1913 / 56 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Mar 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Partie des Malers Cavaradossi sang, und der

Theater und Musik.

Kurfürstenoper. In der Kurfürstenoper hatte sich gestern die Aufführung von uccinis Musikdrama „Tosca“ eines regen Besuchs zu erfreuen. Sie gewann auch besonderes Interesse durch die Mit⸗ wirkung zweier Gäste, des Herrn Nadalovitch, der die 8 Gerta Barby om Stadttheater in Chemnitz als Tosca. Hekr Nadalovitch, der den Cavaradossi in der Komischen Oper unter Gregors Leitung oft gesungen hat, hat an Glanz und Kraft der Stimme seitdem nichts eingebüßt und wußte durch seine Leistung wiederum stark zu fesseln. Seine Partnerin Gerta Barby, die unlängst mit gutem Erfolg in der Königlichen Oper die Salome gab, war besonders darstellerisch eine vortreffliche Tosca. Gesanglich bewältigte sie die anspruchsvolle Partie zufriedenstellend, nur fehlte ihrer Stimme in der großen Arie des zweiten Aktes jene volle Rundung und Schönheit des Tones, mit der uns Vertreterinnen der Tosca, wie Maria Labia und Emmy Destinn, verwöhnt haben. Wer aber nicht unwillkürlich Vergleiche anzustellen brauchte, wird auch mit dem von dem Gaste Gebotenen zufrieden gewesen sein. Als Dritter im Bunde ist Herr von Zawilowski in der Rolle des Scarpia hervor⸗ zuheben, in der sein klangvoller Bariton und sein eindrucksvolles Spiel zu bester Geltung kamen. In den kleineren Aufgaben bewährten sich Paula Weber, die Herren Wissiak, Moscow, Tomaschek und andere. Ein volles Lob gebührt dem Orchester, das unter der Leitung des Kapellmeisters Dr. Prager stand.

C111“

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Donnerstag, eine Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ unter der musika⸗ lischen Leitung des Kapellmeisters Dr. Strauß statt. Die Besetzung lautet: Hans Sachs: Herr Bischoff; Eva: Fräulein Easton; Magda⸗ lene: Frau von Scheele⸗Müller; Walter Stolzing: Herr Berger; gecha ser Herr Schultz; David: Herr Henke; Pogner: Herr Schwegler; Kothner: Herr Habich. (Anfang 7 Uhr.) 8

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Donners⸗ tag, „Freund Fritz“ von Erckmann⸗Chatrian, mit den Damen Thimig und Butze sowie den Herren Vollmer, Clewing, Pohl, Stange und Eichholz in den Hauptrollen, aufgeführt. (Anfang 7 Uhr.)

Ein Konzert zum Besten der „Nationalspende zum Kaiserjubiläum für die christlichen Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten“ veranstaltet am Dienstag, den 11. März, Abends 8 Uhr, im weißen Saale des Johann. Georg⸗Hauses in Halensee, Johann Georg⸗ straße 19, die Konzertsängerin Frau Gabriele Vogt von Kirn. Außer der Veranstalterin wirken noch weitere namhafte Künstler und ein mit. Eintrittskarten zu 3, 2 und 1 sind in den Musikaltenhandlungen von Albert Stahl (Potsdamer Straße 39), Karl Ulrich (Charlottenburg, Berliner Sraße 76), E. Neumann ö Joachim Friedrichstraße 41) und Abends an der Kasse zu haben. ““

1 Mannigfaltiges. Berlin, 5. März 1913.

Die Stadtverordneten setzten in einer auf gestern an⸗ beraumten außerordentlichen Sitzung die Beratung des Stadthaushaltsetats für 1913 im Anschluß an die in der letzten Sitzung gehaltene Einleitungsrede des Kämmerers Boeß fort Wie üblich, nahmen die Vertreter der verschiedenen Gruppen das Wort zu längeren Erörterungen über die einzelnen Kapitel des Etats und die städtische Finanzpolitik im allgemeinen. Auch der Ober⸗ bürgermeister Wermuth beteiligte sich an der Aussprache. Der Etat

urde schließlich einem Ausschuß von 15 Mitgliedern überwiesen.

Die Deutsch⸗Asiatische Gesellschaft veranstaltet am

Freitag, Abends 8 Uhr, im Künstlerhause (Bellevuestr. 3), einen

Vortragsabend. Dr. Otto Goebel wird über das Thema „Die Kolonisation Sibiriens“ (mit Lichtbildern) sprechen.

schäftsbericht über das zehnte Betriebsjahr 1912 erstattete Dr. Paul

Im Lessing⸗Museum (Brüderstraße 13) sprich rgen, Abends 8 Uhr, Julius Bab über sraße 122 Hebbel; Erika Geidies liest aus Werken des Dichters vor, und Charlotte Ahrens und Anni von Ledebur singen eine Reihe Hebbelscher Lieder in der Vertonung von Arnold Eber⸗ der selbst am Klavien begleitet. Der Bildhauer Professor Ad. von Hildebrand hat dem Uuseum sein Otto

Ludwig⸗Relief gestiftet.

Der Zentralkrankenpflegenachweis für Berlin und Umgebu 8 g hielt Montagabend in seiner Geschäftsstelle, Steglitzer Straße 57, seine diesjährige Generalversammlung unter dem Vorsitz des Geheimen Sanitätsrats Dr. S. Alexander ab. Den Ge⸗

Jacobsohn; der Bericht ergibt wiederum eine rege In⸗ anspruchnahme der Zentralstele. Die Gesamtzahl der Nach⸗ suchungen betrug 1660 Fälle, darunter 964 ermäßigte Pflegen mit 16 827 Pflegetagen und 50 ganz unentgeltliche mit 364 Pflegetagen. Die Gesamtleistung des Instituts umfaßte bisher 15 717 Fälle, darunter 6215 ermäßigte und 653 Armenpflegen. Auffallend ist in den letzten beiden Jahren die geringe Zahl der ver⸗ langten Wochenpflegen, entsprechend dem Geburtenrückgang, während die Nachfrage nach Säuglings⸗ und Kinderpflegerinnen sich wesentlich gesteigert hat. Auch der Kassenbericht des Herrn H. Sagxenberg ergab ein günstiges Bild, obgleich im letzten Jahre für Armenpflege wiederum über 700 bar verausgabt wurden.

Wiederum wendet sich der Deutsche Ostmarkenverein an die patriotischen Mitbürger, beim Umzuge seiner Volksbüchereien u gedenken. Auf diesem Wege sind bereits 235 000 Bücher geschenkt und damit 731 Volksbüchereien errichtet worden, die dazu beitragen, die deutsche Muttersprache in den Ostmarken zu erhalten. Jetzt vor dem Umzuge räumt so mancher in seinen Bücherspinden und auf dem Boden auf, und manches Buch kommt dabei zum Vor⸗ schein, das nicht mehr gebraucht wird, aber für die Zwecke des Vereins geeignet ist; erwünscht sind: Zeitschriften, Kalender, Unterhaltungs⸗ schriften und Jugendbücher. Bücherspenden nimmt entgegen und läßt auf Benachrichtigung abholen die Geschäftsstelle des Deutschen T Berlin W. 62, Bavpreuther Straße 13 (Adresse:

Major Blume).

Die Charlottenburger Wasserwerke verbreiten durch „W. T. B.“ folgende Mitteilung: Der Vertrag zwischen der König⸗ lichen Regierung und den Charlottenburger Wasserwerken wegen Auffüllung des Schlachtensees und der Krummen Lanke ist am 3. d. M. abgeschlossen worden. Mit der Auffüllung der

Seen wurde bereits begonnen. 8

Helgoland, 5. März. (W. T. B.) In vergangener Nacht ist das Torpedobool „S 178“ in der Nähe von Helgo⸗ land von dem Panzerkreuzer „Yorck“ gerammt worden und gesunken. Wie verlautet, sind 67 Mann der Besatzung ertrunken und nur 15 gerettet worden. Die Amtliche Meldung über den Unglücksfall lautet: Das Torpedoboot „S 178 ist in der vergangenen Nacht 11 Uhr 30 Minuten Abends bei der Rückkehr von einer Nachtübung durch den Kreuzer „Yorck gerammt sehr 1n eringer Teil der Besatzung hat gerettet werden können. Per Große Kreuzer „Yorck⸗ ist unbeschädigt. Der Unglücksfall hat stattgefunden 5 Seemeilen nordöstlich von Helgoland. Die „Wilhelmshavener Zeitung“ erfährt von zuständiger Stelle: Gerettet wurden vom Torpedoboot „S 178“: der Marineingenieur Kühn, der Assistenzarzt Nanke, die Obermaschinistenmaats Byttlick, Rödenger, Schönbeck und Bootsmannsmaat Meyer, die Obermatrosen Franz, Lobinth und Großkopf, die Oberheizer Koch, Glein und Vego, der Matrose Mullin, die Maschinistenanwärter Speckien, Cortes und Morlock. Der Matrose Heider (dieser soll schwer verletzt worden sein). Der eigentliche Kommandant

gestellt, deren Zinsen

Bord und ist somit dem Tode entgangen. Das Boot wurde von dem Oberleutnant z. S. Pies geführt. Außer diesem ist auch der Oberleutnant z. S. Schede ertrunken.

Das Torpedobvot „S 178“ lief im Jahre 1909 auf der Schichau⸗ werft vom Stapel und hatte bei einer Wasserverdrängung von 636 Tonnen einen Besatzungsetat von 83 Mann. Das Boot gehörte zu der 11. Halbflottille, eit mit. dem Verband der Auf⸗ klärungsschiffe, dem der große §. d 1 Nordsee schf „S 178“ ist in Wilhelmshaven beheimatet. Eine amtliche Verlustliste wird sich erst aufstellen lassen, sobald die Geretteten gelandet worden sind an der Hand der Besatzungslisten, die bei bei den Marineteilen am Lande, in diesem Falle II. Torpedo⸗

division in Wilhelmshaven, geführt werden.

reuzer „Yorck“ angehört, in der

Bremen, 4. März. (W. T. B.) Im Freihafen 2 fand heute eine Trauerfeier für den in Berlin verstorbenen chile⸗ nischen Gesandten Augusto Matte statt, der Mitglieder des Senats, der Oberst und zahlreiche Offiziere des hiesigen Regiments, der hiesige chilenische Konsul und einige in Deutschland sich auf⸗ haltende chilenische Offiziere beiwohnten. 1 Offizierkorps legten Kränze am Sarge nieder. Das hiesige Regiment stellte eine Ehrenkompagnie. n Heimat erfolgt durch den Rolanddampfer „Riol

Der Senat und das

Die Beförderung der L che in die

18

Saarbrücken, 5. März. (W. T. B.) Die Stadtverordneten⸗ versammlung beschloß in der gestrigen Sitzung, den Veteranen, soweit sie nicht ein eigenes Einkommen von mehr als 1200 haben, zur Jahrhundertfeier am 10. d. M. ein Ehrengeschenk von 20 zu gewähren und zu diesem Zwecke 6000 bereitzustellen. Ferner wurden als Spende zum Regierungsjubtläum Seiner Majestät des Kaisers und Königs 50 000 zur Verfügung zum Betriebe und zur Unterhaltung einer Waldschule verwendet werden sollen. Zur Errichtung eines Flugstützpunktes wurden 12 000 bewilligt.

London, 4. März. (W. T. B.) Nach einer Lloydsmeldung. aus Leith ist der Torpedobootszerstörer „Hydra“ ver⸗ gangene Nacht mit einem anderen Torpedobootszerstörer im Firth of Forth zusammengestoßen. Die „Hydra“ mußte mit schweren Beschädigungen am Bug und einem großen Loch im Schiffsrumpf in den Hafen von Leith eingeschleppt werden.

St. Petersburg, 4. März. (W. T. B.) In Gegenwart des a Kaiserlichen Familie, der Minister und Generäle sowie der Gesandten von Rumänien, Bulgarien und Serbien fand heute die Grundsteinlegung einges Reiterstandbildes für den verstorbenen Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch statt

neunten

Kapitänleutnant von Zastrow war in der letzten Nacht nicht an

Vorverkauf an der

Theater.

Köünigliche Schauspiele. Donners⸗ täglich. tag: Opernhaus. 62. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗

Tageskasse des 80 Stunden. Gesangsposse in 7 Bildern Deutschen Theaters und bei A. Wertheim von H. Salingré. Musik von G. Lehn⸗ Donnerstag, Abends 8 ¼ Uhr: Majolika. hardt. Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig 8 St. Abends e: Berliner Theater. Donnerst., Abends TETT“ Freitag und folgende Tag

gehoben. Die Meistersinger von Nürn⸗ 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit

Freitag: Uriel Acosta. Sonnabend: Die Reise durch Berlin

joltka. Charlottenburg. Donnerstag, Abends

Gesar Tanz in 4 2 öon Rudolf berg. Oper in drei Akten von Richard Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Fe

Wagner. Kapellmeister Blech. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Droescher. Chöre: Herr Pro⸗ fessor Rüdel. Anfang 7 Uhr.

Filmzauber.

stellung. Freund Fritz. Ländliches

mann⸗Chatrian. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Anfang 7 Uhr.

vorstellung.

Ein Liederspiel zur Hundertjahrfeier der Zum ersten Male: Macbeth. Trauer⸗

Oekar Höcker. In Szene gesetzt von Freitag: Macbeth. errn Regisseur Patry. Dargestellt durch itglieder des Königlichen Schauspiel⸗

hauses unter Mitwirkung des Offizier⸗

quartett⸗ und des Fecht⸗ und Reitvereins.

Anfang 8 Uhr. Freitag:

Sonntag: Macbeth.

8s aufgehoben. Lohengrin. Romanti Oper in drei Akten von Richard Wagner.

mfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 76. Kartenreservesatz. Zum ersten Male: Tod und Leben.

Musikalische Leitung: Herr Bernauer und Rudolph Schanzer.

onnabend, Nachmittags Philotas. Hierauf: Der zerbrochene

Schauspielhaus. 60. Abonnementsvor⸗ Krug. Abends: Filmzauber. Fruspiegh Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große

Sittengemälde in drei Akten von Erck⸗ Rosinen. Abends: Filmzauber.

Sonnabend: Zum 25. Male: Brand.

Lefsingtheater. Donnerstag, Abends

Opernhaus. 63. Abonne⸗ 8 Uhr: Hedda Gabler. mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze vier Akten von Henrik Ibsen.

sche Freitag: Rose Bernd. 1 Sonnabend: Neu einstudiert: Die Er⸗

Mildenburg als Gast.) ziehung zur Ehe. Komödie in drei Pra EE““ sr⸗ Akten von Otto Erich Hartleben. Hierauf: Zigeunerprimas.

Tragödie in 5 Akten von Friedrich Hebbel.

3 ½ Uhr Freitag: Der Andere.

Deutsches Opernhaus. (Char⸗

Freitag: Der Waffenschmied.

Freischütz. Hochzeit. Abends: Der Freischütz.

Montis Operettentheater. Früher:

in drei Akten von Leo Fall. Freitag: Der liebe Augustin. und Nancey. Sonnabend: Zum ersten Male: Der

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

8 Depeschen.

New York, 5. März. (Meldung des „Reuterschen Bureaus“.) Nach einem Telegramm aus Douglas (Arizona) kam es gestern zu einem neuen Scharmützel zwischen dem amerikanischen mexikanischen Regierungssoldaten 9 Die Merxikaner feuerten zuerst, zogen sich aber zurück, als ein Maschinengewehr auf ihre Position abgefeuert wurde. Ueber ihre Verluste ist nichts bekannt. 8

Kavallerieregiment und us Aqua Prieta.

1

Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und 8— ses vea mäecnn Beilage.)

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.)

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: M

Residenztheater. Donnerstag, Abends Sonnabend: Gyges und sein Ning. 8 Uhr: Die Frau Präsidentin. (Ma-

dame la Présidente.) Schwank in drei Akten von M. Hennequin und P. Veber. Freitag und folgende Tage: lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 37. Frau Präsidentin.

Direktion: Georg Hartmann.) Donnerstag, Theater in der Rüniggrützer Abends 8 Uhr: Die lustigen Weiber

Neues Operntheater (Kroll). Sonder⸗ 8 G „(Direktion: Kren und Das Volk in Waffen. Straße. Donnerstag, Abends 7 Uhr: von Windsor. 111“ Abends 8 Uhr:

““ 8 P en. Posse mit Gesang und Tanz .NNlllqNqRale ee veehbchen., Curt Kraatz und Jean

itta⸗ . z Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Figaros Maesit von Iean Gllbert⸗

Freitag und folgende Tage: Puppchen.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe

Schauspiel in gxeues Theater.) Donnerstag, Abends Bahnhof Friedrichstr.) Donnerstag, Abends

1 liebe Augustin. Operette 8 Uhr: Wenn Frauen reisen. e hst ei 8 spiel in vier Akten von Mouezy⸗Eon

Freitag und folgende Tage: Wenn

Frauen reisen. E Nachmittags 3 Uhr: Der

Das Abonnement, die ständigen Reservate Dorfkomödie in einem Akt von Ludwig fidele Bauer. Abends: Der Zigeuner⸗ selige Toupinel.

sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind Ganghofer. aufgehoben. Ariadne auf Naxos. Oper in einem Aufzuge von Hugo von Hof⸗

mann“ des Molière. Anfang 7 ½ Uhr.

spiel in vier

Deutsches Theuter. Donnerstag, Freitag:

Abends 7 ½ Uhr: Der lebende Leichnam. Freitag und Sonntag: Der lebende Leichnam. Sonnabend, Nachmittags: Kindervor⸗ stellung: Der blaue Vogel. Abends: Der blaue Vogel. Kammerspiele. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Schöne Artur Lippschitz. Frauen. Freitag und Sonnabend: Sonntag: Schöne Frauen. Gastspiel des Deutschen Theaters im Zirkus Schumann: Mittwoch, den 12. März: König th Oedipus. (Moissi.) Die Reise

Bürger Schönheitssalon. Stiftungsfest.

mannsthal. Musik von Richard Strauß. Deutsches Fchanspielgans. Cs Zu spielen nach dem „Bürger als Edel⸗ tion: Adolf Lantz. Fr Febrich Zovlogischer Garten⸗ b ströe Eö“ ag, Abends Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die beiden

Mien von Ga

Erste Warnung. Stärkere. Debet und Kredit. Sonnabend: Der gut sitzende Frack. Sonntag: Der gut sitzende Frack.

Komödienhaus. Donnerstag, Abends

Freitag und folgende

Sonntag, Nachmittags 3 U

theater.) W ö Uhr: in der ÜUnterwelt. Winifred Purnell.

primas.

Theater des Westens. (Station: Kantstraße 12.)

riel Dregely. Die Lson Fessel. Dirigent:

beiden Husaren. 5 Sonntag, Nachmittags 3 ¾ Uhr: Der Hekking. Frauenfresser.

räsin. Operette in drei Aufzügen. Listmann.

Musik von Leo Fall. Tage: Der II ersten Male: Der

br Das Extrazug nach Nizza.

Stuart. Abends: Der Extrazug

nach Nizza. Nachmittags 3 ½ Uhr: Orpheus

8

in Extrazug nach Nizza.

8 Uhr: 3.

Konzerte.

Königl. Arcg cgnle 88 Musik.

rack. Lust⸗ e 3 Donnerstag, Abends r: Volks⸗ 5 Husaren. Operette in drei Akten von mnliches Konzert der rvhographia⸗ Alaond einbaum. eeee eie Mitw.: Paula Weinbaum und Anton

Alexander

Philharmonie. Donnerstag, Abends nollendorfplatz 8 8 1 1 Mollendorfplatz. Lehrergesangvereins. Dirigent: Prof. Zußr. Der Schönzeitsselon Schwant wChenter, um, Alcale arshlat. Jelt gchger üte. Bon achee

in drei Akten von Wilhelm Jacoby und Am Klavier: Otto Bake.

Singakademie. Donnerstag, Abends xt. (letzter) Trioabend von Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Maria Schumann, Heß; und Dechert.

Saal Bechstein. Donnerstag, Abend 8 Uhr: Einziger Klavierabend von

des Berliner

Beethoven-Snal. Donnerst., Abends 8 Uhr: Die Entwicklung des Klavier⸗ konzerts von Joh. Seb. Bach bis zur Gegenwart, dargestellt in 6 Pro⸗ grammen, von Ossip Gabrilowitsch mit dem Philharmonischen Orchester unter Leitung von Leonid Kreutzer.

*.

Blüthner-Saul. Donnerstag,

8 Uhr: Einziges Konzert der Berliner Triovereinigung Mayer⸗Mahr, Dessau und Grünfeld.

Klindworth-Scharwenkna-Saal. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: Klavier⸗ abend von Magda von Hatting berg⸗

8

Zirkus Schumann. Donnerst. Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitären. Zum Schluß: Der unsichtbare Mensch! Vier Bilder aus Indien.

Zirkus Busch. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Zum Schluß: Die große Prunk⸗ mime: „Sevilla“.

BB“

miliennachrichten.

Verehelicht: Hr. Reglerungsassessor

11“ mit Frl. Ida Hoesch⸗

(z. Zt. Berlin).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Ober⸗ leutnant Otto Frhrn. Grote (Danzig).

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Otto von Blanquet (München). Großherz. bad. Kammerherr Victor von Scheffel (Karlsrube). Hr. Majer a. D. Thilo von Biela (Weimar). Hr. Major a. D. Gustav von Restorf Charlottenburg). Hr. Major a. D. Richard von Baehr⸗Wittigwalde (Wittigwalde). Frl. Ada von Bülom (San Remo).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin.

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32†

8 Neun Beilagen

um Deutschen

2 56

Deutscher Reichstag. 125. Sitzung vom 4. März 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

kach Erledigung der ersten Punkte der Tagesordnung, worüber in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, setzt das Haus die zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1913, und zwar ‚Etat für die Ver⸗ waltung der Kaiserlichen Marine“ fort.

Es liegt dazu noch folgende Resolution der Budget⸗ kommission vor:

„Den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstag alljährlich vor Beratung des Marineetats eine statistische Zufonnenrtesrdic vor⸗ 1I 8. 8 S b

ie Za er Arbeiter getrennt nach Berufsgruppen und nach der Art ihrer Bezahlung (Monatslöhner, 2* .“ löhner, Akkordarbeiter); deren Lohn bzw. Verdienst (niedrigster, höchster, durch⸗ schnittlicher Lohn bzw. Verdienst), Zahl der Ueberstunden, der Lohn⸗ und Festtagsarbeitsstunden, der Krankheitsfälle und Krankheitstage, der Dienstzeit, des Lebensalters, des Zu⸗ und Abgangs; die Zahl der Betriebsbeamten im Verhältnis zur Arbeiter⸗ gruppe ersichtlich ist. Die Zusammenstellung zu 1 und 2 1bö den Mitgliedern der Arbeiterausschüsse zu über⸗ vwpeisen Abg. Giesberts (Zentr.): Wir können die Marineverwaltung nur dringend ersuchen, der Kommissionsresolution, betreffend die Arbeiterausschüsse, wenn das Haus sie angenommen hat, Folge zu geben. Wir müssen wünschen, daß die Arbeiterausschüsse ausgebaut werden, daß für sie die Verhältniswahl ein⸗ geführt wird, daß aus den Arbeitsordnungen alle Bestimmungen entfernt werden, welche die Nichtbeschäftigung von Angehörigen bestimmter politischer Parteien vorsehen. Daß die Werft⸗ betriebe zum Monopol der sozialdemokratischen Gewerkschaften werden, wird ja wohl selbst der Abg. Brandes nicht wollen. Wenn der Staatssekretär betont, daß der Zudrang von Arbeitern zu den Werftbetrieben sehr groß ist, so muß diese Tatsache zugegeben werden; Ursache dafür ist aber doch viel weniger die Höhe der Löhne, als der Vorzug des Staatsbetriebes, dem Arbeiter eine relativ mehr gesicherte Stellung zu geben, als es die Privatbetriebe tun. Deshalb nimmt der Arbeiter auch eher mit einem etwas geringeren Lohne fürlieb. „Dem Mizßstand der Entlassung aus Arbeitsmangel könnte zum Teil dadurch vorgebeugt werden, daß den Arbeitern bei der Einstellung gegebenen Falles mit aller Deutlichkeit eröffnet wird, daß sie nur vorübergehend angenommen werden. Was die Forderung der Bezahlung der Feiertage betrifft, so lassen sich überzeugende Gründe anführen, die diese Bezahlung recht⸗ fertigen. In manchen Privatbetrieben ist man dazu übergegangen, die Hälfte des Lohnes zu vergüten; es wäre zu erwägen, ob die Marineverwaltung einen ähnlichen Weg einschlagen sollte. Einen sehr schlechten Eindruck macht es, daß die Firma Krupp, die nach dem Zeugnis des Staatssekretärs den sechsten Teil ihrer Arbeiterschaft für die Marineaufträge beschäftigt, noch immer keine Miene macht, Arbeiterausschüsse einzuführen. Es ist ja anzuerkennen, daß die Firma den Arbeiterorganisationen keine Hindernisse in den Weg legt, aber anderseits protegiert sie auch in stärkster Weise die gelbe Arbeiterbewegung. Hier könnte die Marineverwaltung einen Druck ausüben, um dieser Anforderung der Arbeiterbewegung zum Durch⸗ bruch zu verhelfen; das gleiche gilt von der großen Eisenindustrie. Wir müssen deshalb verlangen, daß die Lieferanten des Reiches dem guten Vorbilde folgen, das die Reichsbetriebe geben. Wenn in solchen Privatbetrieben Differenzen mit den Arbeitern ausbrechen, wo eine Einigung an der Hartnäckigkeit der Unternehmer scheitert, da wäre es am Platze, daß die Marineverwaltung vermiltelnd eingreift. würde sie sich den Dank der gesamten Arbetterschaft er⸗ werben. Abg. Legien (Soz.): Die gestrigen Erklärungen des Staats⸗ sekretärs haben den Arbeitern manche wertvolle Aufklärung verschafft. Wenn der Staatssekretär will, daß unsere Be⸗ schwerden aufhören, dann braucht er nur daß. zu sorgen, daß in den Marinebetrieben die gleichen Arbeitsbedingungen wie in guten Privatbetrieben herrschen. Der Staatssekretär meinte, das Aufhören der Klagen würde der Sozialdemokratie nicht passen. Wenn wirklich in diesen Betrieben in den letzten Jahrzehnten Besserung eingetreten ist, so ist das ausschließlich unser Werk. In gewisser Beziehung können wir also jetzt schon zufrieden sein. Man sollte auf Angaben anonymer Gewährsmänner nicht so großes Gewicht legen. Wir aber kennen die Leute genau und prüfen, was sie uns mitteilen. Wir wissen jedoch, daß nach Lage der Dinge ein solcher Gewährsmann, sowie der Name bekannt wird, durch die nach⸗ geordneten Behörden ohne weiteres entfernt wird. Der Staats⸗ sekretär hält die Bestimmungen über die sozialdemokratischen Agitatoren auf den Werften selbst nicht mehr für zweckmäßig. Dasselbe tut der Abg Giesberts. Aber anstatt nun aus Billigkeits⸗ gründen einfach ihre Aufhebung zu verlangen, meint er, das nütze nichts, weil ja doch die meisten Arbeiter Sozialdemokraten seien. Der Staatssekretär spricht nur von sozialistischen Agitatoren. Andere dürfen also beschäftigt werden. Wer garantiert aber dafür, daß unsere Ansicht nicht einmal völlig zur Herrschaft gelangt? Dann würden die sozialistischen Arbeiter direkt zu Staatsbürgern zweiter Klasse gemacht. Nach unserer Meinung soll aber jeder redegewandte sozialistische Arbeiter auch sozialistischer Agitator sein. Weil sich jede Hausfran über ihr Dienstmädchen zu erkundigen pflegt, deshalb nimmt der Staatssekretär auch für die Werften dieses Recht in An⸗ spruch. Nun stehen aber die Werftarbeiter doch nicht in einem Ver⸗ hältnis zur Werft wie das Dienstmädchen zur Hausfrau. Gegenüber anrüchigen Fessdgen kann man dies verstehen. Aber dieses Ver⸗ fahren darf nicht zur Gesinnungsschnüffelet ausarten. Aller⸗ dings soll diese Bestimmung fast gar nicht zur Anwendung ommen, aber Querulanten und Friedensstörer dürfe man nicht dulden. Diese stehen also auf einer Stufe mit sozialistischen Arbeitern. Wir wollen nicht, daß die jugendlichen Arbeiter aufgehetzt und in Gegensatz zur Ansicht ihrer Eltern⸗ gebracht werden. Unsere Jugendbewegung ist nur eine Abwehr gegen die bürgerliche. Die Mitglieder der Arbeiterausschüsse müssen auch in der Arbeitszeit Wünsche der Arbeiter entgegennehmen können. Sie sind doch Mittelspersonen zwischen Arbeltern und der Direktion. Aber man will alles disziplinieren und reglementieren. Dadurch wird das Vertrauen zur Leitung zerstört. Wenn dadurch einmal das ganze System versagen sollte in schwierigen Zeiten, dann ist das nicht unsere Schuld. Der Staatssekretär meinte ferner, wenn der Reichstag mehr bewilligt, könnte die Verwaltung höhere Löhne bezahlen. amit gesteht er doch ein, daß die Löhne unzureichend sind. Man bewilligt der Verwaltung möglichst ungezählte Milltonen, da ließe sich doch schon jetzt etwas mehr für die Arbeiter tun⸗ Die Löhne könnten wesentlich erhöht werden, wenn solche unnötigen usgaben vermieden würden; der Marineverwaltung werden Hunderte von Millionen zur Verfügung gestellt, ohne daß der Reichstag eine

Kontrolle darüber hat. Es sind gewiß Lohnsteigerungen eingetreten,

6

anzeig

Erste Beilage

er und Königlich Preußischen Staatsa

8* 8

Berlin, Mittwoch, den 5. März

aber nicht in dem Maße, wie die Arbeiter sie für berechtigt halten. Die Lohnerhöhungen sind durch eine Erhöhung 88 Ueber⸗ schichtszeit bei einzelnen Lohnklassen wieder ausgeglichen worden. In anderen Lohnklassen ist der Lohn pro Stunde nur um einen geringen Bruchtell erhöht worden; in den letzten beiden Jahren sind die Löhne in der Privatindustrie weit mehr erhöht worden. In den niedrigen Lohnklassen hat man die bisherige Zahl der Arbeiter auf den Werften nicht nur belassen, sondern sogar erhöht. Das ist gerade die ÜUngerechtigkeit, worüber wir uns am meisten beschwert haben. Der Staatssekretär sagte allerdings, wir haben einen großen Andrang zu den Staatsbetrieben, und darum können die v in ihnen nicht schlecht sein. Das bilden sich auch viele rbeiter ein, aber sobald sie eintreten, geht ihnen diese Illusion verloren, sie sehen ein, in welche Abhängigkeit sie geraten sind, und sobald sie eine bessere Arbeitsgelegenheit finden, treten sie aus. Darum fluktuiert denn auch die Arbeiterschaft so auf den Kaiserlichen Werften. Die Zahl der auf eigenen Wunsch Entlassenen betrug in einem Jahre 6451. Besonders groß ist diese Zahl in Wilhelmshaven, nämlich fast 3000 Arbeiter bei einem Bestand von 10 000, Dabei findet sich sehr schwer andere Arbeitsgelegenheit. Solche Betriebe nennt man Taubenschlag! Die Hälfte der Arbeiter würde nicht davonlaufen, wenn dort wirklich solche günstigen Arbeits⸗ verhältnisse wären, wie der Staatssekretär es darstellt. Wollte der Staatssekretär die Löhne erhöhen, so würde er sich einen stabilen Arbeiterstand sichern. Mir scheint aber, daß er mit wirklicher Ruhe einer Seeschlacht entgegensieht, aber daß ihm das Herz vor Angst zittert, wenn er den Arbeitern dieselben Löhne zahlen soll, wie sie in der Privatindustrie gezahlt werden. Die Marine Englands und Amerikas zahlt höhere Löhne, ohne daß sie zurückgeht. Verkürzung der Arbeitszeit beeinträchtigt nicht die Konkurrenz⸗ fähigkeit elner Industrie, sondern erhöht sie. Das zeigt das Beispiel des Auslandes. Die Konkurrenzfähigkeit einer Industrie hängt von der Intelligenz der Arbeiter ab. Warum soll die ungeteilte Arbeitszeit nicht durchgeführt werden können? Aller⸗ dings die ältere Generation mag sich an die geteilte Arbeitszeit ge⸗ wöhnt haben. Aber bei den weiten Entfernungen können die Arbeiker nur zum Teil zu Hause Mittag essen. Der Staatssekretär sagte, auch er könne nicht acht Stunden hintereinander arbeiten. Es ist doch ein Unterschied zwischen der Arbeitstätigkeit des Staatssekretärs und der der Arbeiter. Diese werden manche seiner Arbeiten für ein Vergnügen halten. Die Arbeit am Schraubstock unter der Aufsicht der Vorgesetzten ist eine ganz andere Arbeit. Aller⸗ dings würde es bei einer ungeteilten Arbeitszeit mit den Ueberstunden ein Ende haben; die Arbeiter würden keine Lust mehr haben, Ueberstunden zu machen. Das mag ein Grund für die Verwaltung sein, aber es ist gewiß kein sozialer. Ausländer werden nach der Erklärung des Staatssekretärs grund⸗ sätzlich nicht in den Marinebetrieben beschäftigt. Tatsache ist, daß eine Firma in Wilhelmshaven, die Marineaufträge ausführt, deutsche Arbeiter entlassen hat, um holländische an ihre Stelle zu setzen. Wir wünschen nicht, daß in dieser Weise ausländische Arbeiter als Lohn⸗ drücker benutzt werden. Vielleicht nimmt sich der Staatssekretär manches von dem von uns Gesagten doch zur Notiz; er wird dann die Freude erleben, daß unsere Kritik seiner Amtsführung immer kürzer ausfallen wird.

Abg. Sir (Zentr): Die Behauptung, daß die sozial⸗ demokratischen Arbeiter die tüchtigsten seien, ist b 8. Be. leidigung für die andern Arbeiter. Falsch ist auch die Be⸗ hauptung, daß das Akkordsystem von den Arbeitern selbst verworfen wird; das Urteil „Akkordarbeit ist Mordarbeit“ bildet nur eine Aus⸗ nahme, die die Regel bestätigt. Die Staatsbetriebe müssen auch Muͤsteranstalten sein in bezug auf den Verkehr mit dem Handwerk und der Landwirtschaft. Die Süddeutschen sind an sich keine Flotten⸗ schwärmer; sogar Kollegen von mir haben noch nie ein Kriegsschiff gesehen. Der Staatssekretär sollte den süddeutschen Abgeordneten, die doch auch dabei sein müssen, wenn die Flottenausgaben bewilligt werden sollen, Gelegenheit geben, die Schiffe und die Werften im Betriebe zu sehen. Die süddeutsche Industrie wird von der Marine⸗ verwaltung noch immer nicht genügend berücksichtigt. In Amberg und Umgebung sind Emailfabriken, die ein weltberühmtes Fabrikat liefern; es bestehen in Süddeutschland große Metallwarenfabriken und Fabriken für Anfertigung optischer und chirurgischer Instrumente. Wir haben sehr leistungsfähige Fabriken in der Textilindustrie und sehr leistungsfähige Firmen in der Bekleidungsindustrie. Alle diese Fabriken würden Marineaufträge sehr gern übernehmen. Auch auf das bayerische Bier darf ich in diesem Zusammenhang hinweisen; der Branntweinkonsum wird abnehmen, wenn man den Genuß des Bieres bei der Marine fördert.

Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat Harms: Wir werden uns sehr gern bemühen, die süddeutschen Firmen noch mehr als bisher in den

Kreis der Lieferanten für die Marine hereinzuziehen. Es ist auch hierin schon vieles geschehen. Wir haben unsere Submissionsbedingungen durch Inserate auch an die süddeutschen Fabrikanten heranzubringen versucht. Wünsche bezüglich der Werftbetriebe sind an uns diesmal von allen Seiten herangetreten. Diese Wünsche werden geprüft werden, und zwar selbstverständlich wohlwollend; eine andere Art der Prüfung kennen wir überhaupt nicht. Bezüglich der Angestelltenversicherung besteht bei uns für die Neuangestellten insofern noch eine Lücke, als wir einen Fonds für Unterstützungen dieser Art für die nach dem 1. Januar 1913 neu Eingetretenen noch nicht haben. Es wird versucht werden, auch diesen zu schaffen. Die Vorteile der Angestelltenversicherung müssen den Angestellten noch mehr als bisher in Fleisch und Blut übergehen, die ganze Sache ist noch zu neu; sobald Erfahrungen vorliegen, wird man darauf weiter bauen. Die Einführung der Verhältniswahl für die Arbeiterausschüsse soll so bald wie möglich erfolgen. Auch wir wünschen die Heranziehung der Arbeiterausschüsse in weitestgehenden Umfange. Für die Bureaugehilfen wird eine Verbesserung in Erwägung gezogen. Sollten sich bei den Bureauangestellten Härten herausstellen, dann werden wir bestrebt sein, diese abzustellen. Das ist ja schon zeit⸗ weic geschehen, aber wir müssen uns erst in die Verhältnisse hinein⸗ wachsen, damit wir sie übersehen können. Auch werden im nächsten Jahre etatsmäßige Stellen für Hilfstechniker geschaffen werden. Die Verhältnisse der Werkführer sollen gleichfalls aufgebessert werden. Die Löhne der Feuerwehrleute und der Monatslöhner sind aufgebessert worden, letztere sogar bis zu 10 %. Wenn ein Arbeiter, der über 10 Jahre im Betriebe ist, entlassen werden soll, dann muß erst an das Reichsmarineamt berichtet werden. Das ist doch eine sehr große Sicherung. Hervorheben will ich noch, daß 44 % der Arbeiter über 10 Jahre im Dienst sind. Ueber 5 Jahre im Dienst sind 60 % der Arbeiterschaft. Da darf man doch von keinem schnellen Wechsel sprechen. Die jungen Leute müssen wechseln, damit sie herumkommen und etwas lernen. Zum Dienen werden sie doch auch eingezogen. Wenn wir einen Arbeiter aus der Privatindustrie anstellen, dann werden über ihn keine Nachforschungen angestellt, das ist nur bei Neulingen der Fall. Die Wünsche über Arbeiterausschüsse werden nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Da aber hier die Verhält⸗ nisse ähnlich wie bei der Heeresverwaltung liegen, so schweben darüber kommissarische Verhandlungen. Die früheren Be⸗ stimmungen waren nicht milder, sondern viel’ schärfer. Wenn wir Arbeiter vorübergehend einstellen, dann wird

ihnen gleich von vornherein dies gesagt. Wegen einer Neu⸗

1“ 8*

zeiger.

1913.

1

ordnung im Verdingungswesen haben wir uns mit dem Reichsamt des Innern in Verbindung gesetzt. Dieses hat uns mit⸗ geteilt, daß darüber gemeinsame Beratungen in Vorbereitung sind. Meine Ausführungen über das Verhalten gegenüber politischen Agitatoren vom Vorjahre sollen in Widerspruch mit meinem Tun stehen. Nun wurde mir doch zugegeben, daß der entlassene Arbeiter, um den es sich hier immer handelt, politische Agitation getrieben hat. Der Mann kann doch nicht aus seiner Haut heraus, wenn er draußen agitiert, dann tut er es auch drinnen. Es wäre ja die Frage 9 werfen, ob man das außerdienstliche Verhalten in Betracht ziehen darf. Gerichtsurteile gaben uns früher recht. Deshalb haben wir daran festgehalten. Jetzt liegen aber auch entgegengesetzte Urteile vor. Des⸗ halb sind wir jetzt von diesem Standpunkt abgegangen. In manchen Fällen ist uns über Gegenstände, die hier vorgebracht wurden, anderes Material zugegangen, das dem der Vertrauensmänner der Abgeordneten widerspricht. Unser Material war aber immer amtlich. Unsere Löhne sind höher als in der Privatindustrie. Es ist ja möglich, daß manchmal der einzelne in Privatbetrieben mehr verdient, das trifft aber für die Durchschnittslöhne nicht zu. Damit ist doch der Inhalt der Resolution erfüllt. Sollte es sich jedoch herausstellen, wenn die Statistik für das Jahr 1912 vorliegt, daß dies nicht mehr der Fall ist, dann werden wir unsere Tarife revidieren. Die Ueber⸗ stunden im vorigen Jahre kamen dadurch zustande, daß die politische Lage auch auf die Tätigkeit der Werften zurückwirkte. Wenn man uns sagt, wir sollten die Lohnerhöhung aus dem großen Topf der Neubauten für Schiffe entnehmen, so kann man nur sagen, daß das jetzt schon geschiebt. Bei Betrieben, wie dies die Kaiserlichen Werften sind, sind Ueberstunden unumgänglich, weil viel zu häufig unerwartete An⸗ forderungen an uns herantreten. Für die geteilte Arbeitszeit haben sich 8 hygienische Autoritäten ausgesprochen. b

bg. Giesberts (Zentr.): Der Abg. Legien hat mir den Vorwurf gemacht, daß ich zur Herieng der Kommissionsresolution wegen der Arbeitsordnung nicht Gerechtigkeitsgründe, sondern nur Zweckmäßigkeitsgründe vorgebracht habe. Das muß ich zurückweisen. Er selber hat auch keine anderen Gründe vorgebracht. Ebenso muß ich zurückweisen, daß nur die Sozialdemokraten intelligente Arbeiter wären; das ist eine gewisse Großmannssucht. Die Verwaltung müßte darauf dringen, daß die Privatbetriebe, die für sie arbeiten, dieselben sozialen Pflichten gegen die Arbeiter erfüllen, wie sie es selbst tut. Eine Vermittlung zur Verhütung von Streiks kann die Verwaltung auch sehr gut übernehmen. Sie könnte darauf ein⸗ wirken, daß die Privatbetriebe nicht scharfmacherisch zu Werke gehen.

Abg. Brandes (Soz.): Der Staatssekretär hat mir vor⸗ geworfen, meine Behandlung der Arbeiterfrage könne nicht ernst ge⸗ nommen werden, weil ich auch in diesem Jahre nur denselben einzigen Fall vorgetragen hätte. Ich habe diesmal zwei Fälle vorgebracht, von denen allerdings einer dabei war, den ich im vorigen Jahre vor⸗ getragen hatte, aber im vorigen Jahre habe ich auch zwei Fälle vor⸗ gebracht. Ich könnte noch mehr anführen, wenn mir die Gründe der Entlassung bekannt würden. Jedenfalls müßten auch die wenigen Fälle noch reduziert werden. Ein Andrang findet auch zu den Privatwerften statt. Das beweist nichts. Die Ausführungen des Abg. Giesberts über die Firma Krupp möchte ich unterstreichen. Sie hat wiederum den Antrag auf Einführung von Arbeiterausschüssen abgelehnt. Es wurde den Arbeitein gesagt, Sie denken sich wohl, daß eine Art Parlament eingeführt werden soll, nein, das schlagen Sie sich nur aus dem Sinn! Also der größte Betrieb, der vom Staat und Reich unterstützt wird, lehnt eine so selbstverständliche soziale Forderung ab! Bestreiten muß ich, daß der eine entlassene Arbeiter, von dem ich sprach, ein Agitator gewesen ist. Die Löhne sind nach meinem Material in der Tat niedriger als in den Privat⸗ werften. Ich unterstreiche, daß der höhere Verdienst, den die Marine⸗ verwaltung jedes Jahr herausrechnet, kein richtiges Bild gibt, denn es wird dabei die Mehrarbeit nicht berücksichtigt. Wenn man d Arbeiter über die normale Arbeitszeit hinaus beschäftigt, so schädigt man ihre Gesundheit. Die Zahl der Krankheitstage der Werftarbeite und die Zahl der Krankheitsfälle gibt zu denken und sollte die Ver⸗ waltung veranlassen, Remedur eintreten zu lassen.

Abg. Legien: Der Geheimrat Harms hat meine Aus ührunge über die Abwanderung der Werftarbeiter nicht entkräftet. sich kann nicht bestreiten, daß über 40 % in den beiden letzten Jahren ihre Stelle gewechselt haben. Von jungen Leuten, die wechseln, um zu lernen, kann man nicht sprechen. Die Zahl der zum Militärdienst Eingezogenen ist verhältnismäßig gering. Werkstatt⸗ agitation, wie wir sie treiben, heißt nur so viel, da die Arbeiter in. ein Lokal zusammenberufen werden, aber nicht, daß die Agitation in der Werkstätte selbst betrieben wird Von Agitation auf oder an der Arbeitsstelle ist gar keine Rede. Ich habe auch nicht davon gesprochen, daß die Marine Geld genug hab und aus dem großen Topf einfach die Arbeitslohnerhöhungen zaͤhlen könne Gegen die ungeteilte Arbeitszeit sind wirklich durchschlagende Gründe auch heute nicht angeführt worden. Daß sich die Arbeite bei der ungeteilten Arbeitszeit auch nach Ueberstunden drängen werden, wird die Verwaltung nicht erleben; sie soll nur den Versuch damit machen. Daß in einem Betriebe wie dem der Reichsmarine zuzeiten Ueberstunden gemacht werden müssen, erkennen wir ohne weiteres an. Die Vorschrift wegen der „Agitatoren“ in die Arbeitsordnung auf⸗ zunehmen, hat der Staatssekretär kein Recht, das wiederhole Bei der Bemerkung über die Intelligenz der sozialdemokratischen Arbeiter habe ich natürlich an Arbeiterführer wie Giesberts und andere führende Persönlichkeiten anderer Richtungen gar nicht gedacht.

Damit schließt die Diskussion.

Die erste der von der Kommission hierzu beantragten Re⸗ solutionen wird in folgender von den Abgg. Dr. Ablaß und Gen. (fortschr. Volksp.) beantragten Form angenommen:

„Den Reichskanzler zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß das

Petitionsrecht der Beamten, Angestellten und Arbeiter in den Be⸗

der Kaiserlichen Marine in keiner Weise beeinträchtigt

wird.“

Die weiteren Resolutionen der Kommission (Ausbau der Arbeiterausschüsse und Einführung der Verhältniswahl, Re⸗ vision der Arbeitsordnungen dahin, daß alle Bestimmungen entfernt werden, welche die Nichtbeschäftigung von An⸗ gehörigen bestimmter politischer Parteien vorsehen, alljährliche einer Lohnstatistik) gelangen unverändert zur An⸗ nahme.

„Bei den Ausgaben für „Waffenwesen und Befestigungen“ wird folgende von der Kommission vorgeschlagene Resolution angenommen:

„den Reichskanzler zu ersuchen, Erhebungen über die Er⸗ schwerung des Erwerbes und die dadurch entstandene Schädigung der alteingesessenen Fischer an der Kieler Föhrde anzustellen, die diese durch die Marineanlagen, durch Schießübungen der Marine, durch Baggerung und Ablagerung von Baggergut in und vor der Kieler Föhrde erlitten haben, und unter anderem Mittel in den nächstjährigen Etat einzustellen, um einen billigen und zweckmäßigen Ausgleich dieser Schädigungen herbeizuführen.“

Bei den A ür Lotsenwesen, Seezeichenwesen usw. bringt der 8