1913 / 34 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen

und Forsten. 8 Bekanntmachung.

Die Herren Forstreferendare, die in diesem Frühjahr die forstliche Staatsprüfung abzulegen beabsichtigen, haben die vorschriftsmäßige Meldung spätestens bis zum 20. März d. Is. einzureichen. 8 8 Zu“

Berlin, den 5. Februar 1913. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Fesener.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich. eußen. Berlin, 8. Februar 1913.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen geute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes von Jagow und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller entgegen und machten, wie „W. T. B.“ meldet, dem Reichskanzler

Dr. von Bethmann Hollweg einen längeren Besuch.

8

8 1— 1“

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗

nd Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. dler am 4. Februar in East London (Kapland), „Nürnberg“ am 6. Februar in Hongkong, S. „S 90“ an demselben Tage in Hankau und „Luchs“ am 7. d. M. in Manila eingetroffe

8 Sachsen⸗Altenburg. Das endgültige Ergebnis der vorgestrigen Landtags⸗

wahlen liegt noch nicht vor. Wie „W. T. B.“ meldet, steht aber jetzt schon fest, daß auch im neuen Landtag eine Mehrheit der Rechten vorhanden sein wird. Die fortschrittliche Volks⸗ partei eroberte einen Sitz von den Nationalliberalen, die Sozialdemokraten behaupteten die bisherigen sieben Sitze. Die Wahlbeteiligung war zumeist sehr stark.

Oesterreich⸗Ungarn. Der Finanzausschuß des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Abänderung der Bestimmungen über die Höhe der Personaleinkommensteuer und die Einführung der Jung⸗ gesellensteuer gemäß der Regierungsvorlage angenommen.

Großbritannien und Irland.

Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, haben die Bot⸗ schafter bei ihrer vorgestrigen Sitzung die albanesische Frage besprochen. Viele Erwägungen über den großen Um⸗ fang des Gegenstandes führten dazu, daß die Diskussion nur ganz allgemein gehalten wurde.

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Die Reichsduma hat, wie „W. T. B.“ meldet, mit 134 gegen 127 Stimmen für die Dringlichkeit der Inter⸗ pellationen gestimmt, die an den Ministerpräsidenten und den Kriegsminister wegen der am 30. Dezember vorigen Jahres und am 16. Januar dieses Jahres in der Pulverfabrik zu Ochta erfolgten Erplosionen gerichtet worden

Belgien. Die Deputiertenkammer beendete gestern die Be⸗ sprechung des Antrags der Sozialdemokraten, eine Ver⸗ fassungsrevision im Sinne des allgemeinen und gleichen Wahlrechts in die Wege zu leiten, und verwarf laut Meldung des „W. T. B.“ diesen Antrag mit 99 gegen 83 Stimmen bei zwei Enthaltungen. Vor der Abstimmung verlas der Abg. Vandervelde im Namen der sozialistischen Fraktion eine Erklärung, aus der hervorgeht, daß nunmehr nach Lage der Sache der Generalstreit unvermeidlich ge⸗ worden sei, d. h., daß die Mehrheit dadurch, daß sie jeden ver⸗ mittelnden Vorschlag ablehnte, die Arbeiter zwinge, ihrerseits die äußersten Schritte zu unternehmen.

Türkei.

Der Evkafminister Hairi Pascha hat nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ seine Entlassung genommen; an sinf Stell tritt interimistisch der Justizminister Ibrahim

ascha.

Ueber die türkische innere Anleihe sind obiger Quelle zufolge gestern unrichtige Meldungen verbreitet worden. Das Kommuniqué des Finanzministers liegt jetzt im Wortlaut vor und besagt:

Um den außerordentlichen Kriegsausgaben gerecht zu werden wendet die Reglerung sich an die Hilfe aller Ottomanen. Sie hat als wirksamstes Mittel die durch Kaiserliches Dekret sanktionierte Emission einer inneren Anleihe beschlossen. Zu diesem Behufe wird die Regierung unverzüglich fünfprozentige Schatzscheine im Be⸗ trage von 5 ¾ Millionen ausgeben, die durch eine Immobiliar⸗ steuer garantiert werden. Es werden Scheine im Werte von einem Pfund Sterling gleich einem türkischen Pfunde und 10 Piastern ausgegeben. Die Verzinsung und Tilgung erfolgen in fünf Coupons, die am 13. Dezembet fällia sind und an den Staatskassen der Türkei bar eingelöst werden; die Coupons werden auch bei Steuer⸗ zahlungen an Zahlungsstatt angenommen. Die Subskribenten werden, b 5 Scheine gedruckt sind, Empfangsscheine von den Staatskassen erhalten.

Das Amtsblatt veröffentlicht ein vorläufiges Gesetz, durch das die Regierung zur Emission von Schatzscheinen im Betrage von 5 Millionen türkischen Pfund oder 125 Millionen Francs ermächtigt wird. Außer den bereits bekannten Bestimmungen setzt das betreffende Dekret fest, daß die ausländischen Banken, die den Coupondienst übernehmen,

eine Kommissionsgebühr von ¼ Prozent erhalten werden. Ein

1““

Regierung, Schatzscheine von hnung der vorhergegangenen se von 94 zu verkaufen. Rest nach einer Woche

Sofia haben Marmarameer auch gen mehrere türkische der Forts unterstützt, 1auf das rechte Ufer Sie wurden von den bulgarischen id kehrten mit empfindlichen Ver⸗ Die Beschießung

ie die „Neue Freie Presse“ meldet, wurden die tür ipoli von zahlreichen griechischen Infolgedessen wurden die griechi beln der geräumten O

zweites Dekret ermächtigt die einer Million Pfund auf R Emission von drei Millionen zur Die Hälfte des Preises ist sofort, der zu zahlen.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus außer Myriofito am Bei Tschataldscha gin iebataillone, von der Artillerie gegen das Dorf Izzedin vor und versuchter des Kara⸗Su zu gelangen. Vorposten zurückgeworfen un Stellungen dauert fort.

die Bulgaren Scharköj besetzt.

Adrianopels

ungen nach Gall beobachtet und belästigt Bürgermeister und Nota Bürgen nach Gallipoli mitgenommen, Zeschießung seitens der Krieg

rtschaften als die Ortschaften selbst sschiffe gänzlich zerstört. Panik nach Gallipoli, zum Truppentransportdampfer. zählungen von Flüchtlingen wieder⸗ Zahlreiche Boote kente Hunderte von Personen ertrank Erst dicht vor Gallipoli chen Kommandanten, die Massenflucht bringen und den nachrückenden

durch Bes vohner flüchteten in wilder Teil auch auf die dorthin bestimmten Dabei kam es nach den Er holt zu Schreckensszenen.

von Ueberfüllung. viele Soldaten.

rten infolge en, darunter gelang es dem zum Stehen Bulgaren bei Bulair entgegen⸗

Das 10. türkische Armeekorps ist samt seiner Kavallerie Artillerie gestern von Konstantinopel nach Galli 1 Die Einschiffung erfolgte in Ordnung auf den Kais

gegangen. nun Transportschiffen, die Abends

von Stambul und Galata auf 15 und Nachts abdampften.

Wie dem „Temps“ aus M nahm der griechische Mil gleitung eines Fähnrich aus einen Fl. gegen ihn oberhalb des vor schleuderte 4 sodann bei

udros gemeldet wird, unter⸗ itärflieger Leutnant Mutusis in Be⸗ s mit einem Wasserflugzeug von Lemnos und kreuzte trotz zahlreichen Schüsse wiederholt Nagara liegenden türkischen Ges nd landete

ug über die Dardanellen abgefeuerten

Bomben auf den türkischen Leuchtturm u

Bulgarien.

Die in London begonnenen bulgari Unterhandlungen werden, wie Die bulgaris andten in Kon

sch⸗rumänischen „W. T. B.“ meldet, in Sofia che Regierung hat Dr. Danew und

fortgesetzt. stantinopel Sarawoff

den ehemaligen Ges Bevollmächtigten ausersehen.

gZie „W. T. B.“ meldet, ist die von Versetzung nd Mazagan nunmehr erfolgt.

der französischen

Regierung geforderte Konsuln von

Tetuan, Mogador un

Koloniales.

aus Daressalam telegraphisch deutsch ostafrikanischen 913 Kilometer 234 hinter Tabora noch wenig mehr

Wie der „Deut mitgeteilt wird, Mittellandb

schen Kolonialzeitung“ hat die Gleisspitze der ahn Ende Januar 1 Es sind jetzt bis zum Tanganjikasee nur m Schienen zu legen.

Parlamentarische Nachrichten.

chte über die gestrigen Sitzungen des Reich ses der Abgeordneten befinden weiten Beilage.

tag setzte in der heutigen (107.) Reichsjustizamts Dr. Lisco

des Reichshaushalts⸗ „Etat für die Reichsjustizverwal⸗

Die Schlußberi tags und des H in der Ersten und Zr

Der Reichs welcher der Staatss beiwohnte, die zweite Beratun g etats für 1913 mit dem tung“ fort.

Vor Eintritt in die Tagesordnung bemerkte der Abg. Dr. Oertel (d. kons.): Zu meinen im Reichstage habe ich folgen

ekretär des

gestrigen Ausführungen des zu erklären: in der Sitzung vom 16. Januar über die Staatssekretärs Sozialdemokratie es Stenogramms wieder⸗ habe, sind dahin Staatssekretär des In meiner

führungen, Stellung des Reichskanzlers Bekämpfung in durch Verlesung d einem Zusatz versehen Reichskanzler und dem Mut vorgeworfen hätte. Beiden Herren habe ich unter dem über das entstandene Mißverständnis bgegeben und stelle das

gemacht und die ich geste holt und mit daß ich dem Innern Mangel an persönlichem Absicht hat das nicht gelegen. Ausdrucke meines Bedauerns eine entsprechende Erklärung a gegenüber der Oeffentlichkeit fe

Zum Etat der Resolutionen vor:

1) von den Abgg. Bass und Genossen (nl.):

Die verbündeten Regierun entwurfs zu ersuchen, durch de Kommunalverbänden, dem Staate und dem R versteigerungen von Grundstücken eingeräumt wird;

2) vom Abg. Dr.

Die verbündeten entwurfs über den Zwangsvergleich

Abg. Dr. Cohn (Soz): De hat beit einer früheren Gelegenhei Notwendigkeit überzeugen können. in anderen Ländern,

hiermit auch Reichsjustizverwaltung ermann, Schiffer (Magdeburg)

gen um Vorlegung eines Gesetz⸗ nde, den anderweiten eiche bei allen Zwangs⸗ ein kurzbefristetes Vorkaufsrecht

n der Gemei

Belzer und Genossen (Zentr.): Regierungen um Vorlegung eines Gesetz⸗ außerhalb des Konkurses zu r Staatssekretär des Reichsjustizamts t erklärt, daß er sich bisher von der des Gemeinschuldverfahrens nicht Eine derartige besteht schon eine private Denkschrift, die die Mei⸗ zusammenfaßt, ver⸗ chland einmal einen Versuch Konkursverfahren trifft namentlich in Groß⸗ utende Verschleuderung und Konkursverfahren ist dazu sehr schwer⸗

viel Schaden g, die die Eröffnung des Um diese auf ihr Mindestmaß zu heinen großen Teil der Konkurse ngsvergleich zu vermeiden. olution die Regierung in diese meine politischen Frer Viel wichtiger ist für uns aber und der Schäden, die durch die Ver⸗

von Fachleuten daß man damit auch in Deuts

sehr erheblichen Mängeln. fast durchweg zu, wo eine bede Schuldenlast Das Konkursverfahren oberflächlich,

der Schuldner

e infamierende Wirkung sich bringt.

ist es schon erwünscht außergerichtlichen Zwa

Verschlechterung berbeigeführt wird. vielfach auch Gläubiger, Dazu kommt noch di. Konkursverfahrens mit beschränken, durch einen infolge der vorliegenden Res ihre Haltung eine wohlwollende Prüfung eintreten. die Frage des Koalitiontzrechts

ändern, dann

Ibe der Auffassung die Gewerlschaften erleiden. Graf estarp sang neulich geradezu das Lied vom braven Arbentswilligea der von bhösen Sozialisten abgehalten wird, für seine Familien, sorgen. Man stellt es häufig so dar, als ob es sich bei 8. Arbeitswilligen um die wertvollsten Elemente der Arbeiterschan handelt. Zahlreiche Gerichtsverhandlungen, deren Helden imw⸗ Arbeitswillige waren, haben aber festgestellt, mit welch min erwertigen Menschenmaterial wir es hier zu tun haben, das gewerbe mäßig Henhe hier und morgen dort das behördlich geschützte Amt des Arbeits, willigen versieht. Seinetwegen bat beim Streik im Ruhr⸗ revier die Staatsanwaltschaft 2000 Strasprozesse angestrengt. Einer der Arbeitswilligen hatte viele Jahre Zuchthaus wegen aller möglichen Verbrechen erlitten. Man braucht auch nur an den Moabiter Krawallprozeß zu denken, wo der Chef dieser Garde Hinze sich rühmte, daß er über lauter schwere Jungens, sogenannte Sieber monatskinder, Verfügung habe. Solche Siebenmonatskinder haben neulich auch ein Debüt vor dem Lübecker Schwurgericht gegeben Sie sind dabei der großen Oeffentlichkeit durchaus in dem Lichte er. schienen, in dem sie uns von Anfang an erschienen sind. Die Streik, brecherei ist heute nicht etwa eine gegen sozialdemokratischen Terro rismus gerichtete Abwehr, sondern sie ist lediglich ein Geschäft, diese „braven Arbeitswilligen“ betreiben, und zwar unter hohem obr keitlichen Schutz, wofür sie hohe Löhne einsacken, weit höhere, ass⸗ sie im Durchschnitt ein anständiger Arbeiter erhält. Die Gerickt bestrafen Beleidigungen, die diesen Elementen zugefügt werden, n ganz außerordentlicher Härte; auch hier zeigt sich unbestreitbar, daß; uns Klassenjustiz herrscht. Und da schreien die Konservativen noch n Ausnahmegesetzen zum Schutz der Arbeitswilligen! Die „Sozi Praxis“ des Professors Franke ist mit uns der Meinung, daß es! nicht nur neuer Gesetze nicht bedarf, sondern daß schon das bestehe Recht übermäßig scharf gehandhabt wird. Für das Wort „Str brecher“ ist das Normalmaß der Strafe von einer Woche v 12 —15 Jahren und 2 Wochen vor 10 Jahren etwa auf Wochen Gefängnis gestiegen; im Ruhrrevier kam es so zu Bestrafungen von 6 Wochen bis 2 Monaten für di Verbalinjurie. In einem Erfurter Fall hatte der Staatsanm dafür nur eine Geldstrafe beantragt, das Gericht ging aber darü hinaus und erkannte auf Gefängnis. Gegenüber manchem Urteil Gerichte in diesen und ähnlichen sogenannten Streikterrorismusfäl muß man sich schon mit dem festen Entschluß wappnen, jemand lange für gutgläubig zu halten, bis das Gegenteil erwiesen um die erkennenden Richter noch für gutgläubig zu halten.

(Schluß des Blattes.) 1

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (128.) Sitzung, welcher der Minister des Innern Dr. v Dallwitz beiwohnte, die zweite Beratung des Etats d Ministeriums des Innern, und zwar die Debatte über das Kapitel des Medizinalwesens, fort.

Abg. von der Osten (kons.): Nur ein kurzes Wort über! Schwesternfrage. Ich freue mich darüber, daß der Abg Heckenre mit so warmem Verständnis und so warmer Einsicht diese schwieri soziale Frage behandelt hat. Ich kann seine Ausführungen in die Hinsicht durchaus unterstreichen. Herr Ströbel hat geglaubt, mit einer Verkürzung der Arbeitszelt eine Besserung aller Verhält nisse anstreben zu können. Er hat gesagt, daß die Entlohnung von 700 für das Jahr eine unzulängliche sei. Es liegt m fern zu behaupten, daß diese Entlohnung eine ausreichen ist. Aber wie wenig Herr Ströbel in der Seele unserer Schweste zu lesen versteht, geht daraus hervor, doß er vollkommen verkenn daß sie diesen Beruf nur aus echt christlicher Nächstenliebe ergreifen. Auf das Problem des Geburtenrückganges möchte ich näher eingehen. Wir glauben, nachdem die Vertreter aller anderen Parteien auf dieses Problem eingegangen sind, würde es ein schiefes Bild abgeben, wenn wir schweigen wollten. Wir sind mit Ihnen der Ansicht, daß hie eines der wichtigsten und schwierigsten Probleme vorliegt. Ich hi mit dem Abg. Dr. Mugdan derselben Meinung, daß diese Frage nicht schlechtweg mit einem kurzen Wort abgetan werden sann. Am allerwenigsten ist es möglich, diese Erscheinung, wie es der Abg. Ströbel tut, auf die schlechte Lebenshaltung zurückzuführen. Negatid möchte ich bemerken, daß wir im Laufe der Zeit nicht eine sinkende, sondern eine steigende Lebenshaltung unseres Volkes erkennen. Ich möchte die Sozialdemokraten an die englische Enquete erinnern, die zu dem Ergebnis geführt hat, daß die Lebenshaltung unseres Volkes, insbesondere die unserer arbeitenden Stände, erheblich über diejenige der Engländer hinausgegangen ist. Eine solche Frage

wie der Geburtenrückgang, sollte nicht vom Parteistandpunkt,

sondern von dem nationalen Standpunkt aus betrachtet werden. Man kann also diese Frage vom sozialen Standpunkt und vom Standpunkt Friedrich Wilhelms JI. betrachten, der sagte: Die Menschen erachte ich für den größten Reichtum. Wenn wir uns nun fragen, was Reichtum ist, so wird vielleicht die überwiegende Mehrzahl dieses Hauses zu der Ueberzeugung kommen, daß derwahre Reichtum nicht in materiellen Mitteln, sondern in den Menschen liegt. Die Zahlen des Geburtenrückgangs kann man nicht ohneweiteres mit dem Rückgang der Sterblichkeitsziffer kompensieren. Die Statistik hat gezeigt, daß die Geburtenabnahme in den letzten 30 Jahren in allen Ländern ein schnelles Tempo eingeschlagen hat, und zwar hat sich gezeigt, daß sie in den Städten viel größer ist als auf dem Lande. In der Provinz Westipreußen werden verhältnismäßig doppelt so viel Kinder geboren als in Berlin. Es ist einwandsfrei festgestellt, daß die Geburtenziffer in Berlin schneller gesunken ist als die Sterbeziffer. Interessant ist eine Statistik über den Geburtenrückgang in denjenigen Kreisen, in denen hauptsächlich sozialdemokratische Stimmen abgegeben werden. In Berlin sind im Jahre 1907 von hundert abgegebenen Stimmen 66,2 sozial⸗ demokratisch gewesen; auf 1000 Einwohner von Berlin fallen 23,9 Geburten. In Westpreußen kommen auf 100 abgegebene Stimmen im Jahre 1907 9 sozialdemokratische Stimmen, während die Geburtenziffer hier 38,5 beträgt. Diese Zahlen geben zu denken. Es ist doch merkwürdig, daß gerade in der Sozialdemokratie sich dieses Uebel hesonders deutlich bemerkbar macht. Interessant it auch, daß die Statistik unzweifelhaft festgestellt hat, daß der Geburtenrückgang in denjenigen Kreisen, in denen die Religion an Boden verloren hat, größer ist als dort, wo die religiüe Einwirkung noch nicht so stark zurückgegangen ist. Wir stehen bhir vor keiner neuen Erscheinung, sondern diese Erscheinung hat sich schon in der alten Kulturwelt bemerkbar gemacht. Schon in den Schrft⸗ werken der alten Völker taucht die Frage auf, wie dem Geburten⸗ rückgang vorzubeugen ist. In einem bemerkenswerten derartigen Buch wird u. a. die Kinderlosigkeit auf Lelchtsinn und Habgier zurückgefühtt.

(Schluß des Blattes.)

8 Dem Reichstag ist ein von dem deutschen Delegierten

beim Internationalen Landwirtschaftsinstitut in Rom verfaßter Bericht über die bisherige Entwicklung

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und Tätigkeit des Instituts zugegangen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeit⸗ nehmern in der deutschen Holzindustrie, die unter dem Vorsitz des Staatsministers Dr. Freiherrn von Berlepsch geführt werden, haben, „W. T. B.“ zufolge, zu einem Einverständnis bisher noch nicht geführt. Die Entscheidung, ob es zu einem Kampf oder zu einem Vergleich kommen wird, ist erst in den nächsten Wochen zu erwarten. ( Nr. 25 d. Bl.)

Die im christlichen Weinbergsarbeiterverband zusammengeschlossenen Winzer von Rüdesheim und Eibingen haben, wie die „Köln.

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Ztg.“ berichtet, den Welnbergsbesitzern einen neuen Lohntarif unter⸗

breitet und eine Entscheidung daruͤber bis zum 10. Februar verlangt. „Seit der Gründung des Verbandes vor etwa einem Jahr wollen die Lohnstreitigkeiten nicht zur Ruhe kommen. Sie sind jedoch an sich ziemlich bedeutungslos, weil nur ein kleiner Bruchteil der Winzer sich der neuen Gewerkschaftsbewegung angeschlossen hat.

Aus New York wird dem „W. T. B.“ telegraphiert, daß estern 30 000 Angestellte der Ostbahnen fast einstimmig für en Ausstand gestimmt haben.

Aus Buenos Aires wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß in⸗ olge der strengen Dyrchführung der neuen Steuergesetze für bestimmte eilmittel und Parfüms sämtliche Apotheken und Drogerien

der Republik ihre Verkaufsläden geschlossen haben. Alle Barbiere und zahlreiche Handelstreibende haben sich der Bewegung angeschlossen. Die Behörden haben Maßnahmen getroffen, um die Abgabe von Heil⸗ mitteln an Leidende sicher zu stellen.

Kunst und Wisz enschaft.

Vom 1. März d. J. ab werden die Königlichen Kunst⸗ museen in Berlin (Altes und Neues Museum, Kaiser Friedrich⸗ Maseum, Kunstgewerbemuseum, Museum für Völkerkunde und Museum für Volkstrachten) an den Sonntagen sowie an den zweiten Feiertagen der hohen Feste statt um 12 Uhr bereits um 11 ½ Vormittags für das Publikum geöffnet werden und abgesehen von den Monaten De⸗ zember und Januar, in welchen wegen der eintretenden Dunkelbeit schon um 3 Uhr Nachmittags geschlossen werden muß bis 4 Uhr Nachmittags offen bleiben. 8

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Unter dem Vorsitz von Geheimrat Loeschcke hielt die Archäo⸗ logische Gesellschaft am 4. d. M. ihre Februarsitzung ab. Professeor Loeschcke hob unter den eingegangenen Schriften besonders eine Reihe von Museumskatalogen hervor und zeigte aus dem Katalog des Museums von Bologna im Licchibilde ein attisches Vasenbild schönsten Stils, Aphrodite, die, von zwei Ercoten begleitet, über die Felsen dem Kahn des Phaon, des Geliebten der Sappho, zueilt. Professor Dragendorff berichtete eingehender über die Veröffent⸗ lichung des römischen Lagers von Hofheim im Taunus, das eine geschlossene Fundmasse aus der Zeit des Kaisers Claudius gibt und durch Herrn Ritterling, den jetzigen Direktor der römisch⸗germanischen Kommission in Frankfurt a. M., eine mustergültige Bearbeitung gefunden hat. Er besprach dann das söoeben erschienene Werk des Herrn Dr. Rodenwaldt über die bei den Ausgrabungen des Kaiserlichen Archäologischen Instituts in dem Palaste von Tiryns, dessen Ausgrabung einst Schliemann begonnen hat, gefundenen Reste von Wandmale eien, ein Werk, das für die Kunstgeschichte der kretisch⸗mykenischen Periode Griechenlands von gruandlegender Bedeutung ist. Im Zusammenhange damit wurden einige im Besitze des Archäologischen Apparats der Universität befindliche Aquarelle nach Resten von Wandmalereien dieser Periode aus Kreta gezeigt. Ueber die Ergebnisse der letztjährigen deutschen Ausgrahungen in Pergamon berichtete Professor Dr. Conze. Wenn sich die Grabungsleitung diesmal die Hauptaufgabe gestellt hatte, einige Ergänzungsgrabungen zu machen und durch Wegräumen einer riesigen Schutthalde und einen rekognoszierenden Vorstoß in bisher noch nicht von den Grabungen berührtes Terrain die nächste Kaa pagne vorzubereiten, so hat sie doch auch einige unerwartete Funde gebracht. Besonders hervorzuheben ist ein Bau aus der Königszeit, neben dem eine Badeanlage liegt, die in ihrer ersten Gestalt auch noch in hellenistische Zeit gesetzt werden muß. Ferner ein zweistöckiger Torbau, dessen vollständige Freilegung eine der Aufgaben der nächsten Kampagne sein wird.

Der Direktorialassistent an den Königlichen Museen Dr. Schroeder sprach über den Kopf des Aristogeiton in der bekannten Tyrannenmördergruppe, die unmittelbar nach den Perser⸗ kriegen auf dem Markt in Athen errichtet wurde. Die Statue des Aristogeiton trägt in der uns erhaltenen Kopie des Neapler Museums einen nicht zugehörigen Kopf. Den richtigen Kopf hat man bereits seit längerer Zeit in einem bärtigen Kopf des Madrider Museums, der fälschlich den Namen des Pherekydes trägt, erkannt. Leider ist dieser Kopf schlecht erhalten und durch moderne Ueber⸗ arbeitung ganz entstellt. Herr Schroeder weist eine viel bessere und besser erhaltene Kopie des Kopfes im Britischen Museum nach, die b1 bei der Beurteilung zugrunde zu legen ist.

en Schluß der Sitzung bildeten einige kleinere archäologische Mitteilungen der Herren Brückner und Loeschcke.

A. F. „Zur Geschichte und Kultur Babyloniens in der ältesten Zeit“ sprach in der Dezembersitzung der „Vorder⸗ asiatischen Gesellschaft“ Dr. Pick. Einleitend wies der Redner darauf hin, daß bei dem von Jahr zu Jahr wachsenden Umfang unseres Bekanntwerdens mit Urkunden aus der fernen Ver⸗ gangenheit des Zweistromlandes, der ernste Forscher genötigt wird, sich zu beschränken, zu spezialisieren, ein kleines, bescheidenes Gebiet zu bearbeiten und so bescheidener zwar, aber entsprechend gründlich Wissen zu fördern und Nutzen zu stiften. Den Anstoß zu seinem Vortrage hat dem Redner die Tatsache der Auffindung und Ent⸗ zifferung neuer Urkunden mit einem Ausblick in eine ferne Vergangen⸗ heit Babyloniens geboten, die es jetzt mehr denn je zweifelhaft erscheinen lassen, ob, wie bisher angenommen, Aegypten der Ruhm des ältesten Kulturlandes gebührt, oder China, von dem wir allzuwenig wissen, oder vielleicht dem Zweistromlande. Denn eigentlich nur von diesem darf man hinsichtlich einer weit zurückliegenden Vergangenheit sprechen,

in der es noch kein weltbeherrschendes Babylon gab, wohl aber ein Land, das als die Schöpfung der beiden großen Flüsse, die es auf⸗ geschwemmt hatten, gelten darf, und in dem es vielleicht einige Zeit vor Babylon Städte gab, von denen Eridu, Lagasch, Scherhil, Larsa, Tello und Nippo genannt seien. Diese Kenntnis geht bis zu den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts bezw. bis zu den damals zuerst von den Franzosen in Lagasch gemachten, großartigen Funden zurück. Die meisten anderen der vorstehend genannten Städte sind Nippo und Eridu teilweise ausgenommen noch nicht ausgegraben. Sie ver⸗ heißen ähnliche Bereicherungen unseres Wissens über das Land Sumer wie jene Funde, welche den Franzosen geglückt sind. Die ältesten Tatsachen aus den Lagascher Funden besagen, daß das Land am untersten Lauf von Euphrat und Tigris, in verschiedene König⸗ reiche geteilt, die Könige von Tello und Lagasch wegen des Gebiets von Unga, das beiden benachbart, miteinander Krieg führen sah, daß der König von Lagasch Eanatum siegreich war und Unga nach dessen Belagerung seinem Lande einverleibte. Die mustergültig aus dem Sumerischen übersetzten Schriftstücke enthalten ferner u. a. die Fluch⸗ ormel gegen FFeinde. Jeder dieser kleinen Herrscher fühlte sich als Vertreter Gottes und Gott zieht mit ihm gegen seine Feinde aus. Von einem großen Netz ist die Rede, mit dem Gott Ellisi oder Marduk die Feinde fängt, und hiermit ist eine Anschauung aus⸗ gesprochen und ein Bild gebraucht, deren sich in ganz ähnlicher Form der Prophet Habakuk im ersten Kapitel Vers 15—12 bedient, als sei ihm diese Darstellung bekannt und geläufig gewesen. Die „Geierstele“, welche diese Inschrift trägt, hat auch sonst Bedeutung, weil sie ver⸗ G iedene Menschentypen zeigt: Sumerer und ihre Feinde, die semi⸗ Akkader, die Begründer von Babplon. Auf Grund dieser umerischen Urkunden ist man auch zu schließen berechtigt, daß er große Gesetzgeber Hammurabt, dessen Gesetzgebungswerk fast e g806 ist, um das Werk eines einzelnen zu sein, einen Vorläufer Üeean. hat. Er wie ein viel späterer Nachfolger, Asurbanipal, sich als mit sumerischen Vorstellungen und Gedanken erfüllt Sumvohlvertraut. Die Frage ist: war vor Hammurabi, der kein ind Mer⸗ schon ein Gesetz vorhanden? Von jenem König von Lagasch ühneln” Prachen vorhanden, die fast messianischen Voraussagungen tut sich d r muß sich in glücklichen Verhältnissen befunden haben und . arauf zu gut, daß in seinem Lande Recht und Gesetz herrschen.

kauft h findet sich eine Anspielung darauf, daß er nie ein Schaf ge⸗ dabe, ohne zu zahlen. Seinen Großen empfiehlt er, stets mit

rechtem Gelde zu bezahlen, und rühmt sich, Despotenlaunen bel ihnen unmöglich gemacht zu haben. Noch der dritte Nachfolger dieses Königs von Lagasch, Gudea (etwa Mitte des 3. Jahrtausends), findet sich in Ab⸗ bildungen und Inschriften vertreten, die von der Eroberung einer Stadt sowie Einrichtung von Tempeln reden und einen klaren, hohen Geist bekunden. Alles hier Gesagte betrifft nur Lagasch; es gab aber in Sumer, wie oben angedeutet, noch andere Städte und Dynastien (alle vermutlich früher oder später uns nach geglückten Ausgrabungen noch von sich erzählend), lange bevor das gegen Norden gelegene Babylon eine führende Rolle zu spielen begann. Von der Entstehung und der ältesten Vergangenheit von Babylon im Lande Akkad (also, im Gegensatz zu Sumer, dem Sitz einer Be⸗ völkerung semhischer Herkunft) läßt sich zurzeit noch nicht all⸗ zuviel und allzu Sicheres fagen. An die Geburt und die Kriegs⸗ wanderungen des sagenhaften Begründers der babylonischen Dynastie, Sargon, knüpfen sich viele Geschichten. Er war angeblich der Sohn eines „Niemand“, eines Mannes von keiner bedeutenden Stellung, und wurde von einem Gärtner erzogen. Alles das, ein⸗ schließlich der Wundergeschichte von Sargons Geburt, gehört aber später erfundener Mythe an. Erst ganz neuerdings hat zuverlässige geschichtliche Forschung das gesicherte Datum des Beginns babylonischer Geschichte um 1000 Jahre gegen die bisherige Kenntnis davon zurück⸗ verlegt, und um 3200 v. Chr. das Vorhandensein eines Königs Nebuleth nachg wiesen als des Wiedererbauers eines 550 Jahre früher, also um 3750 v. Chr. von König Nranatny Nabulal erbauten Tempels. Gegen letztere Ziffer bestehen einstweilen Bedenken; vielleicht haben die Gelehrten des Königs Nebuleth einen verzeihlichen Rechenfehler begangen, den aufzuhellen erst Aus⸗ sicht besteht, wenn in die Lücke von 550 Jahren eine entsprechende Anzahl Königsnamen einzufügen möglich sein wird. Bis Nebuleth ist die vorher auch vorhanden gewesene Lücke durch eine in Susa gefundene Königsliste ausgefüllt. Die Könige sind alle mit Namen genannt, und aus der Liste geht u. a. die Tatsache hervor, daß einmal ein Schankwirt König geworden ist wohl der einzige Fall dieser Art, den bisher die Geschichte kennt. Von einer, wenn auch vorübergehenden Vorherrschaft der Frauen, wovon die Sage zu berichten weiß, ist aus der Liste nichts zu ersehen. 3 Sehr zahlreich sind die Aufschlüsse, welche in einer Fülle von Darstellungen durch die Funde, namentlich in Nippo, über die religiöse Kultur Sumers vermittelt werden. Man kennt den Namen des Hauptgottes von Nippo Ellisi und zweier Götter Anu und Enki, die zuelnander im Verhältnis von Vater und Sohn standen. Ein dritter, Eda, wurde hauptsächlich in Eridu verehrt, das am Zu⸗ sammenfluß von Euphrat und Tigris lag. Neben dem Hauptgott und diesen drei großen Gottheiten, die als Götter der be⸗ wegten Luft und des Sturms teils verehrt, teils gefürchtet waren, wurden noch Namia, der Mondgott, und Babba, der Erd⸗ gott, verehrt. Nicht erheblich ist, was uns die ältesten Sumer⸗Funde isher über das Verhältnis der Sumerer zur Wissenschaft gelehrt haben. Sie scheinen nach gewissen, in Nippo gefundenen Texten mathematisch hoch veranlagt gewesen zu sein: doch liegen genauere Nachrichten bisher noch nicht vor. Um so viel wichtiger erscheint, was uns über die alte Kunst der Sumerer bereits enthüllt worden ist, deren Werke in einer Zahl beträchtlich großer Stelen vorliegen. Bei den auf diesen Stelen im Relief dargestellten menschlichen Figuren ist das unrichtige Verhältnis der einzelnen Körper⸗ teile eine übereinstimmende auffällige Erscheinung. Ja, nach den ersten Funden schien es, als sei die Wiedergabe menschlicher Gestalten ohne Köpfe die Regel gewesen; doch haben die Franzosen, zumeist aus der Zeit des Königs Gudea, schöne Stelen mit vollständiger Wiedergabe der Körper gefunden, und diese ausdrucks⸗ vollen Bilder zeigen einen kräftigen, schönen Menschenschlag und sind zum Teil bewundernswerte künstlerische Leistungen für die Mitte des dritten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung, z. B. eine den König Gudea, vor sich den Plan des neuen Tempelbaues, darstellende Stele. Eine große Rolle unter den Funden spielen die Siegel, unter deren ungeheurer Zahl die Darstellung mythologischer Wesen vor⸗ herrscht. So zweifellos es ist, daß alle diese Funde im Mündungsland der beiden Ströme sumerischen Ursprungs sind, während die baby⸗ lonischen Kunsterzeugnisse dem semitischen Stamm der Akkader an⸗ gehören, so war es bis vor wenig Jahren doch noch strittig, wer die große, alte Kultur des Zweistromlandes geschaffen, welche Rasse den Anstoß gegeben hat Diese Frage scheint jetzt, wo auch Babylons Alter um 1000 Jahre zurückverlegt ist, zugunsten der Auffassung gelöst, daß beide in Rasse und Sprache, Kultus und Lebensgewohnheiten ver⸗ schiedenen Völker zunächst selbständig und beiderseitig gefördert durch den Bodenreichtum des von ihnen bewohnten Landes, Kulturen ge⸗ schaffen haben, die mit der Zeit bei dem Nebeneinanderwohnen der Völker aufeinander einwirken mußten, ohne daß hierdurch alle Ver⸗ schiedenheiten verwischt warden, namentlich nicht zuungunsten der feineren sumerischen Kultur. Ber Rätsel bleiben genug, und ob in weiterer Folge die in ihrem Bau nach Aegypten weisende Sprache Sumers, für deren Erforschung den Franzosen Anerkennung gebührt, weitere Aufschlüsse bringen wird über die Abkunft der Sumerer, bleibt abzuwarten. Aus den Denkmälern, den bildlichen Darstellungen der Bevölkerung in den Stelen ist nach Eduard Meyers Ansicht kein sicherer Schluß zu ziehen. Daß beide Völker unter der Gunst der klimatischen und Bodenverhältnisse frühzeitig zu geordneten und ziemlich ähnlichen Staatsverhältnissen und verwandten Götterkulten gelangen mußten, liegt nahe. Daß die Sumerer ihre männlichen Gottheiten mit Vollbart, die Babylonier die ihrigen bartlos darstellten, ist eine interessante, gegebenen Falles aber belanglose Einzelverschieden⸗ heit. Immerhin versprechen solche Einzelbeobachtungen und ⸗Er⸗ mittlungen manche Anhaltspunkte. So, wenn nachzuweisen ist, daß die Benennung von Pflug und Hacke in der hebräischen und der ägyp ischen Sprache dem Babylonischen, oder wenn gewisse Ausdrücke für Gegenstände einer feineren Kultur im Babylonischen dem Sumerischen entnommen sind. Schmerzlich bleibt es nur, daß Deutschland bei allen diesen über Sumer Licht verbreitenden Ent⸗ deckungen ziemlich unbeteiligt geblieben ist. Alle diese glänzenden Dinge haben andere Nationen gefunden, und sie schmücken die Samm⸗ lungen von Paris, London, Philadelphia und Konstantinopel. An den aufgenommenen Vortrag schloß sich ein kurzer Meinungs⸗ austausch, bei dem Professor Dr. Sobernheim die Hoffnung aussprach, daß die jetzt im Zuge befindlichen Freiherr von Oppenheimschen Aus⸗ grabungen in Mesopotamien noch manches an dieser Stelle Versäumte nachholen werden. Die Januarversammlung der „Vorderasiatischen Gesell⸗ schaft“ war zugleich deren jährliche (17.) Hauptversammlung mit der Tagesordnung: Rechenschaftsbericht, Kassenbericht sowie v und Anträge aus der Versammlung. Die Zahl der Mitglieder beträgt z. Z. 489. An Stelle des verstorbenen Professors Dr. Messerschmidt wurde Professor Dr. Weber in den Vorstand aufgenommen. Den Vortrag des Abends hielt der Professor Dr. F. E. Peiser über „Einige Beziehungen zwischen Orient und Okzident“. Der Vortrag stellte sich die Aufgabe, durch eine Reihe von Lichtbildern merkwürdige Aehnlichkeiten darzulegen, die sich zuweilen an Geräten und Gegenständen des Gebrauches, des Schmuckes, an eigenartigen Waffen, an bildlichen Darstellungen, an kleineren und größeren Skulpturen, an Bauwerken und Bauteilen, an Ornamenten, kurz an allerlei Leistungen der menschlichen Hand auf den ersten Blick und in jedem Falle überzeugend ergeben, selbst wenn die Fundorte durch sehr große Entfernungen und die Fund⸗ oder Entstehungszeiten durch Hunderte, selbst Tausende von Jahren voneinander getrennt 53 aft,

Der Redner glaubt, daß gerade die Vorderasiatische Gesells

als zwischen Morgenland und Abendland die Verbindungs⸗ lieder und gegenseitigen Beeinflussungen aufsuchend und erklärend, Interrsse an Rach weisen der von ihm geführten Art nehmen werde. In der Tat war es sehr überraschend, z. B. Bronzenadeln aus einem ostpreußischen Depotfunde der jüngeren Bronzezeit ganz überein⸗ stimmend zu finden mit solchen Nadeln aus dem Kaukasus, aus einer wenigstens 500 Jahre jüngeren Zeit, oder die bekannten Labyrinthe, auch Trojaburgen genannt, in einer Darstellung der betreffenden Anlagen von Wisby auf Gotland ganz übereinstimmend zu erkennen mit babylonischen Baumeistern entworfenen Anlagen.

in Abbazia gefunden wurde, ihr ibirien finden kann, ist seltsam; wenn gewisse eigenartige Frauen⸗ drus und in Mykene entdeckt wurden. ischen ägyptischen Darstellungen enerseits und chen andererseits oder e

Wie eine kleine Bronzefigur, die

genaues Gegenstück in Tomsk in S weniger auffällig dagegen erscheint es, figuren mit ganz dünnen Armen in Tyru Auch Aehnlichkeiten zw assyrischen oder hellenis und einer solchen aus Ka Uebereinstimmung von deren älteste Vorbilder finden, also 25 000 Jahre vor der G raffiniert gestalteten Angriffswaffen im ß der erfinderische Menschengeist,

hier und da auf genau die gleichen verfallen ist, was zuweilen gewi rklärung der großen Anzahl

iner Stele aus Moab ppadozien sind so überraschend nicht, wie die Harpunen mit rückwärts gerichteten Zähnen, in Südfrankreich im Magdalénien wart datieren, mit ganz ähnlich orden. Will man nicht ganz unbeeinflußt von Dinge des Gebrauchs, der Fall war, solcher Eigentümlichkeiten, nur die Annahme, daß im anderungen der Menschen statt⸗ Richturg liegt allerdings die Be⸗ in jedem Falle äußerst interessanten

annehmen, da Vorbildern, Schmucks ꝛc. bleibt zur E die Professor Peiser zusammengebracht, aufe der Jahrtausende große W gefunden haben, und in dieser gründung der Wichtigkeit der Ermittlungen und Nachweise.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs G maßregeln.

Griechenland.

chische Regierung hat für die Her

““ t ünfte von Odessa e Quarantäne unter Anrechnung d

eine fünftägig er Reisezeit verfügt.

Verdingungen.

Verwaltungsressort der Kaiser⸗ wwen am 15. Januar d. J. ver⸗ eseife ist wie folgt erteilt worden:

Zuschlag auf die chen Werft zu Wilhelmshav dungenen ca. 400 000 kg Marin

Gegenstand

156 900 kg für die Werft 3 250 kg für die Werft

g 211 860 kg für die Werft Wilhelme haven

F. C. Kiel,

46,90 für 100 kg sF. C. K 8 MNinden i. W.

„Reichs⸗ und Wochentagen in dessen Uhr eingesehen werden.)

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim

Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den

Expedition während der Dienststunden von 9 3

13. Februar 1913, von Froebelschen Unte gärten. Bedingungen vom Stadtsekretari

21. Februar 1913, 11 in Brüssel, Boulevard für die Speisung der ele Laeken und der da heitsleistung 11 700 (Preis 18,30 Fr.) vom B des Augustins 15, zu beziehen. Eingesch

24. Februar 1913, 5 Uhr. Lieferung von Heilmitteln. Hospices civils.

Mittags. Hôtel de ville in Lüttich: L rrichtsgegenständen für die städtischen Uhr. Direction des ponts et chaussées ieferung der Einrichtungen des Königlichen Schlosse Gesamtsicher (Preis 1,60 Fr.) und Plän adjudications in Brüssel, Ru riebene Angebote zum 17. Februar

Hospices civils in Charleroi Bedingungen vom Secrétariat

du Régent 52: L ktrischen Anlagen zu gehörigen Gebäude Lastenheft Nr. 3

ureau des

Niederlande. 8 1 ½ Uhr. Königlich Niederländisches Kolonial⸗ in einem der Räume des Ma

in Amsterdam: Abteilungen: 1)

19. Februar 1913, ministerium im Haag, tAlgemeen stehender Gegenstände in 58 Baumwolle, 3) 20 000 m Futterbaumwolle, 6) 20 000 m baumwollenen Käperstoff, 8) 25 000 m Gardinenstoff, 9) 11) 15 000 kg

14) Kupfer 16) 300 kg kupferne Röhren,

atschappy Lieferung nach⸗ 10 000 m unge⸗ Baumwolle,

Gardinenstoff, 10) 3000 wollene 13) 7800 kg

18) 2000 kg Phosphorzinn, e, 23) Geräte,

4) 12 200 m. baumwollenen 7) 25 000 m 25 000 Badehandtücher, Gußkupfer, 12) Messing,

17) 43 200 kg Zink, 20) 1300 kg g verzinkte Eisengaz n und 90 Spitzhacken, 25) 5 27) 90 Peil⸗ 00 Blätter

Baumwolle,

21) 1000 kg Weißmetall, 22) 750 k 24) 20 Stechmeißel, 21 Feilenbürste stählerne Ziffernschlagstempel, 26 chützer, 28) 6000 Blätter Schmirgelleinwand, 29) Vers Schnallen, aus Beinknochen, 3) 100 Rettungsbojen, „36) 1960 m Borte, 38) 5000 m Tau, Lampendochte, 41) schiedenes Papier, 43) 200 1 reinen kochtes und 19 000 kg rohes Lei 500 kg. Bleiweiß, 48) 2700 kg englisch 49) 3000 kg helles Chromgelb, 50) 750 Paraffinfirnis, 52) 3000 k 10 000 kg Kaolin, 56) 37 510 kg Karbolsäure,

Siegellack. Die Bestecke si bei der Firma Gebr. van C Antrag bei dem Kolonialetabl

) 315 Gros Holzschrauben, Schmirgelpapier und 5 chiedene Schleifsteine, 30) Verschiedene Verschiedene 32) Verschiedene 34) 600 m imitiertes Leder, 35) 1750 m Gurtband 37) verschiedene Sorten und Schnüre, 8 Schwammtücher, 42) ver⸗ 1 20 000 kg ge⸗ 45) 11 700 kg Erzzink⸗ 500 kg Bleimennige, 2700 kg Tcotenkopffarbe, g Schellack, 51) 8000 kg Kupfersulphat, fester Zement, 58) 4900 kg Besteck sowohl auch auf mündlichen dam erhältlich.

40) 125 kg Alkohol, 44)

g Salmiak, 53) 55) 40 000 kg feuer 57) 540 kg gelbe Seife, nd für 0,20 Fl. für jedes leef im Haa issement in

Norwegen.

atsbahnen in Christiania: 10 Uhr. Lieferung von 650 Achsen mit Rädern. mit der Aufschrift „Hjul“ werden im Expeditio bahnverwaltung in Kristiania, Jern Zeichnungen und Maschinenabteilung, ebendaselbst, Redaktion der „Nach im Reichsamt des J

28. Februar 1913, 3 Uhr. siegelte Angebote mit der Aufs stationsure“ werden im Exp entgegengenommen. Verkehrsabteilung, ebenda Redaktion der „Nachrichte im Reichsamt des Innern

1“ *

Norwegische Sta 22. Februar 1912 Versiegelte Angebote usbureau der Eisen⸗ „entgegengenommen. im Bureau des Direktors beim „Reichsanzeiger“ und in der ndel, Industrie und Landwirtschaft“

banetorvet 8/9 Bedingungen

richten für Ha

ung von 8 Stationsuhren. chrift „Anbud paa leveranse av editionsbureau der Eisenbahnverw ingen im Bureau des Direkto selbst, beim „Reichsanzeiger“ und in der n für Handel, Industrie und Landwirtsch ertreter in Norwegen notwendig.

Theater und Musik. Deutsches Theater.

die in Leo Tolstois dichterischem an bereits das tiefgreifende Be⸗ insternis“ im Kleinen ühne mit dem Drama das vor etwa einem Jahrzehnt ent⸗ ebenso wie das er

Tolstois Abkehr t erklärt das zur Gen Szenenfolge,

Von den Bühnenwerken, Nachlaß gefunden wurden, kenntnisdrama „Und das Licht scheinet Theater kennen. Gestern folgte die Reinhardt „Der lebende standen, von seinem Urheber abe der Oeffentlichkeit übergeben wurde.

und von der Kunst überhaup

Leichnam“, stgenannte nicht von der Bühne üge, erklärt es