1913 / 137 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Jun 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Seiner Majestät gesprochen hat, sind uns allen aus dem Herzen gesprochen. Allerhöchstseine 25 jährige Regierung ist eine überaus gesegnete ge⸗ wesen. Wir geben daher auch unserem tiefen, ehrfurchtsvollen Dank⸗ n Ausdruck, wenn ich Sie bitte, mit mir einzustimmen in den zuf: Seine Majestät der Kaiser und Köni Wilhelm II. lebe hoch und abermals hoch und immerdar hoch! (Die Mitglieder stimmen dreimal begeistert in den Ruf ein. Die Sozialdemokraten und die

Polen betreten darauf den Saal.) die Abgg.

Zu provisorischen Schriftführern werden von dem Hagen Gent), Itschert (Zentr.), Dr. Röch⸗ ling (nl.) und von Wenden (kons.) berufen.

Der Alterspräsident von Strombeck bemerkt sodann, daß nach Art. 108 der Verfassung alle Mitglieder des Hauses Seiner Majestät dem König den Eid der Treue und des Gehorsams zu leisten und die gewissenhafte Beobachtung der Verfassung zu geloben haben. Soweit die Herren den Eid bereits in früheren Jahren geleistet haben, sei dies erledigt; für die Herren, die den Eid noch nicht geleistet haben, werde später dazu Gelegenheit gegeben werden.

Der Alterspräsident teilt sodann mit, daß in das Haus Feshita 406 Mitglieder eingetreten sind, das Haus also bes luß⸗ ähig ist.

Die Verlosung der einzelnen Mitglieder in die sieben Ab⸗ teilungen wird in der bisherigen Weise nach Schluß der Sitzung durch die Schriftführer erfolgen.

Die Wahl der Präsidenten und der Schriftführer kann, wie der Alterspräsident weiter bemerkt, erst erfolgen, wenn die Wahlen von mandesen⸗ 222 Mitgliedern als gültig festgestellt worden sind; der Präsident beruft zu diesem Zweck die Ab⸗ teilungen auf morgen 10 Uhr.

Auf Vorschlag des Alterspräsidenten beschließt das Haus, die nächste Sitzung am Sonnabend, 10 Uhr, zur Wahl der Präsidenten und der Schriftführer abzuhalten. Unter lebhaftem Beifall des Hauses schließt sodann der t gegen 1 ½ Uhr die Sitzung.

Bei der gestrigen 111612“ im Wahl⸗ kreise Waldeck⸗Pyrmont wurden laut Meldung des „W. T. B.“ abgegeben für Vietmeyer (Wirtsch. Te9.) 5648, für Naumann (Fortschr. Vpt.) 4937 und für Weddig (Soz.) 1017 Stimmen, zersplittert waren 10 Stimmen. Es ist Stich⸗ wahl zwischen Vietmeyer und Naumann erforderlich.

Wohlfahrtspflege.

Das Vermögen der Kaiser Wilhelms⸗Stiftung für deutsche Invaliden betrug bei Beginn des EEö“ 1912/13 394 404 46 und hat sich in diesem Jahre infolge Ein⸗ nahme aus einer Lotterie und Zuwendung eines größeren Ver⸗

üächtni 824 350 60 vermehrt; andererseits sind an

43 entstanden, darunter an Unterstützungen

43 665 20 und an Zuschuß an das Invalidenheim in Neu⸗

babelsberg 6200 ℳ. Der Bestand am Schlusse dieses Rechnungs⸗ ahres betrug sonach 761 302 17 ₰.

Zum fünfundzwanzigjährigen Regierungsjubiläum Seiner Majestät des Kaisers und Königs hat die Hamburg⸗Amerika⸗Linie, wie „W. T. B.“ meldet, den in ihren Betrieben und auf ihren Schiffen be⸗ schäftigten Kriegsveteranen eine Ehrendotation bewilligt. 8 1 ferner ein Kapital von 250 000 geßiftet,

essen Zinsen ausschließlich Witwen und Waisen von Schiffs⸗ offizieren, Maschinisten und Ingenieuren ihrer Linie zugute kommen sollen. Die Stiftung erhält den Namen „Kaiser Wilhelm II.⸗ Jubiläumsstiftung’. Die Hamburg⸗Amerika⸗Linie hat ferner die not⸗ wendigen Jahresbeiträge zugesichert, um eine Hinterbliebenenversicherung ihrer rbeiter und Seeleute einzuführen. 4

Kunst und Wissenschaft.

In das Kaiser Friedrich⸗Museum ist eine kleine Madonna mit dem hl. Hieronymus, die 1821 in der Samm⸗ lung Solly gekauft und seit 1837 dem Schlesischen Museum in Breslau überwiesen war, zurückgekehrt. Sie ist ein BS.e⸗ Werk Henertechtaf und bedeutet eine willkommene Ergänzung der pärlichen umbrischen Bildergruppe des Berliner Museums.

Das Münzkabinett hat einen Brandenburger Pfennig des Königs Wenzel erworben, der dadurch von besonderer Wichtig⸗ keit ist, daß er eine Umschrift Wenceslaus + B. Rex trägt. Die im 13. und 14. Jahrhundert in den Ostmarken geprägten Münzen haben nämlich in der Regel weder Um⸗ noch Aufschriften und sind deshalb äußerst schwer genauer zu bestimmen. So tragen unter den etwa 600 Typen Brandenburger Pfennige, die aus diesen 200 Jahren auf uns gekommen sind, nur 30 den Namen oder die Namensinitiale

Theater.

Königliche Schauspiele. Frei⸗ tag: Opernhaus. 115. Kartenreserve⸗ satz. Das Abonnement, Reservate sowie die Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. 9. Festvor⸗ stellung. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Dritter Tag: Neu einstudiert: Götter⸗ dämmerung in drei Akten und einem 8. Uhr: 1g; Vorspiel von Richard Wagner. Musi⸗ Kesen und Tanz in kalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech.

Anfang 6 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 103. Kartenreservesatz. Das Abonnement, die Dienst, und Frei⸗ vlahe 5 8 hauch ö.

eservate sind aufgehoben. Volks⸗ zu kleinen Preisen. 1812. Struße. Freitag, in fünf Aufzügen von Otto Die fünf Frankfurter.

Leichnam.

Hoheit.

zauber.

Pastellun auspie von der Pfordten. Herrn Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 143. Abonne⸗ mentsvorstellung. (Gewöhnliche Preise.) S 9 vies 85 Con

eorges . Text von Henry Meilhac und Ludovie Halsvy, nach einer Novelle

Montag: Macbeth.

Lessingtheater.

Schauspielhaus. 129. Abonnementsvor⸗ Theaters am Gärtnerplatz

stellung. (Gewöhnliche Preise.)) Zum Alt Wien. 100. Male: Der großte König. Bilder aus seinem Leben von Joseph Lauff. Musik von Weiland Seiner Majestät Wien. dem König. Für die szenische Aufführung eingerichtet von Joseph Schlar. Anfang u. Deutsches Theater. Freitag, Abends BSor⸗ 8 Uhr: Der lebende Leichnam.

Sonnabend bis Montag: Der lebende

Kammerspiele. 38 Freitag, Abends 8 Uhr: Die Ein⸗ 8,Uhr: Der Dieb. Schauspiel in drei

die ständigen nahme von Berg⸗op⸗Zoom. Sonnabend bis Montag: Kaiserliche

Berliner Theater. Freitag, Abends ShHxe Große Posse mit 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Sonnabend und folgende Tage:

Theater in der Aöniggrätzer Abends

S esetzt von drei Akten von Karl Rößler. RNn. Sene ge Sonnabend: Das Buch einer Frau. Sonntag: Die fünf Frankfurter.

Freitag, des Prosper Merimse. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Uhr: Gesamtgastspiel des Königlichen

Operette in drei Akten von Drei Gustav Kadelburg und Julius Wilhelm. Sonnabend und folgende Tage: Alt

Komödienhaus. Freitag,

Hochherrschaftliche Woh⸗

Sonnabend und folgende Tage: Hoch⸗ Abends: Der Mikado. herrschaftliche Wohnungen.

ihres Münzherrn, und diese 30 gehören im wesentlichen den Askaniern des 13. Jahrhunderts an, während auf die Wittelsbacher nur 6 fallen. Den Namen eines der Luxemburger Herren der Mark Brandenburg lassen aber ihre Münzen vollends g. entbehren und wir besitzen für sie überhaupt keine Leitstucke, soweit nicht die Gepräge mit der Krone oder dem Löwen, den Emblemen der Feriß⸗ von Böhmen, als solche elten können, lodafß wir für ihre Aussonderung ledi lich auf die undorte und auf das Gewicht und Feingehalt der Münzen an⸗ Feree sind. Wie der Direktor des Münzkabinetts, Professor Dr. Menadier, im Juniheft der „Amtlichen Berichte“ mitteilt, entstammt der Wenzel⸗Denar dem vor einem Jahrzehnt auf dem Katharinen⸗ kirchhof in gehobenen Schatze und ist in einem ab⸗ esplitterten Bruchteil desselben, der auch einen er arvus des Kaisers Karl IV. enthalten hat, ürzlich in den Besitz des Kabinetts gelangt, unter dessen un⸗ bestimmten Münzen nachträglich ein zweites Exemplar sich hat feststellen lassen. Als römischer König hat Wenzel nur wenig Münzen hrägen lassen, um so reicher ist seine numismatische Hinter⸗ lassenschaft als Landesherr: seine Prager Groschen hatten sich durch das ganze Reich Geltung erzwungen; eine Ergänzung fanden sie in den ür den Außenhandel bestimmten Florenen und den an ein kleines Umlaufsgebiet gebundenen unscheinbaren Pfennigen der neuböhmischen Münzschmieden in Auerbach, Erlangen und Lauf. Diesen zahlreichen böhmischen Prägungen stehen die in der Menge be⸗ schränkten, in ihren Typen aber um so abwechslungsreicheren Luxem⸗ burger Münzen mit ihren prächtigen Adlern und Löwen gegenüber: die Florene, Blanken, Gans⸗ und Sterngroschen samt ihren Teil⸗ stücken, den Hälften, Sechsteln und Zwölfteln. Trotz dieses Reich⸗ tums hat das Hinzutreten des ersten mit Umschrift versehenen Bran⸗ denburger Pfennigs des Königs seine Bedeutung, da es sich eben um Brandenburg handelt. Gleich der Beschriftung zeichnet auch die bessere Zeichnung den als Sonderstück aus. Er ist 14 mm groß und 0,44 g schwer. Das Brustbild der Hauptseite wird von der oben mitgeteilten Umschrift umschlossen. Der Brandenburger Münz⸗ kunde bringt das Stück zudem die neu erwachte Hoffnung auf weitere Schriftmünzen auch der übrigen luxemburgischen Herrscher. Angekauft wurden ferner in jüngster Zeit für das Münzkabinett 72 mittelalterliche, 148 neuzeitliche Münzen und 9 Medaillen.

S

8

6 Verdingungen. 8

S näheren Angaben über Verdingungen, im „Reichs⸗ und taatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen

Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.)

Türkei.

Ministerium für Handel und Landwirtschaft in Konstantin opel: Vergebung der Lieferung von 65 verschiedenen Artikeln für die Ti chker⸗ und Schlosserwerkstätten, sowie von Maschinen und Eisen⸗ bahnschienen für die Minen von Erekli. Muster, Lastenheft und Näheres bei der Generaldirektion der Minen des genannten Ministeriums oder bei der Direktion der Minen des Kreises Erekli. Angebote in versiegeltem Umschlage bis zum 28. Juni 1913 an das

.“

jmakamat des Kreises Zunguldak. 8b

a 1 FTheater und Musfik.

Im Zyklus der Festvorstellungen der Königlichen Oper wird morgen (Freitag) „Der Ring des Nibelungen, der anläßlich der Jahrhundertfeier Richard Wagners zum ersten Male wieder ge⸗ schlossen in Szene geht, mit einer Aufführung der „Götter⸗ dämmerung“ zum Abschluß gelangen. Die mustkalische Leitung liegt in den Händen des Ersten Kapellmeisters Leo Blech. Den Siegfried wird Herr Berger singen, den Hagen Herr Knüpfer, die Brünhilde Frau Kurt, die Gutrune Frau Hafgren⸗Waag, die Waltraute Frau Arndt⸗Ober, den Gunther Herr Viedemann und den Alberich Herr Habich Als Nornen bezw. Rheintöchter sind be⸗ teiligt die Damen Denera, Dux, Schloßhauer und Dux, Schloßhauer, Ober. Anfang 6 ½ Uhr. 1

Im Zpklus der Volksvorstellungen des niglichen Schau⸗ spielhauses ist morgen eine Aufführung des vaterländischen Schau⸗ spiels „1812“ von Otto von der Pfordten vorgesehen. In den Haupt⸗ rollen sind neben Fräulein Abich und Fräulein Ressel beschäftigt die Herren Patry, Clewing, Vollmer, Boettcher, Kraußneck, von Ledebur, Zimmerer, Arndt und Mannstädt.

Zu den Freivorstellungen anläßlich des Kaiserjubiläums bei Meinhard und Bernauer am vn den 16. Juni, sei besonders darauf hingewiesen, 8 soweit Plätze verfügbar sind jedermann unentgeltlich Zutritt hat, sofern er sich rechtzeitig einstellt. Der Einlaß im Theaterin der Königgrätzer Straße (,Macbeth“) ist um 6 ½ Uhr, im Berliner Theater (.Filmzauber“) um 7 Uhr. In beiden Theatern wird für diesen Tag weder Garderobe⸗ noch Zettel⸗ gebühr erhoben, in den Theaterrestaurants werden Speisen und Ge⸗ tränke zum Selbstkostenpreise abgegeben. Kinder unter 14 Jahren werden nicht zugelassen.

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Mannigfaltiges. Berlin, 12. Juni 1913.

Im Friedrichshain wird am Sonntag ein von dem Stadtbaurat Ludwig Hoffmann geschaffener Märchenbrunnen feierli enthüllt werden, über dessen Anlage folgendes mitgeteilt sei: Durch ein ein⸗

Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗

tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗

straße 104 104 a.) Freitag, Abends 8 Uhr:

Akten von Henri Bernstein. Eyvsler.

Sonnabend und Sonntag: Der Dieb. Montag: Zum ersten Male: Eine Vergangenheit.

Theater Schillertheater. 0. (Wallner⸗ theater.) Freitag Moral. Komödie

Ludwig Thoma. Sonnabend: Moral. Sonntag: Prinz Friedrich von Homburg. (Ein Verkauf von Karten 8 Uhr: zu dieser Ponnagsvorfteclung findet nicht

Lustspiel in statt.)

Charlottenburg. Freitag, Abends 8 Uhr: Zwei Wappen. Schwank in vier Akten von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg.

Sonnabend: Freiwild.

Sonntag: Zopf und Schwert. (Ein Verkauf von Karten zu dieser Sonntags⸗ vorstellung findet nicht statt.)

drei Akten von drei Akten.

Film⸗

Kakadu.

Abends München:

(Char⸗ Schönfeld.)

Deutsches Opernhaus. E.

Pitshrag, 8“ Straße ektion: Georg Hartmann.

Abends Abends 8 Uhr: Der Mikado. Sonnabend: Die Königin von Saba. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Puppchen.

liebchen.

Montag: Fidelio.

Montis Operettentheater. (Früher: Neues Theater.) Der Operette in drei Akten von Edmund

Sonnabend und folgende Tage: Der lachende Ehemann.

Freitag, Abends 8 ½ Uhr: Der Mann Abends 8 Uhr: mit der grünen Maske. Musik von Friedrich Ber⸗ mann mit Kompositionen von Viktor Holländer und Leon

Sonnabend und folgende Tage: Der (S. Mann mit der grünen Maske.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Freitag, Abends 8 ½¼ Uhr: Der lustige Vaudeville in drei Akten von Wilhelm Jacoby und Artur Lippschitz.

Sonnabend und folgende Tage: Der lustige Kakadu.

Thaliathenter. (Direktion: Kren und in Puppch Wfttanat Gef d X uppchen. Posse mit Gesang und Tanz Freit 8 88 8 8b 58 8 Alfred Schönfeld reitag, Kren. Gesangstexte von e ufeld. 8 Musik von Jean Gilbert. Sonnabend

Schmiedetor zwischen zwei Steinpfeilern mit P n, die auf ieren reiten, gelangt man auf einen schmalen, von Blumenbeeten eingefaßten Weg. Zwei weitere Steinpfeiler mit Putten und Fischen am Abschluß des Weges bringen eine verbindende Beziehun des vorderen Teils zu der hinteren Brunnenanlage. Dann verenge der Weg, um die Wirkung beim Betreten des Brunnen⸗ platzes zu steigern. Der Brunnenplatz ist etwa 34 m breit und 54 m tief, und steigt nach hinten leicht an. Das Wasserbecken wurde in vier verschiedenen Höhenlagen angeordnet, sodaß das Wasser immer aus einem höheren in einen niedriger gelegenen Teil hinabfließt. Für die Ueberfallstellen ist ein Beckenprofil ausprobiert worden, das einen glatten Abfall des Wassers verhindert und eine sprudelnde Wirkung gibt. Neun in den Becken verteilte kleinere Wasserbüschel und ein an höchster Stelle inmitten gelegener starker Wasserbüschel ergänzen das fortwährend abfließende Wasser. An seinem oberen Teil wird das Becken von einer aus⸗ gerundeten, durch große Bogenöffnungen gelichteten Wand abgeschlossen die der sehr lebhasten vorderen Anlage einen Halt bieten soll. An beiden Seiten schließen sich Toröffnungen an. Eine Balustrade bietet oben einen leichten Abschluß. Auf zwischengestellten Postamenten lagern Säugetiere, darunter erblickt man im Gesimsfriese Fische und Krebse. 8* den Bogenöffnungen, die einen Durchblick 8 dem Park ge⸗ tatten, erheben sich aus eingestellten steinernen chalen Wasser⸗ Das Wasser fällt zurück und wird darunter aus Löwen⸗ köpfen in das Brunnenbecken geworfen. Auch sieben in den Becken verteilte Frösche werfen Wasserstrahlen in diese. Seitlich der Wasserbecken wurden auf niedrigen Sockeln in zehn Gruppen die bekanntesten Märchen zur Darstellung gebracht. Wir sehen zu⸗ nächst vorn Hänsel und Gretel auf der Ente, dann links den ge⸗ stiefelten Kater und rechts Hans im Glück mit seinem Schwein. Es folgen links das Schwesterlein mit den sieben Raben und rechts Aschenbrödel mit den Tauben, hiernach links Rotkäppchen mit dem Wolf und rechts Brüderchen und Schwesterchen, das erstere als Reh. Den Abschluß bilden links Schneewittchen mit den sieben Zwergen und rechts Dornröschen. Im Wasserbecken erblicken wir den Frosch⸗ Vnig⸗ von anderen wasserspeienden Fröschen umgeben, und über den Beckenrand krabbeln dicke Schildkröten, die die Verbindung zwischen den einzelnen Märchengruppen bewerkstelligen. Zwölf Bänke laden hier zum Sitzen ein. Von ihnen kann man auch mit Ruhe die hohe Abschlußwand hinter dem Becken betrachten und die prachtvollen Durch⸗ blicke genießen, die sich durch die Bogen⸗ und Toröffnungen ergeben. Dieser Vorderanlage schließt sich dann eine hintere an. Aus rundem Brunnenbecken strahlt hoch ein Wasserbüschel auf und Kinderfigürchen schmiegen sich um den Beckenrand wie auch in den grünen Heckenrand ein. Auch hier laden Bänke zum Sitzen und Beschauen, ehe man die rechts und links vorhandenen labyrinth⸗ artigen Gänge aufsucht, die in großen Darstellungen in ihren grünen Nischen die „Riesen“ bergen: Frau Holle und Rübezahl, die Riesen⸗ tochter und den Menschenfresser.

strahlen.

Hirschberg, 12. Juni. Wie der „Bote aus dem Riesen⸗ gebirge“ meldet, ist am Sonntag bei einer Kletterpartie durch die Handschuhrinne am Brunnenberg, einer äußerst schwierigen, aber wiederholt von geübten Hochtouristen ausgeführten Tour, der Monteur Seidenschwanz aus Hagen in Westfalen abgestürzt. Die Leiche ist heute geborgen worden.

Heidelberg, 11. Juni. (W. T. B.) Der hier tagende Raiff. eisenverband, dem auch die Landwirtschaftliche Central⸗Darlehns⸗ kasse für Deutschland in Berlin angehört, hat gegen die Stimmen der 180 Posener beschlossen, das Grundkapital dieser Kasse nicht nur, wie es die Verwaltung empfohlen hat, um 1 Million, sondern um 5 Millionen Mark auf 15 Millionen Mark zu erhöhen. 88

Warschau, 11. Juni. (W. T. B.) Der französische Fli eger Brindejone ist gestern abend 8 Uhr in Warschau gelandet und be⸗ absichtigt, in zwei Tagen nach St. Petersburg weiter zu fliegen.

Madrid, 12. Juni. (W. T. B.) „General Concha“ strandete gestern bei Alhucemas in Spanisch Marokko. Die Besatzung und die Geschütze konnten gerettet werden. Das Schiff selbst gilt als verloren.

Lissabon, 12. Juni. (W. T. B.) Während einer zum Besten der politischen Gefangenen veranstalteten Theatervorstellung, der auch mehrere Mitglieder des diplomatlschen Korps beiwohnten, kam es gestern abend zu einigen Zwischenfällen, in deren Verlauf Revolverschüsse abgefeuert wurden. Daraufhin wurde das Theater von Truppen umstellt.

New York, 12. Juni. (W. T. B.) Wie der Dampfer „Olympic“, der gestern hier eingetroffen ist, berichtet, hat er Sonntag früh einen gewaltigen Eisberg gesichtet, der etwa 120 Fuß über die Wasserfläche hinausragte. Die Stelle war etwa 100 englische Meilen von dem Punkte entfernt, wo im vorigen Jahre die „Titanic unterging. 1

ortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

—— —o-

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Erna Dewitt mit Hrn. Oberleutnant a. D. Carl von Rosen⸗ berg (Grünau i. Mark-— Wilmersdorf). Frl. Maria Dorothea von Muschwitz mit Hrn. Friedrich von Loebenstein g. d. H. Lohsa (Wintdorf z. Zt. Spree

bbei Hähnichen, Ob. Lausitz). Verehelicht: Hr. Leutnant Eagon Graf

von Francken⸗Sierstorpff mit Christiane reiin Herring von Frankensdorf

Grünau). Hr. Regierungsrat Dr.

Fean Rocholl mit Frl. Helene Schaepler

Koblenz Heidelberg). Hr. Max von

Ruperti mit Frl. Irma von Schroeter

chyglowitz).

Gestorben: Hr. Oberkammerherr Richard

8 von Haeseler (Blankenburg i. Thür.).

Hr. Rittergutsbesitzer Maximilian

von Zitzewitz (Kussow). Fr. Marianne

von Rumohr, geb. Ullrich (Rundhof).

Freitag, Abends lachende Ehemann.

am Nollendorfplatz. Burleske in

Jessel.

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Abends 8 Uhr: Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und

Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Acht Beilagen (einschließlich Börsenbeilage),

und die Liste der 42. Pfandbrief⸗

Kraatz und Jean

Vund folgende Tage:

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Auto⸗ verlosung der Südveutschen Boden⸗

ereditbank zu München.

Das Kanonenboot

1 voß wir vorbeugend wirken können.

Personalveränderungen

Königlich Preußische Armee. Beamte der Militärverwaltung.

Durch Allerhöchsten Erlaß. 1 Klasse verliehen. Den 3. 8. 1“ V Intend. der 35. Div., zum Militärintend. Rat ernannt.

Durch Allerhöchsten Abschied. Den 30. Mai. Block, Geheimer K. ministerium, bei seinem Ausscheiden aus der Charakter als Kanzleirat verliehen.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums.

Den 18. Mai. Mewe, Proviantmeister in Rendsburg, bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst der Charakter als Frabiarfühne. direklor beigelegt. Freim ark, Generalkommandoregistrator vom XVI. Armeekorps, als Militärintend. Registrator, bei der Intend. des 1“ 8

8 Den 21. Mat. Paetow, Lilitärbauregistator beim Bauamt in Schwerin, der Titel „Obermilstärbauregistrator“ verliehen. Versetzt: zum 1. Juli: Fechtner, Garn. Verwalt. Oberinsp., von Berlin III nach Meiningen, Langer, Garn. Verwalt. Insp. und Kontrollefübrer, von Charlottenburg als Amtevorstand nach Berlin I11, Schaer, Garn. Verwalt. Insp., von der Hausverwal⸗ tung des Kriegsministeriums ala Kontrolleführer nach Charlottenburg, Roschlaub, Garn. Verwalt. Insp., von Berlin II zur Hausverwal⸗ tung des Kriegsministeriums, Kieropel, Garn. Verwalt. Insp. in Koblenz, als Kontrolleführer nach Paderborn.

Voß, Oberzahlmstr. von der Kriegsschule in Potsdam, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Den 23. Mat Haberkorn, Weiterhahn, Proviantamts⸗ venetheioren, als Proviantamtsinspektoren in Cassel und Posen angestellt.

„Den 24. Mai. Spies, Oberzahlmstr. vom III. Bat. Inf. Leibregts. Großherzogin (3. Großherzogl. He ss.) Nr. 117, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Den 27. Mai 1913. Versetzt: zum 1. Juli: Löwn er, Garn. Verwalt Oberinsp., vom Fußart. Schießvlatz Thorn als Amtsvorstand nach Rastatt, Lindenblatt, Garn. Verwalt. Insp., von Sensburg als Amtsvorstand nach dem Fußart. Schießplatz Thorn, Eggert, Garn. Verwalt. Insp und Kontrolleführer, von Allenstein als Amts⸗ vorstand nach Sensburg, Herrmann, Garn. Verwalt. Insp., in die Kontrolleführerstelle seines Standortes Allenstein.

„Den 29. Mai. Die Garn. Verwalt. Oberinspektoren Barnick in Göttingen, Oppermann in Hanau, zum 1. Jult 1913 gegen⸗ seitig versetzt.

Den 30. Mai. Metze, Proviantamtsinsp. in Cassel, als Kon⸗ trollefuhrer nach Glatz, Braun, Proviantamtsinsp. und Kontrolle⸗ führer in Magdeburg, als Vorstand der Zweigverwaltung nach Karls⸗ ruhe, versetzt. Müller, Waldemar, Proviantamtsinso. in der Schutztruppe für Südwestafeika, bei der Heeresverwaltung wieder⸗ angestellt und dem Proviantamt Magdeburg als Kontrolleführer zu⸗ geteilt. Staszkiewicz, Prootantamtsunterinsp., als Proviantamts⸗ insp. in Cassel angestellt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armeekorps.

Ludwigsburg, 10. Juni. Herzog Ulrich von Württem⸗ berg Köntgliche Hoheit, Sberstlt. und Kommandeur des Ul König Wilhelm 1. Nr. 20, zum Obersten befördert.

Deutscher Reichstag. 159. Sitzung vom 11. Juni 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Ge⸗ setzes über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres vom 27. März 1911/ 14. Juni 1912 und des Be⸗ soldungsgesetzes sowie zur Aenderung des Gesetzes über die Versorgung der Personen der Unterklassen des Reichsheeres, der Kaiserlichen Marine und der Kaiserlichen Schutztruppen vom 31. Mai 1906.

Abg. Erzberger (Zentr.), in seiner Rede, deren Anfang in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, fort⸗ fahrend: Der Abg. Noske führte weiter die Abnahme der Heeres⸗ tüchtigkeit darauf zurück, daß wir zu wenig Arbeiterschutz hätten. Be⸗ trachtet man allerdings die Statistik oberflächlich, dann ist die Zahl der unbedingt Tauglichen in den letzten 10 Jahren unbedingt zurück⸗ gegangen. Aber darauf eine Verminderung der Volksgesundheit zurück⸗ zuführen, geht nicht an. Es ist nachgewiesen, daß die Morbidität im deutschen Heere von 136 auf 54 % herunterging und die Sterb⸗ lichkeit auf den Kopf von 0,6 auf 0,29. Das deutsche Heer ist also das gesundeste der ganzen Welt. ÜUnsere ärztliche Wissenschaft hat in den letzten beiden Jahrzehnten so ungeheure gemacht,

Deshalb ezeichnet man jetzt

sehr viele junge Leute mehr als minder tauglich als früher. Ich unter⸗ chätze solche Vetrachtungen gar nicht. Im Gegenteil, auch ich mache

arauf aufmerksam. So haben wir namentlich in den gebildeten

Kreisen eine immer geringere Zahl von Gestellungspflichtigen. Kein Volk hat so viele Brillenträger wie Deutschland. Der Abg. Noske hat dann ferner behauptet, daß wir beim Ankauf für militärische Grundstücke uns zu sehr übers Ohr hauen lassen. In der Budget⸗ kommission führte dagegen ein Sozialdemokrat aus, daß wir von den Städten zu hohe Opfer verlangen, sodaß sich wenig Städte finden lassen, die solche Lasten tragen wollen. Sehr wenig freundlich hat er sich auch über unsere Luftschiffe und Luftfahrzeuge T Ge⸗ wiß sind manche Luftschiffe zugrunde gegangen. Aber gerade die älteren Zeppeline befinden sich noch im Besitze der Heeresverwaltung. Außerdem ist mir nicht bekannt, daß bei uns mehr Flugzeuge kaput ehen als woanders. Man darf aber auf keinen Fall gegen unsere

Plieger derartige Angriffe richten. 1 Gegenteil, wir müssen ihnen danken, daß sie ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Ausführungen des Abg. Noske über die Abnahmekommission bei der Firma Krupp sind bisher noch nicht widerlegt worden, ja, sie sind sogar von dem General⸗ leutnant Wandel bestätigt. Auch ich unterschreibe hier, was der Abg. Noske gesagt hat, und verurteile auf das entschiedenste, daß den Jeuerwerksoffizieren, die wir nach Essen schicken, eine Zulage von er Firma Krupp gewährt wird. Reicht das Kommandogeld nicht aus, o hat die Militärverwaltung die Aufgabe, es zu erhöhen. Ich habe ere its in der PCö“ des Reichstages bei Beratung des Mar ineetats auf diese skandalösen Verhältnisse zufmescsan. gemacht. Damats ist mir die Zusage erteilt worden, daß diese Mißstände ab⸗

Erste Beilage sanzeiger und Königlich Pre

Berlin,

Donnerstag, den 12. Juni

gestellt werden. Ich gebe mich jetzt der Erwartung hin, daß nun endlich die beteiligten Ressorts diesen unerquicklichen Dingen schleunigst restlos ein Ende machen. Da der Reichskanzler heute hier anwesend ist, möchte ich ihn ersuchen, uns mitzuteilen, wann die vom Reichstag einstimmig beschlossene Untersuchungskommission für die Waffenliefe⸗ rungen eingesetzt wird. Nun hat der Abg. Noske als Vertreter seiner Fraktion in den Vordergrund zwei Gesichtspunkte für die glatte Ab⸗ lehnung der Militärvorlage gestellt; erstens sagt er, es ist keine momen⸗ tane Kriegsgefahr vorhanden, und weitens, es ist auch keine Kriegs⸗ gefahr in absehbarer Zeit vorguszusehen. Ich gebe ohne weiteres zu, daß eine momentane Kriegsgefahr nicht vorhanden ist, denn, wäre sie vorhanden, dann würde nicht der Abg. Noske oder der Reichstag sondern der Generalstab das entscheidende Wort zu sprechen haben. Es wäre auch außerordentlich gefährlich, eine Militärvorlage im Reichstag erst dann einzubringen, wenn eine momentane Kriegsgefahr vorhanden wäre. ächerlic machen. Der Abg. Noske meint auch, daß es gar nicht denkbar sei, daß kriegerische Verwicklungen das deutsche Volk benachteiligen könnten, und daß eine momentane Kriegsgefahr nicht zu befürchten sei. Damit seßt er sich in Widerspruch mit den Ausführungen seiner Fraktions⸗ kollegen, die fast alle betonen, daß Deutschland sich in einer stets drohenden Kriegsgefahr befinde. Auch der Abg. Wendel konstatiert in der „Neuen Zeit“ vom 9. Mai 1913, daß eine akute Kriegsgefahr bestehe. Andere Ausführungen vom 6. Juni 1913 in derselben Zei⸗ tung schließen sich diesen Feststellungen an. Jedenfalls sollten uns doch die chauvinistischen Treibereien in Frankreich, namentlich der Fall von Nancy, zu denken geben. Es wäre unverantwortlich, wenn wir im Falle eines Krieges ich möchte hier die Worte des Reichs⸗ kanzlers gebrauchen nicht so stark sein würden, wie wir tatsächlich nach unserer Bevölkerung stark sein können. Danach fällt die ganze Deduktion des Abg. Noske in sich zusammen. Ich stelle dem Königs⸗ wort, das angeblich nicht eingelöst worden ist, ein anderes gegenüber. Am 25. Juni 1888 hat der Kaiser erklärt, die Armee solle ein Friedens⸗ instrument sein, aber so stark gemacht werden, daß sie uns den Frieden sicher, den uns aufgezwungenen Krieg aber siegreich beenden hilft. Diese Kaiserliche Zusage von vor 25 Jahren ist vollkommen erfüllt worden. Mit dieser Zurückweisung der sozialdemokratischen Angriffe glaube ich im wesentlichen die Stellung, die meine politischen Freunde zu der E“ einnehmen, begründet zu haben. Wir sehen das Heer an als ein Mittel, unserm Volke den be und zwar einen ehrenwerten Frieden, zu erhalten, mit der oraussetzung, daß wir daran festhalten müssen, wie auch schon unser Fraktionsvorsitzender er⸗ klärt hat, daß keine Ausgabebewilligung ohne Deckung stattfinden darf. Wenn wir diesen Satz aussprechen, so sprechen wir damit einen Ge⸗ danken aus, der jedem Mann im deutschen Vaterlande selbstverständ⸗ lich ist. Die Verabschiedung der Wehrvorlage ohne die Deckungsvor⸗ lage würde ein halbes Werk, ein Stückwerk, eine Stümperei sein. Wir geben uns der Erwartung hin, daß der Bundesrat sich auf den⸗ selben Standpunkt stellt, daß auch er die Dringlichkeit der gleichzeitigen Verabschiedung anerkennt. Ich bin überzeugt, daß alle bürgerlichen Parteien, die imstande sind, die große Wehrvorlage zu schaffen, auch die Kraft besitzen, auch die Deckungsvorlage im wahren Sinne der Ge⸗ rechtigkeit zu verabschieden. Unter dieser Voraussetzung sind meine Freunde bereit, 185 so, wie sie aus der Kommission hervorgegangen ist, zu bewilligen. Wir halten die Grundsätze der Militärvorlage für zu⸗ treffend und richtig. Wir wollen unser Vaterland 8 stark machen, wie wir es können nach Maßgabe der vorhandenen Mittel und nach Maßgabe der Bevölkerungszunahme. Gegen diese Grundsätze konnte der Abg. Noske keinen Gegenbeweis vorbringen. Wenn man über die Notwendigkeit der Durchführung dieser Maßnahmen schon im März und April d. J. sich einig gewesen ist, so glaube ich, daß jetzt jeder Zweifel verschwinden muß angesichts der Maßnahmen, die seit März in Fennseh durchgeführt oder begonnen worden sind. Die fran ösischen Maßnahmen zwingen Deutschland zur Verabschiedung der Wehrvorlage. Der Abg. Noske hat eine Verständigung mit Frank⸗ reich empfohlen. Zu einer Verständigung gehören aber immer zwei. Deutschland hat in den letzten Jahren mehr als einmal Frankreich offen und ehrlich die Hand hingehalten. Will Frankreich einmal offen und ehrlich die durch den Frankfurter Frieden geschaffenen Tatsachen anerkennen, dann ist die Basis für die Verständigung vorhanden. Dann hat sich der Abg. Noske über den angeblichen Mangel an Friedensliebe an maßgebender Stelle beklagt. Unserem Kaiser kann man aber doch wohl nicht diesen Vorwurf machen. Roosevelt hat seinerzeit ausdrücklich anerkannt, daß die einzige Persönlichkeit in der ganzen Welt, die ihn unterstützt hätte bei der erbeiführung des Friedens zwischen Rußland und Japan, der deutsche Kaiser gewesen sei. Die französischen Blätter haben gleichfalls die Friedensliebe unseres Kaisers oft anerkannt. Sie ziehen aber nicht die Konsequenzen daraus. Es ist dann auf die bekannten Vorgänge im französischen Heere hingewiesen worden. Mir sind die französischen Erfahrungen nicht überraschend gekommen, sie sind eine Folge der französischen Politik der letzten Jahre. Der Kulturkampf in Frankreich mußte dieses Resultat des Syndikalismus zeitigen. Obwohl unsere Bevölke⸗ rungszahl über die Hälfte größer ist als diejenige Frankreichs, macht Frankreich die größten Anstrengungen, um so viel Soldaten auf⸗ zubringen als wir. Solange diese Tatsache vorliegt, können wir an die Friedensliebe Frankreichs nicht glauben. Die lebhafte Agitation in Frankreich für die Durchführung der militärischen Maßnahmen ist keineswegs ein Beweis für die französische Friedensliebe. Von maß⸗ gebenden französischen Stellen, u. a. vom französischen Minister⸗ präsidenten und von dem Berichterstatter der Kommission für die fran⸗ zösische Heeresvorlage, sind öffentlich falsche Angaben über unser deut⸗ sches Heer gemacht worden. Es wird immer behauptet, daß die fran⸗ zösischen Maßnahmen durch die deutsche Wehrvorlage veranlaßt worden seien. Die französischen Rüstungskredite waren aber bereits am 10. Februar 1913 völlig im Ministerium ausgearbeitet. Damals war die deutsche Heeresvorlage noch gar nicht bekannt. Der frühere fran⸗ s. Minister Millerand hat offen erklärt, daß er bereits als Minister alle diese Maßnahmen völlig vorbereitet hätte und entschlossen gewesen sei, die notwendigen Kredite unbedingt zu fordern, unbeküm⸗ mert darum, ob Deutschland sein Heer verstärke. Bereits im Dezember 1912 hat Millerand diese Vorlage beschlossen. Die Verlängerung der Dienstzeit ist am 6. März 1913 der französischen Deputiertenkammer zugegangen, die deutsche Wehrvorlage ist uns erst am 29. März unter⸗ breitet worden. Die Notwendigkeit der dreijährigen Dienstzeit ist schon früher in der französischen Kammer anerkannt worden. Man hat nur nach einem billigen Agitationsmittel gesucht, um die drei⸗ jährige Dienstzeit usw. durchzudrücken, und dazu diente die deutsche Wehrvorlage. Würde unsere Vorlage am 1. Oktober nicht in Kraft treten, so würde Frankreich einen erheblichen Vorsprung vor uns haben. Daß in Frankreich die Vorlage zurückgezogen würde, wenn bei uns die Wehrvorlage zurückgezogen würde, glaubt im Ernste kein Mensch. Was die deutsche Vorlage im einzelnen betrifft, so haben wir in der Kommission eine Reihe von Wünschen durchgesetzt, die wir in der ersten Lesung geäußert haben, darunter auch den, daß die Personen des Beurlaubtenstandes möglichst nur im Winter zu Uebungen ein⸗ ezogen werden. Es würde damit auch den Wünschen der Landwirt⸗ schast Rechnung getragen werden. Der Kriegsminister hat eine Aus⸗ dehnung des Ernteurlaubes in gestellt. Wir stimmen den geforderten Maßnahmen zu in der festen Ueberzeugung, daß es eine tärkere Garantie für den Frieden nicht gibt, als wenn Furcht und Respekt vor unserer Armee vorhanden ist. Wir betrachten die Vor⸗

lage als ein sicheres Friedensinstr ment.

Dann würden wir uns vor ganz Europa lächerlich⸗

Abg. Dr. Semler (nl.): 1886 hat in der Kommission der damaligen Heeresvorlage Windthorst das Wort geprägt: wir bewilligen der Regierung jeden Mann und jeden Groschen, und er hat im Plenum des Reichstages 1887 dieses Wort wiederholt. Wenige Tage später war der Reichstag aufgelöst. Jeder Mann und jeder Groschen war zwar bewilligt worden, aber das Septennat war durch den Antrag Stauffenberg gefallen. So wollen jetzt alle bürgerlichen Parteien in der Hauptsache jeden Mann und jeden Groschen bewilligen, wir wissen allgemein, daß die Wehrvorlage eine Notwendigkeit ist, wir wissen aber nicht, ob sie nicht doch über andere Dinge zu Fall kommt. Nach der Auflösung von 1887 trat der Reichstag am 7. März wieder zusammen und bewilligte bis zum 11. März die damalige Wehrvorlage, die gleichfalls eine Erhöhung der Friedenspräsenz verlangte, in allen drei Lesungen, das ganze Gesetz kam also in 5 Tagen zustande. Den d rei Grundsätzen die der Abg. Erzberger als maßgebend für die Be⸗ willigung der Wehrvorlage geprägt hat, füge ich den vierten hinzu: wir wünschen die allgemeine Wehrpflicht durchgeführt zu sehen im Sinne der Scharnhorstschen Gedanken. Das ist praktisch auch der Sinn der heutigen Wehrvorlage. Wir Nationalliberalen wollen jeden Mann und jeden Groschen bewilligen, und nicht nur jeden Mann, sondern auch jedes Pferd; wir wünschen die Wiederherstellung der in der Kommission gestrichenen 3 Kavallerieregimenter, entsprechend dem von uns gestellten Antrag Bassermann. Wie wir bedingungslos die Wehrvorlage bewilligen, so sind wir auch bezüglich der Deckung zu jedem Opfer bereit. Aber wichtiger als jede Deckungsfrage ist für uns die Tatsache, daß die Wehrvorlage bis zum 1. Juli beschlossen sein muß, damit sie am 1. Oktober in Kraft treten kann. Auch den Oberlehrer, der uns angehängt ist, nehmen wir mit Stolz für uns in Anspruch; der deutsche Oberlehrer wird, solange er der Führer der Jugend eines Volkes in Waffen ist, diese Vorlage angenommen wissen wollen, auch wenn die Regierung erklärt, daß man ihn dafür an seinem Einkommen straft. Der Abg. Noske erklärte gestern, daß die Sozialdemokratie keine augenblickliche Kriegsgefahr sehe, aber kein Geringerer als der frühere Kriegsminister Bronsart von Schellendorf erklärte bei einer früheren Militärvorlage: „Es handelt sich nach der Auffassung der Regierung keineswegs um eine augenblicklich drohende Kriegsgefahr; wenn das der Fall wäre, so wäre diese Vorlage ver⸗ fehlt; eine Vorlage, welche die Friedenspräsenzstärke des Heeres vom 1. April nächsten Jahres ab erhöht, wäre nicht das geeignete Mittel, um einer augenblicklich drohenden Kriegsgefahr entgegenzutreten. Läge eine solche vor, so wäre ja die einzige Antwort die Mobilmachug 8 Davon braucht Gott sei Dank nicht die Rede zu sein, denn wir glauben nicht, daß in absehbarer Zeit eine Kriegsgefahr vorliegt. Den Aus⸗ führungen des Abg. Noske stelle ich die viel höhere Autorität des Fürsten Bismarck gegenüber; mancher der Herren wird die damaligen Verhandlungen über das Septennat nachgelesen und mit mir Freude an den Reden des Fürsten Bismarck gefunden haben. Wie war es nur möglich, daß ein sterblicher Mann⸗ dergestalt reden konnte, daß seine Rede nach 25 Jahren auch heute noch absolut aktuell bis zum letzten Buchstaben ist? Die Rede behandelte auch damals die Frage des Verhältnisses zu Frankreich, die orientalischen Fragen, die bul⸗

garische Frage und selbst die Welfenfrage, welch letztere von dem Fürsten Bismarck schon damals in verblüffender Weise beantwortet wurde. Ich zitiere daraus nur die folgenden Worte: „Wir haben keine kriegerischen Bedürfnisse, wir gehören zu den saturierten Staaten, und ein Kriegsbedürfnis würde der friedliebenden Tätigkeit der Kaiser⸗ lichen Politik in den letzten 16 Jahren widersprechen.“ Ein solche⸗ Wort sollte auch heute noch recht deutlich verstanden werden, nu mit dem Unterschiede, daß es sich nicht um 16 Jahre, sondern um 42 Jahre handelt. könne uns nicht veranlassen, mit einem Nachbar anzubinden; daß man uns russischerseits angreifen sollte, glaube er nicht; die Schwierig⸗ keit für uns liege nicht darin, unsern Frieden mit Oesterreich und Rußland zu erhalten, sondern darin, den Frieden zwischen Oesterreich und Rußland zu erhalten. Er sagte das in der Erörterung über die orientalischen Fragen; es ist, als ob er die jetzige Gegenwart voraus⸗ gesehen hätte. Bezüglich Frankreichs sagte er, sobald die Franzosen glauben würden, daß sie siegen könnten, würden sie den Krieg an⸗ fangen, das sei seine unumstößliche Ueberzeugung. Wer die fran⸗ zösische Geschichte kenne, werde wissen, daß die Entschließungen Frank⸗ reichs in schweren Zeiten immer durch energische Minoritäten, aber nicht durch schwankende Majoritäten gefallen seien, das sei auch wieder die Signatur der französischen Regierung, man spreche nicht vom Kriege, man spreche nur von der Befürchtung, von Deutschland angegriffen zu werden, aber diese Befürchtung sei unwahr. Wer war es doch, der als Minister in Frankreich in diesem Sinne von den blauen Linien der Vogesen sprach, war das nicht Poincaré? In einem aus Paris datierten Brief an einen meiner Parteifreunde heißt es, daß kein französischer Soldat Ruhe haben würde, solange es einen deutschen Elsässer gebe; unsere Sache sei es, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Ein französischer Minister, der damit einverstanden wäre, den deutsch⸗französischen Gegensatz zu überbrücken, würde sich nicht in der Kammer und in der Presse behaupten können. Nach Fürst Bis⸗ marck war die Zeit damals noch nicht da, wo der deutsch⸗französische Zwist zu Ende ist. Genau so ist es heute: Wo immer in der Wert wir etwas zu verhandeln haben, da treffen wir auf der Seite unserer Gegner Frankreich. Wir werden sehen, daß bei den gegenwärtigen Finanzverhandlungen in Paris auch unser Interesse durch Frankreich wohl kaum gewahrt wird, obgleich unsere Haltung in dieser ganzen Krisis friedlich war und unsere auf dem Balkan zu schäbenden Inter⸗ essen so groß sind. Wenn wir vielleicht einmal die Möglichkeit haben, uns mit England zu verständigen, dann müssen wir es immer be⸗ fürchten, daß durch franaösesche Eifersucht bald wieder neue Schwierig⸗ keiten auftauchen. Was bedeutet all die Liebedienerei Frankreichs gegen Rußland? Für Rußland hat das Buündnis vielleicht lediglich defensiven Charakter, für Frankreich sicher nur einen aggressiven. Das zwingt uns zu der schweren Rüstung. Wir haben deshalb dafür zu sorgen, daß, wenn noch einmal ein Krieg mit Frankreich kommt, wir es zum zweiten Mal besiegen können und dann gründlich. Wir wollen es ja nicht in Abrede stellen, daß unser Beschluß die französische Kammer beeinflußt, aber der Entschluß Frankreichs, die jetzige Heeres⸗ vorlage einzubringen, war längst vor unserer Heeresvorlage gefaßt Beschweren sich französische Feis darüber, dann mögen sie sich bei ihrer eigenen Presse und ihren Chauvinisten bedanken. Gerade die vornehme französische Presse hat den Respekt und die Achtung gegen uns vermissen lassen, die jedes große Land beanspruchen kann. Diesen Haß werden wir nicht durch freundliches Entgegenkommen besiegen. Tatsächlich haben wir 20 Jahre ruhig zugesehen, wie Frankreich süs in Afrika ein gewaltiges Kolonialreich schuf. Wir hatten gehofft, Frankreichs Ehrgeiz sei dadurch befriedigt, und es würde unsere Grenzen zufrieden lassen. Jetzt sehen wir, wie in Elsaß⸗Lothringen gewühlt wird. Auch die vielen Anwerbungen für die französische Fremden⸗ legion, die tagtäglich erfolgen, sind eine Herausforderung gegen uns. An uns Abgeordnete tritt man oft heran, dabei zu helfen, um Leute daraus zu befreien, die durch unlautere Mittel angeworben worden sind. Das ist doch direkt ein unwürdiger Zustand. Wenn Frank⸗ reich in Afrika Soldaten braucht, dann müßte es auch den Mut haben, eigene Leute dorthin zu schicken. Fürst Bismarck sagte, je stärker wir sind, desto unwahrscheinlicher wird der Krieg. Das ist doch die ganze Begründung für diese Vorlage. Unsere 2 nträge ent⸗ springen nur der Konsequenz unserer Stellungnahme. Wir halten die Forderungen der Regierung für gerechtfertigt und beantragen deshalb, daß auch die angeforderten Offizier⸗ und Unteroffizierstellen bewilliat

Ferner sagte Fürst Bismarck, die bloße Rauflust