Willle aller Einzelstaaten Deutschlands, als Glieder des Reiches jeder⸗ eit Gut und Blut für den Bestand und die Ehre des deutschen Vaterlandes einzusetzen. Wie im Jahre 1813 die Völker von Deutsch⸗ land, Oesterreich⸗Ungarn, Rußland und Schweden in Wehr und Waffen haben, so haben sich auch heute Vertreter dieser Völker m Schmuck von Wehr und Waffen unseren bewundernden Blicken gezeigt. Nicht in Kampf und Schlachtgetümmel jedoch stehen heute die Völker der Völkerschlacht von Leipzig vor unserem geistigen Auge, vielmehr in friedlichem Wettbewerb, den ernsten Aufgaben der Kultur und 1“. zu dienen, deren Lösung uns allen gemeinschaftlich obliegt. Und so darf ich Sie begrüßen in Erinnerung an eine Zeit der Kämpfe und Kriege bei einem Feste des Friedens. In diesem Sinne danke ich meinen Gästen für Ihr Erscheinen und erhebe mein Glas auf das Wohl der erhabenen Monarchen und Staats⸗ oberhäupter, die ich die große Freude habe, hier vereinigt und ver⸗ treten zu sehen. Sie leben hoch! 1 Nach der Tafel reisten Seine Majestät der Kaiser und Seine Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich ab. Später begaben sich Seine Majestät der König und die übrigen Fürstlichkeiten in die Alberthalle, wo das Oratorium von Seyfard „Aus Deutschlands großer Zeit“ auf⸗ geführt wurde, und von dort aus nach dem Neuen Theater, um die glänzende Festbeleuchtung des Augustusplatzes zu sehen.
Seine Majestät der König von Sachsen hat vor⸗ gestern anläßlich der Jahrhundertfeier der Völkerschlacht Telegramme an Ihre Majestäten den Kaiser von Oesterreich, den Kaiser von Rußland und den König von Schweden ge⸗ richtet.
Das Telegramm an den Kaiser von Oesterreich hat olgenden Wortlaut:
An Seine Majestät den Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn.
Im Verlauf der heutigen Feiern, deren eine der hohen Tapfer⸗ keit des auch mir so teueren österreichisch⸗ungarischen Heeres galt, habe ich seines Obersten Kriegsherrn in besonderer Verehrung ge⸗
dacht. Indem ich mir gestatte, diese Empfindungen Eurer Kaiserlich und Königlich Apostolischen Majestät zum Ausdruck zu bringen, ver⸗ binde ich damit meinen aufrichtigen Dank für die mir so hoch will⸗ kommene Entsendung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Erzherzogs Franz Ferdinand und zugleich meine herzlichsten Wünsche für das Wohl Eurer Majestät und für den dauernden Ruhm der hier so glanzvoll vertretenen, dem deutschen Heere eng verbündeten österreichisch⸗ungarischen Armee. Friedrich August. Das Telegramm an den Kaiser von Rußland ist in französischer Sprache abgefaßt und lautet in deutscher Ueber⸗
setzung: An Seine Majestät den Herrscher aller Reußen Livadiag. Während der Feierlichkeiten des heutigen Tages haben sich meine Gedanken voll Hochachtung und aufrichtiger Freundschaft Eurer Majestät zugewandt, besonders in dem Augenblick, da ich dem ersten Gottesdienst in der russischen Kapelle habe beiwohnen können. Indem ich Eurer Majestät aufrichtig danke für die Ent⸗ sendung Seiner Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Kyrill Wladi⸗ mirowitsch, den ich ebenso wie die glänzende Vertretung der russischen Armee mit dem größten Vergnügen empfangen habe, bitte ich Gott, daß er alle die Gebete erhören möge, die an diesem neuen Orte der Anbetung für das Glück Eurer Kaiserlichen Majestät und für den Ruhm Ihrer Armee, in deren Reihen mich aufzunehmen Eure Majestät soeben die Gnade gehabt haben, ge⸗ sprochen werden. Friedrich August. Das Telegramm an den König von Schweden hat folgenden Wortlaut: An Seine Majestät den König von Schweden Stockholm Es ist mir ein Bedürfnis, Eurer Majestät für die Entsendung Ihres Sohnes, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm, Herzogs von Södermanland, der an der Spitze so hervor⸗ ragender Vertreter der schwedischen Armee erschienen ist, herzlichst
— —
Theater.
zu danken und Eurer Majestät zu sagen, daß ich während der heutigen glanzvollen Feier Eurer Majestät mit ganz besonderer Hochachtung und Freundschaft gedacht habe. Auch ich bitte Eure Majestät, meine innigsten Wünsche für eine recht baldige Genesung und für Ihr fortdauerndes Glück ebenso wie für den hohen Ruhm der tapferen schwedischen Armee entgegenzunehmen.
8 Friedrich August.
In Berlin wurde die Siegesfeier am Sonnabend ebenfalls mit Begeisterung begangen. Das herrliche Herbst⸗ wetter begünstigte die festliche Stimmung der unabsehbaren Menschenmenge, die sich schon am frühen Vormittag durch die Hauptstraßen, besonders Unter den Linden und am Lustgarten bewegte, überall flatterten Fahnen und Banner lustig im leichten Winde. Um 11 Uhr fanden in allen Kirchen Festgottes⸗ dienste statt, in den evangelischen und katholischen Garnisonkirchen solche für die in Berlin stehenden Regimenter, die sämtlich durch Abordnungen vertreten waren, im Dom für die im Berliner Krieger⸗ bund zusammengeschlossenen Militärvereine. Hier hielt nach Gesang des Domchors der Oberhofprediger D. Dryander die Festpredigt. Darauf nahmen die Abordnungen der Kriegervereine mit den Fahnen im Lustgarten Auf⸗ stellung, wo unter den Klängen der Nationalhymne die Niederlegung eines prächtigen Lorbeerkranzes am Denkmal Friedrich Wilhelms III. erfolgte. Während die Kriegervereine zum Neuen Operntheater (Kroll) ab⸗ marschierten, war inzwischen die Leibbatterie des 1. Gardefeld⸗ artillerieregiments im Lustgarten aufgefahren, um während der Paroleausgabe im Zeug hause die vorgeschriebenen Salutschüsse abzufeuern. ie Paroleausgabe selbst vollzog sich in Anwesenheit der Generalität sowie der Offizierkorps der hiesigen Regimenter in den üblichen Formen. In Vertretung des in Leipzig weilenden Gouverneurs von Berlin brachte der General⸗ inspekteur des Militärerziehungs⸗ und Bildungswesens, General der Infanterie von Haugwitz ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus. Die Parole lautete: „Leipzig 1813“. — In sämtlichen Schulen der Stadt wurde der Tag durch Festakte begangen, bei denen ein Mitglied des Lehrkörpers in einer Ansprache auf die Bedeutung des Tages hinwies und vaterländische Gesangs⸗ und Gedichtvorträge der Schüler die Befreiungstat von 1813 feierten.
Am Denkmal für die Freiheitskämpfer auf dem Kreuzberg fand am Nachmittag die von der Stadt Berlin veranstaltete Eeööee der Völkerschlacht statt. Das Denkmal selbst war mit Tannengrün ge⸗ schmückt. Auf der Plattform vor der Säule war ein Podium für den Dirigenten der Sängerschar, etwas tiefer ein Pult für den Festredner errichtet worden. Schon am Vormittag hatte der Magistrat einen Kranz am Denkmal niederlegen lassen. Gegen 2 Uhr erfolgte die Ankunft der Festteilnehmer von der mit Fahnen reich geschmückten Großbeerenstraße her, die eine dichte Zu⸗ schauermenge auf beiden Seiten umsäumte, welche auch die Wege um den Viktoriapark besetzt hielt. Vom Magistrat der Stadt Berlin waren gekommen: der Bürgermeister Dr. Reicke, der Stadtbaurat Dr. Hoffmann, der Stadtschulrat Dr. Fischer und mehrere Stadträte; die Stadtverordneten⸗ versammlung vertrat der Stadtverordnetenvorsteher Michelet und eine Anzahl Stadtverordneter. Das vom Kos leck⸗ schen Bläserbund geblasene Lied „Wach auf, du
deutsches Land“ eröffnete die Feier. Darauf sang der Berliner Lehrergesangverein „Das Volk steht auf“ und „Du Schwert an meiner Linken“. Sodann nahm der Universitätsprofessor Dr. F. J. Schmidt das Wort zur Fest⸗
Verliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai.
rede. Er feierte die Schlacht bei Leipzig als ein Wahrzeichen
Donnerstag: Wenn der neue Wein
Mittwoch: Jugendfreunde. Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Abends
unserer nationalen Erhebung und sandte zum Schlu „sächsischen Schwesterstadt im Süden“ einen 1 Seh Mit dem Gesang von „Lützows wilder, verwegener Jagd“ und des „Niederländischen Dankgebets“ unter Begleitung des Bläserbundes schloß die schlichte, aber eindrucksvolle Feier. Den Abschluß der Berliner Festlichkeiten bildete estern ein von der Gruppe Großberlin des Jungdeutschlenede bundes am Nachmittag veranstalteter ges chichtlicher Festzug, der die Erhebung Preußens 1813 darstellte. Mehrere Kasernenhöfe des Zentrums der Stadt bildeten die Sammelpunkte. Von hier aus setzte sich, wie „W. T. B.“ berichtet, der Festzug bald nach 2 Uhr in Bewegung, ein buntes eigenartiges Bild, das un⸗ gezählte Zuschauer angelockt hatte, die in dichten Reihen die Bürgersteige der fahnen⸗ und flaggengeschmückten Feststraße besetzt hielten. Volksschulen und höhere Schulen marschierten an der Spitze, daran schlossen sich die geschichtlichen Gruppen. Man sah Schill mit seinen Husaren, den Turnvater Jahn den General von Yorck, den Major von Lützow, die Generale von Gneisenau, von Scharnhorst, Bülow von Dennewitz, Kleist von Nollendorf und den alten Marschall „Vorwärts“, Fürsten Blücher von Wahlstatt. In Kaleschen saßen Stein, Harden⸗ berg, Fichte, Schleiermacher. Ganz besonderes Interesse erregten der von Seiner Majestät dem Kaiser und König zur Verfügung gestellte Keisewagen der Königin Luise und ihr Hochzeitswagen, ferner der Festwagen mit der „Germania“ und dem Schmiede des Deutschen Reiches, Bismarck. Die Verbindung zwischen den einzeln sich heraus⸗ hebenden Gestalten bildeten Truppen aus der Zeit vor hundert Jahren in zum Teil echten geschichtlichen Uniformen. An den Festzug schlossen sich Vertreter von Regimentern, die einst bei Leipzig den Sieg erkämpfen halfen, an, fechen Turn⸗ vereine, eine Gruppe Jungdeutschland, das Pfadfinderkorps Großberlin, die Jugendwehr, Fortbildungsschulen, kaufmännische, konfessionelle Vereine usw. Am altehrwürdigen Königlichen Schloß vorüber bewegten sich die Massen, die man auf 25 000 Köpfe schätzte, durch die Straße Unter den Linden, die Wilhelm⸗, Großbeerenstraße usw. nach dem Tempelhofer Felde, das von einem dichten Kranz von ö“ bereits stundenlang vor dem Eintreffen des Zuges umlagert war. Als sich langsam die Dämmerung herniedersenkte und dichte Nebel über das weite Feld wallten, loderten von hohen Holzstößen mächtige Flammen zum klaren Oktoberhimmel empor. Bald trat eine feierliche Stille ein, und nachdem die letzten Glockenklänge der nahen Kirche verhallt waren, betrat der Militäroberpfarrer Goens die Tribüne und hielt in markigen Worten, die weithin über das Feld schallten, die Festrede. Dann spielte die Kapelle des 4. Garderegiments: „Nun danket alle Gott“. Wiederum herrschte lautlose Stille, als der Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz das Wort nahm. „Jungmannschaft Berlins!“ so begann er seine Ansprache, „ich komme von dem großen Völkerschlachtdenkmal von Leipzig her und bin erschienen, um Euch einen Gruß zu überbringen. Es waren gestern unvergeßliche Stunden, die wir im Zeichen vergangener großer Zeiten verbrachten. Wir freuten uns der Größe der Gegenwart, aber wir hörten auch eine ernste Mahnung: Be⸗ wahrt Euch, was Eure Väter in heißen Kämpfen erstritten und erkämpft haben. Sammelt Eure Kräfte für die großen Aufgaben der Zukunft, die an uns herantreten werden. Laßt uns zusammenstehen für unser Vaterland, für die Größe unseres Volkes und den Ruhm unseres Kaisers und stimmt mit mir ein in den Ruf: Seine Mafestät unser geliebter Kaiser Hurra! Hurra! Hurra!“ Die Musik spielte „Heil Dir im Siegerkranz“.
(Weitere Festberichte in der Ersten Beilage.)
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Beethoven-Saal. Dienstag, Abends
8 ¼ Uhr: Gastspiel 8 Uhr: 2. Kammermusikabend von
Sodann erfolgte die Auflösung der Züge.
Künigliche Schauspiele. Dienstag Opernhaus. 205. Abonnementsvorstellung. Don Carlos. Oper in vier Akten von Mery und Camille du Locle. Musik von Giuseppe Verdi. Mustkalische Leitung: Ge Kapellmeister von Strauß. Regie:
err Oberregisseur Droescher. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 195. Abonnementsvor⸗ stellung. Ariadne auf Naxovs. Oper in einem Aufzuge von Hugo von Hof⸗ mannsthal. Musik von Richard Strauß. Zu spielen nach dem „Bürger als Edel⸗ mann“ des Molière. Mustkalische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Blech. Regie: Herr Eggeling. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 118. Karten⸗ reservesatz. Das Abonnement, die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. 3. Gastspiel des König⸗ lichen Kammersängers Herrn Caruso. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer Novelle des Prosper Merimse. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 196. Abonnementsvor⸗ stellung. Maria Stuart. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Friedrich Schiller. Anfang 7 Uhr.
Neues Operntheagter. (Kroll). Gastspiel des „Schlierseer Bauerntheaters“ (Leitung: Direktor Xaver Terofal). Dienstag, Abends 8 Uhr: Fröschl. Eine Posse aus dem Leben fahrender Komödianten in vier Akten mit Gesang und Tanz von Richard Manz. Musik von Emil Kaiser.
Mittwoch: Der Herrgottschnitzer von Ammergau.
Deutsches Theater. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Faust, 1. Teil. Mittwoch und Sonnabend: Torquato Tasso. Donnerstag: Der blaue Vogel. Freitag: Der lebende Leichnam.
Kammerspiele. Dienstag, Abends 8 Uhr: Schippel. Mittwoch: Venezianisches Abenteuer eines jungen Mannes. Hierauf: Heirat wider Willen
Bürger
Gesanz und Tanz in vier Bildern von Bernauer und Schanzer.
Mittwoch und folgende Tage: einst im Mai.
Theater in der Königgrätzer
Straße. Dienstag, Abends 8 Uhr: Die fünf Frankfurter. Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler.
Mittwoch und Sonnabend: Brand.
Donnerstag: Maebeth.
Freitag: Die fünf Frankfurter.
Komüdienhans. Dienstag, Abends
8 Uhr: Das Paar nach der Mode. Lustspiel in drei Akten von Raoul Auern⸗
heimer.
Mittwoch bis Freitag: Das Paar nach der Mode.
Sonnabend: Zum ersten Male: Hinter Mauern. ““
Deutsches Künstlertheater (So⸗ zietät). (Nürnbergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologischen Garten.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der zerbrochene Krug.
Vorber: Hanneles Himmelfahrt. Mittwoch: Gespenster.
Lessingtheater. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Peer Gynt. Dramatisches Gedicht von Ibsen. Musik von Grieg.
Mittwoch und Sonnabend: Peer Gynt.
Donnerstag: Zeitwende.
Freitag: Professor Bernhardi.
Deutsches Schanspielhaus. (Direk⸗ tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 — 104 a.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Die heitere
Residenz. Mittwoch und folgende Tage: Die
heitere Residenz.
Schillertheater. o. (Wallner⸗
theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Wenn der neue Wein blüht. Lust⸗ spiel in drei Akten von Bjäörnstjerne
Charlottenburg. Dienstag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Rosen⸗ montag. Offizierstragödie in fünf Akten von Otto Erich Hartleben.
Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Götz von Berlichingen. — Abends: Die Großstadtluft.
Donnerstag: Rosenmontag.
8
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 —37. Direktion: Georg Hartmann.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Zar und Zimmermann. Komische Oper in drei Akten von Albert Lortzing.
Nittwoch: Der Troubadour.
Donnerstag und Sonnabend: Die Indin.
Freitag: Lobetanz.
Montis Operettentheater. (Früher: Neues Theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Gastspiel Julius Spielmann: Der lachende Ehemann. Operette in drei Akten von Jul. Brammer und Alfr. Grünwald. Musik von Edm. Eyxsler.
Mittwoch und Donnerstag: Der lachende Ehemann.
Freitag: Geschlossen.
Sonnabend: 8 ideale Gattin.
8
8 Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Gräfin Fifi. Operette in drei Akten von Albert Chantrier. ginkitewoch und folgende Tage: Gräfin
Theater am Nollendorfplatz. Dienstag, Abendss Uhr: Die Heimkehr des Odysseus. Burleske Operette in zwei Akten von Karl Ettlinger und Erich Motz. Musik nach Motiven J. Offen⸗ bachs, zusammengestellt und bearbeitet von Dr. Leopold Schmidt.
Mittwoch und folgende Tage: Die Heimkehr des Odysseus.
Björns
1 Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Bei
Zum ersten Male: Die 8 U
Richard Alexander: Die Puppenklinik. Lustspiel in drei Akten von Franz von Schönthan und Rudolf Presber.
Mittwoch und folgende Tage: Die Puppenklinik.
Residenztheater. Dienstag, Abends 8 ¼ Uhr: Im Ehekäfig. (Les maris en cage.) Schwank in drei Akten von Antony Mars und Maurice Desvallidres. e und Donnerstag: Im Che⸗ äfig.
Freitag: Zum ersten Male: Hoheit — der Franz! Musikalische Groteske von A. Landsberger und Willi Wolff.
Sonnabend: Hoheit — der Franz!
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Frau Präsidentin. 8
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Die Tangoprinzessin. Posse mit Ge⸗ sang und Tanz in drei Akten von Jean Kren und Curt Kraat
Mittwoch und folgende Tage: Die Tangoprinzessin.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Dienstag, Abends hr: Seine Geliebte.
Mittwoch und folgende Tage: Seine Geliebte. 2
Konzerte.
Singakademie. Dienstag, Abends 8 Uhr: Liederabend von Maria Philippi. Mitw.: Edwin Fischer (Klavier).
Saal Bechstein. Dienstag, Abends
7 ½ Uhr: Klavierabend von John Powell.
Blüthner-Saal. Dienstag, Abends 8 Uhr: Liszt⸗Abend von Mira Poll⸗ heim (Klavier) mit dem Blüthuer⸗ Orchester unter Leitung von Professor
nen Preisen: Maria Stuart.
Schnabel, Flesch, GCErardy.
Klindworth · Scharmenka · Saal. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Liederabend von Dora Wittektndt. Am Klavier: Eduard Behm.
Paul Gerhardt-⸗Kirche. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: 3. Orgelkonzert (Bach⸗Abend) von Arthur Egidi. Mitw.: Gustav Werner vom Deutschen Operntheater.
Birkus Schumann. Bienstag, Abends
7½ Uhr: Große Galavorstellung. — Vorzügliches Programm. — Zum Schluß: Tango vor Gericht. Fine Pantomimenburleske mit Gesang und Tanz in drei Akten.
Birkus Busch. Dienstag, Abend 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. — Auftreten sämtlicher Spezialitäten — Zum Schluß: Die große Prunk pantomime: Aus unseren Kolonien.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Mia von Klitzing mit Hrn. Leutnant Walter von Alt⸗Stutter⸗ heim (Karlsruhe i. B.). — Frl. Christa von Platen mit Hrn. Eberhard vorn Cancrin (z. Zt. Silenz bei Gingst⸗ Rügen — Venz bei Gingst, Rügen).
Gestorben: Hr. Karl Georg Frhr. von
Grunelius (Freiburg i. Br.). — Hr.
Oberst z. D. Georg von Schimpff
(Langebrück). — Hr. Kammerherr
Albrecht von der Lühe (Neustrelitz). —
Hr. Gymnasialoberlehrer, Professor Dr.
Ernst Weber (Steglitz).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.
Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. (2156
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und
Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Zehn Beilagen
Richard Burmeister.
(einschließlich Börsenbeilage).
N.ol 248.
Die Hundertjahrfeier der Völkerschlacht bei Leipzig. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Die weltgeschichtliche Bedeutung der Schlacht bei Leipzig kam auch in Erinnerungsfeiern zum Ausdruck, die nicht nur in allen Teilen des Deutschen Reiches, sondern auch im Auslande stattgefunden haben. Von der stattlichen Zahl auswärtiger Meldungen des „W. T. B.“ mögen folgende hier dafür Zeugnis ablegen.
Potsdam, 18. Oktober. Aus Anlaß der Jahrhundertfeier hatte ö heute reichen W1“ angelegt. Am frühen Morgen esuchte Ihre Majestät die Kaiserin und Königin das mit Blattpflanzen geschmückte Mausoleum, um am Geburtstage Kaiser Friedrichs am Sarkophag einen Kranz niederzulegen. Um 10 Uhr fand in der Königlichen Hof⸗ und Garnison⸗ kirche ein feierlicher Festgottesdienst statt, an dem Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin August Wilhelm und die Prinzen Eitel⸗Friedrich, Oskar und Joachim teilnahmen. Um 12 Uhr läuteten alle Glocken in der Stadt. Um 2 Uhr versammelten sich die Krieger⸗, Sport⸗ und Turnvereine zum Festzuge nach dem Bornstädter Felde, wo der Hofprediger Rogge die Festansprache hielt. Hierauf folgten turnerische Vor⸗ führungen und Spiele. Um 6 Uhr setzte sich der Fackelzug zur Rückkehr nach Potsbdam in Bewegung, an dem über 15 000 Personen teilnahmen. Den Beschluß des Tages bildete eine Festaufführung von „Judas Maccabäus“ in der Könsglichen Hof⸗ und Garnisonkirche.
München, 18. Oktober. Der Magistrat der Stadt veranstaltete heute mittag zur Feier des Völkerschlachtjubiluums und aus Anlaß der Einweihung des Völkers chlachtdenkmals in Leipzig im alten Rathaussaale einen würdig verlaufenen Festakt, der stimmungs⸗ voll durch die Ouverlüre zu „Euryanthe“ eingeleitet wurde. Ein Männerchor trug das „Gebet während der Schlacht“ vor. Darauf hielt Bürgermeister von Brunner eine kurze Ansprache, der der Gesang „Deutschland, Deutschland über alles“ folgte. Die eigent⸗ liche Festrede hielt der Unterstaatssekretär a. D., Professor Dr. von Mayr, der derzeitige Rektor der hiesigen Universität. Der Redner beleuchtete im Zusammenhang den Geist der schönen Epoche deutscher Geschichte und führte weiter aus: „Wenn unser Volk jetzt ein Denk⸗ mal besitzt, wie keine andere Nation, und wenn es heute die größte S chlacht feiert seit Attilas Zeiten, so kann es nicht im Sinn haben, mit spätem Siegerhohn die damals gedemütigten Gegner in ihren Enkeln noch⸗ mals zu demütigen. Monument und Feier gelten uns mehr. Sie sind ein Symbol des nationalen Gedankens, der Einheit und der Freiheit, die sich damals zuerst emporrangen, jener Bewegung, der so viel Großes in Polltik, Krieg, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft entquollen ist, was Deutschland in die erste Reihe der Nationen brachte. Wir feiern die Leipziger Schlacht als die Geburtsstunde
unseres nationalen Wertes.“
Stuttgart, 18. Oktober. Der Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig wurde heute nachmittag durch einen Festzug von mehr als 22 000 Schulkindern und Abends durch zwei große Versamm⸗ lungen gefeiert, in denen der Minister a. D. von Pischek und der Reichstagsabgeordnete von Payer präsidierten.
Karlsruhe, 19. Oktober. Anläßlich des 100. Jahrestages der
Schlacht bei Leipzig fand gestern mittag 11 ½ Uhr auf dem Schloßplatz Parade der hiesigen Garnison statt, die in Vertretung des in Leipzig weilenden Großherzogs Seine Königliche Hoheit der Prinz Max von Baden abnahm. Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzoginnen Luise und Hilda sahen dem militärischen Schauspiel, das im Sonnenschein eines prachtvollen Herbsttages ein farbenreiches Bild bot, vom Balkon des Schlosses aus zu. In der Umgebung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Max von Baden bemerkte man sämtliche Mitglieder des Staatsministeriums sowie den preußischen Gesandten von Eisendecher. — Heute mittag fand hier in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin, der Großherzogin Luise von Baden und des Prinzen und der Prinzessin Max von Baden in der Stadthalle eine Feier zum Gedächtnis der Völkerschlacht bei Leipzig statt. Der Pro⸗ fessor Oncken⸗Heidelberg hielt die Festrede. Darauf wurde das von dem Hofschauspieler Baumbach verfaßte Festspiel: „Vor hundert Jahren“ aufgeführt. Gestern abend war im Hof⸗ theater in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten der Großherzogin Hilda sowie des Prinzen Max von Baden Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“ aufgeführt worden. Der Vorstellung wohnten u. a. sämtliche Minister, der preußische Ge⸗ sandte von Eisendecher und eine Reihe bedeutender Vertreter von Wissenschaft und Kunst, Handel und Industrie bei. . „Ham burg, 18. Oktober. Die Jahrhundertfeier der Völker⸗ schlacht bei Leipzig wurde hier festlich begangen. Heute abend fand ein Fackelzug der Turner statt, an die der Bürgermeister Dr. Predöhl vom Balkon des Rathauses eine kurze Ansprache hielt, in der er der Bedeutung des Tages gedacht.
Bremen, 19 Oktober. Nachdem gestern und vorgestern in allen Schulen des bremischen Staatsgebiets Feierlichkeiten stattgefunden hatten, wurde der heutige Sonntag als Hauptfestta der Völkerschlachtfeier eingeläutet. An dem Festgottesdienst nahmen Krieger⸗ und Militärvereine und sonstige Verelne mit ihren Fahnen teil. Um die Mittagsstunde rückten die Vereine und die oberen Klassen sämtlicher Schulen der Stadt mit ihren Lehrern auf den Domshof, wo auch das Regiment Bremen mit seinen hiesigen Bataillonen Aufstellung nahm. Dann begab sich Senat und Bürgerschaft in geschlossenem Zuge vom Rathaus auf den
Festplatz. Die Feier bestand aus gemeinsamem Gesang, Festrede
und Lirdervorträgen durch die bremischen Gesangvereine (1500 Sänger) unter der Leitung von Professor Nößler. Am Abend soll eine all⸗ gemeine Illuminatton der Häuser stattfinden.
Wien, 18. Oktober. In der ganzen Monarchie wurde der Gedächtnistag der Leipziger Schlacht festlich begangen. In Prag, Brünn und Graz fanden militärische Feiern und Fest⸗ gottesdienst statt. In Graz gedachte der Landeshauptmann im Landtage in einer erhebenden Rede des Tages und des Anteils, den Oesterreichs Söhne an ihm gehabt haben.
Wien, 20. Oktober. Bei der heutigen Amtseinführung des
neuen Rektors der Wiener Universität, Professors Wett⸗
stein von Westersheim, hielt dieser eine Antrittsrede, in der er unter anderem auf den großen Aufschwung des wissenschaftlichen
Lebens an den deutschen Universitäten hinwies, der nicht zuletzt mit
den Folgen der jetzt gefeierten Ereignisse des Jahres 1813 zusammenhänge. Er betonte, daß die Oesterreicher sich auch in diesen Lagen eins fühlen mit den Empfindungen des gesamten deutschen Volkes und daß sie sich in Dankbarkeit beugen vor den Helden und Taten jener aroßen Zeit.
Prag, 19. Oktober. Der Deutsch⸗Historische Verein ver⸗ anstaltete gestern abend eine Feier zum hundertjährigen Gedächtnis der Völkerschlacht bei Leipzig. Der Dozent Wostry hielt einen
Vortrag über Prag während der; reiheitsbewegung. Anwesend waren
der Statthalter Fürst von Thun sowie viele hohe Staatsbeamte und andere hervorragende Persönlichkeiten. “
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 20. Oktober
Budapest, 18 Oktober. Die Jahrhundertfeier der Völker⸗ schlacht wurde von der Garnison mit Festparade und Hochamt gefeiert. Auch die in der Provinz garnisonierenden Regimenter, die an der Schlacht teilnahmen, feierten das Jubiläum würdig.
Stockholm, 18. Oktober. Anläßlich der Jahrhundertfeier der Schlacht bei Leipzig wurden heute in der Riddarholmskirche Kränze am Sarkophage Karls XIV. Johann niedergelegt. Um 12 ½ Uhr traf die Königin Viktoria, begleitet vom Kronprinz⸗ Regenten, dem Herzog von Westgotland und dem Herzog von Nerike ein. Die Königin begab sich sofort in die Grabkapelle der Bernadotte und legte am Fuße des Sarkophags Karls XIV. Johann im Namen des Königs Gustav einen prachtvollen Lorbeerkranz mit breiten weißen goldsignierten Bändern mit dem Namenszuge des Königs nieder. Darauf legte der Herzog von Nerike namens der Königin⸗ Witwe Sovphie einen Kranz nieder, der Kronprinz⸗Regent eben⸗ falls einen Kranz im Namen der übrigen Mitglieder des Käniglichen Hauses. Die Königin begrüßte sodann die anwesenden Vertreter der Deutschen Gesekrschaft und unterhielt sich längere Zeit auf das herzlichste mit ihnen. Nachdem die Königin die Kirche verlassen hatte, wurden Kränze niedergelegt vom schwedischen Heere, von der Generalität und von der Swea⸗Leibgarde sowie von der Deutschen Gesell⸗ schaft in Stockholm ein Lorbeerkranz mit Bändern in den deutschen Farben. Vor der Kirche hatte sich eine große Menschenmenge an⸗ gesammelt. Heute abend wird ein größeres Fest gegeben werden, zu dem die Deutsche Gesellschaft und eine große Anzahl Vertreter der deutschen Kolonie, im ganzen etwa 100 Personen, eingeladen sind. Der Präsident der Gesellschaft Burcharth wird das Hoch auf den König Gustav und den Kaiser Wilhelm ausbringen. Die Festrede wird der deutsche Gesandte in Stockholm halten.
Brüssel, 18. Oktober. Die deutschen Kolonien in Brüssel und Antwerxrpen haben heute abend die Jahrhundertfeier der Völkerschlacht bei Leipzig durch einen Festkom mers begangen.
New York, 20. Oktober. Der Deutsche Handelsverband und der Deutsche Bankbeamtenverband begingen heute hier die Hundertjahrfeier der Schlacht bei Leipzig. — Auch in Cinecinnati wurde der Tag von den Deutschen mit einer Feier begangen, an der die städtischen, die Universitäts⸗ und Schulbehörden sowie die richterlichen Beamten teilnahmen.
Buenos Aires, 18. Oktober. Die Erinnerungsfeier an die Schlacht bei Leipzig wurde von der hiesigen deutschen Kolonie mit zwei großen festlichen Veranstaltungen am 16. d. M. und am heutigen Abend begangen. Die ganze deutsche Kolonie unter der Führung des Gesandten Dr. Freiherrn von dem Bussche⸗Hadden⸗ hausen, des Gesandtschaftspersonals und des deutschen General⸗ konsulats nahm daran teil. Es herrschte große Begeisterung.
8
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernbause findet morgen, Dienstag, die dritte Wiederholung von Verdis „Don Carlos“ statt. Herr Jadlowker singt die Titelrolle, die Elisabeth: Frau Hafgren⸗Waag, die Ebolt: Frau Arndt⸗Ober, de Marquis Posa: Herr Bronsgeest, den König Philipp: Herr Knüpfer, den Groß⸗Inquisitor: Herr Schwegler. Die musikalische Leitung hat der Kapellmeister von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen die Oper „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauß, mit Frau Denera in der Titelrolle, in Szene. In dem vorausgehenden Schauspiel „Der Bürger als Edelmann“ spielen Herr Vollmer und Frau Butze das Ehepaar Jourdain, Fräulein Ressel die Dorimoöne. Die musikalische Leitung hat der Generalmusikdirektor BZlech.
Mannigfaltiges. Berlin, 20. Oktober 1913.
Für die mit dem Marineluftschiff „L. 2- Verunglückten findet, „W. T. B.“, zufolge morgen, Dienstag, Mittags 12 Uhr, eine Trauerfeier in der neuen evangelischen Garnisonkirche am Kaiser Friedrich Platz statt. Nach beendeter Feier in der Kirche er⸗ folgt, soweit nicht Ueberführung nach dem Heimatsorte in Frage kommt, Bestattung auf dem Garnisonkirchhof hinter der Hasenheide. Die sterblichen Ueberreste bleiben bis Montagabend 6 Uhr im Garnisonlazarett II Tempelhof aufgebahrt und werden dann nach der Kirche übergeführt. Etwaige Anfragen werden an das Nachrichtenbureau des Reichsmarineamts erbeten. — Aus Anlaß des Verlustes des Marineluftschiffs „L. 2“ sind u. a. noch Beileidskundgebungen eingegangen von Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Oldenburg, von Ihren Majestäten dem König von Italien und dem König von Schweden, von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Ludwig von Savoyen, Herzog der Abruzzen, von dem holländischen Marine⸗ minister im Namen der niederländischen Marine, vom schweizerischen Bundespräsidenten Müller, von dem Wiener Vizebürgermeister Porzer im Namen der Stadt Wien.
Beuthen, 19. Oktober. (W. T. B.) Nach einem amtlichen Bericht der Ballestremschen Verwaltung entstand auf dem Heinitz⸗ flöz der Castellengogrube auf bisher unaufgeklärte Weise am 18. d. M. höchstwahrscheinlich infolge Fahrlässigkeit von Berg⸗ leuten ein Brand in der Haspelkammer, der mit großer Gewalt alsbald die umliegenden Teile ergriff. Während der Abdämmungsarbeiten entstand eine heftige Explosion, durch die zwei Mann getötet wurden, während ein Fahr⸗ steiger an den Händen und im Gesicht Brandwunden leichter Natur davontrug. Die im Wetterschacht ausziehenden Brandgase drückten in das Einsiedelflöz zurück. Zwei Mann von einer Patrouille, welche die Aufgabe hatte, die in diesem Flöz stationierten Pferde zu bergen, kamen, da sich die Patrouille ohne Auftrag zu weit vorgewagt hatte, um den Wetterdamm zu schließen, in den Brandgasen um, unter ihnen ein Ober⸗ häuer. Eine Anzahl Bergleute wurde durch Brandgase betäubt, konnte aber ins Leben zurückgerufen werden. Bei den Rettungsarbeiten leisteten Rettungskolonnen der Nachbargruben, die auf die Meldung von dem Unglück sofort herbeigeeilt waren, in hervorragender Weise Hilfe. Die Abdämmungsarbeiten im Heinitzflöz werden fortgesetzt und werden morgen Abend beendet sein. Gefahren für Menschen oder für die Grube bestehen nicht. Der Betrieb der Grube wird aufrecht erhalten werden.
Hagen (Westfalen), 19. Oktober. (W. T. B.) Heute nach⸗ mittag entgleiste auf der Strecke Hagen — Dortmund auf dem Bahnhof Vorhalle der um 2 Uhr 52 Minuten von Hagen abfahrende Eilzug 153 aus bisher unbekannter Ursache. Die Maschine und der Gepäckwagen fielen um, ein Personenwagen grub sich in die Erde. Der Lokomotivführer wurde schwer verletzt in das Krankenhaus gebracht. Der Heizer wurde getötet. Mehrere
im Deutschen Neich aanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Reisende und der Zugführer wurden Aufräumungsarbeiten werden fortgesetzt. 4
München, 19. Oktober. („W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Der Eilzug 111 München — Treuchtlingen stieß heute, Sonntag, 4 Uhr früh, vor der Einfahrt in den Ingolstädter Haupt⸗ bahnhof seitlich mit einer Leerlokomotive zusammen. Die Eilzugslokomotive, ein leerer Postwagen und ein Personenwagen sind entgleist. Vom Eilzuge erlitten 10 Reisende, der Lokomotiv⸗ führer, der Heizer und der Zugführer geringfügige Ver⸗ ö Der Sachschaden ist unbedeutend. Eine Untersuchung st eingeleitet.
München, 20. Oktober. (W. T. B.) Auf dem Starnberger See geriet gestern abend gegen 6 ¾½ Uhr infolge dichten Nebels der Personendampfer „Luitpold“, auf dem sich etwa 400 Fahr⸗ gäste befanden, auf Grund. Nach einer halben Stunde gelang es dem Dampfer, wieder loszukommen. Er hatte aber das Steuer ver⸗ loren und trieb steuerlos auf dem See. An den Dampfer mit Schiffen heranzukommen, war infolge des dichten Nebels nicht möglicht Es gelang ihm indessen um 10 Uhr Abends ohne Unfall bei Le on
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Leipzig, 19 Oktober. Anläßlich der feierlichen Grundstein⸗ legung der Deutschen Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Leipzig, die in Gegenwart Seiner Majestät des Königs von Sachsen heute stattfand, wurde die Begründung einer „Gesellschaft der Freunde der Deut⸗ schen Bücherei bekannt gegeben. Diese Gesellschaft, der bereits über 4000 Mitglieder angehören, ist ein lebendiger Ausdruck der opferwilligen und begeisterten Hingabe an die ide len Bestrebungen der Deutschen Bücherei. Sie hat den Zweck, die Interessen der Deutschen Bücherei nach jeder Richtung und in weitestem Umfange zu fördern und alle die Krei'e, die an dem Kulturwerk der Deutschen Bücherei lebendigen Anteil nehmen, in engster Fühlung mit ihr zu halten. Seine Majestät der König Friedrich August von Sachsen h die Schirmherrschaft über die Gesellschaft übernommen.
Leipzig, 20. Oktober. (W. T. B.) In der Fabrik ätheri⸗ scher Oele von Schimmel u. Co. im benachbarten Miltitz brach am 18. Vormittags Feuer aus, das mit rasender Geschwindigkeit um sich griff. Das Hauptfabrikgebäude und ein Teil der benachbarten Fabrikabteilungen sind dem Brande zum Opfer gefallen. Beide Seitengiebel des riesigen Gebäudes sind eingestürzt. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Einige Feuerwehrleute sind leicht ver⸗ letzt. Die Entstehungsursache ist vermutlich Selbstentzündung. Zahl⸗ reiche Feuerwehren sind an der Brandstätte tätig. — Ein Wagen der elektrischen Straßenbahn fuhr in der vergangenen Nacht in der Blücherstraße auf einen nach dem Bahnhof fahrenden Tierwagen des Zirkus Barnum auf, wobei der Tierwagen zertrümmert wurde und fünf Löwen entwichen. Unter dem zahlreichen Publikum entstand eine furchtbare Panik. Ein Löwe sprang durch die Tür de; Hotels Blücher, lief die Hotel⸗ treppe hinauf und setzte alles in Schrecken. Ein Gast des Hotels, ein Franzose, der bereits im Schlaf gelegen hatte, hörte an der Tür ein starkes Kratzen und fah sich, als er öffnete, dem Löwen gegenüber. Noch schaftrunken, hielt er ihn zunöchst für ein Kalb, bis er dann zu seinem Schrecken das Raubtier erkannte. Die entkommenen Löwen wurden durch Polizeibeamte erschossen.
v ““ Wien, 18. Oktober. (W. T. B.) Die kürzlich erfolgte Ver⸗ haftung dreier Vertreter von Zweigniederlassungen der Canadian Pacific Railwagy durch die Wiener Polizeidirektion hat, wie die „Neue Freie Presse“ erfährt, zu weiteren zahlreichen Verhaftungen geführt. Die Zahl der in den letzten 10 Monaten aus dem Bereiche der galtzischen Korps durch die verschiedenen Schiff⸗ fahrtsagenturen über See entfernten wehrpflichtigen Personen wird von unterrichteter militärischer Seite dnf 170 000 Mann geschätzt, die Zahl der noch nicht ausgehobenen au 10 000.
Wien, 19. Oktober. (W. T. B.) In Angwesenheit des. Kaisers Franz Joseph, des Erzherzogs Leopold Salvator, der Mitglieder der Regierung, des diplomatischen Korps. der Spitzen der Behörden und vieler Vertreter der Musik⸗ und der Kunstwelt fand heute die feierliche Schlußsteinlegung des Wiener Konzerthauses statt.
—— 8 Paris, 20. Oktober. (W. T. B.) Charles Tellier, der Erfinder der Lebensmittelkonservierung durch künstliche Kälte, ist gestern im Alter von 85 Jahren in den dürftigsten Ver⸗ gestorben. .
MNew Pork, 20. Oktober. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Meridian in Texas ist ein Zug, in dem sich eine Artillerie⸗ abteilung befand, auf der Fahrt nach Meridian infolge Einsturzes einer Holzbrücke in die Tiefe gestürzt. Zwanzig Soldaten sind getötet und etwa hundert verwundet worden.
New York, 20. Oktober. (W. T. B.) Die Führerin der englischen Anhängerinnen des Frauenstimmrechts, Frau Pankhurst, die vorgestern hier ankam, wurde von den Ein⸗ wanderungsbehörden in Ellis Island zurückgehalten. Nach Untersuchung des Falles wurde beschlossen, Frau Pankhurst das Betreten der Vereinigten Staaten nicht hu gestatten. Frau Pankhurst hat gegen diesen Beschluß in Washington Berufung eingelegt. — Der Präsident Wilson hat beschlossen, über die An⸗ gelegenheit selbst zu entscheiden. Er hat deshalb den Sekretär des Arbeitsdepartements und den Einwanderungskommissar für heute vor⸗ mittag zu einer Besprechung eingeladen.
St. John’ s (Neufundland), 20. Oktober. (W. T. B.) De Bischof March wurde gestern während des Gottesdienstes in der Kirche von Harbour Grace von einem gewissen Jack Hare durch einen Revolverschuß schwer verwundet. Hare, der geisteskrank sein soll, wurde festgenommen. 8
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Chilkowo, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Kriegsminister und der Generalgouverneur von Turkestan haben einen Bewässerungskanal eingeweiht, der dazu bestimmt ist, 60 000 Desjatinen trockener Steppe mit Wasser zu versehen. Die Kosten der Ausführung belaufen sich auf 7 Millionen Rubel.
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