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Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 7 des Reichsgesetzblatts enthält unter 1
Nr. 4168 das Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien über Unfallversicherung, vom 6. Juli 1912, und unter
Nr.⸗-4169 die Bekanntmachung, betreffend die Ratifikation des am 6. Juli 1912 unterzeichneten Abkommens zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien über Unfallversicherung, vom 15. Januar 1913. .“
Berlin W. 9, den 29. Januar 1913. 8 Kaiserliches Postzeitungsamt. Firäö
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Alergnädigst geruht: den Landräten Dr. Schulte⸗Heuthaus in Dt. Krone,
on Daniels in Neutomischel, Behncke in Heide, Springer in Cismar, von Uslar in Apenrade, Duderstadt in Diez, Büchting in Limburg und Dr. von Beckerath in Düssel⸗ dorf den Charakter als Geheimer Regierungsrat sowie 8 den Königlichen Polizeisekretären Gustav Arndt, August Kitschmann und Ferreme Höhne in Breslau, Christian Herbig in Magdeburg, Wilhelm Schumacher in Danzig und Heinrich Zumkley in Frankfurt a. M. den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen. 1““ 8
Nachtragsurkunde zur Konzessionsurkunde der Königsberg⸗C Eisenbahngesellschaft, betreffend die Uebernahme der Bauarbeiten und der Betriebsführung bei einer Kleinbahn von Gr. Raum nach Ellerkrug.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc.
Der Königsberg⸗Cranzer Eisenbahngesellschaft wollen Wir auf ihren Antrag die landesherrliche Genehmigung dazu erteilen, daß sie für Rechnung einer zu bildenden Gesell⸗ schaft die bauliche Herstellung einer Kleinbahn von Gr. Raum nach Ellerkrug und ferner bis auf Widerruf, zu dem der Minister der öffentlichen Arbeiten jederzeit berechtigt sein soll, auch den Betrieb dieser Kleinbahn gegen eine von der Kleinbahngesellschaft zu gewährende Vergütung übernimmt.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedru tem Königlichen Insiegel.
Gegeben Neues Palais, den 15. Januar 1913.
8 “ Wilhelm R.
von Breitenbach.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
Dem Dozenten an der Königlichen Technischen Hochschule in Berlin, Dipl.⸗Ing. Konrad Matschoß ist das Prädikat Pro⸗ 7I]4““ 9
8
Nichkamtliches.
Deutsches Reich 1
.
Preußen. Berlin, 30. Januar 1918.
111““ Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Chefs des Generalstabes der Armee, Generals der Infanterie von fs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker entgegen und empfingen später die unter Führung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Eitel⸗Friedrich zur Taufe des jüngstgeborenen Sohnes des Thronfolgers von Rumänien, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ferdinand, nach Bukarest zu entsendende Mission.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für die Verfassung Sitzungen. 8
Während des Vierteljahrs vom 1. Oktober bis 31. Dezember
1912 haben 14 622 Schiffe (gegen 14 790 Schiffe in demselben
Vierteljahr 1911) mit einem Nettoraumgehalt von 2 826 813 Registertons (1911: 2 460 640 Registertons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 1 339 539 ℳ (1911: 1 183 964 ℳ) entrichtet. Davon entfielen auf den Monat Dezember 4213 Schiffe (1911: 4293 Schiffe) von 847 882 Registertons (1911: 726 942 Register⸗ tons) und 406 613 ℳ (1911: 354 181 ℳ) Gebühren. Im ganzen Jahre 1912 stellte sich der Verkehr auf 54 746 Schiffe (1911: 54 012 Schiffe) mit 9 491 428 Registertons (1911: 8 558 213 Registertons). Die Gebühren betrugen 4 284 471 ℳ (1911: 3 939 738 ℳ). 1G
Großbritannien und Irland.
Die Botschafter traten gestern nachmittag zu einer Be⸗ sprechung zusammen.
— Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, hat der serbische Geschäftsträger Gruitsch gestern nachmittag Reschid Pascha die Note der Bevollmächtigten der Balkanstaaten überreicht, in der der Abbruch der Friedensverhand⸗ lungen angekündigt wird. Der Text der Note, die die Unterschriften aller Vertreter der Balkanstaaten, als erste die Danews trägt, lautet:
An Ihre Erzellenzen die Herren bevollmächtigten Vertreter der
Hohen Pforte auf der Friedenskonferenz!
Da die Bevollmächtigten der verbündeten Staaten seit der Einstellung der Arbeiten der Friedenskonferenz vergeblich während dreier Wochen auf eine Antwort der ottomanischen Bevollmächtigten auf ihre letzte Forderung gewartet haben, und da, wie es scheint, die Ereignisse in Konstantinopel die Hoffnung beseitigen, zu einem Friedens chluß zu gelangen, sehen sie sich zu ihrem großen? d.
gezwungen, zu erklären, daß die am 16. Dezember vergangenen Jahres in London angeknüpften Verhandlungen mit dem 28. Januar 1913 in London abgebrochen sind.
Dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts Grey ist von den Vertretern der Balkanstaaten eine Abschrift der Note an die türkischen Bevollmächtigten mit einem Schreiben überreicht worden, in dem es laut Meldung des „W. T. B.“ heißt:
In dem Augenblick, in dem die von unserem Willen unabhängigen Umstände uns die ernste Maßregel auferlegen, die wir soeben ergriffen haben, bitten wir Eure Erzellenz, bei Seiner Majestät dem König der Dolmetsch unserer ehrfurchtsvollen Dankbarkeit zu sein, und wir drücken Eurer Exzellenz und der Regierung Seiner Majestät des Königs den aufrichtigen Dank unserer Regierungen und unseren persönlichen tiefen Dank aus für die herzliche Gastfreundschaft, die den Vertretern der verbündeten Staaten in der großen und schönen Haupt⸗ stadt des vereinigten Königreichs entgegengebracht worden ist.
— Im Unterhause erklärte gestern der Erste Lord der Admiralität Churchill, obiger Quelle zufolge, in einer schrift⸗ lichen Antwort auf eine Frage, daß über den Bau der Schlachtschiffe, die von den 1“ Staaten an⸗ geboten worden sind, ein Kontrakt bereits a geschlossen sei, und daß mit dem Bau der Schiffe sogleich begonnen werde.
Frankreich.
Der frühere Kriegsminister Messimy hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, veranlaßt gesehen, das Beispiel Millerands nachzuahmen und in der sozialistisch⸗radikalen Gruppe Auf⸗ klärungen über seine Rolle in der Angelegenheit Du Paty de Clam zu geben. Er erklärte, daß er von dem Schreiben eines seiner Ordonnanzoffiziere, in dem Du Paty de Clam eine Zusage über seine Wiedereinstellung in die Armee erteilt worden war, keinerlei Kenntnis gehabt habe, und verlas sodann einen von ihm an Du Paty de Clam gerichteten Brief, in dem er dessen Ansuchen um Wieder⸗ einstellung in die Landwehr für Friedenszeiten ablehnt. 3
Rußland.
Das Handelsministerium hat eine Gesetzvorlage ausgearbeitet, die die Auswanderung der russischen Arbeiter regelt. Um den Arbeitern im Auslande zu helfen, werden besondere Kommissare eingesetzt. v11“
Schweden. .
Die interparlamentarische Friedensgruppe des Reichstags hat nach einer Meldung des Eee schlossen, dem Nobelkomitee des Storthing den belgischen Senator Lafontaine für den Nobelfriedenspreis vorzuschlagen.
Norwegen.
Das neue Ministerium hat sich gestern, wie „W. T. B.“ meldet, folgendermaßen gebildet: Gunnar Knudsen, Land⸗ wirtschaftsminister; Bryggesaa, Kultus; G astberg, Handel, Omholt, Finanzen; Abrahamsen, Justiz; Ihlen, Aeußeres; Generalintendant Keilhau, Verteidigungsminister; Hardesvogt Urbye, Arbeitsminister.
Türkei.
Der frühere Großwesir Said Pascha ist zum Präͤ⸗ sidenten des Staatsrats ernannt worden. Der Eintritt Said Paschas wird als beträchtliche Verstärkung der Stellung des Kabinetts betrachtet, 8 b — Das jungtuͤrkische Komitee hat eine Pro⸗
lamation veröffentlicht, in der es die Bildung eines Komitees für die nationale Verteidigung anzeigt. Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegraphenkorrespondenzbureaus“ heißt es in der Proklamation:
Seit 600 Jahren ist die Türkei nicht in solcher Lage gewesen. Das Vaterland ist in Gefahr. Unsere Pflicht ist es, das heilige Erbe unserer Vorfahren, unseren Glauben, unser Vaterland, unsere Nationalität und Ehre bis zum Aeußersten zu verteidigen. Wenn wir versäumen, diese Pflicht zu erfüllen, werden wir von der Nach⸗ welt und von der Geschichte verdammt werden Wir haben endgültige Beschlüsse gefaßt, die türkische Souveränität über Adrianopel und die Inseln sicher zu stellen und an allen anderen von den Feinden be⸗ setzten Orten unsere nationalen Rechte und Interessen soweit wie möglich zu verteidigen. Wir rufen alle Türken zu Hilfe und werden jede Hand ergreifen, die sich zur Rettung des Vaterlandes darbietet.
Der Kriegsminister hat eine Depesche des türkischen Kommandanten von Janina erhalten, die laut Meldung des „W. T. B.“ besagt, daß die feindliche Armee im Süden von Janina sich seit 20 Tagen untätig im Verteidigungszustand verhält. Die feindlichen Kolonnen in der Gegend von Aidonat seien zurückgeworfen worden. Westlich von Metsovon habe zwischen türkischen Abteilungen unter dem Kommando des Hauptmanns Bekir und zwei feindlichen Bataillonen ein Gefecht stattgefunden. Letztere seien geschlagen worden.
Rumänien.
Dem Verlangen Rumäniens entsprechend haben der rumä⸗ nische Gesandte in London Mischu und Dr. Danew als Vertreter Bulgariens nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern ein Protokoll abgefaßt, das die rumänischen Forderungen und die bulgarischen Konzessionen enthält und den Kabinetten in Bukarest und Sofia vorgelegt werden wird, die dann auf dieser Grundlage die Verhandlungen fortsetzen werden. Wie das „Reutersche Bureau“ mitteilt, fordert Rumänien in dem Protokoll eine Grenzlinie, die sich von Turtukai, einem Punkt an der Donau, ungefähr zwanzig Meilen westlich von Silistria, bis Baltschik am Schwarzen Meere erstreckt. Rumänien verlangt ferner Bürgschaften für die Autonomie der Schulen und Kirchen der Kutzowalachen in dem Gebiet, das Bulgarien zufallen wird. Es wird erklärt, daß Rumänien diese Zugeständnisse verlange mit Rücksicht auf die großen durch den Krieg hervorgerufenen Aenderungen des politischen Gleichgewichts, die für die zukünftige Freundschaft zwischen Bulgarien und Rumänien weitere Bürgschaften für Rumänien erforderlich machten.
— In der Abgeordnetenkammer stellte gestern der Abg. Gradisteanu an den Ministerpräsidenten Majorescu eine die rumänisch⸗bulgarischen Verhandlungen be⸗ treffende Anfrage.
Der Interpellant fragte, obiger Quelle zufolge, ob die Winkelzüge Bulgariens, dessen Vorschläge nicht ernster Natur wären, mit den Interessen und der Würde Rumäniens vereinhar seien, und ob die Regierung mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung nicht durch eine energische Handlung den Willen Rumäniens zur Geltung bringen und dadurch die Erklärung der Thronrede, daß die Stimme Rumäniens Gehör finden werde, verwirklichen wolle. — Der Abg. Jorga, Führer der Nationalpartei, erklärte, seine Partei enthalte ich heute ebenso wie im Jahre 1907 jeder Kundgebung, die den
nteressen des Landes schaden könnte. Er glaube, die öffentliche Meinung müsse auch würdige Ruhe bewahren. Angesichts der Ueber⸗ fülle widersprechender Blättermeldungen solle die Regierung die öffentliche 2 keinung genau und einheitlich informieren. 8 5
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Der Ministerpräsident Majorescu erklärte in Beantwortung der
Anfrage, der Abg. Gradisteanu sei schlecht informiert. Es sei nicht richtig, daß die bulgarischen Vorschläge nicht ernst seien. Der Redner hätte nicht im sagen sollen, daß Bulgarien wie in einem Kaufhause feilsche, oder daß Rumänien Europa zum Spott diene. Zum Beweis der Unrichtigkeit der Behauptungen Gradisteanus er⸗ Kärte der Ministerpräsident, daß die Stimme Rumäniens in Wirklich⸗ keit gehört werde. Dr. Danew habe in Bukarest keinen Auftrag gehabt, zu unterhandeln, er habe einfach die Wünsche Rumäniens zur Kenntnis genommen. Bulgarien habe dann erklärt, daß es zuerst den Krieg beendigen und dann verhandeln wolle. Rumänien habe sofort zu verhandeln verlangt. Bulgarien habe die Richtigkeit des rumänischen Gesichtspunktes anerkannt, die Verhand⸗ lungen hätten begonnen und dauerten in freundschaftlicher Weise fort. Dies sei alles, was er jetzt erklären könne. Er hoffe demnächst weitere Auskünfte erteilen zu können, und erkläre, deß die Regierung die ganze Verantwortlichkeit übernehme. — Der Abg. Arion, der Präsident der Kulturliga, betonte die Notwendigkeit sofortiger ein⸗ gehender Auskünfte. — Der Ministerpräsident Majorescu erklärte, der jetzige Zeitpunkt sei hierzu nicht geeignet. Er werde später ein⸗ gehende Aufklärungen geben, sei es in öffentlicher, sei es in geheimer Sitzung.
Die Kammer nahm hierauf mit allen 110 abgegebenen Stimmen eine Tagesordnung an, in der der Regierung das Vertrauen ausgesprochen wird. Die Liberalen enthielten sich der Abstimmung. Der Führer der Liberalen erklärte, ihre Stimmenthaltung sei darauf zurückzuführen, daß für diese An⸗ gelegenheit die Mehrheit maßgebend sei.
Serbien.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ beträgt die Zahl der durch den ÜUkas des Königs außer der Reihe beförderten Offiziere etwa 700. Durch einen weiteren Ukas werden mehrere Offiziere der Reserve und des Ruhestandes rea ktiviert, darunter der Oberst Popowitsch, der 1906 auf Verlangen Englands als Hauptverschwörer mit vier anderen Verschwörern pensioniert worden war. In Regierungskreisen wird versichert, daß die Reaktivierung Popowitschs nur für die Dauer des Krieges in Kraft bleibt.
— Zwischen dem Unterrichtsministerium und dem Vatikan werden Unterhandlungen über ein Konkordat in Serbien geführt. Die serbische Regierung wird in dieser Angelegenheit einen Spezialvertreter nach Rom entsenden.
Bulgarien.
Laut Beschluß des Ministerrats ist, wie das „Wiener K. K. Telegraphenkorrespondenzbureau“ meldet, das Armee⸗ hauptquartier angewiesen worden, den Waffenstillstand mit dem heutigen Tage zu kündigen.
Der General Sawoff hat folgenden Tagesbefehl an die Armee gerichtet:
Aus dem Gange der Friedensverhandlungen geht klar hervor, daß der Feind nicht einen Zoll breit des Landes abtreten will, das von unseren siegreichen Armeen erobert worden ist. Sollen die Helden von Kirkkilisse, Bunar Hissar, Lüle Burgas und Tschataldscha diese Beleidigung der ruhmreichen bulgarischen Armee hinnehmen, ohne sie zu vergelten? Bereitet Euch deshalb für neue Siege vor und beweist mit Eurem unwiderstehlichen Vorwärtsstürmen dem Feinde und der ganzen Welt, daß das bulgarische Vaterland mehr Rücksicht verdient.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags, der Bericht über die gestrige Sitzung des Preußischen Herrenhauses und der Schlußbericht über die estrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (101.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn bei⸗ wohnte, fand zunächst die namentliche Abstimmung über den Antrag der Polen zu ihrer gestern besprochenen Interpellation statt:
Die Zulassung der Enteignung polnischer Grundbesitzer für die Zwecke der preußischen Ansiedlungskommission durch den Herrn Reichs⸗ kanzler entspricht nicht der Auffassung des Reichstags.
Der Antrag wurde mit 213 gegen 97 Stimmen ange⸗ nommen; 43 Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.
Darauf trat das Haus in die zweite Beratung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend vorübergehende Zeklerkeicterung bei der Fleischeinfuhr. Der Entwurf lautet:
Der Bundesrat wird ermächtigt, für die Zeit bis zum 31. März 1914 mit Wirkung vom 1. Oktober 1912 ab an Gemeinden, die frisches, auch gefrorenes Fleisch von Vieh aus dem Auslande für eigene Rechnung einführen und unter Einhaltung der vom Bundesrat vorzuschreibenden Bedingungen zu angemessenen Preisen an die Ver⸗ braucher abgeben, den Eingangszoll bis auf einen Betrag zu erstatten, der sich ergibt, wenn anstatt der Zollsätze von 35 oder 27 ℳ der Zollsatz von 18 ℳ für den Doppelzentner zugrunde gelegt wird.
Die 9. Kommission hat den Entwurf unverändert an⸗ genommen.
(Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (121.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer beiwohnte, er⸗ stattete zunächst Abg. Sielermann (kons.) den Bericht der Geschäftsordnungskommission über das ihr überwiesene Ersuchen des dritten Zivilsenats des Oberlandesgerichts zu Stettin, be⸗ treffend Vernehmung des Abg. Kreth als Zeugen. Die Kom⸗ mission schlägt vor, die Vernehmung des Abg. Kreth als Zeugen durch einen beauftragten Richter des Oberlandesgerichts in Stettin in Sachen der Landwirtschaftlichen Verkaufsgenossenschaft, e. G. m. b. H. in Liquidation, zu Berlin gegen den Rittergutspächter Hartwig Korn in Lantow zu genehmigen. Ohne Diskussion wurde dies beschlossen.
Darauf setzte das Haus die zweite Beratung des Staats⸗ haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1913 bei dem Etat der Forstverwaltung fort.
Referent der Budgetkommission Abg. Graf von der Gröben (kons.): Die Kommission hat den Etat in Einnahmen, dauernden und einmaligen Ausgaben unverändert zur Bewilligung empfohlen und schlägt vor, die Nachweisung der bei der Forstverwaltung im Etats⸗ jahre 1911 eingetretenen Flächenzu⸗ und zabgänge sowie die Denk⸗ schrift über die Ankäufe und Veräußerungen, die im einzelnen Falle 100 000 ℳ übersteigen, durch Kenntnisnahme für erledigt zu erklären. Die Kommission hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß die Mehr⸗ einnahmen aus dem Holzverkauf in Höhe von 9 Milltionen Mark richtig angenommen worden sind. Die Grunewaldfrage soll später erörtert werden.
Zu den Einnahmen bemerkt 8
Abg. Weissermel (kons.): Ueber die erhöhten Einnahmen für die Staatskasse aus dem Holzverkauf sind wir auch erfreut; ebenso begrüßen wir es mit großer Freude, daß die Forstwirtschaft jetzt bei uns in großzügiger Weise betrieben wird. Aber auch in der inneren,
8
111A14“
golonisation ist die Forstverwaltung erfolgreich vorgegangen, indem sie, ohne viel zu reden, Raum für viele kleine Ansiedler geschaffen hat. Bei dieser günstigen Lage der Forstverwaltung wäre es aber doch angebracht, auch der Förster zu gedenken und ihre Wünsche nach Besserstellung zu berücksichtigen.
Auf Antrag des Abg. Dr. Schröder⸗Cassel (nl.) werden die “ der Förster aus der Generaldebatte aus⸗
ieden. esche e Heine (nl.): Bei der Mehreinschätzung der Einnahmen dürfen wir aber nicht vergessen, daß ja dieser Etat schon vom 1. Ok⸗ sober v. J. an rechnet. Die Nebeneinnahmen sind meiner Ansicht nach gemlich hoch veranschlagt. In dieser Beziehung ist immerhin einige Porsicht sebotg. Gegenüber den vielen Wünschen, die man besonders von städtischer Seite an die Forstverwaltung richtet, darf man nicht aus dem Auge lassen. daß die Verwaltung auch das fiskalische Interesse wahren muß. Im nächsten Jahre ist es wünschenswert, noch mehr eintmäßige Försterstellen zu schaffen, weil dies auch wesentlich zur Entlastung der Oberförster beiträgt, für die ja schon durch Ent⸗ lastung vom Schreibwerk ein glücklicher Anfang gemacht ist. Für zu gering halte ich auch die Höhe der zinsfreien mtr eFür tie an die Förster für die erste Einrichtung gegeben werden. Auch wäre es erwünscht, wenn man diesen bei der Abtragung der Schuld weitere Erleichterungen gewährt. Auf die Bedeutung der Jagd für die Fleischversorgung der Bevölkerung möchte ich an dieser Stelle binweisen. Mit der Förderurg des Baues von Insthäusern ür Forstarbeiter sind wir einverstanden. Es ist überhaupt wünschens⸗ woert, daß die Forstverwaltung auch in Zukunft der Waldarbeiterfrage erhöhtes Interesse entgegenbringt. Die Lage der Förster bei der pensionierung ist sicher zu ungünstig, sie sind darin bei der Be⸗ koldungsordnung schlecht fortgekommen. Die Unterstützungsgesuche ulter pensionierter Förster sind häufig abgelehnt worden. Da wäre och etwas mehr Entgegenkommen zu empfehlen.
Abg. Spinzig (freikons.): Sehr erfreulich ist die in diesem Etat rranschlagte Mehreinnahme von über 10 Millionen Mark, der eine Mehrausgabe von nur einigen hunderttausend Mark gegenübersteht, bwohl alle Zweige dieses Teils der Staatsverwaltung gebührende Berücksichtigung erfahren haben. Die Werbungskosten haben eine Er⸗ köhung um 400 000 ℳ erfahren, worin auch die höheren Löhne für de Forstarbeiter in die Erscheinung treten. Ebenso ist der Weg baufonds beträchtlich erhöht worden. Die Dienstaufwandsentschädigungen sollten ine weitere Erhöhung erfahren. Der Redner bespricht dann ein⸗ gehend die Verhältnisse des Oberharzes, wo sein Wahlkreis gelegen st, und macht eine Reihe von Vorschlägen für ein planmäßigeres “ der Forst, und der Bergverwaltung im Interesse er Forstkultur.
Abg. Borchardt (Soz.): Man hat uns im vorigen Jahre vor⸗ chalten, daß von uns kein Fachmann über die Forstverwaltung freche Auch uns wäre es lieber, wenn wir einen aktiven Förster hier vorschicken könnten. Vorläufig müssen Sie mit tem fürlieb nehmen, was wir Ihnen bieten können; geben Sie uns nur schnell das allgemeine Wahlrecht, und Sie werden sehen, daß wir auch einige Fachmänner stellen. gis dahin tröste ich mich damit, daß auch bei den anderen Parteien kineswegs nur Fachmänner zu Worte kommen; so mußte im vorigen Fahre der Abg. Krause⸗Waldenburg bekennen, daß er nur vortragen fonne, was ihm von anderen mitgeteilt sei. Das gönnerhafte Mitleid nit uns sollte man sich also sparen. Wir müssen uns mit dem Forstetat beschäftigen, weil er zu den 4 großen Einnahmequellen des Staats gehöort und annähernd 80 Millionen Mark hUeberschuß abwirft. Da ich kein Fachmann bin, ist es mir in erster Linie um gewisse faufklärung zu tun, um die ich die Verwaltung hitte. Die Ueber⸗ shüsse der Forstverwaltung rühren fast ausschließlich aus der Holzzucht, aus den Erträgnissen des Holzverkaufs her. Diese Er⸗ trignisse sind in den einzelnen Regierungsbezirken sehr verschieden; hat das seine besonderen Gründe und welche? Der Durchschnitt des ganzen Staates ergibt auf 100 000 ha Wald 5 Millionen Mark, aber es gibt Gegenden, welche diesen Durchschnitt ganz erheblich über⸗ scheiten, und andere, welche ganz erheblich dahinter zurück⸗ bleiben. Zu den letzteren gehört der ganze Osten, die Provinzen Ost⸗ und Westpreußen mit Ausnahme von Allenstein, Posen und der öst⸗ siche Teil Pommerns. Der Regierungsbezirk Königsberg bleibt m 1½, Gumbinnen und Danzig um 2, Köslin um 1½ Millionen zurück; in Westen gehört zu dieser Kategorie der Regierungsbezirk Cassel. ümgekehrt sehen wir, daß Schlesien, Brandenburg, Westpommern den durchschnitt stark überschreiten, desgleichen der Regierungsbezirk Allenstein. Potsdam geht um 2 ½ Millionen, Stettin um 2, Breslau im 2 ½ Millionen, die übrigen Regierungsbezirke gehen mindestens um [Million über den Durchschnitt hinaus. Für eine Aufklärung über diese auffälligen Unterschiede wäre ich dankbar.
(Schluß des Blattes.) v
Dem Reichstage ist eine auf Grund einer Zählung vom 1. Oktober 1912 aufgestellte Statistik über den Haus⸗ und Familienstand und über die Kinderzahl der männ⸗ lichen Beamten und Unterbeamten der Reichspost⸗ und Telegraphenverwaltung zugegangen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Zentralauskunftsstelle für Auswanderer in Berlin (W. 35, Am Karlsbad 10) hat im vierten Vierteljahr 1912 vom 1. Oktober bis 31. Dezember) in 5778 Fällen kostenfrei Aus⸗ kunft an Auswanderungzlustige erteilt, und zwar in 4948 Fällen schriftliche und in 830 Fällen mündliche. Beantwortet wurden ins⸗ gesamt 8173 Anfragen über die verschiedenen Auswanderungs⸗ gebiete. Davon bezogen sich 3584 auf die deutschen Kolonien, und zwar auf Deutsch Südwestafrika 1303, auf Deutsch Ostafrika 849, auf samerun 120, auf Togo 36, auf Samoa 89, auf Kiautschou 49, auf Deutsch Neuguinea 71, auf die afrikanischen Kolonien im allgemeinen 215 usw. Unter den fremden Auswanderungsgebieten steht Argentinien mit 887 Anfragen an der Spitze; dann folgen Südbrasilien mit 676, Mittel⸗ brasilien mit 469, Canada mit 431, die Vereinigten Staaten von Amerika mit 421, Chile mit 123, Brasilien im allgemeinen mit 77, Niederländisch Indien mit 65, Rußland mit 62, Paraguay und der Südafrikanisce Bund mit je 49, die Türket nit 44, Uruguay mit 43, Neusüdwales mit 41, England mit 32, JFapan mit 28, Mexiko, Peru und Neuseeland mit je 26, Aegypten, Ehina und Frankreich mit je 25, Queensland mit 24, Italien nit 21, Guatemalg, Kolumbien und Spanien mit je 19, Nordbrasilien, Britisch Indien, Südaustralien und Oesterreich⸗Ungarn mit je 17, die Schweiz mit 15, Panama, Marokko und Spanisch Westafrika mit e 13, Bolivien und Rumänien mit je 12 und Britisch Ostafrika und Vikioria mit je 10. Der Rest verteilt sich auf Costarica, Ecuador, Haiti, Honduras, Cuba, Nicaragua, Venezuela, Westindien, Zentral⸗ brasilien, Abessinien, Algerien, Belgisch Congo, Britisch Westafrika, Französisch Ost⸗ und Westafrika, Portugiesisch Ost⸗ und Westafrika, kripolis, Hongkong, Persien, die Philippinen, Siam, Tasmanien, Westaustralten, die Fidschi⸗ und Gesellschafts⸗Inseln, Belgien, Bul⸗ garien, Dänemark, Griechenland, Montenegro, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden usw. 8
Von den 3351 Anfragenden, die ihr Alter angaben, waren 402 veniger als 20 Jahre, 2138 20 bis 30, 617 30 bis 40, 174 40 18 50 und 20 über 50 Jahre alt; und von den 4346 Fragestellern, F Angaben über ihren Personenstand machten, waren 2850 ledig, 465 verheiratet und 31 verwitwet. 55 dj Nach dem Berufe waren unter den Anfragenden am stärksten e Kaufleute, Handwerker und Landwirte vertreten. Von den An⸗ Uagenden bezeichneten sich 221 als mittellos, während mehr als 1300
über — zum Leil erhebliches — Vermögen verfügten, 3. B.
1“ “
50 über 10 000 ℳ, 28 über 15 000 ℳ, 35 über 20 000 ℳ, 15 über 25 000 ℳ, 20 über 30 000 ℳ, 18 über 50 000 ℳ, 14 über 100 000 ℳ usw.
Von den Anfragen kamen aus Preußen 3084, und zwar aus Brandenburg mit Berlin 1090, aus der Rheinprovinz 460, aus Schleswig⸗Holstein 292, aus Westfalen 252, aus Schlesien 212, aus Hannover 209, aus Sachsen 165, aus Hessen⸗Nassau 157, aus Ost⸗ preußen 75, aus Westpreußen 63, aus Posen 56 und aus Pommern 53. An der Spitze der übrigen deutschen Staaten steht das König⸗ reich Bayern mit 481, dann folgen Sachsen mit 390, Baden mit 256, Hamburg mit 237, Württemberg mit 200, Elsaß⸗ Lothringen mit 78, Hessen mit 65, Bremen mit 41, das Groß⸗ herzogtum Sachsen und das Herzogtum Braunschweig mit je 40, Mecklenburg⸗Schwerin mit 33, Oldenburg mit 26, Anhalt mit 21, Sachsen⸗Meiningen mit 16, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha mit 12 und Schwarzburg⸗Rudolstadt mit 10. Aus den deutschen Kolonien kamen 24 Anfragen, aus dem Auslande 675, davon 335 aus Ruß⸗ land, 164 aus Oesterreich Ungarn, 37 aus der Schweiz, 21 aus Eng⸗ land, 14 aus den Vereinigten Staaten von Amerika, je 11 aus Belgien und Brasilien, je 10 aus Aegypten und Frankreich usw.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Schiedsgerichtsverhandlungen im deutschen Schneidergewerbe beginnen, wie die „Voss. Ztg.“ hge 14. Februar in Dresden. Als Schiedsrichter werden der Magistratsrat von Schulz, der Gewerbegerichtsdirektor Dr. Preller und der Magistratssyndikus Dr. Hiller⸗Frankfurt a. M., täͤtig sein.
Die Bediensteten der Pariser Gasanstalt hielten, wie „W. T. B.“ meldet, am Dienstag in der Arbeitsbörse eine Versamm⸗ lung ab, in der sie den Beschluß faßten, gegebenenfalls durch einen Ausstand die Gewährung ihrer Forderungen zu erzwingen.
In St. Nicolas, Dep. Untere Seine, kam es „W. T. B.” zufolge zwischen französischen und spanischen Steinbruch⸗ arbeitern zu einem heftigen Streit. Ein spanischer Werkführer gab mehrere Revolverschüsse ab und verwundete einen Franzosen lebensgefährlich. Die französischen Arbeiter traten sofort in den Ausstand und verlangten die Entlassung aller Spanier.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilagt.)
Kunst und Wissenschaft.
In Stuttgart hat sich ein Ausschuß gebildet, an dessen Spitze der Herzog Ulrich von Württemberg steht und der es sich zur Auf⸗ gabe gesetzt hat, die Mittel für ein in der Landeshauptstadt zu er⸗ richtendes geschichtliches Landesmuseum zusammenzubringen. Die im Laufe der Jahre ständig angewachsene, wertvolle staatliche Sammlung vaterländischer Kunst⸗ und Altertumsdenkmäler verfügt zurzeit über durchaus unzureichende Räume; hierin will der genannte Ausschuß bis zum Jahre 1916 Wandel schaffen und an dem in dieses Jahr fallenden 25 jährigen Regierungsjubiläum des Königs eine würdige Stätte für die Sammlungen als Erinnerungsgabe dar⸗ bringen. Die Hauptbestandteile der Stuttgarter Sammlungen sind, wie der „Köln. Ztg.“ mitgeteilt wird, z. Z.: Die Sammlung vor⸗ geschichtlicher, römischer und alemannischer Funde aus dem Lande, darunter die berühmte Sammlung des Herzogs Wilhelm von Urach und die des Württembergischen Altertumvereins; sodann Werke der Malerei, der Stein⸗ und Holzplastik des Mittelalters und der neueren Zeit, darunter eine große Sammlung vollständiger Altäre; ferner Werke der Kleinkunst, unter ihnen die in sich abgeschlossene, bis ins sechzehnte Jahrhundert zurückreichende ehemalige Kunstkammer, die Erzeugnisse der berühmten früheren Ludwigsburger Porzellanmanufaktur, Möbel⸗ und Architekturteile, kirchliche Kunst⸗ altertümer, Waffen — deren Zahl durch einen Teil der Bestände des Königlichen Armeemuseums vergrößert ist — und Volkstrachten; endlich das Königliche Münzkabinett mit im ganzen 27 000 Einzelnummern und zahlreichen Sammelfunden. Diese Bestände reichen ebenfalls bis ins sechzehnte Jahrhundert zurück und haben sehr hohen Wert für die württembergische Münz⸗ und Medaillenkunde. Diesen aus schwäbischen Landen stammenden Altertümern schließt sich eine große Zahl außer⸗ württembergischer Antiken an, die als Geschenke und Stiftungen in den Besitz der Sammlung gelangten. Der wissenschaftliche, künstlerische und auch rein materielle Wert dieser Altertümer⸗ sammlung ist schon jetzt geradezu unschätzbar, und wenn sie in dem württembergischen historischen Landesmuseum eine geeignete und würdige Stätte gefunden haben, so wird dieses an Bedeutung für die Belebung des geschichtlichen Sinnes und für die Pflege der ge⸗ samten Kunst und Kultur dem bayerischen Nationalmuseum in München und dem schweizerischen Landesmuseum gleichwertig zur Seite stehen.
Handel und Gewerbe.
In der heutigen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank führte der Vorsitzende, Präsident des Reichs⸗ bankdirektoriums Havenstein folgendes aus: „Die Ent⸗ spannung des Reichsbankstatus hat sich im Laufe des Januar nicht voll befriedigend und infolge der starken Einreichung langer Wechsel im Dezember langsamer entwickelt als im Vorjahre. Bis zum 23. Januar hat zwar die Anlage auf Wechsel⸗ und Lombardkonto um 25,5 Mill. mehr abgenommen als im Vorjahr (850,8 gegen 825,3). Diese größeren Ab⸗ zahlungen haben aber auf die Bewegung der fremden Gelder recht ungünstig eingewirkt; während im Vorjahr die privaten Guthaben vom 31. Dezember bis 23. Januar nur um 6,8 Millionen Mark abnahmen, haben sie sich in diesem Jahre um 118,2 Millionen vermindert und sind weit unter den vorjährigen Stand zurückgegangen. Die Belastung auf Wechsel⸗ und Lombardkonto abzüg⸗ lich der privaten Gelder ist infolgedessen noch immer um 249 Millionen höher als im Vorjahr, das Plus gegen das Vor⸗ jahr also noch fast ebenso hoch wie am 31. Dezember, wo es 263 Mill. betrug. Im Vorjahr war das Plus von 215 Mlll., das der 31. Dezember auswies, bis zum 23. Januar auf 94 Mill. herabgegangen. Im Zusammenhange hiermit haben sich auch die Barmittel nicht sonderlich befriedigend entwickelt; sie haben sich vom 31. Dezember bis 23. Januar nur um 220,3 Mill. gegen 251,8 im Vorjahre, der Goldbestand nur um 135,3 gegen 163,7 Mill. gebessert. Die Bank war am 23. Ja⸗ nuar immer noch mit 17,2 Mill. in der Steuerpflicht, während im Vorjahr bereits eine Notenreserve von 211,6 Mill. vorhanden war. Es ist — und zwar trotz des erhöhten Noten⸗ kontingents — seit dem Bestehen der Reichsbank das erste Mal, daß sie im Januar nicht aus der Steuerpflicht herausgekommen ist. Auch die Tage bis zum 27. Januar zeigen die gleiche, gegen das Vorjahr ungünstigere und auf andauernde Anspannung des Geldmarktes deutende Entwicklung. Das Metall hat nur um 1,2 Million gegen 12,4 Millionen im Vorjahr zugenommen. Die Gesamtanlage hat bei unverändertem Bestande an Schatz⸗ anweisungen um 30,4 gegen 36,5 Millionen abgenommen. Die fremden Gelder sind um 12,9 gegen 7,4 Millionen zurück⸗ gegangen, die Steuerpflicht beträgt noch immer 3,2 Millionen gegen eine Reserve von 248,7 Millionen im Vorjahr. Bei diesem Stande der Dinge sieht das Reichsbankdirektorium sich noch nicht in der Lage, den Banksatz zu ermäßigen.“. Einwendungen gegen diese Ausführungen wurden von keiner
Seite erhoben.
Schhließlich genehmigte der Zentralausschuß die Zulassung einiger Wertpapiere zur Beleihung im Lombardverkehr.
(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Rußland. 8 Die russische Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat folgende Bekanntmachung erlassen: Da auf dem Chutor Popoff, im zweiten Donbezirk des Gebiets des Donischen Heeres seit dem 10. Dezember v. J. keine neuen Pestfälle vorgekommen sind, so wird die Verfügung, durch welche der Chutor Popoff für pest⸗ verseucht erklärt worden war, aufgehoben, wobei jedoch das Gebiet des Donischen Heeres auch weiterhin als pestbedroht zu gelten hat. (Vgl. „R.⸗Anz.“ vom 3. d. M., Nr. 2.) Türkei. 8 Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat für die Herkünfte von Odessa eine ärztliche Untersuchung bei der Ankunft im ersten türkischen Hafen, wo sich ein Sanitätsarzt be⸗ findet, verfügt. “
Verkehrswesen. 1 8
Postscheckverkehr. Der zwischen den Postscheckämtern Berlin, Breslau, Cöln, Frankfurt (Main), Hamburg, Hannover und Leipzig und den Abrechnungsstellen der Reichsbank bestehende bargeld lose Zahlungsausgleich weist für das Jahr 1912 recht erfreuliche Er⸗
ebnisse auf. Die Einlieferungen umfaßten über 400 000 Schecks im Betrage von mehr als 4 Milliarden Mark. Einschließlich der sonstigen im Postscheckverkehr rein buchmäßig, also namentlich durch Ueberweisung von Konto zu Konto, verrechneten Zahlungen sind im Jahre 1912 insgesamt 15,6 Milliarden Mark bargeldlos beglichen worden, d. s. über 51 % des Gesamtumsatzes.
Die am 1. Januar 1913 im inneren deutschen Verkehr zu⸗ elassenen Erleichterungen und Gebührenermäßigungen für die Postbeförderung von Blindenschriftsendungen gelten vom 1. Februar 1913 ab auch im Verkehr zwischen Deutsch⸗ land und Oesterreich (nicht auch Ungarn).
Verdingungen. Spanien. 17. Februar 1913, 12 Uhr. Kommission für Arbeiten im Hafen von Ferrol (Junta de Obras del puerto de Ferrol): Lieferung und Installation eines Krans mit Handbetrieb von fünf Tonnen Hebkraft. Vorläufige Sicherheitsstellung 497 Peseten 25 Centimos, endgültige Sicherheitsleistung 10 % des Zuschlagpreises. Näheres i spanischer Sprache beim Deutschen Reichsanzeiger und im Bureau der R. A Keicü für Handel, Industrie und Landwirtschaft“ 27. Februar 1913, 10 Uhr. Staatliche Pulverfabrik in Granada: Lieferung der Rohmaterialien für den Verbrauch in der Fabri während der zwölf Monate vom 1. April d. J. ab. Der ausländische Wettbewerb ist hierbei für folgende Artikel zugelassen: 40 000 kg Schwefelsäure zum Höchstpreis von 20 Peseten für je 100 kg, 60 000 kg Schwefelsäureanhydrit zum Höchstpreis von 75 Peseten für je 100 kg und 350 000 kg Anthrazit zum Höchstpreise von 89 Peseten für je 1000 kg. Vorläufige Sicherheitsleitung 5 % des angegebenen Höchst⸗ Näheres an Ort und Stelle sowie — in spanischer Sprache eim Deutschen Reichsanzeiger und im Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“ (R.⸗A. des Innern).
Niederlande. 1
Dienstag, den 4. Februar. „Landbouw⸗Vereeniging“ in Bigge⸗ kerke, Provinz Seeland: Lieferung von Ammoniak, Superphosphat usw. Auskunft und Bedingungen beim Sekretär P. J. Rosendaal.
Mittwoch, den 5. Februar. „Landbouw⸗Vereeniging“ in Drou⸗ wenermond, Provinz Drenthe Lieferung von Gras. und Kleesamwen sowie von Chile vergeben. Die Bedingungen gegen bezahlte Antwort bei W. Wolters daselbst. u“
Belgien. 8
21. Februar, Mittags. Hôtel de ville in Antwerpen: Lieferung von 2 Eisbrechern mit Pumpen für den Bassindienst. Sicherheitsleistung 8000 Franken. Eingeschriebene Angebote zum 20. Februar. Lastenheft (1 Fr.) beim Stadtsekretariat.
5. März, 6 ½ Uhr. Maison communale in Kockelberg bei Brüssel: Wettbewerb für die Einrichtung der Heizung und Lüftung in den Räumen der im Bau befindlichen Schule Rue Herkoliers. Eingeschriebene Angebote zum 3. März. Lastenheft (5 Fr.) beim Stadtsekretariat.
Norwegische Staatsbahnen, Christiania.
10. Februar 1913, 3 Uhr: Lieferung von etwa 1300 t Teeröl Versiegelte Angebote mit der Aufschrift „Anbut paatjaereolje: werden im Bureau des Distriktsingenieurs der Staatsbahnen in Christiania, Ostbahnhof, entgegengenommen. Nähere Bestimmungen und Bedingungen liegen beim Reichsanzeiger“ und im Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“ (R.⸗A. d. J.) aus. Vertreter in Norwegen notwendig. 8 Kaiserlich ottomanische Sanitätsverwaltung. sch Sanitätsverwaltung benötigt in größeren Mengen künstliche Glieder (Arme, Beine und Augen). Interessenten wollen sich umgehend mit Katalogen und Preisangeboten (in deutscher Sprache) an die Direktion des Lehrkrankenhauses Gülhané in Stambul (Konstantinopel) wenden.
Bulgarien.
Kreisfinanzverwaltung in Sofia. 25. Februar 1913: Lieferung von 467 500 kg Druckpapier für die Staatsdruckerei. Anschlag 201 800 Fr., Sicherheit 5 v. H. des Angebots Lastenheft und Muster der verschtedenen Papiergattungen können für 2 Fr. von der Direktion der bulgarischen Staatsdruckerei in Sofia bezogen werden.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause wird zum dritten Male wiederholt. An Stelle des Herrn Professors Schlar hat der Kapellmeister Dr. Besl die musikalische Leitung, Fräulein Engell für Fräulein Alfermann die Rolle der Braufjungfer übernommen. Die Besetzung der übrigen Rollen ist unverändert. Spielplanänderung im Königlichen Schauspiel⸗ hause. — Wegen Erkrankung des Herrn Geisendörfer wird heute, Donnerstag, an Stelle der ursprünglich angekündigten Aufführung von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ Otto von der Pfordtens Schauspiel „1812“ gegeben. Die für die 30. Dauerbezugsvorstellung zu „Prinz Friedrich von Homburg“ an der Theaterkasse gekauften Ein⸗ trittskarten behalten Gültigkeit für die neu angesetzte Vorstellung „1812“, können aber auch an der Vormittags⸗ und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellung gegen Erstattung auch der Vorverkaufsgebühr zurückgegeben werden. Eine spätere Zurücknahme der Eintrittskarten findet nicht statt. — Morgen wird das neue Lustspiel „Wieselchen“ von Leo Lenz, mit Fräulein Heisler in der Titelrolle, sowie mit Fräulein von Mayburg und den Herren Vollmer, Clewing, Patry, Keßler, Boettcher und Vallentin in den anderen Hauptrollen, wiederholt. — 8 Im Lessing⸗Theater wird als nächste Neuheit Heinrich Manns Drama „Die große Liebe“ zur Aufführung vorbereitet. Die Proben sind bere be im Gange. Die Erstaufführung findet Sonnabend,
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