Monstreausstellung werden. Es konnten nur Stichproben gegeben vwerden, und da muß man zugestehen, daß in dem oben angedeuteten Sinne die Vertreter der wichtigsten Kunstzentren des Deutschen Reichs 8 geschickt gewählt wurden. Daß Berlin dabei die erste Rolle pielt, ist weiter nicht verwunderlich, da die Ausstellung nun einmal in Berlin stattfindet, und daß viele führende Meister von auswärts dabei zu kurz kommen, oder überhaupt übergangen wurden, das liegt eben in der Beschränktheit des Raumes. Es konnte sich nur um Andeutungen handeln. .
Geht man zu Einzelheiten über, so drängt sich die Bemerkung auf, daß, wenn die Akademie den Berliner Künstlern dieselbe Libe⸗ ralität hätte angedeihen lassen, wie etwa den Münchnern oder den anderen, das Ganze um eine Nuance erfreulicher gewirkt hätte. Frei⸗ lich konnte man den Hausgenossen der Akademie ihren Platz nicht streitig machen, und so sind sie denn in Reih' und Glied angetreten; von Kallmorgen, Engel, Scheurenberg, Frenzel, Graf von Harrach erwartet man keine Ueberraschungen und begrüßt in ihnen alte Bekannte, ebenso wie Liebermann, der mit einem seiner letzten Bilder nicht sehr günstig vertreten ist. Aber die Auswahl der eingeladenen Berliner ist wohl zu streng gewesen. Von Corinth ist das bekannte, aber nicht gerade charakteristische Bildnis von Professor Mayer da, von Ulrich Hübner eine unbedeutende Land⸗ schaft, aber — wo blieben denn die anderen, um nur Slevogt zu nennen? Auch, wenn man die äußerste Linke hätte fallen lassen, wäre noch reichlich viel zur engeren Wahl da gewesen, und so bekommt man fast den Eindruck, als ob in Berlin das Kunstleben besonders gesetzt und behäbig wäre, was doch entschieden nicht zutrifft. Da sind z. B. von Münchnern nicht nur Defregger und Kaulbach, sondern auch Stuck, Bartels und Samberger, ja, sogar Zügel, Jauk und Putz geladen worden, was dieser ganzen Gruppe eine frischere Note verleiht. Ein Bild von dem in München ansässigen Rheinländer Goossens hellt geradezu den Saal auf, in dem übrigens ein inter⸗ Porträt des alten Justi von Lepsius hängt. Ebenso ist
üdwestdeutschland mit einem Trübnerschen Reiterbildnis und zwei reizvollen Thoma⸗Landschaften stattlich vertreten, beides ehemalige Sezessionisten, doch noch immer keine „Akademiker“, mit Schönleber, mit zwei Landschaften von Dill, die leider immer mehr wie vergrößerte Ansichtskarten wirken, mit Haug und Landenberger. Folgen dann die Sachsen, von denen Bautzer wohl am besten mit dem Porträt Woer⸗ manns abschneidet; Klinger sowohl wie Kuehl kann man unmöglich nach hier eingesandten Bildern beurteilen, aber auch Bracht und Zwintscher kennt man von besseren Leistungen her. Vogels orträt wirkt recht stattlich, ebenso Oldes Bildnis von laus Groth. Düsseldorf ist mit Gebhardt, Weimar mit Melchers und Mackensen repräsentiert. Aber auch einige Aus⸗ länder durften mittun, sofern sie durch irgendwelche Beziehungen zu Deutschland legitimiert waren, und so hat Zorn einige prachtvolle Porträts geschickt, die zu dem Besten dieser Ausstellung gehören, Herkomer und der Belgier Wauters ebenfalls einige Porträts. Zwei Falat, Mitglied der Krakauer „Sztuka“ (die jetzt im Künstler⸗ aus ihre Ausstellung eröffnet hat), früher lange Zeit in Berlin tätig, hat eine farbenfrische Landschaft eingesandt, und Brandt, der in München seit Jahrzehnten tätig ist, ein Kosakenlager.
Die Skulptur ist fast ausschließlich mit Porträtbüsten ver⸗ treten, von denen jene von Klimsch (Liebermann und General von Schlieffen), von Hildebrandt (von Siemens) und dem neu⸗ ernannten Akademiemitglied Kruse (Freiherr von Gleichen⸗Ruß⸗ wurm) wohl zu den besten gehören. Auch die Radierung kam mit vorzüglichen Blättern Koeppings zu Worte, von den Wienern ist Schmutzer da, der ihm den Rang streitig machen könnte. Und um das Bild abzurunden, sind in drei Sälen Architekturentwürfe, Modelle und Photographien nach ausgeführten Bauten ausgestellt, von denen jene von Bruno Schmitz (Dom in Freiberg i. S.) und Seeling die größte Beachtung finden dürften.
Alles in allem: keine besonders interessante, aber eine überaus lehrreiche Ausstellung, die der Berechtigung der ausstellenden In⸗ stitution neuen Stoff zuführt. Wir sind zu sehr daran gewöhnt, in Ausstellungen nur Anregungen, Ueberraschungen und Diskussions⸗ themata zu finden, um mühelos einer derartigen Veranstaltung gerecht zu werden, die das Gewordene festzuhalten versucht, das Erreichte festzustellen sich vornimmt. Und doch ist es notwendig. U.
Theater und Musik.
Kurfürstenoper. “ 8
In der gestrigen Aufführung von Puceinis Musikdrama „Tosca“ in der Kurfürstenoper sang Eva Plaschke⸗von der Osten von der Königlichen Hofoper in Die den die Titel⸗ partie als Gast. Die hier bereits bekannte und hochgeschätzte Künstlerin hat die Erwartungen, die man bezüglich ihrer Tosca hegen konnte, vollauf erfüllt, ja sogar übertroffen, denn ihr sieghafter und schmiegsamer Sopran strahlte gestern sowohl im Ausdruck der Leidenschaft wie in dem zarterer Empfin⸗ dungen einen Glanz und einen Wohllaut aus, die hinreißend wirkten. Den Höhepunkt in gesanglicher Hinsicht bildete das Gebet im zweiten Akt, das sie in wirksamer dynamischer Steigerung und mit so tiefer und inniger Empfindung sang, daß starker Beifall bei offener Szene erfolgte. Ihre darstellerische Leistung war der gesanglichen ebenbürtig. Neben der Dresdner Künstlerin zeichnete sich als zweiter Gast Herr Nadolovitch aus, dessen trefflicher Cavaradossi hier schon oft anerkannt wurde, und von den Mitgliedern der Kur⸗ fürstenoper Herr von Zawilowski, der ein eindrucksvoller Scarpia war. Im übrigen wies die Besetzung dieselben Namen auf wie bei der jüngst an dieser Stelle gewürdigten Neueinstudierung des Puccinischen Werks unter der Leitung des Kapellmeisters Dr. Sigfrid Prager, der auch gestern das Ganze mit fester Hand zusammenhielt.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Aida' unter der musikalischen Leitung des Kapellmeisters von Strauß aufgeführt. Die Titelrolle singt Fräulein Easton, Frau Ober die Amneris, den Radames: Herr Maclennan, den Amonasro: Herr Hoffmann, den Ramphis: Herr Knüpfer, den König: Herr Bachmann.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Ariadne auf Naxos“ unter der musikalischen Leitung des Kapellmeisters Blech und in der bekannten Besetzung wiederholt. Frau Schloßhauer⸗Reynolde singt erstmalig die Dryade. 1
Im Deutschen Opernhaus in Charlottenburg wird dem⸗ nächst Puccinis romantische Oper „Das Mädchen aus dem goldnen Westen“, die bisher nur in Amerika und Ungarn auf der Bühne er⸗ schienen ist, ihre deutsche Uraufführung erleben. Der italienische Komponist ist in Berlin eingetroffen, um den letzten Proben zu seinem Werke beizuwohnen.
Mannigfaltiges. Berlin, 12. März 1913.
1“ 8E113““ 8
Amtlich wird gemeldet: Um 7 Uhr 15 Minuten Vormittags entgleiste vom Luxuszug L 11, der den Bahnhof Char⸗ lottenburg fahrplanmäßig um 7 Uhr 13 Minuten durchfahren hatte, in km 10,650, Gleis Charlottenburg—Schlesischer Bahnhof, in der Höhe des Stellwerks Cot, die vordere Tenderachse der Zuglokomotive 910 Hn infolge Bruchs der linken Tragfeder. Der Wagenzug wurde an den Bahnsteig zurückgeholt. Die Fahrgäste stiegen in den Personenzug 201 P über, der mit 24 Minuten Ver⸗ spätung auf falschem Gleis nach dem Zoologischen Garten abgelassen wurde. Personen sind nicht verletzt, Wagen und Gleisanlagen blieben unbeschädigt. Um 8 Uhr 15 Min. war die Aufgleisung beendet und das Gleis in der Richtung Charlottenburg — Schlesischer Bahnhof wieder frei.
Hannover, 11. März. (W. T. B.) Heute vormittag stießen auf dem Rangierbahnhof Seelze zwei Lokomotiven zu⸗ sammen. Dabei wurde dem „Hannorerschen Anzeiger“ zufolge der Lokomotivführer Wolter aus Ahlem sofort getötet. Der Reservelokomotivpführer Hoppe aus Letter erlitt einen doppelten Unterschenkelbruch, der Hilfsschaffner Ratting aus Seelze kam mit einer leichteren Kopfverletzung davon.
Rostock, 12. März. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Vergangene Nacht kurz nach 12 Uhr entgleiste bei Lüdersdorf der Güterzug Nr. 6002 mit 17 Wagen. Die Entgleisung ver⸗ ursachte verschiedene Störungen im Betrieb. Der Verkehr wird durch Umsteigen bei Lüdersdorf aufrecht erhalten. Der Sachschaden ist
sehr erheblich. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. hnr Fehebich., der Ursachen der Entgleisung ist eine Untersuchung
eingeleitet worden.
Cuxhaven, 12. März. (W. T. B.) Das englische Segel⸗ schiff „Glen Alvon“, mit Salpeter von Südamerika kommend, ist heute früh 6 Uhr 45 Minuten drei Seemeilen nordnordwest vom Leuchtschiff „Elbe 1“ von dem Fischdampfer „Senator von Berenberg⸗Goßler“ gerammt worden und gesunken. Die Mannschaft des „Glen Alvon“ wurde von dem Fischdampfer gerettet und nach Cuxhaven gebracht.
Hamburg, 11. März. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der „Hamburger Nachrichten“ aus Helgoland sind die Bergunge⸗ arbeiten an dem Torpedoboot „S 178“ wegen der stürmischen See seit Sonntag eingestellt. Heute sind der Hebekran „Oberelbe“ und die Bergungsdampfer „Reiher“ und „Albatroß“ in Helgoland eingetroffken, um bei günstiger Witterung die Arbeiten fort⸗ zusetzen. Am Sonntag haben die Taucher des Bergungsdampfers „Seeadler“ die Lage des Torpedoboots eingehend untersucht. Die Untersuchung hat ergeben, daß das Boot in der Mitte auf⸗ gebrochen ist. Der Vorderteil steht aufrecht auf dem Meeresboden. Der hintere Teil des Bootes ist gekippt und liegt mit dem Kiel nach oben. Ein Schornstein fehlt.
Wien, 11. März. (W. T. B.) Die Sammlung zur Schaffung einer österreichischen Luftflotte hat bisher über eine Million Kronen ergeben.
London, 11. März. (W. T. B.) Von fünf Anhänge⸗ rinnen des Frauenstimmrechts, die gestern den Königlichen⸗ Zug durchbrachen, um dem König eine Bittschrift zu über⸗ reichen, wurde eine zu einem Monat Gefängnis verurteilt, während die vier anderen drei Wochen Gefängnis erhielten. Alle beriefen sich darauf, daß ihre Handlungsweise der Verfassung⸗ nach gesetzmäßig gewesen sei.
Der Flieger Perreyon
Paris, 11. März. (W. T. B.) 1 hat heute vormittag auf dem Flugplatz Buc bei Versailles mit einem Eindecker in einer Stunde sieben Minuten eine Höhe von 6000 m erreicht und damit eine neue Welthöchstleistung aufgestellt.
(W. T. B.) Nach einem dem Kolonial⸗ ministerium zugegangenen Kabeltelegramm wurde die Insel Réunion am 4. d. M. von einem furchtbaren Wirbelsturm heimgesucht, der an den Häfen, Eisenbahnbauten, Fabrikanlagen, Wohnhäusern und Pflanzungen sehr großen Schaden anrichtete.
Lyon, 12. März. (W. T. B.) Hier veranstalteten die Ver⸗ einigungen der republikanischen und sozialistischen Studenten Ver⸗ sammlungen, in denen sie gegen jede Aenderung der Dienstzeit Einspruch erhoben. Das Bergarbeitersyndikat in Montceau les Mines beschloß, eine Protestversammlung. gegen die geplante Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit, die das Werk des nationalistischen Chauvinismus sei, “ erufen.
aris, 12. März.
Cherbourg, 11. März. (W. T. B.) Auf dem Untersee⸗ boote „Foucault“ explodierte ein Motor, nachdem er zwei Stunden lang gut gearbeitet hatte. Sieben Leute sind verletzt worden, unter ihnen zwei schwer. Das Unterseeboot kehrte nach Cherbourg zurück.
New York, 11. März. (W. T. B.) Wie der „New York Herald“ meldet, ist durch das Erdbeben in Guatemala die Stadt Guaimquilapa zerstört worden. Fast hundert Schul⸗ kinder sind umgekommen. Hilfsmaßnahmen für die Verletzten sind eingeleitet worden. (Vgl. Nr. 61 d. Bl.)
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und .“ Zweiten Beilage.)
☛ 8₰
Theater.
Königliche Schauspiele. Donners⸗ “ tag: Opernhaus. 67. Abonnementsvor⸗ SeUen. stellung. Aida. Oper in vier Akten 8 7 Bildern) von G. Verdi. Text von tonio Ghislanzoni, für die deutsche Gastspiel des ühne garbeitet “ usikalische Leitung: err Kapellmeister Sonnabend, den von Strauß. Regie: Herr Regisseur Bach⸗ un. (Moissi. mann. Ballett: Herr Ballettmeister eeö
Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 78. Kartenreservesatz. Das Abonnement, die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Ariadne auf Naxos. Oper 8 Uhr: Filmzauber.
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Freitag: Brand.
Kammerspiele. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Bürger Schönheitssalon. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das zug nach Nizza.
und Sonnabend: Akten von Arthur Lippschitz und Max
Sonntag: Bürger Schippel.
Deutschen Theaters .) Donners Abeni . Extrazug nach Nizza. sch h theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr Fhchen aazs zuhr: Nathan
im Zirkus Schumann: der Weis er⸗ mödie i 18* 5 er Weise. Jeder⸗ mödie in drei Akten von Carl Rößler Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Die Srchester.
22. März:
5 8 8 Vorverkauf täglich an der Tageskasse Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. des Deutschen Theaters (10—2 Uhr) und in 80 Stunden.
Große Posse mit in einem Aufzuge von Hugo von Hof⸗ Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Musik von Richard Strauß. Bernauer und Rudolph Schanzer.
Nachmittags Hierauf: Der zerbrochene Krug. — Z8bIböböbööbe. 2 8 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große
Giacomo Rofinen. — Abends: Filmzauber. lottenburg,
Theater in der Königgrützer Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: von Windsor. Macbeth. Trauerspiel in fünf Aufzügen
ba 2
Freitag und folgende Tage: Der Theater Schöne Stiftungsfest.
3 Schönau. Schillertheater. o. (Wallner⸗
Wolkenkratzer. Eine amerikanische Ko⸗
und Ludwig Heller. Freitag:
Sonnabend: Wilhelm Tell.
Aufzügen von Paul Lindau. Freitag: Urtel Acosta. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Wallen⸗ steins Lager. Hierauf: Die Picco⸗
3 ½ Uhr: lomini. — Abends: Der Andere.
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ Bismarck⸗Straße 34 —37.
Freitag jolika.
Abends 8 Uhr: Der Waffenschmied. e Der Freischütz. onnabend:
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zar und Zimmermaun. — Abends: Figaros
Hochzeit.
am Nollendorfplatz. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Extra⸗ 8 Uhr: 6. (letzter) Kammermusikabend'⸗
Freitag und
Die Reise durch Berlin schöne Helena. 8 Rlindworth⸗Scharwenka·Saal.
Stein und Ludwig Heller. und folgende Tage:
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: 2 ✕ 2 Auftreten sämtlicher Spezialitäten,
Thaliatheater. (Direktion: Kren und
Direktion: Georg Hartmann.) Donnerstag, Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: 7 ½ Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz — Zum in drei Akten von Curt Kraatz und Jean pantomime: „Sevilla“. Die lustigen Weiber Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Freitag und folgende Tage: Puppchen.
Singakademie. Donnerstag, Abends Vaudeville in drei des Klingler⸗Quartetts.
Beethoven-Saal. Donnerst., Abends 8 Uhr: Konzert von Elsie Playfair und Mariska Aldrich (Ge⸗ ang) mit dem Philharmonischen Dirigent: Camillo Hilde⸗
folgende Tage: Der
brand.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: Henrik von
Birkus Schumann. Donnerst., Abende
Ma⸗ 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung.
— Zum schluß: Der unsichthare
11“ Mensch! Vier Bilder aus Indien.
Birkus Busch. Donnerstag, Abends Uhr: Große E. Schluß: Die große Prunk⸗
Familiennachrichten.
und Forsten zur den zur Begründung dieser Gesetzesvorlage mitgeteilten Zahlen ist er⸗
bestimmt waren, schon jetzt völlig ausgegeben sind.
Neues Operntheater (Kroll). Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Auf Aller⸗ öchsten Befehl: Achte Vor⸗ tellung für die Berliner Arbeiter⸗ chaft: Der eingebildete Kranke. aschingskomödie in drei Akten von .B. P. Molidre. In der Uebersetzung on Wolf Grafen Baudissin, mit einem Vorspiel (unter Benutzung Molidrescher Motive) und mit dem Originalschluß (Zeremonie einer burlesken Doktorpromo⸗ son) für die Bühne bearbeitet von Paul indau. Die zur Handlung gehörige Musik nach zeitgenössischen Originalen don J. B. Lully und M. A. Char⸗ ventier und Gounodscher Kompositionen zum „Arzt wider Willen“, eingerichtet und für ee e. z e. instrumentiert von erdinand Hummel. (Die Eintrittskarten eerden durch die Zentralstelle für Volks⸗ wohlfahrt nur an Arbeitervereine, Fabriken usw. abgegeben. Ein Verkauf an einzelne Hersonen findet nicht statt.’.) 8
Deutsches Theater. Donnerstag,
Abends 7 ½ Uhr: Der lebende Leichnam. Freitag, Sonnabend und Sonntag: Der l de Leich
Sonnabend und Sonntag: Maecbeth.
Lefsingtheater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Erziehung zur Ehe. Komödie in drei Akten von Otto Erich ö Hierauf: Tod und Leben.
orfkomödie in einem Akt von Ludwig Ganghofer.
Freitag: Rose Bernd.
Sonnabend: Die Stützen der Gesell⸗
schaft.
Deutsches Schauspielhaus. (Direk. tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 — 104 a.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der 188 sitzende Frack. Lust⸗ spiel in vier Akten von Gabriel Dregely.
Freitag und Sonntag: Der gut sitzende Frack.
Sonnabend: Der gute Ruf.
Komödienhaus. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Schönheitssalon. Schwank
Montis Operettentheater. Früber: Neues Theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Zigeunerprimas. Operette in drei Akten von Emmerich Kälmän.
Freitag und folgende Tage: Der I
onntag, Nachmittags 3 Uhr: Der fidele Bauer.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die beiden Husaren. Operette in drei Akten von
Léon Jessel. Tage: Die
Freitag und beiden Husaren. Sonntag, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Der Frauenfresser. Residenztheater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Frau Präsidentin. (Ma- dame la Présidente.) Schwank in drei
Akten von M. Hennequin und P. Veber. Freitag und folgende Tage: Die
folgende
Uhr:
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Donnerstag, Abends 8 Wenn Frauen reisen. spiel in vier Akten von Mouezy⸗Eon und Nancey.
Freitag und folgende Tage: Frauen reisen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: selige Toupinel.
Lust⸗
Wenn Der
8 Uhr:
in drei Akten von Wilhelm Jacoby und Art Lippschi
Frau Präsidentin.
Wiedemann.
Konzerte.
Philharmonie. Donnerstag, Abends 8 Uhr: 4. Winterkonzert der „Ber⸗
liner Liedertafel“. Chormeister: Max Mitw.: Clara Senius⸗
Erler, Felix Senius, Kammersänger.
Saal Bechstein. Donnerstag, Abends Liederabend (Mendelssohn⸗Brahms⸗Schumann⸗ n von Anton Sistermans. Am
avier:
3. (ketzter)
Alexander N 2 8
Verlobt: Frl. Annemarie Havenstein mit Hrn. Oberleutnant Joachim von Kleinschmit (Berlin —Charlottenburg). — Hildegard von Berlepsch mit Hrn⸗ Regierungsreferendar Horst von Wind⸗ heim (Schloßgut Seebach, Kr. Langen⸗ salza — Cassel).
Gestorben: Hr. Generalmajor z. D. Konrad von Beneckendorff und von Hin⸗ denburg (Berlin). — Hr. Kreisarzt, Geheimer Medizinalrat Dr. Oskar Horn (Löwenberg, Schles.). — Hr. Konsul Wilhelm Knoop (Leipzig). — Fr. Eli⸗ sabeth von Aulock, geb. von Schmackowsky a. d. H. Radau (Breslau).
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin.
Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Neun Beilagen
(einschließlich Börsenbeilage)
zum Deutschen Rei
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 151. Sitzung vom 11. März 1913, Mittags 12 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)
Ueber den Beginn der Sitzung ist in der gestri d. Bl. berichtet worden. 1..X“ Das Haus tritt in die Beratung des Etats der An⸗ siedlungskommission für Westpreußen und Posen ein und verbindet mit dieser die erste Beratung des Gesetz⸗ entwurfs über Maßnahmen zur Stärkung des Deutsch- tums in den Provinzen Westpreußen und Posen. Den Etat der Ansiedlungskommission hat die Budgetkommission zur unveränderten Bewilligung empfohlen. 1G
Referent Abg. von Wentzel⸗Belencin kons.): a Gesetzentwurf schlägt eine Erhöhung des Fang 6: der 88 deutscher Ansiedlungen und des Fonds für Fererung gung um insgesamt 205, des Fonds für Domänen⸗ und, Forstankäufe um 25 Millionen, zusammen eine Erhöhung um 230 Millionen Mark vor. Von den zur Förderung deutscher Ansiedlungen bestimmten 175 Millionen sollen 100 zur
Feestigung bäuerlicher Güter durch Umwandlung i 8 rl g in Ansiedlungsrenten⸗ güter und zur Förderung der Seßhaftmachung von Arbeitern 8c dem
Lande verwendet werden.
Minister für Landwirtschaft, Domä Dr. Freiherr von .“ ““
Meine Herren! Der Ihnen zugleich mit dem Etat der An⸗ siedlungskommission zur Beratung vorgelegte Entwurf eines Gesetzes über Maßnahmen zur Stärkung des Deutschtums in den Provinzen Westpreußen und Posen bezweckt die Ergänzung der Mittel, die seit dem Jahre 1886 für die Ansiedlung deutscher Bauern und Arbeiter, für die Festigung bäuerlichen und größeren Grundbesitzes und für Ankäufe von staatlichen Domänen Verfügung gestellt worden sind. Aus
und Forsten
sichtlich, daß die 475 Millionen, die im ganzen für die Zwecke der Besiedlung ausgeworfen waren, im laufenden Jahre 1913 vollständig
verbraucht sein werden, und daß die für Domänen⸗ und Forstankäufe bestimmten 125 Millionen und die 75 Millionen, die zur Festigung des bäuerlichen Besitzes und zur Förderung der Arbeitersiedlungen bestim 1 Allein von den ür die Festigung größerer Güter zur Verfügung stehenden 50 Millionen wird bei Beginn des nenen Etatsjahres ungefähr noch ein gutes Drittel vorhanden sein. Was mit diesen gewiß nicht unbedeutenden Summen — es sind m ganzen 725 Millionen — in nunmehr 27 jähriger Tätigkeit auf den verschiedensten Gebieten in den Provinzen Posen und Westpreußen elleistet worden ist, wird in der Begründung des vorliegenden Gesetzentwurfs übersichtlich und eingehend dargelegt. Auch der grundsätzliche Gegner der von der Staatsregierung in den erflossenen Jahrzehnten getroffenen, von Ihrer Mehrheit stets ge⸗
billigten Maßnahmen wird zweifellos zugeben müssen, daß mit der Ansiedlung von nahezu 21 000 Familien auf dem Lande, mit der
Besitzfestigung von jetzt insgesamt 230 136 ha und mit dem Erwerbe von über 24 Quadratmeilen an staatlichen Domänen und Forsten eine Leistung erzielt ist, deren wirtschaftliche und nationale Bedeutung niemand verkennen kann.
Nun weiß ich das, meine Herren, sehr wohl: auch gegenüber den jetzt geforderten Mitteln werden nicht allein die Einwendungen er⸗ hoben werden, welche im allgemeinen gegen die Ansiedlungs⸗ und Polen⸗ politik der Staatsregierung geltend gemacht werden, sondern man wird sich auch zweifellos darauf berufen, daß insbesondere die Kosten der Ansiedlung zu hoch und demgegenüber ihre Erfolge auf wirtschaftlichem und nationalem Gebiete zu unbedeutend seien.
Es ist gewiß nicht zu leugnen, daß die Kosten der Besiedlung im Laufe der Jahre sich nicht unerheblich erhöht haben. Es ist das nicht auf falsche oder unvorsichtige Maßnahmen der Ansiedlungs⸗ kommission, sondern hauptsächlich auf die gesteigerten Güter⸗ preise zurückzuführen, die wiederum in den gesteigerten Erträgen des landwirtschaftlichen Betriebes vor allem ihre Erklärung finden. Das beweist die Tatsache, daß sich diese Steigerung der Güterpreise nicht allein auf die eigentlichen Ansiedlungsprovinzen Posen und Westpreußen, sondern ebenso sehr auf den ganzen Osten, die Provinzen Ostpreußen, Pommern und Schlesien erstreckt: Auch hier haben die Grundstückspreise eine früher nie gekannte Höhe erreicht. Wenn es trotzdem die Ansiedlungskommission bis zum heutigen Tage vermocht hat, ihre bei Grundstückskäufen gezahlten Preise nach den Erhebungen des Präsidenten der Ansiedlungskommission immerhin noch circa 17 bis 21 % niedriger zu halten als die Preise, welche im freien Güter⸗ verkehr bewilligt worden sind, so kann man daraus jedenfalls der Ansiedlungskommission nicht den Vorwurf leichtfertiger Vergeudung staatlicher Mittel machen. Es ist, nebenbet bemerkt, selbstredend, daß mit den gesteigerten Ankaufspreisen auch die zu zahlenden Renten sich erhöht, damit aber auch allerdings die wirtschaftlichen Verhältnisse der neueren Ansiedler im Vergleich zu den älteren sich entsprechend weniger günstig gestellt haben.
Meine Herren, Sie finden in der Begründung des Gesetzentwurfs eine eingehende Statistik über die Bewegung der deutschen und der polnischen Bevölkerung. Sie werden daraus ersehen, daß in bezug auf die Seelenzahl eine stärkere Zunahme der deutschen Be⸗ völkerung nur in den Regierungsbezirken Bromberg und Marien⸗ werder gegenüber der polnischen zu verzeichnen ist. Aber der Um⸗ stand, daß gerade in diesen von mir genannten Regierungsbezirken auch die Ansiedlungstätigkeit die stärkste und die Zahl der angesetzten Bauern und Arbeiter die größte ist, spricht doch zweifellos dafür, daß die Anfiedlungstätigkeit auf die Zunahme der deutschen Bevölkerung einen günstigen Einfluß geübt hat. .
Indessen, bei der Beurteilung der Bedeutung der Besiedlung ist das ausschlaggebende Gewicht nicht auf die bloße Bevölkerungs⸗ zunahme, auf die Zunahme der Seelenzahl zu legen, es kommt ebenso sehr und vielleicht noch mehr darauf an, daß das Deutschtum, daß die deutsche Bevölkerung wirtschaftlich gestärkt worden
Erste Beilage 8
eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, 2
ist. Daß dieses der Fall gewesen ist, daß es der Ansiedlungstätigkeit gelungen ist, in hervorragender Weise die Deutschen auf dem Lande wirtschaftlich zu heben, das ist in der Begründung der Vorlage im einzelnen nachgewiesen. Ich gehe deshalb nicht näher darauf ein; aber ich möchte doch mit einigen Worten noch auf die allgemeine politische Bedeutung der gegenwärtigen Vorlage zurückkommen:
Wenn es zweifellos richtig ist, daß der polnische Volksteil in den Provinzen Posen und Westpreußen sich immer mehr zu einem selbständigen, von den Deutschen abgeschiedenen Ganzen ent⸗ wickelt hat, wenn derselbe sich in gleicher und teilweise noch verstärkter Weise die kulturellen Vorteile zu Nutze gemacht hat, welche die verstärkte Fürsorge der Staatsregierung den Provinzen Posen und Westpreußen zugewandt hat, dann kann es meines Erachtens keinem Zweifel unterliegen, daß die Staatsregierung die ernste Verpflichtung hat, auch ihrerseits das Deutschtum in dem wirtschaftlichen und nationalen Kampfe gegenüber den Polen in der Ostmark zu stützen. Wenn die in dieser Beziehung bisher getrofftenen Maßnahmen der Staatsregierung getadelt werden, so wird dabei — und darauf habe ich schon früher ganz be⸗ sonders hingewiesen — vor allem vergessen, daß die seit dem Jahre 1880 etwa anhebende stärkere nationale polnische Bewegung nicht durch Gegendruck hervorgerufen, sondern, wie auch die gleichzeitig einsetzende nationale Bewegung anderer Völkerschaften, aus den Zeit⸗ und Lebensverhältnissen entstanden ist. Sie konnte auch von der preußischen Staatsregierung in ihrer Entstehung nicht verhindert werden und breitete nach den gemachten Erfahrungen sich umsomehr aus, je größer ihr gegenüber die Nachsicht und das Entgegenkommen ist. Wer mit den Maßnahmen der Staatsregierung zur Stärkung des Deutschtums nicht zufrieden ist, der muß doch auch die Frage beantworten, was aus dem Deutschtum in der Ostmark geworden wäre, wenn in den letzten 27 Jahren nichts zu seiner Erhaltung geschehen wäre! Bis heute sind mir andere brauchbare und Erfolg versprechende Mittel als diejenigen, welche die Staatsregierung bisher angewandt hat, nicht in Vorschlag gebracht worden. (Zuruf bei den Polen.) — Ich habe den letzten Einwand nicht verstanden. — (Zuruf bei den Polen: PTestimonium paupertatis!) Wenn man von polnischer Seite entgegnen sollte, daß der polnische Volksteil nichts anderes erstrebt, wie die Wahrung seiner berechtigten Eigentümlichkeiten im Rahmen der Staats⸗ verfassung und unter dem Schutze des preußischen Staats, so gebe ich gerne zu, daß es auch in der polnischen Bevölkerung zweifellos zahlreiche Mitbürger gibt, welche sich mit den bestehenden Verhält⸗ nissen abgefunden haben und loyale Staatsbürger sein wollen. (Zuruf bei den Polen: sie werden enteignet!) Aber ich darf doch an die Feier der Gedenktage polnischer Revolutionen, ich darf an den Boykott deutscher Kaufleute und Gewerbetreibender erinnern, um den Beweis zu führen, daß auch in Ihren Reihen Anders⸗ gesinnte sind! Vielleicht ist es nicht ganz ohne Interesse, auch an die Erklärung zu erinnern, die der früher der polnischen Fraktion an⸗ gehörende Abgeordnete, der Pfarrer Kapitza aus Oberschlesien, seinerzeit in der „Schlesischen Volkszeitung“ veröffentlicht hat. Ich kann sie in ihrem ganzen Umfang nicht verlesen; aber — das werden mir auch die Mit⸗ glieder der polnischen Fraktion ohne weiteres zugeben — sie gipfelt in dem Satz, daß die Polen keine reale Politik mehr treiben, daß die Negation des Staates durch die Polen auch eine Negation der staatsbürgerlichen Rechte und damit eine Sanktion der Ausnahme⸗ gesetze bedeutet. (Lachen bei den Polen.) Das sagt ein Abgeordneter, der jahrelang in Ihren Reihen gesessen und gekämpft hat! Wenn Ihnen das noch nicht genügen sollte, dann bitte ich hinweisen zu dürfen auf eine Erklärung in Nummer 446 der „Schlesischen Volks⸗ zeitung“ vom vorigen Jahr, veröffentlicht von dem Pfarrer Wick in Krzanowitz in Oberschlesien (O je! bei den Polen), in der es wört⸗ lich heißt:
Wenn mir nationalpolnische Geistliche wiederholt gesagt haben, daß in den zu Preußen gehörigen polnischen Landesteilen die preußische Staatshoheit für die Polen nicht besteht, weil die Polen die Annektierung niemals anerkannt haben, darum auch nichts Un⸗ rechtes täten, wenn sie auf die Wiedervereinigung hinarbeiteten, kann man doch wohl nicht verlangen, daß das Zentrum mit solchen Gesinnungen gemeinsame Sache macht.
Auch diese Erklärung stammt aus einer Gegend, in welcher aus eigener Anschauung Kenntnis von den polnischen Bestrebungen und Gedankengängen gewonnen werden konnte. Ich habe das nicht an⸗ geführt, um hier unnötig eine sogenannte Polendebatte zu entfachen! Aber es erschien mir notwendig, auf solche Urteile hinzuweisen, um den Standpunkt der Staatsregierung zu rechtfertigen, die daran fest⸗ hält, daß in der gegenwärtig betriebenen Ansiedlungspolitik ein Stillstand ohne Gefährdung deutscher Interessen nicht herbeigeführt werden kann, und daß es aus diesem Grunde notwendig erscheint, auch die weiter erforderlichen Mittel für die Fortsetzung der Ansiedlungstätigkeit und der Besitzfestigung zu beschaffen.
Meine Herren, die Statistik des Besitzwechsels in der Ostmark ist seit einer Reihe von Jahren fortgeführt. Sie hat im letzten Jahre ausnahmsweife das Ergebnis gehabt, daß die deutsche Hand gegenüber der polnischen einen Gewinn von über 4000 ha⸗ zu verzeichnen hatte. Es ist aber schon in der Begründung dieser Gesetzesvorlage darauf hingewiesen worden, daß dieser Gewinn nur ein zufälliger, im Regierungsbezirk Posen entstandener ist, und daß in den sämt⸗ lichen übrigen drei Regierungebezirken auch im letzten Jahre wiederum die deutsche Hand gegenüber der polnischen im Verlust gewesen ist. Auch das zeigt die Notwendigkeit, mit der weiteren Besitzfestigung und ebenso mit der Ansiedlung von deutschen Arbeitern und Bauern fortzufahren. Das immerhin noch reichliche Güterangebot in der Ostmark, das auch im letzten Jahre über 130 000 ha betrug, und ebenso die erfreuliche Tatsache, daß es der Ansiedlungskommission schon in den wenigen Monaten des Jahres 1913 gelungen ist, über 5000 ha Land zu erwerben, läßt erkennen, daß eine fortgesetzte Ansiedlungstätigkeit in Zukunft keineswegs ausgeschlossen erscheint.
“
Summen, die in dem vorliegenden Gesetzentwurf gefo
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Ich glaube, davon absehen zu können, Ihnen 8— einzelnen 8 rdert werden, näher zu erläutern. Es handelt sich um die Forderung von 100 Millionen Mark für die bäuerliche Besitzfestigung, über die ja schon bei früheren Verhandlungen häufig verhandelt worden ist, deren Bedeutung und deren Nutzen für die deutsche Sache in der Ostmark gewiß keiner verkennen wird, der in Uebereinstimmung mit dem Standpunkt der Königlichen Staatsregierung den deutschen Besitz zu sichern strebt. Für die eigentliche Ansiedlung sind nur noch 75 Millionen Mark bestimmt, und ich kann in Uebereinstimmung mit den Ausführungen der Begründung auch an dieser Stelle die Hoffnung aussprechen, daß nach Bewilligung dieser 75 Millionen Mark es eines weiteren Grundstockes für die Tättgkeit der Ansiedlungskommission nicht bedürfen, daß vielmehr die Ansiedlungskommission in den späteren Jahren voraussichtlich im stande sein werde, ihre Tätigkeit, soweit dieselbe noch erforderlich ist, aus den eigenen Einkünften fortzusetzen. (Na, na! bei den Polen.) Die weiter ge⸗ forderten 30 Millionen Mark beziehen sich auf die Besitzfestigung größerer Güter, und außerdem sind noch 25 Millionen Mark für Domänen⸗ und Forstankäufe gefordert, die nach der Begründung aber lediglich für Forstankäufe verausgabt werden sollen.
Gewiß sind das erhebliche Mittel, die gerade in einer Zeit ver⸗ langt werden, wo außerdem dem Staat und dem Reiche besonders große und gewaltige Verpflichtungen erwachsen (hört, hört! bei den Polen); aber ich hoffe, meine Herren, daß Sie in gleicher Weise, wie Sie in früheren Jahren durch Bewilligung der erforderlichen Geld⸗ mittel der Staatsregierung Ihre Zustimmung zur Ansiedlungspolitik ausgesprochen haben, auch bei dieser Vorlage mit Ihrer Zustimmung nicht zurückhalten werden. (Lebhafter Beifall — Zischen bei den Polen — Erneuter Beifall.)
„ Abg. Dr. von Kries (kons.): Wir sind in Uebereinstimmung mit dem Minister der Auffassung, daß es auf dem Gebiete der Ost⸗ markenpolitik keinen Stillstand geben kann, sondern daß ein Still⸗ stand, wenn irgendwo, auf dem Gebiete dieser Politik einen Rückschritt bedeuten würde. Wir sind daher grundsätzlich für die Bewilligung der zur Auffüllung der verschiedensten Ostmarkenfonds geforderten eir. und ich beantrage, behufs Einzelprüfung die Vorlage der Budgetkommission zu überweisen. Ich bemerke hier ergänzend, daß im Finanzetat auch eine Million gefordert und von der Kommission bereits bewilligt ist zur weiteren Beteiligung des Staates an der deutschen Pfandbriefanftalt in Posen, und daß im Dispositiv die Bereitwilligkeit der Regierung erklärt ist, für diesen Zweck noch weitere Mittel, bis zu 4. Millionen, bereit zu stellen. Ein b Rückblick auf das bisher Erreichte erscheint bei dieser Gelegenheit angezeigt, die letzte Denkschrift der Ansiedlungskommission 18 mit ihren Fohlen einen sicheren Anhalt. Bis Ende 1912 sind 74,9 Quadratmeilen Landes in den beiden Provinzen erworben worden, von denen 58,3 Quadratmeilen zu Ansiedlungszwecken verwendet worden sind. Angesiedelt sind bisher 20 433 Familien, von denen 5176 aus den beiden Provinzen stammen während 10 074 aus anderen Teilen2 reußens und des Reichs herbei⸗ geholt wurden und 5184 deutsche Rückwanderer aus Rußland oder Galizien sind. Von den Angesiedelten sind über 18 000 als Eigen⸗ tümer, nur 233 als Pächter angesiedelt, und auch von den letzteren hat eine Reihe die Pacht bereits als Eigentum erworben, Stellen von 2 Hektar sind 2000, von 2—5 Hektar 1100, von 5— 10 Hektar 2702 von 10 — 20 Hektar 11 300, Großbauernstellen 20 — 100 Hektar 2971: dazu kommen 68 größere Restgüter. Nach der Denkschrift der König⸗ lichen Ansiedlungskommission haben 605 Fälle von Besitzwechsel statt⸗ gefunden, ein an sich sehr niedriger Prozentsatz. Davon sind 197 durch Erbgang usw., 422 durch Tod, Krankheit oder sonstige Familien⸗ ereignisse hervorgerufen. Nur 83 Besitzwechsel haben stattgefunden gg schlechter Wirtschaft und 10 auf dem Wege der Subhastation. 195 Besitzwechsel sind hervorgerufen worden durch das Bestreben die bisherige Ansiedlung zu vergrößern. Gerade dieser Umstand darf als ein besonders erfreuliches Zeichen betrachtet werden für die Art, wie die Ansiedlungskommission es verstanden hat, leistungsfähige tüchtige Ansiedler anzusetzen, denn gerade dieses Aufsteigen auf der sozialen Leiter ist besonders erfreulich und eigentlich dasjenige, was wir bei der Ansiedlungspolitik mit erstrebt haben. Muß hiernach die eigentliche Ansiedlungstätigkeit in jedem, der nicht voreingenommen ist, ein ge⸗ wisses Gefühl der Freude auslösen, so muß dies in noch höherem Maße geschehen, wenn wir uns die Zahlen der Besitzbefestigung vergegen⸗ wärtigen. Die Besitzbefestigung ist nach der Auffassung meiner politi⸗ schen Freunde noch ungleich wichtiger als die Ansiedlung, denn wenn ein Pole im Wege der Ansiedlung ausgekauft ist, so bleibt er ebenso gefährlich, wenn er deutsches Land wieder ankauft, das leider immer noch demjenigen, der hoch bezahlt, zufällt. Der Grundbesitz dagegen der einmal gefestigt worden ist, kann der deutschen Hand nicht wieder verloren gehen, und deshalb muß die Besitzfestigung beinahe als der wichtigste Teil des großen nationalen Werks unserer Ostmarkenpolitik bezeichnet werden. In den wenigen Jahren, in welchen Besitzfesti⸗ gung getrieben worden ist, sind bereits 26 Quadratmeilen Bauernland und 13,9 Quadratmeilen Gutsland gefestigt worden. Der Fonds von 25 Millionen zum Ankauf von Domänen und Forsten ist zweckent sprechend verwendet worden. Betrachtet man das bisher Erreichte im ganzen, so wird man ohne Zweifel sagen müssen, daß ein eminent kulturelles Werk gerade in der Ostmark geschaffen worden ist, aber es ist nicht nur ein kulturelles Werk geschaffen worden, sondern, das muß immer wieder von neuem betont werden, ein großes nationales Werk, denn wenn auch die fehcasc Bevölkerung bis in die letzte Zeit hinein fortgesetzt anwächst, so muß man doch fragen, was geworden wäre, wenn wir die Ostmarkenpolitik im Jahre 1886 nicht begonnen hätten. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wenn wir heute der Staatsregierung neue große Mittel in die Hand geben, um die Ostmarkenpolitik erfolg reich fortzusetzen, so müssen wir darauf achten, daß diese Schatten in Zukunft nach Möglichkeit verschwinden. Als einen solchen Schatten möchte ich bezeichnen, daß die posensche Landschaft im Laufe der Jahre mehr und mehr polonisiert worden ist. Die Zahl der Deutschen, die hier beteiligt 8 ist sehr erheblich herabgesetzt worden, und es ist wenn dieses Verhältnis fortdauert, mit Sicherheit abzusehen, daß in verhältnismäßig kurzer Zeit die Landschaft vollständig polonisiert
werden wird. Dem muß nach Auffassung meiner politischen Freunde vorgebeugt werden. f m
el verden. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, um die Landschaft in den Grenzen des Möglichen mehr als bisher an dem großen nationalen Werk zu beteiligen. Ein weiterer Mißstand ist, daß bei der Regulierung des bäuerlichen Besitzes die regulierten Besitzer den Besitzvorteil, der ihnen erwächst, im Wege eines Akkords in Kapital umsetzen. Eine derartige Ausnutzung, ein derartiger Miß⸗ brauch der Regulierung kommt allerdings nur selten vor. Es wäre aber immerhin doch erwünscht, in der einen oder anderen Weise einem solchen Mißbrauch einen Riegel vorzuschieben. Allerdings darf durch zu weitgehende Kautelen die Regulierungsaktion im Volke nicht unpopulär gemacht werden, denn die Besitzfestigung ist, wie gesagt, der wichtigste Teil des ganzen nationalen Werkes. Die fortgesetzten steigenden Erwerbungen der Ansiedlungskommission aus deutscher Hand geben doch auch zu gewissen Bedenken Anlaß. Nach den Angaben der