deerr Leitung bedürfen.
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Sinne der Erziehung zur Kultur. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Wie die richtige Einschätzung der Imponderabilien seiner eigenen Nation eine der vornehmsten Aufgaben eines jeden führenden Staatsmannes ist, so muß auch der Kolonisator unablässig bemüht das Denken und Fühlen der Eingeborenen zu untersuchen, zu ergründen und seine Arbeitsmethode danach einzurichten. Und, meine Herren, seine Arbeiten sind viele und mannigfache. Die Eingeborenen sind unwissend, — sie müssen unterrichtet werden. Sie sind faul, — sie müssen arbeiten lernen. Sie sind schmutzig, — sie müssen gewaschen werden. (Heiterkeit.) Sie sind krank, mit allerlei Gebresten, — sie müssen geheilt werden. Sie sind wild, grausam und abergläubisch, — sie müssen besänftigt und erleuchtet werden. (Zurufe von den Sozialdemokraten: Trotha!) Alles in allem, meine Herren, sie sind große Kinder, die der Erziehuug und (Sehr richtig!)
Diese Grundsätze haben mit dem von den Sozialdemokraten so verpönten Herrenstandpunkt nichts zu tun. Sie können auch nicht charakterisiert werden als eine weichliche Verhätschelungspolitik der Eingeborenen. Diese Grundsätze sind eminent praktisch, nur mit 1 diesen Grundsätzen kann man das Kardinalproblem einer jeden Kolonialpolitik lösen, nämlich die Nutzbarmachung der Eingeborenen⸗ arbeit und der in den niederen Völkern als rudis indigestaque moles aufgestapelten Energie für die Zwecke und das weite Be⸗ 1 tätigungsfeld unserer höheren Intelligenz.
Meine Herren, jetzt komme ich zu einem schwierigen Satze, und ich bitte Sie, mich nicht mißzuverstehen: Ich glaube, daß ich in dem Rahmen dieser Ausführungen auch nicht gut mißverstanden werden kann: Wie man die Eingeborenen zu dieser Kulturarbeit heranzieht, ob man sie zur Arbeit überreden will ich gebrauche nicht das Wort Zwang, um nicht Miß⸗ verständnisse zu erregen —, oder welche Mittel man ge⸗ brauchen will, das haͤngt von dem Charakter der ver⸗ schiedenen Völker ab, von ihrer Moral und dem Grade ihrer Bildung. Dieses Problem muß in jedem Schutzgebiet anders gelöst werden. Das kann aber nicht mit allgemeinen Grund⸗ 1 ätzen von hier aus gemacht werden. Das muß jeder Gouverneur in seinem Schutzgebiet studieren und danach handeln. Aber für die Pflanzer sowohl wie für die Kaufleute gibt es in den Kolonien nur eine Politik: das ist die Politik der Erhaltung der Eingeborenen, der Nutzbarmachung ihrer Arbeit für die Pflanzer (sehr richtig!), der Steigerung ihrer Lebensbedürfnisse und damit Hand in Hand der Förderung ihrer Kaufkraft zum Nutzen unseres Handels. (Erneuete Zustimmung.) 1t Die Arbeitsteilung, meine Herren, zwischen den Weißen und den Eingeborenen muß die sein, daß der Eingeborene seiner Hände Arbeit in den Dienst der weißen Intelligenz stellt!
Die Politik des Schmarotzens an den niederen Rassen und der Ausrottung und Zerstörung ist antiquiert und unsittlich, aber auch unklug; denn man tötet die Henne nicht, die Eier b soll. Behandelt den Eingeborenen gerecht! — Darin liegt, wenn es darauf ankommt, Härte eventuell und Strenge. Gebt ihm seinen Wünschen entsprechende Lebensbedingungen und fördert ihn allmählich — aber allmählich! Denn 50 und 100 Jahre spielen keine Rolle in der Entwicklung der Völker. Dann aber wird auch die wirtschaft⸗ Entwicklung der Kolonien rüstig vorwärtsschreiten, und zwar durch die Eingeborenen und mit den Eingeborenen und nicht trotz der Eingeborenen und gegen die Eingeborenen! (Bravo!) Meine Herren, aus diesen Sätzen werden Sie auch deduzieren, wie ich mich zu den praktischen Tagesfragen in der Kolonialverwaltung stellen muß, wie ich mich stellen muß zu der Frage der Plantagen⸗ kulturen und wie ich mich stellen muß zu der Frage der Ein⸗ geborenenkulturen für die Farbigen selbst. Ich bin durchaus ein Freund und Anhänger der Eingeborenenkulturen. Aber, meine Herren, ich kann nicht so weit gehen, daß ich deswegen die Plantagenkulturen, wie mir in der Budgetkommission geraten worden ist, einfach eingehen b lasse. Ich will nicht dieses Buch, die sozialdemokratischen Monats⸗ 3 hefte, zitieren, meine Herren! — Ich möchte den Verfasser des sehr verständigen Artikels über die Stellung der Sozialdemokraten zur Kolonialpolitik, den Herrn Abg. Dr. Quessel, nicht in Ungelegen⸗ heiten mit seinen eigenen Parteigenossen bringen. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Aber, meine Herren, es steht in diesem Buche genau so darin, wie ich es aufgefaßt und in der Budgetkommission vorgetragen habe. Ich lege es zu den Akten; es ist das Novemberheft.
Was nun die Idee des Herrn Abg. Henke anbetrifft, die Schwarzen direkt als Brüder zu bezeichnen Sie werden anerkennen, daß ich in der Humanität so weit gehe, wie ein praktischer Kolonisator
überhaupt gehen kann —, so ist das lediglich Theorie, genau so vom grünen Tische gesprochen, wie Sie der Regierung vorzuwerfen pflegen.
Sie kommen hierin Deutschland doch gar nicht in die Lage, zu er⸗
fahren, wie es ist, wenn man mit Farbigen und Schwarzen zusammen
arbeitet! Das könnte nur der Fall sein, wenn die Regterung sich einmal entschließen würde, Chinesen oder Schwarze einzuführen, damit
Sie mit ihnen arbeiten könnten. Würden Sie das tun? Ich glaube, nein, Sie würden sich bedanken. (Lebhafte Zustimmung rechts, in der Mitte und links. — Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ich bitte,
sein,
Ich betone noch einmal: die Kolonialverwaltung stellt sich nicht in den Dienst derer, die die Schwarzen lediglich als für ihre Zwecke, als ein corpus vile für Erwerbsabsichten, geschaffen auffassen.
Nun möchte ich auf einzelne Punkte der verschiedenen Reden näher eingehen. Es ist zuerst von der Schutztruppe gesprochen worden. Der Herr Abg. Erzberger war in dieser Session recht un⸗ gnädig und recht unfreundlich. (Heiterkeit.) Er hat die Schutztruppe sehr, sehr schlecht behandelt; heute im Plenum allerdings etwas besser als in der Budgetkommission. In der Budgetkommission waren seine Anklagen sehr temperamentvoll und ich mußte sie wiederholt stark zurückweisen. Heute hat es der Herr Abg. Dr. Semler getan und vor allem auch mein direkter Vorredner, der Herr Abg. von Liebert. Ich bin beiden Herren dankbar dafür. Ich kann nur betonen und halte es für meine Pflicht zu tun: die Schutztruppe in Ost, in Kamerun und Südwest hat in schweren Kriegszeiten ihre Pflicht in vollem Maße getan. (Lebhafter Beifall.) Aber die Schutztruppe hat nicht nur in Kriegszeiten ihre Pflicht getan, sondern auch in Friedenszeiten. Davon habe ich mich auf meiner letzten Reise in Südwestafrika unterrichten können Ueberall, wo ich hin⸗ gekommen bin, außerhalb des gewöhnlichen Pfades, hat die Schutztruppe vorgearbeitet, hat sie Wohnstätten angelegt, und Wege gebaut. Sie ist nicht nur als Soldat und Krieger aufgetreten, sie hat auch Kulturarbeiten geleistet, die den Arbeiten der dazu be⸗ rufenen Zivilbeamten durchaus ebenbürtig zur Seite stehen! (Leb⸗ hafter Beifall.) Dasselbe gilt von Ostafrika und Kamerun! Von Kamerun kann ich allerdings nicht aus eigener Anschauung sprechen. Ich glaube auch, daß der Herr Abg. Erzberger das anerkennt. Wie ich den inneren Zusammenhang seiner Ausführungen verstanden habe, hat er nicht gegen die Schutztruppe, nicht gegen die einzelnen Offiziere und Soldaten vorgehen wollen, sondern er hat sich gegen ein gewisses System gewendet, das er als vorhanden voraussetzt. Ich glaube sogar, daß der Herr Abg. Erzberger mir einen Freundschaftsdienst hat erweisen wollen (sehr richtig! im Zentrum; große Heiterkeit), indem er mich vor einem gewissen Dualismus zwischen Militär und Zivil, von dem in der Heimat so viel die Rede ist, als auch in den Kolouien herrschend, warnen wollte. Ja, meine Herren, für die Kolonien ist diese Frage aber außerordentlich klar geregelt. (Abg. Erzberger: Auf dem Papier!) — Nicht nur auf dem Papier; was ausdrücklich im Gesetz steht, daß nämlich die oberste Militärgewalt in der Hand des Gouverneurs liegt, ist auch in der Tat so. Es ist deutlich ausgesprochen, daß die oberste Zivil⸗ und oberste militärische Gewalt in einer Hand liegt, daß also der von dem Herrn Abg. Erzberger gefürchtete Dualismus, gegen den er mich hat unterstützen wollen, in den Kolonien nicht existiert! (Zuruf aus dem Zentrum: Ahnungsloser Staats⸗ sekretär!) — Bitte sehr, ich bin nicht so ahnungslos. Ich weiß, worauf Sie anspielen. Das sind aber nach meinem Dafürhalten Klelnigkeiten, wie sich eben die Dinge im Raum stoßen. Das Prinzip ist aber gewahrt, und das gibt dem Staatssekretär die Handhabe, in unbequemen Fällen von diesem leitenden Gesichtspunkte einzu⸗ greifen. Und das wird der Staatssekretär auch tun. (Bravo! im ich eine Sache berühren, von der es mir sehr leid tut, daß sie hier ohne Beweise vorgebracht ist. Es ist im Rahmen der Schutztruppendebatte von dem Herrn Abg. Erzberger gesagt worden: Der Kommandeur der Schutztruppe habe seine Unteroffiziere vor sich versammelt und habe mit seinen Unteroffizieren gewisse Meinungsverschiedenheiten, die er mit seinem Vorgesetzten, dem Gouverneur, hätte, vor diesen E“ be⸗ sprochen, um möglicherweise ihre Sympathie für sich in Anspruch zu nehmen. Diese Sache ist militärisch so ungeheuerlich ( sehr richtig! rechts), daß ich sie ohne weiteres abweise. Ich halte es einfach für ausgeschlossen, daß ein Kommandeur so etwas tut. Da muß mir schon der Beweis erbracht werden. Solange das nicht der Fall ist, halte ich das für eine Ungeheuerlichkeit und Unmöglichkeit. (Sehr richtig! rechts.) Es ist weiter gesagt worden, daß der Kommandeur in der Lage ist, ohne Kenntnis des Gouverneurs Berichte zu erstatten. Das stimmt nicht. Die sämtlichen Berichte, die das Kommando er⸗ stattet, gehen durch den Gouverneur an die Instanz des Staats⸗ sekretärs; umgekehrt gehen wiederum alle Sachen, die an das Kommando draußen gehen, durch die Hand des Gouverneurs. Selbstverständlich bestimmte, lediglich militärische Zwecke angehende Schriftstücke werden von Kommando zu Kommando gemacht; aber der Gouverneur ist in der Lage, auch hierin Einblick zu nehmen; denn er ist der Vorgesetzte des Kommandeurs und kann ihn anweisen, ihm diese Sachen zu geben. Nun kommt es in den Tropen bei einer Hitze von 30 bis 40 Grad C.
verständlich vor, ob sie Khaki oder Zivil anhaben. Der Herr Abg. Henke hat in seiner Rede sehr richtig auseinandergesetzt, unter welchen Schwierigkeiten die Weißen draußen z9 leiden haben. Sie sehen tagtäglich immer wieder dieselben Menschen, sie haber kein Theater, keine Konzerte, sie können nicht wie bei uns in belebten Straßen spazieren gehen und Neues sehen; sie bekommen nicht 1 Tage neue Zeitungen, sie leben nicht in der Beletage der Zivilisalion wie wir, sie leben im Kellergeschoß des Daseins; sie haben nicht das, was die Kultur uns stündlich freiwillig bietet, ohne daß wir es merken. Wenn diese Leute anfangen, mit einander zu hadern, mehr, als wir es hier verstehen können (große Heiterkeit). — Ja, meine Herren, es
längst überwunden sind. 1 oder drei Expeditionen stattgefunden. der Gouverneur von Rechenberg, war, und soviel ich weiß, sind unter oder drei Expeditionen gemacht worden. Schnee da ist, hat noch keine Expedition stattgefunden. dem System der Expeditionen abgekommen,
gelernt. Konquistadorenpolitik angefangen. Sie können sich darauf verlassen, Schießen und Kriegführen nicht vorkommen werden.
und ich bin gefragt worden, Jahre getan hätte. worden, der Gouvernenr hat zum Bericht aufgefordert, wieviel a wieviel die Entschädigung ausmachen würde,
Aufhebung der Sklaverei verbunden die notwendig sind, um diese sehr schwierige Frage zu beurteilen.
daß die Gemüter gelegentlich aufeinanderplatzen,
eit dem Aufstande haben in Ostafrika zwei Bald nach dem Aufstand kam der ein Gegner der Expeditionen seinem Regime höchstens zwei Seitdem der Gouverneur Man ist von wir haben eben Kolonien haben mit einer gewissen Wir sind längst darüber hinaus. daß Expeditionen mit leichtfertigem (Bravo!)
Es ist dann auch über die Haussklaverei gesprochen worden, was ich auf die Resolution vom vorigen Die Resolution ist dem Gouverneur mitgeteilt sämtliche Bezirksämter und Stationen Sklaven in ihrem Distrikt sind, und ob Härten mit der sein würden usw., alles Dinge,
Die meisten
Sobald die einzelnen Amtsbezirke berichtet haben werden, wird auch dem hohen Hause der Bericht des Gouverneurs vorgelegt werden. Im allgemeinen stehen wir genau auf demselben Standpunkt wie die Freunde der Resolution, wir wollen die Sklaverei auch nicht haben und werden alles tun, um sie mit Stumpf und Stiel auszurotten. (Lebhafter Beifall.) Ich betone aber nochmals, meine Herren: das Wort Sklaverei hat in Ostafrika nicht den unangenehmen Neben⸗ begriff, den wir damit verbinden, es ist eine sehr milde Form von Hörigkeit, aber trotzdem entspricht sie nicht unserem Gefühl, und die Sklaverei soll, wie gesagt, allmählich abgeschafft werden. Was den Islam anbetrifft, so ist die Regierung und der Gou⸗ verneur nach den Staatsverträgen nicht in der Lage, gegen den Islam vorzugehen. Das einzige, was wir tun können, ist, zu versuchen, ob der islamitischen Propaganda etwas entgegengearbeitet werden kann. Das ist aber außerordentlich schwer. Ich habe über die Frage des Islam auf meiner jetzigen Reise in Ostafrika mit den einzelnen Missionaren, die dieser Frage das lebhafteste Interesse entgegen⸗ bringen, gesprochen und zu meinem Bedauern festgestellt, daß die Missionare zwar meist sehr ungehalten gegen den Islam und seine Propagandisten sind, daß sie aber nicht genügend darüber unterrichtet sind, wie der Islam im einzelnen Propaganda macht. Ich habe das den Missionaren auch gesagt, und sie haben ohne weiteres zugegeben, sie wären nicht genügend unterrichtet, es wäre das eine Frage, die der einzelne Missionar draußen nicht be⸗ handeln könne, das müsse von der Heimat aus gemacht haben, das müsse von der Propaganda in Rom oder — für die protestantischen 1 Missionen — von denjenigen Instanzen aus gemacht werden, von denen diese ressortieren. Wir wissen von jeder christlichen Mission, die draußen ist, ihr Mutterhaus oder den Sitz ihrer Gesellschaft, das weiß man aber von den islamitischen Propagandisten nicht. Außer⸗ dem ist — ich weiß nicht, ob ich da irre; ich habe aber immer den Eindruck gehabt, daß es so ist — der Islam in Ostafrika neben der Religions⸗ auch eine Modesache. Es gilt für feiner, ein Islamit bu sein — dagegen vorzugehen ist außerordentlich schwer —, die Propaganda fängt mit Kleinigkeiten an. islamitischem Ritus das auf .“ ein Stück Fleisch, und der Verkäufer sagt: du willst dieses Stück haben? das ist nicht richtig geschlachtet, nimm . andere, das ist nach islamitischem Ritus geschlachtet. 1 Meine Herren, ich führe das an, um Ihnen zu zeigen, daß islamitische Propaganda nicht auf dem bei uns üblichen Wege durch Missionare gemacht, sondern im Laden, beim Spaziergehen, auf den Marktplatz wird islamitische Propaganda gemacht. Schwierige. b 86 man dagegen kämpfen; aber diese stille, schleichende Ar und Weise der Verbreitung ist schwer zu fassen. “ Es stimmt aber nicht, daß die Regierungsschulen für die Ein borenen den Islam verbreiten. Das Sie schon, um das zu beweisen, Beispiele beibringen. Auch daß die schlechtesten Jungens aus den Regierungsschulen kommen, habe ich in Ostafrika nicht gehört. Ich habe von Pflanzern und Kaufleuten gehört, daß gerade die Jungens, die von den Regierungsschulen kommen, wohl zu gebrauchen sind in den einzelnen Berufen der Weißen, in denen sie allmählich Verwendung finden sollen. Ich glaube auch, das ist etwas zu sehr pro domo der .1.““ gesprochen; wir wollen erecht sein. (Sehr richtig! 1 6 8 inl der Zollfreiheit von Kultusgegenständen angefragt worden. Soweit ich unterrichtet bin und mich in der Eile habe unterrichten lassen können, haben wir bereits in der Zollverordnung einen Passus, der die sämtlichen Kultusgegen⸗ stände für die Ausübung des Gottesdienstes frei einläßt. Sollte in irgend einem Schutzgebiete das noch nicht der Fall sein, so sage ich gern zu, daß es auch da geschehen soll. Von Samoa weiß ich ganz bestimmt, daß dort alle Kultusgegenstände frei eingeführt werden können. 8 Der Gesetzentwurf, den das hohe Haus im vorigen Jahre von der Regierung gefordert hat, wegen Grunderwerbs derjuristischen Personen, Missionen und Gesellschaften, hat die Ressorts passiert und wird wohl in den nächsten Tagen dem Bundesrate vor⸗
So z. B., daß nach Vieh geschlachtet wird. Es kauft einer auf
Das ist gerade das Wenn man eine bestimmte Organisation vor sich hat,
ist nicht der Fall. Da müssen
wir Jagdschutzgesetze haben, wie die Engländer sie in Uganda, wo die Verhältnisse übrigens anders liegen, sie in mustergültiger Weise ein⸗ geführt haben.
Was den Paradiesvogelschutz anbetrifft, so habe ich auf Anregung der Budgetkommission den Ausfuhrzoll auf 20 ℳ erhöht. Ob das genügend ist, wage ich zu bezweifeln; denn die Mode bezahlt für diesen schönen Vogel unsinnige Preise, sodaß 20 ℳ wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Ich habe bereits den Gouverneur gebeten, zu untersuchen, ob noch andere Maß⸗ nahmen notwendig sind. Die Arten müssen jedenfalls geschont werden. Jedenfalls muß ich feststellen, es werden Maßnahmen ge⸗ troffen werden, um zu verhüten, daß auch nur eine Art dieses schönen Vogels ausgerottet werden kann. (Bravo!)
In diesem Zusammenhang möchte ich die eifrige Propaganda⸗ tätigkeit des Herrn Professors Schillings erwähnen, der nicht müde wird, alles das zu tun, um die Sache der Wildschutzfreunde zum Ziele zu führen.
Was die Arbeiterfrage anbeteifft, so ist das arme Samoa schon heute in die Reihe der bankerotten Kolonien gestellt worden. Meine Herren, so schlimm ist es noch nicht. Die Arbeiterfrage bereitet große Schwierigkeiten in Samoa; aber dank der Verhand⸗ lungen, die wir mit China gepflogen haben, sind wir jetzt bald so weit, daß ein neuer Transport gesichert ist.
Es ist nun behauptet worden — ich glaube, auch von dem Herrn Abg. Henke —, daß die Einfuhr von Arbeitern aus Neu Guinea nach Samoa die Konsequenzen gehabt hat, daß ein außer⸗ ordentlich großer Prozentsatz von Todesfällen festzustellen ist. Das ist nicht so schlimm. Der Prozentsatz von Todesfällen in Neu Guinea selbst in folgender: im Jahre 1910 sind von 6428 ange⸗ worbenen eingeborenen Arbeitern 0,6 % gestorben; das sind 42, im Jahre 1911 von 7542 also 0,5 % — das sind 43. Etwas höher ist die Sterberate in Samoa, aber auch nicht annähernd so hoch, wie Herr Henke annimmt. Es geschieht alles, um diesen Leuten gute Arbeitsverhältnisse zu geben. Im übrigen gehen die Leute von Neu Guinea außerordentlich gern nach Samoa. Ich habe oft gesehen, wie die Arbeiter von Samoa auf der Rückreise nach Guinea an ihren vollen Boxes, wie es da heißt, sich erfreuten, und ich weiß von Neu Guinea, daß sie dort mit offenen Armen von ihren Angehörigen emp⸗ fangen werden, weil sie diese schönen Boxes besitzen. Das Klima ist in Samoa sehr schön und das Leben dort gefällt ihnen, ebenso wie der Verkehr mit den Samoanern. Denn Sie müssen bedenken, daß die Samoaner hoch über den Leuten aus Neu Guinea stehen. Die Gesellschaft, die bis jetzt das alleinige Recht hat, diese Leute anzu⸗ werben, tut alles, um das Los dieser Leute erträglich zu machen; denn sie brauchen sie ja. Die Samoaner, so nette Leute sie sind, arbeiten für die Weißen recht ungern, eine neue Bestätigung dafür, daß es doch auch von Natur aus faule Menschen gibt. (Heiterkeit.)
Was die Eisenbahnpolitik betrifft, so möchte ich sagen, daß die Kolonialverwaltung nicht auf dem Standpunkt steht, daß wir mit dem jetzigen Bahnnetz zufrieden sind, und daß wir weiterbauen werden, selbstverständlich in dem Rahmen des Einver⸗ ständnisses dieses hohen Hauses. Darin gebe ich dem Herrn Abg. Erz⸗ berger Recht, daß die Vorbereitungsarbeiten nicht nur auf dem Papier stehen dürfen, sondern es handelt sich in der Hauptsache um die richtige Tracierung, auf Grund derselben dann der Kostenanschlag gemacht wird. Wir sind in der Lage, Ihnen nächstens Kostenanschläge vorzulegen, und ich glaube, Sie werden damit zufrieden sein.
Ich habe schon in der Budgetkommission gesagt, daß der jetzige Herr Gouverneur im Einverständnis mit mir die Ovambofrage friedlich lösen will. Es soll keine kriegerische Expedition nach dem Ovambolande stattfinden, sondern die Sache soll friedlich gelöst werden. Wir hoffen, eine kleine Bahn zu bauen, die die Arbeiter von dort und nach dort befördern soll. Jedenfalls soll alles ver⸗ mieden werden, was aus der Ovambofrage eine komplizierte Frage schaffen könnte.
Was die Konzessionsgesellschaft in Neu Kamerun und die Handels⸗ freiheit betrifft, so kann ich nur noch einmal feststellen, was ich be⸗ reits in der Kommission getan habe. Es wird Sorge dafür getragen werden, daß in den neuen Gebieten, auch in dem Konzessionsgebiete, die Handelsfreiheit auch für die deutschen Kaufleute durchgeführt wird. Einzelne Fälle habe ich bereits in der Kommission angeführt, will sie aber hier nicht wiederholen. Freilich wird es hin und wieder bei entgegenstehenden Bestimmungen schwer sein, aber grundsätzlich ist die Handelsfreiheit durchgeführt.
Meine Herren, das sind für heute die Fragen, die ich beantworten möchte. Ich möchte mir vorbehalten, auf die Ausführungen des Herrn von Liebert später näher einzugehen. So dankbar ich ihm für seine Ausführungen über die Schutztruppe bin, so tut es mir zu meinem größten Bedauern leid, daß ich ihm in der Frage der Be⸗ siedlungspolitik nicht folgen kann. Ich werde mir erlauben, darauf zurückzukommen.
Ich möchte mit der Bitte schließen, meine Herren, unterstützen Sie die Kolonialverwaltung nicht nur durch Geldmittel, sondern auch moralisch, indem Sie uns mehr Vertrauen schenken. Ich habe, seit⸗ dem ich mein Amt angetreten habe, in die Gouverneure sofort das größte Vertrauen gesetzt, und ich habe aus Ihrer Berichterstattung gesehen, wie sich die Arbeitsfreudigkeit in den Kolonien gehoben hat. Geben Sie mir und meinen Herren Mitarbeitern in der Wilhelm⸗
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gestiegen, deshalb oft Haus und Hof verlassen mußten. Zu den Ko
aß man sie nicht länger als Feinde ansehen wollte. daß „Menschenopfer unerhört“ die Folge der Schutztruppenexpeditionen gewesen sind; hat doch der Abg. von Liebert selbst zugegeben, daß
Löwenplage bevölkerung Schutztruppenkompagnien, Bahnbau bis Tabora und einem anderen Punkt im Innern ge⸗
geglaubt und sich daber sekretärs von Lindequist berufen.
Reichstagsmehrheit ggessebt.
Fhcss zu unserer Stellung bezüglich der Baumwollkultur sagen werden.
Redner. thisch. Die Verwaltung und die bürgerlichen Redner haben
zu dieser Kultur richtig sind. nicht, wenn die Schwarzen dem Pflanzer dienstbvar gemacht werden. Die Eingeborenenpolitik war von vornherein eine verkehrte. pfropft diesen Naturkindern Methoden auf, die ihren ganzen Lebens⸗
eine Boden verödet. der Werber kommen vor. geschädigt, die Kinderzahl gering; wo die Werber hinkommen,
Blutes zugrunde gehen. finden sich, wie Rohrbach berichtet, in einem kläglichen Zustand. Man sollte sich wenigstens entschließen, den Rest der Menschen zu retten. Man sprach 8
afrika herangezogen werden sollen. dortigen Presse den Gouverneur an und verspotten ihn, daß er nicht energisch für die gewaltsame Heranziehung der Owambos sorgt. Der Gouverneur erklärt selbst, daß die Hungersnot durch die große
auf den Kulturstandpunkt der Owambos zu stellen. keit zur modernen Arbeit hält man für Faulheit.
hatte die Angewohnheit, den Owambo, den er sprechen wollte, mit Steinen zu werfen. neigung der Eingeborenen uns gegenüber. nicht hochkommen lassen. wie sich
indem man ihn väterliche Fürsorge der Regierung bewirkte, daß onial⸗
kommen aber noch andere hinzu, die nicht in diesem Etat
stehen. Ich erinnere nur an den Aufwand für Post und Telegraphie. Die Ausgaben für militärische Zwecke müßten ganz bedeutend herab⸗ edrückt werden. Das ließe sich ermöglichen, wenn man sich zu einer
ssung des Verhältnisses zu den Eingeborenen entschließen könnte, Fest steht doch,
e derselben der südliche Teil von Südwest fast völlig ent⸗ t ist. Professor Schillings hat dargetan, daß die Zunahme der hauptsächlich der Dezimierung der Eingeborenen⸗ zuzuschreiben ist. Die Zurückziehung der beiden die versprochen mwar, wenn der
sein würde, ist nicht erfolgt; als wir dies in der Kommission
beantragten, hat dasselbe Zentrum, das so eifrig für die Verminderung der Schutztruppe eintrat, uns niederstimmen helfen!
Auch 1912 mehrere solcher Expeditionen stattgefunden, die Hunderten von borenen das Leben kosteten, während die Schutztruppe keine ste erfuhr. In den wenigen Jahren deutscher Kolonialpolitik
haben 193 Gefechte stattgefunden, was die Vernichtung von Tausenden und Abertausenden von der Eingeborenen muß eine bessere, muß eine menschenfreundliche werden, sonst bleibt die Kriegsgefahr in 11“
Eingeborenen bedeutet. Die Behandlung man hat ingeborenen als Menschen, nicht als Arbeitsvieh zu behandeln. für 1913 werden 14 ½ Millionen für militärische Zwecke für
Südwest gefordert, darunter allein 4 Millionen Mark an Pensionen. en. ist in Südwest die Schutztruppe die Nährquelle für die weißen Ansiedler, die sie zu erhalten dienen muß;
anderweite Organisation zum Schutze des Landes durch die weißen Ansiedler selbst längst durchgeführt. Im Schutzgebiet sind nach Zeug⸗
sonst hätte man die
aus der Kolonie selbst 6000 wehrhafte weiße Männer vor⸗
handen, denen höchstens die Bastarde, aber auch diese nur in viel ge⸗
er Zahl, gegenüberstehen; dennoch will die Verwaltung
nicht zur Verminderung der Militärlast von 10 Millionen verstehen. des Gouverneurs Dr.
Der Abg. von Liebert hat trotz der Darlegungen or. Schnee sich gestern nochmals für die Deutsch Ostafrika eifrig aussprechen zu sollen auf das Buch des früheren Staats⸗ Wir können auf diese Berufun
uf diese Empfehlung nichts geben; von Lindequist hat ja auch
ung in
in Südwest mit seiner Besiedelungstheorie Fiasko gemacht. Dr. Solf hat seinen Optimismus für die Kolonialpolitik wirklich sehr nötig.
der Abg. Waldstein hat sich als Kolonialoptimist vorgestellt; er auf die Einfuhr großer Fleiscgengen aus Südwest. Nennens⸗ Mengen werden von dort nicht herkommen, namentlich da die die Zollfreiheit für dieses Fleisch nicht Der Abg. Semler fragt uns, was die deutschen Textil⸗
„Diese Frage ist völlig unverständlich, denn wir haben für alle Forderungen des Kolonialetats in dieser Richtung mt, und ein Mehr konnte auch der Abg. Semler nicht tun.
Auch die Aussicht des Kaffeebaues in den Kolonien ist sehr gering.
2
In Samoa nennt man den Staatssekretär einen schönen Viel⸗
echer, man könnte nach seiner gestrigen Rede sagen schönen Seine Ausführungen über die Arbeiterfrage waren ja sehr
t. Aber seine schönen Worte müssen mit Vorsicht aufgenommen
werden, denn die Taten stehen mit seinen Worten in Widerspruch. Selbstverständlich suchen sich die Weißen gegen die Konkurrenz schwarzer s wirken.
an Lohn und Ernährung Farmern schon zu hoch, und die Regierung will dafür sorgen, daß die Löhne nicht steigen.
Arbeiter zu wehren, weil diese als Lohndrücker In Südwest werden für den farbigen Arbeiter jährlich nur 300 ℳ gezahlt. Dies ist den
Wenn der Staatssekretär die Eingeborenen ultur heranziehen will, so ist das anzuerkennen, wenn die Mittel Eine väterliche Fürforge ist es aber Man
nheiten widersprechen, preßt sie in eine kapitalistische Schablone .Die bisherigen Erfahrungen der Eingeborenenpolitik sind geradezu
abschreckend, und zwingen die Regierung dazu, ihre Wirtschafts⸗ und Bodenpolitik in Südwestafrika zu ändern. Weil es an Arbeitskräften
rufen die Pflanzer nach einer Versklavung der Eingeborenen.
Indirekt wird ein Arbeitszwang dadurch ausgeübt, daß man den Ein⸗
nen eine Steuer auferlegt. Die Schwarzen wandern ab und zugrunde. Der Staatssekretär hat hier ganz anders gesprochen Morogoro; dort hat er in einer Rede den die Be⸗ ng von Arbeitern versprochen; seine Rede kam auf ein An⸗ der halben Sklaverei hinaus. Das muß Widerspruch hervor⸗
Der Bezirksamtmann von Tabora berichtet, daß 7341 Ar⸗ aus seinem Bezirk herausgezogen würden. Man ist mit unlauteren Mitteln zu Werke gegangen. Es gibt gewisse Sachsengängerei. Die Bevölkerung nimmt ab, Zahllose Gewalttätigkeiten und Uebergriffe Das Familienleben ist aufs schwerste
die Bevölkerung zu. Alles das wird von sachverständiger berichtet. Und da beklagt sich der Abg. von Böhlendorff darüber,
daß wir solche Dinge hier vorbringen. (Zuruf rechts: Einzelne Fälle!)
das sind nicht einzelne Fälle. Man läßt dort die Leute kalten Das Klima ist ungünstig. Die Leute be⸗
tern davon, daß die Owambos zur Arbeit in Südwest⸗ Die Weißen greifen in der
derung hervorgerufen ist. Es fehlt eben das Verständnis, sich Ihre Unfähig⸗ Ein Unternehmer
Da kann man sich nicht wundern über Ab⸗ Man will die Eingeborenen Es soll eben auch der letzte farbige Mann, der Staatssekretär so blumenreich ausdrückte, seine
14“ 5 ö“ 11“ nicht n das Gezänk der Mis ineingezogen werden. In Südwestafrika 8 man direkt die Farbigen von den Regierungs⸗ schulen aus. Das ist doch eine nette Sorte von bäterlicher Für⸗ sorge. Das ist einfach das ostelbische Rezept, daß die dümmsten Arbeiter die besten sind. Die Haussklaverei muß zu dem festgesetzten Zeitpunkt aufgehoben werden. Den Versuch, die Eingeborenen von Neugutnea wirtschaftlich zu heben, begrüßen wir. Unseren Willen zur positiven Mitarbeit haben wir nicht nur hier, sondern auch in der Kommission oft kundgegeben. Aber die Eingeborenen dürfen nicht durch ostelbischen Fusel verseucht werden. Was im belgischen Kongo möglich ist, müßte sich auch in Kamerun durchführen lassen. Wir setzen uns nur für eine geistige und wirtschaftliche Förderung der Eingeborenen ein.
Abg. Hartrath (Zentr.): Ich möchte die Aufmerksamkeit auf die Kolonialfrauenschule in Karthaus bei Trier hinlenken. Sie besteht seit einer Reihe von Jahren, ihr Weiterbestehen ist aber in Frage gestellt, wenn nicht eine nachhaltige Unterstützung seitens der Regierung eintritt. Ihre Lage gewährt eine gute Ausbildung, dazu tritt noch die enge Verbindung mit einem gut geleiteten Krankenhaus. Die Schülerinnen werden nicht nur als auegereifte Charaktere ent⸗ lassen, sondern sind auch im Haushalt tüchtig ausgebildet, sodaß sie allen Anforderungen der Tropen gewachsen sind.
Abg. Dr. Müller⸗Meiningen (fortschr. Volksp.): Der Abg. Noske hat nicht zum ersten Male unsere Stellung zur Kolonial⸗ politik einer spöttischen Kritik unterzogen. Wir haben umgelernt, gewiß; aber auch das System hat sich E der Uebergang von Stübel zu Dernburg, Lindequist und Solf konnte nicht ignoriert werden. Wir haben auch erkannt, daß aus unseren Kolonien etwas Gutes gemacht werden kann, wenn die Verwaltungsreformen ein⸗ geführt werden, für die wir stets eingetreten sind. Wäre es unter solchen Umständen nicht eine Schande und Schmach gewesen, wenn wir, nachdem Hunderte von Millionen in die Kolonien gesteckt worden, nachdem Ströme Blutes für sie geflossen sind, in der negativen
Stellungnahme verharrt hätten? Und war es nicht Ramsay Mac⸗ donald, der englische Sozialist, der den deutschen Sozialdemokraten ins Stammbuch geschrieben hat, daß sie zu den „toten Sektionen“
ehören, war es nicht der holländische Sozialist van Kol, der auf dem
tuttgarter internationalen Soztalistenkongreß die deutschen Sozial⸗ demokraten aufforderte, doch endlich aus ihrem Schmollwinkel heraus⸗ zukommen? Nichts anderes hat ihnen auch gestern der Kollege
Waldstein gesagt. Zu der Rede des Staatssekretärs können wir fast uneingeschränkt unsere Zustimmung geben, insofern er nicht s. ein verschwommenes Weltbrüdertum, für eine Humanitätsduselei, ondern für die Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit, für die praktische Humanität, die Humanität des gesunden Menschenverstandes eingetreten ist. Ein grausamer, raffinierter Strafvollzug ist aller⸗ dings ein schlechtes Mittel für die Ueberredung zur Arbeit. Es gibt doch aber auch „große“ Mittel zur Vornahme dieser Ueber⸗ redung der Eingeborenen, und ein solches Mittel ist unzweifelhaft die Schule, sie ist das beste Mittel solcher humanen Ueberredung der Eingeborenen zur praktischen Arbeit. Ueber das erhöhte Interesse an unseren Schulen in den Kolonien kann man sich nur freuen. Für die kulturelle Entwicklung unserer Kolonien ist das Maß des Rechtes des Staats an der Schule von höchster Bedeutung. Diese große Frage gehört vor das Forum des Reichstags. Eine Denkschrift des Kolonial⸗ amts, die mir zugänglich gemacht worden ist, bestätigt, daß das Auf⸗ sichtsrecht des Staats über die Missionsschulen besteht und von den Missionen auch anerkannt wird. In allen Kolonien scheint es aber damit nicht ganz gleichmäßig auszusehen; wenigstens drückt sich die Denkschrift bezüglich Deutsch Ostafrikas schon sehr vorsichtig aus und bezüglich Südwestafrikas liegt die Sache noch zweifelhafter. Haben in Südwestafrika überhaupt Revisionen stattgefunden und wird das Revisionsrecht durch die Missionen anerkannt? Bezüglich der staatlichen Schulrechte besteht tatsächlich noch große Unklarheit; es muß Klarheit geschaffen werden, denn sonst möchte der Zeitpunkt nahe sein, wo diese Unklarheit zu einer schweren Gefahr für die Ent⸗ wicklung der Kolonien wird. In Deutsch Ostafrika, in Togo und Südwest ist ein schwerer Kampf zwischen den Missionen aus⸗ gebrochen. Das System der territorialen Ueberlassung des Schul⸗ rechts an die Missionen hat vollkommen bankerott gemacht. Auf diesen Standpunkt hätte sich der Staat von allem Anfang an nicht stellen sollen; es ist des Staates unwürdig, seine Rechte derart ohne jede Garantie einfach aus der Hand zu geben. Wo sich über 30 Missionsgesellschaften in schärfster Konkurrenz wegen der Schulen befinden, ist es Pflicht des Staates, dgrüber zu wachen, in welchem Geist die Jugend erzogen wird. Eine planmäßige Aufsicht des Staates über die Missionsschulen ist absolut notwendig. Eine zu große Sparsamkeit auf dem Schulgebiet würde dem Staate sehr teuer zu stehen kommen. Die Schule ist von der größten Be⸗ deutung, namentlich gegenüber der sogenannten islamitischen Gefahr. Die Anstellung der Lehrer soll von Berlin aus erfolgen und kein Mangel an Lehrern bestehen. Es wird aber von den dortigen Lehrerkreisen darüber geklagt, daß ein großer Stellenwechsel stattfindet, daß ihre Erwartungen nicht erfüllt werden, daß sie 40 bis 50 Dienst⸗ stunden in der Woche haben, daß sie eine ganze Menge von Neben⸗ funktionen haben. Es wird auch darüber geklagt, daß die farbigen⸗ Hilfslehrer schlechter bezahlt werden als die Tagelöhner. In Ost⸗ afrika und Südwestafrika sind nur zwei Rektoren angestellt. Die Lehrer wünschen in die Klasse 8 eingereiht zu werden. Warum sind die Stellen in Kilva und Muansa noch nicht besetzt? Man befürchtet, daß in Ostafrika die Zahl der Lehrer eingeschränkt wird. Das wäre mehr als bedenklich, gerade wegen der iflamilischen Gefahr. Der Abg. Erzberger hat gemeint, die Regierungsschulen wären die reinen Vor⸗ schulen für den Islam. Tatsächlich sind die Regierungsschulen secignet, die Koranschulen, die wie Pilze aufschießen, zu be⸗ eitigen; darin sind sich die Sachverständigen einig. Der Staats⸗ sekretär sagte, die islamitische Gefahr solle paralysiert werden. Das kann nur durch die 11“ geschehen. Der Streit zwischen den einzelnen christlichen Missionen ist nicht geeignet, die islamitische Gefahr zu beseitigen. Die Regierungsschulen sind an der Ausdehnung des Islams jedenfalls nicht schuld. Die Missionen sollten sehr vorsichtig sein. In eingeweihten Kreisen hat man große Besorgnisse wegen eines zu großen Bekehrungseifers der Missionen. Das Reich hat weder eine christliche, noch eine mohammedanische Aufgabe, sondern lediglich die, die Schwarzen zu kulti⸗ vieren. Das Beispiel Englands, des Frößten Kolonisators, sollte für uns maßgebend sein. Der Engländer achtet die religiösen Sitten und Gebräuche der Eingeborenen, er geht diejenigen Missionare vor, die Zwietracht säen. Ich erinnere an das Vorgehen im Sudan. Unsere Regierung sollte die Religionsfreiheit
gegen
ie doch an, was Ihre Parteigänger auf der anderen ““ 1 gehen Sie nach Australien, nach Südafrika und sehen Sie sich die dortigen Verhältnisse an. In Australien hat man ohne viel Federlesens Tausende von schwarzen Arbeitern nach Papua expatriiert, Leute, die schon seit Generationen im Lande waren (hört, hört! rechts und in der Mitte), die sich an ihre neue Heimat gewöhnt und ihr altes Vaterland ver⸗ loren hatten, sind mit ihren Frauen nach Papua expatriiert. Das haben die Labour Unions zu Werke gebracht. Kein Farbiger wird mehr nach Australien hineingelassen; das ist die praktische Lösung der Frage, auf die auch Sie kommen würden. (Lebhafte Zurufe von den Sozialdemokraten: Das sind Liberale! — Große Unruhe.) — Das sind keine Liberalen in unserem Sinne. (Erneute Zurufe von den Sozialdemokraten: Natürlich!) — Nein, meine Herren, die Labour Unions sind Ihnen so ähnlich, wie ein Ei dem andern. (Große Heiterkeit. — Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Ein weiteres Beispiel. Gehen Sie nach Südafrika. Fragen Sie bitte einen von den dortigen weißen Arbeitern, ob er gewillt ist, mit einem Zulu zusammen zu arbeiten. (Sehr richtig!) Er wird Ihnen mit einem deutlichen argumentum ad personam schon 815 leuchten. (Große Heiterkeit.) Also verlangen Sie nicht Unmöglich⸗
keiten von uns.
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straße dasselbe Vertrauen, daß ich dann in die Kolonien weiter geben
achten, aber auch die Staatsrechte gegenüber den Missionen wahren. C(ebhaftes Bravo!) ssi hren
Es ist eine Pflicht des Parlaments, hinzuweisen auf das gro Kulturwerk, das in erster Linie die Missionen, auch des deutschen Lehrer in den Religionsschulen tatsächlich geleistet haben. Wer die Schule hat, hat die Zukunft auch in den Kolonien. Soll der Eingeborene zu praktischem Unterricht allmählich herangezog werden, so sind die Schulen das beste Mittel dazu. Möge der Staatssekretär der Schulfrage erhöhte Aufmerksamkeit zuw
i ir selbst gemerkt ist mir sehr ernst um diese Frage, ich habe es an mir se in den 12 Jahren meines Leben in den Tropen, und habe gefunden, “ öC111A“ 1“
— das Leben draußen anders auf uns wirken, als leun 8 114“ Ungehen Die Leute draußen neigen mehr nach wie vor auf dem Standpunkte der “ Wie 6 leicht übelzunehmen und auf Klatsch zu hören. Es ist eben zu auch in der Tarifierung 28 8 ö“ 1 it.) Meine Herren, ich muß werden kann und soll, möchte ich mir vorbehalten. E“ 1.“ 12 d 1 ü IJ Uls sind wir dafür, daß der Alkoholgenuß diese Vorgänge von hier Frage prüfen. Jedenfalls sind wi in 6 C1“ 88 man dies möglichst eingeschränkt wild. (Lebhaftes Bravo ) Wir sind 6 G6 Nan iit über die Inspektions⸗ und gegen die Inspektions⸗ Kamerun und Togo Hand in Hand mit den Engländern 5 mus 8 reisen worden. Inspektionsreisen müssen stattfinden. Der hafter Weise “ ö“ 8 ein E 18 komnen. Famfrun beist derhelb an der gannen Küste diekt das . ü diszipli altung Frankre Gouverneur der Schutztruppen ist verantwortlich für die Disziplin der immer noch a lehnenden H g eiraög. Nogke (S) in, seiner Riede, geren Anseng in er
igkeit der Truppe; er muß die abseits von schwierig. offnungen ine rasche Entwicklung unserer Schutzgebiete sind 8 vr 11“ besichtigen. Ich gebe zu, daß In der Jagdschutzverordnung stehe ich durchaus u. 1 angen üi Resa e natfang asen h 988 gerstnd d t zu geschehen braucht, und es wird auch weniger statt. GStandpunkte der Wildschutzfreunde. meiner ö . 1897 868 shs e9 uPegftag. ver penseen Feologzal. kas 8 b sähriges weißge 0 7 1 4 8 5 i 9 j 3 2 1 2 9 ; 4 7 . 2 8 dl als Staatssekretär war die Reformierung der Wi hwindel, der je stattgefunden hat. Trotz der wirtschaftlichen En zu haben. Er erhielt 8 Jahre Zuchthaus. Wegen dieser Erfolge lt, Id lbst 8 finden, sobald das Bahnnetz h. “ 188 deö in G nach dieser Richtung hin. Daß wir noch wicklung des Schutzgebietes hat der Reichszuschuß eine Steigerung milden Bestrafung kochte die weiße Ansiedlerseele ühse se 88 nr lrtt 8 sahhst begce. Feisene 6 Kosten sind, wie ich in der Kommission schon gesagt habe, ni die Jagdschutzfreunde erfahren. Alle Redner wollen größere Mittel für den Bahnbau und man verlangte direkt die Todesstrafe. Den Bau von Eisen⸗ iderspruch heraus. Auch wir üben Kritik. Abe hoch, wie Sie meinen. Auf die Inspektionsreisen an sich können wir richt alles so haben einrichten können⸗ 18 Wir bereiggestellt wissen. Da mahnt doch die Finanzlage des Reiches und bahnen wollen auch wir fördern, aber nicht in einem Hurratempo. darin Maß halten. Der Wert von Neukamerun wird San 9hes llitärischen Disziplingründen nicht verzichten, sie sollen aber haben wollen, das liegt an den Verhältnissen im chutzge I es Schutzgebietes zur 8 Bisher hat das Reich die Garantie Es geht nicht an, daß eine Handvoll Weißer mit dem Gelde der sehr Ifkeptisch betrachtet. Ich warne vor einem zu raschen aus militä ig können nicht ohne weiteres Schongesetze einführen, weil wir 68 die Kolonialanleihen übernommen. Aber die Zeit ist nicht mehr Eingeborenen nach Belieben schalten und walten darf. Deshalb Urteil auf Grund von einzelnen Nachrichten. Dem Ürteile des Herrn eingeschränkt und b 5 L so hat sich der Herr Tragezeit, die Brutzeit des afrikanischen Wildes noch nicht kennen. sern, wo diese auf den Markt kommen werden. Der Steuerertrag müßte wenigstens in ein Farbiger mit im Gouvernementsrat Zimmermann stehen andere gegenüber. Es ist mir zweifelhaft, wie Abg 1eas hcee gan Wahann gewandt, die meines Wissens! Wir studieren aber daran und werden allmählich dahin kommen, daß
Hände in den Dienst der Weißen stellen. Auch in der Kolonial⸗
politik soll angeblich Recht Recht bleiben. Diese Dinge
9 sind laber I 8 in 1 F ö“ 19n Fner
128. Sitzung vom 7. März 1913, Nachmittags 1 Uhr. ja glei er Anfang der Kolonialpolitik in üdwestafrika Rechtsb 2 e
Weriet von Wolfis Telegernhilechen Unrere. ein Rechtsbruch schlimmster Art. Man hat den Leuten einfach
das Land fortgenommen und sie⸗ als sie sich zur Wehr setzten, zu Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten
Paaren in die Wüste getrieben. Man will das Recht der Ein⸗ Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fest⸗
geborenen nicht kennen lernen, man hält aber an der Prügelstrafe tellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs⸗
f Diese Strafe ist allein in letzter Zeit 7389 mal zur Anwendung ahr 1913, und zwar „Etat für das Reichskolonialamt“. g ommen. Kamerun heißt deshalb an der ganzen Küste direkt das Abg. Noske (Soz.) in seiner Rede, deren Anfang in der
Abg. Keinath (nl.): Die Mehrheit des Volkes will eine Kolonialpolitik, so war es 1907, so ist es heute. Gegenüber den Kolonialpolitik noch eine Saat auf Hoff ist. Di Coß unsere Neg verg 8 offnun .
bekam er nur 6 Jahre Gefängnis, und, weil 8 Strafe den Weißen letzten Jahre berechtigen uns dvcbe zu “ ve ea s zu hoch erschien, wurde dagegen Berufung eingelegt. Ein 6 zeceche England treibt seit Jahrhunderten, wir erst seit Jahrzehnten Kolonial⸗ Neger stand im Verdacht, ein 4jähriges weißes Mädchen vergewaltigt politik. Trotzdem haben wir auf dem Gebiete der Tropenhygiene
Einfluß auf die Rechtspflege zugestehen. Als ein Unteroffizier der Froßen Kosten müssen wir immer darauf Bedacht nehmen,
Schutztruppe ein 10 jähriges Negermädchen vergewaltigte, daß es starb,
in den Schutzgebieten ist nur auf Kosten der Eingeborenen! sitzen. Wir verlangen Regierungsschulen, damit die Eingeborenen] wir mit der Schlafkrankheit dort fertig werden wollen. In Neu⸗