aufrecht zu erhalten, wenn der Deutsche Transportarbeiterverband und der Zentralverband der Maschinisten und Heizer die Annahme inner⸗ halb dreier Tage erklären. Nach dem Eingang der Erklärungen ist der Arbeitgeberverband ferner bereit, über eine Vereinbarung auf der Grundlage der erwähnten Vorschläge mit einer auf drei Jahre ge⸗ Bindung in eine neue Besprechung einzutreten (vgl. Nr. 77
Die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände billigte, wie „W. T. B.“ meldet, im Einverständnis mit dem Arbeit⸗
eberverband der deutschen Textilindustrie, dem der Arbeitgeberverband
er rheinischen Seidenindustrie angeschlossen ist, die bisherigen Maß⸗ nahmen der Arbeitgeber gegen den Ausstand in den Crefelder Färbereien (vgl. Nr. 81 d. Bl.) und sagte dem Verband in diesem grundsätzlichen Kampfe die volle Unterstützung der Vereinigung und ihrer Ausstandskassen zu.
Die Hamburger Bauarbeiter (Zweigverein des Deutschen Bauarbeiterverbandes) haben, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, mit Mehrheit die Zugeständnisse der Unternehmer angenommen. Gefordert waren 10 bzw. 15 ₰ Stundenlohnerhöhung und eine halbstündige Verkürzung der Arbeitszeit. Gewährt wurden 5 ₰ Lohnerhöhung, dagegen jegliche Verkürzung der Arbeitszeit abgelehntF.
9 (Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Dritten Beilage.
Kunst und Wissenschaft.
hen Fundamentierungsarbeiten für das Wartburg⸗ restaurant stieß man, wie „W. T. B.“ meldet, auf einen eigenartig geformten Gang, der in einer höhlenartigen Grotte endete. Hier fanden die Arbeiter riesige Knochenteile. Von Fachgelehrten wurden diese als Teile eines riesenhaften Ichthyosaurus aus der Ante⸗ diluvialzeit erkannt. Das Tier ist vielleicht beim Einbruch der großen
t. in die geflüchtet.
Verkehrswesen.
In Akoafim (Kamerun) — an der Südgrenze des alten Schutz⸗ gebiets in der Mitte zwischen Kampo und Molundu — ist am 1. Fe⸗ bruar eine Postagentur eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen erstreckt.
Verdingungen.
Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.)
Italien.
5. Mai 1913, Vormittags 11 Uhr. Artilleriedirektion der Königlichen Pulverfabrik in Fontana Liri: Lieferung von etwa 56 400 kg Blei in Platten, Wert 36 660 Lire, und von 44 000 kg Bleiröhren, Wert 33 000 Lire. Sicherheit 7000 Lire. Näheres in italtenischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
28. April 1913, Vorm. 10 Uhr. Zentralmilitärapotheke in Turin: Lieferung einer großen Menge von Etiketten, Glasröhren, Glasbehältern, Geflechten für große und kleine Flaschen, Etuis und Schachteln aus Karton, Packkisten und Kästchen, Filtrier⸗ und Pack⸗ papier, Papiertüten, Pfropfen, Bindfaden, weißem Pergamentpapier, Brennholz, Newcastle⸗Kohlen, Koks, gummierter wasserdichter Leine⸗ wand. Sicherheit 19 790 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
8. Mai 1913, Vormittags 10—11 Uhr. Ministerium der öffent⸗ lichen Arbeiten und gleichzeitig die Königliche Präfektur in Neapel: Vergebung der Arbeiten zur Verlegung der Straße Ponte Immaco⸗ latella, Bau neuer Zufahrtstraßen zum Dock Mandracchio, Bau einer eisernen Laufbrücke über die Eisenbahn bei der Immacolatella, In⸗ ordnungbringung des Fellgebänders Voranschlag 790 900 Lire. Zu⸗ lassungsanträge, Zeugnisse usw. bis 28. April 1913. Voelaußae, Sigher.
äheres in
Bei den
beit 30 000 Lire, endgültige ½ der Zuschlagssumme. italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
25. April 1913, Vormittags 9 Uhr. Bürgermeisteramt in Ma⸗ tino: Bau eines Schulhauses. Voranschlag 135 000 Lire. Kontrakt⸗ spesen 1350 Lire. Sicherheit 13 500 Lire. Näheres in italienischer
Sprache beim „Reichsanzeiger“.
30. April 1913, Vormittags 10 Uhr. Direzione del genio militare in Verona: Bau einer Kavalleriekaserne in Treviso. Vor⸗ anschlag 455 000 Lire. Sicherheit 45 500 Lire. Zeugnisse ꝛc. bis 28. April 1913, Vormittags 10 Uhr. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
30. April 1913, Vormittags 10 Uhr. Zentralmilitärapotheke in Turin: Lieferung einer großen Menge von chemischen Produkten im allgemeinen, Bromnatrium, Quecksilberbichlorid, Säuren und Alkali⸗ carbonaten, Fetten, Vaselin, reinen Metallen, Drogen, Terpentin, 96 % Weingeist und vergälltem Weingeist, Medizinalien für hypo⸗ dermische Einspritzungen, 1.r. e.-a. Reagenzien, Lebertran, Teeröl und verschiedenen Seifen. Sicherheit 57 250 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
21. April 1913, Vorm. 10 Uhr. Bürgermeisteramt in Ferrara Bau eines Schulhauses. Voranschlag 85 050 Lire. Vorläufige Sicherheit 4085 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs⸗ anzeiger“.
10. Mai 1913, Vorm. 10 Uhr. Bürgermeisteramt in Roccaca⸗ sale: Bau einer Straße zur Eisenbahnstation Pratola Peligno. Voranschlag 105 000 Lire. Zeugnisse ꝛc. bis 9. Mai 1913, Mittags 12 Uhr. Vorläufige Sicherheit 4200 Lire, endgültige ½ der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs⸗
anzeiger“. b Spanien.
16. Juni 1913, 12 Uhr. Fomento⸗Ministerium in Madrid: Vergebung der Konzession einer Straßenbahn mit elektrischem Be⸗ trieb von Reus nach Tarragona. Vorläufige Sicherheitsleistung 10 427,11 Pesetas. Näheres in dem genannten Ministerium und — in spanischer Sprache — beim „Deutschen Reichsanzeiger“ sowie in der Redaktion der „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“ im Reichsamt des Innern.
8 Theater und Musik.
1
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonntag, eine Wiederholung der „Walküre“, in der bekannten Besetzung der Hhehte , durch die Damen Kurt, Denera, Arndt⸗Ober, die
erren Berger, Bischoff und Knüpfer, statt. (Anfang 7 Uhr.) Dirigent ist der Kapellmeister Blech. — Montag wird „Madama Butterfly“ in folgender Besetzung gegeben: Titelrolle: Frau Dux; Suzuki: Fräulein Rothauser; Linkerton: Herr Jadlowker (zum ersten Male); Sharpleß: Herr Bronsgeest; Goro: Herr Philipp. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.
Im Königlichen Schauspielbhause wird morgen das historische Schauspiel „1812“ von Otto von der Pfordten aufgeführt. Die Haupt⸗ rollen liegen in den Händen der Damen Abich und Ressel sowie der Herren Patry, Clewing, Boettcher, Kraußneck, von Ledebur, Mühlhofer und Geisendörfer. — Am Montag findet eine Wiederholung von „Ariadne auf Naxos“ statt. Frau Hafgren⸗Waag singt die Titelrolle, Fräulein Alfermann die Zerbinetta, e Nietan vom Herzoglichen Hoftheater in Dessau singt als Gast den Bacchus. Dirigent tst der Kapellmeister Dr. Besl.
Im Deutschen Opernhause wird noch vor der Neuein⸗ studierung des „Mikado“ Flotows komische Oper „Martha“ in den Spielplan aufgenommen. Die erste Aufführung ist auf nächsten Dienstag festgesetzt.
Im Deutschen Schauspielhause bringt das Gastspiel Harry Waldens am Mittwoch eine Neueinstudierung der burlesken Komödie „Der König“ von de Caillavet, de Flers und Ardne, deren erste Wiederholungen am Freitag und nächsten Sonntag stattfinden.
Das unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von der Konzertdirektion Hermann Wolff als Vorfeier des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs veranstaltete Bach⸗Beethoven⸗Brahms⸗Fest be⸗ ginnt Dienstag, den 22. April, Abends 7 ½ Uhr, in der Phil⸗ harmonie mit der Aufführung der „Hohen Messe“ in H⸗Moll von Bach durch den Philharmonischen Chor und das Philharmo⸗ nische Orchester unter Leitung von Professor Siegfried Ochs. Solisten sind Frau Aaltje Noordewier⸗Reddingius, Ilona Durigo, Kammersänger Felix Senius und Thomas Denijs. Der Aufführung geht morgen, Sonntag, Abends 7 ½ Uhr, eine öffentliche Haupt⸗
[probe voraus. — Die nachfolgenden Aufführungen im Rahmen der Veranstaltung sind: Mittwoch, Philharmonie, Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe zum Symphoniekonzert, Dirigent: Max Fiedler, Solist: Eugen d'Albert; Abends 7 ½ Uhr, Königliches Opernhaus: Festaufführung von „Fideliov“. — Donnerstag, Philharmonie, Mittags 12 Uhr: Kammermusik mit Streichorchester (öffentliche Fruptprebe), Abends 7 ½ Uhr: Symphoniekonzert, Dir.: Max Fiedler. — — Freitag, Philharmonie, Abends 7 ½ Uhr: Kammermusik mit Streichorchester. Dir.: Max Fiedler. Mitwirkende: Bruno Eisner, Paul Goldschmidt, Artur Schnabel, das Klingler⸗ Quartett (Prof. Karl Klingler, Joseph Rywkind, Fridolin Klingler, Arthur Williams). — Montag, 28. April, Abends 7 ½ ÜUhr,
hilharmonie: Symphoniekonzert. Dir.: Artur Nikisch.
olisten: Kgl. Musikdirektor Bernhard Irrgang, Bronislaw Huber⸗ mann. Der Aufführung geht Sonntag, Mittags 12 Uhr, eine öffentliche Hauptprobe voraus. — Für einige Hauptproben und Aufführungen sind noch Eintrittskarten bei Bote u. Bock und
A. Wertheim zu haben.
.Mannigfaltiges. Berlin, 19. April 1913.
Die mancherlei Enttäuschungen und Mißverständnisse, denen besonders auf hauswirtschaftlichem und erzieherischem Gebiet tätige, stellensuchende Mädchen und Frauen erfahrungsmäßig ausgesetzt sind, und die ihre Ursache vielfach in dem unsachlichen Vor⸗ gehen der Stellensuchenden haben, veranlaßt eine der ältesten und bewährtesten gemeinnützigen Stellenvermittlungen Deutsch⸗ lands, die Stellenvermittlung des Lettevereins in Berlin (Viktoria Luiseplatz 6) ein Merkblatt mit Ratschlägen für Stellensuchende herauszugeben. Da die Stellenvermittlung des Lettevereins schon seit 1867 besteht und in diesem bald 50 jährtoen Zeitraum Tausenden von Mädchen und Frauen (allein 1912 4520 Stellensuchenden) mit Rat und Tat zur Seite ge⸗ standen hat, so ist sie wohl berufen, in dieser Frage das Wort zu ergreifen und ihre Erfahrungen der All⸗ gemeinheit zugänglich zu machen. Stellensuchende Damen sollten sich das Merkblatt, das gern kostenlos und ohne jeden Zwang zur Benutzung der Lettevereinsstellenvermittlung abgegeben wird, zusenden lassen und es nicht nach flüchtigem Einblick in den Papierkorb werfen, ö seine Lehren und Ratschläge beherzigen und die praktischen
inke benutzen. An Vereine, Berufsberatungsstellen, Rechtsschutz⸗ stellen, Heime, Jugendpflegeorganisationen wird das Merkblatt gern auch in größeren Posten abgegeben, und zwar das Hundert für 1,— ℳ, das Tausend für 7,50 ℳ.
Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ wird morgen sowie am Donnerstag und Freitag der Vortrag „Ueber den Brenner nach Venedig“ gehalten. Am Montag und Dienstag wird der Vortrag „In den Dolomiten“ wiederholt, am Mittwoch findet eine Wiederholung des Vortrags „Paris und die Königschlösser von Versailles“, am Sonnabend des Vortrags „Von Meran zum Ortler“ statt.
Düsseldorf, 19. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Gestern abend 9 Uhr 20 Minuten stieß auf dem Düsseldorfer Haupt⸗ bahnhof der auf Gleis 1 Ost nach Neuß ausfahrende Ham⸗ burger D⸗Zug 94 mit einer Rangierlokomotive zu⸗ sammen. Hierbei entgleisten der Postwagen, ein Personen⸗ wagen und die Rangierlokomotive. Personen wurden nicht verletzt. Der Sachschaden ist nicht erheblich. Ein⸗ und Aus⸗ fahrten auf den südlichen Kopfgleisen waren bis 11 Uhr, die Ausfahrt nach Bilk von Düsseldorf Ostseite bis 3 Uhr gesperrt. Die Unter⸗ suchung ist eingeleitet.
Schrimm (Provinz Posen), 18. April. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht sind hier bei dem Brande eines Hauses drei Frauen verbrannt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
Theater.
Montag, Dienstag, Freitag und Sonn⸗ abend: Der lebende Leichnam. Mittwoch: Der blaue Vogel.
Komödienhaus. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Das Stiftungsfest. — Abends 8 Uhr: Hochherrschaftliche Woh⸗
oologischer onntag,
Theuater des Westens. (Station: Nachmittags 3 ¼ Uhr:
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonntag, Abends 8 Uhr:
Garten. Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz
Kantstraße 12.) Der
en Reichsanzeiger und Königlich Preu
*
Erste Beilage
Berlin, Sonnabend, den 19. April
ßischen Staatsanzeiger.
u“
Roggen
Königsberg i. Pr. Danzig. Berlin.
.April 1913. 9
163 162,50 162 — 163
¶158
8 180. 183 1 175— 179 190 — 195
Kaiserliches Statistisches Amt. Delbrück.
Qualität
mittel Verkaufte
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
Menge
niedrigster ℳ
höchster
niedrigster, höchster niedrigster höchster (Doppelzentner ℳ ℳ ℳ ℳ V
— —'— ₰ ¶sm
Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach überschläglicher Schätzung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)
Am vorigen
Durchschnitts⸗ Markttage
Verkaufe⸗ pre
für wert 1 Doppel⸗ zentner
ℳ
17,33
Landshut 15,00
Augsburg
16,07
Landshut 16,00
Augsburg
13,85
Landshut 16,40
Augsburg
12,90
Landshut. 16,00
Augsburg
Weizen. 20,67 0 21,33
18,00 20,60 21,20
16,40
16,43 16,50
14,62 19,00
Hafer.
14,23 17,40
14,23 18,40
13,44 13,98
15,05 16,13
17,00 17,20 17,80 18,00
17,50
11.4. 3
Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt C.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt
Berlin, den 19. April 1913.
Kaiserliches Stütistisches Amt. Delbrück.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opernhaus. 100. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Walküre in drei Akten von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 94. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ 2n. 1812. Schauspiel in fünf Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Operntheater (Kroll). Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Auf Aller⸗ höchsten Befehl: Elfte Vor⸗ stellung für die Berliner Arbeiter⸗ schalr. Weh dem, der lügt! Lust⸗ piel in fünf Aufzügen von Franz Grill⸗ parzer. In Szene gesetzt von Herrn
Reglsseur Keßler.
Montag: Opernhaus. 101. Abonne⸗ mentsvorstellung. Madama Butterfly. 85 nische Tragödie in drei Akten. Nach F. L. Long und D. Belasco von 2. Illica und G. Giacosa, deutsch von A. Brügge⸗ mann. Musik von Giacomo Puccini. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Regisseur Bach⸗ mann. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 95. Abonnementsvor⸗ stellung. Ariadne auf Naxos. Oper in einem Aufzuge von Hugo von Hof⸗ Musik von Richard Strauß. Zu spielen nach dem „Bürger als Edel⸗ mann“ des Molière. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. (Bacchus: Herr H. Nietan vom Herzoglichen Hof⸗
7 ½ Uhr.
Opernhaus. Dienstag: Tannhäuser. — Mittwoch: Fidelio. — Donnerstag: Mignon. — Freitag: Cavalleria rusticana. Bajazzi. — Sonnabend: Die Walküre. Anfang 7 Uhr. — Sonn⸗ tag: Manon.
Schauspielhaus. Dienstag: Ein Waffen⸗
ang. — Mittwoch: Shakespeares Ge⸗ burtstag: Hamlet. — Donnerstag:
Ariadne auf Naxos. — Freitag: Der Krampus. — Sonnabend: ilhelm Tell. — Sonntag: Der große König.
Dentsches Theater. Sonntag, Abends 7 ½ Uhr: Der lebende Leichnam.
Donnerstag: Faust, 1. Teil.
Kammerspiele.
Sonntag, Abends 8 Uhr: Die Ein⸗ nahme von Berg⸗op⸗Zoom.
Montag: Frühlings Erwachen.
Dienstag bis Donnerstag und Sonn⸗ abend: Die Einnahme von Berg⸗op⸗
Zoom. Freitag: Mein Freund Teddy.
Berliner Theater. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Große Rosinen. Originalposse mit Gesang und Tanz in drei Akten (5 Bildern) von Rudolf Ber⸗ nauer und Rudolph Schanzer. — Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Poße mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.
Montag und folgende Tage: Film⸗ zauber.
Theater in der Königgrätzer Straße. Sonntag, Abends 8 Uhr: Das Buch einer Frau. Lustspiel in drei Akten von Lothar Schmidt.
Montag: Maebeth.
Dienstag, Donnerstag und Sonnabend: Das Buch einer Frau.
Mittwoch und Freitag: Die fünf Frankfurter.
Lessingtheater. Sonntag, Abends 8 Uhr: Zweite Zyklusvorstellung: Der Biberpelz.
Montag: Das Konzert.
Dienstag: Dritte Zvklusvorstellung: Einsame Menschen.
Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗ tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 — 104 a.) Sonntag, Abends 8 Uhr: Alt Heidelberg. (Karl Heinz: Harry Walden.)
Montag und Donnerstag: Ein idealer Gatte. (Lord Goring: Harry Walden.)
negs und “ “ berg. arl Heinz: Harry Walden.
Mittwoch: Zum ersten Male: Der König. (Der König: Harry Walden.)
Feclgg Der König. (Der König: Harry Walden.)
Montag und folgende Tage: herrschaftliche Wohnungen.
— H — 8
Schillertheuter. 0o. (Wallner⸗ theater.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Konzert. Lustspiel in drei Akten von Hermann Bahr. — Abends 8 Uhr: Geographie und Liebe. Komödie in drei Akten von Björnstjerne Björnson. Deutsch von Julius Eltas.
Montag: Die Geschwister. Hierauf:
s ienstag: Klein Dorrit.
Charlottenburg. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: König Lear. Trauer⸗ i fünf Akten von William Shake⸗ peare. — Abends 8 Uhr: Der Andere. Schauspiel in vier Aufzügen von Paul Lindau.
Montag: Klein Dorrit.
Dienstag: Cyrano von Bergerac.
nungen. Hoch⸗
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 — 37. Direktion: Georg Hartmann.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. — Abends 8 Uhr: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.
Montag: Der Seiess.
Dienstag: Zum ersten Male: Marta oder Der Markt zu Richmond.
Mittwoch: Marta oder Der Markt zu Richmond.
Donnerstag: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.
Freitag: Tante Simona und Der Schleier der Pierrette.
Sonnabend: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.
Montis Operettentheater. (Früher: Neues Theater.) Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Der fidele Bauer. Operette von Leo Fall. — Abends 8 Uhr: Der Zigeunerprimas. Operette in drei Akten von Emmerich Kälmän. Montag und folgende Tage: Der Zigeunerprimas.
liebe Augustin. Operette in drei Akten von Leo Fall. — Abends 8 Uhr: Zu volks⸗ tümlichen Preisen: Wiener Blut. Operette in drei Akten von Johann Strauß.
Montag und folgende Tage:
Wiener Blut. b
Theuter am NMollendorsplatz.
Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Die Studentengräfin. Operette in drei Auf⸗ zügen. Musik von Leo Fall. — Abends 8 ¼ Uhr: Der Extrazug nach Nizza. Vaudeville in drei Akten von Arthur Lipyschitz und Max Schönau. Montag. und folgende Tage: Der Extrazug nach Nizza. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: 4. Aufführung der Opernschule des Sternschen Konservatoriums.
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Cornelius Voß. — Abends 8 ¼ Uhr: Majolika. Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.
Montag und folgende Tage: Ma⸗ jolika
88 8 8 “ Residenztheater. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Der Schlafwagen⸗ kontrolleur. — Abends 8 Uhr: Die Frau Präsidentin. (Madame la Présidente.) Schwank in drei Akten von M. Hennequin und P. Veber. Montag und folgende Tage: Die Frau Präsidentin.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Der selige Toupinel. — Abends 8 Uhr: Madame X. Schwank in drei Akten von Paul Gavault und Georges Berr.
Montag und folgende Tage: Ma⸗ dame N.
in drei Akten von Curt Kraatz und Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Montag und folgende Tage: Puppchen.
Konzerte.
Philharmonie. Sonntag, Abends 7 ½ Uhr: Bach⸗Beethoven⸗Brahms⸗ Fest, veranstaltet von der Konzertdirektion Hermann Wolff, Berlin W. 35. 1. öffent⸗ liche Hauptprobe zu: Hohe Messe in H⸗Moll von Bach. Dirigent: Professor Siegfried Ochs.
Singakademie. Montag, Abends 7 ½ Uhr: 3. Abonnementskonzert des Chors der Singakademie. Dir.: Professor Georg Schumann.
Festsaal der Gr. Landesloge. (Eisenacherstr. 11 —13.) Sonntag, Abends 8 Uhr: Konzert der Triovereinigung L. Nikitits (Klavier), O. Nifitits (Violine), W. Deckert (Violoncello).
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Adelheid von Veltheim mit Hrn. Leutnant August von Veltheim (Destedt —Stendal).
Gestorben: Hr. Kammerherr Carl Frhr. von der Recke (Kiel). — Frl. Franziska Rieß von Scheurnschloß (Meran).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.
Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und
Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Zehn Beilagen
(einschließlich Börsenbeilage).
Deutscher Reichstag. 143. Sitzung vom 18. April 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)
“
Anuf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten
Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fest⸗
stellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs⸗
sahr 1913, und zwar des Etats für die Verwaltung des eichsheeres.
Abg. Götting 8 in seiner Rede, deren Anfang in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, fortfahrend: Den Mangel an Sanitätsoffizieren hat der Kriegsminister selbst zugestanden. Dieser ist wesentlich mit darauf zurückzuführen, daß der Beruf der Zivilärzte überfüllt ist. Viele ergreifen deshalb nicht die Sanitätsoffizierkarriere, um später nicht die Zahl der Zivilärzte noch zu erhöhen. Hier könnte man Abhilfe schaffen durch Einrichten höher dotierter Oberstellen. Trotz der gestern vom Kriegsminister betonten Gleichstellung zwischen Sanitäts⸗ und aktiven Offizieren besteht doch ein gewisser Gegensatz. Hier sprechen gewisse Imponderabilien mit. Dies liegt an einer gewissen Ueber⸗ schätzung des aktiven Soldaten. Die Aerzte haben aber doch im Kriege dieselben Gefahren zu bestehen. Daß man die Sanitätsoffiziere auch von der Verwaltung anders eeinschätzt,
eweist ja die Tatsache, daß ihnen Kriegsdenkmünzen an einem anderen Bande als den aktiven Offizieren verliehen werden. Die Zeugoffiziere, Verwaltungsbeamte aus der Zahlmeisterkarriere, sind von gewissen Stellen der mittleren Beamtenschaft beim Ueber⸗ tritt in den Zivildienst ausgeschlossen; so sind die Forstkassenstellen ausdrücklich nur den wirklichen Offizieren vorbehalten. Diesen grund⸗ sätzlichen Ausschluß sollte man aufheben und lieber von Fall zu Fall entscheiden. Die Elementarlehrer an den Militärunterrichtsanstalten wünschen die Anrechnung der im Volksschuldienst zugebrachten Dienst⸗ zeit. Die Veteranen sollen, wenn sie bedürftig sind, besser bedacht werden; vergessen sind die Offiziere des Beurlaubtenstandes, die den Krieg mitgemacht haben, und die Krankenschwestern. Hier muß die Militärverwaltung Abhilfe schaffen. 8
Abg. Sperlich (Sentr.): Die Wünsche des Vorredners würden zum Teil ganz beträchtliche Geldsummen erfordern, wenn sie erfüllt werden sollen. Es ist nicht unsere Sache, in dieser Hinsicht Vor⸗ schläge zu machen; wir werden die Vorschläge der Verwaltung abzu⸗ warten haben. Ich muß auf den Strafprozeß gegen den Amtsrichter Knittel zurückkommen. Der Kriegsminister meinte gestern, er könne sich dazu noch nicht eingehend äußern, weil das Urteil noch nicht rechtskräftig sei. In der Budgetkommission ist er aber weiter ge⸗ gangen und hat deutlich zu erkennen gegeben, daß er mit dem Urteil nicht zufrieden sei. Er hat ferner die Parteilichkeit mehrerer Zeugen be⸗ tont und bemängelt, daß keine militärischen Sachverständigen zu⸗ gezogen gewesen seien. Was sollten diese denn? Außerdem waren doch der Vorsitzende und zwei Beisitzer Offiziere. Die Aeußerungen des Kriegsministers sind nach außen gedrungen und haben in richterlichen Kreisen große Verstimmung hervorgerufen.
z ist freilich nicht angängig, durch öffentliche Verhandlungen in ein chwebendes Verfahren einzugreifen; einige Bemerkungen müssen aber doch gestattet sein, zunächst über die beiden Hauptpersonen. Den Hauptmann Kammler habe ich selbst schon vor langer Zeit kennen ge⸗ lernt, und zwar als einen kerngesunden Mann; die jetzt gemachten gerichtlichen Feststellungen über seinen Gesundheitszustand sind nur auf einen schweren Unfall zurückzuführen, den er als
Offizier erlitten hat, wo er drei Wochen ohne Besinnung lag und ein volles Jahr auf Urlaub gehen mußte. Auch den Amtsrichter Knittel kenne ich schon seit Jahren; beim Offizierkorps war er in und außer dem Dienst beuebt, und er würde seine Versetzung in die Landwehr nicht beantragt haben, wenn er über die Vorgänge genau unterrichtet gewesen wäre. Er ist auch einl Mann von königstreuer und nationaler Gesinnung. Das ehren⸗ gerichtliche Verfahren hat damit geendet, daß seine Ehre als Offi⸗ zier durch sein Verhalten nicht berührt worden ist. Die aus dem Strafprozeß sich ergebende Hauptfrage ist die Maßregelung eines Reserveoffiziers wegen Ausübung eins politischen Rechtes. Ich schließe mich in dieser Beziehung den Ausführungen des Abg. Ablaß an. Im Jahre 1887 nach den Septennatswahlen hat sich ein ähn⸗ licher Fall ereignet; da wurde ein Reserveoffizier von einem Brigade⸗ general gefragt, wie er seine Zugehörigkeit zum Zentrum mit seiner Offizierseigenschaft vereinigen könne. Er bekam die Aufforderung, seinen Abschied einzureichen, und erklärte dann, daß er in seiner Eigenschaft als Abgeordneter dem Zentrum beigetreten sei und darin keinerlei Verletzung seiner Offizierspflichten erblicken könne. Der Betreffende wurde zum Kriegsminister beschieden und von diesem ersucht, die Sache kameradschaftlich zu erledigen. Der Brigade⸗ general erhielt kurz darauf seinen Abschied. Der Kommandeur er⸗ klärte dem Reserveoffizier, seine Ehre sei nicht verletzt und seiner Wiederaufnahme in das Offizierkorps würde nichts im Wege stehen. Möge das Heer vor politisierenden Offizieren bewahrt bleiben. „Abg. Stücklen (Soz.): Es ist schlimm genug, daß im Reichstage erst eine Resolution eingebracht werden muß, wona
zur Aufnahme in das Reserveoffiziterkorps nur die persönliche Tüchtigkeit maßgebend sein darf. Das ist doch etwas Selbstverständ⸗ liches. Wir stimmen also der betreffenden Resolution Ablaß zu, auch derjenigen, die sich auf die Reform des Milltärstrafrechts bezieht. Auch diese Forderung ist nichts neues. Wir können nicht so lange warten, bis das neue Zivilstrafgesetzbuch fertig ist; vor 1916 kommt dieses nicht an den Reichstag, und es kann das Jahr 1920 herankommen, bis wir ein Militärstrafgesetzbuch erhalten. Der Dunkel⸗ arrest ist tatsächlich eine Tortur. Diese Strafe war begreiflich bei einem Söldnerheer, sie paßt nicht in die moderne, humane Zeit. Wir werden auch der Resolution Mumm zustimmen, insofern durch sie dem Soldaten einmal im Jahre freie Fahrt in die Heimat gewährt wird; das muß aber ein Recht der Soldaten sein, sonst läuft man Gefahr, daß hier eine Protektion Platz greift. Ferner ist uns die Re⸗ solution Ablaß⸗Bassermann unbedenklich, die verlangt, daß bei Vergebung von Lieferungen, die in der Hausarbeit hergestellt werden, die Berufsorganisationen und Genossenschaften der Hausarbeiter und aarbeiterinnen berücksichtigt werden. Die Soldatenmißhandlungen haben allerdings abgenommen, aber nur insoweit die Fälle zur Kenntnis der Kriegsgerichte kommen. Wir unterstützen auch den Antrag auf jährliche Vorlegung einer Statistik über die Beförderung der Einjährigen zum Reserveoffizier in allen Kontingenten und in allen Konfessionen, um zu erfahren, wie viele fseig Einjäbrige alljährlich zu Reserveoffizieren befördert werden. as Stellenzulageunwesen in der Milltärverwaltung haben wir stets bekämpft. Es gibt eine ganze Menge solcher Zu⸗ lagen, außerdem hat der Kriegsminister einen Fonds zur Ver⸗ fügung. Es wäre doch besser, wenn die Offiziere aus einem Tite Gehalt und Nebenbezüge erhielten. Wer sich über die Bezüge der Offiziere orientieren will, muß ein sehr genauer Etatskenner sein. Die Begründung für eine Zulage lautet: Seit 1875 bezahlt! Vielleicht gab es damals eine Teuerung, und das ist nun die ganze Zeit durch den Etat durchgeschleppt worden, ohne daß heute noch eine
Notwendigkeit dafür besteht. Es handelt sich um einen Abteilungs⸗ chef im Kriegsministerium, und man wird nicht sagen können, daß sie Not leiden. Andere Zulagen werden mit der größeren Arbeitslast im Kriegsministerium begründet. Wir wissen doch, wie rasch die Herren befördert werden; die Umzugsgelder, die namentlich den höheren Offizieren bewilligt werden, sind enorm hoch. Besonders hoch ist die Entschädigung für den Kommandeur der Kompagnie auf der Burg Hohenzollern; er bezieht eine Zulage von 720 ℳ. Eine Mehrleistung haben nur die Sol⸗ daten, die die Lebensmittel heraufschaffen müssen. Rechnet man alle diese Zulagen zusammen, so kommen sehrgroße Summen heraus. Warum bekommt der Platzmajor eine Zulage, wenn gar keine Gefangenen da sind? Aber auch die Militärgeistlichkeit schneidet bei diesen Zulagen ganz gut ab. Auch die Offiziere der Reitschule in Hannover erhalten Zu⸗ agen. Diese führen dort ein sehr angenehmes Leben. Für sie ist u. a. ein Jagdreiten hinter der Meute eingerichtet. Die Hunde werden von Soldaten bewacht und dressiert. Gegen eine Zulage für diese Leute hätte ich schließlich nichts einzuwenden. Aber es geht doch nicht an, Soldaten, die doch im Heere Dienst tun sollen, als Sauwärter und Hundezüchter zu verwenden. Diese Jagden sollen mit Lebensgefahr verbunden sein. Einer solchen Gefahr soll man doch ohne Not keinen Soldaten aussetzen. Die Nationalliberalen haben gestern mit Konservativen und Zentrum zusammen einen Antrag auf Schluß der Debatte gestellt. Sie wollen damit wahrscheinlich ihre Annäherung an den Schwarzblauen Block in der Frage der Steuerbewilligung einleiten. Man wollte uns wahrscheinlich daran hindern, 8 die gestrige aggressive Rede des Kriegsministers zu antworten. Charakteristisch ist auch, daß das halboffiziöse Leibblatt des Reichskanzlers, der „Berliner Lokal⸗Anzeiger“, gestern abend einen Artikel brachte, worin dem Plenum und der Kommission Vorwürfe gemacht werden, daß sie noch nicht an die Beratung der Heeresvorlage herangegangen sind, sondern die Zeit mit solchen Nichtigkeiten wie der Frage der Fürstenadju⸗ tanten verbringen. Der Militäretat soll also in 2 bis 3 Sitzungen durchgepeitscht werden. Dazu können wir uns nicht hergeben. Wenn der Reichstag mit den Arbeiten im Rückstande ist, dann liegt das an der Regierung, die den Reichstag zu spät einberuft, und an der Methode, die wichtigsten Etats an das Ende der Beratung zu stellen. Auf die Rede des Abg. Mumm einzugehen, hieße mit Kanonen nach Spatzen schießen. Aber auch bei dem Kriegsminister setzen wir kein Verständnis für den Sozialismus voraus. Eine nationale Armee soll nach ihm nur nationale Führer brauchen können. Was ist aber national? Die Interessen der besitzenden Klassen werden bei uns als nationale ausgegeben. Aber auch wir gehören zum Volk, und das ist politisch entrechtet. Wir können uns deshalb nicht für eine Klasse erwärmen, die den Arbeitern das deutsche Vaterland zur Hölle macht. In der Schweiz gibt es viele sozialdemokratische Offiziere. Wenn der Kriegsminister von Heeringen noch an seiner Stelle sein sollte, wenn der Kaiser wieder einmal die Schweiz be⸗ sucht, dann stellt er vielleicht erst ö nach der Ge⸗ sinnung des Offiziers an, der dem Kaiser als Begleiter beigegeben wird. Bei uns kann ein Sozialdemokrat nicht einmal Gefreiter oder Unteroffizier werden. Das Bezirkskommando 1 Berlin hat erst kürzlich bei dem Polizeipräsidenten von Schöneberg angefragt, ob ein Gefreiter des Beurlaubtenstandes, der zum Unteroffizier ausersehen war, sozialistische oder polnische Agitation getrieben hat. Aus Kon⸗ sequenz müßte man natürlich auch auf die sozialistischen Soldaten verzichten. Das tut man aber nicht, weil unsere besitzenden Klassen sich ja nicht selbst verteidigen können. Durch solche Handlungsweise liefern Sie aber nur Wasser auf unsere Agitationsmühlen. Sie sind damit ein Teil von jener Kraft, die stets das