in Bergheim nach
1 gesuchte Dienstentlassung mit Pension, dem Utsch bei dem Amtsgericht Be Entlassung aus dem Justizdienst erteilt.
des bei dem Kammergericht versetzt.
anwälte bei dem Amtsgericht in
frühere Landgerichtsrat Dr. Türcke bei dem Landgericht I in Berlin, der Rechtsanwalt Amtsgericht in Lauban, Hirsch . 1 Kammergericht, Dr. 1 Berlin, Febe⸗ Meusel bei dem Landgericht III in Berlin, Dr. Enders bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Breslau, Gollmer bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Liegnitz, Dr. Rumberg bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bochum, Behnke bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Konitz, Dr. gericht in Magdeburg,
—
Amtsgericht in Tapiau.
1 Königsberg i.
8
im Betrage von 4000 ℳ zu
haben wir nach stattgehabtem verb ö. gegebenen Urteils der, berufenen Preisrichter dem Bildhauer
DOtto Placzek in Charlottenburg verliehen. Wettbewerb eingelieferten
ausstellung am
8 ausgestellt. Beerlin, dem 18. November 1912.
Reichsangehörigkeit, welche als immatrikulierte Schüler einer der
Kreis Lübben, Johannes L. Münc Beeskow⸗Storkow, und Friedrich Busse in Schildberg, 8 Soldin, ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann bei⸗
Minister ium des Königlichen Hauses. 8
Den Gutsadministratoren Wilhelm Eick in Mittweide Luther in Münchehofe, rei
elegt worden.
Justizministerium.
Versetzt sind: der Landgerichtsrat Krieger in Allenstein
nach Kenessber i. Pr. und der Amtsrichter Dr. Hollender Euskirchen. “
Dem Amtsrichter Dr. Ziebarth in Stuhm ist die nach⸗
“ Dr.
gesuchte
Der Staatsanwalt Bogatsch von der Staatsanwaltschaft Landgerichts in Breslau ist an die Oberstaatsanwaltschaft
Der Rechtsanwalt Flatten ist in der Liste der Rechts⸗ 8 Aldenhoven gelöscht. Rechtsanwälte sind eingetragen:
richt Berlin⸗Schöneberg die na
In die Liste der der Dr. Klukkert aus Tostedt bei dem
die Gerichtsassessoren: Dr. Salli von Ledersteger⸗Falkenegg bei dem Klostermann bei dem Landgericht I in
Dr or.
Heinecke bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ Reinhard Hoffmann bei dem Amts⸗ gericht in Friedland, Reg.⸗Bez. Breslau, und Solty bei dem Der Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Kamm in Pr. und der Rechtsanwalt, Justizrat Dr. Albert
Meiningen sind gestorben.
Finanzministerium Der Regierungsbaumeister Stausebach ist von München⸗ Gladbach nach Frankfurt a. M. versetzt worden.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts angelegenheiten.
Königliche Akademie der Künste in Berlin. Bekanntmachung. Den für das Jahr 1912 auf dem Gebiete der Bild⸗ hauerei ausgeschriebenen Dr. Hugo Raussendorff⸗Preis einer einjährigen Studienreise Wettbewerb auf Grund des ab⸗
Die für diesen Werke sind am Mittwoch, den 4. De⸗ von 10 bis 3 Uhr in der Großen Berliner Kunst⸗
ember d. J., liner K 1 Lehrter Bahnhof zur unentgeltlichen Besichtigung
8 u6“ Der Senat, “ Sektion für die bildenden Künste. Ludwig Manzel.
. Wettbewerb Stipendium der Karl Blechen⸗Stiftung für das Jahr 1913. Das Stipendium beträgt 1500 ℳ und ist zu einer Studienreise nach Italien bestimmt. 88 1 Zum Eaeüütamrg werden zugelassen unbemittelte, junge, befähigte Künstler ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses, aber deuts be bei der Akademie der Künste bestehenden Unterrichtsanstalten dem Studium der Landschaftsmalerei als Hauptfach obliegen oder diese Unterrichtsanstalten zur Zeit der Bewerbung nicht länger als ein Jahr verlassen haben und nicht älter als 30 Jahre sind. — Als Konkurrenzwerke sind durchgeführte Oelbilder und acht tudien nach der Natur vorgeschrieben. 8 8 Die “ dieser Arbeiten nebst schriftlichem Bewerbungs⸗ gesuche an die Königliche Akademie der Künste, Berlin W. 8, Pariser Plaß 4, muß bis zum 19. April 1913, Mittags 12 Uhr, erfolgt sein. n vn8 Dem Bewerbungsgesuch sind beizufügen: 1) ein selbstverfaßter Lebenslauf, aus dem insbesondere der Gang der künstlerischen Ausbildung ersichtlich ist, 2) ein amtlicher Nachweis über Lebensalter und Staatsange⸗ örigkeit 93) ein Besuchsattest der akademischen Lehranstalt, 4) ein Zeugnis vom Meister oder Lehrer, bei dem der Bewerber studiert bezw. zuletzt studiert hat, daß der Gesuchsteller aus eigenen Mitteln keine größeren Studienreisen unternehmen kann, G 5) ein Verzeichnis der für die Konkurrenz bestimmten Werke, welches mit der eidesstattlichen Versicherung zu versehen ist, daß die Arbeiten von dem Bewerber selbst gefertigt und ohne fremde Beihilfe ausgeführt sind. 1 3g Hefuchen denen die vorstehend unter 1 bis 5 aufgeführten Schrift⸗ stücke nicht vollständig beiliegen, bleiben unberücksichtigt. Die Ein⸗ sendung der Gesuche hat getrennt von den Arbeiten zu erfolgen. Die Zuerkennung des Stipendiums erfolgt im April 1913. Das Stipendium steht sofort zur Verfügung. Der Stipendiat ist ver⸗ fflichtet, innerhalb Jahresfrist nach Zuerkennung des Stipendiums die tudien⸗ reise anzutreten und sich mindestens vier Monate in Italien aufzu⸗ halten. Die Reise darf ohne zwingende Ursache nicht unterbrochen werden. Jede atechresgun ist dem Senat der Akademie sofort mit der Bitte um nachträgliche Genehmigung anzuzeigen. Die Zahlung des Stipendiums erfolgt in zwei gleichen Raten, die erste beim Antritt der Studienreise, die zweite etwa sechs Wochen später, nachdem der Stipendiat dem Senat einen Bericht über die Reise und den Fort⸗ gang seines Studiums eingereicht hat. 1 Bei etwaigem Aufenthalt in Rom kann dem Stipendiaten ein der Akademie im Interesse ihrer daselbst studierenden Stipendiaten zur Verfügung st⸗hendes Atelier kostenlos überlassen werden, wenn ein solches frei ist und ältere Ansprüche nicht zu berücksichtigen sind.
8
um das
Auf Bestimmung des Senats kann eine öffentliche Ausstellung
der Bewerbungsarbeiten stattfinden. Berlin, den 21. November 1912. Der Senat der Königlichen Akademie der Sektion für die bildenden Künste.
“
Künste,
Hauptverwaltung der Staatsschulden. Bekanntmachung.
Die Zinsscheine Reihe II Nr. 1 bis 20 zu den Schuld⸗ verscheebe 8 Neiht, chen konsolidierten Zprozentigen Erratsaneeh von 1903, 1904 und Reihe IV Nr. 1 bis 20 zu den Schuldverschreibungen der preußischen konsolidierten 3 %½ vormals 4 prozentigen Staatsanleihe von 1883 über die Zinsen für die zehn Jahre vom 1. Januar 1913 bis 31. De⸗ zember 1922 nebst den Erneuerungsscheinen für die folgende Reihe werden
ereicht, und zwar 1 . “ veesec die Kontkolle der E in Berlin SW. 68, Oranienstraße 92/94, “ durch die Königliche Seehandlung ( reußische Staatsbank) in Berlin W. 56, Markgrafenstraße 46a, durch die Preußische Zentralgenossenschaftskasse in Berlin C. 2, am Zeu hauße 2, 8 1u“ durch senlige preußische Regierungshauptkassen, Kreiskassen, DOberzollkassen, Zollkassen und hauptamtlich verwaltete b Forftkassen, durch sämtliche Reichsbankhaupt⸗ und Reichsbankstellen und sämtliche mit Kasseneinrichtung versehene Reichsbank⸗ nebenstellen. 1— Formulare zu den Verzeichnissen, mit welchen die zur Ab⸗ hebung der neuen Zinsscheinreihe berechtigenden Erneuerungs⸗ scheine (Anweisungen, Talons) den Ausreichungsstellen ein⸗ zuliefern sind, werden von diesen unentgeltlich abgegeben. Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Er⸗ neuerungsscheine abhanden gekommen sind. Berlin, den 23. November 1912. 1 LSKavuptverwaltung der Staatsschulden. von Bischoffshausen.
vom 2. Dezember d. J. ab
Nichkamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. November 19.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
LE1I11“ 16 2 8
v“
Im Monat Oktober 1912 haben 5460 Schiffe (gegen 5510 Schiffe im Oktober 1911) mit einem Nettoraumgehalt von 1 027 873 Registertons (1911: 878 596 Registertons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kan ab as in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 478 141 ℳ (1911: 421 151 ℳ) entrichtet.
“
81
1 8 Wirttembern Bei dem gestrigen zweiten Wahlgang zu den Landtagswahln standen 24 Mandate zur Entscheidung. Wie . T. B.“ meldet erhielten die Volkspartei 8, die Konservativen und der Bund der Landwirte 6, die National⸗ liberalen 5, die Sozialdemokraten 3 und das Zentrum 2 Mandate. Insgesamt sind bis jetzt gewählt: 21 Mitglieder des Zentrum, 17 Konservative und Mitglieder des Bundes der Landwirte, 15 Mitglieder der Volkspartei, 13 Sozial⸗ demokraten und 9 Nationalliberale. 1“
Elsaß⸗Lothringen. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern vormittag in Straßburg einge⸗ troffen und auf dem Bahnhof von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Joachim empfangen worden. Heute früh reiste Ihre Majestät die Kaiserin nach herzlicher Ver⸗ abschiedung von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Joachim zum Besuch der Fürstlich Hohenloheschen Familie nach Langenburg ab und trifft Nachmittags zu mehrtägigem Auf⸗ enthalt in Baden⸗Baden ein.
“
Oesterreich⸗Ungarn. Das österreichische Herrenhaus hat in der gestrigen Sitzung ohne Debatte die Vorlage, betreffend den Einfluß höherer Gewalt auf wechselrechtliche Handlungen, angenommen und sodann die zweite Lesung der Dienstpragmatik be⸗ onnen. 1 1 Nach dem Bericht des „W. T. B.“ beantragte der Fürst Schwarzenberg eine Ergänzung der Bestimmungen, die geeignet sei, den syndikalistischen Best ebungen kräftig entgegenzutreten. — Dr. Sieghart bhielt eine mit lebhaftem Beifall aufgenommene Rede über den Charakter des Staatsdienstes. Das Recht des Staates, dieser höchsten Koalition, müsse alle anderen Koalitions⸗ rechte brechen, doch müsse den Beamten voller Rechtsschutz und das Rechtsverfahren zum Schutze ihrer Stellung gewährt werden. Bezuͤglich der budgetären Lage sagte der Redner: „Wir besitzen mehr als genügend finanzielle Hilfskräfte, um unsere Interessen wirk⸗ sam, nachdrücklich und andauernd zu verteidigen. Hohe Kassenbestände sind eine starke Waffe zur Verteidigung des Friedens. Je fester die Grundlagen des Staatshaushalts sind, um so nachdrücklicher wird unser Wort bei den Entscheidungen internationaler Fragen in die Wagschale fallen. Sorgen wir durch wohlwollende Ordnung ihrer Angelegenheiten, daß die Beamtenschaft, der sorgsame Hüter der Staa sidee, eine starke Stütze von Thron und Reich bleibt — Der Minister des Innern von Heinold begründete die Zweckmäͤßigkeit der Zeitvorrückung, für die gesetzliche Kautelen zu schaffen seien, damit der Ehrgeiz der Beamten nicht er⸗ tötet werde. Die Bestimmung über die Vereinstätigkeit der Beamten sei notwendig, um der Auffassung gewisser Beamtenvereine, daß St eik oder passive Resistenz mit dem Treueverhältnis der Beamten zum Staate vereinbar seien, entgegenzutreten. Der Minister stellte mit Freuden fest, daß ein großer Teil der Beamtenschaft an den alten U berlieferungen der österreichischen Beamtenschaft festhalte und trotz ungünstiger Verhältnisse gewissenhaft seine Pflicht erfülle. Die Regierung sei fest entschlossen, den Beamten zu helfen, soweit es möglich sei, müsse aber an dem Punkt mit den Steuervorlagen fest⸗ halten. Der Minister bat schließlich um Annahme der Vorlage. — Der Professor Freiherr von Philippovitsch billigte gewisse Be⸗ schränkungen des Koalitionsrechts und erklärte, daß bei den Beamten
— Der Justizausschuß und der Wehrausschuß, denen estern die im Abgeordnetenhause eingebrachten drei neuen ETö sowie die Vorlage über das Re⸗ krutenkontingent ohne erste Lesung zugewiesen worden waren, beschlossen obiger Quelle zufolge, nachdem die Regierung sich bereit erklärt hatte, die Berichte über die Motive sowie das einschlägige Gesetzmaterial in der nächsten Sitzung zu unter⸗ breiten, am. Dienstagnachmittag in die Beratung der Gesetzes⸗ vorlagen einzutreten. “ 1 2 Von der Kabinettskanzlei des Kaisers ist beim Bürger⸗ meister Neumayer ein Schreiben eingegangen, in dem mit⸗ geteilt wird, daß der Monarch die vorgestern von dem Wiener Gemeinderat beschlossene Resolution mit lebhafter Befriedigung zur Kenntnis genommen habe und seinen Dank für diese von zmerschütterlich treuen und patriotischen Gesinnungen getragene Kundgebung ausspreche. 8 — Die ungarische Regierung hat folgende drei Gesetz⸗ entwürfe vorgelegt: 1) Einen Gesetzentwurf, betreffend Ver⸗ hängung des Ausnahmezustandes im Falle einer Mobilisierung; 2) einen Entwurf, betreffend Requisition von Pferden, Fuhr⸗ werken und Automobilen; 3) einen Entwurf, betreffend Re⸗
quisition von Gebäuden und ohnungsräumlichkeiten im Falle einer Mobilisierung.
8 Großbritannien und Irland.
Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ findet seit
einiger Zeit zwischen den Mächten ein Meinungsaustausch zum Zwecke der Berufung einer Botschafterkonferenz statt, durch die eine wirkungsvolle Methode für den Meinungsaus⸗ tausch der beteiligten Mächte geschaffen werden soll. Der erste Lord der Admiralität Churchill hielt gestern abend in London eine Rede, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ erklärte, daß die auswärtige Lage keines⸗ wegs sorgenfrei sei und weiter ausführte: Es beständen indessen zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Rußland keine Differenzen, die Geduld und guter Wille nicht ausgleichm könnten. Ein Krieg zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Rußland würde zu schrecklich sein, als daß man daran denken könnte. Ein solcher Schrecken könnte durch keine Ergebnisse, die sich erzielen neßen, aufgewogen werden. Die christlichen Völker blickten über die Verwicklungen der Diplomatie hinweg zu den erhabenen Kaisern auf und fragten, gb das Königtum in dieser demokratischen Zeit nicht neuen Glanz gewinnen und kundtun könnte, daß die Monarchie das Bollwerk des europälschen Friedens sei. Ein großer Zwischenraum trenne die Differenzen Oesterreich⸗Ungarns und Rußlands von den Angelegenheiten der west⸗ lichen Mächte. England, Deutschland, Italien und Frankreich seien im Frieden und wünschten den Frieden. Es bestehe kein Grund zum Streit zwischen ihnen. Sie hätten in dieser Zeit der Unruhe nm einander zu vertrauen und keine Macht unter dem Himmel werde sie von dem Pfade des gesunden Verstandes und der Ehre abbringen können. nglands Politik verfolge unter der Leitung der Minister Grey und Asquith nur zwei Ziele, nämlich erstens, den Schauplatz des gegenwärtigen Krieges zu begrenzen, und zweitens, den Frieden, soweit sie rechtmäßig dazu in der Lage sei, zu fördern.
Frankreich. Der Ministerpräsident Poincaré hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ dem Obmann des Kammerausschusses für auswärtige Angelegenheiten Barthou mitgeteilt, daß er am nächsten Donnerstag vor dem Ausschuß eine Erklärung über die äußere Lage abgeben werde, doch dürfte an ihn keine besondere Frage gerichtet werden. Poincaré hatte es schon vorher abgelehnt, eine etwaige Interpellation über die äußere Politik zu beantworten.
— Die Deputiertenkammer beriet gestern das Gesetz über die Reorganisation der Cadres für die In⸗ fanterie. 1 1
Rach dem Bericht des „W. T. B.“ begründete der Vorsitzende der Armeekommission Joseph Reinach hierbei unter großem Beifall die Notwendigkeit, starke Cadres für die Reserven zu schaffen und be⸗ kämpfte den Sehes wor cgl Jaurès', der eine defensive Haltung und eine Konzentration an der Loire und in der Auvergne, um den Gegner zu erwarten, empfiehlt. Reinach wies eingehend auf die Abnahme der Geburtenzahl Frankreichs und die Folgen hin, die diese Tatsache für die Armee nach sich ziebe. Die Zahl der männlichen Geburten, die vor 40 Jahren 494 000 gewesen sei, betraze jert. 400 000 und nehme täglich ab. Die Zahl der Gestellungepflichtigen sei im Jahre 1883 343 000 gewesen und belaufe sich gegenwärtig auf 301 000. Die Zahl der eingestellten Rekruten, die 1904 238 009 betrug, sei auf 215 000 zurückgegangen und nehme noch ab. Men könne voraussehen, daß die Zahl der eingestellten Rekruten im Jabre 1927 auf 196 000 zurückgehen werde, mit anderen Worten: Franklech habe 1908 48 Batatllone, 1912 94 Bataillone verloren und werde im Jahre 1921 110 Bataillone und im Jahre 1928 154 Bataillone ver⸗ Uieren. Angesichts dieser Lage gäbe es nur eine Abhilfe: die Ein⸗ rahmung (encadrement) der Reservetruppen, sonst würde man die Truppen, wie groß auch ihre Tapferkeit und ihr Kampfesmut wäre, nicht zum Siege, sondern zur Schlachtbank führen.
Der frühere Kriegsminister Messimy griff im weiteren Verlauf der Sitzung gelegentlich der Interpellation über dee Lehrer den „Sou du Soldat“ und die verb recherische Propaganda des allgemeinen Arbeiterverbandes an und erklärte der Kammer: *
Die Regierung habe im Juli und August des letzten Jahres de Möglichkeit einer Mobilisierung ohne Schwäche ins Auge fassen und damals verstärkte Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern nicht gegen Spione, sondern gegen Saboteure des Arbeiter verbandes ergreifen müssen, da diese Vorbereitungen trafen, die Mobili sierung zu lähmen. Antimilitaristische Herde habe es bereits 191] ge⸗ geben. Damals seien in etwa fünfzehn Regimentern die gefährlichsten Soldaten in Strafkompagnien gesteckt worden.
Gegenwärtig sei de Geist im Heere gut, aber man suche 80 000 Soldaten, die sich nicht gestellt hätten. 8 — Im Budgetausschuß der Kammer rief der Bericht⸗ erstatter für das Marinebudget, Professor Painlevé, obigen Quelle zufolge, durch die Erklärung, daß eine Anzahl fran⸗ ösischer Kriegsschiffe keine vollständigen und vorschriftsmäßigen Vorrate an Pulver, namentlich an dem neuen Pulver, habe einen tiefen Eindruck hervor.é Der Ausschuß beschloß nach, - hafter Erörterung, die Minister der Marine und des Kriene sowie den Ministerpräsidenten vorzuladen und ihnen eine Riei von Fragen vorzulegen, mit deren Abfassung der Berichterstatte Painlevé betraut wurde.
Rußland.
Der Ministerrat hat gemäß dem Gutachten des fimm schen Senats und in Uebereinstimmung mit der Meinung 2 Generalgouverneurs von Finnland nach einer Meldung de „W. T. B.“ beschlossen, eine Petition des finnischen Landtage, die gegen die Abkrennung zweier Kirchspiele Einspruch erhebt abzulehnen. 8 1 Der Marineminister hat in der Reichsduma eine ge⸗ heime Gesetzvorlage eingebracht, die sich auf Hafenbaune und auf die Vorbereitung künftiger Flottenaktionen im I sammenhang mit dem Programm des verstärkten Flotter
von einem allaemeine Rechte der Koalition oder gar der Arbeitsnieder⸗
Ludwig Manzel.
legung keine Rede sein könne.
baues für die Jahre 1912 bis 1916 bezieht.
UH. Ihs
Dänemark.
Anuf die Entschließung des Landwirtschaftsministeriums und unter der Mitwirkung der vom Ministerium eingesetzten Export⸗ kontrolle wird, wie „W. T. B.“ meldet, auf Wunsch des Ministeriums von der Königlichen dänischen Landhaushaltungs⸗ gesellschaft und dem Dänischen Exportverein versuchsweise eine Kontrolle der Qualität des von Dänemark nach dem Aus⸗ lande ausgeführten frischen Fleisches eingerichtet. Die Kontrolle, die eine freiwillige ist, wird vom Dänischen Export⸗ verein geleitet und von den vom Staate autorisierten Export⸗ tierärzten ausgeführt.
G Türkei.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ wird von zuständiger bulgarischer Seite versichert, daß die Türken gestern nach⸗ mittag einen Gegenvorschlag mit ihren Bedingungen für einen Waffenstillstand bezw. einen Präliminarfrieden gemacht hätten. Der Minister des Aeußern Noradunghian erklärte nach dem gestrigen Ministerrate, daß die Verhandlungen einen guten Fortgang nähmen und heute weitergeführt werden würden. Man hoffe, daß der Waffenstillstand in zwei Tagen abgeschlossen werden würde.
Wie der „Ikdam“ erfährt, haben die türkischen Botschafter in London, Paris und St. Petersburg der Pforte die Rat⸗ schläge des englischen, französischen und russischen Ministers des Aeußern übermittelt. Diese Ratschläge besagen, das Interesse der Pforte erfordere einen schnellen Abschluß des Friedens. Wenn der Krieg fortgesetzt wür de und unter den Mächten Konflikte entständen, würden diese nicht zum Vorteil der Türkei auslaufen. Die Mächte der Tripleentente hätten auch den Balkanländern geraten, Frieden zu schließen, ohne auf über⸗ triebenen Forderungen zu bestehen, da die Türkei den Frieden nur unter Wahrung ihres militärischen Ansehens und der nationalen Interessen wünsche.
— Gestern haben sich, wie „W. T. B.“ meldet, zwei türkische Redifdivisionen nach erbittertem Kampfe den bulgarischen Truppen bei dem Dorfe Merhumli zwischen Dedeagatsch und Dimotika ergeben. Die beiden Divisionen wurden von Naver Pascha kommandiert und bestanden aus zwei Paschas, 252 Offizieren und 8879 Soldaten. Außer den Gefangenen fielen den Bulgaren acht Gebirgsgeschütze, zwei Maschinengewehre, über tausend Pferde und eine Menge Kriegs⸗ material in die Hände.
— Die serbische Armee ist vorgestern nach heftigem Kampfe gegen einige türkische Abteilungen, die nach der Schlacht bei Monastir zersprengt worden waren, in Dibra eingerückt. In Monastir wurden 66 Kanonen, große Mengen Munition für Gewehre und Kanonen und Magazine mit Lebens⸗ mitteln und Kleidung erbeutet. Vorgestern haben sich in Resna und Ochrida 2 Bataillone mit ihren Offizieren ergeben.
— Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, hat die Versamm⸗ lung der albanesischen Delegierten in Valona nach Verkündigung der Unabhängigkeit Albaniens eine vorläufige Regierung gebildet und zum Präsidenten den Muselmanen Ismail Kemal Bey, zum Vizepräsidenten den Vertreter des katholi⸗ schen Klerus Nikolaus Cacciero aus Durazzo und zum Sekretär den Katholiken Louis Guracusci gewählt.
Der Präsident Ismail Kemal Bey richtete an den italienischen Minister des Aeußern Marchese di San Giuliano laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Depesche:
Die Nationalversammlung, die sich aus Delegierten aus allen Teilen Albaniens ohne Unterschied der Religion zusammensetzt, hat gestern in der Stadt Valona die politische Unabhän igkeit Albaniens und eine vorläufige Regierung eingesetzt, die die Existenzrechte des albanesischen Volkes, das durch die serbischen Armeen mit Ausrottung bedroht wird, verteidigen und den nationalen Boden, der von den ver⸗ bündeten Armeen überschwemmt ist, befreien soll. Indem ich das Vor⸗ stehende zur Kenntnis Euer Exzellenz bringe, bitte ich die Regierung Seiner Königlichen Majestät, diesen Wechsel im politischen Leben der albanesischen Nation gutigst anerkennen zu wollen. Die Albanesen, die in die Familie der Völker Osteuropas eingetreten sind, in der sie sich schmeicheln, die ältesten zu sein, verfolgen nur ein einziges Ziel, nämlich mit allen Balkanstaaten in Frieden zu leben und ein Element des Gleichgewichts unter ihnen zu werden. Sie sind überzeugt, daß die Regierung Seiner Königlichen Majestät sowie die ganze ziviltsierte Welt ihnen einen wohlwollenden Empfang bereiten und sie gegen jede Antastung ihrer nationalen Existenz und jede Verstümmelung ihres Territoriums schützen wird.
Eine gleichlautende Depesche richtete Ismail Kemal Bey an den österreichisch⸗ungarischen Minister des Aeußern Grafen Berchtold.
Infolge der Nachricht von der durch die Serben erfolgten Besetzung Durazzos und Elassonas gab Ismail Kemal Bey telegraphisch den Befehl, keinen Widerstand zu leisten, da Albanien sich von nun an als neutrales Gebiet be⸗ trachte, dessen Verteidigung die Mächte übernehmen würden, und dessen Grundlage die Anwendung des Nationalitätsprinzips auf die Balkanfrage bilde.
— Die amtlichen türkischen Listen verzeichneten gestern 51 Cholerafälle in Konstantinopel, von denen fast die Hälfte tödlich verlief. Die Epidemie wütet noch immer unter den türkischen Truppen der Tschataldschalinie und in dem Cholera⸗ lager von San Stefano, wo die Lage trostlos sein soll. Die Regierung hat beschlossen, außer in San Stefano auch in Hnxdemköj Cholerabaracken zu errichten. Der Oberste inter⸗ nationale Gesundheitsrat hat die Flüssigmachung eines neuen Kredits beschlossen. 1““
Rumänien.
“ 8 ““ Der österreichisch⸗ ungarische Armeeinspekteur Freiherr Conrad von Hötzendorf ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Bukarest zur Ueberreichung eines Handschreibens des Kaisers Franz Joseph an den König Karl eingetroffen und auf dem Bahnhofe vom General Crainiceano, dem öster⸗ reichischungarischen Gesandten Prinzen zu Fürstenberg, dem österreichisch⸗ungarischen Militärattaché von Hranilovic⸗Czvetassin und dem ihm zum Ehrendienste zugeteilten Hauptmann Ressel empfangen worden. Amerika.
Nach einem vom „W. T. B.“ verbreiteten Telegramm ist der Erzbischof Nouel zum Präsidenten der Domini⸗
kanischen Re ublik gewählt worden
16 1 8 Asien. 1.“ ö“ Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Ardebil haben alle Schahsewennenhäuptlinge gestern in Gegen⸗ wart des russischen Vizekonsuls der persischen Regierung den reueid auf den Koran geschworen.
— Die unabhängigen Fürsten und Edlen Indiens beraten, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, über den Plan, für ein Geschenk an die Kaiserliche Regierung, nämlich für rei Dreadnoughts und neun Panzerkreuzer erster
Klasse, die nötigen Summen zu sammeln. Man nimmt an, daß die Kriegsschiffe im Roten Meer, im Mittelmeer und im Indischen Ozean stationiert werden sollen.
— Wie die „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ meldet, hat sich in Hankau eine „Gesellschaft zur Rettung der Mongolei“ gebildet. Diese schlägt vor, die Bevölkerung solle, falls das russisch⸗mongolische Abkommen in Kraft bleibe, die russischen Waren boykottieren, russisches Geld nicht annehmen und die bei der chinesisch⸗russischen Bank eingezahlten Depositen zurückverlangen. Die Handelskammer agitiert in 5 Richtung und die Obrigkeit verhält sich vollständig untätig. 1
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (74.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück, der Staats⸗ sekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco und der bayerische Ministerpräsi⸗ dent Dr. Freiherr von Hertling beiwohnten, fand zunächst die namentliche Abstimmung statt über den Antrag der Sozialdemokraten zu der Interpellation Albrecht, betreffend die Teuerungsverhältnisse. Der Antrag lautet:
„Der Reichstag wolle beschließen: die Behandlung der den Gegenstand der Interpellation bildenden Angelegenheit durch den Reichskanzler entspricht nicht der Anschauung des Reichstags.“
Der Antrag wurde mit 174 gegen 140 Stimmen ab⸗ gelehnt; 9 Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.
ersten Beratung stand sodann der Gesetzentwurf über den Zusammenstoß von Schiffen sowie über die Ber⸗ gung und Hilfeleistung in Seenot. Durch die Vorlage werden das Handelsgesetzbuch und die Strandungsordnung für das Deutsche Reich mit den Vorschriften des internationalen Abkommens über die gleichen Materien vom 23. September 1910 in Uebereinstimmung gebracht. Das Gesetz soll gleich⸗ zeitig mit diesem Uebereinkommen in Kraft treten.
Als erster Redner ergriff der Staatssekretär des Reichs⸗ justigamts Dr. Lisco das Wort, dessen Ausführungen über⸗ morgen im Wortlaut werden mitgeteilt werden.
(Schluß des Blattes.)
2 BBei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreis Greifenberg⸗Kammin am 25. November erhielten nach den vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Ergebnissen von 13 567 abgegebenen gültigen Stimmen der Rittergutsbesitzer von Flemming⸗Kammin (deutsch⸗ konservativ) 9726, der Hauptmann a. D. von Puttkamer⸗Eberswalde (national⸗ liberal) 3079 und der Geschäftsführer Meyer⸗Stettin (Sozial⸗ demokrat) 750 Stimmen. Zersplittert waren 12 Sti
Die Gesamtzahl der Wahlberechtigten betrug 18 588.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Am 27. d. M. tagten in Berlin die Vertreter des Arbeit⸗ geberverbandes der Herren⸗ und Kuabenkleider⸗ fabrikanten Deutschlands und der Deutschen Tuch, konvention, um wegen der Wünsche des Arbeitpeberverbandes betreffs Abänderungen der derzeitigen Konventionsbestimmungen und wegen eines zwischen beiden Verbänden abzuschließenden Kartellvertrags, Verhandlungen zu pflegen. Obwohl man, wie „W. T. B.“ berichtet, von beiden Seiten bestrebt war, ein beiden Teilen gerecht werdendes Ergebnis zu erzielen, mußten die Verhandlungen vertagt werden, da seitens der Vertreter der Deutschen Tuchkonvention bindende Erklärungen über eine verpflichtende Einführung der Musterbezahlung, die für schwarze Ware 1 % und für jede andere Ware 2 % betragen soll, nicht abgegeben werden konnten. — Ein Teilausstand ist nach dem „Berl. Lokal⸗Anz.“ im Berliner Bildhauergewerbe ausgebrochen, und zwar ein Ausstand der Holzbildhauer, soweit diese im „Zentralverein der Bildhauer Deutschlands“ organisiert sind. Bei mehr als zehn Firmen, darunter recht namhaften, ruht die Arbeit. Die Arbeitsniederlegung erfolgte insolge Lohnstreitigkeiten.
Ende August d. J. war in Velbert über die Bau⸗ und Möbelbeschlagfabrik Wilhelm Weidtmann die Sperre ver⸗ hängt worden, weil sie eine Aenderung der Arbeitsordnung geplant und angekündigt hatte. Eine Entscheidung der Firma über die von den Arbeitern eingereichten Abänderungs⸗ vorschläge hatten die Arbeiter nicht abgewartet. Infolge dieses Vorgehens der Arbeiter hat, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, der Fabrikantenverein nunmehr beschlossen, der Firma Schutz zu gewähren. Er wird heute 10 % aller in dem dortigen Bezirk beschäftigten Arbeiter kündigen. Etwa 8000 Arbeiter werden davon betroffen. Falls bis zum 14. Dezember die Sperre nicht aufgehoben ist, sollen weitere 15 % ausgesperrt und, falls auch das noch nicht hilft, sollen noch schärfere Maßnahmen getroffen werden.
Jagd.
Dienstag, den 3. Dezember, findet Königliche Parforce⸗ jagd statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 45 Minuten am Dyrotzer Schafstall. 4
15 Kunst und Wissenschaft. 8
Die diesjährige November⸗Dezember⸗Ausstellung bei Keller u. Reiner ist umsomehr geeignet, das Interesse der Berliner Kunst⸗ kreise zu erregen, als es sich um eine Sonderdarbietung von Werken des Professors Albin Egger⸗Lienz handelt, der eine Ausstellung seiner Bilder in Dresden im verlaufenen Sommer zum Anlaß nahm, an dem Kunstschaffen einer Reihe hervorragen der zeitgenössischer Maler eine sehr abfällige Kritik zu üben. Man hat jetzt für die Beurteilung von Albin Eggers eigener Kunst, die sich in Dresden durchaus nicht sieghaft etwa Hodlers Malereien gegenüber be⸗ hauptete, reichliche Unterlagen zur Verfügung, denn er tritt bei Keller u. Reiner mit alten und mit neuen, sogar letzten Werken hervor. „Am Tischeedes Herrn“ und „Erde“ sind Leistungen dieses Jahres; das Uebrige, im ganzen neunzehn Bilder, geht vom Jahre 1905 bis auf die jüngste Zeit. Doch der Erfolg ist der er⸗ wartete: aus diesen Bildern spricht nicht das Monumentale, über die Aeußerungen einer seelischen Ergriffenheit gespannt, sondern das Monotone, aus der Anstrengung einer überspannten Willens⸗ betätigung geboren. Der Wille ist sicher eine Eigenschaft dieses Malers, der auf Rhythmus des Aufbaues bei größtmöglichem Umfang und auf Symbolik oder Allgemeinwert der Darstellung sein Schwergewicht verlegt. Und diesem starken Willen, der als ver⸗ haltene Qualität den Bildern innewohnt, wird auch der Beschauer sich nicht entziehen können, der weniger geneigt wäre, die Kunst bloß im Bereich ihrer äußersten Kraftproben zu suchen. Allein, der bloße Wille tut es nicht. Und gerade, daß Egger⸗Lienz, die Größenwirkung
zu forcieren trachtend, im kleinen Raum sich nicht ergehen kann und
eine Wand benötigt, um zwei Menschen, besser: einen einzigen in ge⸗ paarter Fassung, darzustellen, könnte als Beweisgrund für eine Pseudomonumentalität bei ihm selbst angeführt werden, gegen die der Künstler sich zu verwahren glaubt. So fallen denn auch seine Skizzen oder Studien wesentlich gegen die ausgeführten Riesenbilder ab, deren Wirkung, wie man erst nachträglich erfährt, in der Haupt⸗ sache durch das rein Körperliche ihres Umfangs, die Aufdringlichkeit ihrer Gliederungen und Belastung an gleichlautenden Motivabschnitten erzielt ist. Bei aller Trefflichkeit der Arbeit und angestrengten Be⸗ deutsamkeit des Inhalts, kann der Beschauer sich der Eintönigkeit solchen Resultates nicht erwehren, die womöglich durch das fast mangelnde Farbentemperament des Malers noch erhöht wird. B. G.
A. F. In der Novemberversammlung der „Brandenburgia“ hielt der Schriftsteller Eberhard König einen Vortrag „über die komischen Dichtungen Friedrichs des Großen“ mit Proben aus der deutschen Nachdichtung des Vortragenden. Eine voll⸗ ständige deutsche Uebersetzung der ausschließlich in französischer Sprache geschriebenen Werke des großen Königs ist be⸗ kanntlich bis heute noch nicht vorhanden Diese Dankesschuld des deutschen Volkes an den genialen Verfasser soll jetzt ganz abgetragen werden. Es wird demnächst im Verlage von Reimar Hobbing in Berlin in 10 Bänden eine tatsächlich vollständige Uebersetzung in würdigster Form erscheinen, die u. a auch ausgezeichnet sein wird durch eine lückenlose Veröffentlichung der Adolf Menzelschen Zeichnungen aus friderizianischer Zeit, deren begeisterter Schilderer der große Künstler war. Zu den bisher nicht übersetzt gewesenen und daher wenig bekannten Schriften Friedrichs gehören an erster Stelle dessen zahlreiche satirische Schriften in Prosa und in Versen. Man kann es verstehen, daß von einflußreichen Kreisen dem genaueren Bekannt⸗ werden gerade dieses Teils der Werke Friedrichs von jeher eifrig wider⸗ strebt worden ist; denn der Freund und Bewunderer Voltaires nahm im Kampf für Aufklärung natürlich niemals ein Blatt vor den Mund. Aber schon die flüchtige Bekanntschaft mit einer der hervor⸗ ragenden Schriften dieser Gattung, welche Herr Eberhard König für jene Gesamtausgabe übersetzt oder, wie er sagt, nachgedichtet hat, ver⸗ schaffte den Hörern die Ueberzeugung, daß hier dem deutschen Volke nachträglich ein wertvolles Geschenk zuteil wird. Sehr zu⸗ treffend bemerkte der Redner einleitend, daß Friedrich seinen Gegnern nicht nur als Feldherr, sondern auch an Geist, Wissen und Witz so außerordentlich überlegen war, daß er es als ein Bedürfnis empfand, sich auch dieser Waffen zu bedienen, und daß in den unsäglich schwierigen Lagen, in denen er sich zeitweise befand, die literarische Beschäftigung von ihm als eine große Erleichterung von angesammeltem Groll und Unmut empfunden wurde. Wenn demnächst diese Schriften mit den begleitenden Zeitumständen bekannter sein werden, als sie es heute sind, wird das deutsche Volk noch mit ungleich größerer Verehrung zu dem Manne aufschauen, der nie verzagte, der in den Pausen zwischen den entscheidenden Schlachten die Muße und Sammlung gewann, sich die Sorge vom Herzen zu schreiben, und der dabei doch echt deutschen Idealismus entfaltet, der ihn turmhoch über die Spötter stellt, deren lustige Behandlungsweise der menschlichen Dinge er sich gleichwohl zu eigen macht. Der Vortragende las zuerst ein schwungvolles Gedicht Friedrichs vor, das der Eigenart seiner wackeren Preußen voll gerecht wird, und gab alsdann längere Aus⸗ züge aus einer umfangreschen Satire, bezeichnet „Das Palladium“, die während des Zweiten Schlesischen Krieges, zwischen der Schlacht bei Hohenfriedbberg — 4. Juni 1745 — und der Schlacht bei Soor — 30. September — im Feldlager geschrieben sein muß; denn sie behandelt mit verdientem Spott ein Ereignis aus dieser Zeit. Be⸗ kanntlich war damals Frankreich im Bunde mit Preußen, und der französische Gesandte Marquis Valori im preusischen Feldlager an⸗ wesend. Diesen aufzuheben und gefangen zu nehmen, hatte der öster⸗ reichische Heerführer hrins Carl von Lothringen (Karlchen — Charlot — nennt ihn der Verfasser nur) Befehl gegeben. Es wurde von den Panduren aber nur der Sekretär des Gesandten, der sich für seinen Herrn ausgab, gefangen genommen. Das Ereignis scheint an sich ziemlich unbedeutend, der Königliche Dichter, der es in Versen besingt, benutzt es aber, um die G von Himmel und Hölle sich über die Dinge dieser Erdenwelt unterhalten zu lassen, wobei es nicht ohne scharfe Hiebe nach allen Seiten abgeht und wofür es bezeichnend ist, daß zum Schluß Gott Vater sehr entschieden für den Philo⸗ sophen John Locke gegen die Mönche eintritt. Wunderlicherweise sind von allen Heiligen, die den Himmel bevölkern, nur die heilige Genoveva und die heilige Hedwig auf Seite Preußens, andererseits treten Luther und Calvin mit einmütiger Entschiedenheit für die preußische Sache ein. Die Uebertragung der Dichtung durch Eberhard König wurde sprachlich als eine treffliche Leistung empfunden und all⸗ seitig gerühmt.
Einen zweiten Vortrag hielt Fräulein Elisabeth Lemke über „Kulturgeschichtliches von der Zitrone“. Erinnernd an ein ähnliches Thema, das sie vor Jahr und Tag in der „Branden⸗ burgia“ behandelt, nämlich über den Kaffee, stieg die Rednerin leich mitten in die Sache. Sie hatte, entgegen anderweiter Empfehlung einer kulturgeschichtlichen Behandlung des Tabaks, die Zitrone gewählt, denn diese ist noch niemals von einem Arzt in den Bann getan worden, sie hat nur gute Seiten, was vom Tabak mit nichten gesagt werden kann. Also die Zitrone gehört gleich der Apfelsine und Pomeranze einer nur Segen spendenden Pflanzengattung an. Doch ist in dem roßen Verwandtenkreis der Zitrone, wie wir sie heute kennen und üeben, die ihr zukommende richtige Stelle nicht ganz leicht nach⸗ zuweisen. Der medische Apfel, wie die Alten die Zitrone nannten, war nach Victor Helm eine dickschalige, oft kopfgroße, zuweilen stachlige Frucht mit verhältnismäßig geringem Fleisch und Saft. Sie heißt in Italien noch heute cedro und stammt tatsächlich aus Medien. In der heute persischen Provinz Gilan findet sich der Baum in Menge. Die Frucht wurde nach dem Zeugnis des Dioscorides mit Wein und Honig eingekocht. Die sehr viel wertvollere Limone, die wir fälschlich Zitrone nennen, ist viel später in Europa eingeführt worden. Das Wort Limone stammt aus dem Indischen. Damit sind Herkunft, Weg und Zeit genugsam angedeutet. Zur Zeit Karls des Großen ist die Limone schon an den Ufern des Comer Sees nachgewiesen. Zwei Jahr⸗ hunderte später benutzte der Fürst von Salerno die Limone, um sie einer Gesandtschaft nach der Normandie mitzugeben und durch sie zur Ansiedlung in Italien anzureizen, wo so köstliche Frucht reife. Die Limonenbäume müssen zu dieser Zeit und noch später (um 1200) in Italien aber neoch ziemlich selten gewesen sein. Ein Kardinal beschreibt sie zu dieser Zeit als ein Naturwunder des Heiligen Landes, dem auch die Pampelmuse entstamme. Durch die Kreuzzüge fand dann aber die allgemeine Verbreitung statt; denn die Kreuzfahrer hatten die belebende Wirkung des mit Zitronensaft versetzten Wassers kennen gelernt. Irrig erscheint die Meinung, der Name Limone komme von einem diesen Namen tragenden Ort am Gardasee. Der Sachverbalt ist umgekehrt. Der Ort verdankt seinen Namen der hier reichlich kulti⸗ vierten Limone. Gegenwärtig ist der Zitronen⸗ oder Limonenbaum in ganz Südeuropa stark verbreitet. Die Frucht wird jährlich dreimal geerntet, aber der Ausfuhr zuliebe häufig vor der Reife ab⸗ genommen. Den Hauptanteil an dieser Erzeugung hat Sizilien, wo tausende von Zentnern zitronensauren Kalkes hergestellt und zur späteren Gewinnung von Zitronensäure überallhin verfrachtet werden. Der ungefähre Wert von 100 kg dieses Kalkes ist 280 ℳ. Ueber den großen wirtschaftlichen Wert der Zitrone glaubte die Vortragende sich nicht weiter verbreiten zu sollen. Mit um so größerer Liebe verweilte sie bei der sinnbildlichen Bedeutung, welche die Zitrone fost überall in der Welt — wie es scheint, von Indien ausgehend — erlangt hat, allerdings auch ersichtlich gegenwärtig mehr und mehr verliert. Die Rednerin hat mit großem Fleiß, aus Deutschland vornehmlich, eine bedeutende Anzahl von Beispielen zu⸗ sammengetragen, welche Rolle die Zitrone bei Todesfällen, Begräbnissen, hin und wieder auch bei Hochzeiten spielt oder bis in die jüngste Zeit gespielt hat. Die Erklärung dieser Symbolik suchte die Vortragende mit
J. B. Friedreich in folgendem: Das Aromatische, Erquickende und