1913 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Mar 1913 18:00:01 GMT) scan diff

missarische Verwaltung des Landratsamts im Kreise Rawitsch, Regierungsbezirk Posen, übertragen, der Regierungsassessor Freiherr von Wangenheim aus Frankfurt a. O. ist dem Landrat des Kreises Rügen, der Regierungsassessor Falch aus Oppeln dem Landrat des Kreises Marburg und der neu⸗ ernannte Regierungsassessor Freiherr von Nordenflycht aus Königsberg O.⸗Pr. dem Landrat des Landkreises Geestemünde zur .““ in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Die Regierungsreferendare Tobias aus Hannover, Dr. von Dungern aus Königsberg, Schwebel aus Schleswig, von Salmuth aus Hannover, Graf von Brühl unud von Loebell aus Potsdam haben die zweite Staats⸗ prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

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Für das abgelaufene Etatsjahr haben aus den im Etat der Eisenbahnverwaltung zur Prämiierung nützlicher Erfindungen vorgesehenen Mitteln 58 Beamten und Arbeitern der Staatseisenbahnverwaltung Belohnungen im Gesamtbetrage von 20 000 für Erfindungen und Verbesserungen, die zur Erhöhung der Betriebssicherheit oder Wirtschaftlichkeit beitragen, bewilligt werden können.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Breslau“ am 25. März in Brindisi eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, sind gestern in der Sitzung der Botschaftervereinigung die Vorschläge Oesterreich⸗Ungarns über die Grenzen Albaniens formell angenommen worden. Die Vertreter der Mächte in Belgrad und Cetinje werden nunmehr Anweisung erhalten, die montenegrinische und die serbische Regierung von der Ent⸗ scheidung der Mächte über die Nord⸗ und Nordostgrenze Albaniens zu unterrichten. Zu Beginn der Sitzung gab der rumänische Gesandte Mischu eine Erklärung ab, in der er die Ansichten seiner Regierung über die rumänischen Interessen in den von den Verbündeten besetzten Gebieten, besonders über die Stellung der Kutzowalachen in Südalbanien, ausführlich ent⸗

wickelte.

Der Erste Lord der Admiralität Churchill hielt gestern bei der 1“ des Flottenetats im Unter⸗ hause eine Rede, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ sagte:

Die Ursachen der Steigerung der Flottenausgaben liegen nicht in der Anzahl der im letzten Jahre begonnenen und für dieses Jahr ge⸗ planten neuen Schiffe verschiedener Klasse. Die Steigerung der früheren, des jetzigen und der künftigen Etats rührt vielmehr her aus fünf Hauptgründen: Erstens: Aus dem politischen Entschluß, die Zahl der kriegsfertig in Dienst gehaltenen Schiffe infolge des neuen deutschen Flottengesetzes zu vermehren, und aus dem Entschluß, die Zahl und namentlich die Besoldung des Personals zu erhöhren. Zweitens: Aus der Steigerung der Größe, Schnelligkeit, Armierung und Ausrüstung und der Herstellungskosten von Kriegsschiffen aller Art. Es ist notwendig, mit ähnlichen, in der ganzen Welt im Bau befindlichen Kriegsschiffen Schritt zu halten. Drittens: Aus der Einführung und Ausgestaltung dienstlicher Neuerungen, hauptsächlich aus der Verwendung von Rohöl als Heizmaterial, aus der Heranziehung der Luftfahrt und der drahtlosen Telegraphie. Viertens: Aus dem allgemeinen Anwachsen der Preise und Löhne, besonders der Kosten für Kohle, Oel, Stahl und alle Materialien, die beim Schiffbau gebraucht werden. Fünftens: Aus dem Zurückbleiben des Schiffbaus während der letzten zwei Jahre, das sich ergab aus dem Unvermögen der Lieferanten, ihre Termine einzuhalten, wie das aus den Verzögerungen bei der Ausführung des laufenden Flottenprogramms sich zeigt. Das Budget würde noch viel höher sein, wenn nicht eine Ueberlastung der Schiffswerften bestände, die aus den außerordentlichen Anforderungen an die technischen Anlagen, besonders hinsichtlich des Ersatzes der qualifizierten Arbeiter, sich ergibt. Wenn die Ausführung des Programms besser fortschreitet, werde ich im Verlaufe des Jahres weitere Ergänzungskredite fordern müssen. Die Flotte geht jetzt durch eine Periode nicht lediglich der Expansion, sondern auch schneller, un⸗ aufhörlicher Entwicklung. Das letzte deussche Flottengesetz hat die Zahl der Schiffe, die wir jährlich zu bauen haben, vermehrt, und dieses Gesetz und die Erfordernisse des Mittelmeeres haben die Zahl und die Größenverhältnisse der Schiffe noch weiter gesteigert, die in höchster Bereitschaft erhalten werden müssen. Zur Beschaffung und Aufrechterhaltung des Mannschaftsbestandes der Kriegsflotte ist ein beständiges und bedeutendes Anwachsen in der Zahl der Offiziere und Mannschaften aller Grade erforderlich. Die Zunahme hinsichtlich der Größe, der Kosten und der Schnelligkeit bei den Hauptschiffen, die durch die allgemeine Entwicklung der Schiffsbautechnik und der Schiffstypen des Auslandes notwendig gemacht wird, ist bemerkenswert und schreitet unaufhörlich fort. Der Um⸗ stand, daß Deutschland, Amerika und Italien bei ihrer Hauptarmie⸗ rung größere Geschütze und bei der zweitklassigen Armierung größere und zahlreiche Geschütze eingeführt haben, machen ein weiteres Fortschreiten bei uns notwendig, und man kann nicht daran denken, die jährliche Uebungsmunition zu verringern. Die Zu⸗ nahme der Torpedos an Stärke, Größe und Kostspieligkeit hat dazu geführt, die Zahl der Torpedorohre und ebenso die Zahl der Ersatztorpedos für jedes Rohr zu vermehren. Größere Schiffe und größere Geschüße erfordern größere Docks und lassen in einem ent⸗ sprechenden Verhältnis alle Einrichtungen auf den Werften und bei den Maschinen anwachsen, die für den Bau und die Reparaturen benötigt werden. Es ist keine Aussicht vorhanden, die gewaltigen, dauernd wachsenden Kosten in den Flottenetats der künftigen Jahre zu ver⸗ meiden, wenn nicht die Periode der Rivalitäten und des technischen

ortschritts zu einem Ende kommt. Von allen Nationen der Welt id wir vielleicht am besten im Stande, eine derartige Ausdehnung zu tragen, falls sie fortgesetzt werden sollte. Aber es gibt glücklicher⸗ weise einen Weg, der offen steht und offen bleiben wird, durch den die Völker der Welt eine fast augenblickliche Milderung der Sklaverei erreichen können, in die sie sich selbst begeben haben. In der Sphäre des Flottenwettbewerbes ist alles relativ. Die Stärke einer Flotte ist ihre Stärke verglichen mit einer anderen. Der Wert eines Schiffes hängt gänzlich von dem zeitgenössischen Schiff ab, dem es vielleicht entgegentreten muß. Jedoch sehen wir, daß die Schiffs⸗ typen einer jeden Seemacht die der früheren Jahre in unerbittlicher Hartnäckigkeit verdrängen, daß viele Millionen von Jahr zu Jahr geradezu vergeudet werden und daß das Entwicklungstempo danuernd sich verstärkt, ohne einen wirklichen Gewinn in der relativen lottenstärke. Kann ein Vorgang sinnloser sein? Die Frage, die ch die Großmächte und nicht nur die Großmächte, sondern auch die großen Nationen vorlegen sollten, ist diese: Wenn für den Zeitraum eines Jahres kein neues Kriegsschiff für irgend eine Flotte gebaut worden ist, würden unsere Flotten⸗ interessen oder die nationale Sicherheit in irgend einer erkenn⸗ baren Weise gefährdet werden? Wir haben heute gute Schiffe; sie sind die besten der Welt, bis bessere gehaut werden. Können sie nicht ein Jahr die Herrschaft behalten, bevor sie zurückgesetzt

einen Feiertag eintreten lassen, soweit eine neue Konstruktion oder unter allen Umständen soweit die Neukonstruktion eines Linienschiffs in Betracht kommt? Das ist die Frage, die ich im vorigen Jahre gestellt habe, und das ist der Vorschlag, den ich in diesem Jahre wiederhole. Er schließt keine Aenderung in der relativen Stärke der Flotten in sich ein. Er bedingt nicht das Auf⸗ geben irgend eines Plans bezüglich der Flottenorganisation oder der Flottenvermehrung. Er widerstreitet keinem System eines Flotten⸗ gefetzes. Er ne keine Einschränkung der wirklichen Flottenstärke ein. Er ist so einfach, daß er zu keinem Mißverständnis führen kann. Die Finanzen eines jeden Landes würden eine Entlastung erhalten. Keine Flotte würde im geringsten benachteiligt sein. Wir in Groß⸗ britannien können mit Aufrichtigkeit über einen derartigen Gegenstand sprechen. Unsere Schiffsbautechnik ist nicht minder⸗ wertiger als die irgend einer anderen Macht, unsere Erfah⸗ rungen sind weit größer, unsere Hilfsmittel sind reicher. Unsere Pläne haben auf jeder Stufe bei dem Weltwettbewerb die alte Ueberlegenheit behauptet und nach dem, was wir von anderen Ländern hören, unterliegen unsere Preise und die Qualität unserer Arbeit gewiß keinem Tadel. In jedem Jahre, so lange wie neue Schiffe gebaut werden, werden wir die besten bauen, die die Wissenschaft erfinden oder Geld kaufen kann; wir werden unser Bestes tun, die ührung in der Konstruktion aufrecht zu erhalten, die für die Vor⸗ errschaft zur See nicht weniger wichtig ist als das Uebergewicht in der Anzahl; es ist kein Appell der Schwäche des keuchend Zurückbleibenden, sondern ein Appell der Stärke des in der Front Schreitenden, es ist ein Appell, den wir an alle Nationen richten und an keine Nation mit größerer Aufrichtigkeit als an unseren großen Nachbarn jenseits der Nordsee. Lassen Sie mich sofort und ohne Reserve im Namen der Regierung sagen, wie sehr wir den ruhigen nnd freund⸗ lichen Ton und die Stimmung der letzten deutschen Marinedebatten begrüßen. Nach einer Zeit tätiger Vorbereitungen für die Marine

und eines direkten Vergleichens der Stärke ist es befriedigend zu finden, daß unsere Beziehungen sichtlich und fühlbar sich verbessert haben, und dies nach den Gefahren und Beklemmungen, unter denen Europa in diesen letzten Monaten gestanden hat. Großbritannien und Deutschland haben die Ueberzeugung gewonnen, daß es beider Wunsch ist, den Frieden zu bewahren. Die Gefühle des guten Willens, das Wachsen egenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Achtung tragen viel dazu ei, dem Wettstreite auf dem Gebiete der Marine die Unruhe und Gefahr fortzunehmen und uns zu erlauben, den ehernen Tatsachen der Lage mit Ruhe und mit einem gewissen Gleichmut entgegenzutreten. Das Bewußtsein unserer eigenen Stärke und der Entschluß aller Parteien im Hause, alles, was nötig ist, zu tun, um sie aufrecht⸗ zuerhalten, sollte alles von unseren Verhandlungen ausscheiden, was den Charakter des Bangemachens oder der Prahlerei haben könnte. Wenn wir derartiges zur Verdrehung von militärischen Tatsachen an⸗ wenden, so werden sicher Irrtümer in unserer eigenen Politik und Uebelwollen im Auslande hervorgerufen.

Wir müssen ferner einen anderen Irrtum vermeiden: Wir dürfen nicht versuchen, in den neuen deutschen Marineerklärungen einen Sinn zu finden, wie wir ihn wünschten, den sie aber nicht haben; wir dürfen ferner nicht versuchen, die deutsche Marinepolitik unseren Wünschen anzupassen durch eine zu genaue Interpretierung der freundlichen Sprache, die in Deutschland mit der Absicht zu beruhigen, geführt worden ist. Wenn ich zum Beispiel sagen würde, der Staats⸗ sekretär von Tirpitz habe anerkannt, daß das englische Uebergewicht von sechzehn zu zehn bei den Dreadnoughts das Einverständnis von Deutsch⸗ land Wit. und dieses Uebergewicht bestehe tatsächlich bereits jetzt fast genau, Deutschland dürfe daher folgerichtig nicht beginnen, ein neues Schlachtschiff zu bauen, bevor wir es tun, so würde dies sehr schaden, und wenn der Staatssekretär des Aeußern in diesem Punkte einen Druck auf die deutsche Regierung ausüben und sie auf diplo⸗ matischem Wege drängen würde, in diesem Jahre keine neuen Schiffe zu bauen, so würde dies nur zu einer direkt ablehnenden Antwort und zu Gegenklagen führen. Tatsächlich ist das deutsche Bau⸗ programm von drei neuen Schiffen für das Jahr 1913 bereits im Reichstag angenommen worden, und man kann annehmen, daß der Bau dieser Schiffe unverzüglich begonnen werden wird.

Unsere Politik zur See Deutschland gegenüber, die ich mir erlaubt habe, vor dem Hause auseinanderzusetzen, und die großen allgemeinen Beifall gefunden hat, hat in keinem Kreise üble Folgen gezeitigt. Sie ist gegründet auf Stärke und Aufrichtigkeit und schließt jeden Gedanken an ein Feilschen aus, das in die Unterhandlungen nur Gereiztheit hineinbꝛingen würde. Beide Nationen müssen vollkommen frei sein, bei den Rüstungen zur See den Kurs einzuschlagen, der ihnen zu irgend einer Zeit der weise und richtige zu sein scheint; sie müssen frei sein die Ausdehnung ihres Programms zu beschränken, ihren Standard zu erhöhen oder abzuändern, wie es ihnen passend zu sein scheint. Es ist lange die Politik Deutschlands gewesen, im voraus für eine Reihe von Jahren anzukündigen, welches sein Flotten⸗ programm sein wird. Es ist jüngst unsere Politik geworden, soweit es uns möglich ist, unter allem notwendigen Vorbehalt im voraus zu erwägen, welche Folgen diese Bauprogramme Deutschlands für unsern eigenen Schiffsbau, für annähernd dieselbe Reihe von Jahren haben werden, und zu erklären, daß, wenn in irgend einem besonderen Jahr das Programm der Herausforderun vermindert oder aufgehoben werden sollte, unser veranlaßtes Programm unter allem nötigen Vorbehalt eben⸗ falls vermindert oder aufgehoben werden solle. So ist ein festes Gefüge für künftige Ereignisse geschaffen, durch welches ehr⸗ geizige Pläne tatsächlich ausgeschlossen werden und unter dessen Schutz guter Wille und alle Kräfte, die guter Wille entfalten kann, ohne jedes Mißverständnis oder Behinderung sich entfalten mögen. Hätten die im deutschen Flottengesetz bewilligten Neubauten sich auf die er⸗ höhte Rate von zwei Schlachtschiffen im Jahr, während der nächsten sechs Jahre, die britischen Neubauten sich auf vier Schiffe beschränkt, so hätten nach Ansicht der Admiralität drei Schiffe ge⸗ nügt, um das 60 Prozent⸗Verhältnis in Dreadnoughts aufrecht⸗ zuerhalten. Da Deutschland seine Neubauten um zwei Schlachtschiffe in der genannten sechsjährigen Periode vermehrt hat, so werden auch die britischen Pläne für Neukonstruktionen um vier Schlachtschiffe er⸗ höht werden, von denen zwei im jetzigen Jahre auf Stapel gelegt werden müssen, sodaß wir, wie ich bereits im vergangenen Juli gesagt habe, in diesem Jahre fünf Neubauten gegen drei ausführen werden. Das britische Bauprogramm der letzten sechs Jahre wird auf diese Weise, wie ich im Unterhause im vorigen Juli erklärt habe, sich im ganzen auf 25 gegen 14 Neubauten belaufen. Zu dieser Gesamtzahl werden für jedes von der deutschen Regierung auf Stapel gelegte Schiff zwei weitere Schiffe gebaut werden. Ferner sollen hierzu alle diejenigen Schiffe kommen, deren Bau in⸗ folge neuer Flottenentwicklung im Mittelländischen Meer nötig wird. Es freut mich jedoch mitteilen zu können, daß eine solche Entwicklung gegenwärtig nicht zu bemerken ist. Dazu kommt noch das von den Malayen⸗Staaten geschenkte Schiff sowie die drei Schiffe, deren Schenkung Canada erwägt. Dies ist die Grundlage unserer Flottenpolitik, die, wenn wir sie kaltblütig und unbeirrt während der nächsten Jahre verfolen, unser Land und das ganze britische Weltreich jedem Druck durch fremde Flotten entziehen wird und deren Durchführung in kéiner Weise Streitigkeiten mit unseren deutschen Nachbarn hervorzurufen braucht. Wir schlagen den Bau von canadischen Schiffen mit „Malaya“ und „New Zealand“ vor, wenn dieses Dominion mit der Bildung eines neuen Ge⸗ schwaders von fünf Schiffen mit großer gleichförmiger Schnelligkeit, das den Namen „Reichsgeschwader“ führen soll, einverstanden ist. Dieses Geschwader soll Gibraltar zur Basis haben. Unsere Absicht geht dahin, daß dieses Geschwader frei, je nach Bedarf, im britischen Reiche Kreuzfahrten mache, die verschiedenen Dominien besuche und bereit sei, an jedem bedrohten Orte daheim oder im Auslande in Aktion zu treten. Nachdem Churchill erklärt hatte, daß die Admiralität die Entwicklung der Flotte der Dominien ermutigen würde, fuhr er fort: Aber, wird gesagt werden, wird nicht die Mönvlichkeit der unbegrenzten Entwicklung oder Ausdehnung der Flottenmacht unsferer Dominien es für Deutschland, selbst wenn es so

werden? Warum sollten wir alle nicht für ein Jahr im Schiffsbau

gewillt wäre, praktisch unmöglich machen, den Vorschlag einer der⸗

artigen Rüstungspause, der von uns gemacht worden ist, anzunehmen? Das ist eine faire Frage, aber die Antwort ist klar. Jeder solche Vorschlag ist in erster Linie auf ein hege Jahr zu beschränken und würde natürlich alle Umstände dieses Jahres auf der ganzen Welt während dieser Zeit in Erwägung ziehen.

Im letzten Jahré habe ich im Namen der Regierung frei und öffentlich angeboten, nicht ein einziges htsllis Linienschiff in diesem Jahre zu bauen, wenn Deutschland keines baut, und ich führte aus, wie vorteilhaft ein solches Abkommen für die verhältnismäßige Stärte der deutschen Seemacht sein würde. Dieser Vorschlag hat keine Früchte getragen. Seither hatten wir ein neues deutsches Flottengesetz und seither sind die deutschen Schiffe für 1913 bereits bewilligt worden. Die Kolonien werden für das britische Reich im Jahre 1913 Linien⸗ schiffe bauen. Dieses Jahr ist festgelegt worden; aber nehmen Sie 1914 an! Ich habe keinen Grund zu der Annahme, daß es der Wunsch der deutschen Regierung ist, ihr Bauprogramm für dieses Jahr zu ver⸗ schieben oder aufzugeben. Wenn es aber ihr Wunsch sein sollte, so hätte sie es nur bekanntzugeben. Niemand baut Dreadnoughts zum Vergnügen. Da 1914 eins von jenen Jahren ist, in denen wir ver neue Schiffe gegen zwei auf Stapel legen, so wird ein gegenseitiges Nachlassen offenbar kein Nachteil für die relative Stellung Deutschlands sein. Es ist jedoch klar, daß ein solches Abkommen auch andere Mächte außer England und Deutschland berühren würde. Die Programme Frankreichs und Rußlands einerseits, Oesterreich⸗Ungarns und Italiens andererseits würden in Erwägung zu ziehen sein. Ich bin sanguinisch genug, keine unüberwindliche Stwiengten zu sehen in diesem Ein⸗ fluß des gemeinsamen Vorgehens der englischen und deutschen Regierung. Denn der Friede und die Wohlfahrt der Welt ist über alle Maßen unschätzbar, und wenn zwischen beiden ein Abkommen, sei es auch nur für ein spezielles Jahr, geschlossen würde, um eine ver⸗ schwenderische, zwecklose, nichtige Torheit zu verhindern, so würde man ein weiteres internationales Ziel erreichen. Es wäre umsomehr Ursache vorhanden für eine allgemeine Freude und umsomehr Ehre gebührte jenen, die das Abkommen zustande brächten.

Ich wende mich jetzt den verschiedenen Einwänden zu. Man wird sagen, daß in demselben Verhältnis, wie die britische Uebec⸗ legenheit in Vordreadnoughts verschwindet und die Dreadnoughts den Hauptteil der Schlachtlinie ausmachen, die gegenwärtige allgemeine Ueberlegenheit von nahezu zwei zu eins ausgetauscht werden würde gegen ein reines Dreadnoughtverhältnis von sechzehn zu zehn. Aber unsere Programme ziehen das Veralten der britischen Vor⸗ dreadnoughts vo in Rechnung. Diese Programme bedeuten 25 Schiffe gegen vierzehn, das ist das Verhältnis, nicht sechzehn zu zehn, sondern achtzehn zu zehn. Die Differenz Programmen und dem Neubauverhältnis von zwei Kielen zu einem beträgt in diesen sechs Jahren tatsächlich nur drei Schiffe. Man muß aber die Einführung der Ueberdreadnoughts in Rechnung stellen. Mit den angedeuteten Programmen, die eine Vermehrung um 21 Schiffe für die britische und um 12 Schiffe für die deutsche Gesamtzahl in sich schließen, gelangen wir im Jahre 1920 dahin, daß 41 fertige oder im Bau befindliche britische Ueber⸗ dreadnoughts, beziehungsweise, wenn man die canadischen und malaiischen Schiffe hinzuzählt, 45 gegen 24 deutsche Ueberdreadnoughts vorhanden sind, das heißt ein Uebergewicht in der mächtigsten Schiffs⸗ klasse, das dem Verhältnis von zwei Kielen zu einem sich nähert. Selbst zu jenem Zeitpunkt wird unsere Ueberlegenbest an Vor⸗ dreadnoughts nicht gänzlich aufgehört haben, ins Gewicht zu fallen

Churchill wandte sich dann technischen Fragen zu und teilte mit, die Admiralität habe vereinbart, daß britischen Dampfern erster Klasse Geschütze, Munition und ausgebildete Artilleristen überlassen werden sollten, um sie zu befähigen, den Handel in Kriegszeiten gegen bewaffnete fremde Handelsschiffe zu schützen. Sodann kam Churchill auf die Stärke der Flotte zu sprechen und führte aus: Im letzten Juli habe ich dem Hause die Flottenorganisation dargelegt, wie sie⸗ durch das neue deutsche Flottengesetz vorgesehen ist. Ich bemühte mich, dem Hause und dem Lande die gewaltige Bedeutung dieser großen glänzenden Flotte klar zu machen, von der beinahe vier Fünftel in höchster Kriegsbereitschaft gehalten und in nächster Nähe unserer Küsten konzentriert sein werden. Wenn wir diese bemerkenswerte Konzentration betrachten, wie sie 1920 sein wird, ihre heutigen Fortschritte bemerken und sie mit der deutschen Flotie zu Anfang des Jahrhunderts vergleichen, so werden wir imstande sein, mit Gefühlen höchster Bewunderung das wundervolle Werk zu würdigen, das die lange Verwaltung des Staats⸗ sekretärs von Tirpitz geschaffen hat. Unter polittschem Gesichts⸗ punkt kann es hinsichtlich dieser Entwicklung unzweifel⸗ haft zwei Meinungen geben, aber abgesehen von der politischen Be⸗ deutung der Land⸗ und Seemacht muß sie immer als eine der eindruck⸗ vollsten und denkwürdigsten Offenbarungen angesehben werden, welche deutsche Voraussicht, Entschlossenheit und Tatkraft jemals der Welt dargeboten haben. Ich habe mich sehr gefreut, in den Zeitungsberichten über die jüngsten Verhandlungen in der Reichstagskommission zu lesen, daß der Staatssekretär von Tirpitz sich folgendermaßen ausgedrückt hat: „Ich sagte gestern gerade heraus, daß ich das Verhältnis von sechzehn zu zehn als ein annehmbares Verhältnis betrachte, das bereits vor⸗ handen ist, denn wir haben acht britische Geschwader gegen fünf deutsche. Mr. Churchill, hat die Anzahl der Schiffe genannt ich zähle nach Geschwadern, das ist einfacher und klarer’. Ich gebe zu, es mag klarer sein, nach Geschwadern zu rechnen, wenn man von der Organisation spricht, und die Zahlen der Schiffe nur dann heranzuziehen, wenn es sich um Neubaupro⸗ gramme handelt. Ich muß jedoch den Rest von dem vorlesen, was im letzten Jahre gesagt worden, denn es würde schade sein, wenn in einem solchen Punkt ein Mißverständnis entstehen würde. Ich sagte, dieses Verhältnis würde nicht genügen, wenn die Anzahl die einzige Probe und der einzige Maßstab für die Ueberlegenheit zur See wäre.

Aber wir müssen uns erinnern, daß unsere Ueberlegenbeit Schiff für

Schiff, Geschwaäder für Geschwader auf der ganzen Linte verfolgt werden kann, und daß sie sehr groß ist, sofern die älteren Schiffs⸗ klassen in Rechnung gezogen werden. In dem Maß, wie unsere Ueberlegenheit in älteren Schiffen allmählich verschwindet und der Uebergang zu den Dreadnoughts in anderen Flotten fortschreitet, mag es nötig sein, nicht nur die Qualität, sondern auch den Umfang (scale) der Flotte zu steigern. Aber die neue Organi⸗ sation, die ich dem Hause klargelegt habe, würde allen weiteren Anforderungen genügen, und es wäre sehr einfach, die Geschwader im Notfalle von je acht Schiffen zuerst auf neun, dann auf zehn zu verstärken. Das geht jedoch über die Periode von vier oder fünf Jahren hinaus, die den äußersten Horizont der Flottenpolitik be⸗ deuten. Würde es daher den Anschein haben, daß die beiden Re⸗ gierungen praktisch in einer Verständigung und nicht in einem Handel, sondern ich möchte sagen, in einem unabhängigen Zu⸗ sammentreffen der Meinungen über den verhältnismäßigen Umfang ihrer Flotten während der nächsten drei oder vier Jahre be⸗ griffen sind, so wäre das auf jeden Fall etwas. Vielleicht kommt der Tag, an dem wir in der Lage sein werden, von diesem Zu⸗ sammentreffen der Meinungen über die verhältnismäßige Stärke zu der Betrachtung der gegenwärtigen Ziffern vorzugehen. Es ist z. B. klar, daß die verhältnismäßige Stärke zwischen beiden Ländern unverändert bleiben würde, falls die Geschwader an⸗ statt aus acht Schiffen aus sieben oder nur sechs Schiffen bestehen würden. Wenn wir zu irgend einer Zeit die Nachricht erhalten würden, daß in der deutschen Flottenorganisation eine ähnliche Aende⸗ rung bevorstehe, so würden wir unsererseits eine offene loyale Antwort geben. Während aber ein solches Arrangement aussteht, wird unsere Entwicklung mit aller Beschleunigung vorwärts schreiten.

Das Anwachsen der Zahl der Schiffe in ständiger voller Dienst⸗ bereitschrft ist der direkte und einzige Grund für den gegen⸗ wärtigen Mannschaftsmangel und für die bedeutenden Ver⸗ mehrungen, die wir vorschlagen. Die Vermehrung des deutschen Mannschaftsbestandes betrug im letzten Jahr 6000, in diesem 6400 Mann. Der Gesamtmannschaftsbestand der deutschen Flotte wird im Jahre 1920 107 000 Mann betragen, abgesehen 890 den Reserven. Es wird für uns notwendig sein, im Jahre 192

zwischen diesen

mehr als 170 000 Mann in vollem Dienst zu haben und außerdem noch 62 000 Mann Reserven. Das wird uns im Mobilmachungsfalle, wenn das gegenwärtige deutsche Flottengesetz zur Durchführung gelangt ist, über 230 000 Offiziere und Mann geben, von denen 90 % mehr als fünf Jahre im Dienst zur See auf den Kriegsschiffen geübt ein werden. Wir glauben nicht, daß die Durchführung der nötigen

kaßnahmen Schwierigkeiten ergeben wird. In diesem Jahr ver⸗ langen wir vom Parlament, einer Vermehrung zuzustimmen, welche die Gesamtzahl von 139 000 auf 146 000 Mann steigert.

Churchill schlo⸗ er wünsche ausdrücklich, den Gedanken zurück⸗ zuweisen, daß Großbritannien jemals einer anderen Seemacht erlauben könne, ihm so nahe zu kommen, daß sie imstande wäre, blos durch einen Druck zur See Englands politische Einwirkung abzulenken oder einzuschränken. Eine solche Lage würde ohne Frage zum Kriege führen. Ein kleiner Sicherheitsüberschuß hieße bei dem gegenwärtigen Stand der Welt Wachsamkeit in allen Seehäfen, die fast auf einen Kriegszustand hinguslaufen würde. Er würde für Offiziere und Mann⸗ schaften eige Anspannung mit sich bringen, die unerträglich wäre, wenn er lange dauern würde. Er würde bedeuten, daß wir, statt frei und unabhängig zum Besten aller in europäischen Angelegenheiten intervenieren zu können, wie wir es jetzt tun, zu einer Rethe frag⸗ würdiger Verwicklungen gezwungen und einer sehr ernsten Aktion preis⸗ gegeben wären, nicht weil wir sie für gerecht hielten, sondern als Er⸗ füllung eines durch unsere Schwäche zur See aufgenötigten Handels. Gibt es irgend eine kleine Nation in Europa, gibt es ein junges, für die Eroberung oder Erhaltung seiner Unabhängigkeit kämpfendes Volk, das nicht mit Freude von jeder Verstärkung der britischen Flotte hört? Gibt es eine Großmacht, die nicht in diesen Monaten voll Besorgnis, Spannung und Gefahr dankbar gewesen ist, daß der Ein⸗ fleuß Großbritanniens im europäischen Konzert eine Wirklichkeit ist und kein Schatten, und daß England frei und stark gewesen ist, um fah den allgemeinen Frieden zu wirken, der allen kostbar ist, am kost⸗

arsten aber uns? Frankreich.

Der Ministerrat hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, daß der Ministerpräsident und der Kriegsminister den dringenden Antrag stellen sollen, in der Heereskommission gehört zu werden, um sie zu ersuchen, nicht auseinander zu gehen, ehe sie über das Prinzip der Dienstzeit entschieden hat. Der Ministerpräsident und der Minister des Innern werden morgen in der Senatskommission für die Wahlrechtsreform sprechen.

Der Heeresausschuß der Kammer hat den Gegenvorschlag des Generals Pedoya, der eine Dienstzeit von 27 Monaten beantragt, nicht in Erwägung gezogen und in der gestrigen Sitzung zuerst über den Artikel des Regierungs⸗ vorschlages, der das Prinzip der dreijährigen Dienstzeit fest⸗ legt, beraten.

Der Abg. Georges Leygues betonte, wie dringlich es sei, die noch leeren Stellen der Grenze zu besetzen angesichts der Möglich⸗ keit eines Einfalls über Belgien. Er legte dar, daß Deutschland Vorsichtsmaßregeln treffe und alles ins Werk setze, um seine Truppen mit der größten Schnelligkeit mobilisieren und zusammenziehen zu können. Niemand in Frankreich wünsche einen Krieg mit Deutschland, aber niemand wolle von Deutschlands Gnade abhängig sein.

Im Kammerausschuß für auswärtige An⸗ gelegenheiten wurde gestern beantragt, daß der Minister des Aeußern Pichon ersucht werden möge, Mitteilungen über die europäische Lage zu machen. Der Obmann des Ausschusses bemerkte jedoch, daß eine vom Minister lediglich im Schoße des Ausschusses abgegebene Erklärung keine be⸗ sondere Tragweite hätte. Es wäre wünschenswerter, daß Pichon in der Kammer selbst eine öffentliche Erklärung abgebe, ähnlich derjenigen Greys im Unterhause.

Das Exekutivkomitee der Radikalen und der Sozialistisch⸗Radikalen hat, obiger Quelle zufolge, die Erklärung abgegeben, die Politik eines jeden Kabinetts zu be⸗ kämpfen, das sich nicht ausschließlich auf die Linke stützt.

Rußland.

Der Reichsrat hat gestern den Initiativantrag der Reichsduma, betreffen Regelung der Ausfuhrverhält⸗ nisse in der Platinindustrie, angenommen, wobei er, wie „W. T. B.“ meldet, anstatt des von der Duma vorgeschlagenen Ausfuhrverbots für Rohplatin bestimmt hat, daß Rohplatin bei der Ausfuhr ins Ausland oder nach Finnland mit 30 Proz. ad valorem zu verzollen ist. Die Bestimmung des Preises unterliegt dem Ministerrat. Infolge mehrerer Zusatzanträge geht die Gesetzesvorlage an die Reichsduma zurück.

In der gestrigen Sitzung der Reichsduma, der der Präsident der bulgarischen Sobranje Dr. Danew und der bulgarische Gesandte in St. Petersburg Bobtschew beiwohnten, verlas der Präsident eine Depesche, mit der Nachricht, daß Adrianopel gefallen sei. Unter begeisterten Hurrarufen auf Bulgarien wurde die Sitzung aufgehoben. Die Geistlichkeit der Duma zelebrierte ein Tedeum und dankte der Vorsehung für den Sieg der bulgarischen Brüder

Spanien. Der Rat für das öffentliche Unterrichtswesen hat nach

einer Meldung des „W. T. B.“ einen Antrag angenommen,

nach dem der Religionsunterricht in den Volksschulen obligatorisch bleiben soll. Befreit bleiben nur diejenigen Schüler, deren Väter beim Schuleintritt der Kinder erklären, daß sie der katholischen Religion nicht angehören.

Schweiz.

Der Nationalrat hörte gestern laut Meldung des „W. T. B.“ das Ende des Berichts der Kommissionsreferenten an, die für die Ratifizierung des Gotthardbahnvertrages sprachen. Im Namen der Kommissionsmehrheit sprach von Planta (Graubünden) gegen die Ratifizierung und machte den Vorschlag, die Gotthardbahn solle durch eine selbständige Gesell⸗ schaft auf Grund des alten Staatsvertrages betrieben werden.

Türkei.

Wie die „Agence Bulgare“ meldet, haben die Bulgaren satee Adrianopel eingenommen. Schükri Pascha at sich dem General Ivanoff ergeben. Ueber den Gang der Operationen vor Adrianopel am 24., 25. und 26. d. M. werden laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Einzel⸗ heiten bekanntgegeben:

Am 23. Abends erging von dem Hauptquartier an den Ober⸗ kommandierenden der zweiten Armee der Befehl, die vorgeschobenen türkischen Stellungen auf dem Ostsektor anzugreifen und zu nehmen. Daraufhin befahl der General die Eröffnung der Operationen für den Nachmittag des folgenden Tages. Um 2 Uhr Nachmittags wurde auf allen Sektoren durch die Belagerungsgeschütze das Feuer eröffnet, das bis 8 Uhr Abends anhielt Die Türken erwiderten lebhaft mit ihrer ganzen Festungsartillerie. Nach 8 Uhr Abends wurde die Beschießung weniger heftig, um den ruppen die Möglichkeit zu geben, sich für den Angriff

die vorgeschobenen Stellungen vorzubereiten. In der

vom 24. auf den 25. gegen 3 Uhr rückte das bulgarische

durch

30. Infanterieregiment auf dem Ostsektor gegen Kumedere vor und durchzog den Ort um 4 ¼ Uhr. Gleichzeitig eröffneten die Feld⸗ und Belagerungsgeschütze das Feuer gegen die türkischen Stellungen. Der Feind antwortete mit einem heftigen Infanterie⸗ und Artilleriefeuer auf die vorrückenden Kolonnen. Unter dem Schutze der bulgarischen Artillerie rückten die Truppen kühn vor und nahmen bei Anbruch des Tages die vorgeschobenen Stellungen Konstchtepe, Maslak, Maltepe, Sapudjilar, Eskikumlaik, Patschedjilar und Demirkapon mit dem Bajonett, während das 56. Regiment in tollkühnem Angriff gegen den Festungsgürtel im Norden zwischen Aivasbaba und Taschtabia vorwärts stürmte. Zwölf Geschütze und 300 Mann wurden gefangen genommen. Zu derselben Zeit nahmen die Truppen des südlichen Sektors Pamukryrty und drangen gegen Takatbair und Doudjaros vor. Das serbische 20. Regiment be⸗ mächtigte sich seinerseits des Hügels nordwestlich von Kadinkenj. Auf dem linken Flügel nahm die serbische Timokdivision Ekmektschikeny ein. Die serbische Donaudivision kämpfte mit Belagerungs⸗ artilleie um den Besitz von Papastepe und suchte den ganzen Tag die schwere feindliche Artillerie niederzukämpfen. Auf dem Ostsektor rückten die Truppen entschlossen vor und erschienen gegen 10 Uhr Morgens zwei bis dreihundert Schritte vor dem Festungsgürtel, wo sie die folgende Nacht verbrachten. Tausend Mann, sechs Maschinengewehre und 21. S von denen so⸗ gleich sieben Schnellfeuergeschütze gegen den Feind in Tätigkeit in die Hände der Bulgaren. Gegen

ch die Ueberlegenheit der bulgarischen Be⸗ lagerungsartillerie fühlbar. Mehrere türkische Batterien stellten das Feuer ein. Da der Befehl gegeben war, in der Nacht die Forts anzugreifen, kam es Nachts zu einem sehr lebhaften Artilleriefeuer auf beiden Seiten. Die Infanterie zerstörte die künst⸗ lichen Hindernisse und nahm mit Tagesanbruch die ganze Linie der Forts Aivasbaba, Aidjioglu, Kestenlik, Kuruscheschme, Ildiztabia, Topyolu, Kavakz und Kaik mit dem Bajonett. Gegen 8 ½ Uhr Morgens begannen die Türken in Adrianopel die Depots, Kasernen und Hospitäler sowie andere militärische Gebäude zu zerstören und die Stadt an einigen Punkten in Brand zu stecken.

Während der Operationen vor Adrianopel erhielten die Divisionen der bulgarischen Vorhut an der Tschataldschalinie den Befehl, gegen die Türken die Offensive zu ergreifen. Der „Agence Bulgare“ zufolge begann die Offensive gleichzeitig mit jener bei Adrianopel und dauerte den 24., 25. und 26. d. M. hindurch. Im Verlaufe des Kampfes wurde fest⸗ gestellt, daß die Türken mit fünf Infanteriedivisionen und einer Kavalleriebrigade, von der Flotte im Marmara⸗ meer unterstützt, gegen die bulgarische Vorhut operierten. Diese setzte unaufhaltsam ihren siegreichen Vormarsch fort und besetzte die Linie Arnautköj, Stadt Tschataldscha, Göstscheli, die Höhen östlich von Akalan, Kalfaköj, Sofasköj, Ormanli. Die türkischen Divisionen, unaufhörlich zurückgedrängt zogen sich auf die Hauptlinie von Tschataldscha in den Bereich der schweren Festungsartillerie zurück. Die Bulgaren besetzten ihre früheren Stellungen in der Tschataldschalinie.

Griechenland.

Das Marineministerium ist, wie „W. T. B.“ meldet,

ein Füntenteneg benachrichtigt worden, daß die Königsjacht „Amphitrite“ mit der Leiche des Königs Georg und die fremden Kriegsschiffe durch dichten Nebel ge⸗ zwungen worden seien, bei Skiathos zu bleiben. Infolgedessen sind die Vorbereitungen für den offiziellen Empfang im Piräus und in Athen auf heute verschoben worden.

gesetzt wurden,

fielen Abend machte

Bulgarien.

Die Einnahme Adrianopels wurde gestern durch 21 Le in der Hauptstadt verkündet und mit großer Begeisterung aufgenommen. Im ganzen Lande werden heute für das Selen heil der gefallenen Soldaten und zur Ver⸗ herrlic2hung des Sieges Gottesdienste abgehalten werden. Der König Ferdinand ist in Begleitung des Kronprinzen vh se des Prinzen Kyrill von Sofia nach Adrianopel abgereist.

Der Ministerpräsident Geschow hat an den Generalissimus Sawoff eine Depesche gerichtet, worin er ihn und die tapfere Armee zu dem glänzenden Erfolge vor Adrianopel beglück⸗ wünscht, der den siegreichen Feldzug Bulgariens würdig kröne. In seinem Antworttelegramm dankte Sawoff für die an ihn gerichteten Glückwünsche und hob hervor, jeder, vom einfachen Soldaten bis zum General, habe sich bemüht, die Aufgabe zu erfüllen, die ihm vom König und von der Regierung anvertraut worden sei. Auf diese Weise hätten die Armee durch die und die Regierung durch ihre Politik ihre Pflicht gegenüber Krone und Vaterland erfülltg.

Montenegro. 8 8

Die Regierung hat den österreichisch⸗ungarischen Gesandter in Cetinje laut Meldung des „W. T. B.“ von der Weigerung Essad Paschas, der Zivilbevölkerung von Skutari den Abzug zu gewähren, in Kenntnis gesetzt mit dem Bemerken, daß sie die von Montenegro nunmehr zu beobachtende Haltung dem Gesandten demnächst mitteilen werde.

8 Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Hauses

der Abgeordneten, die heute in den Kreisen Flatow und Deutsch Krone im Regierungsbezirk Marienwerder stattfand,

erhielt nach amtlicher Feststellung, wie dem „W. T. B.“ aus Schneidemühl gemeldet wird, Rittergutsbesitzer Dr. Roesicke in Görsdorf bei Dahme (kons.) 388, Gutsbesitzer Mallach in Wittkow (Zentr.) 13 Stimmen und Oberst⸗ leutnant z. D. Fischer⸗Illowo (kons.) 1 Stimme. Gewählt ist somit Dr. Roesicke (kons.).

Statistik und Volkswirtschaft.

1 Die Kurse der an der Berliner Fondsbörse zugelassenen Aktien der deutschen Aktiengesellschaften im Februar 1 913.

Nach der hierüber in der „Stat. Korr.“ gegebenen Uebersicht ist bei der Gesamtheit der deutschen Aktiengesellschaften, deren Aktien an der Berliner Fondsbörse zugelassen sind, im Februar gegenüber dem Vormonat ein geringfügiger Rückgang des Durchschnittskurses ein⸗ getreten, der sich zudem nur auf die preußischen Gesellschaften er⸗ streckt. Hinter dem vorjährigen Februarkurs bleibt der des Berichts⸗ monats für alle deutschen sowie insbesondere für die preußischen Aktiengesellschaften um 3,31 bzw. 5,02 Hundertteile des Kapitalnenn⸗ wertes zurück, während bei den außerpreußischen Gesellschaften eine Erhöhung um 2,37 Hundertteile zu verzeichnen ist.

Die Zahl der an der Berliner Börse zur Notierung zugelassenen

um 3 mit 27,25 Mill. Mark Kapital vermehrt; andererseits ist

1 Gesellschaft mit 3,50 Mill. Mark wegen Einstellung der Notiz in Abgang zu bringen, sodaß am Schlusse des Monats Februar ins⸗ 8. gesamt 910 deutsche Aktiengesellschaften mit einem börsenfähigen Aktienkapital von 9130,41 Mill. Mark nach dem Nenn⸗ und 15 701,49 Mill. Mark nach dem Kurswert zur Notierung an der Berliner Börse zugelassen waren (außerdem 9 Gesellschaften mit 80,76 Mill. Mark Kapital, für deren zugelassene Aktien keine No-⸗ tierung vorliegt). Berücksichtigt man noch die bei 3 Gesellschaften vorgenommene Erhöhung des börsenfähigen Kapitals um 4,30 Mill. Mark sowie eine Ermäßigung um 0,19 Mill. Mark, so hat sich das börsenfähige Aktienkapital seit Ende Januar nach dem Nennwert insgesamt um 27,86 Mill. Mark oder 0,31 v. H. gehoben. Trotz dieser Erhöhung des den Notierungen zugrunde liegenden Kapitals ist der Kurswert während des Februar im ganzen um 67,93 Mill. oder 0,43 v. H. gesunken.

Im einzelnen weisen gegen den Vormonat einen besonders erheb⸗ lichen Kursrückgang auf die Gewerbearten: Industrie der Zeitmeß⸗ instrumente und Feinmechanik um 5,38 und Seeschiffahrt um 5,24 Hundertteile des Kapitalnennwertes. Anderseits ist im Berichts⸗ monat eine erhebliche Besserung der Kurse eingetreten bei der Textil⸗ industrie (um 7,03 %), insbesondere bei der Seiden⸗ und bei der Wollen⸗Textilindustrie (um 21,62 bezw. 14,11 Hundertteile), ferner noch bei den Untergruppen: Branntweinbrennerei (um 8,28 %), Schiffbau (um 7,14 %) und Farbenmaterialienindustrie (um 5,00 %). Gegen den vorjährigen Februarkurs ist der diesjährige bei der Mehrzahl der Gewerbegruppen und arten gesunken; besonders stark war dieser Rückgang in der Industrie der Zeitmeßinstrumente und Feinmechanik mit 76,10 Hundertteilen, im Musik⸗, Theater⸗ usw. Gewerbe mit nur einer Gesellschaft (44,85 v. H.), in der Land⸗ und Forstwirtschaft mit ebenfalls nur einer Gesellschaft (23,37 v. H.) sowie in der Wasserversorgung und Eisbereitung (20,60 v. H). Eine wesentliche Erhöhung der Kurse (um mehr als 10 %) haben gegen den Februar 1912 zu verzeichnen die chemische Industrie, insbesondere die der Farbenmaterialien und die der Sprengstoffe und Zündwaren, das Versicherungsgewerbe nebst der Untergruppe Feuerversicherung sowie die Seeschiffahrt.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Gewerkschaft christlicher Bergarbeiter im Wurm⸗ revier beschloß, wie der „Frkf. Ztg.“ aus Aachen gemeldet wird, den Eintritt in eine Lohnbewegung zur Erzielung höherer Löhne und Beseitigung des direkten und indirekten Zwanges zum Verfahren von Ueberschichten. Der alte Bergarbeiterverband schließt sich voraus⸗ sichtlich dieser Bewegung an.

Aus Barmen wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Am 1. März d. J. war der Tarifvertrag in der Seidenbandindustrie ab⸗ gelaufen, weil die Arbeitgeber und Arbeitnehmer trotz langer Ver⸗ handlungen hauptsächlich wegen der Lohnforderungen nicht zu einer Verständigung kommen konnten. Die Fabrikanten hatten den Standpunkt vertreten, daß wegen der schon mehrere Jahre anhaltenden Geschäftsflaue weder eine Lohnerhöhung, noch eine Verkürzung der Arbeitszeit zugestanden werden könne. Die Ar⸗ beiter wollten ohne Zugeständnisse in der Lohnfrage der geforderten dreijährigen Vertragsdauer nicht zustimmen und verwiesen auf die Teuerungsverhältnisse sowie auf den Umstand, daß seit dem Bestehen des Tarifvertrags (1909) eine Lohnaufbesserung nicht mehr erfolgt sei Auch bezeichneten sie eine Verkürzung der Arbeitszeit an den Sonn⸗ abenden als dringend erwünscht. Bei den Verhandlungen hatten die Arbeitgeber schließlich als letztes Angebot folgenden Vorschlag gemacht: An Lohnzuschlägen werden 2 % für roh⸗ und 3 % für fadengefärbtes Hutband zugebilligt. Bedingung hierbei ist aber, daß 1) der Vertrag drei Jahre dauert, 2) das Akkordvorrichten ohne Garantierung eines Mindestlohnes in das Belieben des Fabrikanten gestellt wird nach den Froweinschen Akkordsätzen, und es in diesem Punkt eventuell beim alten bleiben soll, 3) die Lohnerhöhung am 1. Januar 1914 in Kraft tritt. Zu diesem Angebot hat jetzt eine stark besuchte Versammlung der Seidenbandwirker des Bergischen Landes Stellung genommen. Die Tarifkommission überließ der Versammlung die Entscheidung. Ohne jede Erörterung wurde einstimmig beschlossen die Vorschläge abzulehnen.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Durch eine Regierungsverfügung vom 19. d. M. ist Tripolis als frei von Pocken erklärt worden. (Vgl. „R.⸗Anz.“ vom

14. Januar 1910, Nr. 11.) „AC Bauwesen.

Einen Wettbewerb für Vorentwürfe zu einem Spar⸗ kassen⸗ und einem Verwaltungsgebäude in Rhevydt schreibt das dortige Büthermeisteramt unter den Architekten Rheinlands aus mit Frist bis 15. Juni d. J. Ausgesetzt sind drei Preise zu 2200, 1800 und 1000 ℳ, und es bleibt vorbehalten, drei weitere Entwürfe zu je 500 anzukaufen. Dem Preisgericht gehören u. a. an: Ge⸗ heimer Baurat, Professor Frentzen in Aachen, Beigeordneter, Stadt⸗ baurat Greiß in M.⸗Gladbach, Professor Kreis in Düsseldorf, Bei⸗ geordneter, Landesbaurat a. D. Rehorst in Cöln, Beigeordneter, Regierungsbaumeister a. D. Struve, Stadtverordneter, Archttekt Heine und Stadtbauinspektor Mascke in Rheydt; als Ersatzmänner: Pro⸗ fessor Hausmann in Aachen und Architekt Dr.⸗Ing. Hecker in Düssel⸗ dorf. Die Unterlagen für diesen Wettbewerb können vom Hochba g8 in Rheydt für 5 bezogen werden, die den Bewerbern erstatte werden. 116“

Ausstellungsnachrichten.

Für die Zeit vom 1. Mai bis 1. November k. J. wird in Lyon eine Internationale Städteausstellung geplant. Der Zweck der Ausstellung ist die Fortschritte der städtischen Verwaltungen mit Beziehung auf öffentliche Bauten und Arbeiten und soziale Ein⸗ richtungen zur Darstellung zu bringen. Das Unternehmen steht unter dem Protektorat des französischen Handelsministers und wird aus 42 Abteilungen bestehen, von denen u. a. folgende zu erwähnen sind Straßenbau, Verkehrsmittel⸗ und Einrichtungen, Wasserleitungen Be⸗ und Abwässerungsanlagen, Straßenreinigung, Wohnungswesen, Beleuchtung und Heizung, Nahrungsmittelversorgung, Kinderschutz Schule und Unterricht, Hygiene, Poltzeiwesen, Sport, Kunst und Gartenbau. Anmeldungen französischer Aussteller müssen bis zum 1. Juni d. J. erfolgen; für ausländische Aussteller soll de Anmeldetermin später festgesetzt werden.

Theater und Musik.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Freita Gocthes „Götz von Berlichingen“ in folgender Besetzung aufgeführ Weislingen: Herr Sommerstorff; Adelheid: Frau Poppe; Elisabeth Frau Butze; Selbitz: Herr Pohl; Lerse: Herr Mannstädt; Fräulein Thimig; Wanzenau: Herr Vollmer. Mit Rücksicht au eine Erkrankung des Herrn Kraußneck hat sich Herr Direktor Pategg vom Schillertheater in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, die Titel⸗ rolle zu übernehmen.

Im Deutschen Schauspielhause wird wegen eines Krank⸗ heitsfalles der Spielplan dahin abgeändert, daß am Sonnabend und Sonntag statt „Egmont“ das Schauspiel „Der gute Ruf“ von Suder mann gegeben wird.

deutschen Aktiengesellschaften hat sich während des Berichtsmonats