“ 1“ 8 —“ Bekanntmachung.
Auf Grund des § 10 des Gesetzes vom 1. Juni 1898, betreffend die elektrischen Maßeinheiten, sind die folgenden Arten von Elektrizitätszählern zur Beglaubigung durch die Elektrischen Prüfämter im Deutschen Reiche zugelassen und ihnen die beigesetzten Systemzeichen zuerteilt worden:
I. System 88 3
Quecksilber⸗Motorzähler für Gleichstrom, Form H0 S, HIES und HAS.
usatz zu System —.
Induktionszähler für einphasigen Wechsel⸗ strom, Form W E 1. III. Zusatz zu den Systemen 24, 34, 39, 48, 61, 66, 7.
und 74:
II. Zweiter
16““ Zähler mit Doppelzählwerk, Form .. . S, sämtlich hergestellt von den Isaria⸗Zählerwerken in München.
„Eine Beschreibung wird in der Elektrotechnischen Feitschrift veröffentlicht, von deren Verlag (Jul. Springer in Berlin W. 3* Linkstraße 23/24) Sonderabdrucke bezogen werden können.
Charlottenburg, den 3. September 1913.
Der Präsident der Physikalisch⸗Technischen Reichsanstalt.
J. V.: Hagen.
Personalveränderungen.
Kaiserliche Marine. 8
Den 10. September. Frhr. v. Liltencron, Oberstlt. und Kom. d. III. See⸗Bats., unter Enthebung von dieser Stellung dem III. Stamm⸗See⸗B. zugeteilt. v. Kess inger, Maj. und Kom. d. III. Stamm⸗See⸗Bats., zum Kom. d. III. See⸗Bats. ernannt.
Mit dem 1. Oktober d. Is. werden befördert: zu Oberstlts.: die Majore v. Lettow⸗Vorbeck, Kom. d. II. See⸗Bats., v. Kessinger, Kom. d. III. See⸗Bats.; zum Maj.: der Hauptm. Werner vom III. Stamm⸗See⸗B.; zu Hauptleuten: die Oblts. Klinger vom III. Stamm⸗See⸗B., Laub, Huguenin vom III. See⸗B., Krüger vom III. Stamm⸗See⸗B., Hell vom III. See⸗B., Schütte von d. Fortif. Tsingtau, Jaeschke vom III. See⸗B., Hermann, Lemp, Fritsche, Dulheuer vom 1 “ zum Oblt.: der Lt. Graenzer vom
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst den bisherigen Professor an den Wissenschaftlichen An⸗ talten in Hamburg Dr. Carl Heinrich Becker zum ordent⸗ ichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität n Bonn zu ernennen.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
b er Direktion der Löwenberg⸗Lindow⸗Rheins⸗ berger Eisenbahn⸗Aktiengesellschaft in Rheinsberg (Mark) ist die Erlaubnis zur Vornahme allgemeiner Vor⸗ arbeiten für eine vollspurige Fo rtsetzung der Löwenberg⸗ Lindow⸗Rheinsberger Eisenbahn über Rheinsberg hinaus nach Zechlin erteilt worden. 8
8 Angekommen: “ der Staats⸗ und Justizminister Dr. Be 8
dedder Direktor im Reichsamt des Innern von Jonquières
vom Urlaub.
Nichtamtliches.
6 Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. September 1913.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 13. d. M. S. M. S. „Vineta“ in Pernambuco und S. M. S. „Hertha“ in Horta auf Fayal (Azoren), am 14. d. M. S. M. Flußkbt. „Otter“ in Hankau eingetroffen.
1“ 8
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11A““ In dem in Paris erscheinenden französisch⸗spanischen Blatte „l'Espagne“ veröffentlicht der Minister des Aeußern Pichon unter der Ueberschrift „Zum französisch⸗spanischen Bündnis“ folgenden Artikel:
Die Beziehungen Frankreichs und Spaniens sind durch die Natur vorgeschrieben. Eine breite Landesnrenze vereinigt sie, und wenn diese Grenze, durch die große Kette der Pyrenäen gebildet, ein natürliches Hindernis gegen Invasionen und Kriege ist, so hat sie beide Länder nie gehindert, sich zu kennen und sich zu schätzen und sich oft im Laufe ihrer Geschichte gegenseitig herzlichen Beistand zu leisten. Bald werden neue Eisenwege die steile Bergwand durchbrechen und ebenso viele Bande sein, um die Freundschaft der beiden Nationen enger zu schließen. Die Vergangenheit Frankreichs und Spaniens erzählen heißt von dem bestehenden wechselseitigen Einfluß sprechen, den sie aufeinander gehabt haben. Frankreich hat Spanien sein edles Königsgeschlecht gegeben, und Frankreich ist der Bürge der Zukunft Spaniens. Frankreich und Spanien arbeiten neben⸗ einander in Marokko, wo sie sich unterstützen. Die Arbeit, die die beiden Länder in Marokko unternommen haben, wird um so sichere und schnellere Fortschritte machen, je ruhiger ihr Zusammen⸗ arbeiten sein wird. Zuerst, als Spanien und Frankreich diese ge⸗ schichtliche Wahrheit verkannten, gab es zum größten Schaden beider Länder zwischen ihnen vorübergehend Wolken Heute sind Völker und
Regierungen zu gut unterrichtet, um diese Wahrheit jemals zu ver⸗ Schweiz.
gessen.
Gestern nachmittag ist in Bern die Internationale Arbeiterschutzkonferenz durch den Bundesrat Schultheß eröffnet worden, die sich mit gesetzlichen Vorschriften über das Verbot der industriellen Nachtarbeit jugendlicher Arbeiter und über den Arbeitstag von höchstens 10 Stunden für die in der Industrie beschäftigten Frauen und jugendlichen Arbeiter be⸗ 9.- soll. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde zum Präsidenten er Konferenz der Bundesrat Schultheß, zum Vizepräsidenten
8
sich eine Geschäftsordnung, wonach die französische Sprache zur offiziellen Verhandlungssprache erklärt, jedoch jedem Delegierten das Recht gegeben wird, sich in einer anderen Sprache aus⸗ zudrücken. Neben dem amtlichen Protokoll in französischer Sprache wird den Delegierten ein nichtamtliches Protokoll in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt. Die Verhandlungen der Konferenz und ihrer Kommissionen finden in geheimen Sitzungen statt. — 8 .“ 6
Dänemark. v“
Die ordentliche Session des Reichstags ist gestern eröffnet worden. Folkething und Landthing haben das Präsidium wiedergewählt.
In der heutigen Sitzung des Folkethings brachte der Finanzminister Brandes den Voranschlag des Budgets für 1914—15 ein. Der Voranschlag weist, wie „W. T. B.“ meldet, an Gesamtausgaben etwa 105 Millionen Kronen auf, was ungefähr demjenigen für das laufende Finanzjahr ent⸗ spricht. Die veranschlagten Einnahmen sind 7 Millionen Kronen größer als im Vorjahre und belaufen sich auf 119 Millionen. Es ist somit ein Ueberschuß von rund 14 Millionen Kronen vorhanden, aber da für die Schuldenverwaltung usw. eine Ausgabe von 10 Millionen Kronen vorgesehen ist, verbleibt nur noch ein⸗ tatsächlicher Ueberschuß von 4 Millionen Kronen. Die Er⸗ höhung der Einnahmen setzt sich zusammen aus 5 Millionen Mehreinnahmen aus Steuern und Abgaben und 2 Millionen aus den erhöhten Einnahmen aus den Staatsbahnen. Das Budget des Kriegsministeriums weist an Ausgaben 18 ¼ Millionen Kronen, das Marineministerium an solchen 10 Millionen Kronen auf. Die Verzinsung der Staatsschuld nimmt 12 ⁴ Millionen Kronen in Anspruch. Im übrigen sind die veranschlagten Ausgaben im Vergleich zu dem laufenden Finanzjahr ziemlich die gleichen. Größere neue Forderungen irgend welcher Art weist der Voranschlag nicht auf. Ferner brachte der Finanzminister die Staats⸗ rechnungsablage für das Finanzjahr 1912/13 ein, das einen Ueberschuß von 4,5 Millionen auf⸗ wies, während der Voranschlag ein Defizit von über 15 Millionen Kronen vorgesehen hatte. Das günstige Er⸗ ebnis ist teils auf große Ersparnisse zurückzuführen, die beim kriegsministerium 3,2 Millionen Kronen betragen, teils auf er⸗ höhte Einnahmen, die bei den Staatsbahnen 2,5 Millionen Kronen und bei den Steuern 6,5 Millionen Kronen ausmachten. Türkei. 3 8
Gestern fand zwischen den türkischen und den bulgarischen Delegierten eine private Sitzung statt. Ein Communiqué besagt, wie „W. T. B.“ meldet, da die De⸗ legierten über die hauptsächlichen Punkte der Grenze einig geworden seien, werde die endgültige Lösung in der nächsten Sitzung, die auf morgen festgesetzt ist, erfolgen.
Beim Empfang einer Abordnung der vorläufigen Regierung von Gümüldschina erklärte der Minister des Innern Talaat Bei, obiger Quelle zufolge, die Pforte könne die Unabhängigkeitsbewegung nicht ermutigen und direkt unter⸗ stützen. Der Minister versprach aber, im Laufe der türkisch⸗bul⸗ garischen Verhandlungen für den Schutz der heiligen Rechte der Bevölkerung bo“ einzutreten, und xichtete daun an die 2ögte. ung Kine Mahnung zur Ruhe. Ein Mitglied der Abocttung bemerkte, die Bevölkerung könne sich nicht länger mit leeren Worten zufrieden geben. Sie sei entschlossen, auf ihrer Unabhängigkeit zu beharren, und werde die Rückkehr der Bulgaren nicht gestatten. Die Bevölkerung verlange die Anerkennung der vorläufigen Regierung durch die Pforte. Die Bewegung breite sich immer mehr aus. ö 1“
Serbien. „Nachdem die griechische und die serbische Regierung ein Uebereinkommen abgeschlossen haben, wird die Gre nz⸗ kommission von Gewaheli aus heute ihre Arbeiten fortsetzen. Wie „W. T. B.“ meldet, wird inzwischen die Frage der Grenz⸗
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der Ständerat Lachenal⸗Genf gewählt.
“ 16“
Die Konferenz A“
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linie südlich Gewghelis auf diplomatischem Wege geregelt werden.
Amerika.
Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Mexikocity hat der Präsident Huerta die Demission des Ministers des Innern Urrutia angenommen, der der Urheber des so⸗ genannten Ultimatums an die Vereinigten Staaten war zu der Zeit, wo Linds Mission angekündigt wurde 8
Asien.
Unter den von der chinesischen Regierung angenommenen Forderungen Japans wegen der Zwischenfälle in Nanking befindet sich auch die auf Abberufung des Generals Chang aus Nanking. Wie „W. T. B.“ meldet, sind zwei japanische Kreuzer nach Nanking beordert worden.
Einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ zufolge hat in Kwan⸗tschöng⸗tsu ein Zusammenstoß zwischen Japanern und Chinesen stattgefunden, der durch herangezogene japanische Truppen beigelegt wurde.
1“]
““ Koloniales.
„Nach einem in Berlin eingetroffenen Telegramm aus Bonaberi im Schutzgebiet Kamerun vom 15. September fuhr der Staats⸗ sekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, am 12. und 13. September mit der Mittellandbahn bis zur Bauspitze (etwa 50 km östlich von Edea), besichtigte hierbei die sanitären Einrichtungen für die Bahnarbeiter und be⸗ suchte sodann Edea. Am 14. September begab sich der Staats⸗ sekretär mit der Nordbahn bis Nkongsamba, von wo am 15. der Abmarsch nach Dschang erfolgte. 8
Nach einer Mitteilung der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft hat die Gleisspitze der deutschostafrikanischen Tan⸗ ganjikabahn am 1. September d. J. Kilometer 315 hinter Tabora erreicht. Im August sind insgesamt 26 km vorgestreckt worden.
8 1“
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8 Baumwollkrankheiten in Ostafrika. .
Mit großem Eifer wird in Deutsch Ostafrika an der Ausdehnung der Baumwollpflanzungen gearbeitet, und die Erträge sind auch in einer erfreulichen Zunahme begriffen. Sie bedeuten aber immer noch wenig im Vergleich mit der Größe des Bedarfs des Deutschen Reichs an Baumwolle. Dazu kommt, daß sich in den
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die der weiteren Entwicklung schwere Hindernisse be⸗ reiten. Ein im „Tropenpflanzer“ veröffentlichter Bericht gibt eine Zusammenstellung über die Art und Verbreitung der Baum⸗ wollkrankheiten, die sich im vorigen Jahr in Deutsch Ostafrika gezeigt haben. Es ist erfreulich, daß er günstiger lautet als früher. Die Gegend um den Kilimandscharo hat nur unter Wanzen zu leiden gehabt, und das Gebiet am Rufidschi ist sogar fast ganz von Krank⸗ heiten verschont geblieben. Dieser Erfolg ist wahrscheinlich auf die Verwendung besonders ausgewählter und im Lande selbst gewonnener Saat zurückzuführen. Diesem Lichtblick stehen freilich starke Schatten gegenüber. In dem Bezirk von Muansa, südlich vom Viktortasee, ist die sogenannte Mafutakrankheit, die durch Blattläuse verursacht wird, in verheerendem Grade aufgetreten, wahrscheinlich infolge ungünstiger klimatischer Verhältnisse, die in ungewöhnlicher, plötzlicher Trockenheit nach einer ebenso ungewöhnlichen Regenzeit bestanden. Dieser Zusammenhang wird noch wahrscheinlicher durch die Tatsache,
bäumen überhand genommen haben. Fortschritte hat auch der kleine schwarze Rüsselkäfer gemacht, der zuerst vor zwei Jahren in der Land⸗ chaft Morogoro im Hinterland von Daressalam gefunden wurde. Früher beschäftigte er sich nur mit der Zerstörung der Kapseln, jetzt greift er aber auch auf die Stengel über. Wie solche Schadlinge durch den Bezug ausländischer Baumwollsaat eingeschleppt werden, hat eine Erfahrung in Amani gezeigt, wo derselbe Käfer in einer Sendung aus Venezuela in großer Zahl entdeckt wurde. Die Zahl der Blattwanzen, die sich gegen die Baumwolle wenden, scheint sehr groß zu sein, da noch immer neue Schädlinge dieser Art von den Pflanzern eingesandt werden. Besonders eine rote Wanze ist ge⸗ fährlich, weil sie selbst durch die Verbrennung der abgehackten Pflanzen kaum an Zahl vermindert, geschweige denn ausgerottet werden kann. Von einer Gattung roter Wanzen sind jetzt schon fünf verschiedene Arten in Ostafrika festgestellt worden. Eine kleine graue Wanze ver⸗ mehrt sich in so ungeheuerlicher Weise, daß schon in einer einzigen Baum⸗ wollkapsel bis zu 50 Stück gefunden worden sind. Dennoch scheint sie weniger gefährlich zu sein, da sie gewissermaßen nur eine Nacharbeit hinter dem sogenannten Kapselwurm leistet, also eine bereits hin⸗ reichende Vernichtung vollendet. Eine weitere Gruppe von Insekten, die eine bedenkliche Vorliebe für die Baumwolle äußern, sind die Zikaden, von denen in Ostafrika auch bereits fünf verschiedene Arten beschrieben worden sind. Besondere Aufmerksamkeit hat eine Krank⸗ heit erregt, die als Stengelbräune bezeichnet wird und die befallenen Pflanzen zum Eingehen bringt. Die Stengel zeigen braune und schwarze längliche Flecken und platzen nach Ablösung der Ober⸗ haut an solchen Stellen auf. Die Suche nach Pilzen an solchen Pflanzen ist vergeblich gewesen, aber es haben sich viele Bakterien gezeigt, die vielleicht für die Entstehung der Krankheit verantwortlich zu machen sind. Uebrigens verdienen auch die Mitteilungen Beachtung, die in demselben Heft Dr. Jacob über die Erfolge künstlicher Düngung von Baumwollpflanzungen macht. Solche Versuche sind sowohl in den Vereinigten Staaten von Amerika wie in Indien ausgeführt worden und haben trotz der Kostspieligkeit des benutzten Kunstdüngers durch Steigerung der Erträge herbeigeführt
Statistik und Volkswirtschaft.
Der deutsche Arbeitsmarkt im August 1913.
Nach vorläufiger Mitteilung des Kaiserlichen Statistischen Amtes auf Grund der Berichte für das „Reichsarbeitsblatt“ war der Be⸗ schäftigunaazseh im allgemeinen ausreichend. Die Lage des gewerb⸗ lichen Ar eitsmarkts im August zeigte sich gegenüber dem Vormonat nicht in einheitlichem Sinne verändert. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahrs ist sie aber fast überall schlechter.
Die an das „Reichsarbeitsblatt“ berichtenden Krankenkassen hatten am 1. September 1913 5 296 645 beschäftigte Mitglieder (3 683 919 männliche und 1 612 726 weibliche) oder 19 105 mehr als am 1. August 1913, und zwar hat die Zahl der männlichen Mit⸗ glieder um 8427 oder 0,238 v. H., die der weiblichen um 10 678 oder 0,07 v. H. zugenommen. In der Regel tritt im Laufe des August für beide Geschlechter eine Belebung des Beschäftigungsgrades ein. Sie war im vorigen Jahre mit + 0,20 v. H. bei den männlichen Personen und + 0, ° v. H. bei den weib⸗ lichen Personen etwas stärker. Die Steigerung der Mitgliederzahlen entfiel mit Ausnahme der Betriebskrankenkassen, die einen Rück⸗ gang der weiblichen Mitglieder aufweisen, auf sämtliche Kassenarten ([Orts⸗, Gemeinde⸗, Innungs⸗ und andere Kassen, Betriebskranken⸗ kassen). Den Hauptanteil des Zuwachses an Mitgliedern nehmen die Ortskrankenkassen für sich in Anspruch. 8
Nach den Berichten von 15 größeren Arbeiterfachverbänden mit zusammen 1, Million Mitgliedern waren Ende 13 44 984 oder 2,8 v. H. der Mitglieder arbeitslos gegenüber 2,6 v. H. Ende Jult 1913 und 1,b0 v. H. Ende August 1912. Von Ende Juli auf Ende August pflegt die Arbeitslosigkeit zu sinken. Wenn das in diesem Jahre im Gegensatz auch zum Jahre 1912 nicht geschehen ist, so ist dies um so mehr als eine ungünstige Erscheinung anzusehen, als der Stand der Arbeitslosigkeit zu Ende Juli des Vorjahres schon an sich erheblich niedriger war.
Bei 300 öffentlichen Arbeitsnachweisen mit 141 939 Ver 8 mittlungen kamen im August auf 100 offene Stellen bei den männ⸗ lichen Personen 167, bei den weiblichen 98 Arbeitsgesuche. Die ent⸗ sprechenden Ziffern des Vormonats waren 174 und 103. Hiernach hätte der Andrang männlicher wie weiblicher Arbeitsuchender nach⸗ gelasten. esann 5 Chsgsen. pflegt dIag vom Jult zum A- reten. eint aber, im Zusamm t 1 Ziffern des Beschäftigunasgrades hesiceehefrs, Fit den
zur Folge gehabt zu haben.
wiegend günstig sind die Berichte aus dem Kohlen⸗ und dem Eisenbergbau, aus der Automobil⸗ und der elektrischen Industrie. Mäßig und nur ausreichend waren Roheisenerzeugung, Kaliindustrie, Eisengießereien und Stahlwerke, endlich die Leinenindustrie beschäftigt. rung gegen das Vorjahr jeigen sehr viele Industriezweige, besonders Maschinenindustrie, Holzindustrie, Baumwollspinnereien und ⸗webereien und Vauchnerg
Von irmen ist die Arbeiterzahl ange eben, und zwar mit 267 545 zu Ende August 1913 1. 251 280 11 Ende August 1912. Es ist also eine Vermehrung um 6,1 v. H. eingetreten, während für den Jult eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 5,20 v. H. und für den Juni eine solche von 6,52 v. H. zu verzeichnen war. Der Umfang der Zunahme ist also gegenüber dem Vormonat gewachsen, wenn er auch hinter der des Junk etwas zurückbleibt. Die Zunahme, die im wesentlichen als eine solche in der Großindustrie anzu⸗ sprechen ist, ist in der Hauptsache auf einige Gewerbegruppen beschränkt, auf die „sonstigen Gewerbe“ mit 22,22 v. H., die Maschinenindustrie mit 10 02 v. H, die chemische Industrie mit 11 40 v. H. Bergbau und Hütten⸗ wesen mit 4,76 v. H., endlich die Textilindustrie mit 3,37 v. H. Diesen Zunahmen steht eine erhebliche Abnahme beim Bekleidungsgewerbe (— 5,96 v. H.) und hei der Holzindustrie (— 6,00 v. H.) und eine weniger erhebliche bei der elektrischen Industrie (— 3,4 v. H.) gegenüber.
Internationale Wohnungsstatistik.
Die Generalversammlung des Internationalen Statistischen Instituts, das vom 7. bis 13. September in Wien tagte, ist am 8 ühen tember dem Vorschlage der 3. Sektion beigetreten, einen besonderen Au s⸗ schuß einzusetzen zur Prüfung der Frage, wie eine internationale Verhgs egtht der Wohnungsstatistik wenigstens in den wichtigsten Beztehungen gesichert werden kann. Am 10 September
ungen Pflanzungen Ete zahlresche Schädlinge eingestellt
hat der frühere Präsident des Kaiserlichen Statistischen Amts Dr.
daß im Küstengebiet andere Pflanzenläuse am Kaffee und auf Nutz⸗ 8 6
einen hohen Uebersch des Gewinns die Figuren
und der Arbeltslosigkeit für Ende August betrachtet, eine Besserung der Lage des “ Fade “
„. Die Berichte von industriellen Firmen und V bänd 8 über die Lage des Arbeitsmarkts im August lauten 8 u“
Verschlechte⸗ 8
R. van der Borght einen Vortrag über diese Frage gehalten, der im 3. Heft der Vierteljahrsschrift „Um Grund und Boden“ (Karl Hey⸗ manns Verlag, Berlin) wiedergegeben wird. Dem Aus⸗ schuß, gehören folgende Herren an: Dr. R. van der Borght, VBerlin; Dr. Feig, Berlin; Dr. Giusti, Rom; Dr. Hecke, Wien; Dr. M. Hauber, Paris; Dr. Losch, Stuttgart; Dr. Meuriot, Paris; Dr. Milliet, Bern; Dr. Silbergleit, Berlin; Dr. Therring, Budapest; Dr. Würzburger, Dresden. Zum Vorsitzenden des Ausschusses wurde Dr. R. van der Borght, zum Berichterstatter Dr. Hecke, Wien, gewählt. Mit der Uebernahme der Herbeiführung der Vergleichbarkeit in der Wohnungsstatistik der einzelnen Länder durch das Internationale Statistische Institut ist die Aufgabe der vom II. Inter⸗ nationalen Hausbesitzerkongreß im Mai 1912 eingesetzten Kommission vorläufig beendet. Der allseits gehegte Wunsch, die Wohnungsber⸗ hältnisse der einzelnen Länder einwandsfrei miteinander vergleichen zu können, ist nunmehr seiner Erfüllung um einen bedeutenden Schritt
näher gekommen. 16 11
Zur Arbeiterbewegung.
In Dublin feiern jetzt, wie dem „W. T. B.“ aus London gemeldet wird, infolge des Ausstands und der Aussperrungen zehntausend Personen. (Vgl. Nr. 217 d. Bl.) Da Mangel an Lebensmitteln droht, sind die Aussichten ernst. Zwei englische Eisenbahn⸗ gesellschaften werden in den irischen Streit hineingezogen. Die London und North⸗Westerneisenbahn entließ gestern in Liverpool drei Arbeiter, die sich weigerten, Güter von Dublin zu befördern; daraufhin traten fast tausend Mann in den Ausstand. Gestern spät am Abend dehnte sich die Bewegung auf die Lancashire und Yorkshire Eisenbahn aus, von der 700 Angestellte den Streik erklärten, weil von ihnen verlangt wurde, irische Güter zu be⸗ fördern. Der Ausstand auf der London und North⸗Western⸗Eisenbahn droht sich auszudehnen.
In Nikolajew haben, wie „W. T. B.“ erfährt, die Hafen⸗ arbeiter die Arbeit eingestellt. Sie fordern die Aufhebung der Verladung am Sonntag und die Einhaltung eines Arbeitslohnsatzes seitens der Ausfuhrhandeltreibenden. In der Frage des Arbeitslohnes wurde eine Einigung erzielt, über die Verladung am Sonntag bisher noch nicht. Eine große Anzahl von Wagen mit Getreide steht un⸗ ausgeladen da.
Kunst und Wissenschaft.
Die kunst⸗ und kulturgeschichtlichen Sammlungen des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg sind in jüngster Zeit u. a. durch zwei Holzfiguren, Johannes Baptista und Johannes Evangeliste, bereichert, die etwa um 1525 — 1540 entstanden und trotz ihrer schlechten Erhaltung für die Sammlung als Werke eines hochbegabten oberrheinischen Meisters und als Beispiele einer in der oberdeutschen Kunst jener Zeit weit ver⸗ breiteten Richtung von hohem Wert sind. Der Meister war im südlichen Baden und im Elsaß tätig, sein Hauptwerk ist der Hochaltar im Münster in Breisach. Stilistisch gehören dem übertriebenen spätgotischen Barock an, ja sie haben anfangs für Werke des 18. Jahrhunderts gegolten. Als bedeutsame Ergänzung der originalplastischen Denkmäler muß der neuerworbene sogenannte „Hansel“ gelten, eine schalmeiblasende Brunnenfigur vom Heinzen⸗ oder Hanselbrunnen im Hof des 1339 gestifteten Heilig⸗Geist⸗Spital in Nürnberg. Es ist eine Bronzefigur, die sich in dem realistischen Charakter anderer Nürnberger Brunnen⸗ figuren, wie z. B. des Dudelsackpfeifers oder des Gänsemännchens, bewegt, aber diesen in der Zeit um ein Beträchtliches vorangeht. Sie ist an das Ende des 14. oder in den Anfang des 15. Jahrhunderts zu setzen, also in eine Epoche, in der die figürliche Erzbildnerei weit hinter der Steinbildnerei zurücktritt, die den Vorrang für sich bean⸗ sprucht. Eine genauere Datierung ist vor der Hand nicht möglich. Hie Bezeichnung „Hansel“, also der Taufname Johann in familiärem Sinn, deutet schon darauf hin, daß wir es mit einem Gebilde zu tun haben, das die Bedeutung des Kuriosen oder Scherzhaften an sich trägt und so ist es auch in Wirklichkeit. Man braucht nur den engen schlanken Wuchs der modisch gewandeten Gestalt mit dem allzugroßen Kopfe in Bezug zu setzen und wird erkennen, daß dieses Mißverhältnis gewollt ist. — Ausnehmend reich war der Zugang an wertvollen Gold⸗ und Silbergeräten. Zu nennen sind aus ihrer Zahl eine große, silbervergoldete Prunkplatte mit auf⸗ gelegten Ornamenten in Weißsilber, die einer der drei Augsburger Goldschmiede Lorenz Biller (18. Jahrhundert) gearbeitet hat. Sehr wertvoll ist auch ein zweiunddreißigteiliges Silberfervice, das sich ursprünglich im Besitz der Kaiserin Katharina von Rußland befunden hat und im Fllorentiner Kunsthandel erworben wurde. Es ist eine deutsche Arbeit, in Ausgsburg entstanden. Die meisten Stücke tragen das Zeichen des Johann Martin Satzger, der 1785 starb. — Für die Bücherei gelang es auf der Boernerschen Versteigerung in Leipzig u. a. eine Anzahl von Flugschriften aus der Reformationszeit zu erstehen, wie den von Pamphilius Gengenbach herrührenden „gestryfft Schwitzer Baur“ und das seltene, mit Noten versehene „Vermanlied, im Lager zu Werdgemacht“, ferner ein prächtiges Exemplar des seltenen Kirchengesangbuchs der Böhmischen Brüder in dessen 2. Ausgabe, die zwei Jahre nach der 1. Ausgabe 1566 in Prag erschien. Das Buch zeichnet sich sowohl durch seine literarhistorische und musikgeschichtliche Bedeutung als auch durch seine äußerst geschmackvolle typographische Ausstattung aus. Besonders sei noch ein wundervolles Exemplar der „Symbolographia“ des Jakob Boschius, Augsburg und Dillingen, 1702, hervorgehoben, eines Buches, das seinem Inhalte nach eine außerordentliche Fülle von Symbolen und Emblemen in Kupferstichen nehst den zugehörigen Erläuterungen bietet. Am bemerkenswertesten ist aber bei dem vorliegenden Exemplar der schöne, in Goldpressung (Handvergoldung) auf das reichste und reizvollste gezierte rötlich⸗ braune Ledereinband mit den Superexlibris des Abtes Placidus von
Ettal.
Die Historische Kommission bei der Königlich baye⸗ rischen Akadmie der Wissenschaften richtet an alle Freunde handelsgeschichtlicher Forschung folgenden Aufruf:
Seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hat sich der Blick der Wirtschaftshistoriker in steigendem Maße auf jene spezifischen Quellen der Handelsgeschichte gelenkt, wie sie sich aus der kauf⸗ männischen Tätigkeit der einzelnen Wirtschaftssubjekte ergaben und wie sie für die Zeit vom 14. Jahrhundert an in größerer Anzahl in den öffentlichen und den privaten Archiven (Familienarchiven) ruhen. Also auf Handelsbücher, auf Handelskorrespondenzen (die oft in zusammenhängenden Gruppen in Kopierbüchern er⸗ halten sind), auf Gesellschaftskontrakte, auf Kontrakte mit Handlungsdienern, auf tagebuchartige Aufzeichnungen von Kauf⸗ leuten und ähnliche Quellen. Es dürfte bekannt sein, daß nur mit Hilfe solchen Quellenmaterials die innere Struktur, die innere Organisation des Handelslebens richtig erfaßt und beurteilt werden kann. Namentlich die Fragen nach der durchschnittlichen Höhe der Handelsgewinne früherer Zeiten, nach der Art der Kapital⸗ beschaffung bei den größeren Firmen, die Fragen nach der Größe der Betriebe, nach der Form der Unternehmungen (ob Einzel⸗ oder gesell⸗ schaftliche Unternehmung), die vielerlei Fragen nach dem Charakter der Handelsvergesellschaftungen usw. können exakt und konkret nur aus dem genannten Quellenmaterial beantwortet werden. Das selbe gilt für die vielen Fragen nach der Wesensart der vorkommenden Geschäfte (ob Kreditgeschäfte vorliegen, ob das Speditionsgewerbe von dem eeigentlichen Handelsgewerbe getrennt ist usw.), dasselbe für die Erforschung der vom Großkaufmann abhängigen gewerblichen Betriebssysteme usw. usw. Hervor⸗ ragende deutsche und ausländische Wirtschaftshistoriker haben des öfteren den Wunsch nach häufigeren Editionen von Handelspapieren der obengenannten Arten ausgesprochen. So schrieb, um nur einige zu nennen, Wilhelm Heyd, der Altmeister moderner handelsgeschichtlicher Forschung in Deutschland, mit Be⸗
11“
dauern: „Die Handelspapiere alter Zeit sind in ausgedehntem Maße der Vernichtung anheimgefallen, das läßt sich leider nicht leugnen, allein ganz ausgetilgt sind sie nicht; nur werden sie sorgfältig ver⸗ wahrt im Familienbesitz, ruhig liegen gelassen in den öffenilichen Archiven, auch wohl im stillen gesammelt, aber der Ver⸗ öffentlic2hung nicht entgegengeführt.“ Auch von Inama⸗Stern⸗ egg bedauerte im Vorwort zum zweiten Leile des dritten Bandes seiner deutschen Wirtschaftsgeschichte, daß aus den neuen Quellenkreisen, mit deren Hilfe man zu ganz konkreten und anschaulichen Vorstellungen des Handels kommen fönne, die Handlungsbücher großer Kaufleute bisher nur selten zur allgemeinen Kenntnis gebracht worden seien. Vor und nach diesen und anderen Aeußerungen ist eine kleine Anzahl von Handelsbüchern und ver⸗ wandten Archivalien des 14. bis 16. Jahrhunderts auch in Deutsch⸗ land wie anderwärts ediert worden. Außerdem haben nichtedierte Handelspapiere einzelnen Wirtschaftshistorikern als willkommene Er⸗ kenntnisquelle gedient. Eine wesentliche Förderung unserer Wissen⸗ schaft ist daraus erwachsen. Aber es muß mehr geschehen! Was uns als Vorbereitung auf eine deutsche Handelsgeschichte, die allen berechtigten Anforderungen der Geschichtswissenschaft und der Nationalökonomte genügen will, nottut, ist eine systematische Sammlung und eine zusammenhängende, von denselben Grundsätzen geleitete Ausgabe bezw. Bearheitung von Handelspapieren der obengenannten Art. Wenigstens für die Zeit bis zum 16. Jahrhundert inbegriffen. Das Unternehmen duldet keinen Aufschub, sollen nicht noch weiterhin, wie es schon ist, unersetzliche Geschichtsquellen als Makulatur eingestampft werden.
Als Vorbereitung für eine Publikation wie die obengenannte hat nun die historische Kommission bei der Königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften beschlossen, die Verzeichnung zunächst der ungedruckten süddeutschen Hand⸗ lungsbücher und verwandten Akten des Mittel⸗ alters und des 16. Jahr hunderts vornehmen zu lassen. Zu diesem Zwecke richten die Unterzeichneten an alle Freunde der deutschen Wirtschafts⸗ bezw. Handelsgeschichte die höfliche Bitte, bei dem schwierigen Werke mitzuhelfen und möglichst genaue Angaben über ihnen bekannte oder aufstoßende Handelspapiere der genannten Art an sie gelangen zu lassen. Bemerkt sei, daß sich die gesuchten Archivalien erfahrungsgemäß oft als Beilagen zu Gerichtsakten zu finden pflegen, wohin sie gelegentlich kaufmännischer Prozesse (zwischen Handelsgesellschaftern, im Anschluß an Konkurse usw.) gelangt sind. Dr. G. von Below, ordentlicher Professor an der Universität Frei⸗ burg i. Br., Dr. J. Strieder, Privatdozent an der Universität Leipzig. Nachrichten werden an die Adresse des letztgenar Leipzig⸗Gohlis, Kleiststraße 9, erbeten. .
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Oesterreich⸗Ungarn.
Budapest, 15. September. (W. T. B.) Die Sanitätsbehörde erklärt, die Cholera könne in Budapest als erloschen betrachtet werden, da seit fünf Tagen keine Choleraerkrankung mehr vor⸗ gekommen sei.
Italien.
Die italienische Regierung hat durch sanitätspolizeiliche Ver⸗ ordnung vom 11. d. M. die russischen Häfen des Schwarzen Meeres für choleraverseucht erklärt.
Türkei.
Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für die Herkünfte von Mairdos angeordnete ärztliche Unter⸗ suchung wieder aufgehoben und verfügt, daß die Herkünfte von Braila einer ärztlichen Untersuchung nebst Desinfektion unter⸗ liegen. Diese Maßnahmen, deren Ausführung nicht länger als 24 Stunden dauern soll, hat in einem Lazarett oder in einer Sanitäts⸗ station der Türkei zu erfolgen.
Bulgarien.
Sofia, 16. September. (W. T. B.) Im Kreise Widdin ist die Cholera im Erlöschen; auch aus den Kreisen Plewna und Vratza wird eine merkliche Abnahme der Seuche gemeldet.
Indien. Nach einer Mitteilung der Regierung von Bengalen vom .August d. J. sind die Quarantänemaßregeln im Hafen von Chittagong gegen die von Debai ankommenden Schiffe ööG worden. (Vergl. „Reichsanzeiger“ vom 1. April .* 2³ r. 2*.
Theater und Musik.
Lessingtheater.
Das Lessingtheater, das, solange Otto Brahm darin herrschte, ein Ibsentheater geworden war, wurde gestern unter seinem neuen Leiter Viktor Barnowsky eröffnet, und zwar, als Huldigung für die Manen Ibsens und Brahms, mit einer Aufführung von „Peer Gynt“ in der formgewandten Uebersetzung Christian Morgensterns. Es kann nicht die Aufgabe dieser Zeilen sein, innerhalb des knappen zur Verfügung stehenden Raumes den Inhalt des allbekannten gleich der Faustdichtung den Rahmen der Bühne völlig mißachtenden dramatischen Gedichts Ibsens zu erzählen und seine Deutung zu versuchen. Das Werk stammt aus dem Jahre 1867; es entstand zwei Jahre nach dem „Brand“ und beschäftigt sich gleich diesem mit den tiefsten philosophischen Problemen der Menschheit. Ibsen stellte den Peer Gynt, eine volkstümliche Gestalt der norwegischen Volkssage, eine Gestalt, die, ähnlich unserm Till Eulenspiegel oder dem deutschen Michel, eine Verkörperung der Volksseele darstellt, in den Mittelpunkt seiner aroßzügigen de. Peer Gynt, der Träumer und Phantast, der Maulheld und Egoist, der Höhen und Tiefen des bunten Lebens kennen lernt, um schließlich einzusehen, daß er es unnützlich vergeudet hat und achtlos an dem vorübergegangen ist, was seinem Dasein Wert und Inhalt gegeben hätte, Peer Gynt wird schließlich durch die verklärende Liebe eines Weibes, das ein Leben lang der Wiederkehr des treulosen Geliebten harrte, erlöst. „Sei Dir selbst genug!“ war sein Losungs⸗ wort gewesen, er hatte es im Reich der „Trollen“ (niedriger, halb tierischer Fabelwesen) gelernt, während sein Wahlspruch hätte lauten sollen „Sei Du selbst!’ Diese Weisheit kleidet Ibsen in die Worte des Knopfgießers: „Du selbst sein heißt: Dich selbst ertöten — Doch Du brauchst pielleicht noch ein deutlicher Bild — Des Meisters Willen als wie ein Schild — An Deines Lebensschwerts Grlff sich löten“. — Es ist begreiflich, daß die Bühnen sich diesem Werk gegenüber, das eine schier unendliche Reihe lose an⸗ einandergefügter, weit mehr epische, lyrische und gedankliche Schön⸗ heiten als dramatische Momente enthaltende Szenen aufweist, spröde verhielten. Um so mehr muß man den Wagemut anerkennen, der den neuen Leiter des Lessingtheaters zu einer künstlerischen Tat be⸗ seelte, die große Opfer erfordert. Eine verschwenderische Fülle neuer, von dem skandinavischen Maler Svend Gade entworfener, die Welt des Nordens wie des Südens stimmungsvoll wiedergebender Landschafts⸗ bilder sowie die Mitwirkung des Blüthnerorchesters für die Wieder⸗ gabe der Griegschen Peer Gynt⸗Musik bildeten die künstlerischen Bei⸗ gaben, die die Darstellung zu unterstützen hatten. Kurz, alles war geschehen, um eine würdige Aufführung zustande zu bringen, und das wurde auch von den Besuchern durch lebhaften Beifall anerkannt. Es liegt aber an den Eigenschaften des Werkes selbst, daß die er⸗ wähnten Beigaben, daß die Bühnenbilder und Griegs herrliche Musik, die unter der Leitung des Kapellmeisters Hüeberg zu voller Geltung kam, stärker wirkten als die Darstellung. In den ersten Akten machten auch überhastetes Sprechen und gegenseitiges Ueberschreien einzelner Schauspieler das Wort, auf das es im „Peer Gynt“ so sehr ankommt, undeutlich. Die umfangreiche Titelrolle, die an die physische
Kraft des Darstellers gewaltige Anforderungen stellt, war Friedrich
spannen. aber an manchen Stellen 1 sonders in den Szenen mit der Mutter und mit der geliebten Solveig. Diese letzteren Gestalten wurden von Ilka Grüning und von Lina Lossen mit der wohltuenden Schlichtheit die dem Wesen dieser beiden Künstlerinnen entspricht, gespielt. Tilla Durieux glänzte 8 der Rolle der Araberin Anitra durch einen virtuos ausgeführten anz. — zum Teil auch mit Uebereifer bei der Sache. — Die Auffübrung, welcher Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin August Wilhelm beiwohnten, schloß erst um Mitternacht.
„Figaros Hochzeit“ gegeben. Herr Knüpfer den Figaro, Frau Denera die Gräfin, Herr Bronsgeest den Grafen, Fräuletn Artöt de Padilla den Cherubin, Herr Henke den Basilio. Müller, beschäftigt. Der Kapellmeister Laugs dirigiert. — Die Eintrittspreise für die in der Zeit vom 16. bis 24. Oktober d. J. im Königlichen Opernhause stattfindenden Caruso⸗V orstellungen sind wie folgt festgesetzt worden: Fremden⸗ und Orchesterloge 50 ℳ, I. Rang 45 ℳ, Parkett 40 ℳ, II. Rang 25 ℳ, III. Rang 17 ℳ, IV. Rang Sitz⸗
bergs Traumdichtung „Schwanenweiß“, mit Titelrolle, zum dritten Male in Szene.
Kapßler übertragen, dem es aber nicht immer gelingen wollte, das geistige Band, das die Teile zusammenhalten muß, straff vng,5
war daher ungleich, sie erhob
Leistung erhol zu hoher poetischer Schönheit, be⸗
Selne
Auch alle anderen zahlreichen Mitwirkenden waren mit Eifer,
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Dienstag, Fräulein Hempel singt die Susanne,
Außer den Genannten sind die Damen von Scheele⸗
Lindemann, die Herren Bachmann, Krasa und Philipp
platz 10 ℳ, Stehplatz 5 ℳ.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Strind⸗ Fräulein Thimig in der Auch die übrigen Rollen find wie in der Erstaufführung besetzt. Die Regie hat Dr. Bruck.
Im Neuen Operntheater (Kroll) beginnt, wie bereits mit⸗ geteilt, Taver Terofal mit seinem Schlierseer Bauerntheater am 20. September sein diesjähriges Berliner Gastspiel. Als Er⸗ öffnungsvorstellung ist „Der Prinz Natzi“, burlesker Bauernschwank mit Gesang und Tanz in drei Aufzügen, nach einem vorhandenen Stoff des J. von Plötz von Richard Manz, angesetzt.
Mannigfaltiges.
Berlin, 16. September 1913.
In der großen Ausstellungshalleam Zoologischen Garten wurde Sonnabendnachmittag vor geladenem Publikum das „Theater der Moden“ eröffnet. Noch war vieles unfertig; Hämmern und Klopfen tönte unablässig in die Orchestermusik hinein, die die Vor⸗ führungen begleitete. Ein prächtiger Rahmen ist dieser „Großen Modenschau im Herbst 1913“ geschaffen. Lichte Farben, wie rosa, weiß, gelb herrschen in der dekorativen Ausstattung vor. Sechs Bühnen befinden sich auf jeder Seite der Halle; auf der einen Seite wird die Mode von „Anno dazumal“ vor⸗ geführt; die gegenüberliegenden Bühnen gehören der Gegenwart an. In der Mitte der Halle zieht sich ein erhöhter Wandelgang hin, der gleichfalls der Vorführung der Kleidermode durch lebende Modelle dienen soll. Die Galerie ist der Ausstellung sonstiger Mode⸗ erzeugnisse und ihrer Herstellung vorbehalten. Lehrreich und unterhaltend zugleich war es, dem Entwicklungsgang der Mode im 19. Jahrhundert zu folgen, wie er in kurzen mimischen Szenen veranschaulicht wurde. Alle Trachten von „Anno dazumal“ waren vorhandenem echten Material oder alten Modebildern nachgearbeitet; jeder Szene war ein zeitgemäßer dekorativer Hintergrund geschaffen. Die Bühnen zeigten ein „Harfenkonzert in einem Empiresalon“ (1813— 1815), einen Tanz in einem Gartensalon (1822 — 33), eine „Reisekutsche“ (1840) mit ihren Insassen, eine „Eislaufszene“ (1848 — 55), eine Szene an der Kranzler⸗Ecke (1858 — 66) und endlich einen „Modesalon“ (1875). Bühnendekorateure, Maler und Zeichner haben sich dazu erfolgreich in den Dienst des Unternehmens gestellt. Außerdem sind durch den Verlag August Scherl fesselnde Straßen⸗ und Modebilder aus unserer Reichshauptstadt, aus Paris, Wien, London, New York usw. ausgestellt. Dem Verlag der raktischen Berlinerin“ ist ein in sich abgeschlossener Raum bestimmt; in ihm finden Gastvorstellungen des Baden⸗Badener Künstler⸗ marionettentheaters statt. Es werden da kleine, zur Sache gehörige Scherze vorgetragen, nach denen in einer Zugabe aber auch der alte Poet Hans Sachs zu Worte kommt mit seinem lustigen Schwank „Der fahrende Schüler im Paradeis“’. So ist in der Ausstellung für reichliche Abwechselung gesorgt, die Vergangenes und Gegenwärtiges unterhaltsam in ihre Kreise zieht.
Zum bevorstehenden Umzug bringt der Verein „Dienst an Arbeitslosen“ E. V. (Ackerstr. 52, Fernspr. Norden 3332) seine Brockensammlung in Erinnerung. Bei der jetzt herrschenden Arbeitslosigkeit ist die Nachfrage nach Arbeit überaus groß, und die täglichen Bedürfnisse steigen fortwährend. Im verflossenen Vereinsjahr meldeten sich 25 205 Obdachlose in der Geschäftsstelle des Vereins. 2004 Leute wurden durch die Arbeitsvermittlung des Vereins in feste Stellung gebracht, 1454 von diesen auf dem Lande. Die Brockensammlung ge⸗ währte Tausenden von Obdachlosen Beschäftigung und dadurch Brot und Kleidung. Besonders Kleidungsstücke und Schuhe sind zur Stillung der nötigsten Bedürfnisse der Obdachlosen dringend erforder⸗ lich. Alles noch irgendwie Verwertbare wird dankend angenommen und ausschließlich im Dienste der Wohltätigkeit verwertet.
Johannisthal (Flugplatz’, 16. September. (W. T. B.) Heute vormittag um 11 Uhr 28 Min. landete der Flieger Stiefvater mit dem Oberleutnant Zimmermann als Be⸗ gleiter auf einer Jeannin⸗Taube aus Freiburg i. Br. kommend. Stiefvater war um 4 Uhr 36 Min. aufgestiegen und hatte in Gotha eine Zwischenlandung vorgenommen. Um 9 Uhr 10 Min. ist er von Gotha nach Johannisthal weitergeflogen. Er beabsichtigt, sofort nach Königsberg weiterzufliegen. Er bewirbt sich mit diesem Flug um die 100 000 ℳ⸗Prämie der Nationalflugspende.
In Spandau wurde, wie hiesige Blätter melden, in Gegenwart Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen August Wil⸗ helm gestern mittag das neue Rathaus eingeweiht. Die Feier fand in der Vorhalle statt; unter den Ehrengästen befanden sich der Oberpräsident der Provinz Brandenburg von Conrad, der Regierungspräsident von der Schulenburg, der Stadtkommandant von Spandau, die Oberbürgermeister der benachbarten Städte und viele andere. Die Festrede hielt der Oberbürgermeister von Spandau Kölze. Ein Rundgang durch das neue Gebäude schloß sich an. — Später fand im großen Rathaussaal ein Festmahl statt, bei dem der Oberbürgermeister Kölze einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser und König, der Oberpräsident von Conrad einen solchen auf die Stadt Spandau ausbrachte.
Liegnitz, 16. September. (W. T. B.) Das Luftschiff „Z. 1“, das gestern abend 10 ½ Uhr zur Rückfahrt nach Frank⸗ furt a. M. aufgestiegen war, konnte wegen heftiger Gewitter und ungünstiger Witterungsverhältnisse die beabsichtigte Fahrt nicht ausführen. Es ist heute morgen um 9 ½ Uhr wieder glatt vor der hiesigen Luftschiffhalle gelandet.
15. September. (W. T. B.) Das Luftschiff „Sachsen“ machte heute nachmittag eine Fahrt von Leipzig nach Eisenberg (Sachsen⸗Altenburg). An der Rückfahrt nach Leipzig nahmen Seine Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen⸗Altenburg und sein Töchterchen Prinzessin Elisabeth teil. Nachmittags 5 Uhr ist das Luftschiff wieder glatt im hiesigen Luft⸗ schiffhafen gelandet. 8 vJ
Leipzig,