Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 60 des Reichsgesetzblatts enthält unter 8 “
Nr. 4296 eine Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues, vom 21. Oktober 1913. v“
Berlin W. 9, den 23. Oktober 1913.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Emmerich getroffenen Wahl den Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Florenz Dane daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Emmerich auf fernere sechs Jahre und b infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Cronenberg getroffenen Wahl den Fabrikanten August Dörken daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Cronenberg
für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren zu bestätigen.
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Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kaufmann Martin (genannt Maximilian) Stein in Berlin die Erlaubnis zur Annahme und Führung des ihm verliehenen Titels eines Königlich bayerischen Kommerzienrats mit der Maßgabe zu erteilen, daß bei Führung des Titels die fremdherrliche Verleihung ersichtlich zu machen ist.
“ Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Schiffswerft und Maschinenfabrik Joh. C. Tecklen⸗ borg A. G. eBa ef. nnd und den Norddeutschen Seekabel⸗ werken A. G. in Nordenham ist d Staatsmedaille für
ewerbliche Leistungen in Silber, 8 den Ersten deutschen Stock⸗ und Klippfischwerken G. m. b. H. n Geestemünde, der G. Seebeck A. G. Schiffswerft, Maschinen⸗ fabrik und Trockendocks in Geestemünde, und dem Kunstschlosser⸗ neister J. Bremermann in Geestemünde dieselbe Medaille i Bronze verliehen worden.
“
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ 8 angelegenheiten.
Der bisherige Präparandenanstaltsvorsteher Ludwig Tietz aus Danzig⸗Langfuhr ist zum Kreisschulinspektor in Sullenschin ernannt worden. 6
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Der Forstassessor Hildebrandt in Rosenfeld ist zum
Oberförster, zunächst ohne Uebertragung eines Reviers, ernannt worden.
Finanzministerium.
Der bisherige Kanzlist Hankel bei der Oberzolldirektion Magdeburg ist zum Geheimen Kanzleisekretär beim Finanz⸗ ministerium ernannt worden. v6A““
Ministerium des Innern.
BHelanntmachung. Am 20. Oktober d. J. hat die Wahl des Vorstandes er nach der Allerhöchsten Verordnung vom 16. Dezember v. J. Gesetzsamml. S. 233) errichteten Zahnärztekammer statt⸗ efunden. Es sind für die Dauer der Wahlperiode der Zahn⸗ irztekammer, also bis Ende Dezember 1915, gewählt worden: a. zum Vorsitzenden: 8 Zahnarzt Adolf Scheele in Cassel; b. zu dessen Stellvertreter: 8 Zahnarzt Oskar Kalisch in Brandenburg a. H.; h Zahnarzt Oskar Kalisch in Brandenburg g. H., Dr. Paul Treuenfels in Breslau, „ Ferdinand Baden in Altona, . „ Albert Hacke in Barmen; d. zu deren Stellvertretern: Zahnarzt Konstantin Kaiser in Arnsberg, „ Paul Schwanke in Graudenz, Professor Dr. Paul Ritter in Berlin, Dr. Georg Kaminski in Schneidemühl.
Berlin, den 22. Oktober 1913. Der Minister des Innern. : Dietrich.
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ssssszuung
Diejenigen in Berlin und im Regierungsbezirk Potsdam wohnhaften jungen Leute, welche die Berechtigung zum injährig⸗freiwilligen Militärdienst nachsuchen wollen, sich in der Zeit vom zurückgelegten 17. Lebens⸗ ahre bis zum 1. Februar ihres ersten Militärpflichtjahres, .i. des Kalenderjahres, in welchem sie das 20. Lebensjahr ollenden, bei der unterzeichneten Kommission schriftlich zu melden. Der Meldung sind die im § 89 der Deutschen Wehr⸗ ordnung aufgeführten Atteste in Urschrift beizufügen. 188 Für diesenigen Bewerber, welche den Nachweis der wissen⸗ chaftlichen Befthigung 82 Ablegung einer Prüfung er⸗ ringen wollen, finden alljährlich zwei Prüfungen statt, die eine m Frühjahr, die andere im Herbst. 8 8 Das Gesuch um Zulassung zur nächsten Eöe muß unter Beifügung der im § 89 der Wehrordnung be⸗ zeichneten Schriftstücke und einer amtlich bescheinigten Photo⸗ raphie sowie mit der Angabe, in welchen zwei fremden Sprachen der Bewerber geprüft werden will (es bleibt die Wahl zwischen dem Beehchen Heiehüigen Französischen und nglischen, an Stelle des Englischen darf das Russische treten), pätestens bis zum 1. Februar k. J. eingereicht werden. — Außerdem ist in dem Gesuche um Zulassung zur Prüfung an⸗
zugeben, ob, wie oft und wo sich der Bewerber bereits einer Prüfung vor einer Prüfungskommission für Einjährig⸗Frei⸗ willige unterzogen hat. 1u1“ Berlin NW. 40, den 20. Oktober 1913. Heidestraße 1.
Königliche Prüfungskommission für Einjährig⸗Freiwillige.
Siber, Präsident.
Miicchtamtliches. “ D eutsches Reich. 8 Preußen. Berlin, 23. Oktober 1913.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielt der Ausschuß für Handel und Verkehr eine Sitzung. 8
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Der Regierungsrat Karbe in Stralsund ist der Königlichen Regierung in Posen, der Regierungsrat Dr. Scheunemann in Posen der Königlichen Regierung in Stralsund, der Re⸗ gierungsrat von Hanstein in Lüneburg der Königlichen Re⸗ gierung in Cassel und der Regierungsassessor Wies⸗ mann in Stettin der Königlichen Regierung in Lüne⸗ burg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen, der Regierungsassessor Wermuth in Wolmirstedt dem Land⸗ rat des Kreises Waldenburg, der Regierungsassessor Koncher dem Landrat des Kreises Zellerfeld, der Regierungsassessor Danckelmann aus Salzwedel dem Landrat des Kreises Wolmirstedt, der Regierungsassessor Charisius in Gnesen dem Landrat des Landkreises Bromberg und der neuernannte Regierungsassessor von Knobloch aus Merseburg dem Landrat des Kreises Heydekrug zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.
Württemberg.
Bei der gestrigen Ersatzwahl im Oberamt Gera⸗ bronn behauptete, wie „W. T. B.“ meldet, die Volkspartei im ersten Wahlgange ihr bisheriges Mandat. Nach dem Siege der nationalliberalen Partei in Rottweil verfügt nunmehr die Linke in der Zweiten Kammer über 47 Sitze, die Rechte, die das Präsidium stellt, über 45 Sitze, während bisher beide Gruppen je 46 Sitze hatten.
Nach den endgültigen amtlichen Ermittelungen wurden bei den Wahlen zur zweiten Kammer, wie „W. T. B.“ meldet, 29 Mitglieder des Zentrums, 5 Konservative, 8 National⸗ liberale, 1 Wilder, 1 Fortschrittler und 9 Sozialdemokraten, zusammen 53 Abgeordnete gewählt, sodaß noch 20 Stichwahlen stattzufinden haben. Von den abgegebenen Stimmen erhielten das Zentrum 116 153 Stimmen oder 34,7 Prozent, die Nationalliberalen 79 994 Stimmen oder 23,9 Prozent, die Sozialdemokraten 74 638 Stimmen oder 22,3. Prozent, die Konservativen, der Bund der Landwirte und die Reichspartei 30 343 Stimmen oder 9,1 Prozent und die Fortschrittliche Volkspartei 30 301 Stimmen oder 9,1 Prozent.
Oesterreich⸗Ungarn.
Im österreichischen Abgeordnetenhause unter⸗ breitete gestern der Leiter des Finanzministeriums, Sektionschef Dr. Freiherr von Engel das Budget für das erste Halbjahr 1914, mit dem die Verlegung des Anfangs des Budgetjahres vom 1. Januar auf den 1. Juli vorbereitet werden soll. Das nächste ganzjährige Budget für die Zeit vom 1. Juli 1914 bis 30. Juni 1915 soll im Fe⸗ bruar eingebracht werden. Das gestern eingebrachte halb⸗ jährige Uebergangsbudget weist, wie E1ö1 meldet, an Ausgaben 1 564 458 879, an Einnahmen 1 564 528 620 Kronen, somit einen Ueberschuß von 69 741 Kronen auf. Ein ziffermäßiger Vergleich zwischen dem Uebergangsbudget und dem Budget für 1913 ist nicht möglich. Wie in den früheren Jahren, so können auch diesmal nicht die gesamten Staatsausgaben aus den laufenden Einnahmen bestritten werden. Die Regierung erbittet die Ermächtigung zu Kredit⸗ operationen in Höhe von 141,8 Millionen Kronen, wovon 59,9 Millionen Nachtragskredite zum Voranschlag für 1913 darstellen, mit Rücksicht auf die von den Delegationen bereits 1912 bewilligten außerordentlichen Kredite für Heeres⸗ und Marinezwecke. Im ersten Halbjahr 1914 werden ebenso wie im Jahre 1913 rund 94,3 Proz. der Ausgaben durch die laufenden Einnahmen gedeckt. Von den Einnahmen aus Kreditoperationen sind für das erste Halbjahr 1914 30 Millionen Kronen für Eisenbahnzwecke bestimmt, ferner werden daraus die außerordentlichen Erfordernisse für Heer und Marine gedeckt werden. 1
In dem Exposé, mit dem der Leiter des Finanz⸗ ministeriums Freiherr von Engel das Budget einleitete, be⸗ tonte er die Notwendigkeit einer Gesundung der Finanzen durch Sparsamkeit und durch Erschließung neuer Einnahmequellen und führte dann aus:
as Budget für das Jahr 1914 sei infolge der bekannten Ver⸗ hältnisse der letzten Zeit nicht günstig. Industrie und Handel sei es in der letzten Zeit sehr schwer gefallen, sich weiter zu entwickeln, doch hoffe er, daß durch die nunmehr eingetretene Beruhigung die wirtschaft⸗ liche Lage besser werde. Der Redner wies weiter auf die in der letzten Zeit hartbedrängte Landwirtschaft hin. Insbesondere im Nordosten der Monarchie hätten die fortwährenden Regengüsse geradezu zu einer elementaren Katastrophe geführt, die eine staatliche Notstandsaktion notwendig gemacht habe. Der Redner verwies weiter auf die große Geldteuerung, die vielleicht noch nie in einer solchen Ausdehnung in Europa bestanden habe. Ebenso habe sich der Anleihemarkt noch nie auf einem solchen Tiefstand befunden. Die Finanzverwaltung sei be⸗ müht, alles zu tun, um den Anleihemarkt zu beleben. Aber man müsse sich nicht pessimistischer Verzagtheit hingeben. Man müsse die budgetären und finanziellen Widerwärtigkeiten zu überwinden suchen, um wieder in geordnete finanzielle Zustände zu kommen, was, wenn auch unter vielen Opfern, gewiß gelingen werde. 1
Hierauf setzte das Abgeordnetenhaus die Debatte über die Automobilsteuer fort.
— Das Subkomitee des Budgetausschusses setzte gestern die Erörterung über die Auswanderungspropaganda der Canadian Pacific⸗Gesellschaft fort.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wurde ein Schreib b Verwaltungsrats der Austro⸗Amerikana vorgelegt, in dem
die Gesellschaft erhobenen Anschuldigungen als unrichtig zurückgewi werden. Bei der auf Verlangen der Gesellschaft seitens des
ministeriums durchgeführten Untersuchung habe sich ergeben, daß eine
ropaganda durch die Austro⸗Amerikana oder deren Agenten nicht e⸗ — worden sei, daß es sich vielmehr um die Abwiclunecht ge⸗ 8 Prepaidgeschäfts gehandelt habe, bei dem die Passage durch die brasi⸗ lianische Regierung bezahlt worden sei. Der Minister des Innern Dr. Freiherr von Heinold stellte fest, daß nach Lage der Akten ein die Beförderung von Freipassagieren der brasilianischen Regierung be⸗ willigender Erlaß seitens des Ministeriums des Innern nicht er⸗
angen sei. Großbritannien und Irland.
In einer Rede, die der Kanzler der Schatzkammer Lloyd George gestern in Swindon über das Landproblem hielt, erklärte er laut Meldung des „W. T. B.“, daß die Regierung beabsichtige, die Errichtung eines Landministeriums zu beantragen, das über alle Grundbesitzfragen die Aufsicht haben würde, und führte weiter aus:
Die Mittel zur Lösung des Landproblems müßten durchgreifend und erschöpfend sein. Zuerst müßte das Landmonopol mehr unter die Aufsicht und Direktion des Staats gebracht werden. Die Fragen, betreffend die kleinen Pachtungen, die Pachtstreitigkeiten zwischen Be⸗ sitzer und Pächter, und die Aufforstung und Urbarmachung des Landes würden alle dem neuen Landministerium unterstellt werden. Diese Vorschläge beruhten auf einstimmig gefaßten Entschlüssen des
Kabinetts. Fraukreich.
Der Kriegsminister Etienne hat dem Präsidenten Poincaré vorgeschlagen, bei jedem Armeekorps im Mutterlande einen Posten für einen Inspektor der Reserveformationen zu schaffen, der auch die militärische Vorbereitung zu überwachen hat. Wie „W. T. B.“ meldet, wird dieser Posten einem Divisionsgeneral des aktiven Cadres übertragen werden. Die Inspektoren werden die Oberleitung der Vereinigungen für militärische Vorbereitung und Schießausbildung erhalten und beauftragt werden, die Mobilmachung der Reserve⸗ und Landwehrformationen zu überwachen und ihre Instruktion im Augenblick der Einberufung zu leiten. Die Inspektoren werden im Kriegsfalle das Kommando der Reserve⸗ divisionen übernehmen. Durch eine sachverständige Auswahl unter den Divisionsgeneralen wird der Kriegsminister bei der Auswahl der Inspektoren imstande sein, an der Spitze der Infanterie⸗ und Kavalleriedivisionen eine gewisse Verjüngung der Führer eintreten zu lassen.
— Der Panzerkreuzer „Condé“ hat Befehl erhalten, sich zum Schutze der französischen Interessen in Mexiko in die mexikanischen Gewässer zu begeben.
Portugal.
Im Laufe der Untersuchungen über die monarchistischen Umtriebe wurden, wie „W. T. B.“ meldet, in Oporto und Aveiro wichtige Dokumente gefunden, die alle Einzelheiten über die Verschwörung enthalten, insbesondere auch die Namen der beteiligten Offiziere und den Versammlungsort an der Grenze,
Salamanca. 8 Türkei.
Ein Irade des Sultans, das Neuwahlen für die Kammer anordnet, ist gestern veröffentlicht worden.
— Die Pforte hat die von der griechischen Regierung verlangte Liste der Krongüter nach Athen gesandt
Griechenland. “ Der Unterausschuß der Friedenskonferenz ist gestern zusammengetreten. Wie die „Agence d’'Athénes“ meldet, wurde über mehrere Punkte eine Einigung erzielt.
Rumänien.
Der endgültige Rechnungsabschluß des Finanz⸗ jahres 1912/13 weist, wie „W. T. B.“ meldet, einen Ueber⸗ schuß von 100 406 309 Lei zugunsten des Staatsschatzes auf. Trotz der Unterbrechung in den Einnahmen infolge der Mobil⸗ machung weisen die Einnahmen des Schatzes für September 1913 ein Mehr von 12 084 000 Lei gegenüber dem September
1912 auf.
In der Skupschtina stand gestern die Gesetzesvorlage über die 250 Millionenanleihe zur Verhandlung.
Laut Bericht des „W. T. B.“ legte der Finanzminister Patschu in einem ausführlichen Exposé die schwere politische, finanzielle und internationale Lage dar, die in ungünstiger Weise auf den Geldmarkt zurückgewirkt habe. Trotzdem set es der Regierung gelungen, eine relativ günstige Anleihe abzuschließen, da sie bei einem Zinsfuß von 5 % einen Nettokurs von 84 ¼ aufweist. Es sei fraglich, ob die übrigen Balkanstaaten eine derart günstige Anleihe würden erlangen können. Der Minister ersuchte schließlich um Annahme der Vorlage.
Nach kurzer Debatte wurde die Sitzung auf heute vertagt.
— Das serbische Pressebureau meldet über den Vorfall bei Bojseritza:
Das Grenzfort Bojseritza sollte ebenso wie alle Forts an der bulgarischen Grenze nach dem Friedensvertrag an die Serben fallen. Trotzdem bewachten ulgaren das Fort und begannen daselbst Dechrncen zu bauen und Verschanzungen aufzuwerfen. Durch Ver⸗ mittelung der russischen Gesandtschaft in Belgrad ersuchte die serbische Regterung die bulgarische Regierung, den bulgarischen Soldaten zu befehlen, sich aus dem sor zurückzuziehen, das nicht Bulgarien, sondern Serbien gehöre. Die serbischen Milirärbehörden verlangten direkt die Räumung des Forts. Trotzdem eröffneten die bulgarischen Soldaten, als ein serbischer Offizier mit einer Patrouille in die Nähe des Forts kam, das Feuer gegen ihn. Nach einem kurzen Gefecht wurden die Bulgaren dann aus dem Fort vertrieben.
8 Bulgarien.
Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, durch die Vermittlung der russischen Gesandtschaft gegen den vorgestrigen serbischen Angriff auf den bulgarischen Posten Bojse⸗ ritza Einspruch erhoben und Räumung des von serbischen Soldaten besetzten Punktes verlangt. Sie hat ersucht, daß
Maßnahmen ergriffen werden, um der Wiederkehr solcher
Herausforderungen an der serbischen Grenze vorzubeugen. 8 Amerika. Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge ist Felix Diaz gestern vormittag in Veracruz gelandet, ohne gehindert zu werden. Einige hundert Arbeiter auf dem Kai begrüßten ihn mit Zurufen. Er erklärte auf Befragen, daß er von der Präsidentschaftskandidatur nicht zurücktreten werde, auch wenn er gegen Huerta kandidieren müsse. Ein Agent der mexikanischen Regierung suchte Diaz noch an Bord des Dampfers auf, 29 ihn zu veranlassen, nach Tampico weiterzufahren. Diaz lehnte dies jedoch ab. 11“
sammelt worden ist.
Statistik und Volkswirtschaft.
8 Die Ehescheidungen in Preußen im Jahre 1912. 8 Nach der „Stat. Korr.“ wurden im Jahre 1912 rechtskräftig Ehen geschieden:
— auf 1.10990⸗
2 ehende Ehen
in der Provinz dem 82 auf
8 bhaupt Städten Lande „über⸗ in den es 8 haupt Städten Lande
Ostpreußen 301 183 11876 83 V 165 47 Westpreußen 315 225 90 108 215 48 Stadtkreis Berlin.. 2 297] 2 297 — 562 562 — Brandenburg 1 782 1 206 576] ß203 265 136 363 283 80 113 198 45 160% ß105 55 46 86 24 8411 573 2688 91 179 45 870 y672 198 140 218 63 561 425 136 181 282 85 u“ 593 451 142 107 200 43 1““ 604 412 192 83 123 49 Hessen⸗Nassau.... 541 482 59 130 233 28 Rheinprovinz 1 566] 1 376 190 y124 187 36 Hohenzoll. Lande .. 3 2½ 25 59 19
8 8 10 797 2 106 145 239 55 ““ 9 782 1 964 134 221 52 9 277 1 825 129 216 49 9 070 1 896 129 214 51 8 365 1 626 121 208 44 7 952 1 645 117 200 45 7 539 1 526 113 197 42 6 924 1 554 106 181 44.
Nachdem die Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs mit dem Jahre 1900 einen erheblichen Rückgang der Ehescheidungen in Preußen herbeigeführt hatte, ist deren Zahl seit dem Jahre 1901 von 4675 oder 77 auf 100 000 stehende Ehen von Jahr zu Jahr ununterbrochen bis fast auf das Doppelte jener Verhältnisziffer gestiegen. Gegen 1905 betrug die Zunahme im Berichtsjahre nach vorstehender Uebersicht 55,9 v. H. (in den Städten 61,s und auf dem Lande 35,5 v. H.), gegen 1911 dagegen 10,4
(bezw. 11, 2 und 7,2) v. H. In den Städten hat sich also die Zahl
der Ehescheidungen sowohl seit dem Vorjahr wie auch seit 1905 er⸗ heblich stärker vermehrt als in den Landgemeinden; demgemäß ist auch der Anteil des flachen Landes an der Gesamtzahl der Schei⸗ dungen von 22,¼ Hundertteilen i. J. 1905 auf 20,1 i. J. 1911 und 19,5 v. H. im Berichtsjahre, also auf wentger als den fünften Teil zurück⸗ gegangen. In den ländlichen Zahlen findet man wäbrend der Be⸗ richtszeit mehrfach — nämlich in den Jahren 1906, 1908 und 1910 — eine kleine Verminderung, während die Ziffern der Städte alljährlich einen Zuwachs aufweisen.
Auch im Verhältnis zur Zahl der bestehenden Ehen haben die CEhescheidungen in den letzten acht Jahren beträchtlich zugenommen. Während im Jahre 1905 im Durchschnitt nur jede 944. Ehe gericht⸗ lich gelöst wurde, war dies im Berichtsjahre bereits bei jeder 689. der Fall. In den Städten waren dabei die Scheidungen während der ganzen Berichtszeit mehr als viermal so häufig wie auf dem Lande. Im Jahre 1912 entfiel in den Stadtgebieten schon auf an⸗ nähernd 400, in den Landgemeinden und Gutsbezirken jedoch erst auf rund 1800 bestehende Ehen eine gerichtliche Trennung.
Provinzweise sind die Ehescheidungen im Vergleich mit der Zahl der stehenden Ehen 1912 besonders selten in Hohenzollern und Posen, bemerkenswert zahlreich dagegen in der Provinz Brandenburg und im Stadtkreis Berlin, wo durchschnittlich bereits von 180 Ehen eine gerichtlich geschieden wurde. Nach einzelnen Landesteilen waren die Scheidungen ebenfalls in den Städten überall viel häufiger als in den ländlichen Gemeinden; am meisten gilt dies von der Provinz Hessen⸗Nassau, wo in den Städten ein über achtmal so großer Bruchteil der vorhandenen Ehen als auf dem platten Lande gelöst wurde. In der Probinz Brandenburg (insbesondere im Re⸗ Potsdam) erreicht die ländliche Scheidungsziffer das
weieinhalbfache des „entsprechenden Staatsdurchschnitts und über⸗ steigt erheblich die städtischen Ziffern von Hohenzollern, Posen und Westfalen. Sonst halten sich die ländlichen Ziffern — abgesehen von Hohenzollern mit seinen geringen absoluten Zahlen — durchweg unter den städtischen; indes kommen die Landgemeinden Schleswig⸗ Holsteins dem Stadtgebiete der Provinz Posen mit seiner auffallend niedrigen Ziffer sehr nahe.
Von den in den Städten gezählten Ehescheidungen kommen 1912 im einzelnen auf die Städte bis zu 10 000 Einwohnern zusammen 592 (1905 nur 440), auf die von mehr als 10 000 bis 50 000 Ein⸗ wohnern 1275 (867), auf die mit über 50 000 bis 100 000 Ein⸗ wohnern 671 (514) und endlich auf die Großstädte (mit über 100 000 Einwohnern) 6153 (3549) Ehescheidungen. Auf die 34 (1905 nur 28) Großstädte Preußens entfällt somit 1912 wie 1905 mehr als die Hälfte der Gesamtzahl der Ehescheldungen im Staate und über sieben Zehntel (1905 erst zwei Drittel) derjenigen in den Städten überhaupt; an den Ehescheidungen der Großstädte wiederum ist die Reichshauptstadt mit rund vier Zehnteln beteiligt. Von je 100 000 stehenden Ehen wurden in den Großstädten 1912 durchschnittlich 339. (1905 259) gerichtlich getrennt; die Scheidungshäufigkeit war hier alfo annähernd zweieinhalbmal so bedeutend wie im Gesamtstaate und fast anderthalbmal so hoch wie bei der Gesamtheit der Städte. Neben den Großstädten weisen seit 1905 den stärksten Zuwachs an Ehescheidungen die Städte von über 10 000 bis 50 000 Ein⸗ wohnern auf.
(Weitere. „Statistische Nachrichten“ b Zweiten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Die Erforschung der Polarlichter hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, besonders durch die Betätigung des Physikers Karl Störmer, der sich mit diesen Aufgaben aus⸗ schließlich und mit der größten Hingabe beschäftigt. Im Jahre 1910 führte er seine erste Nordlichtexpedition aus, deren Ergebnisse großes und berechtigtes Aufsehen erregten. Er selbst war aber mit ihnen noch nicht zufrieden und hat in diesem Frühjahr die Arbeiten fort⸗ gesetzt. Sein Ziel war wiederum die Ortschaft Bossekop im nörd⸗ lichen Norwegen, die schon seit langer Zeit als Station zur Beob⸗ achtung von Nordlichtern bevorzugt wird. Diesmal hat sich Störmer besonders mit photographischen Aufnahmen befaßt, nicht nur um die Erscheinung selbst im Bilde festzuhalten, sondern auch um ihre Höhe zu bestimmen und andere Messungen zu ermöglichen. Die Höhe einer Wolke, eines Meteors und also auch eines Polarlichts beziehungsweise eines seiner Teile kann nur ermittelt werden, wenn an zwei nicht zu nahe beieinander gelegenen Punkten gleichteitig photographische Aufnahmen ausgeführt werden. Da die Feststellung der Höhe der Nordlichter von grundlegender Bedeutung für ihre Erklärung ist, so wandte Störmer dieser Aufgabe seine be⸗ ondere Aufmerksamkeit zu. In wenig mehr als 4 Wochen hat er die gußerordentlich hohe Zahl von 636 Paaren gleichzeitiger photographischer
ufnahmen erzielt. Als die eine Station dafür wurde Bossekop selbst gewählt, als die zweite der Ort Store Korsnes auf den Lofoten, etwa 27 Em nördlich von Bossekop. Die Podterscheinungen bei diesem Naturschauspiel sind oft von so zarter Beschaffenheit, daß sich ein Gelingen sämtlicher Aufnahmen von vornherein nicht erwarten ließ. Vielmehr ist es als ein außerordentlicher Erfolg zu schätzen, daß von jener Zahl 450, also mehr als zwei Drittel, sich als völlig befriedigend erwiesen haben. Sie stellen ein Material für die genauere
estimmung der vordlichter dar, wie es bisher noch niemals ge⸗ 8 1 Es wird die Möglichkeit gegeben, die Form, aage und Höhe aller Hauptarten von Nordlichtern mit einem hohen
Grad von Genauigkeit zu berechnen. Die Photographien haben aber nur einen Teil der Arbeiten umfaßt. Daneben wurden wiederum genau gleichzeitig Photographien mit einer prisma⸗ tischen Kamera ausgeführt, die nicht nur die Spektra der in der betreffenden Himmelsgegend sichtbaren Sterne, sondern auch mehrere übereinander lagernde Bilder des Nordlichts darstellen, die verschiedenen Linien des Spektrums entsprechen. Wie schon bei der ersten Expedition wurde auch diesmal außerdem ein Kinematograph in Tätigkeit gesetzt, da es nicht nur von höchstem Reiz, sondern auch für wissenschaftliche Zwecke belehrend wäre, die Wechsel in den Formen des Nordlichts an einem lebenden Lichtbild verfolgen zu können. Die früheren Versuche hatten wenig Erfolg gehabt, da die Lichtentwickkung meist zu schwach ist, um mit genügender Schnelligkeit auf die photographische Platte zu wirken. Dreimal aber ist es Störmer in diesem Jahr gelungen, von ungewöhnlich hellen Nordlichtern kinematographische Auf⸗ nahmen zu machen, wobei die Belichtung für die einzelnen Platten nur eine halbe bis 1 Sekunde dauerte. Zuletzt wurden noch eine Reihe von etwa 100 Photographien mit dem Kinematographen erzielt, wobei 4 Sekunden auf jedes Bild gerechnet werden mußten. Die Möglichkeit einer Benutzung des Kinematographen für das Nordlichtstudtum ist jedenfalls erwiesen, und Störmer hat den Beleg dafür auch bereits ver⸗ öffentlicht, indem er in den Sitzungsberichten der Pariser Akademie der Wissenschaften Reproduktionen von Teilbildern einer solchen Auf⸗ nahme gegeben hat. Die Streifen sind dabei mit Marken für die Sekunden versehen, sodaß die Zeit genau bestimmt werden kann. Es zeigt sich an diesen Bildern deutlich, wie sich die Form und Dichte der Lichtstreifen nach und nach verändert. Die Einzelaufnahmen der Nordlichter sind selbstverständlich noch weit schärfer. Das große Werk, das Störmer über die Ergebnisse seiner letzten Expedition vorbereitet, wird die Nordlichtforschung einen großen Schritt vorwärts bringen.
Die Forschungen, die von der Entdeckung des Radiums und der Strahlungserscheinungen überhaupt ausgegangen sind, haben die alten Grundlagen der Naturwissenschaft bis ins Tiefste erschüttert. Der Aufbau der stofflichen Welt aus Atomen, von denen jedes Element sein besonderes besitzen sollte, galt seit 100 Jahren als das unentbehrliche Fundament der gesamten Naturauffassung. Obgleich niemand ein Atom gesehen hatte, noch jemals zu sehen hoffen durfte, wurde mit den Atomen der einzelnen Elemente wie mit einer unzweifelhaften Größe gerechnet. Jetzt ist die ganze Lehre von der Unveränderlichkeit der Elemente ins Wanken geraten, und auch der Begriff des Atoms muß auf die alte verhältnismäßig einfache Erklärung verzichten. Die neuen Theorien vereinigen Kraft und Stoff in einer Weise, wie man es noch vor kurzem nicht anzudeuten gewagt hätte. Eins der merkwürdigsten Experimente, die auf diesem Gebiet in letzter Zeit ausgeführt worden sind, ist das von Professor Collic und Patterson, das zuerst im Journal der chemischen Gesellschaft in London beschrieben wurde. Es zeigte die Gegenwart des seltenen Elementes Neon in Wasserstoff, nachdem dieser bei niederer Temperatur von einer elektrischen Entladung durchschlagen worden war. Die beiden Physiker haben sich selbst mit allen Mitteln gegen die Annahme gewehrt, daß dabei das Neon aus dem Wass erstoff erzeugt, also ein neues Atom gleichsam geboren worden wäre; aber alle Einwände, die sie sich selbst gegen diese revolutionäre Vermutung gemacht haben, sind bisher durch die weiteren Untersuchungen entkräftet worden. So haben sie angenommen, daß das Neon vielleicht von den Wänden der Glasröhre oder von den Elektroden infolge der Erhitzung ausge⸗ schieden werden könnte, aber die Prüfung hat die Unmöglichkeit Annahme erwiesen. 1“ konnte das Gas durch ein Leck in der Pumpe oder einem anderen Teil des Apparats in die Röhre ge⸗ langt sein. Das Glas selbst ist weder für Neon noch für Helium durchdringlich, und der bei den Experimenten benutzte Wasserstoff hat ursprünglich ganz gewiß kein Neon enthalten. Noch jetzt wollen die Forscher die Frage, wo die Atome dieses Gases hergekommen sein könnten, nicht mit einiger Sicherheit beantworten, aber vorläufig gibt es ea scset keine andere Erklärung dafür als die tatsächliche Geburt eines Atoms.
Aus dem ältesten Aegypten. Der berühmte Aegyptologe Professor Flinders Petrie hat in der Monatsschrift „Man“ eine Be⸗ schreibung der ältesten vollkommen erhaltenen Gräber gegeben, die er in der großen Begräbnisstätte von Tarchon 65 km südlich von Kairo entdeckt hat. Zwei von ihnen stammen zweifellos aus der Zeit des Königs Zet, der in der Mitte der ersten Dynastie regierte, also etwa 3000 Jahre v. Chr. Das Innere der Gräber wurde vollkommen ungestört gefunden. Die Körper lagen mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten eiwas zusammengekrümmt auf der linken Seite und hatten reiche Beigaben von kleinen Töpfereien und Gazellenknochen. In den Wänden der Grabkammer sind stets zwei Schlitze, durch die wahrscheinlich den Toten Speiseopfer dargereicht wurden. Professor Petrie hat bereits mehr als 600 Skelette ausgegraben. Die weiblichen unter ihnen zeigen eine vollkommene Uebereinstimmung, während die männlichen zwei verschiedenen Gruppen anzugehören schienen, ein Anzeichen dafür, daß schon von den ältesten, eigentlich als vorgeschichtlich zu betrachtenden Zeiten an eine langsame Vermischung herrschenden Rasse mit den ursprünglichen Eingeborenen begann.
Literatur.
— Die Zeitschrift für Politik (Carl Heymanns Verlag, Berlin W. 8) veröffentlicht soeben das Schlußheft ihres sechsten Jahrgangs, das einen reichhaltigen Inhalt aufweist. Besonders inter⸗ essieren wird darin die letzte Arbeit des im August d. J. verstorbenen Göttinger Völkerrechtslehrers Ludwig von Bar mit dem Titel „Die Finnische Frage“. Ein noch aktuelleres Problem behandelt der schwedische Soziologe und Statistiker Pontus Fahlbeck, Professor an der Universität Lund, der sich über den Geburtenrückgang ver⸗ breitet und hierbei viele neue Gesichtspunkte geltend macht. „Die Entstehung der Kabinettsregierung in England“ wird in einer aus⸗ führlichen Abhandlung von dem Freiburger Historiker Professor Michael dargestellt. Die Frage, ob die deutschen Einzel⸗ staaten immer mehr zu „Provinzen des Reiches“ werden, erörtert Dr. Otto Koellreutter, Privatdozent in Freiburg, in einem Beitrag „Einzelstaat und Provinz“. In die Zeit von 1848 führt der Privat⸗ dozent Dr. Bergsträsser, Greifswald, in einem Aufsatz „Die partei⸗ politische Lage beim Zusammentritt des Vorparlaments“. Erwähnt sei ferner ein Artikel „Bäuerliche Bevölkerung und politische Parteien in Deutschland und Frankreich’ von Hans L. Rudloff, der reiche statistische Angaben bringt. Bemerkenswert ist wiederum der Rezensions⸗ teil, der u. a. eine zusammenfassende Uebersicht über Schriften zur Geschichte der Politik von Dr. Carl Brinkmann und Ausführungen über die Fremdenlegion von Professor Karl von Stengel, München, enthält. Die „Zeitschrift für Politik“ kostet für den Jahresband von vier starken Heften 16 ℳ. In diesen Preis sind die eine politische Materialiensammlung bildenden Beihefte „Die Parteien, Urkunden und Bibliographie der Parteienkunde“ mit einbegriffen.
Bauwesen. 8
Ueber das Völkerschlachtsdenkmal bei Leipzig
veröffentlicht das „Zentralblatt der Bauverwaltung“ (Nr. 83 und 84) einen längeren Aufsatz, dem hier einige Angaben entnommen sind, aus denen die gewaltigen Abmessungen des Bauwerks hervorgehen. Auf der Gründungssohle wurden 65 Pfeiler errichtet, die in 26,04 m Höhe überwölbt und mittels steigender Gurtbogen untereinander ver⸗ bunden sind. Die vier Hauptpfeiler beginnen auf der Grundplatte mit 19 m Breite und verjüngen sich bis auf 11,50 m. Die mächtigen Säulen, auf denen das ganze obere Bauwerk ruht, sind in den Jahren 1901 bis 1905 in reinem Beton ohne jede Eiseneinlage erbaut worden. Die wagerechte Eisenbetondecke, die das Pfeilergewölbe in der Mitte abschließt, ist unten mit vorspringenden Balken verankert. Oben ruht auf ihr der kreisrunde Fußboden der Krypta, auf einer Sand⸗
unterlage, aus schwarzen und grünen geschliffenen Geansiplatten v “““ “
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sammengesetzt. Sein Durchmesser beträgt 11,60 m. Der sichtbare Teil des Bauwerks ist in Beuchaer Granitporphyr (Diorit) auf⸗ geführt. Im ganzen wurden hierbei 26 500 Granitwerkstücke mit zusammen 12 500 chm Rauminhalt versetzt und 120 000 cbm Zementstampfbeton hergestellt, wozu gegen 20 000 000 kg Zement nötig waren. Das bedeutet einen Erddruck von 300 000 000 Eg nder reichlich 6 kg auf 1 qcom der 4900 qm großen Grundfläche der Pyramide. Die einzelnen Granitquadern wiegen bis zu 10 000 kg. Die im unteren Teil in einer Höhe von 23,01 m eingebaute Krypta hat einen Durchmesser von 23,16 m. Ihre Pfeiler mit der Schicksals⸗ maske sind 5 m und die vor ihnen stebenden Krieger 3,50 m hoch. Das auf den Pfeilern ruhende Gebälk mit einem lichten Durchmesser von 13,20 m trägt den auf 29,31 m Höhe liegenden Fußboden der großen Ruhmeshalle. Ihren unteren Teil überspannt ein Kugelgewölbe von 28,86 m Durchmesser. Es wird an allen vier Seiten von 13,66 m breiten Rundbogen durchbrochen, in die je sieben kleine und zwei große, innen mit 24 Bildwerken geschmückte Steinrippen ein⸗ gebaut sind. Das Gewölbe ist ganz aus Stein ausgeführt, ohne be⸗ sondere Eisenanker. Den obersten Schlußring bilden mit 19,68 m Durchmesser 40 Quadern, von denen jede 5000 kg wiegt. Auf dieser Kuppel ruht in 49,26 m Höhe der Fußboden des oberen inneren Umganges. Von hier aus steigt die noch 30,19 m hohe, steil empor⸗ strebende obere Kuppel bis zu einer Höhe von 79,45 m über dem Boden. Während ihr unterer Durchmesser 22,50 m. beträgt, mißt ihre obere Oeffnung im Lichten noch 4,40 m. An ihrer Innenfläche sind in elf übereinander stehenden Reihen 324 Reiterfiguren plastisch herausgearbeitet. Für diesen Teil des Bauwerks wurde 1n Stampfbeton verwendet. Ueber der großen Kuppel liegen noch zwe kleinere mit 8,40 und 7,60 m Durchmesser. Die Wand der oberen, der sogenannten Stifterkuppel, ist mit 8 Bronzetafeln geschmückt, auf denen die Namen der um das Denkmal besonders verdienten Spender verzeichnet sind. Der Gipfelstein umfaßt reichlich 1 a. Er besteht aus fünf Schichten von zusammen 3,57 m Höhe und ist aus 120 Quadern zusammengesetzt, von denen die größten 10 000 kg wiegen. Die obersten Kanten dieses Gebildes liegen in 91 m Höhe. Die begehbare Fläche als Kuppel bietet Raum für 150 Personen. Ueber dem Mittelteil des Bauwerks, wo die 1 m hohe Inschrift „18. Oktober 1813˙ zu lesen ist, liegt außen das Hauptgesims. Es weist eine Höhe von 5,80 m auf. Hinter ihm läuft in der Höhe von 56,65 m ein 0,70 m breiter Umgang. Weitere Umgänge befinden sich in den Höhen von 67 und 75 m; zu ihnen führen aus der Krypta Wendeltreppen mit je 500 Stufen empor. Außerdem ist ein elektrischer Personenaufzug eingebaut Der Aufbau des Denkmals begann zu Anfang Oktober 1900 in 3,03 m Höhe unter dem Boden und wurde am 31. Mai 1912 auf 91 m über dem Boden beendet. Von den Bildwerken sind außer den Figuren in der Krypta die vier sitzenden Riesengestalten der Ruhmeshalle, die Denkmäler des deutschen Erwachens, besonders bemerkenswert. Sie sind 9,35 m hoch und bestehen aus je 100 bis 116 Steinblöcken, die über 200 000 k wiegen. Die ungewöhnlichen Größenverhältnisse der Bildwerke mögen fol⸗ gende Angaben beleuchten: Der Kopf des opferwilligen Reichen ist 1,65 m hoch und 0,94 m breit. Das Ohr mißt 0,40 m, die Nase 0,35 m; die Schulterbreite beträgt 4 m, der Oberarm ist 1,10, der Unterarm 0,92 m stark. Der Mittelfinger ist 1,10 m lang, der Fuß 2,25 m, die große Zehe 0,70 m. Der betende Knabe im Schoße des Vaters hat eine Körper⸗ länge von 7 m; die beiden Säuglinge der nährenden Mutter sind 4,70 m groß. Die zwölf Krieger der Freiheitswacht sind 12,76 m hoch und bestehen aus 47 Steinen, die ein Gewicht von 200 000 kg haben. Die Michaelsgestalt ist 11 m hoch, ihre Kopflänge beträgt 1,60 m. Die Adler spannen 7 m. Die Buchstaben der Inschrift Gott mit uns“ sind 1,80 m hoch.
Theater und Musik
Königliches Opernhaus.
Enrico Carusos diesjähriges Gastspiel im Königlichen Opern⸗ hause brachte in seinem weiteren Verlaufe Puccinis „Bohéme“ und Bizets „Carmen“. In beiden ist er hier bereits wohlbekannt. Ganz besonders geschätzt und beliebt ist sein Rudolf in „Bohéëme“, und bei allerbester stimmlicher Disposition sang er am Sonntag diese Partie. Hier bietet sich dem Künstler vollauf Gelegen⸗ heit, den ungehemmten Fluß lyrischen Schöngesangs, in dem er Meister ist, herrlich ausströmen zu lassen. Was ein „Legato“ in Wahrheit bedeutet, hier könnten es unsere Sänger, denen diese Erkenntnis noch nicht aufgegangen ist, erfahren. Neben dem schönen Singen vernachlässigt er aber auch nicht den Ausdruck in Wort und Gebärde, er ist auch als Darsteller stets ganz bei der Sache. So wußte er diesmal besonders die Szene am Sterbebette Mimis tief ergreifend zu gestalten. Kein Wunder, daß ihm an diesem wahrhaft glanzvoll verlaufenen Gastspielabende das Publikum zujubelte. Die Gerechtigkeit erheischt es aber auch zu agen, daß die Mimi der Frau Dux fast ebenbürtig neben den
udolf Carusos trat. Die Känstlerin gehört zu denen, deren Lei⸗ stungen seit ihrem Wirken am Königlichen Opernhause einen zuvor ungeahnten Aufschwung genommen haben. Das zarte Wesen der Mimi findet sowohl in ihrem Gesang wie in ihrem Spiel eine Wiedergabe, die kaum einen Wunsch unerfüllt läßt, und so teilte Frau Dux mit Caruso mit vollem Recht die Ehren des Abends. Auch sonst konnte sich Berlin an dieser Auf⸗ führung, die der Generalmusikdirektor Blech feinsinnig leitete und in der Fräulein Alfermann sowie die Herren Bronsgeest, Habich, Bach⸗ mann, Schulz und Philipp verdienstlich mitwirkten, als an einer aus⸗ geglichen hohen Kunstdarbietung erfreuen.
Gestern sang Enrico Caruso als dritte Rolle seines dies⸗ maligen Gastspiels den Don José in „Carmen“. Die Leistung des Künstlers in Bizets Meisterwerk zwingt, obwohl sie schon oft ewürdigt ist, zu immer neuer Bewunderung. Wenn man die wunder⸗ are Stimmbegabung Carusos auch allmählich als etwas Alt⸗ bekanntes hinnimmt, wird man immer wieder von seiner schau⸗ spielerischen Gestaltungskraft, die auf der zeitgenössischen Opern⸗ bühne an Innerlichkeit und Vertiefung nicht ihresgleichen hat, überwältigt werden. In der Rolle des Jossé, die in starker dramatischer Steigerung die Entwicklung einer verderbenbringenden Leidenschaft verkörpert, zeigte Herr Caruso so eindringlich sein geniales schauspie⸗ lerisches Können, daß die vom Komponisten musikalisch so viel reicher bedachte Partie der Carmen dadurch fast zurücktrat. Diese Wirkung seiner tief durchdachten und doch auch so unmittelbaren, temperament⸗ vollen Kunst war aber eine durchaus unbewußte, da Herr Caruso nie⸗ mals das künstlerische Gebot, seine Persönlichkeit, ohne Rücksicht auf die Mitspieler, zu stark in den Vordergrund zu stellen, außer acht zu lassen beabsichtigt. Stimmlich stand der berühmte Gast gleichfalls ganz auf seiner Höhe. Seine Gesangskunst lieferte wieder den Beweis, daß auch äͤußerlich anmutende melodische Wendungen zu seelisch vertieften Aus⸗ drucksmitteln werden können, wenn ein Sänger von Gottes Gnaden sie singt. Frau Salvatini bot in der Titelrolle eine sehr aner⸗ kennenswerte Leistung. Man hat in neuerer Zeit Carmen oft ein seitig als ein Mädchen aus der Hefe gesehen, sodaß die Auffassung von Frau Salvatini, die der verführerischen Fegfuncrsn auch Züge wilder Grazie und eines gewissen natürlichen nstandes verlieh, durchaus überzeugend wirkte.
sptel „Die drei Brüder von Damaskus“ von Alexander Zinn in der bekannten Besetzung wiederholt. Die Spielleitung hat der Ober⸗ regisseur Patry.
Das für den 24. Oktober angesetzt gewesene Konzert zum Besten des Vereins Kinderhilfe“, das schon einmal widriger Umstände halber hatte verlegt werden müssen, findet nunmehr am 9. November in der Königlichen Hochschule für Musik in Charlottenburg, Abends 8 Uhr, statt. Die bereits gelösten Karten können sowohl an der Abendkasse wie bei Herrn Prediger Schneider, Berlin, Tilsiterstraße 25, umgetauscht werden, wo auch nähere Auskunft erteilt wird.