1913 / 14 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Jan 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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ehörte zu einem gewöhnlichen Verkaufsexemplar der Ilias, dessen Text keine Durchsicht seitens eines grammatikalisch gebildeten Korrektors erfahren hat. Der Text ist zwar einheitlich, enthält aber eine ungeheuere Masse von Fehlern, die der mechanisch arbeitende Abschreiber in ihn hineingebracht hat. Vermutlich wurde das Exemplar für einen Emporkömmling angefertigt, der den rgeiz hatte, eine Ilias in seiner Bücherei zu besitzen weniger um in ihr zu lesen, als um die stattlichen Bände seinen Be⸗ suchern vorzuweisen. Trotz der vielen Textfehler ist der Band aber doch nicht ohne wissenschaftlichen Wert; wenn man von den Schreib⸗ fehlern absieht, kann er vielmehr den meisten Homerhandschriften aus der Kaiserzeit an die Seite gestellt werden, außer jenen, die von Grammatikern revidiert und mit gelehrten Anmerkungen versehen wurden. Auch die vorliegende Handschrift liefert den Beweis, daß die Ilias in der Kasserzeit in ihrem Vers⸗ bestande feststand, außer daß sich hie und da noch Verswiederholungen eindrängten. Noch wichtiger ist aber die Erkenntnis, 58 es im Ilias⸗ rte immer noch viele Varianten gab, die wir der Bezeugung nach als gleichwertig ansehen müssen. Für die Tertkritik ist es natürlich sehr wichtig, wenn sich Abweichungen, die sich in den mittelalterlichen Handschriften finden, schon aus Handschriften aus dem Altertum belegen lassen.

Land⸗ und Forstwirtschaft. WMWeizeneinfuhr in Marseille. 8

Nach den Wochenberichten der in Marseille erscheinenden Zeitung Le Sémaphore“ hat die Weizeneinfuhr nach Marseille auf dem eewege betragen: in der Zeit vom 15. bis 20. Dezember v. J. 180 596 dz 8 117 584

davon aus Rußland.... 167 180

in der Zeit vom 22. bis 27. Dezember v. —ZFö;ö--ö;ö5553656599 in der Zeit vom 29. Dezember v. J. bis 3. Januar d. J. 127 130. davon aus Rußland 1111“ in der Zeit vom 5. bis 10. Januar d. J. 285 569 davon aus Rußland b 46 760

In den Zollniederlagen in Marseille befanden sich am

8. Januar d. J. 10 310 dz.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Odessa, 15. Januar. (W. T. B.) Cholerafall vorgekommen. Verkehrswesen.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Meldung ist der Personen⸗ und Güterverkehr der Dampferlinie Enkhuizen Stavoren durch Eis gestört.

Hier ist ei

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Verdingungen.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und

Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen

Expedition während der Dienststunden von 9 3 Uhr eingesehen werden.) Italien.

Verwaltung der Provinz Rom in Rom. 22. Januar 1913, Vormittags 11 Uhr: Lieferung von: 1. Los: Wollenstoffen, Wert 23 500 Lire; 2. Los: hänfenen Hemden, Wert 29 530 Lire; 3. Los: Halbleinen, Wert 21 975 Lire; 4. Los: baumwollenen Unterhemden und Strümpfen. Wert 1795 Lire; 5 Los: Decken aus aschgrauer Wolle, Wert 7150 Lire. Zeugnisse und vorläufige Sicherheits⸗ leistungen (400, 500, 400, 50 und 150 Lire) bis spätestens 21. Ja⸗ nuar 1913. Endgültige Sicherheitsleistung ½1 der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Bürgermeisteramt von Cornigliano Ligure. 25. Januar 1913, Vormittags 10 Uhr: Bau eines Schulbauses, Voranschlag 140 000 Lire. Vorläufige Sicherheitsleistung 3500 Lire, endgültige 15 000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Marineministerium in Rom und gleichzeitig die Generaldirektionen

22. Januar 1913, Vormittags 11 Uhr: Lieferung von Südwestern, Oelröcken und wasserdichten Säcken im Gesamtwerte von 258 300 Lire. Sicherheitsleistung 25 830 Lire.

Ebenda. 31 Januar 1913, Vormittags 11 Uhr: Lieferung von Teakholz in 4 Losen im Gesamtwerte von 168 060 Lire. Sicher⸗ heitsleistung 4124, 9270, 1752 und 1660 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Rom, 6. Febhruar 1913, Vormittags 9 Uhr: Bau des 2. Abschnitts der Eisenbahnstrecke Rom Fiume —Amaseno der Eisenbahnlinie Rom Neapel nebst Lieferung der Materialien. Länge 11 698,093 m. Voranschlag 3 050 000 Ltre. Offerten, Zeugnisse ꝛc. und vorläufige Sicherheits⸗ leistung (125 000 Lice) bis 27. Januar 1913. Endgültige Sicherheits⸗ leistung 300. 000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs⸗ anzeiger“. 1 . Rumänien.

Kriegsministerium VII. Intendanturdirektion in Bukarest. 15 /28. Februar 1913: Lieferung von verschiedenem Schuhzeug. Die Lieferungsbedingungen sind bei obiger Direktion erhältlich.

Marokko. 1

Commission Générale des Adjudications et des Marchés

in Tanger: Bau eines Hafens in Casablanca. Kostenanschlag 46 000 000 Fr. einschließlich 4 364 650 Fr. für die Kosten der Be⸗ aufsichtigung, für Regiearbeiten und Unvorhergesehenes. Die genannte Kommission tritt am 25. März d. J. um 11 Uhr zum Zwecke der Erteilung des Zuschlags zusammen. Näheres und Lastenheft beim

„Reichsanzeiger“. Theater und Musik.

Neues Operntheater (Kroll).

Das Gastspiel Anna Pawlowas auf der Krollschen Bühne, das dieser Tage zu Ende geht, brachte E noch eine Neuheit, eine Tanzdichtung von Michael Fokin zu Liszts Préludes“. Diese in Tanz umgesetzte, an Lamartines Vergleichung des Lebens mit einer Reihenfolge von Präludien zu jenem unbekannten Gesang, dessen ernste und feierliche Note der Tod anstimmt, an⸗ knüpfende, in Tanz umgesetzte Programmusik bedeutet in der gestern dargebotenen Form den Versuch, dem Ballett neue Möglichkeiten zu erschließen, ihm nicht mehr die veraltete Handlung, sondern die Stimmungen einer symphonischen. Dichtung unter⸗ zulegen. In diesem Falle muß man sagen, daß die Wahl vorzüglich getroffen war. Darauf wird es bei dieser neuen Kunstgattung immer am meisten ankommen, daß den Ausführenden rein tänzerische Aufgaben gestellt und nicht Ausdrucksmittel von ihnen ge⸗ fordert werden, die ihrer Kunst fremd sind, wie z. B. in den minder gelungenen „Sieben Töchtern des Geisterkönigs“, mit denen uns die russischen Gäste vor einigen Tagen bekannt machten und die sie auch gestern wiederholten. Statt dieser aus der Malerphantasie geborenen geflügelten Wesen hätte man lieber das abwechslungsvolle „Tanzdivertissement“ der Abende vorher wieder⸗ gesehen. Das Liebespaar in den „Préludes“, das Sonnenschein und Sturm des L bens zu durchtanzen hat, wurde von Anna Pawlowa und Herrn Novikoff bewundernswert gegeben. Es ist außer⸗ ordentlich reizvoll, zu sehen, wie Fokin hier den poetischen Tanz jeder Note der Lisztschen Komposition angpaßt, wie vollkommen er die Musik in anmutige Bewegung aufgelöst hat. Der Maler Boris Anisfeld schuf dazu eine in Farben und Formen wundervoll abgestimmte szenische Umrahmung. Rauschender Beifall lohnte allen Beteiligten. Den Schluß des Abends bildete wieder das Ballett „Das schlecht bewachte Mädchen“ von Hertel, in dem sich die große Kunst Anna Pawlowas von der lieblich⸗heiteren Seite zeigte. Der bis auf den letzten Platz voll besetzte Saal und die zahlreichen Hervorrufe waren wieder ein Beweis dafür, wie hoch die unvergleichliche Künstlerin in der Gunst des hiesigen Publikums steht.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Freitag, Verdis „Maskenball“ in der bekannten Besetzung der Haupt⸗ rollen (Amelia:t Frau Kurt, Richard: Herr Jadlowker) wiederholt. Die Rolle des René singt gastweife Herr S. Hecker vom Stadttheater in Breslau, die Ulrika hat Frau Langendorff von der Metropolitan Opera an Stelle der

beurlaubten Frau Arndt⸗Ober übernommen. Fräulein Engell singt erstmalig den Pagen Oskar, die Herren Bachmann, Mang, Habich Dahn sind, wie früher, Vertreter der übrigen Hauptrollen. Der Kapellmeister Blech dirigiert. 1b

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen der Militärschwank „Der Austauschleutnant“ von Wilde und C. G. von Negelein, mit den Damen Butze, Arnstädt, Heisler und Thimig sowie den Herren Vollmer, Patry, Clewing, von Ledebur, Boettcher, Werrack, Vallentin, Mannstädt und Eichholz in den Hauptrollen, wiederholt.

Im Deutschen Opernhaus wird, da die außerordentlichen Anforderungen, die das Musikdrama „Wieland der Schmied“ an die Darsteller stellt, Wiederholungen nur in größeren Zwischenräumen gestatten, zurzeit Eugen d'Alberts „Tiefland“ einstudtert. Die Erst⸗ aufführung findet bereits nächsten Sonntag statt. gg

Mannigfaltiges. Berlin, 16. Januar 1913.

Die Berliner Liedertafel veranstaltet am Sonntag, den 2. Februar, in den Gesamträumen des Neuen Operntheaters (Kroll), wie alljährlich ein Alpenfest, auf dem sie auch einige Walzerlieder vortragen wird. Gastkarten zu 5 werden in beschränkter Zahl durch W. Atlas (Köpenicker Str. 137), R. Neufeind (Friedrich⸗ straße 215) und R. Rauh (Speyerer Str. 21) ausgegeben.

Der Verein für Kindervolksküchen und Volkskinder⸗ horte hat in seinen 17 Anstalten im Monat Dezember 1912 308 924 Portionen Mittagessen an bedürftige Kinder verteilt, die ihm von der städtischen Schulbehörde, von den städtischen Säuglings⸗

2. 8

und anderen Wohltätigkeitsvereinen überwiesen wurden.

Stralsund, 16 Januar. (W. T. B.) Bei dem Tele⸗ graphenamt Stralsund entluden sich gestern vormittag in den Fernleitungen starke, auf Hochspannungsleitungen der Ueberland⸗ zentrale influenzierende Spannungen. Drei Gehilfinnen erlitten hierbei leichte Unfälle (Nervenchoc). Der Fernverkehr mußte eingestellt werden und konnte erst nach vollständiger E“ der Hochspannleitung wieder aufgenommen werden. Der Ortsverkehr wurde nicht gestört. Eine der betreffenden Ge⸗ hilfinnen ist bereits wieder im Dienst, die beiden anderen sind noch dienstunfähig. Sie leiden unter dem Eindruck des Schreckens. Von süverfn Verletzungen, wie die Blätter zu melden wußten, kann keine Rede sein.

Swinemünde, 15. Januar. (W. T. B.) Der dänische Schoner „Aseel“ ist heute nachmittag nach der Abreise von Swinemünde sechs Seemeilen von hier gesunken. Der dänische Dampfer „Beira“ hat die Besatzung gerettet und an Bord ge⸗ nommen.

Koöoorbach, 15. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Morgen, den 16. Januar, wird mit Zug 432 der Betrieb auf der Strecke Korbach Bad Wildungen im vollen Umfange wieder aufgenommen. Die Rutschungen zwischen dem Bahnhof Korbach und Meineringhausen sind beseitigt.

London, 15. Januar. (W. T. B.) Auf dem in Stettin be⸗ heimateten deutschen Dampfer „Werner Kunstmann“, der gestern abend bet Goswick auf Grund geraten war, brach Feuer aus, das fünf Stunden wütete. Die Besatzung, die kurz vorher bei niedrigem Wasserstand an Land gegangen war, konnte nicht wieder an Bord gelangen Wie aus Southshields gemeldet wird, ist die russische Viermastbark „California“ bei den St. Marys⸗Inseln, sechs Meilen vom Tyne entfernt, bei Nacht auf Grund geraten und sofort in Stücke gebrochen. Der Kapitän und sieben Mann wurden aus den Fluten gerettet, zehn Mann sind ertrunken.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der

Ersten und Zweiten Beilage.)

der Königlichen Arsenale in Spezia, Neapel und Venedig,

e

. Theater. Königliche Schauspiele. Freitag: Opernhaus. 17. Abonnementsvorstellung. Ein Maskenball. Oper in drei Akten. Musik von Giuseppe Verdi. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. (Renato: Herr Siegmund Hecker vom Stadttbeater

in Breslau als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Schuspielhaus. 17. Abonnementsvor⸗ stellung. Der Austauschleutnant. Militärschwank in drei Aufzügen von Richard Wilde und C. G. von Negelein. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur

Patrv. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Opernhaus. 18. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Figaros Hochzeit. Komische Oper in vier Akten von Wolf⸗ ang Amadeus Mozart. Text nach b11““ von Lorenzo Daponte. Deutsche Uebersetzung revidiert von H. Levi. (Herr Forsell vom Königlichen Hoftheater in Stockholm als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 18. Abonnementsvor⸗ stelung. Der große König. Drei Bilder aus seinem Leben von Josef Lauff. Musik von Weiland Seiner Majestät dem

Vogel.

Male: Schöne Frauen.

8 Uhr: Filmzauber.

Sonnabend,

zauber.

Straße. Freitag,

Deutsches Theater. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: König Heinrich IV. (2. Teil.) Sonnabend und Sonntag: Der blaue

Montag: Faust, 1. Teil.

Kammerspiele. Freitag, Abends 8 Uhr:

Sonnabend: Mein Freund Teddy. Sonntag: Schöne Frauen. Montag: Mein Freund Teddy.

Berliner Theater. Freitag, Abends Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer. Nachmittags Philotas. Hierauf: Der zerbrochene Krug. Abends: Filmzauber. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Rosinen. Abends: Filmzauber. Montag und folgende Tage:

Theater in der Königgrützer Abends 7 ½

Elga. onntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Konzert. Abends: Wolkenkratzer. (Madanne la

. Veber.

Charlottenburg. Freitag, Abends P. Ve 8 Uhr: Wolkenkratzer. Eine ameri⸗ Sonnabend kanische Komödie in drei Akten von Carl Rößler und Ludwig Heller.

onnabend, Nachmittags 3 Uhr: Wallen⸗

steins Lager. Hierauf: Die Piecco⸗ lomini. Abends: Die Schmetter⸗ lingsschlacht.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Talisman. Abends: Die Schmetter⸗ lingsschlacht. 3

Zum ersten

Schönfeld.) Puppchen. in drei Akten

1 vüshce. uppchen. 3 ½ Uhr: Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 —–37. Direktion: Georg Hartmann.) Freitag, Abends 8 Uhr: Zar und Zimmermann. Sonnabend: Figaros Hochzeit. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Abends: Tiefland. Montag: Tiefland.

Bahnhof

schlossen. Sonnabend

ersten Male: Sonntag,

Film⸗

Uhr:

Sonnabend: Die Geschwister. Hierauf: Residenztheater. Freitag, Abends ELEEII

Frau Präsideutin.

Thaliatheater. (Direktion:

Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. 7 ½ Musik von Jean Gilbert. k.

Trianonthenter. (Georgenstr., nahe Friedrichstr.)

Abends 7 ½

selige Toupinel.

Klindworth⸗-Scharwenka⸗Sanl.

Freitag, Abends 8 Uhr: von Margarete Geller. Alexander Neumann.

Liederabend

ie Frau Präsidentin. Am Klavier:

Présidente.) Schwank in von M. Hennequin und

und folgende Tage: Die

Birkus Schumann. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten. Zum Schluß: Der unsichtbare Mensch! Vier Bilder aus Indien.

Birkus Busch.

Uhr: Große Galavorstellung. Zum Schluß: Die große Prunt⸗ pantomime: „Sevilla“.

Kren und Freitag, Abends 8 Uhr: Posse mit Gesang und Tanz von Curt Kraatz und Jean

Wund folgende Tage:

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Hanni Ewest mit Hrn Leutnant Rudolf Glatzel (Berlin-— Müllheim i. Baden). Frl. Maria Lehmann mit Hrn. Pfarrer Paal Kienecker (Eidknghausen, Kr. Minden i. W. Weriher i. W.).

Freitag: Ge⸗

Uhr: Zum Wenn Frauen reisen. Nachmittags 3 Uhr: Der

Montis Operettentheater. (Früher:

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Major

fürsorgestellen, den Auskunfts⸗ und Fürsorgestellen für Lungenkranke

Freitag, Abends

König. Für die szenische Aufführung ein⸗ gerichtet von Josef Schlar. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Neues Operntheater 8 Uhr. (Kroll). Uhr.

Vorletzte Vorstellung.

Russische⸗ Ballelt. Pawlowa

Heute (Donnerstag): Neunzehnte 8 Vorstellung (Billettsatz 19). Les Préludes. Das schlecht bewachte Mädchen. Großes Divectissement.

1 Morgen (Freitag): Abschiedsvorstellung. (Billettsatz 20). Programm wie

am 16. Januar. Ka-t Theaterkasse (10 1 ½), b. Bote & Bock, Invalidendank u. Kauf⸗ haus d. Westens. [93692]

Herodes und Mariamne. Sonnabend und Sonntag: Die fünf Frankfurter. Nontag: Hedda Gabler.

Lessingtheater. Freitag, Abends 8 Uhr: Tantris der Narr. Drama in 5 Akten von Hardt.

Sonnabend: Zum ersten Male: Das Prinzip. Lustspiel in drei Akten von Hermann Bahr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Glaube und Heimat. Abends: Das Prinzip.

Komödienhaus. Freitag, Abends 8 Uhr: Die Generalsecke. Lustspiel in drei Akten von Richard Skowronnek.

Sonnabend und folgende Tage: Die Generalsecke.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: D rote Leutnant. 8

8

Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Freitag, Abends 8 Uhr: Die Schmetterlingsschlacht. Komödie in vier Akten von Hermann Sudermann.

Neues Theater.) Freitag, Abends 8Uhr: Der heilige Antonius. Vaudeville⸗ operette in drei Akten von Siegfried Nicklaß Kempner.

Sonnabend und folgende Tage: Der heilige Antonius.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der fidele Bauer.

Theater am MNollendorfplatz. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: Zum ersten Male: Die Studentengräfin.

Sonnabend und folgende Tage: Die Studentengräfin. b

Sonntag Nachmittags 3 ½ Uhr: Orpheus in der Unterwelt.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Freitag, Abends 8 ¼ Uhr: Majolika. Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.

Sonnabend und folgende Tage: Ma⸗ jolika.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr:

ersten Male: 29⁄ 2 = 5.

Konzerte.

Königl. Hochschule für Musik. Freitag, Abends 7 ½ Uhr; Orchester⸗ konzert (Frauenkompositionen) mit dem Blüthner⸗Orchester.

hilharmonie. Freitag, Abends 8 Uhr: Konzert von Heinrich G. Noren mit dem verstärkten Philharmonischen Orchester. Mitw.: Emmy Leiesner.

Singakademie. Freitag, Abends 8 Uhr: 2. Kammermusikabend des Rosé Quartetts. Mitw.: K. K. Hof⸗ musiker Franz Jelinek (II. Viola).

Freitag, Abends

von Charlotte Am Klavier:

Beethoven-Saal. 8 Uhr: Liederabend Boerlage ⸗Reyers.

Eduard Behm.

Konrad Dürr (Berlin). Hrn. Ober⸗ leutnant Johann Georg von Dewitz (Stettin). b

Gestorben: Hr. Generalmajor z. D. Constantin von Zepelin (Eberswalde). Hr. Geheimer Ministerialrat Richard Krefft (Schwerin i. M.). Hr. Dr. jur. Hilmar von Bauern (Braunschweig).— Verw. Fr. Mathilde von Tiedemann, geb. Menckhoff (Merseburg). Fr. Marion von Fischer, geb. Barfield of the Priory (Unterlauter bei Ko⸗ burg). Frl. Anna von Zur Westen (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

en Reichsanze

92

Personalveränderunge

Königlich Preußische Armee. Beamte der Militärverwaltung. 8 des Kriegsministeriums.

en 20 Dezember. Diemer, Rechnungsrat, Vermessungs⸗ dirigent bei der Landesaufnahme, auf seinen Anrag mit lichen Pension in den Ruhestand versetzt. Nöll, Trigonometerdiä bei der Landesaufnahme, als Trigonometer angestellt. 8

Kaiserliche Marine.

Den 11. Januar. Auf ihre Gesuche mit der gesetzlichen Pensio zur Disp. gestellt Starke (Wilhelm), nrvefasee e See von der Marinestation der Nordsee, unter Verleihung des CA dais Möller (Paul), Kapitänlt. von der Mazrineinsp. erwendung in einer für pensionierte Offizi esehenen v vWGXA“ Der Abschied mit der gesetzlichen Pension, der Aussicht auf An⸗ stellung im Zivildienst und der Erlaubnis zum Tragen Nücht enft nn⸗ Uniform bewilligt: Ellerbrake, Marineoberingen. von der II. Werfldiv., Berndt (Alwin), Marineingen. von der II. Werftdiv., unter Verleihung des Charakters als Marineoberingen., Dr. Hennig, Marineoberstabsarzt von der Marinestation der Nordsee 8 8

Kaiserliche Schutztruppen. 1

Kommando der Schutztruppen im Reichs⸗ kolonialamt.

Verfügung des Staatssekretärs des Reichskolonialamts. Den 18. Dezember. Kirchner, Oberintend. Sekretär, zum Ge⸗ heimen expedierenden Sekretär und Kalkulator ernannt. 8

1 für Deutsch Ostafrika.

Den 18 Dezember. Schroeder, Lt. im 1. Oberrhein. Inf. Regt. Nr. 97, scheidet am 8. Januar aus dem Heere aus i 88 unter Enthebung von dem Kommando zum Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin mit dem 9. Januar 1913 in der Schutztruppe angestellt. Dr. Sch önebeck, Stabsarzt, Antrag um Belassung bei der Schutztruppe auf weitere 2 ½ Jahre genehmigt. v. Trotha, Hauptm., der Abschied mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen seiner bisherigen Uniform bewilligt. Dr. Feldmann, Stabsarzt, unter Verleihung des Charakters als Oberstabsarzt der Abschied mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen seiner bisherigen Uniform bewilligt. v. Kornatzki, Rogalla 1 eberstein, Schimmer, Oberlts., zu Hauptleuten be⸗

Den 23. Dezember. Dr. Klemm, Assist. Arzt beim Ulan. Regt. Graf Haeseler (2. Brandenburg.) Nr. 11, Westhofen, Assist Acht beim 3. Schles. Drag. Regt. Nr. 15, scheiden am 7. Jannar aus dem Heere aus und werden mit dem 8. Januar 1913 in der Schutz⸗ truppe angzstellt. JG

Offiziere us

8

chutztruppe für Kamerun. 8

Den 18. Dezember 1912. Tamm, Lt., Eckert, Dr. Rosener, Stabsärzte, Zollenkopf, Oberarzt, Anträge um B lassung in der Schutztruppe auf weitere zwei Jahre genehmigt. Dr. Bergeat, Marineoberassist. Arzt der Res., nach erfolgtem Ausscheiden aus der Marine mit dem 6. Januar 1913 in der Schutztruppe angestellt. Den 23. Dezember 1912. Dr. Falb, Assist. Arzt beim Gren. Regt. Kronprinz (1. Ostpreuß.) Nr. 1, Dr. Voth, Assist. Arzt beim Ulan. Regt. Graf zu Dohna (Ostpreuß.) Nr. 8, scheiden am 5. Januar aus dem Herre aus und werden mit dem 6. Januar 1913 in der Schutztruppe angestellt.

Schutztruppe für Südwestafrika.

8 Den 18. Dezember. Frhr. v. Reibnitz, Oberlt., scheidet am 31. Dezember 1912 aus der Schutztruppe aus und wird mit dem 1. Januar 1913 im Gren. Regt. König Wilhelm I. (2 Westpreuß.) Nr.7 angestellt. Bullrich, Oberlt., scheidet am 6. Januar aus der Schutztruppe aus und wird mit dem 7. Januar 1913 im Inf. Regt. Lübeck (3. Hanseat.) Nr. 162 angestellt. Tuche, Oberveterinär, scheidet aus der Schutztruppe aus und wird beim Feldart. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern (Magdeburg.) Nr. 4 angestellt. Sommerfeld, Oberveterinär beim Lauenburg. Fußart. Regt. Nr. 20, scheidet am 6. Januar aus dem Heere aus und wird mit dem 7. Januar 1913 in der Schutztruppe angestellt.

Deutscher Reichstag. 91. Sitzung vom 15. Januar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fest⸗ stellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs⸗ jahr 1913, und zwar „Etat für das Reichsamt des Innern“. Abg. Freiherr von Gamp (Rp.) in seiner Rede, deren erster Teil in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteils worden ist, fort⸗ fahrend: Besonders interessant war mir in seinen Ausführungen, daß auch die republikanische Schweiz im Schutze der Arbeits⸗ willigen sehr viel weiter gegangen ist als irgend ein anderer Staat. Feststellen möchte ich, und das wird namentlich den Abg. Dr. Müller⸗Meiningen interessieren, daß unsere Industrie, unser Handelsstand jetzt fast einmütig einen starken Schutz der Arbeitswilligen fordert. (Zuruf links.) Sie können höchstens sagen, die Regierung ist einmal anderer Meinung gewesen, aber es gibt einen ppell von dem weniger gut informierten an den besser zu informierenden Staatssekretär. Ich hoffe, daß er alle die Gutachten der wirt⸗ chaftlichen Vereine und Handelskammern lesen und bearbeiten läßt, dann wird er wohl zu einer anderen Ansicht kommen. Auf die Dacter kann kein Staatssekretär sich einer solchen Forderung der ganzen werk⸗ tätigen Bevölkerung entziehen. Ich glaube auch nicht, daß der Staats⸗ ekretärjetzt auf einem durchaus ablehnenden Standpunkt steht. Seinerzeit hat er sich nur dagegen ausgesprochen, auf dem Wege der Ausnahme eine solche Bestimmung einzuführen. Aber darauf kommt es nicht an, sondern vor allem auf den mate⸗ riellen Schutz. Es wäre angenehm, wenn ein Weg gefunden würde, der der freisinnigen Partei die Annahme einer solchen Bestimmung erleichtert. Wir wünschen aber auf keinen Fall, daß die Sache bis zur allgemeinen Reform des Strafrechts hinausgeschoben wird. Bemertenswert ist es, wie eingehend und objektiv der Handelstag diese Frage durchgearbeitet hat; ich freue mich schon auf den Bericht. Der Abg. Fischer hat eine Fülle von Liebenswürdigkeiten über die Behörden geschüttet. Er sprach von der Zurückdrängung der be⸗ rechtigten Ansprüche der Ingenieure bei der Marine. Dies sei charakteristisch für die feudale Hochnäsigkeit, der jeder zuwider sei, der sich mit ehrlicher Hände Arbeit beschäftige. Nun kennen wir doch die Persönlichkeiten im Reichsmarineamt, die diese Fragen zu bearbeiten haben, z. B. den Vizeadmiral von Capelle. Wer den Mut

Erste Beilage iger und Königlich Preußi

Berlin, Donnerstag, den 16. Januar

hat, diesen Personen feudale Hochnäsigkeit vorzuwerfen, von dem kann man nur sagen: Jeder blamiert sich so gut wie er kann. Ernster waren die Vorwürfe des Abg. Fischer gegen die Unparteilichkeit der Gerichte, namentlich gegen das Reichsgericht. Wenn er sagte, das Reichsgericht sei immer nur das Instrument der Regierung gewesen, so ist das eine politische Brunnenvergiftung der bedenklichsten Art. Ich weise das im Namen meiner Partei zurück. Unsere Stellung zum Handwerk haben wir oft dargelegt, es hat keinen besseren Freund als uns. Ich möchte aber meine besondere Anerkennung aussprechen für das Wohlwollen, das jetzt auch die Reicheressorts für das Handwerk bekunden, und für die Konferenz, die der Staatssekretär mit den Vertretern des Handwerks abgehalten hat. Sehr bedenklich sind die Konsumvereine. Die Steuerkommission des preußischen Ab⸗ geordnetenhauses hat eine wesentliche Beschränkung der Steuerfreiheit der he schloften. Wie bedenklich diese Ver⸗ eine sind, ergi ich daraus, daß ihre Mitgliederz 1910 auf 1 171 000 mit 34 Millionen Umsatz 1 Die Warenhaussteuergesetzgebung bedarf einer Reform, und ich be⸗ dauere nur, keine bestimmten Vorschläge machen zu können. Wir haben in Deutschland 392 Warenhäͤuser mit einem Umsatz von 540 Millionen Mark. Ferner sollte man die Kinematographen ge⸗ nügend beaufsichtigen, um die Jugend zu schützen. Dem Abg. Müller⸗ Meiningnen gebe ich darin nicht Unrecht, daß das preußische Wahl⸗ recht keineswegs allein eine preußische Angelegenheit ist. Aber ich möchte ihn daran erinnern, daß, als vor einigen Jahren der Abg. von Oldenburg das bayerische Wahlrecht abfällig kriti⸗ sierte, der bayerische Gesandte ziemlich erregt sich da⸗ gegen wandte, daß das bayerische Wahlrecht im Reichstage kritisiert werde. (Zwischenruf des Abg. Müller⸗Meiningen.) Nein der Zusammenstoß mit dem Kriegsminister war etwas anderes. (Zwischenruf des Abg. Müller⸗Meiningen.) Ja, Kollege Müller, Sie behaupten leicht etwas anderes, Ihr Gedächtnis kann Sie auch mal täuschen. Sie haben öfter preußische Verhältnisse kritisiert, sind aber leider nicht genügend darüber informiert. Fürst Bismarck hat einmal gesagt, die preußischen Verhältnisse wirkten wie eine Wolljacke, sie kratze erst etwas, aber nachher fühle man sich in ihr wohl. Auch von Bennigsen hat einmal bedauert, daß die Herren aus Süd⸗ deutschland sich so wenig über preußische Verhältnisse informieren. Wenn der Abg. Müller⸗Meiningen allerdings seine bavyerische Staatsangehörigkeit aufgäbe und sich in das preußische Abgeordneten⸗ haus wählen ließe, würde er legitimiert sein, über preußische Verhältnisse sich zu äußern. Ich kann mir denken, daß die preußische Regierung Wert darauf legen würde, daß eine so prominente Kraft in das Abgeordnetenhaus käme. Mindestens unvorsichtig war ez von dem Abg. Müller⸗Meiningen, den Prinz⸗Regenten von Bayern als Kronzeugen anzuführen; es gibt auch Fragen, in denen der Prinz⸗Regent der Ansicht des Zentrums ist. Meine Partei hält es im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse für dringend geboten, den Goldbestand der Reichsbank wesentlich zu erhöhen. Die Reichsbank ist genötigt, den Diskont übermäßig in die Höhe zu schrauben, und darunter leidet das gesamte gewerbliche Leben. Wir wünschen, daß die Reichehank wieder zu einer großzügigen Politik übergeht. Wir erkennen mit großer Befriedigung die Politik des gegenwärtigen Leiters der Reichsbank an; bei allen fiskalischen Rücsichten hat er sich seit Jahren bemüht, den Goldbestand der Reichsbank durch Ankäufe im Auslande zu verstärken. Das hat Opfer gekostet. Aber alle diese Mittel versagen gegenüber dem großen Bedürfnis, das befriedigt werden muß. Wir brauchen in der Reichsbank mindestens 1500 Millionen in Gold, um die Be⸗ dürfnisse der täglich sich mehrenden Industrie und die Bedürfnisse der immer mehr zum intensiven Betrieb übergehenden Landwirtschaft zu befriedigen. Das läßt sich nur erreichen, wenn man das Gold aus dem Verkehr zieht. Das Geld in der Reichsbank hat erheblich größeren Wert als bei den Banken. Hundert Mark Gold in der Reichsbank gewähren die Möglichkeit 300 Papiergeld auseugeben, und damit in viel größerem Umfange die Kreditbedürfnisse der Gewerbekreise zu erfüllen. Dieses Vorgehen der Reichsbank verdien durchaus Anerkennung, aber darum darf die Ausprägung von Silber⸗ geld nicht eingeschränkt werden. Ich möchte im Gegenteil bitten, daß auch Silbergeld in größerem Umfange zur Ausprägung kommt. Die Industrie in den Städten kann allerdings den Lohn nicht in Silber zahlen, sie würde Wagenladungen von Silber brauchen. Aber auf dem platten Lande, namentlich im Osten, wird das Silber von der arbeitenden Klasse entschieden bevorzugt. Aber die Reichsbank allein kann das Ziel nicht erreichen, wenn nicht auch die Großbanken belfen. Daß die Großbanken in der letzten Zeit den Wünschen des Reichsbankpräsidenten mehr entgegengekommen sind, verkenne ich nicht, aber dieses Entgegenkommen genügt nicht, die Großbanken müssen vor allem ihren Spekulationskredit wesentlich einschränken, der nur Unheil durch die Erregung von Spekulationsgelüsten in weiten Kreisen stiftet. Die Großbanken und Devpositenbanken sollten ferner einen Teil der Depositen in Gold decken. Die Zeit ist allerdings nicht geeignet für ein Devpoösitengesetz, aber es könnte doch ein kurzes Gesetz ergehen, das vor⸗ schreibt, daß die Banken ihre Depositen in gewissem Betrage mit Gold zu decken haben, weil das nicht nur zum Schutze der Deponenten, sondern auch dem allgemeinen Interesse dienen würde. Ich hoffe wenigstens, daß die Banken es freiwillig tun. Der Reichstag wird sicherlich den Reichsbankpräsidenten Havenstein darin unterstützen, wenn er bei den Großbanken dahin wirken will. Bedauern muß ich sehr, daß in ernsten Geldtrisen die Großbanken es sich nicht versagen können, Anleihen im Auslande Zu. kontrahieren— Das macht einen deprimierenden Eindruck und verletzt die inländischen Interessen gröblich. Wiederholt habe ich angeregt, daß das Reich und die Bundesstaaten einmal eine größere Anzahl von Millionen nehmen sollen, um die Lücken in der Reichsversicherung auszufüllen. Angesichts der von der Sozialdemokratie geplanten Volksversicherung ist das notwendig. Nachdem der Sozialdemokratie die Möglichkeit genommen worden ist, durch die Krankenkassen die sozialdemokratischen Ziele zu fördern, ist sie zu dieser „Volksfürsorge“ gekommen. Von ihrem Standpunkt aus halte ich dies für eine geschickte Idee, aber weniger für die bürgerliche Gesellschaft. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Aktionäre!) Was haben die Aktionäre damit zu tun? Es ist in Aussicht genommen, auf dem Wege der privaten Initiative diesen Kampf gegen die Sozial⸗ demokratie aufzunehmen aber mit Aussicht auf Erfolg wird die Privattätigkeit allein diesen Kampf nicht führen können. Man wird die sozialdemokratischen Organisationen nicht bekämpfen können, wenn man nicht die gleichen Organisationen besitzt. Ich möchte daher den Staatssekretär dringend bitten, sich mit dieser Frage ein⸗ gehend zu beschäftigen. Ich sehe in dieser Beziehung sehr schwarz. Wenn es aber gelingt, daß die bürgerliche Gesellschaft infolge des Vorgehens der Sozialdemokratie aufgerüttelt wird, und daß dann das Reich und die Bundesstaaten auf dem angedeuteten Wege vorgehen, dann wird das Vorgehen der Sozialdemokraten auch zum Sepen der nichtsozialdemokratischen Arbeiter werden.

Abg. Irl (Zentr.): Nach der bei allen Parteien in dieser Debatte eingeführten Arbeitsteilung werde ich mich auf die Frage des selbständigen Mittelstandes beschränken. Vorweg muß ich aber auf die Frage Wetterlé zurückkommen. Graf Westarp hat schon gestern gesagt, daß Wetter’s nicht zum Zentrum ge⸗ hört. Auch das Zentrum mißbilligt durchaus das Auftreten Wetterlées, sofern die Zeitungen ichtig berichtet bhaben. Das müßte auch der Abg. M er⸗-Meiningen wissen. Er soll sich

chen Staatsanzeiger. 1 1913

mit seinen Vorwürfen lieber an Herrn Blumenthal im Elsaß wenden. Der Abg. Müller⸗Meiningen hat gestern von einem benakee Erlaß des bayerischen Kriegsministers gesprochen. Seine geheimnisvollen Andeutungen passen nicht zu seinem sonstigen Vorgehen. Wenn er Kenntnis davon hat, dann heraus mit diesem „Spalt⸗ pilz”. Ich kann wohl mit Recht behaupten, daß in der Gesetzgebung nicht genügend gesorgt ist für den selbständigen Mittelstand. Der Reichstag ist daran nicht schuld. Es war in dem Hause schon oft eine Mehrheit für die eine oder andere berechtigte Frage des Mittelstandes vorhanden, aber die verbündeten Regierungen haben, von Ausnahmen abgesehen, für diese Forderungen meist nur leere Versicherungen des Wohl⸗ wollens und Hinweise auf die Selbsthilfe gehabt. Fast durchweg hat die Regierung Erhebungen und dergleichen versprochen, aber wie lange dauert diese Vorbereitung der Regierung? Die Erhebungen schweben immer noch. Wenn eine Resolution dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen wird, dann geschieht es doch nicht zur ewigen Erwägung. Bis die Erhebungen abgeschlossen sind, ist es wirklich zu spät. Die schwierigsten Gesetze sind hier geschaffen worden, so u. a. die Angestelltenversicherung, bei denen es auch noch einer Reihe von Erwägungen bedurfte. Stellen sich in der Praxis Aenderungen als not⸗ wendig heraus, dann ist ja immer noch der Reichstag da. Ich bin der letzte, der über die Verhältnisse des Mittelstandes allzu pessimistisch denkt Ich sage mir, für den Mittelstand gilt noch immer das alte Wort: „Arbeiten und nicht verzweifeln. Von allen den Ständen, die zusammen die große Familie des Staates bilden, ist eigentlich der gewerbliche Mittelstand das einzige Stiefkind. Nun sind dem Reichstage wieder eine Reihe von Gesetzentwürfen vorgelegt, und es ist wiederum ketne Vorlage dabei zugunsten des Mittelstandes. Fast jedesmal, wenn die Mittelstandsfrage erörtert wird, dann heißt es: Ja, die Verhältnisse sind zu schwierig. Wenn man zusehen muß, wie die Re⸗ gierung dem Reichstage so geringes Entgegenkommen zeigt, dann muß man einmal energisch auf diesen Mißstand hinweisen. Es sind ja nun einige Gesetze im Interesse des Mittelstandes gemacht worden, aber leider nicht so, wie wir es gewünscht haben. Andererseits werden diese Gesetze und Verordnungen von den Ausführungsbehörden nicht so an⸗ gewendet, wie es von den obersten Stellen und von der Gesetzgebung gewollt ist. Wir erkennen es dankbar an, daß manche Staatsbramte es ganz gut verstehen, die Interessen des Staates zu wahren und dabei den Interessen des gewerblichen Mittelstandes gerecht zu werden. Aber vielfach hat der Handwerkerstand, namentlich haben die kleinen Handwe ksmeister Grund zur Beschwerde darüber, daß sie bei staat⸗ lichen Verdingungen übergangen werden, und das, obwohl man mit den Bevorzugten traurige Erfabrungen gemacht hat. Von all n hohen Stellen der Behörden wird immer versichert, daß man die Beschwerden berücksichtigen werde, wenn sie zur Kenntnis gelangen, es gibt aber Fälle, wo trotz der Beschwerde keine Remedur erfolgt, die Beamten vielmehr in Schutz genommen werden. Diesen Herren sollte von oben gehörig die Meinung gesagt, und sie sollten bei Aus⸗ zeichnungen umgangen werden, weil sie die Absichten der vorgesetzten Behörde durchkreuzen. Neues in der Handwerkerfrage läßt sich ja von uns so wenig wie von den anderen Parteien vorbringen; aber unsere Stellung dazu muß ich auch heuer wieder präzisieren. Beiläufiu, wenn sich auf Handwerkertagen einmal ein Referent im Ausdruck vergreift, sollten übrigens die Vertreter der Bebörden nicht gleich einen Casus belli daraus machen; geht der Referent in wichtigen Fragen wie die Katze um den heißen Brei herum, dann verlieren die Teilnehmer alles Interesse. Bei Arbeiterkongressen sind auch schon von manchen Rednern Worte gesprochen, die den anwesenden Regierungsvertretern nicht angenehm in die Ohren klangen, ohne daß sie deshalb sofort das Lokal verließen. Den Arbeitern soll ihr Recht nicht verkürzt werden, sich zur Erlangung besserer Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen zu vereinigen, das erkennen wir durchaus als berechtigt an; aber diejenigen, die arbeiten wollen, sollen auch nicht mit Gewalt daran verhindert werden. Wenn wir das verlangen, verlangen wir durchaus kein Aus⸗ nahmegesetz. Den Streitigkeiten der Arbeiter untereinander darf man auch kein so großes Gewicht beilegen. Unhaltbar aber ist der Zustand, wenn ein Arbeiter nur deswegen, weil er prinzipiell sich einer bestimmten Orga isation nicht an⸗ schließen will, aus seiner Stellung gebracht wird und auch anderswo nicht anfangen kann. Aus solchen Urachen ist auch schon oft ein Streik entstanden. Der Handwerksmeister ist solchen Vorkommnissen gegenüber in sehr übler Lage. Das Handwerk muß auf gesetzgeberischem Schutz in dieser Hinsicht bestehen; die Selbsthilfe versagt da in den meisten Fällen, und nicht einmal die Tarisverträge nützen da, wie eine Reichsgerichts⸗ entscheidung von 1911 gezeigt hat. Ein Bäcker in Reichenhall, früher selbständiger Meister, später gezwungen, als Gehilfe zu arbeiten, mußte entlassen werden, weil er den freien Gewerk⸗ schaften nicht beitreten wollte; es wurden Schritte getan, ihn wenigstens bis zum Herbst in seiner Stelle zu belassen, aber er fand keine Gnade vor den freien Gewerkschaften. Er ist nun auf den rechten Weg verwiesen, er soll die Gewerkschaft auf Entschädi⸗ gung verklagen; ich bin gespannt, ob ihm sein Recht werden wird. Solche Vorkommnisse müssen unmöglich gemacht werden. Aus diesem Grunde habe ich in der vorigen Session für die konservative Resolution, betreffend den Schutz der Arbettswilligen, gestimmt, und werde auch für ihren jetzigen Antrag stimmen, obwohl dieser mir viel schwerer durchführbar erscheint, schon wegen der Schwierigkeit der Definition des Begriffes „Streikposten. Gegen die Konsumvereine muß auch im Interesse des selbständigen gewerblichen Mittel⸗ standes eingeschritten werden, auch auf steuerlichem Wege. Geht ihre Entwicklung, auch die der Beamtenkonsumvereine, so weiter, dann wird der kleine Handwerkerstand rasch verschwinden. Wenn die Verdränguug des kleinen Handwerks auch nicht so schnell geht, so leidet es doch schon an manchen Orten großen Schaden. Wir tun sehr viel für die Aufbesserung der Beamtengehälter. Da ist es doch eigentlich selbstverständlich, daß die Beamten auch die Gewerbetreibenden berücksichtigen. Wir appellieren da ganz besonders an die höheren Beamten. Die Denkschrift des „Deutschen Hand⸗ werker⸗ und Gewerbetages“ macht allerlei Vorschläge. Hoffentlich geht uns bald eine Vorlage zu, die diesen Rechnung trägt. Die Regierung hat Bedenken, den § 100 preiszugeben. Aber es sollte sich doch ermöglichen lassen, wenigstens einzelnen Kategorien, wie z. B. den Schmieden, Erleichterungen zu schaffen. Den Aus⸗ wüchsen des Hausierhandels, der den seßhaften Handel schwer schädigt, muß entgegengetreten werden. Eine Konkurrenz muß sein, aber sie darf nicht ungesund sein. Ebenso muß für das Bauhandwerk etwas geschehen. Der erste Teil des Gesetzes zum Schutze der Bau⸗ handwerker hat keine wesentliche Hilfe gebracht. Es muß deshalb dringend die Einführung des zweiten Teils gefordert werden. Ich bin der letzte, der die Selbsthilfe unterschätzt. Aber die meisten dafür gemachten Vorschläge haben nur theoretischen Wert. Es gibt eben Fäͤlle, wo der Gewerbestand allein machtlos ist. Was die Kreditbeschaffung für das Kleingewerbe betrifft, so ist auf dem Genossenschaftstag in Straßburg von einer Seite vorgeschlagen worden, die preußische Zentralgenossenschaftskasse auf das ganze Reich auezudehnen. Ich meinerseits würde es lebhaft begrüßen, wenn sämtliche Kreditinstitute im Reich, die vorwiegend gewerblichen Inter⸗ essen dienen, unter Wahrung ihrer Selbständigkeit sich zu gemeinsamer Arbeit zusammenschlössen und sich unterstützten. Gerade die Preußenkasse mit ihren bedeutenden Geldmitteln und ihren reichen Er⸗