1913 / 11 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Jan 1913 18:00:01 GMT) scan diff

. 8 8 kommen habe, von früher 18 000 Mitgliedern auf 6000 bis 700 Mitglieder heruntergegangen; nach den Zahlen, die die Herren vom Gewerkverein selbst veröffentlichten, war sein Bestand etwas höher Die Notwendigkeit, die Arbeitsordnung abzuändern, und der Um⸗ stand, daß sie neben der Verkürzung der Schlepperzeit noch einige andere, wie ich schon sagte, den bisherigen Zustand mit dem Wortlaut der Arbeitsordnung in Uebereinstimmung brin ende Bestimmungen brachte, wurde zum Ausgang für eine größere Agitation benutzt. Daß das die Absicht war, ergab sich bald an folgenden Symptomen. Alsinderersten Novemberhälfte des vorigen Jahres die abzuändernden Bestimmungen der Arbeitsordnung den Arbeiterausschüssen, wie es das Gesetz ver⸗ langt, vorg lezt wurden, erklärten die meisten Arbeiterausschüsse, von denen einer 6 Tage, die anderen 4 Tage vor der Siätzung die Vor⸗ schläge bekommen hatten, daß sie es ablehnen müßten, über diese Be⸗ stimmungen zu verhandeln, und sie verlangten Vertagung. Das waren gerade die Ausschüsse, in denen Angehörige der christlichen Gewerk⸗ schaften die Mehrheit hatten. Einige andere Ausschüsse verhandelten, und deren Wünschen wurde auch Rechnung getragen.

Nun wäre es ja wohl zu verstehen gewesen, wenn die Herren gesagt hätten: wir wollen erst Aufklärung haben und uns die Sache nachher nochmal überlegen; aber sie lehnten jedes Eingehen und jede Aufklärung ab und handelten offenbar, wie übrigens auch nicht be⸗ stritten wird, nach Instruktion einer einheitlichen Leitung, der daran lag, bei der Gelegenheit noch andere Fragen anzuschneiden Darauf wollte die Bergverwaltung nicht einehen. Sie hatte es ohnehin mit der Veröffentlichung dieser Nachtragsbestimmungen zur Arbeitsordnung dringlich, weil die Bestimmungen über die Abkürzung der Schlepper⸗ zeit mit rückwirkender Kraft für den 1. Oktober in Wirksamkeit gesetzt werden sollten. Da eine 14tägige Frist zwischen der Bekanntmachung der Arbeitsordnung und ihrer Inkraftsetzung vorgeschrieben ist, mußte diese Bekanntmachung spätestens Mitte November erfolgen, wenn die abgeänderte Bestimmung mit dem nächsten Monat Geltung erlangen sollte. Die Bergwerksdirektion trug also den Wünschen der Abeiter⸗ ausschüsse, die sich geäußert hatten, Rechnung, soweit sie es für tunlich hielt, lehnte die Vertagung der Beratung ab und veröffentlichte um⸗ gehend die Abänderungsbestimmungen zur Arbeitsordnung, die dann Rauch am 1. Dezember in Kraft getreten sind.

Nun bemächtigte sich die „Saarpost“ der Sache. Das ist eine Zeitung, die nicht als offizielles Organ der christlichen Gewerkschafts⸗ organisation betrachtet werden kann, die aber in ihrem Sinne

rbeitet, und deren Agitationsergebnisse sich jedenfalls auch im vor⸗ iegenden Falle die christliche Bergarbeitervereinigung an der Saar zunutze gemacht hat. Sie gab den Aenderungen der Arbeitsordnung eine Auslegung, die weit von dem Sinne abwich, der ihnen bekannt, und den sie meiner Meinung nach für jeden unbefangenen Leser haben müssen. Sie wirkte dadurch in den Kreisen der Saarbergleute er⸗ heblich aufreizend gegen die Neuerungen der Arbeitsordnung. Nun kam eine Abordnung von drei Arbeiterausschußmitgliedern, die sämt⸗ lich dem christlichen Gewerkverein angehörten, zu dem Vorsitzenden der Bergwerksdirektion. Dieser hat dann am 5 Dezember in aus⸗ führlicher Darlegung den Bergleuten die wahre Bedeutung der neuen Bestimmungen der Arbeitsordnung auseinandergesetzt, hat auch seine Ausführungen drucken und an der Saar verbreiten lassen; er hat ferner die Erklärung abgegeben, daß die Lohnerhöhungen weiter allmählich fortgesetzt werden sollten, sofern die Konjunktur auf der Höhe bliebe und keine außergewöhnlichen Stö⸗ rungen politischer oder wirtschaftlicher Art in den Weg träten. Diese Erklärung genügte den drei Bergleuten und ihren Hinter⸗ männern nicht, und sie ließen sich bei mir zu einer Besprechung an⸗ melden. Ich bat sie zum 12. Dezember, und an diesem Tage hat auch die Besprechung stattgefunden. Bereits am Tage vorher war der Reichstagsabgeordnete des ahlkreises Ottweiler⸗St. Wendel, Abg. Koßmann, der ein Vertreter der katholischen Arbeitervereine (Berliner Richtung) ist, mit einem anderen Reichstagsabgeordneten und mit dem Herrn Abg. Glattfelter aus diesem Hause bei mir gewesen und hatte sich bei mir über die Tragweite der neuen Bestimmungen und über die Absichten, die die Bergverwaltung in bezug auf die Löhne an der Saar habe, erkundigt. Ich habe den Herren genau in demselben Sinne, wie es der Vorsitzende der Bergwerksdir ktion in Saarbrücken getan hatte, auseinandergesetzt, wie diese neuen Bestimmungen der Arbeits⸗ ordnung von der Verwaltung verstanden würden, daß sie nichts anderes seien als im wesentlichen eine Kodifizierung der geltenden Praxis, und habe in bezug auf die Löhne dasselbe zugesagt, was der Vorsitzende der Bergwerksdirektion in Aussicht gestellt hatte. Es kam damals schon, am Tage bevor die drei Saarbergleute der christlichen Gewerk⸗ schaften bei mir waren, die Sprache darauf, ob es nicht zweckmäßig wäe, die Auslegung, wie ich sie den bei mir anwesenden drei Ab⸗ geordneten von der Richtung der katholischen Arbeitervereine gegeben hatte, noch einmal gedruckt zu formulieren und an der Saar zu ver⸗ breiten. Ich weiß nicht ganz sicher, ob die Anregung, wie ich glaube, von mir ausgegangen ist oder von den Herren, die mich besuchten, Ich habe zugesagt, das zu tun.

Am anderen Tage kamen nun die drei Bergleute von der Saar zu mir. Ich habe mit ihnen in einer ziemlich ausführlichen 5 ½ stündigen Unterhaltung Punkt für Punkt alles durchgesprochen, was die Arbeitsordnung an Aenderungen enthielt, habe ihnen auch in bezug auf die Lohnfrage dieselbe Erklärung abgegeben, wie Tags vorher den Herren von den katholischen Arbeitervereinen und habe die geforderte Zurückziehung der Aenderungen und überhaupt weiteres Entgegen⸗

mmen abgelehnt; ich habe mich auch ihnen gegenüber bereit erklärt,

diese Darlegungen über die Bedeutung der geänderten Arbeitsordnung authentischer Form an der Saar publizieren zu lassen. Das genügte den drei Bergleuten nicht. Sie kehrten unbefriedigt zurück, und nun setzte die Agitation in großem Stile ein, und zwar nahm die Leitung jetzt der Herr Abg. Imbusch wird mir das bestätigen der Vorstand des christlichen Gewerkvereins in Essen in die Hand. Es kamen Agitatoren von Essen ins Saarrevier, insbesondere betätigte sich der Generalsekretär Effert stark dabei, und es wurde dann am 18. Dezember in verschiedenen Vrsammlungen der Bergarbeiter des christlichen Gewerkvereins beschlossen, zum 2. Januar zu kündigen.

Gegenüber dieser Bewegung stand es nun für die Bergwerks⸗ direktion urd für mich fest, daß wir erstens absolut an dem festhalten mußten, was wir zugesagt hatten, sowohl in positivem wie in negativem Sinne das, was in Aussicht gestellt wurde, würde gehalten, mehr aber nicht bewilligt werden —, daß es zweitens unsere Aufgabe war, den Versuch zu machen, die Saarbergleute über die,

ich kann nur sagen, Torheit eines etwaigen Streiks aufzuklären, also

*

eine Aufklärungsaktion unter den Saarbergleuten in Gang zu setzen. Zu diesem Zwecke wurden eingehende Erläuterungen über die Aende⸗ rungen der Arbeitsordnung ausgearbeitet, die zu einem späteren Zeit⸗ punkte, zwischen Weihnachten und Neujahr, veröffentlicht worden sind. Es wurde ferner darauf hingewiesen und das kam natürlich der Aufklärungsarbeit zugute —, daß im November die Löhne weiter ge⸗ stiegen wären, und zwar ehe irgend eine Ausstandsbewegung in Gang gekommen war, daß also die Bergarbeiter alle Veranlassung hätten, der ernstlichen Absicht der Regierung, ihnen die Löhne weiter zu er⸗ höhen, zu trauen. Die Aufklärungsbewegung war nicht gerade leicht; denn von der anderen Seite wurde in einer etwas scharfen Weise, etwa in der Weise wie der alte Verband seinerzeit an der Ruhr agitiert hatte (Abg. Dr Liebknecht: Hört, hört!), vor⸗ gegangen. Der Generalsekretär Effert hat bei einer Bergarbeiter⸗ versammlung in Bildstock ich glaube, es war am 17. Dezember den Abg. Koßmann angegriffen, weil dieser gesagt hätte, der Minister also ich habe es ehrlich mit seinen Worten gemeint. Alz Abgeordneter, sagte Effert, würde ich mich schämen, mit einer derartigen Redensart vor eine Konferenz hinzutreten. (Hört, hört!) Ich glaube, diese Wendung würde auch einem der Rotesten der Roten Ehre machen. (Abg. Hammer: Sehr richtig!) Auf der andern Seite kam der Aufklärungsarbeit die Tätigkeit zu⸗ statten, die die beiden Abgeordneten der Reichstagswahlkreise, in denen der fiskalische Saarbergbau umgeht, der Reichstag abgeordnete von Saarbrücken und der Reichsta sabgeordnete von Ottweiler⸗ St. Wendel, obwohl sie politisch ganz verschiedenen Richtungen an⸗ gehörten, entfalteten. Der erstere, Abg. Bassermann, hatte sich spontan an die Bergwerksdir klion gewendet und sich bei ihr über die Absichten bei der Abänderung der Arbeitsordnung und die Lohn⸗ erhöhungen erkundigt. Er hatte dieselben Erklärungen, wie ich sie immer abgegeben hatte, erhalten und auf seine Gefolgschaft dahin ge⸗ wirkt, daß sie doch nicht so töricht sein sollten zu streiken, da alles das, was sie schließlich im Streik erreichen würden, ohne Streik gewährt werden sollte. Und der Abg Koßmann hatte mit dem katholischen Arbeiterverein (Berliner Richtung) gearbeitet und war dort in demselben Sinne tätig gewesen.

Es war wohl klar, daß der Streik schon deshalb, weil das Terrain für ihn von zwei Seiten untergraben war, keine Aussicht auf Erfolg haben konnte, ganz abgesehen davon, daß ja, was ich auch gegenüber den Herren, die bei mir waren, immer betont habe, doch schließlich der Fiskus in solchen Fällen den längeren Atem hat und, wenn er das Bewußtsein hat, auf dem Boden der Gerechtigkeit zu stehen, nicht gezwungen werden kann, weiter nachzugeben. Ich habe überhaupt meine Bemühungen, den Streik zu vermeiden, durchaus nicht aus Furcht vor dem Streik, aus Besorgnis, der Streik könnte für die Bergverwaltung verloren gehen, aufgewendet. Wenn ich nur die Machtposition der Bergverwaltung im Auge gehabt hätte, dann hätte ich darauf hinarbeiten müssen, daß der Streik zustande kam; denn das wäre eine Kur gewesen, die die Arbeiter für einige Zeit von der Streiklust geheilt hätte. Aber das hätte ich nicht mit meiner Pflicht und auch nicht mit der menschlichen Teilnahme vereinbarer können, die ich den Bergleuten entgegenbringe. Es lag mir wirklich daran, es war mir Herzenssache, dafür zu sorgen, daß die Leute nicht selbst in ihr Unglück hineinrannten, und in dem Sinne habe ich von vornherein die Sache behandelt, und in dem Sinne habe ich auch die drei Abgeordneten, die am 12. Dezember bei mir waren, über meine Haltung unterrichtet und vor Unbesonnenheiten gewarnt.

Dann k men am 21. Dezember die Leiter der Bewegung aus dem christlichen Gewerkvereine nochmals zu mir hier nach Berlin, um sich bei mir über meine Absichten zu erkundigen. Ich habe wieder in der ausführlichsten Weise Darlegungen über die Bedeutung der Arbeitsordnung gegeben und über die Absicht, weitere Lohnsteigerungen eintreten zu lassen. Inzwischen war von dem Vorsitzenden der Berg⸗ werksdirektion in Saarbrücken erklärt woden, daß er im Januar die Bedingung der Andauer der günstigen Konjunktur als gegeben be⸗ trachte, also in Aussicht stellen könne, daß im Januar mit weiteren Lohnsteigerungen werde vorge angen werden. Das haben die Herren zur Kenntnis genommen; ich meinerseits habe aber nach wie vor abge⸗ lehnt, irgend etwas zu konzedieren, was nicht bereits vor Beginn der Streikbewegung in Aussicht gestellt war.

Dann hat am 28. Dezember die Revierkonferenz des christlichen Gewerkvereins stattgefunden, und es ist den Herren, die den Streik in Gang gebracht hatten, mit einigem Bemühen gelungen, wieder abzu⸗ blasen; mit einigen Bemühungen, wenigstens ist es ihnen nach dem, was in den Zeitungen gestanden hat, nicht ganz leicht gelungen. Ich will das Verdienst der Herren hieran gar nicht gering anschlagen, wenn ich auch etwas kritisieren muß, nämlich daß sie sich ihren Leuten gegen⸗ über so hingestellt haben sie mußten es vielleicht —, als hätten sie wunder was erreicht. (Abg. Imbusch: Das haben wir auch!) Gewiß, es freut mich, daß Sie mit dem zufrieden sind, was Sie er⸗ reicht haben. (Abg. Dr. Liebknecht zum Abg. Imbusch: Das haben Sie verdient! Heiterkeit.) Sie haben genau das erreicht, was Ihnen die Bergverwaltung vor dem 15. Dezember konzediert hat, und das hätten Sie billiger haben können. Das heißt nein eins haben Sie darüber erreicht: der Mitgliederbestand Ihrer Gewerkschaft hat sich um etwa 8000 bis 9000 erhöht, und viele Leute behaupten: das wäre eigentlich der Zweck der Uebung gewesen. (Abg. Imbusch: Was nicht bewiesen werden kann!) Ich sage nur, daß viele Leute das be⸗ haupten; ich habe das nicht für meine Meinung erklärt. Die Berg⸗ werksdirektion hatte mir allerdings schon vor Mitte Dezember gesagt, ihrer Auffassung nach würde es nicht zum Streik kommen. Ich habe mich nicht auf diesen Standpunkt gestellt, ich habe mit der Möglich⸗ keit rechnen müssen, daß, wenn bei den Führern vielleicht die Absicht, es nicht zum Streik kommen, zu lassen bestände, ihnen nachher die Leute aus der Hand gingen, und es ihnen nachher nicht gelänge, den Streik abzuhalten, selbst wenn sie es gewollt hätten. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Daß der Mitgliederstand während der Bewegung so erhöht ist, ist leicht zu verstehen. Der Gewerkverein hatte allen, die ihm beitraten, vom 1. Januar ab in Aussicht gestellt, wenn es zum Streik käme, wöchent⸗ lich mindestens 10 Streikunterstützung zu zahlen, und dafür hatten die Leute zweimal 50 Beitrag zu zahlen. Das ist vom Stand⸗ punkte der Versicherungstechnik aus ein sehr gutes Geschäft (Heiter⸗ keit); es beweist aber auch, daß jedenfalls nicht mehr als die 16 000 Mann, die davon Gebrauch gemacht haben, gegebenenfalls in den Streik getreten wären, daß also die anderen 36 000 Mann, auch wenn

der Streik begonnen hätte, bei der Arbeit geblieben wären.

Dar Daunn

Zum 1. Januar schien nun alles in Ordnung zu sein. kam noch eine kleine Differenz, die in letzter Linie auf einem Miß⸗ verständnis einiger Ausschußmitglieder darüber, ob sie ihre Kündigung förmlich zurückzuziehen hätten oder nicht, beruhte, einem Nißverständnis, an dem jedenfaͤlls die Bergverwaltung nicht schuld war. (Abg. Imbusch: Gerade die war schuld)) Nein, sie war nicht schuld. Sie hat es ihnen direkt gesagt. (Abg. Imbusch: Die Inspektionen waren schuld!) Die Sache war so. Die Bergwerksdirektion hat verlangt, daß diejenigen Ausschußmänner, die persönlich für sich zum 2. Januar gekündigt hatten, die Kündigung zurücknehmen. Das war formell korrekt. Herr Giesberts hatte seinen Leuten nun gesagt, das würde von der Berg⸗ werksdirektion nicht verlangt, sie würden ohne förmliche Rücknahme der Kündigung wieder anfahren können, er aber nachher anerkannt, daß das ein Mißverständnis, ein Irrtum seinerseits war. Genug, die Bergverwaltung hat noch zwei Tage gewartet, und bis zum 4. war auch diese Sache in Ordnung, die noch fehlenden Ausschußmitglieder zogen die Kündigung in aller Form zurück und wurden wieder ange⸗ nommen. Damit ist nun zunächst einmal Ruhe geschaffen.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch auf eine Bemerkung ein⸗ gehen, die der Abg. Graf Praschma gemacht hat. Er sagte, er setze voraus, daß die Verwaltung ihr Versprechen halten wird, das wird selbstverständlich geschehen —, aber sie möchte sich vom Bureau⸗ kratismus fernhalten und mehr im kaufmännischen Geiste arbeiten. Ich weiß nicht, wie ich das zu verstehen habe. Bei der Behandlung dieses Streiks, glaube ich, kann der ärgste Gegner der Bergverwaltung keinen

Es ist bei diesem Streik mit einer Geduld, mit einem menschlichen Verständnis und mit einem Entgegenkommen gehandelt worden (sehr richtig! rechts), die wirklich nichts Schematisches und nichts von übertriebenem Formsinn an sich trugen.

Was im übrigen den kaufmännischen Geist betrifft, so habe ich das wohl auf die Behandlung der Lohnfrage zu beziehen in dem Sinne, wie es hier die Untersuchungskommission des Abgeordneten⸗ hauses vor zwei Jahren angedeutet hat, also daß man davon absehen möge, die Löhne, wie man es früher getan hat, möglichst dauernd in schlechten wie in guten Zeiten gleich hoch zu halten, also verhältnis⸗ mäßig hohe Löhne in schlechten Zeiten und im Verhältnis nicht zu hohe Löhne wie anderswo in guten Tagen zu zahlen, und die Lohn⸗ unterschiede zwischen den Fleißigen und den minder Fleißigen nicht zu groß werden zu lassen. In dieser Beziehung kann ich mich den Wünschen, die das Abgeordnetenhaus geäußert hat, nur anschließen. Wir sind in der Tat auch jetzt auf dem Wege, mehr das Prinzip der anderen Bergbaubezirke anzunehmen und bei Hochkonjunktur die Löhne nach Kräften zu steigern, was natürlich bei fallender Konjunktur eine ent⸗ sprechende Herabsetzung zur Folge haben muß, und dann den Tätigeren entsprechend seiner Leistung höher zu bezahlen als den minder Tätigen, den Untüchtigen aber einfach im Wege der Kündigung abzulegen. (Sehr richtig! rechts)

Im übrigen herrscht ja nun, wenn ich auf den jetzigen Stand der Sache zurückkommen darf, im Saargebiet, wie ich schon sagte, Ruhe⸗ Ein dunkler Punkt ist vielleicht noch geblieben oder könnte vielleicht noch geblieben sein. Es haben nämlich bei dem Verzicht auf den Ausstand die Herren haben es Waffenstillstand genannt, aber evräv 8 stillstand bewilligt man doch gewöhnlich nur jemand, der ibndiach⸗ gesucht hat und ich habe wirklich keinen Waffenstillstand nachgesucht; aber Sie nennen es nun einmal so —, also bei diesem Waffen⸗ stillstand haben die Herren eine Kommission eingesetzt, die über⸗ wachen soll, wieweit die Bergverwaltung ihre Versprechungen hält. Dagegen, daß die Leute unmntereinander ihre Erfahrungen aus⸗ tauschen und sich untereinander darüber informteren, was von seiten der Bergverwaltung geschehen ist, kann ich natürlich nicht das Geringste haben. (Abg. Imbusch: Ist auch sehr nützjich!) Es könnte aber möglicherweise ich will nicht hoffen, daß das die Absicht ist so gemeint sein, daß sich da eine Art von Nebenregie⸗ rung neben der Bergverwaltung oder dauerndes Agitationskomitee auftut. In dieser Beziehung ist es mir erfreulich, von dem Herin Abg. Imbusch zu hören, daß das nicht die Absicht ist. (Abg. Imbusch: Arbeitskomitee!) Wenn Sie mit Ihren Vereinsangehörigen arbeiten wollen, so mögen Sie das tun, so viel Sie wollen, aber in bezug auf die Lohnfragen und die sonstigen Beziehungen zwischen der Berg⸗ werksdirektion und den Arbeitern hat sich dieses Komitee nicht da⸗ zwischenzuschieben; das macht die Bergwerksverwaltung wie immer mit den Arbeitern und, soweit die Ausschüsse zuständig sind, mit den Aus schissen direkt ab. Ich würde selbstverständlich eine agitatorische Tätig⸗ keit, die die Ruhe im Saargebiet und die Autorität der Bergwerks⸗ verwaltung, soweit sie nötig ist, in Frage stellt, nicht dulden können, sondern würde dann, ohne danach zu fragen, was daraus wird, mit Kündigungen vorgehen lassen. Aber ich getröste mich nach der Er⸗ klärung des Herrn Abg. Imbusch der Hoffnung, daß das nicht nötig sein wird, und will mich freuen, wenn dieser Streit an der Saar nun auf die Dauer begraben ist, freuen vor allen Dingen im Interesse der Saarbergleute. (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.)

Darauf vertagt sich das Haus.

Persönlich bemerkt

Graf Praschma (Zentr.): Der Abg. Friedberg hat gesagt, ich hätte das Verlangen gestellt, Ministerpräsident von Hertling möge in Bayern sich katholisch betätigen, Ich habe nur ausgefuhrt, daß man in dem Freiherrn von Hertling einen Schuldigen gefunden zu haben glaubt, weil in dem überwie en katholischen Bayern ein überzeugter Katholik an der Spitze der noch dazu früher ein hervorragendes Mitglied der Zentrumsp gewe sen ist. Ferner habe ich auch nur ausgeführt, kein Mensch zuerst an dem bayerischen Erlaß Anstoß genommen. Die regung sei erst hervorgerufen worden durch eine gewisse Presse, d durch Indiskretion in den Besitz des Erlasses kam und nun di Hetze begann. Dann habe ich auch nicht gesagt, daß Preuf konservativ regiert werden solle, das Zentrum ist also nicht nach konservativen Seite abgeschwenkt, ich habe mich nur allgemein gesprochen, das Staatswohl müsse auf christlich⸗konservativen Gr sätzen aufgebaut werden.

Abg. Dr. Friedberg (nl.): Es ist möglich, daß mir in ersten beiden Punkten einige Mißverständnisse untergelaufen sind, ich werde darauf später zurückkommen. Was den dritten Punkt langt, so hat Graf Praschma mir soeben nur das bestätigt, was gesagt habe.

Schluß gegen 5 Uhr.

Nächste Sitzung Montag, Vormittags 11 Uhr (Fortsetzung der Etatsberatung). 8

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Bureaukratismus vorwerfen. (Aba. Imbusch: In Saarbrücken wohl!)

2 e für Waren, die

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1 1I“

Handel und Gewerbe. &.

Aus den im Reichsamt d gestellten „Nachrichten für 1S] 1 Landwirtschaft“.).

Oesterreich⸗Ungarn.

Aenderung einiger Bestimmun ü

lende gen der Durchführungs⸗ vorschrift zum Zolltarifgesetz und der eer zum Zolltarif, insbesondere Zollbehandlung von Hand⸗ pressendrucken. Durch Verordnung der österreichischen Ministerien der Finanzen und des Handels vom 24. Dezember 1912 sind einige Bestimmungen der Durchführungsvorschrift zum Zolltarifgesetz und der Erläuterungen zum Zolltarif abgeändert worden. Die Aen⸗ derungen betreffen u. a. die Tarasätze für Waren der Tarif⸗Nrn. 213 bis 218 in Ballenpackung, Gewehrpfropfen aus Rindshaaren, Anoden⸗ träger für Elektrolyseapparate, elektrische Bronzekohlen, das Ver⸗ fahren zur Unterscheidung des halbraffinierten Weinsteins von rohem Weinstein und die Zollbehandlung von Handpressendrucken. In letzterer Beziehung ist bestimmt, daß Handpressendrucke ohne Rücksicht auf die eingehende Anzahl stets dann zollfrei abzufertigen sind, wenn jedes einzelne Exemplar als Vorzugsdruck (Handdruck) von einer der zur Zeugnisausstellung ermächtigten Anstalten bezeichnet ist, wobei die auf den Druck selbst bezw. auf die Rückseite zu setzende Bescheinigung durch den Anstaltsvorstand oder dessen Vertreter unter Beidrückung des Amtsstempels unterzeichnet sein muß. (Reichsgesetzblatt für die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder.)

ammen⸗ rie und

Spanien.

Vorübergehender Zollzuschlag für gewi

Durch ein Gesetz vom 24. .“ 1912 ist gef 1 gi nvenr der unter den Nrn. 635 bis 643 des Tarifs aufgeführten Waren Kakao in Bohnen, auch geröstet, gemahlen oder in der Masse Kaknoschalen, Kakagobutter, Kaffee und Zichorie, auch gebrannt und gemahlen, und andere ähnliche Erzeugnisse, Zimt und seine Ersatz⸗ mittel, Pfeffer, Gewürznelken und sonsttge Gemürze und ihre Ersatz⸗ eb Tee und seine Ersatzmittel sowie Paraguaytee) vom 1. Januar 18 13 ab ein vorübergehender Zuschlag von 10 Peseten für je 100 kg Reingewicht festgesetzt worden. Der Zuschlag wird gleichzeitig mit den Eingangszöllen in Gold erhoben. Er soll indessen keine Anwen⸗ dung finden auf solche Waren, welche nach Auswels des Eisenbahnfracht⸗ briefs oder des von den spanischen Konsuln visierten Mantfestes oder direkten Konnossements aus ihrem Herkunftsort im Ausland vor dem 1. Januar 1913 abgesandt worden sind. Ebenso findet der Zuschlag ine Anwendung auf solche Waren, deren Abfertigung noch in der Schwebe ist, ferner nicht auf solche, die sich in den Zollniederlagen und in den Lagerhäusern befinden und innerhalb der ersten 7 Tage des Januagr 1913 zum Verbrauch angemeldet werden. 8b ns 8 8 für die indirekten Herkünfte der

e Nrn. 7 bis 12 aufgefü Waꝛ festgesetzte Zuschlag wird, wie folgt, erhöht: soef 1u“ teceegt. Jeseola

Peseten

8 ür 100 k 7) Kakao.. 7,80 8 J11* 8 8 9,60 10) Gewürznelken .“ 12˙60 e1“ 1“ 9 60. (Gaceta de Madrid.)

Rumänien.

aus Freihä errgebhen. Die Generalzolldirektion hat durch ns Frla hen 5. November (a. St.) 1912 Nr. 132 857, die Runderlasse Nr. 32 944 vom 12 [24. Mai 1899, Nr. 130 788 vom 8./21. Dez mber 1909 und Nr. 116 947 vom 3. Dezember (a. St.) 1910 in Erinnerung ge⸗ bracht, wonach Waren, die aus Freihäfen kommen, nur dann nach dem Vertragstarif zu verzollen sind, wenn sie mit Ursprungszeugnissen versehen sind, welche den Ort der Erzeugung oder Herstellung der Waren angeben. 3 Als Freihäfen gelten: in Deutschland: Hamburg, Curhaven, Bremerhaven, Geeste⸗ münde, Emden, Neufahrwasser, Stettin, Altona, Bremen

uud Brake;

in Oesterreich⸗Ungarn: Triest und Fiume;

in Italten: Ancona. Genva, Livorno, Oneglia und Venedig;

in Frankreich: Marseille und

8 in Dänemark: Kopenhagen.

Vom 1. Februar 1913 ab sollen alle aus den oben genannten Freihäfen kommenden Waren, welchen keine Ursprungezeugnisse bei⸗ gefügt sind, ausnahmslos nach dem allgemeinen Tarif verzollt werden. - - Bericht des Kaiserlichen Konsulats zu Bukarest.)

9 Nordnigeria.

Einfuhr von gewöhnlichem oder Handelsschießpulver. Laut einer in der „Northern Nigeria Gazette“ vom 31. Oktober 1912 veröffentlichten Bekanntmachung Nr. 624 vom Jahre 1912 wird vom 1. Dezember 1912 ab in Flaschen eingeführtes Schießpulver, das kein gewöhnliches oder Handelsschießpulver ist und das nicht als solches bezeichnet ist, nicht als gewöhnliches oder Handelsschießpulver im Sinne der „Firearms and Ammunition Proclamation“ (Kop. 32 der Nordnigeriagesetze) behandelt.

Ifst die Bezeichnung des Pulvers als gewöhnliches oder Handels⸗ schießpulver nicht richtig, so macht sich der Einführer straffällig.

Nach der „Firearms and Ammunition Proclamation“ kann der Gouverneur einer in einem Erlaubnis'cheine genannten Person gestatten, gewöhnliches, als Handels chießpulver bekanntes Schießpulver unmittelbar bei der Einfuhr auf eine in dem Erlaubnisschein erwähnte Privatniederlage zu bringen. (The Board of Trade Journal.)

Konkurse im Auslande.

Galizien.

Konkurs ist eröffnet über das Vermögen des Josef Rappa⸗ nichtregistrierte Firma von Schneiderbedarfsartikeln in Lem⸗ berg, Pl. Rzezni 3, mittels Beschlusses des K. K. Landeszivilgerichts, Abteilung VII, in Lemberg vom 7. Januar 1913 Nr. §. 1/13.

Provisorischer Konkursmasseverwalter: Advokat Dr. Wittlin in Lemberg. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkurs⸗ masseverwalters) 27. Januar 1913, Vormittags 9 Uhr. Die Forde⸗ rungen sind bis zum 15 Februar 1913 bei dem genannten Gerscht anzumelden; in der Anmeldung ist ein in Lemberg wohnhafter Zu⸗ stellungsbevollmächtigter namhaft zu machen. Liquidierungstagfahrt (Termin zur Feststellung der Ansprüche) 17. Februar 1913, Vor⸗ mittags 9 Uhr.

Konkurs ist eröffnet über das Vermögen des Wladyslaus Dzikiewicz, registriert unter der Firma W. Dzikiewicz Restaurant und Konditorei und Hotel „Meerauge“ („Morskie Oko“*) in sowie über das Privatvermögen der Inhaber in

akopane, mittels des K. K. Kreisgerichts, Abteilung IV, in Neu Sandez vom 31. Dezember 1912 Nr. S. 3/12. Proviso⸗ rischer Konkursmasseverwalter: Dr. Otmar Bogulski, Advokat in Neu Sandez. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkursmasseverwalters) 27. Januar 1913, Vormittags 10 Uhr. Die

hat

Gericht oder bei dem K. K. Bezirksgericht in Nowy Targ anzuwelden; in der Anmeldung ist ein in Nowy Targ wohnhafter Zuste lungs. bevollmächtigter namhaft zu machen. Liquidierungstagfahrt (Termin zur Feststellung der Ansprüche) 12. Februar 1913, Vormrttags 10 Uhr.

Rumänien. Am tsbezirk des Galatzer Konsulats.

ö“ Verifikation

zohn⸗ 8 er der

Wohnort Forderungen Forderungen bis am

24./6. Jan. 2./15. Jan. 1913 1913 8./21. Jan. 18 /31. Jan. 1913 191 Dem Inhaber ist ein 6 monatiges Moratorium

bbewilligt worden vom 14./27. Dezember 1912 ab

2„

Fallite Firmen

Samuel Mendel Fokschan

Gheorghe Dumitru Ramnic⸗Sarat

2 2 . Josef Glückmann, Rauhwarenhandlung

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am l Fanuar 1913: Ruhrrevier Oberschlesisches Revie Anzahl der Wagen 8 Gestellt.

990 12 789 Nicht gestelt . 120 8 am 1

2. Januar 1913: Gestellt . . . 8852 anuar Nicht gestellt G

240

Nach dem Bericht der Handelskammer zu Lüb ü

das Jahr 1912, erstattet am 31. Dezember 1912 Eeitchofüee dün kam die Gunst der allgemeinen Wirtschaftslage auch Lübecks Handel Industrie und Schiffahrt zugute. Mit geringen Ausnahmen herrschte im Handel ein flotter Geschäftsgang und in der Industrie eine leb⸗ hafte. Beschäftigung vor. Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern war nicht gestört. Die Einkaufspreise und Produktions⸗ kosten sind ig den meisten Handels⸗ und Indußtriezweigen gestiegen während die Verkaufspreise vielfach nicht dementsprechend erhöht werden konnten, sodaß im ganzen der Geschäfte gewinn hinter dem früherer günstiger Konjunkturperioden zurückgeblieben ist. Im Kleinhandel beeinflußte die Teuerung der Lebensmittel die Kaufkraft der Bevölkerung merklich. In der Bautätigkeit haben, abgesehen von gowissen auch hier zutage getretenen ungesunden Verhältnissen im Baunternehmertum, die Schwierigkeit der Beschaffung von Hyporheken⸗ geldern und die hohe Belastung des Immobilienmarktes mit Reichs⸗ und Staatsabgaben in diesem Jahr eine Belebung noch immer nicht zugelassen. Besonders günstig gestaltete sich die Lage der Seeschiff⸗ fahrt; namentlich die freie Schiffahrt erfuhr eine bedeutende Besserung des Frachtenmarktes. Die industrielle Entwicklung Lübecks hat im Berichtsjahr gute Fortschritte gemacht. Auf dem Elb⸗Travekanal sind nach vorläufigen Ermittlungen in den ersten 11 Monaten 1 305 200 t Güter befördert worden gegen 850 300 t im gleichen Zeitraum des Vorjahrs; der Güterverkehr ist demnach, hauptsächlich infolge größerer Kiesverladungen von Güster nach der Eibe um 53, 5 % gestiegen. Der Anteil Lübecks an diesem Verkehr bezifferte sich in den ersten 11 Monaten des Jahres 1912 auf 601 600 t Güter gegen 412 600 t im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahrs, ist also um 45,8 % gestiegen, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, daß im Vorjahre die abnormen Wasserstandsverhältnisse der Elbe dem Binnenschiffahrtsverkehr starke Beschränkungen auferlegt hatten. Der Raumgehalt der in Lübeck beheimateten Seeschiffe beziffert sich zurzeit auf 83 828 Bruttoregistertons gegenüber 81 893 Brutto⸗ registerteons im Jahre 1911. Der Verkehr mit Rußland gegen das Voljahr nicht unerheblich zugenommen und war recht lebhaft. Die Dampfer waren sowohl ausgehend wie rückkehrend voll besetzt, ab und zu mußte zur Bewältigung des Verkehrs fremde Tonnage herangezogen werden, für die infolge der günzigen Frachtenkonjunktur während der ganzen Schiffahrtssaison ziemlich bedeutende Opfer gebracht werden mußten. In der freien Frachtschiffahrt hielt die im vorigen Jahresbericht festgestellte Be⸗ lebung des allgemeinen Frachtenmarktes zu Anfang des Berichtsjahres ungeschwächt an und entwickelte sich im Laufe des Sommers und Herbstes zu einer ausgesprochenen Hochkonjunktur, wie sie dieser Schiff⸗ fahrt seit mehr als 10 Jahren nicht beschieden war. Die Tonnage war gleichmäßig über alle Länder der Welt verteilt und selten um⸗ fangreiche Baumwoll⸗ und Getreidetransporte von Süd⸗ und Nord⸗ amerika führten zeitweise einen ausgesprochenen Mangel an Schiffs⸗ räume und dadurch ein stetiges Steigen der Frachtraten berbei. Besonders lebhaft war die Nachfrage nach Zeitcharter⸗ schiffen infolge der Befürchtung der Verlader, für ihre Güter keine geeigneten Dampfer auf angemessener Ratenbasis zu finden. Un⸗ günstige Wirkungen übte nur ein Hafenarbeiterstreik in den Haupt⸗ häfen Englants und der große englische Zechenarbeiterstreik aus. In der Schiffbauindust ie hat die lebhafte Konjunktur weiter angehalten. Gebaut wurden 6 Fracht⸗ und Passagierdampfer und 1 Frachtdampfer mit einem Raumgehalt von insgesamt 14 885 Brutto⸗Reg.⸗Tons und einer Ladefähigkeit von insgesamt rund 20 000 t. Diese Neu⸗ bauten wurden mit Maschinen von zusammen 7650 ind. P. S. ausgerüstet, und es wurden für sie 14 neue Kessel mit einer Gesamtheizfläche von 2100 Quadratmeter geliefert. Außerdem wurden von der Werft eine Reihe größerer Reparaturen, Umbauten und Instandsetzungsarbeiten ausgeführt. Im Bau für Lieferung 1913 befinden sich 2 Fracht⸗ und Passagierdampfer und 4 Frachtdampfer von zusammen 21 625 t Ladefähigkeit. Die Schwimmdocks wurden von 120 Fahrzeugen benutzt. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug durchschnittlich 700. Die Trapemünder Jacht⸗ und Bootbauerei war im Berichtsjahre voll beschäftigt und ist auch bis April 1913 gut mit Nebenaufträgen versehen. Die Steigerung der Rohmatertalpteise erschwert das Geschäft. Die In⸗ anspruchnahme für Reparatur⸗ und Havariearbeiten war gering. Die Winterlagerung von Jachten und Booten ist etwas zurückgegangen. „— Nach dem Jahresbericht der Börse für die Stadt Essen für 1912 betrug der Wert der in Preußen geförderten Steinkohlen für die Tonne in 1873 10, 94, 1875 7,62, 1880 5,01, 1885 4,98 1890 7,47, 1895 6,60. 1900 8,60, 1905 8,51, 1906 8,78, 1907 9,59, 1908. 10;1 7, 1909 1008. 1816 9,86, 1911 9,67 ℳovℳ.. 1 „— Der Verband von Fabrikanten isoliert ei 3 drähte berechnet laut Meldung des „W. * 5. 8 Heikungaa⸗ in der Vorwoche, von heute ab einen Kupferzuschlag von 3 pro Quadratmillimeter Kupferquerschnitt und 1000 m Länge.

Fonds⸗ und Aktienbörse.

„Berlin, 13. Januar 1913. Die Börse zeigte heute eine weni veränderte Haltung. Anfangs war die Tenden; feft⸗ dann schwuͤchte sich die Haltung ab. Die maltere Haltung nahm ihren Ausgang von Canada Pacificaktien, die auf größere Realisationen nachgeben mußten. Infolgedessen wurden auch die übrigen Papiere in Mit⸗ leidenschaft gezogen. Die Nachbörse war leicht schwankend, das Geschäft hielt sich in engen Grenzen. Der Privatdiskont 4 ½ 2⁄.

Forderungen sind bis zum 31. Januar 1913 bei dem genannten

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Berliuer Warenberichte. *

Berlin, den 13. Januar. Produktenmarkt. Die amtli ermittelten Preise waren (per 1000 kg) in Mark: inländischer 197,00 199,00 ab B hn abfallender 176,00 —186,00 ab Bahn, Normalgewicht 755 g 212 25 211,75 212 25 ubnahme im Mav, do. 212,75 213,00 Adnahme im Juli. Ruhig.

Roggen, inländischer 171,50 172 50 ab Bahn, Normalgewicht 712 g 177 50 176,75 177,00 Abnahme im Mai. Behaupiet. 8

Hafer, inländischer fein 187 00 200 00, mittel 172 00 186,00 ab Bahn und ab Kahn, Normalunewicht 450 g 174,00 174,50 At⸗ nahme im Mai, do. 175,75 176 00 Abnahme im Jali. Feuer.

Mais, runder 152 00 153,00 ab Kahn Mi 3,0 bis 164,00 ab Kahn. Still. 1“

Weizenmehl (per 100 kg) ab Bahn und Spei 24,25 28,00. Ruhig. 8

Roggenmehl (per 100 kg) ab Bahn und Spei Nr. 0 und 8 21.50 23,60, do. 22,00 Abnahme im Mai. Reheicher

8 Rüböl für 100 kg mit Faß 65,00 65,20 Abnahme im laufenden Monat. Behaupt 1“

* 8

Berlin, 11. Januar. Marktpreise nach Ermittlungen des Königlichen Polizeipräsidiums. (Höchste und 1 Preise.) Der Doppelzentner für: Weizen, aute Sorte †) 20,20 ℳ, 20,12 ℳ. Weizen, Mittelsorte †) 20,04 ℳ, 19,96 ℳ. Weizen, geringe Sorte †) 19,88 ℳ, 19 80 ℳ. Roagen, gut⸗ Sorte †) 17,30 ℳ, 17,28 ℳ. Rougen, Mittelsorte †) 17,26 ℳ, 17,24 ℳ. Roggen, geringe Sorte †) 17,22 ℳ, 17 20 ℳ. Furtergerste, gute Sorte*) 18,00 ℳ, 17,40 ℳ. Futtergerste, Mittelsorte*) 17,30 ℳ, 16,70 ℳ. Futtergerste, ger inge Sorte*) 16 60 ℳ, 16,00 ℳ. Hafer, gute Sorte *) 20,40 ℳ, 19 00 ℳ. Hafer, Mittelsorte*) 18 90 ℳ, 17,40 ℳ. Hafer, geringe Sorte —,— ℳ, —,— ℳ. Mais (mixed) gute Sorte —,— ℳ, —,— ℳ. Mais (mixed) geringe Sorte —,— ℳ, —,— ℳ. Mais (runder) gute Sorte 15,20 ℳ, 15,00 ℳ. Richtstioh 5,00 ℳ, 4,70 ℳ. Heu 7,00 ℳ, 5,40 ℳ. (Markthallen⸗ preise.) Erbsen, gelbe, zum Kochen 50,00 ℳ, 30,00 ℳ. Speisebohnen, weiße 50 00 ℳ, 36 00 ℳ. Linsen 60,00 ℳ, 35 00 ℳ. Kartoffeln (Kleinhandel) 8,00 ℳ, 5 00 ℳ. Rindfleisch von der Keule 1 kg 2,40 ℳ, 1,70 ℳ, do. Bauchfleisch 1 kg 8 Kalbfleisch 1 kg 2,40 ℳ, 1,40 ℳ. Hammelfleisch 1 kg 60 Stück 7,20 ℳ, 4,80 Karpfen 1 kg 2,40 ℳ, 1,40 ℳ. Aale 1 kg 3,20 ℳ, 1,60 ℳ, Zander 1 kg 3,60 ℳ, 1,40 ℳ. Krebse 60 Stück 24,00 ℳ, 3,50 ℳ. v“

†) Ab Bahn.

*) Frei Wagen und ab Bahn.

114“X““ 8u

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlacht⸗ viehmarkt vom 11. Januar 1913. (Amtlicher Bericht.)

Ninder: Für den Zentner: Ochsen: 1) vollfleischige, aus⸗ gemästete, höchsten Schlachtwerts, ungejocht, E“ ℳ, Schlachtgewicht 86 91 ℳ, 2) vollfleischige, ausgemästete, im Alter von 4—7 Jahren, Lg. —,— ℳ, Schlg. —,— , 3 junge, fleischige, nicht ausgemästete und ältere ausgemästete, Lg. 45 48 ℳ, 8 chlg. 82 —87 99, 4) mäßtg genährte junge, aut genährte ältere, Lg. 42 44 ℳ, Schlg. 79—83 ℳ. Bullen: 1) vollfleischige, aus⸗ gewachsene höchsten Schlachtwerts Lg. 50 52 ℳ, Schlg. 83 87 ℳ, 2) vollfleischige jüngere, Lg. 46 48 ℳ, Schlg. 82 86 ℳ, 3) mäßig senährte jüngere und gut genährte ältere, Lg. 41 44 ℳ, Schlg. 77 83 ℳ. Färsen und Kühe: 1) vollfleischige, ausgemästete Färsen höchsten Schlachtwerts, Lg —,— ℳ, Schlg. —,— ℳ, 2) vollfleischige, ausge⸗ mäste te Kühe höchsten Schlachtweris, bis zu 7 Jahren, Lg. 45 46 ℳ, Schlg. 79 81 ℳ, 3) ältere ausgemästete Kübe und wenig gut ent wickelte jüngere Kühe und Färsen, Lg. 37 41 ℳ, Schlg. 67 —75 ℳ, .4) mäßig genährte Kuhe und Färsen, Lg. 34 —36 ℳ, Sg 1 5) Fend genährte 18 und Färsen, Lg. bis 33 ℳ, Schla. bis 73 ℳ. Gering genäh 9 Fresse Lg. 36 41 ℳ, Schlg. 72 82 81 b“ 8

Kälber: Für den Zentner: 1) Dovppellender feinster Mast Lebendgewicht 95 —110 ℳ, Schlachtgewicht 136 157 8 2) Mast. Mastkaͤlber, Lg 70 73 ℳ, Sch g. 117 122 ℳ, 3) mittlere Mast⸗ und beste Saugkälber, Lg. 62 67 ℳ, Schlg. 103 112 ℳ, 4) gerinae Mast⸗ und gute Saugkälber, Lg. 54 —60 ℳ, Schlg 95 105 5) geringe Saugkälber, Lg. 40 50 ℳ, Schlg. 73 91 ℳ.

Schafe: Für den Zentner: A. Stallmastschafe: 1) Mastlämmer und jüngere Masthammel, Lebendgewicht 44 47 ℳ, Schlachtgewicht 90 96 ℳ, 2) ältere Masthammel, geringere Mastlämmer und gut genährte junge Schafe, La. 39 43 ℳ, Schlg 80 88 ℳ, 3) mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe), Lg. 30 38 ℳ, Schlg. ℳ. 8 1) Mastlämmer, La. —,— Schlg. —,— ℳ, 2) geringere Lämmer S 2g. —,— ““ gering mer und Schafe, Lg. —,

Schweine:

. Für den Zentner: 1) Fettschweine über 3 Ztr. gew

. Lebendgewicht 68,00 ℳ, Schlachtgewicht 85,00 2) vollfleischige Schweine von 240 —300 Pfd. Lebendgewicht, Lg. 66 00 ℳ, Schlg. 82 88 ℳ, 3) volfleischige Schweine von 200 240 Pfd. Lebendgewicht, Lg. 64 66 ℳ, Schlg. 80 82 ℳ, ) vollfleischige. Schweine von 160 —200 Pfd. Lebendgewicht, 11“ 5) vollfleischige Schweine unter Schls, 75. 9 . ) g. 7 76 ℳ, 6) Sauen, Lg. 62 63 ℳ,

Auftrieb: Rinder: 4793 Stück, darunter Bullen 1471 Stück Ochsen 1901 Stück Kühe und Färsen 1421 Stück; Kälber 1902 Stück! Schafe 8952 Stück; Schweine 11 951 Stück.

Marktverlauf:

Das Rindergeschäft wickelte sich ruhig ab.

Der Kälberhandel gestaltete sich ruhig.

Bei den Schafen war der Geschäftsgang lebhaft.

Der Schweine markt setzte ruhig ein 4 wird kaum geräumt. setz hig ein, verflaute aber bald

11ee1 über Speisefette von Gebr. Gause. Butter: Wenn auch die Zefabee feinster Butter etwas größer sind, und die Nachfrage nicht besonders rege ist, so konnten sich die Preise für allerfeinste Qualitäten doch behaupten. Feinste russische Butter findet bei kleinen Eingängen guten Absatz. Die heutigen „Notierungen sind: Hof, und Genossenschaftsbutter 5 Qualität 130— 132 ℳ, II a Qualität 126 130 ℳ. Schmalz: Bei guter Konsumnachfrage hat die Kauflust auch für spätere Termine S erheblich zugenommen, was feste Tendenz und steigende Peise zervorrief. Lokoware wird nur in ungenügenden Mengen angebofern. Die heutigen Notierungen sind: Choice Western Steam 58⁄8 59 ¼ ℳ, amerikanisches Tafelschmalz Borussia 62 ℳ, Berliner Stadtschmalz Krone 60—68 ℳ, Berliner Bratenschmalz Kornblume 61 —68 ℳ. Speck: Nachfrage schwach. 6

Berlin, 11. Januaäa

„Berlin, 11. Januar. Wochenbericht für Stärke, Stärk fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin. Di⸗ Tendenz für Kartoffelfabrikate ist sehr fest, hervorgerufen durch die rege Nachfrage, welcher nur geringes Angebot gegenübersteht.

Rohe reingewaschene Kartoffelstärke 13 ℳ, 1 a. Kartoffelstärke