1913 / 99 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Apr 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Beuthen (Oberschlesien) wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Bei der gestrigen Abendschicht fehlten 17 148 Mann, bei beiden Schichten gestern zusammen 48 696, bei der heutigen Frühschicht 34 200. Auf den fiskalischen Gruben dehnt sich der Aus⸗ stand aus. (Vgl. Nr. 98 d. Bl.)

Aus Saarbrücken wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Zu der Bergarbeiterbewegung auf der Grube Hostenbach wird vom christlichen Gewerkverein mitgeteilt, daß in Hostenbach unter dem Vorsitz des Königlichen Revierbeamten Bergrats Reimann Eini⸗ gungsverhandlungen stattgefunden haben. Das Ergebnis wird am Sonntag in Belegschaftsversammlungen bekannt gegeben werden (vgl. Nr. 94 d. Bl.).

Die ausständigen Bergleute der Kohlenfelder von Kanawa (Westvirginia) haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Vor⸗ schläge des Gouverneurs zur Beilegung des Ausstands angenommen. Der Ausstand dauerte über ein Jahr und hat wiederholt zu Aufruhr und Blutvergießen geführt.

8 Wohlfahrtspflege.

Die Stadtverordnetenversammlung in Cöln hat laut Meldung des „W. T. B.“ aus Anlaß des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs einstimmig beschlossen, auf der rechten Rheinseite einen Park zu schaffen, für den der Name Kaiser Wilhelm⸗Park in Aussicht genommen ist, und in den eng bebauten Teilen der Altstadt Jugendspielplätze anzulegen. Für beide Zwecke wurde ein Betrag von einer Million Mark zur Verfügung gestell7.

Verkehrswesen. Schiffsliste für billige Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika (10 für je 20 g).

Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw., und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Arnerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Lanad

„Kronprinzessin Cecilie“ ab Bremen 29. April, „Amerika“ ab Hamburg 1. Mat, „George Washington“ ab Bremen 3. Mai, „Kaiser Wilhelm der Große“ ab Bremen 6. Mai, „Kaiser Wilhelm II.“ ab Bremen 13. Mai. „Kaiserin Auguste Victoria“ ab Hamburg 15. Mai, „Kronprinz Wilhelm“ ab Bremen 20. Mai, „Imperator“ ab Hamburg 24. Mai, „Kronprinzessin Cecilie“ ab Bremen 27. Mai, „George Washington“ ab Bremen 31. Mai, „Kaiser Wilhelm der Große“ ab Bremen 3. Juni. Postschluß nach Ankunft der Frühzüge. Alle diese Schiffe sind Schnelldampfer oder solche, die für eine . Zeit vor dem Abgange die schnellste Beförderungsgelegenheit eten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerke wie „direkter Weg“ oder „über Bremen oder Hamburg“ zu versehen

Verdingungen. Niederlande.

1. Mai 1913. Stadtverwaltung von Roosendaal en Nispen (Provinz Nordbrabant): Lieferung einer Dampf⸗ oder Motorfeuer⸗ spritze. Auskunft erteilt der Direktor der Gemeindearbeiten.

5. Mai 1913. Landbouwvereeniging Schoonoord-Odoor- nerveen in Schoonoord (Provinz Drenthe): Lieferung des für 1914 erforderlichen Kunstdüngers. Die Bedingungen sind gegen bezahlte Antwort bei dem Schriftführer J. Jeuring in Schoonoord erhältlich.

15. Mai 1913, 3 Uhr. Hauptbureau der Staatsgruben in Heerlen: Erdarbeiten, Legen der Gleise und Weichen und Aus⸗ führung einiger anderer Arbeiten für Zwecke der Grubeneisenbahn, Staatsgrube Emma Staatsgrube Hendrik, gemäß Besteck Nr. 24 (abgeändertes Besteck Nr. 23). Die Länge der Eisenbahngleise beträgt 4 ½ km und die Menge der zu befördernden Erde 175 000 kbm. Das Besteck Nr. 24 mit den zugehörigen 6 Zeichnungen liegt auf dem enannten Hauptbureau zur Einsichtnahme aus und ist bei dem Buch⸗ bändler Jos. Alberts in ees. gegen Bezahlung von 5 Fl. zuzüglich der Portokosten für die Uebersendung erhältlich. Nähere Auskunft wird auf dem Geschäftszimmer erteilt.

Kunst Wissenschaft.

„Die diesjährige ordentliche Plenarversammlung der Zentral⸗ direktion des Kaiserlichen Archäologischen Instituts hat hier in den Tagen vom 21. bis 23. April 8— Außer den in Berlin wohnhaften waren alle auswärtigen Mitglieder der Zentral⸗

direktion erschienen. Jagd.

Für den Landesbezirk Potsdam wird der Beginn der

Schonzeit für Birk⸗, Hasel⸗ und Fasanenhähne auf den 18. Mai 1913 festgesetzt.

Theater und Musik. 8

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonntag, „Manon“ zum letzten Male in dieser Spielzeit gegeben. Fräulein Alfermann singt die Titelrolle, Herr Jadlowker den Des Grieux. In den übrigen Rollen sind die Damen Engell, Quaglio, Parbs mit den Herren Bachmann, Habich, Henke, Bronsgeest beschäftigt. Am Montag findet eine Wiederholung der „Walküre“ statt. Herr Kraus singt den Siegmund als letzte Rolle vor dem Antritt seines Sommerurlaubs. Die übrigen Rollen sind durch die Damen Kurt, Denera, Ober, die Herren Bachmann, Knüpfer besetzt. (Anfang 7 Uhr.) Dirigent beider Abende ist der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Der große König“ von J. Lauff in der bekannten Besetzung wiederholt. Am Montag wird Kleists „Prinz Friedrich von en mit Herrn Geisendörfer in der Titelrolle, aufgeführt. een Kurfürsten spielt Herr Kraußneck, die Kurfürstin: Fräulein von Arnauld, die Natalie: Fräulein von Mayburg, den Oberst Kottwitz: Herr Vallentin, den Herr Boettcher.

ie Ausgabe der Dauerbezugskarten für den Monat Mai 1913 zu 31 Opern⸗ und 31. L“ in den Königlichen Theatern findet am 28. und 29. d. M., Vormittags von 10 ¼ bis 1 Uhr, in der Königlichen Theaterhauptkasse im Königlichen Schauspielhause (Eingang Jägerstraße), und zwar nur gegen Vorlegung des Dauerbezugsvertrages statt. Es werden am 28. d. M. nur die Karten zum 1. Rang und Parkett und am 29. d. M. diejenigen zum 2. Rang bezw. Balkon und 3. Rang bezw. 2. Balkon verabfolgt. Gleichzeitig wird ersucht, den Geldbetrag ab⸗ gezählt bereit zu halten.

In Henrik Ibsens Lustspiel „Der Bund der Jugend“, das im Lessingtheater am Dienstag, den 29., als 7. Vorstellung des I und Ibsenzyklus gegeben wird, spielt Oskar Sauer zum etzten Male die Rolle des Kammerherrn Bratsberg. Es ist dies zugleich das letzte Auftreten des Künstlers vor dem Abschiede des Ensembles. 1

Das Gastspiel Harry Waldens im Deutschen Schau⸗ spielhause ist neuerdings bis zum 10. Mai verlängert worden. Im Verlaufe des weiteren Gastspiels werden die neueinstudierten Stücke „Alt Heidelberg“, „Ein idealer Gatte“, „Der Dummkopf“ und „Der König“ auf dem Spielplan bleiben.

Die Daten der aus Anlaß des Regie sjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs unter der Leitung des Kapellmeisters Mengelberg in der Philharmonie stattfindenden Beethoven⸗ Abende sind auf Montag, den 9. Juni, Dienstag, den 10. Juni, Donnerstag, den 12. Juni und Montag, den 16. Juni (IX. Symphonie) festgesezt. Solisten sind: Bronislaw Hubermann, Kammersänger Knote, Artur Schnabel, Elisabeth Ohlhoff, Paula Wein⸗

aum, Kammersänger Felix Senius, Arthur van Eweyk. Die Aus⸗ auerbezugskarten beginnt am Mittwoch, den 0. Apr

Mannigfaltiges. Berlin, 26. April 1913

Die Abteilung für weibliche Personen der Zentralstelle für Lehrstellenvermittlung in Groß Berlin S80. 16, Am Köllnischen Park 8, ist während des verflossenen Ostertermins lebhaft in Anspruch genommen worden sowohl von Eltern, die für ihre schulentlassenen Töchter eine Lehrstelle suchten, als auch von Arbeit⸗ gebern, die den Wunsch hegten, einen weiblichen Lehrling in ihren Betrieb einzustellen. Die täglichen, noch recht zahlreichen Nachfragen nach offenen Stellen sind ein Beweis dafür, daß die Zentralstelle im Publikum immer mehr bekannt wird. Arbeitgeber, die in ihren Betrieb noch Lehrmädchen einstellen wollen, werden um mündliche, schriftliche oder telephonische (Amt Moritz⸗

gabe vo

platz 11 892) Mitteilung gebeten. Die Vermittlung ist für alle Teile vollkommen unentgeltlich und unpartetisch. Die Geschäftsstunden sind vom 1. Mai bis 1. Juli nur noch von 8 bis 3 Uhr täglich. An Sonn⸗ und Feiertagen ist die Zentralstelle während dieser Monate

geschlossen.

Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ wird morgen abend der Vortrag „Von Meran zum Ortler“ gehalten. Vom 28. April bis 4. Mat finden anläßlich des 25jährigen Be⸗ stehens der „Urania“ Festvorträge aus den verschiedenen natur⸗ wissenschaftlichen Gebieten, die die „Urania“ vertritt, statt, und zwar spricht am Montag der Konstruktionsingenieur A. Keßner über „Die Weltmacht des Eisens“, am Dienstag findet eine Fest⸗ feier vor geladenem Publikum statt, am Mittwoch hält der Professor Donath einen Vortrag „Erinnerungen an die experimentelle Tätigkeit der „Urania’“ in den 25 Jahren ihres Bestehens“, am Donnerstag der Professor Dr. Schwahn einen Vortrag „Ueber Werden und Vergehen im Weltenraum“, am Freitag Dr. Berndt einen Vortrag über „Die moderne Biologie als Bildungs mittel für weite Kreise“, am Sonnabend der Professor Dr. Schwah einen Vortrag über „Gebirge und Erdbeben“ (Erinnerungen an de Untergang von Messina 1908) und am Sonntag der Direktor Fran Goerke einen Vortrag „Die Nordseeinsel Sylt, Natur⸗ und Kultur bilder aus Vergangenheit und Gegenwart“. sowie am Mittwoch und Sonnabend, Nachmittags, Wiederholunge des Vortrags „Hohenzollernfahrten“ zu kleinen Preisen statt.

Auf der Treptower Sternwarte werden folgende kinemato graphische Vorführungen mit erklärenden Vorträgen, auch für di Jugend, statifinden: morgen, Nachm ttags 3 Uhe, „Ueber den Südpo und das Weltall“, Nachmittags 5 Uhr: „Ferne Lande“, Abends um 7 Uhr: „Das Berner Oberland“. Am Montag spricht der Direkto Dr. F. S. Archenhold, Abends um 7 Uhr, über: „Merkur un

Venus, Gleichheit von Tag und Jahr“ und um 9 Uhr über: „Vul

kanische Erscheinungen und Erdbeben“.

Cassel, 25. April. (W. T. B.) Ueber den Verbleib de am Sonntagvormittag aufgestiegenen und seitdem verschwundenen Ballons „Ilse“ und seines Führers, des Kaufmanns Fran Weyland, ist noch immer nichts bekannt. Die von dem Kur⸗ hessischen Verein für Luftschiffahrt auf die Auffindung des Ballons und seines Führers ausgesetzte Belohnung ist von der Familie des Vermißten nunmehr 89 tausend Mark erhöht worden.

Hamburg, 25. April. wurde mit der Hebung des Hecks des Torpedobootes „S 178“ begonnen. Die Hebung war gegen 3 Uhr Nachmittags be⸗ endet. Das Heck des Bootes ist von dem Prahm „Oberelbe“ des Nordischen Bergungsvereins bis zu einem halben Meter über Wasser gehoben worden. Das Heck wird mit dem Prahm durch die Schlepper „Albatros“ und „Reiher“ nach Wilhelmshaven geschleppt, wo der Schleppzug erst morgen nachmittag ankommen dürfte, da das Schleppen nur sehr langsam vor sich gehen kann. Bei der Bergung wurden 4 Stahltrossen und 2 Stahlnetze verwendet. Das Vorder⸗ teil des Torpedobootes wird erst später gehoben werden. Der genaue Zeitpunkt dafür läßt sich wegen des ungünstigen Wetters nicht voraussagen.

Paris, 25. April. (W. T. B.) In der Rue Anjou stürzte in dem Haus des Pariser Stadtrats Froment Meurice ein Mauerstück ein. Der Vater und die Mutter des Stadt⸗ rats wurden tot, der Sohn schwer verletzt unter den Trümmern hervorgezogen. Man befürchtet, daß auch einige Vor⸗ übergehende verschüttet wurden.

Paris, 26. April. (W. T. B.) In Rennes ist aus Reykjavik die Meldung eingetroffen, daß das mit 28 Mann besetzte fran⸗ zösische Fischerboot „Binicaise“ von dem isländischen Schleppdampfer „Bregi“ angerannt wurde und unter⸗ gegangen ist. Der „Bregi“ nahm 20 Mann der Besatzung des gesunkenen Schiffes an Bord, die anderen acht Mann, unter ihnen der Kapitän, die sich in einer Jolle zu retten versucht hatten, sind verschollen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und 1 Zweiten Beilage.)

Theater.

Kammerspiele. Sonntag, Abends 8 Uhr: Die Ein⸗ nahme von Berg⸗op⸗Zoom.

Komödienhaus. Sonntag, Nach⸗

mittags 3 Uhr: Das Stiftungsfest. lottenburg,

Deutsches Opernhaus. Bismarck⸗Straße

(Char⸗ 34 37.

Residenztheater. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Ein Walzer von Chopin. Abends 8 Uhr: Die Frau Präsidentin.

(W. T. B.) Heute morgen um 9 Uhr

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opernhaus. 107. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Manon. Oper in vier Akten und sechs Bildern von J. Massenet. Text von H. Meilhac und Ph. Gille. eutsch bon Ferd. Gumbert. Musikalische Leitung: err Kapellmeister von Strauß. Regie: err Regisseur Bachmann. Ballett: Herr allettmeister Graeb. Chöre: Herr Pro⸗ fessor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 101. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ ehoben. Der große König. Drei ilder aus seinem Leben von Sesehh Lauff. Musik von Weiland Seiner äjestät dem König. Für die szenische Aufführung Fenichter von Joseph Schlar. Anfang r

Montag: Opernhaus. 108. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze

nd aufgehoben. Die Walküre in drei

kten von Richard Wagner. Musstkalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 102. Abonnementsvor⸗ stellung. Prinz Friedrich von Hom⸗ burg. Schauspiel in 5 Aufzügen von Heinrich von Kleist. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Opernhaus. Dienstag: Die Fleder⸗ maus. Mittwoch: Der Rosen⸗ kavalier. Donnerstag: Die Walküre. Anfang 7 Uhr. Freitag: Der Wild⸗ schütz. Sonnabend: Figaros Hoch⸗ zeit. Sonntag: Mignon.

Schauspielhaus. Dienstag: Ariadne auf Naxos. Mittwoch: Goldfische. Donnerstag: Die Journalisten. Freitag: Zum ersten Male: Die Neu⸗ vermählten. Zwischen den Schlachten. Sonnabend: Die Neuvermählten. Zwischen den Schlachten. Sonntag: Ariadne auf Naxos.

Deutsches Theater. Sonntag, Abends 7 ½ Uhr: Der lebende Leichnam.

Montag: Faust, 2. Teil. Dienstag: Der blaue Vogel. 8

Mittwoch bis Sonnabend: Der lebende

hhg m. b

8

Montag: Der Arzt am Scheideweg.

Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend: Die Einnahme von Berg⸗ op⸗Zoom.

Donnerstag: Frühlings Erwachen.

Berliner Theater. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Bummelstudenten. Posse mit Gesang und Tanz in fünf Bildern nach E. Pohl und H. Wilkens. Musik von Conradi. Abends 8 Uhr: Film⸗ auber. Große Posse mit Gesang und

anz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Montag und folgende Tage: Film⸗ zauber.

Theater in der Königgrätzer

Strafßfe. Sonntag, Abends 8 Uhr: Die fünf Frankfurter. Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler.

Montag und Freitag: Macbeth.

Dienstag, Donnerstag und Sonnabend: Das Buch einer Frau.

Mittwoch: Die fünf Frankfurter.

Lesfsingtheater. Sonntag, Abends 8 Uhr: Sechste Zyklusvorstellung: Rose Bernd. Schauspiel in fünf Akten von Gerhart Hauptmann.

Montag: Die versunkene Glocke.

Dienstag: Siebente Zvklusvorstellung: Der Bund der Jugend.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗ tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 104 a.) Sonntag, Abends 8 Uhr: Der König. (Der König: Harry Walden. Marthe Bourdier: Elsa Galafros.)

Montag: Ein idealer Gatte. (Lord Goring: Harry Walden.)

Dienstag, Donnerstag und Sonnabend: Alt Heidelberg. (Karl Heinz: Harry Walden.)

Mittwoch und Freitag: Der König. (Der König: Harry Walden. Marthe Bourdier a Galafroͤs.)

Abends 8 Uhr: Hochherrschaftliche Woh⸗ nungen.

Montag und folgende Tage: Hoch⸗ herrschaftliche Wohnungen.

Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Konzert. Lustspiel in drei Akten von Hermann Bahr. Abends 8 Uhr: Geographie und Liebe. Lustspiel in drei Akten von Björnstjerne Björnson. Deutsch von Julius Elias.

Montag: Der Kompagnon.

Dienstag: Gyges und sein Ring.

Charlottenburg. Sonntag, Nach⸗ 3 Uhr: König Lear. Trauer⸗ spiel in fünf Akten von William Shake⸗ speare. Abends 8 Uhr: Zwei Wappen. Schwank in vier Akten von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg.

Montag: Geographie und Liebe. „Dienstag: Klein Dorrit.

Montis Operettentheater. (Früher: Neues Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: er fidele Bauer. Operette von Leo Fall. Abends 8 Uhr: Der Zigeunerprimas. Operette in drei Akten von Emmerich Kälmän.

Montag und folgende Tage: Der Zigeunerprimas.

Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Der sidele Bauer. 1

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnkag, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Der liebe Augustin. Operette in drei Akten von Leo Fall. Abends 8 Uhr: Zu volks⸗ tümlichen Preisen: Wiener Blut. Operette in drei Akten von Johann Strauß.

e ttcg und folgende Tage: Wiener

ut. Donnerstag, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Der

[liebe Augustin.

nische Wirtschaft.

Direktion: Georg Hartmann.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Abends 8 Uhr: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.

Montag: Marta oder Der Markt zu Richmond.

Dienstag: Tante Simona und Der Schleier der Pierrette.

Mittwoch: Tiefland.

Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Abends: Marta oder Der Markt zu Richmond.

Freitag: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.

Sonnabend: Oberon. 8

Theater am MNollendorfplatz. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Die Studentengräfin. Operette in drei Auf⸗ zügen. Musik von Leo Fall. Abends 8 ¼ Uhr: Der Extrazug nach Nizza. Vaudeville in drei Akten von Arthur Lippschitz und Max Schönau.

Montag und folgende Tage: Der Extrazug nach Nizza.

Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: 5. Aufführung der Opernschule des Steruschen Konservatoriums.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Mein alter Herr. Lustspiel in drei Akten von Franz Arnold und Viktor Arnold. Abends Majolika.

8 Uhr: Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.

Montag und folgende Tage: Ma⸗

jolika.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonntag, Abends 8 Uhr: Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraatz und Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.

Montag und folgende Tage: Puppchen.

Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Pol⸗

(Madame la Présidente.) Schwank in drei Akten von M. Hennequin und P. Veber.

Montag und folgende Ta Frau Präsidentin.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Der selige Toupinel. Abends 8 Uhr: Madame X. Schwank in drei Akten von Paul Gavault und Georges Berr.

Montag und folgende Tage: Ma⸗ dame X.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Dorothea von Seeger mit Hrn. Oberlandesgerichtsrat Moritz von Schickfus und Neudorff (Breslau). Frl. Etta Schweppe mit Hrn. Ober⸗ leutnant Hermann Walther⸗Weisbeck (Braunschweig). Frl. Christa Maria von Dulong mit Hrn. Leutnant Eber⸗ hard Grafen von Hardenberg (Werni⸗ gerode a. H. Schwedt a. O.). 1

Verehelicht: Hr. Staatsanwalt Willy Brinschwitz mit Frl. Gertrud Hahn (Leipzig Patschkau).

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Max Bruder (Koblenz). Hr. Major Arthur von Ovppell (Greifenberg i.

omm.). Frl. Gertrud von Schlegell Dresden).

Verantwortlicher Redakteur:

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Heidrich in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Neun Beilagen (einshließlich Börfenbellage)

chen Reichsanzeiger und Königl

No. 99.

Deutscher Reichstag. 149. Sitzung vom 25. April 1913, Mittags 12 Uh. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Nach Erledigung der beiden ersten Punkte der Tages⸗ ordnung, worüber in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, setzt das Haus die zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs⸗ haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1913, und zwar des „Etats für das Reichsschatzamt“ fort.

Den neu geforderten zweiten Direktor hat die Kommission gestrichen. Entgegen diesem Kommissionsantrage wird die Forderung einstimmig bewilligt, ebenso die übrigen Besoldungen für das Reichsschatzamt.

Bei den „Allgemeinen Fonds“, und zwar bei den Aus⸗ gaben für Veteranenbeihilfen, bemerkt der Abg. Arnstadt (dkons.): Es ist aufs dringendste zu wünschen, daß endlich alle berechtigten Wünsche und Hoffnungen der bedürfti⸗ gen Kriegsteilnehmer in Erfüllung gehen mögen, daß der Reichstag nicht immer wieder diese Wünsche zur Berücksichtigung empfehlen muß. Es sind im Etat für 1913 31 Millionen ausgeworfen, das Entgegen⸗ kommen der verbündeten Regierungen zeigt sich auch in der Erhöhung gegen das Vor lahr um 2 Millionen; aber der Betrag reicht noch immer nicht aus. Mir liegt eine Reihe sehr berechtigter Beschwerden vor, daß noch immer von den unteren Verwaltungsbehörden vielfach mit allzu großer Engherzigkeit verfahren wird; die 29 Millionen des vori⸗ gen Etats sind ja auch gar nicht ganz aufgebraucht worden. Dem Vor⸗ nvurf gegen die unteren Verwaltungsbehörden können wir uns in seiner Allgemeinheit nicht anschließen; wir hoffen aber, daß die Zentral⸗ behörde auf die Abstellung der erhobenen Besch erden mit Nachdruck hinwirken wird. Wir wünschen auch, daß die Beihilfe auf diejenigen Kriegsteilnehmer ausgedehnt werde, die nicht ins Feld gerückt sind, sondern für Gefangenentransport usw. Verwendung fanden. Ein Ge⸗ setzentwurf ist angekündigt, der u. a. die Erhöhung der Beihilfe von 120 auf 150 bringen soll. Wir nehmen auch diese Erhöhung dank⸗ bar an, wünschen aber nach wie vor eine Verdoppelung der Beihilfe und bitten den Schatzsekretär, zu erwägen, ob nicht wenigstens eine Erhöhung auf 180 durchführbar ist.

Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn: 8

Meine Herren! Als vor kurzen Wochen hier im Hause über diese Frage verhandelt wurde, konnte ich Ihnen mitteilen, daß ein die An⸗ gelegenheit regelnder Gesetzentwurf, betreffend die Gewährung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer, in Vorbereitung sei. Heute kann ich die Mitteilung dahin ergänzen, daß der Bundesrat in seiner gestrigen Sitzung dem Gesetzentwurf die Zustimmung gegeben hat. (Lebhaftes Bravo!) Der Entwurf liegt im Bureau Ihres Hauses und wird mutmaßlich noch im Laufe dieses Tages in ihre Hände ge⸗ langen. (Lebhaftes Bravo!)

g Bruckhoff (fortschr. Volksp.): Ueber die soeben ge⸗ machte Mitteilung müssen wir uns freuen. Wenn in dieser Frage bisher nicht alles so geschehen ist, wie es das Haus gewünscht hat, so liegt das vielfach daran, daß die Behörden so wenig einheitlich und zuvorkommend arbeiten. ie Gesuche müssen ja vielfach nach⸗ geprüft werden. Aber dies sollte niemals durch Polizeibeamte geschehen. Wir werden mit Freuden an diesem Gesetzentwurf mitarbeiten.

Abg. Pospiech (Pole): Es ist ein Jammer, daß das große Deutsche Reich kein Herz für seine Veteranen hat. Die Zuteilung von Veteranenbeihilfen darf aber nicht von der Willkür der Behörden abhängen. Wir tragen nur eine Dankesschuld gegenüber den Vetera⸗ nen ab. Bedauerlich ist es, daß man bisher die polnischen Veteranen schlechter als die deutschen behandelt hat.

Abg. Zürn (Rp.): Ich bitte, daß wenigstens schon vom 1. Ok⸗ tober ab die Veteranen in den erhöhten Genuß der Bezüge gelangen. Wir freuen uns, daß wenigstens ein Teil der Wünsche, die wir hier immer vorgebracht haben, erfüllt worden ist. Auch ich würde es nicht für richtig halten, bei der Gewährung von Beihilfen politische Rück⸗ sichten obwalten zu lassen.

Abg. Raute (Soz.): Nach der neuen Vorlage soll die Beihilfe auf 150 erhöht werden. Das heißt doch nicht, den Wunsch des Hauses erfüllen, und kann nicht als ein Entgegenkommen bezeichnet werden. Bei der Beratung dieses Gesetzes werden wir ein ernstes Wort zu sprechen haben. Es ist bedauerlich, daß alte Kriegspete⸗ ranen auf der Straße vor Hunger zusammenbrechen konnten. Mir sind eine ganze Reihe von Zuschriften zugegangen, die beweisen, wie notwendig es ist, den Veteranen schnell und gründlich zu helfen. Die schlechte Behandlung der bedürftigen Kriegsteilnehmer ist vielfach auf das allzu große Selbstbewußtsein der unteren Verwaltungsbehörde grriczufühten mancher kleine Bürgermeister fühlt sich ja wie ein Selbst⸗ hverrscher und glaubt es seinem Amte schuldig zu sein, die armen Bitt⸗ steller seine Macht fühlen zu lassen. In diesen Tagen des Jubel⸗ jahres gedenkt man in vielen schwungvollen Reden auch der Helden, die das teure deutsche Vaterland erst geschaffen haben; man soll dann aber diese Helden nicht nur hochleben lassen, sondern ihnen auch in ihrer Notlage zu Hilfe kommen. Auch das neue Gesetz beseitigt die Notlage der alten Veteranen noch lange nicht vollständig.

Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn:u.

Meine Herren! Was die Klagen betrifft, daß das politische Glaubensbekenntnis der Veteranen bei Gewährung der Beihilfen in Rücksicht gezogen werde, so sind wir stets bemüht gewesen, eine solche Differenzierung der Unterstützungsbedürftigen auszuschalten. (Bravo!)

In dem Gesetzentwurf, der Ihnen alsbald vorgelegt werden wird, finden Sie die Bestimmung:

Bei Feststellung der Fürsorgewürdigkeit hat das politische Verhalten der Kriegsteilnehmer außer betracht zu bleiben.

(Erneuter Beifall.) Eine ähnliche Vorschrift stand schon bisher in den Ausführungsbestimmungen des Bundesrats. Sollte nicht darauf

geachtet worden sein, so befanden sich die ausführenden Behörden nicht in Uebereinstimmung mit der Auffassung, die bei den Regierungen herrscht.

Was nun die Klagen der Kriegsteilnehmer über mangelnde

Berücksichtigung anlangt, so habe ich Ihnen hier schon häufig erklärt,

daß wir all den Klagen, die an uns gelangen, nachgehen. Aber dabei stellt sich doch auch oft heraus, daß die Klagen absolut unbegründet

sind. Ich will nur einen in der Presse erörterten Fall hervorheben:

r betrifft einen gewissen Wilhelm Kionke, geboren am 7. Mai 1850

1 (Zuruf links.)

Ich weiß nichz, ob das derselbe Kionke ist, von dem der Herr Vorredner gesprochen hat. Die Auskunft, die uns über diesen angeblichen Kriegsteilnehmer zuteil geworden ist, lautete ich lasse alles Unwesentliche beiseite —: Kionke hat keinen Feldzug mitgemacht. Er ist im Jahre 1872 ört! hört!)

8

Erste

Berlin, Sonnabend, den 26. April

Meine Herren, wenn das zutrifft, so werden Sie mir zugeben, daß man ihm beim besten Willen keine Veteranenbeihilfe geben konnte.

8 Abg. Koßmann (Zentr.): Wir freuen uns, daß die Wünsche, 8 wir hier seit Jahren vorgetragen haben, sich endlich zu einem Zesetzentwurf verdichtet haben. Es soll eine Erhöhung von 120 auf 150 vorgesehen sein; der Schatzsekretär sollte aber alles aufbieten, um, wenn nicht gleich, so doch nach wenigen Jahren eine Erhöhung auf 180 eintreten zu lassen. Wir wuͤnschen auch den zum Ueber⸗ wachungsdienst in der Kriegszeit Eingezogenen die Beihilfe zu⸗ gewendet zu sehen. Wir hoffen auch, daß das neue Gesetz die Praxis der untergeordneten ausführenden Behörden ändern und die heutigen zahlreichen Beschwerden beseitigen wird.

Abg. Siebenbürger (bons.): Ein dankbares Vaterland edenkt seiner Veteranen. Es hat recht lange gedauert, bis unsere Zünsche Erhörung gefunden haben. Zu unserer Freude hören wir, daß

wir schon heute in den Besitz der neuen Vorlage kommen werden. Ich spreche dem Stagtssekretär dafür und für die bewiesene Energie unse⸗ ren Dank aus. Auch nach der neuen Vorlage werden nicht alle, sondern bloß die Hilfsbedürftigen bedacht werden können. Wir wünschen auch dringend, daß die Erhöhung auf 180 erfolgen soll, und daß die ganz Erwerbslosen wenigstens das Doppelte des jetzigen Ehrensol⸗ des erhalten. Ich wünschte auch, daß man die Grenze der Bedürf⸗ tigkeit wesentlich höher schöbe als bisher; sie müßte gezogen werden, wenn der Veteran ein geringeres Einkommen als 1000 hat; auch prüft man nicht immer seine Würdigkeit; man schließt nur Ver⸗ brecher und dergleichen aus. Jetzt ist noch Zeit, den Kämpfern für die des Deutschen Reiches zu Hilfe zu kommen; man lasse ie in ihren alten Tagen nicht hungern. Der Staatssekretär möge es seine Sorge sein lassen, daß den alten Veteranen schon am dies⸗ jährigen Jubeltage, dem 15. Juni, das neue Gesetz zustatten kommt. Etwa in 20 Jahren wird ja auch der letzte Kämpfer für des Deut⸗ schen Reiches Herrlichkeit zur großen Armee abgegangen sein; es han⸗ delt sich also nicht um eine dauernde Neubelastung. Die Sozial⸗ demokraten haben verschiedene Fälle angeführt von abgewiesenen, höchst hilfsbedürftigen Veteranen. Einige Fälle darunter erscheinen doch höchst wunderbar; so die Anführung des Abg. Schöpflin, daß einem Veteran der Ehrensold gepfändet ist. Der Sold ist doch nicht pfändbar; hat der Abg. Schöpflin nicht darauf hingewirkt, daß das festgestellt wurde? Der Abg. Schöpflin will den Veteranen durch⸗ weg 360 gewähren; da ist er der große Mann, aber den Etat lehnt er mit seinen Freunden ab; auch nicht einmal die 120 kön⸗ nen aus Geldern gezahlt werden, die die Sozialdemokraten bewilligt hätten. Warum hat der Abg. Schöpflin nicht 1000 beantragt? Meine alten Kriegskameraden müssen also in diesem Punkte aufge⸗ klärt werden. Ich halte diese Antrage für eine Farce, für einen plum⸗ pen Versuch des S (Präsident Dr. Kaempf rügt diesen Ausdruck.) Dann muß ich einen anderen Ausdruck wählen: Ich halte das ganze Vorgehen für gemeinen Schwindel. (Der Redner wird zur Ordnung gerufen.) Möge es gelingen, in allerkürzester Zeit den Veteranen eine erhöhte Zuwendung zu geben. Das dankbare Vaterland vergesse aber auch nicht der Führer dieser Helden, der Offiziere und Unteroffiziere; dieser Kategorie alter Soldaten und auch hilfsbedürftiger Kriegsteilnehmer hat sich hier im Hause noch niemand angenommen. Die alten Kriegspensionäre stehen viel schlech⸗ ter als ihre Kameraden vom Zivildienst. Ein Recht der höheren Be⸗ wertung einer Friedensarbeit gegenüber der Kriegsarbeit sollte man nicht statuieren. Ein Hauptmann zweiter Klasse mit einer Pension von 1676 erhielt 1909 eine Aufbesserung von 300 ℳ. Er sagte einem Kameraden, dem es ähnlich erging: „Jetzt wird etwas weni⸗ ger gehungert.“ Ein heute noch lebender Kriegsleutnant steht mit 573 nach 10 Dienstjahren ganz unbillig hinter einem heute mit 996 pensionierten zurück. Es gibt noch heute mindestens 10 000 pensionierte Offiziere, eine Gleichstellung mit den heutigen Pensions⸗ sätzen würde höochstens 10 Millionen erfordern; sollten die in dem Mil⸗ liardenjahr nicht aufzubringen sein? Man soll doch nicht immer auf die vorhandenen Unterstützungsfonds verweisen. (Präsident Kaempf erklärt diese Spezialausführung bei diesem Titel für unzulässig.) Abg. Rupp⸗Marburg (wirtsch. Vgg.) spricht ebenfalls dem Staatssekretär den Dank für die angekündigte Vorlage aus. Auch seine Partei hält 150 für nicht genügend und fordert energischere Einwirkung auf die nachgeordneten Behörden im Sinne einer weit⸗ herzigeren Erledigung der eingehenden Gesuche. Einem 81jährigen Veteranen sei die beantragte Erhöhung seiner Beihilfe abgeschlagen worden. Alte Kriegsteilnehmer sollte man doch nicht auf Armen⸗ unterstützung verweisen. Ganz besonders darf es nicht vorkommen, daß man Veteranenbeihilfen nicht gewährt, weil Kinder oder Ver⸗ wandte ein auskömmliches Einkommen haben.

Abg. Pauly⸗Cochem (Zentt.) tritt dafür ein, den Veteranen den Besuch der Schlachtfelder zu erleichtern.

Abg. Werner⸗Hersfeld (Reformp.): Auch wir begrüßen die Vorlage und hoffen, daß die Lage der Veteranen dadurch wenigstens etwas gebessert wird.

Abg. Schöpflin (Soz.): Ich muß mich gegen die Art wenden, wie der Abg. Siebenbürger sich gegen meine Partei gewandt hat. Alles, was wir getan haben, geschah nur, um die Regierung zu veran⸗ lassen, schneller als bisher Maßnahmen zu treffen. Es ist deshalb un⸗ glaublich, daß hier solche Ausdrücke gebraucht werden.

Vizepräsident Dove: Diese Aeußerung ist schon gerügt und dürfte damit erledigt sein.

Zur Geschäftsordnung bemerkt der

Abg. Dr. Arendt (Rp.): Ich bitte, die angekündigte Vorlage auf die Tagesordnung zu setzen, bevor wir in die Ferien gehen. Die Vorlage muß schnellstens erledigt werden. 1 1

ie Petitionen, betreffend die Kriegsteilnehmerbeihilfen, werden dem Reichskanzler als Material überwiesen.

Bei den Ausgaben für Prägekosten bemerkt der

Abg. Dr. Arendt (Rp.): Es ist bedauerlich, daß wir trotz der hohen Entwicklung in der Industrie hier immer wieder Klagen hören und vorbringen müssen über die Art, wie diese Denkmünzen ausge⸗ führt sind. Das ist auch jetzt wieder der Fall. Wenn man aber auch die Ausführung der jetzigen Denkmünzen tadelt, so ist der Bedarf daran doch sehr groß. Es sind davon zu wenig ausgeprägt worden, sodaß sie fast volfftchdig aus dem Verkehr verschwunden sind. Viel⸗ leicht könnte man bei der Ausprägung der 120 Millionen Silber für die Deckung der Wehrvorlagen darauf Rücksicht nehmen. Ueberhaupt ist viel zu wenig Silber zu Münzen ausgeprägt.

Abg. Schwarze⸗Lippstadt (Zentr.): Was über unsere Silber⸗ ausprägung gesagt ist, ist richtig. Ganz besonders unbeliebt sind die Fünfmarkstücke wegen ihrer Form.

Abg. Dr. Oertel (bkons.): Gestatten Sie einem bekümmerten Vaterherzen ein kurzes Wort. Ich teile mit dem Abg. Dr. Arendt zusammen die Vaterschaft des 25ñ 3⸗Stücks. Als ich dieses unser ge⸗ meinsames Kind erblickte, sagte ich gleich, so habe ich es mir nicht ge⸗ dacht. Diese Stücke sind nicht beliebt, weil sie so schlecht gemacht

sind. Wären sie besser und anständiger und auch verständiger gemacht, dann wären sie sicher beliebt. Möge der Staatssekretär, ich bitte ihn in dieser ernsten Stunde, sein Wohlwollen wieder der Anfertigung von 25 ₰⸗Stücken zuwenden. Ich habe es oft versucht, aber immer prallten meine Wünsche an einem Erzpanzer ab. Dem Vorgänger des Staats⸗ sekretärs habe ich meinen Rat angeboten. Ich habe auf unsere früheren sächsischen Münzen hingewiesen. Man hat diesen Rat aber nicht ge⸗ braucht. M s ZStücke sind ü si

Man hat gesagt, die 25 ₰⸗Stücke sind überflüssig, sie kehren

ich Preußischen Staatsan

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immer wieder in die Kassen der Reichsbank zurück. Will man solche aber auf dem Lande haben, dann bekommt man keine. Ich weiß nicht, auf welchem Wege sie in die Bankkasse zurückkommen. Die ethische Seite dieser Münze 8 sie zur Sparsamkeit anreizt. Haben wi sie wieder, so werden wir sie als das allgemein übliche Trinkgeld be nutzen. Ich bitte deshalb den Staatssekretär, aus ethischen und materiellen Gründen einen guten Teil seines so bekannten und ge schätzten Wohlwollens wieder dem 25 ₰⸗Stück zuzuwenden.

Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn:

Ich bin zu meinem großen Bedauern nicht in der Lage, ein Ein⸗ gehen auf den letzten Wunsch des Herrn Vorredners in Aussicht zu stellen. Es kommen dabei nicht die ethischen und sonstigen Gründe in Betracht, die hier angeführt wurden, sondern rein praktische Gründe und die sprechen dafür, daß man das 25⸗Pfennigstück nicht weiter prägt. (Sehr richtig! links.) Es hat sich durchaus nicht einbürgern können, und zwar glaube ich, liegt das weniger an der Form, die di Münze erhalten hat (sehr richtig! rechts) die würde zum mindesten nicht allein entscheidend gewesen sein —, sondern es liegt daran, daß das 25⸗Pfennigstück sich in bezug auf die Rolle, die es früher einmal spielte, jetzt überlebt hat. 85

Im übrigen, glaube ich, sind wir wohl auch alle der Auffassung, 8 wir eher zu viel als zu wenig Münzarten besitzen. (Sehr richtig! inks.)

Der vorletzte Herr Redner wandte sich besonders gegen die Fünf⸗ markstücke und sprach für die Taler. Für die Ausprägung von Talern hat die Reichsverwaltung meines Erachtens ausgiebig gesorgt. Seit dem Jahre 1909, in welchem das Dreimarkstück in unser Münzsystem eingeführt wurde, sind in dieser Münzgattung rund 140 Millionen Mark ausgeprägt worden.

Die Fünfmarkstücke scheinen nicht ganz so unbeliebt zu sein, wie der Herr Vorredner meinte. Wenigstens ist gerade in der letzten Zeit von der Reichsbank an uns das dringende Ersuchen gerichtet worden, eine Neuausprägung von Fünfmarkstücken vorzunehmen (Rufe rechts: Alles die Banken!), und zwar aus einem sehr naheliegender Grunde, den ich bereits bei der Besprechung der beiden nach dem Vorschlag der Regierung neu zu schaffenden Metallfonds hier erwähnt habe. Es fehlt uns an Zehnmarkwerten und, um für ein Zehnmark stück oder einen Zehnmarkschein Ersatz zu gewinnen, kann man sich allerdings der Fünfmarkstücke bedienen, nicht aber der Dreimarkstücke Der Verkehr in den Industriebezirken des Westens ver⸗ langt entschieden die ersteren. Nun brauchten wohl auch die Gegner der Fünfmarkstücke gegen deren derzeitige Aus⸗ prägung keine Einwendungen zu erheben, sofern wir nur auf Grund des zu beschließenden Gesetzes, betreffend Aerderungen im Finanzwesen, später in der Lage sind, neue Zehnmarkwerte auszugeben und dadurch dem jetzt bestehenden Mangel abzuhelfen. Es würde j dann die Möglichkeit vorliegen, die Fünfmarkstücke aus dem Verkeh zurückzuziehen, soweit sie nicht mehr nötig sind, und sie in die Silber reserve zu legen.

Herr Dr. Arendt hat noch einen Wunsch bezüglich der Aus⸗ prägung von Denkmünzen geäußert. Ich bin in dieser Be⸗ ziehung bereits mit dem Königlich preußischen Herrn Finanzminister in Verbindung getreten und hoffe, daß es gelingen wird, eine aus⸗ reichende Zahl dieser Münzen herzustellen. (Bravo!) 8

F Dr. Oertel (dkons.): Ueber das Fünfmarkstück gehe unsere Meinungen auseinander. Ich glaube, es sind wenig im Hause, denen nicht 2 Taler lieber als ein Fünfmarkstück wären. Ich muß meine Betrübnis aussprechen, daß der Staatssekretär meine Bitten so kühl behandelt. Das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut. Daß das Kind schlecht aussah, mußte ich mir gefallen lassen. Daß man es aber jetzt totschlagen und aussterben lassen will, gefällt mir nicht. Mit dem 25 ₰⸗Stück wird es so gehen, wie mit dem Dreimarkstück Darüber wurden zuerst dieselben Klagen erhoben. Jetzt ist es die be⸗ liebteste Münze geworden. Auch das 25 ₰⸗Stück wird sehr gern aus⸗ gegeben, aber noch lieber eingenommen werden.

Persönlich bemerkt der

Abg. Dr. Arendt (Rp.): Der wirkliche Vater des 25 Stücks war unser früherer Kollege, der Abg. von Strombeck.

Bei den dauernden Ausgaben des Reiches für die Ver waltung der Zölle, Steuern und Gebühren kommt der 8

Abg. Dr. Neumann⸗Hofer ffortschr. Volksp.) auf die Forderung einer Reform der Zollverwaltung, besonders hinsichtlich de Verteilung der Erhebungsvergütungen auf die Einzelstaaten, ü und fragt nach dem Stande der bezüglichen Vorarbeiten. Ferne befürwortet er wiederum die Petitionen der Zollbeamten zur Berück sichtigung.

Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn:

Meine Herren! Was die Vereinheitlichung dienstes im Deutschen Reiche betrifft, so sind die Verhältnisse, di dabei in Betracht kommen, dem Herrn Vorredner bekannt. Ich kan ihm nur erklären, daß sich seit Jahresfrist hierin nichts geändert hat und brauche deshalb wohl auf die Sache nicht näher einzugehen.

Was sodann die Verwaltungskostenvergütung für di Erhebung der Zölle und Steuern anlangt, so habe ich schon gester Gelegenheit gehabt, über den Stand der Angelegenheit Auskunft z geben. Der Herr Vorredner ist wahrscheinlich bei dieser Besprechung nicht im Hause gewesen. Ich darf daher hier wiederholen, daß vom Reichsschatzamt ein Plan für eine anderweite Regelung der Kosten⸗ vergütung ausgearbeitet ist und daß darüber mit den einzelnen Bundes regierungen verhandelt wird.

Die außerordentliche unwiderrufliche Zulage für der Stationskontrolleur in Posen wird abgelehnt, im übrigen der Rest des Etats für das Reichsschatzamt ohne Debatte erledigt

Ueber den Etat der Reichsschuld berichtet namens der Budgetkommission der Abg. Speck (Zentr.); der Etat wird bewilligt.

Referent für den Etat der Allgemeinen Finanz verwaltung ist ebenfalls der Abg. Speck.

Bei den Einnahmen aus Zöllen, Steuern und Gebührer hat die Kommission folgende Resolution vorgeschlagen:

„Den Reichskanzler zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß durch Unterdrückung der sog. wilden Buchmacher, event. durch Ein führung einer Konzessionspflicht für Buchmacher, der Hinterziehun der Totalisatorstempelsteuer wirksam vorgebeugt wird.

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