gedient wird? Beide sind hinaus über die Zeit, wo es galt, noch für die Kenntnis ihrer Kunst zu werben. Von beiden wünschte man sich wenige erlesene Meisterwerke und findet — ein Vielerlei, das ziem⸗ lich wahllos aus den Ecken des Ateliers zusammengesucht erscheint. Das Selbstbildnis Liebermanns aus der jüngsten Zeit, eine seiner allerschönsten und geistvollsten Radierungen, vermag sich — seiner lapidaren Ausdrucksgewalt in dieser S kaum durchzusetzen. Lovis Corinth hätte wohl die Sktzzen seiner Rivierazeit mehr sichten dürfen. Seine Radierungen — Akte und Tierstudien — wirken ungleich stärker als die Zeichnungen. Immer⸗ hin steht man bei ihm auch jetzt wieder unter dem Eindruck einer reichen Persönlichkeit, die das Verschiedenste erfaßt und im Fluge künstlerisch zu deuten strebt, und man folgt ihm auch da, wo es aus⸗ sieht, als sei er nur halb bei der Sache gewesen. Andern aber wird mit der Menge des Gebotenen ein schlechter Dienst er⸗ wiesen. Zwei so weit auseinanderliegende Talente wie Pascin und Pechstein sind hier zu nennen. Die 58 Blätter von Pascin werden selbst dem Vorurteilslosesten zuviel werden. Hatte man schon immer Mühe, die graziöse Zeichenkunst dieses undeutschesten unter allen Jüngern der Sezession losgelöst von den Widerwärtigkeiten seiner Stoffe zu genießen, so ist angesichts der jetzigen Anhäufung von Motiven, die fast alle derselben schmutzigen Spbäre entstammen, eine reine Freude nicht mehr möglich. Wir entscheiden nicht darüber, ob diese Dinge überhaupt darstellbar sind. Jedenfalls ist Pascin nicht der Goya oder Daumier, der sie be⸗ zwingen und das Menschliche daran uns nahebringen könnte. Durch die Art, wie das Schamlose und das Krankhafte eines bestimmten Milieus dem Beschauer geradezu aufgedrängt wird, stößt er ein ge⸗ sundes Empfinden ab. — Pechstein, der Revolutionär von gestern, ordnet sich auf den ersten Blick über⸗ raschend gut in die Umgebung der Fression ein, der er nun als Mitglied angehört. Und als Versuch, seine Erlebnisse von graphischen Techniken aus neu zu gestalten, wird man die diesjährigen Arbeiten, auch die eigenartigen Holzschnitte, gern gelten lassen. Der künstlerische Inhalt ist sehr dürftig. An dem 8198 Primitiven sieht sich das Auge bald satt. Um ganz Einfaches zu geben, muß man die Dinge ganz groß empfinden. Die vielen Blätter lehren, daß Pech⸗ stein leicht schafft, aber noch nicht, daß er aus der Tiefe schöpft. Das Gegenteil gilt von Ernst Barlach. Seine lange Folge von Litho⸗ graphien zu dem Drama „Der tote Tag“ sind technisch einförmig und wie mit Absicht unbehilflich. Aber diese Gestalten, die sich so schwer vom Grunde lösen und deren summarische Rundungen immer wieder den Holzbildhauer in Erinnerung rufen, haben nicht bloß einen persönlichen Stil; sie sind von einer starken Leidenschaft getragen, die nichts Artistisches hat, und die sich ihre Formen noch schaffen wird. Nicht der einzelne Mensch interessiert ihn mit seinen Besonderheiten, nicht der Mensch, aber auch nicht der Raum als solcher, sondern jene ur⸗ sprünglichen Gesten, in die sich für einen Augenblick die ganze Seele hineindrängt, die elementaren Ausbrüche einfacher, triebhaft bewegter Menschen und Menschengruppen. Damit stellt er sich an die Seite jener Stilisten, die berufen scheinen, den Impressionismus abzulösen, und in deren Werken alte, eine Zeitlang schlummernde Themen der Kunst wieder zum Leben ermwachen. Ferdinand Hodler, von dem die Bewegung ausging, zeigt sich nur mit kleineren, nicht gerade bezeichnenden Stücken. E. R. We iß macht einen neuen, ernsten Versuch, sich der Gruppe anzuschließen. Ein junges Talent wie Otto Penner verfolgt die Vereinfachung bis zu dem Punkt, wo Mensch und Tier zu dekorativen Liniensoymbolen werden. Von hier bis zum Tapetenornament, das in regelmäßigen Abständen aufgereiht wird, ist nur noch ein Schritt. — Gemeinsam ist all diesen Versuchen die Sehnsucht nach einer Flächen⸗ kunst, die nicht im gerahmten Bild, sondern in der Wandfüllung ihre Aufgabe erblickt. 8 Th. D.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗
maßregeln. Türkei.
Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat an⸗ geordnet, daß die Herkünfte aus Zoungouldak und aus Confoudah einer ärztlichen Untersuchung bei der Ankunft in dem ersten türkischen Hafen, in welchem sich ein Sanitätsarzt befindet, unterliegen.
Theater. Königliche Schauspiele. Sonn⸗
abend: Opernhaus. 261. Abonnementsvor⸗ von Schiller. geboben. Carmen. Oper in vier Akten 1 pe von Georges Bizet. Text von Henry und Rudolph Schanzer. Meilhac einer Novelle des Prosper Merimée. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister vbe Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. 2 8 Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. (Carmen: Fräulein Marguerite Sylva von der Opéra Comique zu Paris als Straße. Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Hedda Gabler Schauspielhaus. 271. Abonnementsvor⸗ veb ö stellung. Doktor Klaus. Lustspiel in* 88 eee 5 Aufzügen von Adolf L'Arronge. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr. Neues Operntheater. Geschlossen. Sonntag: Opernhaus. 262. Abonne⸗ mentsvorstellung. 1 Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. für
Anfang 7 Uhr. 8 Schauspielhaus. 272. Abonnementsvor⸗ mann. stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗
— Der große König. Drei und Heimat. — Abends: Sommer. Montag: Einsame Menschen.
aus seinem Leben von Josef Lauff.
k von Weiland Seiner Majestät dem — König. Für die szenische Aufführung ein⸗ 3 stet von Josef Schlar. Anfang
Berliner Arbeiterschaft: Sappho. r g. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz Montag: Gläubdiger. Grillparzer. (Die Eintrittskarten werden dem Feuer spielen.
durch die Zentralstelle für Volkswohlfahrt nur an Arbeitervereine, Fabriken usw.
sonen findet nicht statt.) 1 1
Deutsches Theater. Sonnabend, rote Leutnant. — Abends 7 ½ Uhr: König Heinrich IV. Generalsecke.
(1. Teil.) König Heinrich IV.
Sonntag: Geuneralsecke. König Heinrich IV.
(2. Teil.) Montag: (1. Teil.) Kammerspiele. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Mein Abends 8 Uhr: Freund Teddy. Sonntag: Maria Magdalene. Montag: Mein Freund Teddy.
“
lottenburg,
““
zwischen Haldar⸗Pacha und dem Kap
Berliner Theater. Sonnab., Nach⸗
8— Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Rößl. und Ludovic Halévv, nach Rofinen. — Abends: Filmzauber. Montag und folgende Tage: Film⸗
S iel 8 Uhr: Die Lokalbahn. Komödie in 11“ drei Akten von Ludwig Thoma. Hierauf: S“ Sonntag: Die fünf Frankfurter. 1“ 1 Montag: Herodes und Mariamne. Ludwig Thoma. häs
F zne. Lessingtheater. Sonnabend, Nach⸗ 'funden. (Gewöhnliche Preise.) mittags 4 Uhr: Wohltätigkeitsvorstellung
Schülerwanderungen: Die Meistersinger von Nürnberg. kehrung der bösen Tilla. — Abends Oper in drei Akten von Richard Wagner. 8 Uhr: Gabriel Schillings Flucht. Drama in fünf Akten von Gerhart Haupt⸗
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Glaube 8 Uhr: Der Frauenfresser. Operette
Deutsches Schauspielhaus. (Diretk⸗ hr. tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ Frauenfresser. Neues Operntheater. Sonntag, Nach⸗ straße 104 — 104 a.) Sonnabend, Abends “
mittags 2 ½ Uhr: Auf Allerhöchsten 8 Uhr: Der gut sitzende Frack. Lust⸗ Rönig
Befehl: Dritte Vorstellung für die spiel in vier Akten von Gabriel Dregely.
Komädienhaus. Sonnabend, mboegeten. Eim Berkauf an hgß Per 8 Uhr: Die Geueralsecke. Lustspiel in drei Akten von Richard Skowronnek. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Abends: Die in der Unterwelt.
Montag und folgende Tage: Die b
Deutsches Opernhaus. Bismarck⸗Straße 34 — 37. 1866 von Robert Saudek und Alfred Direktion: Geor veeeeee- Sonnabend, Halm. 5 garos Hochzeit.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Windhund! — Abends: Graf Pepi. — Abends: Zar und Zimmermann. Montag: Zar und Zimmermann.
1 Weiter hat der Gesundhei’srat bekannt gegeben, daß alle
von Ismidt) gelegenen Küstenhäfen als zu der cholera⸗ verseuchten Zone gehörend zu betrachten sind.
schrichten über Gesundheitswesen ꝛc. s. i. d. Zweiten Betlage.)
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
err Mattia Battistini beschloß gestern sein erfolgreiches Gastspiel als George Germont in Verdis Oper „La Traviatat. Diese Partie enthält nur eine einzige Stelle, in der der Sänger sich hervortun kann, in der arienhaften Ermahnung an den Sohn, in das Vaterhaus zurückzukehren. Die vollendete Gesangskunst Battistinis bewährte sich auch hier und entfesselte einen solchen Beifalls⸗ sturm, daß er sich zu einer Wiederholung entschließen mußte. Seine Darstellung wirkte indessen ebenso altmodisch wie seine Kleidung (Biedermeierrock und Vatermörder) inmitten der neuzeitlichen Um⸗ gebung. Die Violetta soang wiederum Fräulein Alfermann, deren Leistung erst kürzlich eingehender gewürdigt wurde, den Alfred Herr Kirchhoff mit gutem Gelingen. 1.“ v111“
In der morgigen Aufführung von „Carmen“ im Königlichen Opernhause wirken Fräulein Sylva von der Opéra Comique in Paris als Carmen, Frau Bochm van Endert (Micasla) und die Herren Kirchhoff (Jofe) und Hoffmann (Escamillo) mit. Dirigent ist der Kapellmeister Blech.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen A. L'Arronges Lustspiel „Dr. Klaus“, mit den Damen von Mavyburg, Abich, Heisler, Vollmer und von Arnauld sowie den Herren Vollmer, Keßler, Eichholz, Boettcher, Werrack und Eggeling in den Haupt⸗ rollen, gegeben. — In der am 12. Dezember stattfindenden Neu⸗ einstudierung von Schillers „Don Carlos“ spielt Herr Geisendörfer die Titelrolle, Herr Mühlhofer den Marquis Posa, Herr Sommerstorff den König Philipp, Frau Ressel die Königin und Fräulein Arnstädt die Prinzessin Eboli.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Dritten Beilage.)
Mannigfaltiges. Berlin, 6. Dezember 1912.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten fand zunächst die Einführung und Verpflichtung des an Stelle dis ver⸗ storbenen Stadtv. Barth gewählten Stadtv. Bry statt. Die Tages⸗ ordnung wies nur kleinere Vorlagen auf. Eine längere Erörterung zeitigte besonders eine Vorlage, betreffend die Mietung von städtischen Bureauräumen, die schließlich abgelehnt wurde. — In einer gemeinsamen Sitzung mit dem Magistrat wurde sodann durch Zuruf die Ersatzwahl für ausgeschiedene Mitglieder der Zweckverbandsversammlung vorge⸗ nommen. — Darauf beschäftigte sich die Versammlung mit den des Magistr. ts auf einen Antrag des vorberatenden Ausschusses, betreffend den Abschluß eines kollektiven Arbeits⸗ vertrages für die städtischen Arbeiter. Der Ausschuß batte beantragt, beim Ausschuß des Gewerbegerichts ein Gut⸗ achten über die Frage einzuholen, ob sich der Abschluß eines solchen Tarisvertrages empfiehlt. Diesem Antrag widersprach der Magistrat aus formellen und sachlichen Gründen. Die Versammlung nahm von der Antwort des Magistrats Kenntnis. — Eine Vorlage des Magistrats, betreffend Abänderungen des Orts⸗ statuts zum Schutze der Stadt Berlin gegen Ver⸗ unstaltung, wurde einem Ausschusse überwiesen. — Zum Schluß erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daß die Stadt⸗ gemeinde Berlin dem Preußischen Städtetag gemäß der neuen Satzung vom 8. Oktober 1912 als Mitglied beitritt. — Auf die öffentliche folgt eine geheime Sitzung.
Schillerthenter. o. (Wallner⸗
und Schwert. — Abends: Im weißen Baeckers.
Montag: Hedda Gabler. erziehung.
Charlottenburg. Sonnabend, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Wallensteins Lager. Schauspiel in einem Aufzug von Schiller. Schönfeld.)
Die Medaille. Komödie in 1 Akt von Schönfeld.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Iüdin von Toledo. — Abends: Heim⸗
Montag: Heimg'funden. Die Be⸗
Montis Operettentheater. (Früher: b Neues Theater.) Sonnabend, Abends in drei Akten von Leo Stein und Karl „Montag Lindau. Musik von Edmund Eysler. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Wiener
Boz⸗Bouron (Golf
Residenzthenter. Sonnabend, Abends mittags 3 ½ Uhr: Kabale und Liebe. theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: 8 Uhr: Gastspiel Constanze von Linden 8Uhr: Konzert von Katharina Fleischer⸗ Bürgerliches Trauersviel in fünf Akten Im weißen Rößl. Lustspiel in drei vom Abends 8 Uhr: Film⸗ “ von 4 N *½ 44 g „ G 1 d 2. 2 g. stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ 4se 28 ö“ ö
Théatre O. Blumenthal und Brüssel: Prinzenerziehung. Satire in Dirigent: Eduard von Strauß. drei Akten von Maurice Donnay. Be⸗ Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zopf arbeitet und inszeniert von H. Bolten⸗
Thaliatheater. (Direktion: Kren und
Theater in der Königgrützer Hierauf: Die Piccolomint. Schauspiel 4 Abr. EEb
Sonnabend, Abends 8 Uhr: in 5 Aufzügen von Schiller. — Abends (vorletzte Woche): Autoliebchen. Posse das große Spezialitätenprogramm. mit Gesang und Tanz in drei Akten von — Nachmittags und Abends: Zum Schluß: Gesangstexrte von Alfred Der unsichtbare Mensch.
Musik von Jean Gilbert. Sesdcetccsess cst⸗ Sonntag: Autoliebchen.
Auf der Treptower Sternwarte spricht der Direktor Dr. F. S. Archenhold am Sonntag, Nachmittags 5 Uhr, über „Die Wunder des Weltalls“, am Montag, Vormittags 9 ¾ Uhr, über „Allgemeine Astronomie“ und Abends 7 Uhr über „Die Vielheit der Welten“, am Mittwoch, Vormittags 9 ¼ Uhr, über „Unser Planeten⸗ system“. Alle Vorträge sind mit zahlreichen Lichtbildern ausgestattet. Schulen haben besondere Ermäßigung. Mit dem großen Fernrohr wird am Tage die Venus“ und Abends der „Saturn’ gezeigt. Kleinere Fernrohre stehen den Besuchern zur Beobachtung von Doppelsternen, Sternhaufen und Nebelflecken auf der Plattform zur freien Verfügung.
Ppotsdam, 5. Dezember. (W. T. B.) Bei der heutigen Ein⸗ weihung des Oberlin⸗Taubstummenblindenhauses in Nowawes erschienen Ihre Majestät die Kaiserin und Königin und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Eitel⸗Friedrich. Nach der Einweihung besichtigte Ihre Majestät die Wohlfahrtseinrichtungen des Hauses längere Zeit und begab sich später nach dem Neuen Palais.
.“ 8
Dresden, 5. Dezember. (W. T. B.) Heute vormittag 1 Uhr fand im hiesigen Handelskammergebäude in Gegenwart Seiner Majestät des Königs sowie der Reichs⸗, Staats⸗ und städtischen Behörden die Feier des 50 jä hrigen Bestehens de
fünf saͤchsischen Handelskammern Dresden, Leipzig Chemnitz, Zittau und Plauen statt. Unter den Anwesender bemerne man den Vizepräsidenten des Reichsbankdirektoriums Dr. von Glasenapp und den Präsidenten des Deutschen Reichs tags Dr. Kaempf. Nach begrüßenden Worten des Präsident
der Dresdener Handelskammer, Geheimen Rats Haensel⸗Pirn ergriff Seine Majestät der König das Wort zu einer Be⸗ glückwüns in der er u. a. mit Genugtuung hervorhob daß sich Han
dem Schutze einer starken Regierun entwickelt und durch ihr Gedeihen den Volksschichten gehoben hätten. Er habe so schloß der König, daß dem DHeutschen
und guter Gesetze glänzend Wohlstand alle
Reiche
Seemacht die Segnungen des Friedens noch lange erhalten bleiben Alle aber, die sich der Vorteile des Friedens erfreuten, sollten es sich in diesen ernsten Zeiten gesagt sein lassen, daß dieses kostbare Gu nur gewahrt werden könne, wenn man sich fernhalte von aller wei
lichen Genußsucht und gewillt sei, nicht nur im gebotenen Augenbli
Gut und Blut einzusetzen, sondern das persönliche Wohl jederzeit dem Dienste des Vaterlandes unterzuordnen.
Opferwilligkeit nie nachgestanden hätten. Mögen sie darum auch ferner blühen und gedeihen zum Wohle des Landes. — Ihre Glück wünsche sprachen ferner der Vizepräsident des Reichsbankdirektorim Dr. von Glasenapp und der Präsident des Reichstags Dr. Kaempf aus. “
Brünn, 5. Dezember. (W. T. B.) Heute abend veranstaltete der Verein ehemaliger Angehöriger des 49. Infanterie⸗ regiments unter Teilnahme von mehreren Mitglieoern des Ge⸗ meinderats und von 150 deutschen Hochschülern eine deutsch⸗ nationale Kundgebung, worauf sie vor das deutsche Konsulat
d di Wach n Rhein“ und die Volke hymne sangen.
Station arrenthin, 6. Dezember. 8 lich wird gemeldet: Gestern nachmittag gegen 5 Uhr sind auf der Strecke Zarrenthin-—Pasewalk vier Streckenarbeiter der Bahnmeisterei Pasewalk auf der Rückkehr von der Arbeit von einer Lokomotive überfahren und getötet worden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zwe 1 ͤ1AA2X““
Blüthner-Sual. Sonnabend, Abends
Royal du Parc in Edel mit dem Blüthuer⸗Orchester.
Sonnabend,
Birkus Schumann.
Sonntag und folgende Tage: Prinzen⸗ Abends 7 ½ Uhr: Grande Soireece
high Life. Vorzügliches Programm. — Zum I Der unsichtbare Meusch! Vier Bilder aus Indien. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Nachmittags Abends 7 ½ Uhr: 2 große Galavor⸗ Abends 8 Uhr stellungen. — In beiden Vorstellungen:
Birkus Busch. Sonnabend, Abende 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe 8 Zum Die große Prunk⸗ ,— 1 pantomime: „Sevilla“. Bahnhof Friedrichstr.) Sonnabend, Abends Nachmittags 3 ½ Uhr und
Sonntag,
8 Uhr: Die Erste — die Beste. Lust⸗ 8. 8 1 spiel in drei Akten von Paul Gavault. Abends 7 ½ Uhr: 2 große Vorstellungen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der— selige Toupinel. — Abends: Die Erste 2—— — die Beste. und folgende Tage: Die Erste — die Beste.
Familiennachrichten. Verehelicht: Hr. Theodor Lübbing mit
Blut. — Abends: Der Frauenfresser. Montag und folgende Tage: Der
Theater am
JFenntag Zer gut sinene Frage, Gastspiel des Münchener Künstlertheaters: sohn⸗Ronzert 1 Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Snee⸗ Kammermusik).
wittchen. — Abends 8 Uhr: Orpheus Abende in der Unterwelt. Burleske Oper in
Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Jugend. Montag und folgende Tage: Orpheus (Klavier).
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Fischer 2 Sonnabend, Abends 8 ¼ Uhr: Graf Pepi. (Char⸗ Lustspiel in drei Akten aus dem Jahre
Montag und folgende Tage: Graf Orchester. Pepi. b brand.
Konzerte. Ge
1 Hochschule für Nollendorsplatz. Sonnabend, Abends 8 Uhr: IV. Loeven⸗
5 Singakademie. Sonnabend, Abends 9n-bkegxh x 8 Uhr: Sonatenabend von Heinz
— Abends: Orpheus in der Unterwelt. Veyer (Cello)
Saal Bechstein. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Liederabend von Richard Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg⸗ Am Klavier: Fritz Linde⸗
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: So n 8 Uhr: Konzert von Daniel Melsa (Violine) mit dem Philharmonischen Dirigent: Camillo Hilde⸗ (einschließlich Börsenbeilage und
Frl. Erica von Alt⸗Stutterheim Frrdteh bei Berlin). oren: Eine Tochter: Hrn. Forst⸗ assessor und Leutnant i. Reit. Feldjäger⸗ korps Walter von Dreßler (Bad Alt⸗ heide). — Hrn. Ernst von Karstert (Fretzdorf). 8 8 Gestorben: Hr. Oberst a. D. Ulrich von der Lühe (Schwerin⸗Ostorf). — r. Oekonomierat Carl Stoewahs Stettin⸗Broellin). — Fr. Marie von elldorff, geb. von Voß (Nöschenrode⸗ ernigerode).
(Kunst der modernen
und O. Casterra
Verantwortlicher Redakteur:
Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckeret und
Beethoven-⸗Saal. Sonnab., Abends Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Zehn Beilagen
zeichenbeilage Nr. 99 A u. 99 ). 16“ 8
Inf. Regt. Nr. 138,
el und Industrie in 40 jähriger Friedenszeit unter
die feste Zuversicht, dut unter der Führung seines Kaisers und unter dem Schutze seiner Land⸗ und
Gern bestätige er dem Handel und der Industrie des Landes, daß sie anderen Ständen an
(W. T. B.) Amt⸗
8
Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußis chen Staatsanzeiger.
1912.
Personalveränderungen
Königlich Preußische Armee. 8 Offiztere, Fähnriche usww. Neues Palais, 9. Dezember. Lösch, Lt. im 3. Unterelsäss.
scheidet am 22. Dezember aus dem Heere aus und wird unter Enthebung von dem Kommando zur Dienstleistung
bei der Landesaufnahme mit dem 23. Dezember 1912 in der Schutz⸗ truppe für Südwestafrika angestellt.
Evangelische Militärgeistliche. 1 Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
Den 21. November. Meichßner, Div. Pfarrer der 16. Div., uf seinen Antrag zum 1. Dezember 1912 mit Pension in den Ruhe⸗
stand versetzt.
Beamte der Militärjustizverwaltung. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
Den 11. November. Die Kriegsgerichtssekretäre Neurath von er 39. zur 33. Div., Maffey von der 29. zur 39. Div., der
Millitärgerichtsassist. Binder von der 34. zur 42. Div. mit An — weisung des Amtssitzes in Mörchingen versetzt. G
88 r 8 beaar bei der . „ auf seinen Antrag mit der gesetzliche 1. Fe⸗ bruar 1913 in den Ruhestand verset. u1u1“*“ „Den 26. November. Schlender, Unterzahlmstr. bet der 37. Div. Nüske, Militäranwärter bei der 14. Div., — zu Militär⸗ gerichtsassistenten ernannt.
Beamte der Militärverwaltung.
Im aktiven Heere. Durch Allerhöchste Bestallung. Den 7. November. Dr. Wächter, Professor am Kadettenbause in Köslin, Dr. Bull, Oberlehrer am Kadettenhause in Bensberg,
— zu Studienräten des Kadettenkorps ernannt. b
Durch Allerhöchstes patent.
Den 7. November. Dr. Amsel, bisher Studienrat des Kadetten⸗ korps, nach Rücktritt in eine Oberlehrerstelle an der Hauptkadetten⸗ anstalt der Charakter als Professor mit dem persönlichen Range der
Räte vierter Klasse verliehen.
Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
Den 28. Okrober. Die Garn. Verwalt. Inspektoren Wilden in Straßburg i. E., Theiß in Oberhofen, zu Garn. Verwalt. Ober⸗ inspektoren ernannt.
Den 7. November. Becker (Otto), in Langen⸗ salza, bei dem Ausscheiden aus dem Dienste der Charakter als Fro⸗ ü e
ten 8. Nobember. Hutt, Reuter, Proviantamtsinspektoren und Amtsvorstände in Brieg und Ftzeboe, * See enensper die Garn. Verwalt. Inspektoren auf Probe: Sanden in Karlsruhe, Narjes in Minden, Krause in Schwerin, zu Garn. Verwalt. Inspektoren, — ernannt. Wilke, Wohlers, Proviantamts⸗ unterinspektoren, mit dem 1. Dezember 1912 als Proviantamts⸗ inspektoren in Straßburg i. C. bzw. Königsberg i. Pr. angestellt. 8 Den 11. November. Hinz, Milltärintend. Referendar bei der Intend. des XVII. Armeekorps, unter Ueberweisung zu der Intend. des XIV. Armeekorps, zum etatsmäßigen Militärintend. Assessor ernannt. Dettmann, Garn. Verwalt. Insp. in Arys, nach Rasten⸗ burg Fersest 8 8
Den 13. November. Versetzt zum 1. Januar 1913: Jahns,
Obermilitärintend. Sekretär “ “ V. S in Abänderung der öö vom 24. Oktober 1912 zur Intend. der 10. Div., Eichner, Obermtlitärintend. Sekretär von der Intend. der 10. Div., zu der Intend. der 9. Div. .Lipka, Garn. Verwalt. Insp. in Posen, unter Aufhebung seiner Versetzung nach Berlin, nach Frankfurt a. O. versetzt. Die Ver⸗ setzung des Garn. Verwalt. Insp. Komor von Berlin nach Frank⸗ furt a. O. ist aufgehoben. Müller (Theodor), geprüfter Intend. Sekretariatsanwärter, bei der Intend. des V. Armeekorps als Militär⸗ intend. Dtätar angestellt.
Den 15. November. Gaertner, Militärintend. Diätar von der Intend. des XI. Armeekorps, zum 1. Januar 1913 zur Intend. des III. Armeekorps versetzt.
Den 21. November. Werner, Rechnungsrat, Oberzahlmstr. vom Hus. Regt. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, Steffen, Ober⸗ zahlmstr. vom Füs. Bat. Kolberg. Gren. Regts. Graf Gneisenau ö“ Nr. 9, auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand
ersetzt.
Den 22. November. Grübel, Intend. Sekretär von der Schutz⸗ truppe für Südwestafrika, vom 1. Januar 1913 ab als Wintörfntend. Sekretär im Heere wiederangestellt und der Intend. des XVI. Armee⸗ korps überwiesen.
Den 25. November. Eckolt, Oberzahlmstr. von det I1. Abteil. 3. Lothring. Feldart. Regts. Nr. 69, Körner, Fabrikenkommissarius, Erster Revisionsbeamter bei der Gewehrfabrik Spandau — auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Wetzel, Buchhalter bei der Zahlungsstelle XIV. Armeekorps, unter Versetzung zur General⸗ militärkasse zum Buchhalter bei letzterer ernannt.
Den 24. November. Kaetel, Garn. Verwalt. Direktor auf Probe in Metz, zum Garn. Verwalt. Direktor, Gerlach, Gerichts⸗ referendar bei der Intend. des II. Armeekorps, zum Militärintend. 1““ 8
en 27. November. Meyer, Millitärbaumeister, Betriebsafsist. bei der Munitionsfabrik Spandau, zum Betriebsleiter bei den technischen Instituten ernannt. Kälz, Kanzleisekretär a. D., vom 8 u 1912 ab als Kanzleisekretär des Kadettenkorps wieder⸗ angestellt.
Durch Verfügung der Generalkommandos.
Versetzt: die Oberzahlmeister und Zahlmeister: Kindler vom
II. Bat. 5. Lothring. Inf. Regts. Nr. 144 zum III. Bat. 9. Lothring. Iuf. Regts. Nr. 173, Müller vom I. Bat. 9. Lothring. Inf. Regts. Nr. 173 zum II. Bat. 5. Lothring. Inf. Regts. Nr. 144, Rickes von der II. Abteil. 1. Lothring. Feldart. Regts. Nr. 33 zur II. Abteil. 4. Lothring. Regts. Nr. 70, Bellenhaus vom III. Bat. Metzer Inf. Regts. Nr. 98 zur II. Abteil. 1. Lothring. Feldart. Regts. Nr. 33, Farlla9 vom II. Bat. Füs. Regts. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35, zur Inf. ießschule, Mochel vom Großherzogl. Mecklenburg. Jägerbat. Nr. 14 und Lohr vom 18 Bad. Leibdrag. Regt. Nr. 20, — ge⸗ Dieck vom II. zum J. Bat. Inf. Regts. von Bopen (5. Bipran. Nr. 41, Fuchs vom 2. Rhein. Pion. Bat. Nr. 27 zum III. Bat. 1. Oberrhein. Inf. Nr. 97, Schulz vom I11II. Bat. 1. Oberrhein. Inf. Regts. Nr. 97 zum 2. Rhein. Pion. Bat. Nr. 27. - Durch Verfügung der Feldzeugmeisterei.
Den 18. Oktober. Ernannt: die Meister: Karl, Bartels, Bästlein bei den Gewehrfabriken in Spandau, Danzig und Erfurt, Hoffmann 89229 bei der Munitionsfabrik, Ewert, Borchert bei der Gewehrfabrik in Danzig, Schilling (Ernst) bei der Gewehr⸗ sabrif in Erfurt; die Betriebsmeister: le Vrang, Neumann bei der Art. Werkstatt in Spandau — zu Betriebsobermeistern; die Be⸗ triebsmeisterdiätare: Zaretzke bei der Geschützgießerei, Löffler bei
2 v
Berlin, Donnerstag, den 12. Dezember
dem Feuerwerkslaboratorium in Spandau, Kamp bei der Geschoß⸗ abrik, Weihe bei dem Feuerwerkslaboratorium in ees
aube bei dem Feuerwerkslaboratorium in Siegburg, Schäfer, Aßmann, Finder bei der Artilleriewerkstatt in Spandau, Müller (Hermann) bei der Artilleriewerkstatt in Danzig, Bähr, Schilling (Richard), Hopke bei dem Feuerwerkslabora⸗ torium in Spandau, Sievers bei der Pulverfabrik bei Hanau, Weber bei der Art. Werkstatt in Danzig; der Werkmeister Sand⸗ voß bei der Gewehrfabrik in Spandau; die Meister: Flemming, Görlitz bei der Gewehrfabrik in Spandau, Knütter bei der Munitionsfabrik, Lujak, Pfeiffer, Millack bei der Gewehrfabrik in Danzig, König bei der Gewehrfabrik in Erfurt, Schwartz bei der Gewehrfabrik in Danzig, Wakes bei der Gewehr⸗ fabrik in Erfurt, Kühn, Thürer bei der Munitionsfabrik, (Otto) bei der Gewehrfabrik in Spandau, Söl⸗
inger bei der Gewehrfabrik in Erfurt, Roeder, Werner, Schülzke, Brennecke bei der Gewehrfabrik in Spandau, Rochler bei der Gewehrfabrik in Danzig, Kremnitz, Hauffe bei der Gewehrfabrik in Spandau, Schlieben, Rodominsky bei der Gewehrfabrik in Erfurt, Schwital bei der Munitionsfabrik, Stoppra bei der Gewehrfabrik in Spandau, Müller (Heinrich) bei der Munitionsfabrik, Gärtner bei der Gewehrfabrik in Erfurt; die Betriebsmeisterdiätare: Zastrow bei der Geschützgießerei, Eck⸗ stein bei der Art. Werkstatt in Hörner bei der egerrcsa: in Spandau, Schae fer bei der Art. Werkstatt in Lippstadt, — zu Be⸗ triebsmeistern; Hah nzog, Waffenrevisor bei der Pulverfabrik bei Hanau, um Waffenoberrevisor; die technischen Sekretariatsdiätare beim
rt. Konstruktionsbureau: Höhn, Nebelung, Schrentzel, Ullrich, Buchholz, Hoppe, Henze, Witzig, Flörsheimer, Karth, Goßmann, Hoffmann (Friedrich), — zu technischen Sekretären; die Bautechniker: Seeger bei der Art. Werkstatt in Spandau, Fricke bei der Pulverfabrik in Hanau, Hansche bei der Gewehrfabrik in Danzig, Froese bei der Ge chützgießerei, Jaeppelt bei der Gewehrfabrik in Danzig, Gerrits bei der Geschoßfabrik, 6 tübe bei dem Feuerwerkslaboratorium in Siegburg, — zu Bau⸗ ekretären.
Den 22. Oktober. Schumann, Militärbaumeister und Be⸗ triebsleiter bei dem Feuerwerkslaboratorium in Spandau, zur Art. Werkstatt Straßburg i. E. versetzt.
Den 1. Nobember. Ernannt: Skahr, Betriebsmeister beim Feuerwerkslaboratorium in Siegburg, zum Betriebsobermeister, Kroll, Betriebsmeisterdiätar beim Feuerwerkslaboratorium in Sieg⸗ burg, zum Betriebsmeister, Rabe, Jeske, Techniker beim Inf. Konstruktionsbureau, zu technischen Sekretären, Neuhaus, Bau⸗
techniker bei dem Feuerwerkslaboratorium in Spandau, zum Bau⸗
sekretär. Im Beurlaubtenstande. Durch Verfügung des Kriegsministeriums. Den 18. November. Dr. Weber (Hannover), Oberapotheker 8 “ zum Stabsapotheker des Beurlaubtenstandes efördert.
8 Deutscher Reichstag. 83. Sitzung vom 11. Dezember 1912, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)
Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung der Entwürfe von Gesetzen, betreffend die Feststellung je eines Nachtrags zum Reichshaushaltsetat und zum J1“ der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1912
Ueber den Anfang der Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Abg. Dr. Spahn (Zentr.) beantragt zur Geschäfts⸗ ordnung, falls der Kommissionsvorschlag in bezug auf Kiautschou in zweiter Lesung angenommen werden sollte, sofort die dritte Lesung vorzunehmen.
Abg. Dr. Paasche (nl.): Der Abg. Neske hat behauptet, das Auftreten des Deutschtums in China habe sehr wenig dazu beigetragen, moralische Eroberungen zu machen. Er kennt die Dinge nicht aus eigener Anschauung wie ich. Ich habe die Empfindung, daß das deutsche Ansehen eine Steigerung erfahren hat, und daß dieses nicht zum mindesten beruht auf unserer starken Macht. In Tsingtau hat sich eine Menge reicher Chinesen niedergelassen, Männer in hohen Stellungen, 34 an der Zahl, darunter befindet sich auch der frühere Vormund des chinesischen Kaisers. Unsere Kaufleute haben es nicht an Energie fehlen lassen, im Gegenteil, sie haben veze. Hervorragendes geleistet. Die Deutschen haben überhaupt dort ein gutes Stück Kulturarbeit geleistet, und das ist ihnen gelungen, weil die politische Macht Deutschlands hinter ihnen stand. Die meisten Geschäfte, die dort gemacht werden, sind sogenannte Regierungsgeschäfte. Sie bestehen in großen Lieferungen für Eifen⸗ bahnen, in Lokomotiven usw. Das hört auf in dem Moment, wo die Chinesen den Respekt vor dem Deutschtum verlieren. Unsere deutsche Einfuhr ist gewaltig gestiegen, umgekehrt versuchen die Eng⸗ länder alles zu tun, um uns dort zu verdrängen. Ich könnte Bei⸗
spiele dafür anführen, der gegenwärtige Zeitpunkt ist aber nicht dazu’
geeignet, von der Tribüne dieses Hauses darüber zu sprechen. Sobald unser deutscher Ingenieur in China verschwindet, hören auch die Bestellungen auf, die in Eisenbahnmaterial in Deutsch⸗ land gemacht werden. Der Kng Ingenieur wird natürlich die Lokomotiven in England bestellen. Darum sollten wir unsere Machtmittel eher verstärken als schwächen. Es wäre das thörichtste, was wir tun könnten, wenn wir mit unserer Macht zurück⸗ träten. Auch unsere Kulturbestrebungen müssen unter einem starken Schutz des Reiches stehen. Ich hoffe, daß der Abg. Noske mit seinen Freunden uns seinen Beistand nicht versagen wird, wenn es sich darum handeln wird, die deutschen Schulen in China zu erweitern. Wir müssen uns den Platz an der Sonne dort erhalten.
Abg. Nos ke (Soz.): Als wir bei einer früheren Gelegenheit in der Budgetkommifsion uns über den Wert Kiautschous unterhielten, hat der Redner der nationalliberalen Partei, der dem Abg. Paasche ganz außerordentlich nahe steht, nämlich der Abg. Paasche selber, von dem Platz an der Sonne nicht gesprochen; er sagte: kein Mensch würde noch heute daran denken, nach Kiautschou zu gehen, und man könnte nur deshalb nicht die Koffer packen und weggehen, weil man von der ganzen Welt ausgelacht werden würde. Wenn wir die deutsche Kultur befördern wollen, so haben wir im eigenen Lande genug zu tun. Wenn wir aber den deutschen Einfluß in China nicht verstärkt haben, so liegt das an unserer Diplomatie, und durch eine Vermehrung der Truppenmacht werden wir weder br 1 der Diplomatie gut machen, noch unser Ansehen in China
ärken.
Der Nachtragsetat für Kiautschon wird nach dem Kom⸗ missionsantrag angenommen und darauf nach dem Antrag des Abg. Dr. Spahn, da ein Widerspruch aus dem Hause nicht erhoben wird, sofort in dritter Lesung
endgültig genehmigt, ebenso die Nachforderung im Militär⸗ etat für Borkum.
Hierauf setzt das Haus die Besprechung der Inter⸗ pellation Ablaß, betreffend die Koalitionsfreiheit der in staatlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter, fort.
. Abg. Ickler (nl.): Ich schicke voraus, daß uns die gestrigen Aus⸗ führungen des Staatssekretärs des Innern außerordentlich überrascht und befremdet haben. Wir können auch nicht erkennen, warum es der Staatssekretär für angezeigt gehalten hat, den Inhalt der Enzyelika wegen der christlichen Gewerkschaften lediglich als Ratschläge zu be⸗ zeichnen, die uns eigentlich nichts angingen. Auch wir stehen einer Einschränkung der Koalitionsfreiheit durchaus entgegen, wir wollen sie für die Arbeiter durchaus gewahrt wissen. Die Inter⸗ pellation betrifft aber in der Hauptsache die Staatsarbeiter. Alle bürgerlichen Parteien wollen das Koalitionsrecht auch ihnen gewähren, auch die Regierung bestreitet es ihnen nicht, aber es kommt hier eben auf die Auslegung an. Die in Frage kommenden Staatsarbeiter haben in ihren Organisationen auf das Streikrecht ausdrücklich ver⸗ zichtet. Wenn man meint, daß sie nunmehr bloß noch Organisations⸗ spielerei trieben, so ist das eben nur eine Ansicht. Auch in Frank⸗ reich, dem Lande, wo die persönliche Freiheit am weitesten entwickelt ist, wird nur mit Wasser gekocht. Wir haben doch erlebt, daß dort der Streik der Staatsarbeiter mit den drakonischsten Mitteln auch von einer sozialistischen Regierung bekämpft worden ist. Durch den Streik der französischen Eisenbahner wurde Frank⸗ reichs politische Bedeutung ganz erheblich heruntergedrückt. Wenn heute die Absatzgebiete, die unsere Unternehmer sich erobert haben, nicht in Frage gestellt werden sollen, darf ein solches Streik⸗ recht für die Staatsarbeiter nicht in Anspruch genommen werden. Der Kriegsminister verwies die Staatsarbeiter seiner Betriebe auf die Arbeiterausschüsse. Der Wert dieser Ausschüsse steht nur auf dem Papier; sie machen sich sehr schön nach außen, aber es liegt in der Natur der Dinge, daß sie nach innen nicht viel zu bedeuten haben, da sie auf Verhältnisse, die in allgemeinen wirtschaftlichen Erscheinungen liegen, nur örtlich einwirken können. Entbehren die Staatsarbeiter das Streikrecht, so soll man ihnen auch ein Aequivalent bieten, so soll man sie so stellen „ daß überhaupt ein Streikrecht nicht nötig wird. Das ist jetzt nicht der Fall. Die Arbeiterausschüsse sind nicht genügend geschult, auch mit den Tagesereignissen nicht vertraut. Die An⸗ erkennung der Berufsvereine ist das mindeste, was wir verlangen müssen, wenn diese Arbeiter nicht Staatsbürger minderen Rechtes sein sollen. Der Kriegsminister beschwert sich über den Ton des Organs des Militärarbeiterverbandes. Aber lag nicht vielleicht die Schuld auf der anderen Seite In den Bescheiden lehnt die Behörde es allemal ah, mit diesem Verbande oder mit den Angehörigen des⸗ selben zu verhandeln, und zwar ohne jeden Kommentar. Wie sollen sich denn nun die Leute mit den Behörden auseinandersetzen? Ich selbst bin vorstellig geworden im Kriegsministerium der General Wandel hatte augenblicklich keine Zeit, ich wurde an seinen Vertreter ver⸗ wiesen. Wir haben stundenlang uns unterhalten; auf meine Erkundigung nach diesem famosen Erlaß, der kein Verbot sein soll, aber allgemein dafür gehalten wird, hieß es, es liege ein kolossales Mißverständnis vor, kein Mensch denke daran, die Zugehörigkeit zum Verbande zu verbieten. Es ist auch auf, den Nebenerwerb der Militärarbeiter hingewiesen worden. Ohne einen solchen kann die Mehrheit der Militärarbeiter in Berlin und auch anderswo nicht auskommen. Das Verbot des Militärarbeiterverbandes soll auf einem Mißverständnis beruhen, und ein solches soll nur an 4 Orten stattgefunden haben. Es wäre da besser gewesen, wenn man die Zahl der Dienststellen angegeben hätte, wo dasselbe geschehen ist. Der Vorsitzende soll ein Agitator sein. Es wurde angedeutet, daß die Haltung der Verwaltung vielleicht eine ganz andere wäre, wenn ein anderer Mann an der Spitze stände. Hätte das Kriegsministerium gleich dieser Meinung Ausdruck gegeben, dann hätte sich vielleicht ein Ausweg finden lassen. Der Inhalt des Erlasses soll sich gleichmäßig gegen alle Organi sationen und alle Parteien richten. Man wolle nur das Agitieren verbieten. Gestern haben wir es anders gehört. Als Ursache des Verbots wurde mir ein scharf geschriebener Zeitungsartikel mitgeteilt. Aber wenn die Leute sich nicht mehr aussprechen können, dann hat doch die ganze Organisation keinen Zweck. Ich selbst habe diese scharfe Sprache ausdrücklich gerügt; es solle in Zukunft nicht mehr vorkommen, aber man solle den Arbeitern Gelegenheit geben, ihre Beschwerden an der zuständigen Stelle zur Geltung zu bringen. Auf dieser Grundlage kam eine Einigung zustande. Die Antwort war, daß nach einigen Tagen der Erlaß auf geitere Dienststellen ausge⸗ dehnt wurde. An dem guten Willen der Milirärarbeiter hat es also nicht gefehlt. Den Organisationsgedanken schafft der Kriegs⸗ minister nicht mehr aus dem Herzen der Arbeiter heraus. Wenn man den Militärarbeitern die eigene Organisation verbietet, dann werden sie sich auf andere Weise koalieren und werden si dahin wenden, wo sie der Verwaltung noch unangenehmer sind (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten) Sie rufen: sehr richtig aber damit das nicht geschieht, desbalb erhehe ich hier meine Stimme Gegen das Denunziantentum hat man sich von allen Seiten gewandt Auch Ste sind davon nicht frei. Ich brauche Ihnen nur das Ver halten des „Vorwärts“ bei den letzten Landtagswahlen vor zuhalten. Der preußische Eisenbahnminister soll sich in einem Erlaß zugunsten des freisinnigen Kandidaten im ersten Berliner Wahl kreise ausgesprochen und gleichzeitig gewünscht haben, daß die ihm unterstellten Arbeiter diese Anregung befolgten. In einer Ver⸗ sammlung sollen dann Eisenbahnarbetter und untere Beamte scharf dagegen Stellung genommen haben. Damit sind sie doch denunziert worden, als ob sie für den Sozialdemokraten eingetreten seien. Nun haben aber Ermittlungen ergeben, daß einmal ein solcher Erlaß gar nicht ergangen ist und daß auch die Versammlung nicht stattgefunden hat. Der „Vorwärts“ hat also die Beamten und Arbeiter bewußt als Sozialdemokraten denunziert. (Zuruf: Das ist doch keine Denunziation!) Das ist doch aber auch keine Ehren erklärung. Diese Ansicht findet sich doch nur bei Ihnen. Es ist gestern hier gesagt worden, daß die Eisenbahnarbeiter noch übler daran wären als die Militärarbeiter. Nun haben aber die Eisen bahnarbeiter all das, was ich für die Militärarbeiter gefordert habe Jenen ist man von oben DWDDTö“ indem man ihnen Ge⸗ legenheit gab, ihre Wünsche und Beschwerden anzubringen. Dadurch ist ein gutes Verhältnis zwischen der Verwaltung und den Arbeitern hergestellt und ein gedeihliches Zusammenarbeiten erreicht worden Selbstverständlich haben diese Arbeiter auch noch fernerhin Wünsche Nun ist der Vorwurf gemacht worden, als ob die Lohnkommissionen für die Eisenbahnarbeiter von keinem Nutzen seien. Ich habe selbs solchen Kommissionen oft beigewohnt und kann es deshalb feststellen daß tatsächlich dadurch ein großer Fortschritt gegen früher erreich worden ist. Nun ist auch gesagt worden, daß der Staatsbetrieb be sondere Sicherheiten und Vorkehrungen erfordert. Demgegenübern möchte ich feststellen, daß alle hier in Frage kommenden Organisation auf das Streikrecht verzichten. Deshalb sollte man auch nicht so eng herzig sein. Wenn solche Engherzigkeit aber in Zukunft weiter Platz greift, dann werden lediglich die Sozialdemokraten davon Vortei haben.
Abg. von Winterfeldt (dkons.): Wir wollen es dem Vor redner nicht verargen, daß er in warmer Weise eingetreten ist fur
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Organisationen, die ihm persoönlich nabestehen, daß er wie ein Vate
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