1913 / 164 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Jul 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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Statistik der Kommunalobligationen.

8 Das Kaiserliche Statistische Amt veröffentlicht eine neue Arbeit über die Inhaberschuldverschreibungen der deutschen Stadt⸗ und Land⸗ gemeinden, größeren Selbstverwaltungskörper usw. Die Statistik für den 31. Dezember 1912 weist zusammen 707 Aussteller von Inhaberschuldverschreibungen nach; davon sind 522 Stadt⸗ und Landgemeinden, 116 größere Selbstverwaltungskörper, 30 Kirchen⸗ und Schulgemeinden, 11 Handels⸗ und Gewerbekammern und Innungen, 24 Deich⸗ und Meliorationsverbände sowie schließlich 4 Sparkassen. Im Vergleich zu Ende 1909 und 1910 ergeben sich für den 1. Dezember 1912 für den Obligationenumlauf sämtlicher Aussteller und den der Stadt⸗ und Landg⸗meinden folgende Zahlen:

S Deren Zahl der Stadt⸗ —g ☚4Q½

5 . Obligationen⸗ u. Landgemeinden umlauf

6 Ar 1 8 als Aussteller in Mill. Mark 512 40040 E111“ 5684,3 520 4180,0 1912 97 6340,6 522 4587,9 Ende 1912 waren vom Gesamtumlauf von 6340,0 Millionen Mark 4793,4 Millionen Mark an der Berliner Börse zugelassen.

1 Gesamter Zahl der Obligationen⸗ Aussteller um lauf

überbaupt;’, . überhaupt Mill. Mark

684 V 5408,1 I

Zeitpunkt

Ende 1909

8 Zur Arbeiterbewegung.

Der seit sechs Wochen andauernde Teilausstand bei den Linke⸗Hofmann⸗Werken in Breslau ist, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, am 11. d. M. beendet worden, nachdem die Akkorde um 10 bis 15 % erhöht worden waren.

In Düsseldorf sind, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ mitteilt, die Verhandlungen wegen Abschlusses eines neuen Tarifvertrags im Dachdeckergewerbe an der Forderung der Arbeiter wegen Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit gescheitert.

Die Firma Robert Bosch in Stuttgart, die zuletzt nahezu 5000 Arbeiter beschäftigte, gibt „W. T. B.“ zufolge bekannt, daß sie den Betrieb demnächst wieder zu eröffnen beabsichtige, und fordert die bisherigen Arbeiter auf, sich schriftlich zu melden. Der bisherige Verdienst der Arbeiter soll ungeschmälert bleiben, dagegen haben die Arbeiter die bisher von der Firma freiwillig geleisteten Beiträge zur Kranken⸗ und Invaliditätsversicherung in Zukunft selbst zu bezahlen. Die Firma behält sich vor, einen der Summe dieser Beiträge entsprechenden Be⸗ trag in einer später zu bestimmenden Weise zugunsten der Arbeiter zu verwenden. (Vgl. Nr. 129 d. Bl.).

Aus New York wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Die Ver⸗ treter der Zugführer und des übrigen Zugpersonals auf den östlichen Bahnen haben endgültig beschlossen, in den Ausstand zu treten, wenn die Regierung oder die Bahnen nicht mit annehmbaren Vorschlägen an sie herantreten. Die Angestellten wollen keine weiteren Vorschläge machen (vgl. Nr. 163 d. Bl.).

Land⸗ und Forstwirtschaft. Aussichten für die Weinernte in der Schweiz.

Die Witterung in der ersten Hälfte Juni war der Entwicklung der Weinreben günstig. Schädlinge machten sich wenig bemerkbar. Die bekannte Regenperiode in der zweiten Hälfte Juni beeinflußte die Blüte ungünstig und förderte wesentlich das Auftreten des Heu⸗ oder Sauerwurms, der sich in sämtlichen schweizerischen Weinbaugebieten mehr oder weniger bemerkbar machte. Von verschiedenen Orten laufen auch Klagen über das Vorhandensein des falschen Mehltaus ein, doch konnte namentlich da, wo rechtzeitig bespritzt wurde, diese Krankheit bis jetzt ziemlich zurückgedrängt werden. Nach den vorliegenden Be⸗ richten nahm die Traubenblüte im allgemeinen einen gut mittleren Verlauf.

Die Schätzungen für den voraussichtlichen Ertrag der Weinernte lauten je nach Lage und Oertlichkeit sehr verschieden. In den ost⸗ und nordostschweizerischen Weinbaugebieten erwartet man im Durch⸗ schnitt 35 55 % einer Normalernte. Die einzelnen Angaben schwanken hier von 10 80 % Die günstigsten Berichte dieser Landesgegend stammen aus den Bezirken Unterrheintal und Werdenberg. Die zuversicht⸗ lichsten Angaben lieferte der Kanton Schaffhausen. Daselbst wird nach dem gegenwärtigen Stande der Reben eine Ernte von 30 80 %, im Mittel von gut 50 % einer Normalernte erwartet. Ungünstiger stehen die Aussichten in der Zürichseegegend. Die Mehrzahl der dortigen Berichterstatter sieht Erträgen von 10 25 % voraus, nur vereinzelt lauten die Angaben auf 50 60 % einer Durchschnittsernte. Im Aargau wird schwach die Hälfte einer mittleren Ernte erwartet, doch sind auch hier die Ertragsangaben sehr verschieden. Im Kanton Baselland wird der voraussichtliche Ertrag auf etwa 50 % und im bernischen Rebgelände auf etwa 60 % einer Durchschnittsernte ge⸗ schätzt. Im Kanton Neuenburg steht für rotes Gewächs eine Ernte von 50 70 % und für weißes eine solche von 30 50 % in Aus⸗ sicht. Im freiburgischen Rebgebiet Vuilly erwartet man etwa 60 75 % einer Normalernte. Auch aus dem waadtländischen Rebgelände lauten die Berichte sehr verschieden. In der Lavaux schwanken die Ertragsschätzungen zwischen 20 —60 %, im Durchschnitt dürfte der voraussichtliche Ertrag etwa 40 % einer Normalernte ausmachen. Günstiger stehen die Aussichten in der La Côte, woselbst man für rotes Gewächs einen Durchschnittsertrag. von 65 % und für weißes Gewächs einen solchen von etwa 50 % er⸗ wartet. Im Kanton Genf hoffen die Winzer nach dem derzeitigen Stand der Reben auf eine schwache Durchschnittsernte. Im Wallis haben sich die Aussichten an einigen Orten gebessert, sodaß im Kantons⸗ mittel annähernd die Hälfte einer Normalernte erwartet werden darf. Allein das Wallis weist vereinzelte Rebgelände auf, wo die Bericht⸗ erstatter den Ausfall der Ernte auf nur 10 bis 15 % schätzen. Im Tessin steht eine zum Teil recht gute Mittelernte in Aussicht, wie überhaupt die besten eingelaufenen Berichte tessinischen Ursprungs sind.

Nach den vorliegenden Schätzungen wird der voraussichtliche Ertrag des schweizerischen Weinbaues für rotes Gewächs annähernd 60 % und für weißes Gewächs etwa 50 % einer Normalernte betragen, sofern nicht anormale Witterung, Krankheiten und dergleichen ein⸗ treten. (Schweizerische landwirtschaftliche Marktzeitung.)

Saatenstand in Kansas im letzten Drittel Juni 1913. In der Zeit vom 19. April bis 21. Juni haben sich die Ernte⸗ zuesichten im Staate Kansas nicht unerheblich verschlechtert.

Theater.

Berliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Mittwoch und folgende Tage: Film⸗ zauber.

Adolf Lantz. 104 104 a.)

tion: straße

Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Gastspiel: Sachse⸗Oper. Dienstag, Abends 8 Uhr: Don Juan. Oper in zwei Aufzügen von W. A. Mozart.

Mittwoch: Der Troubadour.

Donnerstag: Martha.

8 ¼ Uhr: nungen.

Deutsches Schanspielhaus. (Direk⸗ NW. 7, Friedrich⸗ Dienstag, 8 ½ Uhr: Eine Vergangenheit. Schau⸗ spiel in drei Akten von Silvio Zambaldi. Mittwoch und Donnerstag: Der Dieb. Freitag: Der gute Ruf. Sonnabend: Der Dieb.

Komödienhaus. Dienstag, Abends Hochherrschaftliche Woh⸗

Mittwoch und folgende Tage: herrschaftliche Wohnungen.

Winterweizen. Die bisherigen Schätzungen der Anbaufläche und der Auswinterung haben sich als nicht zutreffend herausgestet. Heute wird, übrigens auch noch nicht endgültig, angenommen, daß die im Herbst eingesäte Fläche um etwa 57 000 Acres zu 40,47 a größer gewesen sei und 7 693 353 (frühere Schätzung: 7 636 282) Acres be⸗ tragen habe und daß nach Auswinterung von 1 697 621 Aecres oder etwa 22 (5) v. H. nur 5 995 732 (7 255 080) Acres unter dem Halm verblieben sind. Der Stand der Saaten hat sich fast um ein Drittel ver⸗ schlechtert. Die Qualitätszahl wird jetzt um 26,71 schlechter mit 62,87 angegeben. Gegen die Angaben der Landwirtschaftszentrale in Washington für den 1. Juni bedeutet das eine Verschlechterung seitdem um 9,13 Punkte. Als Ertrag werden jetzt nicht mehr als 72 Millionen Bushel erwartet. Die Gründe der erheblichen Verschlechterung sind Mangel an ausreichendem Niederschlag während einer wichtigen Ent⸗ wicklungszeit dies hauptsächlich im Westen und tierische An⸗ griffe, vor allem durch die Getreidewanze, chinch bug, blissus leucopterus, vornehmlich im Osten. Die Güte der im Süden bereits geschnittenen Frucht wird als im Durchschnitt gut angegeben. Einzelne Gebiete ergeben vorzügliche kleberreiche Körner.

Mais. Die Qualitätszahl wird mit 85,6 (im Vorjahre 84 0) angegeben. Die Anbaufläche, im Vorjahre 6 884 044 Acres, dürfte diesmal etwas kleiner sein. Die Einsaat war spät und die Ent⸗ wicklung ist wegen des ungünstigen Wetters zurückgeblieben. Dafür hat, wie es scheint, bei den Bauern die Sorgfalt in der Boden⸗ behandlung und in der Pflege des Pflänzlings Fortschritte gemacht.

Hafer. Die Anbaufläche des Vorjahrs war 1 512 660 Aecres. Es gewinnt den Anschein, daß das diesjährige Areal nicht größer sein wird. Die Qualitätszahl steht mit heute 49,3 um 26,4 Punkte unter der vorjährigen, die allerdings ungewöhnlich glänzend war. 8

Alfalfa (Luzerne oder medizinischer Klee). Die Anbaufläche ist größer als im Vorjahre. Aber der Stand scheint weniger gut zu sein; als im Vorjahre. (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in St. Louis, Mo., vom 28. Juni 1913.) 8

Paris, 12. Juli. (W. T. B.) Offizieller Saatenstands⸗ bericht vom 1. Juli für Weizen und Hafer. Nach den amtlichen Schätzungen erhält Winterweizen die Note 74 gegen 73 am 1. Mat, Sommerweizen 76 gegen 78 im Mai, Winterhafer 77 gegen 75 im Mai, Sommerhafer 69 gegen 72 im Mai.

(Siehe auch Erste Beilage.)

Verkehrswesen.

Die Briefsendungen für Bulgarien werden jetzt, nachdem alle anderen Verbindungen mit Bulgarien unterbrochen sind, über Odessa geleitet. Wie sich die Leitung der Pakete, die vorläufig noch an die Postverwaltung von Oesterreich zur Weiterbeförderung ausgeliefert werden, gestalten wird, steht noch nicht fest. Auf alle Fälle muß mit Verzögerungen in der Beförderung der Pakete gerechnet werden.

Mannigfaltiges. Berlin, 14. Juli 1913.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat das Protektorat über die vom 22. bis 26. Oktober im Reichstagshause zu Berlin stattfindende XlI. Internationale Tuberkulosekonferen;z, die am Geburtstag Ihrer Majestät im Jahre 1902 zum ersten Male im Abg eordnetenhause zusammentrat, übernommen. Zur Teilnahme an der Kon ferenz sind außer den Mitgliedern der Internationalen Vereinigung gegen die Tuberkulose die Mitglieder des Deutschen Zentralkomitees und andere Interessenten, die von letzterem als Gäste zugelassen werden, berechtigt. Anträge sind an den Generalsekretär Prof. Dr. Nietner, Berlin W., Linkstraße 29, zu richten.

Flugplatz Johannisthal, 13. Juli. (W. T. B.) Der französische Flieger Letort, der heute früh 5 Uhr 10 Minuten (4 Uhr 10 Minuten französischer Zeit) in Paris aufgestiegen war, ist um 1 Uhr 10 Minuten in Johannisthal gelandet. Er hat von Paris bis Hannover im Nebel fliegen und bis zu 50 m heruntergehen müssen. Dann hat er den Flug in einer Höhe von etwa 3000 m fortgesetzt. Der ganze Flug wurde ohne Zwischen⸗ landung zurückgelegt. Der französische Flieger Audemars, der sich, wie gemeldet, gestern auf dem Fluge von Johannisthal nach Paris befand, ist nach verschiedenen Zwischenlandungen auf dem dortigen Flugfelde von Villacoublah gestern abend um 7 Uhr 42 Minuten angelangt.

Kiel, 13. Juli. (W. T. B.) Am gestrigen 3. Flugtag⸗ der Kieler Flugwoche (vgl. Nr. 163 d. Bl.) sah sich bei böigem Winde der Flieger Schall gezwungen, außerhalb des Flugplatzes niederzugehen. Bei der Landung wurde der Apparat sehr schwer be⸗ schädigt, der Flieger blieb unverletzt. Der Flieger Schueler erlitt einen Absturz, blieb indessen ebenfalls unverletzt, während sein Apparat vollständig zertrümmert wurde. Der heutige, ohne jeden Unfall verlaufene vierte Taag brachte ein bemerkenswertes Ereignis insofern, als der Leutnant Canter auf seiner Rumplertaube mit Fluggast eine wirkliche Höhe von 3044 m erreichte und damit die deutsche Höchstleistung überboten haben wird.

Wilhelmshaven, 13. Juli. (W. T. B.) Dah Vorder⸗ teil des Wracks des Untersecboots „S. 178 mwurde heute früh hier eingeschleppt und heute mitttag ins Dock gebracht. Man nimmt an, daß sich 30 Leichen in dem Wrack befinden.

Preußisch Holland, 12. Juli. (W. T. B) Auf der Strecke Maldeuten Preußisch Holland sah der Lokomotivführer eines Güterzuges kurz hinter dem Bahnhof Maldeuten mehrere große Steine und starke Eisenstücke auf den Schienen liegen, worauf er seinen Zug rasch zum Stehen brachte. Bei dem starken Gefälle an jener Stelle wäre ein Personenzug, wenn er auf das Hindernis ge⸗ stoßen wäre, sicherlich entgleist und die Böschung hinuntergestürzt. Ein Polizeihund stellte zwei Knaben im Alter von sieben und neun Jahren, die auch zugaben, die Tat begangen zu haben.

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Leipzig, 13. Juli. (W. T. B.) Zum 12. Deutschen Turn⸗ fe st, das gestern morgen hier seinen Anfang nahm, sind Turner und Gäste aus allen Teilen des Reichs und aus dem Auslande eingetroffen. Heute früh um 8 Uhr fanden in der Thomaskirche, in der Reformierten

Kirche und in der Katholischen Kirche Festgottesdienste statt⸗ Um 11 ½ Uhr setzten sich die Festzüge in Bewegung, voran Herolde und die Turnvereine des Auslandes. Insgesamt waren in beiden Festzügen, in denen sich auch die beiden Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft, Gebeimer Sanitätsrat Dr. Götz⸗ Leipzig und Professor Dr. Rühl⸗Stettin, befanden, etwa 9000 Turn⸗ vereine mit 70 000 Turnern vertreten. Die Züge marschierten durch die festlich geschmückte Stadt, wo sie sich am alten Rathause zu⸗ nächst vereinigten, bis zur Mitte des Marktes. Dort wurden sie von dem Rat der Stadt Leipzig begrüßt. Auf dem Balkon des Rathauses hatte auch Seine Königliche Hoheit der Herzog Karl Eduard von Coburg und Gotha Platz genommen. Nach der Begrüßung wurde der Marsch nach dem Festplatze fortgesetzt, wo die Züge nach 3 Uhr ankamen. Auf dem Hauptbahnhofe war um 2 Uhr 50 Minuten Seine Majestät der König Friedrich August eingetraoffen und hatte sich sofort nach dem stplatz begeben. Seine Majesät wurde dort von dem

eheimen Sanitätsrat Dr. Götz und von Professor Dr. Rühl empfangen und nach der Königsloge geleitet. Inzwischen war Seine Königliche Hoheit der Herzog von Coburg und Gotha bereits auf dem Festplatze angelangt. Sofort nach Eintreffen Seiner Majestät des Köntgs begannen die Freiübungen, und zwar zunächst der 70 000 Turner. Nach Beendigung der Uebungen stimmten die Turner: „Deutschland, Deutschland über alles“ an, in das alle Anwesenden begeistert einstimmten. Der Fest⸗ platz war von ungefähr 100 000 Menschen besucht. Nach den Turnern machten etwa 1000 Leipziger Turnerinnen Freiübungen. Gegen 5 Uhr verließ Seine Majestät der König den Festplatz, nachdem Seine Königliche Hoheit der Herzog von Coburg und Gotha bereits um 4 ½ Uhr die Rückfahrt angetreten hatte. Um 8 Uhr begann auf dem Festplatze ein Konzert des Leipziger Gau⸗Sänger⸗Bundes unter der Leitung des Königlichen Musikdirektors Wohlgemuth und Arno Piltzing. Das Wetter war wunderbar. Am Nachmittag überflog das Luftschiff „Sachsen“ zweimal den Festplatz.

Lemberg, 12. Juli. (W. T. B.) Aus Stanislau wird ge⸗ meldet, daß das Hochwasser der Bystrycza und des Dnmjestr die Ortschaften Halics, Jezupol, Wolczyniec, Nizniow und andere über⸗ schwemmt und überall Verheerungen angerichtet hat. Der Verkehr auf den Landstraßen ist gestört; sämtliche Feldfruüchte haben stark ge⸗ litten; die Heuernte ist vernichtet. Viele Gemeinden des Kolomeaer und des Sniatyner Bezirks sind vom Hochwasser arg betroffen worden. Bei Sambor ist der Strwicz über die Ufer getreten; die Weide⸗ plätze stehen unter Wasser. In Kalusz zeigt die Stuka Hochwasser und hat die Nachbargemeinden Sobolow, Moskowce und Przylixrce überschwemmt. Auch aus anderen Teilen des Landes werden durch die Ueberschwemmung verursachte Schähen gemeldet. Der Regen hält an.

London, 12. Juli. (W. T. B.) Bei einem Eisenbahn⸗

unglück in der Nähe von Colchester, das durch den Zusammenstoß

eines Expreßzuges mit einer Lokomotive verursacht wurde, sind vier Personen getötet worden. Der erste Wagen des Zuges ging völlig in Trümmer. Der Speisewagen wurde schwer beschädigt. Die Zahl der Verletzten ist noch unbekannt.

Paris, 14. Juli. (W. T. B.) Im Militärgefängnis des Forts St. Nicolas bei Marseille meuterten die Häftlinge, Sie verschanzten sich im Gefängnishofe, sangen auf⸗ rührerische Lieder und suchten auszubrechen. Die Millitärbehörden trafen Sicherheitsvorkehrungen. Sie hoffen, die Meuterer durch Hunger zur Uebergabe zu zwingen.

Dijon, 13. Juli. (W. T. B.) Vergangene Nacht 1 Uhr stießen in der Nähe des Bahnhofs Dijon zwei Züge zusammen. Eine Person wurde getötet, zwei schwer und 27 leichter

verletzt.

Chatenay⸗sur⸗Seine, 12. Juli. (W. T. B.) Hier fand in einer Ziege lei eine Kesselexplosion statt. Sie war äußerst heftig und wurde mebrere Kilometer weit vernommen, zerschmetterte sämtliche Fensterscheiben in der Nachbarschaft und erzeugte einen solchen Luftdruck, daß die Häuser erzitterten. Die ganze linke Seite der Ziegelei wurde zertrümmert, und auch der übrige Teil des Hauses droht einzustürzen. Sieben Arbeiter wurden in einem nahe⸗ gelegenen Schlafsaal, der völlig in Trümmer ging, getötet. Die Leichen sind schrecklich verstümmelt. Es verlautet, daß zehn Verletzte nach einem Krankenhaus in Paris gebracht worden sein; sie befänden sich jedoch nicht in Lebensgefahr.

Tschenstochow, 12. Juli. (W. T. B.) Heute hat ein An⸗ schlag auf das Leben des Polizeimeisters von Tschen⸗ stochow stattgefunden. Die Urheber des Anschlags waren sieben

olitische Verbrecher, die in Untersuchungshaft waren. Noch mehrere ndere Gefangene versuchten zu fliehen. Es entspann sich ein Kampf it der Waffe. Ein Gefängniswärter und zwei Gefangene wurden schwer verletzt. Der Anschlag ist mißlungen.

Bern, 13. Juli. (W. T. B.) Der Schweizer Flieger Bider stieg heute früh 4 Uhr 8 Minuten zu einem Flug über die Berner Alpen nach Mailand auf. Um 6 Uhr 7 Minuten überflog er das Jungfraujoch in einer Höhe von 3470 m, 6 Uhr 20 Minuten Eggishorn; um 6 Uhr 40 Minuten landete er, von einer Volksmenge begeistert begrüßt, in Domodossola. Nach Einnahme von Benzin setzte er seinen Flug fort, um dem Bürger⸗ von Mailand ein Schreiben der Stadt Bern zu über⸗

ringen. 8

San Sebasttan, 13. Juli. (W. T. B.) Heute nachmittag stießen zwei dichtbesetzte Wagen der Straßenbahn, die nach Irun zum Rennen fuhren, zwischen Hendaye und Irun zusammen. Zehn Personen wurden getötet, 50 verletzt.

Los Angeles, 14 Juli. (W. T. B.) Zwei elektrische Züge mit Ausflüglern, die nach Los Angeles zuschöhrten, nachdem sie den Tag an der See zugebracht hatten, stießen zusammen, wobei 12 Personen getötet und 50 verletzt wurden.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater am Nollendorfplatz. Dienstag, Abends 8 ½ Uhr: Ter Mann mit der grünen Maske. Burleske in drei Akten. Musik von Friedrich Ber⸗ mann mit Kompositionen von Viktor Holländer und Leon Jessel. Mittwoch und folgende Tage: Der Mann mit der grünen Maske.

Abends

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Dienstag, Abends Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraatz und Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.

Mittwoch und folgende Tage: Puppchen.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Staats⸗ anwaltschaftsrat Dr. Engelmann (Bres⸗ lau). Hrn. Oberleutnant Ernst Carganico (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Fritz von Veltheim Eloster Neuendorf).

8 Uhr:

Verantwortlicher Redakteur:

J. V.: Weber in Berlin.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Dienstag, Abends 8 ¼ Uhr: Der lustige Kakadu. Vaudeville in drei Akten von Wilhelm Jacoby und Artur Lippschitz.

Mittwoch und folgende Tag lustige Kakadu.

Verlobt:

Hrn.

Hoch⸗

Familiennachrichten.

Frl. Irmgard von Müller mit Hrn. Hauptmann Curt Schönfelder (Schweidnitz). Frl. Emma Holtz mit Oberleutnant Siegfrie (Graudenz —Strasburg).

Verlag der Expedition (J. V.: Koye) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmst Neun Beilagen

Bergell (einschließlich Börsenbeilage.)

Dagegen 1911/12 .

Schleswig⸗Holstein

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Berlin, M

Amtliches.

Deutsches Reich.

Betrieb der Zuckerfabriken des deutschen Zollgebiets im Monat Juni 1913 und in der Zeit vom 1.

September 191

Erste Beilage zeiger und Königlich Pre

ontag, den 14. Juli

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2 bis 30. Juni 1913.

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8 Es sind verarbeitet worden:

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Zeitabschnitt, auf welchen die Betriebsergebnisse sich beziehen

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Im Juni 1913 . In den Vormonaten Zusammen in der Zeit vom 1. September 1912 bis 30. Juni L““

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Im Juni 1918.. In den Vormonaten Zusammen in der Zeit vom 1. September 1912 bis 30. Juni 1913

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Berlin, den 14. Juli 1913.

63 566

63 46 052

166 362 1 637 338

1 803 700 1 782 126

63 566

134

63 566 46 052

3) Melas

166 362 1 573 772

1 740 134 1 736 074 166 362 72

1 573 7

1 740 134 1 736 074

24 416 782

24 430 491 13 115 831

Zuckerfa

24 458 503

24 476 179 13 154 534

1) Rübenzuckerfabriken.

13 709 27 310

1 6081 148 605

17 382ʃ1 257 639 9 481

2 359 25 947

28 306 29 222

17 676

16 841 952 712 543 896

980 022 560 737 690 324 320 704 2) Zuckerraffinerien.

V

289 296 14 986 15 774ʃ1 109 034 2 111 947 128 886

V E1“

2 401 243 143 872 713 369,1 286 346 107 450 seentzuckerungsanstalten. 76 242 611 265

V

6 294 50 206

56 500 62 222

312 431

V

14 986

Kaiserliches Statistisches Amt. J. V.: Dr. Zacher.

97 992

682 931/1 321 0

5 160

97

2 666 602 005

72

6 351 63 631

69 982 1425

45 372 11 briken überhaupt (1 bis 3).

252 157] 2 673 011 2 706 8

86 182

82

V

48 45

16 084 129 656

V V 40 24

248 493 128 886,1 056 109 2 404 457 688 523/1 703 098,2 914 119 401 231 15 55414 691 037

V

2 925 168 3 018 480 143 87211 142 291 2 652 950 2 055 830,1 669 272 107 450 971 493,1 985 532 III. Gesamte Herstellung für die Zeit vom 1. September 1912 bis 30. Juni 1913 in Rohzucker berechnet: 26 784 687 dz (dagegen 1911/12: 14 671 945 dz). Bei dieser Berechnung sind die unter I angegebenen Einwurfzucker in Abzug gebracht und die Verbrauchszucker im

25 465 705 041

189 510

48 685 919 4 180 054

641 131 306 989

4 369 564 3 242 143

730 506 689 816 307 908] 587 677] 581 955 202 973

66 596 1 407 1 043 939] 1 007

15 554 9 072 534111 902

104 489

98 497 1 7 916 307

663 8436 938 900,1 7787

71 78 792 90 264

11““ 668 601,1 037 3971 950 455 392 639 908 721 1 752 654

8 V 1.

98 700 16 961/,10 116 473]12 909 1 020 796 65 591 19 458 7 250 204113 3170 856 737

212

3 978

164 432]† ꝑ655

919 7 689 50 641 157 1 438 449719 787

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66 846 57 645

4 190 3 443

1 602 881][20 442 1 429 303ʃ27 358

70 018 131 651] 270 989 9 567] 1 407 1 397 881

b 758 541/1 834 749/3 185 108 410 798 16 96116 088 918 472 168/1 554 043,2 814 397 272,007 19 4881 921 650

Verhältnis von 9:10 umgerechnet.

Rübenverarbeitung und Inlandsverkehr mit Zucker

im Juni

1913.

Monat Juni 1913

Verwaltungs⸗ bezirke

(Steuerdirektivbezirke)

Zabhr der ucker⸗ fabriken, die Rüben verarbeitet haben

Ver⸗ arbeitete Rüben⸗ mengen

Im Zollgebiet:) sind in den freien Verkehr gesetzt worden

gegen Entrichtung der Zuckersteuer ²)

steuerfrei

Roh⸗ zucker

andere kristalli⸗

sierte sowie

flüssige Zucker

Zucker⸗ abläufe

feste Zucker (ohne das Gewicht der Vergällungs⸗ mittel)

V

Zuckerabläufe

unvergällt

vergällt (ohne das Gewicht der Vergällungs⸗

mittel)

dz rein

Ostpreußen Westpreußen Brandenburg 8

Schlesien.

EJAE“ EEö“”“ Hessen⸗Nassau.. Rheinland..

282 878 30 741 20 644

3 952 40 112 825

31

90 27

83 202 546

10

223

Summe

““ .“ Württemberg ... Baden und Elsaß⸗Loth 6“ Mecklenburg. Thüringen.. Braunschweig böäöö. ““¹

ringen

75

716 861

110 529 5 220 26 095 49 153 7 288

51 419 52 935 66 909 5 345 68

1 212

Summe deutsches Zollgebiet

I) Eesben

roviant für deutsche Schiffe: uckerhaltige Waren unter Erstattung der

Kaiserliches Statistisches Amt.

1 574

VWI.

1 091 822

V

2 741

100 dz S” 1026 dz Verbrauchszucker.

1 261

203 408

892

ergütung 421 dz, Gewicht des darin enthaltenen Zuckers 176 dz.

Zacher.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Saatenstand im Bezirk des Kaiserlichen Vizekonsulats in Tomsk.

Tscheljabinsk⸗Omsk. Weizen: sehr gut; falls das gute noch einen Monat anhält, ist eine sehr große Ernte zu er⸗ warten.

Kainsk⸗Tatarskaja. Weizen: durch das kalte Wetter im Vorfrühling ist die Aussaat verzögert worden. Dadurch ist das Gras und Unkraut schneller emporgewachsen als das Getreide, sodaß stellenweise der Weizen nicht hochkommen kann und vom Unkraut erstickt wird.

Nowo⸗Nikolajewsk⸗Kamen⸗Barnaul⸗Biisk. Weizen, Hafer: Nach 3 Mißernten verspricht die diesjährige Ernte sehr gut zu werden. Alles hängt indessen vom Wetter des Monats Juli ab.

alls eine gute Ernte hereingebracht werden kann, so wird dieser Distrikt endlich wieder normale Verhältnisse aufweisen. Vorläusig liegt der Handel dort sehr darnieder.

Mariinsk, Atschinsk⸗Krasnojarsk. Vorläufig steht die Saat sehr gut.

Tomsk. Heu: Das Gras ist schon hoch genug zum ersten Schnitt; vielleicht gelingt es, in diesem Jahre zweimal zu ernten. Jedenfalls wäre eine reiche Heuernte sehr erwünscht, da im vorigen Jahre die Heuernte vollständig verregnete.

(Bericht des Kaiserlichen Vizekonsuls in Tomsk vom 24. Juni 1913.)

““

Saatenstand und Ernteaussichten in der oberen und

mittleren Moldau.

Im Monat Juni scheinen Wärme und reichliche Niederschläge in der oberen und mittleren Moldau durchschnittlich günstig auf die Ent⸗ wicklung der Saaten eingewirkt zu haben. Am besten lauten die Nachrichten über die Bezirke Jassy, Roman, Tutowa, weniger gut diejenigen über Neamtz, Botoschan, Dorohoi, mittlerer Art die über Vaslui und Fälciu. Hagelschäden werden besonders aus Neamtz und Fälciu gemeldet,

„Der Weizen (von dem aber nur zwei Dritteile der vorjährigen Fläche angebaut sind) steht namentlich im Bezirk Jassy gut, in Botoschan wird vielfach über mangelnde Dichtigkeit geklagt. Gerste und Hafer werden ziemlich gut bis mittel, in Botoschan weniger befriedigend beurteilt. Die mehr als im Vorjahre ange⸗ bauten Erbsen sowie Bohnen versprechen anscheinend nicht viel. Doch glaubt man in Botoschan, daß die Bohnen vielleicht in der Güte besser als im Vorjahre ausfallen. Zuckerrüben und Sonnenblumen, Wiesen⸗ und Futterkräuter stehen gut. Ueber Mais, der noch viel Wärme nötig hat, der auch besonders in Botoschan im Gedeihen zurückblieb und nicht rechtzeitig behackt werden konnte, läßt sich bisher nichts Sicheres sagen.

Die Weizenernte steht unmittelbar bevor, man hofft die Erntearbeiten trotz der in diesen Tagen erfolgten Mobilmachung be⸗ wältigen zu können. Immerhin wird sich der Mangel an Arbeits⸗ kräften fühlbar machen, wenngleich für die nördliche Moldau an 40 000 Wanderarbeiter aus der benachbarten österreichisch⸗ungarischen Monarchie verfügbar sein dürften. (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Jassy vom 7. Juli 1913.)

Weizen, Roggen: