1912 / 290 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Dec 1912 18:00:01 GMT) scan diff

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JIZustizministerium. Der Rechtsanwalt Dr. Josef O. S. ist zum Notar zu Breslau D. S. ernannt worden.

1

11““ 1“ Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der Gewerbeinspektor Lohmann ist zum 1.

eigenschaft versetzt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Der Oberleutnant d. R. R. iedesel Freiherr zu Eisenbach, (2. Großherzoglich Hessischen) raunsberg ernannt

bisher im Leibdragonerregiment Nr. 24, ist zum Direktor des Landgestüts 2 worden.

Ministerium des Innern.

Der Regierungsrat Dr. Mackensen

berversicherungsamts ernannt worden. .1“

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8 Tagesordnung für die Sitzung des am Dienstag, den 17. Dezember 1912, ormittags

1) Anträge auf Gewährung von ermäßigten Kohlen⸗ ausfuhrtarifen nach Italien, Frankreich und der Schweiz.

2) Weitere Ermäßigung der Ausnahmetarife für Eisen⸗ erz und Koks (auch Kokskohle) zum im Verkehr Lothringen und Luxemburg einerseits und dem Ruhr⸗ ezirk anderseits.

3) Frachtermäßigung für Bananen.

4) Von der ständigen Tarifkommission vorberatene, für die

Beschlußfassung der Generalkonferenz der deutschen Eisenbahn⸗

altungen vorbereitete Anträge, betreffend

a. Frachtermäßigung für Weiderindvieh und Wander⸗ schafherden;

b. Aufnahme von frischem Spargel (mit zeitlicher Beschränkung) in den Spezialtarif für bestimmte Eil⸗ güter.

5) Ermäßigung der Frachtsätze für Eisen und Stahl des Spezialtarifs I usw. von Berlin nach Stettin zur Ausfuhr über See nach außerdeutschen europäischen Ländern. 6) Anträge der Hüstener auf Frachtermäßigung ür ihre Bezüge an Brennstoffen un Erzen. 7) Uebersicht der Normaltransportgebühren

L8

Personen und Güter. 8) Mitteilung über genehmigte Ausnahmetar ife. Berlin, den 5. Dezember 1912. Der Vorsitzende des Landeseisenbahnrats: Stieger, U zterstaat sek etär, Wirklicher Geheimer Rat

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 166) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einschätzbare Einkommen der E. enbathnstesen Landes⸗ grenze Elsterwerda der Linien Zeithain —Elster⸗ werda und Dresden Elsterwerda aus dem Jahre 1911 für den Bahnhof Elsterwerda auf 146 507 23 und für den Bahnhof Prösen auf 11 621 52 festgesetzt worden ist.

Halle (Saale), den 3. Dezember 1912.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J. V.: Fsaux de Lacroir.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Dezember 1912.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr und für Justizwesen und der Ausschuß für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

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In der am 5. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend Festsetzung des Gesamtkontingents der Brennereien für das Betriebsjahr 1912/13, die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten 1n die Anträge Preußens, Sachsens und Badens, betreffend 2 nerkennung der von Studien⸗ anstalten ausgestellten Reifezeugnisse für die Zulassung zu den ätztlichen ꝛc. Prüfungen sowie die Vorlage, betreffend die Ein⸗ teilung des Gesamtumlaufs an Reichskassenscheinen. Demnächst wurde über die Festsetzung des Ruhegehalts von Reichsbeamten und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Uebersicht über die Ernte der wichtigsten Feldfrüchte im v 1912 im Deutschen Reiche, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht. 8

Schaumburg⸗Lippe.

Seine Majestät der Kaiser und König ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nachmittag in Bückeburg ein⸗ getroffen und auf dem Bahnhof von Seiner Hochfürst⸗ lichen Durchlaucht dem Fürsten sowie Ihren Durch⸗ laucht Prinzen Adolf und Hermann empfangen

worden.

Friedrich in Carlsruhe für den Bezirk des Oberlandesgerichts mit Anweisung seines Amtssitzes in Carlsru e

Januar k. J. von Berlin S0. nach Flensburg in der bisherigen Amts⸗

in Wiesbaden ist H Mitglied des der Regierung in Wiesbaden angegliederten

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des es

für

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und

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und

des Kriegsleistungsgesetzes kla unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten Grafen eine Konferenz statt, minister von Georgy, hauses n der Sozialdemokraten und der Tschechisch⸗Radikalen teil⸗ nahmen. meldet, daß die allgemeine politische Lage seit dem Zeitpunkte der Einbringung des Kriegsleistungsgesetzes sich nicht geändert, daß daher das Gesetz an Aktualität nichts eingebüßt habe. In bezug auf 8

meritoris Bereichs windung sehr erheblicher Schwierigkeiten in der Lage, einigen in wesentlichen tonten Wünschen durch interpretative Ergänzungen der Vorlage Rechnung Wege der Durch ührungsvorschriften erfüllt werden.

geordnetenhauses hat stützungs und die gonnen.

über das K

allgemeine europäische Balkankrieg geschaffenen Cyperns in diese Besprechung einzubeziehen sei.

eventuell vor das Forum einer Konferenz kommen. eines überhaupt der Moment für eine Konferenz günsti Sykes, ob die Regierung das Komitee für Reichsverteidigung zur Beratung heranziehen werde, ehe irgend eine Entscheidung in bezug auf Zypern getroffen werde.

werden könnten. schon möglich, daß, wenn das Programm der Konferenz zur VBeratung gesteht werde, gewisse Gegenstände andere von ihr ausgeschlossen werden würden, aber blick, wo man sich dahin entschieden habe, daß eine Konferenz zweckmäßig

Sir Edward Grey, ob die Politik Englands hinsichtli Balkankrie oder ob es die . Wohl der Bulgaren und Hellenen zu fördern (der letzte Teil der Frage führt Worte an, die der

hinsichtlich des doch werde der Krieg nicht ewig dauern und dann würde die Regierung sehr erfreut sein, wenn es in ihrer Macht läge,

nicht ausschließen, auch das Wo

strengungen beiden Absichten nach und nach zu reich von Anfang an mäßigen Europas

Schwierigkeiten in Aklion die die Umstände nötig gemacht hätten, sei Uebereinstimmung mit seinen Freunden und Verbündeten eingetreten

eine Stetigkeit ihrer aäͤußeren Politik für unerläßlich ihre Bündnisse und Freundschaften bei der Regelung der gegenwärtigen Zwischenfälle neuerlich reich habe bei den gepflogenen diplomatischen Besprechungen si zuerst über die Gefühle von Seit langer Zeit schon dem Balkan befürchtet und schon

Oesterreich⸗Ungarn.

Um die parlamentarische Lage für die Beratung rzustellen, fand gestern nachmitta

Stürgth an der der Landesverteidigungs⸗ der Präsident des Abgeordneten⸗ und die Vertreter sämtlicher Parteien mit Aus⸗

Der Ministerpräsident erklärte, wie „W. T. B.“

das Gesetz erklärte der Ministerprä dent, wenngleich e Aenderungen an dem Gesetzentwurf außerhalb des er Möglichkeit lägen, sei die Regierung nach Ueber⸗

Punkten von den Parteien besonders be⸗

Eine Reihe anderer Wünsche solle im

ehrausschuß des österreichischen Ab⸗ in der gestrigen Sitzung das Unter⸗ esetz mit mehrfachen Abänderungen angenommen erhandlung über das Rekruten ontingent be⸗

zu tragen.

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Im Pustizausschusse wurde gestern die Verhandlung r Helsistungsgeset fortgesetzt.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ fagte der Abg. Lieber⸗

mann, daß die polnischen Sozialdemokraten nicht geneigt seien, den serbischen Imperialismus zu

Oesterreich⸗Ungarn angreife, ihre Pflicht erfüllen und Oesterreich treu zur Seite stehen. Der deutschen Sozialdemokraten erklärte, gegen den russischen Zarismus würden alle Sozialdemokraten wie ein Mann bereit sein, tschechische Sozialdemokrat Dr in dem Gesetze eine so folgenschwere Belastung der Bevölkerung und Verletzung des Koalitionsrechts, daß Mitteln, es zu bekämpfen, nicht zurückschrecke. Der Ministerpräsident Graf Stuüͤrgkh gab darauf Erklärungen im Sinne seiner Ahgeordnetenkonferenz gemachten Ausführungen ab.

stärken; sie würden, falls Rußland

Abg. Renner schloß sich namens der den Ausführungen Liebermanns an und

ihre ganze Krast Der Witt erklärte, seine Partei erblicke

sie auch vor den äußersten

Großbritannien und Irland. Im Unterhause wurden gestern Anfragen, betreffend

die Zukunft Zyperns und die Politik Englands hin⸗ sichtlich des

Balkankrieges, an die Regierung gerichtet. Der konservative Abg. Spkes fragte, ob in dem Falle, daß eine Konferenz zur Besprechung der durch den Lage vereinbart werde, die Zukunft Der Staatssekretär Auswärtigen Amtes Grey erwiderte laut Bericht des „W. T. B.“, würde verfrüht sein, Mitteilungen über Dinge zu machen, die Die Besprechun bevor darüber entschieden sei, o sei. Ferner fragte

Programms sei kaum möglich,

ffen Grey erwiderte, er den ke, daß das Komitee Reichsverteidigung zur Beratung herangezogen werden würde, wenn,

was bis jetzt noch nicht geschehen sei, beabsichtigt werde, die zyprische Frage zu besprechen. Der Abg. Lloyd fragte an, ob solche Fragen wie

cyprische nicht von der B⸗ ratung auf einer Konferenz aus gesc lossen Der Staatssekretär Grey erklärte hieran i, es sei in die Beratun einbezogen und is zu dem Augen⸗

könne auf diese Frage nicht einge angen werden.

Der Abg. Rees fragte den Staatssekretär des Auswärtigen des es noch immer eine Politik strikter Neutralität sei, olitik Englands sei, so weit als möglich das dauernde

Marineminister Churchill kürzlich ebrauchte)h. Grey erwiderte, die Politik Englands rieges sei fortgesetzt eine solche stritter Neutralität,

einer Rede

das dauernde Wohl doch werde dies den Wunsch l anderer Staaten zu fördern.

Bulgaren und Hellenen zu Fedee

Frankreich.

Der Ministerpräsident Poincaré machte gestern in der

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Kammerkommission für die auswärtigen Angelegenheiten Mit⸗ teilungen Balkankonflikt und betonte, Zurückhaltun

eignisse, die sich weit von einer endgültigen Festlegung entfernt, und die zwischen den Mächten vorheriges Abkommen einzig mit Bezug auf frei, vollständige Auf lärungen zu geben, un nicht ohne Unzuträglichkeiten Licht rücken könnte, so könne er sie wenigstens in ihren Grund⸗ zügen klar charakterisieren. Der Ministerpräsident führte sodann laut Bericht des „W. T. B

über die Politik der Regierung in dem daß er gehalten sei, sich große aufzuerlegen, denn die Physiognomie der Er⸗

bereits mehrfach sehr schnell geändert habe, sei

epflogenen Unterhandlungen könnten nicht ohne bekannt gegeben werden. Er sei also die Politik der französischen Regierung wenn er auch sie

befürchten zu müssen, voll ins

Frankreich habe alles, was in seinen Kräften stand, getan, um Konflikt der Balkanstaaten vor seinem Ausbruch zu beschwören. er dann unvermeidlich wurde, habe Frankreich alle seine An⸗ einer Lokalisierung des Streites gewidmet Um diese verwirklichen, habe Frank⸗ gutem Willen an dem regel⸗ täglichen Meinungsaustausch zwischen allen Mächten teilgenommen. Frankreich habe immer geglaubt noch, daß die Lösung der gegenwärtigen einer gemeinsamen und übereinstimmenden sesucht werden müsse. In diese allgemeinen Besprechungen,

Frankreich nur in voller

mit

glaube

würde sie auch in diesem Sinne fortführen. ie Regierung halte und wolle, daß rank⸗ stets England und Rußland vergewissert. habe Frankreich ernste Schwierigkeiten auf seit vergangenem Januar habe es Rußland wegen der verschiedenen Möglichkeiten verhandelt, denen

ihre Kraft und Wirksamkeit bewiesen.

Europa sich früher oder später im Orient gegenüber befinden könnte. Rußland habe Frankreich freiwillig die seitdem veröffentlichte Zu⸗ ee gegeben, daß es der Idee em türkischen Krieges sowie in schreitungen, die

des territorialen status quo auf Die Verlängerung des italienisch⸗ die an der montenegrinischen Grenze und Albanien vorgekommenen Aus⸗ Verzögerung in der Verwirklichung hätten jedoch den Frieden mehr Die im April abgeschlossene

Balkan treu bleiben würde. und Mazedonien eine Reformen eintreten ließen, mehr unsicher gemacht.

riiechisch⸗bulgarische Konvention seien der französischen egierung für neue Krisen, Gefahren und Konflikts⸗ möglichkeiten geesgnet erschienen. Im aufrichtigen Geiste des Wohl⸗ wollens für die Türkei, habe die französische sie mehrfach auf die Gesahren der Lage hingewiesen und ihr geraten, den Friedens⸗ b-r Italien zu beschleunigen und Reformen auf dem Balkan ins Werk zu setzen. Aber die Verwicklungen seien immer bedrohlicher eworden. Poincaré erinnerte sodann an die Initiative des Grafen Berchtold im letzten August. Briand, der ihn damals während seiner Reise nach Rußland vertreten habe, habe die Anregung Berchtolds mit teresse aufgenommen und erklärt, die Politin Frankreichs sei vor allem bestrebt, den allgemeinen Frieden zu be⸗ wahren und den status quo auf dem Baltan aufrecht zu erhalten, und er sei glücklich, sich darin mit dem Wiener Kabinelt eins zu wissen. Poincaré habe telegraphisch seine Uebereinstimmung mit der Antwort Briands erklärt. Rußland habe in Uebereinstimmung mit Poincaré eine Antwort im gleichen Sinne gegeben. Bevor die Mächte sich jedoch über das Reformprogramm hätten einigen können, sei die Bewegun auf dem Balkan beunruhigend geworden. Angesichts der nahenden Gefahr habe Frankreich es für wünschenswert gehalten, daß Europa, während es in Sofia, Belgrad, Athen und Cetinje friedliche Ratschläge erteilte, der Pforte die Ausführung von Reformen auf dem Balkan empfahl. Frankresch habe im September mit seinen Freunden und Verbündeten über die Mittel beraten, mit denen eine allgemeine Uebereinstimmung gesichert werden könnte. Aber in Serbien und Griechenland sei am 30. Septem ber und am 1. Oktober mobil gemacht worden. Er sei darauf mit Sasonow, der sich damals in Paris aufgehalten habe, übereingekommen, der Erhaltung des Friedens die größte Anstrengung zu widmen. Frankreich habe den Mächten dann einen Vorschlag unterbreitet, der von mehreren abgeändert worden sei. Der Vorschlag habe schließlich zur Folge gehabt, daß Oesterreich⸗Ungarn und Rußland das Mandat erhalten hätten, in dem bekannten Sinne bei den Balkanstaaten Schritte zu unternehmen, während die Mächte bei der Pforte Schritte unternommen hätten. Die Formel des status quo, die h überlebt erscheine, habe damals die Vereinigung der Mäͤchte zu dem selben friedlichen Willen zusammengeschlossen. Unglckichenwelse habe an demselben Tage, an dem der österreichisch⸗ungarisch⸗russische Schritt erfolgt fei, Montenegro der Türkei den Krieg erklärt, und es sei nun weiter keine Hoffnung geblieben, als den Krieg nach Zeit und Raum zu be⸗ renzen. Die Kabinette hätten in der Folgezeit fast täglich nach Mitteln gesucht, um eine Vermittlung in die Wege zu leiten, aber schon zwei Tage nach dem italienisch⸗nürkischen Frieden sei auch zwischen der Türkei und Griechenland der Krieg entbrannt. Die Kriegs⸗ ereignisse seien einander schnell gefolgt, bis der Ruͤckzug der Türken nach Tschataldscha am 29. Oktober mehr und mehr augenscheinlich gemacht hätte, daß ein großer Teil der europäischen Türkei in den Händen der Verbündeten verbleiben würde, die sich des Sieges würdig gezeigt hätten. Bei dem Suchen der Mächte nach einer Ver⸗ mittlungsmöglichkeit habe sich auch gezeigt, daß keine euro⸗ päische Großmacht danach trachtete, den Balkanstaaten die Früchte ihrer Erfolge ganz oder teilweise zu reißen. Frankreich habe am 30. Oktober im engen Einvernehmen mit

serbisch bulgarische und

anerbieten einen Zusatz dieses Inhalts anzufügen. erste Macht seine territoriale Uninteressiertheit erklärt und Frankreich habe die Genugtuung gehabt, feststellen zu können, daß diese Formel bei keiner Großmacht auf Widerspruch gestoßen set, wie die Groß⸗ mächte ja auch seither ausnahmslos öffentlich bezeugt hätten, daß sie keine Gebietserweiterungen anstrebten. Frankreich habe in den von den Balkanstaaten besetzten Gebieten, die ganz oder teilweise von der Türkei abgetrennt werden könnten, wichtige Interessen und habe niemals daran gedacht, sich an der Balkanfrage selbst uninteressiert zu erklären. Es sei der Hauptgläubiger der Türkei, und es werde sich als notwendig herausstellen, den Anteil der Balkanstaaten an der öffentlichen Schuld der Türkei zu bestimmen. Die Mächte bemühten sich bereits um eine passende Lösung dieser Frage. Weiter sei Frankreich an der Tabakregie und an zahlreichen Konzessionen für öffentliche Verkehrsanstalten interessiert, ebenso hätten französische Gesellschaften Interessen an bereits konzessionierten oder in Vorbereitung befindlichen Arbeilen. Außer diesen wirtschaft⸗ lichen, industriellen und finanziellen Interessen habe Frankreich ein moralisches und traditionelles Erbe zu wahren. Keines dieser Mittel zur Sicherung französischen Einflusses sei die Regierung gesonnen auf⸗ zuopfern. Frankreich habe in den Ländern moralische und materielle Rechte, und es rechne darauf, daß sie geachtet würden. Wahrscheinlich werde es mit den vier verbündeten Staaten wegen seiner legitimen Interessen besondere Konventionen abschließen müssen. In gleicher Weise werde sich früher oder später in der einen oder

anderen Form eine allgemeine Regelung der bestehenden Schwierig⸗

1 wären sich die Mächte darin einig, anzuerkennen, daß die militärischen Operationen kein fait accompli ergeben hätten, und sie wären glücklich genug beraten, keine gesonderte Maßnahme oder Initiative zu ergreifen, die nicht wieder gut zu machen wären. Das Ergebnis einer besseren Bürgschaft für den europälschen Frieden sei besonders dem Fortdauern des Meinungsaustausches der Kanzleien in der letzten Woche zu ver⸗ danken. Aber eine gemeinschaftliche Besprechung, in der alle Probleme in ihrem Zusammenhang ins Auge gefaßt und alle ausgetauschten Schriftstücke vorgelegt würden, werde voraussichtlich allein in fried⸗ licher Weise die egensätze der Ansichten lösen können, die zwischen gewissen Ce. ten und den Balkanstaaten oder zwischen den Großmächten selbst beständen. Er werde, erklärte Poincaré, die Diskretion nachahmen, die die auswärtigen Regierungen bewiesen hätten, und er könne nur saßen, daß es eine Ehrensache gewesen sei, Frankreich seinen Rang im Konzert der Großmäͤchte zu erhalten und seine Stimme zu Gebör zu bringen. Es sei ohne Schwäche für die Interessen seiner Verbündeten und seine eigenen, für den Frieden und die Zivilisation eingetreten. Ueber den Waffenstillstand erklärte Poincaré, er glaube, Griechenland werde nicht zögern, sich anzuschließen; er hoffe, die Verbündeten würden sich die moralische Lage, die sie sich in Europa erworben hätten, durch die bedauernswerten Zwistigkeiten nicht schwächen lassen; er wünsche, daß die Türkei in einem erquicklichen Frieden bald wieder zur Wohlfahrt komme. Die französische Regierung lasse es sich lebhaft angelegen sein, die überlieferten Beziehungen zu der Türket aufrechtzuerhalten. Der Ministerpräsident schloß, indem er sich von neuem zu der aufmerksamen und beharrlichen Pflege der französischen Allianzen und Freundschaften bekannte, sowie zur Fort⸗ setzung der aufrichtigen Bestrebungen für eine europäische Entente und für den Frieden; er versicherte besonders seinen festen und ruhigen Entschluß, den Rechten Achtung zu verschaffen und die nationale Würde des Landes dur nichts antasten zu lassen.

Der Obmann des Ausschusses für die auswärtigen An⸗ gelegenheiten Barthou dankte dem Ministerpräsidenten in warmen Worten für seine Darlegungen. Poincaré erwiderte auf eine Frage Barthous von neuem, daß er in der Kammer vor den Aufklärung über die äußere Politik geben werde, ohne sich jedoch für verpflichtet zu halten, auf alle etwaigen Fragen zu antworten.

In der Budgetkommission der Kammer 18g. nachmittag Painlevé, der Berichterstatter für der Marineetat, und der Marineminister Delcassé. Die Kommission stellte fest, daß die Marineverwaltung für die Bereit stellung der Flotte zweckentsprechende Maßnahmen getroffen habe und daß die gegenwärtige Lage befriedigend sei.

Belgien.

keiten ergeben müssen. Btsher

gestern

Parlament das neue Militärgesetz

3 unterbreitet. Wie W. T. B.“ meldet, wird danach das Jahreskontingent auf

33 000 Mann gebracht, das bedeutet im Prinzip die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Es wird ferner die einjährige

ent.

Rußland und England den Mäͤchten vorgeschlagen, dem Vermittlungs⸗ 8 Rußland habe als

Der Kriegsminister de Broqueville hat gestern dem

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zwei Katholiken,

Lefnosi;

Dienstzeit nach deutschem System eingeführt, und es sollen jährlich etwa 2000 Mann Freiwillige eingestellt werden. Die Stärke der Linientruppen wird nach dem neuen Gesetz, das schon im Jahre 1913 in Kraft treten soll, auf 150 000 Mann gesteigert. Das Kontingent in Kriegsstärke wird 333 000 Mann betragen. Die Dienstpflicht soll bis zum 33. Lebensjahre, also 13 Jahre, dauern. Die Dienstzeit beträgt nach wie vor 15 Monate. Die Begründung des Gesetzes wird dem Parla⸗

ment erst später zugehen.

Türkei.

Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, ist de Vorschlag Bulgariens, die Friedenskonferenz in London abzuhalten, der britischen Regierung mitgeteilt worden, die sich damit ein⸗ verstanden erklärt hat. Als türkische Bevollmächtigte für die Friedensverhandlungen sind der Minister des Aeußern Noradunghian, der Handelsminister Reschid Pascha, der türkische Botschafter in London Tewfik Pascha und der Rechtsbeirat Reschid Bey ausersehen worden.

Der „Agence d' Athènes“ zufolge darf die Tatsache, daß Griechenland den Waffenstillstand nicht unterzeichnet hat, nicht als ein Beweis für eine Uneinigkeit unter den Ver⸗ bündeten ausgelegt werden. Griechenland habe besonderen Wert darauf gelegt, daß die Unternehmungen seiner Flotte nicht unterbrochen würden, und zwar auf dem Jonischen Meere, damit nicht der türkischen Armee in Epirus die Verproviantierung er⸗ möglicht werde, auf dem Aegäischen Meere, damit die Türken keine Truppen nach Thracien transportieren könnten. Indem sich Griechenland auf diesen Standpunkt stellte, habe es mehr die aller Verbündeten im Auge gehabt, als seine eigenen, denn sämtliche Verbündeten und gleichzeitig die Friedensaussichten würden durch Verstärkungen der Garnisonen in den Dardanellen und in Tschataldscha geschädigt worden sein. Was die Friedensverhandlungen anlange, so wisse man und der letzte italienisch⸗türkische Vertra sei ein genügender Beweis

daß solchen Verhandlungen kein Waffenstillstand voranzu⸗ gehen brauche. Laut amtlicher Meldung werden griechische Bevollmächtigte an den in London stattfindenden Verhandlungen teilnehmen.

Gegenüber den Nachrichten aus Konstantinopel, die von Vorbereitungen zur Wiederverproviantierung der belagerten türkischen Festungen sprechen, muß man, wie die „Agence Bulgare“ mitteilt, beachten, daß diese Frage durch Punkt 2 des Waffenstillstandsprotokolls geregelt ist, dessen Wortlaut formell den Garnisonen der belagerten Festungen untersagt, sich mit Lebensmitteln oder Munition wieder zu ver⸗ proviantieren.

Die vorläufige Regierung in Albanien hat das neue Kabinett gebildet, das sich nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ folgendermaßen zusammensetzt: Präsidium und Aeußeres Is mail Kemal Bey: Vizepräsident ohne Portefeuille

Monsignore Baccioni; Krieg Mehmed Pascha Derhalla;

Bey Toptani; öffentliche Post und Telegraphen Pandelitzali. Es jetzt aus achtzehn ey aus Ipek. Zu

Inneres Mufid Bey; Finanzen Abdi b Justiz Pietro Poga; Unterricht Guracucchi; Arbesten Midhat Bey Frasheri;

Ackerbau und Handel wurde ein Senat eingesetzt, der bis Mitgliedern besteht. Präsident ist Zeynel

Koöommandanten der nationalen Miliz wurden Issa Boljetinatz und Bey ernannt.

Sämtliche Wahlen erfolgten in der Nationalversammlung. Das Kabinett setzt sich zusammen aus drei Orthodoxren und fünf Muselmanen. Sämtliche Gewählte sind einflußreiche Persönlichkeiten Albanien ist durch sie im Kabinett vertreten.

Amerika.

Dem amerikanischen Kongreß ist gestern der Jahres⸗ bericht des Marinese kretärs Meyer zugegangen, der die Schaffung eines Ausschusses für nationale Verteidigung“ laut Meldung des „W. T. B.“ in folgenden Ausführungen befür⸗ wortet: . „Um Erfolg zu haben, muß Leistungsfähigkeit vorhanden sein; im diese zu besitzen, muß eine bestimmte Politik eingehalten werden, und um diese zu erreichen, muß ein Zusammenarbeiten des Kongresses, der Armee und der Flotte auf gleicher Grundlage stattfinden. Um dieses Zusammenarbeiten zu erlangen, muß ine vernünftige Verständigung zwischen den legislativen und en ausführenden Behörden herrschen. Der in Vorschlag gebrachte „Ausschuß für nationale Verteidigung: würde gebildet werden aus zwei Mitgliedern des Kabinetts, vier Senatoren, vier Mit⸗ gliedern des Repräsentantenhauses und je zwei Offizteren der Armee und der Flotte. Ein solcher Ausschuß würde zu besserer Verständi⸗ ung und zu einer bestimmten Politik führen. Die Annahme eines Gesetzes zur Schaffung eines „Ausschusses für nationale Verteidigurg“ muß dringend verlangt werden, da die Einsetzung eines solchen Aus⸗ chusses weitreichende und segensreiche Ergebnisse zeitigen wird.“

In dem Bericht wird dann mit Bezug auf die Neu⸗ bauten von Schiffen erklärt, daß die Vereinigten Staaten in wenigen Jahren, falls das gegenwärtige System von zwei Schlachtschiffen jährlich nicht geändert werde, von

r. zweiten auf die vierte Stelle in der Reihe er Nationen sinken würden. Dann fährt der Bericht fort: Eine Gesamtzahl von 41 Schlachtschiffen mit einer entsprechenden Anzahl von anderen Kriegs⸗ und Hilfsschiffen ist nach der Meinung des Marinesekretärs das wenigste, was die Vereinigten Staaten nötig haben, um ihren Beziehungen zu den anderen Weltmächten eine sichere Grundlage zu geben. Diese Zahl müßte sobald als möglich erreicht werden, und dann müßte man die Flotte durch die Se veralteter Schiffe durch neue nach einem einbeitlichen Uiche Ersatzprogramm auf ihrer vollen tärke erhalten. Die Mo ilmachung der Flotte zeigte das Be⸗ nach Schlachtkreuzern und kleineren Schiffen, wie Späh⸗ schiffen, Torpedobootszerstörern, Kanonenbooten Unterseebooten, ohlenschiffen und Munitionsschiffen. Das Marinedepartement kennt klar den Wert von Torpedobooten und Unterseebooten. vern würde es mehr von diesen besitzen ist aber der Meinung, daß es, bis mehr alte Schlachtschiffe durch neue erseßt find, klüger ist, für Schlachtschiffe zu sorgen, als die Stärke in Schlachtschiffen für Schiffe von geringerem Gefechtswert zu opfern. Zwar sind nur drei Schlachtschiffe in dem diesjährigen Etat aufgeführt, doch meint das Departement, daß die Lücken, die die Flotte an andern Schiffstvpen aufweist, in Uebereinstimmung mit den Vorschlägen des Generals Board ausgefüllt werden sollten. Der letztere schlägt im Anschluß an seit 1900 dauernd gemachte Empfehlungen vor, daß der Kongreß in der kommenden Session für eine Vermehrung der Flotte durch folgende Neubauten sorge: 4 Schlachtschiffe, 2 Schlacht⸗ euzer, 16 Torpedobootszerstörer, ein Torpedobootszerstörertender, 2 Transportschiffe, ein Munitjonsschiff, 6 Unterseeboote, ein Unter serbotstender, ein Materialschiff, 2 Kanonenboote, 2 Hochseeschlepp⸗ dampfer, ein Trockendock, ein Versuchsdock für Unterseeboote.

Die Bill über den physischen Wert der Eisen⸗ bahnen ist mit einem Zusatzparagraphen, der die Kommission für zwischenstaatlichen Handel zur Regelung der Ausgabe von Eisenbahnsekuritäten ermächtigt, vom amerlkkanischen

dürfnis

Repräsentantenhause obiger Quelle zufolge ohne Ab⸗ stimmung angenommen worden.

Der canadische Premierminister B orden hat dem Parlament gestern ein Gesetz vorgelegt, das die verwendbaren Seestreitkräfte des britischen Reiches vermehren soll. Wie „W. T. B.“ berichtet, führte der Minister zur Begründung des Gesetzentwurfs aus:

Bei dem jetzigen Stande der Seemacht trete am meisten die Tat⸗ sache hervor, daß die britische Marine vor zwölf Jahren auf allen Ozeanen die Uebermacht besessen habe, während sie heute außer in der Nordsee nirgends in der Uebermacht sei. Er erklärte, er halte die Lage für ernst genug, daß Canada dem Mutterlande sofortige Unterstützung gewähren müsse, und schlage deshalb vor, daß Canada dem König sieben Millionen bfund Sterling für drei Dreadnoughts gebe, die die größten und stär sten Schiffe werden sollten, die man für Geld haben und mit Hilfe der Technik bauen könne. Sie sollten in England gebaut und der Admiralität für die allgemeine Verteidigung des Reiches zur Ver⸗ fügung gestellt werden. Das britische Reich sei keine große Militär⸗ macht; seine Sicherheit beruhe ganz und gar auf der Flotte. Die augenblicklich oberste Pflicht, die Sicherheit in den heimischen Ge⸗ wässern zu verbürgen, sei durch Zurückziehung oder Beschränkung der Geschwader in allen Teilen der Welt erfüllt worden. Trotzdem seien die Kosten beinahe um fünfzig Prozent gestiegen, einfach deshalb, weil die fremden Mächte ihre Flotten vergrößern, besonders Deutschland. Die britische Flagge werde nicht länger die vorberrschende im Mittel⸗ meer sein und mit aller Anstrengung des Reiches werde es unmög⸗ lich sein, die notwendige Stärke auf diesem wichtigen See⸗ weg vor 1915—1916 wiederzuerlangen. Oesterreich⸗Ungarn mit nur 140 Meilen Meeresküste und überhaupt keinen Kolonien, baue eine furchtbare Flotte von Dreadnoughts, und die italtenische Flotte werde noch furchtbarer sein. Borden fragte, ob es nicht Zeit sei, den früberen Zustand in gewissem Maße wiederherzustellen. Canada sende die Schiffe, damit sie sich in die Schlachtlinie des Reichs mit denen des Mutterlandes, Australiens und Neuseelands einreihten. Die Reichs⸗ regierung habe angedeutet, sie würde den Vertreter Canadas in London als ständiges Mitglied des Ausschusses für Reichsverteidigung will⸗ kommen heißen.

Borden verlas dann ein langes Memorandum des englischen Marineministers Churchill, in dem die Seemacht Deutschlands und Großbritanniens sowie diejenige anderer Nationen auf⸗ geführt wird, genaue Vergleiche gezogen werden und in dem es heißt, England besitze zurzeit 18 Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer vom Dreadnoughttyp gegen 19 solcher Schiffe, die sich im Besitz anderer Mächte befänden. Im Jahre 1915 würden sich diese Ziffern auf 35 bezw. 51 stellen. Wie Churchill hinzufügte, würde jedes Vorgehen Canadas, die Stärke und Beweglichkeit der Marine und damit den gemeinsamen Sicherheitsfaktor zu erhöhen, überall als be⸗ deutsamer Beweis für die geeinte Kraft des Reiches und den erneuten Entschluß der Dominien angesehen werden, ihr Teil zur Erhaltung der Unverletzlichkeit des Reiches beizutragen.

Wenn England, führte Borden weiter aus, nicht mehr allein die Verantwortung für die Verteidigung des Reiches auf der See übernehme, so werde es auch nicht länger die alleinige Verantwortung und die alleinige Kontrolle für die auswärtige Politik übernehmen. Er habe bei seinem kurzen Besuche in England den Grundsatz ver⸗ treten, daß, wenn die Dominien an der Verteidigung des Reichs zur See teilnehmen, sie auch an der Verantwortung für die auswärtige Politik und an ihrer Kontrolle beteiligt werden müßten. Diese Auffassung sei in der herzlichsten Weise und mit großer Be⸗ geisterung aufgenommen worden, und nicht nur die britische Regierung, sondern auch die Führer der Opposition in England hätten diesen Grundsatz ausdrücklich akzeptiert. Borden sagte zum Schluß: „Der Himmel verhüte, daß wic in Canada irgendwelche kriegerische pder aggressive Tendenzen unterstützen oder ihnen Vorschub leisten sollten. Das britische Reich wird niemals einen Angriff unternehmen, und alle Einflüsse Canadas werden sicherlich gegen einen solchen Weg auf⸗ geboten werden.“

Hierauf erklärte Sir Wilfried Laurier, daß seine Partei in ihrer Hingebung an das britische Reich hinter den Konservativen nicht zurückstehe. Das Haus und das Land dürften aus der Denkschrift der Admiralität mit Freuden ersehen, daß sie nicht einem dringenden Notfalle oder einer un⸗ mittelbaren Gefahr gegenüberständen, wohl aber einer neuen Lage, die nicht nur in Euxopa, sondern in der ganzen Welt durch die übertriebenen Rüstungen entstanden sei, die gemacht worden seien und fortgeführt würden.

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Parlamentarische Nachrichten.

Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Rei chs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (101.) Si ung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer beiwohnte, wurde zunächst das Andenken des am 4. d. M. ver⸗ storbenen Abg. Will (kons.), Vertreters der Kreise Lauenburg, Bütow und Stolp (Stadt⸗ und Landkreis) im Regierungsbezirk Köslin, in der üblichen Weise geehrt und dann die dritte Be⸗ ratung des Entwurfs eines Wassergesetzes fortgesetzt.

Der siebente Titel des Abschnitts „Verhütung von Hoch⸗ wassergefahr“ enthält „besondere Vorschriften für die Pro⸗ vinzen Hannover und Schleswig⸗Holstein“.

Der § 300 führt die einzelnen Gebiete in diesen Provinzen an, in denen die Vorschriften des zweiten, fünften und sechsten Titels dieses Abschnitts (Freihaltung des Ueberschwemmungs⸗

ebiets von Wasserläufen; Deichverbände: Deiche, die zu keinem eichverbande gehören) nicht gelten sollen. 1 1

Abg. Dr. Hahn k(kons.): Die Vorschriften des zweiten, fünften und sechsten Titels dieses Abschnitts sollen u. a. nicht im Fürstentum Ostfriesland und in dem Lande Hadeln gelten. Ich möchte meine besondere Befriedigung darüber aussprechen, daß die Sonderrechte in Hannover wesentlich aufrecht erhalten werden. Die dort bestehenden einzelnen Wasserordnungen beruhen wieder auf anderen, älteren Wasser⸗ ordnungen, die später zeitgemäß erneuert worden. In meiner engeren hannoverschen Heimat wurde 1847 die alte Deichordnung aus römischer Zeit umgearbeitet. Die schwedische Deichordnung stützte sich ihrerseits auf Deicho daungen aus der erzbischöflichen oder bischöflichen Zeit. Das Deichrecht ist nicht überall dasselbe, aber gewisse grundsätzliche Bestimmungen sind dieselben. Das alte Deichrecht hat sehr gut funktioniert. Im Laufe der Zeit haben sich gewisse Aenderungen als notwendig herausgestellt, namentlich in bezug auf die Verteilung der Leistungen nach Flächen. Wir hoffen, daß die Staatsregierung bereit sein wird, solchen Aenderungen, die dem alten Recht ent⸗ sprechen, unter Wahrung der Anfok erungen der modernen Wasfer⸗ wirtschaft, zuzustimmen. Es ist dringend nötig, unsere Deicho dnung neu zu gestalten im Zusammenhang mit den neueren Gesetzen, damit die Interessenten die Befugnisse zurückerhalten, die sie in alter Jeit gehabt haben.é Jedenfalls dursen die Befugvisse der Fentlich⸗ rechtlichen Verbände nicht vermindert, sondern müssen erweitert werden.

Daß durch das Gesetz das Verbältnis der Moorländemien zu den

Deichverbänden geregelt worden ist, ist erfreulich. Mit dem Prinzip der Belastung bei Meliorationen nach der Größe des Vorteils bin ich einverstanden. Beim Deichschutz müssen wir jedoch daran fest⸗ halten, daß alle gleichmäßig herangezogen werden, da ja von Deichen auch solche Vorteile haben, die nicht direkt im Bereich der Deich⸗ genossenschaft Land besitzen.

Hierauf nimmt der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.

(Schluß des Blattes.)

1114.“

.“ Wohlfahrtspflege.

In der gestrigen zweiten Sitzung der Konferenz für freie Bildungsarbeit auf dem Lande sprach Herr 85 Matzdorf⸗ Coethen (Mark) über „Ländliche Volksunterhaltung“. Redner ging davon aus, wie unser Landvolk an echten Volksfesten arm geworden sei, wie die Volksunterhaltung auf eine tiefe herabgesunken sei, in der Alkohol und Sinnlichkeit eine Hauptrolle spielen. Soztalpolitiker und Volksfreunde aller Stände bemühten

ch jetzt, das arbeitende Volk in Stadt und Land für edlere Ge⸗ nüsse empfänglich zu machen, vor allem der heranwachsenden Jugend wieder Freude am Bewegungsspiel auf dem Dorfanger, für Wanderungen, Reigentänze und heaterspiele beizubringen. Außer den sommerlichen Festen im Freien haben in jüngster Zeit die Volks⸗ unterhaltungeabende auf dem Lande große Bedeutung erlangt. Dabei komme es vor allem darauf an, daß die Einheitlichkeit gewahrt bliebe und jedem Abend eine eigene Idee zu Grunde liege, z. B. das deutsche Lied, Märchen und Sagen, die Zeit der Befreiungskriege usw. Vor⸗ träge, Deklamationen, Lichtbilder, Gesänge und szenische Vorführungen könnten diesen einen Gedanken wechselvoll beleben. Die ländlichen Volksunterhaltungsabende steuerten durch ihre wochenlange Vor⸗ bereitungen der Langeweile des Dorfes und gäben den vorhandenen Intelligenzen ein dankbares Betätigungsfeld. Alle Vereine auf dem Lande müßten sich bei dieser Arbeit gemeinsam die Hand reichen, um unserem Volke wieder echte Lebensfreuden zu vermitteln.

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Kunst und Wissenschaft.

Die physikalisch⸗mathematische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 28. November unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Planck eine Sitzung, in der Herr Zimmermann über den Einfluß von Kreiselwirkungen der umlaufenden Massen auf Flugzeuge las. Die Kreisel⸗ wirkungen lafsen sich berechnen, wenn gewisse rundzahlen des Flugzeuges bekannt sind. Diese können durch S der Schwingungsdauer der in passender Weise aufgehängten Flugzeuge mit Besatzung und ebenso der Luftschraube bestimmt werden. Ein Zahlenbeispiel wurde auf Grund solcher Messungen vorgeführt. Herr Schwarzschild überreichte eine Arbeit: Ueber Spektrographenobjektive. Es werden in ihr (im Rahmen der Fehlertheorie 3. Ordnung optischer Systeme) die Bedingungen aufgestellt, die ein Objektiv erfüllen muß, damit es zum Kameraobjektiv eines Spektrographen geeignet ist, da⸗ mit es das von einem gegebenen Priemensystem dispergierte Licht auf einer geneigten ebenen Platte zu einem scharfen Spektrum vereinigt. Es wird ferner über die theoretische Errechnung wie über die praktische Aus⸗ 1 führung eines solchen Objektivs vom Oeffnungsverhältnis 1:4.5 berichtet. 1 Herr Branca legte eine Arbeit von dem Prof. Dr. F. Frech in Breslau vor: Ueber den Gebirgsbau des Tauros in seiner Bedeutung für die Beziehungen der europäischen und asigtischen Gebirge. Die Annahme eines Zusammenhanges zwischen den europäischen und den asiatischen Faltengebirgen hatte ihren Ausdruck in der Bezeichnung zeurasiatische“ Faltengebirge ge⸗ funden. Ein solcher Zusammenhang besteht jedoch nicht. Im kappa⸗ dokischen Tauros haben wir eine Schichtenfolge vom Silur bis Kohlen⸗ kalk; im kilikischen Tauros Oberkreide und Nummulitenkalk. Die

anze zwischen Kohlenkalk und Oberkreide liegende Schichtenreihe fehlt 8 Wohl aber findet sich diese und nur diese in den Hüllschichten der Zentralmassive im Königreich Hellas und den griechischen Inseln. Ebenso sind Kaukasus und Dobrudscha nicht durch ein im Schwarzen Meere liegendes Mitttelstück verbunden, sondern stratigraphisch wie tektonisch geschieden. Herr Engler überreichte drei neu erschienene Heste des „Pflanzenreich“: Heft 55 (Araceae-Philodendroideae-Philodendreas. Allgemeiner Teil, Homalomeninae und Schismatoglottidinae von A. Engler). 56 (Cannaceae von Kränzlin) und 57 (Eaphorbiaceae- Acalypheae-Chrozophorinae von F. Pax). 2 1912, und Beiträge zur Flora von Papuasien. I. Botanische rgebnisse der mit Hilfe der Hermann und Elise, geb. H ckmann, Wentzel⸗Stiftang ausgeführten Forschungen in Papuasien. Herausgegeben don C. Lauterbach. Leipzig, 1912.

In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars Diels abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗ zistorischen Klasse las Herr Erdmann über Erkennen und Verstehen. Es wurde auf Grund psychologischer Erörterungen das Verstehen überhaupt und besonders das Verstehen des fremden geistigen Inneren als eine Art des Erkennens nachzuweisen versucht. Herr Lüders legte einen Aufsatz vor: Die S akas und „nordarische Sprache. Es wird in ihm gezeigt, daß auf den Münzen der westlichen KLatrapas der Name des Vaters des Castana Isamotika, der seines Urenkels Damaysada zu lesen ist. daß ys dier den stimmhaften dentalen Zischlaut 2 aus⸗ drückt. In genau der gleichen Funktion erscheint das vs in der sogenannten nordarischen Sprache. Die Uebereinstimmang., die nicht auf Zufall beruhen kann, weist auf einen Zusammenba Seakisch und Nordarisch, und es wird versucht, mweitere zwischen den beiden Sprachen aufzudecken. eine Abhandlung des Dr. P. Maas in Berlin ziehungen zwischen Kirchenvätern und Die im Teil I dieser Untersuchungen pudlizierten deri;

Originale von drei in dem Briefwechsel zmischen Be

Libansos überlieferten Texten (1587, 1592, 1893 Wolf. Eine

lyse dieser ganzen Sammlung erweist noch eimen Brief als fremden Ursprungs (1588), ferner eine Gruppe (1596 1601) als er⸗ funden, den Rest jedoch als teils zwersellos echt, teils

frei. Anhangsweise wird gezeigt, daß die Me

Chrysostomos sei ein Schüler des Lidantos gewesem,

Zeichnende Künste. 12

Viel Gutes, wenig Neues ist die Signatzr der rrranheen

am Kurfürstendamm, die wieder den zeichnenden Küneter grmütmer m.

Im Vergleich mit den beinahe gewaltsamen Berfuchen des Somnmers nur ja keine der jüngsten Erscheinungen in der Walrxrn meken. hat die jetige Darbietung etwas Hdexet und Ber * seigt, was die Sezession aus eigener Kraft kann zeuet dederende umd fortschreitende Kräfte nebeneinander, und ale auf demr Durchschnittshöhe des Könnens. Schlagwerte und Nrdh. tungen treten zurück, es gidt daesmel hrine Senaeriom. ,— dielleicht der Besuchsziffer schaden, dem siden undesangenen wierd es nur zugute kom ,d eeZüha. Z2s de eg. ammengedrängt um der S Frerdden ben Liebermann und Coriute

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