“ Bekanntmachung, 1“ betreffend die Simson Simon ftung. Das von dem hiesigen verstorbenen Rentier Simson Simon gestiftete Stipendium von jährlich 1200,— ℳ soll vom 1. April 1913 ab von neuem verliehen werden. Nach den testamentarischen Bestimmungen muß der Bewerber zur Erlangung des Stipendiums: 8 1) in Preußen geboren und jüdischen Glaubens sein, 2) mit einem unbedingt guten Zeugnis der Reife von einem hiesigen Gymnasium abgegangen und auf der Universität Berlin als Studierender der Medizin immatrkikuliert sein sowie 3) ein Zeugnis seiner Bedürftigkeit vorlegen. - ußerdem muß derselbe, vom Beginn des 2. Semesters sseines Studiums ab, bei Erhebung des Stipendiums, welches in vierteljährlichen Raten im voraus gezahlt wird, Iini jedem Semester ein Fleiß⸗ und Sittenzeugnis vorlegen. Beverbungen sind schriftlich unter Beifügung der Zeugnisse bis zum 6. Mai 1913 bei uns einzureichen. 8 “ Berlin, den 15. April 1913. Königliches Universitätskuratorium. Graf von Baudissin. Daude.
88 8— E
“ 8 8 Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen hielten heute Sitzungen. 8
Heute traten, wie alljährlich, die preußisch en Re⸗ gierungs⸗ und Gewerberäte zu einer dreitägigen Ver⸗ handlung über dienstliche Angelegenheiten zusammen. Die Beratungen, die im Handelsministerium stattfinden, wurden vom Herrn Minister fur Handel und Gewerbe eröffnet.
Der Königlich norwegische Gesandte von Ditten hat Berlin Lahahen, Während seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Huitfeldt die Geschäfte der Gesandtschaft.
Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ hört, sind der verschiedenen Fälle von Landungen deutscher Luftschiffer jenseits der Grenze bereits von der deutschen Regierung Maßregeln eingeleitet worden, um solche Vorkomm⸗ nisse künftig zu verhüten. Mit der französischen Regierung sind esprechungen im Gange, die die Schaffung eines Ab⸗ kommens zur Regelung der Luftschiffahrt bezwecken.
e 2r S. „Goeben“ mit dem Chef der Mittelmeerdivision in Smyrna und S. S. „Cormoran“ auf der Insel
Norfolk (Südsee) eingetroffen.
Anhalt. 8 Der Landtag hat laut Meldung des „W. T. B.“ di Wahlrechtsvorlage gestern in zweiter Lesung angenommen.
Elsaß⸗Lothringen.
n der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer inter⸗ pellierten die Sozialdemokraten die Regierung über die Stellungnahme der elsaß⸗lothringischen Bundes⸗
atsbevollmächtigten bei der Abstimmung über die Wehrvorlage. Der Steaatssekretär Feelhere Zorn von Bulach verlas eine Mitteilung des Kaiserlichen Statthalters, die einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge lautet:
Der Kaiserliche Statthalter hat die Vertreter Elsaß⸗Lothringens im Bundesrat dahin instruiert, für die Erhöhung der Friedenspräsenz⸗ stärke des stehenden Heeres und die Deckung der dadurch entstehenden Kosten zu stimmen. Es handelt sich hier um Maßnahmen rein defensiver Natur, die dem Deutschen Reiche, dem jede aggressive Ab⸗ sicht durchaus fernliegt, die Mittel bieten sollen, etwaige Angriffe auf seinen Besitzstand und seine Ehre unter Ausnützung der vollen Volks⸗ kraft abzuwehren. Eine Regierung, die bei solcher Sachlage für die vom Reiche als notwendig erkannten Schutzmaßregeln nicht rückhalt⸗ los und entschlossen eintreten würde, würde ihre heilige Pflicht gegen das Vaterland verletzen. 1
Die Sozialdemokraten brachten darauf eine Resolution ein, in der die Haltung der Regierung nicht gebilligt wird. In namentlicher Abstimmung wurde die Resolution mit 37 gegen 12 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen abgelehnt. Das Zentrum und die lothringische Gruppe stellten darauf in einer Resolution das Bedauern darüber fest, daß die Instruktionen der Vertreter Elsaß⸗Lothringens im Bundesrat der Mehrheit des elsaß⸗lothringischen Volkes nicht entsprächen. Diese Resolution wurde mit 47 gegen 5 Stimmen angenommen.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause hielt gestern der Kanzler der Schatz⸗ kammer Lloyd George bei der Einbringung des Etats eine Rede, in der er laut Bericht des „W. T. B. “
Das letzte Jahr sei für den britischen Handel so günstig wie kein anderes vorher gewesen. Die Flut des Handels sei so hoch ge⸗ stiegen, daß sie die drei großen und ernsthaften Hindernisse, den Kohlen⸗ streik, die schlechte Ernte und den Balkankrieg mit all seinen Ver⸗ wicklungen überwunden habe, mit denen er Europa bedroht hätte. Die Einnahmen des letzten Jahres überstiegen den Voranschlag um 1 600 000 Pfund Sterling, aber der Nachtragsetat sei so un⸗ gewöhnlich hoch wegen des Wechsels in dem Schiffsbau⸗ programm, der durch die sehr beträchtliche Aenderung in den deutschen Plänen hervorgerufen wäre. Die Gesamt⸗ umme der Nachtragsforderungen betrüge 4 671 000 Pfund, die jedoch infolge der Ersparnisse und Ueberschüsse aus den laufenden Einnahmen gedeckt werden könnten. Die Ausga ben des letzten Jahres betrügen 188 622 000, die Einnahmen 188 802 000 Pfund Sterling. Der Voranschlag für die Ausgaben des Etat⸗jahres 1913/14 belaufe sich
auf 195 640 000 Pfund Sterling. Die größte Zunahme in den un⸗ fruchtbaren Ausgaben falle auf Rüstungen, die seit 1861 um 46 000 000 Pfund Sterling gestiegen seien. Er sehe keine Aussicht, daß diese bedrohliche Entwicklung ein Ende nebme, es sei denn, daß eine Aenderung in der Haltung und der Politik der beteiligten Nationen eintrete. Was das laufende Jahr anbetreffe, so müssen weitere 7 500 000 Pfund Sterling aufgebracht werden. Lord George ging dann auf die Aussichten für den Handel ein und hob hervor, daß die Lage auf dem Balkan Unsicherheit im Ge⸗ folge gehabt habe, erklärte aber, daß jetzt mehr Unternehmungslust und Vertrauen vorhanden seien, als vor einigen Wochen, und daß man allgemein das Gefühl habe, daß die größte Gefahr vorüber sei, und es in einigen Wochen Frieden geben werde. Wenn er alle Faktoren in Rechnung ziehe, komme er zu dem Schlusse, daß für England das glänzendste Jahr begonnen habe, das der britische Handel jemals erlebt habe. Die Gesamteinkünfte würden auf der bestehenden Steuergrundlage und unter Ein⸗ chluß von einem Ueberschuß des Schatzamts in Höhe von 1 000 000 Sterling sich auf 195 825 000 Pfund Sterling belaufen, sodaß ein Ueberschuß von 185 000 Pfund Sterling verbleibe. „Es seien daher keine neuen Steuern nötig. Lloyd Geocge führte über die Aussichten für den Handel im Einzelnen aus, seine Vor⸗ anschläge seien auf der einstimmigen Ansicht von Geschäftsleuten aus allen Zweigen des Handels und der Industrie des Landes auf⸗ gebaut. Das beunruhigende Moment sei heute die Störung im Osten. Bisher habe sie die Tätigkeit in den Werkstätten nicht im geringsten vermindert, doch verzögere sie den Eingang neuer Be⸗ stellungen in hohem Maße. Die Geschäftsleute warteten die Ereig⸗ nisse ab, ehe sie neue Unternehmungen in Angriff nähmen. Dies geschehe nicht aus Besorgnis vor dem gegenwärtigen Konflikt, sondern aus Furcht, daß er sich ausdehnen könnte. Lloyd George erklärte dann, es sei 2 mitgeteilt worden, daß auf dem Festland in höchst ungewöhnlicher Weise Bargeld angesammelt werde, und daß, wenn man Frankreich, Deutschland und Oesterreich zusammennehme, ungefähr 60 Millionen Bargeld aus Furcht vor der Zukunft angesammelt worden seien. Die Ansammlung von Bargeld auf dem Festlande habe dort eine Geldknappheit geschaffen, die größer sei, als man hier fühle. Obwohl genügend Bestellungen vorhanden seien, um die Werkstätten auf Monate hinaus in vollem Betrieb zu halten, so sei es doch die Frage, ob diese Bestellungen ausreichen würden, bis das Vertrauen wiederhergestellt sei und neue Bestellungen herein⸗ kämen. Nachdem er dann, wie bereits erwähnt, auf die Zunahme des Vertrauens Bezug genommen hatte, sagte der Schatzkanzler, die Ver⸗ heerungen des Krieges müßten wieder gut gemacht werden, aber der Wohl⸗ stand sei so groß, daß dies nicht lange dauern könne, und die Länder Europas würden sich eines Wohlstandes erfreuen, wie sie ihn nie zuvor gekannt hätten. Es seien keine der gewöhnlichen Anzeichen vorhanden, daß der geschäftliche Aufschwung seinen Höhepunkt schon erreicht habe. Lloyd George stellte dann eine erhebliche Zunahme der Einkünfte aus den Zöllen, der Erbschaftssteuer und den Posteinnahmen in Aussicht und schloß mit der Erklärung, daß die liberale Regierung, seit sie im Amte sei, bis zum Schluß des Finanzjahres die Staatsschuld um 102 000 000 Pfund Sterling vermindert haben werde, während sie weitere 12 000 000 Pfund Sterling für nationale Verteidigung und 20 000 000 Pfund Sterling für den Alters⸗ und Krankenfonds vor⸗
esehen habe. Frankreich.
Nach einer Note der „Agence Havas“ sind anläßlich der Landung zweier deutscher Militärflieger in Arra⸗ court an den französischen Botschafter in Berlin Instruktionen erteilt worden, durch die er aufgefordert wird, die ganze Auf⸗ merksamkeit der Kaiserlichen Regierung auf die wiederholten Lan⸗ dungen von deutschen Ballons und Aviatikern in Frankreich nahe der Grenze hinzulenken und auf die ernsten Unzuträglichkeiten, die aus diesen beda rlichen Zwischenfällen entstehen könnten. Der
Botschafter ist heauftragt worden, die dautsche Reichskanzlei zu
ersuhhen, Maßregeln zu treffen, um Wiederholungen derartiger vsa enf. zu vermeiden. Im übrigen sind Besprechungen ein⸗ geleitet worden zwischen den beiden Regierungen, um so schnell wie möglich zu einem Uebereinkommen zu gelangen zur Fest⸗ setzung der Regeln, die bei den Schwierigkeiten anzuwenden sind, die zwischen den Regierungen infolge der Luftschiffahrt entstehen könnten. Rußland.
Der Ministerrat hat nach einer iü ds des „W. T. B.“ zum ersten Male die Genehmigung erteilt, daß für Zwecke der russischen Eisenbahnen Steinkohlen im Auslande im Be⸗ trage von anderthalb Millionen Pud angekauft werden.
— Die Ernennung des Vizepräsidenten des Verwaltungs⸗ departements des finnischen Senats, Generalleutnants Wladimir Markow zum Minister und Staatssekretär für Finnland ist amtlich bekannt gegeben.
Italien.
Die Deputiertenkammer hat gestern ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Der Minister des Aeußeren Marquis di San Giuliano machte dem Hause Mitteilung von der Ermordung des Königs von Griechenland, gedachte der Person des Königs in ehrenden Worten und beklagte das fluch⸗ würdige Verbrechen. Sodann fuhr er laut Meldung des
E18“ “ eröffne sich heute mit wohlverdientem Glück ein neuer Horizont, der ihm Wohlergehen und Größe in Aussicht stelle. Griechenland werde, geleitet durch weises Maßhalten, das sichere Er⸗ folge verbürge, fortfahren, die herzliche Sympathie Italiens zu ge⸗ nießen, das sich von ganzem Herzen dem unauslöschlichen Schmerze Griechenlands um den grausamen Tod eines so erhabenen und so weisen Fürsten anschließe. Marquis di San Giuliano schloß, indem er dem griechischen Königspaare die Segenswünsche der italienischen Regierung, des Parlaments wie des ganzen Volkes aussprach. 1
Die Kammer beschloß, der griechischen Kammer ein Bei⸗ leidstelegramm zu senden.
Hiernuf 8.hcga der Minister di San Giuliano auch das Attentat auf den König von Spanien und teilte mit, daß Italien der spanischen Regierung alsbald seine lebhafte Teilnahme zum Ausdruck gebracht habe. Die Kammer beschloß, auch an die spanische Kammer einen telegraphischen Glückwunsch zu richten. 1
Belgien.
Die Deputiertenkammer stimmte gestern über den Antrag der Liberalen, die Erklärungen des Ministerpräsidenten als Grundlage für eine Tagesordnung anzunehmen, ab. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde die vorgeschlagene Tagesordnung von den Katholiken dahin ausgelegt, daß nicht die Erklärungen, die der Ministerpräsident vorige Woche abgegeben, sondern seine sämtlichen Erklärungen, die er in der letzten Zeit über die Wahlreform in der Kammer abgegeben hat, als Grundlage für die Tagesordnung aufgefaßt werden sollten. In dieser Tages⸗ ordnung heißt es, daß eine Kommission des Pro⸗ blems der Provinz⸗ und Kommunalwahlen eingesetzt werden soll. Wenn diese Kommission eine bessere Formel als die gegen⸗ wärtige findet, sollen die neu zu wählenden Abgeordneten im Jahre 1914 ihre Wähler um ihre Meinung auch 8 die Parlamentswahlen befragen können. Sollten die Wähler sich für eine Revision aussprechen, dann würde sich wohl niemand
einer Verfassungsrevision widersetzen. Die Katholiken beantragten
8
ferner, den Generalstreik zu mißbilligen. Der erste Teil der Tagesordnung wurde mit allen Stimmen ohne diejenige des Ministerpräsidenten, der sich ihrer enthielt, weil seine eigene Er⸗ klärung zur Abstimmung stand, angenommen. Der zweite Teil der Tagesordnung wurde mit allen Stimmen gegen die der Sozial⸗ demokraten bei Enthaltung von zwölf progressistischen Stimmen angenommen, ebenso dann die ganze Tagesordnung mit 138 gegen 2 Stimmen bei 38 Stimmenthaltungen der Soziab⸗ demokraten. Die Sitzung wurde hierauf vertagt.
Heute wird der Nationalrat für den Generalstreik Stellung zu der Tagesordnung nehmen.
Türkei.
Die Bevollmächtigten der Pforte für die Unterzeichnung der Präliminarverhandlungen sowie für den endgültigen Friedensvertrag sind noch nicht alle ernannt. Wie „W. T. B.“ meldet, wird der erste Delegierte Hakki sein, da Reschid, der bei den vorausgegangenen Verhandlungen erster Bevol⸗ mächtigter war, dieses Amt abgelehnt hat. Zum zweiten Dele⸗ gierten ist der frühere Finanzminister Nail ernannt worden.
Die Waffenruhe, die laut der mündlichen Verabredung heute abläuft, soll obiger Quelle zufolge für die Türkei, Bul⸗ garien und Griechenland in einen zweimonatigen Waffen⸗ stillstand umgewandelt worden sein. 1 .
— Meldungen der „Südslawischen Korrespondenz“ zufolge wird seit 36 Stunden um den Besitz Skutaris gekämpft. Der Generalsturm begann Montag früh, nachdem die Festung und auch die Stadt 48 Stunden lang konzentrisch beschossen worden waren. Schwere serbische Artillerie beteiligte sich an den Bombardement. Die Geschütze wurden von serbischen Mann⸗ schaften in montenegrinischer Uniform bedient. Das Bon⸗ bardement soll den größten Teil der Stadt Fee haben, in der Brände ausbrachen. Die türkische Besatzung leistet heroischen Widerstand. Um Brdica fanden blutige Kämpfe statt. Die Montenegriner stürmten mit dem Bajonett vor⸗ Trotzdem ganze Reihen durch das Feuer der türkischen Batterien niedergeworfen wurden, drangen die Montenegriner unaufhaltsam vor. Der Sturm gegen den Tarabosch wurde durch Abtei⸗ lungen von Bombenwerfern eröffnet. Die Verluste auf Seiten der Montenegriner sollen sehr groß sein. Die türkische Be⸗ satzung unternahm wiederholt Gegenangriffe, teilweie mit Erfolg, doch scheint der Widerstand der Türken immer schwächer zu werden. Die montenegrinischen Fahnen flatten seit heute früh auf mehreren Vorwerken. Brdica ist genommen, die -. Redouten am Tarabosch halten sich noch.
Nach einer aus amtlicher montenegrinischer Quelle stan⸗
menden Meldung sind die montenegrinischen Truppen heute g
siegreich in Skutari eingezogen.
ESerbien. “
pschtina verhandelte gestern über die Gesetzen
vorlage, betreffkedd den Bau der Eisenbahnlinien
Nisch-—Merdare, Kragujevac Krusovac —Raska, Krusovac- Plocnik und Osecina -Lesnica. 3 .
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Minister i öffentlichen Arbeiten Jovanowitsch, die Linie Nisch — Merdan sei eine Teilstrecke der Donau —Adriabahn. Die Linie Kra mjevae⸗ Raska solle die Verbindung mit dem Sandschakgebiete herstellen Die übrigen Bahnprojekte bezweckten die Erleichterung des Verkehu mit den Hauptlinien. Die mit den bisherigen Bahnbauten gemachtn Erfahrungen ließen es vorteilhafter erscheinen, diese Bauten a8⸗ ländischen Unternehmungen zu übertragen. Die serbische Regienng habe deshalb mit der französisch⸗serbischen Gesellschaft bereits einen Bauvertrag abgeschlossen. 2
Amerika.
Der Präsident Wilson hat dem Gouverneur Jackson und anderen politischen Führern Kaliforniens nach einer Meldung des „W. T. B.“ nahegelegt, daß, falls es für notwendig g halten werden sollte, Ausländer vom Landerwerb auszuschließen dies ohne Unterschied geschehen sollte, da es bei ungleichen Behandlung der Ausländer nicht zu vermeiden sei, daß 1 Vertragsverpflichtungen der Bundesregierung in die Frah hineingezogen würden. .“
— Der Vorsitzende der Kommission des amerikanischa Repräsentantenhauses für Mittel und Wege Underwood hal der Kommission gestern das neue Zollgesetz vorgelent Nach heftigem Widerstande durch sechs republikanische M⸗ glieder der Kommission wurde das Gesetz mit 14 gegef 7 Stimmen angenommen. Diese Zahlen entsprechen genan der Zugehörigkeit zur demokratischen und republikanischen Parte
— Der mexikanische Senat hat, obiger Quelle zufolg die Gesetzesvorlage angenommen, durch die auf die Gold ausfuhr eine Steuer von 10 Proz. gelegt wird.
Das mexikanische Abgeordnetenhaus hat den Vun schlag des Präsidenten Huerta, die Wahlen am 27. Juli ch abgelehnt; sie wünschen zuerst den Frieden im Land wieder hergestellt zu sehen.
Afrika. einer von „W. T. B.“ verbreiteten Meldung au Marrakesch vom 20. d. M. berichtet ein aus dem Susgebi eingetroffener Eilbote, daß die Harka des Prätendensg El Hiba in einem Kampf östlich von Tarudant von den de Machsen treugebliebenen Stämmen in die Flucht geschlage worden sei.
Nach
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstag und der 1“ über die gestrige Sitzung des Hauss der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und 3 Beilage.
— In der heutigen (173.) Sitzung des Hauses der 11“ 8 Minister für Landwirtschaft, 2 mänen und Forsten Dr. Freiherr von Sch mrle der Finanzminister Dr. Lentze beiwohnten, e sh 1 zum Mitgliede der Staatsschuldenkommission an⸗ Ste 6 Abg. Lückhoff (freikons.) auf Antrag des Abg. reiheracgn Zedliß. und Neukirch der Abg. Lüdicke (freikons.) durch ewählt. 8 folgte die dritte Beratung des Gesetzentmn ü ber Maßnahmen zur Stärkung des Deuts in den Provinzen Westpreußen und Posen. Bei der allgemeinen Besprechung bemerkt Abg. Graf Praschma (Zentr.): Ich hatte erwarte „oder th Pers “ 88 Schluß de⸗ farzuder Dom ung no einma 22 FneZscähn “ würde. Der Landwirtschaftsminister
11““
8 S 7 1
gestern über diese Sache folgendes gesagt — ich zitiere nach der „Nord⸗ deutschen Allgemeinen Zeitung“ —: „Die Domäne Kotowiecko befand sich 1906 in der Subhastation, sie befand sich in sehr schlechtem Zu⸗ stande und lag außerdem außerhalb des Bereichs, in welchem die Ansiedlungskommission tätig ist, sodaß die Ansiedlungskommission wegen der Lage des Gutes und die Domänenverwaltung wegen der Beschaffenheit an sich keine besondere Veranlassung hatten, auf das Gut zu reflektieren“ Als Gründe dafür, daß die Domänen⸗ verwaltung mit dem jetzigen Pächter und dem nächsten Besitzer ein besonderes Abkommen traf, gab der Minister an, daß die Domänen⸗ verwaltung durch eine Vereinigung zwischen diesen beiden Haupt⸗ reflektanten ein höheres Gebot bei der Subhastation und den Uebergang des Gutes in polnische Hände verhindern wollte. Es besteht kein Zweifel darüber, daß das nicht die Aufgabe der Domänenverwaltung ist. Ich stimme dem Minister bei, wenn er meinte, daß die Domänenverwaltung auf Grund des einmal ge⸗ schlossenen Vertrags nicht widersprechen konnte. Aber aus dem Ab⸗ schluß des Vertrags ist der Verwaltung ein Vorwurf zu machen. Nun hätte ich gewünscht, daß der Minister den schwerwiegenden Vorwürfen des Abg. Borchardt entgegengetreten und sie durch eine klare Erklärung erledigt hätte. Ich bitte also den Landwirtschaftsminister, auf Grund seiner Aktenkenntnis den Be⸗ hauptungen des Abg. Borchardt entgegenzutreten. Im übrigen habe ich bei der Geschäftslage des Hauses keine Veranlassung, namens meiner politischen Freunde nochmals in eine Diskussion über die Vor⸗ lage einzutreten. Die gestrige Diskussion hat uns keinen Anlaß gegeben, unsere Stellungnahme zu ändern. Wir lehnen die Vorlage ab.
Hierauf nimmt der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaute wiedergegeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Bei der vorgestrigen Reichstagsersatzwahl für den rälaten Schädler im Wahlkreise Oberfranken 5 (Bamberg) sind nach den vorläufigen amtlichen Ermittlungen 21 226 Stimmen abgegeben worden. Davon haben der Domprediger Leicht⸗ Bamberg (Ztr.) 13 877, der Postsekretär Krauß⸗Fürth 18 Fortschr. Vpt.) 3196 und der Gausekretär Vogel⸗Nürnberg Soz.) 4121 Stimmen erhalten. Zersplittert waren 32 Stimmen. Fünf kleine Wahlbezirke, die auf das Ergebnis ohne Einfluß nd, stehen noch aus.
Statistik und Volkswirtschaft.
Branntweinbrennerei,ẽ ⸗besteuerung und ⸗⸗verbrauch im Betriebsjahr 1911/12.
8 Im deutschen Branntweinsteuergebiet wurden im Betriebsjahr 1911/12 im ganzen 3 456 347 hl Alkohol erzeugt, das sind 11 233 hl.
0,3 v. H. weniger als im Vorjahr (3 467 580 hl). Im einzelnen stellte sich die Branntweinerzeugung in den Brennereien, wie folgt: Die landwirtschaftlichen Kartoffelbrennereien erzeugten 2 479 696 hl Alkohol (1910/11: 2 784 976 hl), die landwirt⸗ schaftlichen Getreidebrennereien 506 344 hl Alkohol (1910/11: 264 508 hl), die gewerblichen Kartoffelbrennereien 18 922 hl. Alkohol (1910/11: 21 407 hl), die gewerblichen Getreidebrennereien 288 458 hl Alkohol (1910/11: 279 596 hl), die Melassebrennereien 128 154 hl Alkohol (1910/11: 88 179 hl), die sonstigen gewerblichen Brennereien 1000 hl Alkohol (1910/11: 813 hl). In den Obst⸗ brennereien betrug die Alkoholerzeugung 6669 hl (1910/11: 5044 hl), in den ihnen gleichgestellten Brennereien 27 104 hl (1910/11: 23 057 hl).
Der Reinertrag der Branntweinsteuer belief sich im ganzen auf 205 376 764 ℳ (1910/11 auf 207 786 1044 ℳ); davon waren 202 823 562 ℳ Verbrauchsabgabe (einschließlich von 13 ℳ Ueber⸗ gangsabgabe), 2 407 913 ℳ Ueberschuß an Betriebsauflage und 145 289 ℳ Branntweinsteuer nach dem Gesetze vom 24. Juni 1887/7. Juli 1902 und Branntweinnachsteuer.
In den freien Verkehr wurden gesetzt: gegen Entrichtung der Verbrauchsabgabe (abzüglich der gegen Vergütung der Verbrauchs⸗ abgabe ausgeführten Alkoholmengen) 1 922 409 hl Alkohol (1910/11: 1 949 937 hl), gegen Entrichtung des Zolles 11 123 hl Alkohol (1910/11: 19 260 hl), zusammen 1 933 532 hl Alkohol (= 2,9 1 auf den Kopf der Bevölkerung) gegen 1 969 197 hl (=3 1 auf den Kopf) im Vorjahre.
Zu gewerblichen Zwecken usw. wurden im ganzen 1 573 839 hl. Alkohol (= 2,4 1 auf den Kopf) steuerfrei abgelassen (1910/11: 1 407 041 hl = 2,2 1 auf den Kopf), davon 1 219 693 hl (1910/11: 1 025 062 hl) nach vollständiger, 324 777 hl (1910/11: 353 399 hl) nach unvollständiger Vergällung und 29 369 hl (1910/11: 28 580 hl) ohne Vergällung.
Der Gesamtverbrauch von Branntwein stellt sich demnach für das Betriebsjahr 1911/12 auf 3 507 371 hl Alkohol (100 %) = 5,3 1 auf den Kopf gegen 3 376 238 hl = 5,2 1 auf den Kopf im
Jahre 1910711 ““
3 NArbeiterbewnun
Aus Beuthen wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Die Zahl der ausständigen Bergleute betrug heute früh 31 825 (gegen gestern 27 019). Da indes hierbei die gestrige Abendschicht richt berücksichtigt ist, dürfte sich die Gesamtzahl der Ausständigen um 25 % höher stellen. (Vgl. Nr. 95 d. Bl.)
In Kiel haben, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, gestern 400 Werftarbeiter und Nieter der Howaldtswerke wegen Streitigkeiten über den Akkordlohn die Arbeit niedergelegt.
Die Zahl der in den Crefelder Färbereien Arbeitenden nimmt, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, von Tag zu Tag langsam zu. So sind gestern wieder 34 Arbeiter und Arbeiterinnen neu eingetreten. Die Zahl der Arbeitenden betrug gestern morgen 749 (vgl. Nr. 81 d. Bl.).
Aus Hamburg wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Wie der Staatsarbeiterverband bekannt macht, hat die Senatskommission für Angelegenheiten der Staatsarbeiter den Beschluß gefaßt, daß in allen hamburgischen Staatsbetrieben der neunstündige Arbeitstag grundsätzlich eingeführt werde. Wo besondere Verhält⸗ nisse eine abgegrenzte neunstündige Arbeitszeit täglich nicht zulassen, soll die Arbeitszeit so gelegt werden, daß sie 54 Stunden in der Woche nicht überschreitet.
Auf einer in Edinburg abgehaltenen Versammlung der Arbeit⸗ geber und des Gewerkschaftsausschusses in der Schiffsbauindustrie wurde, „W. T. B.“ zufolge, die Forderung einer Lohnerhöhung abgelehnt, ebenso eine gleiche Forderung der Kesselschmiede.
In Fiume ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Ausstand der Werft⸗ und Hafenarbeiter, an dem 5000 Mann beteiligt waren, beendet. (Vgl. Nr. 92 d. Bl.) 1
In der städtischen Gasanstalt in Brüssel, waren, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern vormittag von 560 Arbeitern 118 aus⸗ ständig. Die Gasanstalt wird von Militär bewacht.
Literatur. 8 — Der Kunstwartverlag (Georg Kallwey in München) hat zwei
neue umfangreiche Publikationen erscheinen lassen, die das Kunstschaffen
zweier grundverschiedenen, eigenartigen und bedeutenden Persönlichkeiten in weitere Kverich zu tragen peitimmt sind: Die Kunst Albert Weltis und die der Radiererin Käte Kollwitz: „Aus Weltis Leben
(10 ℳ) ist die gediegen und sehr geschmackvoll ausgestattete Mappe
“
1
genannt, in der fünfzig Blätter mit Radierungen des zu früh ver⸗ storbenen Schweizer Meisters in vorzüglicher Ausführung vereint sind. Die schöne Sammlung ist eine gleichwertige Fortsetzung der im gleichen Verlag vor Jahren erschienenen „Weltimappe“, und dem Kunstwartverlag gebührt aufrichtiger Dank, daß er dem Andenken des Heimgegangenen ein für seine Anerkennung beredt werbendes, würdiges Denkmal setzt, wie er zu den ersten gehörte, die die Bedeutung Weltis erkannten und ihr Verständnis in weiten Kreisen angebahnt haben. Die Nachbildungen Weltischer Radierungen sind von einem mit Frische und Herzlichkeit geschriebenen Lebensbild des Künstlers be⸗ gleitet, das Leopold Weber, ein naher Freund des Verstorbenen, ent⸗ worfen hat. Der Mappe ist eine freundliche Aufnahme bei den vielen Verehrern der Weltischen Kunst gewiß, aber auch der Käte Kollwitz⸗Mappe, die 15 Nachbildungen von Ra⸗ dierungen der Künstlerin und ihr Bildnis enthält (5 ℳ), möchte man eine solche wünschen, obwohl die Kunst, die aus ihren Blättern zu dem Beschauer spricht, wegen der Herbigkeit ihrer Mittel und der Einseitigkeit ihrer Motive schwerer zugänglich ist. Während bei Welti ein tiefer Ernst mit herzlichem Humor sich vereinigt zeigt und eine überquellende Phantasie eine unerschöpfliche Fülle von Lebensbildern zeitigt, kehrt die Kunst der Käte Kollwitz mit einer fast rausamen Einseitigkeit immer wieder zu den dumpfen, wilden kämpfen zurück, in denen die Menschheit mit dem sozialen Elend ringt. Diese einseitig⸗düsteren Gemälde sind aber mit einer so stürmi⸗ schen Wucht .es von einem so echten und tiefen Gefühl durch⸗ glüht, daß sie auch den Widerstrebenden packen und ihn davon über⸗ zeugen, daß er hier keine beabsichtigte Tendenzkunst vor sich hat, sondern eine Kunst, die sich aus den Tiefen einer eigenartigen und b
deutenden Künstlerpersönlichkeit mit Naturgewalt losringt. 88
Technik. 8
Auf Veranlassung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe sprach Dr. Ernst Salomon vor den Mitgliedern des Vereins über die Fortschritte der elektrischen Beleuchtungstechnik und ihre Bedeutung für das Kunstgewerbe. Aeltere Zeiten haben, so führte er etwa aus, eine Beleuchtungstechnik und Be⸗ leuchtungskunst nur für festliche Zwecke entwickelt. Selbst die Straßenbeleuchtung beginnt erste Mitte des siebzehnten Jahr⸗ hunderts. Heute ist das Licht kein notwendiges Uebel mehr, sondern ein Mittel zum Erzielen künstlerischer Wirkungen, und daher von so großem Werte für das Kunstgewerbe. Licht entsteht, wenn feste Körper ins Glühen geraten, zum Beispiel die seltenen Erden des Auer⸗ strumpfes in der an sich nicht leuchtenden Bunsenflamme oder der Metallfaden den Glühlampe. Je höher bei dem gleichen Körper die erzielte Glühtemperatur, desto größer ist auch die Ausnutzung des Be⸗ leuchtungsmittels. Bei den elektrischen Lichtquellen bleibt insbesondere immer von größter Wichtigkeit das Verhältnis von Lichtstärke zu Stromverbrauch. Die Entwicklung der Glühlampe zeigt das auf das deutlichste. Mit derselben Stromstärke, mit der man in der alten Kohlenfadenlampe eine Helligkeit von 32 Kerzen erzielte, hat man mit der Tantalkampe 50, mit der Nernstlampe 70 und mit der heute ge⸗ bräuchlichen Metallfadenlampe 100 Kerzen erzielt. Weiter kommt in Betracht auch die zunehmende Verbilligung des Stromes. Vor zwanzig Jahren hat man, um eine Vierzimmerwohnung im Laufe des Jahres in der üblichen Weise zu beleuchten, 220 ℳ aufwenden müssen; würde man sich heute noch mit der gleichen geringen Licht⸗ menge begnügen wie vor zwanzig Jahren, so würde man dafür nur noch 40 ℳ im Jahre ausgeben müssen. In der Bogenlampe ist nur der Widerstand der Luft zu überwinden, damit der bekannte Flammenbogen entsteht. Aber die große Schwierigkeit in der Bogenlampe beruht darauf, daß man die Kohlenstifte immer in der richtigen Entfernung voneinander halten muß. Heute hat man es gelernt, dadurch, daß man der Masse der Kohlenstifte gewisse seltene Erden beimischt, auch den Flammen⸗
bogen zu färben, sodaß man heute Bogenlicht erzielt zvon dem be⸗
kannten roten Licht der Bremerlampen bis zu dem weißen, der sogenannten Sonnenlichtbeleuchtung. Auch blaugrünes Licht erzielt man mit Hilfe der Quarzlampen, die fast gar keine roten, dagegen viel blaue und grüne Strahlen aussenden. Sie sind wirtschaftlich die billigsten, weil sie im Verhältnis zur Helligkeit nur den vierten Teil des Stromes verbrauchen wie eine Metalldrahtlampe und nur die Hälfte des Stromes einer durch Glas geschützten Bogen⸗ lampe. Aber nicht die Verbilligung des Lichtes, also der geringste Energieverbrauch bei größter Lichtstärke, ist für das Kunstgewerbe das Wichtigste, sondern eine möglichst ausgiebige Anwendungsmöglichkeit unter Ausbildung der verschiedensten Formen, wenngleich die Ver⸗ billigung insbesondere volkswirtschaftlich ihre große Bedeutung hat. Sollte man zum Beispiel das, was man heute in Deutschland mit Hilfe von Metalldrahtlampen mit einem jährlichen Aufwande von 160 Millionen Mark beleuchtet, wieder mit den alten Kohlen⸗ fadenlampen erhellen, so müßte man dafür 500 Millionen Mark Vetwa anwenden müssen. Aber für künstlerische und kunstgewerbliche Zwecke kommt unzweifelhaft der Kostenpunkt erst in zweiter Linie. Namentlich für die Innenbeleuchtung steht die Mannigfaltigkeit in der Abstufung der Lichthelligkeit und die Möglichkeit, Formen und Größen der lichtausstrahlenden Körper recht verschieden zu gestalten, im Vordergrunde. Kunstgewerblich spielt nur die Glühlampe eine wesentliche Rolle; ihre Lichtstärke ist ab⸗ hän nig von der Stärke des Fadens. Die alte Kohlenfadenlampe gewährte die Möglichkeit, Lampen von 5 bis 100 Kerzen Stärke herzustellen. Aber am besten funktionierten immer nur die Kohlenfadenlampen von 10 bis 32 Kerzen Stärke. Das lag daran, daß man den Kohlefaden nicht beliebig dünn und stark herstellen konnte. Heute hat man in dem Wolframdrahte der Metallfadenlampe ein Material, das man von 3/10 mm Stärke, dadurch daß man es durch immer feiner durchbohrte Düsen von Diamant gehen läßt, bis auf 1/100 mm Stärke herunterziehen konnte, also auf ein Drittel der Stärke, die ein menschliches Haar besitzt. Dadurch ist man in den Stand gesetzt, Glühlampen von 5 bis 100 Kerzen Lichtstärke herzustellen. Allein die Betriebsspannung unserer elektrischen Leitungsnetze ist so hoch, daß man die kleinen Lampen nicht direkt in sie einschalten kann. Denn je größer die Spannung ist, desto länger muß der Draht in der Lampe sein, weil er sonst nicht genügend Widerstand bieten und schmelzen würde. Da kommt uns die Serienschaltung entgegen, die uns gestattet, die Licht⸗ quellen in kleine Einheiten zu zerlegen und hintereinander zu schalten. Anstatt eine Lampe von 32 Kerzen bei einer Netzspannung
von 220 Volt zu brennen, kann man sechzehn Lampen von 2 Kerzen
Lichtstärke hintereinander schalten und dadurch für jede Lampe die Spannung auf 14 Volt herabmindern, also dementsprechend auch die Länge des Metallfadens kürzen, die Lampe selbst verkleinern. Da⸗ durch gewinnen wir für die Innenbeleuchtung die noch lange nicht genugsam ausgenutzte Möglichkeit der Verteilung und der Unter⸗ teilung des Lichts. Man kann mit Hilfe dieser Verteilung des elek⸗ trischen Lichts bestimmte zu betonende Teile der Innenarchitektur herausheben, oder aber auch ganze Flächen und Räume in einer Weise gleichmäßig beleuchten, die mit anderen Mitteln gar nicht möglich wäre. Eine bemerkenswerte Hilfe für die gleichmäßige Verteilung der Beleuchtung bieten die Reflektoren. Das Licht einer Glühbirne zum Beispiel strahlt an sich ziemlich gleichmäßig, aber nicht eben weit in den Raum aus. Wendet man Glasschirme an, deren Ober⸗ und Unterflächen prismatisch gefurcht sind, dann kann man dadurch, daß man die Richtung der Prismen ober⸗ und unterseits in bestimmter Weise sich kreuzen läßt, das Licht der Lampe auch in ganz bestimmter Richtung konzentrieren und viel weiter fortsenden als sonst. Solche Reflektoren stellt man neuerdings namentlich aus dem Holophan⸗ glase her. Nicht minder wichtig wie die Verteilung ist die Farbe des Lichtes. An sich geht das Streben der Beleuchtungstechnik mit Recht dahin, ein Licht von Farbe und Helligkeit des Tageslichtes zu erzielen. Die Beleuchtung der Friedrichstraße und einzelner Teile des Tiergartens durch Tageslichtbogenlampen zeigt, daß das Ziel mit dem Bogenlicht erreicht ist. Aber die für die Innenräume so wichtige Glühlampe bot uns in ihrer ersten Form, der Kohlen⸗ fadenlampe, ein Licht, das wenig blaue, dagegen viel rote Strahlen enthielt, daher gelb aussah, alle roten Farben frischer, alle
blauen Farben fahler erscheinen ließ. Die Metalldrahtlampe
unserer Tage ist dem Ziele, dem Tageslicht ähnliches Licht zu geben, schon nähergerückt; die oben erwähnte Quarzlampe dagegen hat sich von ihm wieder entfernt. Weil ihr die roten Strahlen fehlen, erscheinen unter ihrem Lichte die roten Farben braun bis schwarz. Das schränkt . die Anwendung der Quarz⸗ lampe recht ein. Um ungefärbtes Licht zu erzielen, hat man die Bogen⸗ lampen mit Lichtfiltern versehen. Man läßt das von ihnen aus⸗ 2 299 Licht ein Mosaik aus farbigen Gläsern passieren, das so zu⸗ ammengesetzt ist, daß es die das Licht färbenden Strahlen verschluckt. Indem man unter dieser Mosaik noch ein das Licht zerstreuendes Glas anbringt, erzielt man die Wirkung des Tageslichts. Auf dieser Ein⸗ richtung beruhr die Farbenunterscheidungslampe der A. E. G. Beachten allerdings muß man, daß alle solche Wirkungen nur auf Kosten der Lichtstärke zu erzielen sind, denn man kann durch die Filtrierungs⸗ vorrichtungen vom Lichte immer nur etwas hinwegnehmen, niemals aber etwas hinzufügen. Die Möglichkeit, das elektrische Licht zu ver⸗ teilen und Unterteilungen zu unterwerfen, gewährt allein den großen Spielraum in der Anwendung. Wir können auf der einen Seite ganz intime, auf der anderen Seite höchst wuchtige, monumentale Wirkungen erzielen und alle dazwischen liegenden Abstufungen dazu. Es hat einmal eine Strömung im Innenausbau gegeben, die die Beleuchtungskörper nicht zeigen, sondern nur in⸗ direkt von den Wand⸗ und Deckenflächen zurückstrahlendes Licht anwenden wollte. Wenngleich dieses Licht von sehr wohltuender Wirkung war, so erwies es sich doch als sehr unwirtschaftlich, weil seine Kosten im Verhältnis zur erzielten Lichtstärke sehr hoch waren. Deshalb wendet man es heute meist nur noch in Verbindung mit direkter Beleuchtung an und erzielt dadurch bemerkenswerte Erfolge Einen anderen großen Nutzen für die Innendekoration gewährt das elektrische Licht dadurch, daß es keine allzuhohe Wärme entwickelt, infolgedessen auch gestattet, die Lichtkörper mit brennbaren Stoffen deko⸗ rativ zu umgeben, wie zum Beispiel die Glühlampen mit seidenen Schirmen usw. Durch Heranziehen der farbigen Seide, der Gläser, durchscheinender Steine und anderer Stoffe hat man eine be⸗ merkenswert große Mannigfaltigkeit im Farbenreichtum unserer Beleuchtungskörper erzielt. Man benutzt das zuweilen auch für Schaufensterbeleuchtung, wenngleich für dieses sehr wichtige Gebiet meist die indirekte Beleuchtung und die Möglichkeit der ausgiebigen Lichtverteilung zur Anwendung gelangt. Die Straßenbeleuchtung hat durch Einführung des elektrischen Lichtes Wandlungen erfahren, die sich niemand vorher hat träumen lassen. Als man 1826 in Berlin die erste Gasbeleuchtung Unter den Linden eingeführt hatte, hat die „Vossische Zeitung“ des Besonderen rühmend hervorgehoben, daß man noch zwanzig Schritte von der Laterne ent⸗ fernt einen Brief lesen könne. Und diese Straßenlaternen von damals besaßen nur Schnittbrenner. Im Jahre 1880 erstrahlte der Pariser Platz zum ersten Male in elektrischem Lichte. Heute gießen wir über unsere Hauptstraßen eine Fülle des elektrischen Lichts aus. Aber schöne Wirkungen erzielen wir damit nicht. Im Gegenteil. Die verschiedenen Arten und Farben der Be⸗ leuchtungsmittel, die die Geschäfte anwenden, stehen meist im Gegensatze zu der allgemeinen Straßenbeleutung oder tragen zum mindesten in den Gesamteindruck große Unruhe hinein. Auf diesem Gebiete wäre wohl noch manches abzuwandeln. Daß es möglich ist, hat das Vorgehen von Peter Behrens bewiesen, der es verstanden hat, ein der künstlerischen Gestaltung jahrzehntelang so abholdes Gebilde wie die Bogenlampe künstlerisch guten Formen entgegenzuführen. Auch die Lichtreklame ist heute noch in gewissem Sinne ein Stiefkind der Kunst und des Kunstgewerbes, und deshalb nicht nur Künstlern, sondern auch der Laienwelt und der Obrigkeit wenig angenehm. Unstreitig tragen daran nur die Auswüchse der Lichtreklame schuld. Denn an sich vermag die heutige elektrische Beleuchtungstechnik jedem künstlerischen Gedanken auch auf dem Gebiete der Reklame zu folgen. Sie gestattet die feinsten Kon⸗ turen und die zartesten Farbenabstufungen und wiederum die stärksten Efekte. Würde man, wie man das neuerdings wiederholt mit Glück versucht hat, allgemein die Buchstaben der Lichtreklame so in die Häuserfassaden einbauen, daß sie auch bei Tage gut wirken, oder würde man die Gestänge der Abends über den Dächern erscheinenden Lichtreklamen bei Tage versenken, oder würde man sich mehr als bisher der Glasmalerei zu Zwecken der Lichtreklame bedienen, dann würden auch künstlerisch wertvollere Wir⸗ kungen zu erzielen sein. Die Schwierigkeit, Glastransparente gleich⸗ mäßig mit Hilfe des elektrischen Lichts zu beleuchten, geht ihrer Be⸗ seitigung entgegen; es ist also auch da auf Neues und Gutes aus dem Zusammenarbeiten von Beleuchtungstechnik und Kunstgewerbe zu hoffen — Der Vortrag war von einer großen Reihe sehr belehrender Experimente, von zahlreichen Lichtbildern und von einer Ausstellung begleitet, die die Ausführungen noch näher erläuterte.
r.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.
Die Wintersaaten entwickeln sich im Konsulatsbezirke unter Einwirkung der bisher günstigen Witterungsverhältnisse vorzüglich, sodaß auch die im vorigen Herbst später bestellten Felder, die noch vor kurzem viel zu wünschen übrig ließen, gegenwärtig ein schönes Aussehen zeigen.
Mit der vX““ der Felder hat man im Südwest⸗ gebiete in diesem Jahre um 8 bis 10 Tage früher als sonst begonnen, und gehen die Arbeiten, von sonnigem Wetter begünstigt, rasch vor⸗ wärts. Im Gouvernement Poltawa und den suüͤdlichen Teilen des Gouvernements Tschernigow wird die Aussaat des Sommergetreides gleichfalls schon vollzogen.
Die sohin zurzeit befriedigenden Ernteaussichten blieben nicht ohne Einfluß auf den Getreidemarkt, und die Preise für das künftige Produkt sind inzwischen wieder zurückgegangen. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Kiew vom 15. April 1913.)
Saatenstand in Italien im letzten Drittel des Monats März 1913. Die in
Oberitalien Niederschläge kamen den Kulturen zustatten. Auch in Mittel⸗ und Süditalien waren die Wetterverhältnisse günstig, die im Verein mit der milden Witterung die Vegetation so gefördert haben, daß die Ernteaussichten bis jetzt gut sind. Die Feldarbeiten schritten rüstig und unter günstigen Be⸗ dingungen fort.
In den südlichen Gegenden am Mittelmeer und in Sizilien ist der Stand der Felder zufriedenstellend, obgleich er in einigen Gegenden wegen Mangels an Feuchtigkeit nicht mehr so üppig wie im zweiten Drittel des März ist. (Bericht des Kaiserlichen General⸗ konsulats in Genua vom 16. April 1913.)
Budapest, 22. April. (W. T. B.) Ein amtlicher Bericht d Ackerbauministers über den Frostschaden des Monats April meldet, deß Halmfrüchte fast gar keinen Schaden erlitten haben, daß dagegen Obst, Weiden und Wiesen um 20 bis 80 % geschädigt wurden.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Rußland.
Die russische Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat die Stadt Konstantinopel für choleraverseucht und die Stadthauptmannschaft Sewastopol für cholerab edroht
erklärt. Belgien. , Der belgische Minister des Innern hat unterm 14. d. M. zwei
Verfügungen erlassen, wonach zur Verhütung der Einschleppung der pes in Belgien die Bestimmungen der Artikel 1 bis 6 der