Voranschlag 111 972,07 Lire. Zulassungsanträge und Zeugnisse ꝛc.
bis 5. Mai 1913. Vorläufige Sicherheit 7000 Lire,
endgültige 1⁄¼0
der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs⸗
anzeiger“.
Marineministerium in Rom und gleichzeitig die Generaldirektionen
der Königlichen Arsenale in Spezia Tarant.
9. Mai 1913, Vorm. 11 Uhr:
Venedig und Lieferung von Suppen⸗
„Neapel,
nudeln im Werte von 196 000 Lire. Sicherheit 19 600 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
Marineministerium in Rom un
d gleichzeitig die General⸗
direktionen der Königlichen Arsenale in Spezia, Neapel und
Venedig.
12. Mai 1913, Vormittags 11 Uhr:
Lieferung von
blauer und blaugestreifter Sarsche für Unterfutter im Werte von
304 325 Lire. Sprache beim ‚Reichsanzeiger“.
Königliche Präfektur in 10 Uhr: Lieferung von
Rom.
Sicherheit 30 435 Lire.
3600 Kleiderkisten für Schutzleute.
Näheres in italienischer
5. Mai 1913, Vormittags Wert
61 200 Lire. Vorläufige Sicherheit 300 Lire, endgültige 6120 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
Direktion der Artilleriebauwerkstatt in Turin.
13. Mai 1913,
Vorm. 10 Uhr: Lieferung von 123 kg Messing in Platten à 2,35 Lire, 24 450 kg Messing in Stäben à 2,10 Lire und 5570 kg Messin
Streifen à 2,35 Lire.
Sprache beim ‚Reichsanzeiger“. Bürgermeisteramt in Meldola. 1
Bau eines neuen Schulhauses.
Sicherheit 6473 Lire.
Voranschlag 134 029,32 Lire.
in Näheres in stallenife cher
4. Mai 1913, Vorm. 10 Uhr: Vor⸗
läufige Sicherheit 6500 Lire, endgültige % der Zuschlagsumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
Niederlande.
Die Marinedirektion in Willems
oord wird am Donnerstag,
den 15. Mai d. J., Vorm. 11 ½ Uhr, in der Marinekantine daselbst das Schulschiff (Kanonenboot) „Gier“, die Torpedoboote „Etna“ und
„XVI“ sowie den mit Kupfer beschlagenen
öffentlich verkaufen. Die Verkaufsbe Marineministerium im Haag und bei
Willemsoord, Amsterdam und Hellevoetsluis aus. Bedingungen
Vorrat reicht, sind die zeuge zusammen für 0,20. Fl. (die übersenden sind) und bei der Marine
Lotsenkutter Nr. 11 dingungen liegen auf dem den Marinedirektionen in Soweit der für die drei Fahr⸗ durch Postanweisung zu griffie in Willemsoord er⸗
hältlich. Die Angebote müssen auf gestempeltem ve geschrieben und
auch unterschrieben sein; sie haben deutlich den 2 die angebotene Summe in Buchstaben zu ent⸗
des Bewerbers sowie
amen und Wohnsitz
halten und sind vor dem Verkaufstermin in einem dafür bestimmten Briefkasten im Direktionsgebäude in Willemsoord einzuliefern. Es
wird noch besonders darauf hingewiesen, Schiff besonders zu lauten hat; nicht entsprechen, werden unberücksichtigt während der sechs Wochentage, Vormittags von 10 bis 12 Uhr und des besichtigt werden. schäftszimmer des Hauptingenieurs bei oord anzumelden.
daß das Angebot für jedes
Angebote, die diesem Erfordernis
gelassen. Die Schiffe können
die dem Verkaufstage vorangehen,
Nachmittags von 2 bis 4 Uhr
Die Interessenten haben sich hierzu auf dem Ge⸗
der Reichswerft in Willems⸗
Theater und Musik.
1“
8 Im C abend in neuer Einstudierung der vieraktige
Schhillertheater Charlottenburg.⸗ harlottenburger Schillertheater wurde am Sonn⸗
Schwank „Zwei Wappen“
von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg zum ersten
Male aufgeführt und errang einen erneuten Erfolg.
Das lustige Stück
wirkte so frisch wie je; man merkte ihm nicht an, daß beinahe zwanzig Jahre seit seinem ersten Erscheinen ins Land gegangen sind. Die bühnengewandte Gegenüberstellung zweier grundverschiedener Welt⸗
anschauungen versetzte die Zuschauer lassene wie beifats
als die typischen Vertreter der beiden
klassen eine vortreffliche Darstellung gefunden hatten.
als Freiherr von Wettingen hatte seinem
in eine ebenso ausge⸗
reudige Stimmung. Das war um so mehr der Fall,
gegensätzlichen Gesellschafts⸗ Karl Noack Edelmannsstolz eine Dosis
liebenswürdiger Behaglichkeit beigemischt; Karl Elzer als Mister Thomas Forster aus Chicago behauptete mit Humor und Selbst⸗ siccherheit den Standpunkt des erfolgreichen Mannes der Arbeit; von
durchschlagender Wirkung knorrige Schlachthausbesitzer aus Amer
war die Szene im letzten Aufzug, als der
ika und der weltmännische
Frelbheg von Wettingen sich in der rührenden Sorge um das gemein⸗
ame Glück ihrer Kinder zusammenfinden.
Das Liebesspiel zwischen
der Tochter des Amerikaners und dem Sohn des Edelmanns, und ein zweites zwischen einer reichen jungen Witwe und dem liebenswürdigen
Leichtfuß Dietrich von Vink Else Wasa und den Herren
geführt. Beifall, den es erzielte, rief nicht nur die inen anwesenden Verfasser, Gustav Kade
wurde von
den Damen Gusti Becker,
Achterberg und Paeschke schalkhaft durch⸗ Das Stück wurde in lebhaftem Tempo gespielt;
und der Darsteller, sondern auch den lburg, auf die Bühne.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Dienstag,
eine Aufführung der „Fledermaus“ in Rosalinde: Fräulein Alfermann; Adele:
folgender Besetzung statt: Frau Dietrich⸗Phtlipp ;. Or⸗
lofsky: Fräulein Parbs; Eisenstein: Herr Philipp; Frank: Herr Bronsgeest; Alfred: Herr Sommer; Falke: Herr Dahn; Blind: Herr Krasa: Frosch: Herr Schulz. Walzer „An der schönen blauen Donau“ von den Damen Peters und Geisel getanzt. ie musikalische Leitung hat der Kapellmeister von Strauß. —
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Ariadne auf Naxos“ wiederholt. Die Ariadne singt 8— Hafgren⸗Waag, die Zerbinetta: Frau Andrejewa⸗Skilonduz, den Bacchus: Herr Nietan, als Gast. ie musikalische Leitung hat der Kapellmeister Dr. Besl. — Am 2. Mai findet ein Björnson⸗Abend statt. Das Schau⸗ spiel „Zwlschen den Schlachten“ wird zum ersten Male aufgeführt. In diesem spielen Fräulein Thimig sowie die Herren von Ledebur, Mühlhofer, Zimmerer und Mannstädt die Hauptrollen, in dem neu⸗ einstudierten Lustspiel „Die Neuvermählten“ sind die Damen Butze, Heisler und Arnstädt sowie die Herren Vollmer und Clewing be⸗ schäftigt. Die Rolle des Amtmanns wird bei späteren Aufführungen abwechselnd von Herrn Vallentin und Herrn Vollmer dargestellt
werden. Die Spielleitung beider Stücke hat Herr Patry.
In Magdeburg fand aus Anlaß der Generalversammlung des Richard Wagner⸗Bundes Deutscher Frauen am Sonnabend⸗ nachmittag im Stadttheater eine Festaufführung der „Meistersinger von “ unter Mitwirkung hervor⸗ ragender auswärtiger Kräfte statt. Vorher wurde in der Wandelhalle des Theaters die von dem Magdeburger Wagner⸗Ausschuß gestiftete Büste Richard Wagners, ein Werk der Bildhauerin Bary⸗ München, enthüllt. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin wohnte beiden Veranstaltungen bei.
“ Potsdam, 27. April. (W. T. B.) Der Rentner, frühere Hoftischlermeister Fritz Ferse in Potsdam beging heute im Kreise seiner Kinder und Enkekkinder seinen 100. Geburtstag. Unter den unzähligen Geschenken und Glückwünschen ist besonders eine Tasse Seiner Majestät des Kaisers und Königs und ein aus Karls⸗ ruhe übersandtes herzliches Glückwunschtelegramm bemerkens⸗ wert. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ließ eine herrliche Vase mit Rosen und im Auftrage Seiner Majestät einen Baumkuchen überreichen. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin telegraphierte aus Berlin. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz sandte drei Flaschen alten Wein. Seine Königliche Hoheit der Prinz August Wilhelm ließ sein und seines Sohnes Bild über⸗ reichen. Der Flügeladjutant Seiner Majestät des Kaisers Oberst von Friedeburg überreichte im Auftrage Allerhöchstdesselben und des Offizierkorps des lI. Garderegiments ein Bild, auf dem Seine Majestät in verschiedenen Lebensjahren aufgenommen ist. Seine Majestät der Kaiser und König hat dieses Bild mit einer eigenhändigen Widmung versehen. Offiziersabordnungen vom 1. Garderegiment und vom Lehrinfanteriebataillon überbrachten Glück⸗ wünsche, desgleichen der Kommandant von Potsdam von Kleist. Die andwerkskammer übersandte eine Adresse. Innungen und Vereine eschenkten den Jubilar. Die Stadt Potsdam ließ ihrem ältesten Einwohner ein Kaiserbild überreichen. Zahlreiche Glückwunsch⸗ telegramme und ⸗schreiben trafen bis zum späten Abend ein. — Morgen findet im Schützenhause in Potsdam zu Ehren des Hundert⸗ jährigen ein von der Schützengilde veranstaltetes Festmahl statt.
Kiel, 26. April. (W. T. B.) Das Kriegsgericht der Auf⸗ klärungsschiffe sprach den Kapitänleutnant Löwe vom Großen Kreuzer „Yorck“ von der Anklage, am Abend des 4. März durch Fahrlässigkeit den Zusammenstoß mit dem Torpedoboot ,S 178“ herbeigeführt zu haben, frei.
Wilhelmshaven, 27. April. (W. T. B.) Das Hes des Torpedobootes S 178 ist gestern nachmittag 2 ½ Uhr hier ein⸗ geschleppt worden. (Voal. Nr. 99 d. Bl.). Das Wrack wurde heute früh in Gegenwart einer Gerichtskommission geöffnet. Bis jetzt sind sieben Leichen geborgen worden.
Witzenhausen, 27. April. (W. T. B.) Im Forst bei Almerode wurde heute vormittag 8 Uhr der am vergangenen Sonn⸗ tag in Cassel aufgestiegene und seither vermißte Ballon SIse völlig verbrannt aufge funden. Die Leiche des Führers, Kaufmanns Weyland aus Cassel, lag daneben. Die Auffindung der Ballonreste erfolgte durch den Holzhauer Heldmann, der in der Frühe im Kaufunger Walde nach Hirschgeweihen suchte und dabei in das Waldrevier Güntersberg kam, der in der Nähe von Witzen⸗ hausen liegt. Dort sah er in den Buchen ein Tau, streifte die Um⸗ gebung ab und fand in einem Buchenstand eine bis zur Unkenntlich⸗ keit verbrannte Masse. Er verständigte die Polizei, und die sogleich an Ort und Stelle geeilte Kommission des Kurhessischen Vereins für Luftschiffahrt stellte fest, daß es der Ballon „Ilse“ war. Der Ballon war in einer Höhe von 3700 m geflogen, dann bis auf 700 m und in dieser Höhe anscheinend von einem Blitzstrahl getroffen worden, sodaß der
Im II. Akt wird als Einlage der
.
88
brennende
Pots dam, 28. April.
Saigon (Indochina): derte ein Annamit
Europäer Der Attentäter
er an die Besonnenheit der Franzosen appelliert. zösische blütigkeit an den Tag. vorgenommen. 8
Ballon in die Tiefe stürzte, Korb und Führer unter sich begrabend. Aus den vorgefundenen Resten geht hervor daß der Führer im Ballon verbrannt ist. Nach dem am letzten Sonntag in Cassel erfolgten Aufstieg ist der Ballon vermutlich nur 1 ½ Stunden in der Luft gewesen, denn bereits um 9 ½ Uhr wurde in Klein Almerode, dem der Fundstelle zunächstgelegenen Ort, ein Ge⸗ “ en, das dem Verunglückten verderblich geworden ein dürfte. 1““
Chemnitz, 28. April. (W. T. B.) Ein Kraf nibus der Motoromnibuslinie Chemnitz —Annaberg verunglückte Nachts Pgen 12 ½ Uhr unweit der Besenschänke bei Burkhardtsdorf. Von den 27 Insassen wurden 25 Personen verletzt, unter ihnen mehrere schwer. Die Schwerverletzten wurden ins Chemnitzer Kranken⸗ haus gebracht. Der Unfall entstand, wie die „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ melden, dadurch, daß der Fahrer beim Versagen des Motors abstieg und wahrscheinlich die Bremsen anzuziehen versäumte, sodaß der schwere Wagen den abschüssigen Berg zurückrollte, umstürzte und völlig zertrümmert wurde.
Paris, 26. April. (W. T. B.) Der Flieger Janoir, der heute früh zum Wettbewerb um den Pommerypokal von Biarritz aufgestiegen war, ist bei Poitiers aus einer Höhe von vierzig Metern abgestürzt. Er erlitt schwere Verletzungen.
Paris, 28. April.
4
(W. T. B.) Die Flieger Audemars und Letors sind heute früh 4 Uhr 39 Minuten bezw. 4 Uhr 40 Minuten in Villacoublay in der Richtung Berlin — Warschau aufgestiegen.
Kopenhagen, 28. April. (W. T. B.) Heute früh ist auf der Insel Seeland, nördlich von Hvalsö, der Ballon „Prinz Adolf“ aus Bonn gelandet, der gestern abend mit sieben andern Ballons in Dresden aufgestiegen war. Ein Insasse, der Fabrikant Andernach, fiel vor der Landung aus der Gondel und erlitt erhebliche Verletzungen. Der zweite Insasse der Gondel war Dr. Grebe.
Gent, 26. April. (W. T. B) Die Weltausstellung wurde heute nachmittag im Beisein des Königs, der Königin und des Kronprinzen eröffnet. Der Feeiierlichkeit wohnten die Minister, das diplomatische Korps, viele Abgeordnete und Senatoren, fast alle höheren Beamten des Königreichs sowie der französische Handelsminister und Ackerbauminister bei. Die Eröffnung fand in dem großen Festsaal des Blumenpalais statt. Der Präsident des Ausstellungskomitees, Staatsminister Cooreman, begrüßte die Königlichen, Herrschaften und sprach über die Ausdehnung und Organisation der Ausstellung, worauf der Handelsminister Hubert ebenfalls einige Worte zur Eröffnung sagte. Der König und die Königin machten alsdann einen Rundgang durch die große Blumenausstellung und begaben sich zu Wagen nach dem Pabillon der Stadt Gent, wo sie vom Bürger⸗ meister und den städtischen Behörden begrüßt wurden. Der Bürgermeister Braun hielt eine flämische Ansprache. Um 5 ½ Uhr begaben sich die Königlichen Herrschaften nach Brüssel zurück. Die Ausstellung ist noch in unfertigem Zustande. Keine einzige ausländische Abteilung ist soweit vorgeschritten, daß sie eröffnet werden könnte.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen.
(W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser und König ist heute vormittag 11 Uhr 10 Min. auf der Fürstenstation eingetroffen. Zum Empfange am Bahn⸗
steig hatten sich Ihre Majestät die Kaiserin und Königin und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin August Wilhelm und die Prinzessin Viktoria Luise eingefunden.
Paris, 28. April.
Die „Agence Havas“ meldet aus Am Samstagaben
7 Uhr schleu⸗ in Hanoi eine Bombe,
französische Majore getötet, sechs fünf Eingeborene verwundet wurden. hat die Flucht ergriffen. Der General von Indochina Sarrut erließ einen Aufruf, b 8e.
ie fran⸗ und die eingeborene Bevölkerung legt große Kalt⸗ Es wurden zahlreiche Verhaftungen
durch die zwei
und
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und
Dritten Beilage.)
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 109. Abonnementsvorstellung. Die Fledermaus. Komische Operette mit Tanz in 3 Akten von Meilhac und
alévy. Bearbeitet von C. Haffner und Kichard Gense. Musik von Johann Strauß. Musikalische Leitung: Herr Kapell⸗ meister von Strauß. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Droescher. Ballett: Herr Ballett⸗ meister Graeb. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 103. Abonnementsvor⸗ stellung. Ariadne auf Naxos. Oper in einem Aufzuge von Hugo von Hof⸗ mannsthal. Musik von Richard Strauß. Zu spielen nach dem „Bürger als Edel⸗ mann“ des Molière. Musikalische Leitung: Her Kapellmeister Dr. Besl. (Bacchus:
err H. Nietan vom Herzoglichen 88 theater in Dessau als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 110. Abonne⸗ mentsvorstellung. Der Rosenkavalier. Komödie für Musik in drei Akten von
ugo von Hofmannsthal. Musik von
ichard Strauß. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 104. Abonnementsvor⸗ stellung. Goldsische. Lustspiel in vier Aufzügen von Franz von Schönthan und
Gustav Kadelburg. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Deutsches Theater. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Der blaue Vogel.
Mittwoch bis Sonnabend: Der lebende Leichnam.
Kammerspiele.
Dienstag, Abends 8 Uhr: Die Ein⸗ nahme von Berg⸗op⸗Zoom.
Mittwoch, Freitag und Sonnabend: Die Einnahme von Berg⸗op⸗Zoom.
Donnerstag: Frühlings Erwach
Berliner Theater. Dienstag, Abends Große Poßfe mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Bernauer und Rudolph Schanzer. 1 Mittwoch und folgende Tage: Film⸗
8 Uhr: Filmzauber. zauber.
Straße. Dienstag, Das Buch einer Frau.
Buch einer Frau. Freitag: Macbeth.
Theuter in der Königgrützer Abends 8 Uhr:
drei Akten von Lothar Schmidt. Mittwoch: Die fünf Frankfurter. Donnerstag und Sonnabend:
theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Neues Gyges und sein Ning. Eine Tragödie in 5 Akten von Friedrich Hebbel. Mittwoch: Die Lokalbahn. Hierauf: Die Medaille. Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Das — Abends: Geographie und ebe.
Charlottenburg. Dienstag, Abends 8 Uhr: Klein Dorrit. Lustspiel in drei Akten (nach Dickens) von Das Schönthan.
Mittwoch: Zwei Wappen.
Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: König Lear. — Abends: Klein Dorrit.
udolf
Lustspiel in
Schönau.
Lessingtheater.
zügen von Henrik Ibsen. Wilhelm Lange. Mittwoch: Das Prin
Die Ratten.
tion: Adolf Lantz. straße 104 — 104 a. 8 Uhr: Alt Heidelberg. Harry Walden.) Mittwoch und Freitag:
Bourdier: Elsa Galafroès.) Donnerstag und
8 Uhr: nungen.
herrsch aftlit
Dienstag,
8 Uhr: Siebente Zyklusvorstellung: Der Bund der Fugend. Lustspiel in 5 Auf⸗ Deutsch von
zip. Donnerstag: Achte Zyklusvorstellung:
Deutsches Schauspielhaus. Piret NW. 7, Friedrich⸗ Dienstag, (Karl Heinz:
Der König. (Der König: Harry Walden.
Sonnabend: Heidelberg. (Karl Heinz: Harry Walden.)
Komödienhaus. Dienstag, Abende Hochherrschaftliche
Mittwoch und folgende Tage: Hoch⸗ e Wohnungen.
Abends
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 — 37. Direktion: Georg Hartmann.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Tante Simona und Der Schleier der Pierrette.
Mittwoch: Tiefland.
Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. — Abends: Marta oder Der Markt zu Richmond.
Freitag: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.
Sonnabend: Oberon.
2 8 8 8 Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Zu volks⸗ tümlichen Preisen: Wiener Blut. Operette in drei Akten von Johann Strauß. Pere ee.eg und folgende Tage: Wiener itt.
Donnerstag, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Der liebe Augustin.
jolika.
Abends 8 Uhr:
(Madame
Marthe P. Veber.
Alt
Schönfeld.) Woh⸗
Schillertheater. o. (Wallner⸗ Montis Operettentheuter. Früher: Theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Zigeunerprimas. Operette in drei Akten von Emmerich Kälmän.
Mittwoch und folgende Tage: Zigeunerprimas.
Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Der sidele Bauer. 8
Theater am Nollendorsplatz. Dienstag, Abends 8 ¼ Uhr: Der Extra⸗ Franz von zug nach Nizza.
Akten von Arkhur Lippschitz und Max
Mittwoch und folgende Tage: Extrazug nach Nizza.
Sonnabend, 5. Aufführung der Opernschule des Sternschen Konservatoriums
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Dienstag, Abends 8 ¼ Uhr: Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.
Mittwoch und folgende Tage: Ma⸗
Restdenztheater. Dienstag, Abends Die la Présidente.)
in drei Akten von M. Hennequin und
Mittwoch und folgende Tage: Die Frau Präsidentin.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Dienstag, Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraatz und Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Mittwoch und folgende Tage: Puppchen. Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Pol⸗ nische Wirtschaft.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Madame X. Schwank in drei Akten von Paul Gavault und Georges
err. Mittwoch und folgende Tage: Ma⸗ dame X.
IrIEREAEEIEERnCAEEERITENEAEEN
Familiennachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn Kammer⸗ herrn und Hofmarschall Claus von Lettow⸗Vorbeck (Potsdam). — Eine Tochter: Hrn. Hauptmann Frhrn. von Lyncker (Frankfurt a. O.). — Hrn. Ludwig Frhrn. von Nordeck zur Rabenau (Sagan).
Gestorben: Hr. Oberlandesgerichts⸗ Senatspräsident Johannes Heidermanns (Breslau). — Hr. Leutnant Walter Katterwe (Truppenübungsplatz Neu⸗ hammer). — Hr. Baurat Dr.⸗Ing. Leonhard Seifert (Duisburg). — P.. Helmuth von Blücher (Berlin). — Hr. Hans Georg von Gaertner (Gloß ) — Verw. Fr. Amtsrat Agathe Uhden geb. Fischer (Sorge bei Krossen, Oder⸗ — Frl. Luise von Sigsfeld (Bernbung.
Der
Vaudeville in drei
Der
Nachmittags 3 ½ Uhr:
Majolika.
Frau Präsidentin. Schwank
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidri ch) in Berlin. (H659)
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Dreizehn Beilagen
Abends 8 Uhr:
Jean
Uebersicht der Einnahmen an Zöllen, Steuern
8
“““ 8— Erste Beilage
zeiger Berlin, Montag, den 28. April
und Gebühren für die Zeit vom 1. April 1912
bis zum Schlusse des Rechnungsmonats März 1913.
Die Solleinnahme nach Abzug der Ausfuhrvergütungen usw. hat betragen
Die Isteinnahme Im Reichshaushalts⸗
im : Monat März bis
Laufende Nummer
vom Beginne des ö ch
des M.
hat betragen 2 etat ist die
Einnahme für das 1“ 1912
veranschlagt auf
vom Beginne des MRechnungsjahrs bis zum Schlusse des Monats März ℳ
u
lusse Monat März
zum
ℳ 6 7
Fale 11“ Jübac un⸗ ö“ Fnmer Zuckersteuer . . . . . . ... 21 ö Verbrauchsabgabe für Essigsäureverbrauchsabgabe . Schaumweinsteuer . . . . . .. b111¹“¹“; 1132322* Brausteuer und Uebergangsabgabe von beeeö]; Wecheepe.. ... Reichsstempelabgaben: be“ B. von Gewinnanteilschein⸗ und Zins⸗
“ C. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ bö16“ D. von Lotterielosen: a. für Staatslotterien b. für Privatlotterien .... . von Frachturkunden.... . von ““ 1.““ . von Erlaubniskarten für Kraftfahr⸗ k14X“ 363 862 . von Vergütungen an Mitglieder 8 von Aufsichtsräten. . ..... 1 105 621 1656* 243 589 K. von Grundstücksübertragungen 2 958 489 ao64“ 1 711 503 Erbschaftssteuer . . . . 3 724 501 Statistische Gebühr .. 168 154
13 743 940 1“ 4 460 607 Branntwein 18 886 667
57 0593 u 57 053 857 597 1 025 680 1731 838
11 950 587 172 520
1 688 620 3 776 929 1 165 430 1 263 980 4 644 685 495 540
1 623 436 1 404 711
775 244 284
172 269 276 206 927 898
699 308 000 12 290 000 29 983 000
143 500 000 59 167 000
195 046 000
733 000 11 329 000 11 653 000 18 210 000
122 100 000 1 852 450 17 954 000
730 146 303 11 016 278 35 449 110
148 500 435 61 148 697
186 304 556
788 667 10 855 878 14 626 438 20 747 502
126 440 563 1 990 163 19 973 388
54 539 851 9 342 916 23 996 118
38 947 499 10 159 546 18 608 631 22 621 041
4 103 217
6 220 603 3 118 290 37 371 936 20 021 897 40 438 337 2 035 738
53 995 437 883 214
3 369 623 12 894 720 5 712 039 15 284 323 104 082 706 940 442 719 794 884
9 540 418 189 557 654 847
3701 390 1 142 121 1 238 701 4 644 685
596 796 1 590 967 1 376 617
356 585
1 083 509 238 717
11 409 187 41 137 668
61 710 44]
910 994 10 377 093 16 079 257 22 189 214
124 760 819 2 122 122 20 381 008
55 652 909 9 967 316 24 485 835 38 947 499 10 671 305 18 988 399 23 082 695 4 186 956 6 347 554 3 181 928
38 134 615 2 899 320 20 021 897 711 503 7 1
62 940 000
24 640 000
36 605 500 10 902 000 17 370 000 22 070 000
3 440 000
5 900 000 3 234 000 40 640 000 18 000 000 43 500 000 1 632 450.
40 438 337 † 3 724 501 2 061 167 68 154
Denutscher Reichstag. 150. Sitzung vom 26. April 1913, Vormittags 10 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)
Ueber den Anfang der Sitzung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Die Reden des Staatssekretärs des Reichsschatzamts Kühn zu den Gesetzentwürfen, betreffend die Abänderung des Be⸗ soldungsgesetzes und die Gewährung von Beihilfen an Kriegs⸗ teilnehmer, die vorgestern nur auszugsweise mitgeteilt werden konnten, haben folgenden Wortlaut:
Meine Herren! Die Auffassung sämtlicher Parteien des Reichs⸗ tags, die in dem Gesetzentwurf auf Nr. 972 der Drucksachen in Ver⸗ bindung mit dem Antrage auf Nr. 974 zum Ausdruck gelangt ist, deckt sich in sehr erfreulichem Maße mit dem Standpunkt der ver⸗ bündeten Regierungen (Bravo!): einmal in formeller Hinsicht, indem der Weg der Aufbesserung der Gehälter durch den Etat verlassen und eine besondere Gesetzgebung für notwendig erachtet wird, sodann auch in materieller Beziehung, indem die ver⸗ bündeten Regierungen auch ihrerseits schon einen Gesetz⸗ entwurf in Aussicht genommen hatten, welcher auf eine Besserung der Bezüge der hier in Rede stehenden Beamtengruppen abzielt. Die Beratungen hierüber sind noch nicht abgeschlossen; ich kann darum zu den Einzelheiten Ihrer Anträge im Namen der Regierung heute eine abschließende Stellung noch nicht einnehmen, ich kann Ihnen aber mitteilen, daß auch regierungsseitig die Absicht besteht, die Be⸗ züge der Unterbeamten der Postschaffnerklasse in der Weise zu regeln, daß man mit einer untersten Stufe von 1200 ℳ beginnt und bei einer Stufe von 1800 ℳ endet, und daß bezüglich der Assistenten davon ausgegangen wird, daß sie nach 21 Jahren die höchste Stufe mit nunmehr 3600 ℳ erreichen sollen. (Bravo!) Wenn ich also im einzelnen keine bindende Erklärung abgeben kann, so zweifle ich nach dem Gesagten doch nicht, daß es zu einer Verständigung der beiden gesetzgebenden Faktoren sicher gelangen wird.
Ich darf bei dieser Gelegenheit auf die in einem Zusammen⸗ hange hiermit stehende Resolution zu sprechen kommen, die unter Nr. 973 der Drucksachen vorliegt. Es ist das eine Materie, die Er⸗ höhung der Tagegelder der Postboten, die einer Regelung durch Gesetz nicht bedarf, sondern über die der Reichskanzler zu befinden be⸗ fugt ist. Die Reichsleitung beabsichtigt nun, den geringsten Tage⸗ geldsatz für die Postboten von 2 ℳ in den wenig zahlreichen Fällen, in welchen er überhaupt zurzeit zur Anwendung gelangt, auf 2,20 ℳ zu erhöhen und im übrigen die Dienstalterszulagen der Postboten auf die Zeit bis zu zehn Jahren auszudehnen. Es wird also auch in dieser Beziehung vielfach geäußerten Wünschen entsprochen werden können.
Zum Schluß habe ich dann noch zu erklären, daß wir dem Antrage auf Nr. 974 der Drucksachen, auch soweit er eine Abweichung vom Etatsentwurf enthält, zustimmen. (Bravo!)
Die zweite Rede lautet: 1 8
Ich will nur kurz ein Bedenken des Herrn Vorredners zerstreue Das ärztliche Attest diente, wo es bisher erfordert wurde, zur Fest⸗ stellung der Erwerbsunfähigkeit. Wenn nun das Gesetz bestimmt, daß
die Beihilfen unabhängig von dem Nachweis der Erwerbsunfähigkeit gewährt werden, so ergibt sich daraus auch ohne weiteres, daß ein ärztliches Attest in Zukunft überhaupt nicht mehr erforderlich ist. (Bravo!) b
Bei der dritten Beratung der Gesetzentwürfe, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetais und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete für das Rech⸗ nungsjahr 1913, führt der
Abg. Keil (Soz.), in seiner Rede fortfahrend, aus: Mit wachsen⸗ dem Erstaunen hat das Volk Kenntnis genommen von den Korrup⸗ tionserscheinungen, durch deren Aufdeckung den edlen patriotischen Profitjägern die Larve ein wenig vom Gesicht gerissen worden ist. Der amtlich abgestempelte Patriotismus hat in diesen Wochen einen Knacks bekommen, von dem er sich sobald nicht wieder erholen wird. Die Reinigung der unsauberen Atmosphäre kann aber nicht erfolgen, wenn Interessenten der Firma Krupp in den Reichstag entsandt wer⸗ den, auch nicht dadurch, daß der Abg. Giesberts sich mit dem Mandat der Vertretung der Kruppinteressen ausstatten läßt, sondern sie ist nur möglich, wenn alle Unbefangenen rücksichtslos durchgreifen. Nicht die Interessen eines Privatunternehmens, sondern die Interessen des deutschen Volkes sind hier wahrzunehmen. Noch vor wenigen Wochen war vielleicht wirklich Hurrastimmung im Volke; heute ist die Stim⸗ mung umgeschlagen, auch in bürgerlichen Wählerkreisen ist das Barometer rapid gesunken. Noch vor kurzem schrieb das Organ des Wehrvereins: Wer die Wehrvorlage ablehnt, ist ein Reichsfeind. Man hat jetzt die Reichsfeinde an ganz anderen Stellen entdeckt. Die Presse des Marinekonzerns redet täglich durch tausend Kanäle der Bevölkerung ein, es sei höchste patriotische Pflicht, immer wieder Hunderte von Millionen für Wehrzwecke aufzuwenden. Es gibt keinen gefährlicheren Feind des Volkes, als diese Kreise, die um des Profites willen selbst die Lunte in das Pulverfaß zu legen sich nicht scheuen. Die Beweise dafür mehren sich, daß das unlautere und gefährliche Treiben der Rüstungsfirmen keine spezifisch deutsche Erscheinung ist. Wir sind nicht dagegen geschützt, daß das inter⸗ nationale Rüstungskapital ganz Europa umklammert. Auch in Nord⸗ amerika besteht ein Bündnis zwischen Rüstungsfirmen und Kriegs⸗ hetzern. In Deutschland bietet einen besonderen Reiz das hoch⸗ nationale Kalenderunternehmen, das bei einem mit unlauteren Mitteln erschlichenen Profit von 25 % dem Volke ein Wegweiser werden will, und diesem Unternehmen stehen die sämtlichen großen staatserhaltenden Parteien dieses Hauses zur Seite! Die “ des status quo hat sich mit den großen Verschiebungen abgefunden, die in dem letzten Halbjahr auf dem Balkan stattfanden; so werden auch die Großmächte sich durch Skutari und den Fmergstaat Mon⸗ tenegro nicht aus ihrer Ruhe stören lassen; Prestigepolitik und Kund⸗ gebungen des nationalistischen Mobs diesseits und jenseits der Grenze dürfen in unseren Entschließungen keine Rolle spielen. Wenn die Presse des Prozentpatriotismus wie „Die Post“ in so frechen Tönen gegen eine Kulturnation spricht, so gibt es in der deutschen Sprache keinen Tadelsausdruck, der kräftig genug wäre. Die Regierung hat in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ eine Abwehr dagegen versucht, sie vermag sich aber der chauvinistischen Rüpelhaftigkeit dieser Presse kaum noch zu erwehren und sie erweckt ja selbst durch ihre neue Wehrvorlage die schlimmsten Instinkte. Denn ein herzlich brutaler militaristischer Geist wird in allen Zweigen des Regierungsapparates bei uns künstlich großgezogen, gehätschelt und gepflegt. In der Schule schon beginnt das Einträufeln dieses Geistes in die zarten Gemüter, in Jugend⸗, Sport⸗ und Turnvereinen findet es seine Peesctt äe und in Kriegervereinen findet es seine Vollendung. Die Sozialdemokratie bekämpft dieses militaristische Treiben und ist be⸗ strebt, das Volk immer mehr dagegen zu immunisieren. Der Vor⸗ wurf der Vaterlandslosigkeit läßt die Sozialdemokratie kalt. Sie weiß, daß sie weit über ihre Anhängerschaft hinaus Verständnis findet, wenn sie dem Hurrapatriotismus entgegentritt. Im Süden nament⸗
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und Königlich Preußischen Staatsanzeiger
aufgehört. Wir wagen freilich nicht zu hoffen, daß die 180 süddeutschen Abgeordneten geschlossen gen die Militärvorlage stimmen werden. Auch in Interessentenkreisen hat man allmählich erkannt, daß die Stimmung des Volkes abflaut, es wird nervös und spricht von Verschleppung usg Die Regierung wird sich zu fragen haben, ob sie selbst ihre Position dem Volke gegenüber noch weiter untergraben will. Sie könnte einen gewissen Fonds von Vertrauen wieder erwerben, wenn sie mit anderen Nationen, insbesondere mit Frankreich, in Verbindung träte und ab⸗ rüstete. Unser Wirtschaftsleben hat überdies den Rubikon der Hoch⸗ konjunktur überschritten und wird den letzten Stoß erfahren durch die gewaltigen Opfer des Militarismus. Deshalb ist das Haus bei der Deckungsvorlage vor ein überaus schwieriges Problem gestellt. Von rechts wurde vor einer zu Feoßen Inanspruchnahme des Besitzes gewarnt und die Belastung des Massenkonsums empfohlen. Man ver⸗ sucht die Sozialdemokratie bei der Deckungsvorlage auszuschalten. Wir werden den schwarzblauen Parteien den Gefallen nicht tun; wir werden versuchen, das Steuerwesen des Reiches und der Einzelstaaten auf eine geordnete Grundlage zu stellen. Die Regierungsvorlage ver mehrt das Durcheinander des finanziellen Verhältnisses zwischen Reich und Einzelstaaten. Den kleinen Bundesstaaten wird das Rückgra der steuerlichen Selbständigkeit gebrochen. Die Bundesstaaten werden zu Klingelbeutelträgern des Reiches degradiert, sie werden zu steuer lichen Provinzen des Reiches gemacht. Was bleibt von dem Föde ralismus der Einzelstaaten nur übrig? Ein bloßer Schatten. Wi wollen, daß Vorkehrungen getroffen werden für eine Schonung de über die Maßen ausgesaugten Volksschichten. Den Besitzenden mu durch eine direkte Vermögenssteuer das Rüstungsfieber etwas aus getrieben werden. Es stehen in diesen Tagen wichtige Entscheidungen bevor. Wir bangen uns davor nicht. Wir werden unsere Schuldig⸗ keit tun und alle Kräfte einsetzen gegen die Entfesselung der Bestiali⸗ tät. Wir haben das Empfinden jedes gesitteten Menschen auf unserer Seite. Wir verlangen die sozialen Fortschritte, die die Gesetzgebung dem Volke schuldig ist; versagt diese, so werden noch mehr Sozial⸗ demokraten in den Reichstag einziehen.
Damit schließt die Generaldiskussion.
Persönlich bemerkt der 2
Abg. Giesberts (Zentr.): Man hat mich hier hingestellt, als ob ich mein Mandat als Vertreter der Kruppschen Interessen ausübe. Ich möchte demgegenüber feststellen, daß ich es ablehne, ein einseitiges Mandat zu übernehmen. Ob aber Krupp oder ein Mittelständler oder eine arme Witwe zu mir kommt und verlangt, daß ich mich ihrer an⸗ nehme, weil sie sich zu Unrecht angegriffen wähnen, ich werde allen meinen Wählern gegenüber nicht versagen.
Das Haus geht zur Spezialdiskussion über. Die Abstimmung über den in 2. Lesung nur handschriftlich einge⸗ brachten Antrag auf Streichung des Kommandanten von Königstein wird wiederholt, und die Streichung wiederum beschlossen.
Die Etats für den Reichstag, den Reichs kanzler und die Reichskanzlei werden ohne Debatte erledigt.
Beim Etat für das Auswärtige Amt bemerkt der Abg. Bernstein (Soz.): Wir haben auf unsere Anfrage über Skutari keine Antwort bekommen. Ueber diese wichtige Frage müssen wir Aufklärung erhalten. Skutari darf keinen Anlaß zur Störung des Weltfriedens geben. Daß Montenegro gegen den Willen der Mächte Skutari behalten will, ist die Konsequenz der Politik des status quo, die den vitalen Interessen der Balkanstaaten nicht gerecht wurde. Deutschland darf unter keinen Umständen sich zum willenlosen Träger der Politik Oesterreichs machen.
Abg. Colshorn (Welfe): Der Neubau der Petersburger Bot⸗ schaft macht einen sehr schlechten Eindruck. Wir haben in Berlin doch genug Architekten, die künstlerisch bauen können. Hier müßte eine ständige Kunstkommission eingesetzt werden, die die Kontrolle über solche Bauten ausübt. Das ist ganz besonders nötig in Anbe⸗
tracht des geplanten Neubaues in Washington.
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wirklicher Ge⸗ heimer Rat von Jagow:
Meine Herren! Durch einen früheren Beschluß der Botschafterkon⸗ ferenz in London haben die Mächte festgesetzt, daß Skutari zu Albanien gehören soll. Für uns ist damit die Sache res judicata. (Bravo!) Wir wie die anderen Länder haben auch jetzt wieder be⸗ kundet, daß an diesem Beschluß auch durch die Einnahme Skutaris durch den König von Montenegro nichts geändert werden kann. (Leb⸗ hafter Beifall.) Die letzte Botschafterkonferenz hat beschlossen, den König von Montenegro aufzufordern, die Stadt zu räumen. Ueber weitere Maßnahmen, falls der König sich diesem Ersuchen nicht fügen sollte, wird unter den Mächten beraten werden. Weiteres kann ich heute über die Frage nicht sagen. (Bravo! — Große Bewegung. — Lachen bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Prinz zu Schönaich⸗Carolath nl.): Es ist wenig erfreulich, daß der Neubau in Petersburg so schlecht ausgefallen ist, nachdem wir viele Millionen dafür ausgegeben haben. Man kann er⸗ warten, daß gerade mit solchen Bauten betraut werden, die auch in künstlerischer Beziehung ihrer Aufgabe gerecht werden können. beantragte Kunstkommission kann hier eine gute Wirkung ausüben.
Beim Etat für das Reichsamt des Innern be⸗ fürwortet der
Abg. Dr. Faßbender (Zentr.) unter Berufung auf Petitionen von Landwirtschaftskammern betreffs des Bezuges von Futtermitteln, Düngemitteln und Sämereien eine Resolution Spahn, worin ein besonderes Gesetz über den Handel mit diesen Gegenständen ver⸗ langt wird, entsprechend den Grundgedanken, die im Nahrungsmittel⸗ gesetze zum Ausdruck gekommen sind; der Betrugsparagraph des R. St. G. B. sei zur Bekämpfung dieser Mißstände nicht ausreichend.
Auch die Abgg. Dr. Stöve (nl., Wurm (Soz.), Kreth (dkons.) treten für die Annahme der Resolution Spahn ein.
Abg. Dombek (Pole) trägt Beschwerden über polizeiliche Ueber⸗ griffe bei der gegenwärtigen oberschlesischen Streikbewegung vor. Aus⸗ führlich geht der Redner auf die Lohnverhältnisse der Bergarbeiter in diesem Distrikt ein: die Löhne seien wahre Hungerlöhne, während der Reichtum der oberschlesischen Kohlenmagnaten und Industriekapitäne jeder Beschreibung spotte. Der Kapitalismus und der Terrorismus der Unternehmerklasse offenbare sich hier in seiner erschreckendsten Form. Die Polizeibehörden lassen sich gegen die Streikenden die gröblichsten Ungesetzlichkeiten zu schulden kommen.
Abg. Bernstein (Soz.): Ich hätte erwartet, der Staats⸗ sekretär würde unmittelbar nach dem Vorredner sprechen; ich hoffe, daß es noch der Fall sein wird. Wir sehen die Bewegung der oberschlesi⸗ schen Bergarbeiter als eine so wichtige Frage an, daß ihr wohl ein paar Stunden parlamentarischer Erörterung gewidmet werden müßten. Wir begrüßen diese Bewegung als eine mutige Tat der dortigen Arbeiter,
lich hat der Hurrapatriotismus
Die
ihre Lage zu verbessern. Vor allen Dingen darf nicht Militar in