1913 / 22 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Jan 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung,

betreffend die Ernennung eines Bevollmächtigten zum Bundesrat.

8 Auf Grund des Artikel 6 der Verfassung des Deutschen Reichs ist von Seiner Majestät dem König von Württemberg der Staatsminister des Innern Dr. von Fleischhauer zum Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden.

Berlin, den 25. Januar 1913.

1 Der Stellvertreter des Reichskanzlers.

Delbrück

Personalveränderung

Königlich Preußische Armee.

Offiziere usw.

1 Berlin, 24. Januar. Schmidtke, Major z. D., bisher Kom⸗ mandeur des Hannov. Trainbats. Nr. 10, zum emnusterungs⸗

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kommissar in Allenstein ernannt. Im Sanitätskorps. 1“ 8 Durch Verfügung des Generalstabsarztes der Armee.

Mit Wahrnehmung offener Assist. Arztstellen beauftragt: am 8. November 1912: Dr. Kobley, Unterarzt beim 3. Niederschles. Inf. Regt Nr. 50, am 31. Dezember 1912: Graf Haller v. Haller⸗ tein, Unterarzt beim 1. Kurhess. Inf. Regt. Nr. 81. Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Kriegsministeriums. Den 2. Januar. Meißner, geprüfter Intend. Sekretariats⸗ nwärter, bei der Intend. der 10. Div. als Militärintend. Diätar angestellt. Koberstein, Intend. Sekretär von der Intend. des Militärverkehrswesens, Gaertner, Intend. Diätar von der Intend. es III. Armeekorps, gegenseitig versetzt. 8 Den 3 Januar. Ernannt die Militärintend. Diätare: Kunert, Richter (Otto), Haack (Rudolf), Voß (Ernst) von den Inten⸗ danturen der 12., 17. Div., militärischen Institute und des XVIII. Armee⸗ korps, zu Militärintend. Sekretären, Boedeker, Schmeltzer von den Intendanturen des IX. und XVIII. Armeekorps, zu Mil. Intend. egistratoren. * Den 6. Januar. Scholz, Militärbausekretär, kommandiert ur Intend. XX. Armeekorps, der Titel „Ober⸗Militär⸗Bausekretär“ erliehen. Der 7. Januar. Grohnwaldt, Proviantamtsinsp. und Amts⸗ orstand in Tilsit, zum Proviantmeister ernannt. 1 9 Durch Verfügung der Generalkommandos. Versetzt: Die Oberzahlmeister bezw. Zahlmeister: Gleichmann om II. Bat. 6. Thüring. Inf. Regts. Nr. 95 zum Jägerregt. zu Pferde Nr. 2, Holländer vom II. Bat. 9. Bad. Inf. Regts. Nr. 170 zum I. Bat. Inf. Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) tr. 111, Weiß vom I. Bu. 3. Oberelsäss. Inf. Regts. Nr. 172. zum II. Bat. 9. Bad. Infs Regts. Nr. 170, Müller vom II. Bat. 8. Bad. Inf. Regts. Nr. 169 zum 3. Bad. Drag. Regt. Prinz Karl Infolge Versetzung zugeteilt: Vocke, Zablmstr., bisher beim II. Bat. 4. Unterelsäss. Inf. Regts. Nr. 143, dem II. Bat. Thüring. Inf. Regts. Nr. 95.

Durch Verfügung der Feldzeugmeisterei.

Den 18. bzw. 31. Dezember. Beringer, Konstrukteur I. Klasse

ei dem Art. Konstruktionsbureau, Bertheau, Betriebsleiter bei

der Art. Werkstatt Straßburg i. E., der Titel „Militärbau⸗

meister“ verliehen. 1 28

Durch Verfügung des Kriegsminis⸗ eriums.

Den 135. Januar. Dr. B5 tich, agbterhaa), Dr. Müller

„, Rotheg zxreh Neitin Fen lnkerapotheker des

btenstank 8 örderk. Seydel (Lands⸗

berg a. W.), elefeld), Struck (Schwerin), Franck

(I Altona), Gebhard (Molsheim), Dr. Bertram

a. M.), Oberapotheker des Beurlaubtenstandes, der Abschied bewilligt.

Königlich Sächsische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.

Den 21. Januar. v. Reyher, Oberst beim Stabe des 5. Inf. Regts. Kronprinz Nr. 104, zum Kommandeur des 13. JInf. Regts. Nr. 178 ernannt. Apel⸗Pusch, Oberstlt. und Bats. Kommandeur im 2. Gren. Reg. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von zum Stabe des 5. Inf. Regts. Kronprinz Nr. 104 8 üller, Major und Bats. Kommandeur im 14. Inf. Regt. Nr. 179, zum Oberstlt. befördert. Schlick, Major und Adjutant der 3. Div. Nr. 32, zum Bats. Kommandeur ernannt und in das 2. Gren. Regt Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen v. Beulwitz, Hauptm. und Komp. Chef im 1. (Leib⸗) Gren. Regt. Nr. 100, zum Major, vorläufig ohne Patent, befördert und zum Adjutanten der 3. Div. Nr. 32 ernannt. Golle, Oberlt. im 9. Inf. Regt. Nr. 133, Kopp, Oberlt. im 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, zu überzähligen Hauptleuten befördert. Biehl, Oberlt. im 2. Jägerbat. Nr. 13 zum Hauptm. be⸗ fördert und zum Adjutanten der 1. Inf. Brig. Nr. 45 er⸗ nannt Frhr. v. Weber, Oberlt. im 1. (Leib⸗) Gren. Regt. Nr. 100, zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, befördert und zum Komp. Chef ernannt. Lehritter, Lt. im 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, Jedicke, Lt. im 16. Inf. Regt. Nr. 182, zu Oberlts. befördert. Scheller, Lt. im 11. Inf. Regt. Nr. 139, kommandiert zur Dienstleistung beim 2. Hus. Regt. Nr. 19, in dieses Regt. versetzt. v. Haugk, Lt. im Gardereiterregt., Frhr. v. Milkau, Lt. im 3. Ulan. Regt. Nr. 21 Kaiser Wilhelm II., König von ö“ zu Oberlts. befördert. Zenker, Oberlt. im 7. Feldart. Regt. Nr. 77, kommandiert zur Dienstleistung beim

ußart. Regt. Nr. 12, zum überzähl. Hauptm. befördert. v. Koerner,

berlt. im 1. Feldart. Regt. Nr. 12, vom 25. Januar d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung beim Karab. Regt. kommandiert. Walter, Lt. im 8. Feldart. Regt. Nr. 78, Raeßler, Lt. im 2. Pion. Bat. Nr. 22, Jerrmann, Lt. bei den Königl. sächs. Fgege des Königl. Preuß. Eisenbahnregts. Nr. 2, zu Oberlts. befördert. 1

Die Fähnriche: Fraustadt im Schützen⸗ (Füs.) Regt. Prinz

Georg Nr. 108, mit einem Patent vom 25. August 1910, Frhr.

arsdorf v. Enderndorf im 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg tr. 107, Grüner im 13. Inf. Regt. Nr. 178, Flechsig im 14. Inf. Regt. Nr. 179, Camp im 3. Hus. Regt. Nr. 20, Düll, Schüttel im Fuhrns Regt. Nr. 12, mit einem Patent vom 25. Januar 1911, Frhr. v. der Decken gen. v. Offen im 1. Hus. Regt. 1 Albert Nr. 18, mit einem Patent vom 9. August 1912, zu Lts. befördert.

Die Unteroffiziere: Wolff im 5. Inf. Regt. Kronprinz Nr. 104, Schomburg im 11. Inf. Regt. Nr. 139, Sarfert im 7. Feldart. Regt. Nr. 77, Pilz im 8. Feldart. Regt. Nr. 78, Schröder, Hahn m 2. Trainbat. Nr. 19, zu Fähnrichen ernannt.

Abschiedsbewilligungen.

Frantz, Oberst und Kommandeur des 13. Inf. Regts. Nr. 178, in Genehmigung seines Pblehlehtge aches mit Pension und der Er⸗ laubnis zum Tragen der Regts. Uniform zur Disp. gestellt. Goethe, Lt. im 16. Inf. Regt. Nr. 182, zu den Offizieren der Res. dieses Regts. übergeführt. Pank, Major z. D., unter Fortgewährung der

Ie. Kom

8

gesetzlichen Pension und mit der Erlaubnis zum ferneren Tragen der Uniform des 9. Inf. Regts. Nr. 133 der Abschied bewilligt.

Im Veterinärkorps.

Die Stabsveterinäre: Jähnichen beim 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, zum 3. Ulan. Regt. Nr. 21 Kaiser Wilhelm II., König von Preußen versetzt, Dr. v. Müller beim 2. Trainbat. Nr. 19, zur Dienstleistung zum 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, Barthel beim 2. Ulan. Regt. Nr. 18, zur Dienst⸗ leistung zum 2. Trainbat. Nr. 19, kommandiert.

Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Kriegsministeriums. Den 18. Januar. Thümmel, Bauregistraturdiätar, unterm 8 Ffbinor d. J. als Militärbauregistrator beim Bauamt IV Dresden angestellt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armeekorps

Offiziere, Fähnriche usw.

Stuttgart, 21. Januar. v. Rampacher, Gen. Lt. und Kommandeur der 38. Div., unter Enthebung von dem Kommando nach Preußen, v. Oßwald, Gen. Major und Kommandeur der 53. Inf. Brig. (3. K. W.), dieser unter Verleihung des Charakters als Gen. Lt., in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt. Niemann, Königl. Preuß. Oberst und Kommandeur des 10. Inf. Regts. Nr. 180, von dieser Stellung enthoben. Böhringer, Oberstlt. z. D. und Kommandeur des Landw. Bezirks Calw, mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 8. Inf. Regts. Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden von seiner Dienststellung auf sein Gesuch enthoben. Marcks (Stuttgart), Hauptm. der Res. des Gren. Regts. Königin Olga Nr. 119, mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform, Franck⸗Oberaspach SHec⸗ Oberlt. der Landw. Feldart. 2. Auf⸗ gebots, der Abschied bewilligt. 1““

Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Kriegsministeriums Keppler, Rechnungsrat, Geheimer expedierender Sekretär beim Militärbevollmächtigten in Berlin, Gaick, Geheimer expedierender Sekretär im Kriegsministerium, zum 1. Apri 3 gegenseitig versetzt. 8

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Geheimen Kanzleisekretär in dem Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten Hermann Spring⸗ stubbe bei seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienste den Charakter als Kanzleirat und 8

dem Rendanten der Generallotteriekasse Arndt und dem Sekretär Wilcke bei der Generallotteriedirektion den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen sowie 8

der Wahl des Oberlehrers Dr. Joseph ehe an der Handelsrealschule in Cöln zum Direktor des Realgymnasiums in Dillingen die Allerhöchste Bestätigung zu erteilen und

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu

Sommerfeld getroffenen Wahl den unbesoldeten Beigeordneten Kommerzienrat Georg Lange daselbst in gleicher Amtseigen⸗ schaft auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.

ajestät der esgig haben Allergnädigst geruht: Hatektor des Kaiser Wilhelm⸗

dem ger ht.eo * üsir e heen gLichterfelde den Charakter 7 F b

Sb 82

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kaufmann Max Heppner, Inhaber der Firma Ludwig Glenk, in Berlin das Prädikat eines Königlichen Hof⸗ antiquars und dem Tapezierer Bruno Nagel, Inhaber der Firma Ge⸗ brüder Vogt, zu Cassel das Prädikat eines Königlichen Hof⸗ tapezierers zu verleihen.

Justizministeriumm.

Dem Amtsgerichtsrat Freiherrn von Korff in Haltern ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension erteilt.

Versetzt sind: der Amtsgerichtsrat Püschel in Berlin⸗ Lichtenberg an das Amtsgericht Berlin⸗Schöneberg, der Land⸗ richter Hempel in Ostrowo als Amtsrichter nach Bromberg, die Amtsrichter Stumpf und Lutterbeck in Buer nach Gladbeck.

Zu Handelsrichtern sind ernannt: der Kaufmann Chrysanth Proenen in Cöln, der Kaufmann Emil Wilhelm Schulte in Dortmund, der Kaufmann und Stadtrat Otto Dodillet in Tilsit und der Kaufmann und Konsul Emil Behnke in Danzig, wiederernannt: der Kaufmann Philipp Passavant und der Ingenieur Remy Eyßen in Frankfurt a. M., der Ingenieur und Fabrikant Max Ritter in Altona.

Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind ernannt: der Kaufmann Rudolf Diel in Cöln, der Direktor Heinrich Franke in Dortmund, der Kaufmann Paul Manleitner in Tilsit und der Kaufmann Hugo Hirschberg in Danzig, wiederernannt: der Spediteur Samuel Mendelsohn und der Kaufmann Rudolf Weichenhan in Breslau, der Konsul Friedrich Melber in Frankfurt a. M., der Fabrikdirektor beeni Schipper in Wiesbaden und der Brauereidirektor einrich Asemann in Dortmund.

Der Rechtsanwalt Dr. Walter Kleist in Demmin ist zum Notar ernannt.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht die Rechts⸗ anwälte: Dr. Micknat bei dem Landgericht II in Berlin, Heine bei dem Landgericht in Wiesbaden und Dr. Düker bei dem Amtsgericht in Jüterbog.

Mit der Löschung des Rechtsanwalts Dr. Düker in Jüterbog in der Rechtsanwaltsliste ist zugleich sein Amt als Notar erloschen.

In die Liste der Rechtzanwälte sind eingetragen die Rechtsanwälte: Korsch vom Landgericht I bei dem Land⸗ gericht III in Berlin, Walter Wendt in Charlottenburg außer bei dem Amtsgericht in Charlattenburg zugleich bei dem Land⸗ gericht III in Berlin, Abitz⸗Schultze aus Cöln und Dr. Scheller aus Steinach (Sachsen⸗Meiningen) bei dem Amts⸗ gericht und dem Landgericht in Düsseldorf, der frühere Rechts⸗ anwalt Dr. Bartsch bei dem Amtsgericht in Kanth, die Ge⸗ richtsassessoren: Hegewisch bei dem Oberlandesgericht in Celle, Fritz Krüger bei den Landgericht I in Berlin, Dr. Oskar Fischer bei dem Lanzgericht III in Berlin, Henke bei dem Landgericht in Broslau, Dr. Lauber bei dem

Amtsgericht und dem Landgericht in Aachen, Dr. Bickel bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Kiel, Dr. Klemm bei dem Amtsgericht und den Landgericht in Erfurt, Dr. Bieber bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ gericht in Halle a. S., Jähnert bei dem Amtzgericht und dem Landgericht in Naumburg a. S., Jelkmann bei dem Amts⸗ ericht in Bersenbrück, Höfer bei dem Amtsgricht in Uelzen, . bei dem Amtsgericht in Gelsenkirchen, Dr. Strath⸗ mann bei dem Amtsgericht in Schwerte, Fritz Wolf bei dem Amtsgericht in Aschersleben, Walter Cohn bai dem Amts⸗ gericht in Stuhm, Lüschow bei dem Amtsgercht in Uecker⸗ münde und der frühere Gerichtsassessor, Oberbürgermeister a. D. Alfred Knobloch bei dem Kammergericht.

Der Oberlandesgerichtspräsident, Wirkliche Geiheime Ober⸗ justizrat von Hassell in Cassel, die Rechtsanwälte Geheimer Justizrat Lex in Hamm und Justizrat Weghmann in Kleve sind gestorben.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Fräulein Emmy Petersen ist zur Königlichen Gewerbe⸗ schullehrerin an der Handels⸗ und Gewerbeschule für Mädchen in Rheydt ernannt worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Dem Privatgelehrten Dr. phil. Ernst Tiessen in Friedenau ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

inisterium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Der Professor an der Hochschule in Berlin Dr. Max Gremer ist zum Rektor dieser Hochschule für die nächste dreijährige Amtsperiode (27. Januar 1913 bis eben⸗ dahin 1916) ernannt worden. b Finanzministerium. Der bisherige Zollinspektor Wilke in Berlin ist zum Ge⸗ heimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im Finanz⸗ ministerium ernannt worden.

Aichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 25. Januar 1913.

Seine Majestät der Kaiser und König besuchten gestern vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, den Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg.

Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Adalbert wird heute vom „W. 8. folgende Mitteilung verbreitet:

Seine Königliche Hoheit der Prinz Adalbert haben mit kurzen Unterbrechungen gut geschlafen. Die Mattigkeit ist nicht mehr so groß. Temperatur 36,3. Puls gleichmäßig 72. Niedner.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zol⸗

mnrn S.. . . für Justizwesen sowie der Ausschuß fie Zoll⸗ und Steuerwesen hielten stihwes schuß 8

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird der auf Grund Aller⸗ höchster Ermächtigung dem Landtage der Monarchie nach den Neuwahlen vorzulegende Entwurf eines preußischen Wohnungsgesetzes nebst Begründung veröffentlicht.

„Der Landrat Eichhorn ist aus dem Kreise Merzig, Re⸗ gierungsbezirk Trier, in gleicher Amtseigenschaft in den Land⸗ kreis Crefeld, Regierungsbezirk Düsseldorf, der Landrat Frei⸗ herr von Dörnberg aus dem Kreise Gersfeld, Regierungs⸗ bezirk Cassel, in gleicher Amtseigenschaft in den Kreis Fulda, Regierungsbezirk Cassel, und der Landrat Dr. Suermondt aus dem Kreise Lyck, Regierungsbezirk Allenstein, in gleicher Amtseigenschaft in den Kreis Zabrze, Regierungsbezirk Oppeln, versetzt worden.

Der Geheime Regierungsrat Reuter in Bromberg ist der Königlichen Regierung in Königsberg, der Geheime Re⸗ gierungsrat Dr. Kramsta in Königsberg der Königlichen Re⸗ gierung in Magdeburg, der Regierungsrat von Hoffmann in Koblenz dem Königlichen Oberpräsidium in Breslau, der Regierungsrat Kuchen in Frankfurt a. O. dem König⸗ lichen Oberpräsidium in Königsberg, der Regierungsassessor Berlin in Pofsdam der Königlichen Regierung in Oppeln, der Regierungsassessor Dr. Gerber in Merseburg dem Königlichen Oberpräsidium in Koblenz, der Regierungsassessor Dr. von Natzmer in Frankfurt a. M. der Königlichen Regierung in Potsdam, der Regierungsassessor Bergmann in Danzig der Königlichen Regierung in Bromberg, der Regierungsassessor Dr. Rohte in Seelow, Kreis Lebus, der Königlichen Regie⸗ rung in Wiesbaden zur weiteren dienstlichen Verwendung über⸗ wiesen und der neuernannte Regierungsassessor Dr. von Klaß aus Oppeln dem Landrate des Kreises Saatzig in Stargard (Pomm.) zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zu⸗ geteilt worden.

Die Regierungsreferendare von Bülow aus Seettin, Hammacher aus Düsseldorf und Moes aus Oppeln haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Geier am 23. d. M. in Haifa eingetroffen.

Elsaß⸗Lothringen. 8 ö EETA“ des Landtags inter⸗ pellierte gestern der lothringische Abg. Zimmer⸗Diedenhofen die Regierung wegen der Auflösung des Vereins, Souvenir Soc44“

Fall mit dem Inhalt des Briefes.

Wie „W. T., B.“ berichtet, erklärte der Unterstaatssekretär

andel, die Regierung habe die Ueberzeugung gewonnen, daß der Souvenir Alsacien-Lorrain“ nichts anderes als eine Fortsetzung des „Souvenir Frangçais“ sei, und das gleiche Ziel verfolge wie dieser. Zum Beweise dafür verlas der Unterstaatssekretär einen sehr charakteristischen Brief eines Ehrenmitglieds des aufgelösten Vereins. Der Abg. Zimmer erklärte, die in dem Brief bekundete deutsch⸗ feindliche Gesinnung sei sicherlich nicht die der Mitglieder des souvenir Alsacien-Lorrain“. Er selbst identifiziere sich auf keinen

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Marinekommandant, Admiral Graf Montecuccoli hat nach Beendigung einer Flotteninspektionsreise einen Flotten⸗ befehl erlassen, in dem er nach einer Meldung des „W. T. B.“ sagt, er sei überzeugt, daß die Flotte unter der tatkräftigen, jielbewußten Leitung des Flotteninspektors, unterstützt durch den hingebenden Eifer der Offiziere und Mannschaften, unter allen Umständen ihre Pflicht tun werde.

Großbritannien und Irland. Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, traten die ersten Bevollmächtigten der Balkanstaaten gestern abend zu einer Konferenz zusammen. Da einige der Bevollmächtigten vwon ihren Regierungen noch keine vollständigen Weisungen er⸗ halten hatten, vertagte man sich auf 24 Stunden Das Unterhaus begann gestern die Verhandlungen über den Abänderungsantrag des Staatssekretärs des Aus⸗ wärtigen Amtes Grey zur Wahlrechtsbill. Der Ab⸗ änderungsantrag wurde von dem Unionisten Lyttelton ein⸗ gebracht, der ein Anhänger des Frauenstimmrechts ist. Grey selbst wird erst am Montag sprechen. Die Debatte bewegte sich nach dem Bericht des „W. T. B.“ in den bekannten Bahnen früherer Beratungen über das Frauenstimmrecht. In den Reden kamen keine Parte iunterschiede zum Ausdruck. Be⸗ merkenswert war die Rede des Kolonialministers Harcourt, der die Haltung seiner Kollegen Grey und Lloyd George, die Anhänger des Frauenstimmrechts sind, lebhaft kritisierte. Harcourt fragte Grey, weshalb es keine Frauen als Botschafter ebe, und weshalb man keine weiblichen Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amt habe. Sie hätten zur Belustigung der Nationen beitragen können. Dann fragte Harcourt Lloyd George, warum er zwar für

das Frauenstimmrecht, aber nicht für das allgemeine Frauenstimmrecht

sei, und warum er fünf Millionen Frauen der arbeitenden Klasse vom Wahlrecht auszuschließen wünsche. Dies geschehe sicherlich nicht, weil es sich in der Hauptsache um Hausgesinde handele. Lloyd George scheue sich nicht, von diesen Frauen die drei Pence für den Versiche⸗ rungsfonds zu nehmen. Warum fürchte er sich, ihre Meinungs⸗ aͤußerungen entgegenzunehmen. b

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die Beratung über den Abänderungsantrag des Staatssekretärs Grey auf Montag vertagt, an welchem Tage die Abstimmung darüber stattfinden wird.

Die Botschafter sind heute vormittag zu einer Be⸗ ratung zusammengetreten.

Frankreich. 8 8

In dem Ministerrat, der gestern vormittag im Elysée stattkand, wurde, wie „W. T. B.“ meldet, im Prinzip be⸗ schlossen, die verschiedenen Dienstzweige, die die Handelsmarine betreffen, unter einem Unterstaatssekretär zusammenzufassen, und ferner der Finanzminister ermächtigt, ein Projekt zur Be⸗ kämpfung der Tuberkulose in der Beamtenschaft, in der Armee und in der Marine vorzulegen.

In der Deputiertenkammer verlas gestern der Ministerpräsident Briand unter großer Aufmerksamkeit des hanses die Regierungserklärung, die, obiger Quelle zufolge, esagt:

Das neue Kabinett wird die allgemeine Politik des voran⸗ gegangenen fortsetzen, das eine so allgemeine Zustimmung im Parla⸗ ment und im Lande gefunden hat. Es wird auf dem Gebiete der inneren Politik die Verständigung aller Republikaner und auf dem der nationalen Interessen eine enge und solidarische Vereinigung aller Franzosen durchführen. Die Regierung wird die Wahl⸗ reform ohne Verzug durch das Zusammenwirken aller Republikaner auf der Grundlage einer angemessenen Vertretung der Minderheiten zu Ende führen. Ebenso erscheint es angebracht, die Einkommen⸗ steuer, die Reform des Obersten Kriegsrats und das Kader⸗ gesetz für die Kavallerie, das für die nationale Verteidigung un⸗ entbehrlich ist, zustande zu bringen. Die Kammer wird den fran⸗ zösisch⸗spanischen Vertrag, der die Einführung einer end⸗ Fält gen Organisation in Marokko möglich macht, unverzüglich zur Prüfung erhalten. Von weiteren dringenden Problemen müssen die⸗ jenigen, die die Laienschule betreffen, ohne herausfordernde Härte, aber mit Beharrlichkeit zur Lösung gebrachtwerden; das Beamtengesetz ist gleichfalls dringend. Die Erkläͤrung betont sodann, daß die sozialen Aufgaben in weitherzigem Sinne gelöst werden müßten, und sagt weiter: Die Regierung wird entschlossen dahin streben, den Wohlstand des Landes zu erhöhen, den Kolonialbesitz in den besten Stand zu setzen, den Kredit Frankreichs zum ersten in der Welt zu machen, dem Heere und der Flotte die Mittel zu geben, damit sie jedem Angriff wider⸗ stehen und die nationale Ehre mit Stolz wahren können. Das Land seibst gab erst kürzlich erfreuliche Beispiele von Kaltblütigkeit und Würde. Seine Mitarbeit war der Regierung wertvoll bei der Ueber⸗ windung der schwierigen Verwicklungen, aus denen Frankreich ehrenvoll hervorging. Mehr als je ist es notwendig, die Aufmerksamkeit auf die Probleme der äußeren Politik, die sich besonders im nahen und fernen Osten erheben, gerichtet zu halten. Treue gegen unsere Verbündeten und unsere Freunde bleibt das unveränderliche Prinzip unserer auswärtigen Politik. Die Erfahrung der letzten Monate zeigte in reichlichem Maße, was die diplomatische Aktion Frankreichs im Dienste des Friedens an moralischem Ansehen und an überzeugender Kraft ge⸗ winnt, wenn sie bei Offenheit und Zuvorkommenheit gegenüber den anderen Nationen in enger Verbindung und beständiger Ueberein⸗ stimmung mit der Diplomatie seiner Freunde und Verbündeten bleibt.

Cenn wir uns in unserer Haltung von dieser Linie nicht entfernen, werden wir das geistige und wirtschaftliche Erbe bewahren, und indem wir mit unserm Einfluß die wesentlichen Werkzeuge der nationalen Verteidigung stärken, werden wir der Sache des Friedens dienen.

Hierauf trat die Kammer in die Besprechung der einge⸗ brachten Interpellationen ein.

Der Ministerpräsident erklärte in Beantwortung der Inter⸗ pellationen, daß er ein konstitutionelles Kabinett aus Männern gebildet habe die das Vertrauen des Landes verdienten. Bei der Erörterung der Notwendigkeit der Wahlreform sagte er, es sei eine taktische Frage, daß die Partei, die die Gewalt in Händen habe, sich diese zu erhalten uchen müsse im Interesse des Landes und der Nation, die sie ins Parla⸗ ment entsandt hätten. Das Interesse der republikanischen Partei erheische es, die Wahlreform durchzuführen. Briand trat warm für die Einigkeit der Republikaner ein, die sich um die Regierung geschart kätten, und sagte, diese müsse vor dem Senat freie 8 haben, um die Reform zu vollenden. Er schloß mit dem Ersuchen, ihm das Vertrauen auszusprechen. Im weiteren Verlauf der Sitzung kritisierte der Abg. Andrieux die zweideutige Art, mit der die Regjerungs⸗ erklärung von der Wahlreform spreche. Seiner Ansicht nach werde Briand die Ideen der Anhänger des Proportionalwahlsystems mit

enen der Mehrheit schwer vereinigen können. Der Abg. Jaurèds

betonte die Notwendigkeit, die Wahlreform durchzuführen. Weiter drückte Jaurès die Hoffnung aus, daß die Großmächte einig bleiben werden und daß Frankreich Worte der Billigkeit und Großmut für den Besiegten sprechen werde.

Die Kammer nahm mit 324 gegen 77 Stimmen eine Tagesordnung an, in der der Regierung das Vertrauen ausgesprochen wird. 172 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung, und zwar 108 Radikale, 7 Mitglieder der demo⸗ kratischen Linken, 15 sozialistische Republikaner, 2 geeinigte Sozialisten, 5 gemäßigte Republikaner, 29 Konservative und 6 Wilde. Die Minderheit von 77 Stimmen, die die Ver⸗ trauenstagesordnung abgelehnt hatte, bestand aus 71 geeinigten Sozialisten, 3 Radikalen und je einem unabhängigen Sozia⸗ listen, Konservativen und Wilden.

Im Senat verlas Barthon die Regierungs⸗ erklärung. Die Linke zeigte bei der Stelle über die Wahl⸗ reform, besonders über die Vertretung der Minderheiten, leise Unruhe. Das Zentrum begrüßte die Erklärung mit Beifall, die Linke enthielt sich jeder weiteren Kundgebung. Darauf wurde die Sitzung geschlossen. Jb““

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Norwegen. 3

Das Ministe rium Bratlie ist gestern vormittag zurück⸗ getreten. Der König hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ den früheren Staatsminister Gunnar Knudsen mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragt. 8 Türkei.

Die vorgestrigen Ereignisse erregen fortdauernd in Kon⸗ stantinopel ungeheures Aufsehen. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung sind weitgehende Maßnahmen getroffen worden. Das neue Kabinett hat sich gestern konstituiert und setzt sich aus hervorragenden Mitgliedern des jungtürkischen Komitees laut Meldung des „W. T. B.“, wie folgt, zusammen: Großwesirat und Krieg Mahmud Schewket, Präsidium des Staatsrats Prinz Said Halim, Inneres Habii Adil, Aeußeres der frühere Gesandte in Athen Mukhtar Bey, Marine Mahmud Pascha, Justiz der frühere Wali von Konstantinopel Ibrahil, Finanzen der Präsident des Oberrechnungshofes Rifaat, öffentliche Arbeiten der Senator Batzaria, Evkaf Hairi, Handel der frühere Mi⸗ nister des Innern Djelal, Post der Finanzinspektor Osman, Unterricht der frühere Gouverneur von Magnesia Schukri. Nach der Eidesleistung berieten die Minister auf der Pforte über die Frage, ob Krieg oder Frieden, und über die Antwort auf die Note der Mächte.

Gestern nachmittag fand auf der Pforte unter dem üblichen Zeremoniell und unter militärischen Ehrenbezeigungen die Ver⸗ lesung des Reskriptes statt, durch das der frühere Direktor des Departements der Fetvaos Mahmed Essad zum Scheich ül Islam ernannt wird. Das Reskript bestätigt die Ernennung Mahmud Schewkets zum Großwesir, der mit sämtlichen Ministern der Feier beiwohnte.

Der neue Minister des Innern Hadji Adil hat an die Provinzialbehörden telegraphisch ein Rundschreiben ge⸗ richtet, in dem er, obiger Quelle zufolge, erklärt, er werde nicht persönlichem Haß Raum geben noch fähige Beamte ohne Grund ersetzen. Unter Hinweis gf die Schwierigkeit der Lage sagt der Minister, Regierung und Nation müßten Hand in Hand arbeiten, um das Vaterland vor den zahlreichen Gefahren zu bewahren. Die Beamten müßten sich mehr als je bemühen, das gute Einvernehmen zwischen den Gliedern der Nation auf⸗ rechtzuerhalten und die Ordnung zu sichern.

Der Kriegsminister Nasim Pascha ist gestern früh unter militärischen Ehren in Gegenwart Mahmud Schewket Paschas bestattet worden. Wie erst gestern festgestellt werden konnte, sind bei dem vorgestrigen Tumult vor dem Minister⸗ ratssaal, bei dem Nasim Pascha erschossen wurde, neun ““ getötet worden. Die Opfer sind außer dem Kriegsminister Nasim Pascha seine beiden Adjutanten Nafis und Salih, ein Diener des Justizministers, ein Diener der Pforte, ein Sekretär der Pforte, und angeblich auch der Hauptmann Kiais Isli Tewfik sowie der Dragoman Nedschib. Das neunte Opfer ist bisher unbekannt.

Die Botschafter der Mächte sind gestern vormittag beim Doyen des diplomatischen Korps, Markgrafen Pallavicini, zu einer Besprechung zusammengetreten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Zweiten und Dritten Beilage.

Der Reichstag setzte in seiner heutigen (98.) Sitzung, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück bei⸗ wohnte, die zweite Beratung des Reichshaushaltsetats für 1913, und zwar des Etats für das Reichsamt des Innern, fort. Zunächst wurde die gestern ausgesetzte Abstimmung über die zu den dauernden Ausgaben für die Ausführung des Kaligesetzes vorliegenden Anträge vorgenommen. Die von der Kommission vorgeschlagene Resolution, die für den Fall, daß die verbündeten Regierungen eine Novelle zum Kaligesetz vorlegen, deren rückwirkende Kraft für die nach dem 15. Januar 1913 in irgend einer Form in An⸗ griff genommenen Kaliwerke vorsieht, gelangte zur Annahme. Desgleichen nahm das Haus die Vorschläge der Kommission über die anderweite Verteilung der Propagandagelder auf die einzelnen Verwendungszwecke und schließlich auch den Antrag Behrens auf Erhöhung des den landwirtschaftlichen Ver⸗ bänden, Genossenschaften usw. zuzuweisenden Betrages um 100 000 an. 8

Die Ausgaben für die entscheidende Disziplinar⸗ behörde wurden ohne Diskussion bewilligt.

Bei den dauernden Ausgaben für die Behörde für die Untersuchung von Seeunfällen, Oberseeamt und Reichs⸗ kommissare bei den Seeämtern, bemerkte der

Abg. Schumann (Soz.): Die seinerzeit vorgenommene Revision der Seemannsordnung kann als eine Reform nicht angesehen werden. Die Instanz, die eingesetzt werden sollte, um die Seefähigkeit der Schiffe, den Tiefgang usw. prüfen zu können, und vollständig unabhängig sein sollte, ist noch immer nicht da. Für sie treten nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Kapitäne und die anderen Beamten des Seemanns⸗ berufes ein. Bei der Titanic⸗Katastrophe, bei der rund 1600 Menschen ums Leben kamen, handelte es sich um ein kapitalistisches Verbrechen im schlimmsten Sinne des Worts. Auf diesem Schiff, das 32 Mil⸗ lionen kostete, waren nicht einmal die einfachsten Mittel zur Rettung vorhanden. Damals wurde gesagt: das ist ja ein englisches Schiff, so etwas kann bei uns nicht vorkommen, auf unseren Schiffen ist alles in bester Ordnung. Sachverständige behaupten jedoch das Gegenteil, daß

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schwebende Strafverfa

Parlamentarische Nachrichten.

so etwas auch bei uns der Fall ist. Es wurde aber auch hervor⸗ gehoben, daß damals die englischen und deutschen Schiffe um den Schnelligkeitsrekord kämpften. Es wurde auch von anderer Seite sofort darau

nicht auszufechten ist, die Schiffsführer versuchen, die eigenen Rekords zu überbieten. Eine Untersuchung ergab nun, daß fast bei allen Schiffen in der ganzen Welt, auch auf deutschen, nicht genügend

hingewiesen, daß, wenn dieser internationale Wettkampf

Rettungseinrichtungen vorhanden sind. Auch das Personal sei nicht

genügend ausgebildet, um die vorhandenen gehörig bedienen zu können. (Schluß des Blattes.)

In der heutigen (119.) Sitzung des Hauses der

Abgeordneten, welcher der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer bei⸗ wohnte, wurde zunächst die Mitteilung des Staatsanwalts in Kleve, daß er das 1e. den Abg. Underberg (Zentr.)

ren wegen Meineids eingestellt habe, bekannt gegeben und dann die Beratung des Etats der landwirtschaftlichen Verwaltung bei den einmaligen und außerordentlichen Ausgaben fortgesetzt.

„Abg. Humann (Zentr.): Die Fleischteuerung wird nicht auf⸗ hören, wenn man nicht darauf Bedacht nimmt, unseren Viehbestand auch in futterarmen Jahren, wie 1911, zu erhalten und zu vermehren. Dazu bedarf es aber großzügiger Mittel, wie namentlich der Hergabe von billigen Meliorationsdarlehen zur Verbesserung und Vermehrung unserer Gras⸗ und Weideländereien. Die staatlichen Mittel, um Besserung zu schaffen, sind vielfach unzureichend. Die Gemeinden befürchten, daß sie durch die Anlegung von Wasserleitungen allzusehr in Schulden geraten. aufgewendeten Kosten betragen.

„Abg. Leinert (Soz.) wünscht, daß auch der Landarbeiterverband für die von ihm geschaffenen Rechtsauskunftsstellen Unterstützung vom Staat erhalte.

- Dr. König (Zentr.): Die Errichtung von Rechtsauskunfts⸗ stellen ist um so notwendiger geworden, als der Gesetzesstoff immer mehr anwächst. Die Reichsversicherungsordnung und die Angestellten⸗ versicherung haben eine Menge neuer Fragen in die ländliche Bevölkerung hineingeworfen. Die Einrichtung von Rechtsauskunftsstellen ist aller⸗ dings nicht Sache des Staats, sondern Sache der Landwirtschafts⸗ kammern. Die Landwirtschaftsverwaltung muß aber der Förderung dieser Angelegenheit ebenso ihre Fürsorge widmen, wie es das Handels⸗ ministerium für das gewerbliche Leben tut. Der Etat für Handel und Gewerbe sieht einen besonderen Fonds zu Beihilfen für die Ein⸗ richtung von Rechtsauskunftsstellen vor, der landwirtschaftliche Etat aber nicht. Den Landrat geht die Bevölkerung nicht gern um Rat⸗ erteilung an, weil sie sich scheut, ihn zu belästigen. Die landwirt⸗ schaftlichen Organisationen könnten sich aber vielleicht mit Rechts⸗ anwälten und Notaren in Verbindung setzen, damit diese den Land⸗ arbeitern unentgeltlich Auskunft erteilen. In kleineren Städten müssen besondere Rechtsauskunftsstellen errichtet werden. Parteipolitische Zwecke dürfen aber mit dieser Einrichtung nicht verfolgt werden.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 7 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 25. Januar 1913 at folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten Nichtamtliches: Eine neue städtische Badeanstalt in Cöln⸗Ehrenfeld. Zur Be⸗ grenzung der Zugspannungen des Betons in Eisenbahnbrücken aus Eisenbeton. Vermischtes: Reisestipendien aus der Friedrich Siemens⸗ Stiftung. Wahl des ersten Beigeordneten der Stadt Düsseldorf. Abstimmen neuer Geläute zueinander.

Statistik und Volkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.

I1“

Der staatliche Zuschuß sollte ein Drittel der

In New York begingen gestern abend, wie „W. T. B.“

meldet, Tausende von ausständigen Kellnern und Leuten, die mit ihnen sympathisieren, ernste Ausschreitungen. Sie warfen in Hotels und Wirtschaften die Fenster mit Steinen ein und miß⸗

handelten die Arbeitswilligen. Es wurden mehrere Schüsse abgegeben.

Zahlreiche Verletzungen sind vorgekommen, jedoch keine mit tödlichem Ausgang. Viele 89 Hotels und Wirtschaften sind durch die Arbeits⸗ einstellung ihrer Angestellten in ihrem Betrieb stark behindert.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Dritten Beilage.

Kunst und Wissenschaft.

8 1“ Von Adventbay auf Spitzbergen wird telegraphiert, daß die Hilfsexpedition für die notleidende deutsche Expedition S neuerdings abgegangen ist. Sie ist vorzüglich ausgerüstet und esteht aus drei Mann, dreizehn Hunden und drei Schlitten. Das Wetter ist ausgezeichnet. 8

In der Galerie Eduard Schulte veranstaltet die Berliner Künstlergruppe „Jagd und Sport“, wie alljährlich, wieder eine um⸗ fangreiche Sonderausstellung. Gleichzeitig stellen noch aus: John Quinecy Adams⸗Wien eine Kollektion Bildnisse, Professor Hans Bohrdt⸗ Dahlem Movtive von der letzten Korfureise Seiner Majestät des Kaisers, Julie Genthe⸗Berlin eine Sammlung Skulpturen, Angelo Gialinäaͤ⸗ Korfu Bilder von Korfu, Professor Eugen Kampf⸗Düsseldorf Land⸗ schaften, Professor Georg Koch⸗Berlin Reiterbildnisse, Professor Raffael Schuster⸗Woldan⸗Berlin eine Kollektion Porträts, Sieck. Pinswang landwirtschaftliche Aquarelle und Boleslas von Szan⸗ kowski⸗München mehrere Pastellbildnisse. Einzelwerke sandten Pro⸗ fessor Clemens Buscher⸗Düsseldorf, Professor Walter Geffcken München, Carl Küstner⸗München, Eugenie Stoetzer⸗Metz und Alfred Stöcke⸗Berlin.

Theater und Musik.

Deutsches Theater. 8

Eduard Stucken, der feinsinnige Dichter der dem Sagenkreise der Artusrunde entnommenen Gralsdramen, die bisher im Kammer⸗ spielhause aufgeführt wurden, kam gestern auf der Bühne des Deutschen Theaters mit seinem vieraktigen Drama „Astrid“ zum ersten Male zum Wort. Das ebenfalls aus Island stammende Brun⸗ hildmotiv klingt in diesem einer altisländischen Saga nachgebildeten Bühnenwerke wieder an: Eifersucht und Rache eines um seine Liebe betrogenen, in seinem Stolze tief gekränkten und gedemütigten heldischen Weibes. Astrid, die Braut Kjartans, ist während dessen mehrjähriger Abwesenheit, da er totgesagt wurde, durch ihre Sippe gedrängt, die Gemahlin Bollis, des Halbbruders Kjartans, geworden. Kjartan aber, der am Leben war, nahm, als er von Astrids Untreue erfuhr, Hrefna zum Weibe. Seine Rückkehr nach Island facht die Flamme der Leidenschaft im Herzen Astrids, die ihn immer noch liebt, zu wilder Glut an. Wie Brunhild Gunther aufstachelt, Siegfried zu töten, heischt auch sie von Bolli den Brudermord und verfällt, nachdem dieser wider Willen die Tat ausgeführt, mitsamt dem Gatten der Blutrache der Sippe Kjartans. Diesen schlichten, fast balladenhaften Vorgang hat Stucken mit jenem seelischen Leben zu erfüllen gewußt, das man von einem Dichter unserer Tage fordert. Im Mittelpunkte steht Astrid, deren Haß sich auf dem Untergrunde unauslöschlicher Liebe aufbaut, als interessanter scharfumrissener Charakter, menschlich verständlich auch wenn sie in eine Zeit gestellt ist, deren Weltanschauung grund⸗

vW“

Rudolf

8