Bekanntmachung.
In Neubearbeitung sind fertiggestellt und an die Karten⸗ vertriebsstellen übergeben worden: 8 8 A. Meßtischblätter 1:25 000.
Nr. 404 Glommen „ 551 Heilsberg, 717 Reichau,
rbeiten wieder aufne
Die Abgeordnetenkammer meldet, mit 83 gegen 13 Stimmen Initiativantrags einen Betrag von Prinzen Carol ins Budget einzustell
„ 82 Gilge, .“ „ 110 Alt Rinderort,
„ 146 Labiau, „ 1170 Lubiewo, „ 147 Laukischken, „ 1345 Wtelno.
B. Karte des Deutschen Reiches 1:100 000. — Ausgabe A. — (Schwarzdruck.) Nr. 1/2 Nimmersatt NNr. 163 Neuenburg, Schattern, p„ 199,230 Neidenburg⸗ „ 15 Sarkau, Bialutten, „ 130 Pr. Stargard, NQX“
C. Karte des Deutschen Reiches 1:100 000. — Ausgabe B. — (Buntdruck.) Nr. 99 Dirschau, Nr. 254 Argenau, „ 226 Thorn, „ 407 Berlebur „ 229 Soldau, Alle Bestellungen auf Karten sind an diejenige Vertriebsstelle zu ichten, in deren Bezirk sich der Besteller befindet. Berlin, den 5. April 1913. Kartographische Abteilung der Königlichen Landesaufnahme. von Zglinicki, Generalmajor und Abteilungschef.
In der Skupschtina legte
Einnahme
lagerung und ö
spielt hat. Wie „W.
das 47 868 Mann starke 8 General Stepanowitsch, das Befestigungen belagern mußte,
vom 20. serbischen Regiment g.
478 Gefallene, 608 an Krankheiten wundete. Die Skupschtina
angefordert Bulgarie
Aichtamtliches. 1 Deutsches Reich gänge Landwehr, Preußen. Berlin, 9. April 1913.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr eine Sitzung. ““ “
Der Präsident Wilson hat
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 7. d. M. S. M. S. „Goeben“ mit dem Chef der Mittelmeerdivision in Konstantinopel, S. M. S. „Gneisenau“ und Torpedoboot „Taku“ in Beppa (apan), S. M. S. „Leipzig“ in Tsarn a (Japan) und S. M. S. „Nü rnberg“ in Kobe ein⸗ getroffen.
zu machen, in der die Geschäftswe Zölle schwebe. Die Botschaft führt „W. T. B.“ aus: Schon lange waren wir von d Mecklenburg⸗Schwerin. Schutzes der heimischen Industrie zu
Seine Königliche Hoheitder Großherzog Friedrich Franz vollendet heute sein 31. Lebensjahr.
— Das Regierungsblatt gibt bekannt, daß Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog auf den 6. Mai einen außerordentlichen Landtag nach Schwerin einberufen wird. Als einziger Gegenstand der Verhandlungen gelangt die Aende⸗ rung der bestehenden Landesverfassung zur Besprechung.
8 Elsaß⸗Lothringen. —Die Erste Kammer des Landtags erledigte gestrigen Vormittagssitzung laut Meldung des „W. öö zweiter und dritter Lesung das Bergwerkssteuergesetz, wobei entgegen der eine Staffelung der Abgaben wünschenden Re⸗ ierungsvorlage die Erhebung nach einem festen Prozentsatz eschlossen wurde. Auch das Beamtenbesoldungsgesetz und das Lehrerbesoldungsgesetz wurden in dritter Lesung
verabschiedet.
durch die Regierung habe. Bewußt
gebaut, das jeder — auch der roheste
schaffen, was nach Privilegien oder
und den Geschäftsgeist Amerikas im Zollsystem Aenderungen treffen,
Wir benötigen Märkte und ein erweit
8 8
Großbritannien und Irland. 1
Die Botschafter sind gestern nachmittag zu einer Sitzung zusammengetreten. Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, trafen die Botschafter die Entscheidung über die Antwort, die die Mächte den Balkanstaaten auf deren letzte Note überreichen werden, und sandten im Laufe des Abends Telegramme an ihre Regierungen, in denen ihre Entschlüsse dargelegt werden. Der montenegrinische Friedensdelegierte hatte eine Unter⸗ redung mit dem französischen Botschafter und besuchte später Sir Arthur Nicolson im Auswärtigen Amt. Auch Pascha stattete im Auswärtigen Amt einen Besuch ab.
auf dieser Maßnahmen sei die Re
gesetze. Asien.
an der Nordwestgrenze Käm
Rumänien.
sturm diese Befestigungen zu stürmen, Angriff auf die Ostfront zu erleichtern. Schükri Pascha wurde
ministers mit stürmischem Beifall auf. einen außerordentlichen Heereskredit von 90 000 000 Dinars
Nach einer Meldung des „W. T. B. etwa 20 000 Mann und 46 Jahren, auf unbestimmte Zeit beurlaubt worden.
wicklung, nicht Umwälzung oder Verwirrung, zum Ziel haben. müssen unseren Handel, besonders unseren
Griechenland. inisterrat hat 8, Se. daß die Kam
men soll.
hat gestern, wie „W. T. B.“ beschlossen, auf Grund eines 100 000 Francs für den
E11““
Serbien. 8
gestern der Kriegsministe
General Bojanowitsch auf eine Anfrage des Nationalisten Ribarac die Rolle dar, die die serbische Armee bei der Be⸗ von
Adrianopel ge⸗
meldet, hatte danach
serbische Belagerungskorps unter
den stärksten Teil der
die Aufgabe, beim General⸗
um den Bulgaren den
efangen genommen. Die
Verluste der Serben betrugen während der ganzen Belagerung
Gestorbene und 1917 Ver⸗
nahm den Bericht des Kriegs⸗
Die Regierung hat
n. sind zwei Jahr⸗ im Alter von 45
Amerika.
gestern in der gemeinsamen
hielten heute Sitzung beider Häuser des zu einer außerordentlichen Tagung
zusammengetretenen Kongresses selbst seine Botschaft verlesen und damit die Gewohnheit, von der man hunder⸗ abgekommen war, wieder aufgenommen. chaft betonte der Präsident, daß die außerordentliche Session den Zweck habe, die Erleichterung der dem Volke aufgebürdeten Lasten zu beschleunigen und zugleich der Ungewißheit ein Ende
seit einem Jahr⸗ In der Bot⸗
lt hinsichtlich der künftigen dann nach dem Bericht des
em bescheidenen Begriff des dem Gedanken fortgeschritten,
daß die Industrie ein Anrecht auf direkte Förderung (patronage)
oder unbewußt haben wir ein
System der Privilegien und der Befreiung vom Wettbewerb auf⸗
n — Form von Kombination
die Schaffung von Monopolen leicht machte. Wir müssen alles ab⸗
künstlicher Begünstigung aus⸗
sieht, und müssen unseren Geschäftsleuten und Produzenten als An⸗ sporn die ständige Notwendigkeit auferlegen, leistungsfähig, wirtschaft⸗ lich und unternehmend, Meister im Wettbewerb und tüchtigere Ar⸗ beiter und Kaufleute als irgendwer in von den lediglich im Intere ge der Staatseivksaften. uf Artikel, die
8 wir nicht produceren, und ates üeehie ah. len, sollen die ihrer künftigen Penene bezwecken, Uns We Kon Jns zu schaffen
der Welt zu sein. Abgesehen
Wettkampf der übrigen
Welt zu schärfen. Wir müssen in unseren Zollgesetzen und in unserem die eine freiere und gesundere Ent⸗
Wir Außenhandel, ausbauen. ertes Arbeitsfeld mehr als je.
Wir müssen auch die Industrie ausbauen und müssen ihr an Stelle künstlichen Antriebs Freiheit geben, aber nur insoweit, als dadurch 1 aufgebaut und nicht niedergerissen wird Zum Schluß seiner Botschaft sagte der Präjident, er werde vielleicht späterhin die Aufmerksamkeit des Kongresses Reformen lenken, die den Tarifänderungen unmittelbar folgen oder sich ihnen anschließen sollten. Die hauptsächlichste orm der Bank⸗ und Währungs⸗
Ein amtlicher Bericht aus Simla meldet, daß am 5. April
pfe mit Eingeborenen
Hakki siattgffunden haben, die durch einen Streit über die Verteilung es den Stämmen gewährten Zuschusses veranlaßt worden
waren. Der Wazirsstamm und andere Eingeborene griffen das
v 8 Der finnische Landtag hat gestern, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, in dritter Lesung mit 146 gegen 40 Stimmen die Vorlage angenommen, die russischen Staats⸗ angehörigen den Betrieb eines Gewerbes in Finnland erlaubt, und ferner die Vorlage, die Russen zur Teilnahme an der
Kommunalverwaltung zuläßt.
Der Bundesrat hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Vertrag zwischen der Eidgenossenschaft und dem schweizerischen Bankensyndikat, betreffend die Uebernahme einer Anleihe
on 31 ½ Millionen Franken, genehmigt. Zur Emission gelangen 30 Millionen Franken. Die Festsetzung des Ueber⸗ nahme⸗ und des Emissionskurses wird durch den Vorstand des Bankensyndikats erfolgen. Die Zeichnung findet voraussichtlich
m 25. April statt. 8
Türkei.
1 Der amtliche “ Kriegsbericht vom 8. d. M. besagt laut Meldung des „W. V. VB: 3 Vorgestern nach Mitternacht griff der Feind unsere Stellungen auf den Höhen westlich von Tschanakdscha und Kastania an; unsere Truppen erwiderten den Angriff und warfen die Bulgaren zurück. Im Laufe des gestrigen Tages entwickelte sich ein schwaches Infanterie⸗ gefecht zwischen feindlichen Truppen und türkischen Abteilungen, die gegen die Höhen nördlich von Kumburgas vor unserem linken Flügel vorrückten. Bei Bulair herrschte Ruhe.
Der deutsche Flieger Scherff machte vorgestern mit dem 1 Hanptmam Kemal Bey einen Er⸗ ndungsflug bis nach Strandscha. Das zulgarische Haupt⸗ Kabakdschaköj wurde anscheinend erfolgreich mit Bomben beworfen. Da das Flugzeug nur 400 m hoch flog, war es auch dem Schrapnellfeuer ausgesetzt. Die bulgarischen Hauptkräfte stehen zwischen Tschatald 18 und Kabakdsche. Rege Angriffsvorbereitungen waren deutli wahrnehmbar.
Die in Saloniki zur Abfahrt nach Albanien ein⸗ geschifften serbischen Truppen gehen gemäß dort ein -⸗— s. Weisung der an Land; die Ausschiffung hat
ereits begonnen.
geschlagen.
— Gestern ist das erste chi öffnet worden. Wie „W. T. B.“ Eröffnungsfeier des Senats und unter dem Salut der Geschütze
1“ 177 Senatoren von im ganzen von chinesischen und fremden Der Senior des Repräsentanten sammlung und erklärte das Parl großer Begeisterung wurden Sonnabend vertagt. Manschikais
öffentlich verlesen. Er herzlichsten Glückwünsche zu seiner aus, daß die Republik zehntausend
Republik anerkennen würden, Beamten ernannt seien und fähig erklärt habe. Brasilien und
Einer Meldung der „St. agentur“ zufolge wird die Zusam Druppen an der Grenze
gezogen worden.
lager be gebiet von neuem Anhä
den Märkten den Heiligen Krie der Anflus ist seinerseits bemüht,
eine Harka zu sammeln.
8
Fort Spinwan an, wurden jedoch
alsdann beide
wurde, da seine Präsidentschaft nur eine vorläufige ist,
Der amerikanische Geschäftsträger hat Regierung mitgeteilt, daß die Vereinigten Staaten die chinesische nachdem die parlamentarischen sich das Parlament für beschluß⸗
änger um sich zu scharen,
von der Miliz zurück⸗
nesische Parlament er⸗ meldet, fand die gemeinsame
des Repräsentantenhauses im Abgeordnetenhause statt.
Anwesend waren 500 Volksvertreter von im ganzen 596 und
274. Die Galerien waren
Besuchern dicht besetzt. hauses begrüßte die Ver⸗ ament für eröffnet. Unter Häuser auf Botschaft an das Parlament nicht
spricht darin dem Parlament seine
Eröffnung und die Hoffnung Jahre dauern möge. der chinesischen
Mexiko werden in Ueberein⸗
stimmung mit den Vereinigten Staaten handeln.
Petersburger Telegraphen⸗ menziehung chinesischer
der Mongolei fortgesetzt; in Elisa, 300 Werst von Saissan, sind 10 000 Mann zusammen⸗
Afrika.
Nach einer vom „W. T. B.“ Casablanca sucht der G El Hiba im gesamten Atlas⸗
verbreiteten Meldung aus
indem er auf Der Kaid Agadir
858
g verkünden läßt. in der Gegend von
Parlamentarische Nachrichte ie Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗
D tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (135.) Sitzung des R eichstags, welcher der Kriegsminister, General der Infanterie von Heeringen, der Staatssekretär des Reichsschatzamts K. ühn und der Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Amts von Jagow beiwohnten, wurde die erste Beratung der Novelle zum Gesetz über die Friedens⸗ präsenzstärke des deutschen Heeres von 1911/12, des Besoldungsgesetzes und des 65 sorgungsgesetzes in Verbindung mit dem Nachtragsetat für 1912 fortgesetzt.
Abg. Doormann (fortschr. Volksp.): Alle bisherigen Aeuße⸗ rungen zwingen uns, nüchtern mit aller Sachlichkeit und ohne Vor⸗ eingenommenheit, aber auch ohne Enthusiasmus an die Prüfung der Heervorlagen heranzugehen. Die Ueberzeugung, daß ein starkes Kriegsheer und auch ein starkes Friedensheer notwendig ist, besteht in allen Kreisen. Allerdings darf man sich dabei nicht auf Stimmungen allein verlassen. Deshalb ist es bedauer⸗ lich, daß sich die Begründung nur auf allgemeine Redewendungen beschränkt. Es wäre erwünscht gewesen, wenn die Regierung das ihr bekannte und schon veröffentlichte Material uns in handlicher Form zugängig gemacht bätte. Ein Zutrauen zur Armee und ihrer Ver⸗ waltung ist erforderlich. Aber dieses Vertrauen muß dann auch dauernd erhalten werden. Der Abg. Müller⸗Meiningen hat den Kriegsminister nicht gegen den Generalstab ausgespielt. Das hat die konser vative Presse getan. An diese hätte sich also die Mahnung des Ministers richten müssen. Der Minister hat selbst zugegeben, daß die Plötzlichkeit der Vorlage dadurch bedingt ist, daß sich die Heeresverwaltung und das Auswärtige Amt durch die Ereignisse auf dem Balkan haben überraschen 8 Er meinte sogar, daß auch andere Leute und Abgeordnete überrascht worden sind. Aber diesen steht doch nicht ein solcher Apparat wie der Regierung zur Verfügung. Die Präsenzstärke soll mit der Bevölkerungszahl in Uebereinstimmung gebracht werden. Das klingt fast so, als ob bisher etwas ver⸗ säumt wäre. Nun geht aber aus den Verhandlungen des Norddeutschen Reichstags hervor, wo die Verfassung des Reiches beraten wurde, daß sich die Friedenzpräsenz nach den Bedürfnissen zu richten habe. Der Reichskanzler meinte, 63 000 Mann könnten mebhr eingestellt werden, und der Abg. Liebert sagte, wir hätten noch genügend Mannschaft, und die könnte eingestellt werden, ohne die Wehrordnung zu ändern. Der Kriegsminister hat dem Abg. Erzberger zugenickt, als dieser fragte, ob wir diese 63 000 Mann wirklich habꝛn. Man geht im allgemeinen von falschen Voraus⸗ setzungen über die Zahl der tauglichen Mannschaften aus. 1911 waren überzählige, unbedingt taugliche Personen nur 2642 übrig. Es ist also nicht richtig, daß Hunderttausende von Leuten da sind, die wehrfähig wären und unausgebildet umherliefen. Der Abg. von Liebert rechnete für 1908 über 8000 Ueberzählige heraus, das wäre sehr schön, aber die Zahl ist nicht richtig. Von den nach der Vorlage Auszuhebenden würden Dreiviertel nicht unbedingt tauglich sein; das muß uns mit ernster Sorge erfüllen. Ich möchte an die Verhandlungen der französischen Deputiertenkammer erinnern. Die nicht unbedingt Tauglichen würden das Futter für die
tte abgeben, wie Graf Kanitz zutreffend gesagt hat.
Schluß des Blattes.)
— Das Haus der Abgeordneten setzte in heutigen (161.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz beiwohnte, die zweite Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, und zwar zunächst die Besprechung der dauernden Ausgaben für die höheren Lehranstalten für weibliche Schüler fort.
der Vorredner werden Sie seh entnommen des höheren Mädchenschulwesens,
Reihe sicherlich unerwünschter Nebenerschei⸗ nungen zeitigen wird. Ich bin der Meinung, daß den Ober⸗ lyzeen die Berechtigung des Abiturienteneramens zum Besuch der Universität gewährt werden muß. Die Studi nanstalten haben vor ihnen im Grunde nur das Mehr an Mathematik voraus. Die Oberlyzeen bilden in vielen Fällen die einzige Möglichkeit, den Töchtern der höheren Stände eine angemessene Bildungsgelegenheit zu geben. Zu den unerfreulichen Nebenerscheinungen der gehört die große Belastung der Kommunen. Ueber die übermäßige Belastung der Kommunen ist hier schon reichlich viel geredet worden. Auf der einen Seite ist man bestrebt, die Studienanstalten zu fördern und zwar ohne Rücksicht auf die Mehrbelastung, auf der anderen Seite beklagt man sich über die ungeheure Zunahme der kommunalen Lasten. Eine Folge der Forderung der Studienanstalten ist, daß die Flucht in die großen Städte noch mehr gefördert wird. Es ist auch beklagt worden, daß die Frauenschulen, die doch so große, schöne Aufgaben haben, verhältnismäßig wenig Anklang finden. Ich halte dies für sehr erklärlich. Denn alles drängt sich in Schulen, die eine Berechtigung gewähren. Ich stimme den Vorrednern darin bei, daß man die Frauenschulen dadurch fördern könnte, daß man ihnen die Berechtigung zur Ablegung des Examens als Haushaltungslehrerin gibt. Man hat viele Vorschläge ge⸗ macht, wie man den Oberlyzeen helfen könnte. Ich glaube, das beste und einzige Hilfsmittel ist die Gewährung der Berechtigung des Abiturienteneramens. Nachdem wir den Frauen die Möglichkeit des akademischen Studiums eröffnet haben, werden wir uns auch mit den unerfreulichen Nebenerscheinungen abfinden müssen, auch damft, daß eine starke Ueberschätzung des Wertes des akademischen Frauen⸗ studiums eintritt. Was die höheren Prlvatmädchenschulen be⸗ trifft, so waren ja die mit der Reform des höheren weiblichen Unterrichtswesens für die Privatschulen verbundenen Härten nicht zu vermeiden, es muß eben an den höheren Anforderungen auch für die Privatmädchenschulen festgehalten werden. Aber der Minister sollte darauf halten, daß die nachgeordneten Behörden die neuen Bestimmungen nicht mit der allergrößten Härte, sondern mit der nötigen Schonung durchführen. Nach dem Gesetz sollten die bewährten Lehrerinnen nach altem Ritus nicht sofort entlassen werden. In der Praxis ist es aber nicht so gekommen. Die ein⸗ tretende Vakanz, von der das Gesetz spricht, wird erzwungen. Die Vakanz erfolgt also nicht auf natürlichem Wege, sondern in der Praxis ist sie mit Gewalt erzwungen worden. Hätten wir voraussehen können, 1 diese Uebergangsbestimmungen in so wenig humaner Weise aus⸗ gelegt werden würden, dann hätten wir die Bestimmung anders gefaßt. Eine weitere Härte ist die, daß die Konzession nur auf 5 Jahre ge⸗ geben wird. Wie soll sich eine Schule einrichten, wenn sie nicht die Sicherheit hat, daß ihr Bestand weiter gewahrt bleibt. In vielen Fällen ist es einfach unmöglich, sich den nötigen Ersatz durch akademisch gebildete Lehrkräfte zu verschaffen. Einige Vorsteherinnen haben sich händeringend an die Behörde gewandt, man möchte ihnen doch bis auf weiteres die alten Lehrkräfte kafsen, weil es nicht möglich sei, akademisch gebildete Lehrkräfte zu gewinnen. Die Akademiker haben auch wenig Neigung, sich dauernd einer Mädchenschule zu widmen. Es ist nicht möglich, immer ältere, erfahrene Oberlehrer zu erhalten, man muß sich mit jüngeren Herren, auch mit Nichtpreußen be⸗ helfen. Das führte auch zu Schwierigkeiten in der Unterrichtsverwaltung. Es wird ferner Klage geführt über das Hineinregieren des Provinzial⸗ schulkollegiums. In Breslau wird für dieses ein Genehmigungsrecht auch in dem Falle in Anspruch genommen, wo der Direktor zuständig ist und nur im Zweifelsfalle die Entscheidung der Behörde über⸗ tragen ist; hier scheint ein überflüssiger Eifer nachgeordneter Behörden vorzuliegen. Ich habe nun noch einzugehen auf den Bericht der Unterrichtskommission über die Petition der wissenschaft⸗ lichen Lehrerinnen Kebe Gen. in Breslau um Wiedererlangung
beschäftigt, eine ganze
der
Alg. Dr. Wagner⸗Breälau (freikon,) Aus den Ausfübrungen haben, daß die Reforuiumm die uns schon seit einigen Jahren
handlung, ehrloses und unsittliches Verhalten (§ 1568 des B.
der durch ministerielle Bestimmung ihnen entzogenen Stel⸗ lungen zn den höheren Pripatlehrerinnenseminaren. Die Damen erkläre, die Entziehung des Unterrichts in den höheren Klassen für eine schwere Kränkung, zumal da es ausgeschlossen ist, daß sie jemals wieder in den höheren Klassen, wo sie früher unterrichtet haben, be⸗ schäftigt werden können, weil ihnen die Examina fehlen. Die be⸗ treffenden Damen stehen durchweg im höheren Lebensalter, sie sind über 50 Jahre alt und kaum noch in der Lage, sich anderweit eine Existenz zu schafen. In der Kommission hat ein Vertreter der Unterrichtsverwaltung ausgeführt, daß Klagen aus keiner Provinz gekommen seien; nur in Bres lau scheine ein Agitationsfeld zu sein und hier die gekränkte Würde die Hauptrolle zu spielen. So liegt es nicht; diese Damen kämpfen für ihren Beruf, für ihre Erxistenz, und da soll man ihnen nicht durch solche mißfälligen Bemerkungen ihr Petitionsrecht beschränken. Die Empfindung der Degradation, die sie haben, ist durchaus berechtigt. Die Ver⸗ waltung hat sich auch auf eine längere Revision bezogen, die einer ihrer Vertreter mit dem Provinzialschulrat vorgenommen habe, und dabei sei festgestellt worden, daß die Lehrerinnen ein Verständnis dafür nicht gezeigt hätten, worum es sich bei der wissenschaftlichen Behandlung eines Lehrgegenstandes eigentlich handle. Ueber diese Revision liegen mir zwei von einander unabhängige Berichte vor. Ich entnehme ihnen, daß der Revisor wiederholt in wenig freundlicher Weise den Vortrag der einen Lehrerin unterbrochen und sie koramiert habe, daß er für die Verwendung der Lehrbücher die Lehrerin verantwortlich gemacht, daß er immer wieder das Lateinische zum Vergleich herangezogen habe. Durch die ganze Art und Weise der Revision sei ihr die Fassung verloren gegangen, und sie habe nicht auf der Höhe ge⸗ standen; sie sei überzeugt, daß das Ganze nur eine Folge der Vorein⸗ genommenheit gewesen sei, weil sie sich früher gestattet habe, eine Petition gleichen Inhalts an das Abgeordnetenhaus zu senden. Ich meine auch, daß die Sache, wie sie gemacht worden ist, der pädagogischen Anforderung nicht entspricht; mit Schonung ist jedenfalls nicht vor⸗ gegangen worden, und jedenfalls ist es nicht der Wunsch des Hauses gewesen, daß auf diese Weise Vakanzen künstlich geschaffen werden. Bei der Aufstellung der Lehrpläne sollte darauf geachtet werden, daß im fremdsprachigen Unterricht nicht deutschfeindliche Literatur aufgenommen wird, wie es zuͤweilen der Fall gewesen ist. Es ist doch mindestens eine starke Uebertreibung, wenn in einer höheren Mädchenschule deutschfeindliche französische Lieder gesungen werden, wie ich es seinerzeit in der sechsten Klasse einer solchen Schule konstatiert habe. Dort hatten die Schülerinnen ausgesprochen deutschfeindliche Lieder erlernt, aber unser Nationallied „Deutschland, Deutschland über alles“ konnten sie noch nicht singen. Das Deutschnationale kommt bei uns leider immer zu spät. Ich halte es für dringend nötig, daß die Lehr⸗ pläne einmal einer Revision unterzogen werden, um festzustellen, wie weit derartige unerwünschte Lehrstoffe darin enthalten sind. Ich glaube, daß man in französischen Schulen nicht „Deutschland über alles“ singt; deshalb sollten wir auch nicht in den oberen Gymnasialklassen die Marseillaise singen lassen (Zurufe bei den Sozialdemokraten). Ueber den verschiedenen nationalen Charakter können wir uns nicht streiten. Wir haben so ausgezeichnete Nationallieder, die in unseren Schulen nicht zugunsten französischer Nationallieder vernachlässigt werden sollten. Etwas mehr vater⸗ üändische Gesinnung in dieser Hinsicht wäre durchaus angebracht.
Hierauf nahm der Minister der geistlichen und Unter⸗ ichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz das Wort,
dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird. Schluß des Blattes.)
Berichtigung.
cht über den Handel Deutschlands mit Getreide und Mehl nach Erntejahren, veröffentlicht in der Ersten Beilage zum Deutschen Reichkanzeiger Nr. 82 vom 7. April 1913 ist zu lesen unter 1) Ein⸗ und Ausfuhr, Gesamteinfuhr, Spalte 1 — 1912/13 — mn bö.“ 8 erner unter iederlageverkehr, Einfuhr 1910/11 (3. Spalt zu Weizen statt 2 048 993: 2 948 993. 8 1 26 G 9 Berlin, den 8. April 1913.
Kaiserliches Statistisches Amt Delbrück.
Ehescheidungen in Bayern im Jahre 1912.
Nach den Zusammenstellungen des bayerischen Statistischen Landesamts war die Zahl der Ehescheidungsurteile im Jahre 1912 etwas geringer als im Vorjahre. Sie betrug 972 gegen 1030 im Jahre 1911, 920 im Jahre 1910, 901 im Jahre 1909 und 824 im Jahre 1908. Die Abnahme fällt auf die Oberlandesgerichtsbezirke München (1912: 442, 1911: 470), Zweibrücken (1912: 146, 1911: 160) und Bamberg (1912: 63, 1911: 94). Eine geringe Zunahme ist in den Oberlandesgerichtsbezirken Nürnberg (1912: 221, 1911: 207) und Augsburg (1912: 100, 1911: 99) zu verzeichnen.
Bet 509 = 52,4 % der geschiedenen Ehen (1911: 570 = 55,3 %) betrug ihre Dauer weniger als 10 Jahre. Von den geschiedenen Ehe⸗ gatten standen im Alter bis zu 40 Jahren von den Ehemännern 64,3 %, von den Ehefrauen 75,6 %.
395 Ehen = 40,6 % (1911: 457 = 44,4 %) waren kinderlos; 757 = 77,9 % (1911: 810 = 78,6 %) waren konfessionell ungemischt. Unter den konfessionell bisgee Ehen befanden sich
1908
1911 1910 1909 katholische .. 503 526 423 468 403 protestantische 1 8 238 274 272 221 245 irsritische . . . 14 8 10 11 14
1114““ 2 2 1 1 . Die geschiedenen Ehegatten gruppieren sich ihrer Konfession nach,
wie folgt: 1912 1911 1910 1909 1908 Katholiken 1219 1264 1050 1181 960 Protestanten 8 684 763 749 633 634 o““ “ 15 11 17 16 20. In der Mehrzahl der Fälle (565 gegenüber 613 im Vorjahre) ging das Scheidungsbegehren von der Ehefrau aus. In 504 Fällen ar der Mann der schuldige Teil, in 252. die Frau; in 216 Fällen wurden beide Teile für schuldig erklärt. Der häufigste Scheidungsgrund ist der Ehebruch. Auf Grund des § 1565 des B. G.⸗B. allein wurden geschieden 1000 16166 1910 8 8 16454909 1908 11“ .* 9
In 250 dieser Fälle wurde im Jahre 1912 der Ehemann, in 7 Fällen die Chefrau für schuldig erkannt; in 138 Fällen wurde Ehebruch beider Teile festgestellt. Nach dem Chebruch ist der zweithäufigste Scheidungsgrund We.
Aus diesem Grunde wurden geschieden 6 “*“” 161“ 6 .245
.201
8
Hier wurde der Mann in 206 Fällen, die Frau in 31 Fällen für den schuldigen Teil erklärt; in 28 Fällen waren beide Teile schuldig.
Ihrem Berufe nach gliedern sich die im Jahre 1912 geschiedenen Ehemänner folgendermaßen:
Land⸗ und Forstwirtschaft ... Gewerbe und Industrie 502 Handel und Verkehr... 239 Lohnarbeit wechselnder Artt .351 Oeffentlicher Dienst und freie Berufe . 86. 335535 * Die sozial Selbständigen sind dabei weit weniger zahlreich unter den geschiedenen Ehemännern vertreten als die Angestellten und eunter wie folgende Zahlen zeigen: Gewerbe und Handel und
Geschiedene Ehemänner Industrie Verkehr
Selbständige 1“ 87 Angestellte 34 83 Arbeiter 360 69.
Damit steht in Zusammenhang, daß in insgesamt nicht weniger als 719 (1911: 762) Fällen das Armenrecht einem oder — Teilen bewilligt war und zwar:
dem Ehemann als Kläger in 272, der Ehefrau
—
absolut . 64
FgodboOO O
als Beklagtem in 170
4 B ällen, als Klägerin in 399, als Beklagter in 210
ällen.
*
Zur Arbeiterbewegung.
In einer gestern hier abgehaltenen gemeinsamen Mitglieder⸗ versammlung der im Verband der Schneider und im irsch⸗ Dunckerschen Gewerkverein organisierten Herrenkonfektions⸗ schneider Groß Berlins wurde, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, in geheimer Abstimmung mit 858 gegen 251 Stimmen bei 19 Stimmenthaltungen beschlossen, am heutigen Mitt⸗ woch die Arbeit zu den von den Vertretern der kämpfenden Organisationen vereinbarten Bedingungen wieder auf⸗ zunehmen. Der neue Tarifvertrag, der auf 4 Jahre gilt, sieht Lohnerhöhungen um durchschnittlich 7 bis 10 % vor. Mit dem Ver⸗ sammlungsbeschluß ist der seit 6 Wochen bestehende Ausstand beendet (vgl. Nr. 68 d. Bl.).
Die seit geraumer Zeit bestehende Bewegung der Former und Gießereiarbeiter 88 der Maschinenfabrik 8. in Herne (vgl. Nr. 14 d. Bl.) ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, beendet. Auf Grund von Verhandlungen mit der Firma hat der Metallarbelterverband die Sperre aufgehoben.
Literatur.
8 8 “ ““ — Gustav E. Pazaurek. Guter und schlechter Ge⸗ schmack im Kunstgewerbe. 1912. Stuttgart und Berlin, Deutsche Verlagsanstalt. Der Verfasser dieses Buches hat innerhalb des von ihm geleiteten Königlichen Landes⸗Gewerbemuseums in Stutt⸗ gart eine Sammlung von Gegenbeispielen angelegt, die ihn als originellen Vorkämpfer gegen den Ungeschmack im Kunstgewerbe und in der sogen. „Kunstindustrie⸗ weiterhin bekannt gemacht hat. In vorliegendem Buch ist nun als Niederschlag langjähriger Beschäftigung mit dieser Materie eine Fülle von Beisplelen aus allen Gebieten und aus allen Zeiten kunstgewerblicher Betätigung zusammen⸗ getragen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert worden. Mit großem Fleiß hat Pazaurek in seiner Arbeit alles das aufgezählt, was sich auf Grund falschen oder ungeeigneten Materials, unrichtiger, dem Zweck nicht entsprechender Form oder verkehrt angewandter Dekoration als unschön, als ein „Gegenbeispiel“ bezeichnen läßt. Es ist belustigend, den verstiegenen Gedanken nach⸗ zugehen, die den Schöpfern dieser Dinge vorgeschwebt haben, aber so selten man auch in die Lage kommt, dem Verfasser in seiner Ver⸗ urteilung unrecht zu geben, so wenig wirkt schließlich das Buch als Ganzes in der offenbar angestrebten Richtung, ein erzieherischer, geschmackbessernder Führer und Anreger zu sein. Glaubt der Verfasser wirklich, daß sich weitere Kreise, d. h. dieselben Leute, auf die er auch mit seiner Gegenbeispielsammlung zu wirken gedenkt, dieses 374 Seiten starke Werk kaufen und von der ersten bis zur letzten Zeile durchlesen werden? Es dürfte kaum ein einziger durch diesen überreichen Stoff ohne gründliche Verwirrung und rechte Ermüdung hindurchdringen. Die Auflösung des Ganzen in eine Reihe von Einzeldarstellungen, nach dem Material geordnet, hätte vielleicht sehr viel mehr Nutzen gestiftet. Dabei konnte zugleich für das betreffende Gebiet eine kleine Entwicklungsgeschichte gegeben werden, die nicht nur allein den Hinweis auf die falsche, sondern auch auf die richtige Materialverwendung enthielt. Solche Mono⸗ graphien beispielsweise über die Verwendung und Behandlung des Eö des Glases, des Elfenbeins usw. Häͤtten in der Hand des unsthandwerkers oder Fachschülers gewiß recht erzieherisch gewirkt und unter dem steten drastischen Hinweis auf die materialwidrigen Beispiele mehr geholfen als jetzt im Rahmen eines für diese Kreise gar nicht mehr bestimmten Sammelwerkes. Die große Zahl schrecken⸗ erregender Erzeugnisse neuzeitlicher „Kunstindustrie“ wäre in gleicher Weise vielleicht mehr zur Wirkung gekommen, wenn sie in einem mit Bei⸗ spielen und Gegenbelspielen Fö Heftchen etwa als „Gutes und schlechtes modernes Kunstgewerbe“ zusammengefaßt worden wäre, wobei Herrn Pazaurek in mutigen Kampf gegen die Schund⸗ fabrikanten ein bißchen mehr oder weniger Haß dicsen Dunkelmänner gewiß nicht die Laune verdorben hätte. Statt dessen verlieren sich in der Ueberfülle des Materials die Gegenbeispiele der Neuzeit, die doch gerade im Interesse energischer Abwehr eine entschiedenere Beachtung verdienen als die unschädlich gewordenen Sünden der Ver⸗ gangenheit. Wenn auch die vielleicht an erster Stelle angestrebte erzieherische Wirkung auf weitere Kreise infolge der un⸗ geeigneten Form und der unübersichtlichen Anordnung des Werks herabgemindert worden ist, bietet das Buch doch viel Anregendes. den Knunsthistoriker oder Sammler dürfte zweifellos man unterhaltender Beitrag zur Kenntnis jener Erzeugnisse des Kunstgewerbes zu finden sein, die man gemeinhin als „Kuriositäten“ oder „Raritäten“ zu bezeichnen pflegt, jene Dinge, die dereinst zu den Schaustücken fürstlicher „Kunst⸗ und Wunderkammern“ gehörten. Diese Tatsache wird aber auch für ihn hinreichen, um in den oft sonderbaren Gebilden gar keine ernst zu nehmenden Kunst⸗ schöpfungen zu sehen und sie demgemäß kritisch abzutun, sondern er wird sie als das beurteilen, was sie schon damals sein wollten: als abstruse Versuche, als Kunststücke, die einem uns heute unver⸗ ständlichen naiven Verlangen nach außergewöhnlichen Spielereten dienten. So bleibt denn bei aller Anerkennung des gesteckten Zieles der Eindruck, der von diesem Buche ausgeht, eigentlich unter keinem Gesichtspunkt ganz ungetrübt. Wenn man sonst nichts auszusetzen hätte, müßte man aber sicherlich bei einem Buche, das den „Guten Geschmack' auf seine Fahne geschrieben hat, über den Stil der Dar⸗ stellung und über nicht wenige der angewandten Schlagworte gelegentlich recht energisch den Kopf schütteln.
— Aus der stattlichen Zahl von Bändchen, die in den letzten Monaten in der bekannten, bei B. G. Teubner erscheinenden Samm⸗ lung wissenschaftlich⸗gemeinverständlicher Darstellungen „Aus Natur und Geisteswelt“, teils als Neuerscheinungen, teils in neuer, ver⸗ begezer Auflage erschienen sind, seien im folgenden einige hervor⸗ gehoben. Der ordentliche professo der Rechte an der Universität zu Greifswald Dr. jur. Ernst Hubrich gibt (im 80. Bändchen) einen kurzen Abriß des deutschen Verfassungsrechts in geschicht⸗ licher Entwicklung. Die Darstellung beginnt mit einem in⸗ weis auf die altgermanische Verfassung und verfolgt dann zunächst in knapper Uebersicht die Entwicklung im Frankenreich und im alten Deutschen Reich bis zur Entstehung der deutschen Territorialstaaten. Dann wird ausführlicher das Erwachen und der Sieg des modernen
Konstitutionalismus in Europa und besonders in Deutschland
geschilderrt. Dem Bild der gesamtdeutschen Verfassungs⸗ verhältnisse ist dabei immer ein Sonderbild der Entwicklung in dem sriten deutschen Einzelstaat, Preußen, gegenübergestellt. Die Dar⸗ tellung des geltenden Reichsstaatsrechts sucht keinen wesentlichen Ge⸗ sichtspunkt außer acht zu lassen. Das Gleiche gilt von dem Schluß⸗ Faenchpöen „Grundzüge des partikulär⸗deutschen Vertassungsrechts“, ei dem Nord und Süd gleichmäßig berücksichtigt sind. Das Büchlein zeichnet sich durch klare, wohlgeordnete Darstellung aus. Daß die wichtigsten Gesetzesbestimmungen häufig im Wortlaut mitgeteilt sind, ist besonders wertvoll. Alle diejenigen, die sich für Geschichte und Politik interessieren, werden die Arbeit mit Interesse und Nutzen lesen. — Im 402. Bändchen beleuchtet Robert Hoeniger die Verhältnisse des Deutschtums im Ausland. Die Dar⸗ stellung ist wohl lückenlos und nichts von dem geschlossenen deutschen Sprach⸗ und C“ Mitteleuropas bis zu den versprengten deutschen Vorposten in Abessinien oder Siam dürfte außer acht gelassen sein. Das Büchlein beginnt mit einer Schilderung des Deutschtums in den vom Deutschen Reiche getrennten ehemaligen Reichslanden; dann wird das Deutschtum in Holland und Belgien, in Luxemburg und in der Deutschen Schweiz behandelt und die deutsche Frage in Oesterreich untersucht. Zwei weitere Abschnitte sind den „Deutschen in der Zerstreuung“ gewidmet; zunächst in Europa, wo namentlich die Deutschen Ungarns und Rußlands Beachtung gefunden haben. Dann wird die Stellung und Lage der Deutschen in überseeischen Ländern geschildert: Deutsche Ueberseewanderung; Vereinigte Staaten von Amerika; Mittel⸗ und Südamerika; Englische Siedlungskolonien; die deutsche Geschäftswelt in den englischen Kolonien; der nahe Orient; der ferne Orient; die übrige Welt, sind die Stichworte, unter denen der außerordentlich mannigfaltige Stoff übersichtlich ge⸗ gliedert ist. Die abschließenden Kapitel erörtern; die Weltstellung des neuen Deutschen Reiches; Reichsdeutsche und Auslanddeutsche, Be⸗ dingungen und Möglichkeiten der nationalen Erhaltung des Ausland⸗ deutschtums. — Das anregend geschriebene Bändchen wird zahlreichen Interessenten des In⸗ und Auslandes, namentlich auch den deutschen Schulen willkommen sein; ‚sachkundige Behandlung des Gegenstandes und geschickte Zusammendrängung alles Wesentlichen machen es jeder⸗ mann empfehlenswert. — Eine Einführung in das Verständnis der Werke Michelangelos bahnt der Professor Dr. Edmund Hilde⸗ brandt an. (Bd. 392.) Die Anordnung des Stoffes ist durch die Ab⸗ sicht des Verfassers bestimmt, den Leser gleich an einem Hauptwerk des Meisters über dessen künstlerische Eigenart zu unterrichten. Es wird deshalb das große malerische Hauptwerk Michelangelos, die Decke der Si xtinischen Kapelle, zunächst ausführlich für sich behandelt. Der zweite Teil bietet einen Abriß über des Meisters Leben und Schaffen in eschichtlicher Darstellung. Ein Anhang enthält einige Gedichte Michelangelos in guter Uebersetzung und literarische Nachweise für Leser, die sich über die eigenartige Persönlichkeit des großen Künstlers näher unterrichten wollen. In dem Büchlein sind die Ergebnisse der Michelangelo⸗Forschung bis auf die jüngste Zeit verwandt worden; die Schrift kann namentlich als Vorbereitung zur Lektüre eines der großen Werke über Michelangelo empfohlen werden. — Im Band 395 sind sechs Vorträge gesammelt, die Dr. Bela Läzar in Buda⸗ pest über Die Maler des Impressionismus gehalten hat. Das Bändchen ist mit 16 Abbildungstafeln versehen, auf denen die hauptsächlichsten Werke der Impressionisten wieder⸗ gegeben sind. Die Vorträge Dr. Läzars, der als genauer Kenner des behandelten Kunstgebiets gelten kann, beginnen mit einer einführenden Besprechung der dem Impressionismus vorausgegangenen französischen Kunst und der in ihr liegenden Keime, aus denen der im 2. bis 4. Vortrag dargestellte Impressionismus hervorgehen sollte. Dieser selbst wird in seinen Meistern wie Manet, Monet, Renoir u. a. unter⸗ sucht, wie auch in seinen französischen und ausländischen Ausläufern. Ein 5. Vortrag würdigt die Verfeinerer wie Besnard und Whistler und die Vereinfacher wie Degas und Van Gogh. Der letzte Vortrag schließt an eine Besprechung der Pointillisten eine Kritik und ein Gesamturteil über den Impressionismus und verfolgt seinen Einfluß. Die Darstellung ist stets mit allgemeinen Ausblicken und mit Versuchen vnrchsat die in ihrer Entwicklung oft wechselnde Idee der Richtung in Durchschnitten festzuhalten. — Friedrich Hebbel und seine Dramen behandelt der Professor Dr. Oskar Walzel im 408. Bändchen Er stellt Hebbels dramatisches Schaffen in seinem ganzen Umfang knapp dar und erweckt zugleich ein tieferes Verständnis für die Eigenart der Hebbelschen Dramatik, indem er es unternimmt, die Dramen aus dem Geist ihrer Zeit und aus Hebbels Persönlichkeit abzuleiten. Nach einer des politischen, gesellschaftlichen und literarischen Lebens, unter dessen Einwirkung Hebbel heranreifte, und nach einem kurzen Ueberblick über den äußeren Lebensgang des Dichters gibt der Verfasser eine ausführliche Dar⸗ legung von Hebbels Welt⸗ und Kunstanschauung, deren Entwicklungs⸗ linien hauptsächlich auf Grund der Tagebücher festgelegt werden. Die zweite Hälfte des Bändchens ist der kritischen Betrachtung der einzelnen Dramen gewidmet. Dabei ist es dem Verfasser gelungen, die Dramen aus den ihnen zugrunde liegenden Fe Ueber⸗ zeugungen zu entwickeln und zugleich den menschlichen Gehalt der künstlerischen Leistung, der über alle Theorie hinausweist, verständnis⸗ voll zu würdigen. Auch die dramatische Form und Technik bleiben nicht unberücksichtigt. Die Ergebnisse der Hebbel⸗Forschung sind dabei sorgfälti verarbeitet und zu den einzelnen Streitfragen ist jeweils kritisch tellung genommen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.
Der Kaiserliche Generalkonsul in Odessa berichtet unterm 1. April: Während des Monats März herrschte im Konsulatsbezirk im allgemeinen milde Witterung mit geringfügigen Niederschlägen vor; in der letzten Periode sind kalte Nächte eingetreten. Darüber, wie die Wintersaaten den im allgemeinen schneelosen Winter über⸗ standen haben, läßt sich bisher ein Urteil nicht fällen. Fast durchweg herrscht die Ansicht, daß der Winter den Saaten nicht geschadet hat. In Weizen zeigte Frankreich lebhafte Kauflust, deckte aber seinen Bedarf in Amerika, während Südrußland nur einige Posten nach den Mittelmeerländern absetzte. Für Weizen zeigte auch West⸗ deutschland einige Nachfrage, die aber bald befriedigt wurde. Später war der Absatz nach Westdeutschland ziemlich leblos und schwerfällig. Die Weizenlager in Südrußland sind stark zusammengeschmolzen. Die Verschiffungen in G erste waren dauernd klein; die Preise konnten nur vorübergehend etwas anziehen. Die russischen Verkäufer verhalten sich andauernd zurückhaltend; daher werden die Lager im Auslande zu vollen Marktpreisen geraumt. Auch für April bleibt das Gebiet des Schwarzen Meeres abwartend, während der Asow etwas stärker mit Angeboten hervortritt. Abschlüsse auf weitere Termine finden kaum statt, da die zweite Hand immer billiger im Markte ist. Die Gerstenbestände im Innern E sind klein; die Hauptmasse der Ernte ist bereits ausgeführt. as Geschäft im Mais bewegt sich dauernd in den engsten Grenzen. Die Beschaffenheit des neuen Mais ist und bleibt unbefriedigend; nur zu billigen Preisen finden sich hier⸗ für Käufer im Auslande. Im Hafer war das Geschäft sehr klein. Die Mittelmeerländer zeigen nur Interesse für bessere Sorten zu den gewichenen Preisen. Leinsaat wurde den hiesigen Oelmühlen schlank abgenommen.
An der Odessaer Börse stellten sich die Preise am 26. März Asima . . 105 — 126 Kop. III .103 — 124 „ Roggen. 84 — 90 Gerste ... 93 — 100 Mais. 8 60 — 88
afer. 83 — 93 einsaat. 165 190