Nr. 4216 eine Bekanntmachung, betreffend die Inkraft⸗ setzung des am 4. Mai 1910 in Paris unterzeichneten Ab⸗ kommens zur Bekämpfung der Verbreitung unzüchtiger Ver⸗ öffentlichungen in einer Anzahl britischer Kolonien und Be⸗ ssiitzungen, vom 5. Mai 1913. ““ 8 Berlin W. 9, den 15. Mai 1913.
Kaiserliches Postzeitungsamt F8. vorn⸗ 1
Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den bisherigen Justitiar und Verwaltungsrat bei den Königlichen Museen in Berlin, Regierungsrat Kurt Stuben⸗ rauch zum Verwaltungsdirektor dieser Museen zu ernennen und ihm hierbei den Charakter als Geheimer Regierungsrat mit dem Range der Räte dritter Klasse zu verleihen, den bisherigen etatsmäßigen Professor an der Landwirt⸗ schaftlichen Hochschule in Berlin, Landesökonomierat Dr. Friedrich Aereboe zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität zu Breslau unter gleichzeitiger Ver⸗ eihung des Charakters als Geheimer Regierungsrat sowie den bisherigen außerordentlichen Professor Dr. Johann Plenge in Leipzig zum ordentlichen Professor in der rechts⸗ und staatswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms⸗ Universität in Münster und 1 8 den bisherigen Oberlehrer am französischen Gymnasium in Berlin, Professor Lic. theol. Leopold Schultze zum Kon⸗ sistorialrat zu ernennen. ““
8
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Spediteur Julius Müller zu Swinemünde das Prädikat eines Königlichen Hofspediteurs zu verleihen.
Ministerium der geistlichen und angelegenheiten.
Dem Obermusikmeister Große beim Infanterieregiment von Wittich (3. Kurhessischen) Nr. 83 ist der Titel Königlicher Musikdirektor verliehen worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem Privatdozenten an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin Dr. Felir Bornemann ist das Prädikat Professor owie
dem Oberinspektor der städtischen Friedhöfe Johannes Erbe in Breslau und dem städtischen Gartendirektor Hugo Richter daselbst der Titel Gartenbaudirektor verliehen word
Die Oberförsterstelle Astrawischken im Regierungs⸗ „
bezirk Gumbinnen ist zum 1. November 1913 zu besetzen. Be⸗
werbungen müssen bis zum 1. Juli 1913 eingehen.
O
Evangelischer Oberkirchenrat. 3
Dem Konsistorialrat, Professor Lic. theol. Leopold Schultze
st eine erledigte geistliche Ratsstelle im Hauptamte bei Konsistorium der Provinz Westpreußen verliehen worden.
Abgereist: 8
Seine Erzellenz der Staatsminister und Minister fü
Landwirischaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer mit Urlaub nach Wiesbaden.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 15. Mai 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Großen Generalstabes und des stellvertretenden Chefs des Militärkabinetts.
Der Königlich bayerische Gesandte Graf Lerchen⸗ feld⸗Köfering hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit führt der Legationsrat von Schoen die Geschäfte der Gesandtschaft.
Der Großherzoglich badische Gesandte Graf von Berck⸗ heim ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen. 111“
Am 12. d. M. Vormittags starb nach schwerer Krankheit der Königliche Geheime Oberbaurat und vortragende Rat im Kriegsministerium, Leutnant der Landwehrkavallerie a. D., Ritter vieler hoher Orden, Paul Hartung im 66. Lebens⸗ jahre. Schon 1867/68 hat er dem Heere als Einjährig⸗ Freiwilliger angehört und an dem Feldzuge 1870,71 zuletzt als Leutnant der Reserve — ehrenvollen Anteil genommen. Seit Ende 1873 war er fast ununterbrochen im Dienste der Militär⸗ bauverwaltung, seit 1904 im Kriegsministerium tätig und hat vermöge seiner umfassenden Kenntnisse und seiner reichen, raktischen Begabung dem Heere in allen von ihm bekleideten Dienststellungen Vorzügliches geleistet. Seine ehrenhafte Ge⸗ simmung, die Lauterkeit seines Charakters, verbunden mit großem Wohlwollen, haben ihm die allgemeine; uneigung er⸗ worden und sichern ihm für alle Zeit ein ehrenvolles Andenken.
Der Regierungsrat Dr. Jaffé in Düsseldorf ist der Königlichen Regierung in Marienwerder, der Regierungs⸗ assessor Freiherr von Droste zu Hülshoff in Perleberg dem Königlichen Oberpräsidium in Münster, der Re⸗ gierungsassessor von Boetticher in Lüneburg der König⸗ lichen Regierung in Düsseldorf und der Regierungsassessor Dr. Schmitz iu Koblenz der Königlichen Regierung in Danzig zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen, der Regierungsassessor Eich in Liegnitz dem Landrate des Kreises Bunzlau, der Regierungsassessor Berner in Ottweiler dem Landrate des Kreises Lehe, der Regierungsassessor von Trotha aus Potsdam dem Landrate des Kreises Höchst a. M. und der neuernannte Regierungsassessor Wuthenow aus Oppeln dem Landrate des Kreises Pinneberg zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.
Die Regierungsreferendare Mengel aus Oppeln und van Erckelens aus Königsberg haben die zweite Staats⸗ prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
—
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Straß⸗ burg“ am 13. Mai in Konstantinopel II1
111“ 1 “
In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe der Stadtgemeinde Kiel, veröffentlicht. 8
Oesterreich⸗Ungarn. 8
Der Kaiser Franz Joseph hat gestern den Staats⸗ sekretär von Jagow in Schönbrunn in Audienz empfangen. Darnach begab sich der Staatssekretär von Jagow nach dem Ministerium des Aeußern, um dem Grafen Berchtold einen Besuch abzustatten. 8 1
— Gestern hat unter dem Vorsitz des Grafen Berchtold eine gemeinsame Ministerkonferenz stattgefunden, an der die gemeinsamen Minister, die beiden Ministerpräsidenten, die beiden Finanzminister und der Marinekommandant, Admiral Haus, teilnahmen. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ gab der Minister des Aeußern eine längere Erklärung über die auswärtige Lage ab, an die sich eine eingehende Diskussion über die Rückwirkung der Lage auf die Frage, betreffend die getroffenen militärischen Maßnahmen, knüpfte. Hierbei ergab sich vollständige Uebereinstimmung der Ansichten.
— Das österreichische Abgeordnetenhaus hat heute die Arbeiten wieder aufgenommen. Der Präsident widmete dem König Georg von Griechenland einen warmen Nachruf. Verschiedene Parteien brachten Inter⸗ pellationen an die Regierung ein, in denen sim Zusammen⸗ hang mit der äußeren Lage die Entlassung der Reservisten verlangt wird. Der Präsident gab den Dank der deutschen Regierung für die aus Anlaß des Untergangs des Torpedo⸗ boots „S 178“ bekundete Teilnahme bekannt.
— Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Bekannt⸗ machung, wodurch der galizische Landtag aufgelöst wird und Neuwahlen angeordnet werden.
Der Ukrainische Klub hat eine Entschließung ange⸗ nommen, in der, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gegen die Art der Lösung der galizischen Statthalterfrage Einspruch erhoben und jede Verantwortung für ein eventuelles abermaliges Scheitern der Wahlreform in dem neu zu wählenden galizischen Landtag abgelehnt wird. Der Klub hält an dem Beschluß fest, daß die Erledigung des Finanzplans nicht vor Erledigung der galizischen Wahlreform zugelassen werden dürfe, und beabsichtigt, die zweite Lesung des Finanzplans mit den schärfsten Mitteln zu bekämpfen.
— Die Donauinsel Adakaleh ist nach einer Meldung des „Ungarischen Telegraphenkorrespondenzbureaus“ seitens der ungarischen Behörden annektiert und von einer Abteilung ungarischer Gendarmerie sofort in Besitz genommen worden. Adakaleh hatte auf Grund des Uebereinkommens zwischen Oesterreich⸗Ungarn und der Türkei vom 21. Mai 1878 eine österreichisch⸗ungarische Besatzung. Nunmehr ist die staatliche Zugehörigkest Adakalehs formell verkündet worden. Das Protokoll über die Einverleibung ist von dem türkischen Gouverneur Sherif Eddin nicht unterzeichnet worden. Der Gouverneur ist abgereist.
— Der Ausnahmezustand in Bosnien und der Herzegowina ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute auf⸗ gehoben worden, da durch die Uebergabe Skutaris an die internationalen Truppen die Gefahr eines Kon⸗ fliktes beseitigt erscheint, derentwegen aus Anlaß der Ein⸗ nahme von Skutari durch die Montenegriner in Bosnien und der Herzegowina, als dem Nachbarlande der mutmaßlichen militärischen Ereignisse, am 3. Mai der Ausnahmezustand ver⸗ hängt worden war. 28
Großbritannien und Irland.
Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, nimmt die bul⸗ garische Regierung im Prinzip die Friedensprälimi⸗ narien an, macht aber Vorbehalte geltend inbetreff der Grenz⸗ linie Enos-Midia. Von bulgarischer Seite wird vorge⸗ schlagen, die neue Grenze solle von Midia zunächst nach Sarai und dann nach Muradli an der Eisenbahnlinie Konstantinopel —Adrianopel, einem geeigneten Punkte für die Ausdehnung der Eisenbahn bis Rodosto, gehen. Die Grenze solle dann nach Airobol, weiter zwischen Malgara und Keschan hindurch und dann über die Wasserscheide des Aegäischen Meeres östlich von Enos führen. Auf diese Weise würden Enos und die Mündung der Maritza in bulgarischem Gebiet belassen, was nicht der Fall wäre, wenn, wie von den Mächten vorge⸗ schlagen, Enos zum Grenzpunkt gemacht würde.
Einer weiteren Meldung des genannten Bureaus zufolge deuten Anzeichen auf die Möglichkeit einer Hinauszögerung der Friedensverhandlungen hin. Bulgariens Bereitwilligkeit, die Präliminarien sofort zu unterzeichnen, wird von Serbien und Griechenland nicht gebilligt. Serbien und Griechenland sind nicht geneigt, zu unterzeichnen, ohne sich alle sie nahe berührende Punkte voll und ganz vorzubehalten und ohne daß diese Punkte erst zwischen den Verbündeten selbst und dann mit den Mächten durch ihre Botschafter in London erschöpfend besprochen werden.
1 Frankreich. Im Senat stand gestern die Beratung des Budgets auf der Tagesordnung. F
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ versicherte der Senator Dumont im Laufe der Verhandlungen, daß »die Lage der Staats⸗ finanzen keineswegs zu Beunruhigung Anlaß gebe und daß keine Liquidationsanleihe notwendig Lei. Die in Umlauf befindlichen Schatzscheine betrügen 100 Millionen Francs mehr als im Vorjahre, aber es ständen auch von der Bank dAlgérie 100 Millionen mehr zur Verfügung. Beunruhigung sei demnech ungerechtfertigt. Der Finanzminister gab zu, daß das gegenwärtige Budget ein Defizit aufweise, doch zweifle er nicht daran, daß das Land, das beständig reicher werde, die ihm auferlegten neuen Lasten tragen könne. Der Senator Dumont führte weiter aus, die französische Rente erfreue sich erheblicher Vorrechte. Sie unterliege keiner Besteuerung, ihr Markt sei sehr ausgedehnt. Die kürzliche Baisse sei durchaus übertrieben gewesen. Sie sei zurückzuführen ge⸗ wesen auf eine Irreführung der öffentlichen Meinung, die durch ge⸗ wisse Stimmungsmacher sehr bearbeitet worden sei. Die Regierung betrachte die Rentencoupons als unantastbar. Der Finanzminister schloß damit, daß er sagte, er vertraue darauf, daß das Land den notwendig gewordenen Opfern zustimmen werde.
— Die Deputierten kammer beschäftigte sich gestern abermals mit der Frage der Spielkasinoo.
Der Konservative Piou begründete obiger Quelle zufolge noch⸗ mals seinen Antrag auf deren Aufhebung, indem er auf die Ver⸗ wüstungen moralischer und auch politischer Natur hinwies, die die Spielkasinos verursachten. Die Kammer möge Frankreich nicht die Demütigung antun, in das Budget einen Posten aus den Erträgnissen der Spielkasinos einzustellen. Der Minister des Innern Klotz bekämpfte den Antrag Pious, durch den nur die staatlich überwachten Spielkasinos abgeschafft, dagegen die heimlichen Spielhöllen geradezu begünstigt würden. Der Pariser Abgeordnete Berry brachte einen Zusatzantrag ein, wonach in der Umgebung von Paris in einem Umkreise von mindestens 50 km keine Spielkasinos gestattet werden dürften. Er wies dabei insbesondere auf das Spielkasino in dem benachbarten Badeorte Enchien hin und verlas einen Polizeibericht, in dem mitgeteilt wird, daß die Politik in dem Betriebe dieses Kasinos eine große Rolle spiele, und daß politische Persönlichkeiten von dem Pächter dieses Kasinos regelmäßige Bezüge erhalten hätten.
Hierauf wurde die Debatte vertagt.
Wie offiziös gemeldet wird, hat der Minister des Innern Klotz eine Untersuchung über den von dem Abgeordneten Georges Berry in der “ verlesenen Polizei⸗ bericht angeordnet, der unter den Abgeordneten lebhafte Er⸗ regung hervorgerufen hat. In diesem Bericht, den der mit der Ueberwachung der Spielhäuser betraute Polizeikommissar Aschwandew dem Leiter der Sicherheitsbehörde erstattet hat, eißt es: 5es ist richtig, daß die Politik bei dem Generaldirektor des Kasinos von Enghien eine große Rolle spielt. Wir besitzen hier die voll⸗ ständige Liste jener Persönlichketten, die aus dem Budget des Kasinos von Enghien regelmäßig Geldbeträge erhalten. Wenn ein Angestellter der Spielbank von einer Strafe betroffen wird, dann kommen uns gleich zahlreiche Empfehlungsschreiben zu. Das ist übrigens Sache der Senatoren und Abgeordneten, wir haben uns da nicht einzumischen. Aber wir können zum mindesten bedauern, daß der Direktor des Kasinos gewisse Briefe im Bereiche seines Personals beläßt, die nur für ihn allein ein Interesse haben.
Auch der Bericht des Kommissars Moreau über die Rolle der Journalisten in den Spielhäusern ist überaus bezeichnend. Der Minister Klotz hat den Leiter der allgemeinen Sicherheits⸗ behörde Jujalet beauftragt festzustellen, auf welche Weise der Bericht in die Hände des Abgeordneten Berry gelangt und
b der Bericht echt ist. 8 Rußland.
Im Ministerium des Aeußern hat gestern, wie „W. T. B. meldet, der Austausch der Ratifikationsurkunden, be treffend die Urheberrechtskonvention zwischen Deutsch land und Rußland, stattgefunden.
— Das Gesetz, welches das Recht auf Grunderwerb und Grundstücksausnutzung in der Umgebung von
Festungen und festen Plätzen einschränkt, ist auf Finnland
ausgedehnt worden. 88 3
— Die Budgetkommission der Reichsduma hat die Beratung des Budgets beendet und das Budget in der bereits gestern gemeldeten Höhe angenommen.
Der Vorsitzende der Kommission betonte, obiger Quelle zufolge, den glänzenden Stand der russischen Finanzen und wies auf die schnellen Fortschritte hin, die Rußland hinsichtlich seines Wohlstandes und seiner kulturellen Entwicklung mache. Der Ministerpräsident Kokowtzow, der der Sitzung beiwohnte, erklärte, daß es im nächsten Jahre nötig sein werde, neue Einnahmequellen zu erschließen, um den Bedürfnissen der Reicheverteidigung gerecht werden zu können. 8
Spanien.
Der gestern unter dem Vorsitz des Königs abgehaltene Ministerrat beschäftigte sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ mit der Reise des Königs nach Paris und mi ihrer Bedeutung für die internationale Politik.
— Die Kammern sind auf den 26. Mai einberufen worden. b Dänemark.
Die erste Sitzung der Seerechtskonferenz in Kopen⸗ Wie „W. T. B.“
hagen behandelte die Londoner Deklaration. berichtet, wurde einstimmig anerkannt, daß die Londoner Dekla⸗ ration sowohl für Neutrale wie für Kriegführende einen be⸗ deutenden Fortschritt darstelle.
Sir Norman Hill⸗Liverpool eröffnete die Diskussion über die Bedeutung der Worte „Operationsbasis“ und „Ver⸗ proviantierung“ in Artikel 33 und 34. Professor Perels⸗ Hamburg, Berlingieri⸗Genua und klärten, daß man darunter nur die feindlichen
geführt werden können. Mehrere Delegierte des Festlandes führten aus, daß ihre Länder sich in einer schwierigen Lage befänden, wenn
die Einführung des Getreides nur mit der Eisenbahn aeschehen könne, und daß auch sie eine so weite Auslegung der Artikel 33 und 34 nicht Die Tatsache, daß die deutschen, italienischen und in diesem
annehmen könnten. österreichischen Delegierten erklärten, daß ihre Auslegung Punkte mit der der englischen Delegierten vollständig übereinstimme, wird für sehr wichtig angesehen.
In der gestrigen Sitzung beschäftigte sich die Seerechts⸗ konferenz mit den Vorbereitungen zu internationalen Bestim⸗ mungen über die Charterung. teil Sir Norman Hill, Kec. Batten, Präsident der Chamber of Shipping zu London, ferner der Oberlandes⸗
gerichtspräsident Brandis⸗Deutschland, der Generalsekretär
Franck⸗Belgien und der Generalkonsuxl Johann Hansen⸗ Kopenhagen. Mehrere Artikel wurden einstimmig angenommen.
Türkei.
Die Pforte bereitet eine Mitteilung an die Botschafter vor, worin die Reformen bekanntgegeben werden, deren Durch⸗ führung von der Türkei bereits im Jahre 1895 worden war. Unter diesen Reformen befindet sich, wie „W. T. B.“ meldet, insbesondere das
““
Stelle der . Inz . eintret Der Minister fordert die Walis auf, ihm die Schwierigkeiten
Worms⸗Wien er⸗ Arsenale und Verproviantierungedepots verstehen könne und nicht jeden Hafen, von dem aus feindlichen Kräften durch die Eisenbahn Lebensmittel zu⸗
An den Verhandlungen nahmen
beschlossen
neue Gesetz über
Verwaltung der Wilajets, das bereits in gesetzt ist und die Machtbefugnisse der Walis hestimemt, die die Zentralgewalt repräsentieren Das Gesetz umschreibt die Befugnisse der General⸗ deren Kompetenz sich auf die wirtschaftlichen An⸗
elegenheiten der Wilajets beschränkt. Der Minister des
hat an die Provinzbehörden ein Rundschreiben gerichtet.
in dem er die Vorteile des Wilajetgesetzes darlegt und betont,
daß die Walis von den ihnen übertragenen Machtvollkommen⸗ heiten einen guten Gebrauch machen müßten, sollten nicht an erwarteten Vorteile Unzuträglichkeiten eintreten.
anzuzeigen, die sich in der ersten Zeit der Durchführung des Gesetzes entgegenstellen könnten, damit die Regierung die not⸗ wendigen Maßnahmen treffe.
— Laut amtlicher Mitteilung ist die Einstellung der Feindseligkeiten mit Bulgarien bis zum 28. Mai aus⸗
edehnt worden.
—Nach den letzten Zusammenstößen zwischen Griechen und Bulgaren haben beide Teile ihre ursprüng⸗ lichen Stellungen wieder eingenommen. Eine bulgarische Offizierkommission ist von Serres abgegangen, um bei Angista eine Untersuchung wegen der letzten Kämpfe anzustellen.
— Die internationalen Truppen sind, obiger Quelle zufolge, unter dem Kommando des englischen Admirals Burney gestern um 2 Uhr Nachmittags in Skutari ein⸗ gezogen. Der General Betschir begrüßte den Admiral bei seinem Einzug in die Stadt mit einer kurzen Ansprache, auf die der Admiral mit einigen liebenswürdigen Worten ant⸗ wortete. Hierauf begab sich der Admiral in die Stadt. Die internationalen Truppen besetzten sofort die öffentlichen Gebäude, wo sie garnisonieren werden, und übernahmen den Ordnungsdienst. Eine montenegrinische Abteilung erwies dem Admiral bei seinem Einzug in die Stadt die militärischen Ehren. Die montenegrinischen Truppen haben die Stadt verlassen.
— Gestern sind in San Giovanni di Medua 2500 Soldaten Essad Paschas eingetroffen, um die von Konstantinopel kommenden Transportschiffe zu erwarten.
Serbien.
Der Generalstabschef Woiwode Putnik ist gestern aus Uesküb in Belgrad eingetroffen und vom König in Audienz empfangen worden. 8
Montenegro.
Der englische Admiral hat, einer vom „W. T. B.“ ver⸗ breiteten amtlichen Meldung zufolge, die montenegrinische Re⸗ gierung durch den englischen Gesandten in Cetinje davon ver⸗ ständigt, daß die internationale Blockade gestern um 2 Uhr nachmittags aufgehoben worden ist.
Amerika.
Der canadische Handelsminister hat im Unterhause
einen Gesetzentwurf über den Bau staatlicher Lagerhäuser für Getreide in den westlichen Provinzen eingebracht.
Statistik und Volkswirtschaft.
Kraftfahrzeuge in Deutschland am 1. Januar 1913, Unfälle im Verkehre solcher von Oktober 1911
. bis September 1912.
Das 1. Vierteljahrsheft 1913 zur Statistik des Deutschen Reichs enthält u. a. eine Statistik über den Bestand an Kraftfahrzeugen und über Unfälle, die sich beim Verkehr mit Kraftfahrzeugen ereigneten, sowie eine Uebersicht über den Verkehr ausländischer Kraftfahrzeuge in Deutschland und außerdem Gegenüberstellungen des Bestandes an
Kraftfahrzeugen und der vorgekommenen schädigenden Ereignisse.
Am 1. Januar 1913 wurden im Deutschen Reiche 77789 Kraftfahrzeuge festgestellt, von denen 70 085 zur Personen⸗ und 7704 zur Lastenbeförderung dienen. Die Zunahme gegen das Vorjahr beträgt 12 339 Kraftfahrzeuge = 189 v. H. Unter den Personenkraftfahrzeugen befanden sich 20 325 = 2900 p. H. Kraft⸗ räder, deren Zahl gegen das Vorjahr um 367 = 1,8 v. H. zuge⸗ nommen hat. Unter den 7704 zur Lastenbeförderung dienenden Kraft⸗ fahrzeugen waren nur 123 = 1,8 v. H. Krafträder. Von den Personen⸗ kraftfahrzeugen wurden 26 678 = 38,0 v. H. im Handelsgewerbe und in sonstigen Gewerbebetrieben, 26 408 = 37,: v. H. für Vergnügungs⸗ und Sportzwecke, 8249 = 11,8 v. H. für andere Berufszwecke, z. B. für Aerzte und Feldmesser, verwendet, 7031 = 10,0 v. H. waren Kraft⸗ droschken und Kraftomnibusse, deren Zahl gegen das Vorjahr um etwa 1800 = 33,5 v. H. zugenommen hat. Die Zahl der zur Lasten⸗ beförderung dienenden Kraftfahrzeuge ist seit dem Vorjahre von 5549 1 88 angewachsen, hat also einen Zuwachs von 2155 = 38,8 v. H. gehabt.
In der Zeit vom 1. Oktober 1911 bis 30. September 1912 haben 22 326 ausländische Kraftfahrzeuge die Reichsgrenze überschritten; darunter befanden sich 1406 Krafträder. Aus Frankreich stammten 7990 = 35’8 v. H. Kraftfahrzeuge, aus Oester⸗ reich⸗Ungarn 6117 = 27,4 v. H., aus der Schweiz 2500 = 11, 2 . H., aus Belgien 1654 = 74 v. H., aus den Niederlanden 1626 = 73 v. H., aus Großbritannien 737 und aus den Vereinigten Staaten von Amerika 487. Der stärkste Verkehr ausländischer Kraftfahrzeuge trat, ebenso wie im Vorjahr, im August 1912, und zwar mit 4915 Kraft⸗ fahrzeugen ein; im Juli 1912 überschritten 4198, im September 1912 2748 und im Juni 1912 2618 Kraftfahrzeuge die deutsche Grenze.
In der Zeit vom 1. Oktober 1911 bis 30. September 1912 ge⸗ langten 10 105 schädigende Ereignisse beim Verkehr mit Kraftfahrzeugen zur amtlichen Kenntnis, an denen 10 864 Kraft⸗ fahrzeuge beteiligt waren. Von den Führern der Kraftfahrzeuge konnten 10 121 = 93,2 v. H. ohne weiteres der Person nach fest⸗ gestellt werden, 166 = 1,5 v. H. machten einen Fluchtversuch, und 577 = 5,33 v. H. gelang es zu flüchten. Bei den schädigenden Er⸗ eignissen wurden 5542 Personen verletzt und 442 Personen getötet. Von den Verletzten waren 407 = 7, v. H. Führer, 1045 = 189 v. H. Insassen von Kraftfahrzeugen und 4090 =
3,8 v. H. dritte Personen. Unter den Getöteten befanden sich 34 = 77 v. H. Führer, 61 = 13s v. H. Insassen von Kraftfahrzeugen und 347 = 78, v H. dritte Personen. Der entstandene Sachschaden betrug 2 281 283 ℳ, wovon 1 864 303 ℳ = 81,7 v. H. auf Schäden entfielen, welche die beteiligten Kraftfahrzeuge erlitten. Von den 577 Kraftfahrzeugführern, die nach eingetretenem Unfall flüchteten, wurden 341 nachträglich ermittelt; es blieben somtt 236 Kraftfahrzeug⸗ führer unbekannt. Bei dieser Art von Unfällen wurden 146 Personen verletzt, 7 getötet und ein Sachschaden von 15 109 ℳ herbeigeführt.
Von den an den Unfällen beteiligten Kraftfahrzeugen dienten 9452 der Personenbeförderung, es entfallen somit auf 100 Personen⸗ kraftfahrzeuge 136, die Unfälle erlitten haben; im Lastenverkehr stellt sich di Zahl auf 17,7. Am ungefährlichsten haben sich die Personen⸗ rafträder erwiesen, die nur mit 1,° v. H. an den Unfällen beteiligt waren. Am häufigsten, nämlich mit 26,2 v. H., waren Personenkraft⸗ wagen mit 16 bis 40 PS an den schädigenden Ereignissen beteiligt. Unter Berücksichtigung des Verwendungszwecks ergab sich, daß die im öffentlichen Fuhrverkehr benutzten Wagen am häufigsten an Unfällen teilnahmen (100: 65,7); es folgten dann mit 158 die Fahrzeuge im Dienste öffentlicher Behörden, nach diesen mit 13,2 die Vergnügungs⸗
nd Sportfahrzeuge. “ “
1. November d. J. aus mit drei
Zur Arbeiterbewegung.
(Oberschlesien) wird dem „W. T. B.“ tele⸗
Aus Beuthen der Frähschicht 11 673 Mann,
graphiert: Gestern fehlten bei . Adends 3380 Mann, heute früh 5093 Mann. (Vgl. Nr. 112 d. Bl.) In Nürnberg hatten die Arbeiter der Bürsten⸗ und Pinselfabriken vorige Woche sehr weitgehende Forderungen an die Arbeitgeber gestellt. Diese wollten gestern darüber in Beratung tretes. Ohne aber die Antwort abzuwarten, beschloß, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, am Dienstagabend eine Versammlung der Arbeiter, die Arbeit sofort niederzulegen. Es sind etwa 1800 bis 2000 Arbeiter ausständig. 8 In London hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Gewerkschaft der Kesselschmiede mit einer Mehrheit von etwa 5:2 einen Ausstand beschlossen, durch den eine Erhöhung der Akkordsätze für Nietarbeiten um 2 ½ % erkämpft werden soll.
In St. Petersburg wurde, „W. T. B.“ zufolge, gestern früh in allen kleinen und fast allen großen industriellen Unternehmungen die Arbeit niedergelegt. In einigen großen Fabriken, wie in den Obuchow⸗ und in den Putilow⸗Werten, wurde noch bis gegen 10 Uhr gearbeitet, worauf die Arbeiter nach Hause entlassen wurden. An einigen Stellen wurden Kundgebungen unter Entfaltung roter Flaggen versucht, die Polizei vereitelte aber alle diese Versuche. Bis zum Mittag war nirgends eine ernsthafte Störung der Ordnung vorgekommen.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Bauwesen
Einen Wettbewerb für Vorent bürfe zu einem Be⸗ bauungsplan des rechtsseitigen Havelgeländes gegen⸗ über dem Grunewald bei Berlin schreibt der Kreisausschuß des Kreises Osthavelland in Nauen bei Berlin mit Frist bis zum Preisen von 12 000, 9000 und 6000 ℳ sowie 6000 ℳ zu Ankäufen. Dem Preisgericht gehören u. a. an: Landesbaurat Geheimer Baurat Prof. Goecke in Berlin, Gebeimer Regierungsrat Dr.⸗Ing. Muthesius in Nikolassee, Architekt Prof. Bruno Möhring in Berlin, Prof. Richard Petersen in Berlin, die Baumeister Gestrich in Gatow a. d. Havel und Robert Guth⸗ man in Neu Kladow. Die Unterlagen für diesen Wettbewerb sind für 20 ℳ vom Bureau des Kreisausschusses in Nauen bei Berlin zu beziehen, die dem Bewerber zurückgezahlt werden. Sie können auch dort und im Berliner Architektenverein, in der Vereinigung Berliner Architekten, Berlin W. 66, Wilhelmstraße 92/93, und in der Provinzial⸗Bauberatungsstelle, Berlin W. 10, Matthäikirchstraße 20/21, eingesehen werden.
Literatur.
— Zu dem bevorstehenden Regierungsjubiläum Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist eine große Anzahl von Schriften erschienen, deren Verfasser es unternommen haben, das Lebensbild des Monarchen zu zeichnen und darüber hinaus die Bedeutung seiner bisherigen Re⸗ gierungszeit für das Deutsche Reich zu würdigen. Es kann sich selbstverständlich bei all diesen Versuchen nur um etwas Vorläufiges handeln, denn das Lebenswerk eines Zeitgenossen ist vorerst ein Bruchstück und wo es sich um einen machtvollen Herrscher handelt, dessen Tun und Lassen tiefen Einfluß auf den Verlauf der Geschichte ausübt, ist die Mitwelt um so wenigér imstande, zu einer sachlichen und abschließenden Würdigung zu ge⸗ langen. Und doch sind manche der zum Regierungsjubiläum ver⸗ faßten Skizzen durchaus nicht ohne Interesse und Wert; gewähren sie doch einen Einblick in die Wirkungen, die die Persönlichkeit des Monarchen auf die Gegenwart ausübt, und soweit sie von wohl⸗ unterrichteten, bedeutenden Männern herrühren, lassen sie auch sehr wohl schon gewisse Umrisse erkennen, in die sich das Bild des Kaisers, wie es einst vor der Nachwelt stehen wird, einfügen dürfte. Vor allem aber haben diese Lebensbilder den Wert, weite Volkskreise von neuem daran zu erinnern, wie tief die Beziehungen sind, die in Deutschland Volk und Kaiserhaus miteinander ver⸗ binden und wie die Arbeit dieser 25 Regierungsjahre allein des Reiches Größe und Wohlfahrt galt. Unter den vorliegenden Jubiläumsschriften sei in erster Linie des Büchleins gedacht, das der Generalfeldmarschall Freiherr v. d. Goltz unter dem Titel „Kaiser Wilhelm II. und das Vaterland’ bei Velhagen und Klasing hat erscheinen lassen (50 ₰). Der erprobte Soldat, dessen Urteil in milttärischen Dingen in der ganzen Welt von Gewicht ist, wendet sich in dieser knappen, aber inhaltsreichen Skizze, die vornehmlich alles das hervorhebt, was der Kaiser für die Wehrmacht des Reiches getan hat, in erster Linie an die wehrfähigen deutschen Männer in Landheer und Flotte. Darüber hinaus werden aber auch die wichtigsten Fragen der großen Politik gestreift, und der Versuch gemacht, die Bedeutung des abge⸗ laufenen Vierteljahrhunderts für Reich und Volk abzuwägen. So ist die Schrift schon wegen der Persönlichkeit ihres Verfassers für die weitesten Kreise von Interesse. Der Verfasser sieht in der bisherigen Regierungszeit des Kaisers eine Zeit des Sammelns und der Vor⸗ bereitung auf eine neue Lebensepoche des deutschen Volkes: für die großen Aufgaben der Zukunft, in der es gelten werde, sich kraftvoll zu behaupten. Der eifrige Förderer einer mannhaften Jugend⸗ erziehung schliet darum mit der Mahnung: „Erziehen wir die heutige Jugend zu einem tatkräftigen, harten, unerschrockenen Geschlecht, das sich des Friedens und seiner Arbeit freut, aber die Gefahren auch nicht scheut, unter denen wir ehemals groß geworden sind.“ — Als Schirmherrn des Friedens, Pfleger von Sitte und Frömmigkeit, als Förderer der Reichswohlfahrt, als Helfer der Armen und Bedrängten und als Wächter des Rechts schildert der Hof⸗ und Domprediger Ohly den Mon uchen, in seiner in demselben Verlag erschienenen Schrift „Kaiser Wilhelm II. Ein treuer Fürst⸗ (50 ₰). Das schlicht und warmherzig geschriebene Büchlein kann also als eine Ergänzung des vorgenannten gelten, indem es die unmittelbar auf die Volkswohlfahrt und den Kulturfortschritt gerichtete Arbeit des Monarchen würdigt und wpneich sein häusliches Leben in den Kreis der Schilderung zieht. Beide Büchlein sind mit zahlreichen guten Abbildungen versehen und von dem Verlag ge⸗ schmackvoll und würdig ausgestattet. Der billige Preis ermöglicht ihre weite Verbreitung. — Auch der Kaiser Wilhelm⸗Dank, Verein der Soldatenfreunde, hat eine empfehlenswerte, volkstümliche illustrierte Schrift „Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen“ herausgegeben (80 ₰). Mehrere Verfasser haben an ihr mit⸗ gearbeitet: Der Professor Dr. Schwarz schilderte die politische Tätig⸗ keit, der Oberstleutnant von Bremen die Sgge für Heer und Flotte und der Professor Dr. Parzer das bäusliche Leben des Kaisers. Auch diese Schrift verdient eine freundliche Aufnahme. — Schließlich sei einer umfangreicheren Darstellung gedacht, des Buches: Wilhelm II.“ 25 Jahre Kaiser und König, von Dr. Paul Meinhold⸗ Verlag von E. Hofmann u. Co. in Berlin (4 ℳ). Der Verfasser versucht in ihr, auch die innere und äußere Politik der letztverflossenen 25 Jabre in ihren Ursachen und Wirkungen zu analysieren und zu bewerten. Er verfolgt damit ein Ziel, das gegenwärtig nicht voll erreichbar ist. Der Versuch ist aber nicht ohne Geschick unternommen und man kann dem Verfasser zugestehen, daß er mit möglichster Sachlichkeit und Besonnenheit vorging und daß seine Darstellung von offenherzigem, vaterländischem Sinn ge⸗ tragen ist. 8
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Wie alljährlich veranstaltet die Königliche Gärtnerlehr⸗ anstalt in Berlin⸗Dahlem, Post Steglitz, einen Obst⸗ und Gemüseverwertungskursus für Damen, der in diesem Jahre bereits in der Woche vom 16. bis 21. Junit stattfinden wird. Das rejchhaltige Programm umfaßt das gesamte Gebiet der Obst⸗ und Gemüseverwertung, sodaß die Teilnehmerinnen Gelegenheit haben, ihr Wissen und Können nach dieser Richtung zu mehren. Der Unterricht,
1“
theoretisch und praktisch, wird von Spezialisten auf diesem Gebiete
erteilt. Prospekte mit Angabe der Unterrichtszeit versendet oben⸗ genannte Anstalt. Anmeldungen sind an den Direktor der Anstalt einzureichen. Das Unterrichts onorar beträgt für Deutsche 9 ℳ, für Ausländer 18 ℳ nebst 5 ₰ Postbestellgeld.
Saatenstand und Weinhandel in Südfrankreich.
Die Witterung des April war im allgemeinen für die Landwirct⸗ schaft in Südfrankreich wenig günstig. Starke Regenfälle in der ersten Hälfte des Monats, zum Teil verbunden mit Ueker⸗ schwemmungen, hatten zur Folge, daß die Frühjahrsbestellung nur langsam vor sich ging und Unkraut und Schneckenfraß überhand nahmen. Der plötzlich eintretende Frost, der vom 13. bis 15. April dauerte, hat zum Teil erheblichen Schaden angerichtet. Am meisten gelitten haben die Obstbäume, deren Ernte zum großen Teil vernichtet worden ist. Auch die künstlichen Wiesen, Gemüse und Frühkartoffeln haben nicht unbedeutenden Schaden gelitten. Nach dem Frost setzte wieder eine längere Regenzeit ein, die wohl einen Teil der Frostschäden milderte, aber die Bestellungsarbeiten weiter hinauszögerte. Mit dem Kartoffellegen konnte erst gegen Ende des Monats wieder begonnen werden. Auch die Weinreben sind durch den bis auf 50 heruntergehenden Frost hart mitgenommen worden; doch scheinen die Schädigungen geringer zu sein, als anfänglich befürchtet wurde. Besonders stark elitten haben frühe Sorten, wie Aramon und ähnliche; die Reb⸗ gtocke in der Ebene haben stärker gelitten als die auf den Hängen.
Die Preise sind seit Mitte April um etwa 2—3 Fr. für den Hektoliter gestiegen, aber das Geschäft ist sehr still und der Verbrauch im März war um 420 000 hl geringer als im Februar⸗ (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Marseille vom 7. Mai 1913.)
Getreidemarkt in Italien während des Monats April 1913. Weichweizen: Die Aufwärtsbewegung der Preise, die im Vormonat eingesetzt hatte, nahm im Berichtsmonat zu und zwa infolge der politischen Spannung, des ungünstigen Wetters sowi infolge der Zurückhaltung der argentinischen Verkäufer und der ver⸗ ringerten Verschiffungen von dort. Erst seit wenigen Tagen ist ein Rückschlag eingetreten, der zeitlich mit der Lösung der Skutarifrage zusammenfällt. Die Ursprungsforderungen Argentiniens sind aller⸗ dings in den letzten Tagen nur unwesentlich zurückgegangen, aber Nordamerika und die Terminmärkte verzeichnen wesentliche Preisreduktionen, denen sich auch unser Markt nicht ver⸗ schließen konnte. Die Vorräte an inländischem Weizen sollen seh zurückgegangen sein; die Preise für diesen Weizen haben in der Ta einen hohen Stand erreicht und würden Aufkäufe auf den ober italienischen Inlandmärkten von nur 5000 t eine Hausse von mehreren Liren für je 100 kg hervorrufen. In Oberitalien und in Apulien wird dieses Jahr eine sehr gute Ernte erwartet; die Berichte aus Sizilien lauten dagegen nicht sehr günstig. Infolge Verspätungen einiger Dampfer verteilen sich die hier anfangs Mai eintreffenden Zufuhren auf einen größeren Zeitraum, wodurch eine weniger preis⸗ drückende Einwirkung auf den hiesigen Markt erwartet wird, als bis⸗ her angenommen wurde. In den hiesigen Silos liegen zurzeit recht geringe Mengen (etwa 6000 t) Weichweizen.
Hartweizen ist im Preise sehr zurückgegangen. Die Preise haben sich denen für Weichweizen stark genähert.
Mais: Das Geschäft in neuem Platamais ist bereits im Gange, doch warten die Käufer im allgemeinen noch niedrigere Preise ab, um ihren Hauptbedarf zu decken. Alte Ware, die noch in geringen Mengen vorhanden ist, wird jetzt abgesetzt. Mittels Postdampfer ist bereits ein Posten neuen Rotplatamaises von ausgezeichneter Güte eingetroffen; der Sendung wird jedoch nicht viel Wert beigemessen, .. ersten Partien von dort stets aus ausgesucht schöner Ware
estehen.
Hafer: Das Geschäft stockt infolge der hohen Forderungen der argentinischen Verkäufer, während für hiesige Artikel hier keine Stimmung ist. Ware anderer, als argentinischer Herkunft wird hier nicht gehandelt. Nach der amtlichen Statistik betrug die Einfuhr von Hart⸗ und Weichweizen nach Italien vom 1. Januar bis 31. März d. J. 522 798 t gegenüber 308 525 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
1 Mai stellten sich die Preise für 100 kg eif Genua wie folgt:
Donau⸗Weizen, prompte Verschiffung, 22 ½ — 22 ¼ Fr.; Plata⸗ Barusung, 78 kg, Mai⸗Verschiffung, 22 — 21 ¾ Fr.; Plata⸗Rosafé, 77 kg, 21 ⅝ Fr.; Ulka Taganrog, schwimmend, 21 Fr.; desgl., prompte Ver⸗ schiffung, 21 Fr.: Hardwinter Nr. 2, 22 — 21 ½ Fr.; Northern Spring Nr. 1, 22 — 21 ⅞ Fr.; desgl., Mai⸗Verschiffung 21 75 Fr.; italtenischer Landweizen, lombardische Mittelqualität, 30 ½ — 30 ¼ Lire franko Mailand; Mehl Ia. weiß, je nach Marke und Müller 36 ¾ bis 37 ½ Lire franko Genua; Novorossisk⸗Hartweizen, ladend Mai, 22 ½ Fr.;, Taganrog⸗Hartweizen 22 ⅜⅞ Fr.; desgl., ladend Mai und Juni, 22 ½ Fr., eif Golf Neapel und andere Häfen; Plata⸗Mais, gelbrot, Mai⸗Verschiffung, 14 ½ Fr.; desgl., Juni⸗ Juli⸗August⸗Verschiffung, 14 Fr.; desgl., rot, ¾ höher; italienischer Mais, inländische Mittelqualität 18 — 19 ½ Lire franko Mailand; Plata⸗Hafer, 45 kg, Ursprung per Mai, 15 Fr.: desgl, schwimmend und 2. Hand per Mai, 15 Fr.; italienischer Hafer, inländische Mittel⸗ qualität, 20 ¾ — 21 Lire franko Mailand.
Die in Genua lagernden Getreidevorräte wurden geschätzt
am 818 1913 am 99. 1. 103 2Z 219 600 18 500 26 000
Weichweizen Hartweizen. Mais. Roggen 2 900 Hafer. 35 000 “ n Savona betrugen die Preise für We 31,10 Lire für 100 kg; eingeführt wurden 6484 da. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Genua vom 8. Mai 1913.)
Saatenstand im Staat Kansas gegen Ende April 1913.
Das Ackerbauamt des Staates Kansas hat seinen ersten dies⸗ jährigen Saatenstandsbericht am 24. April veröffentlicht. Er stellt die Lage am 19. April dar, berücksichtigt aber in einer Nachschrift noch die für die Winterweizensaaten so nötig gewesenen Regenfälle seitdem. Darnach sind die Aussichten zurzeit glänzend.
Winterweizen. Von 7 636 282 Acres (zu 40,47 a) im Herbste 1912 geschätzter Anbaufläche sind nach Auswinterung von nur etwa 5 v. H. 7 255 080 Acres unter dem Halm verblieben, also 1 190 080 Acres mehr als im letztjährigen April berechnet wurden.
u bemerken ist, daß die Aprilschätzungen in der Regel später berichtigt werden müssen. So waren im vorigen April 6 065 000 Aeres Anbaufläche geschätzt worden; es ist aber schließlich von 6 195 319 Acres geerntet worden. In anderen Jahren war die Erntefläche auch wohl kleiner als die Aprilschätzung erwarten ließ. Die Qualitätszahl, d. i. die Prozente des Normalstandes 100, wird mit 89,58 angegeben, also 8,38 höher als im Vorjahre. Dies ist das beste Prädikat seit 1908. Darnach verspricht der heutige Saatenstand eine Eernte, die die bisherige Rekordziffer noch bet weitem übersteigen würde. Die Gefahrenzeit s die junge Pflanze ist aber noch nicht abgeschlossen. Immerhin gestattet der vorzügliche Zustand des Bodens, der aus allen Teilen des Staates mit Ausnahme des Süd⸗ westens gemeldet wird, ein vorläufiges Festhalten an der Hoffnung auf eine ungewöhnlich ergiebige Winterweizenernte. Im Südwesten war über strichweise Trockenheit, Sand⸗ und Drehstürme, auch über Heuschrecken zu klagen. Im Osten aber werden aus drei Counties eine Qualitätszahl von 103, aus vier eine solche von 100 und aus einer langen Reihe von weiteren Counties Qualitätszahlen
n 90 — 98 gemeldet. Ueber tierische Schädlinge verlaultet wenig.