1913 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Jul 1913 18:00:01 GMT) scan diff

in Dresden kommandiert. Kirsch, Rittm. und Adjutant der 3. Kav. Brig. Nr. 32, ein Patent seines Dienstgrades verliehen.

Befördert: Frhr. v. Uslar⸗Gleichen, Oberlt. im Karab. Regt., Mörle⸗Heynisch, Oberlt. im 3. Hus. Regt. Nr. 20, zu überzähligen Rittmeistern, Nieske, Menz, Lts. im 2. Hus. Regt. Nr. 19, Kirchner, v. Haugk, Lts. im 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, Graf Schall⸗Riaucour, Lt. im Gardereiterregt., Nicolai, Lt. im Ulan. Regt. Nr. 18, v. Dziembowski, Lt. im 1. Hus. Regt. Köniz Albert Nr. 18, zu Oberlts., Brückner, Hauptm. beim Siabe des 8. Feldart. Regts. Nr. 78, zum überzähligen Major, Neumann, Oberlt. im 2. Feldart. Regt. Nr. 28, zum überzähligen

auptm., Weihmann, Oberlt. im 6. Feldart. Regt. Nr. 68, zum uptm. und zum Battr. Chef ernannt. 1

Hanitsch, Oberlt. im 2. Feldart. Regt. Nr. 28, in dem Kom⸗ mando zur Dienstleistung bei den technischen Instituten in Dresden auf unbestimmte Zeit belassen. Höckner, Lt. im 2. Feldart. Regt. Nr. 28, Weihmann, Kob, Lts. im 6. Feldart. Regt. Nr. 68, zu Oberlts. befördert. Calberla, Lt. im 5. Feldart. Regt. Nr. 64, vom 1. August d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei den technischen Instituten in Dresden kommandiert. Hähn, Lt. im Fußart. Regt. Nr. 19 zum Oberlt., Pongratz, Oberlt. im 1. Pion. Bat. Nr. 12, zum überzähligen Hauptm, Herrmann, Lt. im 2. He. Bat. Nr. 22, zum Oberlt.,, Wich, Müller, Oberlts. im 1. Trainbat. Nr. 12, zu überzähligen Hauptleuten, befördert.

Abschiedsbewilligungen.

Den 11. Juli. Steininger, Major z. D. und Kommandeur des Landw. Bezirks Schneeberg, unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension der Abschied bewilligt.

beh Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Direktor des Gymnasiums in Kleve, Professor Dr. Bernhard Heil zum Provinzialschulrat und

den bisherigen Seminardirektor Hugo Reiber, zurzeit in Arnsberg, zum Regierungs⸗ und Schulrat zu ernennen.

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Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der Provinzialschulrat Dr. Heil ist dem Provinzialschul⸗ kollegium in Koblenz und der Regierungs⸗ und Schulrat Reiber der Regierung in Arnsberg überwiesen worden.

Der bisherige Oberlehrer an der Realschule zu Dülken Alfons Tönnies ist zum Kreisschulinspektor in Guttstadt er⸗ nannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Zu Oberförstern o. R. sind ernannt worden die Forst⸗ assessoren: Freiherr Grote in Medingen, Hahn, Oberleut⸗ nant im Reitenden Feldjägerkorps, in Dingken, Nicolai, Oberleutnant im Reitenden Feldjägerkorps, in Danzig, Semper, Oberleutnant im Reitenden Feldjägerkorps, in Eberswalde, von Tippelskirch in Charlottenburg und Vogdt in Göhrde.

Den Förstern Gust in Lubow, Oberförsterei Oberfier, Regierungsbezirk Köslin, und Perdelwitz in Bukowitz, Ober⸗ försterei Lindenbusch, Regierungsbezirk Marienwerder, ist bei ihrem Uebertritt in den Ruhestand der Charakter als Hege⸗ meister verliehen worden.

Der Hegemeister Pantelé in Kupferhütte ist zum Revier⸗ förster unter Uebertragung der Revierförsterstelle Mollenfelde, Bberförsterei Reinhausen, Regierungsbezirk Hildesheim, ernannt worden

Den Domänenpächtern Otto Kohtz in Gorczitzen, Rudolf Goeldel in Adl. Borken und Alfred Walzer in Rauschken, Regierungsbezirk Allenstein, ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden.

Bekanntmachung des Kuratoriums der Joseph Joachim⸗Stiftung. Auf Beschluß des Kuratoriums ist dem Studierenden der

Königlichen akademischen Hochschule für Musik Bernhard de Haas aus den Mitteln der Stiftung für 1913 als Prämie eine Violine zuerkannt worden.

Charlottenburg, den 14. Juli 1913.

Der Vorsitzende: Dr. Kretzschmar.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemacht:

1) der am 14. Mai 1913 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dem Statut für die Entwässerungsgenossenschaft Thalszenten⸗Jurken in Jurken im Kreise Ragnit vom 17. Juni 1910 durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung in Gumbinnen Nr. 25 S. 230, ausgegeben am 21. Juni 1913;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 28. Mai 1913, betreffend die Verleihung des Rechts zur Belastung des Grundeigentums mit einer dauernden Beschränkung an den Kreis Niederbarnim zur Verlegung der Wasserleitungsrohre für das am Dämeritzsee zu erbauende Kreis⸗ wasserwerk in den Gemarkungen Alt Landsberg, Dahlwitz, Münche⸗ berg, Schöneiche, Klein Schönebeck, Rahnsdorf, Neuenhagen, Eggers⸗ dorf, Fredersdorf, Petershagen, Tasdorf, Kalkberge, Rüdersdorf, Hennickendorf, Henfelde. Erkner und Werlsee, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 26 S. 363, ausgegeben am 28. Juni 1913.

8

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 35 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11 305 den Staatsvertrag zwischen Preußen und Schaumburg⸗Lippe wegen Herstellung einer Eisenbahn von Nienburg nach Minden mit Abzweigung nach Stadthagen, vom 27./22. Februar 1913, und unter

Nr. 11 306 den Staatsvertrag zwischen Preußen und Oldenburg wegen Herstellung einer Eisenbahn von Neustadt (Holst.) nach Schwartau, vom 1. März 1913.

Berlin W. 9, den 17. Juli 1913.

2 Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

Nichtamtliches.

Deutsches Rei Preußen. Berlin, 17. Juli 1913.

Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten hat in An⸗ erkennung der im Prüfungsjahre 1912 bei der Ablegung der Staatsprüfung für den preußischen Staatsdienst im Baufache bekundeten tüchtigen Kenntnisse und Leistungen den Regierungs⸗ baumeistern Karl Brodführer, Paul Vollmer, Kurt Gaede, Hans Dempwolff und Walter Wolffram Prämien von je 1800 zur Ausführung von Studienreisen bewilligt.

Der Militärattaché bei der deutschen Botschaft in Kon⸗ stantinopel, Major von Strempel ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ zum deutschen Vertreter in der Kommission für die Festlegung der neuen türkisch⸗bulgarischen Grenze Enos Midia ernannt worden.

Auf Grund der Schlußbestimmung in Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung hat das Reichseisenbahnamt unterm 2. d. M. einige Aenderungen der Nummern Ib und Ie verfügt:

g Im Abschnitt A sind besondere Verpackungsvorschriften für die zu den nichtsprengkräftigen Zündungen (Ziffer 3 c) gehörenden elek⸗ trischen Zündköpfe getroffen. 8

Ic. Unter Ziffer Id ist mit entsprechenden Verpackungsvorschriften Zündgarn (Nitrogarn), nitrierte Baumwollfäden zum Schnellzünden von Feuerwerk usw., aufgenommen.

Das Nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. 43 des

Reichsgesetzblattes vom 15. d. M. hervor.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Großherzoglich Sächsischer Geheimer Staatsrat Dr. Paulssen ist nach Jo⸗ hannisbad i. Böhmen abgereist. ö1“

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. „Luchs“ am 15. Juli in Schanghai und S. M. „Leipzig“ am 16. Juli in Nanking eingetroffen.

“” Großbritannien und Irland. 8

Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, wird die nächste Sitzung der Botschaftervereinigung am Montag statt⸗ finden. In der gestrigen Sitzung beschäftigten sich die Bot⸗ schafter hauptsächlich mit der albanischen Frage. Dringend der Erledigung bedarf die Frage der albanischen Gendarmerie, zumal die serbischen und montenegrinischen Truppen jetzt ab⸗ gezogen sind. Während ein Teil der Botschafter es nur für unklug hält, Albanien völlig ohne Schutz zu lassen, tritt ein anderer Teil dafür ein, daß die Organisation der Gendarmerie unter fremden Offizieren unverzüglich in Angriff genommen werden müsse. Es werden Schritte unternommen, um schwedische Instruktoree dafür zu gewinnen. Wag die Grenze von Epirus anbetrifft, so ist noch keine endgültige Lösung gefunden worden, doch hofft man auf eine Verständigung, die gleichzeitig dem Standpunkt der am meisten dabei interessierten Mächte ent⸗ spricht und auch für Griechenland annehmbar ist.

v1“ 1“

Frankreich.

In der Deputiertenkammer empfahl gestern André Lefévre einen von der Armeekommission angenommenen Zusatzantrag, betreffend die Einstellung der Zwanzig⸗ jährigen, der vorsieht, jedes Jahr eine Anzahl von Vor⸗ einberufungen streng ausgewählter junger Leute von zwanzig Jahren festzusetzen, und erklärte laut Bericht des „W. T. B.“, daß diese Methode Erfahrungen für die Einstellung der Zwanzig⸗ jährigen schaffen werde, die man, falls die Erfahrungen günstig seien, in zwei oder drei Jahren endgültig be⸗ schließen könne. Der Kriegsminister Etienne trat energisch für die Einstellung der Zwanzigjährigen ein, die dem einmütigen Wunsch des Landes entspreche, und bat die Kammer, für das Amendement Escudier zu stimmen, daß diese Einstellung zugesteht und gestattet, falls die Umstände es erlauben, diejenigen Mannschaften, die dreißig Monate gedient haben, bis zusihrem Uebertritt in die Reserve in die Heimat zu entlassen. Das Amendement Escudier wurde hierauf mit 376 gegen 199 Stimmen angenommen.

Die interparlamentarische medizinische Gruppe hat sich mit 25 gegen 5 Stimmen für die Einstellung der Zwanzigjährigen ausgesprochen.

Die Heereskommission des Senats hat gestern den Artikel des Militärgesetzes angenommen, durch den die dreijährige Dienstzeit eingeführt wird. Alle Mitglieder der Kommission erklärten sich, obiger Quelle zufolge, für die Einstellung der Zwanzigjährigen. Im Verlaufe der Beratung schien folgendes System den Beifall der Mehrheit der Kom⸗ mission zu finden: die Jahresklasse 1912 soll im nächsten Oktober, die Jahresklasse 1913 im März und April 1914 ein⸗ gestellt werden.

Die Heereskommission der Deputierten⸗ kammer trat vorgestern abend zusammen, um das Militär⸗ gesetz mit der Einstellung der Zwanzigjährigen in Einklang zu bringen, und beschloß ferner, daß der Appell der Jahresklasse 1913 in der zweiten Hälfte des November stattfinden soll.

Der Budgetausschuß der Kammer erörterte die vom Finanzminister zur Deckung der Ausgaben der Militär⸗ vorlagen vorgeschlagene nationale Einkommensteuer und beauftragte nach längerer Debatte seinen Berichterstatter, einen Entwurf vorzubereiten, der zwar dem der Regierung ähnlich sei, aber Einkommen über 10 000 Fr. treffen und ein Erträgnis von 200 bis 220 Millionen liefern soll, während der Entwurf der Regierung ein Erträgnis von nur Millionen vorsieht.

Rußland.

Der Reichsrat hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die Gesetzvorlagen, die den Ankauf rollenden Materials für die Amurbahn in Höhe von 20 600 751 Rubel betreffen, in der ihnen von der Duma gegebenen Fassung angenommen und zu dem gleichen Zwecke für 1913 einen Kredit von 10 Millionen bewilligt. G

v“ Italien. .

Zum italienischen Delegierten für die von der Botschafter⸗ vereinigung beschlossene internationale Kommission zur Festsetzung der Grenzen Albaniens ist der „Agenzia Stefani“ zufolge der Generalstabschef Marafini ernannt worden.

Die Organisation des künftigen Kolonialkorps für Libyen ist in großen Zügen durch eine Königliche Verfügung festgelegt worden, die sich auf gemeinsame Entschließungen des Kolonialministers Bertolini, des Kriegsministers Spingardi und die Arbeit eines besonderen für die Frage einberufenen Aus⸗ schusses gründet. Wie das Militär⸗Wochenblatt mitteilt, soll danach das Korps als reguläre Truppen 14 Batalllone, 6 Schwadronen und 6 Gebirgsbatterien aus eingeborenen Ele⸗

menten umfassen, denen als irreguläre Truppen 3 Schwadronen

Kamelreiter und 4 leichte gemischte Kompagnien zur Seite treten sollen. Für die Aufstellung und Ausbildung dieser Truppen, die Festhaltung einheitlicher leitender Gesichtspunkte wird ein Inspektorat gebildet. Die Bataillone sollen eine Stärke von etwa 800 Mann haben und sämtlich mit einer Maschinengewehr⸗ abteilung ausgerüstet sein. Die Schwadronen sollen etwas über 100 Mann stark sein, die Gebirgsbatterien zu vier Geschützen etwa 200 Mann. Die gemischten Kompagnien sind als Garnison⸗ truppen und zur Besetzung nicht gefährdeter Gebiete gedacht; für sie bilden die französischen compagnies Sahariennes ein Vorbild, und wie diese sollen sie über einige Feldgeschütze, Maschinengewehre und eine stärkere Zuteilung von Kamelreitern verfügen. Ihre Stärke wird etwa 300 Mann betragen, soll sich aber im einzeknen den Verhältnissen, der Gebiets⸗ ausdehnung usw. anpassen. Solche elastischen Grund⸗ sätze sollen auch für die Kamelreiter⸗Schwadronen An⸗ wendung finden. Sie werden in der Stärke von 200 bis 300 Mann im entfernten Süden und an den Grenzen der Kolonie in Ost und West verwendet werden. Diese Truppen, im Zusammenhang mit weißen Truppen, die nach besonderen Grundsätzen unter Benutzung freiwilliger Meldungen aufgestellt werden sollen, werden nach Ansicht des Ausschusses genügen, um die Kolonie, die bhekanntlich so groß wie Italien und Oesterreich zusammen ist, zu schützen, allerdings erst nach durch⸗ geführter Besetzung und völliger Befriedung. Die Ein⸗ geborenentruppen sollen je nach dem Gebiet ihrer Her⸗ kunft und Anwerbung garnisoniert werden und insofern ihre Eigenart behalten. Die militärische Verwendung der Truppen und des ganzen Korps soll aber überall, ob in Tripolitanien oder der Cyrenaika, erfolgen können. Das neue Kolonialkorps wird die bereits bestehenden Eingeborenenformationen, etwa 7 Infanteriebataillone, 4 Schwadronen, 2 Gebirgsbatterien, 2 Abteilungen Kamelreiter, in sich aufnehmen. Seine Gesamt⸗ stärke kann auf 11 200 Mann Infanterie, 600 Mann Kavallerie, 1200 Mann Gebirgsartillerie und 1200 Mann leichter ge⸗ mischter Infanterie nebst etwa 800 Kamelreitern veranschlagt FEhlürkei.

Die türkische Armee setzt ihren Vormarsch, ohne Wider stand zu finden, fort. Der „Neuen Freien Presse“ zufolge wurden die Orte Bunar Hissar, Lüle Burgas und Wisa besetzt.

Das ökumenische Patriarchat hat beschlossen, den Ge⸗ sandischaften ein Memorandum gegen die Ausschrei⸗ tungen der Bulgaren zu unterbreiten.

Nach einer Meldung des hat eine Abteilung serbischer Truppen am 15. d. M. nach

heftigem Kampfe eine gegen den rechten bulgarischen Flügel

vorgeschobene Stellung bei Küstendil besetzt. Der Feind erlitt große Verluste, wurde zerstreut und ergriff die Flucht.

Das griechische Kriegsministerium veröffentlicht folgenden Bericht:

Ein lebhafter Kampf entspann sich vorgestern auf unserem äußersten rechten Flügel in der Richtung auf Pambinia auf der Strecke Serres —Vrontis in der Gegend von Nevrekup. Der Kampf begann am Morgen und endete 8 Uhr Abends mit der vollkommenen Niederlage des Feindes, der die genannte Stellung verteidigte. Der Feind, der über zahlreiche Kräfte verfügte, verteidigte heftig mit Artillerie die befestigten Stellungen, aus denen die griechischen Truppen ihn am abend vertrieben. Drei Kompagnien vertrieben durch Bajonettangriff ein ganzes bulgarisches Bataillon von den be⸗ festigten Höhen. Die feindlichen Verluste waren beträchtlich. Die bei Drama geschlagenen bulgarischen Truppen rückten gegen die Berg⸗ pässe von Mokru vor. Von dort marschierten sie unter Zurücklassung von Waffen und Munition zur bulgarischen Grenze.

Wie ferner die „Agence Havas“ meldet, hat eine griechische Division Melenika ohne Widerstand besetzt.

Rumänien.

In einer Note an die Großmächte legt die rumänische Regierung nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Gesichts⸗ punkte dar, die für Rumänien bei Abschluß des allgemeinen

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e maßgebend seien, und erklärt ferner, daß die neue

obrodschagrenze die Orte Turtukhai, Dobritsch und Baltschik 1

entlang laufe, jedoch im einzelnen so, daß sie eine strategische Grenze im modernen Sinne darstelle.

Das Parlament ist gestern zu einer außerordent⸗ lichen Session zusammengetreten. Der Ministerpräsident verlas eine Botschaft des Königs, die der „Agence Roumaine“ zufolge besagt:

Der Balkankrieg sei neuerlich wider Erwarten ausgebrochen, hervorgerufen durch die Haltung Bulgariens gegen seine eigenen Bundesgenossen. Die Regierung habe die geeigneten Maßnahmen ergreifen müssen, um Rumänien angesichts der neuen Lage auf dem Balkan die ihm gebührende Stellung zu erhalten. Die Mobilisierung der ganzen Armee sei am 20. Juni alten Stils angeordnet worden. Am 28. Juni hätten die rumänischen Truppen die bulgarische Grenze überschritten. Die Einberufung des Parlaments sei erfolgt, damit es die durch die Umstände gebotenen Vorlagen dringlich erledige.

Die Botschaft wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

Der ehemalige Minister des Aeußern Johann Laho⸗ vary ist an Stelle Theodor Rosettis, der aus Gesundheits⸗ rücksichten zurückgetreten ist, zum Senatspräsidenten gewählt worden. Der Senat hat ein Gesetz angenommen, das die Verhängung des Belagerungszustandes, wenn es notwendig werden sollte, zuläßt. S

Die Abgeordnetenkammer hat einen Rüstungs⸗ kredit von 8910 000 Fr. und einen Kredit von hundert Millionen für Mobilisierungszwecke bewilligt. Die Deputierten erklärten, auf ihre Tagegelder zugunsten der Unter⸗ stützung von Familien mobil gemachter Mannschaften verzichten zu wollen.

Die Regierung hat Maßregeln ergriffen, um den Ankauf von Land in den neubesetzten Gebieten zu Schleuderpreisen zu verhindern. Wie „W. T. B.“ meldet,

wird dem Parlament ein Gesetz mit rückwirkender Kraft vor⸗ gelegt werden, das derartige Käufe für ungültig erklärt. Der Staat wird sich das Vorkaufsrecht sichern, um rumänische Kolonisten anzusiedeln.

„W. T. B.“ aus Belgrad

Serbien.

Die Ministerpräsidenten Paschitsch und Venizelos atten gestern vormittag auf dem Bahnhof von Uesküb eine eeenfe Nach einer Meldung des serbischen Presse⸗ dureaus tauschten die beiden Ministerpräsidenten ihre Gedanken über alle Fragen aus, die die verbündeten Staaten angehen, und stellten eine völlige Uebereinstimmung ihrer Ansichten fest. Nach der Unterredung kehrten die Ministerpräsidenten nach Belgrad resp. Saloniki zurück. 1“

Bulgarien.

Der Ministerpräsident Dr. Danew hat den Vertretern der Mächte mitgeteilt, daß ein Telegramm des Gouverneurs von Kirkilisse melde, die Türken hätten sich des Bahnhofs von Lüle Burgas bemächtigt und rückten auf Uzun Köprü vor. Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, bat Dr. Danew die Mächte, in Konstantinopel dringende Schritte zu unternehmen, um den Marsch der türkischen Truppen aufzuhalten, da der Londoner Friedensvertrag zwischen der Türkei und Bulgarien endgültig sei.

Das Kabinett Danew hat, der „Agence Bulgare“ zufolge, gestern seine Demission überreicht.

Im Laufe des 15. und 16. d. M. nahm rumänische Kavallerie von den Donauübergängen aus Erkundungen nach allen Richtungen, auch entlang der Eisenbahnlinie Rustschuk —Warna, vor. Offizierpatrouillen haben mit den feind⸗ lichen Truppen Fühlung genommen. Hinter der Kavallerie rückte die Vorhut der Truppen vor. Das ganze rechte Donauufer befindet sich, der „Agence Roumaine“ zufolge, in den Händen der rumänischen Armee.

S Amerika.

Der Staatssekretär Bryan hat dem japanischen Bot⸗

schafter in Washington die Antworten auf die letzten beiden

japanischen Noten über die kalifornische Landfrage überreicht. Die argentinische Abgeordnetenkammer hat

die Debatte über die Fleischtrusts beendet und eine Kom⸗

mission zur Beratung von Abwehrmaßregeln ernannt.

Asien.

Der persische Ministerrat hat den Terxt der Bekannt⸗ machung über die Medschliswahlen ausgearbeitet und telegraphisch nach Paris gesandt zur Bestätigung durch den persischen Regenten. Wie die „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ meldet, beabsichtigen die Konservativen, sich mit allen Mitteln der Berufung des Medschlis zu widersetzen. Die Bachtiaren werden, da sie die Unpopularität der Einberufung des Medschlis einsehen, lediglich auf der Zusammenberufung des Senats bestehen.

Der Zusammenstoß zwischen nord⸗ und süd⸗ chinesischen Truppen in Kiangsi erregt in Schanghai große Besorgnis. Man befürchtet, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, daß er der Beginn einer zweiten Revolution ist. Diese Be⸗ sorgnis wird durch eine Proklamation verstärkt, die vorgestern in Nanking angeschlagen wurde und die sice wenn auch an⸗ scheinend ohne jede Berechtigung, eine Proklamation des Gouverneurs von Kiangsi nennt. Die Proklamation fordert alle Truppen der Provinz Kiangsi auf, sich in Armeekorps zu organisieren, um Muanschikai zu bestrafen. Sie enthält ferner genaue Vorschriften für die Truppen über ihr Verhalten gegen ““ und ermahnt das Publikum, Ruhe zu be⸗ wahren.

Wie ferner gemeldet wird, haben die Städte Kiangsi, Kiangsu, Kwangsi, Fukien, Canton, Szetschuan, Hunan und Anhui die Absicht, ihre Unabhängigkeit zu erklären; einige von ihnen haben dies auch in vorsichtiger Form bereits getan. Der Kampf in Kiangsi dauerte gestern noch an, augenscheinlich ohne Entscheidung. Die Haltung der Japaner ruft in Peking bittere Kommentare hervor. Die Chinesen glauben, daß die Japaner überall Hader erregen. Die Ahnfgnesenheit japanischer Offiziere im Lager der Rebellen unter⸗ stützt diese Annahme, während die Tatsache, daß japanische Kanonenboote in der Gefechtszone vor Anker liegen, zu einem Protest des Vizepräsidenten Liyuanhung ge⸗ führt hat. Die Südtruppen erklären öffentlich, sie hätten Zu⸗ sicherungen, japanische Hälfe betreffend, erhalten. Die chinesischen Blätter fordern eine amtliche Erklärung bezüglich einer an⸗ geblichen Rede des zum japanischen Gesandten in Peking er⸗ nannten . Diplomaten YNamaza, in der die Verwaltung Muanschikais kritisiert wird. Die japanische Gesandtschaft ist der Ansicht, daß Namaza falsch zitiert worden sei, und bestreitet, daß den Rebellen von den Japanern offiziell Unterstützung ge⸗ währt, oder daß sonst irgend wie die Neutralität verletzt worden sei.

Koloniales.

Nach einer telegraphischen Meldung hat die Gleisspitze der Deutschostafrikanischen Mittellandbahn (Tanganjika⸗ bahn) am 30. Juni Kilometer 254,4 hinter Tabora (= 1102,4 km ab Daressalam) erreicht. Da der Vorftreckbetrieb erst am 16. Juni nach Ueberschreitung des Malagarassi wieder aufgenommen wurde, sind in diesem Zeitraum rund 19 km verlegt worden.

Statistik und Volkswirtschaft.

8 Die deutsche überseeische Auswanderung im Juni 1913 und in dem gleichen Zeitraume des Vorijahrs.

Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat Juni

1 über 1913 912 11166“ 733 JOEq 1166“*“ deutsche Häfen zusammen. 1578

G 1208 fremde Häfen (soweit ermittelt) 563 572 überhaupt 2141 1780. Aus deutschen Häfen wurden im Juni 1913 neben den 1578 deutschen Auswanderern noch 48 897 Angehörige fremder v befördert; davon gingen über Bremen 27 201, über Hamburg

8

Die ausländischen Arbeiter auf dem deutschen Arbeits⸗

markt im Juni 1913.

Nach dem Bericht der Deutschen Arbeiterzentrale hat im Monat Juni das Bild der Zuwanderung der ausländischen Arbeiter sich nicht wesentlich verändert. An der ganzen Ostgrenze trafen nur noch wenige Nachzügler ein, und auch im Westen war die Zuwanderung, die schon im Vormonat sehr nachgelassen hatte, ganz unbedeutend. Es erscheint daher noch fraglich, ob der jährlich mit Beginn der Halmfruchternte einsetzende stärkere Zustrom ausländischer Arbeiter in diesem Jahre beßs genügen wird, den Bedarf der deutschen Arbeitgeber vollauf zu

ecken.

8. dem landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt berrschte immer noch Arbeitermangel. Die Nachfrage fand nur zum Teil Befriedigung.

Auf dem industriellen Arbeitsmarkt lagen die Verhältnisse nicht günstiger. Die oberschlesischen Gruben konnten ihren Bedarf nicht annähernd decken, weil die ausländischen Arbeiter wegen des bevorstehenden höheren Ernteverdienstes mehr zur Landwirtschaft drängen und Grubenarbeit jetzt nur sehr ungern annehmen. Im Westen trat infolge einer Besserung der Lage des Baugewerbes vorübergehend bei der Montanindustrie, die noch im Vormonate über ein Ueber⸗ angebot verfügte, Arbeitermangel ein, der aber behoben werden konnte. Die Ziegeleien an der holländischen Grenze konnten häufig die be⸗ nötigten Arbeitskräfte nicht vollzählig erhalten.

Die Ueberseewanderung nahm im allgemeinen ab und ver⸗ läuft jetzt in normalen Grenzen. Nur an einigen Grenzübergängen hielt sie im Berichtsmonat in ihrer früheren Lebhaftigkeit an.

Bei den Wanderarbeitern aus Rußland waren an der ostpreußischen Grenze die Bemühungen, aus entfernteren Bezirken Rußlands Leute heranzubekommen, von Erfolg gekrönt. Es steht daher zu hoffen, daß auch der Bedarf für die in Ostpreußen später beginnende Ernte ohne besondere Schwierigkeiten wird gedeckt werden können. An der westpreußischen Grenze sind die Aussichten weniger günstig, ebenso an der schlesisch⸗posenschen. An diesen Grenzstrecken wird der Zuzug von ausländischen Arbeitern zur Ernte kaum nennenswert sein.

Die Zuwanderung aus Galizien war, soweit landwirtschaftliche Arbeiter in Frage kommen, bis gegen Ende des Monats nicht ungünstig zu nennen. Die vorhandene Nachfrage konnte im großen und ganzen gedeckt werden. Erst in den letzten Tagen ließ der Zustrom völlig nach, sodaß die Beschaffung von Erntearbeitern ziemlich unsicher erscheint. Ungarn blieb vollkommen still. Es war weder Nachfrage noch ein Angebot vorhanden. Es steht aber zu erwarten, daß Ungarn im August noch mehrere Hundert Leute stellen wird.

An der italienischen Grenze blieb der Arbeiterzuzug wie im Vormonat unbedeutend. Umfangreicher war die Abwanderung von italienischen Arbeitern nach Luxemburg und Frankreich.

Die holländischen Arbeiter kamen nur in geringer Anzahl über die Grenze. Hauptsächlich machte sich ein Mangel an landwirtschaft⸗ lichen Arbeitern, vornehmlich Viehwärtern, fühlbar. Trotz der ge⸗ botenen hohen Löhne konnten die offenen Stellen nicht immer wunschgemäß besetzt werden. Die zuwandernden Industriearbeiter nahmen größtenteils als Erdarbeiter und Handlanger im Baugewerbe Arbeit an.

An der dänischen Grenze war die Arbeiterzuwanderung nicht nennenswert; sie erstreckte sich fast nur auf landwirtschaftliche Arbeiter.

ur Arbeiterbewegung.

Zu den bei den Bauarbeiten am Nordbahnhof in Mül⸗ hausen i. E. entstandenen Streitigkeiten (s. Nr. 162 d. Bl.) teilt „W. T. B.“ mit, daß es dem Bürgermeister Coßmann nunmehr gelungen ist, den Streik am Nordbahnhof beizulegen. Die Firma Julius Berger, Tiefbauaktiengesellschaft in Berlin, hat sich nach Benehmen mit der Landesverwaltung von Elsaß⸗Lothringen bereit erklärt, die Normen des für Mülhausen bestehenden Tarif⸗ vertrages für diejenigen Arbeiten als bindend anzuerkennen, welche sie zurzeit am Nordbahnhof in Mülhausen ausführt.

Literatur.

Hugo von Tschudi, Gesammelte Schriften zur neueren Kunst. Herausgegeben von Dr. E. Schwedeler⸗Meyer. Verlag F. Bruckmann, München. (Preis 6 ℳ, gebunden 7,50 ℳ.) Diese Sammlung von Reden und Aufsätzen weckt wehmütige Erinnerungen an den Mann, dessen Hinscheiden vor bald zwei Jahren eine unaus⸗ gefüllte Lücke im deutschen Museumswesen hinterlassen hat, an sein fruchtbares Schaffen in Berlin und zuletzt in München, wie an seine vornehme, zum Führen berufene Persönlichkeit. Hugo von Tschudis literarische Arbeiten sind nicht sein wichtigstes Vermächtnis, es sind Gelegenheitsschriften, die aus der Museumstätigkeit hervor⸗ wuchsen. Aber sein reicher und klarer Geist strebte überall zur Höhe wahrhaft geschichtlicher Betrachtung. Ob er eine Aus⸗ stellung charakterisiert oder ein einzelnes Bild, eine Persönlichkeit oder eine künstlerische Richtung immer ist sein Blick auf die geen Zu⸗ sammenhänge, auf das Ganze der Erscheinung und auf das bleibend Wertvolle gerichtet. In dem Kampf um die neue Kunst hat er mutig Partei genommen. Heute, wo dieser Kampf der Geschichte angehört, erkennt man nicht nur, daß er in allem Wesentlichen richtig gesehen hat, man freut sich auch der Unabhängigkeit, der abgeklärten Reife seiner Kunstbetrachtung, die nicht auf Stimmungen, sondern auf Erkenntnis ruht, die durch Gründe wirkt und darum fähig ist, zu überzeugen. Es gibt in Tschudis Urteilen manches, was uns heute zeitgeschichtlich bedingt und durch die Ereignisse überholt erscheint: auch das wird seinen Wert behalten als die Aeußerung eines Berufenen, der den Besten seiner Zeit genug getan. Die Periode des aufsteigenden Naturalismus, die er miterlebte und mit seiner innersten Sympathie begleitete, gibt ihm den Schlüssel zum Verständnis der Kunstgeschichte überhaupt: jede malerische Entwicklung, sagt er an einer Stelle, ist eine naturalistische. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, daß diese Wahrheit ein wenig zu eng gefaßt ist. Jeder Fortschritt der Malerei beruht auf einem neuen Verhältnis zur Natur. Aber das eine Mal ist es die bedingungslose Hingabe des Malers an den Gegenstand, die ihn die Welt neu ent⸗ decken und treuer, richtiger als zuvor darstellen läßt, das andere Mal der Wille zur Unterwerfung des Gegenstandes unter ein neu ge⸗ wonnenes Formungsprinzip, dem die Natur nichts ist als einer der Rohstoffe vielleicht nicht einmal der wichtigste für die gestaltende Arbeit des Künstlers. Gerade jetzt schwingt das Pendel wieder nach dieser andern Seite, und so wenig wir die oft allzu absichtlichen Ver⸗ suche unserer Jüngsten überschätzen, wir empfinden doch darin etwas wie eine notwendige Befreiung der Kunst von dem Zwang des Naturalismus, eine Auffrischung der Malerei, die in die Richtung einer Vergeistigung zu weisen scheint. Mit besonderer Freude wird man die gehaltvollen, schlichten Charakteristiken Menzels und Böcklins lesen und das Vorwort zur Publikation der Berliner Jahrhundert⸗ Ausstellung wieder durchblättern: sie war und sie bleibt das Beste, was Tschudi den Freunden deutscher Kunst geschenkt hat. Von ihren Anregungen werden wir noch lange zehren. Un⸗ mittelbar vor seinem Hingang noch hat er mit dem kurzen Vorwort zum Katalog der Nemes⸗Ausstellung in der Münchener Pinakothek einen seither vielerörterten Gedanken in die Debatte geworfen, den des neuen Sammlertyps. Galeriedirek⸗ toren und Privatsammler sollten nicht mehr das blutlose Gebilde einer kunstgeschichtlichen Lückenlosigkeit vor Augen haben, sondern als entschiedene Freunde der modernen Kunst aus alten Zeiten das zu er⸗ werben suchen, was unser heutiges Empfinden „in starke Schwingungen versetzt“. Es ist selbstverständlich, daß dieses Programm der höchsten Beachtung wert ist, ganz abgesehen davon, wieweit es von Tschudi selbst oder von der Sammlung Nemes verwirklicht worden ist. Th. D.

11 8s

8.

--+

Leipzig sind .

Kurze Anzeigen „Im Verlag von Quelle u. Meyer in schienen: 2

Die Entwicklung des Christentums zur Universal⸗ Von Professor Dr. Karl Beth. 344 S. 5,50 ℳ; gebdn. w

Aus Deutschlands Urgeschichte. Von G. Schwantes. 2. Aufl. 211 S. mit 192 Abbildungen und 7 Tafeln. (Natur⸗ wissenschaftliche Bibliothek.) Gebdn. 1,80 ℳ.

Wissenschaft und Bildung. Bdchn. 111 u. 119: Ge⸗ sundheitspflege des Weibes. Von Profess Dr. P. Straß⸗ mann. 184 S. mit 3 Tafeln und zahlreichen Abbildungen. Gebdn. 1,25 ℳ. Einleitung in die Philosophie. Von Professor Dr. P. Menzer. 117 S. Gebdn. 1,25 ℳ.

Bismarck und Leopold von Gerlach, ihre persönlichen Beziehungen und deren Zusammenhang mit ihren politischen An⸗ schauungen. Von Dr. R. Augst. 116 S. gebdn. 3 ℳ. 1

Land⸗ und Forstwirtschaft. .

Saatenstand, Ernteaussichten und Weinhandel

in Südfrankreich.

„Der Stand der Getreide im südlichen Frankreich wird im allge⸗ meinen als gut oder gar sehr gut bezeichnet und läßt eine gute Ernte erwarten. Im Departement Aude wird über Unkraut und Schnecken-⸗ fraß geklagt. Mit der Ernte von Winterweizen, Roggen, Gerste und Hafer ist in den günstig gelegenen Bezirken bereits be⸗ gonnen worden und auch hier ein guter Ertrag zu er⸗ warten. Der zweite Schnitt der Natur⸗ und Kunst⸗ wiesen verspricht einen reichen Ertrag; wo die Ernte des Heus schon begonnen hat, ist sie vom besten Wetter begünstigt gewesen. Allgemein geklagt wird über den schlechten Stand der Kartoffeln. Frühkartoffeln haben nur einen geringen Ertrag gebracht. Vielfach haben die Felder neu bepflanzt werden müssen, und noch jetzt ist man mit dem Kartoffellegen nicht ganz fertig. Futterrüben stehen unregelmäßig. Dagegen stehen sonstige Futtermittel und Gemüse sehr gut. Die Fruchternte ist sehr schlecht ausgefallen. Die Blüte der Oelbäume findet unter günstigen Bedingungen statt. Die Kokonsernte in den Departements Gard und Vaucluse ist geringer als in einem Normaljahre aus⸗ gefallen, und die Verkaufspreise sind höher als in den letzten Jahren.

„Der Stand der Reben ist im allgemeinen nicht schlecht, zum Teil sogar recht gut. Nur in den Departements der Rhonemündungen, besonders in der Umgegend von Arles und in der Camargue, im Gard und im Hérault bis gegen Montpellier hin hat der Mehltau bedeu-⸗ tenden Schaden angerichtet und die Ernteaussichten zum Teil ver⸗ nichtet. Insektenschädlinge, wie Cochylis, Eudemis, Pyralis und andere treten zahlreich auf. Unter dem Einfluß dieser ungünstigen Ernte⸗ aussichten in den großen Weinbaubezirken sind die Preise weiter be⸗ deutend gestiegen. Für die geringsten 1912 er Weine wurden auf dem letzten Cetter Weinmarkt 27 Frank für den Hektoliter bezahlt; für bessere Sorten 30—33 Frank für den Hektoliter. Ein weiteres Steigen der Preise ist zu erwarten. (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Marseille vom 12. Juli 1913.)

Saatenstand in Italien im zweiten Drittel des Monat Juni 1913. b

Ligurien: An der Riviera hat man mit dem Schnitt des Getreides begonnen. Im allgemeinen hofft man auf einen zufrieden- stellenden Ertrag. Die Olivenpflanzungen stehen recht gut; Gemüse stehen vorzüglich.

Piemont: Der gute Stand der Felder dauert an. Binnen kurzem wird man mit dem Schnitt des Getreides beginnen, das einen guten Ertrag verspricht. Der Mais gedeiht üppig, trotzdem sich in einigen Gegenden der Mangel an Feuchtigkeit fühlbar macht. Die Weinanpflanzungen entwickeln sich unter günstigen Bedingungen. 1 haben unter dem Reif im Monat April etwas gelitten.

Lombardei: Das Getreide neigt sich seiner Reife zu und steht befriedigend. In den meisten Gegenden kamen die Niederschläge am Ende der Berichtsperiode den verschiedensten Kulturen sehr zu statten, wenn auch in einigen Gegenden Kräuter und Mais noch etwas mehr Regen vertragen könnten. Die Weinkulturen stehen gut. 8

Venetien: Die Niederschläge im südlichen Venetien am Ende der Berichtsperiode kamen den Feldern sehr zu statten. In den übrigen Gegenden klagt man über Trockenheit. Der Schnitt des Getreides hat begonnen; man erwartet einen guten Ertrag. Auch die Weinkulturen entwickeln sich gut.

Emilien: Der Weizen geht der Reife entgegen; sein Stand berechtigt zu der Hoffnung auf eine reiche Ernte. Verschiedene Kulturen leiden etwas unter der Trockenheit.

Marken und Umbrien: Auch in den Marken klagt man über den Mangel an Feuchtigkeit. In Umbrien sind in einigen Gegenden leichte Regenschauer gefallen. Mit dem Schnitt des Getreides wird in Kürze begonnen werden; man erhofft einen guten Ertrag. Die Weinkulturen stehen üppig.

Toskana und Latium: In Toskana kamen die Niederschläge in der Berichtsperiode den Feldern sehr zu statten. Latium zeigt günstige Ernteaussichten, besonders für Weizen und Wein. Die Olivenpflanzungen entwickeln sich weiter üppig 1

Südliche Gegenden am adriatischen und mittel ländischen Meer: Mit dem Schnitt des Getreldes ist man in Apulien schon ziemlich weit fortgeschritten. Im allgemeinen erwartet man einen guten Ertrag. Der Mais hat unter der Trockenheit etwas gelitten. Die Weinkulturen stehen gut. Die Fruchtbäume haben einen guten Behang.

Sizilien. Mit dem Schnitt des Getreides wurde fortgefahren. Der Ertrag ist mittelmäßig. Dagegen stehen die Weinpflanzungen gut, obgleich sie hier und da von der Peronospera bedroht sind. Die Witterungsverhältnisse in der Berichtsperiode waren für die Ent⸗ wicklung der Olivenkulturen nicht besonders günstig.

Sardinien. In der Gegend von Sassari ist der Ertrag an Gerste und Hafer gut. Weniger gute Aussichten bietet der Stand des Weizens. Die Tabak⸗ und Gemüseanpflanzungen stehen gut ebenso die Wein⸗ und Olivenkulturen. 8

(Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats 10. Juli 1913.)

8 7 in Genua vom

Nr. 29 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 16. Juli 1913 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank⸗ eiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Desgl. gegen Gelbfieber. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Kohlensaure Getränke. (Preußen.) Nahrungsmittel. Nahrungsmitteluntersuchungsämter. vvoZ“ Arzneimittel. (Bayern.) Uebertragbare Krankheiten. (Anhalt.) Apothekenbetriebsordnung. Arzneimittel ꝛc. (Reuß ä. L.) Gehirnentzündung ꝛc. der Pferde. (SOesterreich.) Gewerbe⸗ ordnung. (Niederlande.) Rindshäute. (Norwegen.) Feuer⸗ bestattung. (Portugal.) Tischwein. (Canada.) Trauben⸗ zuckererzeugnisse. Tierseuchen im Auslande. Desgl. in Spanien, 1. Vierteljahr. Zeitweilige B“ gegen Tier⸗ seuchen. (Württemberg, Rußland, Rumänien.) Vermischtes. (Deutsches Reich.) Kinderheilstätten an den Seeküsten, 1912. (Sachsen, Leipzig.) Krankenkassen, 1912. (Oesterreich, Krakau.) Sterbefälle, 1908 und 1909. (Brasilien, Bahia.) Gesundheits⸗ verhältnisse, 1912/13. (Etitinseln.) Gesundheitsgesetzgebung. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung.