Dem Regierungsbaumeister des Maschinenbaufachs Pontani, bisher Vorstand des Eisenbahnwerkstättenamts 1 in Frankfurt (Main), ist die Stelle des Vorstands des Eisenbahn⸗
maschinenamts daselbst verliehen.
Der Geheime Baurat Adank in Köslin ist in den Ruhe⸗ stand getreten.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem Oberförster Gleim in Hohenstein ist die S“ stelle Karlsbrunn und dem Oberförster Rahn in Szittkehmen die Oberförsterstelle Breitenheide übertragen worden.
Der Oberförster Rechenbach in Breitenheide ist nach Doberschütz versetzt worden. b
Der Titel Rechnungsrat wurde verliehen den Forstkassen⸗ rendanten Gauerke in Marienwerder, Genscher in Spandau und Lammert in Kleve. ö
Finanzministerium.
Der Bundesrat hat in der Sitzung vom 7. November 1912 — § 894 der Protokolle — beschlossen, aus Billigkeitsgründen zu genehmigen, daß von der Nacherhebung des Scheck⸗ stempels für Bestätigungsschreiben von Bankkunden über den
Empfang von Bargeldsendungen Umgang genommen werde, soweit die Bestätigungen bis zum 15. Mai d. J. einschließlich
ei den Banken oder Bankiers eingegangen sind.
Die Königliche Oberzolldirektion ersuche ich, die in Betracht ommenden Stellen entsprechend anzuweissen. Berlin, den 25. November 1912. J“
Der Finanzminister. Un sämtliche Oberzolldirektionen.
Nichtamtliches.
eutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. Dezember 1912.
Das Königliche Staats terium trat heute zu “
v “ 1111X““ 1
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗
und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
88 8
“ “ Am 1. d. M. ist der Präsident der Königlichen Oberzoll⸗ direktion, Wirklicher Oberfinanzrat von Schmidt in Berlin gestorben. arl Friedrich Hermann von Schmidt wurde am 11. September 1845 in Schroda in der Provinz Posen geboren. Nachdem er im Jahre 1871 zum Ge⸗ richtsassessor ernannt worden war, trat er bei der Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern ein, in der er 1876 zum Oberzollinspektor ernannt wurde. Im Jahre 1881 wurde er zum Regierungsrat, im Jahre 1888 zum Geheimen Finanzrat und vortragenden Rat im preußischen Finanzministerium und im Jahre 1891 zum Geheimen Oberfinanzrat ernannt. Zum 1. November 1895 wurde er in die Stelle des Generaldirektors des Thüringischen Zoll⸗ und Steuervereins in Erfurt berufen, von wo er zum 1. De⸗ zember 1898 in die Stelle des Provinzialsteuerdirektors in Berlin überging. Nachdem er im Jahre 1905 zum Wirk⸗ lichen Geheimen Oberfinanzrat mit dem Range eines Rats I. Klasse ernannt worden war, erfolgte im Jahre 1908 seine Ernennung zum Präsidenten der Oberzolldirektion Berlin. In allen ihm anvertraut gewesenen Stellungen hat der Ent⸗ schlafene sich rastlos betätigt und durch sein umfassendes Wissen und seine vielseitige Erfahrung dauernde Erfolge erzielt. Wohlverdiente Anerkennung ist ihm dafür in reichem Maße zuteil geworden. Sein Tod ist ein schmerzlicher Verlust für die; ollverwaltung. Sein Andenken wird in hohen Ehren bleiben.
—
6 Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 5. d. M.
Flußkbt. „Vaterland“ in Kiukiang (Yangtse) und S. Flußkbt. „Tsingtau“ in Canton und am 6. d. M. S. M. „Luchs“ in Hongkong eingetroffen
er Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat November 1912 und in der Vierten Beilage eine Ge⸗ nehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Aachen, veröffentlicht.
Braunschweig. J“
Seine Hoheit der Herzog⸗Regent Johann Albrecht vollendet morgen sein 55. Lebensjahr
Oesterreich⸗Ungarn.
Die österreichisch⸗ungarische Regierung hat dem englischen Vorschlage bezüglich der Abhaltung einer Bot⸗ chafterkonferenz nach einer Meldung des Wiener blattes“ zugestimmt. Der Ort für die Zusammenkunft sei bisher noch nicht endgültig festgesetzt. Im Justizausschuß des österreichischen Abgeordneten⸗ hauses wurde die Beratung des Kriegsleistungsgesetzes gestern fortgesetzt. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ hatte der Sektionschef Reuter als Vertreter der Regierung vor⸗ gestern folgende Erklärung abgegeben: Die Regierung sei bereit, in das Kriegsleistungsgesetz den Passus
können, und daß die eingezogenen Zivilisten nur außerhalb der Feuer⸗ linie zu verwenden seien. Ferner sollten in die Durchführungsverord⸗
nicht unter das 17. Lebensjahr heruntergehen dürfe und daß, falls an dem betreffenden Orte keine österreichische Truppe anwesend sei, die Macht im Wege der politischen Behörde requirieren önne. In der gestrigen Sitzung erkannten sämtliche Redner an,
daß die Regierung dur die abgegebenen Erklärungen den Wünschen der Parteien in den wichtigsten Punkten Rechnung getragen habe. Es kam eine Vereinbarung zustande, nach der die nächste Sitzung des Ausschusses erst am Dienstag statt⸗ findet, wogegen sämtliche Mitglieder des Ausschusses sich ver⸗ bürgten, daß am Dienstag über das Eingehen in eine Spezial⸗ debatte über das Kriegsleistungsgesetz Beschluß gefaßt wird. — Die ungarische Regierungspartei hat in ihrer gestrigen Konferenz, obiger Quelle zufolge, den Gesetzentwurf über die Ausnahmeverfügungen im Kriegsfall mit der Abänderung angenommen, daß, falls nach Ablauf von vier Monaten nach der ersten Verfügung ein Krieg nicht ausbricht, eine Verlängerung der Geltung des Gesetzes durch den Reichs⸗ tag genehmigt werden muß. “
Großbritannien und Irland.
Der Prinz Heinrich von Preußen ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, zum Besuch des Königs und der Königin sowie der Königin⸗Mutter Alexandra in Sandringham ein⸗ 8
— Der Kriegsminister Seely hat gestern in Heanor (Derbyshire) eine Rede gehalten, in der er die aus⸗ sprach, daß auf dem Balkan ein dauernder Friede wieder her⸗ gestellt werde, und dann, obiger Quelle zufolge, ausführte:
Es sei in letzter Zeit viel über die Verteidigungsbereitschaft Englands geredet worden, aber er sei der Ansicht, daß diejenigen, die erklärten, daß England sich in einer schwachen Verfassung befinde, dem Staate einen schlechten Dienst leisteten. England sei weder schwach noch machtlos. England gehe nicht auf Landerwerb aus, und sein ganzes Interesse liege in der Erhaltung des Friedens. England 5 ZZ“ 1 gaßtes w“ Jahren gewesen ei, und das Kriegsamt sei der Ansicht, daß die Armee im hö Maße dienstbereit sei als jemals. 1
Frankreich.
In einer an den Budgetausschuß Mitteilung beantragt der Finanzminister Klotz zur Deckung der Ausgaben für die Durchführung des Cadregesetzes und für die Gehalts⸗ erhöhung der Postangestellten, Zolbbeamten und Lehrer im Be⸗ trage von 25 Millionen Francs u. a. laut Meldung des „W. T. B.“ eine Erhöhung der Quittungssteuer und eine Erhöhung der Erbschaftssteuer in den Fällen, wo der Erblasser weniger als drei Kinder hinterläßt.
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Der Metropolitan von Moskau Wladimir ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ zum Metropolitan von St. Peters⸗ burg und zum Präsidenten des Heiligsten Synods ernannt worden. — In der Reichsduma hat die auf der Tagesordnung stebende Fortsetung der Wahlen der Mitglieder des Präsidiums gestern nicht stattgefunden. Zu Beginn der Sitzung brachten die Vertreter der Bauern und Kosaken einen Antrag ein, der besagte, die Verzögerung der Präsidiums⸗ wahlen sei ausschließlich durch die Uneinigkeit einzelner Parteien hervorgerufen worden. Das erwünschte Ueberein⸗ kommen sei bisher nicht erzielt. Infolgedessen machten sie den Vorschlag, die Tagesordnung abzuändern und die Wahlen zu verschieben, was von der Duma angenommen wurde.
Griechenland. 8
Die Gesandten Oesterreich⸗Ungarns und Italiens in Athen haben vorgestern, wie der Vertreter von „Wolffs Telegraphischem Bureau“ von zuständiger Seite erfährt, der griechischen Regierung mitgeteilt, daß ihre Regierungen in die Besetzung Valonas und der Insel Saseno nicht ein⸗ willigen könnten. v“ Serbien.
Die für die Friedensverhandlungen in London be⸗ stimmten Delegierten sind nach einer Meldung des „W. T. B.“ der frühere Ministerpräsident Nowakowitsch, der Präsident der Skupschtina Nikolitsch und der serbische Gesandte in Paris Dr. Wesnitsch. Von Militärs sind ihnen der General Bojowitsch und der Oberstleutnant Pawlowitsch beigegeben. 8
Montenegro. Die montenegrinischen Delegierten für die Konferenz in London haben gestern die Reise nach England angetreten und genaue Weisungen erhalten, die in einem vor⸗ gestern unter Vorsitz des Königs abgehaltenen Ministerrat fest⸗ esetzt wurden. Wie „W. T. B.“ meldet, ist eine der Haupt⸗ Federeese Montenegros die Abtretung von Skutari.
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Amerika. 4
In einer Generalbotschaft an den Kongreß gibt der Präsident Taft, wie „W. T. B.“ meldet, der Absicht Aus⸗ druck, die gesamte Tarifrevision der kommenden demo⸗ kratischen Regierung zu überlassen. Er betont die Dringlichkeit der Währungsreform auf den von der Währungskommission I Grundlinien und empfiehlt, den Plan, jährlich zwei Schlachtschiffe zu bauen, wieder aufzunehmen mit dem Vorschlag, im Jahre 1913 drei zu bauen, um das Manko des C E. Jahres wieder auszugleichen. Taft erklärt weiter, daß der Einspruch Englands gegen die Panamakanalgesetzgebung ge⸗ bührende Beachtung fände, und daß man bemüht sei, eine be⸗ Lösung zu erzielen. Der Präsident empfiehlt erner eine Milderung der Strafen für unbeabsichtigte Ver⸗
sehenan der Trustgesetze und erklärt, daß die Geschäftslage
sehr günstig sei.
— Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Ottawa hat die liberale Parteileitung eine Kommission, in der beide Häuser vertreten sind, eingesetzt, die ein Amende⸗ ment zur Flottenbill Bordens redigieren soll, das die Stellungnahme der liberalen Partei definiert. Die Parteileitung ist einstimmig der Meinung, die Denk⸗ schrift der Admiralität, die Borden vorlegte, lasse deutlich erkennen, daß kein dringender Notfall vorliege, der das Ab⸗ weichen von dem Prinzip der Laurierschen Flottenpolitik recht⸗ fertige, und beschloß, die Fortsetzung dieser Politik zu befür⸗ worten. Die Parteileitung erklärt ferner einstimmig, daß die Liberalen bereit seien, mindestens die Summe zu bewilligen,
inzuschalten, daß Kriegsleistungen nur für die Dauer der kriegerischen edrohung oder eines ausgebroch Krieges angefordert werden
nung Bestimmungen aufgenommen werden, daß man grundsätzlich
sie glaubt, daß diese Summe für eine kanadische Flotte be willigt werden müsse, die mit der Reichsflotte gemeinsam operiere.
Asien.
b Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ erkennt das russisch⸗mongolische Protokoll die russischen An⸗ sprüche auf Flußschiffahrt, Fischerei, Bergwerksbetrieb, Ho fällen, Viehweiderechte und das Recht, Handel zu treiben,
Auffassung, daß Kobdo in der inneren Mongolei liege, während die Russen es zur äußeren Mongolei rechnen. Sie glauben, daß die Frage der Altaibezirke und eine allgemeine Grenz⸗ festlegung die hauptsächlichsten Fragen sind, die eine Erledi⸗ gung in Peking erfordern.
— Der japanische Geheime Rat hat, wie „W. T. B.“ meldet, nach langer Beratung den Grafen Terautschi als Minister⸗ präsidenten vorgeschlagen.
Geschäfte des Kabinetts weiter zu führen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstag
und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des
888 Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten eilage.
— Auf der Tagesordnung der heutigen (80.) Sitzung des Reichstags stand die erste Beratung des Gesetzentwursfs Verkehr mit Leuchtöl. B 8
werden mitgeteilt werden.
— In der heutigen (102.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des S Dr.
Mitglieder von Bock (kons.), Buttke (kons.), Dr. Mugdan (fortschr.
feierlichen Weise auf die Verfassung vereidigt. Dann setzte das Haus die Besprechung der Inter⸗
nossen über das Vorgehen des “ in Berlin gegen den Verein der Berliner männer 1e
eb Hoffmann (Soz.): Man muß wohl sagen, daß, wen die Götter strafen wollen, sie mit Blindheit schlagen. Zutreffender kann man das Vorgehen des Polizeipräsidenten und das Vorgehen des Branddirektors gegen die Berliner Feuerwehr wohl kaum charak⸗ terisieren. Ich kann nicht begreifen, was an der Organisation des Berliner Feuerwehrvereins selbst in Ihrem (rechts) Sinne staats⸗ gefährlich ist. Was wir bisher jetzt gehört haben, das zeigt doch⸗ mit vollendeter Klarheit, daß die Leute nichts getan haben, was sie in den Verdacht der Staatsgefährlichkeit kann. Wenn Sie denken, den Beamten die Pflicht auf⸗ erlegen zu können, nichts zu sagen, was sie auf dem Herzen haben, so kann doch eine derartige Taktik sehr gefährlich wirken. Man spricht dann eben weniger und denkt sich desto mehr. Wir wissen ja, wie Gesetze ausgelegt werden und was man da alles hineinlegt. Man kann doch den Verein auf keinen Fall einen Streik⸗
noch nie dagewesenen Weise. Herr Kreth hat dem Polizeipräsidenten das Wort geredet. Er hat ihn einen Mann mit eisernen Nerven genannt. Ich glaube aber, er hat auch eine eiserne Stirn. Herr Kreth hat als spiritus rector den belebenden Geist in die Sache
erangezogen. Wenn sie Herrn Kreth nicht gefällt, dann kann sie doch nicht schlecht sein. Die Stadtverordnetenversammlung kann es ver⸗
Wenn Sie, Herr Kreth, die Regierung veranlassen, die Stadt⸗
Die Feuerwehrleute sind außerdem Berliner Bürger, deren Rechte wir zu schützen haben. Deshalb werden wir uns nicht verbieten lassen, an den Maßnahmen der Feuerwehrbehörden Kritik zu üben. Ich halte es nicht für nötig, hier juristische Ausführungen zu machen, diese sind gestern vom Abg. Just gemacht worden, der Direktor im Reichsamt des Innern a. D. ist. Seine Worte werden allerdings dem Herrn Minister nicht recht gewesen sein. Sie reden immer von Disziplin. Ist denn Disziplin notwendig, um die Berliner Feuerwehr instand zu halten? Menschen⸗ und Naͤchstenliebe ist notwendig, nicht Disziplin. Von dem Terrorismus,
(zur Rechten) noch beinahe lernen. Der Verein hatte gar kein Interesse daran, die Pensionierten aufzunehmen. Aber trotzdem hat er es getan und sich damit ungeheure Lasten aufgebürdet. Der Verein hat also dem Staat, der die Verpflichtung hat, für die Penstonierten zu sorgen, diese Pflicht abgenommen. Dafür hat er dann später die Vorwürfe der Regierung bekommen. Unter solchen Umständen kann
Der Branddirektor hat versucht, die Unzufriedenheit unter den Mann⸗ schaften durch Befehl abzuschaffen. Das kann man aber ebenso⸗ wenig, wie man einen Notstand dadurch beseitigen kann, daß man erklärt, es gebe keinen Notstand. Dadurch, daß Sie die Feuerwehr⸗ leute gezwungen haben, die Erklärung abzugeben, daß sie frei⸗ willig ausgetreten seien, haben Sie (nach rechts) die Königlichen Beamten zur Heuchelet verführt. Damit haben Sie bewiesen, daß Sie kein Gefühl für Wahrheit und Recht haben. Sie sind doch gewif königstreu. Als es sich aber neulich um den Garten handelte, da ist 8 Königstreue in die Brüche gegangen. Bei der Beerdigung des Zberbürgermeisters Kirschner haben Sie den euerwehrleuten die Teilnahme verboten. Eine vorgesetzte Behörde sollte sich doch schämen, solche Schikanen gegenüber den Feuerwehrleuten anzuwenden. Prä⸗ sident Dr. Graf von Schwerin: Sie dürfen den Ausdruck „Schi⸗ kanen“ nicht den Behörden gegenüber anwenden!) Solche Schikanen sind sogar dumm, wenn man sich königstreue Leute halten will. Der Groll wird schließlich in ganz anderer Weise im Volke ausbrechen, als Sie glauben. Wenn das Wesen der Beamten nur im Ducken bestehen soll, dann er⸗ zieht man sich Heuchler. Wenn der Minister dem Verein vorwirft, daß er in die Oeffentlichkeit gegangen ist — ach, Herr Minister, auf Ihren Bänken haben schon Leute gesessen, die in die Oeffent⸗ lichkeit gegangen sind, um sich Na Regierung zu schützen. Die Antwort des Mini ließ aber doch erkennen, daß der Minister zwar den Polizeipräsidenten verteidigt, aber bei sich selbst wohl, dachte, daß er das nicht getan hätte, was dieser getan hat. Die Konservativen bewilligen wohl kurz vor den Wahlen, wenn sie die Stimmen brauchen, einmal eine kleine Gehaltserhöhung für die Beamten, aber wenn die Rechte und die Menschenwürde der Beamten verteidigt werden sollen, sind
aufsicht gestellt worden als die Verbrecher. Auf diese Weise ie man aus dem letzten Hurrapatrioten einen Soztaldemokraten. Wir danken Ihnen für diese Mitarbeit für uns: Wen die Götter ver
die die Admiralität für eine Notfallbeisteuer vorschlä t; aber
en wollen schlagen sie mit Blindheit. 8
mit der ihrem guten Geist, daß sie sich nicht auf Abwege verleiten lassen
einzelnen Angaben des
an. Die Russen sind bereit, die chinesische Souveränität an⸗ zuerkennen und ihre Truppen zurückzuziehen, wenn die chinesischen Truppen, von denen gegenwärtig 2000 Mann
einzelnen Frage, sondern in Kobdo stehen, zurückgezogen sein werden. China vertritt die
gestern der A der Gründlichkeit und Sachlichkeit seiner führungen kommt man bei näberer Prüfung doch zu dem Ergebnis, daß sie einer ernsten und sachlichen Nachprüfung nicht standhalten. Es ist sehr mißlich, hier, wo die eine unerläßliche Voraussetzung ist, mit solchen allgemeinen Sätzen zu arbeiten: Druck erzeugt subjektiv sebr leicht das Gefühl von Druck erwecken, und wenn man dann Gegendruck für Anfang zur Auflösung jeder Disziplin. daß allgemein für die Grund des Vereinsrechts bestehe und danach sekundär schränkungen gelten, die aus dem Wesen des Staatsbeamten folgen.
üsident hlag⸗ Solange das Rücktrittsgesuch Saionjis nicht genehmigt ist, ist dieser beauftragt worden, fach
gesetz. Dies gilt auch im privaten Leben muß der Einzelne die Disziplin aufrecht
Als erster Redner ergriff der Staatssekretär des Reichs⸗ schatzamts Kühn das Wort, dessen Ausführungen übermorgen
von Dallwitz beiwohnte, wurden zunächst die neu eingetretenen
Volksp.) und Freiherr von Steinaecker (Zentr.) in der üblichen
pellation der Abgg. Aronsohn (fortschr. Volksp.) und Ge⸗
Feuerwehr⸗
bringen
verein nennen. Man hat den Verein einfach in einer
ö Er hat auch die Berliner Stadtverordnetenversammlung
tragen, wenn Herr Kreth sie nicht kritisiert, sondern krethisiert.
verordnetenversammlung aufzulösen, so haben wir nichts dagegen. 8
der den Feuerwehrleuten gegenüber angewandt worden ist, könnten Ste 8
man sich doch nicht wundern, wenn den Leuten die Geduld ausgeht.
vor den ihrer eigenen ters war sehr dürftig,
sie nicht zu haben. Die Beamten sind hier unter schlimmere Polizei⸗ 16
muß die Feuerwehr gegen die Annahme, als sympathisiere sie
Abg. Fen von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Ich ich vertraue
ozialdemokratie, in Schutz nehmen; wird, die mit ihrer Dienstpflicht nicht vereinbar sind. Die Abg. Hoffmann kann ich nicht auf ihre Richtigkeit kontrollieren, aber die Darstellung der Frage des Ausscheidens aus dem Verein kann nicht richtig sein;
sonst würde in der Tat ein Verhalten der Vorgesetzten vorliegen, das
zu einer ernsten Mißbilligung durch den inister Anlaß geben müßte. Für mich handelt es sich aber nicht um die Aufklärung der um die grundsätzliche Frage, die g. Just angeschnitten hat. Bei aller Anerkennung grundsätzlichen Aus⸗
militärische Disziplin
egendruck. Solche Bemerkungen können berechtigt hält, so ist dies der Es ist auch nicht richtig, Beamten die volle Berechtigung auf die Be⸗
Nein, diese beiden Momente, das Recht aus dem Vereinsrecht und die Dienstpflicht, stehen sich völlig gleichberechtigt gegenüber; man
kann vielleicht umgekehrt sagen: Erst wern das, was die Dienst⸗ pflicht erfordert, was seines Amtes ist, erledigt ist, kommt für
den Beamten die Frage der Berechtigung aus dem Vereins⸗ nicht nur für die Diensttätigkeit, nein, erhalten, sonst wird er auch nicht im Dienst innerlich stark und kräftig sein können. Deshalb muß eine militärisch geordnete Beamten⸗ schaft bei dem Gebrauch des Vereinsrechts solche Wirkungen fern⸗ halten, die die Disziplin stören. Es ist auch nicht richtig, daß, wie Herr Just behauptete, nur repressiv eingegriffen werden könne, wenn schon eine Verletzung des Vereinsrechts stattgefunden hat. Ich stimme mit Entscheidungen der höchsten Gerichtshöfe überein, wenn ich sage, daß von den Vorgesetzten schon ein⸗ geschritten werden muß, wenn Gefahr für die Disziplin erwächst. Sonst ist der Untergrabung der Disziplin Tür und Tor geöffnet. Man kann der vorgesetzten Behörde das Recht nicht absprecken, die ehörigkeit zu Verbänden zu verbieten, deren Vereinszwecke eine der Disziplin bedeuten. Daß der Anschluß an den Dortmunder Verband auf die Disziplin unserer Berliner Feuerwehr ungünstig einwirken würde, kann nicht beftritten werden. Im Interesse der Aufrechterhaltung der Disziplin in unserer Feuerwehr können meine politischen Freunde die Erklärung des Ministers nicht mißbilligen und der Anregung der Interpellation keine Folge geben. Hierauf nimmt der Minister des Innern Dr. von Dall⸗ witz das Wort, dessen Rede am Montag im Wortlaut wieder⸗ egeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Am 6. d. M. fand in Berlin die zweite diesjährige Sitzung des Vorstands der Deutschen Kolonialgesellschaft statt. Sie fiel zusammen mit dem dreißigsten Jahrestage der am 6. Dezember 1887 in Fraitksurt a. M. erfolgten Begründung des Deutschen Kolonial⸗ vereins. Der Präsident, Seine Hobeit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regent des Herzogtums Braunschweig, gab in einer längeren Ansprache einen Rückblick auf die Entwicklung und die Tätigkeit der Deutschen Kolonialgesellschaft. „Dreißig Jahre“, bemerkte er, „ein Augenblick im ewigen Laufe der Zeiten, ein bedeutsamer Abschnitt in der Geschichte deutschkolonialer Bestrebungen! Voll Befriedigung und Stolz dürfen wir den Blick rückwärts wenden, und wenn wir uns all die Arbeit, die die Deutsche Kolontalgesellschaft geleistet hat, ver⸗ gegenwärtigen, so dürfen wir mit vollem Recht sagen: sie hat zum Wohle unserer Kolonien ihr Möglichstes zu tun gesucht. Der deutlichste Beweis dafür ist die Bezeichnung, die der Deutschen Kolonialgesellschaft beigelegt wurde, indem man sie das koloniale Gewissen Deutschlands“ nannte. Das ist ein Ehrenname, den wir stets hochhalten wollen.“ — Nach Erledigung innerer Angelegenheiten erstattete Direktor von Beck den Bericht der Eisenbahnkommission, die folgende drei koloniale Schienenwege für die dringlichsten hält: 1) Zweig⸗ bahn der ostafrikanischen Mittelbahn von Tabora nach Ruanda und Urundi, 2) Weiterführung der ostafrikanischen Nordbahn (Usambara⸗ bahn) bis zum Victortasee, 3) Schaffung einer Strecke in die Oel⸗ palmenbezirke des Hinterlandes von Anecho in Togo (sogenannte Oel⸗ bahn). — Dem Reisenden Dr. Paul Rohrbach wurde für eine Studienreise nach Angola eine namhafte Beihilfe be⸗ willigt. — Hierauf wurde einem Antrag des Majors a. D. K. Schwabe gemäß die folgende Entschließung einstimmig und ohne Debatte gefaßt: „Die Deutsche Kolonialgesellschaft hält eine weitere Verminderung der Schutztruppe in Südwestafrika nach Lage der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse für unverantwortlich und ersucht die Reichsregierung, zu prüfen, ob überhaupt die derzeitige Zahl hinreicht, um eine wirksame Erfüllung ihrer Aufgaben unter allen Umständen sicherzustellen.“ 1 8
Mit der Geltung des Versicherungsgesetzes für An⸗ gestellte in den Schutzgebieten beschäftigte sich auf Antrag der Abteilung Berlin der Vorstand. Die Frage ist von einschneidender sozialer Bedeutung für die Angestellten kolonialer Unternehmungen, denen die Segnungen dieses Gesetzes auch zuteil werden können. In diesem Sinne wurde einstimmig die nachstehende Entschließung gefaßt: „Die Deutsche Kolonialgesellschaft begrüßt es mit Freude, daß nach einer Entscheidung des Direktoriums der Reichs⸗ versicherungsanstalt für Angestellte wenigstens für einen großen eil der Angestellten in den Schutzgebieten das Gesetz für anwendbar erklärt ist. Sie empfiehlt den danach unter das Gesetz fallenden Angestellten, die zwar nicht versicherungs⸗ pflichtig, aber versicherungsberechtigt sind, sich die Wohltaten des Gesetzes durch freiwillige PWW der Versicherung bezw. Selbst⸗ versicherung zu sichern. ie legt es den Arbeitgebern dieser An⸗ gestellten nahe, dies ihnen nach Möglichkeit zu erleichtern. Hie Deutsche Kolonialgesellschaft beauftragt die Geschäfts⸗ leitung, Erhebungen darüͤber anzustellen, inwieweit es zu Miß⸗ ständen führt, daß das Gesetz auf eine große Anzahl von Angestellten drüben keine An wendung findet, und danach entsprechende Vorschläge in einer späteren Ss vorzulegen.“ — Die ven der Deutschen Kolonialgesellschaft seit 15 Jahren heraus⸗
egebene Monatsschrift wird künftig unter dem Titel „Koloniale Fonatsblätter“ in eigenem Verlag erscheinen und besonders das Gebiet des Kolonialrechts pflegen. — Zum Schluß hielt Oberrichter Dr. Crusen⸗Tsingtau einen Vortrag über „Tsingtau als Kulturzentrum“. Er führte aus, daß mit allen Mitteln die Be⸗ tätigung Deutschlands an dem bevorstehenden wirtschaftlichen Auf⸗ schwung Chinas angestrebt werden müsse. Deutschland sei hinter seinen Konkurrenten erheblich zurückgeblieben und sei namenlich bei der Be⸗ teiligung an Eisenbahnbauten ins Hintertreffen geraten. Durch eine großzügige Kulturpolitik, vor allem durch Gründung von Schulen, könne manches nachgeholt werden. Als natürlicher Mittelpunkt des deutschen Schulwesens ergebe sich die deutsch chinesische Hochschule, für deren Betrieb die mannigfachen kulturellen Einrichtungen von Tsingtau mit Erfolg nutzbar gemacht würden. — Die nächstjährige Pen tversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft soll nach einem
eschluß des Vorstands vom 2. bis 4. Juni in Breslau stattfinden.
Die Gleisspitze der deutschostafrikanischen Mittelland⸗ bahn hat nach einer telegraphischen Meldung der „Deutschen Kolonialzeitung“ am 1. Dezember Kilometer 169 hinter Tabora er⸗ reicht; es sind im Monat November 27 ½ km vorgestreckt worden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Crefeld, wo der „Köln. Ztg,“ zufolge der Tarifvertrag zwischen den Färbereibesitzern und den Arbeitern der Seiden⸗ Wund Baumwollfärbereien mit dem 3. d. M. abgelaufen war, haben die langwierigen Tarifverhandlungen bis jetzt noch zu keinem Ergebnis geführt.
Jagd.
Dienstag, den 10. d. M., findet Königliche Parforce⸗ jagd statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 30 Minuten im v X“
Technik.
8 .F. Die 322. Versammlung des Berliner Vereins für Luftschiffahrt am 2. Dezember brachte nach geschäftlichen Mit⸗ teilungen einen kurzen Bericht von Dr. Bröckelmann über die am letzten Sonntag vom Verein veranstaltete Zielfahrt, an der im ganzen 13 Ballons teilgenommen hatten. Die Fahrt war leider vom Wetter wenig begünstigt. Die Abfahrt verzögerte sich durch die völlige Un⸗ sicherheit über die in größeren Höhen herrschenden Winde; denn die zur Bestimmung der oberen Windrichtungen aufgelassenen Pilot⸗ ballons verschwanden schon bei 800 m im Nebel. Da an der Erde Südfüdwestwind herrschte und die Ballons voraussichtlich in Sicht der Erde bleiben würden, bestimmte die Kommission schleßlich als Ziel das 190 km nordöstlich von Berlin gelegene Bahnhofsgebäude Runow an der Bahnlinie Stargard—Köslin. Der Aufstieg der 13 Ballons ging alsdann programmäßig und innerhalb 40 Minuten vor sich; aber der Wind hatte inzwischen und bald nach dem Aufstieg sich stark rechts gedrebt, sodaß die meisten Ballons nach 5—6 Stunden, zwischen 3 und 4 Nachmittags, stark südlich des Zieles zu landen ge⸗ nötigt waren. Dem Ziel am nächsten, nämlich auf 18 km Ent fernung, kam der Ballon „Anbalt“. Einzelne Ballons wurden bis auf 60 — 80 km vom Ziel verschlagen. — Den Vortrag des Abends hielt Dr. H. Elias über „Luftfahrt und Afrika. Der Redner erinnerte einleitend daran, daß um die Zeit schon, da der Fesselballon in die Erscheinung trat, es angeregt wurde, ihn zur Erforschung neuer, unbekannter Gebiete zu verwenden und durch den Einblick aus der Höhe über weite Gebiete, den er zuläßt, ihm die Rolle des Pfad⸗
finders zuzuteilen. Früher schon war der Ballon in Afrika in Tätig⸗
keit gekommen. Bereits Napoleon hatte sich 1798 auf seiner ägyptischen Exvpedition seiner zu bedienen versucht, und von Spelterini wurden zuerst bei Ballonaufstiegen am Nil, in der Nähe von Kairo, schöne Ballon⸗ photographien der nahen Wüste aufgenommen. Die vor einigen Jahren im Innern Deutsch Ostafrikas ausgeführten Ballonaufstiege, an denen der Redner teilgenommen, wird man füglich bei der Frage der An⸗ wendbarkeit der Luftschiffahrt in Afrika außer acht lassen können, denn sie waren entweder Aufstiege unbemannter, nur mit Instrumenten ausgerüsteter Ballons in große Höhen oder Aufflüge zu rein wissen⸗ schaftlichen Zwecken.é Dagegen ist über afrikanischen Boden bisher weder Flugschiff, noch Flugzeug aufgestiegen. Was mit diesen besten⸗ falls dort zu erreichen ist, muß Gegenstand der Untersuchung, der Vor⸗ überlegung sein, ebe man sich einem Mißerfolg, der Ueber anstrenaung des Materials sowie großen Kosten aussetzt und Menschenleben gefährdet. Eine spstematische Prüfung wird die verschiedenen Verwendungszwecke und die Grenzen der Ver⸗ wendbarkeit ins Auge zu fassen, sich zu erinnern haben, daß das Flug⸗ zeug wesentlich in horizontaler Richtung nutzbar zu machen ist, wäh⸗ rend das Luftschiff damit auch Verwendbarkeit in vertikaler Richtung verbindet; man wird sich dafür entscheiden müssen, da für Verkehrszwecke wesentlich die Brauchbarkeit in horizontaler Richtung bestimmend ist, daß beide Arten von Luftvehikeln sowohl in wirtschaftlicher als mili⸗ tärischer Beziehung in Afrika zweifellos verwendbar sind. Zunächst wird die wirtschaftliche Seite zu untersuchen und hierbei der Wett⸗ bewerb anderer in Afrika vorhandener Verkehrsmittel zu berücksichtigen sein. Solche sind die verhältnismäßig wenigen großen Eisenbahn⸗ linien mit einer Tagesleistung von 500 km, einige wenige Auto⸗ straßen mit unsicheren Ergebnissen, die schiffbaren Ströme, Nil, Senegal und Congo mit Dampfergeschwindigkeiten von 10 km stünd lich oder 110 km täalich und mit Ruderbootgeschwindigkeit von 3 km stündlich, endlich der Tier⸗ und Menschenverkehr — ersterer bewerkstelligt durch Kamel, Pferd sowie Ochsen und Esel, soweit die große Ver⸗ breitung der dem Rind gefährlichen Tsetsefliege nicht den Tierverkehr unmöglich macht. Die tägliche Tierleistung ist bestenfalls auf 50 km, die Leistungsfähigkeit menschlicher Träger auf 20 — 25 km, allenfalls auf 40 — 45 km zu veranschlagen. Höher als zu diesem Betrage ist auch die Tagesleistung des europäischen Reisenden nicht zu bewerten. Denn, wenn er auch beritten ist, so vermag er sich doch von Boy, Koch und den Trägern nicht zu trennen, die ihm Zelt, Bett ꝛc. tragen und die Kochgelegenheit vermitteln. Das sieht nach Luxus aus, ist aber unbedingte Notwendigkeit, weil in der Nacht auf der Erde zu lagern in Zentralafrika aus verschiedenen Gründen unmöglich ist — zu erinnern an Moskitos, Malaria, Schlafkrankheit ꝛc. Ohne Troß geht das Reisen in Afrika also nicht ab, aber mit ihm kann man, wo die oben genannten schnellen Verkehrsmittel, wie z. Z. noch in den meisten Fällen, versagen, überall hinkommen, wenn auch äußerst langsam. Es liegt ja nahe, daß Flugzeug wie Flugschiff solche Ge⸗ schwindigkeiten bei weitem übertreffen; aber was nützt gegebenenfalls dem Benutzer eines Flugzeugs die größere Geschwindigkeit, wenn er doch auf seinen Troß und sein Gepäck warten muß? Man kann zunächst doch nicht etwa alle 75 km Stationen anlegen. Zum Tragen größerer Lasten wäre allerdings das Flugschiff geeignet, aber es würde sich schwerlich lohnen. Denn die große Mehrzahl der Dinge, die jetzt von der Küste nach dem Innern und von da zur Küste geschaft werden, sind Massengüter, welche hohe Fracht nicht vertragen, ausgenommen etwa Elfenbein, Gold und Diamanten. Aber für Elfenbein würde sich z. B. die größere Schnelligkeit des Transports als Ausgleich für die höhere Fracht gar nicht lohnen, da bei diesem Gut schnelle Beförderung über⸗ flüssig 89 Und bei Gold und Diamanten kommt es wesentlich auf — der Beförderung an, die in einer streng überwachten rägerkolonne sicherer zu erreichen ist als im Luftschiff. Stieße diesem ein Unglück zu, so wären große Werte so gut wie verloren. Es folgt aus allem, daß der wirtschaftliche Wert von Flugzeugen und Luftschiffen für Afrika, wenn es sich um Beförderung von Menschen und Gütern handelt, zunächst zu verneinen ist. Selbst in dem letztgenannten Beispiel, der Be⸗ förderung von Gold aus dem Innern zum Hafen auf 500 km Ent⸗ fernung, auf die eine Trägerkolonne 20 — 25 Tage, das Luftschiff vielleicht nur einen Tag zu verwenden hätte, würden die Kosten des Fluges viel höher sein als die der Trägerkolonne. Verhältnismäßig am aussichtsvollsten erscheint die Beförderung von Passagieren durch das Luftschiff; aber die Erhaltungskosten des Luftschiffes würden voraus⸗ sichtlich die Einnahmen aus diesem Transport erhehblich ühersteigen. Die Verwendung beider Arten Luftvehikel für den Nachrichtendienst darf wohl aber durch die Funkentelegraphie als überflüssig geworden bezeichnet werden. Sie lohnt sich besonders nicht für wirtschaftliche Zwecke aller Art. Ganz anders stellt sich die Frage nach der Nützlich⸗ feit und der Verwendbarkeit von Flugzeug und Flugschiff, wenn man die militärische Seite ins Auge faßt. ier ist beides für alle unsere afrikanischen Kolonien bestimmt zu bejahen, für die schnelle Beförderung von Gütern wie Personen! Wie ganz anders würde sich in Ost und Südwest die Bekämpfung der hier schon mit großen Opfern niedergeschlagenen Aufstände ge⸗
stellt haben, wären damals schon so Luftschiffe, als Flugzeuge zur ““
Verfügung gewesen, sowohl für den Transport von Mannschaften, robviant, Schießbedarf, als für die Benachrichtigung von lonne zu Kolonne! Auch die Einsicht von oben in
das Gelände, die Beobachtung der Erdoberfläche, das Auf⸗
sinden des Feindes in seinen Verstecken, wenn es nicht gerade der Urwald ist, alle diese Möglichkeiten sind so ausgiebig jetzt vorhanden, so sicher die Beberrschung aufstands⸗ begieriger Eingeborener verheißend, 2 nur gewünscht werden kann, es werde in diesem Sinne für die Sicherheit unserer Kolonien bald gehörige Sorge getragen. Fragt man aber, was mit den verhandenen
Einrichtungen zu geschehen habe, wie sie zu verwenden seien, solange
Ruhe und Friede herrscht, so ist darauf zu erwidern, daß die Aufgaben
der Landesaufnahme gar keine bessere Lösung und Förderung finden
können als durch das Flugschiff. Hierfür liegen Beweise aus Oesterreich vor, wo Vermessungsarbeiten durch das Luftfahrzeug in unglaublich kurzer Zeit und mit erheblich größerer Zuverlässigkeit ausgeführt worden sind, als dies bisher möglich war. Der Vortragende zeigte dann noch an einer Reihe schöner und typischer Landschaftsbilder aus
Afrika, wie in der Mehrzahl der Fälle die Vorgänge auf der Erd⸗
oberfläche von oben zu erspähen sind. Sein sehr beifällig auf⸗
genommener Vortrag fand in dem sich anschließenden Meinungs⸗ austausch noch eifrige Befürworter einer baldigen Nutzbarmachung der Errungenschaften der Luftschiffahrt, im Sinne des Redners, für
Afrika. u““ 9 A11“
Verdingungen.
(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.)
Niederlande.
10. Dezember 1912, 11 ¾ Uhr. Stadtverwaltung von Haarlem, im Rathause: Lieferung von Gasröhren und Hilfsstücken für die städtische Gasanstalt. Die Lieferungsbedingungen liegen auf der Stadtschreiberei (7. Abteilung), wochentäglich Vormittags von 9 bis Nachmittags 2 Uhr, zur Einsicht aus und sind gegen 0,25 Fl. für das Exemplar erhältlich.
13. Dezember 1912. Vorstand des Vereins zur Beschaffung von Düngemitteln (Vereeniging tot aanschaffing von meststoffen) in Ouwerkerk (Provinz Seeland): Lieferung von 49 500 kg Superphosphat, 26 000 kg Kainit, 19 600 kg Thomasphosphat, 2000 kg Ammoniaksuper. Auskunft erteilt der Schriftführer C. Heule in Ouwerkerk. 1
24. Dezember 1912, 2 Uhr. Gesellschaft zum Betriebe von Staatseisenbahnen (Maatschappy tot Exploitatie van Staats- spoorwegen) in Utrecht, im Zentralbureau der Gesellschaft im
Koreelse Park: Gemäß Besteck Nr. 1310 das Verlegen des zweiten Hauptgleises auf den Bahnstrecken Maastricht — Valkenburg und Schin op Geul-—-Wybré Gulpen nebst den dazu gehörigen Arbeiten. Schätzung 129 200 Fl. Die Verdingung erfolgt gemäß § 85 des Be⸗ stecks. — Das Besteck liegt im Zentralbureau im Moreelse Park zu Utrecht und im Bureau des Hauptingenieurs A. van Liebergen, Sektionsingenieur zu Maastricht, zur Einsicht aus und ist auf Frankoanfrage (durch Brief) beim genannten Zentralbureau (Dienst van Weg en Werken) gegen Bezahlung von 2,50 Fl. erhältlich. Aus kunft wird im Zentralbureau (Dienst van Weg en Werken) und vom vorgenannten Hauptingenieur erteilt. Besichtigung des Geländes wird am 12. d. M., Nachmittags 2 Uhr, erfolgen (Versammlung im Warte⸗ saal 3. Klasse in Maastricht).
Theater und Musik.
Lessingtheater.
Thaddäus Rittners dreiaktige Komödie „Sommer“, die schon bei ihrer Uraufführung im Wiener Hofburgtheater nicht sonder⸗ lich gefiel, wurde gestern im Lessingtheater ganz unzweideutig ab⸗ gelehnt. Sie spielt in der Nervenheilanstalt „Frauenschloß“ in der Nähe Wiens, deren närrische Insassen die Träger der Handlung sind. Aber ihre Narrheit ist nicht recht lustig. Die närrischste von allen ist die Gattin des leitenden Arztes, des Medizinalrats Dr. Wimmer, die sich in einen bleichsüchtigen Jüngling verliebt, der dort ebenfalls zur Kur weilt. Der eifersüchtige Medizinalrat, der Gefahr für seinen ehelichen Frieden fürchtet, verfällt auf ein grausiges Mittel, um den Nebenbuhler unschädlich zu machen, indem er ihm einredet, daß er nur einen Sommer zu leben habe. Aber er erzielt damit just das Gegenteil von dem, was er erhofft hatte. Der bisher schüchterne junge Mann beschließt, die kurze Spanne, die ihm noch vergönnt ist, zu nützen, um das Leben in vollen Zügen zu enießen. Er verwandelt sich in einen schneidigen Kurmacher, der allen Frauen des Sanatoriums gefährlich wird, besonders aber der hysterischen Frau Medizinalrat, mit der er ein Stelldichein im Mondschein, ja sogar eine regelrechte Flucht verabredet. Ehe sie aber zur Ausführung kommt, erfährt er durch einen Zufall, daß der ärztliche Befund seines Leidens ein Betrug war, und wird wieder der schüchterne, ängstliche Junge, der er vordem gewesen. Nnß: Enttäuschung sämtlicher Damen, besonders der Frau Medizinalrat, die reumütig in die Arme ihres Gatten zurückkehrt. Die kleinen Ränke, die neurasthenischen Anfälle dieser im Grunde dem Zuschauer sehr gleichgültigen Gesellschaft vermochten nicht zu fesseln, und hin⸗ und wieder eingestreute witzige Bemerkungen nicht für die Oede des Ganzen zu entschädigen. Auch die gute Aufführung, die die ersten Kräfte des Lessing⸗ theaters ins Feld führte, konnte daran nichts ändern. Tilla Durieux zeichnete als Frau Medizinalrat mit scharfen Strichen ein Charakterbild der Hysterischen, und Theodor Loos suchte nach Möglich⸗ keit den anämischen Liebhaber interessant zu gestalten. Den Medizinalrat stellte Emanuel Reicher mit Recht als linkischen und beschränkten Menschen dar. Unter den anderen Mitwirkenden gelang es Hans Marr am besten, seiner Rolle eines geckenhaften Sportmenschen komische Seiten abzugewinnen, während die Damen Eberty, Mayen, Berger und Sussin ziemlich unfruchtbare Aufgaben zu lösen hatten.
Schillertheater Charlottenburg.
Ludwig Anzengrubers bekannte Weihnachts komödie „Heim⸗ g'funden“ verfehlte gestern im Schillertheater ihre ergreifende und gleichzeitig auch erheiternde Wirkung in der vortrefflichen Darstellung, die 5 fand, nicht. Namentlich waren es die Vertreter der beiden ungleichartigen Brüder Artur (Max Reimer) und Thomas (Alexander Ekert), welche die Charakterschwäche des einen und die Treuherzigkeit und selbstlose Bruderliebe des anderen scharf zu zeichnen wußten. Ebenso wurde die Mutter der beiden Brüder, die gegen den Taugenichts allzu nachsichtig ist, durch Fanny Wolff lebenswahr gezeichnet. Trotz der reichlich gefühlvollen Handlung des Stückes, die in dem Heimfinden der ganzen Familie unter dem strahlenden Lichterglanze des Christ⸗ baums gipfelt und in der alldersöhnenden Liebe der Weihnachts⸗ stimmung ausklingt, haben aber in ihm auch der urwüchsige Wiener Humor, scharfe Satire und Schilderung des gesunden echten Volkslebens ihren gebührenden Platz gefunden, sodaß ein frischer, an⸗ regender Zug durch das Ganze geht. Außer den genannten Dar⸗ stellern machte sich desonders Herr Pategg, der in der Rolle des Aus⸗ trägers bei dem Bruder Thomas seinen köstlichen Humor voll ein⸗ setzte, um die Vorstellung verdient. Von den anderen Mitwirkenden seien noch die Damen Gertrud Dettmann, Hilde Engel sowie Herr Arthur Menzel anerkennend erwähnt.
Lustspielhaus. Graf Peplit', so betitelt sich ein dreiaktiges Lustspiel von Robert Saudek und Alfred Halm, das gestern im Lustspiel⸗ hause zum ersten Male gegeben wurde. Es war ein unterhaltender Abend, der dem Hause und den Verfassern viel Beifall eintrug. Das Stück spielt im Kriege 1866 kurz vor dem Waffenstillstand. Aunf ernstem Grunde ist mit Geschmack, Takt und Witz eine lustige Handlung aufgebaut. Graf Pepi, ein österreichischer Dragoner⸗ leutnant, ist von einem preußischen Leutnant gefangen genommen
worden, der zufällig seit dem gemeinsamen Feldzug 1864 sein intimer Freund ist. Dem Grafen gelingt es, unter Mitnahme wichtiger Papierr