1913 / 80 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Apr 1913 18:00:01 GMT) scan diff

ür eeheee ere. Privatdozent, Professor Dr. Ca ri: hysiologie der Ernährung und Verdauung. Professor Dr. Neu⸗ erg: Tierchemische Uebungen (Untersuchung von Blut, Mllch, Fleisch,

arn usw.). 9 3) Tierheilkunde.

8 Oberstabsveterinär, Professor Dr. Toepper: Hufbeschlagslehre.

Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Schmaltz: Geburtskunde der Haustiere. Geheimer Regierungsrat, Hecfehor Dr. Fröhner: Innere Krankheiten der Haustiere. Professor Dr. Eberlein: Aeußere Krankheiten der Haustiere.

4) Rechts⸗ und Staatswissenschaft. Professor Dr. Auhagen: Arxrarpolitik, grundlegender Teil; Volkswirtschaftliche Uebungen im Staatswissenschaftlichen Seminar; inanzpolitik; Volkswirtschaftliches Seminar für Fortgeschrittenere im taatswissenschaftlichen Seminar. Professor Dr. Faßbender: Allgemeine Handelskunde in ihrer Anwendung auf den Landwirtschafts⸗ betrieb; Grundlagen, Geschichte und Anwendungsformen des Genossen⸗ schaftswesens in der Landwirtschaft. Zu beiden Vorlesungen finden Exkursionen statt. Oberverwaltungsgerichtsrat Jesse: Staatliche und kommunale Verwaltungskunde, 1. Teil. Oberlandesgerichtsrat Dr. Stölzel: B Recht, 1. Teil. Geheimer Regierungs⸗ rat Dr. Frhr. von Liebig: Sozialversicherung. Amtsrichter a. D. Hüsi Praktische Einführung in das Genossenschaftsrecht. Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat, Oberverwaltungsgerichtsrat Spangenberg: Seminar für Rechts⸗ und Verwaltungskunde. Professor Dr. Faßbender und Dr. jur. Jost: Seminar für Ge⸗ nossenschaftswesen.

5) Landwirtschaftliche Maschinenkunde und Baulehre.

Professor Dr. Fischer: Maschinen und bauliche Anlagen für industrielle Nebenbetriebe der Landwirtschaft, 2. Teil; Feldmessen und Nivellieren für Landwirte; Vortrag und praktische Uebungen; Aus⸗ gewählte Kapitel aus dem landwirtschaftlichen Maschinenwesen; Maschinen der kolonialen Landwirtschaft; Grundlagen der Maschinen⸗ technik der Zackerfabrikation, 1 Stunde Vorlesung, 2 Stunden

Uebungen. 6) Kulturtechnik.

Regierungs⸗ und Geheimer Baurat, Professor Krüger: Wasser⸗ haushalt im Boden. .

Studium der Geodäsie und Kulturtechni 1) Grundlegende Wissenszweige.

a. Naturwissenschaften. 8 Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Börnstein: Dioptrik; Frerfane. Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat, Professor Dr.

leischer: Einführung in die Bodenchemie; Uebungen zur Boden⸗ chemie gemeinsam mit Dr. Buchner.

b. Landwirtschaft.

Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. von Rümker des Pflanzenbaues.

2) Geodäsie und Mathematik.

Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Vogler: Praktische Geometrie; Geodätische Rechenübungen; Ausgleichungsrechnung. Professor Hegemann: Geographische Ortsbestimmung; Uebungen im Ausgleichen; Zeichenübungen. Professor Dr. Vogler und Professor Hegemann: Meßübungen bei Dahlem. Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Reichel: Analytische Geometrie und höhere Analysis für ältere Semester, für jüngere Semester; Algebraische Analysis; Trigonometrie; Uebungen zur Analysis; Mathematische Uebungen; Uebungen zur anal ytischen Geometrie und Elementarmathematik. 1b

3) Kulturtechnik und Baukunde.

Wirklicher Geheimer Oberbaurat von Münstermann⸗ Kultur⸗ technik; Entwerfen kulturtechnischer Anlagen; Städtischer Tiefbau.

116“ ö“

Abriß

Regierungs⸗ und Geheimer Baurat, Professor Krüger: Kulturtechttischer uinet“

Wasserbau; Baukonstruktionslehre; Entwerfen von Bauwerken des Wege⸗ und Brückenbaues. Regierungsbaumeister Tzschirntsch: Erd⸗ und Wegebau. Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat, Pro⸗ fessor Dr. Fleischer: Ausgewählte Kapitel der Moorkultur.

Berlin, im April 1913.

Der Rektor: Fischer.

Nichkamtliches. b Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. April 1913. b

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute im Königlichen Schlosse in Homburg v. d. Höhe den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker. 8

er Königlich sächsische Gesandte Fresherr von Salza

und Lichtenau ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.]

Zum 5. April wird im Berliner Ortsteile der Gemeinde

erlin⸗Treptow in der Plesser . 7 unter der Be⸗

eichnung „Berlin 80. 93“ eine Postanstalt mit Telegraphen⸗ etrieb, aber ohne Paketannahme, eingerichtet.

Elsaß⸗Lothringen. 1

Zweite Kammer . gestern die zweite Lesung des

Gegen Schluß der Sitzung kam der Kaiser⸗

iche Gnadenfonds zur Beratung und Abstimmung. Das Ergebnis der ersten Abstimmung durch Erheben der Hand war weifelhaft. In namentlicher Abstimmung wurde darauf, wie „W. T. B.“ meldet, der Gnadenfonds mit 20 gegen 20 Stimmen abgelehnt. Mehrere Vertreter der Zentrumsfraktion hatten

or der Abstimmung den Saal verlassen.

8— Oesterreich⸗Ungarn. . Wie die „Reichspost“ meldet, wird das Oberkommando über die internationale Demonstrationsflotte in der Adria der

englische Admiral führen.

Frankreich.

Die „Agence Havas“ veröffentlicht folgende Note: Nachdem die russische Regierung mitgeteilt, daß sie Frankreich

iud England an der Flottendemonstration in den montene⸗ grinischen Gewässern beteiligt zu sehen wünsche, hat die Re⸗ ierung der Republik beschlossen, an dieser feierlichen Bestätigung des illens Europas teilzunehmen. Der Kommandant des „Edgar Quinet“, de folgedessen

Befehl erhalten, sich mit den Komme⸗ englischen Schiffe ins Einvernehmen zu setzen, um sich gemeinsam mit ihnen nach Antivari zu begeben.

Rußland.

Der Kaiser Nikolaus hat gestern den Präsidenten der bulgarischen Sobranje Dr. Danew in Audienz empfangen.

Die „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ berichtigt ihre gestrige Meldung über die J 11“ dahin, daß sie zum Schluß lauten solle:

Rußland, das an der Demonstration nicht teilnimmt, hat sich zugunsten des internationalen Charakters der Demonstration unter Beteiligung französischer und englischer Kriegsschiffe ausgesprochen.

11“ 88

In der gestrigen Sitzung des Landsthing wurde über die Regierungsvorlage, betreffend die Verfassungsänderung, verhandelt. Wie „W. T. B.“ meldet, beantragte der Frei⸗ konservative Graf Frijs Uebergang zur Tagesordnung sowie Ernennung einer Kommission zur Beratung der Angelegenheit. Der Ministerpräsident Berntsen widersetzte sich 88 An⸗ trage, der nach längerer Debatte mit 33 Stimmen der Mit⸗ glieder der Rechten und der Freikonservativen gegen 31 Stimmen der ministeriellen Linken, der Radikalen und der Sozialisten angenommen wurde. Damit ist die Regierungsvorlage über die Verfassungsänderung gefallen.

Schweiz.

In der Debatte über den Gotthardbahnvertrag im Nationalrat sprachen sich gestern laut Bericht des „W. T. B.“ sechs Redner gegen und drei für den Vertrag aus. In seiner heuttgen Sitzung ratifizierte der Nationalrat den Gotthard⸗

ahnvertrag in namentlicher Abstimmung mit 108 gegen 77 Stimmen. Der Ständerat wird den Vertrag in d nächsten Woche erörtern. ö““

Der amtliche türkische Kriegsbericht vom 3. d. M. besagt laut Meldung des „W. T. B.“:

Die Ruhe vor Tschataldscha hielt gestern an, nur an unserem linken Flügel eröffneten wir ein Artilleriefeuer gegen den Feind, der an dieser Seite mit Befestigungsarbeiten beschäftigt war. Der Feind schoß auf unsere Erkundungskolonnen; unser Geschwader be⸗ teiligte sich an dem Kampfe. Vor Bulair hat sich nichts ereignet; der Gesundheitszustand der Truppen ist befriedigend.

Nach den letzten in Wien eingetroffenen Nachrichten über die Lage vor Skutari sind die Belagerungstruppen mit der hernih ung schwerer Gehäße von San Giovanni di Medua her beschäftigt. Da diese Geschütze nicht vor Ende der Woche schußbereit in Stellung gebracht sein könnten, sei es wenig Facheche cg daß vor Sonnabend ein neuer Sturm auf Skutari tattfinde.

Die mit der Untersuchung des Königsmörders Schinas beauftragten Aerzte haben obiger Quelle zufolge festgestellt, daß er an Schwindsucht leidet.

Griechenland.

Der deutsche Kreuzer „Goeben“ ist nach einer Meldung

des „W. T. B.“ gestern vormittag mit dem Prinzen Heinrich von Preußen, den der König Konstantin an Bord geleitet hatte, von Piräus nach Brindisi in See gegangen. In Korfu ist gesterm as anzösische Kriegsschiff „Edgap eingetroffen. v . bas I1ien. Im Senat erklärte gestern der Ministerpräsident Majo⸗ rescu in Beantwortung einer Anfra ge des Führers der Liberalen Bratianu laut Meldung des „W. T. B.“, daß die Botschafterkonferenz in St. Petersburg noch nicht beendet wäre. Es sei jedoch sicher, daß die Lösung der bulgarisch⸗ rumänischen Frage Rumänien eine große moralische Genug⸗ tuung geben werde.

Serbien.

Die Skupschtina ist gestern zusammengetreten. Der Minister dankte, wie „W. T. B.“ meldet, in einer längeren Rede den serbischen Offizieren und Soldaten für die Beweise der Aufopferung und Tapferkeit und erklärte, daß die serbische Regierung den auf dem Amselfelde bei Kossowo eine Gedächtniskirche errichten werde. Die serbische Regierung werde auch für die Angehörigen der Gefallenen und für die Invaliden Sorge tragen. Die Skupschtina brach in stürmische Jubelrufe auf die Armee aus.

Amerika.

Der Staatssekretär Bryan hat allen diplomatischen Ver⸗ tretern in Washington formell mitgeteilt, daß die Vereinigten Staaten beabsichtigen, am 8. April, dem Tage des Zu⸗ sammentritts des chinesischen Parlaments, die chinesische Republik E14“ Gleichzeitig hat der Staats⸗ sekretär vorgesch agen, daß auch alle anderen Regierungen an diesem Tage die chinesische Republik gemeinsam anerkennen. Der Präsident Wilson und die Mitglieder der Kom⸗ mission des ur usarbeitung der Tarifrevision sind, wie „W. T. B.“ meldet, in der vor⸗ gestrigen Konferenz übereingekommen, die Wolle zollfrei zu machen.

Nachrichten aus Mexiko besagen, obiger Quelle zufolge, daß Huerta, um allen Parteien zu genügen und um den Frieden tatsächlich wieder herzustellen, fg. damit einverstanden erklärt 8 daß Lascubian für den Rest der Amtsperiode des ver⸗ torbenen Präsidenten Madero vorläufig die Präsidentschaft übernimmt.

Afien.

Die chinesische Regierung hat dem Hutuchtu ein neues reiben gesandt, worin sie die Mongolen auffordert, durch Aufgabe ihrer Unabhängigkeit den Konflikt friedlich beizulegen, und laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ erklärt, China sei bereit, alle Schulden der Mongolen zu be⸗ zahlen und verspreche dem Hutuchtu und den Fürsten Be⸗ lohnungen. Es verpflichte sich, die Nordmongolei nicht in eine chinesische Provinz su verwandeln und die Kolonisation durch Chinesen nicht zuzulassen. China fordere aber, daß Verhand⸗ lungen in mongolischen Angelegenheiten mit Rußland unbedingt von der chinesischen Regierung geführt würden.

Der Hutuchtu antwortete darauf, die Mongolen teilten den Wunsch, den Konflikt friedlich beizulegen, seien aber nicht geneigt, ihre Unabhängigkeit zu opfern. Vor allem müßten beide Regierungen ihre Truppen zurückziehen, worauf China einen Bevollmächtigten, der ein Anhänger des Friedens sei,

Afrika.

Das deutsche Kanonenboot „Panther“ wird nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Monrovia demnächst nach Erledigung der L gestellten Aufgabe die liberianischen Gewässer verlassen.

ährend der letzten Wochen hatte der „Panther“ die zur Ent⸗ taagr von Entschädigungsansprüchen Firmen aus eem jüngsten Aufstande auf deutsches Verlangen eingesetzte internationale Kommission auf einer Küstenfahrt nach den

lätzen gebracht, an denen besondere Erhebungen in dieser Frage vorzunehmen waren. Die Kommission wird nunmehr ihre Arbeiten dort fortsetzen.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Depesche des Generalgouverneurs von Französisch Westafrika hat am 10. März bei Ahmada zwischen einer Truppenabteilung des Obersten Mouret und einem Eingeborenenstamme, an dessen Spitze der Bruder des marokkanischen Prätendenten El Hiba steht, ein mehrstündiger Kampf stattgefunden. Die Eingeborenen wurden in die Flucht geschlagen und erlitten starke Verluste. Auf französischer Seite wurden ein Haupt⸗ mann und ein Leutnant getötet, ein Offizier und ein Sergeant wurden leicht verletzt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (157.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen und 8 Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz bei⸗ wohnte, wurde die zweite Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten bei den dauernden Ausgaben für die Provinzialschulkollegien fortgesetzt.

Abg. Dr. Glattfelter (Zentr.): Die Einrichtung der Rektorats⸗ schulen bedeutet eine Entlastung der höheren Lehranstalten, besonders da, wo keine Bürgerschulen vorhanden sind. Auch ermöglicht sie es, daß die Kinder länger im elterlichen Hause bleiben. Das System der Rektoratsschulen hat ja schon vor drei Jahren insofern eine För⸗ derung erfahren, als sie Zeugnisse ausstellen dürfen, die von den anderen Schulen ohne weiteres anerkannt werden. Diese Frage muß aber auch fernerhin wohlwollend im Auge behalten werden. Es sich auch eine materielle Unterstützung dieser Rektorats⸗

ulen.

Bei den Etatstiteln für die Universitäten bemerkt Abg. Dr. Kaufmann (Zentr.): In letzter Zeit ist viel über Ausländertum an unseren Universitäten gesprochen worden. Da die Wissenschaft ja international ist, kann eine Zulassung von Ausländern an unseren Universitäten und Hochschulen nur eine günstige Wirkung haben. Ich erinnere daran, daß durch dieses gegenseitige Kennen⸗ lernen vielfach Handelsverbindungen angeknüpft worden sind. Das haben wir ja ganz besonders in China und Japan erfahren. Natürlich muß man von den ausländischen Studenten eine Vor⸗ bildung verlangen, die auf ähnlicher Höhe wie bei uns steht. Von diesem Gesichtspunkt ging ja auch der Ministerialerlaß von 1896 aus, daß nur solche Studenten zu den klinischen Anstalten zu⸗ gelassen werden, die eine unserem Physikum ähnliche Prüfung ab⸗ Pligt haben. Hätten sich die Professoren in Halle an diesen rlaß gehalten, dann wäre der ganze Studentenstreik nicht entstanden. Die Statistik zeigt, daß die Zahl der Ausländer an unseren Univer⸗ sitäten immer wächst. Deshalb wird diese Frage immer wichtig bleiben, der man ernste Aufmerksamkeit schenken muß. In

Führung eines hochverdienten Mannes wie des Sonnenschein entstanden, die freudig begrüßt werden können. Diese Bestrebungen betreffen unter anderem auch die Wohnungs⸗ frage der Studenten und die Förderung der Sittlichkeit unter ihnen. Das ganze Gebiet der Versicherungsgesetzgebung sollte auf den Universitäten zusammenfassender behandelt werden, unter Einschluß der sozialen Medizin. Auch die Missionswissenschaft müßte mehr epflegt werden. Die Ordinariate dürfen bei den theologischen. Fa ultäten nicht zu kurz kommen. Ferner möchte ich die Regierung auf die Wichtigkeit der christlichen Kunstwissenschaft aufmerksam machen. Die Kirche ist es gewesen, welche das ganze Mittel⸗ alter hindurch die Trägerin der christlichen Kunst war; nament⸗ lich die Sakristeien bergen große Schätze christlicher Kunst. Zur Erforschung der christlichen Denkmäler sollte auf den Universi-⸗ täten noch mehr geschehen. Was die Universität Frankfurt betrifft, 8. möchte ich den Minister bitten, dafür zu sorgen, daß die staatlichen techte an der Universität Frankfurt in vollem Umfange gewahrt werden und daß politische Parteien auch nicht den geringsten Einfluß bei der Besetzung der Professuren ausüben. Bei den endgültigen Verträgen müßte dieser Standpunkt auf das klarste und entschiedenste fixviert werden. Auf einen Staatszuschuß ist die Universität Frankfurt auf Jahre hinaus nicht angewiesen. 6 Abg. von der Osten (kons.): Ich möchte der Regierung anheimgeben, doch vielleicht mehr als bisher die Selbstverwaltung an den Universitäten zu ihrem Rechte kommen zu lassen. Ich will heute auf einzelne Wünsche in dieser Beziehung nicht eingehen. Sie er⸗ scheinen mir noch nicht geklärt. Es wird später darauf zurück⸗ zukommen sein. Ich möchte nur im allgemeinen darauf hinweisen, daß es im Interesse der Universitäten und der gesamten Nation liegt, daß auch bei den Universitäten, wie sonst in der Selbstverwaltung, der Grundsatz zur Anwendung kommen möchte, daß das Aufsichts⸗ recht des Staats auf das unbedingt Notwendige beschränkt wird. Den hochangesehenen Männern, die heute an unseren Universitäten tätig sind und um die uns die ganze Welt beneidet, muß das nötige Maß der Selbstverwaltung und Freiheit gewährt werden, allerdings nur so weit, als das staatliche Interesse und die Gesamtheit nicht etwas anderes verlangt. In diesem Zusammenhang möchte ich den Klinikerstreik in Halle berühren. Ich möchte auch namens meiner politischen Freunde dem Bedauern darüber Ausdruck geben, daß es in diesem zu einem unerwünschten akademischen Streik gekommen ist, und die Hoffnung aussprechen, daß ein solcher Fall nie wieder in Deutschland vorkommen möge. Allerdings werden wir uns bei dieser Gelegenheit überlegen müssen, ob nicht gewisse Unterlassungen bis zu einem gewissen Grade als Entschuldigung angeführt werden können. Es ist im wesentlichen die Forderung geltend gemacht worden, daß auch für Ausländer die Ablegung des Fügfirüms als Vorbedingung für die Teilnahme an den klinischen Kursen vorgeschrieben werden müsse; und es hat sich gezeigt, daß diese Forderung eigentlich schon durch den Ministerialerlaß von 1896 längst erfüllt it Es ist bedauerlich, daß dieser Erlaß in Halle so mangelhafte Beach⸗ tung finden konnte, daß also die Hallenser Studenten sich mit Recht über die mangelhafte Anwendung desselben beschweren konnten. Es ist unzweifelhaft richtig, daß wir dem Aus⸗ lande schuldig sind, wie der Minister in der Kommission gesagt hat, auch den ausländischen Studenten an unseren Universitäten weitgehende Gastfreundschaft zu gewähren. Aber ganz so weit, wie der Minister, möchte ich doch nicht gehen. Im wesentlichen handelt es 1 hier um eine Russenfrage. Hinter die Auffassung, daß auf diesem Wege auch die Liebe und Zuneigung zwischen Deutschland und Rußland gewinnen würde, möchte ich doch ein Fragezeichen setzen. Unbedingt darf diese

zur Führung der Verhandlungen nach Fiäar entsenden möge,

Militär einzutreffen

Gastfreundschaft nur so weit gehen, als sie mit den eigenen nationalen Interessen in Einklang 1. e gebotene Grenze

neuerer Zeit sind Bewegungen in der Studentenschaft unter der 8 Professors

d. Zu dieser

mir da schon heute überschritten zu sein. Der An⸗ shein. Fremden beträgt in der E“ Fakultät der Uni⸗ versität Halle 27, der Universität Königsberg 45, der Universität Leipzig 44,4 %. Gewiß ist die Wissenschaft international; hier aber handelt es sich nicht um die internationale Wissenschaft, sondern um das nationale Lernen. Der Minister hat ja das Bestehen von Uebel⸗ ständen anerkannt und auch in gewissem Umfange Remedur eintreten lassen: Wir sind dem Minister dafür dankbar. Aber es bleibt zu überlegen, ob die getroffenen Maßregeln genügen oder ob die weitergehenden Forderungen der deutschen Studenten berechtigt. ind. Die Letzteren fordern, daß auch den Ausländern die Beibringung eines Reifezeugnisses, eines Führungszeugnisses wie den deutschen Studenten vorgeschrieben wird, daß sie durch Zeugnis nachweisen müssen, daß sie der deutschen Sprache mächtig sind, daß die Kollegien⸗ gelder den Ausländern nicht mehr gestundet werden, weil sie vielfach beimlich abreisen, ohne ihren Verpflichtungen nachzukommen. Ich bringe diese Wünsche zur Kenntnis des Hauses und der Regierung; 15 sind auch in der großen Berliner Klinikerversammlung vom 23. Januar, der ich beigewohnt habe, eingehend besprochen und einstimmig angenommen worden. Diese Versammlung bestätigte eine Erfahrung recht erfreulicher Natur. Es hat sich auch hier wieder gezeigt, daß in unserer deutschen und besonders in unserer preußischen Studentenschaft ein kräftiger Hauch nationalen Geistes geht. Es ist ein Geist, der wohl versteht, auch auf andere Interessen Rück⸗ sicht zu nehmen, der aber auch einen gewissen berechtigten Egoismus besitzt, ein Geist, an dem ein Bismarck seine helle Freude haben würde, wenn er heute, mehr als 40 Jahre nach der Be⸗ gründung des Deutschen Reiches, unter uns weilen könnte. Gerade den Pessimisten gegenüber, die so häufig, zum Teil durch falsche Darstellungen in der Presse irregeführt, geneigt sind, an der Zukunft unserer Nation zu verzweifeln, muß dies hervorgehoben werden; wer diesen Geist unserer nationalen Studentenschaft erkennt, wird sehen, daß hier Kräfte tätig sind, die alle die finsteren Mächte besiegen werden. Gewiß drohen auch unserer Studentenschaft gewisse sittliche Gefahren, Gefahren, denen aber jeder Stand ausgesetzt ist, und die mit der außerordentlich gewachsenen Kultur und auch mit einem gewissen Materialismus der Gesinnung zusammenhängen. Aber der Gesamtgeist auf unseren preußischen Universitäten, in der Lehrerschaft und in den Lernenden ist ein tüchtiger, nationaler, dem wir gern unsere Zukunft anvertrauen können. Wir bitten den Minister, auch seinerseits dahin zu wirken, daß dieser Geist, der freudig aufwärts strebt, auch bei der Regel Klinikerstreites gefördert werden möge. 8 1“

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Die gemeinnützigen Vermögensanlagen der Träger der reichsgesetzlichen Invalidenversicherung bis Ende 1912.

Das Reichsversicherungsamt veröffentlicht im neuesten Heft seiner „Amtlichen Nachrichten“ wieder eine Statistik über die gemeinnützigen Vermögensanlagen der Träger der Invalidenversicherung, welche die zum Bau von Arbeiterwohnungen, zur Befriedigung landwirtschaft⸗ licher Kreditbedürfnisse und für Wohlfahrtseinrichtungen ausgeliehenen sowie die für eigene Veranstaltungen der Versicherungsträger zugunsten der Versicherten aufgewendeten Beträge umfaßt und sich auf die Zeit bis zum 31. Dezember 1912 erstreckt.

Danach beliefen sich bis zum Schlusse des Jahres 1912 die ge⸗ samten Darlehen, die hierbei in Betracht kommen, auf über eine Milliarde Mark, nämlich auf 1049 Millionen Mark. Hiervon entfielen auf den Bau von Arbeiterwohnungen 418,2 Mil⸗ lionen Mark gegen 362,2 Millionen Mark am Schlusse des Vor⸗ jahrs. Von den 418,2 Millionen Mark sind für den Bau von Arbeiterfamilienwohnungen 396,3 Millionen Mark und für den Bau von Ledigenheimen (Hospizen, Herbergen, Gesellenhäusern usw.) 21,9 Millionen Mark hergegeben. Die von 26 Landesversicherungs⸗ und 3 Sonderanstalten an Versicherte unmittelbar gegebenen Darlehen zum Wohnungsbau betragenjetzt 80,6 Millionen Markgegen 71,7 Millionen Mark zu Ende des Vorjahres. Von den gesamten Wohnungsbaudarlehen waren bis Ende 1912 52,6 Millionen Mark zurückgezahlt, sodaß ein Darlehenbestand von 365,6 Millionen Mark verblieb. Die am meisten auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge tätigen Landesversicherungs⸗ anstalten sind die Anstalten Rheinprovinz, Westfalen, Hannover, Königreich Sachsen, Baden, Württemberg, heer Nasan Schleswig⸗ hegh Hansestädte; am weitesten zurück steht die Anstalt Mecklen⸗ urg, die nur mit der Summe von 120 000 aufgeführt ist und Arbeiterbauvereine usw. überhaupt nicht mit Darlehen berücksichtigt. Eine Reihe von Versicherungsanstalten gewährt Darlehen auch für Wohnungsbauten, die nichtversicherten Personen zugute kommen * die E1“ find Hufbesondene Beamtenbauvereine, die der Regel nach einen erhöhten Zinssatz zahlten. 8

Zur Befriedigung kandwirtschaftlicher Kreditbedürf⸗ nisse sind von 25 Landesversicherungsanstalten und 2 Sonder⸗ anstalten 113,8 Millionen Mark dargeliehen worden. Dieser Betrag stellt aber tatsächlich bei weitem nicht die ganze Summe dar, die von den Versicherungsträgern zugunsten der ländlichen Bevölkerung hergegeben ist. Abgesehen von dem Aufwande für Wohnungsfürsorge auf dem Lande, der in der oben angegebenen Gesamtsumme mitenthalten ist, ohne daß eine gesonderte Nachweisung möglich ist, entfällt von den Darlehen für allgemeine Wohlfahrtseinrichtungen ein Betrag von über 213 Millionen Mark auf Gemeinden bis zu 5000 Einwohnern. In diesem Betrage sind allerdings auch Darlehen für Krankenhäuser usw. enthalten, die zwar auf dem Lande liegen, jedoch in erster Reihe zur Aufnahme von Kranken und ö“ aus der Stadt be⸗ stimmt sind. Aber auch nach Abzug dieser Darlehen wird noch eine beträcht⸗ liche Summe übrig bleiben, die ausschließlich zur Hebung der Wohlfahrt der ländlichen Bevölkerung bestimmt ist. Endlich ist die Landwirt⸗ chaft mittelbar noch dadurch gefördert worden, daß manche Ver⸗

cherungsträger landschaftliche Pfandbriefe, Rentenbriefe, Provinzial⸗ anleihescheine, Pfandbriefe von Landwirtschaftsbanken usw. im Nenn⸗ werte von mehr als 145 Millionen Mark angekauft haben.

Zur Förderung der allgemeinen Wohlfahrtspflege sind bis Ende 1912 nicht weniger als 517,3 Millionen Mark ausgegeben worden, und zwar: 8

a. für den Bau von Krankenhäusern, Volksheilstätten, In⸗ validenheimen usw. 117,6 Millionen Mark,

b. zur Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege, insbe⸗ sondere zum Bau von Volksbädern, Schlachthäusern, Kanali⸗ sationen usw. 172,2 Millionen Mark, für Erziehung und Unterricht, Hebung der Volksbildung

86,6 Millionen Mark, für sonstige Wohlfahrtszwecke 140,9 Millionen Mark. namentlich Darlehen zum

letzten Gruppe gehören Bau von Gas⸗ und Elektrizitätswerken, Lokal⸗ und Straßen⸗ bahnen, Feuerwehrhäusern, Straßen⸗, Kanal⸗, Hafen⸗, Brücken⸗, Damm⸗ und Uferschutzbauten, für Flußregulierungen, Erwer⸗ bung von Wasserrechten, Beseitigung von Ho⸗ wasserschäden, für den Bau von LTalsperren, für Stadterweiterungen und 88 Grunderwerb zwecks spaäterer Bebauung oder Anlegung ffentlicher Plätze sowie zur Förderung des Gewerbes und der Industrie, ferner Darlehen zum Bau von Kirchen, kirchlichen Ge⸗ meindehäusern, christlichen Vereins⸗ und Versammlungshäusern, zur Einrichtung von Ärbeiterkonsumvereinen, Konsumvereinsbäckereien, Ge⸗ meindebadehäusern und Gemeindeschmieden. Weiter finden sich hier Darlehen zur Errichtung von Heimen für Gemeindeschwestern, Lehre⸗ rinnen, Fabrikarbeiterinnen, Seeleute, für Volks⸗ und Jugendheime, für Taubstummen⸗ und Blindenanstalten, Waisen⸗ und Armenhäuser, Arbeiter⸗ kolonien, Wanderarbeitsstätten, Volksküchen, für Asyle aller Art, end⸗ lich für verschiedene Einrichtungen zur Bekämpfung des veteehet. Wir nennen diese mannigfachen Vermögensanlagen, um ein

n, welchen Zwecken des Allgemeinwohls die Ver⸗

111.“

mögensbestände der Invalidenversicherungsanstalten dienen, bevor sie ihrer eigentlichen Bestimmung, der Rentengewährung usw., zugängig gemacht werden. 3

ür eigene Veranstaltungen der Versicherungsträger sind bis zum Schlusse des letzten Jahres 68,3 Millionen Mark gegen 63,9 Millionen Mark bis Ende 1911 ausgegeben worden. Hier find besonders zu erwähnen: 39 Lungenheilstätten, 2 Tuberkulin⸗ stationen, 34 Genesungsheime, 3 Krankenhäuser, 1 Heilstätte für Rheumatiker, 1 Walderholungsstätte, 15 Inpalidenheime, 1 Arbeits⸗ nachweisgebäude und 1 Geschäftsgehilfinnenheim. 1 Von den Darlehen zur Herstellung von Arbeiterfamilienwohnungen und Ledigenheimen im angegebenen Betrage von 365,6 Millionen Mark ist fast genau die Hälfte, nämlich die Summe von rund 180 Millionen Mark, zu einem Zinssatz von 3 ½ % dargeliehen worden. Die Zahlen, die hier haben mitgeteilt werden können, lassen er⸗ kennen, in welchem umfassenden Maße die aus der Invalidenversiche⸗ rung zusammenströmenden Mittel den großen Wohlfahrtsbestrebungen unserer Zeit nutzbar gemacht werden. Darin ist auch ein schönes Zeugnis für die soziale Einsicht enthalten, die die Verwaltungen der betreffenden Invalidenversicherungsanstalten beseelt.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Tarifverhandlungen für das Berliner Bau⸗ gewerbe (vgl. Nr. 79 d. B9 vor dem Berliner Gewerbegericht, das als Einigungsamt von dem Verband der Berliner Baugeschäfte und dem Bauarbeiterverbande angerufen wurde, endeten, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, gestern in später Abendstunde. Der Schieds⸗ spruch des Einigungsamts, dessen Vorsitz der Magistratsrat von Schulz führte, ging dahin, daß im Laufe der dreijährigen Tarifperiode der Stundenlohn um 3 erhöht werden soll. Ueber die Wiederaufnahme der Arbeit nach der Aufhebung der Aussperrung der Färbereiarbeiter in Crefeld teilt die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ folgendes mit: In den Seiden⸗ und Sammet⸗ webereien, bei denen gestern vormittag 7Uhr die Anzahl der erschienenen Arbeiter und Arbeiterinnen nur spärlich war, ist um 8 Uhr, soweit Arbeit vorhanden war, überall die Arbeit wieder aufgenommen worden. In den Stückfärbereien sind die Arbeiter wieder vollzählig er⸗ schienen. In den ärbereien jedoch hat mit wenigen Aus⸗ nahmen nur eine geringe Anzahl von Arbeitern die Arbeit wieder aufgenommen; doch wird sich diese Zahl, wie versichert wird, in den kommenden Tagen noch vergrößern. Von Ausschreitungen irgend⸗ welcher Art ist nichts bekannt geworden. (Vgl. Nr. 78 d. Bl.) Aus Madrid wird dem „W. T. B. telegraphiert: Der Aus⸗ stand bei der Rio Tinto⸗Company umfaßt gegenwärtig etwa 500 Personen, die beinahe sämtlich als Verlader der Erztransporte beschaͤftigt waren. Durch den Ausstand dürften auch 2500 Berg⸗ leute zum Feiern gezwungen werden (Vgl. Nr. 78 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Waldeyer am 27. März eine Gesamtsitzung. Herr Schwarzschild sprach über die Ver⸗ wendung des Objektivprismas zum Studium der Stern⸗ spektren und legte im Anschluß daran zwei Mitteilungen vor: a. Ueber die Radialgeschwindigkeit des Sterns 63 Tauri. Die von Herrn E. C. Pickering angegebene Reversionsmethode zur Bestimmung von Radialgeschwindigkeiten mittels des Objektivprismas wurde in der Wetse verwandt, daß nicht die Radial⸗ geschwindigkeiten selbst, sondern nur die Aenderungen der Radialgeschwindigkeiten gesucht wurden. Durch eine kleine Ab⸗ änderung des Zeißschen Stereocomparators war es leicht möglich, entsprechende Spektren von zwei Platten neben einander zu spiegeln und so die Unterschiede zwischen ihnen bequem zu messen. Als drei Aufnahmen der Hyaden, die mit dem Objektivprisma gewonnen worden waren, auf diese Weise verglichen wurden, ergab sich eine starke kurzperiodische Veränderlichkeit der Radial⸗ geschwindigkeit des Sterns 63 Tauri. b. Eine gemeinsam mit dem Professor Dr. G. Eberhard in Potsdam verfaßte Mitteilung: Ueber Umkehrungen der Calcium linien H und K. in Sternspektren. Die Sterne Arctur, Aldebaran und Geminorum zeigen dieselbe Umkehr der Calcium⸗ linien H und K, welche man auf der Sonne in Störungsgebieten bes Herr Fischer berichtete über eine in Gemeinschaft mit dem Dr. K. Zach ausgeführte Untersuchung „Reduktion der Acetobromglucose und ähnlicher Stoffe“. Die Reduktion gelingt leicht mit Zinkstaub und Essigsäure. Sie führt gegen Er⸗ warten nicht zum Acetylsorbit, sondern zu einer Verbindung Ci2 HiO-, die durch Alkalien in Essigsäure und eine zuckerähnliche Substanz Cs HsOz zerlegt wird. .,-g. erhält den Namen Glucal und ist der Vertreter einer bisher unbekannten Körperklasse.

Christiania, 4. April. Aus Spitzbergen wird dem Blatt „Aftenposten“ gemeldet, daß das Expeditiönsschif „Hertha“ in Green Harbour gestern nach viertägiger Fahrt durch das Eis an⸗ gekommen ist. An Bord ist alles wohl. Man will versuchen, mit der „Hertha“ in den Fjord einzudringen. Falls dies unmöglich sein sollte, wird eine Schlittenexpedition von Green Harbour abgehen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Nach den „Veröffentlichungen des Ka iserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 14 vom 2. April 1913.)

8 Pest. 1 Aegypten. Vom 8. bis 14. März erkrankten 18 (und starben 7) Personen, davon 7 (—) in Zagazig, 4 (1) in Abu Kerkas, 2 (1) in Tala, 2 (—) in Alexandrien, je 1 (1) in Damanhur und Kom Hamada, ferner 1 (—) in Sammalut, (2) in Senures und (1) in Fayum. 1

Niederländisch Indien. Vom 26. Februar bis 11. März wurden auf Java gemeldet: Aus dem Bezirk Malan Er⸗ krankungen (und 124 Todesfälle), aus Paree 30 (29), aus Madioen 22 (23), ferner aus Kediri 28, aus Soerabaja und Toeloenga⸗ goeng je 5 Todesfälle und aus Ngawi 1 Fall. Für die Zeit vom 12. bis 25. Februar sind nachträglich aus Paree 4 Todesfälle mit⸗ geteilt worden. Insgesamt sind im Dezember und Januar in Malang 594 Erkrankungen (und 576 Todesfälle), in Kediri 353 (317), in I 66 (61) und in der Stadt Soerabaja 43 (43) ur Anzeige gelangt. Vom 9. und 22. Februar in der Kolonie 3 töd⸗ liche Erkrankungen, davon 1 in Viktoria.

Mauritius. Vom 3. Januar bis 6. Februar 29 Erkrankungen und 18 Todesfälle.

Brasilien. In Rio de Janeiro vom 19. Januar bis 1. Februar 6 Erkrankungen und 1 Todesfall.

Chile. In Antofagasta ist Anfang Februar 1 Person an

d st gestorben. Cholera.

Türkei. Vom . säüaches aus Konstantinopel 3 Erkrankungen und 1 Todesfall gemeldet.

Niederländisch Indien. Zufolge Mitteilung vom 20. F. bruar sind auf Java folgende Cholerafälle festgestellt worden: In Samarang vom 15. November bis 9. Januar 65 Erkrankungen (und 59 Todesfälle), in Batavia vom 21. November bis 29. Ja⸗ nuar 29 (24), in Soerabaja vom 15. bis 28. November 2 (2), ferner auf den Außenbesitzungen in Telok Betong vom 13. No⸗ vember bis 10. Dezember 23 (23) und in Bandjermasin vom 3. bis 25. November 5 (5). Die Stadt Batavia mit ihrem

Gelbfieber.

Venezuel In Caracas vom 1. 8 z. T. nachträglich gemeldet 5 Erkrankungen und 1

wurden 6 Erkrankungen (darunter 1 bei einem russischen Arbeiter) festgestellt, und zwar 4 in Zalenze (Landkreis Kattowitz, Reg.⸗Bez. Oppeln) und je 1 in Auernheim (Oberamt Neresheim, Jagstkreis) und in Hohenschönberg (Gadebusch, Mecklenburg⸗Schwerin). Niederländisch Indien. n Samarang sind vom 15. November bis 16. Januar 1187 Erkrankungen (und 393 Todes⸗ fälle) gemeldet worden, in Soerabaja vom 15. November bis 26. Dezember 22 (9). 1 b

Honkong. Vom 2. bis 22. Februar in der Kolonie 18 Er⸗ krankungen (davon 5 in Viktoria) und 10 Pockentodesfälle.

Genickstarre.

Preußen. In der Woche vom 16. bis 22. März sind 2 Er⸗ krankungen (und 1 Todesfall) in folgenden Regier ungsbezirken [und Kreisen] angezeigt worden: Danzig 1 (Danzig Stadtl, Schleswig 1 (1) ([Haderslebenl]. .

Schweiz. Vom 9. bis 15. März 5 Erkrankungen, davon 2 in 1 Ortschaft Graubündens, je 1 in den Kantonen Jürich, Waadt und Aargau, vom 16. bis 22. März je 1 in den Kantonen Grau⸗ bünden, Aargau und Neuenburg.

Spinale Kinderlähmung.

Preußen. In der Woche vom 16. bis 22. März sind 3 krankungen (und 1 Todesfall) in folgenden Regierungsbezir [und Fresgen. gemeldet worden: Münster 1 [Buer], Oppeln 1 (1 [Groß Strehlitz]), Schleswig 1 [Hadersleben].

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Konstantinopel (9. bis 15. März) 8, Moskau 2, War⸗ schau 1 Todesfälle; St. Petersburg, in den Niederlanden 19. bis 25. März) je 2, Beschan (Krankenhäuser) 3 Erkrankungen; arizellen: Budapest 34, New York 245, St. Petersburg 41, rag 29, Wien 75 Erkrankungen; Fleckfieber: Moskau 3 Todes⸗ älle; Odessa 1, St. Petersburg, Warschau (Krankenhäuser) je 2 Erkrankungen; Rückfallfieber: Odessa 2 Todesfälle, 18 Erkrankungen; Milzbrand: Reg.⸗Bezirke Oppeln, Posen, Schleswig je 1 Erkrankung; Influenza: Berlin 7, Braunschweig, Nürnberg je 1, Amsterdam 2, Budapest 6, London 65, Moskau 6, New York 15, Odessa 1, Paris 10, St. Petersburg 8, Prag 2, Stockholm 3, Wien 1 Todesfälle; Nürnberg 60, Kopenhagen 80, Odessa 47 Erkrankungen; Genickstarre: Christiania 2, New York 4 Todesfälle; Christiania 2, New York 9 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen ist an Diphtherie und Krupp (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte (1895/1904: 1,62 %) gestorben in Buer, Hamborn, Recklinghausen Er⸗ krankungen wurden gemeldet im Landespolizeibezirke Berlin 130 (Stadt Berlin 71), im Reg.⸗Bez. Arnsberg 112, in Hamburg 70, Budapest 45, London (Krankenhäuser) 131, New York 470, Paris 68, St. Petersburg 42, Prag 27, Stockholm 23, Wien 67. Ferner wurden Erkrankungen angezeigt an: Scharlach im Landespolizeibezirk Berlin 124 (Stadt Berlin 83), in Nürn⸗ berg 25, Hamburg 47, Amsterdam (19. bis 25. März) 49, Buda⸗ pest 99, Kopenhagen 24, London (Krankenhäuser) 156, New York 402, Odessa 22, Paris 120, St. Petersburg 163, Prag 39, Rotterdam (19. bis 25. März), Stockholm je 24, Warschau (Kranken⸗ häuser) 22, Wien 156; Masern und Röteln im Re ierungsbezirk Posen 168, in Nürnberg 166, Lübeck 24, Hamburg 47, udapest 197, Kopenhagen 73, London (Krankenhäuser) 125, New York 454, Odessa 25, Paris 386, St, Petersburg 142, Prag 74, Wien 459; Keuchhusten in Kopenhagen 25, New York 63, Wien 136; Typhus in Paris 33, St. Petersburg 51. 88 8

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Türkei. 8 8

* ““ in Konstantinopel hat fol⸗ ende Verfügungen erlassen:

1 Die für die Herkünfte von Djeddah angeordnete ärztliche Untersuchung ist aufgehoben. Die Herkünfte von Alexandrien unterliegen einer fünftägigen Quarantäne unter Anrechnung der Reise⸗ zeit, der Desinfektion und der Anwendung des Reglements über die Vernichtung der Ratten und Mäuse auf Schiffen. Die Ausführung dieser Maßnahmen hat in einem Lazarett der Türkei zu erfolgen.

Theater und Musik. ““ u 3 1

Harry Walden setzte gestern 8 Gastspiel im Deutschen Schauspielhause als Lord Goring in Oscar Wildes Schauspiel „Der ideale Gatte“ fort. Auch in dieser Rolle, die er früher im Kleinen Theater gespielt hat, ist er hier wohlbekannt; sie trägt das Stück, denn Lord Goring ist es, der die Wildeschen Paradoxa und Weis⸗ heitssprüche zu verkünden hat; er ist der allgemeine Freund und Berater, dessen Güte und Ehrenhaftigkeit niemals versagt, er tröstet, rettet und versöhnt, durch ihn wird das Einvernehmen in der Ehe Sir Roberts und Lady Chilterns wiederhergestellt, er brandmarkt und entfernt die Friedensstörer und heiratet selbst zuletzt das anmutigste und unbedeutendste Mädchen des Stückes. Walden entledtgte sich seiner Aufgabe gestern ebenso gewandt und liebenswürdig wie früher; man glaubte an das sonnige Wesen der von ihm verkörperten Gestalt. Auch sonst konnte man mit der Aufführung, die durch die Erkrankung der Darstellerin der Lady Chiltern (für die Eva Brand mutig in die Bresche gesprungen war) in ihrer Einheitlichkeit gestört wurde, im allgemeinen zufrieden sein. Den Chiltern gab Erich Kaiser⸗Ti

vornehm in Wesen und Haltung, aber ohne kiefere Charakteristik. Die anderen größeren Rollen lagen in den bewährten Händen der Damen Sera, Somarvy, Hellberg und des Herrn Ulrici. Der Beifall war sehr lebhaft.

m Königlichen Opernhause wird morgen, Sonnabend, neubesetzt und neuausgestattet „Die Walküre“ auf⸗ geführt. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des Kapell⸗ meisters Blech. In den Hauptrollen sind die Damen Kurt (Brünn⸗ hilde), Hafgren⸗Waag (Sieglinde), Arndt⸗Ober (Fricka) mit den Herren Berger (Siegmund), Hoffmann (Wotan), Knüpfer (Hunding) be⸗ schäftigt. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Shakespeares „Jultus Caesar“ gegeben. Die Hauptrollen liegen in den Händen der Damen Poppe und von Arnauld sowie der Herren Zimmerer, Clewing, Kraußneck, Sommerstorff, Pohl und Geisendörfer.

Konzerte. ö 8 Alexander Heinemann sang an seinem am Montag im Beethobenf ebenen Liederabend eine Reihe von Max Kowalski vertonter Dichtungen aus dem Zyklus „Pierrot lunaire von Giraud (deutsch von O. E. Hartleben). Dem Komponisten ist es nicht übel gelungen, den eigentümlichen Duft, den diese auf dem Sumpfboden französischer Dekadentenlyrik gewachsenen Lied⸗ blüten ausströmen, in seiner Musik einzufangen. Alexander Heinemanns feine Vortragskunst wurde dem Stimmungs⸗ ehalt jedes einzelnen der neun von Kowalski komponierten Gesänge von denen „Die Laterne“ wiederholt werden mußte, in schönster Weise gerecht. Außer diesen Liedern enthielt sein Pro⸗ ramm noch solche von Schubert, Loewe und Hugo Wolf. Starker eifall wurde dem Sänger und verdientermaßen auch seinem be⸗ währten, feinfühligen Begleiter am Klavier John Mandelbrod gespendet. Der Pianist Arthur A. Loesser spielte, gleichfalls

worden.

Hafen Tandjong Priok ist am 4. Februar wieder für verseucht erklärt

am Montag, im Bechsteinsaal kräftig und klar disponiert