Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Adoptivsöhnen des Wirklichen Geheimen Rats Leo von Graß auf Klanin in Westpreußen, Gebrüdern Heinrich Gustav Theodor und Gerhard Marx Georg Behrend ge⸗ nannt Graß den Adel unter der Namensform ,Behrend ge⸗ nannt von Graß“ zu verleihen. W“ Nw-G 8 ““ 8 Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Regierungs⸗ und Baurat Karl Hagemann in Düsseldorf den Charakter als Geheimer Baurat, dem Landgerichtsdirektor Dr. Franz Laarmann, dem Landgerichtsrat Edmund Baur und dem Amtsgerichtsrat Anton Hüesker, sämtlich in Essen (Ruhr), den Charakter als Geheimer Justizrat sowie dem Rechnungsrevisor bei dem Landgericht in Essen 885 Franz und dem Obersekretär bei demselben Gericht Boneko den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen, erner infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Braunsberg getroffenen Wahl den juristischen Hilfsarbeiter bei der Stadtverwaltung in Braunsberg Bruno Fritsch als be⸗ soldeten Beigeordneten dieser Stadt für die gesetzliche Amts⸗ dauer von zwölf Jahren und infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Oschersleben getroffenen Wahl den Rechnungsrat Kreuel da⸗ selbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Oschersleben
82
für fernere sechs Jahre zu bestätigen.
8 ——
b Auf den Bericht vom 21. April d. J. will Ich der Hafen⸗ betriebsgesellschaft Wanne⸗Herne mit beschänkter Haftung in Wanne auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (Gesetzsamml. S. 221) hierdurch das Recht verleihen, das Grundeigentum, das zur Ausführung der in dem zurück⸗ folgenden Plane dargestellten Erweiterung des Hafens Wanne erforderlich ist, im Wege der Enteignung dem Eigentümer zu entziehen oder es zu beschränken.
Neues Palais, den 30. April 1913. Wilhelm R. von Breitenbach. Sydow. von Dallwitz.
An die Minister der öffentlichen Arbeiten, für Handel ind Gewerbe und des Innern. .
Der Rechtsanwalt Dr. Mumm in Heide ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Kiel mit Anweisung seines Amtssitzes in Heide ernannt worden.
“ 1u“ 8 1
1“
“ Königliche Generallotteriedirektion. Plan
zur 3. Preußisch⸗Süddeutschen (229. Königlich preußischen) Klassenlotterie,
bestehend aus 428 000 Stammlosen und 40 000 Freilosen mit 214 000 in 5 Klassen verteilten Gewinnen und zwei Prämien.
1 Erste Klasse. 1 Zweite Klasse. (Ziehung am 9. u. 10. Juli 1913.) (Ziehung am 8. u. 9. August 1913.) “ Gewinne “ ℳ 2 zu 20 000 . 80 000 . 40 000 . 20 000 „ 20 000 . 18 000
10 000 30 000 30 000 111
96 912 192
20 000
S. 357) sind bekannt gemacht:
Genehmigung eines Nachtrags zum Statut der Zentrallandschaft fü die Preußischen Staaten vom 21. Mai 1873, durch die Aüchaftafür
475 100 10 000 Freilose zu 32 ½ rund 323 333 10 000 Freilose zu 32 ½ rund 323 333
10000 Gew. u. 10000 Freil. 1 084 433 [10000 Gew. u. 10000 Freil. 1663 525
Dritte Klasse.
Vierte K 1 (Ziehung am 10. u. 11. Sept. 1913.) r101 12 1
s Oktbr. 1913.)
9506
Gewinne 2 zu 2
2 10 20 50
100 300
30 000
20 000
25 000
40 000 990 000 1 368 864 9506 2 1 825 152
10 000 Freilose zu 32 ⅞ rund 323 333 10 000 Freilose zu 32 ⅛ rund 323 333
120 000
10000 Gew. u. 10000 Freil. 2 277 197 10000 Gew. u. 10000 Freil. 2988 485
Fünfte Klasse. 8 (Ziehung vom 7. November bis 3. Dezember
2 zu Gewinne
Verleihung des Enteignungsrechts an die Ueberlandzentrale Stettin, Aktiengesellschaft in Stettin, für die Anlagen zur Leitung und Ver⸗ teilung des elektrischen Stromes innerhalb der Kreise Randow, Greifen⸗ hagen, Ueckermünde und
Verleihung des Enteignungsrechts an den preußischen Staat für die im § 1 des Gesetzes vom 20. Juli 1910, betreffend den Nogatabschluß, vorgesehenen Anlagen, durch die Amtsblätter
Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis hn eö K urch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Königsberg Nr. 18 S. 263, ausgegeben am 3. Mai 1913.
kirchenrats, Wirkliche Geheime Rat D. Voigts.
1 Abschluß. Einnahme.
Einsatz abzüglich der Schreib⸗ gebühr
Nachzahlung auf die und der Vorklassen
Reichs⸗ llose. seammel⸗ der Freiloser abgabe.
ℳ ℳ ℳ
Gesamt⸗
einnahme.
13 838 667 13 838 667 13 515 333 13 838 667 13 515 333 14 162 000 —. 418 000 10 000 [13 515 333 970 000 14 485 333 .I 418 000 10 000 13 515 334 1 293 332 14 808 666
Zum Ausgleich d. Schlußsumme — — 135
323 333 418 000 10 000 646 667
67 900 000 3 233 332 71 133 468 In Einnahme u. Ausgabedurchlaufender Betrag d. Freilosee 1 293 332 v Ueberhaupt
Ausgabe.
Betrag
der baren Gewinne. der Freilose. Gesamtausgabe. ℳ
323 333 1 084 433 323 333 1 663 525 323 333 323 333 — 64 413 160
1 293 332
Ueberhaupt 72 426 800
Vorstehender Plan der 3. Preußisch⸗Süddeutschen (229. Königlich preußischen) Klassenlotterie wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Die Lose erster Klasse dieser Lotterie werden von den zuständigen Lotterieeinnehmern vom ersten Tage nach Beendigung der Ziehung fünfter Klasse der 2. Preußisch⸗Süddeutschen (228. Königlich preußischen) Klassen⸗ lotterie ab ausgegeben werden.
Berlin, den 20. Mai 1913.
Königlich Preußische Generallotteriedirektion. tr Ulrich. Däu mling
1 340 192 1 953 864 2 665 152 64 413 160
71 133 468
761 100
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 19. der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter Nr. 11 280 die Hinterlegungsordnung, vom 21. April 1913, und unter Nr. 11 281 das Rawagesetz, vom 21. April 1913 Berlin W. 9, den 22. Mai 1913. Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.
“ Bekanntmachung. Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml.
1) der Allerhöchste Erlaß vom 22. Januar 1913, betreffend die
der Königlichen Regierung in Danzig Nr. 8 S. 55, ausgegeben am 22. Februar 1913,
der Königlichen Regierung in Marienwerder Nr. 9 S. 75, aus⸗ gegeben am 1. März 1913,
der Königlichen Regierung in Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 7 S. 75, ausgegeben am 15. Februar 1913,
der Königlichen Regierung in Frankfurt a. O. Nr. 7 S. 55, ausgegeben am 15. Februar 1913,
der Königlichen Regierung in Stettin Nr. 8 S. 70, ausgegeben
8 * Febehe 1913, 8
er Königlichen Regierung in Köslin Nr. 7 S. 41, ausgegeben am 15. Februar 1913, 88
der Königlichen Regierung in Stralsund Nr. 7 S. 27, aus⸗ gegeben am 15. Februar 1913,
der Königlichen Regferung in Bromberg Nr. 7 S. 65, aus⸗ gegeben am 15. Februar 1913,
der Königlichen Regierung in Liegnitz Nr. 7 S. 53, ausgegeben am 15. Februar 1913,
der Königlichen Regierung in Magdeburg Nr. 8 S. 65, aus⸗ gegeben am 22. Februar 1913,
der Königlichen Regierung in Merseburg Nr. 7 S. 71, aus⸗ gegeben am 15. Februar 1913,
der Königlichen Regierung in Erfurt Nr. 7 S. 39, ausgegeben am 15 Febrar 1913, und
der Königlichen Regierung in Schleswig Nr. 7 S. 61, aus⸗
8 gegeben am 15. Februar 1913; 2) der Allerhöchste Erlaß vom 10. Februar 1913, betreffend die
nünde renzlau, durch die Amtsblätter der Königlichen Regierung in Stettin Nr. 15 S. 147, aus⸗ gegeben am 12 April 1913, und der Königlichen Regierung in Potsdam und der Stadt Berlin 1 Nr. 17 S. 213, ausgegeben am 26. April 1913; 3) der Allerhöchste Erlaß vom 17. März 1913, betreffend die
der Königlichen Regierung in Danzig Nr. 16 S. 143, aus⸗ gegeben am 19. April 1913, und
der Königlichen Regierung in Marienwerder Nr. 16 S. 130, ausgegeben am 19. April 1913;
4) der Allerhöchste Erlaß vom 15. April 1913, betreffend die
Heilsberg für die
in Heilsberg,
Angekommen: Seine Exzellenz der Präsident des Evangelischen Obe
72 426 800
v111A4AX“*“*“
1 Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 22. Mai 1913.
Zur Vermählungsfeier Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Viktoria Luise traf, wie „W. 88 88 nbebe 18 morgen Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Luise von Baden auf dem Anhalter Bahnhof ein, wo ihr ein herzlicher Empfang bereitet wurde. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin waren mit Ihren König⸗ lichen Hoheiten den Prinzessinnen Eitel⸗Friedrich und August Wilhelm und dem Prinzen Adalbert zur Be⸗ grüßung erschienen und geleiteten die hohe Frau nach dem alten Palais. Mit demselben Zuge waren Seine Königliche Hoheit der Fürst Wilhelm von Hohenzollern mit Prinzessin⸗Tochter und Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Maximilian von Baden mit Gemahlin angelangt. Eine Stundel später trasen Seine Königliche Hoheit der Herzog von Cumberland Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, seine Ge⸗ mahlin und die Prinzessin Olga auf dem Anlhalter Bahnhof ein. Zum Empfange der hohen Eltern des Bräutigams waren Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses sowie zahlreiche Würdenträger der Staats⸗ und Militärbehörden anwesend. Nach herzlicher Begrüßung fuhren die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften unter Geleit einer Eskadron des Gardekürassierregiments und unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung nach dem Königlichen Schloß, wo Empfang und großer Vortritt stattfand, zu dem sich die Palast⸗ und Ehrendamen Ihrer Majestät der Kaiserin, die sämtlichen Hofchargen, der Minister des König⸗ lichen Hauses und der Chef des Geheimen Zivilkabinetts eingefunden hatten. Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin Luise von Baden hatte sich ebenfalls nach dem begeben und begrüßte hier die cumberländischen Herr⸗ schaften.
Um 11 ½ Uhr traf auf dem Anhalter Bahnhof der Hofzug mit Seiner Majestät dem Kaiser von Rußlaud, der heute zum ersten Male in den Mauern Berlins weilt, ein. Zur Begrüßung waren Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König von England, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich Leopold, Eitel Friedrich, Adalbert und Friedrich Wilhelm, ferner der Reichskanzler, die Staatssekretäre von Tirpitz und von Jagow, der Kriegsminister von Heeringen, der Chef der Generalordenskommission General der Infanterie von Jacobi, der Kommandeur des Gardekorps Freiherr von Plettenberg, die Generalobersten von Plessen und von Kessel, der General der Infanterie Freiherr von Lyncker, der Admiral von Müller, der Chef des Zivilkabinetts von Valentini, der Kommandant von Berlin, Generalmajor von Bonin, der Polizeipräsident von
8
Jagow u. a. erschienen. Während der Vorstellung der Prinzen und des beiderseitigen Gefolges spielte die Regimentsmusik des 1. Garderegiments zu nn das auch die Ehrenkompagnie ge⸗ stellt hatte. Danach erfolgte unter Geleit der 1. Eskadron des 2. Gardedragonerregiments die Abfahrt der Fürstlichkeiten nach dem Königlichen Schlosse in offenem Wagen. Unterwegs wieder⸗ holten sich dieselben Ehrenbezeugungen wie am Tage vorher bei dem englischen Herrscherpaar. Beim Herannahen der Majestäten wurde regimenterweise präsentiert, das Spiel ge⸗ rührt und ein Hurra ausgebracht. Beim Kreuzen der Friedrich⸗ straße setzte das Abfeuern des Ehrensaluts von 101 Schüssen ein. Auf dem großen Schloßhofe stand eine Ehrenkompagnie des Kaiser Alexander Gardegrenadierregiments Nr. 1, deren Front der Kaiser und der Zar abschritten, und deren Vorbeimarsch sie entgegennahmen. Hierauf empfing am Eingang zur Wil⸗ helmschen Wohnung Ihre Majestät die Kaiserin mit den Prinzessinnen des Königlichen Hauses und des Hauses Hohen⸗ zollern sowie den Prinzessinnen aus anderen souveränen deutschen Häusern den Zaren. Gleichzeitig fand großer Vor⸗ tritt statt, zu dem sämtliche Hofchargen, der Minister des Königlichen Hauses und der Chef des Geheimen Zivilkabinetts sich versammelt hatten.
Ferner sind zu Hochzeitsfeierlichkeiten hier eingetroffen: Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzoge von Baden, Hessen und Mecklenburg⸗Schwerin nebst Gemahlinnen, der Prinz Heinrich von Bayern, der Prinz Waldemar von Dänemark mit seinen Söhnen, den Prinzen Aage und Axel, Ihre Hoheiten der Prinz Triedrich Karl von Hessen und der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen mit Gemahlinnen und andere Fürstlichkeitten. 114“X“
„In der am 21. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück abge⸗ haltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz im Königreiche Bayern die Zustimmung erteilt. Zugestimmt wurde ferner der Vorlage, betreffend das Abkommen zur Vereinheitlichung des Wechselrechts vom 23. Juli 1912 nebst der zugehörigen Einheitlichen Wechsel⸗ ordnung, dem Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend Ueber⸗ gangsbestimmungen zur Reichsversicherungsordnung, der Vorlage, etreffkend Ausführung der §§ 366, 367 des Versicherungs⸗ gesetzes für Angestellte, und der Vorlage, betreffend Aenderung der Zuckersteuerausführungsbestimmungen. Der vom Reichstag beschlossene Entwurf eines Wehrgesetzes für die Schutzgebiete gelangte zur Annahme. Zu Beschlüssen des Reichstags über verschiedene Fivs: wurde Stellung genommen. Die Wahl von Mitgliedern der Technischen Auf⸗ sichtskommission für die Untersuchungs⸗ und Prüfstelle des Deutschen Azetylenvereins zu Berlin wurde vollzogen. Dem⸗ nächst wurde über die Neubildung des Börsenausschusses für eine weitere fünfjährige Wahlperiode, über die Festsetzung des Ruhegehalts von Reichsbeamten sowie über eine Reihe von Anträgen und Eingaben Beschluß gefat.
Mai und S. M. Flußkbt.
Meldung des „W. T. B.“ sind am 220.
Laut S. „Möwe“ in Sansibar au“ in Canton eingetroffen.
8
Hamburg.
Die Bürgerschaft hat nach einer Meldung des W. T. B.“ auf den Antrag des Senats der Gesellschaft Seemannshaus für Unteroffiziere und Mann⸗ schaften der Kaiserlichen Marine einen 6000 çm großen Platz in Cuxhaven zum Bau und Betrieb eines See⸗ mannshauses zur Verfügung gestellt.
Oesterreich⸗Ungarn.
Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte in der gestrigen Sitzung die erste Beratung des Budgetprovi⸗ soriums fort.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wandte sich im Laufe der Debatte der tschechische Agrarier Staniek gegen die äußere Politik Oesterreich⸗Ungarns. Er führte aus, daß die Monarchie auf dem Balkan nicht mit Gewalt auftreten dürfe, wenn sie sich w schaffen wolle. Sie hätte mit den Baltanstaaten einen Vertrag schließen sollen, daß die albanesische Küste unbefestigt bleibe. Ein künstliches Albanien werde den Frieden auf dem Balkan nicht sichern. Auch die innere Politik der Monarchie müsse der nationalen Zusammensetzung des Staats an⸗ gepaßt sein. Die Tschechen wollten einen Ausgleich, aber nicht um jeden Preis, sie wollten die Gleichberechtigung beider Völker in den böhmischen Ländern. — Der Christlich⸗Soziale Stöckler betonte, daß die auswärtige Politik Oesterreich⸗Ungarns vollständig im Recht gewesen sei, die Interessen der Monarchie zu wahren und zu sichern. Er begreife nur nicht die Geheimnistuerei des Auswärtigen Amts während des Krieges. Die militärische Bereitschaft sei absolut not⸗ wendig gewesen, um vor Ueberraschungen geschützt zu sein. — Der Sozialdemokrat Dr. Adler verwies auf die große wirtschaftliche Not der breiten Bevölkerung und warf der Leitung der inneren Politik vor, daß sie fortgesetzt Mißgriffe begehe. Heute wisse man, daß die Kriegsgefahr nicht von außen, sondern von innen gekommen sei, daß sie eine fingierte, vom Literarischen Bureau herbeigeführte sei. Wenn die Monarchie zu Beginn des Balkankrieges den Balkan⸗ staaten volle Freiheit ihrer Aktion gelassen und von ihnen nur ein selbständiges Albanien mit Skutari verlangt hätte, so wäre dieses Ziel wahrscheinlich billiger ohne kriegerischen Aufwand zu er⸗ reichen gewesen. Die Sozialdemokraten hätten nur die schärfste Ver⸗ urteilung der Politik dieser Regierung. — Der italienische Abgeordnete Pitacco protestierte gegen die fortschreitende Slawisierung Triests und des Küstenlandes, die den Zielen des Bündnisses mit Italien zuwiderlaufe. Das Verhalten der Regierung und der Parteien zur italienischen Rechtsfakultät sei illovyyval und könne nicht ohne Rück⸗
wirkung auf die öffentliche Meinung Italiens bleiben.
Großbritannien und Irland.
Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, hat der serbische Delegierte Nowakowitsch dem Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen Amts Sir Edward Grey die Aenderungen, die die Verbündeten für den Entwurf der Friedensbedin⸗ gungen in Vorschlag bringen, gestern abend mündlich mit⸗ geteilt. Obwohl gleichzeitig ein Schriftstück übergeben wurde, ist dies doch technisch keine offizielle Note, da den Regierungen der Balkanstaaten die Bestimmungen des Ent⸗ wurfs für den Friedensvertrag bisher noch nicht offiziell über⸗ mittelt worden sind. Unter den in Vorschlag gebrachten Aenderungen befindet sich eine Bestimmung, die erklärt, daß die Delegierten der Balkanstaaten bei der Finanzkommission in Paris dieselbe Stellung haben sollen, wie die der Groß⸗ mächte. Die Verbündeten schlagen serner vor, daß alle Ver⸗ träge, die vor dem Kriege in Kraft waren, gleich nach Unter⸗ zeichnung der Friedenspräliminarien wieder in Kraft treten und in Kraft bleiben sollen, bis sie durch Abkommen ersetzt werden, die einen Teil des endgültigen Friedensvertrages bilden. Ein weiterer Paragraph, betreffend einen Ausgang nach der See für Serbien und eine Eisenbahn durch Albanien, werde unnötig sein, falls von allen Mächten in dieser Hinsicht befriedigende Zusicherungen gegeben würden. Die Ver⸗ bündeten meinen, daß die verlangten Aenderungen nicht der Art sind, daß sie auf einen Einwand stoßen könnten. Sie würden alsdann bereit sein, die Friedenspräliminarien zu unterzeichnen. v“ 8
Der Senat hat in der gestrigen Sitzung das Marine⸗ budget angenommen.
— Der von dem Deputierten Paté im Namen des Heeresausschusses erstattete Bericht über die dreijährige Dienstzeit stellt laut Meldung des „W. T. B.“ zunchse fest, daß Frankreich im Falle eines Krieges zu Beginn der Operationen nur auf seine eigenen Kräfte zählen dürfe, und untersucht so⸗ dann, welche Stellung die deutsche Armee nach Durchführung der Wehrvorlage gegenüber der französischen Armee haben werde. Die Friedensstärke der deutschen Armee werde — die Offiziere nicht mitgerechnet — 863 000 Mann aufweisen. Die Wehrvorlage, für die die Orientereignisse zum Vor⸗ wand gedient hätten, werde eine doppelte Wirkung haben: Das deutsche Heer werde erstens imstande sein, mit größerer Geschwindigkeit und stärkerer Macht, als früher, gleich zu Be⸗ ginn der Mobilisierung einen Angriff zu versuchen, zweitens die gesamten Operationen mit Mannschaften zu beginnen, die jünger und moralisch und körperlich geeigneter sein werden als die der französischen Armee. Während also Deutschland in einer nahen Zukunft über 863 000 wohl⸗ geschulte und modern ausgerüstete Soldaten verfügen werde, könne Frankreich, wenn man von den algerischen Hilfstruppen Wund den nach Marokko entsandten Mannschaften absehe, nur über 480 000 Mann verfügen, die dem Deckungsbedürfnis entsprechen und den Kern der mobilisierten Armeekorps bilden sollen. Das Gesetz von 1905 über die zweijährige Dienstzeit habe zwar die vorgesehenen Mannschaftsbestände ergeben, aber die Zahl der Kapitulanten sei hinter den Erwartungen zurück⸗ geblieben. Ueberdies habe die Infanterie dazu dienen müssen, die neuen Waffengattungen (Luftschiffer, Telegraphenkompagnien usw.) mit Mannschaften zu versorgen. So sei es gekommen, daß nach der Entlassung der Jahresklasse im September vorigen Jahres die nicht verstärkten Kompagnien einen Bestand von nur 50 — 75 Mann hätten. Patés Bericht schließt:
„Die Regierung, in Uebereinstimmung mit der öffentlichen Meinung, die durch einen sicheren Instinkt geleitet wurde, mußte darauf sehen, nicht durch die gewalttätige Verwirklichung einer Drohung überrascht zu werden, die in der Luft lag und noch nicht verschwunden
Der Gesetzentwurf über die dreijährige Dienstzeit entspricht der Notwendigkeit des Augenblicks und den Forderungen der Zukunft selbst
ür den Fall, daß bei unseren Nachbarn neue Verstärkungen statt⸗ fänden. Die jetzt von dem Lande geforderte Anstrengung bedeutet ein
axtmum, aber es ist notwendig und wird allen Möglichkeiten ge⸗ recht. Keine politische oder persönliche Rücksicht darf ihre Annahme verzögern oder ihre Reichweite einschränken.“
— Der Berichterstatter des von dem Budgetausschuß der Kammer ernannten Unterausschusses zur Ueberwachung der Ausgaben für die Durchführung des Gesetzes über die drei⸗
jährige Dienstzeit Bénazet hat mit dem zuständigen Ab⸗ teilungschef des Kriegsministeriums eine Besprechung gehabt und obiger Quelle zufolge eine Verringerung der ursprüng⸗ lichen Kreditforderung um etwa 50 Millionen durch⸗ geseßt. Die sozialistisch⸗radikale Gruppe hat ihren Vertreter im Verbande der linksrepublikanischen Parteien beauftragt, sich einem etwaigen Widerspruche gegen den Beschluß der Re⸗ gierung, die Kredite ohne vorherige Zustimmung des Par⸗ laments zu verwenden, anzuschließen.
— Der mit der Untersuchung über die Vorfälle in Toul und Belfort betraute General Pau hat kraft der ihm vom Minister übertragenen Vollmacht, wie „W. T. B.“ meldet,
entschieden, daß alle an den Kundgebungen in Toul beteiligten
Rädelsführer und Helfershelfer in die Strafkompagnien geschickt werden. Die infolge der Zwischenfälle getroffenen Maßregeln werden den Truppen aller Armeekorps mitgeteilt werden. Die Untersuchung des Generals Pau hat sich in erster Linie auf die Vorkommnisse erstreckt, die eine sofortige Maßregelung notwendig machen, da sie aus öffentlichen Kundgebungen und disziplin⸗ widrigen Handlungen, deren Urheber sofort ermittelt wurden, herrühren. Die Untersuchung wird sich weiter auf die Ursachen der Bewegung erstrecken, die offenbar von langer Hand vor⸗ bereitet war, und wird sich ferner mit den Agitations⸗ und Propagandamitteln, die in den Kasernen angewendet worden sind, befassen.
Mehrere Pariser Blätter veröffentlichen den Wortlaut eines Aufrufes, der am vergangenen Freitag unter der Besatzung von Toul verbreitet worden ist. Das Schriftstück fordert die Soldaten auf, sich gegen den von der Kammer beschlossenen Staatsstreich aufzulehnen und zu Gewalt und Gesetzwidrigkeiten ihre Zuflucht zu nehmen. In allen Regimentern Frankreichs, besonders aber im Osten, würden gleichzeitig Kundgebungen stattfinden. Der Schluß lautet: „Nieder mit den Militär⸗ vorlagen, nieder mit den drei Jahren!“
Die antimilitaristischen Kundgebungen im Heere dauern obiger Quelle zufolge fort.
In Commercy und Lérouville (Dep. Meuse) versammelte sich eine Anzahl Soldaten des 154. und 155. Infanterieregiments Abends auf dem Kasernenhof und gab ihrer Unzufriedenheit über die Zurückbehaltung der Jahresklasse 1910 dadurch Ausdruck, daß sie die Internationale sang. Die Regimentsobersten schritten ein und machten der Demonstration ein Ende. Von jedem Regiment wurden etwa 10 Soldaten nach dem Gefängnis geführt.
In Nancy veranstalte eine Anzahl Soldaten des 8. Artillerie⸗ regiments in einem Mannschaftszimmer eine Kundgebung gegen die dreijährige Dienstzeit und sang die Internatkonale. Mehrere Artilleristen wurden ins Gefängnis abgeführt und die Mannschaften der betreffenden Batterien mit Kasernenarrest bestraft. In der Nacht wurden in ver⸗ schiedenen Kasernen kleine Anschlagzettel angeklebt, die gegen die Zu⸗ rückbehaltung der Jahresklasse 1910 Einspruch erheben und die Soldaten auffordern, sich am nächsten Sonntag auf dem Stanislausplatze an einer Kundgebung zu beteiligen.
In Chäalons sur Marne versuchten einige Artilleristen eine Kundgebung gegen die Zurückbehaltung eines Jahrgangs bei den Fahnen, gingen jedoch auf Zureden eines Unteroffiziers auseinander.
Staatsrat hat nach einer Meldung des „W. T. B. trotz der Opposition der Regierung beschlossen, in die Dis⸗ kussion über den von der Duma angenommenen Gesetzentwurf einzutreten, wonach diejenigen, die ihre Studien auf Real⸗ schulen, Handelsschulen, im Kadettenkorps oder in Priester⸗ seminaren beendet haben, zur Universität zugelassen werden.
Schweden.
Der Reichstag hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, nach lebhafter Debatte den Regierungsentwurf über die allge⸗ meine Altersversicherung mit einigen vom Ausschuß vorgeschlagenen und von der Regierung gebilligten Aenderungen angenommen. Der Gesetzentwurf fand bei allen Parteien günstige Aufnahme und wurde mit 111 Stimmen gegen 28 in der ersten Kammer und mit 172 Stimmen gegen in der zweiten Kammer angenommen.
Türkei.
Da die griechische Regierung neuerdings erklärt hat, daß sie sich dem Rücktransport der türkischen Westarmee aus Albanien nicht widersetzen werde, werden türkische Transportschiffe die Beförderung der Truppen unbehindert vor⸗ nehmen können.
Rumänien.
Im Senat schlug gestern der frühere Minister Istrati vor, zum Andenken an den römischen Ursprung der rumänischen Nation in Bukarest eine bronzene Nachbildung der Trajanssäule zu errichten. Der Minister des Innern Dake Joneseu erklärte, die Regierung schließe sich diesem Vorschlage an und werde den erforderlichen Kredit gewähren.
öa114“*“
Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge ist dem ameri⸗ kanischen Staatsdepartement mitgeteilt worden, daß Japan die amerikanische Antwort auf die japanischen Vorstellungen hin⸗ sichtlich der californischen Landerwerbsgesetzgebung für Ausländer günstig aufgenommen habe, sodaß die Lage jetzt besser erscheint.
— Der merxikanische Kongreß hat vorgestern, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, den Vertrag über die sechs⸗ prozentige Anleihe von 20 Millionen Pfund Sterling mit einem Emissionskurse von 90 Proz. angenommen. Die Anleihe ist in zehn Jahren tilgbar und wird durch 38 Proz. der Zolleinnahmen garantiert. Sie ist mit französischen Bankiers abgeschlossen, aber englische Interessenten nehmen an der Emission teil. Der Kongreß wird noch einige Einzelheiten des Vertrags zu beraten haben.
Nr. 17 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 20. Mai 1913, hat folgenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: 19. vom 11. Mai 1913, IV. 43. 136/377, betreffend Eisenbahn⸗ Töchterhort. — Nachrichten.
Nr. 40 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ hesehn im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 21. Mai 1913 at folgenden Inhalt: Anlage zur Ueberführung von Leichen bei Bahnhof Berlin⸗Halensee. — Gleisabzweigung aus gekrümmter zwei⸗ gleisiger Hauptbahnstrecke. — Vermischtes: Wettbewerb für Entwürfe zu einer Oberrealschule in Fulda. — Anweisungen über die Aus⸗ bildung der Regierungsbaumeister. — Bücherschau. “
Koloniales.
8 Im Maiheft der „Kolonialen Rundschau“, Monatsschrift
für die Interessen unserer Schutzgebiete und ihrer Bewohner (Herausgeber: Ernst Vohsen, Schriftleiter: Proseffor D. Westermann, Verlag von Dietrich Reimer, Berlin), behandelt Hauptmann a. D. Hutter die wirtschaftlichen Möglichkeiten in Neukamerun. Allgemein gewinnt die Anschauung Platz, daß das erworbene Neukamerun doch wertvoller ist, als man anfangs annahm. Besonders stellt sich heraus, daß im Süden die Kautschukbestände noch beträchtliche Reich⸗ tümer bergen, die allerdings heute im wesentlichen den fan⸗ zösischen Gesellschaften zugute kommen. Es besteht jedoch kein Zweifel darüber, daß die Verträge der Gesellschaften und die Kongoakte genügende Handhaben bieten, um auch deutschem Handel in dem deutsch gewordenen Gebiet Eingang zu verschaffen und den Engeborenen die Möglichkeit zu freiem Handel mit europäischen Kaufleuten zu geben. In dem nördlichen Grasland ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor die Vlehzucht, zu der später besonders Baumwollpflanzungen hinzutreten können. Vorbedingung für wirklichen Fortschritt sind aber der Bau von Eisenbahnen und der Ausbau der natürlichen Wasserstraßen. — Die Eingeborenenerziehung in Australien behandelt Th. Bechler in dem mit Abbildungen versehenen Aufsatze „Zur Hebung der Ein⸗ geborenen Australiens“.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung. Zu dem bereits gemeldeten Ausstand der Hafenarbeiter in
Emden (vgl. Nr. 117 d. Bl.) erfährt die „Rh.⸗Westf. Ztg.“, daß
einen Kampf der dem Deutschen Transport⸗ arbeiterverbande angehörenden Hafenarbeiter gegen die dort kürzlich gegründete Christlich⸗nationale Gewerkschaft handelt, die erst über wenige Mitglieder verfügt. Anlaß zu der Arbeitseinstellung gab die Beschäftigung einer Anzahl christlich⸗nationaler Arbeiter auf einem Dampfer. Die Lohnabmachungen der Abteilung der Hafen⸗ arbeiter des Deutschen Transportarbeiterverbandes müssen zum 1. August d. J. abgeschlossen sein, um alsdann am 1. Januar 1914 in Kraft zu treten. Durch den Ausstand soll nun anscheinend vor⸗ gebeugt werden, daß die Unternehmer die christlich⸗nationalen Hafen⸗ arbeiter als Vertragschließende mit zulassen. An dem Ausstand sind etwa 1200 Mann beteiligt.
Der Landesverband Hamburg der Arbeitgeber⸗ verbände im Malergewerbe hat, wie die „Köln. Ztg.“ mit⸗ teilt, unter Ablehnung des Berliner Schiedsspruchs der Un⸗ parteiischen beschlossen, die Aussperrung der Malergehilfen auf⸗ zuheben und Peebegen els einen eigenen Tarif herauszugeben, da eine tariflose Zeit abgelehnt werden müsse. Die Aus⸗ sperrung wird voraussichtlich am nächsten Montag aufgehoben werden. In Harburg und den meisten Städten des Gaues Norddeutschland haben die Arbeitgeber dieselben Beschlüsse gefaßt. Die Ergebnisse der übrigen Städte Deutschlands sind noch nicht bekannt, doch nimmt man an, daß sich eine kleine Mehrheit für die Annahme des Schiedsspruches finden wird. Jedenfalls wird der dem⸗ nächstige Friede im gesamten deutschen Malergewerbe als nahe bevor⸗ stehend angesehen. 1
es sich dabei um
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. öö
Kunst und Wissenschaft. Bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Gebiete des Gutsbezirks
8
Messingwerk bei Eberswalde haben Arbeiter einen sehr wertvollen
Goldfund gemacht, der nach Ansicht der Sachverständigen aus dem siebenten oder achten Jahrhundert vor Christi Geburt stammt und zu den bedeutendsten Funden gehört, die je in Deutschland gemacht worden sind. Nach der „Vossischen Zeitung“ fanden sich in einer etwa 25 cm hohen Tonurne 78 goldene Gegenstände zusammengepackt, nämlich acht schön verzierte Näpfe der bekannten nordischen Art, wie sie besonders durch Stücke von Stralsund und Werder bei Potsdam bekannt sind, ferner ein dicker gewundener Halsring, 33 kleinere Drahtspiralringe, eine Menge von Drahtbündeln und zusammengedrehter Blechstreifen, schließ⸗ lich ein paar Barren und das abgemeißelte Stück eines Schmelz⸗ königs. Der gesamte Fund wiegt ungefähr 2 ½ kg.
Literatur.
— Erich Petersilie: Ferientage in Norwegen. Ein Buch der Erinnerung für alte Nordlandfahrer, ein Führer für solche, die es werden wollen. Mit 64 Abbildungen nach Aufnahmen des Ver⸗ fassers. (Verlag von Dr. Arthur Tetzlaff in Berlin; Preis: 5 ℳ.) Der Zweck dieses eigenartigen und anziehenden Buches ist in seinem Unter⸗ nitel bezeichnet. Der Verfasser, der sich in ihm als gründlicher Kenner des Nordlandes und seiner Bewohner erweist, knüpft die Erinnerung an die Glanzpunkte seiner mehrfachen Reisen durch Norwegen und die Ratschläge, deren Befolgung für angehende Nordlandfahrer von Wich⸗ tigkeit ist, an die Schilderung einer Tour, die von Stettin aus nach Christiania und von dort zunächst auf der erst 1909 in ihrer ganzen Länge fertiggestellten interessanten Gebirgsbahn bis Vossevangen führt. Dann folgt der Leser ihm auf einer Wagenfahrt durch eine großartige Fjordlandschaft nach Eide und auf der Weiterreise zu Schiff bis Odde. Von hier wird teils zu Fuß, teils zu Wagen ein Ausflug in das nahe Seen⸗ und Gletschergebiet bis Jordal unternommen und dann die Reise zu Schiff bis Bergen fortgesetzt. Es folgen Kreuz⸗ fahrten im Sognegebiet, die Weiterreise vom Nordfjord über den Geiranger nach Molde sowie eine Fahrt von Trondhjem nach den Lofoten und bis zum Nordkap. In die anschauliche und lebendige Schilderung, die von Begeisterung für die hehre nordische Natur getragen und mit frischem umor gewürzt ist, sind un⸗ gezwungene gute Winke und Ratschläge eingestreut, auch mancherlei Hinweise 2 Kulturelles und Wirtschaftliches eingeflochten. In dem einleitenden Kapitel, das in die Form einer Unterhaltung des Verfassers mit einem Freunde, dem er Lust zu einer Nordlandreise will, gekleidet ist, findet der Leser alles Wissenswerte über die Reisezeit, Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung und Beförderungs⸗ mittel, ferner topographische Hinweise u. a. m. Die Darstellung wird durch die zahlreichen Abbildungen wirksam unterstützt, denen treffliche Naturaufnahmen des Verfassers zugrunde liegen. So bedeutet das Buch eine dankenswerte Bereicherung der vorhandenen Reiseliteratur. Es wird als eigenartige und treffliche Ergänzung zu einem eigentlichen Reisehandbuch die besten Dienste leisten und kann angehenden Nord⸗ landfahrern als zuverlässiger, anregender Ratgeber ebenso empfohlen werden, wie es Kennern Norwegens als Uebermittler lieber Erinne⸗ rungen sicher willkommen sein wird.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand in Italien im letzten Drittel des Monats April 1913.
Ligurien: Die höhere Temperatur hat die Vegetation gefördert. Die Olivenanpflanzungen stehen gut, ebenso Viehfutter und Weizen. Die Kartoffeln und Küchenkräuter entwickeln sich ebenfalls gut. Die Maisaussaat ist im Gange.
Piemont: Die reichlichen Niederschläge in der Berichtsperiode kamen den Feldern, die sich in guter Verfassung zeigen, sehr zustatten. Kräuter und Weizen gestatten gute Aussichten; die Maulbeerbäume sest üppiges Laubwerk. Die Feldarbeiten mußten unterbrochen werden.
Lombardei: Die Wiesen und die Maifutterpflanzen versprechen eine gute Ernte. Das Korn steht gut und üppig. Die Aussaat des Maises ist, soweit es die Witterungsverhältnisse erlauben, im Gange;