Erste Kammer gerade so entschieden hat. Wenn die Erste Kammer, die, wie Laband sich ausgedrückt bat, der Ofenschirm der Re⸗ gierung ist, so schlechten Schutz gewährt hot, dann sollte man das Feuer in dem Ofen nicht mehr länger brennen lassen. Seit der Er⸗ ledigung dieser Frage bei den elsaß⸗lothr ngischen Kammern ist das Kind tot. Gewiß sind eine Reihe bedauerlicher politischer Tatsachen in letzter Zeit in Elsaß⸗Lothringen vorgekommen. Es gibt Leute, die schieben die Hauptschuld daran der Ungeschicklichkeit der Regierung zu. Wir sind selbstverständlich durchaus damit einverstanden, wenn im Rahmen des gemeinen Rechts alle Mittel zur Bekämpfung des elsaß⸗ lothringischen Nationalismus angewandt werden. Wir sind davon überzeugt, daß dieses Streiten gewisser natlonalistischer Elemente ein Unglück ist für das Reich, das zu schützen mit eine unserer Aufgaben ist. Aber hier haben wir es mit Be⸗ stimmungen zu tun, denen der Charakter der Ausnahmegesetze an⸗ haftet. Daruber ist sich wohl alle Welt einig, daß ein solches Aus⸗ nahmegesetz nur möglich ist gegenüber einer großen und drobenden Gefahr und bei Verhältnissen, wo die allgemeinen Gesetze versagen. Hier handelt es sich aber nicht um eine große und drohende Gefahr. Ich bin im Gegenteil der Meinung, daß die hier vorgeschlagenen Mittel das Gegenteil von dem erreichen werden, was sie bezwecken. Was hat es für einen Wert, in Elsaß⸗Lothringen in französischer Sprache erscheinende Zeitungen zu verbieten, angesichts der Drohung, daß die gleichen Angriffe dann sofort in den deutschen Zeitungen erscheinen? Was hat es für eine Bedeutung angesichts der Tatsache, daß schon jetzt einzelne deutsche Zeitungen. eine ebenso ungebührliche Sprache führen, wie die franzosischen Zeitungen? Wenn unsere patriotischen und sonstigen Gefühle in taktloser Weise verletzt werden, dann sind wir auch heute schon in der Lage, dem entgegenzutreten ohne Ausnahmegesetze. Der Reichskanzler sagt, kein denkender Mensch hat ein Interesse daran, daß solche schäd⸗ lichen Vereine bestehen. Gewiß ist das richtig, aber es gibt noch eine Menge anderer Vereine, wo das auch zut ifft. Mit diesen Kautschukbestimmungen, wie sie hier für Elsaß⸗Lothringen vorgesehen sind, kann man nicht nur unvernünftige und schädliche Vereine treffen, sondern auch andere. Sie können es deshalb den Elsaß⸗Lothringern nicht verübeln, wenn sie sich dagegen wehren. Wenn die Luftschiffer wirklich bestrebt sein sollen, französische Interessen zu unterstützen, dann haben wir noch gesetzliche Bestimmungen, um diesen Be⸗ strebungen an den Leib zu gehen. Und nun erst der Fremdenlegionär⸗ verein und der Souvenir francais! Da kann man auch sagen: daß dies Kind so geworden ist, ist ein Beweis dafür, daß ich meine Vater⸗ pflichten nicht erfüllt habe. Hier kommt es weniger auf einzelne Ausschreitungen an, als auf die gesamte Entwicklung der politischen Situation, namentlich wie sie sich verkörpert in der Betätigung der beiden elsaß⸗lothringischen Kammern. Ueber das Verhalten der Ersten Kammer in dieser Frage kann man nur erfreut sein, denn es widerlegt die pessimistischen Anschauungen, welche in der elsässischen Bevölkerung sich über die Schaffung dieser Institution geltend gemacht haben. Beide Kammern arbeiten über⸗ haupt vorzüglich. Die Regelung der Besoldungsfrage ist ein Beweis dafür. Und übrigens: man zeige mir dos deutsche Parlament, mit dessen Leistungen eine Regierung vollständig zufrieden wäre. Und, um auch über die Regierung etwas zu sagen, der Zickzack⸗ kurs datiert ja nicht erst von heute und gestern. Gegen die gegenwärtige Regierung ist schon so viel gesagt worden, daß ich nicht auch noch zuschlagen will; wenn man zu⸗ viel schlägt, erreicht man das Gegenteil. Ich will nur so viel sagen: Ich habe oft Regierungen kennen gelernt, die weiser regieren als die elsaß⸗lothringische. Ich wiederhole mit aller Bestimmtbeit, daß ich erwarte, daß der Schnitt zwischen den anderen Parteien und den Nationalisten so rasch und so scharf wie möglich vollzogen wird. Es gibt Elemente im Reichsland, die mit dem Feuer spielen, die mit dem Auge über die Grenze hinüberschielen und sich in ihrem Herzen ein französisches Altärchen errichten. Elsaß⸗Lothringen war deutsch, ist deutsch und bleibt deutsch! Kein verständiger Mensch wird dem Lande die französische Kultur, die es in den letzten Jahrhunderten erworben hat, mißgönnen; aber viel älter ist die deutsche Kulrur Elsaß⸗ Lothringens, und die haben wir zu pflegen und zu fördern! Abg. Dr. Oertel (dkons.): Den Ausführungen des Vor⸗ redners stimmen meine politischen Freunde und ich durchaus bei. Er hat ausgeführt, daß er andere Regierungen kennen gelernt hat, die verständiger wären. Das ist richtig. Ich möchte das⸗ selbe von dem elsaß⸗lothringischen Landtage sagen. Auch hier habe ich bessere Vertretungen kennen gelernt, z. „B. das preußische Abgeordnetenhans. Das Wort vom Zickzackkurs der elsaß⸗ lothringischen Regierung war etwas herbe, aber auch ich muß zugestehen, daß diese Regierung sich tatfächlich immer zickzack bewegt hat. Mit der letzteren Anregung soll bewiesen sein, daß dieser Zickzackkurs nicht am Ende angelangt ist. Ich hoffe jedoch, daß dies nun endlich der Fall ist. Als der „Matin“ die Kunde von den Anträgen dieser Regierung an den Bundesrat brachte, war die Ueberraschung in der nationalen Presse ungeheuer. Sie war so groß, daß ein mir nahestehendes nationales Blatt dieser Meldung die Bemerkung hinzufügte, das sei wohl Schwindel oder ein Ver⸗ suchsballon. Wir wurden jedoch desavouiert und erfuhren, daß es richtig sei. Es ist verwunderlich, um nicht einen schäͤrferen Aus⸗ druck zu gebrauchen, wie es möglich sein konnte, daß ein französisches Blatt ein derartiges amtliches Schriftstück in einem solchen Augenblick veröffentlichen konnte. Der Reichskanzler hat diesen Vertrauensbruch richtig beurteilt. Aber wie konnte man jemand Vertrauen entgegenbringen, von dem man nicht sicher war, ob er es nicht mißbrauchen würde. Ich habe vernommen, daß eine Untersuchung gegen Unbekannt er⸗ zffnet worden sei, um den Durchstechereien auf die Spur zu kommen. Ich wünsche dringend, daß diese Untersuchung mit aller Entschiedenheit durchgeführt wird. Diese Durchstecherei hat zur Folge gehabt, daß wir uns heute über Dinge unter⸗ halten müssen, die wir nicht genau kennen. Wir stehen auf unsicherem Boden, und der Kanzler hat nur seine persönliche Meinung äußern können. Wir waren also unangenehm überrascht, aber es muß schon vorher minder Angenehmes vorgekommen sein. Die ganze Angelegenheit hat allerdings mit der Verfassung als solcher nichts zu tun. Aber wenn eine derart milde Regierung sich veranlaßt sieht, derartige Anträge zu stellen, so liefert sie doch den Beweis, daß die dortigen Verhältnisse noch nicht so ge⸗ worden sind, daß eine Verfassung am Platze war. Das ist nicht nur meine Auffassung. Die „National⸗Zeitung“ drückt es in Artikel direkt aus, daß die Verfassung ein politischer Fehler war, das sähe man jetzt ein. Tatsächlich ist seitdem der sog. nationalistische Chauvinismus weit kecker hervorgetreten als vorher. Das Blatt schreibt direkt, 16 die Verfassung von einem großen Teile der reichsländischen Bevpölkerung nur deshalb gewünscht worden sei, um größere Freiheit zur Französierung des Landes zu haben. Ich gebe nicht so weit, zu sagen, daß ein großer Teil der Bevölkerung die Verfassung dazu ausnützt. Wenn die Sache nicht so ernst wäre, könnten wir die Rolle des lachenden Dritten einnehmen, da Schadenfreude ja die reinste Freude sein soll. Man bekämpfte uns als rückständig. Heute sind derartige An⸗ regungen nötig. Wenn die führenden Persönlichkeiten ein solches Einschreiten nicht für erforderlich hielten, wäre es nicht ge⸗ schehen, dann hätte sich der Kanzler auch heute nicht so ausgesprochen. Wir waren deshalb angenehm übcrrascht, daß diese Anregungen jetzt gekommen sind. Die Regierung der Reichslande hat öfter in letzter Zeit Dinge getan, die uns nicht unbedenklich erschienen. Vielleicht hat der Unterstaatssekretär Mandel die Güte, uns zu sagen, ob die Pressemeldungen richtig sind, wonach Wetterlé seine berühmte Rede in einem Exemplar mit einer freundlichen Widmung dem Staatssekretär Zorn von Bulach überreicht hat. Der Professor Ruhland hat sich in der Ersten Kammer direkt dahin ausgesprochen, daß die Regierung zu den nationalistischen Kreisen Beziehungen zu unterhalten pflege. Nun⸗ muß jedenfalls diese nationalistische Bewegung ungemein gefährlich und bedrohlich geworden sein, wenn sich eine Regierung, die bisber solchen Standpunkt ein⸗ nahm, zu einer solchen Entschließung durchringen mußte. Nun, ich will mich darüber nicht weiter aufhalten, ich will sagen: Schwamm
drüber. Ich freve mich, wenn die Regierung jetzt aus dem linken Zick nach dem rechten Zack hinübergegangen ist. (Zuruf des Abg. Müller⸗Meiningen.) Herr Abg. Müller⸗Meiningen, wenn Sie mich weiter unterbrechen, muß ich Ihre Geduld noch viel länger in Anspruch nehmen. Das Preßzgesetz soll auf die Reichslande ausge ehnt werden. Auch wird gewünscht, daß der reichs⸗ ländischen Regierung die Möalichkeit gegeben wird, unter Umständen französische Preßerzeugnisse unterdrücken zu können. Die auf nationalem Boden stehende elsaß⸗lothringische Mittelpartei soll, wie man sagt, nichts dagegen einzuwenden haben, wenn diese Be⸗ stimmung auf das Reich übertragen würde. Ich persönlich würde vorbehaltlich der näheren Prüfung dagegen auch nichts Grundsätzliches einzuwenden haben. Man hat gesagt. daß, wenn Wetterlé sein Blatt nicht mehr in französischer Sprache erscheinen lassen dürfe, er es in deutscher Sprache erscheinen lassen und dann noch einen größeren Leserkreis finden würde. Ja, ich glaube, Wetterlé ist doch ein sehr kluger und geschickter Rechner. Wenn er das annähme, so würde er schon jetzt seine Zeitung in deutscher Sprache er⸗ scheinen lassen. Die Gefahr liegt darin, daß diese in franzö⸗ sischer Sprache geschriebenen Zeitungen in Frankreich viel ge lesen werden, und daß dadurch die nationalistischen Fäden zwischen Frankreich und Deutschland immer fester geknüpft werden. Ich kenne diese Zeitungen, ich kenne die beiden genannten. Ich jese sie nicht täglich, das wäre zuviel; ich lese sie, so oft ich kann. Aber wenn der Abg. Emmel von Geschmacklosigkeiten und Taktlosigkeiten dieser Zeitungen sprach, so sind diese Ausdrücke viel zu milde. Es geht durch diese beiden Z itungen der Unterton hin⸗ durch, daß mit allen Mitteln nicht nur innerlich, sondern äußerlich die Anknupfung mit Frankreich anzustreben sei. Es geschieht das in einer Weise, die strafrechtlich nicht zu fassen ist, dafür sind die Herren viel zu klug, aber darum um so gefährlicher wirkt. Wenn wirklich an die Stelle der verbotenen französisch geschriebenen Blätter in Elsaß⸗Lothringen deutsche träten, die ebenso wirkten, so könnte gegebenenfalls diese Ausnahmebestimmung erweitert und verschärft werden. Ich kann es nicht recht begreifen, wie dort ein deutsches Blatt erscheinen kann, worin gestanden hat, die französischen Patrioten brauchten nicht zu besorgen, daß Ruhe eintritt. Solche Aeußerungen müssen doch aufreizend wirken. Mit dem Vereinsrecht bin ich für meine Person — meine Partei hat sich darüber noch nicht verständigen können, weil die Grundlagen dafür fehlen — auch im allgemeinen einverstanden. Es soll die Möglichkeit gegeben werden, gerade auf diesem heißen, unterwühlten Boden Vereine aufzulösen, die staatsgefährlich und ordnungsgefährlich sind oder eine andere Wirkung entfalten, als in ihren Statuten vorgesehen ist. Es soll in Elsaß⸗Lothringen mehrere Vereine geben, deren Satzungen so unschuldig sind wie nur irgend möglich, die aber hinter dem Ofenschirm dieser Satzungen deutschfeindliche Bestrebungen nach jeder Richtung fördern. Der Verein der Fremdenlegionäre ist nach seinen Satzungen völlig unschuldig. Es ist mir aber gesagt worden, daß er in seiner Tätigkeit minder unschuldig sei. Die Regierung wird den Nachweis dafür zu liefern haben, daß das richtig ist. Was die Fahnenangelegenheit anlangt, so mag es ja im hohen Hause stürmische Heiterkeit erregen, wenn man solche Dinge hier vorbringt; aber Sie (zu den Sozialdemokraten) wissen doch aus eigener Erfahrung, daß gewisse Farbenzusammenstellungen einen Gedankenkreis wecken sollen, der unmittelbar nicht geweckt werden darf. Sie wissen doch, daß Ihre rote Fahne hin und wieder eine weiße Kante bekommen hat. Der Wind kann so benutzt werden, daß eine Farbenzusammenstellung herauskommt, die man wünscht. Nun sagt man, beide Anträge wären unnötig. Die Nationalisten bildeten nur eine kleine, aber vorlaute Gruppe. Sie wissen aus eigener Erfahrung, was für einen Zulauf vorlaute Gruppen finden können. Wenn aber es so weit gekommen ist, daß diese Gruppe zu Taten geschritten ist, die als eine Gefährdung des Deutschen Reiches erscheinen, dann ist eine solche kleine vorlaute Gruppe gefährlich, und man muß gegen sie in zweckmäßiger Seise vorgehen. Weiter ist gesagt worden, die Anträge seien be⸗ denklich und gesährlich, weil dadurch der nationale Chauvinismus nur gestärkt werde. Wäre das letztere der Fall, warum haben denn die nationalen Chauvinisten so gezetert, warum sträuben sie sich so? Ich persönlich bin durchaus nicht geneigt, sofort mit beiden Füßen auf den Boden dieser Anträge zu springen, dazu muß ich erst den Wortlaut und ihre Begründung kennen, und man wird von meiner Partei auch nicht verlangen, daß sie heute schon dazu Stellung nimmt. Aber grundsätzlich sind wir dafür, daß die elsaß⸗ lothringische Regierung Kampfmaßregeln gegen nationalistischen Chauvinismus durchführt und nicht wieder in die Polirik der Ver⸗ söhnung verfällt, die mit die Zustände hat reifen lassen, die jetzt be⸗ seitigt werden sollen. Gerade die elsaß⸗lothringische Bevölkerung bildet einen so tüchtigen, so treuen und bodenständigen Volkskern, daß wir sie nicht verderben lassen dürfen durch Leute, die nach Frankreich schielen. Dieser Chauvinismus kann durch Selbsthilfe allein nicht unter⸗ drückt werden, sondern durch ein gesetzgeberisches Vorgehen und durch eine zielbewußte konstante Regierungspolitik. Das einzig gute Ergebnis der Diskussionen im elsaß ⸗lothringischen Landtag und auch hier im Reichstage ist das, daß Frankreich aus unseren Erörterungen entnehmen kann, daß Elsaß⸗Lothringen auf ewig mit dem Deutschen Reiche verbunden ist, verbunden bleiben wird, möge es kommen, wie es wolle. Wir wollen alles tun, um nicht nur abwehrend, sondernd auch fördernd die elsaß⸗ lothringische Bevölkerung zu einem treuen Bestandteil des Deutschen Reiches zu machen. Das Blut soll für Elsaß⸗Lothringen nicht vergebens ver⸗ gossen sein. Elsaß⸗Lothringen würde uns anklagen, wenn wir nicht unsere Pflicht erfüllen wollten.
— “
Nach 6 ¾ Uhr wird die Fortsetzung der Besprechung auf
ich
8e]
Witterungs⸗ verkauf der letzten 24 Stunden
Teas. richtung, Wind⸗ Wetter stãrke
eratur elsius
Beobachtungs⸗ station
20 Niederschlag in
in 45 ° Breite
Stufenwerten“*) Darometerstand vom Abend
in
auf 0 °, Meeres⸗ niveau u. Schwere Te
— E
Iübeiter 3 bedeckt 2 wolkenl SSO 1 bedeck 761,0 Windst. wolkig 762,1 SSO Zhalb bed. 759,8 NNW 3 bedeckt 759,8 S l beiter 759,4 SW 2heiter 760,0 S beiter 759,7 Windst. bedeckt Bromberg 759,9 O bedeckt Metz 759,0 SW. wolkenl. Frankfurt, M. 759,7 Windst. Dunst
Nachts Niederschl. —Gewitter Wetterleuchten 9 Gewitter meist bewölkt ztemlich heiter Wetterleuchten ziemlich heiter Gewitter Gewitter Gewitter Gewitter Gewitter ziemlich heiter Karlsrube, B. 761,0 SW 4 Rege 21 0 759 Wetterleuchten Muͤnchen 761,0 SO Zwoltenl. 20] 4 762 Gewitter Zugspitze 534,5 N. I heiter 4 2 535 Gewitter — (Wilhelmshav.) 747 Nachts Niederschl. V 0, (Kiel) SSWh wolkig 9 2 742 Gewitter (Wustrow i. M.) 746 Nachm.Niederschl.
(Königsbg., Pr.) 752 ziemlich heiter (Cassel) (Magdeburg) 750 ztemlich heiter (Grünbergschl) 1 748 Gewitter GG [(COüimm lg 12 5 761 Gewitter — [(Friedrichshaf) 12 2 758 Geywitter (Bamberg) Gewitter
Borkum Hamburg — Swinemünde Neufahrwasser Memel Aachen Hannover Berlin Dresden Breslau
82 do S=S=
100
“
0 ½
22 21 —18
759 759 17-,3 761 7759
21 09758
Stornoway 747,7 11 5
SW 6 bedeckt
Malin Head 748,8
Valentia 752,6 SSO 2 wolkig 9
Scilly 756,1 SSW 3 wolkig 9
Aberdeen 750,0 S 4 halb bed. 12
Shields 753,9 SSW 3 wolkig 10
Holyhead SW 6 wolkig 1 1
Ile dAix St. Mathieu
754,1
762,5 SSO sbedect
SSW 5
SW 46b W 1 bedeckt WNW4 Regen 4 bedeckt heiter wolkig 2 bedeckt bedeckt
759,2 wolkig
2- g96 11 5 757
[12 4 756
Grisnez 760,0 bedeckt Paris 761,8 Vlissingen 760,8 Helder 760,0 Bodoe — 759,1 Christiansund 757,2 Skudenes 756,2 Vardö 759,7 Skagen 759 8 Hanstbotm« 757,3 Kopenhagen 760,2 Stockholm 762,3 Hernösand 759,9 Haparanda 761,7 Wisby 762,3 Karlstad
Archangel
— —
4
110 759 14 2 757 3 9 760 wolkenf. 14 0 760 3wolkig 14 2 6757 I beiter 13 2. 760 heiter [16 1 762 swoltenl.] 17 0977600
W A woltig — 7.2 761 2 wolfenk. 14 0 762 SW 2 veiter 125 0 760., N 1 beiter 2 0 764 765,1 N l wolfig —12. 0 764 764,6 SSO wolkenl. 14, 0) 764 765,1 [S 3 woskenk. 12 0 763 767,4 MO talb bed. 8. 0 765 7611 OSO 1Regen 15 2 761 765,4 . lsyeiter 13. 0 764 761,0 ONO 1 wolkig — 19. 0) 760 760,8 NW 1 bedeckt [0 760 764,4 N 2 woltenl. 764 764,3 S 1 wolkenl. 764 762,1 SO 3 wolkenl. 762 743,2 O 3 752 755,4 O —2
72
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200
760,9 767,1
Gorkt Warschau Kiew Wien Prag Rom Florenz Cagliari Tvorshavn Sevpdisfjord Rügenwalder⸗ münde Gr. Yarmouth Kratau Lemberg Hermannstadt
Remlich heiter meist bewölkt
—
Nebel 75 bedeckt 758
18 3
3 759 — 16 2 761 Kachts Niederichl⸗ 15 4 762 Gewitter
18 0 763 ziemlich heiter
Gewitter
—
760,1 OSO 2 wolkig 758,7 WSWl heiter 761,3 O 1 wolkig
[761,8 SSW ZRegen
763,0 /SDO l woltenl.
Sonnabend 12 Uhr vertagt.
Nr. 42 des „Zentralblatts der Bauverwaltungs«, heraus⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 28. Mai 1913 on folgenden Inhalt: Das neue Kaiser Friedrich⸗Bad in Wiesbaden. (Schluß.) — Die Thüringische Sündflut, ein Hochwasser vor drei⸗ hundert Jahren. — Umgestaltung des Universitätsviertels in Berlin. — Vermüischtes: Wettbewerbe um Entwürfe für den Neubau der Kaiserlich deutschen Botschaft in Washington und zu Schulneubauten neben der Handwerker⸗ und Kunstgewerbeschule in Dortmund. — Kochofen mit in die Züge eingebauter Grude.
des Königlichen Aöronautischen Observatoriums,
vperöffentlicht vom Berliner Wetterbureau. Ballonaufstieg vom 30. Mai 1913, 8—9 Uhr Vormittags Station 122 m
22,1
Mitteilungen
500 m 1000 m 1500 m 1 2000 m] 3000 m
19,5 15,2 11,3 9,6 9,4 53 51 47 47 SW SW SW
5 6 6
Seehöhe..
Temperatur (C °) Rel. Fchtgt. ) Wind⸗Richtung.
„Geschw. mps.
Heiter.
Triest 763,3 Windst. wolkenl. 22 0 763 vorwtegend heuct Revpkjavik 756,7 8 wolkenl. 4 — 756 (Lesina)
(5Uhr Abends) eNvorwiegend beiten Cherbourg 760,6 balb b⸗d 15 0 758 Clermont 761,7 sbedeckt 11° 0) 758 Biarritz 763,4 71 wolkig 10 4 762 Nina 763,2 Windst. wolkenl. 20. 0 763 Perpignan 761,2 W 1 hester 760 Belarad Ser;ö. — — — — Brindist 764,6 Windst. 2 764 Moskau 766,4 NNW 1 764 Lerwick 747,5 OSO. 5 Helsingfors — 763,7 SSW 2 wolkenl.
Kuopio — 762,8 Windst. Regen 761,4 N 2 wolkenl. 567,0 SSW 4 wolkig 2761,7 S lbe
—
—
wolken!l. bedeckt heiter
Säntis Budapest Portland Bill
heiter 7577 SW Fshetter 711 WSW bedeckt 18 =—
1 761,2 SSO 6 bedeckt 12, — *) Die Zahlen dieser Rubrik bedeuten: 0 = 0 mm; 1 = 0,1 bis 2,4; 2 = 0.5 bis 24:
8 = 2,5 bis 12,4; 4 = 6,5 bis 12,4; 5 = 12,5 bis 20,4; 6 = 20,5 bis 81/ℳ4: 7 = 31,5 bis 44,4; 8 = 44,5 bis 50,4; 9 = nicht gemeldet.
Ein Hochdruckgebiet über 765 mm über Westrußland hat zn genommen, ein ebensolches ist über die Pyrenäenhalbinsel herangezos⸗ und entsendet einen Hochdruckausläufer nach Frankreich. Ein no⸗ wärts verlagertes Tiefdruckgebiet unter 740 mm nordwestlich bvon Schottland entsendet Ausläufer nach Norddeutschland und da Biscayasee. — In Deutschland ist das Wetter ruhig, ziemlich be und warm (im Binnenland Höchsttemperaturen 28 bis 30 Grad); haben verbreitete Gewitter stattgefunden. Deutsche Seewarte
88
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußisch en
127.
Berlin, Sonnabend, den 31. Mai
Berichte von preußischen, sächsischen und hessischen Getreidebörsen und Fruchtmärkten.
Hauptsächlich gezahlte Preise für 1 t (1000 kg) in Mark
Hafer
Gerste
Königsberg i. Danzig.. Berlin. Stettin. Posen..
Breslau
Crefeld
Cöln.
Dresden
Mainz u
Berlin,
Berich
146 165 163 — 173 157 155 — 157 155 177 — 180 178 — 182 173 — 175
164,50 167 8 160 — 163 160 182 — 185
164 — 166 175 — 177,50
Kaiserliches Statistisches Amt. J. V.: Dr. Zacher.
888 885 c . 6
Qualität
gering
mittel gut Verkaufte
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
Menge
niedrigster ℳ
höchster
höchster
niedrigster ℳ
höchster ℳ
niedrigster ℳ
Doppelzentner
te von anderen deutschen Fruchtmärkten.
Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach überschläglicher Schätzung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)
Am vorigen Markttage
Durch⸗ schnitts⸗ preis
ℳ
Durchschnitts⸗ preis
für 1 Doppel⸗ zentner
ℳ
Verkaufs⸗
wert
V dem
ℳ
Landshut. 1 v“ 7,33 Augsburg 16,00
Landshut Augsburg
Landshut
v“ 8 . Augsburg .. —
Bemerkungen. Die verkauft Ein liegender Strich (—) in den Spalten
16,00
10,75 V
für Preise hat di
Weizen. 20,33 V 21,00 20,40 20,80
Roggen. 17,50 V 17,86 16,80 17,00
Gerste.
19,67
21,33 18,60
21,20
16,43
18,21 16,60
17,00
12,69 RHafer.
1889 17,40
17,60
12,69
16 67
11,838 s 18,20
16,40
Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Bedeutung, daß der
hetreffende Preis nicht vorgekommen ist,
Kaiserliches Statistisches Amt J. V.: Dr. Zach er.
Pankt (.)
20,31 19,68
20,25 19,93
19,9
501
569
17,02 16,70
14 27 14,85 23. 5. 4 025 17,06 17,20 23.5.
Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. in de letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
8 8 G Geboren im Jahre 1834, dem ersten des deutschen Zollvereins, der
Preußens Staatsverträge aus der Re ierungszeit könig Friedrich Wilhelms I. Herausgegeben 90 Dr. Wiertor vewe, Kal. Archivar. (Publikationen aus den K. Preußischen Staats⸗ ichiven 87. Band.) Veranlaßt und unterstützt durch die K. Archiv⸗ serwaltung. Leipzig, Verlag von S. Hirzel. 1913. 499 Seiten. Preis: 22 ℳ. — Eine Sammlung der Preußischen Staatsverträge se; achtzehnten Jahrhunderts zur Fortsetzung des durch den Geheimen Staatsarchivar Dr. Theodor von Moerner heraus⸗ egebenen Werkes „Kurbrandenburgs Staatsverträge von 1601 bis 700°(Berlin 1867) war schon in der Ankündigung vorgesehen worden, ie dem ersten Band der „Publikationen aus den Preußischen Staats⸗ rchiven“ im Jahre 1878 vorangestellt wurde. Die Ausführung vpurde durch wiederholten Wechsel der Bearbeiter aufgehalten, zwei vpurden durch den Tod aus der Arbeit abberufen. Zur Vermeidung ines noch längeren Aufschubs werden hier zunächst die Staatsverträge könig Friedrich Wilhelms J. vorgelegt, die Lücke zwischen dieser ublikation und der älteren Sammlung soll später ausgefüllt werden. m den Zwecken der historischen Forschung zu dienen, hat der Heraus⸗ seber den Begriff des Staatsvertrages absichtlich etwas weit gefaßt nd z. B. wichtigere Abkommen auch dann aufgenommen, wenn sie hloß bis zur Unterzeichnung durch die Unterhändler kamen und aus igendeinem Grunde nicht vollzogen wurden, sodaß sie keine pölker⸗ echtliche Geltung erlangten. Wenn hier eine Gesamtübersicht über die Verträge König Friedrich Wilhelms I. geboten wird, so hat sich bereits könig Friedrich II. im Jahre 1747 für die Vorarbeiten zu seinen Mémoires pour servir à l'histoire de Brandebourg“ eine Liste
er Verträge seines Vaters aufstellen lassen, die wenigstens die politischen Verträge so gut wie lückenlos aufführt. Der Etatsminister
8 Heinrich von Podewils hat dies Verzeichnis mit einer „Ex- blcation des motifs“ begleitet: Sie gibt eine anschauliche Schilde⸗ ung der Abwandlungen der auswärtigen Politik Frledrich Wilhelms I., dufgefaßt vom preußischen Standpunkt des Jahres 1747. Der Nehrzahl der Verträge hat der Herausgeber Victor Loewe Ein⸗
eitungen vorausgeschickt, die in großen Zügen die Vorgeschichte des ertrages durchgehen. Durch eine territoriale Uebersicht der Verträge 8 Anhalt⸗Bernburg bis Württemberg und ein Sach⸗ sowie Orts⸗ ind 8 wird die Uebersicht sehr erleichtert. h- einrich von Treitschkes Briefe. Herausgegeben von
kar Corniceltus. Erster Band. Erstes Buch 1834—1858. Mit Porträts in Lichtdruck. Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1912.
5 Seiten. Preis geheftet 10 ℳ, gebunden 12,50 ℳ. Für
ie hier gebotene Ausgabe der Briefe Heinrich von Treitschkes
kand ein reicher handschriftlicher Vorrat zu Gebote. Treitschkes
5* hat das reiche an ihn Gelangte von den ersten Zeiten an sorglich
bewahrt, und unter den während der Studienzeit gewonnenen
sreunden erschienen schon früh gerade den besten, tüchtigsten se Zuschriften Treitschkes erhaltenswert. Das Hauptverdienst 5 dieser Sammlung hat Treitschkes Tochter Fräulein Maria bn Treitschke. Sie hat das Buch jahrelang in seinem Be⸗
sande vorbereitet und auch die innere Arbeit daran, Ver⸗
8 nis und Erläuterung des Terxtes, erheblich gefördert. Für
in zusammenhängende Schilderung, die jedesmal dem Abdruck der
ün bestimmten Zeitabschnitt umfassenden Briefe vorangeht, konnten
8 Mitteilungen von “ Treitschkes verwertet werden. v schke gehörte zu den streitbaren und streitfrohen Sachsen, die er
heinnen Schriften wiederholt lebendig geschildert hat, und hat mit
zufendorf und Thomasius, mit Lessing und Fichte auch die frühe
zunächst durch den Beitritt Sachsens erfüllt wurde, schreibt der 14 jährige Obersekundaner seinem Vater in einem Brief aus Dresden vom November 1848: „Auf dreierlei Wahlen bin ich jetzt schrecklich gespannt, 1) auf die Präsidentenwahl in Frankreich, 2) auf die sächsischen Landtagswahlen, 3) auf die Rektorwahl der Kreuzschule.“ In etnem Brief vom Januar 1849 wird etwas Unerfreuliches aus der Schule mitgeteilt; der Rektor sei erkrankt und das Schreckens⸗ regiment des Konrektors allgemein gefürchtet. Dann fährt der jugendliche Briefschreiber so fort: „Noch trüber aber sieht es im Staate aus. Die Minister haben gestern den Kammern erklärt, sie würden vom König ihre Entlassung fordern, und heute wiederholt, ihr Entschluß stehe, trotzdem daß der König ihre Entlassung nicht angenommen, unabänderlich fest.“ Als Treitschke im Oktober 1850 den Schulkursus beendet hatte, war er eben erst 16 Jahre alt ge⸗ worden; er wurde deshalb um seiner zu großen Jugend willen noch ein halbes Jahr in der Anstalt zurückgehalten, dann aber im März 1851 mit dem ehrenvollsten Zeugnis als Primus omnium entlassen. Für das Studium der Geschichte, das er in Bonn beginnen wollte, war er nach Erklärung seiner Lehrer nunmehr inprimis maturus. Aus Bonn schreibt Treitschke in seinem ersten Semester an den Rektor der Kreuzschule, seinen verehrten Lehrer Julius Klee von dem Betrieb der Geschichte: „Gerade jetzt ist es nötig, daß sie scharf und kühn mit der Gegen⸗ wart in Beziehung gesetzt werde. Wie sehr aber die allgemeine Er⸗ schlaffung unseres Lebens ansteckt, habe ich leider an manchem meiner Freunde erfahren, die schon jetzt am Vaterlande verzweifeln und gegen seine Geschicke teilnahmslos werden. Es ist mein tägliches Gebet, daß ich vor solcher feigen Schwäche bewahrt bleiben möge.’ In Bonn hörte Treitschke Dahlmanns Vorlesungen über Politik und Geschichte der Politik und empfing von seiner Persönlichkeit den nachhaltigsten Eindruck. Auch Arndt und Simrock gehörten zu seinen Lehrern. Unter Treitschkes Freunden aus der Bonner Zeit treten vor allem zwei hervor: sein drei Jahre älterer Landsmann Alfred von Gutschmid, der spätere Historiker, und Wilhelm Nokk, der spätere badische Staats⸗ minister, gleich Treitschke Mitglied der Burschenschaft Franconia. Am Rhein ging dem Sachsen ein neues Leben auf, Reisen in die nähere und fernere Umgebung von Bonn führten viel Abwechslung herbei und gaben reichen Stoff zu Beobachtungen und Vergleichen zwischen dem Osten und Westen. Den drei Semestern in Bonn folgte ein Studienjahr in Leipzig. Zwar sind die Briefe aus diesem Jahr voll von Klagen über die Prosa des Leipziger Lebens, aber schließlich fand Treitschke auch in Leipzig Verkehr, der ihm zusagte, und kam zu der auch später oft von ihm ausgesprochenen Erkenntnis: „Immer sind es die Menschen mehr als der Ort selbst, die einem einen Aufenthalt lieb machen.“ Nur mit tiefer Bewegung liest man von den unbeim⸗ lichen Fortschritten, die sein Ohrleiden machte, und der männlichen Fassung, mit der sich der junge Student gegen das Unglück wehrte. In den Briefen aus Leipzig spielen auch die dichterischen Versuche des angehenden Historikers und Politikers eine große Rolle; es gab Augenblicke, wo er ernstlich daran dachte, sich mit aller Kraft auf die Poesie zu werfen. Den Abschluß der akademischen Bildung brachten je ein Semester in Bonn, Tübingen und Heidelberg. In das achte Semester fällt die Promotion mit der in Leipzig einge⸗ reichten staatswissenschaftlichen Arbeit über die Produktivität der Arbeiten laborum). Es gewährt einen eigenen Genuß, von Blatt zu Blatt zu vernehmen, wie sich die Töne bilden, durch die Treitschke auf der Höhe seines Könnens die Herzen der Hörer gefangen nahm. In einem Brief an seinen Vater vom Januar
„Da war es mir denn ein wahrer Trost, als ich neulich die Nachricht las von der Erwerbung des preußischen Kriegshafens in der Nordsee. Endlich ein⸗ mal ein kräftiger entschiedener Schritt Preußens, endlich einmal ein Ver⸗ such, die alte Schmach auszulöschen, welche die erste seefahrende Nation der Welt dem Meere entfremdet hat. Gott gebe, daß diese kecke Tat, über die sich jedes gute deutsche Herz freuen muß, segens⸗ reiche Folgen habe!“ Einem adligen Hause entstammt (wie er selbst einmal sagt, „mit der Partikel geboren“), teilt er mit seinem Landsmann Fichte, dem Dorfwebersohn, die Begeisterung für deutsches Bürgertum und Städtewesen, wie es sich in der Hansa kraftvoll ent⸗ faltete. Auch er kämpft für einen guten Geist in der Studentenschaft und setzt seine Person dafür ein; als ein Herr v. Z. Saxoborussiae in wüster Weise die Ehre der Franconia angetastet hat, sicht er mit dem Beleidiger ein Pistolenduell aus und zieht sich, damals bereits zum Doktor promoviert, eine achttägige Karzerhaft zu. Ein Unter⸗ schied ist allerdings zwischen beiden: daß der Staat die vornehmste Anstalt im Menschenleben und die Verkörperung des Volkstums selber sei, ist Fichte erst nach erschütternden Erfahrungen im reifsten Mannesalter eingegangen, während die sittliche Hoheit des Staatsbegriffs für Treitschke von vornherein feststand. Indem die Staatswissenschaft den Staat behandelt, untersucht sie „den tief⸗ sinnigsten Gedanken, den die Menschheit je gedacht, und an dem sie noch heute unter den mannigfachsten Leiden weiter denkt und bildet. Ist er nicht das großartigste Gewebe, in dem der Milch⸗ konsum und all die kleinliche Misere des täglichen Lebens ihre Weihe bekommt, weil auch der Kleinste von dem großen leitenden Gedanken der Staatsregierung abhängt und bedingt wird? Das ist der rechte Staat, in dem man sich nicht beugt, wo die Gewalt sich regt, abe auch nicht glaubt, daß Gesetz und Rechte eine ewig sich forterbende Krankheit sind.“ So schreibt Treitschke seinem Freunde Wilhelm Nokk im Mai 1853, in seinem fünften Semester im Alter von noch nicht neunzehn Jahren. Auf die Promotion in Leipzig folgte die Habilitation, aber die Vorbereitung darauf erforderte vier Jahre, erst am 24. Januar 1859 beagann Treitschke seine erste öffentliche Vorlesung:⸗ Ueber deutsche Verfassungsgeschichte seit dem Westfälischen Frieden. Der Titel seiner Habilitationsschrift lautete: „Die Gesellschaftswissen⸗ schaft ein kritischer Versuch“. Den Sommer 1855 verlebte Treitschke in Dresden, die nächsten anderthalb Jahre in Gottingen und die übrige Zeit, in Leipzig. 1856 erschienen seine „Vaterländischen Gedichte“, 1857 seine „Studien“, d. h. vermischte Gedichte, Balladen und kleine Epen, die er als Vorarbeiten für größere Dichtungen ansah. Ein Drama, das ihn stark beschäftigte, sollte das tragische Schicksal Heinrichs von Plauen darstellen. Eine folgenreiche publizistische Tätigkeit begann für Treitschke mit seiner Mit⸗ arbeiterschaft an den seit 1858 erscheinenden „Preußischen Jahr⸗ büchern“. Es waren unruhige Jahre, und die rückhaltlosen Bekennt⸗ nisse über Zweifel und wechselnde Stimmungen gewähren tiefe Ein⸗ blicke in seine Entwicklung. Aus allen trüben Gedanken fand er sich immer wieder heraus zu dem Vorsatz, weiter zu schaffen. Das Ziel männlichen Denkens ist ihm die Tat, freilich ist sie nicht möglich ohne Beschränkung auf einen engen Gesichtskreis. Es ist „jene edle männliche Einseitigkeit, die auch Lessing zierte. Sie steht mir unendlich höher als jene echt moderne Vielseitigkeit der Gesichtspunkte, die schließlich zu gar keinem Resultate kommt.“ Ein andermal sagt er: „Das Geheimnis alles Schaffens ist doch, sich selbst treu zu bleiben, festzuhalten an wenigen. aber tiefen und fruchtbaren Ideen“. Auch dem Künstler — das lehrt ihn das Beispiel seines Lieblingsdichters Heinrich von Kleist — ist die Festigkeit und Bestimmtheit des Willens so unentbehrlich wie die
eife und das Gefühl, in einer großen Welt zu stehen, gemeinsam.
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1854 spricht er von der unerfreulichen Weltlage und fährt dann fort:
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glückliche Begabung. Was die Erwartungen von seinem künftigen
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