gedient wird? Beide sind hinaus über die Zeit, wo es galt, noch für die Kenntnis ihrer Kunst zu werben. Von beiden wünschte man sich wenige erlesene Meisterwerke und findet — ein Vielerlei, das ziem⸗ lich wahllos aus den Ecken des Ateliers zusammengesucht erscheint. Das Selbstbildnis Liebermanns aus der jüngsten Zeit, eine seiner allerschönsten und geistvollsten Radierungen, vermag sich * seiner lapidaren Ausdrucksgewalt in dieser Umgebung kaum durchzusetzen. Lovis Corinth hätte wohl die Sktzzen seiner Nivierazeit mehr sichten dürfen. Seine Radierungen — Akte und Tierstudien — wirken ungleich stärker als die Zeichnungen. Immer⸗ hin steht man bei ihm auch pett wieder unter dem Eindruck einer reichen Persönlichkeit, die das Verschiedenste erfaßt und im Fluge künstlerisch zu deuten strebt, und man folgt ihm auch da, wo es aus⸗ sieht, als sei er nur halb bei der Sache gewesen. Andern aber wird mit der Menge des Gebotenen ein schlechter Dienst er⸗ wiesen. Zwei so weit auseinanderliegende Talente wie Pascin und Pechstein sind hier zu nennen. Die 58 Blätter von Pascin werden selbst dem Vorurteilslosesten zuviel werden. Hatte man schon immer Mühe, die graziöse Zeichenkunst dieses undeutschesten unter allen Jüngern der Sezession losgelöst von den Widerwärtigkeiten seiner Stoffe zu genießen, so ist angesichts der jitzigen Anhäufung von Motiven, die fast alle derselben schmutzigen Evphäre entstammen, eine reine Freude nicht mehr möglich. Wir entscheiden nicht darüber, ob diese Dinge überhaupt darstellbar sind. Jedenfalls ist Pascin nicht der Goya oder Daumier, der sie be⸗ zwingen und das Menschliche daran uns nahebringen könnte. Durch die Art, wie das Schamlose und das Krankhafte eines bestimmten Milieus dem Beschauer geradezu aufgedrängt wird, stößt er ein ge⸗ sundes Empfinden ab. — Pechstein, der Revolutionär von gestern, ordnet sich auf den ersten Blick über⸗ raschend gut in die Umgebung der Sezession ein, der er nun als Mitglied angehört. Und als Versuch, seine Erlebnisse von graphischen Techniken aus neu zu gestalten, wird man die diesjährigen Arbeiten, auch die eigenartigen Holzschnitte, gern gelten lassen. Der ünstlerische Inhalt ist sehr dürftig. An dem bloß Primitiven sieht cch das Auge bald satt. Um ganz Einfaches zu geben, muß man die Dinge ganz groß empfinden. Die vielen Blätter lehren, daß Pech⸗ stein leicht schafft, aber noch nicht, daß er aus der Tiefe schöpft. Das Gegenteil gilt von Ernst Barlach. Seine lange Folge von Litho⸗ graphien zu dem Drama „Der tote Tag“ 8 technisch einförmig und wie mit Absicht unbehilflich. Aber diese Gestalten, die sich so schwer vom Grunde lösen und deren summarische Rundungen immer wieder den Holzbildhauer in Erinnerung rufen, haben nicht bloß einen persönlichen Stil; sie sind von einer starken Leidenschaft getragen, die nichts Artistisches hat, und die sich ihre Formen noch schaffen wird. Nicht er einzelne Mensch interessiert ihn mit seinen Besonderheiten, nicht er Mensch, aber auch nicht der Raum als solcher, sondern jene ur⸗ sprünglichen Gesten, in die sich für einen Augenblick die ganze Seele hbineindrängt, die elementaren Ausbrüche einfacher, triebhaft bewegter Menschen und Menschengruppen. Damit stellt er sich an die Seite jener Stilisten, die berufen scheinen, den Impressionismus abzulösen, und in deren Werken alte, eine Zeitlang schlummernde Themen der Kunst wieder zum Leben ermachen. Ferdinand Hodler, von dem die Bewegung ausging, zeigt sich nur mit kleineren, nicht gerade bezeichnenden Stücken. E. R. We iß macht einen neuen, ernsten Versuch, sich der Gruppe anzuschließen. Ein junges Talent wie Otto Penner verfolgt die Vereinfachung bis zu dem Punkt, wo Mensch und Tier zu dekorativen Liniensymbolen werden. Von hier bis zum Tapetenornament, das in regelmäßigen Abständen aufgereiht wird, ist nur noch ein Schritt. — Gemeinsam ist all diesen Versuchen die Sehnsucht nach einer Flächen⸗ kunst, die nicht im gerahmten Bild, sondern in der Wandfüllung ihre Aufgabe erblickt. 1
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Türkei.
Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat an⸗ geordnet, daß die Herkünfte aus Zoungouldak und aus Confoudah einer ärztlichen Untersuchung bei der Ankunft in dem ersten türkischen Hafen, in welchem sich ein Sanitätsarzt befindet, unterliegen.
Königliche Schauspiele. Sonn⸗
von Schiller. —
Berliner Theater. Sonnab., Nach⸗
Weiter hat der Gesundhei’srat bekannt gegeben, daß alle Kap Boz⸗Bouron (Golf von Ismidt) gelegenen Küstenhäfen als zu der cholera⸗ verseuchten Zone gehörend zu betrachten sind.
zwischen Haldar⸗Pacha und dem
(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen ꝛc. s. i. d. Zweiten Beilage.)
Theater und Musik. Königliches Opernhaus.
Herr Mattia Battistini beschloß Gastspiel als George Germont in Verdis
Diese Partie enthält nur eine einzige Stelle, in der der Sänger sich hervortun kann, in der arienhaften Ermahnung an den Sohn, in das
Vaterhaus zurückzukehren. Die vollendete bewährte sich
gebung. Kirchhoff mit gutem Gelingen.
8
In der morgigen Aufführung von „Carmen“ im Königlichen Opernhause wirken Fräulein Sylva von der Opéra Comique in Paris als Carmen, Frau Bochm van Endert (Micasla) und die Herren Kirchhoff (José) und Hoffmann (Escamillo) mit. Dirigent ist
der Kapellmeister Blech.
Im Königlichen Schauspielhause L'Arronges Lustspiel „Dr. Klaus“, mit den Damen von Mavyburg,
Abich, Heisler, Vollmer und von Arnauld sowie den Herren Vollmer, Keßler, Eichholz, Boettcher, Werrack und Eggeling in den Haupt⸗ rollen, gegeben. — In der am 12. Dezember stattfindenden Neu⸗ einstudierung von Schillers „Don Carlos“ spielt Herr Geisendörfer die Titelrolle, Herr Mühlhofer den Marquis Posa, Herr Sommerstorff
hilipp, Frau Ressel die Koͤnigin und Fräulein Arnstädt so schloß
den König die Prinzessin Eboli.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Dritten Beilage.)
Mannigfaltiges.
Berlin, 6. Dezember
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten fand
zunächst die Eimnführung und Verpflichtung des an Stelle des ver⸗ tadtv. Bry statt. Die Tages⸗
storbenen Stadtv. Barth gewählten ordnung wies nur kleinere Vorlagen auf.
zeitigte besonders eine Vorlage, betreffend die Mietung von städtischen Bureauräumen, die schließlich abgelehnt wurde. —
In einer gemeinsamen Sitzung mit sodann durch Zuruf die Ersatzwahl Mitglieder der
beantragt, beim Ausschuß des achten über die Frage einzuholen, ob solchen Tarisvertrages der Magistrat aus Die Versammlung nahm von der Antwort d
Eine Vorlage des Magistrats, betreffend Abänderungen des Orts⸗
statuts zum Schutze der Stadt
unstaltung, wurde einem Ausschusse überwiesen. — erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daß die Stadt⸗ gemeinde Berlin dem Preußischen Städtetag gemäß de Satzung vom 8. Oktober 1912 als Mitglied beitritt. — Auf die
öffentliche folgt eine geheime Sitzung.
abend: Opernhaus. 261. Abonnementsvor⸗ zauber. Große Posse mit Gesang und G. Kadelburg.
stestung. Dienst⸗ und Freiplätze find auf⸗ Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer
Carmen. Oper in vier Akten und Rudolph Schanzer.
gehoben. 2 Text von Henry
von Georges Bizet. Meilhac und . einer Novelle des Prosper Merimée. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister uber Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. 3 8 Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. (Carmen: Fräulein Margueritr Sylva von der Opôra Comique zu Paris als Straße. Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Hedda Gabler Schauspielhaus. 271. Abonnementsvor⸗ Akten von Henrik Ibsen stellung. Doktor Klaus. Lustspiel in* 11.“ . 5 Aufzügen von Adolf L'Arronge. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr. Neues Operntheater. Geschlossen. Sonntag: Opernhaus. 262. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. für
Sonnabend, Abends 8 Uhr:
Sonntag: Die fünf “ Ludwig Thoma 8 — amne. homa. Montag: Herodes und Mariamne Nachmittags 3
(Gewöhnliche Preise.) mittags 4 Uhr: Wohltätigkeitsvorstellung Schülerwanderungen:
8 e Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Rößl. Ludovic Halévv, nach Rofinen. — Abends: Filmzauber. Montag und folgende T
Montag: Hedda Gabler.
Sonntag,
2 tag: Heimg funden. Die Be⸗ 8
Die Meistersinger von Nürnberg. kehrung der bösen Tilla. — Abends v“
Oper in drei Akten von Richard Wagner. 8 Uhr: Gabriel Schillings Flucht.
Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 272. Abonnementsvor⸗ mann. stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ ehoben. I ilder aus seinem Leben von Josef Lauff. Musik von Weiland Seiner Majestät dem
ees —e Aücfübrung ein. Deutsches Schauspielhaus. (Direr⸗
S von Josef Schlar. ½ Uhr
Berliner Arbeiterschaft: Sappho.
Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz Montag: Gläubdiger.
Grillparzer. (Die Eintrittskarten werden dem Feuer spielen.
durch die Zentralstelle für Volkswohlfahrt — nur an Arbeitervereine, Fabriken usw.
sonen findet nicht statt.)
6 d, rote Leutnant. — So nnaben 7 Generalsecke.
Deutsches Theater. Abends 7 ½ Uhr: König Heinrich IV.
(1. Teil.) König Heinrich IV.
Sonntag: Generalsecke. König Heinrich IV.
(2. Teil.) Montag: I. Tetl.) Kammerspiele. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Mein Abends 8 Uhr: Freund Teddy. Sonntag: Maria Magdalene. Montag: Mein Freund Teddy.
lottenburg,
Montag:
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Glaube Der große König. Drei und Heimat. — Abends: Sommer. Montag: Einsame Menschen.
Komüdienhaus. Sonnabend, Abends 9 „ „ * 2 1 g; lNs(((an einzelne Per⸗ 8 Uhr: Die Generalsecke. Lusftspiel in ddrei Akten von Richard Skowronnek. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der
Montag und folgende
Deutsches Opernhaus. (Char⸗
Bismarck⸗Straße 34 —37. 1866 von Robert Saudek
Direktion: Georg Hartmann.) Sonnabend, Halm.
igaros Hochzeit. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio.
— Abends: Zar und Zimmermann.
Montag und folgende
5 tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ Frauenfresser. Neues Operntheater. Sonntag, Nach⸗ straße 104 — 104 a.) Sonnabend, Abends mittags 2 ½ Uhr: Auf Allerhöchsten 8 Uhr: Der gut sitzende Frack. Lust⸗
Befehl: Dritte Vorstellung für die spiel in vier Akten von Gabriel Dregely. Sonntag: Der gut sitzende Frack. Vorher: Mit
Theater am
Sonnabend, Nachmittags 4 wittchen. Abends 8 Uhr
Tage: Die
Pepi.
auch hier und entfesselte einen solchen Beifalls⸗ sturm, daß er sich zu einer Wiederholung entschließen mußte. Seine Darstellung wirkte indessen ebenso altmodisch wie seine Kleidung (Biedermeierrock und Vatermörder) inmitten der neuzeitlichen Um⸗ Die Violetta song wiederum Fräulein Alfermann, deren Leistung erst kürzlich eingehender gewürdigt wurde, den Alfred ö
Zweckverbandsversammlung vorge⸗ nommen. — Darauf beschäftigte sich die Versammlung mit den Aeußerungen des Magistr ts auf einen Antrag des vorberatenden Ausschusses, betreffend den Abschluß eines kollektiven Arbeits⸗ vertrages für die städtischen Arbeiter. Der Ausschuß hatte Gewerbegerichts ein Gut⸗
empfiehlt. Diesem Antrag formellen und
Schillerthenter. o. (Wallner⸗ mittags 3 ½ Uhr: Kabale und Liebe. theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: 8Uhr: Gastspiel Constanze von Linden 8Uhr: Konzert von Katharina Fleischer⸗ Bürgerliches Trauersvpviel in fünf Akten Im weißen Rößl. Lustspiel in drei vom Abends 8 Uhr: Film. Aufzügen von O.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zopf arbeitet und inszeniert von H. Bolten⸗ und Schwert. — Abends: Im weißen Baeckers.
8
Charlottenburg. Sonnabend, Nach⸗ — mittags 8 Uhr: ““ Theater in der Königgrützer Fchauspiein zinem ufzug vons Schiler. Schönfeld.) in 8 “ 12. 2g Schauspiel in vier 8 Uhr: Die Lpkalbahn. 1 s drei Akten von Ludwig Thoma: Hierauf: 8 8 d Die Medaille. Komödie in 1 Akt von Ien ere 2esenge te von Alfred Der unsichtbare Mensch.
üdin von Toledo. — Abends: Heim⸗ v 1 Lessingtheater. Sonnabend, Nach⸗ F 7 ½ Uhr: 9
ama in fünf Akt erhart Haupt. Montis Operettentheater. (Früher: 1 r: Deo v“ Neues LSe as. e Abends selige L“ — Abends: Die Erste 22— bnaveaom. 8 Uhr: Der Frauenfresser. Operette — die Beste.
in drei Akten von Leo Stein und Karl Tage: Die Lindau. Musik von Edmund Eysler.
Sonntag, Nachmtttags 3 Uhr: Wiener Blut. — Abends: Der Frauenfresser. Frl. Tage: Der
Nollendor splatz. Sonnabend, Abends 8 Uhr: IV. Loeven⸗ Gastspiel des Münchener Künstlertheaters: sohn⸗Konzert
in der Unterwelt. Burleske Oper in zwei Aufzügen von Offenbach. Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Jugend. — Abends: Orpheus in der Unterwelt . Montag und folgende Tage: Orpheus (Klavier). Abends: Die in der Unterwelt. .“
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Fischer. Sonnabend, Abends 8 ¼ Uhr: Graf Pepi. mann. in Lustspiel in drei Akten aus dem Jahre ö“
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: So n 8 Uhr: Konzert von Daniel Melsa
Dr. F. S. Archenhold am Sonntag, Nachmittags 5 Uhr, über „Die Wunder des Weltalls“, am Montag, Vormittags 9 ¾ Uhr, über „Allgemeine Astronomie“ und Abends 7 Uhr über „Die Vielheit der Welten“, am Mittwoch, Vormittags 9 ¼ Uhr, über „Unser Planeten⸗ system“. Alle Vorträge sind mit zahlreichen Lichtbildern ausgestattet. Schulen haben besondere Ermäßigung. Mit dem großen Fernrohr 8 wird am Tage die „Venus“ und Abends der „Saturn’ gezeigt. Kleinere Fernrohre stehen den Besuchern zur Beobachtung von Doppelsternen, Sternhaufen und Nebelflecken auf der Plattform zur freien Verfügung.
gestern sein erfolgreiches Oper „La Traviata⸗ Potsdam, 5. Dezember. (W. T. B.) Bei der heutigen Ein weihung des Oberlin⸗Taubstummenblindenhauses in Nowawes erschienen Ihre Majestät die Kaiserin und Königin und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Eitel⸗Friedrich. Nach der Einweihung besichtigte Ihre Majestät die Wohlfahrtseinrichtungen des Hauses längere Zeit und begab sich später nach dem Neuen Palais.
Gesangskunst Battistinis
Dresden, 5. Dezember. (W. T. B.) Heute vormittag 11 Uhr fand im hiesigen Handelskammergebäude in Gegenwart 8 Seiner Majestät des Königs sowie der Reichs⸗, Staats⸗ und 8 sstädtischen Behörden die Feier des 50 jährigen Bestehens der fünf sächsischen Handelskammern Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zittau und Plauen statt. Unter den Anwesenden bemerkie man den Vizepräsidenten des Reichsbankdirektoriums Dr. von Glasenapp und den Präsidenten des Deutschen Reichs tags Dr. Kaempf. Nach begrüßenden Worten des Präsidenten der Dresdener Handelskammer, Geheimen Rats Haensel⸗Pirna ergriff Seine Maiestät der König das Wort zu einer Be⸗ glückwünschungsansprache, in der er u. a. mit Genugtuung hervorhob, daß sich Handel und Industrie in 40 jähriger Friedenszeit unter dem Schutze einer starken Regierung und guter Gesetze glänzend entwickelt und durch ihr Gedeihen den Wohlstand aller Volksschichten gehoben hätten. Er habe die feste Zuversicht, der König, daß dem Deutschen Reiche unter der Führung seines Kaisers und unter dem Schutze seiner Land⸗ und Seemacht die Segnungen des Friedens noch lange erhalten bleiben. Alle aber, die sich der Vorteile des Friedens erfreuten, sollten es sich in diesen ernsten Zeiten gesagt sein lassen, daß dieses kostbare Gut nur gewahrt werden könne, wenn man sich fernhalte von aller weich lichen Genußsucht und gewillt sei, nicht nur im gebotenen Augenblick Gut und Blut einzusetzen, sondern das persönliche Wohl jederzeit dem Dienste des Vaterlandes unterzuordnen. Gern bestätige er dem Handel und der Industrie des Landes, daß sie anderen Ständen an Opferwilligkeit nie nachgestanden hätten. Mögen sie darum auch ferner blühen und gedeihen zum Wohle des Landes. — Ihre Glück⸗ wünsche sprachen ferner der Vizepräsident des Reichsbankdirektoriums Dr. von Glasenapp und der Präsident des Reichstags Dr. Kaempf aus. 1
Brünn, 5. Dezember. (W. T. B.) Heute abend veranstaltete der Verein ehemaliger Angehöriger des 49. Infanterie⸗ regiments unter Teilnahme von mehreren Mitglieoern des Ge⸗ meinderats und von 150 deutschen Hochschülern eine deutsch⸗ nationale Kundgebung, worauf sie vor das deutsche Konsulat zogen und die cht am Rhein“ und die Volke hymne sangen.
wird morgen A.
1912.
Eine längere Erörterung
dem Magistrat wurde für ausgeschiedene
renthin, 6. Dezember. (W. T. B.) Am lich wird gemeldet: Gestern nachmittag gegen 5 Uhr sind auf der Strecke Zarrenthin — Pasewalk vier Streckenarbeiter der Bahnmeisterei Pasewalk auf der Rückkehr von der Arbeit von einer Lokomotive überfahren und getötet worden. gegen Ver⸗ G
Zum Schluß 16
sich der Abschluß eines widersprach sachlichen Gründen. es Magistrats Kenntnis. —
Berlin
Dritten Beilage.)
der neuen
Blüthner-Saal. Sonnabend, Abends
Residenztheater. Sonnabend, Abends
Théatre Roval du Parc in Edel mit dem Blüthuer⸗Orchester.
Blumenthal und Brüssel: Prinzenerziehung. Satire in Dirigent: Eduard von Strauß.
drei Akten von Maurice Donnay. Be⸗
Birkus Schumann. Sonnabend, Sonntag und folgende Tage: Prinzen⸗ Abends 7 ½ Uhr: Grande Soiree erziehung. high Life. Vorzügliches Programm. 5 Jemn Se Der öu.* 8 8 en ier er aus Indien. Thaliatheater. (Direktion: Kren und Sonntag, Nachmittags 3¾ Uhr und S spiel Sonnabend, Nachmittags Abends 7 ½ Uhr: 2 große Galavor⸗ S 4 Uhr: Frau Holle. — Abends 8 Uhr stellungen. — In beiden Vorstellungen: 8 zdie in (vorletzte Woche): Autoliebchen. Posse das große Spezialitäten
omödie in mit Gesang und Tanz in drei Akten von — Nachmittags und Abends:
ean Gilbert.
Die Sonntag: Autoliebchen. Zirkus Busch. Sonnabend, Abende
b Große veeeee rn Trianontheater. (Georgenstr. nahe — Zum Schluß: Die große Prunk⸗
B pantomime: „Sevilla“. Behndefae ee ger) Sernabe, .. Nachmittags 3 ⅜ Uͤr und spiel in drei Akten von Paul Gavault. Abends 7 ½ Uhr: 2 große Vorstellungen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der
Uhr:
Montag und folgende ;,12 . TE Familiennachrichten. Verehelicht: Hr. Theodor Lübbing mit Erica von Alt⸗Stutterheim
bei Berlin). Geboren: Eine Tochter: Hrn. Forst⸗
assessor und Leutnant i. Reit. Feldjäger⸗
korps Walter von Dreßler (Bad Alt⸗
üd) 5 Hrn. Ernst von Karstedt (Kunst der modernen retzdorf). 1 3 Uhr: Snee. Kammermusik). Gestorben: Hr. Oberst a. D. Ulrich . Orpheus — — von der Lühe (Schwerin⸗Ostorf). — 18 b r. Oekonomierat Carl Stoewahs
Singakademie. Sonnabend, Abends (Stettin⸗Broellin). — Fr. Marie von 8 Uhr: Sonatenabend von Heinz e geb. von Voß (Nöschenrode⸗ Beyer (Cello) und O. Casterra ernigerode).
Konzerte. Königl. Hochschule für Musik.
8 Saal Bechstein. Sonnabend, Abends Verantwortlicher Redakteur: 7 ½ Uhr: Liederabend von Richard Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg⸗
erlin.
“ Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Beethoven-Saal. Sonnab., Abends Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Zehn Beilagen
und Alfred
(Violine) mit dem Philharmonischen
Windhund! — Abends: Graf Pepi. 1 Montag und deieabe 29. Graf Orchester. Dirigent: Camillo Hilde⸗ (einschließlich Börsenbetlage und Waren⸗
brand. zeichenbeilage Nr. 99 A u. 99 P).
Auf der Treptower Sternwarte spricht der “
Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und
Königlich Preußische Armee.
8 - Offiziere, Fähnriche usw. Neues Palais 9. Dezember. Lösch, Lt. im 3. Unterelsäss. Inf. Regt. Nr. 138, scheidet am 22. Dezember aus dem Heere 882 und wird unter Enthebung von dem Kommando zur Dienstleistung
ei der Landesaufnahme mit dem 23. Dezember 1912 in der Schutz⸗ ruppe für Südwestafrika angestellt.
Evangelische Militärgeistliche. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
G Den 21. November. Meichßner, Div. Pfarrer der 16. Div., P
uf seinen Antrag zum 1. Dezember 1912 mit stand versetzt. Beamte der Militärjustizverwaltung. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
Den 11. November. Die Kriegsgerichtssekretäre Neurath von er 39. zur 33. Div., Maffey von der 29. zur 39. Div. der Militärgerichtsassist. Binder von der 34. zur 42. Div. mit An
eension in den Ruhe⸗
weisung des Amtssitzes in Mörchingen versetzt.
Den 23. November. Schaaf Kriegsgerichtssekretär bei der 42. Div., auf seinen Antrag mit der gesetzliche Fe⸗ bruar 1913 in den Ruhestand versetzt. 168*8 IIu 26. November. Schlender, Unterzahlmstr. bei der 37. Div. Nüske, Militäranwärter bei der 14. Div., — zu Militär⸗ gerichtsassistenten ernannt.
Beamte der Militärverwaltung.
Im aktiven Heere. Durch Allerhöchste Bestallung. Den 7. November. Dr. Wächter, Professor am Kadettenbause
in Köslin, Dr. Bull, Oberlehrer am Kadettenhaufe in Bensberg,
— zu Studienräten des Kadettenkorps ernannt. 8
Durch Allerhöchstes Patent.
Den 7. November. Dr. Amsel, bisher Studienrat des Kadetten⸗ korps, nach Rücktritt in eine Oberlehrerstelle an der Hauptkadetten⸗ anstalt der Charakter als Professor mit dem persönlichen Range der Räte üser ℳ
urch Verfügung des Kriegsministeriums. Den 28. Okrober. Die Garn. Verwalt. Inspektoren Wilden in Straßburg i. E., Theiß in Oberhofen, zu Garn. Verwalt. Ober⸗ inspektoren ernannt.
Den 7. November. Becker (Otto), Proviantmeister in Langen⸗ salza, bei dem Ausscheiden aus dem Dienste der Charakter als Pro⸗ viantamtsdirektor beigelegt.
Den 8. November. Hutt, Reuter, Proviantamtsinspektoren und Amtsvorstände in Brieg und Itzehoe, zu Proviantmeistern, die Garn. Verwalt. Inspektoren auf Probe: Sanden in Karlsruhe, Narjes in Minden, Krause in Schwerin, zu Garn. Verwaält. Inspektoren, — ernannt. Wilke, Wohlers, Proviantamts⸗ unterinspektoren, mit dem 1. Dezember 1912 als Proviantamts⸗ inspektoren in Straßburg i. E. bzw. Königsberg i. Pr. angestellt.
8 Den 11. November. Hinz, Milltärintend. eferendar bei der
Intend. des XVII. Armeekorps, unter Ueberweisung zu der Intend.
des XIV. Armeekorps, zum etatsmäßigen Militärintend. Assessor
gs ettmann, Garn. Verwalt. Insp. in Arys, nach Rasten⸗ e
Den 13. November. Versetzt zum 1. Januar 1913: Jahns
Obermilitärintend. Sekretär öS. 8 8 e in Abänderung der Verfügung vom 24. Oktober 1912 zur Intend. der 10. Div., Eichner, Obermtlitärintend. Sekretär von der Intend. der 10. Div., zu der Intend. der 9. Div. 1 Lipka, Garn. Verwalt. Insp. in Posen, unter Aufhebung seiner Versetzung nach Berlin, nach Frankfurt a. O. versetzt. Die Ver⸗ etzung des Garn. Verwalt. Insp. Komor von Berlin nach Frank⸗ furt a. O. ist aufgehoben. Müller (Theodor), geprüfter Intend. Sekretariatsanwärter, bei der Intend. des V. Armeekorps als Militär⸗ intend. Diätar angestellt.
Den 15. November. Gaertner, Militärintend. Diätar von der Intend. des XI. Armeekorps, zum 1. Januar 1913 zur Intend. des III. Armeekorps versetzt.
Den 21. November. Werner, Rechnungsrat Oberzahlmstr. vom Hus. Regt. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, S teffen, Ober⸗ zahlmstr. vom Füs. Bat. Kolberg. Gren. Regts. Graf Gneifenau (2. Pomm.) Nr. 9, auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand
versetzt.
de 22. November. Grübel, Intend. Sekretär von der Schutz⸗ truppe für Südwestafrika, vom 1. Januar 1913 ab als Militärintend. Sekretär im Heere wiederangestellt und der Intend. des X VI. Armee korps überwiesen.
Den 25. November. Eckolt, Oberzahlmstr. von det II. Abteil. 3. Lothring. Feldart. Regts. Nr. 69, Körner, Fabrikenkommissarius, Erster Revisionsbeamter bei der Gewehrfabrik Spandau — auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Wetzel, Buchhalter bei der Zahlungsstelle XIV. Armeekorps, unter Versetzung zur General⸗ militärkasse zum Buchhalter bei letzterer ernannt.
Den 24. November. Kaetel, Garn. Verwalt. Direktor auf Probe in Metz, zum Garn. Verwalt. Direktor, Gerlach, Gerichts referendar bei der Intend. des II. Armeekorps, zum Militärintend. 11“ 8 en 27. November. Meyer, Militärbaumeister, Betriebsafsist. bei der Munitionsfabrik Spandau, zum Betriebsleiter bei den technischen Instituten ernannt. Kälz, Kanzleisekretär a. D., vom 1nr 1912 ab als Kanzleisekretär des Kadettenkorps wieder⸗ 1 sellt. —
Durch Verfügung der Generalkommandos.
„Versetzt: die Oberzahlmeister und Zahlmeister: Kindler vom II. Bat. 5. Lothring. Inf. Regts. Nr. 144 zum III. Bat. 9. Lothring. Inf. Regts. Nr. 173, Müller vom I. Bat. 9. Lothring. Inf. Regts. Nr. 173 zum II. Bat. 5. Lothring. Inf. Regts. Nr. 147, Rickes von der II. Abteil. 1. Lothring. Feldart. Regts. Nr. 33 zur II. Abteil. 4. Lothring. Fee Regts. Nr. 70, Bellenhaus vom III. Bat. Metzer Inf. Regts. Nr. 98 zur II. Abteil. 1. Lothring. Feldart. Regts. Nr. 33, Pallat vom II. Bat. Füs. Regts. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35, zur Inf. ießschule, Mochel vom Großberzogl. Mecklenburg. Jägerbat. Nr. 14 und Lohr vom 1. Bad. Leibdrag. Regt. Nr. 20, — gegenseitig, Dieck vom II. zum ¹. Bat. Inf. Regts. von Bopen (b. Vstpren z.) Nr. 41, Fuchs vom 2, Rhein. Pion. Bat. Nr. 27 zum III. Bat. 1. Oberrhein. Inf. Nr. 97, Schulz vom 11II. Bat. 1. Oberrhein. Inf. Regts. Nr. 97 zum 2. Rhein. Pion. Bat. Nr. 27.
1 Durch Verfügung der Feldzeugmeisterei. 1 Den 18. Oktober. Ernannt: die Meister: Karl, Bartels, Bästlein bei den Gewehrfabriken in Spandau, Danzig und Erfurt, Hoffmaun bei der Munitionsfabrik, ECwert, Borchert ei der Gewehrfabrik in Danzig, Schilling (Eenst) bei der Gewehr⸗
sabrik in Erfurt; die Betriebsmeister: le Prang, N. bei 84½ , 2 ig, eumann be⸗ der Art. Werkstatt in Spandau — zu Betriebsobermeistern; die Be⸗
triebsmeisterdiätare: Zaretzke bei der Geschicgießerri, Löffler bei
11 b eutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 12
dem Feuerwerkslaboratorium in Spandau, Kamp bei der Ge choß⸗ fabrik, Weihe bei dem Feuerwerkslaboratorium in ehos Taube bei dem Feuerwerkslaboratorium in Siegburg, Schäfer, Aßmann, Finder bei der Artilleriewerkstatt 3 Spandau, Müller (Hermann) bei der Artilleriewerkstatt in Danzig, Bähr, Schilling (Richard), Hopke bei dem Feuerwerkslabora⸗ torium in Spandau, Sievers bei der Pulverfabrik bei Hanau, Weber bei der Art. Werkstatt in Danzig; der Werkmeister Sand⸗ voß bei der Gewehrfabrik in Spandau; die Meister: Flem ming, Görlitz bei der Gewehrfabrik in Spandau, Knütter bet der Munitionsfabrik, Lujak, Pfeiffer, Millack bei der Gewehrfabrik in Danzig, König bei der Gewehrfabrik in Erfurt, Schwartz bei der Gewehrfabrik in Danzig, Wakes bei der Gewehr. fabrik in Erfurt, Kühn, Thürer bei der Munitionsfabrik, “ (Otto) bei der Gewehrfabrik in Spandau, Söl
inger bei der Gewehrfabrik in Erfurt, Roeder, Werner,
chülzke, Brennecke bei der Gewehrfabrik in Spandau, Rochler bei der Gewehrfabrik in Danzig, Kremnitz, Hauffe bei der Gewehrfabrik in Spandau, Schlieben, Rodominsky bei der Gewehrfabrik in Erfurt, Schwital bei der Munitionsfabrik, Stoppra bei der Gewehrfabrik in Spandau, Müller (Heinrich) bei der Munitionsfabrik, Gärtner bei der Gewehrfabrik in Erfurt: die Betriebsmeisterdiätare: Zastrow bei der Geschützgießerei, Eck⸗ stein bei der Art. Werkstatt in Danzig, Hörner bei der Pulverfabrit in Spandau, Schae fer bei der Art. Werkstatt in Lippstadt, — zu Be⸗ triebsmeistern; Hahnzog, Waffenrevisor bei der Pulverfabrik bei Hanau, um Waffenoberrevisor; die technischen Sekretariatsdiätare beim
rt. Konstruktionsbureau: Höhn, Nebelung, Schrentzel, Ullrich, Buchholz, Hoppe, Henze, Witzig, Flörsheimer, Karth, Goßmann, Hoffmann (Friedrich), — zu technischen Sekretären; die Bautechniker: Seeger bei der Art. Werkstatt in Spandau, Fricke bei der Pulverfabrik in Hanau, Hansche bei der Gewehrfabrik in Danzig, Froese bei der Geschützgießerei, Jaeppelt bei der Gewehrfabrik in Danzig, Gerrits bei der Geschoßfabrik, Stübe bei dem Feuerwerkslaboratorium in Siegburg, — zu Bau sekretären.
Den 22. Oktober. Schumann, Milliärbaumeister und Be⸗ triebsleiter bei dem Feuerwerkslaboratorium in Spandau, zur Art. Werkstatt Straßburg i. E. versetzt.
Den 1. November. Ernannt: Skahr, Betriebsmeister beim Feuerwerkslaboratorium in Siegburg, zum Betriebsobermeister, Kroll, Betriebsmeisterdiätar beim Feuerwerkslaboratorium in Sieg⸗ burg, zum Betriebsmeister, Rabe, Jeske, Techniker beim Inf. Konstruktionsbureau, zu technischen Sekretären, Neuhaus, Bau⸗ sechniber bei dem Feuerwerkslaboratorium in Spandau, zum Bau⸗ ekretär. 1 h
Im Beurlaubtenstande.
Durch Verfügung des Kriegsministeriums. Den 18. November. Dr. Weber (Hannover), Oberapotheker bene “ zum Stabsapotheker des Beurlaubtenstandes efördert.
Deutscher Reichstag. 83. Sitzung vom 11. Dezember 1912, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)
Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung der Entwürfe von Gesetzen, betreffend die Feststellung je eines Nachtrags zum Reichshaushaltsetat und zum Haushaltsetat der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1912.
Ueber den Anfang der Sitzung Nummer d. Bl. berichtet worden.
Abg. Dr. Spahn (Zentr.) beantragt zur Geschäfts⸗ ordnung, falls der Kommissionsvorschlag in bezug auf Kiautschou in zweiter Lesung angenommen werden sollte, sofort die dritte Lesung vorzunehmen.
Abg. Dr. Paasche (nl.): Der Abg. Neske hat behauptet, das Auftreten des Deutschtums in China habe sehr wenig dazu beigetragen, moralische Eroberungen zu machen. Er kennt die Dinge nicht aus eigener Anschauung wie ich. Ich habe die Empfindung, daß das deutsche Ansehen eine Steigerung erfahren hat, und daß dieses nicht zum mindesten beruht auf unserer starken Macht. In Tsingtau hat sich eine Menge reicher Chinesen niedergelassen, Männer in hohen Stellungen, 34 an der Zahl, darunter befindet sich auch der frühere Vormund des chinesischen Kaisers. Unsere Kaufleute haben es nicht an Energie fehlen lassen, im Gegenteil, sie haben zielbewußt Hervorragendes geleistet. Die Deutschen haben überhaupt dort ein gutes Stück Kulturarbeit geleistet, und das ist ihnen gelungen, weil die politische Macht Deutschlands hinter ihnen stand. Die meisten Geschäfte, die dort gemacht werden, sind sogenannte Regierungsgeschäfte. Sie bestehen in großen Lieferungen für Eisen⸗ bahnen, in Lokomotiven usw. Das hört auf in dem Moment, wo die Chinesen den Respekt vor dem Deutschtum verlieren. Unsere deutsche Einfuhr ist gewaltig gestiegen, umgekehrt versuchen die Eng⸗ länder alles zu tun, um uns dort zu verdrängen. Ich könnte Bei
ist in der gestrigen
spiele dafür anführen, der gegenwärtige Zeitpunkt ist aber nicht dazu
geeignet, von der Tribüne dieses Hauses darüber zu sprechen. Sobald unser deutscher Ingenieur in China verschwindet, hören auch die Bestellungen auf, die in Eisenbahnmaterial in Deutsch⸗ land gemacht werden. Der engltische Ingenieur wird natürlich die Lokomotiven in England bestellen. Darum sollten wir unsere Machtmittel eher verstärken als schwächen. Es wäre das thörichtste, was wir tun könnten, wenn wir mit unserer Macht zurück⸗ träten. Auch unsere Kulturbestrebungen müssen unter einem starken Schutz des Reiches stehen. Ich hoffe, daß der Abg. Noske mit seinen Freunden uns seinen Beistand nicht versagen wird, wenn es sich darum handeln wird, die deutschen Schulen in China zu erweitern. Wir müssen uns den Platz an der Sonne dort erhalten.
Abg. Noske (Soz.): Als wir bei einer früheren Gelegenheit in der Bubdgeikommnission uns über den Wert Kiautschous unterhielten, hat der Redner der nationalliberalen Partei, der dem Abg. Paasche ganz außerordentlich nahe steht, nämlich der Abg. Paasche selber, von dem Platz an der Sonne nicht gesprochen; er sagte: kein Mensch würde noch heute daran denken, nach Kiautschou zu gehen, und man könnte nur deshalb nicht die Koffer packen und weggehen, weil man von der ganzen Welt ausgelacht werden würde. Wenn wir die deutsche Kultur befördern wollen, so haben wir im eigenen Lande genug zu tun. Wenn wir aber den deutschen Einfluß in China nicht verstärkt haben, so liegt das an unserer Diplomatie, und durch eine Vermehrung der Truppenmacht werden wir weder die Fehler der Diplomatie gut machen, noch unser Ansehen in China stärken.
Der Nachtragsetat für Kiautschon wird nach dem Kom⸗ missionsantrag angenommen und darauf nach dem Antrag des Abg. Dr. Spahn, da ein Widerspruch aus dem Hause nicht erhoben wird, sofort m dritter Lesung
endgültig genehmigt, ebenso die Nachforderung im Militär⸗ etat für Borkum. — △
Hierauf setzt das Haus die Besprechung der Inter⸗ pellation Ablaß, betreffend die Koalitionsfreiheit der
in staatlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter, fort.
8 Abg. Ickler (nl.): Ich schicke voraus, daß uns die gestrigen Aus⸗ führungen des Staatssekretärs des Innern außerordentlich überrascht und befremdet haben. Wir können auch nicht erkennen, warum es der Staatssekretär für angezeigt gehalten hat, den Inhalt der Enzyelika wegen der christlichen Gewerkschaften lediglich als Ratschläge zu be⸗ zeichnen, die uns eigentlich nichts angingen. Auch wir stehen einer Einschränkung der Koalitionsfreiheit durchaus entgegen, wir wollen sie für die Arbeiter durchaus gewahrt wissen. Die Inter⸗ pellation betrifft aber in der Hauptsache die Staatsarbeiter. Alle bürgerlichen Parteien wollen das Koalitionsrecht auch ihnen gewähren, auch die Regierung bestreitet es ihnen nicht, aber es kommt hier eben auf die Auslegung an. Die in Frage kommenden Staatsarbeiter haben in ihren Organisationen auf das Streikrecht ausdrücklich ver⸗ zichtet. Wenn man meint, daß sie nunmehr bloß noch Organisations⸗ spielerei trieben, so ist das eben nur eine Ansicht. Auch in Frank⸗ reich, dem Lande, wo die persönliche Freiheit am weitesten entwickelt ist, wird nur mit Wasser gekocht. Wir haben doch erlebt, daß dort der Streik der Staatsarbeiter mit den drakonischsten Mitteln auch von einer sozialistischen Regierung bekämpft worden ist. Durch den Streik der französischen Eisenbahner wurde Frank⸗ reichs politische Bedeutung ganz erheblich heruntergedrückt. Wenn heute die Absatzgebiete, die unsere Unternehmer sich erobert haben, nicht in Frage gestellt werden sollen, darf ein solches Streik⸗ recht für die Staatsarbeiter nicht in Anspruch genommen werden. Der Kriegsminister verwies die Staatsarbeiter seiner Betriebe auf die Arbeiterausschüsse. Der Wert dieser Ausschüsse steht nur auf dem Papier; sie machen sich sehr schön nach außen, aber es liegt in der Natur der Dinge, daß sie nach innen nicht viel zu bedeuten haben, da sie auf Verhältnisse, die in allgemeinen wirtschaftlichen Erscheinungen liegen, nur örtlich einwirken können. Entbehren die Staatsarbeiter das Streikrecht, so soll man ihnen auch ein Aequipalent bieten, so soll man sie so stellen, daß überhaupt ein Streikrecht nicht nötig wird. Das ist jetzt nicht der Fall. Die Arbeiterausschüsse sind nicht genügend geschult, auch mit den Tagesereignissen nicht vertraut. Die An erkennung der Berufsvereine ist das mindeste, was wir verlangen müssen, wenn 16 Arbeiter nicht Staatsbürger minderen Rechtes sein sollen. Der Kriegsminister beschwert sich über den Ton des Organs des Militärarbeiterverbandes. Aber lag nicht vielleicht die Schuld auf der anderen Seite⸗ In den Bescheiden lehnt die Behörde es allemal ab, mit diesem Verbande oder mit den Angehörigen des⸗ selben zu verhandeln, und zwar ohne jeden Kommentar. Wie sollen Füsfdenr nun die Leute mit den Behörden auseinandersetzen“ Ich elbst bin vorstellig geworden im Kriegsministertum der General Wandel hatte augenblicklich keine Zeit, ich wurde an seinen Vertreter vex⸗ wiesen. Wir haben stundenlang uns unterhalten; auf meine Erkundigung nach diesem famosen Erlaß, der kein Verbot sein soll, aber allgemein dafür gehalten wird, hieß es, es liege ein kolossales Mißverständnis vor, kein Mensch denke daran, die Zugehörigkeit zum Verbande zu verbhieten. Es ist auch auf, ken Nebenerwerb der Militärarbeiter hingewiesen worden. Ohne einen solchen kann die Mehrheit der Militärarbeiter in Berlin und auch anderswo nicht auskommen. Das Verbot des Militärarbeiterverbandes soll auf einem Mißverständnis beruhen, und ein solches soll nur an 4 Orten stattgefunden haben. Es wäre da besser gewesen, wenn man die Zahl der Dienststellen angegeben hätte, wo dasselbe geschehen ist. Der Vorsitzende soll ein Agitator sein Es wurde angedeutet, daß die Haltung der Verwaltung vielleicht eine ganz andere wäare, wenn ein anderer Mann an der Spitze stände. Hätte das Kriegsministerium gleich dieser Meinung Ausdruck gegeben, dann hätte sich vielleicht ein Ausweg finden lassen. Der Inhalt des Erlasses soll sich gleichmäßig gegen alle Organt sationen und alle Parteien richten. Man wolle nur das Agitieren verbieten. Gestern haben wir es anders gehört. Als Ursache des Verbots wurde mir ein scharf geschriebener Zeitungsartikel mitgeteilt. Aber wenn die Leute sich nicht mehr aussprechen können, dann hat doch die ganze Organisation keinen Zweck. Ich selbst habe diese scharfe Sprache ausdrücklich gerügt; es solle in Zukunft nicht mehr vorkommen, aber man solle den Arbeitern Gelegenheit geben, i Beschwerden an der zuständigen Stelle zur Geltung ju bringen. dieser Grundlage kam eine Einigung zustande. Die Antwort war, daß nach einigen Tagen der Erlaß auf weitere Dienftstellen ausge⸗ dehnt wurde. An dem guten Willen der Milnärarbeiter hat es also nicht gefehlt. Den Organisationsgedanken schafft der Kriegs minister nicht mehr aus dem Herzen der Arbeiter heraus. Wenn man den Militärarbeitern die eigene Organisation verbietet. dann werden sie sich auf andere Weise koalteren und werden sich dahin wenden, wo sie der Verwaltung noch unangenehmer sind. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten Sie rufen: sehr richtig, aber damit das nicht geschieht, desdald erdehe ich hier meine Stimme. Gegen das Denunziantentum hat man sich von allen Seiten gewandt Auch Sie sind davon nicht frei. Ich brauche Ihnen nur das Ver⸗ halten des „Vorwärts bei den letzten Landtagswahlen vor zuhalten. Der preußische Eisenbahnminister sol sich in einem Erlaß
zugunsten des freisimnigen Kandiraten im ersten Berliner Wabl
kreise ausgesprochen und gleichzeitig gewünscht haben, daß die ihm unterstellten Arbeiter diese Aunregung befolgten. In einer Ver⸗ sammlung sollen dam Ersenbahnarbeiter und untere Beamte schar dagegen Stellung gwemmen haden. Damit sind sie doch denunziert worden, als ob sie für den Sozialdemokraten eingetreten seien. Nun haben aber Ermittlungen ergeben, daß einmal ein solcher Erlaß gar nicht ergangen ist und daß auch die Versammlung nicht stattgefunden hat. Der „Vorwärts“ hat also die Beamten und Ardeiter bemußt als Scozialdemokraten denunziert. Zuruf: Das in dech
Denunziation!) Das ist dech ader auch keine Ebhren erklärung. Diese Ansicht findet sich doch nur bei Ibven Es ist gestern hier gesagt worden, daß die Eisenbahnarbeiter nocd übler daran wären als die Militärarbeiter. Nun haben aber die Erhen⸗ bahnarbeiter all das, was ich für die Militäararbeiter geferdert Hade Jenen ist man von oben entgegengekommen, indem man mhmen Ge⸗ legenbeit gab, shre Wünsche und Beschwerden anzubringer. Dadurch ist ein gutes Verhältnis zwischen der Verwaltung und dem Arterinen hergestellt und ein gedeihliches Zusammenarbeiten Fmit werder. Selbstverständlich haben diese Arbeiter auch noch sernerdüer Wuürche. Nun ist der Vorwurf gemacht worden, als ed die Lehmakemnamfemmum für die Eisenbahnarbeiter von keinem Nutzen senem. Ich dode eiset solchen Kommissionen oft beigewohnt und kanm es des Dasd Fesdebelkern. daß tatsächlich dadurch ein großer Fortschritt gegem kender Erreiche worden ist. Nun ist auch gesagt worden, daß der Stametrier de⸗ sondere Sicherheiten und Veorkehrungen exvordert. Demngeperetder möchte ich feststellen, daß alle hier in Frage kormmemdem Onpercheceewien auf das Streikrecht verzichten. Desbalbd sellte mam nuch iche d a
greift, dann werden lediglich die Senaldemekratem darem Meriret WBapg 8 baäbech.
Abg don Winterfeldt (bras“ PWer 8 vdner Nicht verargen das er mn warmer Weise Lisernedem a wanisationen, die ihrn derseakech ees doß er wer ves