge getroffen werden, daß nicht die Sozialdemokratie in die Verwaltung eindringt.

„Abg. Graf von der Gröben (kons.): Daß in einzelnen Städten Neuvorpommerns und Rügens sehr schwere Mißstände be⸗ stehen, die dringend einer Reform bedürfen, haben sämtliche Vor⸗ redner anerkannt. Dagegen hat kein einziger von ihnen geglaubt, daß⸗ durchaus die Städteordnung, so wie sie ist, dort eingeführt werden müsse. Abg. von Maltzahn wollte noch einen erhöhten Zensus ein⸗ fugen. Es handelt sich also nun lediglich darum, welchen Weg man gehen soll, um Reformen, die zweifellos nötig sind, einzuführen. Wir glauben, daß unser Antrag auf Erwägung in diesem Falle dem Antrag auf Berücksichtigung vorzuziehen ist. Wir befürchten nicht, daß durch unseren Antrag die Sache auf Jahre hinausgeschoben wird. Wir wollen lediglich der Staatsregierung, die das gesamte Material beherrscht, die Inttiative, die Veranrwortung dafür über⸗ lassen, welcher Weg der geeignetste für diese Städte ist.

Abg. Lippmann (fortschr. Volksp.): Die bestehenden heil⸗ losen Zustände bedürfen einer sofortigen Abhilfe. Wenn der Abg. Maltzahn gemeint hat, es gäbe liberale Stadtverwaltungen, die die Städteordnung in Neuvorpommern und Rügen nur unter Er⸗ höhung des Zensus wünschten, so weiß ich nicht, ob er die richtige Schätzung dafür hat, was liberal ist und was nicht. Wenn jene Herren das erklärt haben, dann sind sie nicht liberal.

Niachdem Abg. Heine (nl.) nochmals für den Kommissionsantrag eingetreten ist, wird dieser mit erheblicher Mehrheit unter Ablehnung des Antrags Rewoldt angenommen.

Der Mieterverein in Danzig petitioniert um Aufhebung des Vorrechts der Hausbesitzer bei den Stadtverordneten⸗ wahlen, nötigenfalls Beschleunigung der allgemeinen Revision der Städteordnung, beziehentlich Einführung einer revidierten Städte⸗ ordnung für die Stadt Danzig.

Die Gemeindekommission schlägt vor, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen. (Im Jahre 1910 hatte sie vorgeschlagen, die gleiche Petition der Staatsregierung als Materi über