1912 / 289 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Dec 1912 18:00:01 GMT) scan diff

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straße 74, aus.

Bürg . . 10. Dezember 1912, Vormittags 11 Uhr: Bau eines Schulhauses. Voranschlag 48 487,23 Lire. Vorläufige Sicherheitsleistung 2500 Lire; endgültige 4848 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Rumänien.

Generaldirektion der Regie der Staatsmonopole in Bukarest. 10/23. Januar 1913: Vergebung der Lieferung von Jutesäcken und Juteleinwand. Die besonderen Bedingungen liegen in französischer Sprache beim „Reichsanzeiger“ sowie im Bureau der „Nachrichten ür Handel, Industrie und Landwirtschaft“ in Berlin W., Wilhelm⸗

18. Dezember 1912, 12 Uhr. Ebenda. Zurücknahme von ungefähr 3 970 000 kg Stahlabfällen und alten Stahls, 7 370000 kg alten Eisens und Eisenabfällen, 80 000 kg Glasabfällen, 35 Lose, ferner Zurücknahme alten galvanisierten Eisens, alter Heizröhren, von Abfällen von Akkumulatoren, Blei, Zink, Bronze, Kupfer, Messing, einer Bohrmaschine, eines Heißluftmotors, von Generatoren, Dampf⸗ kesseln usw. 25 Lose. Eingeschriebene Angebote zum 14. Dezember. Speziallastenheft Nr. 801.

Bulgarien.

Finanzministerium in Sofia. 13. Dezember 1912 bis 3 Uhr Nachmittags: Vergebung der Prägung und Lieferung von Silber⸗ und Bronzemünzen für den bulgarischen Staatsschatz, und zwar: 1) Silber⸗ münzen: 1 000 000 Stück zu 2 Leva = 2 000 000 Fr., 2 000 000 Stück zu 1 Leva = 2 000 000 Fr., 2 000 000 Stück zu ½ Leva = 1000 000 Fr., 2) Bronzemünzen: 40 000 000 Stück zu 2 Stotinki = 800 000 Fr., 20 000 000 Stück zu 1 Stotinki = 200 000 Fr. Angebote in versiegeltem Briefumschlage an das Finanzministerium (Section de la Comptabilité Publique). Bewerber haben die im Lastenhefte bezeichneten Schrifistücke und eine Sicher⸗ heit von 5 % des Preisgebotes in Gold oder in bulgarischen Wertpapieren bei der bulgarischen Nationalbank zu hinterlegen Die Lastenhefte und die sonstigen Unterlagen stehen den Bewerbern beim Finanzministerium zur Verfügung, das auch jede weitere Auskunft erteilt.

Norwegen.

13. Dezember 1912, 3 Uhr. Norwegische Staatsbahnen: Ofot⸗ bahn in Narvik: Lieferung von: 2200 kg flachem Schmiedeeisen, 4700 kg rundem Schmiedeeisen, 800 kg viereckigem Schmiedeeisen, 1000 kg sechseckigem Schmiedeeisen, 1800 kg Winkelflußeisen, 750 Stück doppelt falzbaren eisernen Platten B. W. G. 22 830 % 1510 mm. Versiegelte Angebote mit der Aufschrift „Anbud paa stangjern m. v.“ werden im Bureau des Betriebsleiters der Ofot⸗ bahn in Narvik entgeçengenommen. Nähere Bestimmungen und Spezifikationen ebendaselbst sowie beim „Reichsanzeiger“ und in der Redaktion der „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirt⸗ schaft“ wie im Reichsamt des Innern. Vertreter in N wegen

notwendig. 8 1 SGSuadeeaeaeaea 1.“

Generaldirektion der südafrikanischen Staatsbahnen: Lieferung von 656 ½ Tonnen galvanisierter Stahlbleche. Lastenhefte sind von den „High Commissioner for the Union of South Africa“ in London SW., Victoria Street 32, erhältlich. Angebote sind zu zu adressieren: The Secretary to the Tender Board, South African Railways, Headquarter Offices, Johannesburg. Schluß der Annahme ist am 31. Dezember 1912. 8

Regierung der Südafrikanischen Union: Lieferung und In⸗ stallation von Turmuhren, Glocken usw. für den neuen grohes Regie⸗ rungspalast in Pretoria], Zeichnungen und Lastenhefte sind gegen Hinterlegung einer Gebühr von 2,— Pfd. Sterl. von dem „High Commissioner of the Union of South Africa“ in London SW., Victoria Street 32, erhältlich. Die Gebühr wird bei Eingang eines ordnungsmäßigen Lieferungsangebots zurückerstattet. Angebote sind bis längstens 22. Januar 1913, Mittags 12 Uhr, dem „Chairman of the Union Tender Board“ Box, 371, Pretoria, einzureichen. Es handelt sich vicht nur um die Lieferung, sondern auch um die In⸗ stallation, sodaß also unter Umständen die Aussendung eines oder mehrerer geübter Arbeiter in Frage kommen würde.

Direktion der Südafrikanischen Staatsbahnen: Lieferung von 3750 Schubkarren. Lastenhefte und Zeichnungen sind von dem „High Commissioner to the Union of South Africa“ in London SW., Victoria Street 32, erhältlich. Es ist ein Betrag von 10 so. 6 d. zu hinterlegen, der bei Eingang eines ordnungsmäßigen Lieferungs⸗ angebots zurückvergütet wird. Angebote sind zu adressieren: The Secretary of the Tender Board, South African Railways, Headquarter Offices, Johannesburg. Schluß der Annahme ist am 7. Januar 1913, Mittags 12 Uhr.

Theater.

Künigliche Schauspiele. Freitag: Dpernhaus. Mittags 12 Uhr: Sym⸗ phoniematinee. 1

Abend.) Abends 7 ½ IV. Sym⸗ phoniekonzert der Königlichen Kapelle

Teddy.

Kammerspiele. Freitag, Abends 8 Uhr: Mein Freund Generalsecke.

Sonnabend: Mein Freund Teddy. Sonntag: Maria Magdalene.

8bI wie am we. Berliner Theater. Freitag, Abends theater.)

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heitsamts“ 1912 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im Oktober. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich) Kohlensaure Getränke. (Preußen.) Medizinalpraktikanten. (Bagyern.) Wasseruntersuchungen. (Oesterreich.) Seehandelsschiffe. (Schluß.) (Niederlande.) Cholera. (Dänemark.) Färbungsstoffe zu Lebensmitteln. (Türkei.) Pilgervorschriften. Tierseuchen im Auslande. Desgl. in der Türkei, 2. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Baden.) Vermischtes. (Britisch Neuguinea.) Gesundheitsgesetz. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Ein⸗ wohnern, Oktober. Desgleichen in größeren Städten des Aus⸗ landes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhaͤusern deutscher Groß⸗ städte. Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken.

Witterung.

Theater und Mufik.

8 1“ 8 Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Freitag,

Oskar Blumenthals Lustspiel „Ein Waffengang“, mit den Damen

Arnstädt, von Mayburg, Butze und Ressel sowie den Herren ollmer, Clewing, Keßler, Vallentin, Werrack und Boettcher in den

Hauptrollen, wiederholt.

Berlin, 5. Dezember 1912.

Nach einer vom „W. T. B.“ übermittelten telegraphischen

Meldung des Bezirksamts in Jap ist die Palau⸗Insel Babeltaob durch einen Taifun verwüstet worden. Die Regierungsstation selbst ist nur wenig beschädigt.

Im Zirkus Busch versetzt die Pantomime,Sevilla“', welche die bisherige Unter Gorillas“ erst unlängst abgelöst hat, den Zu⸗ schauer in das spanische Volksleben. Die von Georg Burkhardt⸗ Foottit, dem Schöpfer des Manegestücks, geschaffenen Bilder wirken un⸗ gemein lebendig und echt. Man vergißt ganz die Manege als Schauplatz der Begebenheiten, so geschickt und mit solchem Verständnis für die beab⸗ sichtigte Wirkung ist alles bis aufs kleinste eingerichtet. Dabei sind bei allem Wechsel der Darbietungen die Leistungen auf dem Gebiete des Sports, des Tanzes und der Ausstattungskunst, der Bühnen⸗ technik und des nicht Selbstzweck, sondern immer zieht sich die Handlung folgerichtig durch dieses mit⸗ wirkende Beiwerk hindurch. Von dem Prunk glänzender Feste mit ihren feurigen Tänzen und reichbewegtem, frohsinnigen Leben führt nur ein Schritt zur Räuberromantik im Felsgebirge und dann wieder in die Arena zum nationalen Stierkampfe. Echte spanische Kampfstiere sind es, die hier vorgeführt werden, und man könnte sich vollkommen in die Wirklichkeit hineinversetzt glauben, wenn nicht das Schauspiel erfreulicherweise unblutig verliefe und sein weiterer Verlauf durch Lichtbilder ergänzt würde. Immerhin wird auch in dieser teils lebenden, teils bilrlichen Darstellung die Gewandtheit der Toreros, Picadores, Banderilleros und Chulos und der unserer humanen Auffassung widersprechende aufregende Kampf lebenswahr vorgeführt. Der Gang der Handlung, innerhalb deren sich all diese Episoden in stetem Wechsel abspielen, it, kurz an⸗ gedeutet, folgender: Eine Gouverneurstochter wird auf der Reise zu den Stierkämpfen in Sevila von Banditen entführt und dann unter den mannigfachsten Fährnissen und Abenteuern glücklich befreit. Schloß und Hüte, Festsaal und Burgverlies, Feuer und Wasser, Tanz und Kampf, Mensch und Tier, alles ist bierbei der Sache dienstbar gemacht. Ein großartiges Schluß⸗ bild mit feenhaft beleuchteten zierlichen Tänzen und glanzvollen Aufzügen veranschaulicht dann die Feier der Befreiung. Diese Schlußapotheose ist eine Glanzleistung und in allen ihren Einzelheiten mit vollem Verständnis für eine künstlerische Gesamtwirkung in bezug auf Gruppierung, Licht und

arbe abgetönt. Auch der vorhergehende Teil des allabendlichen pielplans bringt manche Ueberraschungen. Unter anderem den „Däumling⸗Akrobaten“ Smaun, die ausgezeichnete Schulreiterin

Martha Mohnke, Freiheitsdressuren der 16 prächtigen Schimmel⸗

Sonnabend und folgende Tage: Die

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Unterwelt. rote Leutnant.

Schillertheater. o. (Wallner⸗ Freitag, Abends 8 Uhr:

Festsitzung des Gemeinderats statt, in der der Bür

Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Snee⸗ wittchen. Abends: Orpheus in der 7 n

Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Jugend. Abends: Orpheus in der Unterwelt. Meusch! Vier Bilder aus Indien.⸗

hengste des Herrn Eduard ff jr., so den „sprechenden Kater“ Peter, ein Seitenstück zum klugen Hans und dem sprechenden Hunde Don. 0

zwar nicht groß und beschränkt sich auf sechs Worte, die man aber aus ““ ziemlich deutlich heraushören kann. Auch eine einfache Melodie versteht Peter andeutungsweise „mitzusingen“. Jeden⸗

falls ist die Lehrtätigkeit seiner Besitzerin, der Frau Thea Sutoris,

durch die dies erstaunliche Ergebnis erzielt ist, zu bewundern.

Kattowitz, 4. Dezember. meldet: Heute früh 5 ½ Uhr entgleisten bei der Einfahrt des Güterzuges 6297 in den Bahnhof Nendza drei Wagen. Der Sachschaden ist gering; Personen sind nicht verletzt worden. Die Störung war um 7 Uhr 40 Minuten wieder behoben. Personen⸗ züge erlitten keine, Güterzüge eine 2 ½ stündige Verspätung. Die Ursache des Unfalls ist bisher nicht festgestellt.

Rostock, 5. Dezember. (W. T. B.) Die Rostocker Luft⸗ warte, die vom Hauptmann a. D. Dr. Hildebrandt⸗Berlin in diesem Frühjahr ins Leben gerufen worden ist und unter der Leitung des Universitätsprofessors Dr. Kümmell steht, ist heute früh zum Betrieb eröffnet worden, nachdem im Laufe des Sommers die erforderlichen Baulichkeiten, wie Beobachtungshaus, Drachen⸗ und Ballonhalle, luftelektrische Hütte, Windenhaus mit Elektromotor und mehrere andere kleine Bauten ausgeführt sind. Der erste Auf⸗ stieg fand in Gegenwart von Vertretern der städtischen und staatlichen Behörden, der Universität und wissenschaftlichen Vereinigungen sowie des Begründers Hauptmanns Hildebrandt statt. Die Anstalt ist die erste, die sich vornehmlich der Ausgabe widmet, mit Hilfe von Ballonen und Drachen Untersuchungen der Elektrizität der höheren Schichten der Atmosphäre anzustellen. Die Anlagen, die nach den neuesten Erfahrungen der Wissenschaft errichtet sind, fanden den ungeteilten Beifall aller Anwesenden.

Frankfurt a. M., 4. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Heute entgleiste die Lokomotive des D⸗Zugs 164 B in km 34,5 bei Station Niederrad mit einer Achse infolge Achs⸗ bruchs. Personen sind nicht verletzt. Der Sachschaden ift geringfügig. Der Betrieb wird eingleisig aufrechterhalten. Die Sperrung des Gleises wird voraussichtlich heute 8 Uhr Abends be⸗ seitigt sein. Der D⸗Zug 164 erhielt 42 Minuten Verspätung

Mannheim, 4. Dezember. (W. T. B.) Das Luftschiff „Schütte⸗Lanz“ stieg heute vormittag 10 ½ Uhr zu seiner amtlichen Höhenfahrt auf. Die durchschnittliche Höhe von 1500 m war in fast in einem Drittel der verlangten Zeit, nämlich schon in 15 Mi⸗ nuten erreicht. Das Luftschiff fuhr vier Stunden in einer Höhe von 1400 1560 m. In etwa 600 m Höhe herrschte dichter Nebel und darüber hinaus prächtiger Sonnenschein. Das Schiff kreuzte zuerst zu dem Odenwald und der Hardt. Um 11 ¾ Uhr war das Luftschiff über Heidelberg, worauf sich das Luftschiff nach dem Schwarzwald wandte. Um ein Uhr wurde Pforzheim über⸗ flogen, um 2 ½ Uhr Karlsruhe. Da sämtliche Bedingungen, welche für die Zeppelinluftschiffe vorgeschrieben sind, erfüllt waren, wurde um 3,08 Uhr zur Landung geschritten, welche trotz dichten Bodennebels glatt von statten ging. An der Fahrt nahm außer der bekannten Besatzung der amtliche Vertreter der Abnahme⸗ kommission Hauptmann von Jena teil.

Heute fand eine

ermeister den Gefühlen der Treue und Anhänglichkeit für den Kasser Franz Joseph Ausdruck verlieh, die die Bevölkerung der Landeshauptstadt beherrschten. Nach der Sitzung begab sich der Gemeinderat, von einer großen Menschenmenge begleitet, zum Austriadenkmal und zum Denkmal für die 1878 gefallenen Soldaten und legte dort Kränze nieder. Eine Abordnung des Gemeinderats er⸗ schien sodann im Landespräsidium, um nochmals der Ergebenheit der Bevölkerung Ausdruck zu geben, mit der Bitte, diese Kundgebung zur Kenntnis des Kaisers zu bringen.

Czernowitz, 4. Dezember. (W. T. B.)

Nichtamtlichen in der Ersten, Zweite Dritten Beilage.)

Zirkus Schumann. Freitag, Abends Große Galavorstellung. Auftreten sümtlicher Spezialitäten. Zum Schluß: Der unsichtbare

Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und 78½ Uhr: 2 große Galavor⸗

1 ichs 236.) Abends Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) stellungen. In beiden Vorstellungen:

Der Sprachschatz des kleinen Tiers ist

(W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ 8

zum Besten ihres Witwen⸗ und Waisen⸗ fonds. Dirigent: Herr Generalmusik⸗ direktor Dr. Richard Strauß.

Schauspielhaus. 270. Abonnementsvor⸗ stellung. Ein Waffengang. Lustspiel in drei Akten von Oskar Blumenthal. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Neues Operntheater. Russ. Ballett: Petruschka, Die Sylphiden, Schehera⸗ zade. Anfang 8 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 261. Abonne⸗ stellung: Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. ext von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer Novelle des Prosper Merimée. (Carmen: Fräulein Marguerita Sylva von der Opéra Comique zu Paris als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 271. Abonnementsvor⸗ stellung. Doktor Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolf L'Arronge. An⸗ fang 7 ½ Uhr.

Neues Operntheater. Geschlossen.

Neues Operntheater. Sonntag, Nach⸗ mittags 2 ½ Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl: Dritte Vorstellung für die Berliner Arbeiterschaft: Sappho. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. (Die Eintrittskarten werden durch die Zentralstelle für Volkswohlfahrt nur an Arbeitervereine, Fabriken usw. abgegeben. Ein Verkauf an einzelne Per⸗ sonen findet nicht statt.)

Deutsches Theater. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: Faust, 1. Teil. Sonnabend: König Heinrich IV.

(1. Teil.) Sonntag: önig Heinrich

Bernauer und Rudolph Schanzer. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Kabale und Liebe. Abends: Film⸗ zauber.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Rosinen. Abends: Filmzauber. Montag und folgende Tage: Film⸗ zauber.

Theater in der Königgrützer

Straße. Freitag, Abends 8 Uhr: Die fünf Frankfurter. Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler. Sonnabend: Hedda Gabler. Sonntag: Die fünf Fraukfurter. Montag: Herodes und Mariamne.

Lessingtheater. Freitag, Abende

7 ¼ Uhr: Zum ersten Male: Sommer. Komödie in drei Akten von Thaddäus Rittner.

Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Wohl tätigkeitsvorstellung für Schülerwande⸗ rungen: Die Bekehrung der bösen Tilla. Abends: Gabriel Schillings Flucht.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Glaube und Heimat. Abends: Sommer.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗ tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 104 a.) Freitag, Abends 8 Uhr: Kameraden.

Sonnabend: Der gut sitzende Frack.

Sonntag: Der gut sitzende Frack.

Montag: Gläubiger. Vorher: Mi dem Feuer spielen.

Komödienhaus. 8 Uhr: Die Generalsecke. Lustspiel i

8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Hedda Gabler. Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Akten von Henrik Ibsen.

Sonnabend: Im weißen Rößl. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zopf und Schwert. Abends: Im weißen Rößl. Charlottenburg. Freitag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Heim⸗ funden. Weihnachtskomödie in sechs Bildern von Ludwig Anzengruber. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Wallen⸗ steins Lager. Hierauf: Die Picco⸗ lomini. Abends: Die Lokalbahn. Hierauf: Die Medaille.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Jüdin von Toledo. Abends: Heim⸗ g’funden.

Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 37. Direktion: Georg Hartmann.) Freitag, Abends 8 Uhr: Zar und Zimmermann.

Sonnabend: Figaros Hochzeit.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Abends: Zar und Zimmermann.

Montag: Zar und Zimmermann.

Montis Operettentheater. (Früher: Neues Theater.) Freitag, Abends 8 Uhr: Der Frauenfresser. Operette in drei Akten von Leo Stein und Karl Lindau. Musik von Edmund Eysler.

Sonnabend und folgende Tage: Der Frauenfresser.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Wiener

Theater am MNollendorfplatz. Gastspiel des Münchener Künstlertheaters: Freitag, Abends 8 Uhr: Orpheus

Male: Graf Pepi.

Sonnabend: Graf Pepi.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: So n Windhund! Abends: Graf Pepi. Montag und folgende Tage: Graf

Pepi.

Residenztheuter. Freitag, Abends 8Uhr: Gastspiel Constanze von Linden vom Théäatre Royal du Parc in Brüssel: Prinzenerziehung. Satire in drei Akten von Maurice Donnay. Be⸗ arbeitet und inszeniert von H. Bolten⸗ Baeckers.

Sonnabend und folgende Tage: Prinzen⸗ erziehung.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Freitag, Abends 8 Uhr (vorletzte Woche): Autoliebchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Jean Kren, Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.

Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Frau Holle. Abends: Autoliebchen.

Sonntag: Autoliebchen.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Freitag, Abends 8 Uhr: Die Erste die Beste. Lust⸗ spiel in drei Akten von Paul Gavault.

Sonnabend und folgende Tage: Die Erste die Beste.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der selige Toupinel.

Konzerte.

Zeethoven⸗Sual. Freitag, 8Uhr: Liederabend von Anna S ep n.

in der Unterwelt. Burleske Op

(2. Teil.)

drei Akten von Richard Skowronnek

zwei Aufzügen von Offenbach.

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Schauspiel in vier Freitag, Abends 8 Uhr: Zum ersten bas große Spezialitätenprogramm.

Birkus Busch. Freitac, Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Zum Schluß: Die große Prunk⸗ pantomime: „Sevilla“.

Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 große Vorstellungen.

Familiennachrichten.

Verlobt: Paula Margarethe Gräfin von Kanitz mit Hrn. Bonavent Grafen Finckenstein⸗Jäskendorf (Podangen bei Tüngen Jäskendorf, Ostpr.). Frl. Elisabeth von Mandelsloh mit Hrn. Leutnant Börries Frhrn. von Hammer⸗ stein⸗Gesmold (Lüneburg).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Ober⸗ leutnant Fritz Wolff (Görlitz). Hrn. Regierungsassessor Dr. Gelpke (Hein⸗ richswalde, Osipr.). Hrn. Kapitän⸗ leutnant Humann (Neubabelsberg).

Gestorben: Hr. Oberstleutnant a. D. Carl Rettberg (Hannover). Hr. Rittergutsbesitzer und Rittmeister a. D. Eduard Würtz (Adlig Stargard bei Pr. Stargard).

erantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. 1

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Neun Beilagen

Am Klavier: Eduard Behm.

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

zum Deutschen Reichsanz

Noo. 289.

Merkblatt

der Reichsversicherungsanstalt für die Entrichtung der Beiträge zur Angestelltenversicherung.

1) Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Beiträge für sich und seine Angestellten an die Reichsversicherungsanstalt zu zahlen (§§ 176, 177 des Gesetzes). Zuwiderhandlungen sind mit Strafe bedroht 340 a. a. O.).

2) Der Arbeitgeber hat bei der ersten Beitragszahlung erstmalig alsbald nach Ablauf des Monats Januar 1913 eine Nachweisung 181 a. a. O.) über seine versicherungs⸗ pflichtigen Angestellten und die fälligen Bei⸗ träge aufzustellen und vorher oder bei der Einzahlung der Beiträge an die Reichsversicherungsanstalt in Berlin⸗ Wilmersdorf, Hohenzollerndamm, einzusenden. Hierzu sind die Vordrucke bei der Ausgabestelle für die An⸗

8 gestelltenversicherung seines Sitzes zu entnehmen. Bis

zu 20 Angestellten dient der einseitige Vordruck. Bei mehr als 20 Angestellten kommen mehrere einseitige Vordrucke oder Einlage⸗ vordrucke, die gleichfalls von der Ausgabestelle abgegeben werden, zur Verwendung. In die Nachweisung sind die Angestellten in der Reihenfolge der Gehaltsklassen, mit der Klasse A be⸗ ginnend, einzutragen.

3) Beschäftigen mehrere Arbeitgeber den Ver⸗ sicherten während des Monats 177 a. a. O.), so können an Stelle der Nachweise (Nr. 2) Postkartenvordrucke benutzt werden, die gleichfalls von der Ausgabestelle ausgehändigt werden.

4) Statt der Verwendung von Marken hat die Reichsversicherungs⸗ anstalt mit Zustimmung des Reichskanzlers den Postscheckverkehr für die Beitragseinzahlung für den Fall des § 176 zugelassen, für den Fall des § 177 vorgeschrieben (siehe auch weiter unten Nr. 8). Hiernach sind die aus den Nachweisungen zu 2 und 3 sich ergebenden Beitragssummen bis zum 15. des auf den Monat, für den die Beiträge zu zahlen sind, folgenden Monats dem Konto der Reicheversicherungs⸗ anstalt bei dem Postscheckamt in Berlin zu überweisen. Hierfür sind besondere Zahlkarten und Ueberweisungsformulare eingeführt, die der Arbeitgeber bei seiner Postanstalt erhält und zweck⸗ mäßig frühzeitig abhebt. Die Erläuterungen zur Ausfüllung und

Bennutzung sind auf der Rückseite der Formulare angegeben. Auf der

Rückseite der Abschnitte findet man eine Kontrollübersicht, die zur 2 achprüfung der Beitragssumme dient und auszufüllen ist.

5) Für Lehrer und Erzieher aller Art, die bei mehreren Familien während eines Monats tätig sind, können die fälligen Bei⸗ träge nach vorheriger Anzeige an die Reichsversicherungs⸗

anstalt vierteljaäͤhbrlich eingezahlt werden. In diefem Falle müssen die Postkartenvordrucke (Nr. 3) benutzt werden.

6) Bei der zweiten und den folgenden Beitragszahlungen müssen die Veränderungen angegeben werden, welche die Abweichung gegen ie vorherige Beitragssumme klarstellen. Veränderungen sind dann egeben, wenn Angestellte a. aus dem Dienst ausscheiden (Abgang); b. in den Dienst neu eingestellt werden (Zugang); 8 c. Gehaltsänderungen erfahren, die den Angestellten in eine andere Gehaltsklasse bringen. In den Fällen der Nr. 3 sind Veränderungsanzeigen einzusenden: a. bei monatlicher Beitragszablung, wenn es sich um den Wechsel in der Person des Angestellten handelt; b. bei vierteljährlichen Beitragszahlungen (für Lehrer und Erzieher) nach Ablauf des Kalendervierteljahrs vor oder b se, wenn in einem Kalendermonat el in der Person des Angestellten

5 oder eine Aenderung in dem gezahlten Entgelt einttitt.

7) Zu den Veränderungsanzeigen sind dieselben Vor⸗ drucke wie für die ersten Meldungen zu verwenden. Die Ver⸗ änderungen sind nach der Einteilung zu Nr. 6 unter a (Zugang), b (Abaang) und c (Gehaltsänderung) gesondert aufzuführen. Sind keine Veränderungen eingetreten, so ist dieses durch Berichtigung des auf den Postscheckformularen unter der Kontrollübersicht (Nr. 4) vor⸗ gesehenen Textes zu vermerken. Die Veränderungsanzeigen sind vor der nächsten Beitragszahlung, spätestens gleichzeitig mit ihr, an die Reichsversicherungsanstalt abzusenden.

8) Die Einzahlung der Beiträge an die Reichsversiche⸗ rungsanstalt hat der Arbeitgeber in der Versicherungskarte durch Ein⸗ tragung des Beitrags und Beischrift seines Namens oder seiner Firma handschriftlich oder durch Stempel zu vermerken. Arbeit⸗ geber, die bei ständig beschäftigten Angestellten 176) Marken be⸗ nutzen wollen, können diese nach vorheriger Einzahlung der fälligen Beiträge, tunlichst auf das Postscheckkonto (Nr. 4) von der Reichs⸗ versicherungsanstalt beziehen.

9) Arbeitgeber, die Angestellte in mehreren Betrieben (Filialen) an demselben oder verschiedenen Orten beschäftigen, können die Bei⸗ träge von dem Hauptbetrieb aus zahlen; sie müssen alsdann für

jeden Betrieb eine besondere Nachweisung 181 a. a. O., s. Nr. 2)

an die Reichsversicherungsanstalt einreichen.

Deutscher Reichstag. 77. Sitzung vom 4. Dezember 1912, Nachmittags 1 Uhr.

(Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Das Haus setzt die erste Beratung der Gesetzentwürfe, be⸗ treffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats und des Haushaltsetats der Schutzgebiete für das Rechnungs⸗ sanr 1913 sowie je eines Nachtrags zum Reichshaus⸗

altsetat und zum Haushaltsetat Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1 912, fort. 8

Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn:

Meine Herren! Es entspricht einer alten Uebung, Ihnen bei Einleitung der Etatsverhandlung eine Darlegung der finanziellen Verhältnisse dreier Jahre, des vergangenen, des laufenden und des kommenden, zu geben. Beurteilen Sie die Finanzjahre, von denen das erste besonders hervortritt, lediglich nach ihrem Schluß⸗ effekt, nach dem klingenden Ueberschuß, den sie entweder gebracht haben oder erwarten lassen, so werden Sie am Schlusse meiner Darlegungen sagen, daß die Jahre einander folgen, sich aber nicht gleichen. Prüfen Sie aber die Etats näher auf ihren inneren Aufbau, sehen Sie, daß und wie man den erhöhten Ansprüchen mit den verfügbaren Mitteln gerecht werden konnte, dann werden Sie auch auf den neueren Etats⸗ arbeiten Ihren Blick nicht ohne alle Befriedigung weilen lassen.

Das Jahr 1911, das im ordentlichen Etat mit 2,7 Milliarden Mark balancierte ich gedenke nur wenige Zahlen zu nennen und diese auch nur in runden Summen —, zeigte eine schließliche Gesamt⸗ einnahme von 3 Milliarden Mark gegenüber einer schließlichen Gesamtausgabe von 2 ¾ Milliarden Mark. Es ergab sich ein Ueber

eiger und Königlich Preußis

Berlin, Donnerstag, den 5. Dezember

erwarteter Weise über die Ausgaben hinausgingen, beruhte nicht bloß auf der vorsichtigen Einschätzung, obwohl auch diese ihr Teil dazu beigetragen hat. Als die Einschätzurg im Spätsommer 1910 erfolgte, lagen die betrübenden Minderergebnisse der Jahre 1908 und 1909 erst eben hinter uns, und es ist erklärlich, daß das nicht ohne Einfluß auf die Etatsaufstellung bleiben konnte.

Sehr erheblich wirkten aber andere Gründe mit, die zumeist auf die außerordentlichen Witterungs⸗ und Ernteverhältnisse des Jahres 1911 zurückzuführen sind, wobei sich die Erfahrung bestätigte, daß der Satz, wonach hohe Einnahmen des Staates ein Prosperieren aller Verhältnisse bedeuten, nicht ohne jede Ausnahme ist. Denn wenn zu diesen erhöhten Einnahmen auch die Postverwaltung mit 18 Millionen, die Eisenbahnverwaltung mit 15 Millionen, das Bankwesen mit 2 Millionen beigetragen haben, so wurde der höchste Beitrag doch von den Zöllen geliefert, unter denen wieder die Getreidezölle allein mit 46 Millionen und die Zölle für andere Früchte wie für Schmalz und Butter mit über 11 Millionen in Betracht kommen.

Die Aussicht auf eine schlechte Rübenernte und infolgedessen eine Erhöhung der Zuckerpreise führte ferner zu einer starken Vor⸗ versorgung der Händler und der Verbraucher. Daraus folgte eine Mehrversteuerung in der ersten, eine Minderve steuerung in der zweiten Hälfte des Jahres 1911. Die Mehreinnahmen sind mit 15 Millionen voll dem Jahre 1911 zugute gekommen, während die Mindereinnahmen wegen der sechsmonatigen Stundung der Zuckersteuer dem Jahre 1912 zur Last fallen. Als eine Folge des warmen und trockenen Sommers wird auch ein erhöhter Bierkonsum angesehen werden müssen, der dem Reiche eine Zubuße von 6 Millionen Mark brachte.

Aber nicht nur die geschilderten Verhältnisse erhöhten die Ein⸗ nahmen. Nach dem alten Satze: „wer da hat, dem wird gegeben“, hat sich auch noch eine Reihe anderer Umstände vereinigt, die wohl lediglich als zufällig bezeichnet werden können und die dazu beitrugen, die Einnahmen von 1911 zum Teil auf Kosten des vorhergehenden und des nachfolgenden Jahres noch weiter zu steigern. Ich erwähne die entsprechend der versteuerten Menge des Vorjahrs erfolgte Herab⸗ setzung des Branntweinkontingents für das Betriebsjahr 1910/11, den den Einkauf stimulierenden Einfluß einer beabsichtigten Erhöhung des Preises für inländischen Schaumwein und weiter, daß die Anteile der Gemeinden an der Zuwachssteuer für das Jahr 1911 ihnen zum Teil erst 1912 zugeführt worden sind.

Weiterhin ermöglichte der günstige Verlauf des Rechnungsjahres 1911 die völlige Abbürdung des Fehlbetrages von 1909. Dieser betrug nach der Rechnung noch 126 Millionen Mark und wurde dann durch den Ueberschuß von 1910 auf 5 Millionen herabgedrückt. Da⸗ durch wurden wieder von den 39 Millionen, die im Etat von 1911 hierfür ausgeworfen waren, 34 Millionen frei, die nun ihrerseits nach § 5 des Etatsnotgesetzes der Tilgung der Anleihe hinzutraten, welche zur Deckung der gestundeten Matrikularbeiträge von 1906 bis 1908 und für die Fehlbeträge von 1907 und 1908 aufgenommen worden war. Nach alledem haben wir uns des Jahres 1911, soweit die Finanzen in Betracht kommen, sehr zu freuen; wir dürfen nur niemals außer acht lassen, daß wir das Ergebnis dieses Jahres nicht den Ertragserwartungen für künftige Jahre zugrunde legen dürfen. (Sehr richtig! rechts.)

Wenn nun die folgenden Jahre und insbesondere das Jahr 1912, mit dem wir uns zunächst beschäftigen wollen, auch nicht annähernd an den Ueberfluß von 1911 heranreichen, so darf darin nach keiner Richtung hin ein Vorwurf gefunden werden. Einmal haben wir einen Ueberschuß für 1912 bereits vorweggenommen, als wir im Frühjahre dieses Jahres die Einnahmeschätzung um mehr als 60 Millionen erhöhten. Sodann kann es aber überhaupt nicht die Aufgabe einer sachgemäßen Etatsaufstellung sein, von vornherein auf Ueberschüsse hinzuarbeiten (sehr richtig!); im Gegenteil soll man sich bemühen, den Etat so aufzustellen, daß er, soweit dies möglich ist, der demnächstigen Wirklichkeit entspricht (sehr richtig!), mit der Maß⸗ gabe allerdings, daß, wenn etwaige Abweichungen doch eintreten sollten, diese tunlichst nach oben und nicht nach unten erfolgen.

Wenn die zweite Hälfte des Etatsjahres hält, was die erste ver⸗ spricht, so sind wir dem hier angegebenen Ziele nicht fern; ja, wir könnten sogar auch für 1912 mit einem nicht unbeachtlichen Ueberschusse rechnen, wenn ich nicht leider genötigt wäre, vor jede sich uns er⸗ öffnende erfreuliche finanzielle Aussicht ein Warnungszeichen zu setzen. Ganz abgesehen von äußeren Verwicklungen, gibt es auch in normalen Jahren für einen Angriff auf die Finanzen des Reiches vornehmlich zwei Einfalltore: die Getreidezölle und die Börsensteuer. Es sind dies diejenigen Einnahmen, die den größten Schwankungen unter⸗ liegen; und zwar hat in der Vergangenheit der Minderertrag gegen das Vorjahr bei den Getreidezöllen schon einmal 50 %, bei den Börsensteuern schon einmal 40 % ausgemacht, was im ganzen mehr als 100 Millionen ergeben kann. Wenn sich daher die Einnahme auch zunächst günstig anläßt, so soll man doch das Rechnungsjahr niemals vor dem 31. März loben. Obwohl ich gerade für dieses Jahr in den genannten Beziehungen durchaus keine besonderen Be⸗ fürchtungen zum Ausdruck zu bringen habe, so kann ich doch jedenfalls keinen bestimmten Ueberschuß in sichere Aussicht stellen. Ich enthalte mich näherer Angaben hierüber umsomehr, als bekanntlich Prophe⸗ zeiungen mit kurzen Verfallsterminen immer gefährlich sind.

Die Frage der Schätzung der sogenannten Börsensteuer man versteht darunter den Effektenstempel und den Stempel für Anschaffungsgeschäfte hat schon die Budgetkommission im Frühjahr des näheren beschäftigt. Es wurde damals die Schätzung der Regierung als zu hoch bemängelt, und man ver⸗ langte eine Herabsetzung um beiläufig rund 10 Millionen Mark. Der Regierungsvertreter glaubte, dem widersprechen zu sollen. Er stellte sich auf den schließlich auch von der Kommission geteilten Standpunkt, daß ein Ende des wirtschaftlichen Aufschwunges für das Jahr 1912 noch nicht erwartet werden könne. Der Gang der Dinge

hat dem vorläufig wenigstens recht gegeben. Der verflossene

schuß von über 249 Millionen Mark. Daß die Einnahmen in so un⸗

Sommer hat keineswegs ein Abflauen der Wirtschaftslage gebracht; er hat im Gegenteil einen kräftigen Anlauf genommen, sie zu einer internationalen, zu einer Hochkonjunktur im wahren Sinne des Wortes auszugestalten. (Sehr richtig!) Damit stimmt auch der Eingang an Wechselstempeleinnahmen überein, deren Hochstand ja bekanntlich von vielen Seiten als ein Hochwasserzeichen der Konjunktur an⸗ gesehen wird. Der Ertrag der Börsensteuer ist in den ersten 7 Monaten derartig gewesen, daß wir, danach zu urteilen, sogar noch gegenüber der bemängelten Schätzung der Regierung ein Plus von etwa 7 Millionen erwarten könnten, und wenn darum auch die nächsten Monate sich weniger günstig gestalten sollten, so darf man immer noch damit rechnen, daß der Schätzungsbetrag leidlich erreicht werden wird. Ich quittiere darüber mit Befriedigung, rechne mir aber das Eintreten meiner Voraussage nicht weiter zugute; denn schließlich handelt es sich hier immer mehr oder weniger um Zufällig⸗ keiten, und bei der absoluten Unberechenbarkeit der Bewegungen auf dem Börsenmarkte wird man recht daran tun, die in der Kommission ausgesprochene Mahnung schon für das nächste Rechnungsjahr zu beachten.

Wenn wir die übrigen Einnahmequellen näher ins Auge fassen, so finden wir fast überall das erfreuliche Bestreben, die Schätzungssummen zu überschreiten, so bei den Zöllen, wo insbesondere der Tabakzoll an der Steigerung teilnimmt, bei der Steuer auf Zigaretten, Leuchtmittel, Zündwaren, Bier und Salz, ferner bei der Erbschaftssteuer und fast allen Stempelabgaben, wie bei denen auf Fahrkarten, Kraftfahrzeuge, Tantiemen, Grund⸗ stücksumsatz und Lotterielosen. In letzterer Beziehung steht der Mehr⸗ einnahme von über 2 Millionen, die zu einem großen Teile auf die Erweiterung der preußischen zur preußisch⸗süddeutschen Klassenlotterie zurückzuführen ist, allerdings eine Mindereinahme bei den Privat⸗ lotterien von etwa ½ Millionen Mark gegenüber.

Mindereinnahmen sind voraussichtlich ferner zu erwarten was Sie interessieren wird bei der Branntweinverbrauchsabgabe in Höhe von etwa 6 Millionen, bei der Steuer auf inländischen Tabak mit 1 ½ Millionen Mark und bei der Schaumweinsteuer mit 700 000 ℳ.

Der Scheckstempel endlich scheint in das für ihn bestimmte Gewand, obwohl wir schon von Jahr zu Jahr eine Naht mehr ein⸗ gelegt haben, immer noch nicht hineinwachsen zu wollen; trotzdem wir den Ansatz gegen 1911 wieder um fast 500 000 ermäßigt haben, wird die Einnahme voraussichtlich auch den ermäßigten Ansatz noch nicht erreichen.

Die Einnahmen aus den Betriebsverwaltungen ent⸗ sprechen den wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Reichspostverwaltung so nehmen wir auch jetzt an wird der Frühjahrsschätzung gerecht werden, und die Eisenbahnverwaltung sie sogar um etwa 5 Millionen überschreiten.

Zur Zuckersteuer sei mir in Anknüpfung an die Debatte, die hier anläßlich der neuerlichen Verlängerung des Brüsseler Vertrages geführt worden ist, eine Zwischenbemerkung gestattet. Daß ein großer Teil der Zuckerindustrie unter der Ungunst der Witterung des Jahres 1911 gelitten hat, ist Ihnen bekannt. Fast scheint es, als ob jetzt ein Ausgleich dafür sich bieten wird. Nach den Schätzungen der Internationalen Vereinigung der Zuckerstatistik steht uns an Zucker eine Rekordproduktion bevor, die mit 2,6 Millionen Tonnen über den zehnjährigen Durchschnitt von 2 Millionen Tonnen weit hinaus⸗ geht. Das fällt um so mehr ins Gewicht, als die Zunahme der Produktion in anderen Rübenländern, z. B. in Ruß⸗ land, hiermit nicht Schritt gehalten hat. Bei der Not⸗ wendigkeit nun, die Ueberproduktion an Zucker nach dem

Auslande abzustoßen, sollte unsere Industrie uns Dank wissen, daß durch den von ihnen genehmigten Vertrag vom 17. März 1912 der russische Zucker, der, wenn er auch für das laufende Jahr wenig in Betracht kommt, doch unser gefährlichster Konkurrent bleibt, noch für eine Reihe von Jahren in bezug auf den Export kontingentiert bleibt und somit uns, insbesondere auf dem englischen Markte, nur einen beschränkten Wettbewerb zu bereiten imstande ist.

Auch die in Ihrer letzten Tagung hier erörterte Sorge der In⸗ dustrie, es könne russischer Zucker über das Kontingent hinaus in das kontingentierte Gebiet gelangen, nämlich im Wege der Umladung in Zwischenhäfen, ist inzwischen aus dem Wege geräumt worden. In dankens⸗ werter Weise hat die russische Regierung angeordnet, daß jetzt bei der Ausfuhr von Zucker in jedem Falle der Nachweis der Einbringung in das Bestimmungsland geführt werden muß, dergestalt, daß also auch in Zukunft aller Zucker auf das Kontingent angeschrieben wird, von dem nicht nachgewiesen ist, daß er in einem Lande zur Einfuhr g langte, welches außerhalb des Kontingentgebiets liegt. Die Bahn ist also frei für unseren Zucker, es wird ihm sicher gelingen, sich d Position im Außenhandel, die er vorübergehend infolge der Mißern verloren hat, wieder zu erringen.

Der bisher günstige Eingang an Einnahmen hat eine entsprechende Rückwirkung auf den Stand der Reichshauptkasse ausgeübt. Bis jetz stellt sich der Aufwand an Diskont für die kurzfristigen Schatz⸗ anweisungen auf ungefähr 1 ½ Millionen Mark. Wir werden für das ganze Jahr also wohl mit höchstens 3 Millionen Mark zu rechnen haben. Das wäre immer noch eine halbe Million weniger als die entsprechende Ausgabe im Jahre 1911.

Eingelöst wurden am 1. April 1912 20 Millionen Mark, a 1. Juli 60 Millionen Mark 4 prozentige Schatzanweisungen von im ganzen 240 Millionen, die im übrigen prolongiert wurden. An⸗ gekauft wurden in der Zeit vom 1. April bis 1. Oktober des Jahres 15,7 Millionen Mark 3 prozentige und 3 prozentige Reichsanleihe. Die Buchschuldbegründungen mittels Barzahlung be zifferten sich während dieses Zeitraums auf 6,3 Millionen Mark. Ausgegeben wurden 80,6 Millionen Mark 4prozentige Anleihe, in Verbindung mit der preußischen Anleihe, sodaß sich dis jetzt schen die begebene Reichsschuld wiederum um ein Geringes vermindert hat. Im ganzen betrug die Reichsschuld nach dem Nennwerte am 1. Ok⸗

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tober 1912 4,8 Milliarden Mark gegen 4,99 Milliarden Mark am

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